3. Weltkrieg

GeeGee

I am the bad bitch
Weil hier so viele User politisch bewandert sind und das geopolitische Interesse generell sehr hoch hier ist, würde ich gerne fragen, ob es einen Dritten Weltkrieg geben könnte, ob Nuklearwaffen eingesetzt werden könnten und ob wir vielleicht bald selbst Flüchtlinge werden könnten, wenn der irre Diktator Putin den Knopf drückt.

Was würden wir tun? Wie sinnvoll sind Jodtabletten? Würde irgend ein Volk dieser Erde doch überleben? Würde Putin wirklich alles auslöschen - nur um nicht als Verlierer dazustehen und trotzdem alles verlieren?
 
In den Szenarien die ich bisher gesehen habe gehen alle Atomwaffen auf der Nordhalbkugel nieder. Also während wir hier direkt in’s Kreuzfeuer der Einschläge geraten hat die Südhalbkugel, also Australien, Südamerika und Afrika, Chancen das ganze noch einigermaßen zu überstehen, was dann ja eigentlich schon eine Ironie wäre, denn am Ende sind es die Überlebenden Europäer die versuchen, nach Afrika zu kommen.
 
1. Ich hab 0,0 Ahnung von Politik.

2. Gefühlsmäßig stimme ich Albert Einstein zu: "Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber der IV. Weltkrieg wird mit Stöcken und Steinen ausgetragen.“ Vom Kopf her hab ich die Hoffnung, dass im eventuellen 3. Weltkrieg keine Nuklearwaffen eingesetzt werden. Warum auch? Dennoch sagt mir mein Kopf ganz rational: Wer so durchgeknallt ist, einen Weltkrieg zu wagen, der wagt auch Nuklearwaffen.
 
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Selbst ohne Nuklearwaffen würde ein 3. Weltkrieg wahrscheinlich mehr Opfer fordern als der 2. (allein schon weil es heutzutage viel mehr Menschen gibt als 1939-1945). Dann dauert das Sterben halt einfach ein bisschen länger.
 
1. Ich hab 0,0 Ahnung von Politik.

2. Gefühlsmäßig stimme ich Albert Einstein zu: "Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber der IV. Weltkrieg wird mit Stöcken und Steinen ausgetragen.“ Vom Kopf her hab ich die Hoffnung, dass im eventuellen 3. Weltkrieg keine Nuklearwaffen eingesetzt werden. Warum auch? Dennoch sagt mir mein Kopf ganz rational: Wer so durchgeknallt ist, einen Weltkrieg zu wagen, der wagt auch Nuklearwaffen.
Passend dazu ein Video von Mr. Wissen to Go

 
Was die atomare Bedrohung betrifft, so hab ich erst vor ein paar Tagen einen interessanten Beitrag auf ZDF gesehen, in dem ein Experte für Militärpolitik die Situation eingeschätzt hat. Und laut ihm ist es wohl so, dass Atomwaffen in erster Linie nur politische Waffen sind, mit denen signalisiert werden soll, wie ernst es einem ist. Speziell Russland pflege einen eher großzügigen Umgang mit atomaren Drohgebärden (schon 2014 sei es dazu gekommen), sodass man es fast schon als normalen "Umgangston" Putins bezeichnen muss, dass er auf diese Weise psychologischen Druck auf die Gegenseite auszuüben versucht.
Da aber jedem bewusst sei, dass ein Atomkrieg nur in der gegenseitigen Auslöschung enden kann, gäbe es gleichzeitig auch einem stillschweigenden Konsens darüber, diese Waffen niemals tatsächlich einsetzen zu wollen.
Des Weiteren ist die Vorstellung eines Präsidenten, der im Alleingang eine Atombombe "zündet" (weil er im Affekt auf den roten Knopf drückt) auch ein Irrtum. Der Einsatz dieser Waffen unterliegt nämlich immer der Kontrolle mehrerer Personen (sogar in Russland).
 
Das Prinzip der nuklearen Abschreckung funktioniert nur wenn man davon ausgeht dass beide Parteien es wirklich ernst meinen. Ich muss davon ausgehen dass der andere den Knopf drückt sobald ich den Knopf drücke. Von daher seh ich die Gefahr als durchaus gegeben an.

