Coruscant

|| Coruscant ▫ City ▫ Mittlere Ebenen ▫ Straße || ▫ Azgeth

Sachte strich der Wind durch die Metall- und Betoneinöde der Stadt. Das kürzer geschnitte Haar ließ sich auf das Luftspiel ein und tanzte umher. Wirkliche Erholung hatte die letzte Nacht nicht gebracht. Ihre Träume mussten intensiv gewesen sein, auch wenn sie sich nicht mehr an sie erinnern konnte. Gerade dies konnte sie für den heutigen Tag nicht gebrauchen, doch ändern ließ es sich nicht mehr. Entgegen ihres sonstigen Vorgehens hatte sich Azgeth daher vor ihrem Arbeitsantritt in ein Cafe gesetzt und ein paar Tassen Kaf konsumiert. Die Auswirkungen konnte sie in ihrem Körper spüren, der diese Substanz nicht gewöhnt war. Hoffentlich rächte es sich im Laufe des Tages nicht. Abhängig von jeglichen Bedenken wurde es nun Zeit loszufahren, schließlich wäre es nicht gerade besonders klug gleich am ersten Tag zu spät zu kommen. Wie auf heißen Kohlen sitzend lenkte Azgeth ihren Gleiter durch den Verkehr bis sie bei der Metrostation angekommen war. Nachdem sie ihr Fahrzeug abgestellt hatte, betrat sie ein wenig nervös den Laden, in dem sie von der gleichen Dame wie am Vortag begrüßt wurde. Auch diese war gerade erst eingetroffen, sie schaltete verschiedene Geräte ein und hob die Verriegelung der Sicherheitstüren auf.

"Morgen!" , gähnte sie. "Sie sind ja ganz früh da, von den Kollegen ist noch keiner hier. Nehmen Sie einfach da drüben platz und nehmen sich ein Getränk. Der Chef wird sicher in wenigen Minuten erscheinen."

"Ja, danke!" , entgegnete Azgeth schlicht. Sie war versucht Smalltalk zu machen, aber es wollte ihr nichts Sinnvolles einfallen. So durfte sie der Empfangsfrau noch fünf Minuten beim Herumwuseln zusehen, bis die ersten Mitarbeiter erschienen. Da sie dort ganz alleine herumsaß, konnte sie niemand übersehen, weshalb sich die Ex - Sith dazu entschied aufzustehen um ebenfalls Jeden zu begrüßen und sich vorzustellen. Ihr heutiges Erscheinen war bereits bekannt, daher trat sie nicht auf volles Unverständnis, vielmehr auf Neugier. Die Belegschaft, ausnahmslos Männer, behandelte sie verhalten freundlich, einer von ihnen, wohl der Co-Chef oder so etwas in der Richtung, verwickelte sie in ein kurzes Gespräch.

"Soso, die erste weibliche Bewerbung überhaupt bei uns. Hätte nicht gedacht das sich je ’ne Frau für so einen Knochenjob melden würde. Aber der Chef hätt’ Sie wohl nich’ eingeladen, wenn er nicht daran glaubt, dass sie es schaffen können. Dürr siehste mir jedenfalls nicht aus. Wie wär’s wenn wir gleich zum 'Du' übergehen. Das machen wir hier alle so. Natürlich abgesehen vom Chef."

Na toll. Wie schon erwartet war das eine reine Männerunternehmung hier. Das konnte ja noch ein starkes Stück werden. Wirklich warm wurde sie nicht bei dem Gedanken hier gleich jeden mit 'Du' anzusprechen, andererseits wollte sie sich auch nicht unbeliebt machen. Vom Niveau war es ein wenig wie in ihrer damaligen Gang, insofern musste sie dort nur wieder anknüpfen.

"Von mir aus." , lenkte sie ein. "Azgeth."
"Stak, sei uns willkommen."
Der Kopf ging in Richtung der Tür. "Wie wäre es wenn wir schon mal nach hinten gehen. Bevor Du hier noch Minuten umsonst herumsitzt und auf’n Chef wartest, können wir Dir ja schon mal einen Overall raussuchen. Ich denke wir haben auch was in deiner Größe. Eine Frauen - Umkleide haben wir natürlich nich, Du gehst wohl am Besten auf die Damen-Toilette. Du kannst aber auch zu uns Männern kommen, den Jungs würde das sicher nichts ausmachen." Die Dunkelhaarige unterdrückte ein Stöhnen. Billiger ging es wohl nicht. Dies würde sie mit ganz großer Sicherheit nicht tun.

"Ich denke, ich nehme die Toilette." , antwortete sie diplomatisch. "Dachte ich mir" , grinste er zurück und machte sich mit ihr auf den Weg ins Lager um ihr einen Arbeitsanzug herauszugeben. "Hm, mal schauen. Probier den Mal." Er reichte ihr verschieden große Overalls, die sie sich vor den Körper hielt um die ungefähre Passgenauigkeit abzuschätzen. Nach ein paar Versuchen hielt sie zwei hintereinander liegende Größen in den Händen.

"Ich probiere die beiden, und bring Dir dann einen wieder zurück."
"Ok."
, bestätigte Stak und deutete ihr wieder hinauszugehen. Azgeth folgte dem gewiesenen Weg um sich im einzigen für weibliches Personal geschaffenen Raum umzuziehen. Ein Blick in den Spiegel zeigte schnell: schick und sexy sah anders aus, aber deshalb war sie ja auch nicht hier. Auf dem Weg zurück zum Lagerraum kam ihr schon einer der Männer entgegen, der sie sofort abfing. "Den kannste mir geben, der Chef iss da und will Dich sehen. Ich bin übrigens Jack."
"Hi Jack! Ich geh’ am Besten gleich zu ihm. Bis später."


Der Weg zu dem ihr bekannten Büro wurde eingeschlagen, und an dessen Tür geklopft. Nach Aufforderung trat sie ein um den bereits in Schale geworfenen Chef gegenüber zu haben. "Guten Morgen, Mrs. Myrjal. Setzen sie sich bitte. Wir müssen noch ein paar Dinge besprechen und noch ein paar Sachen ausfüllen." Suchend schob er ein paar Disks herum bis er die richtigen gefunden hatte, welche er der Ex - Warrior zusammen mit einem Datapad überreichte. "Die Männer haben sie also schon kennen gelernt. Die sind alle in Ordnung. Ich habe gestern noch mal mit ihnen gesprochen. Wir hatten noch nie eine Frau hier. Das ist nun mal leider eine Männerdomäne, nehmen Sie es ihnen also nicht übel, wenn es hier ein wenig ... sagen wir mal 'rauer' zugeht. Hauen Sie einfach dazwischen wenn es ihnen zu weit geht. Sie kriegen das schon hin. Jetzt füllen Sie aber erstmal alles aus, und dann werden wir mal schauen wie Sie sich so anstellen."

"Ok, Mr. Scormitt." Felder die sie ausfüllen konnte, wurden mit Inhalt gefüllt, den Rest musste sie notgedrungen offen lassen. Verwundert begutachtete der Geschäftsleiter das Formular. "Sie haben kein Konto? Normalerweise überweisen wir den Lohn."
"Ich werde sofort eines einrichten lassen, das ist kein Problem. Ich bin noch nicht so lange auf Coruscant und bis jetzt war es noch nicht nötig gewesen."
"Gut. Dann wollen wir mal an die Arbeit gehen."
Mit ausgebreitetem Arm wies er auf die Tür, um die Schwarzhaarige aufzufordern das Büro zu verlassen. Zusammen wanderten sie durch die Flure, bis sie in der Montagehalle angekommen waren. An deren Ende konnte man die geöffneten Tore sehen, die auf den Hof führten. Dieser lag direkt hinter der Bahnstation, von dieser nur durch ein wuchtiges Schott getrennt. Einige der Arbeiter waren bereits am werken, während einige andere noch in einem Pulk zusammenstanden und scheinbar auf Anweisungen warteten. Zu dieser Gruppe gesellten sie sich und Azgeth wurde noch einmal allen vorgestellt und offiziell begrüßt. Mr. Scormitt winkte einen seiner Beschäftigten heran.

"Ich vertraue Ihnen unseren Neuzugang an. Zeigen Sie ihr alles und erkundigen sie sich mit was sie schon gearbeitet hat und was sie schon kann." Azgeth bekam einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter bevor sich der Mann seinem Adjutanten zuwandte. "Ich werde nachher wieder nach Ihnen sehen." Da stand sie nun vor einem der Arbeiter und hatte erstmal keinen Plan was genau sie eigentlich zu tun hatte.

"Hi!" , begrüßte sie diesen mit einem knappen Lächeln. "Hallo, ich bin Morris. Na dann komm’ mal mit." Wie befohlen führte sie der Mann, der ungefähr einen Kopf größer als sie gewachsen war, durch die Halle. Dieser zeigte ihr wo welche Maschinen standen und wo man was bekommen konnte. Um es sich leichter zu machen, erkundigte sich die ehemalige Sklavin nach den Dingen, die sie auf jeden Fall vermeiden sollte. Ob sie so auch von jedem Fettnäpfchen erfuhr, wusste sie nicht, aber ein paar Dinge konnte ihr der Mann schon vermitteln.

"Und inwieweit hast Du schon Erfahrung mit dem Job hier?" Sie hatte keine, sie war deshalb immer noch erstaunt überhaupt eine Chance bekommen zu haben. Vielleicht war der Chef auch zu begierig gewesen zu sehen wie sich eine Frau anstellte. Nun ja was auch immer. "In der Montage selbst war ich noch nie beschäftigt. Aber harte Arbeit bin ich durchaus gewohnt. Drehen, Fräsen und derlei Sachen habe ich schon gemacht, wie man ein Loch macht und wie man ne Kombizange hält, muss mir also keiner zeigen. Ich habe jedoch eher mit Möbeln gearbeitet als mit Maschinen und Metall." Das Nichtkommentieren ihres Berichtes sagte mehr als genug. "Na schön. Dann bring' ich Dich mal zur Unterbodenrampe, da wirst Du in nächster Zeit wohl hauptsächlich zu tun haben. Wir haben ’nen Haufen Aufträge in nächster Zeit und es wird mehr als genug zu tun geben. Also gut aufpassen und sofort nachfragen, wenn was unklar ist."

"Verstanden"
, gab Azgeth zurück und folgte dem man die Stufen hinunter, während gerade der erste Wagon hereingefahren wurde. Sie horchte aufmerksam zu als er ihr in aller Ausführlichkeit die Repulsortechnik an den öffentlichen Zügen erklärte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch erkannte, dass sie doch eine Menge technisches Verständnis brauchte um hier mithalten zu können. Sie würde wohl noch nebenbei Theoretisches lernen müssen. Glücklicherweise würde sie wohl vorerst nur bei der Ab- und Montage mitwirken. Das sollte nicht so schwer sein. Höchstens körperlich, aber das machte ihr nichts. Sie hatte schon ganz andere Dinge bewältigt. Nachdem die sachliche Einweisung beendet war, ließ sich die Schwarzhaarige eine Werkzeugkiste aushändigen um sich nach eingehender Anweisung an die Arbeit zu machen.

|| Coruscant ▫ City ▫ obere Ebenen ▫ Montagehalle || ▫ Azgeth & Kollegen
 
~ Coruscant ~ unteren Ebenen ~ Honey House ~ Hinterer Bereich ~ "Trainingsraum" ~ Sinaan & Steven ~


Stevens Meister, hatte also schon eine, wahrscheinlich sehr unangenehme, Begegnung mit einem Sith und er fügte noch hinzu, dass man in solchen Zeiten besonders auf einen Treffen könnte. Was ja auch logisch klingt wenn man diese Bürgerkriegsgleichen Zeiten bedenkt.

Steven spürte das sich die Gemütslage seines Meister veränderte, wenn er an die Sith dachte, er schien Angst zu haben, jedenfalls fühlte es sich so an als ob er auf garkeinen Fall einem begegnen wollte. Der junge Padawan kannte diese Sith nur aus Erzählungen und von Bilder, hübsch waren sie ja meistens nicht und sie sollten wirklich fürchterlich sein.

Der junge überlegte, wenn man laufen sollte, heißt das dann das man wahrscheinlich sowieso keine Chance gegen einen hat? Ist die dunkle Seite also stärker? Steven wollte seinen dummen Gedanken nicht glauben. Sith lassen sich in Rage fallen, sortierte der Padawan seine Gedanken, scheinen dann vielleicht stärker zu sein, können ihren klaren Verstand dann aber nicht mehr einsetzten und das ist der Vorteil der Jedi, ein klarer Verstand, so langsam verstand Steven die Lehre seines Meisters. Deswegen sollte man alles immer durchplanen und sich nicht von seinen voreiligen Schlüssen leiten lassen.

Er musste seine Verteidigung schulen, er musste unbedingt trainieren wie man Angriffe abwehrt. Sein Meister erklärte ihm, dass die Jedi ihre Macht niemals zum Angriff nutzen nur zur Verteidigung. Vielleicht ist das auch besser, immerhin ist der, der den ersten Schlag macht immer zuerst analysiert.

Dann ging sein Meister zum Tisch, Steven lehnte sich entspannt in den Stuhl und beobachtete seinen Meister, dieser wollte seinem Schüler eine Möglichkeit zeigen sich zu verteidigen. Er stellte einen Stuhl auf den Tisch und sich selbst seitlich dazu, Steven wunderte sich was das nun werden sollte, dann streckte sein Meister seine Hand aus und dem Jungen wurde nun klar was er vor hatte. Nachdem der Stuhl fasst gegen die Wand gekracht wäre, wurde der Schüler in seiner Annahme bestätigt, er lernte nun also den Machtstoß.

Er hatte diese Technik irgendwo schoneinmal gesehen, sie war mächtig und doch im Gegensatz zu manchen anderen Techniken recht simpel. Wie der Machtgriff nur schneller und kräftiger.
Sein Meister bat ihn nun selbst einmal den Machtstoß auszuprobieren, es konnte nicht passieren, Sinaan würde den Stuhl kurz vorher anhalten, nachdem dieser den Stuhl mit der Macht wieder auf den Tisch beförderte stellte sich Steven vor diesen.
Hoffentlich stoppte Sinaan den Stuhl schnell genug, sonst würde er ihn abkriegen, vorrausgesetzt er bewegt sich gleich auch.

Der Teenager streckte seinen Arm nach dem Stuhl aus, schloß die Augen und ließ sich in der Macht treiben, er fühlte sie in sich, in anderen und um sich herum, überall war die Macht.
Sie fühlte sich weder warm noch kalt an, sie war angenehm, irgendwie unbeschreiblich. Steven sah die beiden Gegenstände vor sich, den Stuhl und den Tisch, dahinter leuchtete die Präsenz seines Meisters, die er deutlich erkennen konnte. Seine Muskeln entspannten sich und seine Gedanken verschwanden, es gab nur noch die Macht. Dann versuchte er die Macht zu bündeln um den Stuhl zu stoßen, es klappte nicht. Dann versuchte er sie zu kanalisieren, eine Art Machtball durch einen Tunnel zu schleudern um den Stuhl zu stoßen und dann passierte es, er spürte wie der Stuhl wegflog, direkt auf seinen Meister und auf die Wand zu.
Er spürte sogar wie sein Meister die Macht kontrollierte und den Stuhl auffing. Langsam konnte er mit der Macht umgehen, langsam verstand er einen kleinen Teil von ihr.


