Bandomeer

<| Bandomeer – Orsikos Business Hotel – Quartier |> mit Adrian, und Akemi

Zasuna ließ die Tasche in der Erfrischungszelle auf den Boden fallen und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Wenn die Macht auch dabei helfen konnte in der Zeit rückwärts zu gehen sollte sie diese Fähigkeit besser ganz schnell erlernen und das Geschehene rückgängig machen. Sie hatte absolut keine Ahnung, wer die Frau und ihr Begleiter gewesen waren. Ihr eigene Situation machte ihr dabei noch weniger Sorgen als die Erklärungsnot, in die sie Adrian da womöglich gebracht hatte.

Schnell zog sie ihre Kleidung an und überlegte, ob sie überhaupt noch einmal nach draußen gehen oder lieber hier warten sollte. Sie hatte keine Angst, aber es war… seltsam. Sie nutze ihren Blick durch die Macht um zu erkennen, dass Adrian und mindestens eine weitere Person noch immer im Hauptzimmer des Quartiers waren. Lebewesen durch Wände erkennen. Das war eine der leichtesten Übungen für sie. Diese Situation wäre so einfach zu vermeiden gewesen. Das ärgerte sie.

Die Miraluka trocknete ihre violett-roten Haare und zog dann eine relativ simple, metallisch graue Brille aus ihrer Tasche, löste das Tuch, welches sie um den Kopf gebunden hatte, und verwendete dann die Brille um ihre Augen zu bedecken. Anschließend atmete sie tief durch, ging zum Spiegel hinüber und versuchte, die Macht um sich herm zu fühlen. Sie musste sich einfach nur ein wenig beruhigen und dann auch dieser Herausforderung entgegen treten. Sie trug eine olivegrüne Stofftunika, die der üblichen Kleidung der Jedi relativ ähnlich kam. Bisher hatte sie noch keine Jedi-Starter-Ausrüstung erhalten, was die Kleidung anging. Das würden sie – wenn sie denn endlich mal nach Lianna flogen – sicherlich auch erledigen. Nun kramte sie schnell noch nach einem passenden paar Stiefel und anschließend nahm sie den Kristall, ihr kostbarster Besitz, aus der Manteltasche und verstecke sie in einer kleinen Tasche ihres Gürtels.

Mit langsamen, aber sicheren Schritten ging sie auf die Tür der Erfrischungszelle zu, entriegelte sie und trat dann nach draußen zu den beiden anderen Personen in ihrem Quartier. Sie hatte nicht hören können, was sie miteinander gesprochen hatten. Etwas mehr als einen Meter entfernt blieb sie stehen, faltete die Hände zusammen und beugte sich nach vorne, wobei die weiten Ärmel ihrer Tunika ihre Hände fast vollkommen bedeckten.


„Padawan Zasuna Zahary. Verzeiht mir bitte unsere erste kurze Begegung, ich war mir eurer Anwesenheit nicht bewusst.“

Und mit dieser Entschuldigung sprach sie gleichzeitig auch Adrian an. Er würde bestimmt noch ein Wörtchen mit ihr zu besprechen haben, wenn sie wieder alleine waren.

Sie würde ihren Antworten und Reaktionen entnehmen, ob sie hier erwünscht war oder die beiden alleine lassen sollte. Schließlich hatte sie keine Ahnung, wer Adrians Gast und was sie miteinander zu tun hatten. Sie konnte ebenso gut eine Abgesandte von Bandomeer sein wie auch seine Geliebte, sie hatte echt keine Ahnung. Anhand der Präsenz in der Macht konnte sie lediglich schlussfolgern, dass sie keine Jedi war und dass offensichtlich im Moment keine Gefahr von ihr ausging.


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[ Bandomeer – Orsikos – Hotel – Adrians und Zasuna Zimmer | Adrian, Akemi und Zasuna ]

So richtig sprang der Funke noch nicht wieder auf Akemi über. Andererseits war Adrian im Moment auch nicht gerade ein Feuer an losgelöster Freude. Wie ärgerlich das doch war. Sie sahen sich so selten – und dann begann ihr Treffen mit einem dämlichen Missverständnis. Nachdem sie noch zwei Mal nachhakte, ob ihr Besuch bei ihm (und Zasuna) wirklich in Ordnung war und Adrian jeweils eifrig nickte, trug sie doch noch ihr eigentliches Anliegen vor: Sie wollte den Abend mit ihm verbringen. Ihr Besuch auf Bandomeer lag in ihrer neuen Tätigkeit als Botschafterin für die Republik begründet: Akemi sollte in dieser Rolle auf die Katastrophe aufmerksam machen, die Bandomeer ereilt hatte. Ein Lächeln breitete sich auf Adrians Gesicht aus. Es gefiel ihm, dass sie beide – wenn auch unabhängig voneinander – am selben Strang zogen. Sie beide standen jetzt im Dienst der Neuen Republik und aktuell kümmerten sie sich sogar um dasselbe Projekt. Akemi hatte vom Aufenthalt der Jedi gehört und war auf gut Glück hier her gereist.

