Coruscant

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Fey -

Das Holo-TV-Gerät war längst wieder abgeschaltet, doch vor Chesaras Augen spielten sich kriegerische Szenen auf imperialen Territorium ab. Es hatte keine Bildaufnahmen in den Nachrichten gegeben, da die Kommunikationswege nach Bastion anscheinend schwer belastet, gestört oder gar gesperrt worden waren. Irgendjemandem war es gelungen spärliche Informationen nach außen zu schicken und dies war nun über Holo-TV weiter verbreitet worden. Chesara Vorstelungskraft genügte, um sich ein Bild von Krieg und Zerstörung vorzurufen. Umgehend schrieb sie der ihr bekannten Geheimdienststelle eine Nachricht und bat um alle vorliegenden Informationen. Dies konnte ein wichtiges Schlüsselereignis für sie alle sein. Fey führte derweil ihre Übungen weiter. Sie sprang immer wieder hoch um auf dem Tisch zum Stehen zu kommen und würde morgen sicherlich Muskelkater in den Beinen haben. Nach einer Weile, Chesara war zum Teil in Gedanken versunken, zum Teil verfolgte sie das Training ihrer Padawan, klopfte es an die Tür und eines der Mädchen steckte seinen Kopf in den Raum. Überrascht wandte Chesara sich um.

„Oh... sind wir hier im Weg?“

Fragte sie schuldbewusst, da sie den Aufenthaltsraum des Personals für ihre Zwecke in Beschlag genommen hatten.

„Wir gehen gerne woanders hin.“

Doch die junge Angestellte schüttelte rasch den Kopf und schob sich etwas schüchtern in den Raum hinein. Sie trug so gut wie nichts, was ihr aber nichts auszumachen schien. Chesara glaubte eher, dass sie selbst es war, die das Mädchen nervös machte.

“Ihr seid doch Mistress Chesara, nicht?“

Wollte sie wissen. Chesara nickte.

„Ja, die bin ich.“

Erwiderte sie freundlich. Fey hatte im Hintergrund ihre Sprungübungen unterbrochen. Es hätte wohl einen etwas seltsamen Eindruck gemacht, wenn hinter Chesara eine Twi'lek mehrmals hintereinander vor und auf dem Tisch herum gehüpft wäre. Die Prostituierte machte ein zufriedenes Gesicht.

„Ihr werdet gesucht, Mistress. Mr. Harley hat nach euch gefragt.“

Harley? Einen Moment lang wusste Chesara mit diesem Namen nichts anzufangen, doch dann stellte sie die Verbindung zu Shane her, Sarahs rechter Hand.

„Oh. Natürlich, ich komme sofort.“

Das Mädchen nickte und zog sich bereits wieder zurück.

“Er hält sich in Ms. Kardas' Privaträumen auf, Mistress.“

Sagte sie noch, und verschwand, nachdem sie sicher gestellt hatte, dass Chesara diese Nachricht mit einem Nicken entgegen nahm und offensichtlich wusste, wo es lang ging. Die Jedi-Rätin hatte zwar keine Ahnung, was Shane Harley mit ihr besprechen wollte, aber sie fand es besser ihn nicht warten zu lassen, schließlich war sie hier Gast und auf sein bzw. Sarahs Wohlwollen angewiesen.

„Ich sehe besser nach, worum es geht.“

Teilte sie Fey mit.

„Du kannst noch ein wenig hier bleiben und mit deinen Übungen fortfahren. Falls ich länger weg bin, kannst du später gerne einfach nachkommen.“

Chesara ließ die Padawan alleine in dem Raum zurück und machte sich auf den Weg hinunter in die Privaträume der Bordellbesitzerin. Sie trug ein schlichtes Kleid in einem gedeckten Grau-Blau, hoch tailliert und mit langen, dunkler abgesetzten Unterärmeln, die wie ein Trichter über ihre Hände fielen. Obwohl sie es damals albern gefunden hatte, das ein Modehaus ihr Kleidung schenkte, nur weil sie einen Abend in der Öffentlichkeit mit Pierre les Gray verbracht hatte, war sie heute dankbar dafür. Zuvor hatte Chesara nicht über viel Garderobe verfügt und da sie auf Coruscant ihre Jedi-Robe nicht tragen konnte, kamen ihr die Kleider von „Vernisse“ mehr als Recht. Leider mangelte es vielen der Kleidungsstücke an Schlichtheit, doch Chesara gab sich Mühe nur die mehr oder minder unauffälligen Teile zu tragen. Während sie die Treppe hinunter stieg, bat sie still darum, keine schlechten Nachrichten empfangen zu müssen. Es schoss ihr sogar durch den Kopf, ob man sie des Bordells verweisen wollte, was auch nicht ganz ausgeschlossen war. Sie waren jetzt schon eine Weile hier, möglicherweise wurde ihre ständige Präsenz für zu gefährlich. Solche Gedanken machte sie sich jedoch völlig unnötig, wie sie bald darauf erfuhr. Shane Harley war von seinem Sicherheitspersonal unterrichtet worden, dass draußen vor dem Hintereingang drei Leute herum standen, die um Einlass gebeten und nach ihr gefragt hatte. Chesara stutzte bei dieser Erklärung und fragte sich sogleich, um wen es sich bei dem „Besuch“ handeln mochte, als Shane Harley zwei Namen fallen ließ, die sie kannte.

“Tylaar Zaith?“

Wiederholte sie fragend, nur um sicher zu gehen, dass sie richtig gehört hatte. Shane nickte.

“Ja, als dieser hat er sich vorgestellt: Tylaar Zaith, Tionnes Schüler.“

Chesara nickte.

„Ich kenne ihn.“

Versicherte sie Sarahs Mitarbeiter.

„Danke für die Information.“

Shane Harley nickte. Er war ein netter Mann und hatte das Honey House gut im Griff. Chesara sah ihm nach, bis er verschwunden war, ihre Gedanken galten allerdings Tionne. Es war ewig her, dass sie zuletzt etwas von ihrer ehemaligen Schülerin gehört hatte. Sie machte sich keine Illusionen, dass sie sie heute wiedersehen würde, aber wenn dort draußen vor den Türen wirklich ihr früherer Schüler Tylaar stand, dann wusste er vielleicht etwas über sie. Einen Moment lang verharrte Chesara, schloss ein paar Sekunden lang die Augen und dankte der Macht, dass sie wieder jemanden zu ihnen geschickt hatte. Sie waren noch immer weniger, aber jeder Einzelne zählte.

Da sie sich bereits in den Privaträumen befand, war es nicht mehr weit bis zur Tür des Hintereingangs, der nur für wenige zugänglich war. Chesara durchquerte den größeren Raum bis hin zu der dicken Durastahltür und öffnete diese. Sie sah die Drei sofort: einen hochgewachsenen Kiffar mit charakteristischer Gesichtstätowierung, eine dunkelhaarige Frau in einer weiten Hose und einer recht schmutzigen Jacke, und Tylaar. Chesara hatte Tionnes alten Schüler nur einige wenige Male gesehen, erkannte ihn jedoch sofort wieder. Er war schlicht und dunkel angezogen und nichts an ihm schien darauf hinzudeuten, dass er ein Jedi war. Chesara jedoch wusste es und dieses Wissen nahm ihr gerade einen winzigen Teil ihrer Sorgen von ihrer Schulter.


„Tylaar Zaith.“

Sprach sie seinen Namen deutlich aus. Ihre Stimme hatte den Klang neutraler Feststellung und freudiger Überraschung. Chesara lächelte.

„Bei allen vier Himmelsrichtungen...“

Sagte sie kopfschüttelnd, aber lächelnd.

„Das wurde aber auch Zeit. Kommt herein.“

Weder von Tylaar noch von Tionne hatte sie etwas gehört – war es seit Corellias Fall? Oder war es gar schon davor gewesen? Für einen Moment fiel es Chesara schwer die Ereignisse in eine richtige Zeitabfolge zu bringen. Sie nickte ihm und auch seinen beiden Begleitern zu und trat einen Schritt zurück in den Gang. Der bullige Sicherheitsmann stand mit verschränkten Armen an der Seite und warf Tylaar einen ziemlich düsteren Blick zu.

- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Tylaar, Noa, Derryn -
 
Coruscant - Untere Ebenen - Hintereingang des Honey House - mit Derryn, Noa & Wachpersonal

Anscheinend bekam der Wachmann keinen Mitarbeiternachlass.
Und so wurde weiter geschwiegen vor dem Honey House. Derryn lehnte an der Wand, rauchte, Noa stand näher an Tylaar und er selbst verschränkte die Arme vor der Brust und kam sich allmählich etwas blöde vor. Er hatte nichts dagegen, irgendwo zu warten. Wenn dieses 'irgendwo' allerdings der Hintereingang eines Puffs war ... zumindest brauchte er sich keine Gedanken über seinen Ruf zu machen. Erstens hatte er gar keinen zu verlieren, zweitens kannte er eh niemanden. Und drittens interessierte es in den unteren Ebenen ohnehin keine Sau, was andere Leute taten.

Er ging einmal mehr in sich, suchte die Ruhe in der Macht und versuchte so, diese fremde Frau von eben zu spüren. Er meinte, sie im Inneren des Honey House zu fühlen, aber es war mehr der Hauch eines Berührens. Zaith hätte niemals sagen können, wo genau sie sich gerade befand, denn allmählich wuchs eine gewisse Aufregung in ihm. Mit ein bisschen Glück würde er bald das erste Mal seit Jahren auf andere Jedi treffen. Der Kreis schloss sich.

Ohne Vorwarnung kam Bewegung an den Hintereingang. Der Wachmann trat ein Stück zur Seite, sodass sich die Blicke der drei Defender auf die Frau richteten, die nun halb nach draußen trat. Vom Alter her ungefähr in Tylaars Bereich, bewirkte das Auftreten der Meisterin ChesaraSyonette, dass Zaith unwillkürlich lächeln musste. Sie trug ein schlichtes Kleid, was ihn kurz daran erinnerte, dass nicht nur er vom Äußeren her niemals als Jedi zu identifizieren war. Die Zeiten hatten sich geändert ...
Die hochrangige Jedi begrüßte ihn ebenfalls mit einem Lächeln, sprach ihn beim Namen an, was ihn auf eine sonderbare Weise berührte. Für Chesara war er kein namenloser Fremder, sondern ein Mitglied des Ordens ... zuimindest hoffte er das. Aber ihrem Gesichtsausdruck und den folgenden Worten zu schließen, war sie nur erleichtert, einen weiteren Jedi zu sehen, wo auch immer er sich in den letzten Jahren herumgetrieben hatte.
Als sie die drei einludt, ihr ins Innere zu folgen, warf er dem Wachmann ein unverschämtes Grinsen zu, als er ihn passierte. Der Kerl tat ihm fast leid. Es gab immer Jobs, die schlimmer waren, als seine eigenen.


Tylaar ging direkt hinter der Meisterin, gefolgt von Noa und Derryn, der den Abschluss bildete.
"Ich bringe Euch Grüße Eurer alten Schülerin und meiner Meisterin. Auch wenn sie Euch etwas ... verspätet erreichen", sagte er, während die Delegation der Defender Chesara folgte.

Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Derryn, Noa & Chesara
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Vor dem Honey House (Hintereingang) - mit Noa & Tylaar -


Man mochte es dem Kiffar nicht ansehen, aber er war nervös. Und es war nicht gerade die positive Art von Nervosität, keine freudige Erwartung. Er war niemand, der sich auf Handgreiflichkeiten oder Auseinandersetzungen freute; seiner Meinung sollte das auf die meisten Teräs Käsi-Trainer zutreffen, denn wer Lust auf Streit hatte, erreichte selten die Meistergrade. So konzentrierte er sich zunächst auf die Cigarra, obwohl sie nur sein Alibi war, sein Ersatz dafür, dass er nicht dumm in der Gegend rumstehen musste. Er inhalierte den Rauch, die Cigarra glomm im Halbdunkel auf. Als Tylaar grinste, sah ihn Derryn nur finster an. Wäre er nicht so angespannt, hätte er vielleicht sogar gelacht. Humortechnisch gesehen musste er für die anderen beiden klinisch tot sein, aber bis dato hatte auch nur Tylaar bewiesen, dass er auch ernste Situationen nicht als solche erkennen konnte. Das, in Verbindung mit der Tatsache, dass er (angeblich) ein Jedi war, zeichnete ein komisches Bild von dem Orden. Derryn hoffte imständig, dass es keine Vereinigung von Schwachköpfen war.

Dann war Bewegung in die Gruppe gekommen, und er war den beiden zum Hintereingang gefolgt. Zwar mit einigen Schritten Abstand, wobei er noch ein paar Blicke nach rechts und links geworfen hatte. Entdeckt hatte er aber nichts Auffälliges. Er nahm die Cigarra in die linke Hand und legte auf den letzten Meter die rechte auf den Halfter des Blasters. Der Hinterhof eines Bordells … wenn man sie hier umnietete, konnte nicht einmal der Wind von ihrem Tod berichten.
Und wie auf Kommando berichtete ihm die Wand, an die er sich gelehnt und dort „munter“ weiter gepafft hatte, von einem Mord. Ein übel zugerichteter Rodianer, der von zwei Schemen erschossen wurde. Sein Blut klebte immer noch an der Mauer. So schnell, wie die Vision gekommen war, verschwand sie wieder. Sein Volk nannte es Psychometrie, aber Derryn fand es einfach lästig. Was brachte es ihm, die Vergangenheit zu sehen? An der konnte er ohnehin nichts ändern.