Er öffnete seine Augen und wartete auf die Reaktion seines Meisters. Steven dachte sich das er sich eigentlich garnicht schlecht gemacht hat bei dieser Übung, obwohl es immer noch besser ging.


~ Coruscant ~ unteren Ebenen ~ Honey House ~ Hinterer Bereich ~ "Trainingsraum" ~ Sinaan & Steven ~
 
- [Hyperraum zum Coruscant-System - "Prince" - Jace‘ Quartier] - mit Jibrielle

Frisch geduscht und gut gelaunt hatten sie das Bad wieder verlassen. Jibrielle raffte ihre Klamotten zusammen und machte sich, nicht ohne noch einmal von Jace an sich gedrückt zu werden, auf den Weg zu ihrem eigenen Quartier. Der Pilot blickte ihr noch einen Augenblick hinter her, dann warf er einen Blick aufs Chrono und erinnerte sich an Petit's Zeitangabe. Der Ausflug in die Dusche hatte länger gedauert als erwartet. Sie hatten noch circa zwanzig Minuten Zeit bis die "Prince" von Coruscant's Gravitationsfeld aus dem Hyperraum gezogen werden würde.

Jace musste Grinsen während er sich ein schwarzes T-Shirt über den Kopf zog. Der kleine Jawa hätte natürlich eine viel dezentere Methode wählen können um sie über ihren Reisestatus zu informieren. Allerdings schien er es darauf angelegt zu haben Jace für seine Art mit ihm umzugehen ein wenig zu 'bestrafen'. Das Problem war das es Jace schlichtweg egal gewesen war. Eine dunkle Cargohose und seine Stiefel vervollständigten schließlich das Outfit, aufgrund des T-Shirts musste er allerdings auf eine seiner Vibroklingen verzichten. Er zuckte mit den Schultern und drehte sich noch einmal im Kreis herum und sein Blick streifte alle möglichen Gegenstände und blieb schließlich an den Datapads auf seinem Schreibtisch hängen. Er eilte hinüber steckte sich eines in eine der Hosentasche, zwei Datacards folgten, ebenso sein Komlink, ein paar Credits und die gefälschte ID, die ihm von der Black Sun zur Verfügung gestellt worden war. Das sollte eigentlich alles sein, darauf den Blaster mitzunehmen verzichtete er schon seit The Wheel, denn schließlich brachte ihm die Waffe überhaupts nichts - da er eh nicht das Treffen würde was er wollte.

Das nächste Ziel war das Cockpit, fünfzehn Minuten bis zum Rückfall. Jace eilte an dem Schlachtfeld von einem Bett vorbei hinaus in den kleinen Korridor und sprang die kurze Treppe ins Cockpit hinunter. Die Comicfigur tigerte hinter den Pilotensitzen umher und murmelte genervt vor sich hin. Jace quittierte das Gemaule nur mit einem Grinsen und ignorierte das Genörgel und Gezeter des kleinen Aliens völlig. Er ließ sich in den Pilotensitz fallen und begann die Instrumente abzulesen und nebenbei Einstellungen der verschiedensten Arten vorzunehmen. Die Schilde würden sich aktivieren sobald das Schiff in den Normalraum transistierte, das Kühlsystem begann die Sublichttriebwerke besser zu kühlen, als sie begannen warm zu laufen - aktivieren tat er sie natürlich noch nicht. Da sich jedoch bei seinem letzten Sprung ins Coruscant-System eine Kühlpumpe und das dazugehörige Triebwerk verabschiedet hatte, wollte er das Ganze auf gar keinen Fall noch einmal durchmachen. Hier und da drückte er noch ein paar Knöpfen und dann vergrößerte sich der Countdown auf dem Head-Up-Display am Cockpitfenster und die letzte Minute brach an. Was regte sich Petit denn überhaupt auf? Die verkürzte Vorbereitung tat es doch alle mal und sonst machte er auch nicht viel mehr als das was er in den letzten Minuten angestellt hat.

Mit verschränkten Armen lehnte er sich zurück und betrachtete schweigend die, kleiner werdenden, Ziffern. Es war eine äußerst schöne und interessante Reise gewesen, eine Reise die er nicht so schnell vergessen würde. ... Ganz sicher nicht. Hinter sich ertönten nun leise Schritte, gefolgt von lautem Getrampel. Jace drehte sich mit samt dem Stuhl herum und blickte zur Tür. Petit schoss die Treppe hinauf, an einer gut gelaunten Jibrielle vorbei.
Auch sie hatte sich umgezogen. Eine Kombination aus einem einfachen Top und einem Kleid, alles in hellen, frohen und sommerlichen Farben. Was einen starker Kontrast zu den grauen und dunklen Straßenschluchten Coruscants darstellte. Die Frage war nur ob in den Bezirken wo er landen und sie sich - vermutlich - rum treiben würde, diese Art von Kleidung besonders clever war. In der Hand hielt sie eine Jacke, offenbar um den kühlen Temperaturen des Stadtplaneten zu trotzen. Vielleicht sollte er sich auch noch etwas über das T-Shirt ziehen, überlegte er. Ansonsten konnte es doch recht unangenehm werden.


"Gutes Timing.", kommentierte Jace ihr Erscheinen und deutete einladend auf den Sitz des Copiloten und das HUD.

Noch zehn Sekunden. Er drehte sich mit dem Stuhl wieder herum und griff nachdem Hebel für den Hyperantrieb. Drei, Zwei, Eins... Langsam zog er den Hebel zurück und die Streifen und Wirbel des Hyperraums verschwanden. Stattdessen erschienen Sterne und direkt vor ihnen das so genannte Zentrum der Galaxie.

Die beeindruckende Nachtseite Coruscants strahlte ihnen entgegen und die Umrisse der größten Schiffe im Orbit waren zu erkennen. Die Sensoren offenbarten das vermeintliche Chaos im Weltraum über dem Planeten in seiner Gänze. Doch lief alles streng geregelt ab. Die Raumverkehrsrouten hatten alle ihre eigenen Aufpasser bei Coruscant Control sitzen. Jeder Sektor wurde genaustens überwacht und Schiffe wurden hier und da überprüft - teilweise stichprobenartig, teilweise wurden auch bestimmte Typen - wie die alten YTs - speziell ausgewählt. Jace hatte die Ionentriebwerke der Yacht direkt nach dem Rückfall aktiviert und dadurch befand sich die "Prince" bereits in einem Sektor wo die Raumkontrolle sie anrufen sollte. Wie auf Kommando begann das Kom zu piepen und ein kleines Lämpchen leuchtete auf. Das Gespräch über den Stadtplaneten im Cockpit verstummte sofort und Jace nahm den Anruf entgegen.
Wenn alles nach Plan lief sollte an der Gegenseite nun eine Person sein die ihm seinen reservierten Landeplatz zu wies und ihn nicht kontrollieren ließ. Eine dunkle Stimme meldete sich in Basic, die Tonlage und der Akzent zeigten jedoch das es unter keinen Umständen eine Humanoide Lebensform sein konnte. Es folgte der routinemäßige Wortwechsel mit dem Fluglotsen, über die Fracht, das Ziel auf der Oberfläche und den Grund des Aufenthalts. Jace beantwortete die Fragen so knapp es ihm möglich war, ohne Aufsehen zu erregen. Dann war es einen Augenblick lang still, ehe die Stimme wieder antwortete.


"Horizon-class "Prince". Sie haben einen reservierten Landeplatz, aus diesem Grund werden sie keiner Kontrolle im Orbit unterzogen. Ein Leitstrahl wird sie zu ihrem Landeplatz führen und dort werden Zollbeamte des Imperiums sie erwarten. Einen schönen Aufenthalt."

Jace bedankte sich und deaktivierte das Kom wieder, während er den Kurs an den Leitstrahl anpasste. Diese Zollbeamte würden, zumindest hatte ihm Joar'ven das so mit auf den Weg gegeben, würden von der Black Sun bereits bezahlt worden sein und hätten den Landeplatz längst verlassen wenn er sein Schiff dort landen würde. Jace vermutete jedoch eher das kein Zollbeamter jemals diesen Landeplatz auch nur betreten hatte. Schließlich war die Black Sun nicht gerade für ihre Schlamperei in solchen Sachen bekannt.

"Keine Sorge bezüglich der Imperialen. Sie werden uns keinen Ärger machen.", teilte er Jibrielle mit und veränderte den Winkel der Yacht ein kleines bisschen. Schließlich wollte er einen sanften Eintritt in die Atmosphäre und sich und seine Passagierin so wenig wie möglich durchschütteln. Abgesehen davon das sonst überall im Schiff Sachen durch die Gegend fliegen würden, die er nicht vernünftig verstaut hatte.

Ein leiser Signalton kündigte den Eintritt in die Atmosphäre an und Jace korrigierte, durch eine leichte Bewegung am Steuerknüppel, den Kurs um ein paar Meter. Der Eintritt ging so glatt wie geplant von statten. Kein einziges Rütteln war zu spüren, was unter anderem auch an der klaren Nacht an seinem Eintrittspunkt lag. Sein Landeplatz befand sich jedoch in einem der Türme zwischen Tag- und Nachtseite, um genau zu sein herrschte dort gerade Nachmittag. Er musste den Kurs wieder nur um wenige Meter korrigieren und war nun genau auf Kurs. Den Steuerknüppel würde er erst zum Landen wieder benutzen müssen. Er überprüfte die Position der Landeplattform mit einer der Karten Coruscants im Computer der "Prince". Sie befand sich gerade noch in den mittleren Ebenen und war nicht allzu weit vom Black Sun-Hauptquartier entfernt, welches er bei seinem letzten Besuch kennengelernt hatte. Außerdem war sie nicht weit von dem Ort seines ersten Treffens mit Jib und Madge entfernt. Denn der Mando'Trade-Komplex lag ebenfalls nicht weit von dort entfernt, natürlich einige hundert Ebenen höher.

Der Flug verlief erwartungsgemäß ereignislos und Jace brachte das Schiff ein paar Minuten später sich hinab und hinter einem gewaltigen Tor in einem kleinen Hangar unter. Ein weiteres Schiff befand sich dort, eine kleine Yacht - vermutlich das Schiff des Vigo's oder Atton's, und eine Handvoll Gestalten wartete bereits im Schatten auf sie.
Jace brachte die Maschinen zum Schweigen, beließ aber alles im Stand-by Modus, es konnte schließlich einiges schief gehen in diesem Geschäft. Er stand auf und wandte sich Jibrielle zu.


"Ich muss da noch eben ein paar Kleinigkeiten regeln. Würdest du bitte solange an Bord bleiben, ja?", fragte er sie mit ernster Miene. "Ich erkläre es dir später. Versprochen."

Es war der Jedi anzusehen das ihr das nicht gefiel, dennoch stimmte sie schließlich zu an Bord zu warten. Jace nickte ihr dankbar zu. Andernfalls hätte die ganze Sache sich ein wenig ... kompliziert gestalten können. Er eilte aus dem Cockpit nach hinten, griff sich im Aufenthaltsraum noch eine graue Fliegerjacke und ging nach hinten in Richtung Frachtraum. Unterwegs scheuchte er Petit noch zurück in den Maschinenraum und betrat schließlich den gut gefüllten Frachtraum. Zur großen Laderampe zu gelangen war nicht gerade einfach, doch Jace kletterte schnell über alles hinweg was im Weg stand, anstatt sich zwischen den einzelnen Kisten hindurch zuschieben. Bevor er die Rampe hinab ließ, prüfte er noch schnell seine Kleidung, dann tippte er den Code ein und die Laderampe öffnete sich langsam.

'Ich gebe bestimmt ein super Ziel ab.', dachte er sich im Stillen, als er so ohne Deckung am oberen Rand der Rampe wartete bis diese sich gänzlich geöffnet hatte. Endlich wurden die Köpfe des Abholdienstes sichtbar und es war ganz klar das diese Leute bestimmt nicht als einfache Schmuggler oder Agenten der Black Sun tätig waren. Einigen war die Blödheit geradezu ins Gesicht geschrieben und anderen einfach nur die Mordlust anzusehen. Unwillkürlich zog er eine Augenbraue in die Höhe. Dies musste zu Atton's neuem Programm gehören, alles überflüssige Personal für solcherlei Dienste abzustellen war keine schlechte Idee. Eine der Gestalten war ihm sogar bekannt, ein Twilek - dessen Gesicht sich bei dem Anblick des Piloten vor Hass verzerrte und er strich sich über das Handgelenk. Jace konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Twilek hatte ihn mit Kate und Dany, als sie durch einen blöden Zufall in einer Zelle der hiesigen Niederlassung gelandet waren, mit einer Blasterpistole bedroht und dies mit einem schmerzhaft gebrochenen Handgelenk bezahlen müsse. Er konnte froh sein noch so gut dabei weggekommen zu sein - also der Twilek.

Beim Anblick des Grinsens des Piloten brannten die Sicherungen offenbar durch und der Alien kam wieder nach vorne getrampelt, doch bevor er auch nur die Rampe erreicht hatte streckte ihn die Faust eines Gamorreaners von hinten nieder. Nun trat der Anführer der Gruppe vor, ein Devaronianer und Jace ging ihm entgegen. Als er den Fuß der Rampe erreicht hatte standen sie sich gegenüber. Der Devaronianer streckte ihm die Hand entgegen und stellte sich als Vilnaq Draek vor. Die Unterhaltung dauerte nicht lange und schließlich begannen die Gangster damit die Fracht von der "Prince" in ihre Transportspeeder umzupacken. Währenddessen erhielt Jace die restlichen Dreiviertel seiner Bezahlung und beobachtete mit Draek zusammen das Umladen der Fracht. Keine fünfzehn Standardminuten später war die gesamte Aktion abgeschlossen und die Transporter flogen hinaus aus dem Hangartor, welches sich hinter ihnen wieder krachend verschloss.

Jace schritt die Rampe wieder hinauf und schloss sie hinter sich. Nachdem er sie wieder verriegelt hatte kehrte er zurück in den Aufenthaltsraum, wo Jibrielle ihn bereits erwartete.


"Das wärs. Eine geschäftliche Transaktion, die Details würden dich eh nur langweilen, von daher spare ich an ihnen.", bemühte er sich ihr eine kurze Erklärung zuliefern."Auf Lianna habe ich ein wenig Fracht von der Intergalaktischen Handelsallianz an Bord nehmen und diese Fracht wurde gerade abgeholt. Da die Allianz es nicht gerne ha...", Jace unterbrach sich. Warum Lügen? Sie durchschaute ihn doch sowieso...man musste jawohl nur eins und eins zusammenzählen.

"Auf jeden Fall kann es nicht schaden das du nicht dabei warst.", korrigierte er sich schließlich ein wenig kleinlauter.

Sein Blick fiel auf den Koffer an ihrer Seite und es schien als würde es nun das endgültige Ende ihrer Reise bevorstehen. Sein Blick wanderte zurück in ihr Gesicht und sein Lächeln kehrte wieder zurück.


"Ich werde dich noch ein Stück begleiten - okay? Denn Erstens ist das hier nicht gerade netter Ort und Zwotens würde Madge mich sicherlich umbringen wenn ich dich nicht heile nach Hause bringe."