„Nicht nur du hattest Glück.“

bekundete Adrian grinsend. Ihrem Dienststab, bestehend aus einer Theelin, einem Kel’Dor und einem Droiden, hatte der junge Jedi bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Erst jetzt, als Akemi sie ansprach und erklärte, sie würde bei Adrian bleiben, betrachtete er sie genauer. Dann trat Akemi allerdings schon ins Apartment und die sich hinter ihr schließende Tür versperrte den Blick auf ihre dreiköpfige Begleitung. Wer das wohl alles gewesen war?

„Ähm – immer herein spaziert.“

lachte Adrian unsicher. Natürlich war sie jetzt schon drinnen und er hätte ihr viel früher anbieten sollen hinein zu kommen. Nach dem Fehlstart war dieses kleine Detail aber vielleicht ohnehin nicht mehr so wichtig. Adrian wies ihr mit einer ausladenden Geste den Weg zur Couch, doch bei ihren weiteren Worten bildete sich ein spürbarer Kloß in seinem Hals. Warum war er nicht mit Chesara gegangen? Mit Chesara – seiner Meisterin?

„Also …“

setzte Adrian zögernd an und ließ sich schließlich, um Worte verlegen, selbst in die weichen Polster der Couch fallen. Sein rechtes Bein zog er auf die Sitzfläche und legte die gefalteten Hände auf sein Knie, während er eine umständliche Vierteldrehung vollzog, um Akemi besser ansehen zu können.

„Es ist so …“

Er bemühte sich um ein zögerliches Lächeln. Nach seiner Ernennung zum Jedi-Ritter hatte er seiner besten Freundin in ihrem üblichen Nachrichtenaustausch nichts darüber gesagt. Er hatte sie bewusst verschwiegen, diese riesen Sache, die für ihn genauso groß war, wie für Akemi die Ernennung zur Botschafterin der Republik. Er hatte sie verschwiegen, weil er es ihr persönlich hatte sagen wollen. Bei einem richtigen Treffen, während er ihr in die Augen sehen und sie freudig umarmen konnte. Theoretisch war jetzt dieser Moment gekommen, aber plötzlich kam ihm die Idee, mit der Verkündung zu warten, ziemlich dämlich vor. Die Stimmung zwischen ihnen beiden war noch immer etwas merkwürdig. Zasunas Auftauchen und die daraus resultierenden Erwartungen hatten sowohl ihn, als auch Akemi verunsichert. Das hatte er sich gänzlich anders gedacht. In seiner Vorstellung war er mit wehendem Jedi-Mantel auf Akemi zugelaufen, hatte gewinnend gelächelt und sie lässig begrüßt: „Hey Babe, vor dir steht ein frischgebackener Jedi-Ritter.“ Dann wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte gesagt, wie stolz sie auf ihn war. Und vielleicht hätte sie noch einmal auf diesen alten Scherz von ihnen angespielt: Wenn er ein großer Jedi war, dann kam er sie holen und würde sie heiraten.
Diese ganze Vorstellung erschien ihm plötzlich ziemlich lächerlich. Vor allem der Teil mit dem „Babe“. Die Realität sah, wie so oft, ganz anders aus. Adrian wünschte sich inständig, er hätte Akemi schon längst davon erzählt, hätte dieses tolle Ereignis direkt mit ihr geteilt. Mit ihr, seiner besten Freundin. Bei seinem heutigen Glück ging auch diese Sache nicht gut für ihn aus. Er unterdrückte ein Seufzen, bemühte sich weiterhin um ein Lächeln. Er war zum Jedi-Ritter ernannt worden, erinnerte er sich. Er hatte seine Ausbildung abgeschlossen, er hatte Alisah getroffen und das mit Akemis Hilfe. Das war doch alles ziemlich toll! Kein Grund Trübsal zu blasen.


„Also es ist so.“

Sein Schweigen hatte eine ganze Weile gedauert und Akemi hatte ihn neugierig angesehen. Seine Finger lösten sich voneinander und Adrian nestelte sich nervös am Hinterkopf herum.

„Ich habe es dir noch nicht gesagt, weil ich darauf warten wollte, bis wir uns richtig sehen.“

Sein Schulterzucken wurde begleitet von einem schiefen – entschuldigenden – Grinsen. Über sein angezogenes Knie hinweg, warf er Akemi verstohlene Blicke zu. Dann stellte er das Bein doch wieder auf dem Boden ab und korrigierte seine Position auf der Couch noch einmal um einige Zentimeter.

„Nachdem wir dich, nach unserem Treffen mit meiner Schwester auf Malastare, wieder nach Hause gebracht hatten, sind Chesara und ich nicht sofort nach Lianna zurückgeflogen. Ich wusste nichts von dem Abstecher, sie hat mich damit ziemlich überrascht. Ihr Ziel war Coruscant. Zuerst dachte ich, sie wollte, dass ich mich mit meinen Eltern treffe, wegen Alisah und so … aber stattdessen ist sie mit mir zum Skydome gefahren. Wir sind hoch auf die Aussichtsplattform.“

Adrian atmete tief ein und wieder aus. Er war sich noch immer unschlüssig darüber, wie die Stimmung zwischen ihnen beiden gerade war. Und theoretisch konnte auch Zasuna jeden Augenblick wieder aus der Nasszelle platzen.

