Alderaan, Delaya (Alderaan-System)

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -

Zu Akemis Überraschung - und gleichzeitig zu ihrer Bestürzung - ordnete Cris ihren Gleiter nicht in den fließenden Verkehr der Touristengruppen ein, die die populärsten Orte des Berges anstrebten. Er war einer eigenen Route gefolgt und schon bald hatten sie sich von der allgemeinen Masse an Ausflüglern entfernt. Cris lenkte den Gleiter über unwegsames Gelände und in abgeschiedene Bereiche, die jedoch schon sehr bald eine malerische Umgebung offenbarten, da sie selten aufgesucht wurden und unberührte Natur boten. Während sie in steifer Haltung in ihrem Sitz saß und die winterliche Landschaft an ihr vorbei zog, wandte Akemi ihren Kopf nicht ein einziges Mal in Cris' Richtung. Was hätte sie schon davon gehabt? Am Ende würde es ihr doch nur Kummer bereiten. Schließlich jedoch musste sie ihre teilnahmslose Haltung aufgeben, denn sie hatten angehalten und Cris machte Anstalten auszusteigen. Für ein paar Sekunden alleine im Gleiter, atmete Akemi tief ein und aus, ehe sie ebenfalls die Tür auf ihrer Seite öffnete und dem Gefährt entstieg. Ungewohnt kalte Luft schlug ihr entgegen und sie nestelte an ihrer Tasche um ihre Handschuhe heraus zu holen und anzuziehen. Ihre Fellstiefel steckten in tiefem Schnee, der unter jedem Schritt melancholisch knirschte, als Akemi den Gleiter umrundete und sich dem Tal zuwandte - der Richtung, aus der sie gekommen waren. Weit unter ihnen erstreckten sich grüne Wiesen und weite Seen. Der Ausblick überwältigte sie und im Angesicht der gewaltigen Dimensionen der Berge fühlte Akemi sich plötzlich entsetzlich klein und unbedeutend. Da stand sie, hoch oben im Schnee, der von der Sonne berührt wurde und all ihre Probleme, Sorgen und Ängste erschienen so winzig. Cris stand direkt neben ihr und schaute ebenfalls hinab. Der Abstand zwischen ihnen war nicht groß, vielleicht sogar überwindbar.

Doch dieser Gedanke überlebte nur einen kurzen Moment. Als ein schwacher Windhauch den Schnee zu ihren Füßen wie Puder aufwirbelte, schien er auch den kurzen Anflug von Mut und Hoffnung hinfort fliegen zu lassen und Akemi befand sich wieder an ihrem Ausgangspunkt. Sie wandte sich ab, so als habe sie genug gesehen, den Bilck nun wieder zu dem Berg gerichtet, den sie noch längst nicht an seinem höchsten Punkt erreicht hatten. Es drängte sie, sich durch den Schnee zu kämpfen, der Kälte zu trotzen und die Felsen zu erklimmen - ganz gleich, wie anstrengend es sein mochte, aber ein solcher Kampf wäre dennoch einfacher zu ertragen als der, der tief in ihrem Inneren tobte. Die junge Agentin machte ein paar Schritte in die entgegen gesetzte Richtung des Felsabhangs. Wären die Umstände andere, hätte sie sich schon längst ausgelassen in den Schnee geworden, Schneebälle geformt und neugierig an der weißen Substanz geleckt, als ob es Puderzucker wäre. Für all diese Dinge hatte sie jetzt nichts übrig. Sie wollte hinauf, dort zum höchsten Punkt des Berges, wo sich die Spitze in Nebel hüllte und wo die Wolken nicht mehr über, sondern unter ihr waren. Das Verlangen nach diesem Ort wurde beinahe übermächtig, ebenso wie der Glaube, nur dort ganz für sich sein und den Rest ihres Lebens für ein paar Augenblicke vergessen zu können. Den Rest... Cris. Doch was würde es ihr bringen? Noch mehr Einsichten und Erkenntnisse, die ihr den Abstieg schließlich noch schwerer machten als der Aufstieg jemals hätte sein können? Auch dort oben stand die Zeit nicht still. Es gab keinen Ort, an den sie fliehen konnte, keinen zu dem aufzubrechen sich lohnen würde, wenn sie Cris zurück lassen musste.


Du hast gestern gesagt, du hättest nachgedacht.

Akemis Stimme erklang ganz plötzlich in der ewigen Stille des schweigenden Berges. Sie hatte Cris den Rücken zugewandt, doch nun drehte sie sich zu ihm um und zum ersten Mal an diesem Tag sah sie ihn direkt an. Jedes noch so kleine Detail an ihm nahm sie innerhalb einer einzigen Sekunde in sich auf. Sie sah alles an ihm und alles war so, wie sie ihn kannte. Seine Züge waren ernst, aber in ihrer Vorstellung wusste sie, wie er aussah, wenn sich seine Lippen zu einem Lächeln formten und sich schmale Lachfalten an seinen Augen bildeten. Er trug einfache Handschuhe, aber es brauchte nicht viel um sich in Erinnerung zu rufen, wie zärtlich sich seine Hände anfühlten, wenn er die ihren ergriff oder wenn er ihr über die Haare strich... eine liebevolle Berührung, die doch nicht mehr war als...

Über den Geheimdienst.

Angestrengt ließ Akemi Leichtigkeit in ihre Stimme einfließen. Es gelang ihr nur kläglich. Bloß nicht daran denken, was sein könnte. Der Geheimdienst war ihr gegenwärtiges, gemeinsames Problem. Ja, gemeinsam...
Nun bückte sie sich doch, um Schnee aufzuheben und zu ihrer eigenen Ablenkung in ihren Händen zu formen.


Also... bist du zu irgendeinem Ergebnis gekommen?

Sie ließ den Schnee fallen. Das war nicht die Richtung, die sie hatte einschlagen wollen. Hätte sie doch auf ihren Drang nach Flucht hören sollen? Machte es überhaupt noch Sinn, sich in zwanghaften Versuchen ihrem Schicksal zu stellen? Ihr war doch längst klar, dass sie es nicht akzeptieren konnte. Die Frage war bloß, was die Alternative war, wenn sie scheiterte.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris

Den knirschenden Schnee unter seinen einfachen Schuhen hatte Cris sich zum Tal gewandt und einen kurzen Blick auf das Panorama geworfen, für dass einige Dokumentarfilmer von Coruscant bis hierhin, nach Alderaan, reisen würden, wenn sie davon wüssten. Die friedliche Atmosphäre, ausgehend von den weiten Wiesen, den blauen Seen, die frische Luft, so kühl, dass seine Atemzüge in weißen Wölkchen kondensierte. Was konnte er sich mehr wünschen? Frieden – weitab von den Schlachten dieser Galaxis, weitab vom Krieg, vom grölenden Geschrei einander tötender Männer, die sich nie zuvor im Leben gesehen hatten. Was wollte er mehr? Er wusste, was... endlich wusste er es.
Aus dem Augenwinkel wagte er, verstohlen zu Akemi hinüberzublicken, die sich mittlerweile abgewandt und ein paar ziellose Schritte gemacht hatte. Er drehte sich ebenfalls um, wagte es jedoch nicht, seinerseits zu ihr aufzuschließen. Es würde nichts lösen, nur in Konfusion enden, in unbehaglichem Schweigen und der Erkenntnis, dass nicht alle Dinge, die einfach erschienen, möglich waren.
Als sie sich plötzlich doch zu ihm umwandte, traf diese Entwicklung Cris unvorbereitet. Zeitgleich formten ihre Lippen Worte, deren Sinn er mühsam entschlüsseln musste – zu sehr versank er kurzzeitig in ihren nunmehr sichtbaren Zügen, den braunen Augen, die ihn ihrerseits musterten...
Er hatte nachgedacht? Worüber? Sie lenkte das Gesprächsthema also auf den Geheimdienst... warum? Er spürte, wie sich etwas in ihm zusammenzog. Der Geheimdienst, das war das letzte, worüber er momentan reden wollte. Doch vielleicht das Einzige, was momentan zwischen ihnen verblieb? Nur noch ein verbindender Faden, eine Gemeinsamkeit?
Schließlich hatte er das Thema angeschnitten, am gestrigen Abend, auf dem in schwindendes Sonnenlicht getauchten Balkon... es war gefährlich, sich zu lange an diesen Moment zu erinnern. Tatsächlich hatte er damals einfach etwas sagen wollen und nichts anderes war ihm eingefallen. Nur der Geheimdienst.
War er zu einem Ergebnis gekommen? Ja... in gewisser Hinsicht war er das. Doch die hatte nichts mit dem Geheimdienst zu tun... höchstens mit der Art, wie ihr Blick ihn gefangen hielt...
Der Geheimdienst... er spielte längst eine untergeordnete Rolle...


