Akemi
Queen Of Rain
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -
Zu Akemis Überraschung - und gleichzeitig zu ihrer Bestürzung - ordnete Cris ihren Gleiter nicht in den fließenden Verkehr der Touristengruppen ein, die die populärsten Orte des Berges anstrebten. Er war einer eigenen Route gefolgt und schon bald hatten sie sich von der allgemeinen Masse an Ausflüglern entfernt. Cris lenkte den Gleiter über unwegsames Gelände und in abgeschiedene Bereiche, die jedoch schon sehr bald eine malerische Umgebung offenbarten, da sie selten aufgesucht wurden und unberührte Natur boten. Während sie in steifer Haltung in ihrem Sitz saß und die winterliche Landschaft an ihr vorbei zog, wandte Akemi ihren Kopf nicht ein einziges Mal in Cris' Richtung. Was hätte sie schon davon gehabt? Am Ende würde es ihr doch nur Kummer bereiten. Schließlich jedoch musste sie ihre teilnahmslose Haltung aufgeben, denn sie hatten angehalten und Cris machte Anstalten auszusteigen. Für ein paar Sekunden alleine im Gleiter, atmete Akemi tief ein und aus, ehe sie ebenfalls die Tür auf ihrer Seite öffnete und dem Gefährt entstieg. Ungewohnt kalte Luft schlug ihr entgegen und sie nestelte an ihrer Tasche um ihre Handschuhe heraus zu holen und anzuziehen. Ihre Fellstiefel steckten in tiefem Schnee, der unter jedem Schritt melancholisch knirschte, als Akemi den Gleiter umrundete und sich dem Tal zuwandte - der Richtung, aus der sie gekommen waren. Weit unter ihnen erstreckten sich grüne Wiesen und weite Seen. Der Ausblick überwältigte sie und im Angesicht der gewaltigen Dimensionen der Berge fühlte Akemi sich plötzlich entsetzlich klein und unbedeutend. Da stand sie, hoch oben im Schnee, der von der Sonne berührt wurde und all ihre Probleme, Sorgen und Ängste erschienen so winzig. Cris stand direkt neben ihr und schaute ebenfalls hinab. Der Abstand zwischen ihnen war nicht groß, vielleicht sogar überwindbar.
Doch dieser Gedanke überlebte nur einen kurzen Moment. Als ein schwacher Windhauch den Schnee zu ihren Füßen wie Puder aufwirbelte, schien er auch den kurzen Anflug von Mut und Hoffnung hinfort fliegen zu lassen und Akemi befand sich wieder an ihrem Ausgangspunkt. Sie wandte sich ab, so als habe sie genug gesehen, den Bilck nun wieder zu dem Berg gerichtet, den sie noch längst nicht an seinem höchsten Punkt erreicht hatten. Es drängte sie, sich durch den Schnee zu kämpfen, der Kälte zu trotzen und die Felsen zu erklimmen - ganz gleich, wie anstrengend es sein mochte, aber ein solcher Kampf wäre dennoch einfacher zu ertragen als der, der tief in ihrem Inneren tobte. Die junge Agentin machte ein paar Schritte in die entgegen gesetzte Richtung des Felsabhangs. Wären die Umstände andere, hätte sie sich schon längst ausgelassen in den Schnee geworden, Schneebälle geformt und neugierig an der weißen Substanz geleckt, als ob es Puderzucker wäre. Für all diese Dinge hatte sie jetzt nichts übrig. Sie wollte hinauf, dort zum höchsten Punkt des Berges, wo sich die Spitze in Nebel hüllte und wo die Wolken nicht mehr über, sondern unter ihr waren. Das Verlangen nach diesem Ort wurde beinahe übermächtig, ebenso wie der Glaube, nur dort ganz für sich sein und den Rest ihres Lebens für ein paar Augenblicke vergessen zu können. Den Rest... Cris. Doch was würde es ihr bringen? Noch mehr Einsichten und Erkenntnisse, die ihr den Abstieg schließlich noch schwerer machten als der Aufstieg jemals hätte sein können? Auch dort oben stand die Zeit nicht still. Es gab keinen Ort, an den sie fliehen konnte, keinen zu dem aufzubrechen sich lohnen würde, wenn sie Cris zurück lassen musste.