„Von dort aus kann man Coruscant ja ziemlich gut überblicken. Warst du schon mal dort? Man hat einen guten Blick auf den Jedi-Tempel. Ich habe sie einmal besucht, die verlassenen Gebäude, mit Chesara. Aber in dem Moment, als der Tempel von der Sonne angestrahlt wurde und Chesara mir von ihrer Zeit dort erzählt hat, hatte ich das Gefühl ihn zum ersten Mal wirklich zu sehen. Sie hat mir dann noch ein altes Foto gezeigt, mit zwei weiteren Jedi. Damals war sie noch selbst eine Padawan. Und dann hat sie mir gesagt, … dass sie ein neues Foto machen will. Mit mir zusammen. Um meinen letzten Moment als ihr Schüler festzuhalten.“

Während vor seinem inneren Auge die Bilder von jenem Tag lebendig wurden, konnte er nicht umhin, als Akemi doch noch breit und ehrlich anzulächeln. Sie war seine beste Freundin und endlich teilte er dieses wichtige Ereignis mit ihm. Langsam stieg auch in ihm die Freude darüber. Auf dem kleinen Couchtisch lag eine kleine Mappe: Adrians Portemonnaie. Ein altmodisches Teil aus Leder, das sein Opa ihm einmal geschenkt hatte. Er beugte sich nach vorne und griff danach.

„Danach hat sie mich zum Jedi-Ritter ernannt.“

erklärte Adrian noch das offensichtliche und wandte seinen Blick für einen Moment verlegen von Akemi ab. Bevor sie die Chance hatte zu reagieren, griff er in das Portemonnaie und zog ein Bild heraus und hielt es Akemi hin. Chesara und er lachten vergnügt der Sonne entgegen. Hinter ihnen konnte man deutlich den Jedi-Tempel erkennen.

„Ich wollte dir das Foto schon die ganze Zeit zeigen und dir die ganze Geschichte erzählen – und überhaupt!“

sagte er hastig und fügte bedauernd hinzu, weil es ihm schon die ganze Zeit auf der Seele brannte:

„Sorry, ich hab’s echt versaut. Die Idee war einfach blöd, ich hätte es dir direkt sagen sollen.“

Seine Lippen legten sich bedrückt aufeinander und er sah Akemi entschuldigend an. Ganz verschwunden war das Zucken aus seinen Mundwinkeln aber noch nicht. Eigentlich war es sogar noch ziemlich gut sichtbar.

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Schon während Adrian in seiner Erzählung weit fortgschritten war, hatte Akemi noch immer nicht recht begriffen, was er ihr eigentlich sagen wollte. Er erinnerte sie an ihr letztes Treffen und ihren Flug nach Malastare, wo sie endlich, nach so langer Zeit, Alisah getroffen hatten. Danach hatten Adrian und seine Meisterin Akemi wieder auf Naboo abgesetzt, waren jedoch nicht direkt nach Lianna zurück geflogen, sondern hatten einen Zwischenstopp auf Coruscant gemacht. Ab diesem Punkt wurde die Geschichte neu für Akemi, doch sie fragte sich noch immer, worauf Adrian eigentlich hinaus wollte, bis er schließlich mit einem großen Knall die Überraschung platzen ließ: er war ein Jedi-Ritter. Akemis Augen wurden groß. Adrian Reven war nicht länger ein Padawan-Schüler, sondern ein fertig ausgebildeter, eigentständiger Jedi-Ritter! Von dieser unerwarteten Nachricht überrumpelt konnte Akemi im ersten Moment nichts sagen. Sie wollte ihrem Freund um den Hals fallen und ihm gratulieren, doch ein Teil von ihr rechnete bereits zurück, wie lange ihr Treffen auf Malastare – und damit seine Ernennung – bereits schon her waren. Es waren einige Wochen. Er war vor einigen Wochen ernannt worden und hatte ihr nichts gesagt.

“Adrian Reven!“

Rief sie schließlich entrüstet, griff nach der nächstbesten Waffe, die sie in die Finger bekam – in diesem Fall ein zur Dekoration auf dem Sofa platziertes Kissen – und zog es dem vermeintlichen Jedi-Ritter über den Kopf.

“Du – hast – mir – nichts – gesagt!“

Machte sie laut und deutlich klar und hieb mit jedem Wort noch einmal nachdrücklich auf ihn ein. Das Foto, das er aus seinem Portemonaie geholt hatte, rutschte ihm dabei aus den Händen und flatterte zu Boden.

“Ich erzähle dir immer alles!“

Beschwerte sie sich.