Tylaar riss noch ein paar blöde Sprüche, aber er hörte nicht wirklich hin, sondern konzentrierte sich auf das kommende. Als eine Frau an dem Eingang erschien, richtete er sich ruckartig auf. Die Cigarra hatte er achtlos fallengelassen, den Rest des blauen Rauchs beförderte er mit einem tiefen Atemzug aus seinen Lungen. Der penetrante Geschmack aber blieb. Den Namen der Dame hatte Derryn nicht gehört, was er wohl seiner Unaufmerksamkeit zu verdanken hatte. Er folgte Noa und Tylaar hinein und bemerkte den finsteren Blick des Türstehers, den er an Tylaars Stelle dankend entgegen nahm. Seine dunklen Augen strahlten den Wachmann mit einer Bösartigkeit an, die er selten zeigte – für ihn war das hier immer noch Feindgebiet, zumal er Tylaar nicht vertraute und damit auch niemandem, den er kannte. Zudem waren sie hier in einem Bordell in den unteren Ebenen eines Planeten, dessen Oberfläche das letzte Mal vor fünfundzwanzig Millennien das Sonnenlicht gesehen hatte. Nicht gerade ein Pluspunkt für die Situation. Mit seinem Auftreten wollte Derryn klarmachen, dass niemand Noa anrührte – den Türsteher sah er nicht gerade als Bedrohung an. Er war zwar bullig und höchstwahrscheinlich kräftiger als er, aber das machte nichts. Eines der Prinzipien von Teräs Käsi war das Ab- beziehungsweise Weiterleiten von Kraft, um sie gegen den Aggressor zu verwenden.


„Bleiben sie dicht bei mir, Miss Cortina.“

Meinte Derryn leise zu Noa, als er weiterging. Während er das sagte, sah er sich um und versuchte, sich den Weg zu merken, den sie gingen. Je weiter sie in das Gebäude hineingingen, umso geringer wurden seine Chancen, sie hier lebend rauszubringen, sollte die Situation tatsächlich eskalieren.


- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Tylaar, Noa & Chesara -
 
- Coruscant – Untere Ebene – Honey House – Mit Derryn, Tylaar, Chesara -

Das Warten machte Noa nichts aus. Jeder der drei Widerstandskämpfer stand für sich, hing seinen eigenen Gedanken nach, fragte sich im Stillen, wie sie wohl aufgenommen werden würden. Derryn stand etwas abseits von ihnen und rauchte eine Zigarre. Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und stellte fest, dass er wirkte wie ein Einzelgänger, dass sie aber wohl auch nicht unschuldig daran war, da sie bisher wenig Anstalten gemacht hatte, mit ihm zu sprechen. Da sie ihn nicht kannte, hatte sie auch nichts gegen ihn. Es war eher das Unverständnis gegenüber der Entscheidung ihres Bruders, die sie dazu veranlasst hatte, ihn weniger zu beachten als sie es unter normalen Umständen getan hatte. Dass Pablo und Grant ihnen einen weiteren Mann als Verstärkung mitnahmen, obwohl sie und Tylaar dies für unnötig hielten, hatte sie verärgert. Derryn Vos selbst konnte nichts dafür, er war hier, weil er einen Auftrag hatte, so wie sie auch. Tylaar stand etwas dichter bei ihr, machte einen spaßigen Spruch in Richtung des bulligen Sicherheitsmannes, doch dieser reagierte nicht. Dann dauerte es nicht mehr lange, bis sich die schwere Tür in der kahlen Wand öffnete und eine Frau heraus trat, deren Gesicht Noa kannte. Rätin ChesaraSyonette war beinahe so groß wie sie selbst, doch ihre Erscheinung unterschied sich von den Bildern aus den Nachrichten und Zeitungsartikeln, die Noa kannte. Sie trug keine der üblichen braunen Jedi-Roben, die für gewöhnlich mit hellen Tuniken komibiniert wurden, und das überraschte Noa wohl am meisten. Dabei, dachte sie dann später, hätte sie eigentlich damit rechnen müssen. Ebenso wenig wie Tylaar durfte sich die Rätin nicht als das zu erkennen geben, was sie war – nicht in der Öffentlichkeit Coruscants, gleich auf welcher Ebene sie sich aufhielt, und auch nicht im Honey House, in dessen Mauern sie einstweilen Schutz gefunden hatten. Der Blick der Jedi glitt von Derryn, über Noa, bis hin zu Tylaar, war aber keinesfalls musternd oder abwertend, sondern eher neugierig. Dann bat sie sie herein zu kommen, ohne Fragen zu stellen, ohne sich die Namen von Tylaars Begleitern geben zu lassen. Mit einer solchen Leichtgläubigkeit hatte Noa Chanelle nicht gerechnet, aber schließlich war die Frau eine Jedi und noch dazu keine geringe. Soweit es die bekannten Daten und Fakten anging, wusste Noa alles, was es über ChesaraSyonette zu wissen gab. Sie hatten sich ausgiebig mit den Jedi beschäftigt, aus reinem Interessen, aufgrund langer Recherchen während ihrer Arbeit als Journalistin, und auch als Vorbereitung für diese Aufgabe. Die Rätin war seit ihrer Jugend ein Mitglied des Ordens. Sie war von Led Manice persönlich unterrichtet und ausgebildet worden, hatte sich als junge Jedi-Ritterin einen guten Ruf erarbeitet und war bereits sehr früh in die Reihen des Rates aufgenommen worden, fortwährend im Dienste der Republik engagiert und bereit ihr Leben zu geben, wenn sie andere damit retten konnte. Irgendwann war sie von der Bildfläche verschwunden. Es hieß, sie habe den Orden verlassen um ein ruhiges Leben mit ihrer Tochter – von der man bis dahin nichts gewusst hatte – zu führen. Erst sehr viel später, als Coruscant an das Imperium fiel und die Jedi ihre Basis auf Corellia bezogen, kehrte sie zurück. Man nahm sie in den Rang eines Advisors, einer Beraterin des Rates, und in dieser Zeit beteiligte sie sich an der Zerstörung des Todessterns, jener grauenhaften Erfindung des Imperiums, die ganze Planeten zerstören konnte und Delastine auf dem Gewissen hatte. Später wurde sie wieder zum Ratsmitglied befördert und diesen Titel trug sie noch heute. ChesaraSyonette hatte einige Padawane unterrichtet, aus denen später namhafte Jedi geworden waren, darunter Tomm Lucas oder Tionne, die Tylaar als seine Meisterin bezeichnete. Als er deren Namen erwähnt hatte, war ein Ausdruck über das Gesicht der Rätin geglitten, den Noa nicht recht hatte deuten können. Sie glaubte, dass es eine Spur von Freude war, gemischt mit Bedauern.

Tylaar folgte der Jedi als erster durch die schwere Sicherheitstür, danach folgte Noa und Derryn bildete das Schlusslicht. Sie betraten einen Gang und danach einen weiteren und plötzlich hörte Noa die Stimme des Kiffars hinter sich, der ihr riet dicht bei ihm zu bleiben. Überrascht wandte sie sich halb zu ihm um, stolperte dabei fast, weil sie nicht auf den Weg achtete, fing sich jedoch direkt wieder. Normalerweise ärgerte es sie, wenn jemand so tat als könne sie nicht selbst auf sich aufpassen. Tylaar hatte sich damit schon mehrere Male unbeliebt bei ihr gemacht und jedes Mal hatte sie sich furchtbar aufgeregt. Sie mochte es nicht, als Mädchen oder als schwach betrachtet zu werden. Diesmal war es jedoch irgendwie anders. Vielleicht lag es an der höflichen Anrede, die Derryn benutzt hatte. Aus seinem Mund hatte es nicht abwertend geklungen, nicht so, als wolle er sich in seiner Männlichkeit vor ihr aufplustern, sondern schlicht und einfach professionell... so, als ob es sein Auftrag wäre. Noa dachte an Pablo. Sie wusste nicht, wie deutlich er Derryn erklärt hatte, worum es heute ging und was genau seine Aufgabe war, aber er hatte ihn ohne Zweifel wissen lassen, was für ihn wichtig war. Aprubt blieb Noa stehen, während Tylaar und die Jedi vor ihr weitergehen. Sie wandte sich zu Derryn um.


„Noa.“

Sagte sie freundlich zu ihm.

„Einfach Noa.“

- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Tylaar, Derryn, Chesara -
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Tylaar, Noa -

Anstatt einer Begrüßung erwiderte Tylaar Zaith, dass er Grüße von Tionne mitbrachte, wenn auch mit einiger Verspätung. Chesaras Mundwinkel hoben sich ein Stück. Sie hoffte inständig, dass es Tionne gut ging, fragte sich jedoch gleichzeitig, wie lange es wohl her sein mochte, dass Tylaar sie zum letzten Mal gesehen hatte. Sie winkte die drei Besuch ins Innere des Bordells, führte sie den Gang zu Sarahs Privaträumen entlang und schließlich in eines der gemütlich eingerichteten Wohnzimmer, in denen es eine bequeme Sitzgruppe gab. Ein weicher Teppich war quer durch den Raum gelegt, es gab mehrere Ledersessel, eine Stehlampe und eine mittelgroße Skulptur in einer Ecke. Auf einem Regal standen ein paar kleinere Pflanzen. Der Raum bot Amtmosphäre für geschäftliche Gespräche, zumindest empfand Chesara es so. Sie wandte sich zu Tylaar und seinen beiden Begleiten um, wobei ihr die wachsame Art des Kiffars auffiel, der die Umgebung sondierte wie ein Aufklärungsdroide.

"Willkommen im Honey House."

Sprach sie alle drei Besucher gleichzeitig an. Sie war zwar selbst nur Gast in diesem Hause (und wollte auch nichts anderes sein), doch die Umstände und die Höflichkeit geboten es ihr in diesem Moment, sich wie eine Gastgeberin zu verhalten. Sie räusperte sich.

"Ich muss den Ort entschuldigen, an dem wir uns treffen."

Erklärte sie und erfasste mit einer Handbewegung das Etablissement, in dem sie sich befanden.

"Die derzeitige Situation auf Coruscant erlaubt es dem Orden der Jedi jedoch leider nicht, sich öffentlich zu zeigen, stattdessen haben wir in diesem Bordell Unterschlupf und Tarnung gefunden, während wir uns auf diesem Planeten aufhalten."

Sie wandte ihren Blick an den Kiffar und die fremde Frau. Da sie mit Tylaar reisten, nahm Chesara an, dass sie offen sprechen konnte.

"Ich bin ChesaraSyonette und eine Jedi, so wie Tylaar."

Einladend wies sie auf die freien Sessel. Noch standen sie alle, aber im Sitzen ließ es sich angenehmer sprechen.

"Bitte, nehmen Sie Platz."

Bot sie an und machte sogleich den Anfang, bevor sie sich wieder an Tylaar wandte. Es gab viele Fragen, die sie stellen wollte, aber in erster Linie war sie froh, ihn als lebend und wohlauf vermerken zu können.

"Wir haben lange nichts voneinander gehört."

Begann sie das Gespräch.

"Ich bin gespannt zu erfahren, wie du hierher gefunden hast und welche Nachrichten du mit dir bringst. Ich bin wirklich froh, dich zu sehen. Die Zeiten sind hart, es gibt viel zu tun... ich bin dankbar für jeden Jedi-Ritter, der sich uns hier auf Coruscant anschließt."

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Tylaar, Derryn, Noa -
 
Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn

Das war er also: Der Moment der Rückkehr.
Alles, was er vorher gedacht, befürchtet hatte, verschwand. Es gab keine Angst vor Zurückweisung, Tadel, keine Unsicherheit, ob er noch zu den Jedi gehörte, obwohl er die letzten Jahre im Exil verbracht und nicht an der Seite seiner Ordensbrüder- und schwestern gestanden hatte. Chesara hatte ihn als einen der ihren empfangen. Und Tylaar spürte Erinnerung in sich wach werden. Erinnerungen, die er über drei Jahre in die hintersten Winkel seines Geistes verdrängt hatte.
Auf einen Schlag war es zurück. Er sah sich selbst in seiner grau-schwarzen Jedi-Kluft mit Joseline - die er zusammen mit K'rluk aus dem Inferno gerettet hatte und bei dem ihr Geliebter Van ums Leben gekommen war - seinem Freund Revan Caar am Ufer des Sees nahe der Basis auf Corellia üben und lachen. Er sah, wie seine Meisterin Tionne ihn nach fast zweimonatiger Krankheit in den Fluren der Jedi-Basis in Empfang nahm, hörte sich selbst, wie er seine Mitschülerin Aayla mit einem arroganten Spruch aufzog, spürte ihre Umarmung zuvor.
Sie alle waren nun fort, wahrscheinlich sogar tot.