“Der Geheimdienst...“ Er schaffte es nicht, den Widerwillen aus seinem Tonfall zu verdrängen. Wollte er sich darüber Gedanken machen? Musste er das nicht sogar, um sich vom offensichtlichen abzulenken?

“Weißt du, eigentlich... habe ich nicht viel über den Geheimdienst nachgedacht.“ Die perfekte Wahrheit. “Theoretisch bin ich ranghöchster Offizier dieser kleinen Gruppe und allein verantwortlich, solange keine Anweisungen aus der Basis kommen. Ich kann alles anordnen... auch...“ Er zögerte und kurz schlich sich eine Spur Schmerz auf seine Züge. “Auch eine Mission nach Bothawui...“

Er senkte den Blick. Eine Mission, nach deren Ende ein endgültiger Schlussstrich gezogen würde, ein Schlussstrich, der alles ausradierte, was er sich erhofft hatte...

“Natürlich würde ich dafür plädieren, noch eine Weile auf Alderaan zu bleiben, bis sich der Sturm gelegt hat...“

Abwesend scharrte er mit seinen Füßen im Schnee.

“Was dich betrifft...“

Seine Stimme erstarb. Wie kalt und nüchtern diese Formulierung sich doch anhörte in Anbetracht der Hitze, die in ihm loderte und sich dennoch nicht manifestieren durfte...

“Ich verstehe, dass du viel durchgemacht hast... aber...“

Hilflos zuckte er mit den Achseln. Er konnte es nicht. Keine leeren Phrasen wollten ihm mehr einfallen, kein hohles Herumreden ohne Inhalt, gar nichts.
Der kalte Wind berührte hart seine leicht geröteten Wangen und wirbelte etwas Pulverschnee auf.
Es gab kein Leugnen mehr. Keinen Ausweg. Und doch konnte er es nicht... wovor hatte er Angst? Vor Zurückweisung? Vor ihrer Reaktion?
Er drehte sich wieder von ihr weg, gen Horizont starrend, und wusste, dass es schon wieder vorbei war. Die Kälte schien nun noch unerbittlicher zu werden.


“Ich habe tatsächlich nachgedacht... aber nicht über den Geheimdienst. Über...“ Naboo! Dich! Den gestrigen Abend, diesen plötzlichen Moment, als alles Sinn ergab...
Verzweifelt starrte er auf seine in Handschuhen steckenden Hände, als würde er dort Inspiration finden. Sein Herz hämmerte – und trotzdem wollte kein weiteres Wort seine Lippen verlassen, kein Wort, das alles Eis mit einem Ruck zum Schmelzen bringen, all die Zweifel verbannen würde...
Er schwieg.
Doch innerlich schrie er.


[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -

So war das also. Akemis Finger verkrampften sich ineinander. Sie hatte mit vielem gerechnet und sogar begonnen sich damit abzufinden, dass sie Cris auf die Nerven ging. Dass es aber so schlimm war, hätte sie nicht gedacht. Es tat weh. Es traf sie wie ein Schlag in die Magengrube, wie ein Stromschlag, der ihren ganzen Körper innerhalb einer einzigen kurzen Sekunde mit einer solchen Wucht erzittern ließ, dass sie die Balance verlor. Ihre Lippen pressten sich aufeinander. Was sollte sie darauf schon sagen? Er wollte sie loswerden, sie abschieben, sie aus dem Geheimdienst entlassen. Wie er bereits gesagt hatte, war er hier der ranghöchste Offizier. Dass er dies erwähnt hatte, unterstrich den Inhalt seiner Worte noch und sollte ihr wohl zeigen, wie ernst es ihm war. Aber warum? Oft genug waren sie in schwierigen Situationen gewesen und er hatte sich deswegen Vorwürfe darüber gemacht. Also hatte er noch immer nicht verstanden, dass sie freiwillig hier, bei ihm... beim Geheimdienst war. So manches Mal hatte sie versucht ihm zu erklären, dass es ihre freie Entscheidung gewesen war und dass nicht der Hauch einer Schuld auf ihm lastete. Aber vielleicht hatte dies auch gar nichts mit seiner jüngsten Entscheidung zu tun. Vielleicht wollte er einfach nicht mehr... was auch immer. Resignierend gab Akemi es auf. Es hatte keinen Sinn nach Gründen zu suchen. Ihr fehlte die Kraft dazu. In ihrem Herzen war ein Schmerz erwachsen, der ihre Gedanken überschattete. Eine dichte Wolkendecke hatte sich über ihrem Horizont zu einer undurchdringlichen Mauer erhoben. Es gab keinen Weg, sie zu umgehen. Es gab nur den direkten Weg... gerade auf sie zu.

Zitternd wandte Akemi sich ab, drehte Cris den Rücken zu. Sie würde fallen, noch tiefer als sowieso schon. Bisher hatte Cris sie immer aufgefangen. Diesmal nicht. Es würde niemanden geben und kein schützendes Netz würde sie halten.

Aber galt es nicht, zu riskieren? Wie konnte sie ein Leben leben, ohne ihn? Wie konnte sie seinen Entschluss einfach so hinnehmen, ohne sich aufzulehnen? Hatte sie dies nicht immer getan? Hatte sie nicht immer für ihre Träume und für ihre Zukunft gekämpft um mehr zu erreichen als das, was ihr bestimmt war? Bothawui. Sollte dies tatsächlich die Alternative sein?

Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, die sich nicht weg blinzeln ließen. Unter ihrer warmen Pelzjacke fror ihr Körper. Es gab nichts, was sie tun konnte. Sie würde nicht versuchen ihn umzustimmen. Wenn es das war, was er wollte, dann konnte sie nichts daran ändern. Ihr blieb nur es hinzunehmen, es zu akzeptieren und zu lernen, damit zu leben.

Schweigend drehte sie sich wieder zu ihm um. Ihre Wangen waren benetzt mit Tränen, eine dumpfe Leere flackerte in ihren Augen wie eine Kerze, die zu erlöschen drohte.


Ich gehe nicht zurück nach Bothawui.

Sprach Akemi leise.

Aber keine Sorge... ich werde dich nicht länger belästigen. Du bekommst deine Ruhe. Ich... ich werde einfach irgendwo...

Ihre brüchige Stimme verebbte. Ja, was würde sie? Was würde sie tun, ohne ihn?

Ich werde...

Es gab nichts das sich lohnen würde. Es gab nichts das sie wollte. Außer Cris. Akemis Unterlippe bebte. Zitternd zog sie einen Handschuh aus und wischte sich über die Augen, während sich der Schmerz in ihr von neuem aufrollte und über sie herfiel. Sie hasste ihn. Sie hasste ihn dafür, dass er sie zum Weinen brachte, dafür, dass er sie alleine ließ und noch viel mehr hasste sie ihn dafür, dass sie ihn liebte.

Verdammt!

Mit einer einzigen wütenden Bewegung warf Akemi ihren Handschuh in den Schnee. Sie fluchte nie. Unaufhaltsam rannen ihr Tränen über die Wangen. Wütend, verletzt, traurig und hoffnungslos blickte sie ihn an. Wenn er es so wollte, würde sie gehen und aus seinem Leben verschwinden. Aber vorher würde sie ihm sagen, was sie empfand. Er sollte es wissen. Und dann würden sie sich nie mehr wieder sehen.