- [Coruscant-System - Coruscant - Mittlere Ebenen - Hangar der Black Sun - "Prince" - Aufenthaltsraum] - mit Jibrielle
 
Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar

„Es brauch dir nicht Leid tun. Du kannst ja nichts dafür. Du hast die Kerle nicht dafür bezahlt abzurücken und mich danach wie ein Stück Vieh an den Meistbietenden zu verscherbeln.“

Nylia kämpfte sich unter dem Parker hervor und schluckte den bitteren Geschmack herunter, den sie auf einmal im Mund hatte. Nach all der Zeit sollten sie diese Bilder in ihrem Kopf nicht mehr so belasten und vor allem nicht in diesem Maße beeinflussen. Ihr konnte nicht auf Ewig schlecht werden, wenn sie an ihre Eltern dachte. Mit aller Macht versuchte Nylia daher ihren Reaktionen wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Als Tylaar ihr das Lichtschwert reichte, war sie im ersten Moment verblüfft. Es war viel Leichter, als sie erwartet hatte. Sie wiegte den Griff auf ihrer Handfläche und begutachtete neugierig die vielen Details an der von weitem so schlicht wirkenden Waffe. Dem Drang, die Klinge zu aktivieren widerstand sie. Tylaar hatte ihr das Schwert anvertraut, eine Geste die sie überraschte und ihr zeigte, dass er ihr vertraute. Nylia wollte das nicht durch eine unbedachte Geste zerstören- oder indem sie ihm oder sich aus Ungeschicktheit die Klinge irgendwo hinrammte.

Tylaar wartete nicht auf eine Antwort auf seine Frage, ob sie ihrem Onkel etwas antun würde, wenn sie die Macht dazu hätte, sondern redete weiter. Bei seinen Worten verspürte sie für den Bruchteil einer Sekunde den Drang, das Lichtschwert neben sich auf die Couch zu werfen. Vorhin hatte sie gesehen, wie Tylaar jemanden damit bedroht hatte. Er hatte es eingesetzt um ihr zu helfen und um etwas Gutes zu bewirken. Wie er sagte, hatte er aber auch schon damit getötet, schlimmer noch: Gemordet. Sie war für einen Moment wie gelähmt.

„Ich weiß nicht, was ich tun würde.“, meinte Nylia schließlich mit reichlich Verspätung als Antwort auf seine Frage. „Ich will ihm gerne das zurückgeben, was er mir angetan hat. Ich habe es mir all die Jahre immer wieder gewünscht. Nach jeder Wunde, nach Schlägen und für jede neue Narbe und für meine Eltern…“ Sie seufzte tief. „Aber dann denke ich daran, dass mein Cousin nichts dafür kann, was er für ein elendes ********* er als Vater hat. Er ist ein Jahr jünger als ich. Ich weiß nicht, ob ich ihm das Gleiche antun könnte, wie mein Onkel mir. Außerdem…“ Sie sah auf und fixierte Tylaar mit einem ausdruckslosen Blick. „Es ist nicht so leicht, jemanden zu ermorden, oder? Ich wünsche mir wirklich, diesem Schwein alles heimzuzahlen, mehr als alles andere, aber ich weiß nicht, ob ich ebenso ein Miststück sein kann wie er. Wenn ihn jemand von einer Klippe wirft, würde ich sicherlich nicht um ihn weinen, aber ich habe keine Ahnung, ob ich in dem Moment stark genug wäre, ihn selbst den Tritt zu geben.“

Nylia betrachtete noch einen Moment nachdenklich das Lichtschwert und hielt es Tylaar hin, als er seine Erzählung über die Macht und ihre Fähigkeiten beendete. Wahrscheinlich erwatete er jetzt Begeisterungsstürme oder Unglauben von ihr. Nur wenn Nylia ehrlich war, war es ihr gerade ziemlich egal, ob die Macht „mit ihr war“ oder nicht. Was hatte es ihr bisher gebracht? Nichts. Hatte es ihre Eltern oder sie retten können? Nein. Sie beschäftigte sich daher auch erst einmal gar nicht genauer mit der Frage, was ihr die Macht alles bieten könnte, was ihr angeblich bisher im Leben gefehlt hatte und was sie durch sie finden würde. Nylia gingen vielmehr Tylaars Worte von zuvor über den Mann, den er ermordet hatte, nicht mehr aus dem Kopf. Es sollte sie eigentlich schockieren und vor Tylaar zurückweichen lassen. Nylia hatte selbst erlebt, was so eine Tat anrichtete. Es war nicht nur das Töten eines Lebewesens. Das Morden riss noch viel tiefere Wunden als den Tod des Betroffenen. Sie hatte die Mörder ihrer Eltern seit diesem Tag damals verabscheut, gehasst. Nylia hatte nie verstanden, wie man so etwas Unschuldigen antun konnte. Sie wünschte sich mehr als alles anderen den Tod ihres Onkels, aber ob sie selbst dazu fähig war, wusste sie nicht. Tylaar hatte das Gleiche getan wie die Männer, die ihre Eltern erschossen hatten, nur dass er dafür kein Geld bekommen hatte.

Nylias Gefühl des Abscheus hätte sich eigentlich auf ihn übertragen müssen. Trotz seiner Beichte – denn nichts anderes war es eigentlich. Tylaar wollte, dass sie wusste mit wem sie es zu tun hatte, wenn sie blieb – war das Gefühl der Zuneigung und Geborgenheit geblieben. Sie spürte irgendwie, dass dieser dunkle Fleck in seiner Vergangenheit nicht so einfach zu Stande gekommen war, wie es bei Tylaars Erzählung gerade geklungen hatte. Was, wenn er wie sie ja eigentlich auch einen Grund gehabt hatte zu töten? Nylias Denken in Schwarz und Weiß, Gut und Böse bekam gerade eine neue Schattierung: Grau.

Sie wusste nicht, wieso sie sich so sicher war, dass bei ihm bleiben sollte. Vielleicht hatte er ja Recht und es war die Macht. Es war ihr immer noch egal. Für Nylia zählte etwas ganz anderes. Sie würde gleich sicher klingen wie ein verknallter Teenager, aber das kümmerte sie nicht. Tylaar war hoffentlich aufmerksam genug um zu wissen, dass dem nicht der Fall war.

„Wenn ich diese Ausbildung mache, darf dann ich bei dir bleiben?“

Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar
 
- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara und Derryn -

Noa war die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte, fremd. Rätin Chesara hatte Derryn angesprochen, als sie eigentlich schon gehen wollten. Tylaar war durch eine andere Tür in den eigentlichen Hauptteil des Gebäudes entschwunden, um dieser geheimnisvollen Frau hinterher zu rennen. Hatte er als Jedi nichts Besseres zu tun? Und die Rätin hatte ihn auch noch dazu ermutigt. Noa war sich sicher, dass er im Honey House auf einen ganzen Haufen williger Frauen stoßen würde, was auch immer er mit ihnen vor hatte. Männer, pfffft! Dass es sich möglicherweise um eine wichtige Erkundung handelte, der Tylaar nachgehen musste, ließ Noa nicht gelten. Das hätte die Rätin sicherlich genauso gut selbst erledigen können, schließlich kannte sie sich in diesem Bordell bereits weitaus besser aus als er. Dennoch sollten sie und Derryn alleine zum Hauptquartier zurück fahren, doch bevor sie dazu kamen, hielt die Jedi sie noch einmal auf. Noa hatte noch nie eine gelassenere Frau erlebt als die Rätin. Sie sprach mit ruhiger, wohl betonter Stimme und aus ihren klugen Augen sprach Freundlichkeit. Dennoch waren die Fragen, die sie Derryn stellte, von höchst persönlicher Natur, obgleich sie ihn gar nicht kannte. Noa lag nicht falsch, als sie dachte, dass ein solches Gespräch dem Kiffar sicherlich nicht besonders zusagte. Sie kannte ihn zwar selbst kaum – eigentlich kannte sie ihn sogar überhaupt nicht – doch er schien ihr nicht der Typ für intensive Unterhaltungen zu sein, schon gar nicht, wenn es dabei um ihn selbst ging. Seine nur zögerlich kommenden Antworten bewiesen das, ebenso wie seine ständigen Blicke in Noas Richtung. Schon klar, sie war eine Person zu viel im Raum. Die Fragen der Rätin waren privater Natur und Noa stand neben den beiden wie ein Baum, der an einer störenden Stellte gepflanzt worden war. Trotzdem blieb sie, wo sie war. Hier schien wirklich jeder neuen Geheimnissen auf der Spur zu sein, außer sie selbst: erst Tylaar, der eine „starke Präsenz in der Macht“ gespürt hatte, die wie ein Leuchtfeuer gewesen war, und nun Derryn, in dem die Rätin ebenfalls eine Verbindung zur Macht spürte. Was zur Hölle war hier los? Noa kam sich ausgegrenzt vor. Sie sagte nichts, blieb lediglich stehen wo sie war und hörte zu, was Derryn der Jedi zu sagen hatte und umgekehrt. Ziemlich verdattert war sie, als der Kiffar auf einmal Anstalten machte sich auszuziehen. Nun, wenn er unbedingt meinte.... doch dann blieb es dabei, dass er den Ärmel seines Oberteils nach oben schob und eine schwarze Tätowierung präsentierte. Rätin Chesaras Reaktion ließ erkennen, dass diese Tätowierung nichts gutes verhieß. Noas Blick wechselte zwischen ihr und Derryn hin und her. Die folgende Unterhaltung war schwer für sie nachzuvollziehen. Es fielen Hinweise über die dunkle Macht, die Derryn dieses Unheil verkündende Zeichen eingeimpft hatte und schließlich erzählte er, wie es dazu gekommen war. Noa hörte zu, doch sie konnte vieles nicht verstehen, was wohl nicht weiter verwunderlich war. Wer konnte schon auf Anhieb mit Erzählungen zurecht kommen, in denen es darum ging, dass jemand mit Hilfe dunkler Macht gezwungen wurde, sich selbst einen Blaster an den Kopf zu halten? Die Jedi wusste natürlich, worüber sie sprach und Derryn hatte diese Geschichte selbst erlebt, doch für Noa war es fremd – und dass, obwohl sie behaupten würde sich recht gut mit der Geschichte über Jedi und Sith auszukennen. Zumindest hatte sie viel darüber gelesen, aber das war wohl einfach nicht dasselbe. Es schien wieder spannend zu werden, als die Rätin Derryn bat ihn kurz an der Hand berühren zu dürfen und er tatsächlich zustimmte. Zuerst hatte Noa geglaubt, er würde dies kategorisch ablehnen, doch er willigte ein. Im gleichen Moment, als die Jedi ihre Hand nach dem Kiffar ausstreckte, meldete sich Noas Com vibrierend in ihrer Jackentasche. Einen unterdrückten Fluch murmelnd wandte sie sich ab, griff nach dem kleinen Kommunikator und stöhnte leise auf. Die Anruferin war Cloé und Noa hatte keinen Zweifel daran, was ihre Schwester von ihr wollte. Sie zögerte, ob sie das Gespräch annehmen sollte, entschied sich aber dann schneller dafür: ihre Schwester zu ignorieren war meistens keine gute Idee, schon gar nicht wenn sie wütend war, so wie in vermutlich genau diesem Augenblick. Noa wandte sich von Derryn und der Rätin ab, im Grunde ging sie das sowieso alles nichts an, und nahm das Gespräch entgegen.

„Hi Cloé, mir geht es gut.“

Sagte sie und versuchte dabei die gelassene Stimme der Rätin zu imitieren. Am anderen Ende ertönte ein Schnauben.

“Gut?“

Hallte Cloés aufgebrachte Stimme zu ihr zurück.

“Wie kann man sich mit einem Loch im Arm gut fühlen?!“

„Schhh!“

Machte Noa, die sich sorgte, Cloés Gebrüll könnte bis zu den beiden anderen im Raum hinüber dringen. Sie sah sich um, machte kehrt und betrat wieder den Raum, in dem sie vorhin noch gemeinsam gesessen hatten.

„Cloé, es ist überhaupt nichts, wirklich. Nur ein Kratzer!“

Versuchte Noa ihre Schwester zu überzeugen. Hätte Cloé vor ihr gestanden, hätte sie wahrscheinlich genervt abgewunken.

“Netter Versuch. Ramón hat mir alles erzählt.“

Na wunderbar. Wäre es Leandro oder Pablo gewesen, so wüsste Cloé lediglich, dass ihre Schwester leicht angeschossen worden war. Ein Streifschuss, hätten die beiden wohl gesagt. Ramón jeder, mit seinem medizinischen Fachwissen, liebte es Verletzungen genauestens zu beschreiben. Keine Frage, er hatte in seiner Beschreibung von Noas angeschossenem Arm nicht an Details gespart.

“Wo bist du jetzt? Und wann fährst du nach Hause?“

Wollte Cloé wissen. Noa seufzte.

„Ich bin für einen Auftrag unterwegs, komme aber heute Abend vorbei, okay?“

“Auftrag?? Du bist verletzt, verdammte schei*e!“

„Aber nicht schwer!“

Noa hörte ihre Schwester ein paar mal ein und aus atmen. Obwohl Cloé Raquelle immer ein typisches Mädchen gewesen war, hatte auch sie gelernt ordentlich zu fluchen. Mit drei älteren Brüdern und einer wilden Schwester, die diese imitierte, hatte sich das nicht vermeiden lassen.

“Ramón hat gesagt, du müsstest dich ausruhen.“

Versuchte sie es nun über eine andere Schiene.

„Ich soll den Arm ausruhen. Laufen darf ich noch.“

Wieder ein lautes Ausatmen.

“Wann kommst du vorbei?“

„Heute Abend, versprochen.“

“Okay... und wehe, wenn du dich vorher nochmal anschießen lässt. Ich dreh' dir den Hals um.“

Noa grinste.

„Ich weiß und darum pass ich auf.“

Antwortete sie.

- Coruscant – Untere Ebenen – Honey Huose – Mit Derryn + Chesara -
 
Coruscant - Untere Ebenen - Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia

Ob es leicht war, jemanden zu töten? Tylaar schielte kurz auf das Lichtschwert, das Nylia noch in der Hand hielt. Dann zuckte er kaum merklich mit den Schultern.
"Ich möchte dich nicht schocken, aber zu töten, selbst zu ermorden ... das ist furchtbar einfach." Er nickte in Richtung Lichtschwert. "Eine kurze Armbewegung und es ist aus. Das Leben endet verdammt schnell, ist fragil. Ein falscher Sturz, eine gezielte Salve aus dem Gewehr hier, ein Hieb mit dem Lichtschwert. Manchmal reicht ein klitzekleines Virus, um alles zu beenden, was die physische Existenz ausmacht. Sekunden, mehr nicht. Es steht leider in keinem Vergleich zu dem, was dich danach erwartet. Davon 'hast' du dein Leben lang etwas."
Er lehnte den Ellenbogen auf den Stuhlrücken, stützte den Kopf in der Hand. "Du könntest deinen Onkel mithilfe der Ausbildung, die ich dir anbiete, innerhalb weniger Augenblicke vernichten. Es wäre ein leichtes für dich. Ich frage mich, ob du diesem Drang widerstehen könntest ..." Er blickte Nylia fest in die Augen, seine Miene kurz verhärtet. Aber der ernste Ausdruck hielt nicht lange, wurde von einem schwachen Lächeln abgelöst. "Trotzdem bin ich froh, dass du nachdenkst und nicht dem Impuls nachgibst, den die Rache dir manchmal entgegenschreit. Denke weiter an deinen Cousin und erinnere dich daran, was du durchgemacht hast, dann wirst du eine wirksame Waffe gegen deine Rachegedanken haben. Grüble jetzt aber nicht zu lange darüber nach."