Und er sah Chesara, ebenfalls nahe am Ufer an diesem Tag. Wie er sie und ihre Padawan-Schüler mit einem Getränk in der Hand beim Training beobachtete, wusste noch genau, wie alt und erfahren er sich in diesem Moment gefühlt hatte - so kurz vor den Prüfungen.
Von allen Jedi, die er kannte oder auch nur beim Namen nennen konnte, war Chesara die einzige, die noch lebte und wirkte. Vielleicht noch Joseline, die von den Befehlshabern der Defender erwähnt wurde. Aber alle anderen ... weg, gegangen.
Er war damals anders gewesen. Damals. Ruhiger, besonnener, ausgeglichener. Jetzt, mehr als drei Jahre später, hatte sich das Imperium alle Mühe gegeben, ihm das wieder zu nehmen. Er war ein verbitterter Mistkerl geworden, einzig und alleine aus auf Rache. Gab es für ihn noch eine Chance, das wieder zu ändern? Würde er wieder so werden, wie er war, bevor ihn der Krieg von seiner Meisterin und Mitschülerin getrennt hatte?

Und während Noa, Derryn und er selbst der Jedi in ein anscheinendes Privatgemach im Honey House folgten, sammelten sich Tränen in seinen Augen, ließen ihn blinzeln. Verdammt, er brauchte seine Konzentration! Es hatte keinen Sinn, sich einem sentimentalen Augenblick hinzugeben. Er hoffte, ungesehen von den anderen, sich die Tränen aus den Augen zu wischen, bevor es weiter auffallen konnte.
Als Chesara sie im Honey House willkommen hieß und sich für die Örtlichkeit entschuldigte und die Umstände erklärte, die sie in dieses ungewohnte Gebiet zwang, ehe sie sich den anderen vorstellte, hatte er es einigermaßen geschafft, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Schließlich ludt Chesara die Gäste ein, Platz zu nehmen.

Tylaar hingegen verneigte sich erst vor der Meisterin, denn einen ordentlichen und ehrerbietenden Gruß hatte er bisher nicht zustande bekommen. Dann ließ auch er sich nieder, sah zu seinen beiden Begleitern herüber und entschied dann, vorerst das Wort zu übernehmen. Bevor er aber sprechen konnte, drückte Chesara aus, wie sehr es sie freute, dass sich ein weiterer Jedi-Ritter anschließen würde. Meinte sie den Orden oder den Widerstand? Und das ließ Zaith in seinen Überlegungen stocken. Was würde er darauf sagen? Gehörte er noch dem Orden an, war er ein Widerstandskämpfer, wer war er überhaupt? Und was erwartete die Meisterin jetzt von ihm?
Er suchte eine Weile nach den richtigen Worten, dann begann er.

"Es ist in der Tat lange her, dass wir uns zuletzt sahen, Meisterin." Zaith sprach Chesara bewusst als 'Meisterin' an, denn so hatte er es mit allen Jedi getan, die in der Stellung über ihm standen. "Ich kann mich noch an den sonnigen Tag in den Gärten der Basis auf Corellia erinnern. Dort habt Ihr junge Schülerin unterwiesen, eine neue Generation von Jedi ausgebildet. Seitdem ist viel geschehen."

Sie hatte ihn gefragt, wie er zurück nach Coruscant und damit zu den Jedi gelangt war. Tylaar wollte ihr das nicht verheimlichen.
"Als das Imperium den Krieg von Neuem auf das Brutalste entfesselte, diente ich freiwillig bei der Infanterie der republikanischen Streitkräfte, kämpfte in den Straßen von Coronet-City gegen die Invasoren. Ich ... ich wurde allerdings schwer verwundet und evakuiert, bevor der Planet gänzlich in die Hände des Feindes fiel. Seitdem hielt ich mich unter falschem Namen versteckt, denn ich befürchtete, der Orden sei untergegangen, ausgelöscht von den Sith. Vor einem Jahr dann versuchte ich das erste Mal zurück nach Coruscant zu gelangen, denn ich hatte Gerüchte gehört, dass die Jedi überlebt hatten. Aber ich wurde entdeckt und musste fliehen. Jetzt allerdings bin ich zurück, fand im Widerstand gegen das Imperium eine Aufgabe, die eines Jedi würdig ist. Ich habe genug Zeit damit verschwendet, mich zu verstecken."

Jetzt würde der unangenehmere Teil kommen. "Allerdings kehre ich nicht als Jedi-Ritter zurück. Zum einen bin ich nämlich keiner - ich wurde von Tionne und Aayla getrennt, ehe ich mich den Prüfungen unterziehen konnte. Was aus Aayla und Eurer einstigen Schülerin und meiner Lehrmeisterin wurde", seine Miene verfinsterte sich merklich, "kann ich Euch jedoch nicht sagen. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich die beiden im Outerrim bei den Vorbereitungen einer Mission, die sie wohl nie abschließen konnten. Ich weiß nicht, ob sie noch leben, aber jeder Versuch, wieder mit ihnen in Kontakt zu treten, ist bis jetzt gescheitert."
Seine Stimme wurde leiser, fast gebrochen. "Wenn ich tief in mich hinein höre, mich der Macht hingebe, dann kann ich sie dort noch spüren. Irgendwie. Aber sie sind weit weg. Weit weg ..." Zaith sah kurz auf einen leeren Punkt an der ihm gegenüberliegenden Wand, ehe er tief durchatmete und seinen Blick wieder auf Chesara richtete. "Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen. Die Macht wird einen Weg finden. Wir jedoch müssen einen finden, das Imperium und die Sith für ihre Taten büßen zu lassen. Und hier auf Coruscant sollte es anfangen. Wir müssen sie von diesem Planeten verjagen, denen, die nicht an Raffgier, Habsucht, Hass und Vorurteile glauben, ein Zeichen setzen. Das ist der Grund, warum wir", er wies mit einer Hand auf Noa und Derryn", hier sind, Meisterin. Wir sind Teil einer Gruppierung, der Defender, die sich aktiv im Widerstand betätigt. Ihr habt Recht, die Zeiten sind hart und es gibt viel zu tun. Und jetzt ist es an der Zeit, dass sich die Kräfte, die noch einzeln und auf verlorenem Posten gegen unseren gemeinsamen Feind kämpfen, vereinen, ihre Kräfte bündeln. Nur dann haben wir eine Chance, das Blatt zu wenden."
Tylaar lehnte sich ein Stück in den Sessel. "Ihr seht, Meisterin, ich spreche nicht nur als Padawan-Schüler zu Euch. So sehr ich mich auch freue, Euch und damit die Jedi lebend zu sehen - wenn unser Orden wieder wachsen soll, wenn wir ihm wieder einen gesunden Boden geben wollen, dann müssen wir zuerst die Grundlagen einer Gesellschaft schaffen, die auf Mitgefühl, Vertrauen und Freiheit basieren. Und das ist eine Aufgabe, die sowohl die Jedi, als auch die Defender verbindet."

Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Tylaar, Noa -

Ihre Vermutungen bestätigten sich recht schnell. Tylaar wusste nicht, wo Tionne steckte, ob es ihr gut ging oder ob sie überhaupt noch lebte. Es war lange her, seit er von ihr getrennt worden war. Somit blieb für Chesara wieder einmal nichts weiter als im Stillen zu hoffen und zu bangen, wie sie es um so viele ihrer Freunde von einst tat. Jetzt jedoch wollte sie ihre Zeit nicht damit verschwenden denen nachzutrauern, denen sie im Augenblick nicht helfen konnte. Vor ihr saß Tylaar, gerade nach einer langen Zeit der Abwesenheit zurück gekehrt - niemand hatte seit Jahren von ihm gehört - und ihm galt ihre Aufmerksamkeit, ihm und seinen Begleitern. Wie es schien, hatte er viel zu erzählen. Er fing an zu sprechen und erklärte in groben Zügen wie er nach Coruscant gekommen war. In der Tat hatte er es vor einiger Zeit bereits schon einmal versucht, dort damals war sein Versuch, sich hier zu anderen überlebenden Jedi durchzuschlagen, gescheitert. Diesmal war es ihm gelungen und statt alleine durch die unteren Ebenen zu ziehen, hatte er bereits neue Bekanntschaften geschlossen. Er wies auf den Kiffar und die menschliche Frau neben ihm, während er von einer Gruppierung, den "Defender" erzählte, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hatten, Coruscant und seine Bewohner vom Imperium zu befreien. Chesara schenkte den beiden Fremden einen langen Blick. Dies war bereits die zweite Gruppierung dieser Art, auf die sie hier unten stieß, oder bestand gar ein Zusammenhang zwischen den Defender und jener Gruppe, die die imperiale Kaserne angegriffen hatten? Chesara erinnerte sich gut an den mysteriösen Anruf vor einiger Zeit, an die Nachricht auf ihrem Gleiter, als sie von einem Gespräch mit Azgeth gekommen war.

"Ich verstehe, worauf du hinaus willst."

Entgegnete sie auf Tylaars Ansprache hin.

"Und es beruhigt mich, dass wir in dieser Hinsicht die gleiche Meinung vertreten. Ich habe bereits einige Anstrengungen unternommen, einen Widerstand hier unben aufzubauen, jedoch mangelt es mir an Kontakten und Mitstreitern. Die Reihen der Jedi sind noch immer dünn gesäht. Als Corellia fiel, sind wir in alle Himmelsrichtungen der Galaxis zerstreut worden und darunter leiden wir noch immer. Zwar sind die Wege der Kommunikation bereits wieder besser geworden und wir haben sogar wieder eine offizielle Anlaufstelle - auf Lianna - doch noch immer gibt es genug von uns, die als vermisst gelten und die nicht wissen, wie sie Kontakt mit dem Rat aufnehmen sollen. Der Rat selbst..."

Chesara brach ab und hob die Schultern. Sie wusste nicht, wo die anderen waren. Vertiefen wollte sie diese Thematik jedoch nicht, nicht vor den beiden Fremden, deren Namen sie bisher nicht einmal kannte. Sie wollte lieber über den Widerstand sprechen und darüber, was man tun konnte um dem Imperium den Kampf anzusagen.

"Ich würde gerne mehr über die Defender erfahren."

Bat sie höflich.

"Und darüber, wie ihr uns im Honey House gefunden habt. Zwar bin ich froh, dich hier wiederzusehen, Tylaar, doch es macht mir gleichzeitig Sorgen bezüglich unserer Sicherheit. Unser Versteck scheint nicht so geheim zu sein, wie ich geglaubt habe."

Ihr fragender Blick traf den Jedi-Ritter, der sich offensichtlich nicht als solcher sah, sowie die beiden Widerstandskämpfer. Dann sah Chesara wieder nur Tylaar an.

"Ein Rang bedeutet nicht viel mehr als eine höfliche Anrede. Über welche Fähigkeiten ein Jedi tatsächlich verfügt, entscheidet nicht sein Titel, sondern seine Auffasungsgabe und seine Lernfähigkeit. Du besitzt von beidem genug um in der Zeit als Tionnes Padawan reichlich von dem gelernt zu haben, was ein Ritter wissen muss. Wir sind uns damals nur ein oder zweimal begegnet, aber ich erinnere mich daran, wie sich deine Aura angefühlt hat. Sie hat sich verändert, im Laufe der Jahre... so wie du auch."

Chesaras ruhige Stimme schlich durch den Raum wie ein lauer Herbstwind, dessen Gesang in freier Natur von raschelnden Blättern und dem Seufzen sich wiegender Baumspitzen begleitet wurde. Die Jedi-Rätin kniff leicht die Augen zusammen, als sie Tylaar betrachtete. Er war in der Tat stärker geworden, vermutlich hatten die letzten Jahre, während derer er sich vor Feinden der Republik versteckt hielt, ihren Teil dazu beigetragen.

"Ich spüre allerdings noch etwas anderes."

Fuhr sie fort.

"Den Nachhall eines Schattens..."

Ihr Blick ruhte wachsam auf Tylaar. Erst vor wenigen Minuten hatte er von Mitgefühl und Vertrauen gesprochen, von noblen Zielen, gegen die er kämpfen wollte.

"Der Zweck heiligt nicht immer die Mittel, Tylaar."

Sprach Chesara mit fester Stimme.

"Du musst vorsichtig sein in dem, was du tust, denn die dunkle Seite hat bereits ihre Fühler nach dir ausgestreckt."

Ernst sah sie ihn an. Eigentlich wirkte er nicht so, als umgäbe ihn ein Hang zur Leichtfertigkeit. Er musste jedoch auf seine Schritte acht geben.

"Dennoch... du bist lange genug ein Padawan gewesen und ab heute ein Jedi-Ritter unseres Ordens. Die Fähigkeiten dazu besitzt du und die Ausdauer und die Geduld hoffentlich auch. Tragt diesen Rang mit Stolz, Tylaar Zaith, aber vergesst nicht, was er von Euch fordert."

Damit hatte Chesara für diesen Moment alles gesagt, was ihr als nötig erschien. Nun war es Zeit, sich über den Widerstand zu unterhalten und darüber, wer die Defender waren, woher sie kamen und wie ihre Pläne aussahen.