Erneut wischte sie sich über die Augen. Ein Abstand von guten zwei Metern trennte sie. Mit ein paar kleinen Schritten überwand sie ihn, bis sie direkt vor ihm stand, am Randes des Abgrundes.


Willst du wissen, was Nathaniel zu mir gesagt hat und warum er mich verlassen hat, an jenem Abend auf Bespin?

Sie schluckte, doch sie schaute Cris in die Augen.

Es war wegen dir. Weil ich dich liebe und niemanden sonst.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris

Das Schweigen hielt an. Keine Reaktion kam aus Akemis Richtung, jedenfalls keine, die Cris hören konnte. Sie verstand nicht... oder sie wollte nicht verstehen. Trostlos war sein Blick ins Tal gerichtet, der anklagenden Stille ausgesetzt, die ihm nur zu deutlich verriet, dass er die letzte Chance vertan hatte – und warum? Was hatte ihn daran gehindert?
Plötzlich hörte er ihre Stimme – doch sie klang ganz anders, als er es erwartet hätte. Voll Schmerz, peinigender Erkenntnis...
Er drehte sich zu ihr um und erkannte, dass im Sonnenlicht glitzernde Tränen ihre Wangen herunterliefen. Der Ausdruck ihrer ansonsten so lebendigen und frohen Augen traf ihn wie ein physischer Schlag in die Magengrube. Er wollte etwas sagen , doch sie sprach bereits weiter. Worte, die er nicht verstehen wollte... die keinen Sinn ergaben...
Sie würde ihn nicht länger belästigen? Cris spürte, wie ihm schwindlig wurde – die Realität schien sich zu einer Absurdität zu verschieben, die er nicht länger erfassen wollte. Sie hatte das Gefühl, ihn nur zu belästigen?
Er wollte irgendetwas tun, ihr widersprechen – doch er konnte nicht, sondern musste ihr – wie zu einer Eissäule erstarrt – zuhören. Zuhören, wie schrecklicher Schmerz aus ihr sprach, dem er sie niemals hatte aussetzen sollen... hatte er sich wirklich so falsch verhalten? Anscheinend schon...
Ihren plötzlichen Ausbruch nahm er nur noch halb zur Kenntnis, verkennend, dass er so etwas zuvor noch nie von ihr gesehen hatte. Was dann folgte, übertraf alles vorherige...
Sie sprach von Nathaniel. Vom Grund, aus dem er sie damals tränenüberströmt in Cloud City zurückgelassen hatte. Seinetwegen... weil sie in ihrem tiefsten Herzen nicht für Nathaniel bestimmt gewesen war. Sondern für ihn. Für Cris.
Das Atmen fiel ihm schwer. Er hatte es nicht bemerkt... die ganze Zeit über hatte er seine eigenen Gefühle sorgsam verborgen, aus Furcht vor den Konsequenzen, hatte Dinge getan, die rückblickend nur falsch hätten interpretiert werden können und es auch waren. Und nun stand Akemi hier direkt vor ihm – doch alles schien zu spät... Er hatte sie unbewusst tiefer verletzt, als es je ein anderer Mensch hätte tun können... Und jetzt würde sie sich von ihm abwenden, unglücklich bis ans Ende ihres Lebens. So wie er.
Nein! So durfte es nicht enden! Er musste es ihr erklären... nur wie? In Worten, die wieder nur wie Ausflüchte klangen, die sie ihm niemals glauben würde, die jene Kluft zwischen ihnen nur noch größer und unüberwindbarer machen würde?


“Akemi...“

Wie von selbst hatte ihr Name seinen Mund verlassen, zwei Silben, die all seine Verzweiflung urplötzlich mit einem Funken Hoffnung erhellten...
Die gedehnte Zeit schien sich urplötzlich zusammenzuziehen und all ihre Energie in einer einzigen verwischten Bewegung zu entladen...
Plötzlich hielt er sie in seinen Armen und spürte ihr tränenverschmiertes Gesicht nur Millimeter vor seinem, roch sie, fühlte sie...


“Du... du hast das alles falsch verstanden... so wie ich...“

Und dann küsste er sie – doch dieses Mal war es keine zaghafte Annäherung wie auf Naboo, nun schien seine gesamte Verzweiflung, seine gesamte Hoffnung in diesem einen Kuss zu liegen, der ihn die Süße ihrer Lippen ebenso schmecken ließ wie das Salz der Tränen, die auf sie heruntergelaufen waren...
Wie ein Blinder fuhr er durch ihre Haare, ihr Gesicht, im Bewusstsein, dass dies womöglich das letzte Mal sein mochte, dass er sie so würde berühren können.
Er bemerkte gar nicht, wie sie das Gleichgewicht verloren und auf die weiche Schneedecke plumpsten...


[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -

Er küsste sie. Sie spürte seine Lippen auf den ihren, so wie damals auf Naboo, fühlte seinen Körper, der sich drängend an sie presste. Die Luft roch nach Verzweiflung und Sehnsucht, nach unerfüllten Wünschen und heißem Verlangen. Nach dem allerersten Augenblick des Überraschens, der Akemi gefasst hatte, als Cris sie so stürmisch an sich gezogen hatte, warf sie sich ihm beinahe entgegen. Für Gedanken gab es keinen Raum mehr, Fragen waren verstummt, Ängste geschmolzen wie Schneeflocken auf warmer Haut.

Vom Sturm ihrer Gefühle umgeworfen lagen sie im Schnee, einander suchend und fordernd. Akemi spürte Cris' Hände, die ihr Gesicht umschlossen, sie streichelten, berührten, liebkosten und festhielten, während sie ihre Arme fest um ihn gelegt hatte, so als versuche sie, ihn noch näher zu sich zu holen. Es gab nichts, nach dem sie mehr verlangte, niemanden, den sie heftiger begehrte. Heiß und kalt durchlief es sie, mächtig wie eine Flutwelle, erschütternd wie ein Erdbeben und schneidend wie ein Orkan. Wenn es überhaupt möglich war, so war dies der Moment, indem die Zeit still stand: hier bei Cris, in seinen Armen und nicht auf einer einsamen Bergspitze, die Zuflucht vor etwas bot, das nicht dazu erschaffen war, das man davor fort lief.

Erst als die Besinnung irgendwann langsam zurück kehrte, lösten sie sich sanft voneinander. Schnell und laut schlug Akemis Herz in ihrer Brust, sie atmete heftig, erschöpft und überwältigt von dieser unerwarteten Wendung und den flehenden Bitten, die sie sich gegenseitig gestellt hatten. Ihr Kopf ruhte im weichen Schnee, der ihr Haar durchnässte. Cris war genau über ihr, sie konnte ihm direkt in die Augen schauen. Doch noch war keiner von ihnen in der Lage zu sprechen. Erst nach einer langen Weile des einvernehmlichen Schweigens, einer Zeit, in der der Verstand Gelegenheit hatte wieder an die Oberfläche zu dringen, keimte der Wunsch auf, irgendetwas zu sagen und dieses Erlebnis mit Worten zu begleiten, die gleichzeitig neue Fragen offenbarten.


War das deine Antwort?

Fragte sie flüsternd, ohne ihn loszulassen. Eine neue Empfindung hatte sich in ihr gezeigt, ein Glücksgefühl, das wie Feuer loderte, sie in Flammen setzte und von innen heraus leuchten ließ. Konnte es wirklich wahr sein, dass sie alles falsch verstanden hatte? All diese Dinge, die Cris gesagt oder nicht gesagt hatte, die er getan hatte oder nicht... war sie geblendet gewesen von der Angst ihn zu verlieren oder zurückgewiesen zu werden? Hatte sie so vieles falsch aufgefasst und Beweggründe verdreht? Wenn dies so war, konnte es dann nun ganz einfach sein?

Sag mir ehrlich, was du denkst.

