Wie vermutlich inzwischen selbst jeder dritte Bewohner der arktischen und antarktischen Eiswüsten weiß, fand ich den sogenannten Herrn der Ringe absolut überbewertet und halte ihn bis heute für nichts als einen effektüberladenen Actionfilm, der auf Krampf versucht hat, Atmosphäre aufzubauen, und all das auf Kosten eines Buches, das mir persönlich eigentlich sehr am Herzen liegt. Das tut mir Leid, sowohl für Tolkien, als auch für die armen Bekloppten - mir sei der Begriff gestattet - die glauben, das, was da auf der Kinoleinwand erschien, wäre der Herr der Ringe. Aber was soll man machen (na ja, man könnte Peter Jackson erschießen, aber das würde das arme Würstchen nur zu einem dieser vielzitierten Helden machen, und das ist so ziemlich das letzte, was ich will).
Aber um den Herrn der Ringe geht's hier ja nicht, sondern um die Oscars. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich bislang noch keine Oscarverleihung live verfolgt habe. Dafür ist mir mein Schlaf dann doch etwas zu schade. So ungefähr seit den TPM-Oscars habe ich mir das ganze hier und da etwas genauer betrachtet und bin auch etwas durch die ehrwürdigen Archivhallen dieser denkwürdigen Auszeichnungen geschritten. Meine Schlußfolgerungen waren, daß man die Oscars nicht erstnehmen kann. Und das schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Eigentlich kann man, denke ich, sagen, daß das Elend mit Krieg der Sterne anfing. Danach hat jeder Idiot, der glaubte, etwas von visuellen Effekten zu verstehen, einen Film dieser Art gemacht. Der Markt wurde mit allem möglichen Kram überschwemmt und Leute, die eigentlich gar nicht schauspielern, Regie führen oder was auch immer was konnten, waren plötzlich gefeierte Leute. George Lucas sei Dank. Seit Star Wars kann jeder in Hollywood sein, was er will. Nur die wenigsten schaffen es natürlich, daß auch andere meinen, daß sie wären, was sie zu sein behaupten, aber so war's schließlich schon immer.
Tja, und was ist die Folge? Minderbemittelte aller Couleur hetzen durch die Filmcharts, seltsame, teilweise wirklich geschmacklose Typen machen Filme, die die Welt nicht braucht. Diese Filme besitzen meistens weder Story noch Drama, und die alten Werte des Filmemachens beginnnen langsam aber sicher zu verblassen.
Wo einmal wirkliche Figuren wirkliche Emotionen durchlebten, jagen sich heute die Spezialeffekte durch endlose Bluescreen-Weiten und wenn man sich als Zuschauer ab und zu zu fragen beginnt, was der ganze Zirkus eigentlich soll, wird man im nächsten Augenblick schon von einer mittleren Atomexplosion völlig eingenebelt. Die Folge davon ist, daß man nochmal in den Film geht, um herauszufinden, ob nun wirklich was dran ist. Und so werden absolut primitive Filme, bzw. Filmumsetzungen zu Kassenschlagern. Die Welt wird in Folge, oder teilweise auch als Vorbedingung solcher Erfolge immer scheinheiliger und oberflächlichler. Heutzutage ist billigstes Schmierentheater große Kunst und große Kunst wird verachtet, wo immer man sie findet. Die kleinen Filmemacher darben also mit teilweise brillianten Ideen dahin, bis sie schließlich so ausgehungert sind, daß sie auf die Kommerzwelle aufspringen. Star Wars nennt das die dunkle Seite. Nun, nennen kann man es, wie man will, Fakt ist, die dunkle Seite wird mächtiger.
Denn es gibt da eine sehr angesehene Institution: die Akademie. Diese hat es sich, hauptsächlich durch sehr seltsame Tricks und Winkelmanöver angemaßt, über Top oder Flop in der Filmwelt zu entscheiden. Nur wenige, wie George Lucas, die sich ihr eigenes Anti-Hollywood-Imperium aufgebaut haben, und deshalb von der zivilisierten Welt beneidet und verachtet werden, haben es geschafft, dieser institutionalisierten Unterdrückung zu entkommen. Und wenn sich dieses "Unternehmen Oscar" jedes Jahr aufs Neue feiert und die Welt durch versklavte Prominenz und Blitzlichtgewitter blendet, wächst seine Macht weiter. Im Fernsehen wird das jedes Jahr deutlicher. Hatten es früher einige, angesehenere Sender kaum nötig, auch nur eine Nebenbemerkung über diese Show abzulassen, gibt es heute minutenlange Berichte über den schönen Schein.
Kann man dem allen entkommen? Jap, kann man. Wenn man sich auf eine einsame Insel zurückzieht, oder gleich den Strick nimmt (vor beidem sei gewarnt. Ersteres führt entweder dazu, daß man nach 2 Tagen ein Boot voller Touristen vor der Küste liegen sieht, oder zu einem eingeflogenen Filmteam am Strand, zweiteres zu recht unangenehmen Folgen für den Hauswirt).
Und was schließe ich aus diesen vielen Worten? Nun, einerseits glaube ich, daß das Niveau der Filme weiter sinken wird. Noch eine ganze Weile lang. Irgendwann, so hoffe ich, wird der Markt von diesem billigen, oder teilweise auch sehr teuren Schund übersättigt sein, wie er das schon einmal bei den Monumentalfilmen war. Vielleicht, mit etwas Glück, ist der sogenannte Herr der Ringe die Cleopatra der seichten Unterhaltung. Vielleicht bohrt sich das Primitivkino aber auch erst in zwanzig Jahren in seinen ganz persönlichen Eisberg.
Bis dahin heißt es DVDs alter Filme kaufen und die Zeiten genießen, als Hollywood noch für Klasse und die Oscars für Begabung standen. Und irgendwann wird dann hoffentlich ein Filmschaffender des seichten Hollywoods Yodas berühmte Worte sagen können: Abenddämmerung umfängt mich und bald kommt die Nacht.