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Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn

Tylaar hörte genau zu, als die Meisterin sprach. Dass sie erleichtert war, noch mehr gefunden zu haben, die sich dem Widerstand gegen das Imperium verschrieben haben. Als sie erwähnte, dass die Jedi in alle Richtungen verstreut waren, zuckte er unwillkürlich zusammen. Oh ja, damit hatte er Erfahrung gemacht. Die Jedi waren nach der Niederlage so heftig auseinander gerissen worden, dass es fast drei Jahre gedauert hatte, bis Zaith die ersten Nachrichten und Gerüchte vom Überleben der anderen Jedi gehört hatte. Jetzt jedoch erhielt er eine Neuigkeit, die ihn lächeln ließ. Es gab also wieder eine Anlaufstelle für sie - Lianna. Das tat gut zu wissen. Ein in sich auseinander gerissener Orden war schwach. Ein Orden jedoch, der wieder ein Heim gefunden hatte - damit war die Grundlage geschaffen, die Jedi eines Tages zurück in ihr altes Dasein zu führen. Bei der Erwähnung des Rates gedoch ging es Zaith kurzzeitig durch den Kopf, dass bei einem Wiedererstarken der Jedi einige Reihen innerhalb des Rates geschlossen werden mussten. Wer wusste schon, wie viele Mitglieder im Laufe der Jahre von den Sith gejagt und zur Strecke gebracht worden.

Chesara wollte also mehr über die Defender erfahren. Das war absolut verständlich, in diesem Teil jedoch dachte sich Tylaar, Noa wäre geeigneter, zu erzählen, wer sie waren und vor allem, wie sie das Honey House als geheimen Unterschlupf der Jedi entlarvt hatten. Bevor er allerdings das Wort an die junge Cortina, der er in diesem Moment einen Blick zuwarf, weitergab, hob Chesara noch einmal die Stimme an. Und mit jedem Wort hing Tylaar mehr und mehr an ihren Lippen.

Sie sprach davon, dass ein Rang rein gar nichts bedeutete und dabei nickte Tylaar zustimmend. So sah er es auch schon immer. Er hatte respektierte niemanden aufgrund seines Status, sondern wegen des Charakters, der inneren Stärke und der Werte, die jemand vertrat. Und dann sagte sie, dass er sich verändert hatte. Wie Recht sie doch hatte ...

"Ich habe Meisterin Tionne nie deswegen respektiert und verehrt, weil sie Mitglied des Hohen Rates war. Die Art, wie sie mich unterrichtete, entgegen aller Widrigkeiten, ihr Wissen und ihre Weisheit, das hat mich sie respektieren lassen. Ob ich nun Padawan bin oder Meister, vergesse ich, wofür ich ein Jedi bin, gebührt mir keinerlei Respekt. Und ja, ich habe mich verändert. Sehr sogar. Wie wir alle in der Galaxis, die aus ihrer Existenz gerissen worden."

Jetzt kam etwas zur Sprache, das fast den Raum in sich zusammen schrumpfen ließ. Chesara sprach von einem Nachhall der Dunklen Seite, von diesem Schatten, der auf ihm lag und wohl für jeden Jedi deutlich zu spüren sein musste. In Gegenwart der großen Meisterin schien er sich fast zu schämen. Verglich er sich mit ihr, dann war er ein verfluchter Renegat, der ständig strauchelte auf dem Weg ein Jedi zu sein. Dass sie es jetzt deutlich spürte, musste an den Ereignissen der letzten Nacht im NOVA liegen. Ein nachdenklicher Blick streifte Noa, die mit ihm gewesen war, die es gesehen hatte.
"Ich war nie der ideale Jedi, Meisterin." Er nahm die Augen von Noa und sah wieder direkt Chesara an. "Dass ich die Dunkle Seite kenne, will ich nicht bestreiten. Sie ist seit jeher ein Teil von mir, aber ich bin mir dessen bewusst. Aber ich will Euch auch nicht in die Hand versprechen, sie völlig abzulehnen. Auch Tionne wusste davon, trotzdem nahm sie es auf sich, mich nach meinem Exil zu unterweisen. Heute aber weiß ich, dass die beste Waffe gegen meine Dunkle Seite die Lehren meiner Meisterin sind."

Auf ihre Erwähnung, dass der Zweck nicht die Mittel heiligte, schwieg er allerdings. Da hatte er seine sehr eigene Ansicht. Er war der Meinung, dass es, um den Jedi und der Galaxis am besten dienen zu können, nur wenige Grenzen geben durfte. Die Sith kannten keine Regeln. Soweit wollte Zaith nicht gehen, aber um sie zu besiegen, musste man sich ein Stück weit auf sie einstellen.
Noch halb in Gedanken, drang ein Satz zu ihm durch, der ihn schlagartig wieder voll in dieses Gespräch zurück brachte.
'Dennoch... du bist lange genug ein Padawan gewesen und ab heute ein Jedi-Ritter unseres Ordens. Die Fähigkeiten dazu besitzt du und die Ausdauer und die Geduld hoffentlich auch. Tragt diesen Rang mit Stolz, Tylaar Zaith, aber vergesst nicht, was er von Euch fordert.'
Er starrte Chesara beinahe an, unfähig etwas darauf zu erwidern. Ein Jedi-Ritter. Nach all diesen Jahren. Wenn es etwas gab, womit er nie mehr gerechnet hatte, dann mit der Erhebung in diesen Stand. Jetzt aber war es so weit. Und ihm ging durch den Kopf, was seine Meisterin nun wohl denken würde. Sie hatte also nicht versagt, sie hatten ihn zu einem Jedi-Ritter gemacht.

Er wusste nicht, was man als Padawan-Schüler in einer solchen Situation tat, oder was das Protokoll vorsah. Stattdessen stand er auf, nur um sich direkt darauf tief vor der Meisterin zu verneigen.

"Tionne hat damals an mich geglaubt. Sie hat mir vertraut und mich zu ihrem Schüler gemacht. Ich fühle mich geehrt, dass Ihr mich als bereit anseht, ein Jedi-Ritter zu sein und ich danke Euch dafür. Und ich sage Euch dasselbe, was ich vor diesen vielen Jahren auch meiner Meisterin sagte: Ich werde Euch nicht enttäuschen. Ich war jetzt so lange Schüler, habe gelernt, dass ich ewig einer bleiben werde. Selbst als Jedi-Ritter."
Er ließ sich wieder in dem Sessel nieder und schwieg. Diese völlig unerwartete Beförderung musste er erst einmal verkraften. Hoffentlich würde Noa die Gelegenheit nutzen und die Defender vorstellen. Er selbst musste sich selbst erst erklären, dass er nun ein Jedi-Ritter war.

Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn
 
- Coruscant – Untere Ebene – Honey House – Mit Derryn, Tylaar, Chesara -

Die Bedenken, die Noa hinsichtlich Tylaars Wiederaufnahme in die Reihen der Jedi gehabt haben mochte, waren umsonst gewesen. Die Jedi-Rätin hieß ihn willkommen und drückte ihre Freude darüber aus, ihn wiederzusehen. Noa nahm in einem der Sessel Platz, mittig von Derryn und Tylaar. Sie hatte das Gefühl, eine Art Puffer zwischen ihnen zu sein. Rätin ChesaraSyonette sprach mit Tylaar und Noa hatte genügend Zeit, die Jedi ausgiebig zu mustern und sich ein Bild von ihr zu machen, dass ihr die vielen Erzählungen und Berichte nicht hatten vermitteln können. Die Frau wirkte freundlich, eine stetige Ruhe und Wärme ausstrahlend, ihre Worte jedoch waren mit Bedacht gewählt. Sie wusste genau, worüber sie sprach und wie viel sie sagen wollte. Nur ein einziges Mal geriet sie leicht ins Stocken, als sie den Rat der Jedi erwähnte, doch dies überspielte sie schnell, indem sie das Thema wechselte. Ihre Aufmerksamkeit hatte sich auf Tylaar gerichtet, ohne dass sie Noa und Derryn aus den Augen ließ. Noa ihrerseits gab sich Mühe, jedes Detail in sich aufzunehmen und sich jedes gesprochene Wort genau zu merken. Sie wollte Pablo später berichten und ihm möglichst wahrheitsgetreu vermitteln, wie das Treffen verlaufen war. Einen Moment lang drohten ihre Gedanken dann aber doch davon zu gleiten, wurden aber sofort wieder in die richtige Bahn gelenkt, als die Jedi etwas sagte, dass Noa überrascht aufblicken ließ. Rätin Chesara hatte von einem Schatten gesprochen und etwas in ihrem Ton hatte sich dabei verändert. Auch der Blick, mit dem sie Tylaar bedachte, war plötzlich sehr viel forschender. Er wich der Geste einer Mahnung, als sie ihm riet, vorsichtiger zu sein. Für Noa war es zuerst seltsam, worüber sie sprach. Der Nachhall eines Schattens? Was meinte die Jedi damit? Noa stand auf der Leitung. Erst als Tylaar antwortete und den begriff „dunkle Seite“ direkt aussprach, begann Noa zu verstehen. Sie erinnerte sich an das Gerangel mit den imperialen Soldaten in der Bar. Hatte Tylaar dort über die Stränge geschlagen? War er, in den Augen der Jedi, vom Weg abgekommen? Er bestritt es jedenfalls nicht, sondern gab es zu, mehr noch, er räumte sogar ein, dass die dunkle Seite seit jeher ein Teil von ihm gewesen war. Noa beobachtete das Gesicht der Rätin. Es war deutlich zu sehen, dass sie damit nicht einverstanden war, doch sie schien es vorzuziehen, dies nicht hier und jetzt zu diskutieren. Stattdessen hob sie Tylaar, trotz eventueller Bedenken, die sie vielleicht hegen mochte, in den Stand eines Jedi-Ritters und dieser bedankte sich für ihr Vertrauen und verneigte sich vor der Jedi-Meisterin, wie ein artiger Schuljunge. Noa musste sich ein Schmunzeln verkneifen, dass in ihren Mundwinkeln lauerte, fand die Szene jedoch zugleich rührend. Tylaar lehnte sich zurück und auf seinem Gesicht machte sich eine gewisse Zufriedenheit breit. Noch mehr Grund zum Schmunzeln, fand Noa, riss ihren Blick jedoch von ihm los und beschloss, dass es an der Zeit war, den eigentlichen Sinn und Zweck ihres Besuches zu erfüllen.

„Rätin Chesara.“

Begann sie förmlich und neigte ihren Kopf leicht in Richtung der Jedi.

„Wenn Tylaar uns schon nicht vorstellt, müssen wir dies wohl selbst tun.“

Sie warf dem frisch gebackenen Jedi-Ritter einen schiefen, leicht amüsierten Blick zu.

„Mein Name ist Noa Chanelle Cortina, dies ist Derryn Vos. Wir sind Mitglieder der Defender, einer Widerstandsgruppe Coruscants, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Imperium in seine Grenzen zu weisen und den Planeten, den wir alle unser Zuhause nennen, wieder zurück zu erobern. Das Wohl des Volkes muss wieder an erster Stelle stehen, so wie es zu Zeiten der Republik war. Das Imperium führt eine grausame Herrschaft. Die Armen werden immer ärmer und nur die Reichen bekommen Privilegien, die an den Haaren herbei gezogen sind. Die Slums in den untersten Ebenen werden immer größer und....“

Noa unterbrach sich, holte Luft und ließ die nächsten Worte, die sie sagen wollte, unausgesprochen.

„Aber das wisst Ihr vermutlich alles längst.“

Sie legte eine kurze Gedankenpause ein, um wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen: die Defender.

„Unser Widerstandsgruppen ist eine der größten, jedenfalls soweit uns bekannt ist. Unser Hauptquartier liegt nicht weit von hier, außerdem haben wir noch einige kleinere Zentralen, sogar in den oberen Ebenen. Habt Ihr von dem Anschlag auf Moff Veran gehört? Das waren wir.“

Obwohl das Attentat nicht so verlaufen war wie geplant – Veran hatte überlegt und die Defender hatten Verluste erlitten – war Noa stolz auf das, was sie bereits bewirkt hatten. Ihr Ziel war es gewesen zu demonstrieren, dass sie der imperialen Regierung trotzen, und das war ihnen gelungen. Die Jedi hatte offenbar aus den Nachrichten von diesem Anschlag gehört, denn sie nickte bedächtig. Noa fiel etwas ein.

„Erinnert Ihr Euch an das Com-Gespräch?“

Verstehen flackerte in den Augen der Rätin auf. Sie hatte es wohl schon geahnt, dass hier ein Zusammenhang bestand. Noa nickte.

„Ihr habt mit Jared Grant gesprochen, unserem Anführer.“

Bewusst vermied sie ihn „General“ zu nennen. Da es sich bei dem Titel mehr oder weniger um einen bloßen Spitznamen handelte, erschien es ihr albern, ihn zu benutzen. Dies war eine ernste Angelegenheit und die Jedi sollte nicht glauben, sie hätte es mit Spaßvögeln zu tun.

„Einer unserer Leute hat Euch erkannt, als Ihr auf Corsucant unterwegs gewesen seid.“

Noa gab die Erklärung hab, obwohl ChesaraSyonette die Frage nicht ausgesprochen hatte. Sie hatte ihr allerdings im Gesicht geschrieben gestanden.

„Es war wohl ein Zufall.“

Fuhr sie fort.

„Aber es war auch nicht schwierig euch zu erkennen.“

Zwar war es Noa ein wenig unangenehm, aber sie fand, es war richtig dies zu bemerken. Auch eine Jedi-Rätin musste auf Lücken in ihrer Tarnung hingewiesen werden, falls nötig.