Und du hälst es nicht mal für nötig, mich über deine Ernennung zu benachrichtigen! Ich muss dich erst zufällig in einem Katastrophengebiet auf einem fremden Planeten treffen, damit ich erfahre, was in deinem Leben passiert!“

Akemi warf das Kissen auf den Boden und sah ihn ärgerlich an, nicht ganz so ärgerlich allerdings, wie ihr in diesem Moment lieb gewesen wäre. Sie freute sich für ihn, das war unverkennbar und unvermeidlich. Adrian hatte hart auf dieses Ziel hin gearbeitet, nachdem er sich vor ein paar Jahren noch so unsicher über all das gewesen war. Jetzt jedoch hatte es sich auszahlt. Er war am Ziel angelangt und hatte damit auch eine Familientradition fortgeführt – auch wenn Akemi sicher war, dass er nicht allen Traditionen folgen wollte, die in seiner Familie praktiziert wurden. Die dunkle Seite der Macht, das wusste sie von ihm, war immer eine Gefahr für die Wingstons gewesen. Die Botschafterin der Republik ließ die Hände sinken.

“Du bist unmöglich.“

Warf sie ihm vor, gutmütig resignierend.

“Aber ich freue mich trotzdem für dich.“

Dann endlich umarmte sie ihn.

“Das klang nach einer schönen Zeremonie, die sich Chesara da für dich ausgedacht hat.“

Stellte sie fest und hob das Bild auf, das auf dem Teppichboden lag. Für ein paar Momente betrachtete sie es. Das Licht der untergehenden Sonne glühte hinter den Köpfen der beiden Personen auf dem Foto wie Feuer.

“Das ist eine schöne Erinnerung.“

“Sagte sie.

“Ich freue mich für dich. Aber das nächste Mal...“

In gespielter Strenge schaute Akemi Adrian an. Sie war gerade im Begriff ihm zu raten, ihr bei den nächsten großen Nachrichten sofort Bescheid zu geben, als sich – zum zweiten Mal an diesem Abend – die Tür der Nasszelle öffnete und sie daran erinnert wurde, dass sie nicht alleine waren. Und da war sie wieder, die Padawan, von der Adrian berichtet hatte. Die Padawan, die auf Adrians Hotelzimmer duschte und nur in einem Handtuch bekleidet vor ihm herum lief. Diesmal jedoch trug sie mehr. Akemis Blick musterte die fremde Frau von oben bis unten, angefangen von der olivgrünen Robe, die sie trug, über ihre langen, dunkelrot leuchtenden Haare, bis hin zu der undurchsichtigen Brille, die ihre Augen bedeckten. Dieses Mal stellte sie sich vor.

“Ähm, hallo.“

Erwiderte Akemi auf die Begrüßung und Vorstellung der anderen.

“Akemi Akanato.“

Sie stand auf, ging auf die Padawan zu und streckte ihr die Hand entgegen.

“Ich bin diplomatische Botschafterin der Neuen Republik.“

Etwas unsicher sah sie von Zasuna zu Adrian. Sollte sie sagen, dass sie eine Freundin von Adrian und mehr oder weniger privat hier war? Sie wusste noch immer nicht genau, in welchem Verhältnis die beiden wirklich zueinander standen. Adrians Erklärung war in dieser Hinsicht etwas halbherzig gewesen. Die Situation überspielend versuchte Akemi sich an einem Lächeln.

“Freut mich sehr...“

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[ Bandomeer – Orsikos – Hotel – Adrians und Zasuna Zimmer | Adrian, Akemi und Zasuna ]

Adrian duckte sich schuldbewusst unter Akemis wilden Kissen-Schlägen weg. Eigentlich hätte er sich voll erwischen lassen müssen – und tatsächlich musste er einige heftige Breitseiten von ihr ertragen – aber sein Selbsterhaltungstrieb setzte sich dann doch gegen das Schuldbewusstsein durch. Akemis leichte Enttäuschung war trotz alledem noch spürbar – obwohl er irgendwann einmal wirklich nur die besten Absichten gehabt hatte – aber verübeln konnte er es ihr nicht. Manchmal ging es nicht um die Absichten ob gut oder schlecht, sondern um Taten und was ein Mensch daraus machte. Das hier war so ein Fall. Er war jetzt ein Jedi-Ritter und damit musste er die Verantwortung für sein Handeln tragen. Gerade seinen Freunden gegenüber war so etwas wichtig.

„Hee!“

traute er sich schließlich in leichter Empörung hervorzubringen, nachdem Akemi seine Frisur mit dem Kissen vollends ruiniert hatte. Vorsichtig versuchte er seine Haare mit den Händen wieder halbwegs in Form zu bringen. Ob es das was, war Akemi schließlich Gnade walten ließ, konnte er nicht genau sagen. Das wichtigste aber war: Sie umarmte ihn doch noch und freute sich ehrlich für ihn. Fast so, wie er es sich vorgestellt hatte. Nur die einseitige Kissenschlacht passte nicht so ganz zu seinem ursprünglichen Bild vom glorreichen Auftritt. Auch das Foto, das in ihrer Prügelei zu Boden gefallen war, sah sie sich jetzt genauer an.