Bat sie und leugnete vor sich selbst nicht, was sie sich zu hören wünschte.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris

Was gewesen war, schien vergessen.
Längst hatten Cris’ Gedanken sich verloren, im Gefühl ihrer Nähe, ihrer zarten Lippen, die mit seinen verschmolzen waren, ihrem seidigen Haar und ihrer pfirsichweichen Haut unter seinen tastenden, suchenden Fingern, der Rest ihrer Umgebung vergessen und zur Bedeutungslosigkeit verbannt. Sein Herz pochte mit ungeahnter Intensität, doch nur das Gefühl ihres ebenso rasenden Herzschlages verlieh diesem Pochen die unbeschreibbare Wärme, die von seinem gesamten Körper Besitz ergriffen hatte und die Kälte ihrer Umgebung mühelos vertreiben konnte.
Er wusste sie nicht, wie lange sie im Sturm des Verlangens Zärtlichkeiten ausgetauscht und sich treiben lassen hatten, bevor er wieder bewusst auf ihr Gesicht blicken konnte, dieses Gesicht, das sich tiefer in sein Herz eingebrannt hatte als er es je für möglich gehalten hätte. Sein Atem ging stoßweise in weißen Wölkchen und er spürte, wie der ihre ihm warm ins Gesicht schlug, während sein langsam wieder einsetzender Verstand immer noch um eine Erklärung des soeben passierten rang. Doch es bedurfte keiner Erklärung... es war einfach geschehen, nach all den Irrfahrten der Vergangenheit. Ihre Herzen hatten zueinander gefunden... endlich.
Sanft streichelte er ihre Wange, gestattete sich, einen Augenblick nur dieses wunderschöne Gefühl unter seinen Fingerspitzen wahrzunehmen, bevor er den Klängen ihrer wiedererwachenden Stimme lauschte, deren Fragen plötzlich so leicht und ohne Zögern zu beantworten waren, jetzt, da er sein Herz geöffnet hatte, in dem die Wahrheit endlich die Gelegenheit hatte, sich zu offenbaren.
Immer noch hatten Akemis Arme sich um ihn gelegt – sie würde ihn nicht loslassen, ebenso wenig wie er sie.
Langsam ließ er sich neben ihr in den Schnee sinken, ohne die Augen von ihr abzuwenden.
Seine Antwort? Was er ehrlich dachte?
Er spürte, wie sich seine Miene in ein befreites Lächeln verwandelte.


“Ich liebe dich...“

Wie frei und unbeschwert diese Worte über seine Lippen kamen, beflügelt vom Leuchten ihrer haselnussbraunen Augen, die ihn mit einem Ausdruck ansahen, den er nun endlich zu deuten wusste.

“Ich weiß nicht, warum ich es dir nicht gesagt habe... vielleicht, weil es mir selbst nicht klar war...“

Wieder suchten seine Lippen nach ihren, da sie kaum ein Hauch mehr trennte...

“Ich liebe dich, Akemi. Mehr, als ich es mit Worten beschreiben könnte...“

Als er sie erneut küsste, lag weniger etwas forderndes darin – er wollte es ihr einfach zeigen, auf die einzige Weise, die ihm in diesem Moment einfallen wollte...

[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -

Obgleich ihr am gestrigen Abend erst vollständig und ohne verbleibende Zweifel klar geworden war, was sie für Cris empfand, schien es Akemi, als hätte sie ewig auf diesen Moment gewartet. Von ihm in den Armen gehalten und geküsst zu werden, war das Schönste, was sie sich im Augenblick vorstellen konnte. Er fühlte sich gut an und seine Nähe war wie ein Geschenk. Zärtlich fuhr Akemi ihm über die Wange.

Jetzt weiß ich auch, warum ich dir damals von Naboo aus nachgereist bin. Damals musste ich es einfach tun. Aber ich wusste nicht warum.

Sie lächelte und ihre Lippen suchten und fanden sich erneut für eine flüchtige Berührung.

Ich fühle mich auf einmal so befreit... vorhin, als du davon gesprochen hast, eine Mission nach Bothawui anzuordnen... ich dachte, du wolltest mich loswerden oder mich wegschicken.

Sacht schüttelte Akemi den Kopf.

Dabei will ich nirgendwo anders sein als bei dir.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris

Cris fühlte sich wie in einen Traum hineinversetzt. Noch vor wenigen Minuten hatte Verzweiflung von ihm Besitz ergriffen, ihn mit bösartigen Spitzen gepeinigt, mit seinem Versagen, seinem Unvermögen, die einfachsten Dinge einzugestehen... und nun lag er hier, im Schnee, dessen Kälte und Nässe ignorierend, die Süße ihrer Lippen schmeckend, ihre zärtlichen Fingerspitzen auf seiner Wange spürend und ihren Worten lauschend. Alles schien unwirklich – und doch war es real. Sie – Akemi – war real, mit all diesen Details, die er mit jeder Faser seines Körpers zu lieben gelernt hatte...

“Wegschicken? Dich?“

Wie absurd diese Missverständnisse im Nachhinein doch klangen... als hätten sämtliche Kräfte dieser Galaxis darauf hingearbeitet, sie zu entzweien, nicht nur das Imperium. Doch zu guter Letzt hatten sie ihnen allen getrotzt...
Sein Mund glitt über ihre Wange, ihr Kinn, ihren Hals... überall spürte er ihre zarte Haut, das in ihr pulsierende Leben...


“Ich könnte dich nicht wegschicken... niemals...“

Seine Finger fuhren durch ihr vom dank der Hitze ihres Körpers geschmolzenen Schnee feucht gewordenes Haar.

“Ohne dich würde mein Leben keinen Sinn machen. Jetzt nicht – und damals auch nicht...“

Er schloss die Augen und seufzte. Warum nur hatte er die Wahrheit nicht früher erkannt? All die Zeit war sie stets in nächster Nähe gewesen, hatte es Hinweise gegeben, Hinweise darauf, dass er mehr für sie empfand – doch er war blind gewesen... Auch nachdem er auf Naboo erfahren hatte, was es bedeutete, ihr nahe zu sein, hatte er das Unvermeidliche verdrängt... was wäre geworden, hätte sich diese Szene hier nicht ergeben? Er wollte es sich nicht einmal vorstellen - und glücklicherweise erstickte das wärmende Gefühl ihrer Gegenwart sämtliche Fragen dieser Natur.
Seine ihr Haar streichelnden Hände hielten urplötzlich inne. Verlegen räusperte er sich.


“Du... du holst dir hier noch eine Erkältung...“

Sanft hob er sie vom schneebedeckten Boden und hielt sie fest in seinen Armen, während er versuchte, den Rest noch nicht geschmolzenen Schnees aus ihren Haaren vertrieb und recht unbeholfen versuchte, zumindest etwas Flüssigkeit mit den Ärmeln seines Mantels zu neutralisieren. Ein Vorhaben, dass durch den Drang seiner Lippen erschwert wurde, immer wieder den Weg zu ihren zu suchen...
Dann entstand eine Pause. Stirn an Stirn gelehnt knieten sie im Schnee, der in ihren haselnussbraunen Augen liegende Ausdruck trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Sie war es... noch nie hatte er etwas mit derartiger Gewissheit gewusst. Und niemals wieder würde er etwas vergleichbares spüren, es sei denn in ihrer Gegenwart.


“Mein ganzes Leben war ich auf der Suche, ohne es überhaupt zu wissen... jetzt habe ich dich gefunden...“

Vor sich sah er wieder ihre erste Begegnung. Das Mädchen im Park... hatte es damals bereits begonnen? Wahrscheinlich...

“Dich...“

[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -

Irgendwann endete jeder Traum. Auch dieser? Nein. Das würde sie nicht zulassen. Außerdem war es kein Traum. Sie saß hier wirklich, zusammen mit Cris und alles hatte sich verändert, binnen weniger Minuten.

Es ist wirklich komisch... auf einmal fühle ich mich so gut.

Sie lächelte Cris an und gleichzeitig erhoben sie sich, den Schnee von ihrer Kleidung klopfend.

Als hätte ich ewig darauf gewartet.