„Eure Tarnung war nicht unbedingt... ausgereift. Die falsche Seite hätte euch leicht erkennen können, aber wir haben seither ein Auge auf euch gehabt und... wir sind sicher, dass das Imperium weder über Euch Bescheid weiß, noch über das Honey House. Um es auf den Punkt zu bringen, wir sind hier, weil wir – weil Coruscant – Eure Hilfe, die Hilfe der Jedi, gebrauchen kann. Die Defender haben bereits einiges erreicht, aber es muss noch mehr geschehen. Wir hatten gehofft, gemeinsam mehr bewirken zu können.“

- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara, Tylaar, Derryn -
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Tylaar, Noa & Chesara –


Er wäre fast in Noa hineingerannt, als sie plötzlich stehen blieb. Noch immer sondierte er die Umgebung, noch immer hatte er die Hand auf dem Griff des Blasters. Bisher hatte sie niemand dazu aufgefordert, die Waffen abzugeben, was dafür sprach, dass man ihnen vertraute. Sein Misstrauen wurde allmählich geringer. Vielleicht waren dies hier wirklich anständige Menschen … hier, in diesem Bordell. Umso überraschter war er dann, als die Cortina ihm das Angebot machte, sie beim Vornamen zu nennen. Dabei war es nicht so sehr das, was sie sagte, was ihn überraschte, sondern wie sie es sagte. Bisher hatte er sie lediglich als eine kühle, distanzierte, vielleicht sogar ein wenig sarkastische Person kennengelernt. Ohne jeden Zweifel kompetent, doch recht abweisend. Freundliche Worte aus ihrem Mund waren wohl etwas ungewohnt für den Kiffar, aber mit Freundlichkeit hatte er generell eher wenig zu tun. Sie wurde ihm selten entgegen gebracht und ebenso selten revanchierte er sich.

„Dann … ‚einfach Noa’,“

Meinte er. Sein Gesicht blieb noch ein paar Sekunden eisern, dann lächelte er vorsichtig. Hatte der Kiffar gerade einen Witz gemacht? Seine Miene wurde langsam wieder ernst. Schließlich hatten sie noch zu tun.

„ … bleib bitte dicht bei mir.“

Bei manch anderem Mann hätte man das als eine fast schon anzügliche Bemerkung werten können, doch Derryn dachte in dieser angespannten Situation nicht einmal daran. Obwohl er starke Frauen anziehend fand und Noa definitiv zu dieser Gattung gehörte, hatte er im Moment andere Sorgen.

Dann folgten sie den anderen beiden und gelangten in einen Raum mit Ledersesseln. Die Jedi erhob das Wort und begrüßte sie freundlich. Derryn ließ keine sichtbare Regung erkennen, doch lauschte er ihren Worten. Ihrer Einladung, sich zu setzen, folgte er nicht, sondern postierte sich neben der Tür. Er war bei diesem Treffen nicht von Bedeutung, sondern Noa und die beiden Jedi. Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, dass er einer Konferenz beiwohnte, die in die Analen der Geschichte gehen würde, dessen war er sich sicher.
Sein Blick ruhte zunächst auf ChesaraSyonette – anscheinend war sie ein Meister oder etwas Ähnliches. Er kannte die Strukturen der Jedi-Organisation, die sich selbst als Orden bezeichnete, nur vom Hörensagen. Es gab wohl Lehrlinge, so genannte Ritter und Meister, wobei er nicht wusste, was die letzten beiden voneinander unterschied. Derryn sah die Jedi als Personen, die den ultimativen Pfad der Selbsterkenntnis beschritten und ihn gemeistert hatten. Personen, die Respekt verdient hatten.

Es wurden Formalitäten ausgetauscht, und Derryn verlor beinahe den Faden, als man kurz auf die ‚dunkle Seite’ zu sprechen kam. Er wurde hellhörig, und das Leder seiner Handschuhe knarrte leise, als er die Fäuste schloss. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu seiner Schulter – die unheilvolle Tätowierung, die ihm eingebrannt worden war, ohne Nadel oder Laser. Nur durch das, was sein Peiniger ‚die dunkle Seite’ genannt hatte. Nur durch puren Schmerz, essentielle Qual. Und mit einem Mal fühlte er sich entblößt – die Jedi waren mächtig, zumindest in seiner Vorstellung. Ob sie es sehen konnten?

So schnell, wie das Thema zur Sprache gekommen war, so schnell war es auch wieder verschwunden. Derryn entspannte sich ein wenig und schenkte seine Aufmerksamkeit der sie umgebenden Geräuschkulisse. Er hörte gedämpftes Gelächter, leise, rumpelnde Geräusche. Wenn sie jemand belauschen sollte, dann tat er es sehr, sehr leise, denn er konnte niemanden hinter der Tür ausmachen. Als er sich wieder dem Gespräch widmete, hörte er gerade noch, wie Tylaar zum Ritter ernannt wurde – war er bisher Lehrling gewesen?
Seine Augenbrauen waren im Begriff, nach oben zu wandern. Sollte das heißen, die Lernphase dauerte so lange? Und wo war Tylaars Meister? Trotz seiner Fragen wurde die Szenerie nur noch interessanter dadurch – als er seine Meisterwürde von seinem Teräs Käsi-Lehrer bekommen hatte, nachdem er stundenlang durch Trainingskämpfe und –übungen aller Härtegrade gejagt worden war, war ihm der Moment, der Erschöpfung zum Trotze, heilig gewesen. Er nahm sich vor, Tylaar später auf eine angemessene Art zu gratulieren.

Dann begann Noa ihre Rede, und Derryn lauschte aufmerksam. Er war gespannt, was die junge Frau sich zurecht gelegt hatte, und wurde nicht enttäuscht. Was konnte man in einer solchen Situation erwarten? Vermutlich nicht allzu viel, aber Noa brachte die Sache auf den Punkt, ließ nach einen Punkt, der vielleicht wesentlich war, außer acht: die Jedi brauchten die Defender ebenfalls. Was waren sie ohne den Widerstand des Volkes, den die Defender eben – wenngleich in radikaler Art und Weise – vertraten? Nichts. Eine Erinnerung an bessere Zeiten, an Gerechtigkeit.

Sollte er etwas sagen? Einen bedeutungsvollen Satz hinzufügen wie ‚Ein Ganzes ist mehr als die Summe seiner Teile’ oder ‚Gemeinsam sind wir stark’? Besser nicht. Er war nicht hier, um große Reden zu schwingen, sondern um aufzupassen. Also tat er ganz einfach das, was er am besten konnte: die Klappe halten.



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|| Coruscant ▫ City ▫ Mittlere Ebenen ▫ im Gleiter || ▫ Azgeth

Das Leben hielt immer wieder neue Lehren für jemanden bereit. Egal, wie alt man war und wie viel man erlebt hatte. Niemals hatte sich die Dunkelhaarige für Wirtschaft oder das Arbeitsleben im Allgemeinen interessiert. Sie hatte auch so immer etwas zu tun gehabt. Folglich musste sie nun alles lernen, wenn es darum ging, sich für irgendeinen Arbeitgeber interessant zu machen. Natürlich war ihr Defizit an Zeugnissen oder sonstiger vorteilhafter Unterlagen ein großer Nachteil. Bei vielen Unternehmen hatte sie alleine aus diesem Grund keine Möglichkeit für ein Gespräch erhalten. Nach ein paar Dutzend Versuchen war ihr klar geworden, dass sie es bei großen Firmen gar nicht erst versuchen brauchte. Wenn überhaupt, würde sie vielleicht bei kleinen Klitschen eine Chance haben etwas zu erreichen. Irgendwo dort, wo wirklich Not am Mann war und man schnell jemanden brauchte, ohne sich lange mit einer Personalauswahl herumärgern zu müssen.

Inzwischen versuchte sie es sogar in Cafes und Bars, sie hatte zwar noch nie gekellnert, doch musste sie ein wenig weiträumiger Suchen wenn sie, ohne etwas vorweisen zu können, Erfolg haben wollte. Das mit den Technikläden hatte sie auch relativ schnell ad acta gelegt, da sie zu wenig Ahnung von den technischen Spielereien hatte, die sich momentan boten. Vier Tage lang war sie herummarschiert und hatte ein Geschäft nach dem anderen abgeklappert, ohne wirklich viel erreicht zu haben. Nach und nach hatte sie ihr Verhalten geändert um sich anzupassen. Ihr „unwiderstehlicher“ Charme war ihr einziges Markenzeichen, sowie ihre Eigenart die ganze Sache mittlerweile ganz einfach zu sehen. Auch wenn sie nichts Schriftliches hatte, konnte sie dadurch punkten körperlich viel mehr auszuhalten, als man ihr ansah. Wer viel und hart arbeiten wollte, sollte durchaus gegen jemanden ankommen, der nur auf seine Vorkenntnisse pochte, und sonst auch nur seinen Soll erfüllte.

Zudem hatte sie ihre Wut seit mehreren Tagen unter Kontrolle, was sie für ein gutes Zeichen hielt. Azgeth konzentrierte sich auf die wesentlichen Ziele, die vor ihr lagen und ließ sich nicht abbringen. So kam es, dass sich ihre Bemühungen am fünften Tage nun auszahlten, als sie von einer rotgelockten Dame ins hintere Büro für ein Gespräch geführt wurde. Ein paar Minuten zuvor hatte sie ein kleines Geschäft direkt an einem der großen Bahnhöfe des öffentlichen Verkehrs betreten. Zuerst hatte die Empfangsdame sie recht distanziert behandelt nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen hatte, doch nachdem die Ex - Sith beharrlich geblieben war und ihre Gesprächspartnerin dazu gebracht hatte ihren Chef zu kontaktieren, hatte sich das Spiel gewandelt. Nachdem sie die Frau zur richtigen Tür geleitet hatte, atmete die Dunkelhaarige einmal tief durch bevor sie klopfend auf sich aufmerksam machte. Nach der Aufforderung betrat sie den Raum, in dem ein Mann in mittlerem Alter gerade dabei war sein zerknittertes Jackett überzustreifen. Er wirkte geschäftig, als er ihrer Anwesenheit gewahr wurde und ihr einen Sitz anbot.


"Sie sind schon da. Bitte nehmen Sie platz, gleich gehöre ich ganz Ihnen." Während er noch an dem Jackett und dem darunter liegenden Hemd herumzupfte, versuchte er seine ziemlich stabilen Arbeitsschuhe mit dem Hacken des anderen Fußes auszuziehen. Nachdem er diese gegen etwas geschäftsmäßigere, wenn doch abgetragene Schuhe ersetzt hatte, wandte er sich ihr mit einem entschuldigenden, schelmischen Lächeln zu.

"Jetzt bin ich ganz für Sie da. Ian Scormitt. Ihr Name ist … Azgeth Myrjal?! Ein ungewöhnlicher Name. Sehr erfreut!" , begrüßte er die Machtbegabte nach einem kurzen Blich auf seinen Bildschirm. "Sie suchen also einen Job und sind zu uns gekommen. Was hat sie denn auf diesen Betrieb aufmerksam gemacht?"

So ging nun das Frage-Antwort-Spiel los, was Azgeth klar machte, wie schwierig es war die vergangenen sieben Jahre halbwegs vernünftig darzustellen ohne sich als Sith zu offenbaren. Am Besten ließ sich das Militär anführen, wobei sie sich eine Geschichte um eine Spezialeinheit zusammensponn, über die sie nichts Genaueres erzählen durfte, und deren Zugehörigkeit offiziell nicht bekannt war. Besonders überzeugend klang die Geschichte nicht in ihren Ohren, doch scheinbar war ihre Vorgeschichte nur bedingt wichtig, vielmehr ging es ihrem möglichen, zukünftigen Arbeitgeber um ihre Vorkenntnisse und Fähigkeiten. Eigentlich erstaunlich, denn wer ließ sich schon gerne Märchengeschichten erzählen? Denn die Dunkelhaarige hatte nicht das Gefühl, dass der Mann ihr ihre Geschichte abnahm. Nun denn, es konnte ihr nur Recht sein. Vielmehr wurde das Gespräch auf die kommenden Aufgaben gelenkt, die sie erwarteten.

Aufgrund ihrer Zuversicht sich Neues schnell aneignen zu können, bekam das Interview einen steigenden positiven Verlauf. Nach dem was sie erfuhr, war das Fachwissen für den Job nicht allzu umfangreich und konnte einigermaßen schnell gelernt werden, wenn man sich nicht zu dumm anstellte. Es ging um die Wartung verschiedener Züge und Metrobahnen, was zwar teilweise von Droiden aufgeführt hätte werden können, sich im Gesamtpaket aber doch leichter und schneller von lebendem Personal erledigen ließ. Azgeth wiederholte immer wieder ihre Bereitschaft sich sprichwörtlich "den Arsch aufzureißen" was ihr wohl die Möglichkeit für einen Probearbeitstag einräumte, trotz nicht vorgezeigter Zertifikate und sonstigem. Na wenn das kein seltenes Glück war. Doch wie sagte man so schön? Einem geschenkten Bantha schaute man nicht ins Maul. Informationen bezüglich des Tagesablaufes, sowie sonstiger Formalitäten wurden noch ausgetauscht, bevor das Gespräch beendet wurde und man sie verabschiedete.