Selbst wenn man sich irgendwie ein Szenario zusammenbastelt in dem beide Kriegsparteien sich konventionell bekriegen, wird das nicht ewig bleiben. Man stelle sich das Szenario vor in dem die NATO die russischen Truppen zurückdrängt, meinetwegen sogar schon vor den Toren Moskaus steht. In dieser eingeengten Situation und mit der Option, den Truppenvormarsch mit gezielten Bombenabwürfen zu beenden halte ich den Einsatz von Nuklearwaffen für wahrscheinlich.
 
1. Könnte es einen Dritten Weltkrieg geben: Ja, die Möglichkeit eines Krieges, der simultan einen Großteil des Erdballs umfasst und die wichtigsten politischen Akteure involviert, besteht natürlich - aber die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, ist vergleichsweise gering. Die Vernetzung der Welt durch Handel, Informationstechnologie, finanzielle Verbindungen, Reisen, militärische und politische Bündnisse, etc. ist extrem weit fortgeschritten und lässt Auseinandersetzungen unwahrscheinlicher werden. Zudem hat sich die nukleare Abschreckung bewährt - die großen Machtblöcke, die das Potential hätten, einen derart massiven Konflikt zu führen, wissen, dass dies für ihre Existenz zu gefährlich wäre. Das heißt nicht, dass ein konventioneller Konflikt nicht zu einem nuklearen Schlagabtausch eskalieren könnte, aber die Wahrscheinlichkeit ist niedrig.

2. Der rote Knopf: Das funktioniert zum Glück auch in autokratischen Staaten nicht ganz so leicht. Es gibt eine Befehls- und Kommandokette. Sollte sich beispielsweise Putin für einen Nuklearschlag entscheiden, dann muss dieser Befehl an den Generalstab weitergeleitet werden (der berühmte "rote Knopf" ist im Grunde ein sehr modernes verschlüsseltes Telefon für diesen Zweck) und dieser autorisiert dann für einzelne Abteilungen den Start, die ihn dann selbst durchführen müssen. An jeder Stelle kann diese Kommandokette unterbrochen werden, beispielsweise könnte der Generalstab die Weiterleitung der Befehle verweigern, weil die in der Doktrin vorgeschriebenen Bedingungen nicht erfüllt sind.

3. Ein nuklearer Krieg: Verheerend, ohne Zweifel, aber nicht das Ende der Menschheit als Spezies und auch nicht das Ende der menschlichen Zivilisation in ihrer modernen Form. Primärziele bei einer nuklearen Auseinandersetzung sind 1) andere Nuklearwaffen 2) militärische Einrichtungen 3) politische Zentren und 4) Bevölkerungszentren. Ein nuklearer Krieg hätte direkt ohne Zweifel Millionen von Opfern zur Folge, und mit den Verwerfungen und Folgen würden diese Zahlen dramatisch steigern, zu Hunderten Millionen oder sogar Milliarden - aber ein großer Teil der Weltbevölkerung würde die Auseinandersetzung überleben. Sie hätte mit der völligen Zerrüttung der modernen Handelswege als größtes Problem zu kämpfen (Stichwort Nahrungsmittel, Medizin, etc.), aber Strahlung und der berühmt-berüchtigte "nukleare Winter" wären weniger große Probleme als man früher teilweise annahm. Nicht falsch verstehen: Ein mit genuinem Vernichtungswillen geführter Atomkrieg unter Einsatz aller verfügbaren Waffen wäre das verheerendste Ereignis in der modernen Geschichte (nicht jedoch in der Geschichte an sich), aber die Menschen in den nicht direkt betroffenen Gebieten (primär die Südhalbkugel) hätten gute Chancen, das Ereignis zu überleben und die menschliche Zivilisation zu bewahren. In den direkt betroffenen Gebieten der Nuklearmächte (und ihrer Nachbarn), die sich in diesem Szenario aufeinander konzentrieren würden (USA, Russische Föderation, VR China, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Indien, Pakistan, Israel, Nordkorea) sähen die Folgen aber umso schlimmer aus - da wäre es wahrscheinlich, dass diese Nationen in der uns bekannten Form aufhören würden zu existieren.