Jetzt war nicht die Zeit, Nylia zu sehr in die Vergangenheit zu führen, zu tief zu bohren. Die Ausbildung zur Jed - sollte sie einwilligen - würde noch genügend Gelegenheiten und Erinnerungen an das Gestrige bringen. Ein Jedi zu werden, hieß auch immer, sich selbst zu stellen. Das hatte Tylaar gelernt. Dummerweise war ein Krieg dazwischen gekommen, ehe er sich seinem eigenen "Mord" stellen konnte.
Nylia riss ihn mit einer völlig unerwarteten Frage aus seinen Gedanken. Ob sie bei ihm bleiben könnte, wenn sie sich von ihm ausbilden ließe. Tylaar musste lächeln und ihm wurde es warm ums Herz. Eine Mischung aus Mitleid und Zuneigung kam in ihm hoch. Aber was erwartete er auch anderes? Dieses Mädchen hatte einige Jahre im absoluten Desaster verbracht, das Schlimmste im Menschen erlebt. Und zu allem Überfluss war sie auch noch alleine gewesen, hatte ihre Familie verloren.
Und er hatte sie gerettet. Es war nur natürlich, dass sie jetzt fürchtete, die einzige (neue) Konstante in ihrem (neuen) Leben zu verlieren.

"Wenn ich dich ausbilde, wirst du an meiner Seite bleiben, ja", erwiderte er dann noch immer lächelnd. "Aber natürlich nicht ewig. Solange du meine Padawan-Schülerin wärst, wäre ich für dich verantwortlich. Aber jede Ausbildung endet einmal und du würdest eine Jedi-Ritter werden, bereit, das weiterzugeben, was ich dich lehrte und meine Meisterin Tionne mich zuvor. Vorerst jedoch wirst du nicht alleine sein, das verspreche ich dir."
Mit einem kleinen Räusperer musste Tylaar aber noch etwas hinzufügen. "Allerdings solltest du vorher wissen, dass ich dir kein typisches Leben als Jedi bieten kann. Ich ...", er zögerte. Er musste Nylia sagen, was er tat, selbst wenn er dabei das Risiko einging, die Defender zu offenbaren. Aber die Macht irrte sich nicht. Sie würde den Widerstand nicht verraten. "Ich bin Teil des Widerstandes gegen das Imperium. Wir befinden uns im Krieg. Die Jedi UND der Widerstand. Bleibst du bei mir, wirst du unwiderruflich Teil dieses Krieges, ob du willst oder nicht. Es tut mir leid, dass ich dir keine besseren Aussichten nennen kann, aber so ist es nun einmal."

Coruscant - Untere Ebenen - Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia
 
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Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar

Nylia musste Grinsen, so absurd es in dieser Situation war. Tylaar hatte ihr nicht die Antwort gegeben, die sie eigentlich hatte hören wollen. Dass es technisch gesehen einfach war jemanden umzubringen, was ihr klar. Sie hatte wissen wollen, wie es um den Beschluss dazu stand. War es einfach jemanden die Waffe in den Körper zu rammen, wenn er um sein Leben bettelte? Wenn man wusste, wen er zurückließ und wem man dadurch Schmerzen zufügte? Konnte man sich wirklich so leicht überwinden ein denkendes und fühlendes Wesen auszulöschen, wie man es oft im Hass sagte? Das hatte sie gemeint, nicht die Folgen oder den Tötungsakt in seiner Durchführung. Irgendwie hatte Nylia das Gefühl, dass Tylaar nicht zufällig so geantwortet und ihre Intention sehr wohl verstanden hatte. Er hatte aber Recht. Sie sollte sich im Moment nicht weiter mit diesem Gedanken beschäftigen. Endlich war sie frei, da solle Nylia sich nicht freiwillig sofort wieder mit der Dunkelheit und dem Schlechten in der Galaxie beschäftigen. Andererseits faszinierte es sie, dass sie die Macht haben könnte, Leben problemlos auszulöschen, wie Tylaar sagte. Nicht, dass sie es wollte, ausgenommen bei einem vielleicht. Nylia war es nur ihr ganzes Leben lang gewohnt gewesen, immer zierlicher und schwächer zu sein als ihr Umfeld. Ihr Sklavendasein war davon bestimmt gewesen, dass andere sie unterdrückt hatten und sie durch reine Gewalt versucht hatten zu brechen. Dass laut Tylaar etwas in ihr schlummerte, das sich gegen all dies wehren konnte, gab ihr ein Stück der Hoffnung für ihre Zukunft zurück, die sie eigentlich verloren geglaubt hatte.

„Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken in den letzten Jahren. Auf Klatooine ist das Unterhaltungsprogramm nicht das beste, wie du sicherlich weißt.“

Nylia lächelte, als er bejahte, dass sie bei ihm bleiben konnte. Wieder durchströmte sie diese Welle der Zuneigung von vorhin, als er sie ins „Honey House“ gebracht hatte. Tylaar sorgte sich um sie, freiwillig und ohne Gegenleistung. Er wollte sich um sie kümmern, sie bei sich haben und das wahrscheinlich für die nächsten Jahre. Sie würde nicht mehr alleine sein, versprach Tylaar ihr und Nylia musste sich auf die Unterlippe beißen, um Tränen zurückzuhalten. Sie konnte erst nichts erwidern. Es war verrückt, aber ein eigentlich noch völlig Fremder war in wenigen Minuten zum wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden. Nylia schniefte einmal herzerweichen und schaffte es dann doch endlich etwas zu sagen.

„Nichts hält ewig, das weiß ich wohl am besten. Aber es ist ein Anfang, oder? Mehr verlange ich doch gar nicht.“

Sie strahlte ihn kurz an. Es war das erste Mal seit Jahren, dass sie wieder so sehr lächelte. Nicht nur diese flüchtige Geste, die man jemandem aus Höflichkeit oder Sympathie schenkte, sondern der Ausdruck eines Gefühls, das tief aus dem Herzen kam. Dann kehrte wieder dieses leicht ironische Grinsen zurück.

„Ich bin leicht zu halten. Meine Ansprüche sind gering. Außerdem weiß ich doch gar nicht, wie das normale Leben eines Jedi so ist, daher kann ich es nicht vermissen und mich auch nicht beschweren. Und überleg mal.“

Sie war jetzt geradezu begeistert und ihre blauen Augen leuchteten unter ein paar verirrten Haarsträhnen hervor, die ihr in die Stirn gerutscht waren.

„Ich habe nichts und niemanden und komme von einem Dreckloch, das sich Planet schimpft. Ich habe kein Geld, keine Kontakte, außer dem, was ich am Leib trage, nichts zum anziehen und nicht mal die leiseste Ahnung, wo ich etwas zu Essen für den nächsten Tag auftreiben soll. Ohne dich schaffe ich es nicht einmal bis zum nächsten Aufzug zu den oberen Ebenen, ohne angegriffen, ausgeraubt, vergewaltigt oder ermordet zu werden. Bei meinem Talent Pech anzuziehen sogar alles auf einmal. So wie es aussieht, ist ein intergalaktischer Krieg die beste Aussicht auf eine sichere Zukunft, die ich habe. Tja, ich will dir nicht den Tag verderben, aber ich denke, du wirst mich so schnell nicht mehr los.“

Sie betrachtete ihr Handgelenk eingehend und überlegte dabei laut.

„Außerdem ist das Imperium einer der besten Kunden meines Onkels. Wenn ich dem Imperium schade, vermiese ich ihm das Geschäft, das er sich unter den Nagel gerissen hat. Wenn ich ihn schon nicht vom höchsten Wolkenkratzer Coruscants stürzen kann, ist das doch das Mindeste, was ich für meinen Seelenfrieden tun kann, oder was meinst du? Ich finde, ein Krieg gegen das Imperium ist eine äußerst verlockende Aussicht.“

Nylia tastete weiter ihren Arm ab und runzelte die Stirn.

„Du kennst nicht zufälliger Weise irgendjemanden, der mir dieses Drecksteil aus dem Körper entfernen kann? Auch wenn du den Auslöser hast, wäre es mir sehr viel lieber, wenn ich nicht länger einen Miniatursprengkörper im Leib hätte.“

Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar
 
[ Coruscant | Imperial City | Regierungsbezirk | Gleiter | Passagierabteil | allein ]

Vereinzelte Sonnenstrahlen brachen durch die graue Wolkendecke von Coruscant und trafen dann auf die gläsernen Türme von Imperial City, dem gleichnamigen Regierungsbezirk dieses Stadtplaneten. Sie spiegelten sich kunstvoll in den gewaltigen Panoramafronten der Wolkenkratzer. Auf den letzten Metern zu einer Landeplattform, die mit dem großen Gebäudekomplex verbunden war, verringerte ein Gleiter, den man auf Hochglanz poliert hatte, seine Geschwindigkeit. Surrend setzten die Repulsoren ein um eine samtweiche Landung zu garantieren, welche auch problemlos gelang. Kaum ein Geräusch war zu hören als die Kufen den harten Durabeton berührten. Noch während des Landemanövers setzten sich stillschweigend zwei Wachposten in Bewegung, die bis zu diesem Zeitpunkt vor einer verschlossenen Tür ihre Posten bezogen hatten. Ihre strahlendweißen Rüstungen hoben sich in dieser tristen Umgebung komplett ab. Selbst für ihre geübten Augen waren die Silhouetten der Passagiere durch die abgedunkelten Fenster nur schwer zu erkennen.

Im Inneren des hochmodernen Gleiters saß Horatio Kraym I., der neue planetare Gouverneur von Coruscant. Er war ein schlanker Mann von Vjun, mit leichten Gesichtszügen eines Kuati. Die meisten Leute schätzen ihn auf etwa dreißig Jahren, womit sie nicht sehr falsch lagen. Außerdem besaß der imperiale Verwalter, der blaues Blut besaß, volles, schwarzes Haar. Nachdenklich blickte er durch das abgedunkelte Fenster nach draußen. Tausende Gedanken strömten in diesem Moment durch seinen Kopf, denn vor wenigen Stunden erfuhr er von seiner Beförderung. Seinen Vorgänger hatte man wegen diverser Aktionen, die in den letzten Tagen und Wochen den Stadtplaneten erschüttert hatten, aus Unfähigkeit entlassen. Horatio war nun nur wenige Meter von seinem neuen Büro entfernt. Eine leichte Anspannung, gepaart mit Nervosität durchströmte seinen Körper. Die Medien waren voll von den Taten der mannigfaltigen Widerstandsgruppen, die Imperial City im Chaos versinken sehen wollten. ‘Ich muss diese Splittergruppen den Erdboden gleichmachen’, dachte sich der imperiale Verwalter und biss sich leicht auf die Unterlippe.

Behutsam öffnete Horatio die Tür und stieg aus dem Gleiter. Sofort wurde er von dem frischen Wind erfasst, der in diesen Höhen seine Bahnen zog. Die beiden Soldaten nickten dem Angehörigen der imperialen Administration zu. Ohne diesen Untergebenen eine große Beachtung zu schenken ging er auf den breiten Gangway zu. Auch hier zog der Wind an seiner grauen Uniform. Ein lautes Pfeifen nahm er in seinen Gehörgängen wahr, während er den Codezylinder aus seiner Jackentasche fischte. Er wollte schnell ins Gebäudeinnere, wo er vor dieser Naturgewalt in Sicherheit war. Zischend öffnete sich die gepanzerte Tür und Horatio betrat das hohe Gebäude. Auf einmal stellte sich ihm eine zierliche Frau in den Weg. Er schätzte sie auf Mitte zwanzig. Ihr brünettes Haar war streng nach hinten gekämmt und eine leichte Blässe war in ihrem Antlitz zu erkennen. Trotzdem konnte der Adlige ihr eine gewisse Attraktivität nicht absprechen.

“Sind Sie Gouverneur Horatio Kraym I.?”, fragte der weibliche Offizier mit dem typischen Akzent einer Coruscanti. “Ich bin Ihre Adjutantin - Lt. Sally Terrik - und stehe Ihnen für alle Fragen zur Verfügung.”

“In erster Linie möchte ich mein neues Büro begutachten, Lt. Terrik, entgegnete der Gouverneur leicht zischend. “Danach können Sie mich über alle Neuigkeiten informieren.”

Er gestattete sich bei diesen Worten ein herablassendes Lächeln. Langsam genoss Horatio seine neue Position in dem gewaltigen Uhrwerk was man schlicht als Administration bezeichnete. Mit einem wagen Nicken ging die junge Frau voraus. Schweigend folgte der neue Gouverneur ihr durch die künstlich erhellten Korridore dieses Gebäudes. Gleichzeitig glättete er seine graue Uniform, die durch den starken Wind etwas in Unordnung gekommen war. Allmählich war er auf die Berichte gespannt, die man bis jetzt vor ihm unter Verschluss gehalten hatte. ‘Wie steht es um die Lage von Imperial City?’, fragte er sich und ertappte sich dabei wie er sich ein weiteres Mal auf die Unterlippe biss. Aufmerksam studierte Horatio sein neues Umfeld. Kein Wort fiel auf dem Weg von der Empfangshalle vor die Tür zu seinem Büro. Aber da Horatio eh kein Freund von seichten Unterhaltungen war, störte ihn diese Tatsache nicht.

“Wir sind angekommen, Sir”, teilte ihm die Adjutantin mit und betätigte die Konsole neben der Tür.

Leise zischend öffnete sich die Tür zu seinem neuen Büro. Stolz trat der Adlige von Vjun ein und sofort machte sich Ernüchterung bei ihm breit. Es war ein riesiges Zimmer, aber nur spärlich möbliert. Was war mit seinem Vorgänger los? Fassungslos schritt Horatio durch das weitläufige Büro. Seine Augen tasteten die ganze Umgebung akribisch ab. Neben einem großen Hologramm von Imperator Phollow, einer Couchgarnitur, einem massiven Schreibtisch aus teurem Holz mit passendem Lederstuhl war nicht viel vorhanden. Hier und da hatte man noch tropische Pflanzen aufgestellt, die sich in dem künstlichen Licht badeten. Leicht verärgert ging der Gouverneur auf das Fenster zu. Er hatte einen wunderbaren Ausblick auf die vielen Häuser und Schluchten von Coruscant. In der Ferne konnte man sogar die gewaltigen Polkappen in ihrem strahlenden Weiß sehen. ‘Wie beengt diese Bürger ihr Leben auf diesem Planeten fristen müssen…’ Bei diesem Gedanken kam ihm plötzlich die Erkenntnis. Platz war der größte Luxus auf Coruscant. Überall mussten sich die Coruscanti beschränkten, wenn sie hier leben wollten. Ein leises Kichern war von seiner Seite zu hören als er sich diese Überlegung schmackhaft machte. Sein Vorgänger war dekadent gewesen - eine Charakternote, die auch zu ihm passte.