Etwas perplex, bzw. positiv überrascht marschierte sie an der Vorzimmerdame, der sie noch einen kurzen Abschiedsgruß zuwarf, vorbei, und verließ das Firmengebäude. Draußen auf der Straße gönnte sie sich dann endlich den Luxus eines breiten Lächelns, denn ihr Erfolg war äußerst erfreulich. Dennoch hatte sie noch keine eindeutige Zusage. Sie würde also morgen topfit sein und einen guten Eindruck machen müssen. Für einen kurzen Augenblick hatte sie ein Bild vor Augen. Ein Bild, das zeigte wie sie wohl noch vor einem halben Jahr vorgegangen wäre. Sie hätte vermutlich dem Chef gedroht und ihn vor die Wahl gestellt sie entweder einzustellen oder von ihr umgebracht zu werden. Ja, die Macht konnte ein mächtiger Verbündeter sein, aber sie trennte einen auch von allem "Normalen". Es tat gut den anderen, für sie mittlerweile fremden Weg zu gehen. Irgendwie hatte es etwas für sich dem umständlichen und schweren Pfad zu folgen. Denn letztendlich hatte sie seit sieben Jahren nach anderen Spielregeln gespielt und fand nur nach und nach das Maß das zur perfekten Anpassung führte.

Diesem folgend musste sie sich ein wenig vorbereiten. Sie musste die Gegend erkunden um zu erfahren wo sie was bekam. Möglichkeiten sich und seine Kleidung zu waschen, zu schlafen, zu essen und was eben so anfiel. Zudem würde sie alsbald eine feste Adresse brauchen. Na mal sehen. Es kostete sie fast den halben Tag um soweit alles abzuklappern, doch am Ende hatte sie ihren Soll erfüllt. Mit einem guten Gefühl ließ sie deshalb den Abend für sie einläuten, indem sie vor dem Schlafengehen noch einmal ein paar kritische Fragen durchging und sich halbwegs anständige Antworten dazu überlegte. Bevor es zuviel wurde und sich noch Angst und Zweifel einschleichen konnten, beendete sie ihr kleines Brainstorming und legte sich früh schlafen. Schließlich wollte sie endlich einen Job. Sie wollte normal Geld verdienen, arbeiten wie ein normaler Bürger. Sich der Masse anpassen um ihre Ruhe zu haben. Nichtsdestotrotz war sie gespannt darauf was der morgige Tag an Überraschungen für sie bereithielt.


|| Coruscant ▫ City ▫ Mittlere Ebenen ▫ im zugedeckten Gleiter || ▫ Azgeth
 
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Coruscant && Mittlere Ebenen && Straße

Eigentlich war sie ja noch nicht weit weg von den Oberen Ebenen. Zumindest wenn man nur die Höhenunterschiede betrachtete, aber die Art und Weise wie die Gebäude hier schon in einen Wandel traten, ließ Varria nicht das erste Mal daran zweifeln. Schon als sie aus der Turboliftkabine heraus getreten war, hatte sie das Interieur des Foyers in dem sie gelandet war, durch zahlreiche Mängel nahezu angesprungen. Sie war allerdings nicht zimperlich, oder fühlte sich davon abgestoßen. Faszination und Verwunderung herrschten in ihr vor. Verwunderung darüber das Coruscants 'Zweites Gesicht' schon so dicht an die hohen Häupter heran gekrochen war. Und Faszination darüber das sich hier eine gänzlich andere Welt auftat. Varria kannte das gesittete und kaum irgendwie gestörte ruhige fließen und dahin ziehen der Passanten an der künstlichen Oberfläche – die so viele Dutzende Kilometer über der Planetenoberfläche ragte – und bereits hier, wo eigentlich nur die Grenze verlaufen sollte war sie in einer anderen Welt gelandet. Eine Straße die sie entlang gelaufen war, hatte sich durch zahlreiche Geschäfte und auch Bauchläden und mit nur wenigen Handgriffen aufgebaute Buden gekennzeichnet.

Der Trubel der dort geherrscht hatte, schien auch jetzt – Minuten später – noch weithin zu strahlen und alles zu beeinflussen. Man spürte einfach das hier mehr Sein als Schein die Gangart diktierte. Und 'abwärts denkend' konnte sich die Geheimdienstagentin ausmalen, wie sich das Bild nach und nach verändern würde. Aus noch sauberen, alten Gebäuden würden verfallene, dreckige alte Gebäude werden. Angebrachte Lampen funktionierten gar nicht mehr, nur noch flackernd oder sehr schwach. Schmutz und Abfall in gehäuftem Ausmaß. Noch allerdings sah die junge Adlige sich diesen Dingen nicht gegenüber. Mit einem flüchtigen, doch aufmerksamen Blick entschwand sie lautlos in die Schatten einer schmalen Gasse. Sie hatte nichtsdestotrotz eine Mission zu erledigen.

Varria trug noch immer dieselben Klamotten, wie zuvor, allerdings wünschte sie sich doch stehen geblieben zu sein und das Paar Schuhe gekauft zu haben, was sie so angesprochen hatte. Je nachdem wie viel Liquiditätsmittel sie noch benötigen würde für diese Mission, wollte die Agentin nicht das Risiko eingehen schon im ersten Außeneinsatz wegen so etwas in Schwierigkeiten zu geraten. Die Nervosität eben genau deswegen – das es ihr erster wirklicher Einsatz war – ließ sich selbst von ihr nicht abschütteln. Mit einem leichten Schmunzeln dachte sie an die Abschlussprüfung ihrer Schule und der Akademie. Sie war sich vollauf im klaren gewesen nicht besser vorbereitet sein zu können und alles getan zu haben, was möglich war, aber auch da hatte sie gebangt und war ziemlich nervös gewesen. Selbst im nach hinein, nach mehrmaligem Durchgehen aller Aufgaben hatte sie sich nicht davon befreien können. Die Irrationalität von Gefühlen und Emotionen war manchmal viel zu hartnäckig und nervtötender, als es nötig war. Als sie stehen blieb, hatte die Dunkelheit sie verschluckt. Normalerweise waren diese Ebenen nicht vom Sonnenlicht abgeschnitten, doch die kleine Gasse in der sie stand war durch Überhänge, das Fehlen von Lampen und die Fortschreitende Dunkelheit so gut wie stockfinster. Varria bekämpfte selbige mit einem simplen Restlichverstärkervisor und das recht effektiv.

Warf man einen Blick in die Gasse so würde man sie nicht sehen, wie sie sich an einer Tür und der daran angebrachten Sicherung zu schaffen machte, sodass sie wenige Augenblicke später hinein schlüpfen konnte. Jetzt würde auch jemand mit einem Visor wie sie ihn gerade aufgehabt hatte nichts mehr von ihr dort finden. Da es hinter der Tür mindestens genauso dunkel war, wenn nicht noch dunkler, ließ die Agentin die Sehhilfe direkt auf und schlich umsichtig weiter. Irgendwo einbrechen war nichts, was sie als eine Art Hobby oder Sportart betrieb. Varria hatte ihre Gründe wieso sie sich hier in dieses Gebäude, das augenscheinlich einmal ein alter Paketlieferservice gewesen war, begab. Es war der Ort, an dem ein Schlüsselpunkt von Beldan Dax letzter Mission stattgefunden hatte. Oder besser: haben sollte! Denn die miese ******** hatte sich ja einfach davon gemacht! Abgehauen und übergelaufen die feige Wompratte. Mittlerweile den Blaster aus ihrer Weste gezogen, kam die Republikanerin an einer Doppeltür an, deren rostige linke Hälfte verbeult nach innen befördert worden war. Irgendwer wollte hier einmal ganz dringend rein. Der Raum der sich dahinter erstreckte war groß. Vermutlich die Lagerhalle in der das Drama seinen Lauf genommen hatte. Sie spähte hinein und entdeckte nichts, konnte auf die schnelle aber auch nur wenig sehen, sodass sie in die Hocke ging und noch einmal hineinsah. Blitzartig zuckte sie zurück, als Varria auf einem deplatziert wirkenden Stuhl, einen vermutlich menschlichen Körper sah.

Ihre Finger hatten sich schon um den Abzug gespannt, da riskierte sie einen weiteren Blick. Immerhin war es still geblieben und nichts rührte sich. Ihre Vermutung wurde bestätigt, als sie den Regler des Restlichtverstärkers ein wenig hoch regulierte. Da war zwar ein Körper, aber lebendig war der bestimmt nicht. Dennoch auf der Hut machte sich Varria auf den Weg zu dem Tisch – an welchem jener Stuhl mit der Leiche darauf stand. Immer wieder nach rechts und links blickend rang sie letztendlich die Unruhe in ihr nieder. Auch wenn es beklemmend wirkte – diese große Halle in völliger Finsternis und mittendrin die Leiche... unerwarteter Weise musste Varria sich revidieren. Es waren drei Leichen. Immer mehr rückte die Frage: „Was war hier passiert?“ nach vorn. Um die allerdings zu beantworten würde es wohl mehr und vor allem lange brauchen, wenn sie nicht einen Beteiligten befragen könnte. Die Annahme außer Beldan Dax würde noch jemand überlebt haben war töricht. Wäre dem so, hätte man seine Leiche irgendwo fein ausgeschmückt in einer imperialen Propaganda Nachrichtensendung gefunden. Sie hatte nun den Visor abgenommen und versuchte, in dem spärlichen Licht das durch die mit Blenden beinahe geschlossenen Fenster und einen Glaseinlass im Dach fiel, etwas zu erkennen. Hier und da konnte man in den Lichtstrahlen den Staub in der Luft umher treiben sehen, was dem ganzen eine noch düstere Note gab. Sie hatte schon gar nicht mehr das Gefühl sich eigentlich auf dem Planeten zu befinden, auf dem es das größte Bevölkerungsvorkommen gab. Varria hatte eher das Gefühl irgendwo in einem unschätzbar tiefen Meer zu sein. Fernab von jeglicher Zivilisation und jeglichem Leben das sie von dem sich ihr bietenden Anblick lösen würde.

Ihre Lethargie verfiel mit einem Mal ins nichts und die Agentin kramte eine kleine Leuchte aus ihrer Tasche heraus. Denn die sah nur von außen so unscheinbar aus wie der Rest ihres Outfits und ihrer Tarnung. Wenig später erwachte sie zum Leben und der kleine Lichtstrahl wanderte in der finsteren Halle umher. Gerade hell genug das sie etwas erkennen konnte, richtete sie den Schein der Leuchte darauf, aber eben so klein das ein wie auch immer zufälliger Betrachter von außen nicht sofort darauf aufmerksam wurde. Varria hatte den Blaster weg gesteckt und untersuchte die Gegebenheiten nun genauer. Sah sich die Flimsiplast Folien an die noch an Ort und Stelle lagen, packte sie dann letzten Endes in die Tasche und durchsuchte die Leichen nach eventuellen Identifizierungsmöglichkeiten. Beim letzten leblosen Körper angelangt, ließ sie ein unmissverständliches Geräusch inne halten. Sie schaffte es noch lautlos ihre Hand in die Tasche zu führen und den Blaster der eigentlich unter die Weste gehörte herauszuziehen. Dann waren die Stimmen auch schon allzu deutlich zu hören und... die Strahlen der Lampen erkannte man wenig später ebenfalls. Mit flinken Schritten hatte sich die Agentin der Republik in eine schwer einzusehende Ecke zurück gezogen und harrte, bemüht langsam und leise atmend mit gezückter Waffe der auf sie zukommenden Schwierigkeiten...


Coruscant && Mittlere Ebenen && verlassenes Lagerhaus
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Noa, Tylaar -

Zwar schien Tylaar einzusehen, dass die dunkle Seite Gefahren barg, jedoch sagte er Chesara frei heraus, dass er sie nicht vollständig ablehnte. Diese Aussage ließ in der Jedi-Rätin einige Alarmglocken schrillen, doch sie erwiderte vorerst nichts darauf. Stattdessen blieb sie bei ihrer Entscheidung, Tylaar in den Stand eines Jedi-Ritters zu erheben, was diesen sichtlich berührte. Sie hoffte, dass er stark genug war, den Verlockungen der dunklen Seite zu verstehen, wenn diese sich dazu entschloss, ihn erneut auf die Probe zu stellen. Noch schien er nicht genug Erfahrung zu besitzen, um zu erkennen, welches Risiko ein Tanz mit der Dunkelheit barg.

Die junge Frau, deren Name Noa Chanelle Cortina lautete, stellte sich und den im Hintergrund verharrenden Kiffar vor und begann dann über die "Defender" zu erzählen. Chesara hörte ihr genau zu. Von dem Anschlag auf Moff Veran hatte sie natürlich gehört. Ein solches Unterfangen war mutig, aber vor allem jedoch zeigte es, wozu die Defender bereit waren. Diese Widerstandskämpfer hatten nicht vor, sich über Kuschel-Demonstrationen Gehör zu verschaffen, nein, sie handelten. Sie hatten sich bestimmte Ziele gesteckt und schreckten nicht davor zurück diese mit Gewalt zu erreichen. Mit anderen Worten konnte man sagen, dass sie dem Imperium den Krieg erklärt hatten. Miss Cortina erklärte, wie sie heraus gefunden hatten, dass die Jedi sich im Honey House aufhielten und Chesara machte ein leicht zerknirschtes Gesicht. Es war ihr Fehler gewesen, die Defender hatten sie zuerst entdeckt und sie schließlich beschatten lassen, ohne dass sie etwas gemerkt hatte.


"Ich habe mich wohl ein wenig verantwortungslos verhalten."

Sah sie ihren Fehler laut ein und schüttelte über sich selbst den Kopf.