4. Es gibt eine Reihe von "heißen Punkten", bei denen sich Nuklearmächte direkt gegenüber stehen. Der wohl gefährlichste ist Indien und Pakistan, aber, und das ist die beruhigende Nachricht: Obwohl diese Staaten mehrere konventionelle Kriege durchaus im größeren Maßstab gegeneinander geführt haben, wurden keine Atomwaffen eingesetzt. Der menschliche Selbsterhaltungstrieb ist groß, und Atomwaffen dienen der Abschreckung durch ihr Vernichtungspotential - es ist, für sich genommen, ein sehr rationales System, das selbst unter extremen ideologischen Bedingungen "funktioniert".

Es sind beunruhigende Zeiten, und dass man sich fürchtet, ist mehr als verständlich. Aber die Gefahr, so real sie auch ist, ist heute in Teilen tatsächlich geringer als während des Kalten Krieges, und das ist eine gute Nachricht. :)
 
Ich finde gefühlt ist die Gefahr trotzdem größer, denn in Jahrzehnten Kalter Krieg hat es keinen „heißen“ Konflikt direkt vor unserer Haustür gegeben.
 
Ich finde gefühlt ist die Gefahr trotzdem größer, denn in Jahrzehnten Kalter Krieg hat es keinen „heißen“ Konflikt direkt vor unserer Haustür gegeben.

Kuba war direkt vor westlicher Haustür und das war ein ziemlich heiße Krise. Zumal es dann 1983 wirklich einmal um Haaresbreite fast zur endgültigen Eskalation gekommen wäre. Ich würde das nicht unbedingt unterhalb der momentanen Situation einordnen.

Bei der politischen Kompetenz sieht es mMn nach aber deutlich düsterer aus. Das ist in der Tat eine Variable, die mir Unbehagen bereitet.
 
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Zumal es dann 1983 wirklich einmal um Haaresbreite fast zur endgültigen Eskalation gekommen wäre. .

Bitte nicht wieder die Mär von der Verhinderung des III. WK durch Oberstleutnant Stanislaw Petrow.
Seit dem Studentenstreich das die Hummel nicht fliegen könne hat sich keine Irrglaube länger gehalten als dieser.
 
Ich finde gefühlt ist die Gefahr trotzdem größer, denn in Jahrzehnten Kalter Krieg hat es keinen „heißen“ Konflikt direkt vor unserer Haustür gegeben.

Solange ein Krieg nur weit genug entfernt ist, besteht auch kein Grund zur Sorge. Wenn er direkt vor der eigenen Haustür stattfindet, gibt es oft ein böses Erwachen.

Wie so vieles im Leben haben auch schlechte Ereignisse was gutes. Vielleicht muss es erst hässlich werden, bevor es wieder gut wird.

Ich hoffe nur, dass keiner was Unüberlegtes tut was zu einer totalen Eskalation führen könnte.
 
Was die Kernfrage von @GeeGee angeht so denke ich das unser guter @Janus Sturn in seiner gewohnten messerscharfen Art und Weise die Lage der Dinge fast perfekt dargestellt hat. Vor allem sein letzter Satz.Dem würde ich absolut zustimmen.
Allerdings mein lieber Janus, ich glaube während der drei indisch/pakistanischen Kriege waren die beiden Staaten noch keine Atommächte.;)
Konnten also auch keine einsetzen.
 
Ein mit genuinem Vernichtungswillen geführter Atomkrieg unter Einsatz aller verfügbaren Waffen wäre das verheerendste Ereignis in der modernen Geschichte (nicht jedoch in der Geschichte an sich),
Das macht mich jetzt neugierig, welches Ereignis wäre es denn dann? Das Vernichtungspotential von Atomwaffen erscheint doch als weitaus höher als alles, was es zuvor gab. Was für ein vorangegangenes Gemetzel hat das denn übertroffen?
 