“Legen Sie mir alle Berichte auf den Tisch”, wies er seine Adjutantin nach einer Weile an. “Ich möchte die nächsten Stunden nicht gestört werden…”

Horatio war auf der politischen Bühne angekommen. Alle Augen schauten nun zu ihm auf. Auch dieses Mal genoss der frischgebackene Gouverneur von Coruscant seine neue Position in der imperialen Administration. Er durfte sich keinen Fehler leisten, wenn er seine Karriere an dieser Stelle noch nicht beenden wollte - dies war ihm klar. Trotzdem durfte er nicht zimperlich mit den Leuten umgehen, die gegen die imperiale Ordnung rebellierten. Nur ein echtes Exempel konnte diesen Wahnsinn stoppen, das gesäte Chaos vertreiben und die alte Systematik wieder etablieren. Hier durfte und wollte er keine Gnade zeigen. ‘Bald werden die Medien meinen Namen, Horatio Kraym I., mit Ehrfurcht sprechen’, dachte er sich, während er ein weiteres Mal den Horizont mit seinen braunen Augen überflog.


[ Coruscant | Imperial City | Regierungsbezirk | Verwaltungskomplex | Büro des Gouverneurs | mit Lt. Terrik ]
 
Coruscant - Untere Ebenen - Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia

"Um genau zu sein, ist auf Klatooine überhaupt nichts unterhaltsam", zog Tylaar eine Grimasse. "Es sei denn, man hat Spaß an einem unterdrückenden, korrupten, kriminellen Kastensystem und schleimigen Weltraumschnecken."

Nylia lächelte. Sie lächelte tatsächlich und es berührte den Jedi-Ritter. Er wusste zwar nicht, wann sie es das letzte Mal getan hatte, aber besonders oft durfte das nicht den letzten Jahren nicht geschehen sein. Dafür hatte es wohl auch kaum Gründe gegeben. Und dann sah er, wie sie sich auf die Lippen biss, offensichtlich gegen Tränen ankämpfte. Und seit langem hatte Zaith einmal wieder das Gefühl, etwas richtig gemacht, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wenn das hieß, ein Jedi zu sein, dann war er anscheinend, trotz all seiner Eigenarten, Fehler und überaus freien Auslegungen des Kodex', im Orden richtig.

Schließlich gab sie ihm das Lichtschwert zurück, was er sich wieder an die Weste hängte. Dann legte sie los. Einem kleinen Grinsen folgte ein wahrer Redeschwall, sodass sich Zaith einfach nur gegen den Stuhl lehnte und zuhörte. Zwischendurch konnte er nicht anders und lachte leise. Es war beruhigend zu hören, dass Nylia trotz ihrer Vergangenheit eine gewisse Art von Humor behalten hatte. Viele andere wären nach solch einer Zeit ein depressiver, zutiefst zerstörter Haufen Kreatur gewesen. Aber nicht sie. Also hatte sie eine große Kraft in sich oder sie verdrängte nur besonders gut.

Als sie schließlich wieder still war, grinste er sie ganz offen und ehrlich an, sah sie, wie sie in der Jacke wie ein Kind wirkte, das man für ein lustiges Familienholo in ein Kleidungsstück eines sehr viel größeren Mannes gesteckt hatte.

"Wenn du mit mir unterwegs bist, brauchst du auch eine gewisse asketische Ader. Als ich eben aus dem Gleiter dieses klatooianischen Idioten das Gewehr, die beiden Jacken und diese tolle Schutzweste hier plünderte, habe ich das erste Mal seit .. keine Ahnung wie vielen Monaten wieder etwas bekommen. Fast wie ein Geburtstag. Meistens bekomme ich nur regelmäßig Ärger mit irgendwem. Irgendwie glaube ich nicht, dass sich das in der nächsten Zeit ändert. Wenn du für so etwas bereit bist, umso besser."

Seine Tonlage wurde nun etwas ernster. "Aber unterschätze nicht den Kampf gegen das Imperium. Wir sind in der Unterzahl, als Jedi sogar Gejagte. Die Sith ruhen nicht eher, bis sie uns alle aufgespürt und vernichtet haben. Man wird dich alleine deswegen verfolgen, weil du bist, wie du bist. An jeder Ecke lauern Verrat und Tod und ich werde - wenn du bei mir bleibst - zu Anfang mehr damit zu tun haben, uns beide irgendwie am Leben zu halten, als mit allem anderen. Dass wir durch diesen Kampf auch indirekt deinen Onkel ein bisschen schröpfen, ist mir nur recht. Wenn ich dir zuhöre, komme ich nicht umhin, ihn mir als großes Ars**loch vorzustellen. Also hat er es auch verdient, dass seine Geschäfte den Bach runter gehen. Trotzdem", er deutete kurz mit einem Finger auf sie, "bist du dir über die Konsequenzen im klaren? Ich werde so gut es geht auf dich aufpassen, bis du dich selbst wehren kannst, aber ich kann und will dir nichts versprechen, außer ein Leben, das dich irgendwann auf einen Weg bringt, der dich mehr ausfüllt, als es jetzt der Fall ist."

Auf ihre Frage, ob sie jemanden kannte, der ihr den Transmitter entfernen konnte, nickte Zaith knapp zur linken Außentasche der Jacke, in der Nylia halb ertrank. "Greif hinein. Das Comlink gehört dir. Und ich werde eine Freundin, deren Bruder Arzt ist, fragen, ob man dir die Sprengladung entfernen kann. Noa ist ebenso im Widerstand, ihr Bruder müsste das eigentlich hinbekommen."
In dem Moment fiel ihm etwas ein. Er griff mit der rechten Hand nach dem APR, hielt das klobige Projektilgewehr in einer Hand so, dass Nylia es von der Seite betrachten konnte. "Weißt du, wie man mit so etwas umgeht? Ich würde dir zwar als dein eventueller Jedi-Lehrmeister gerne zuerst andere Dinge beibringen, aber wir leben in miesen Zeiten und auf einem noch gefährlicheren Planeten. So schnell werde ich dir keine Techniken mit der Macht beibringen können, dass du dich selbst beschützen kannst, wenn ich gerade irgendwie beschäftigt bin, also müssen wir es auf die unzivilisierte Art machen."

Tylaar bedauerte dies sehr. Aber er musste dafür sorgen, dass sie sich selbst verteidigen konnte. In Gedanken ging er bereits ein mögliches Ausbildungsprogramm für das junge Ding durch, achtete auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen geistigen und körperlichen Disziplinen. Aber trotzalledem musste sie sich verteidigen können. Das Gefahrenpotential würde nicht weniger werden ... ganz im Gegenteil. Sobald die Defender wieder mehr in die Offensive gehen würden, mussten sie mit noch mehr Gegenwehr rechnen. Und das würde jetzt auch Nylia zur Zielscheibe machen. Aber jetzt hatte Tylaar eine Verantwortung für sie.
Vorausgesetzt natürlich, sie würde überhaupt zustimmen ...


Coruscant - Untere Ebenen - Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia
 
Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar

Nylia setzte sich im Schneidersitz auf die Couch und hörte Tylaar mit leicht schrief gelegtem Kopf zu. Sein Grinsen wirkte ansteckend und sie lachte sogar laut auf. Es ließ sie selbst überrascht innehalten.

„Wow, das habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht. Eigentlich hätte es wehtun müssen, weil meine Muskeln es nicht mehr gewöhnt sind…“

Sie sah ehrlich fasziniert davon aus, dass sie sich überhaupt noch so unbekümmert und – ja - geradezu glücklich fühlen konnte. Nylia hatte irgendwann geglaubt, dass man schlicht vergessen konnte, wie sich so etwas anfühlte.

„Egal. Du wirst bei mir nicht erleben, dass ich nach viel fragen werde. Ich meine: Ich gleich Sklavin. Noch Fragen? Ich halte inzwischen fließendes Wasser schon für eine Luxusausstattung.“

Bei seiner leicht dahin gesagten Warnung, dass er sich gerne Ärger einhandelte und sie darauf vorbereitet sein müsste, verschwand das freudige Leuchten aus ihren Augen für einen Moment. Mit einem tiefen Seufzen versuchte sie die Ärmel der Jacke herauf zu schieben. Es war ein aussichtsloser Kampf, den sie genervt aufgab und daher aus einer Seite des Parkers herausschlüpfte. Nylia krempelte ihr Oberteil vom anderen Handgelenk zurück und hielt es hoch. Auf ihrer für eine Sklavin von Klatooine ungewöhnlich blassen Haut leuchteten mehrere rötliche Narben auf, die um das Gelenk liefen. Es wirkte wie die perverse Version eines Armbands.

„Der Schlag mit der Schockpeitsche war eigentlich für mein Gesicht bestimmt. So bekamen wir am Anfang Gehorsam beigebracht. Ich habe zum Glück schnell genug reagiert und konnte meine Hand schützend hochhalten. Ich dachte bis heute, es wäre mein guter Instinkt gewesen, aber es war wohl eher die Macht, nicht? Jedenfalls bin ich an Ärger gewöhnt. Das ist nicht die einzige Narbe, die nicht mehr verblassen wird. Ich wirkte vielleicht schwach und schmächtig, aber ich bin zäher, als man mir ansieht.“

Nylia streifte den Stoff zurück über das unschöne Souvenir ihrer Sklavenzeit und schaute dann an sich herunter. Sie seufzte noch einmal laut.

„Und wenn ich nicht in einer gefühlte zehn Nummern zu großen Jacke eingewickelt hier sitzen würde während ich das sage, käme das Ganze auch irgendwie glaubhafter herüber, oder?“

Sie sah noch einen Moment zweifelnd an sich herab, dann lachte sie noch einmal laut auf. Es tat gut. Es befreite und es hätte sie nicht gewundert, wenn Tylaar sie gleich besorgt an den Schultern packte, da er dachte, sie würde noch einmal einen Nervenzusammenbruch bekommen. Dabei war es das genaue Gegenteil. Nylia wusste nicht mehr, wann sie sich das letzte Mal wie sich selbst gefühlt hatte. Wie die unbekümmerte junge Frau, die sie einst gewesen war und nach der sie sich selbst so lange gesehnt hatte. Irgendwann hatte Nylia gedacht, sie wäre unter all dem Schmerz und der Einsamkeit erstickt. Das Lachen war ein erstes Lebenszeichen von ihr und Nylia klammerte sich daran fest und genoss es. Vielleicht konnte sie ja doch irgendwann wieder wirkliches Glück empfinden. Es erschien ihr in Tylaars tröstender Gesellschaft gerade jedenfalls nicht mehr unmöglich.

Nylia riss sich dann aber zusammen, als ihr neuer Gefährte ihr noch einmal eindringlich versuchte zu erklären, was sie erwartete. Er glaubte wohl, dass sie die Tragweite ihrer Entscheidung noch nicht begriffen hatte. Sie könnte sterben während ihrer Ausbildung oder bei dem Versuch, ihr nun gemeinsames Ziel zu verwirklichen. Anscheinend hatte er aber noch nicht verstanden, was sein Angebot für sie bedeutete.

Tylaar, ich sehe vielleicht aus wie ein Teenager und bin auch um einiges jünger als du, aber ich bin nicht naiv. Ich habe schon mehr erlebt und auch sehen müssen, als andere in ihrem ganzen Leben und man hat mir alles genommen. Ich sehe die Sache ganz nüchtern: Wenn ich diesen Raum ohne dich verlasse und einem arroganten Gefühl der Selbstsicherheit folge, da ich denke, dass ich alleine überleben kann, verkauft morgen irgendein schmieriger Organhändler drei Straßen weiter meine Einzelteile. Selbst wenn ich es eine Zeit lang schaffen würde, was sollte ich machen? Ich habe nicht einen Credit und nicht jeder ist so mitfühlend wie du und hilft einer Fremden. Ich habe keinen Beruf gelernt und kann zu niemandem, den ich damals kannte. Was denkst du, wird mein Onkel machen, wenn er mitbekommt, dass ich noch lebe? Es dürfte nicht das freudige Familientreffen werden, das man immer aus den Filmen im Holoweb kennt. Wenn ich ablehne, kann ich auch gleich im „Honey House“ bleiben. Am Ende lande ich letztlich wahrscheinlich ohnehin wieder hier unten und nicht jedes Bordell hat die Klasse von dem hier. Du bietest mir ein neues Leben, Tylaar. Das ist mehr, als ich noch zu hoffen gewagt habe. Wenn ich dabei sterbe, okay. Dann habe ich wenigstens die Zeit bis dahin sinnvoll genutzt und kann mit Stolz abtreten. Ich habe dann versucht etwas zu ändern und die Scherben aufzusammeln, die noch von mir übrig geblieben sind.“

Als er ihr das Comlink gab, huschte trotz der Ernsthaftigkeit der Momente zuvor wieder ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie hatte jetzt ja auch wieder jemanden, bei dem sie sich melden konnte. Mit dem Gewehr konnte sie allerdings sehr viel weniger anfangen.


„Nein, ich habe noch nicht geschossen. Mein Vater hat mir hin und wieder die neusten Entwürfe gezeigt, aber er meinte, ich sei noch zu jung gewesen um sie auch einzusetzen.“

Mit einem zweifelnden Blick hob sie die Waffe hoch. Das Lichtschwert war ihr da doch lieber gewesen. Es war wenigstens nicht so schwer. Fragend blickte sie Tylaar an und er erklärte ihr, wie man das Gewehr entsicherte. Nylia war immer noch mehr als skeptisch, als sie den Ladehebel oben rechts auf Höhe des Griffs betätigte. Das charakteristische Klicken, als die Patrone in den Lauf gezogen wurde, klang irgendwie unheilvoll, fand sie. Tylaar erklärte ihr weiter, wie sie die Waffe am besten hielt und was sie beim Zielen beachten musste. Nylia versuchte aufmerksam zu folgen und hielt die Waffe probeweise von ihnen beiden weg auf die Couch.

Leider hatte sie nicht damit gerechnet, wie empfindlich der Abzug reagierte.

Als der Schmerz in ihrer Schulter aufgrund des Rückschlags abklang und ihre Ohren nicht mehr wegen dem Schuss klingelten, begutachtete sie ziemlich kleinlaut das dekorative Loch im Bezug.

„Upps...“

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Coruscant - Untere Ebenen; Honey House - Allein

Fey hatte nicht auf die Zeit geachtet. Es passierte ihr immer öfter, wie sie gemerkt hatte, dass sie während dem Training die Zeit vergaß. Es faszinierte sie und machte ihr Spaß, die neuen Fähigkeiten zu trainieren und zu entdecken, was die Macht war. Sie hatte nie eine wirkliche Vorstellung gehabt, was die Macht war und zu was ein jedi fähig war. Aber die Macht war mehr als nur ein "Zauber", den Jedi wirken konnten (und Sith, auf eine pervertierte Art und Weise), es war wie eine warme Decke, von der sich Fey immer mehr eingehüllt fühlte. Angenehm, nie zu warm, nie zu kalt, nie zu eng aber immer spürbar. Wie ein Freund, ein ständiger Begleiter.
Vor allem ihre körperlichen Fähigkeiten zu steigern machte Fey großen Spaß...wobei das dem Rest der vielen Bereiche ungerecht wurde. Auch das spüren von Präsenzen und Auren in der Macht war faszinierend...diese ganz andere Welt, die man erblickte, wenn man einfach nicht mit den Augen hinsah. Aber das geschick mit Hilfe der Macht zu erhöhen, das Training mit dem Droiden, es hatte ein unglaubliches Erfolgserlebnis gegeben. Und jetzt...