„Ja, eine schöne Erinnerung.“

stimmte Adrian ihr zu und lächelte, während er noch immer versuchte, seine Frisur wieder herzstellen. Alles wieder gut. Nur zu einer letzten Ermahnung setzte Akemi noch an: Beim nächsten Mal –
Bevor sie den Satz beenden konnte, betrat Zasuna den Raum. Diesmal angekleidet und auf äußerste Höflichkeit bedacht, so wie Adrian es von ihr kannte. Sie stellte sich förmlich vor und entschuldigte sich für den kurzen Zwischenfall. Ihre Körperhaltung drückte in Adrians Augen Demut aus. Es war, als erwartete sie von Akemi und ihm jetzt ein Urteil über die ganze Situation. Akemi ihrerseits nutzte die Gelegenheit um sich ebenfalls vorzustellen – und auch sie blieb sehr förmlich dabei. Akemi Akanato, diplomatische Botschafterin der Neuen Republik. Immerhin, und dafür war Adrian ihr dankbar, schenkte sie der jungen Padawan ein aufrichtiges Lächeln. Trotzdem herrschte eine angespannte Stimmung und Adrian wurde das Gefühl nicht los, dass ihn die Schuld dafür traf. Irgendwie hätte er es hinbekommen müssen, die beiden einander ordentlich vorzustellen. Diese Gegenüberstellung war alles andere als entspannt. Zögerlich erhob er sich von der Couch und sah Zasuna an.


„Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen.“

beteuerte er kopfschüttelnd, sich im klaren darüber, dass er damit auch über Akemis Kopf hinweg für sie sprach.

„Wir teilen uns nun einmal das Quartier und … das ist auch für mich ungewohnt.“

Er schluckte und ihm wurde unangenehm warm. Dieses Thema, ihr beider zusammenleben, hatten sie vorher noch nicht angesprochen. Überhaupt hatte er noch keine Gelegenheit dazu gehabt, mit irgendwem darüber zu sprechen, dass er sich plötzlich mit einer jungen Frau das Zimmer teilte. Im ersten Moment hatte er sich nicht viel dabei gedacht, schließlich war er seit Kindesalter daran gewöhnt gewesen, ein heranwachsendes Mädchen in seiner Nähe zu haben. Aber Alisah war seine Schwester und Zasuna im Vergleich noch fast fremd. Sowohl Akemis als auch Zasunas Augenpaare hingen jetzt an seinen Lippen.

„Ich versuche es noch einmal.“

Sein Lächeln wanderte von Zasuna zu Akemi und wieder zurück.

„Das ist Akemi.“

erklärte er in Zasunas Richtung gewandt.

„Eine gute Freundin von mir. Wobei … das stimmt nicht. Meine beste Freundin. Sie ist im Rahmen ihres Jobs nach Bandomeer gereist. Genau wie wir, ist sie hier um zu helfen. Sie hat zufällig von der Anwesenheit der Jedi hier gehört und ihr Glück versucht.“

Dann richtete er seinen Blick zu Akemi und zwinkerte ihr kurz zu. Ein Hauch von Entschuldigung lag aber immer noch darin.

„Und das ist Zasuna. Wir haben sie hier auf Bandomeer getroffen und ihr Potential für die Macht erkannt. Sie ist als Miraluka schon sehr trainiert, was das betrifft. Chesara hat sie offiziell in den Orden aufgenommen und … sie wird mit mir gemeinsam nach Lianna reisen, wenn wir hier fertig sind. Ich bin jedimäßig also irgendwie mit für sie verantwortlich.“

schloss Adrian und legte den Kopf schief. Er war jedimäßig für sie verantwortlich? Das klang selbst in seinem Kopf ziemlich blöde. Hoffentlich nahm Zasuna sich seine Worte nicht allzu sehr zu Herzen, denn sie war immer noch älter als er – und würde es auch immer bleiben – aber so wie er es gesagt hatte, klang es, als könnte sie nicht auf sich selbst aufpassen. Nur kümmerte es die traditionellen Ordnungen der Jedi nicht, ob ein Padawan zufällig älter war als ein Ritter. Er konnte nichts dafür, es war, wie es war und sie alle mussten sich damit arrangieren.

„Zasuna … ich würde gerne den Abend mit Akemi verbringen. Wie sehen deine Pläne aus?“

Er ließ offen, was passierte, wenn ihr der Spontanbesuch seiner besten Freundin missfiel. Natürlich war er der ranghöhere der beiden und wenn er beschloss, die Miraluka hier alleine zu lassen, dann war das so gesehen vollkommen in Ordnung. Nur wenn sie doch noch einen Einwand vorbrachte … aber das würde sicher nicht passieren. Das war nicht ihr Stil, zumindest nicht, soweit er sie bisher kennengelernt hatte. Trotzdem nagte es schon vorsorglich an ihm. Es zwei Frauen gleichzeitig Recht zu machen, war gar keine leichte Aufgabe.