Du hast gestern gesagt, du hättest nachgedacht.
Akemis Stimme erklang ganz plötzlich in der ewigen Stille des schweigenden Berges. Sie hatte Cris den Rücken zugewandt, doch nun drehte sie sich zu ihm um und zum ersten Mal an diesem Tag sah sie ihn direkt an. Jedes noch so kleine Detail an ihm nahm sie innerhalb einer einzigen Sekunde in sich auf. Sie sah alles an ihm und alles war so, wie sie ihn kannte. Seine Züge waren ernst, aber in ihrer Vorstellung wusste sie, wie er aussah, wenn sich seine Lippen zu einem Lächeln formten und sich schmale Lachfalten an seinen Augen bildeten. Er trug einfache Handschuhe, aber es brauchte nicht viel um sich in Erinnerung zu rufen, wie zärtlich sich seine Hände anfühlten, wenn er die ihren ergriff oder wenn er ihr über die Haare strich... eine liebevolle Berührung, die doch nicht mehr war als...
Über den Geheimdienst.
Angestrengt ließ Akemi Leichtigkeit in ihre Stimme einfließen. Es gelang ihr nur kläglich. Bloß nicht daran denken, was sein könnte. Der Geheimdienst war ihr gegenwärtiges, gemeinsames Problem. Ja, gemeinsam...
Nun bückte sie sich doch, um Schnee aufzuheben und zu ihrer eigenen Ablenkung in ihren Händen zu formen.
Also... bist du zu irgendeinem Ergebnis gekommen?
Sie ließ den Schnee fallen. Das war nicht die Richtung, die sie hatte einschlagen wollen. Hätte sie doch auf ihren Drang nach Flucht hören sollen? Machte es überhaupt noch Sinn, sich in zwanghaften Versuchen ihrem Schicksal zu stellen? Ihr war doch längst klar, dass sie es nicht akzeptieren konnte. Die Frage war bloß, was die Alternative war, wenn sie scheiterte.
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -
Zu Akemis Überraschung - und gleichzeitig zu ihrer Bestürzung - ordnete Cris ihren Gleiter nicht in den fließenden Verkehr der Touristengruppen ein, die die populärsten Orte des Berges anstrebten. Er war einer eigenen Route gefolgt und schon bald hatten sie sich von der allgemeinen Masse an Ausflüglern entfernt. Cris lenkte den Gleiter über unwegsames Gelände und in abgeschiedene Bereiche, die jedoch schon sehr bald eine malerische Umgebung offenbarten, da sie selten aufgesucht wurden und unberührte Natur boten. Während sie in steifer Haltung in ihrem Sitz saß und die winterliche Landschaft an ihr vorbei zog, wandte Akemi ihren Kopf nicht ein einziges Mal in Cris' Richtung. Was hätte sie schon davon gehabt? Am Ende würde es ihr doch nur Kummer bereiten. Schließlich jedoch musste sie ihre teilnahmslose Haltung aufgeben, denn sie hatten angehalten und Cris machte Anstalten auszusteigen. Für ein paar Sekunden alleine im Gleiter, atmete Akemi tief ein und aus, ehe sie ebenfalls die Tür auf ihrer Seite öffnete und dem Gefährt entstieg. Ungewohnt kalte Luft schlug ihr entgegen und sie nestelte an ihrer Tasche um ihre Handschuhe heraus zu holen und anzuziehen. Ihre Fellstiefel steckten in tiefem Schnee, der unter jedem Schritt melancholisch knirschte, als Akemi den Gleiter umrundete und sich dem Tal zuwandte - der Richtung, aus der sie gekommen waren. Weit unter ihnen erstreckten sich grüne Wiesen und weite Seen. Der Ausblick überwältigte sie und im Angesicht der gewaltigen Dimensionen der Berge fühlte Akemi sich plötzlich entsetzlich klein und unbedeutend. Da stand sie, hoch oben im Schnee, der von der Sonne berührt wurde und all ihre Probleme, Sorgen und Ängste erschienen so winzig. Cris stand direkt neben ihr und schaute ebenfalls hinab. Der Abstand zwischen ihnen war nicht groß, vielleicht sogar überwindbar.