Fey stand auf dem Tisch und blickte mit einem glücklichen Lächeln hinunter. Sie stand oben und sie war hinauf gekommen. Ihre Schienbeine schmerzten von vielen Kontakten mit der Tischkante und auch ihr Rücken und Hintern hatten ein wenig abbekommen, als sie abgerutscht war. Einmal war sie rückwärts gestolpert und gegen den Stuhl gefallen, den sie irgendwie weiter weg in Erinnerung hatte. Aber jetzt stand sie auf dem Stuhl.

Lächelnd hüpfte sie noch einmal herunter, dann drehte sie sich um, sah auf den Tisch, ging leicht in die Knie...und sprang. Dabei ließ sie sich von der Macht einen Schubs geben, so als würde sie für einen winzigen Moment auf einem kleinen Trampolin stehen. Und das gab ihr den zusätzlichen Schwung, der sie auf die Tischplatte hoch trug.


"Toll." freute sie sich, dann konzentrierte sie sich ein wenig, um heraus zu finden, wo Chesara gerade war. Sie war immer noch mit mehreren Personen zusammen, deren Aura Fey nichts sagte. Es fühlte sich ein wenig seltsam an. Was ihre Meisterin wohl gerade machte? Und war Jibrielle schon wieder auf Coruscant. Leider konnte Fey so etwas spezielles wie eine individuelle Präsenz nicht aus der Masse der Lebewesen auf dem Planeten heraus fühlen. Jedenfalls nicht, bis sie recht nahe heran war.

Coruscant - Untere Ebenen; Honey House - Allein
 
Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia

Ein Lachen, das war noch besser. Er stimmt mit ein, schüttelte den Kopf. "Fließend Wasser ist ja auch eine tolle Erfindung. Gut, dass du es zu schätzen weißt."
Als Nylia allerdings nach mehrmaligem, zwecklosen Krempel mit dem Arm seitlich aus der Jacke heraus griff und ihm ihr Handgelenk zeigt, beugte er sich leicht nach vorne, um besser sehen zu können. Das musste verdammt weh getan haben. Sie erklärte ihm, dass sie damit einen Hieb mit der Peitsche abgefangen, der eigentlich ihrem Gesicht gegolten hatte. Er nickte verstehend.
"Das ist es, was ich damit meinte, du weißt Dinge, bevor sie geschehen. Die Macht lässt deine Reaktionen schneller wirken, als sie für einen Menschen gewöhnlich sind. Als ich vorhin mit dem Rücken zum Klatooianer stand, wusste ich, dass er mir sein Vibromesser in den Rücken rammen wollte, bevor er die Waffe auch nur ganz in der Hand hielt. Wenn ich dich ausbilde, wirst du lernen, der Macht zu vertrauen. Du wirst lernen, Blasterschüsse mit einem Lichtschwert abzuwehren, Angriffe vorauszusehen, dich schneller zu bewegen als die meisten anderen Kreaturen in der Galaxis. Dein Blick auf die Umwelt wird geschärft sein und du wirst Dinge sehen, die Vergangenheit und die Zukunft."
Mit einem Blick auf die Narbe, zogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben. "Und du wirst in der Lage sein, einer Peitsche auszuweichen, ohne dafür dein Handgelenk in Mitleidenschaft zu ziehen."

Auf seine Warnungen hin, sie würde sich einer gefährlichen Welt anschließen, begegnete Nylia mit wohl überlegten Worten. Anscheinend wusste sie genau, was sie erwartete - zumindest, wenn sie sich nicht ihm anschließen würde. Und diese Zukunftsaussichten sahen alle andere als rosig aus, das wusste auch Tylaar. Sie nannte es ein neues Leben und genau das sollte es sein.
"So ist es, Nylia. Ein neues Leben. Wenn du dazu bereit bist, umso besser. Ich kann dich ja nicht zwingen. Achso, und wenn du erst in dieses neue Leben eintrittst, bekommst du sicher auch eine Jacke, die dir besser passt. Derzeit siehst du nämlich eher aus wie ein Jawa im Sith-Morgenmantel."

Schließlich hielt er der jungen Frau das APR vor die Nase, womit er ihr eigentlich gar nicht symbolisieren wollte, soe sollte es in die Hand nehmen. Aber gut. Nylia griff danach und Tylaar wollte ihr nicht die Neugier austreiben. Früher oder später müsste sie sich ohnehin mit solchen Sachen auseinandersetzen. Also gab er ihr die Waffe, woraufhin sie sich das klobige Gewehr näher anschaute.
"Im Gegensatz zu einem Blaster, muss man diese Waffe noch durchladen, das heißt ein Projektil, das sich in dem Magazin da unten befindet, in den Lauf ziehen. Keine Sorge, solange die Waffe gesichert ist", er deutete auf den kleinen Knopf, den man mit dem rechten Zeigefinger oberhalb des Abzugs betätigen konnte und so das APR von Sicher auf Einzelfeuer und Feuerstoß stellen konnte, "kannst du auch nichts kaputt machen. Also, lade die Waffe mal durch. Den Hebel kräftig nach hinten ziehen und von alleine zurück nach vorne schnellen lassen. Nicht nach vorne drücken, sonst gibt es eine Ladehemmung und du hast im Ernstfall ein gewaltiges Problem."
Tylaar stand auf und seine neue Freundin tat es ihm gleich. Er stellte sich ein Stück hinter sie. "So, jetzt die linke Hand unter den Lauf des Werfers, ja, genau da. Manche legen sie auch fast an das Magazin dran, aber das ist Geschmackssache. Die Rechte um den Griff und dann lehne dich förmlich in die Schulterstütze hinein. Du kannst mit beiden Augen durch das Holovisier schauen, das ist der Vorteil an dieser Art von Zieleinrichtung. Siehst du den blauen Punkt?" Tylaar trat wieder einen Schritt zurück, sodass sie sich ein wenig drehte und durch den Raum zielte. "Da, wo der blaue Punkt hinzeigt, da würde es jetzt krachen, wenn du ..."

Ein metallisches, helles Knallen, ein kurzes Aufflammen des Mündungsfeuers, Nylia zuckte zusammen und Tylaar klingelten die Ohren. Sie hatte abgedrückt, die Couch war um ein modisches Detail reicher. Wortlos griff er langsam nach dem APR in ihren Händen, nahm das Gewehr wieder an sich, wobei er Nylia mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Sie musste irgendwie an den Sicherungsknopf gekommen sein, denn als sich Tylaar die Einstellung anschaute, stand sie auf Einzelfeuer. Er sicherte das Gewehr wieder, löste das Magazin und ließ dann das neue Projektil, das sich automatisch nach dem Schuss in den Lauf geschoben hatte, ausfliegen, indem er den Ladehebel nach hinten zog. Er fing das pfeilartige, schmale Geschoss mit der anderen Hand auf, bevor er das APR an den Stuhl lehnte. Er konnte nur hoffen, dass das Honey House in seiner Funktion als Bordell schallisolierte Wände hatte. Das wäre bei den alltäglichen Arbeitsgeräuschen zumindest sinnvoll gewesen.
"Jetzt hast du gelernt, wie wichtig es ist, sich vernünftig in die Schulterstütze zu lehnen. Und sich darüber im Klaren zu sein, dass man zu jedem Zeitpunkt wissen sollte, in welchem Modus sich deine Waffe befindet."
Erst jetzt musste er grinsen. Die Situation war zu grotesk. "Und ich glaube, wir fangen bei dir mit etwas ... kleineren Waffen an. Zum Glück sollst du eine Jedi werden und keine Scharfschützin. Ich glaube nämlich, dafür fehlt dir ein bisschen .. das Talent. Also, was sagst du?"

Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des Honey House - mit Nylia
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Derryn und Noa -

Es fiel Derryn sichtlich schwer über seine Erlebnisse zu sprechen und Chesara hörte in einfühlsamen Schweigen zu. Er war ein Wächter gewesen, auf Kiffex, wo sich die großen Gefängnisse befanden, und dort war es geschehen. Eine Gestalt der Dunkelheit hatte ihn überwältigt, ein Sith, von dem niemand mehr wusste, wer er eigentlich war. Konnte dies tatsächlich sein? Die düstere Tätowierung war Beweis genug und eigentlich hatte Chesara nicht das Gefühl, dass der Kiffar etwas an seiner Geschichte verändert hatte. Warum sollte er auch? Es war ihm unangenehm, darüber zu sprechen, soviel war ihr bewusst, aber das fand sie auch vollkommen natürlich. Über schlechte Erfahrungen und schwere Ereignisse aus der Vergangenheit zu sprechen, war meistens eine Herausforderung. Obwohl Chesara bereits fürchtete, er würde es ablehnen sich berühren zu lassen, willigte er schließlich doch ein. Es entlockte ihr ein Lächeln, als er sie als rein bezeichnete und erklärte, die Tätowierung wäre zu dunkel und böswillig und es besser wäre, sie käme ihr nicht zu nahe. Es war nett von ihm, es so zu formulieren und vielleicht meinte er es ja auch tatsächlich so. Chesara glaubte indes nicht, dass die Tätowierung ihr etwas anhaben konnte, vielmehr fürchtete sie, dass sich die dunkle Narbe zusammen zog und Derryn Schmerzen bereiten würde, wenn sie mit Chesara und der Stärke der hellen Seite in Verbindung kam. Zustimmend nickte Chesara, als Derryn Vos ihr seine geöffnete Handfläche bot, den Blick jedoch von ihr abwandte. Als der summende Ton eines vibrierenden Com-Geräts die Stille unterbrach, bewegte sich ihr Kopf in Richtung Noas, die in ihre Jacke griff, etwas vor sich hin murmelte und sich dann rücksichtsvoll entfernte. Chesara konzentrierte sich wieder auf die Person vor ihr, streckte ihre Hand ebenfalls aus und legte sie vorsichtig auf die des Kiffars. Sobald sie ihn berührte, konnte sie ihn deutlich spüren. Der Schleier, der ihn soeben noch umgeben hatte, hatte sich gelichtet. Seine Aura leuchtete klar erkennbar, auch wenn sie leicht zu flackern schien, und in ihm drin, irgendwo tief verborgen, hörte Chesara das Rauschen der Macht, die sich in den Gipfeln der Bäume wiegte, einem langen Winterschlaf gleich... so lange, bis sie erweckt werden würde. Für einen Moment schloss Chesara die Augen, um Derryn einen Eindruck der Wärme zu vermitteln, die nur die helle Seite der Macht geben konnte. Derryn hatte die absolute Düsternis gesehen, hatte in die Abgründe der dunklen Macht geblickt und am eigenen Leibe erfahren, welches Unheil sie anrichten und welche Schmerzen sie verbreiten konnte. Chesara wusste, dass er die Macht selbst in sich trug und sie würde nutzen können, wenn er sich bereit erklärte zu lernen. Diese Entscheidung lag jedoch bei ihm und um sie ihm zu erleichtern, gewährte sie ihm einen Einblick in die Macht, die den Gegensatz zu dem darstellte, was er gesehen hatte. Es gab nicht nur das Böse, nicht nur den Schatten der Angst und der bodenlosen Tiefe, sondern auch ein Streben nach Frieden, anschmiegsame Wärme, die sich selbst umgaben wie Schleierwolken.

Dann zog Chesara ihre Hand wieder zurück.


"Ihr seid machtsensitiv."

Sagte sie ihm. Noa Cortina hatte sie kurz alleine gelassen.

"Seltsam... vielleicht hat die dunkle Gestalt dies damals ebenfalls gespürt."

Ernst sah sie ihn an. Derryn Vos war distanziert, zeigte Entschlossenheit, aber schien nicht jemand zu sein, der sein ganzes Leben darauf gewartet hatte, ein Jedi zu werden.

"Was das bedeutet, wisst Ihr, nicht wahr? Ihr könntet ein Jedi werden, Euch in der Macht ausbilden lassen."

Chesara sprach vorsichtig. Die Gefahr, ihn zu erschrecken und unter Druck zu setzen, sodass er sich in die Enge getrieben fühlte und das Weite suchte, war groß.

"Versteht mich nicht falsch. Ich möchte nichts von Euch, außer Euch mitteilen, was in Euch verborgen liegt. Nicht viele Lebewesen in dieser Galaxis tragen die Macht in sich und wenn Ihr schon zu den wenigen gehört, solltet Ihr es zumindest wissen. Ebenso solltet ihr wissen, welche Möglichkeiten sich Euch damit eröffnen."

Sie hielt inne, darauf wartend wie er reagieren würde.

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Noa -
 
Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar

Nylia bewegte sich keinen Millimeter und ihre Hände verharrten noch in der Position, in der sie die Waffe gehalten hatten, die nun an den Stuhl neben ihnen lehnte. Tylaars Blick gefiel ihr ganz und gar nicht. Ihr war das Ganze daher nicht nur mehr als peinlich, sondern sie befürchtete, dass sie sich mit dieser Aktion direkt für die Ausbildung zum Jedi disqualifiziert hatte. Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht deuten und die Stille im Raum, während er mit ruhigen und kontrollieren Bewegungen, die verrieten dass er dies schon unzählige Male getan hatte, das Gewehr sicherte, bereiteten ihr Unbehagen. Nylia erwartete daher auch ein Donnerwetter. Tylaars Stimme blieb jedoch ruhig. Irgendwie machte es das nur nicht besser und sie hatte das Gefühl, neben ihm zu schrumpfen. Den Kommentar, dass sie wenigstens keinen von ihnen beiden getroffen hatte, verkniff sie sich lieber. Erst, als er auf einmal grinste, traute sie sich ihm wieder direkt in die Augen zu blicken und sich zu entspannen. Der Schuss war wahrlich keine Meisterleistung gewesen und sicherlich würde er ihr bis an ihr Lebensende nachhängen, aber er war nicht das Drama, für das Nylia ihn in ihrem ersten kleinen Schock gehalten hatte. Sie traute sich daher auch sich ihre noch immer wütend pochende Schulter zu massieren.

„Schon verstanden: Kleine Waffen für kleine Lia. Guter Plan. Und ich bleibe bei meinem Ja. Eine schwer verwundete Couch reicht nicht, um mich umzustimmen. Du kannst übrigens ‚Lia’ sagen, wenn du willst.“

Nylia grinste nun ebenfalls und schaute sich das Loch in der Couch noch einmal eingehend an und dann das Projektil in Tylaars Hand. Ja, in der Tat war das ein sehr guter Plan.

„Du hast vorhin von dem Lichtschwert und Ahnungen gesprochen und dass ich mich schneller werde bewegen können. Das in der Gasse vorhin mit dem Klatooianer... Du hast da irgendetwas mit ihm gemacht, oder? Ich weiß nicht was, aber es war so komisch.“

Nylia zögerte, aber da er es immerhin Tylaar war, der von Warnungen in der Macht und durch sie hervorgerufene Gefühle sprach, redete sie weiter. Mehr als blamieren konnte sie sich nicht.

„Es hat sich so anders angefühlt auf einmal. Irgendwie bedrohlich. Du hast ihn auch nicht berührt, als du ihn gegen die Wand geschleudert hast. Das konnte ich sehen. Er stand zu weit weg dafür. Kann ich das später dann auch? Dinge bewegen, ohne sie zu berühren?“

Sie wollte noch etwas sagen, aber sie beide hörten schwere Schritte auf dem Gang. Nylia reagierte blitzschnell und huschte neben den Türrahmen, sodass man sie beim Eintreten nicht sofort sehen würde, da die offene Tür sie verdeckte. In den vergangenen Jahren hatte sie es sich zur Angewohnheit gemacht, lieber nicht gesehen zu werden und sich erst zu zeigen, wenn sie sicher sein konnte, wer es war. In Tylaars Gesellschaft war dies sicherlich überflüssig, aber es war zu einer Art Reflex geworden.