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Die Vorstellung verlief doch einfacher als sie zunächst vermutet hatte. Zumindest wenn man ihren ersten deutlich verpatzten Auftritt in Betracht zog. Die Fremde stand auf und reichte ihr zusammen mit ihrem Namen die Hand, um sie zu begrüßen. Auch wenn bei den Miraluka, und vor allem bei den Sene Seekern, in erster Linie die Verbeugung als Begrüßung diente, so versuchte sie selbstverständlich sich hier anzupassen. Bisher hatte sie relativ wenig mit Nichtmiraluka zu tun gehabt. Die Fremde stellte sich als Akemi Akanato vor. Sie wirkte sehr freundlich. Ihr Name klang irgendwie… hübsch. Als sie sich dann aber als Botschafterin der Neuen Republik vorstellte wurde der Miraluka schnell klar, dass es hier scheinbar doch um etwas Ernstes ging.

Sie sah nicht aus wie irgendeine Botschafterin. Zasuna hatte auf Alpheridies einige Politiker kennen gelernt. Meistens alte Männer mit ergrauten Haaren und langem Bart. Das komplette Gegenteil zu dieser hübschen, jungen Frau. Natürlich konnte sie nicht davon ausgehen, dass sich die „Regeln“ von Alpheridies auch auf alle anderen Planeten anwenden ließ. Politik und Diplomatie war nicht gerade ihr Fachgebiet. Akemi Akanato hingegen sah eher aus wie eine Schauspielerin aus einem der Holofilme. Zasuna hatte sich etliche solcher Filme angeschaut. In erster Linie, um etwas über das Leben außerhalb ihres Heimatplaneten kennen zu lernen. Zasuna faltete ihre Hände wieder zusammen und verbeugte sich abermals.


„Es freut mich, Sie kennen zu lernen.“

Bevor die Situation durch eintretende Stille unangenehm werden konnte, mischte Adrian sich dann schließlich ein. Sie war erfreut darüber, dass er ihr alles Geschehene scheinbar nicht übel nahm. Sie hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, wie er es sehen mochte, dass sie sich hier zusammen ein Zimmer teilten.
Zasuna musterte ihren Gast abermals, als Adrian erwähnte, dass Akemi Akanato seine beste Freundin war. Zasu zeigte darauf hin ein erleichtertes Lächeln. Also doch kein „offizieller“ Besuch von der Neuen Republik, sondern ein eher freundschaftlicher Besuch. Auch wenn man es wohl kaum als Zufall bezeichnen konnte, dass sie letztendlich hier aufeinander getroffen waren. Auf Bandomeer schien die Macht stark zu sein. Im einen wie im anderen Sinne.

Nachdem er seine Freundin noch mal kurz vorgestellt hatte, stellte Adrian nun die Padawan noch mal vor. Glücklicherweise ging er nicht darauf ein, warum sie nur mit einem Handtuch bekleidet durch das Zimmer rannte. Er war „jedimäßig für sie verantwortlich“? Eine durchaus seltsame Formulierung, auch wenn sie selbstverständlich verstand, was er damit meinte. Kein Grund, weiter darüber nachzudenken. Jedenfalls verstand sie, dass er den Abend mit seiner Freundin verbringen wollte. Zasuna nickte verständnisvoll. Die beiden hatten sich scheinbar längere Zeit nicht gesehen und sie hatte nicht das Gefühl, dass sie da im Moment gut hineinpasste.


„Ja, das kann ich verstehen. Ich möchte euer Gespräch auch nicht weiter stören. Ich wollte mich sowieso noch etwas mit den Holocrons beschäftigen und das mache ich sowieso lieber im Freien.“

Ihr alter Lehrmeister hatte ihr ein paar interessante Holocrons geschenkt. Angeblich auch von alten Jedi. Man konnte sich eine Ewigkeit damit beschäftigen und immer wieder neues Wissen zu entdecken. Und sie hatte bisher auch noch kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie die freie Natur Gebäuden oder Raumschiffen vorzog. Also ging sie wieder zu ihrem Bett hinüber, um ihren Mantel und eines der Holocrons aus der Tasche zu nehmen und die beiden dann anschließend allein zu lassen.

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- Bandomeer – Orsikos – Hotel – Hotelzimmer – Mit Adrian und Zasuna –

Locker konnte man die Stimmung, die zwischen den drei Anwesenden in dem Hotelzimmer herrschte, noch nicht nennen. Akemi stand, nachdem sie Zasuna begrüßt hatte, noch ziemlich nah bei der Fremden. Die Padawan war eine Miraluka, wie Adrian erklärt hatte. Daher also die dunkle Brille, beziehungsweise das Tuch, das sie vorhin noch über den Augen getragen hatte. Akemi überlegte für einen Moment. Wie war das bei Miraluka noch genau? Hatten sie überhaupt Augen und konnten diese nur lediglich nicht benutzen oder fehlten sie komplett? Sie war sich unsicher und beschloss, GE3 später danach zu fragen. Der Protokolldroide, der auf spezieller Sekretärbasis programmiert war, verfügte über weitreichende Datenbanken zu den Informationen aller nur denkbaren Spezies in der Galaxis. Vielleicht hätte er Akemi sogar das besonders höfliche Verhalten von Zasuna erläutern können, denn nachdem sie einander bereits die Hände gereicht hatte, verbeugte sich die Miraluka noch einmal. Zu spät kam Akemi der Gedanke, dass dies möglicherweise nicht einmal etwas mit den Traditionen der Miraluka zu tun hatte, sondern sich darauf bezog, dass sich Akemi gleich mit ihrem Titel als Botschafterin der Neuen Repubilk vorgestellt hatte. Wollte sie Adrian im ersten Moment noch die Möglichkeit geben, ihren Besuch als etwas Offizielles erscheinen zu lassen, für den Fall, dass er und Zasuna eine etwas intimere Beziehung pflegten, so schien ihr dies nachträglich keine so gute Sache gewesen zu sein. Mit dieser Vorstellung war es Akemi gewesen, die sich förmlich verhalten hatte und Zasuna passte sich lediglich an.