Glückseelig lehnte sie sich an ihn, seine einfache Gegenwart genießend. Da standen sie, vor einem überwältigenden Panorama mit Gefühlen für einander, die sich überschlugen vor Freude. In diesem Augenblick schien es kein Leid zu geben in der Galaxis - jedenfalls nicht für sie beide.

Was denkst du, gehen wir noch ein Stück?

Fragte Akemi und wies auf die noch etwas höher liegenden Berggegenden.

Oder wir nehmen den Gleiter und suchen nach einer Berghütte, in der man sich aufwärmen und etwas heißes trinken kann.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg]- Akemi, Cris

Eine Weile hielt Cris die an ihn gelehnte Akemi einfach in seinen Armen. Er hörte ihre Worte und konnte ihnen nur aus tiefstem Herzen beipflichten. Kam es ihm jetzt, sie fest an sich gedrückt und immer noch mit dem Geschmack ihrer Lippen auf seinen, nicht vor, als sei ein lange geträumter Traum endlich in Erfüllung gegangen, so plötzlich, dass er kaum wahr sein konnte? Vergessen war das Grauen von Corellia, waren die bohrenden Zweifel, die an ihm genagt hatten... all diese quälenden Fragen waren endlich, mit einer Wendung, beantwortet worden.

“Ich glaube, ich hätte nichts gegen ein heißes Getränk einzuwenden...“, meinte er lächelnd, ihr vorsichtig ein paar Strähnen ihres Haares aus dem Gesicht schiebend. Wie oft hatte er das bereits gemacht – und doch schien er es nie derart intensiv erlebt zu haben. Es fiel ihm schwer, selbst für Kurze Zeit, den Blick von ihr abzuwenden und ihre Augen zu verlieren, ihre wunderschönen braunen Augen, die ihm stets aufgefallen waren, doch die nun dazu beitrugen, diese wohlige Wärme nicht enden zu lassen.

“Okay?“

Wieder küsste er sie, intensiv und die Intensität dieser Verschmelzung ihrer Lippen voll auskostend, bevor sie zum achtlos abgestellten Gleiter zurückkehrten, auf dem sich durch Verwehungen bereits eine hauchdünne Schneeschicht gebildet hatte. Fast wollte er sie gar nicht loslassen, um sie auf der Beifahrerseite einsteigen zu lassen. Glücklicherweise war der Verkehr hier nicht unbedingt dicht (sogar nicht vorhanden), da es Cris schwer fiel, sich auf die Steuerung des Fahrzeuges zu konzentrieren.
Es dauerte jedoch ohnehin nicht lange, bis er meinte, eine solche Hütte – erbaut fast ohne jene technischen Errungenschaften, die man unten in Aldera zu schätzen wusste und somit wie geschaffen für Touristen, die der Zivilisation zumindest teilweise entfliehen wollten – gefunden zu haben. Sacht brachte er den Gleiter zum Stehen.


“Hm... vielleicht habe ich mich verfahren...“, stellte Cris reuig fest. Sie hatten sich ohnehin in einem abgelegenen Gebiet gefunden, und Cris war auf der Hinfahrt nicht in der Verfassung gewesen, sich den Rückweg zu merken. Die Hütte, vor der er nun halt gemacht hatte, hinterließ eher den Eindruck eines kleinen Privathauses, deren Besitzer hauptsächlich unten in der Stadt lebten.

“Wir können uns ja mal umschauen...“

Er stieg aus dem Gleiter und stapfte durch den Schnee, der hier sogar höher zu liegen schieb, auf die Hütte zu. Tatsächlich machte sie einen eher leblosen Eindruck. An der Tür jedoch war – wie man es von Alderan erwarten konnte – nicht die Spur irgendeiner ausgereiften Sicherheitsvorkehrung zu erkennen.

“Na ja...“, meinte er zögernd. “Wir könnten weiterfahren und uns noch mehr verirren. Aber andererseits... da drin gibt es bestimmt Vorräte genug... und es ist nicht so voll...“

[Alderaan, irgendwo am Berg, bei einer Hütte]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -

Schon nach einer kurzen Fahrt hatte Cris die Orientierung verloren. Hier oben war es etwas diesig und es hatte außerdem begonnen leicht zu schneien. Zwar waren sie von einem Schneesturm weit entfernt, doch so weit oben in den Bergen reichten bereits ein paar wenige Flocken und leichter Nebel, um die Sicht zu erschweren. Eine Hütte war vor ihnen aufgetaucht, doch als sie ausstiegen um sich diese anzusehen, entpuppte sie sich nicht als öffentlicher Rastplatz für Wanderer, sondern als privater Rückzugsort. Es war ein idyllischer Platz für eine Winterhütte - und romantisch, das musste Akemi zugeben. Drinnen war es sicherlich warm, es würde eine Zentralheizung geben oder einen altmodischen Kamin, was zur Umgebung noch besser passen würde. Die gemütliche Atmosphäre lockte... doch es war das Heim von Fremden. Sie konnten nicht einfach in diese Hütte eindringen.

Das wäre Einbruch, Cris.

Es war Akemis Gewissen, das sich hier zu Wort meldete und ihr Gefühl für Anstand und Dinge, die man nicht tat - war sie vielleicht doch noch nicht ganz verloren? War in ihr etwas von dem zurück geblieben, was ihre Eltern sie gelehrt hatten?

Man kann nicht einfach rumlaufen und ohne Erlaubnis fremde Häuser - oder Hütten - in Anspruch nehmen und dann auch noch alle Vorräte wegessen.

Bestimmt schüttelte sie den Kopf

Ich geh da nicht rein, das gehört sich einfach nicht. Lass uns lieber was öffentliches suchen. Wir finden den Weg bestimmt.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris - Bei einer Hütte -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg, bei einer Hütte]- Akemi, Cris

Nachdenklich starrte Cris die einsam daliegende Hütte an. Natürlich hatte Akemi Recht – war er bereits so sehr daran gewöhnt, auf alles wann immer er wollte Zugriff zu haben, dass er ohne weiteres diesen vollkommen illegalen Vorschlag gemacht hatte? Oder war es einfach die traurige Tatsache, dass er nicht in der Lage war, sich unter „normalen“ Umständen korrekt zu verhalten?

“Du hast natürlich Recht...“, meinte er kleinlaut. Fabelhaft hatte er das wieder mal hinbekommen... wahrscheinlich war es sei Schicksal, selbst die schönsten Ereignisse durch eigene Fehler zu trüben.
Wieder im Gleiter versuchte er, sich jetzt wirklich auf ihre Umgebung zu konzentrieren – als Soldat mit Felderfahrung musste er dazu doch schließlich in der Lage sein.
Da das Schneegestöber dichter wurde, lenkte Cris den Gleiter bergabwärts – zurück in die belebteren Regionen, wie er hoffte, Regionen in denen es sich lohnte, Einrichtungen zu betreiben, wie er und Akemi sie suchten. Er versuchte, den Fehltritt zu vergessen – seltsamerweise schämte er sich furchtbar dafür.
Wenigstens als Navigator schien er nun besser zu taugen – Nebel und Schnee lichteten sich, sodass ihnen nunmehr wieder schüchterne Sonnenstrahlen den Weg wiesen. Es dauerte nicht lange, bis Cris ein weiteres Gebäude erspähte – es war bedeutend größer als die einsame Wochenendhütte und machte zudem keinen verlassenen Eindruck. Vereinzelte Fahrzeuge waren in der Umgebung geparkt, im Schnee zeigten sich noch nicht zugeschneite Fußspuren. Erleichtert seufzte Cris.


“Glück gehabt... sich hier endlos zu verfahren stelle ich mir sehr unangenehm vor...“

Nachdem er den Gleiter zum Stehen gebracht hatte, verließ Cris das Fahrzeug.

“Weißt du, es ist gut, dass du mich von dieser dummen Idee abgebracht hast...“, meinte er unvermittelt in Akemis Richtung.