Coruscant - Untere Ebenen – In einem Hinterzimmer des „Honey House“- mit Tylaar
 
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Noch immer war Tylaar ein Stück weit beunruhigt wegen des versehentlich gelösten Schusses aus dem APR. So etwas hätte auch ganz böse daneben gehen können. Im Stillen rügte er sich selbst dafür, Nylia die Waffe überhaupt gegeben zu haben, geschweige denn, dass er das Magazin in der Waffe gelassen hatte. Verdammt nochmal, er musste ab heute sein Denken ein wenig umstellen. Wenn er sich durch seine Verantwortungslosigkeit irgendwann selbst umbrachte, war das eine Sache, aber ab jetzt hatte er die Verantwortung für eine Schülerin. Da reichte es nicht, dass er die besten Absichten hatte.
Tylaar hoffte einfach, er würde in seine neue Rolle hineinwachsen.

Seine erste Schülerin, die er also auch Lia nennen konnte, fragte ihn nach den Dingen, die er eben in der Seitengasse mit dem Sklavenhändler gemacht hatte. Gut. Ein Interesse an den Dingen, die man als Jedi machen konnte, war Grundvoraussetzung für eine fruchtbare Ausbildung.

"Die Macht lässt sich sich sehr unterschiedlich einsetzen. Es gibt unzählige Techniken, unzählige Möglichkeiten, sie zu nutzen. Ob du sie jetzt selbstlos für andere fließen lässt oder aus purem Eigensinn - das ist der Macht erst einmal egal. Sie ist einfach. Was wir daraus machen, das ist entscheidend. Nutzen wir sie zu oft, um uns damit selbst zu dienen, bedienen uns ihrer Kraft, um grausam oder rachsüchtig zu sein, dann rutschen wir immer weiter zur Dunklen Seite der Macht und dann ..." , er suchte kurz nach den passenden Worten, "... dann wirst du dich selbst irgendwann nicht mehr erkennen. Dein Wesen wird verzerrt, Mitgefühl ein Fremdwort für dich. Und eines Tages, ohne dass du es vielleicht bewusst merkst, bist du in keinster Weise mehr menschlich. Hüte dich davor, Lia! Unterschätze nicht, was das pure Wissen, eine gewisse Macht zu haben, aus dir machen kann. Aber ich werde mir Mühe geben, dir einen verantwortungsvollen Umgang mit der Macht und mit dir beizubringen."

Er kratzte sich kurz am stoppeligen Kinn. "Aber um deine Frage zu beantworten: Ich habe den Geist des Klatooianers manipuliert. Ein kleiner Gedankentrick, der die beeinflussen kann, die, nun ja, einen nicht sonderlich starken Geist ihr Eigen nennen. Dabei dringst du für Momente mit der Macht in ihn ein, veränderst vielleicht Ansichten, Meinungen. Der Klatooianer konnte allerdings meiner Anweisung, die Sklaven gehen zu lassen und vom Planeten zu verschwinden, nicht sofort folgen. Ich wusste nichts von dem Transmitter, der die Sache etwas komplizierter gestaltete. Deshalb musste ich ... offensiver werden. Das wirst du wohl gefühlt haben. Aber auch hier warne ich dich. Mit dieser Fähigkeit kannst du gewaltigen Schaden anrichten. Die ruchlosesten unter den Machtanwendern sind in der Lage, den Geist eines Lebewesens durch diese Technik unwiderruflich zu zerstören. Ich habe bereits Opfer dieser Beeinflussung gesehen - sie sind sabbernde Wracks, für immer auf die Hilfe anderer angewiesen. Soweit darfst du niemals gehen."

Hoffentlich klang er nicht zu oberlehrerhaft, aber er wollte Lia in jedem Fall davor bewahren, eines Tages auf die Dunkle Seite abzurutschen. Die Veranlagung dazu schlummerte nämlich ganz klar in ihr. Zum Glück fragte sie ihn, ob sie auch dazu in der Lage wäre, Dinge zu bewegen, ohne sie zu berühren und darauf nickte Tylaar.
"Ja, das wirst du. Die Macht, sie umgibt uns, egal, wo wir sind. Sie durchdringt jedes Leben, jeden Gegenstand. Stelle sie dir als eine Art Energiefeld vor, das alles zusammenhält. Und du wirst in der Lage sein, deine Umgebung zu verändern, denn alles ist durch die Macht eins. Es klingt vielleicht noch ein wenig kryptisch, aber bald wirst du es genauer verstehen. Die Technik, die ich angewendet habe, ist überaus nützlich und auch nicht schwer zu erlernen. Obwohl vielleicht einige Zeitgenossen einen gezielten Schuss in die Stirn verdienen, sollten wir vermeiden, dieser Idee allzu oft zu folgen. Du erinnerst dich ja, was ich dir eben über die Dunkle Seite erzählt habe. Auch unangebrachte Gewalt führt dich dahin. Ein schneller Stoß mit der Macht hingegen bringt niemanden um - es sei denn, du übertreibst es, dann geht sogar das -, reicht in den meisten Fällen aber, um einen Gegner zu entwaffnen oder auch daran zu erinnern, dass man lieber verhandeln als kämpfen sollte. Ich werde dich diese Technik ..."

Schritte. Da näherte sich jemand dem Zimmer, in dem die beiden gerade sprachen. Tylaar ahnte, was passierte, dann sprang auch schon Lia auf, presste sich an die Wand neben der Tür, sodass sie von dieser abgeschirmt wäre. Kurz darauf öffnete sich die Tür und der Wachmann stand im Türrahmen, hatte aber gleich Verstärkung in Form eines Rodianers mitgebracht.
"Wir haben Schüsse gehört", stellte der humanoide Sicherheitsmann fest und Tylaar nickte.
Er ging zur Tür und deutete mit einem Nicken auf das APR, das am Stuhl gelehnt stand.
"Ja, das kam aus diesem Zimmer. Die Waffe hatte eine Funktionsstörung."
"Ich muss Sie daran erinnern, dass unauffälliges Verhalten in Anbetracht der Situation von extremer Wichtigkeit ist", meinte der Wachmann in einem frostigen Tonfall.
"Ja, ich weiß. Es tut mir leid. Ich hoffe, der Lärm ist nicht bis in den vorderen Bereiche gedrungen."
Tylaars Gegenüber schüttelte den Kopf. "Noch haben wir keine Beschweren erhalten, nein."
"Das ist beruhigend. Wie gesagt; es war eine Funktionsstörung, die ist jetzt aber behoben. Tut mir leid, dass Sie wegen mir ausrücken mussten."
"Vermeiden Sie solche ungeplanten Aktion in Zukunft", mahnte ihn der Wachmann scharf ab, woraufhin Tylaar abwehrend die Hände hob.
"Hey, glauben Sie mir: auf solche Überraschungen kann ich selbst auch gut verzichten."
Noch einmal warf ihm der Sicherheitsmann einen giftigen Blick zu, dann drehte er auf dem Absatz um und marschierte zurück zu seiner eigentlichen Position. Tylaar presste die Lippen aufeinander, blieb an Ort und Stelle stehen und schielte zu Lia, die wieder zu sehen war, als er die Tür schloss.
"Definitiv kein Waffentraining mehr für dich, solange wir hier sind."

Coruscant - Untere Ebenen - ein Hinterzimmer im Honey House - mit Nylia
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara und Noa -


Innerlich hatte er sich auf Schmerzen eingestellt, doch fühlte er zunächst nichts als Chesaras warme Hand. Ihre Finger waren weich und ruhten in seiner Hand, die ihm zu schmutzig vorkam, als dass sie sie berühren dürfte. In seiner Vorstellung und den Geschichten seiner Mutter waren die Jedi immer Lichtgestalten gewesen, leuchtende Heilige, die die Schicksale ganzer Planeten verändern konnten. Was für eine Kraft musste es sein, die die Jedi zwang, sich in einem Bordell zu verstecken wie niedere Kriminelle.
Erst als sich in ihm ein wohliges Gefühl der Wärme, wie er es schon zu lange nicht mehr gespürt hatte, ausbreitete, spürte er ein schmerzendes Stechen an der Stelle seiner Tätowierung. Ein Zusammenzucken verhinderte er, aber er erkannte den Kontrast der beiden Seiten umso deutlicher: auf der einen Seite lag ein Abgrund, der von Hass und Furcht geflutet war – wild & reißerisch, ohne jeden Zweifel, aber wie jeder Abgrund führte auch dieser nur in immer tiefere Dunkelheit, die alles verschlang, was ihr in den Weg kam … schlussendlich wahrscheinlich sich selbst. Und auf der anderen Seite … Frieden. Himmlische Ruhe. Derryns Entschluss war schon gefasst, ehe er die Augen wieder aufschlug. Was immer er tun musste, um diesem Leben näher zu kommen, er würde es tun. Die letzten Jahre hatte er, wenn schon nicht mit Angst, dann doch mit einem untergründig schwelenden Gefühl verbracht, wie brennende Glut, die ihn nicht plötzlich verbrannte, sondern nur Schritt für Schritt versengte, bis seine Seele von Narben überzogen war.

Als sie ihm dann sagte, dass er machtsensitiv sei, machte sein Herz einen kleinen Hüpfer. Dennoch ließ er sich nichts anmerken – er war niemand, der seine Gefühle auf der Zunge trug. Oder im Gesicht. Er wusste selber, wie absurd positiv sein Bild von den Jedi war, doch war es sicherlich erstrebenswerter als sein momentanes Leben. Das war es doch, oder? Max und Vyra würden es ihm sicher nachsehen, wenn er sich eine Auszeit nahm. Und irgendwann würde er zurückkehren … dessen war er sich sicher.
Der Kiffar schüttelte unmerklich den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Was dachte er hier eigentlich? Dass er Coruscant einfach so verlassen könnte? Einen Planeten im Würgegriff der Leute, die er beinahe so sehr verabscheute wie den Gefangenen? Er konnte doch die Defender nicht einfach so im Stich lassen! Obwohl er so gut wie niemanden dort persönlich kannte, wusste er, dass er sie mit seinem Training zumindest etwas länger am Leben erhalten. Dem gegenüber stand die Möglichkeit, ein Ritter der Republik zu werden.


„Ein Jedi.“

Wiederholte er und sah sie dabei an. Er war nicht gerade unvoreingenommen, und Zweifel hatte er ebenfalls.

„Wie soll das gehen?“

Die Frage, ob er nicht bereits zu alt war, sparte er sich. Wäre dem so, hätte sie etwas in der Art bereits gesagt, und außerdem war Derryn Kampfsportler – und als solcher flexibel und lernfähig. Wenn man Teräs Käsi meistern wollte, waren diese Eigenschaften unabdingbar. Seine größten Erfolge hatte er allerdings gehabt, bevor ihm das Tattoo eingebrannt worden war.

„Ich danke euch, dass ihr es mir erzählt habt.“

So war dieser Moment doppelt bedeutsam – die Jedi verbündeten sich mit dem Widerstand, und ihm wurde das Angebot gemacht, von einem zum anderen zu wechseln. Wobei dieser Wechsel sicherlich nicht innerhalb einer Nacht geschehen würde. Oder einer Woche.

„Und was würde es bedeuten? Müsste ich Coruscant verlassen? Würdet ihr mich … lehren?“


- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - mit Chesara und Noa -
 
| Labyrinthe Coruscants ~ verborgene Basis der Schwarzen Sonne ~ Terminal | – Vince

Irgendwie half das ständige mahnen – sich darauf zu fokussieren noch den ein oder anderen Auftrag zu finden – rein gar nichts. Lustlos tippte der Kopfgeldjäger auf den Tasten herum und starrte auf den Bildschirm, als würde er ihm nicht eine Möglichkeit an Geld zu kommen offenbaren, sondern ihm eine Abhandlung über die Entwicklung der ersten Einzeller eines bisher lediglich als M-346214-X-3 kategorisierten Planeten darlegen. Das Kinn auf der rechten Hand abstützend wanderten die orange-rot gefärbten Augen hin und her, blieben einen Moment an einer Zahl hängen, ehe er wieder feststellen musste, in Gedanken schon wieder abgedriftet zu sein. Bevor er diese eine kleine Komnachricht geschickt hatte, hatte er diesen Abschnitt seiner Arbeit auch nicht gerade allzu intensiv durchgeführt, oder gemocht. Aber davor hatte Vince wenigstens noch an etwas anderes als sie denken können. Nicht nur das er immer wieder zu ihr zurückkehrte in seinen Gedanken, immer wieder war er es auch selbst, der mit sich ins Gericht ging. Hatte er ihr überhaupt gezeigt was in ihm vorgegangen war? Die letzten Tage waren in seinen Erinnerungen zu einer so breiigen Masse verschmolzen, das Vince es nicht genau sagen konnte...

Auf der anderen Seite konnte er sich das anders aber auch gar nicht vorstellen. Also so, das er ihr das nicht deutlich gemacht hätte. Prompt bombardierte sein Geist ihn mit neuen Fragen. Unter anderem, wieso er sich dann jetzt auf einmal so sehr in Gedanken zu ihr sehnte? Aber die Antwort war ziemlich schnell gefunden. Sie waren wieder zusammen, was auch immer an Arbeit er annehmen würde, sie würden es zusammen erledigen und die kommenden Reisen ebenso absolvieren. Gemeinsam. Als gäbe ihm genau das den neuen Eifer, straffte sich seine Haltung leicht und der Hapaner richtete sich ein wenig mehr auf, lange aber hielt eben genau diese Stimmung nicht an. Nicht, das er wieder hinabsackte. Er wurde unterbrochen. Überraschend, sodass er sich im ersten Moment schon ziemlich hart selbst angehen wollte, so nachlässig zu werden. Aber die zarten Finger die da durch sein Blickfeld huschten waren ganz gewiss nicht darauf aus, ihm etwas anzutun. Ohne sein zutun schlich sich ein spitzbübisches Grienen auf sein Gesicht. Zwar ging sie – gefolgt auf den zarten Kuss und ihr Bekenntnis – schnell zum wesentlichen über...

...aber Vince der nun lange genug in dem Terminal herum gestochert hatte, befand vorangegangenes Thema erst einmal für wichtiger. So schlossen sich nun seinerseits seine Arme um den Körper seiner Geliebten, ehe die Lippen des Hapaners ihre fanden und in einen liebestrunkenen Kuss verwickelten. Was auch passiert war, die Flamme in ihm war noch so stark wie zuvor...