Dann erwähnte Zasuna, dass sie hinaus gehen und sich mit einigen Holocrons beschäftigen wollte. Es war klar, dass dies nur ein Vorwand war, um Adrian und Akemi die Möglichkeit zu geben, ungestört miteinander zu sprechen. So nett dies jedoch auch von Zasuna gemeint war, Akemi kam sich vor wie ein Eindringling, der die Padawan aus ihrem Zimmer vertrieb. So hatte sie das alles nicht geplant. Das nächste Mal, nahm sie sich fest vor, würde sie sich vorher anmelden und nicht spontan irgendwo herein schneien.


“Ähm, wegen mir müssen Sie aber nicht gehen.“

Warf Akemi etwas unsicher ein und schaute hilfesuchend zu Adrian hinüber. Das war peinlich. Sobald Zasuna draußen war, würde sie sich darüber ärgern, dass sie wegen Akemi draußen in der Kälte sitzen musste.

“Außerdem haben Sie bestimmt noch nichts gegessen.“

Schnell warf Akemi einen Blick auf ihr Chrono. Es war noch früh.

“Wir könnten den Zimmerservice rufen und gemeinsam zu Abend essen.“

Schlug sie vor und sah wieder zu Adrian hinüber, auffordernder diesmal. Hatte er nicht gerade noch gesagt, dass er „jedimäßig verantwortlich“ für Zasuna war? Dann sollte er sie auch auffordern zu bleiben.

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Akemis auffordernder Blick traf den jungen Jedi-Ritter in jenem Moment, als er sich gedanklich schon über die leichte Lösung der Situation gefreut hatte. Zasuna hatte angekündigt, sich im Freien mit dem Holocron zu beschäftigen und Adrian war das durchaus Recht. So konnte er sich in Ruhe mit Akemi austauschen und Zasuna würde fleißig lernen, um schon mit einem gewissen Grundstock an Theorie aufwarten zu können, wenn sie nach Lianna kamen. Seine beste Freundin schien die Situation allerdings gänzlich anders zu bewerten: Sie forderte Zasuna auf, zu bleiben und erwartete – so zumindest deutete Adrian ihren Blick – von ihm eine ähnliche Aussage. Adrian zog unschlüssig die Augenbrauen zusammen. Sie waren doch alle zufrieden gewesen …?

„Zasuna.“

Schon nach Akemis Worten hatte die Miraluka in ihrer Bewegung verharrt. Jetzt lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf sich. Nur was sollte er sagen? Wenn er ehrlich zu sich war, wollte er tatsächlich lieber alleine mit Akemi Zeit verbringen. Aber das konnte er natürlich nicht sagen und außerdem musste er dann böse Blicke seiner besten Freundin vermuten. Nach ihrem ohnehin schon nicht so gelungenen Start, beschloss er, sich für den Moment zu fügen.

„Also … du musst nicht gehen, nur wegen uns. Akemi hat Recht, wir können uns etwas zu essen bestellen.“

Adrian hatte Zasuna als überaus höflich kennengelernt. Sie würde nichts tun, was ihn oder Akemi verärgern würde, zumindest nicht bewusst. Wenn sie ihr jetzt beide vorschlugen, hier zu bleiben, würde sie das aller Wahrscheinlichkeit nach tun. Adrian sah Akemi kurz von der Seite an und blickte dann unschuldig zum Fernseher.

„Wenn du allerdings wirklich mit den Holocrons lernen willst …“

Er räusperte sich. So selbstsüchtig durfte er als Jedi eigentlich überhaupt nicht sein. Nicht mal im Ansatz. Aber die Gelegenheiten, Akemi zu treffen, waren so unglaublich selten. Auch bei ihrem letzten Treffen, als sie ihn und Chesara nach Malastare begleitet hatte, waren sie nicht dazu gekommen zu zweit etwas zu unternehmen oder sich Zeit für einander zu nehmen. Zumindest jetzt wollte er diesen Plan auch endlich mal wieder in die Tat umsetzen. Wann würde sich sonst schon die nächste Gelegenheit dazu ergeben? Er mochte es, Akemi lebendig und in Farbe zu sehen. Das war kein Vergleich zum ständig flackernden Blau der Hologramme, über die sie sonst die meiste Zeit kommunizierten.