“Ich... ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin...“

Unangenehme Röte schlich sich auf seine Wangen. Dabei wusste er doch im Grunde genau, wie rechtschaffen Akemi war, mit welchem Eifer sie die Prinzipien hochhielt, die ihr in die Wiege gelegt worden waren. Bis sie diese im Dienste des Geheimdienstes nach und nach hatte brechen müssen... und das alles seinetwegen. Cris schluckte. Er durfte nicht darüber nachdenken – nicht jetzt!
Rasch bot er ihr seinen Arm an.


“Wollen wir?“

[Alderaan, irgendwo am Berg, bei einer anderen Hütte]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris - Bergcafé -

Cris machte den Eindruck, als wolle er sich mit seinen Worten für seinen Einfall entschuldigen, einfach eine fremde Hütte ohne Erlaubnis zu betreten. Ein wenig zerknirscht wirkte er, sodass Akemi lächeln musste.

Schon okay. Es wäre ja vielleicht nicht einmal schlimm gewesen... aber auch nicht richtig.

Sie entstieg dem Gleiter, ergriff Cris' Arm und drückte sich eng an ihn. Es war so schön, seine Nähe zu spüren! Aus der Hütte drang leises Stimmgemurmel, als sie sich dem Eingang näherten und als sie die Tür öffneten, strömte ihnen warme Luft entgegen. Wohltuend atmete Akemi aus.

Oh, das ist schön.

Es war schummrig im Inneren der Hütte, die Lampen waren auf Gemütlichkeitsfaktor herunter gedreht. Hier und dort saßen ein paar Leute herum, aber überfüllt war das kleine Bergcafé. Eine Bedienung grüßte sie, Akemi nickte freundlich zurück.

Wie wär's da drüben?

Fragte sie Cris und deutete auf einen Nischentisch im hinteren Teil des kleinen Gebäudes. Es war etwas ungestörterer Platz und sie strebten den Tisch an. Akemi hing ihre Pelzjacke über ihren Stuhl und zog Schal und Handschuhe aus. Sofort stand wieder die Bedienung neben ihnen und fragte, ob sie etwas heißes trinken wollten.

Für mich einen heißen Früchtetee, bitte.

Bat Akemi und auch Cris gab sein Wunschgetränk auf.

Alderaan ist schön. Die Landschaft, die Art, wie man hier lebt... und auch die Menschen sind freundlich.

Akemi schaute sich um.

Es ist ein bisschen, als wäre man in einer anderen Galaxis und nicht in jener, die wir kennen. In letzter Zeit haben wir soviel schreckliches erlebt. Das passt alles gar nicht hierher.

Nachdenklich legte Akemi ihre Hände auf den Tisch, mit den Handflächen nach oben, damit Cris ihr die seinen reichen konnte.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris - Bergcafé -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg, Bergcafé]- Akemi, Cris

Lediglich schummriges Licht erhellte den Raum, den Akemi und Cris nun betreten hatten, passend zur gemütlichen Atmosphäre, die die behagliche Wärme und der Duft nach einer Vielzahl an Heißgetränken vermittelten. Der ideale Ort, nach einer aufreibenden Wanderung nach Eiseskälte Energie zu tanken – oder aber nach einem Ereignis, wie es ihnen beiden widerfahren war.
Er folgte Akemi in eine etwas diskretere Ecke, legte seine schweren Winterutensilien ab und setzte sich, um kurz darauf bei der eingetroffenen Bedienung eine heiße Schokolade zu bestellen.
Kaum war diese wieder verschwunden, hatte er sie bereits wieder vergessen. Sein Blick war auf Akemi gerichtet, nach deren Händen er fast automatisch gegriffen hatte. Während er ihre warme Haut unter seinen sie sanft streichelnden Fingerkuppen spürte, dachte er über ihre Worte nach. Ja, Alderaan passte nicht zum Rest der Galaxis, zumindest nicht zu dem Rest, den sie beide gesehen hatten. Der Planet und seine Bewohner erschienen wie eine surreale Traumwelt – und doch schien dies einer der Orte zu sein, an die Akemi eher gehörte. Nicht in den mit Schutt übersäten Hangar des zerstörten Geheimdiensthauptquartiers, begraben unter einem stählernen Schrank...


“Ja, du hast Recht...“, sagte er leise. Seine Hände drückten die ihren unwillkürlich fester. “All diese Erinnerungen passen nicht hierher... all diese Dinge...“

Fast wollte er ihre Hände nie wieder loslassen... zu groß war mit einem Mal die Angst, dass sie ihm entglitt, wie es bereits einmal beinahe geschehen war. Und wie er selbst einmal fast eine Reise angetreten hätte, die er nur alleine hatte bestreiten können... die letzte Reise eines jeden Lebewesens.

“Wie oft standen wir kurz davor, uns zu verlieren... ohne wirklich voneinander gewusst zu haben...“

Er hob ihre rechte Hand empor und küsste sanft ihre Fingerspitzen. Dann ließ er sie langsam wieder sinken. Ihre Haut hinterließ ein bebendes Echo auf seinen Lippen.

“Und jetzt haben wir uns gefunden...“

Er lächelte, fast ein wenig scheu.

“Hier können wir wir selbst sein... und all das hinter uns lassen...“

Urplötzlich erinnerte er sich an einen der schlimmsten Momente seines Lebens. Der Kampf gegen Bradock, seine Niederlage – und der Tod, der seine kalten Finger nach ihm ausgestreckt hatte. Er erinnerte sich... auch an diese warme Präsenz, an die er sich geklammert hatte, mit deren Hilfe er lange genug Leben in seinem Körper gehalten hatte, bis die Jedi Chesara schließlich gekommen war, ihn zu retten. Bereits damals hatte er es geahnt... vielleicht sogar gewusst. Jetzt, endlich, sah er es. Diese Wärme... sie sprach aus Akemis leuchtenden Augen, aus ihrem Lächeln, aus dem Gefühl ihrer warmen Hände...
Langsam streckte er eine Hand nach ihrem Kopf aus und fuhr behutsam über ihr seidiges Haar.


“Du bist wunderschön....“ Er lächelte schwach. “Hab ich dir das schon mal gesagt?“

Ja, das hatte er. Damals, auf Naboo.
Und was er danach getan hatte, tat er jetzt wieder...


[Alderaan, irgendwo am Berg, Bergcafé]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Bergcafé - Mit Cris -

Akemi nickte und ein glückliches Lächeln erwärmte ihr Gesicht. Sie bemerkte kaum, wie die Bedienung sich erneut näherte, ihre bestellten Getränke auf dem Tisch abstellte und wieder verschwand. Die junge Geheimdienstagentin hatte nur Augen für Cris. Jetzt, wo sie sich beide eingestanden hatten was sie einander bedeuteten, wollte sie jede Sekunde mit ihm auskosten, als hätten sie bereits zuviel Zeit verloren. Dabei lag noch so viel vor ihnen. Es gab so vieles, das sie tun konnten, so viele Ort, die sie zusammen bereisen würden... dabei war ihre Zukunft nicht einmal klar. Sie könnten alles hinter sich lassen, hatte Cris gesagt. Aber wie Recht hatte er damit wirklich? Sie waren Agenten des Geheimdienstes der Neuen Republik? Dennoch wussten sie nicht, ob der Geheimdienst überhaupt noch existierte... oder die Republik selbst. Akemi schaute zur Seite, erblickte ihren Tee und ließ Cris' Hände los, um mit ihrem Löffel in der heißen Flüssigkeit zu rühren.

Was ist mit dem Geheimdienst?

Fragte sie, geradeheraus. Es lohnte sich ja doch nicht, darüber zu schweigen oder dieses Thema aufzuschieben, selbst wenn es noch so schön war, hier auf Alderaan.

Ich weiß, es verdirbt die Stimmung, darüber zu reden... aber früher oder später müssen wir es doch tun.

Sie zuckte mit den Schultern und nippte versuchsweise an ihrem Tee, der noch sehr heiß war.

Haben wir irgendeine Ahnung, wo der Rest von uns ist? Wann hast du eigentlich das letzte Mal etwas von Raistlin gehört?