Doch dieser Gedanke überlebte nur einen kurzen Moment. Als ein schwacher Windhauch den Schnee zu ihren Füßen wie Puder aufwirbelte, schien er auch den kurzen Anflug von Mut und Hoffnung hinfort fliegen zu lassen und Akemi befand sich wieder an ihrem Ausgangspunkt. Sie wandte sich ab, so als habe sie genug gesehen, den Bilck nun wieder zu dem Berg gerichtet, den sie noch längst nicht an seinem höchsten Punkt erreicht hatten. Es drängte sie, sich durch den Schnee zu kämpfen, der Kälte zu trotzen und die Felsen zu erklimmen - ganz gleich, wie anstrengend es sein mochte, aber ein solcher Kampf wäre dennoch einfacher zu ertragen als der, der tief in ihrem Inneren tobte. Die junge Agentin machte ein paar Schritte in die entgegen gesetzte Richtung des Felsabhangs. Wären die Umstände andere, hätte sie sich schon längst ausgelassen in den Schnee geworden, Schneebälle geformt und neugierig an der weißen Substanz geleckt, als ob es Puderzucker wäre. Für all diese Dinge hatte sie jetzt nichts übrig. Sie wollte hinauf, dort zum höchsten Punkt des Berges, wo sich die Spitze in Nebel hüllte und wo die Wolken nicht mehr über, sondern unter ihr waren. Das Verlangen nach diesem Ort wurde beinahe übermächtig, ebenso wie der Glaube, nur dort ganz für sich sein und den Rest ihres Lebens für ein paar Augenblicke vergessen zu können. Den Rest... Cris. Doch was würde es ihr bringen? Noch mehr Einsichten und Erkenntnisse, die ihr den Abstieg schließlich noch schwerer machten als der Aufstieg jemals hätte sein können? Auch dort oben stand die Zeit nicht still. Es gab keinen Ort, an den sie fliehen konnte, keinen zu dem aufzubrechen sich lohnen würde, wenn sie Cris zurück lassen musste.
Du hast gestern gesagt, du hättest nachgedacht.
Akemis Stimme erklang ganz plötzlich in der ewigen Stille des schweigenden Berges. Sie hatte Cris den Rücken zugewandt, doch nun drehte sie sich zu ihm um und zum ersten Mal an diesem Tag sah sie ihn direkt an. Jedes noch so kleine Detail an ihm nahm sie innerhalb einer einzigen Sekunde in sich auf. Sie sah alles an ihm und alles war so, wie sie ihn kannte. Seine Züge waren ernst, aber in ihrer Vorstellung wusste sie, wie er aussah, wenn sich seine Lippen zu einem Lächeln formten und sich schmale Lachfalten an seinen Augen bildeten. Er trug einfache Handschuhe, aber es brauchte nicht viel um sich in Erinnerung zu rufen, wie zärtlich sich seine Hände anfühlten, wenn er die ihren ergriff oder wenn er ihr über die Haare strich... eine liebevolle Berührung, die doch nicht mehr war als...
Über den Geheimdienst.
Angestrengt ließ Akemi Leichtigkeit in ihre Stimme einfließen. Es gelang ihr nur kläglich. Bloß nicht daran denken, was sein könnte. Der Geheimdienst war ihr gegenwärtiges, gemeinsames Problem. Ja, gemeinsam...
Nun bückte sie sich doch, um Schnee aufzuheben und zu ihrer eigenen Ablenkung in ihren Händen zu formen.
Also... bist du zu irgendeinem Ergebnis gekommen?
Sie ließ den Schnee fallen. Das war nicht die Richtung, die sie hatte einschlagen wollen. Hätte sie doch auf ihren Drang nach Flucht hören sollen? Machte es überhaupt noch Sinn, sich in zwanghaften Versuchen ihrem Schicksal zu stellen? Ihr war doch längst klar, dass sie es nicht akzeptieren konnte. Die Frage war bloß, was die Alternative war, wenn sie scheiterte.
- Alderaan - Irgendwo am Berg - Mit Cris -