"Es war so lange gut gegangen, dass ich dachte, vornehme Kleidung und eine neue Frisur würden genügen um unerkannt zu bleiben."

Inzwischen waren ihre Haare wieder ein Stück länger geworden. Der moderne, stufte Schnitt, den man ihr verpasst hatte, bevor sie Pierre les Gray auf den Ball begleitet hatte, war längst heraus gewachsen. Trotz allem konnte man von Glück reden, dass die richtigen Leute Chesara erkannt hatten, zumindest schien es so.

"Es scheint mir, als stünden wir auf der selben Seite, Miss Cortina."

Antwortete Chesara schließlich auf die eigentliche Aussage des Gesprächs.

"Die Jedi möchten Coruscant ebenfalls wieder unter republikanischer Fahne leben sehen. Das Imperium hat bereits genug Schaden angerichtet und je mehr Zeit verstreicht, desto schlimmer wird es. Tatsächlich sind wir genau aus diesem Grunde hier, um etwas zu nehmen und... nunja, den Planeten sozusagen zu befreien."

Chesara schürzte die Lippen. Bevor sie Versprechungen machen würde, musste noch viel besprochen werden. Wenn die Defender wirklich das waren, als das die dunkelhaarige Frau sie beschrieb, dann war dies für die Republik vielleicht endlich die Gelegenheit, zurück zu schlagen.

"Ich würde mich gerne mit Ihrem Anführer treffen - Jared Grant, sagten Sie? Wenn wir zusammen arbeiten wollen, gibt es einiges zu besprechen. Richten Sie ihm von mir aus, dass ich ihn gerne kennen lernen würde."

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Noa, Tylaar -
 
Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn

Bei den ganzen Jedi-Interna, seiner Überraschung über die Ernennung zum Jedi-Ritter, hatte es Tylaar ganz vergessen, Noa und Derryn vorzustellen. Glücklicherweise holte Noa das nach und begann kurz darauf, von den Defenders zu erzählen. Chesara hörte interessiert zu, schien allerdings wenig Gefallen daran zu haben, dass der Widerstand ihre Tarnung recht mühelos, wenn auch zufällig durchschaut hatte. Das wunderte Zaith kaum. Wäre es jemand anders gewesen, als ein Haufen republiktreuer Rebellen, wäre die Meisterin wahrscheinlich gefangen genommen und/oder getötet worden und damit der ohnehin schon geschwächte Jedi-Orden um eine mächtige Vertreterin ärmer gewesen. Tylaar wusste nicht, wie viele Jedi den Krieg und die Verfolgung überlebt hatten und so grübelte er darüber, während Noa und Chesara über eine Möglichkeit der Zusammenarbeit sprachen. Nachdem die Jedi-Rätin den Wunsch geäußert hatte, sich mit Grant zu treffen, sprach auch Tylaar wieder.

"Ich weiß nicht, wie es um den Orden steht, aber ich fürchte, wir haben hohe Verluste in den letzten Jahren hinnehmen müssen. Auch die Zahl derer, die sich im Widerstand befinden scheint mir, soweit ich das überblicken kann, gering. Zwar zieht er die unterschiedlichsten Charaktere an", dabei warf er Derryn einen kurzen Blick zu, "aber wir sind nicht genug, um dem Imperium in einem offenen Kampf gegenüber zu treten. Trotzdem; wer sich diesem Kampf angeschlossen hat, tat es in der festen Überzeugung, das Richtige zu tun. Was uns also an reinen Zahlen abgeht, müssen wir durch Entschlossenheit ausgleichen."

Er beugte sich sitzend ein Stück weit vor. "Die großen Meister lehrten uns Passivität, nie den Angriff. Jetzt aber befinden wir uns in einer Situation, in der wir in die Offensive gehen müssen. Es liegen Situation vor uns, die nicht durch Diplomatie, sondern durch den Kampf, in den meisten Fällen sogar den hinterhältigen, aus den Schatten kommenden Kampf, zu bewältigen sind. Natürlich gilt es auch jetzt, die Bevölkerung von Coruscant zu überzeugen, sie auf unsere Seite zu bringen und so das Imperium beinahe aus dem Inneren heraus zu schwächen. Aber das ändert nichts daran, dass dem Aktionen vorausgehen werden, die ... die vielleicht den Wertevorstellungen der Jedi entgegen stehen. Ist der Orden dazu bereit, Meisterin? So wichtig sie auch sind, aber wir werden Coruscant und irgendwann vielleicht sogar die Galaxis, nicht alleine durch Worte befreien können. Die, die den Planeten und seine Bevölkerung unterdrücken, sie auspressen, müssen ... entfernt werden. Einer nach dem anderen. Sind wir Jedi bereit, diesen Preis zu zahlen, um ein höheres Gut zu erreichen, als unser eigenes Seelenheil?"

Tylaar hielt den Blick fest auf Chesara gerichtet.

Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Noa, Derryn, Tylaar -

Heute war nicht das erste Mal, dass sich Tylaar Zaith Gedanken um den Widerstand oder um die Rolle der Jedi im Kampf gegen das Imperium machte. So wie er sprach, hatte er bereits oft darüber nachgedacht, was zu tun war und was bewegt werden musste, um Coruscant wieder in die Hände der Republik zu übergeben. Ihm war bewusst, dass sie hier nicht mit Diplomatie weiter kommen würde. Das Imperium ließ sich nicht auf Gespräche ein, vor allem nicht wenn es um die Herrschaft eines galaxis-zentralen Planeten ging. Chesaras Mundwinkel umspielte ein trauriges Lächeln.

"Es ist lange her, seit der Jedi-Orden von sich behaupten konnte, ausschließlich mit Diplomatie zu arbeiten."

Erwiderte sie.

"Das Imperium zwingt uns bereits seit Jahrzehnten zum Kampf. Als Jedi habe ich feste Wertvorstellungen und Ideale, ebenso bin ich mir bewusst, welchen Einsatz es fordert, um diese entweder umzusetzen oder zu erhalten."

Wie oft hatte Chesara seit ihrer Ernennung zur Jedi-Ritterin bereits ihr Lichtschwert im Kampf einsetzen müssen? Sie hatte getötet, gerettet, gekämpft und verteidigt. Abseits der Welt, in der Worte ihre Wirkung hatten, wurden Kriege ausgetragen, die nur den Sieg durch Waffen kannten.

"Zwar bin ich eine Heilerin, dennoch habe ich bereits getötet. Ebenso sind wir Jedi zwar keine Soldaten, aber dennoch können wir kämpfen - und wir tun es, wenn die Situation es erfordert. Moral, Gewissen und der Kodex der Jedi sind unsere ständigen Gefährten. Wir sind keine Meuchelmörder und es widersagt den Regeln der Jedi, sich an Unschuldigen zu vergehen. Ich persönlich lege Wert darauf, meine Handlungen vor mir selbst verantworten zu können."

Chesara schaute offen in die Runde, dabei sah sie besonders Tylaar an, da er ihr die Frage gestellt hatte.

"Dies ist alles, was ich in diesem Augenblick anbieten kann. "

Ihr Blick wanderte zu der jungen Frau, die vor wenigen Minuten um die Hilfe der Jedi gebeten hatte.

"Letztendlich ist wichtig, dass wir das gleiche Ziel verfolgen und soweit ich das sehe, tun wir genau das."

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Noa, Derryn, Tylaar -
 
Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn

Er sah ein melancholisches Lächeln bei Chesara, als diese anmerkte, es müsse lange her sein, dass die Jedi sich alleine auf Diplomatie verlassen hatten. Tylaar hatte keine Ahnung, wann das gewesen sein musste. Zwar war er durchaus einer der älteren Vertreter im Orden - wenn man die übermäßig vielen jungen Lebewesen mit einbezog -, aber er selbst kannte solche Zeiten nicht. Nicht einmal mit viel Phantasie gelang es ihm, sich so etwas überhaupt nur vorstellen. Seit er denken konnte war die Galaxis ein einziger Kampf. Als Junge hatten seine Eltern um ihre Existenz auf Antar IV kämpfen müssen, weil nie genug Kunden in Temba Bay vorbeischauten, das Geld immer knapp war. Dann stand er als Jugendlicher auf verlorenem Posten, kämpfte sich seinen Weg durch das Leben, gegen Piraten, gierige Raumschiffkapitäne oder manchmal sogar den Hunger. Als er dann ein Jedi wurde, änderte sich rein gar nichts. Von nun an kämpfte er um Anerkennung und gegen seine ureigene, dunkle Seite. Und währenddessen kämpfte die Galaxis gegeneinander - Imperium gegen Republik, Sith gegen Jedi.
Wenn Tage gab, in denen die Diplomate alleine reichte, dann musste es eine andere, längst vergangene Zeit in den Nebeln der Geschichte sein.

Nichts als ein Traum.

Auch die Jedi-Rätin schien sich dieser Gegenwart bewusst zu sein. Sie erwähnte, dass die Jedi - und auch sie persönlich - kämpfen mussten. Der Tod gehörte in diese Zeiten ebenso, wie das Leben. Unter dem Strich wirkte es auf Tylaar, der immer dachte, er sehe die Dinge düsterer, als sei seien, als wären Chesara und er gar nicht so unterschiedlich. Gerade ihre Bemerkung, dass sie letztlich all ihre Taten vor sich selbst verantworten musste.


"Ja, vor uns selbst", nickte er. "Wahrscheinlich unterscheidet uns das vom Feind. Sie rechtfertigen ihre Taten mit der puren Lust an Macht. Wenn alle so denken würdet wie Ihr, Meisterin, dann hätten wir wohl die Tage der Diplomatie wieder."
Er zeigte ein müdes Lächeln. "Aber ich bin froh zu erfahren, dass die Jedi bereit sind, den Kampf fortzuführen. Wir werden alle unseren Teil leisten, um letztlich den Sieg zu erringen."
Jetzt sah er wieder zu Noa, dann kurz zum schweigsamen Derryn. "In wie weit es der Führung der Defender reicht, liegt nicht in meiner Beurteilung, aber ich glaube, die Vorstellungen liegen nicht so weit voneinander weg."

Zaith würde es Noa überlassen, abschließende Worte dieser Verhandlungen zu finden. Immerhin war sie für solche Art von Gesprächen besser geeignet. Dass Derryn etwas sagen würde, bezweifelte der Jedi-Ritter allerdings. Sein Blick auf den Nahkämpfer mit der ausgefallenen Frisur bestätigte nur, was er dachte.
Vos war hier, um aufzupassen. Mehr nicht.
Immerhin.


Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn
 
- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara, Tylaar, Noa –


Obwohl der Kiffar im Hintergrund kaum beweglicher schien als die Raumdekoration, hörte er aufmerksam zu. Der Blick seiner dunklen Augen huschte zwischen den verschiedenen Gesprächspartnern hin und her, blieb jedoch immer wieder lange an Chesara heften. Sie hatte etwas an sich, das er nicht genau bestimmen konnte. Selten hatte er eine Person gesehen, die so … mit sich selbst im Reinen schien. Sie legte eine Würde an den Tag, die ihm einzigartig vorkam. Während Noa ihm kämpferischer erschien, auf eine gewisse Art und Weise wilder und ohne jeden Zweifel willensstark, war die Jedi diplomatischer. Sie gab Fehler offen zu, eine Eigenschaft, die ihn etwas befremdete, und scheute sich nicht davor, Verantwortung zu übernehmen.

Ein Satz Chesaras brachte ihn zum Nachdenken. ‚Die Jedi wollen Coruscant wieder unter republikanischer Fahne leben sehen’ … er fragte sich, ob sich diese Aussage nur auf diesen Planeten begrenzte. Er wusste, dass hier in der Stadt, die heute Imperial City genannt wurde, ein Tempel des Ordens gewesen war, aber er war nie näher als ein paar Kilometer an den Platz rangekommen. Und ‚ein paar Kilometer’ auf Coruscant konnten auch ganze Städte auf anderen Planeten sein. Bisher hatte er gedacht, dass die so genannten Friedenshüter die Interessen der Republik vertraten, in allen ihren Belangen – sollte es da nicht das höchste Ziel, alle Planeten von der Herrschaft des Imperiums zu befreien? Ob es noch mehr Jedi auf anderen imperialen Planeten gab, die ähnliche Pläne hatten – sich mit lokalen Widerständlern zusammenzutun und die imperialen Truppen mit Gewalt zurückzudrängen? Vielleicht war das ihre Strategie. Aber wer war er, dass er die Pläne der Jedi hinterfragte?

Er drängte die Gedanken beiseite, als Tylaar ihm einen Blick zuwarf. Zugehört hatte er nur mit halbem Ohr, sodass er den Kontext nicht sofort verstand. Derryn mochte zwar wie ein gesellschaftliches Extremum wirken, doch das war er keinesfalls. Viele der Widerständler waren Teil der Defender, weil sie wenig zu verlieren hatten und ihre Vorstellung von Anarchie gegenüber dem totalitären Regime mit Gewalt durchsetzen wollten. Die Geldgeber waren Konservative, die sich nach den Freiheiten der republikanischen Zeit zurücksehnten. Einige wenige hatten sich ihnen angeschlossen, weil sie die unhaltbaren Zustände erkannten und willens waren, alles aufzugeben, um daran etwas zu ändern und dafür zu sterben. Derryn konnte man noch am ehesten zu dieser letzten Gruppe packen. Er hatte ein festes Einkommen, für das man sich nicht schämen musste, und sein eigenes kleines Unternehmen aufgezogen. Eine Trainingshalle in den mittleren Ebenen war teuer, jedoch nicht unbezahlbar. In gewisser Weise war es ein Statusobjekt. Viele – sehr viele, wenn man die Dimensionen von Coruscant bedachte – lehnten eine Rebellion ab, weil sie nicht verlieren wollten, was sie hatten. Derryn war weder sonderlich materialistisch veranlagt, noch an diesen Planeten gebunden. Die Imperialen hatten seinen Peiniger mit Freuden aufgenommen und dafür das Leben unschuldiger Kiffar-Wächter geopfert. Die Sheyf mochte diesen Zustand akzeptieren – er tat es nicht.