Jetzt, wo Akemi so darüber nachdachte, wollte ihr gar nicht einfallen, wann sie überhaupt das letzte Mal mit der Personalchefin des Geheimdienstes gesprochen hatte. Vermutlich war es ihr nicht wichtig genug gewesen, um es sich zu merken. Sie hatte Eryell Raistlin von Anfang an nicht gemocht.

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Bergcafé - Mit Cris -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg, Bergcafé]- Akemi, Cris

Dann hatten ihre warmen Hände seine wieder verlassen und wie ein dunkler Schatten schob sich das von Akemi angesprochene Thema über die Atmosphäre – der Geheimdienst, der Krieg. Die Realität... die alles daran zu setzen schien, sie auseinander zureißen und das, was aus purem Glück bestehen konnte, in endloses Leid zu verwandeln. Er seufzte leise und versuchte kurz, sich ebenfalls seinem Getränk zu widmen.
Raistlin... es war tatsächlich lange hergewesen. So lange, dass er sich kaum erinnerte. Ihre letzte Mission war die Reise nach Bespin gewesen, eine Reise, zu der sie von den Jedi, oder besser der Rätin Chesara, beauftragt worden waren. Danach die Rückkehr nach Corellia... das Chaos, bevor sie hätten Meldung machen können...


“Wahrscheinlich wurde Raistlin gemeinsam mit den übrigen hohen Offizieren evakuiert... falls eine solche Evakuierung noch erfolgen konnte, nachdem die Sprengsätze im Hauptquartier hochgegangen waren...“

Er zögerte.

“Die Verluste müssen hoch sein. Du hast das Hauptquartier ja gesehen... der Geheimdienst und seine Infrastruktur haben schwere Schäden genommen. Was uns bleibt, sind unsere Zellen auf den Planeten der Republik, des Imperiums und neutraler Herrscher. Sie bleiben unentdeckt, solange dem Imperium kein intakter Speicherkern unserer Datenbank in die Hände fällt. Ein solches Desaster zu vermeiden wird die höchste Priorität nach dem Angriff gewesen sein – und ich denke, dass zumindest hier mit einem glimpflichen Ausgang zu rechnen ist. Was geheim war, bleibt geheim...“

Nachdenklich schwenkte der ehemalige Sturmtruppler seinen Becher.

“Es ist durchaus möglich, dass die Überlebenden von Corellia versuchen, ein provisorisches Hauptquartier zu etablieren. Uns nützt das wenig – weder kennen wir die exakte Position, noch die notwendigen Sicherheitsprozeduren. Unsere Chance, wieder in Kontakt mit dem Geheimdienst zu treten, liegt in den Zellen auf anderen Planeten... ein paar dürften im Computer der Queen aufgelistet sein. Doch vorerst muss sich der Aufruhr in der Galaxis legen – das Imperium ist noch zu aktiv. Wer weiß, wann es weitere Angriffe geben wird, und wo...“

Langsam senkte Cris den Kopf.

“Irgendwann werden wir zum Geheimdienst zurückkehren können...“, flüsterte er leise. “Aber... ich weiß nicht, ob ich das überhaupt noch will...“

Suchend tasteten seine Finger nach den ihren.

“Verstehst du? Ich brauche dich... und ich will dich nicht verlieren...“ Er schüttelte den Kopf. “Wahrscheinlich klingt das jetzt furchtbar selbstsüchtig...“

In seinem Brustkorb dröhnte es.

“Aber ich brauche dich...“

[Alderaan, irgendwo am Berg, Bergcafé]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Bergcafé - Mit Cris -

Damals war sie dem Geheimdienst beigetreten, weil Cris dort war. Sie war seinetwegen eine Agentin geworden, weil sie bei ihm und mit ihm zusammen sein wollte. Andere Gründe hatte es anfangs nicht gegeben. Es war ihr nicht schwer gefallen, ihre Schauspielkarierre hinter sich zu lassen. Zwar war sie an ihrem derzeitigen Höhepunkt des Erfolges gewesen, doch nach ihrer Begegnung mit Cris waren ihr ihre einstigen Ziele nicht mehr erstrebenswert erschienen. Sie war jung gewesen und hatte im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses Naboos gestanden. Dies war eine schöne aber zugleich auch schwere Erfahrung gewesen. Die Glitzerwelt, in der sie gelebt hatte, war anders gewesen als sie es sich früher vorgestellt hatte - nicht minder schön, aber eben auch nicht so einfach zu bewältigen, wie sie immer geglaubt hatte. Also war sie zum Geheimdienst gewechselt ohne den Verlust ihrer Popularität zu bereuen. Anfangs war ihre Arbeit als Agentin spannend gewesen, dann hatte sie gelernt zu verstehen, wie es in der Galaxis wirklich aussah. Mord und Totschlag waren nicht mehr einfach nur ein Krimi, sondern bittere Realität. Diese Realität hatte sie hingenommen. Ihr blieb ja keine andere Wahl. Ein schreckliches Erlebnis folgte dem nächsten, aber mit der Zeit war in Akemi auch das Gefühl gewachsen, etwas gutes zu tun und anderen Menschen zu helfen, indem sie selbst Risiken einging. Neben all den schlimmen Erlebnissen war es wohltuend zu wissen, dass das was sie tat, etwas bewirkte. Es war sinnvoll. Es half der Galaxis. Diesen Nebeneffekt hatte Akemi zu schätzen begonnen. Dennoch war sie weit davon entfernt zu behaupten, dass sie ihr Leben gerne aufs Spiel setzte. Ein bisschen war es wie eine innere Zerrissenheit.

Ich weiß, was du meinst.

Sagte sie schließlich.

Mir geht es doch genauso.

Sie zögerte und umschloss ihre heiße Teetasse mit beiden Händen. Hitze umschmeichelte ihre Finger.

Wir wissen doch beide, dass ich nie zum Geheimdienst gegangen wäre, wenn du nicht gewesen wärst.

Es behagte ihr nicht ganz, diese Tatsache offen auszusprechen. Cris sollte sich nicht verantwortlich für ihre Entscheidung fühlen. Er war der Grund gewesen, weswegen sie Agentin geworden war, aber dennoch war es ihr freier Wille gewesen. Leider wusste Akemi genau, dass es Cris schwer fiel, das zu verstehen. Ja, sie hatte viel aufgegeben, das war eine unleugbare Tatsache. Aber sie selbst hatte es so gewollt. Und heute? Was empfand sie, nachdem Cris ausgesprochen hatte, was sie nie geglaubt hatte jemals von ihm zu hören? Sie hatte immer den Eindruck gehabt, dass er für den Geheimdienst lebte. Er empfand es als seine Pflicht, der Republik zur Verfügung zu stehen, nachdem er früher bei den imperialen Sturmtruppen gewesen war. Cris glaubte, etwas gut machen zu müssen. Aber jetzt... für sie selbst war es ein verlockender Gedanke, all die fürchterlichen Dinge hinter sich zu lassen, die der Geheimdienst mit sich brachte. Akemi hatte viele Regeln gebrochen, sich schuldig gemacht, Grenzen überschritten, gesündigt. Ein großer Teil, tief in ihr drin, sehnte sich nach einem ganz normalen Leben - oder zu ihrem Alten zurück? Sie wusste, dass sie nicht leben wollte wie ihre Eltern: einfach, bescheiden. Ihre ganze Kindheit über hatte sie nach mehr gestrebt und sie hatte es erreicht, bekommen und dann zurück gelassen. Aber sie vermisste die Zeiten im Blitzlichtgewitter, das Tragen großer Roben und die glamourösen Partys mit ihren Freunden. Sie vermisste ihre Wohnung auf Naboo, das eigenständige Leben und die anstrengenden Fotoshootings für Modemagazine. Sie vermisste Al Vico und Mason und Farlone. Außerdem vermisste sie ihre Eltern, ihre Geschwister und das kleine Haus auf Bothawui. Was sie nicht vermisste waren Begegnungen mit Imperialen, riskante Fluchtmanöver und Verfolgungsjagden.

Was würdest du denn tun, wenn du nicht mehr Captain Sheldon wärst?