„Ich konnte nicht mal richtig arbeiten. Nicht wirklich.“ Schmunzelte der Kopfgeldjäger, ehe er einen etwas ernsteren Ton anschlug und mit kurzer Geste zu dem Terminal deutete. „Ein paar Sachen, ja. Keine galaxisbewegenden Dinge, aber auch nichts unnötig Risikoreiches, oder Jobs die uns Ärger mit dem Imperium machen könnten. Aber ein Gutteil davon wäre nicht hier zu erledigen. Also... nicht hier auf Coruscant. Daher...“

Nur ein klein wenig verfärbten sich seine Wangen und auch die Mimik des Hünenhaften Hapaners wurde einen Augenblick lang verlegen, während seine Augen hin und her wanderten, bis er endlich mit der Sprache herausrückte... „Müsstest du mir wohl zeigen wo mein Schiff ist, damit wir da hin kommen.“ Schon als er fertig war fiel die Verlegenheit von ihm ab und er grinste wieder völlig normal.

| Labyrinthe Coruscants ~ verborgene Basis der Schwarzen Sonne ~ Gänge | – Vince & Tinya
 
- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Noa -

Verschiedene Gefühle regten sich in Derryn, doch nachdem Chesara ihre Hand wieder fort gezogen hatte, konnte sie ihn erneut nicht mehr so deutlich wahrnehmen wie zuvor. Sie sah, dass er nachdachte und hoffte, ihn nicht verwirrt zu haben. Es war seit jeher schwierig, jemanden zu eröffnen, dass er machtsensitiv war. So viele Gespräche Chesara zu diesem Thema auch schon hinter sich haben mochte, es war jedes Mal aufs Neue schwierig, die richtigen Worte zu finden. Manchmal kam ihre Verkündung wie eine frohe Botschaft, dann wieder wurde sie nur zögerlich aufgenommen, so wie es heute der Fall war. Der Kiffar machte keine Luftsprünge, aber das hatte Chesara auch nicht erwartet. Sie war schon froh, dass er nicht direkt ablehnend reagierte. Im Nebenraum hörte sie die Stimme der jungen Miss Cortina, die mit einem Anrufer über Com sprach. Nicht weit von ihnen hatte es vor wenigen Sekunden ein lautes Geräusch gegeben, aber da Chesara keine Gefahr spürte, ignorierte sie dies. Im Honey House war es ruhig. Sie spürte die hereinbrechende Abendstimmung, das Gelächter im vorderen Teil des Gebäudes, die Ruhe weiter hinten, wo sie sich befanden. Als Derryn begann Fragen zu stellen, wandte sie sich ihm wieder aufmerksam zu. Er wollte wissen, was es bedeutete ausgebildet zu werden, was dies für ihn heißen würde und ob sie ihn lehren würde.

"Ein Jedi zu werden ist ein großer und wichtiger Schritt, der nicht leichtfertig getroffen werden sollte. Er würde dein ganzes Leben verändern."

Begann Chesara langsam.

"Unser Orden existiert um Frieden und Gerechtigkeit in der Galaxis zu sichern, oder, um es auf die aktuelle Situation zu beziehen, beides wieder herzustellen. Ein Jedi lebt und kämpft für noble Ziele, für die Sicherheit anderer, für die Freiheit. An erster Stelle steht für uns das Wohl aller Lebewesen, wir setzen uns für die Hilfsbedürftigen ein und tun, was getan werden muss, um jenen ein besseres Leben zu ermöglichen. Ein solches Leben zu führen ist nicht einfach. Man muss auf vieles verzichten und bereit sein sich den Gefahren und Anstrengungen zu stellen, die sich uns so oft in den Weg stellen."

Dies war die Antwort auf die Frage, was es bedeutete ein Jedi zu sein. Chesara konnte erkennen, dass Derryn wusste, wovon sie sprach. Es war ihm nicht fremd, sich für andere einzusetzen. Er war nicht umsonst ein Mitglied der Defender.

"Ob Ihr Coruscant verlassen müsstet..."

Überlegte sie laut und dachte daran, wer von den Jedi hier im Untergrund verweilte. Sie waren wenige und es gab hier niemanden, der in der Lage war jemanden wie Derryn zu unterrichten, und daher nickte sie.

"Ja, ich denke das wäre unvermeidbar. Ich selbst könnte dich nicht lehren, denn ich habe bereits zwei Schülerinnen, zwei junge Padawane, um die ich mich kümmern muss. Ich würde dich zu jemandem entsenden..."

Nachdenklich schürzte sie die Lippen, während sie im Kopf die Namen verschiedener Jedi durch ging und sich fragte, wer wohl mit jemandem wie Derryn zurecht kommen würde. Der Kiffar war nicht unerfahren, er hatte die dunkle Seite bereits kennen gelernt - passiv, wohlbemerkt - und er war kein besonders offener Charakter, der sich freiwillig jedem anvertrauen würde. Ein potentieller Meister musste geduldig, aber vor allem musste er dem ersten Kiffar gewachsen sein. Einen Moment dachte Chesara an Ulic, und ob es sinnvoll wäre, diese beiden Gebrandmarkten zusammen kommen zu lassen, doch dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie mochten zwar beide Verständnis füreinander aufbringen können, doch Derryn benötigte jemandem, der ihm zudem Mut zusprechen und ihn motivieren konnte. Ulic hatte mit sich selbst zu kämpfen, jedenfalls war es das letzte Mal so gewesen, als Chesara ihn getroffen hatte. Ein weiterer Name fiel ihr ein und diesmal glaubte sie, mit dieser Wahl gar nicht so verkehrt zu liegen.

"Ich wüsste jemanden, der sich Eurer annehmen könnte."

Teilte sie ihm mit.

"Ein ehemaliger Schüler von mir, ein Mensch namens Bru'th Agoch, besäße die Fähigkeiten Euch in der Macht zu unterweisen. Er trägt in unserem Orden den Rang eines Meisters. Zuletzt hatte er noch einen Padawan, doch es ist schon eine Weile her, dass ich ihn getroffen habe und es ist gut möglich, dass aus dem Schüler inzwischen ein Ritter geworden ist. In diesem Fall müsstet Ihr Coruscant verlassen, ja... aber nur, um eines Tages gestärkt zurück zu kehren. Ihr habt Euch hier dem Widerstand, den Defendern, angeschlossen, aber als Jedi wäre der Einfluss, den Ihr nehmen könnt, noch sehr viel größer. Bedenkt, es gibt nur wenige von uns und der Dienst, den Ihr der Galaxis erweisen würdet, wenn Ihr Euch unserem Orden anschließen und der Republik Eure Fähigkeiten zum Geschenk machen würdet, wäre... in einem anderen Rahmen."

Chesara holte tief Luft. Sie merkte, wie sie in eine Art Überzeugungsrede rutschte, doch ließ sich dies vermeiden? Vor ihr stand ein Mann, der machtsensitiv war, eine wichtige Entdeckung für die Zukunft des Ordens und der Galaxis! Sie musste tun, was sie konnte, um die Hilfe Derryns zu gewinnen.

"Lasst es mich so ausdrücken: der Widerstand auf Coruscant braucht Verstärkung und, um es ganz banal zu sagen, der Orden der Jedi ebenso. Der Unterschied besteht darin, dass weit weniger Lebewesen in Frage kommen, sich unserem Orden anzuschließen, als dem Widerstand. Wenn Ihr Euch gegen die Jedi entscheidet, dauert es vielleicht Wochen, Monate oder Jahre, bis ich das nächste Mal auf jemanden treffe, der die Macht in sich trägt."

- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Derryn, Noa -
 
- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House – Mit Chesara und Derryn -

Cloé konnte eine richtige Glucke sein. Sie teilte nicht die Begeisterung ihrer Geschwister und ihres Vaters an dem Widerstand gegen das Imperium, dennoch kam sie nicht daran vorbei, von den neuesten Ereignissen und Aktionen zu hören. Es war kein Interesse ihrerseits an dem Engagement ihrer Familie, sondern lediglich Besorgnis um deren Wohlergehen. Noa konnte sich bildlich vorstellen, wie ihre Zwillingsschwester reagiert haben musste, als sie von Ramón gehört hatte, dass Noa verletzt war. Nun bestand sie darauf, Noa noch an diesem Abend zu sehen, um sich mit eigenen Augen davon überzeugen zu können, dass es ihr – bis auf den Arm, und selbst dieser würde wieder heilen – gut ging. Berechnend fragte sich Noa, ob es warme Pfannkuchen geben würde. Im Gegensatz zu ihr selbst war Cloé eine fantastische Köchin. Sie beendeten das Gespräch und Noa versprach, sich nicht zu viel Zeit zu lassen. Als sie die Verbindung beendet hatte, steckte sie ihr Com wieder in ihre Jackentasche. Aus dem Raum nebenan drang die Stimme der Jedi-Rätin zu ihr hinüber. Obwohl sie einen Teil des Gesprächs verpasst hatte, fiel es Noa nun plötzlich nicht mehr schwer, dem Inhalt zu folgen. Diesmal war es deutlich, worum es ging. Was ChesaraSyonette vorhin nur angedeutet hatte, schien sich inzwischen bestätigt zu haben: Derryn war für die Macht empfänglich und gerade schlug sie ihm vor sich den Jedi anzuschließen und ausgebildet zu werden. Sie sprach sogar bereits davon, dass er Coruscant verlassen müsse. Sofort dachte Noa an den Widerstand. Ein Mann weniger. Obwohl sie nichts über den Kiffar wusste – obwohl, immerhin wusste sie über die mysteriöse Sith-Tätowierung Bescheid – glaubte sie, dass er dem Widerstand fehlen würde. Männer wie ihn konnte man gebrauchen, und in der letzten halben Stunde hatte er gerade begonnen ihr sympathisch zu werden. Dennoch, wenn er die Macht in sich trug... dann musste er doch sofort dem Ruf des Ordens folgen und lernen sie zu beherrschen! Dies war eine einmalige Gelegenheit. Sie hörte, zu, was die Jedi sagte, erst starr in dem Nebenzimmer stehen bleibend, doch als sie realisierte, dass die anderen, durch die fehlende Unterhaltung zwischen ihr und Cloé, merken würden, dass ihr Com-Gespräch beendet war, schlenderte sie wieder langsam zu ihnen zurück. Sie wollte nicht, dass es so aussah, als würde sie neugierig lauschen. Die Rätin und Derryn standen sich gegenüber, so wie vorhin auch schon. Noa blieb etwas abseits von ihnen stehen, denn in die Unterhaltung selbst war sie nicht involviert. Sie betrachtete Derryn nachdenklich und versuchte sich ihn als Jedi vorzustellen. Seine grimmige Miene wollte nicht recht in dieses Bild passen, aber da war etwas, das er vorhin gesagt hatte, etwas, das alle im Raum hatte aufhorchen lassen. “Der Moment, indem wir beschließen, dass eine gewisse Anzahl von toten Zivilisten akzeptabel oder sogar erforderlich ist, ist unser Ende.... Das Leben einer Person ist ebenso schützenswert wie das Leben vieler.“ War dies nicht genau das, was die Jedi auszeichnete? Dass sie für das Volk, für jedes einzelne Lebewesen hervor traten? Auf jeden Fall steckte mehr in ihm, als man auf den ersten Blick erkennen konnte ChesaraSyonette hatte einen Teil dessen bereits erfolgreich aufgedeckt.

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|| Coruscant ▫ City ▫ obere Ebenen ▫ gemietetes Zimmer || ▫ Azgeth

Die Morgendämmerung hätte das Gesicht der Dunkelhaarigen erhellt, wäre sie von dem Fenster aus sichtbar. Eine Woche harter Arbeit hatte Azgeth hinter sich gebracht. Der Eindruck des ersten Tages war wohl gut genug gewesen um den Job zu behalten, man hatte ihr vorerst einen Halbjahresvertrag angeboten. Was diese reine Jobfindungs-Sache anging, hatte sie wirklich viel Glück gehabt. Bei der Art der Beschäftigung war ihre Auswahl eher suboptimal gewesen. Das Pensum und die Anforderungen der zu bewältigenden Arbeit waren durchaus machbar, doch leider war das Drumherum nicht so das wahre. Ihre Hoffnung hatte darin gelegen sich in dem Betrieb mit der Zeit einzuleben, doch dies hatte sich als Fehleinschätzung herausgestellt. Sie war nun einmal die einzige Frau dort, und auch wenn sie durchaus ein dickes Fell hatte, und man sich ihr gegenüber nicht alles traute, war der Umgang dort doch nicht gerade dafür gemacht ihr ein besonders gutes Gefühl zu geben.

Zwar hatte sie sich an die Anweisung ihres Chefs gehalten und machte den Mund auf wenn ihr etwas nicht passte, aber letztendlich war das auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Männer arbeiteten seit Jahren zusammen, und wegen einer Frau würden sie wohl kaum ihre Gewohnheiten ändern. Vielleicht gab es Leute, denen die massiven derben Sprüche nichts ausmachten, doch Azgeth fingen sie bereits an auf die Nerven zu gehen. Nun ja, sie würde es weiter versuchen, schließlich brauchte sie wieder eine Einkommensquelle. Aber vielleicht sollte sie anfangen sich nebenbei nach einem anderen Job umzusehen, auch wenn sich das sehr schwierig gestaltete, da ihr kaum Zeit dafür blieb. Aber erstmal musste es weitergehen. Vielleicht würde es sich ja doch noch einrenken. Als es Zeit wurde sich auf den Weg zu machen, verließ die ehemalige Sith ihr Zimmer und bestieg ihren Gleiter.

Inzwischen hatte sie Weg als auch Fahrzeit gut ausprobiert und kam gleichzeitig mit den anderen an. Ein paar der Arbeiter waren ganz nett und unterhielten sich auch mit ihr, von daher saß sie nicht ganz alleine beim Essen und ähnlichen Gelegenheiten, aber insgesamt war sie doch nicht wirklich integriert. Möglicherweise erwartete sie auch zuviel nach einer Woche? Sie wusste es nicht. Auf Erfahrungen konnte sie dabei nicht zurückgreifen. Sie ging jedenfalls zu ihrem Schrank um dort ihren Arbeitsanzug und ihre Werkzeugkiste herauszuholen. Sie trennte sich kurz von den anderen um sich umzuziehen. Ein wenig spürte die Machtbegabte ihre Muskeln, die solche Dauerbelastung nicht mehr in dem Maße gewohnt waren. Früher hatte sie notfalls einfach die Macht benutzt, etwas, das sie möglichst vollständig ablegte. Bis jetzt war es ihr ganz gut gelungen. Sie wollte nicht auffallen, wollte sich so gut wie möglich ans "normale" Leben gewöhnen.

Mit etwas Ausdauer gelang es ihr ja vielleicht wirklich. Jetzt hieß es erstmal Repulsor - Aggregate auszubauen und Reflektorscheiben aufzupolieren. Vermutlich würde man ihr, wie eigentlich seit der gesamten Zeit schon, die anstrengenden Aufgaben übertragen. Azgeth nahm an, dies ging allen neu Hinzugekommenen so. Sie störte es nicht, denn so schnell klein bei zu geben kam nicht in Frage. Bevor sie aufgab, musste alles versucht werden die Sache am Laufen zu halten. Nach einem kurzen Seufzer marschierte die Dunkelhaarige in Richtung Montagehalle, in der sie gleich auf die Unterbodenrampe zusteuerte.


"Morgen Kleine!" , wurde sie wie fast jeden Morgen begrüßt. "Der nächste Wagen kommt gleich rein. Du baust dann wie üblich das Aggregat aus." Natürlich. Da konnte man am wenigsten falsch machen. Sie nickte einfach nur und stellte sich auf die Hebe- und Senkbühne. Hoffentlich bekam sie irgendwann auch mal was anderes zu tun. Hoffentlich.

|| Coruscant ▫ City ▫ obere Ebenen ▫ Montagehalle || ▫ Azgeth & Kollegen
 
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