Was Tylaar noch sagte, hörte er nicht richtig, doch als Chesara meinte, dass die Jedi keine kollateralen Schäden hinnehmen würden und sie nicht wisse, inwieweit sie in diesem Punkt mit den Defenders übereinstimmen, erhob er das Wort. Seine Stimme war fest, und er musste nicht lange nachdenken, was er sagen wollte.


„Wir haben kein Interesse daran, Unschuldige in diesen Krieg mit hineinzuziehen. Der Moment, indem wir beschließen, dass eine gewisse Anzahl von toten Zivilisten akzeptabel oder sogar erforderlich ist, ist unser Ende. Dann sind wir keinen Deut besser als die Imps. Wir verfolgen keine Philosophie des höheren Wohls.“

Er schwieg einen Moment.

„Das Leben einer Person ist ebenso schützenswert wie das Leben vieler. Wir mögen uns äußerlich stark unterscheiden, aber das ist der Gedanke, der uns eint.“

Er sah die Jedi noch einen Moment an, dann nickte er kaum wahrnehmbar. Als wollte er seine eigenen Worte für sich selbst bestätigt wissen.
Nun hatte er doch etwas gesagt, noch dazu etwas, über das sich wohl streiten ließ. Er hoffte, dass er weder dem General noch Noa eine Aussage in den Mund gelegt hatte, die sich schwer wieder rückgängig machen ließ.

Sein Kopf zuckte nach links, zur Tür, neben der er die ganze Zeit gestanden hatte. Er hatte ein leises Rumpeln gehört – in einem Freudenhaus an und für sich gewiss nichts Ungewöhnliches, aber dies hier war zu wichtig, als dass so etwas unbeachtet blieb. Er schloss die Augen und lauschte, versuchte das eigentliche Gespräch der drei anderen zu ignorieren. Derryn nahm gedämpfte Stimmen war: eine dunklere und eine, vielleicht sogar zwei hellere. Letztere waren offensichtlich Frauen. Und nach allem, was er den leisen Gesprächsfetzen durch die Tür entnehmen konnte, war eine der beiden unter Drogeneinfluss, was wohl auch Thema der Unterhaltung war. Also nahm er wieder ‚Haltung’ an und blieb wachsam.


- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara, Tylaar, Noa –
 
- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Derryn, Tylaar, Chesara -

Die Reaktion der Jedi hätte positiver nicht ausfallen können. Noa hatte damit gerechnet, mit Skepsis empfangen zu werden und befürchtet, der Orden der Machtnutzer könnte es ablehnen, mit einer selbst ernannten Widerstandstruppe, und sei sie noch so gut organisiert, zusammen zu arbeiten. Dies war nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Die Jedi waren im Untergrund aus den gleichen Gründen aktiv wie die Defender. Sie verfolgten die selben Interessen und es schien nur logisch, sich zusammen zu tun. Noa Chanelle war ernsthaft erleichtert, zum einen, weil sie ihr Ziel für den heutigen Tag erreicht hatten, zum anderen, weil es so einfach gegangen war und sie gar nicht viel hatte sagen müssen. Im Stillen, nur vor sich selbst, musste sie zugeben, dass sie nicht gewusst hätte, was sie auf eventuelle Fragen der Jedi-Rätin hätte antworten sollen. Sie konnte nicht gut verhandeln oder andere überzeugen, und sie kannte die Strukturen der Defender auch längst nicht so gut wie Pablo. Nachdem die Jedi bereits geäußert hatte, sich gerne mit Grant zu treffen, musste Noa noch einmal kurz die Luft anhalten, als Tylaar eine Bemerkung machte, die das ganze wackelige Gerüst, auf dem sie standen, wieder zum Einsturz bringen konnte. Er wollte von der Rätin wissen, ob sie wirklich bereit für diesen Kampf war und ob es im Sinne der Jedi wäre, in Situationen zu geraten, die sich möglicherweise an einer moralischen Grenze befanden. Noa verharrte still und befürchtete fast, Tylaar hätte der Jedi-Meisterin Zündstoff in die Hand gedrückt, die sie doch noch im letzten Moment einen Rückzieher machen ließ. Erst als sie hörte, was ChesaraSyonette zu sagen hatte, konnte sich die junge Widerstandskämpferin wieder entspannen. Ihre Zusammenarbeit stand. Dem Himmel sei Dank.

Gerade schon wollte Noa zum Sprechen ansetzen und versichern, dass sie sofort nach ihrer Rückkehr zum Hauptquartier mit Jared Grant sprechen und ein Treffen organisieren würde, meldete sich Derryn zu Wort. Überrascht wandte sich Noa zu ihm um. Er hatte die ganze Zeit über nahe der Tür gestanden, anstatt die Einladung, in einem der Sessel zu sitzen, anzunehmen. So plötzlich seine tiefe, sehr feste Stimme zu hören, brachte sie beinahe ein wenig aus dem Konzept, vor allem als sie begriff, was er sagte. Es fiel ihr schwer, den Mund vor Erstaunen nicht offen stehen zu lassen. Vielleicht war es unfair von ihr, aber mit etwas so Tiefgründigem hätte sie aus seinem Mund nicht gerechnet. Er war ein Kämpfer, das hatte sie im Theatersaal des Hauptquartiers selbst gesehen. Er besaß die kräftige Statur eines Krieges, trug eben solche Kleidung, und sein Verhalten war das eines Mannes, der seine Pflicht erfüllte, wenn es von ihm gefordert wurde. Doch dies war lediglich das, was man auf den ersten Blick von ihm wahrnahm. Tatsächlich war er kein Soldat, der Befehle ausführte, ohne sie zu hinterfragen. Er hatte eine feste Version von Gerechtigkeit vor Augen und dieser schien er zu folgen. Während er sprach, hielt er den Blick auf Rätin ChesaraSyonette gerichtet und nachdem er los geworden war, was ihm offenbar auf dem Herzen gelegen hatte, fiel er wieder zurück in die unauffällige, aber wachsame Haltung eines Wächters, der sich m Hintergrund hielt.


„Äh, das stimmt...“

Erwiderte Noa noch immer irritiert und räusperte sich. Sie warf Derryn einen letzten verwirrten Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Jedi, die ihr gegenüber saß.

„Ich danke Euch, Rätin. Wir haben... ich meine, wir alle müssen zusammen halten,wenn wir das Imperium von hier vertreiben wollen. Dazu müssen wir... zusammen arbeiten.“

Was redete sie da für einen Unsinn? Noa zwang sich zu einem Lächeln, heraus kam jedoch lediglich eine schiefe Grimasse. Hatte sie den Verstand verloren?

„Ich werde unserem Anführer Bericht erstatten und dafür sorgen, dass so schnell wie möglich ein Treffen arrangiert wird. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren.“

Die beiden letzten Sätze hatte sie schnell gesprochen, bevor es ihr überhaupt einfallen könnte sich ein weiteres Mal zu verhaspeln. Noa blickte fragend zu Tylaar hinüber. Es war alles geregelt, jedenfalls von ihrer Seite aus.

- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara, Tylaar, Derryn -
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Noa, Tylaar -

Als der Kiffar unerwartet das Wort übernahm, schaute Chesara erstaunt zu ihm herüber. Im Gegensatz zu den beiden anderen hatte er die ganze Zeit über nicht Platz genommen. Während Noa die Sprecherin der Gruppe war, Tylaar an ihrer Seite stand und aufgrund seiner Verbindungen zu den Jedi hier war, schien der kräftige Kiffar ihnen als Schutz zu dienen. Dieses Verhalten legte er zumindest an den Tag. Bisher hatte Chesara keine Fragen zur Organisation und Größe der Widerstandsgruppe gestellt, dachte jedoch bei sich, die Defender müssten zahlenmäßig gut besetzt sein, wenn sie es sich erlauben konnten, einen zusätzlichen Mann einzuteilen, wenn die Delegation doch bereits über einen Jedi verfügte. Entweder war es das, oder es gab sonst nicht viel zu tun, was allerdings nicht sehr wahrscheinlich erschien. Als Chesara dem Blick des Kiffars begegnete, hatte sie für einen kurzen Moment das Gefühl, dass da noch mehr in ihm war als das, was sie oberflächlich ertasten konnte. Sein Name war Derryn Vos. Sie hatte mal einen Goran Vos gekannt, aber nie erfahren, was aus ihm geworden war. Tatsächlich war sie diesem Kiffar nur ein einziges Mal begegnet, das war noch auf Corellia gewesen.

Derryn sprach aus, was er dachte und dabei traf er genau das, was Chesara empfand. Jedes Leben war schützenswert. Seine sorgfältig gewählten Worte waren weise und brachten zum Ausdruck, was zusammengefasst einen Teil des Jedi-Kodex darstellte. Langsam nickte Chesara.


"Gut gesprochen."

Erwiderte sie leise und fragte sich im Stillen, ob sich ihr Weg mit dem des Kiffars wieder kreuzen würde. Er hatte etwas an sich, das sie nicht ergründen konnte.

Abschließend bestätigte die junge Frau, dass sie ihrem Anführer ausrichten würde, was sie heute hier besprochen hatte. Sie sah die Notwendigkeit schneller Handlungen und dafür war Chesara dankbar. Besonders unter dem Gesichtspunkt dessen, was sie über Bastion gehört hatte, wurde es höchste Zeit, Taten sprechen zu lassen. Sie erhob sich, höflich signalisierend, dass das Gespräch sich zum Ende neigte. Fey trainierte anscheinend noch immer. Inzwischen hatte sie den Machtsprung bestimmt schon gemeistert.


- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Tylaar, Derryn, Noa -
 
Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn

Gelinde gesagt war Tylaar überrascht von dem was und dass Derryn überhaupt sprach. Und seine Meinung war alles andere als falsch. Genau genommen entsprach es Tylaars Ansichten in fast allen Punkten. Kollateralschäden waren nicht akzeptabel. Würde der Widerstand damit anfangen, gäbe es kaum noch einen Unterschied zum Imperium.
Tylaar wunderte sich über den bisher schweigsamen Mann. Seine Augen ruhten unbewegt auf Vos. Hinter der Fassade des ruhigen, professionellen Nahkämpfers musste es mehr geben. Zwar konnte der Jedi-Ritter nicht genau sagen, woher er dieses Gefühl hatte, aber er zu verleugnen war es nicht.
Auch Chesara schien ein gewisses Interesse an ihm zu haben. Schließlich kommentierte sie seine Worte mit einem "gut gesprochen", was auch Tylaar zustimmend nicken ließ.

An Überraschungen war es das für heute aber nicht. Noa wollte noch einige abschließenden Worte sagen, aber sie verhaspelte sich mehrfach, wirkte fast aus dem Konzept gebracht. Zwar stimme es, was sie sagte, aber das 'Wie' brachte Tylaar zu einem kleinen Grinsen. War die sonst so toughe Noa etwa nervös? Als er ihren Blick auf Derryn sah, reimte er sich zusammen, dass die junge Frau noch etwas irritierter von der kleinen Rede Vos' war als er. Zumindest war es eine erfreuliche Überraschung. Davon gab es in letzter Zeit nicht besonders viele.

Die Besprechung näherte sich ihrem Ende. Noa sah leicht fragend zu ihm, was Tylaar knapp nicken ließ. Auch Chesara schien sich nun zurückziehen zu wollen. Als die Meisterin aufstand, tat es ihr Tylaar gleich.

"Wir danken Euch für Eure Zeit, Meisterin", sagte er mit einer knappen Verbeugung. "Ich denke, dass wir hier die Grundlage für eine gute und furchtbare Zusammenarbeit zum Wohle Coruscants gelegt haben."
Allerdings gab es da noch etwas, das nichts direkt mit den Defenders zu tun und was Zaith bewusst an das Ende des Gesprächs gelegt hatte.
"Meisterin, ich habe vor diesem Gespräch eine starke Präsenz in der Macht gespürt, die wie ein Leuchtfeuer für mich war. Ich glaube, in diesem Gebäude befindet sich eine Person, die die Macht noch nicht zu leiten weiß, die sich noch nicht bewusst ist, was in ihr ruht. Mir Eurer Erlaubnis, würde ich mir das gerne genauer ansehen. Ich spüre, dass ich diese Zeichen nicht ignorieren sollte."

Auf eine Bestätigung oder eine Art Erlaubnis warten, sah er eine Weile zu Chesara, wendete aber bald den Blick zu den beiden Defenders. Würde Chesara zustimmen, müssten die beiden alleine zurück in das HQ des Widerstandes kehren. Er käme dann nach.

Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara, Noa & Derryn
 
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