Fragte sie nachdenklich, um der Theorie Willen.

Und glaubst du nicht, dir würde irgendetwas fehlen?

- Alderaan - Irgendwo am Berg - Bergcafé - Mit Cris -
 
[Alderaan, irgendwo am Berg, Bergcafé]- Akemi, Cris

Würde ihm etwas fehlen?
Sein gesamtes selbstbestimmtes Leben, so kurz es auch gewesen sein mochte, hatte im Grunde aus der Arbeit für den Geheimdienst bestanden. Akemi, Raistlin, wahrscheinlich sogar Majere hatten Erinnerungen, die vor ihre Zeit im Dienste der Republik zurückreichten. Akemi hatte die Traumfabrik Naboos, das Leben einer bewunderten und prominenten Persönlichkeit, hatte ihre Eltern, ihre Geschwister...
Cris hatte nichts. Darum war es ihm auch anfangs so schwer gefallen, die Implikationen zu begreifen, die sich daraus ergaben, dass er Akemi zum Geheimdienst geholt hatte. Er konnte nicht wissen, was es hieß, ein ganzes Leben zurückzulassen. Und doch hatte sie es getan... seinetwegen. Und es gab nichts, womit er es ihr vergelten konnte, soviel war ihm klar. Ihr altes Leben fehlte ihr wahrscheinlich... doch in dieses Leben passte Cris nicht, obwohl er alles dafür geben würde. Männer wie Nathaniel hätten in dieses Leben gepasst... Männer, die diese Prozeduren kannten, die wussten, wie man Akemi das geben konnte, was sie verdiente. Wie man sie glücklich machen konnte. Doch an ihrer statt aß nun Cris neben der jungen Schauspielerin und gelangte zu der grausamen Erkenntnis, dass er die Schritte, die sie wieder zum Glück führen würden, nicht mit ihr gehen konnte. Alles, was er ihr zu bieten hatte, war ein Leben voller Gefahren, voller Trauer, voller Verzweiflung. Ihre Liebe zu ihm mochte sie das alles vergessen lassen, doch es würde stets etwas fehlen. Nie würde sie richtig glücklich sein... seinetwegen.
Er war mehr als bereit, sich um ihretwillen zu verändern – doch was sollte er tun? Den Geheimdienst aufgeben und seine Schuld als getilgt betrachten, jetzt, da die Welt der Republik im Auseinanderfallen begriffen war? Und was sollte er stattdessen tun?


“Ja...“, kam es schließlich gepresst über seine Lippen. “Es würde etwas fehlen...“

Sein Herz wurde ihm schwer. Was wog schwerer? Gewohntes hinter sich zu lassen, oder sie für immer zu verlieren?

“Aber du hast Naboo meinetwegen zurückgelassen, deine Familie... Kann ich nicht genau dasselbe mit dem Geheimdienst tun?“

Doch so einfach war das nicht... das Blut der Toten würde ewig an seinen Händen kleben. Das Blut, das seinetwegen nun auch an Akemis zuvor reinen und unschuldigen Fingern haftete.

“Es würde etwas fehlen. Aber du... du würdest eine Lücke hinterlassen, die nicht mehr zu schließen ist. Bevor ich dich endgültig verliere, schließe ich mit Captain Sheldon ab. Er kann dir nicht geben, was du verdienst...“

Doch konnte Cris es? Er fürchtete sich vor der kalten Antwort, die sein Verstand ihm geben wollte, wo sein Herz noch verzweifelt nach einer Lösung suchte. Er fürchtete sich davor, dass es keine finden würde... Seine Augen füllten sich mit Tränen.

“Was denkst du?“, fragte er heiser.

[Alderaan, irgendwo am Berg, Bergcafé]- Akemi, Cris
 
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Bergcafé - Mit Cris -

Sie hatte es geahnt, aber trotzdem die Frage stellen müssen. Ihr war nicht klar, was genau Cris fehlen würde, wenn er nicht mehr beim Geheimdienst war. Doch eben diese Arbeit war sein Lebensinhalt. Aber warum? Es fiel Akemi schwer, ihn zu verstehen. Er hatte doch längst keine Schuld mehr abzutragen - hatte es nie gehabt. Es gab nichts, das er gutmachen musste. Wenn er nur dies verstand, würde ihn vielleicht nichts mehr halten. Beinahe hätte Akemi über sich selbst den Kopf geschüttelt. Was wollte sie eigentlich? Lag ihr soviel daran, ein anderes Leben zu führen? Hatte sie nicht noch vor gar nicht all zu langer Zeit getönt, Agentin zu sein sei genau das, was sie wollte? Nun... es war nicht so, dass es ihr nicht gefiel. Aber es war eben auch das, was man sich unter einem erfüllten Leben vorstellte. Andererseits war sie erst 16 Jahre alt, jung genug also um all die Dinge zu erleben, auf die es ihr ankam. Aber würde sie überhaupt Gelegenheit dazu haben? Der Geheimdienst war keine Garantie für ein langes Leben. Unzählige Agentin ließen regelmäßig ihr Leben für die Republik. Warum sollte es ihr anders ergehen? Warum sollte sie Glück haben? Es konnte sie genauso treffen wie alle anderen auch. Sie war bereits kurz davor gewesen. Zu glauben, ihre Chancen stünden besser als die der anderen, war naiv. Da half auch nicht, dass Cris sie beschützen wollte.

Ich weiß nicht.

Sagte sie einfach und trank von ihrem Tee, die Tasse in ihren Händen beinahe umklammernd.

Ich möchte nicht für immer gegen das Imperium kämpfen müssen. Ich möchte...

Sicherheit. Frieden.

Auf keinen Fall sollst du etwas aufgeben. Für dich ist es wichtig, dem Geheimdienst zu dienen. Vielleicht brauchst du das, um deinen inneren Frieden zu halten.

Und sie selbst? Was würde sie tun wollen, wenn sie all dies hinter sich ließe? Zurück nach Bothawui oder Naboo konnte sie nicht. Beide Wege hatte sie sich verbaut. Aber ein einfaches, bescheidenes Leben, danach verlangte es sie auch nicht. Es würde ihr langweilig werden und ihr das Gefühl geben, dass sie ihre Zeit nicht richtig nutzte. Aber wo lag ihr Glück dann?

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Cris wollte etwas sagen, doch da war lediglich nachdenkliches Schweigen – er brauchte den Geheimdienst, um seinen inneren Frieden zu halten? Das mochte bis vor kurzem gestimmt haben – doch jetzt? War der Geheimdienst jetzt nicht vielmehr ein Hindernis zwischen ihm und dem, was er wirklich brauchte? Zwischen ihm und ihr?

“Ich weiß genau, was ich brauche...“, sagte er leise. “Dich. Und ich will, dass du glücklich bist...“

Es klang so einfach. Warum also war es so schwer? Warum war nicht alles ausgestanden, jetzt, da er alles wusste, was er wissen musste?

“Ich möchte für dich da sein, diese Galaxis mit dir gemeinsam durchstreifen, dieses Leben mit dir gemeinsam führen...“

Er löste ihre Hände vorsichtig von ihrer Teetasse und umschloss sie mit seinen.

“Denn du machst es erst lebenswert. Der Geheimdienst, die Republik... all das verblasst davor vollkommen.“

Er schüttelte langsam mit dem Kopf.

“Es geht nicht mehr darum, eine imaginäre Schuld abzutragen... es geht darum, auf den Wegweiser meines Herzens zu hören, das so lange geschwiegen hat. Solche Dinge kann man nicht planen... sie passieren einfach...“

Fest sah er ihr in die Augen.

“Ich liebe dich, Akemi. Alles andere spielt keine Rolle mehr für mich. Welchen Weg auch immer das Schicksal für dich bestimmt hat... er wird auch meiner sein. Es sei denn, du möchtest zerbrechen, was du gerade erst erobert hast...“

Er zog ihre rechte Hand an sich und drückte sie an seinen Brustkorb.

“Mein Herz.“

[Alderaan, irgendwo am Berg, Bergcafé]- Akemi, Cris
 
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