Man muss gar nicht soo weit zurück gehen. Es gab da doch mal diesen verheerenden Vulkanausbruch (Toba glaube ich), der die Menschheit an den Rande des Aussterbens gebracht haben soll. Wobei die menschliche Population damals halt von vornherein auch nur ein Bruchteil der heutigen war.

Und auch die Eiszeit hat zumindest eine hominide Spezies überlebt, während andere wie der Neandertaler nicht so viel Glück hatten.
 
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Allerdings mein lieber Janus, ich glaube während der drei indisch/pakistanischen Kriege waren die beiden Staaten noch keine Atommächte.;)
Konnten also auch keine einsetzen.

Das ist natürlich vollkommen richtig. Die Entwicklung von Nuklearwaffen begann auf beiden Seiten (besonders durch die pakistanische Armee, die eine eher schlechte Figur gemacht hatte) ja auch als Konsequenz aus diesen konventionell geführten Kriegen - wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, wurden die ersten Tests in den 1970er-Jahren durchgeführt und die Einsatzbereitschaft (Waffenfähiges Material + Sprengköpfe + Trägersysteme) bestand dann in den 1990er-Jahren.

Allerdings gab es seitdem mehrere militärische Konfrontationen zwischen Indien und Pakistan, die in diesen Staaten auch als Kriege bezeichnet und angesehen werden. 1999 den sogenannten Kargil-Krieg und den Grenzkonflikt Ende 2001, beides Ereignisse mit aktiven Kampfhandlungen und mehreren Hundert Toten und Tausenden Verwundeten. 2008 waren die Spannungen zudem nach dem verheerenden Terroranschlag in Mumbai auf einem Höhepunkt. Der Einsatz von Nuklearwaffen wurde jedoch meines Wissens nach nie ernsthaft in Erwägung gezogen, trotz der Tatsache, dass beide Staaten 1999 noch sehr neue Atommächte waren und deshalb die Erfahrungen und Kommunikationsmöglichkeiten wie beispielsweise zwischen den USA und der Sowjetunion nicht in dieser Form existierten.

Das macht mich jetzt neugierig, welches Ereignis wäre es denn dann?

Dabei beziehe ich mich auf den Ausbruch des Toba-Supervulkans etwa 70.000 Jahre vor Christus, durch den die damalige menschliche Weltbevölkerung auf circa 1.000 Personen reduziert wurde und der drastische Folgen für das Klima hatte. Schätzungen sind schwierig, aber es wird davon ausgegangen, dass die Weltbevölkerung zuvor irgendwo zwischen 30.000 und 100.000 Menschen anzusiedeln war, und die Auswirkungen dieser Reduzierung kann man heute noch im menschlichen Erbgut und der Geologie erkennen.
 
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Bitte nicht wieder die Mär von der Verhinderung des III. WK durch Oberstleutnant Stanislaw Petrow.
Seit dem Studentenstreich das die Hummel nicht fliegen könne hat sich keine Irrglaube länger gehalten als dieser.

Ich glaube @Agustin Prada spielt auf das Manöver Able Archer 83 an. Diese Zeit mit NATO-Doppelbeschluss, und Stationierung von SS-20 und Pershing II in Mitteleuropa war wohl in der Tat die gefährlichste Phase des Kalten Krieges, in der sich die beiden Supermächte extremst belauerten, und jeder dem anderen das Schlechteste zutraute. In den USA dachte man laut darüber nach, ob ein Atomkrieg auf Eurasien zu begrenzen, und damit führ- und gewinnbar wäre, und im Politbüro stieg die Paranoia vor einem Enthauptungsschlag, da sich durch die Pershing-Raketen die Vorwarnzeit auf ca. 10 Minuten verkürzte.

C.
 
Ich meinte tatsächlich beides und allgemein dieses Jahr innerhalb der ersten 4 Jahren von Reagans Amtszeit. Für mich eines der besten Staatsoberhäupter der letzten Dekaden und außenpolitisch ein unglaublich harter kalter Krieger, den ich sehr bewundere. Aber diese ganzen beinahe Eskalationen fallen unter seine Ägide des extrem aggressiven Aufrüstens und Auftretens, was man halt bei aller Liebe nicht vergessen sollte und den Ernst der damaligen Zeit nochmal unterstreicht.
 
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