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Auf dem Weg zur Zimmertür hielt sie kurz inne und drehte sich schließlich nochmal zu den beiden um. Ihr Gespräch war – ganz offensichtlich – noch nicht zu Ende. Sie wollte sich zurückziehen, da um nicht noch weiter zu stören. Selbstverständlich war die Botschafterin so höflich und sagte ihr, dass sie nicht gehen musste.

Zasuna dachte zwar einen Moment darüber nach, zog dann schließlich aber doch ihren Mantel an und lächelte freundlich. In der rechten Hand hielt sie noch immer den Holocronwürfel. Natürlich konnte sie auch bleiben. Aber die beiden hatten sich bestimmt einiges privates zu erzählen was die Padawan nichts anging. Während ihrer Ausbildung bei den Luka Sene war der Rückzug zur Lehre und Meditation stets sie beste Fluchtmöglichkeit gewesen. Die Miraluka zog ihren Mantel zu und verbeugte sich zum Abschied abermals.


„Vielen Dank für euer Angebot, aber ich möchte wirklich gerne erst noch ein wenig lernen. Wenn ihr möchtet können wir aber gerne nachher zusammen essen. Sagen wir… etwa in einer Stunde?“

Dadurch hatte sie dann endlich etwas Zeit sich das Holocron näher anzuschauen und die Botschafterin und [Color= RoyalBlue]Adrian[/color] konnten schon mal ein paar private Dinge austauschen. Eigentlich eine ganz gute Lösung. Da keiner etwas dagegen einzuwenden hatte sahen die beiden das scheinbar genauso.

Adrian, wenn ihr schon bestellen möchtet… nehme ich einfach das gleiche wie gestern.“

Und damit natürlich auch das gleiche wie immer. Sie war wenig experimentierfreudig, vor allem was das lokale Essen anging. Essen war wirklich ein Kulturgut, das sich von Planet zu Planet sehr stark veränderte. Jedenfalls bereiteten die Miraluka ihr Essen definitiv anders zu, als das hier geschah. Sie war nicht unbedingt wählerisch, aber dennoch hatte es einige Tage gedauert, bis sie ein passendes Gericht gefunden hatte. Natürlich waren die Möglichkeiten der Köche nach der Zerstörung der gesamten Infrastruktur auch begrenzt. Nachdem nun schon ein paar Tage vergangen waren fand Orsikos aber nun so langsam auch wieder zu einem geordneten Tagesablauf zurück. Die Verletzten waren versorgt, die Straßen freigeräumt und vielerorts hatte man bereits mit dem Bau neuer Häuser begonnen.

Mit schnellen Schritten trugen ihre Stiefel sie über den Steinboden zur Tür, die mit einem leisen Zischen zur Seite glitt und sie nach draußen auf den Flur entließ. Sie blickte sich nach beiden Seiten und erblickte sofort einen Kel’dor, der neben ihrer Tür Stellung bezogen hatte. Sie ging davon aus, dass es sich um einen der Begleiter der Botschafterin handelte. Zumindest wirkte er nicht irgendwie ertappt, erschrocken oder sonst in irgendeiner Form bösartig bedrohlich auf sie.

Sie nickte nur einmal kurz und ging dann zu dem Lift. Dabei handelte es sich nicht um eines der neuartigen Geräte, wie sie in den Holofilmen in den Raumschiffen und auf Coruscant immer vorkamen, sondern offensichtlich um einen eher altertümlichen Fahrstuhl, vermutlich mechanisch mit einem Stahlseil oder so ähnlich. Ob der Lift bei der Naturkatastrophe auch Schaden genommen haben mochte? Wie auch immer, Zasuna entschied sich letztendlich dann doch für die Treppe. Sie ging noch zwei Stockwerke nach oben und stand dann schließlich auf dem Dach des Gebäudes. Es war dunkel geworden, eine dichte Wolkendecke hing über der Stadt. Glücklicherweise war es noch nicht allzu kalt. Zwar hätte sie es vorgezogen, sich auf irgendeiner Wiese, in einem Wald oder am Strand – jedenfalls irgendwo in der freien Natur – mit ihrem Studium zu beschäftigen, allerdings waren alle ihr bekannten derartigen Örtlichkeiten gerade zu weit entfernt.

Die Miraluka atmete einmal tief durch, genoss die frische Luft und kniete sich dann schließlich auf den Boden. Mit beiden Händen stellte sie das Holocron vor sich ab und aktivierte es dadurch, dass sie mit Hilfe der Macht den im Würfel angebrachten Schalter betätigte. Umgehend erschien in der Luft vor ihr das Bild eines alten, männlichen Miraluka der ihr nur allzu bekannt vorkam. Erstaunt blickte sie auf das Hologramm.


„Meister Joff. Wie ist das möglich?“

Ihr alter Lehrmeister, der nach der Lehre bei der Luka Sene ihre Ausbildung übernommen hatte, stand im Hologramm – soweit sie das sehen konnte, vor seiner Hütte hoch oben in einem der Gebirge auf Alpheridies. Sie hatte ihn nie wirklich danach gefragt, aber man hatte stets gemutmaßt, dass er ein Jedi gewesen war. Auch wenn er nie darüber gesprochen und sein Antlitz über Ashla auch einen tiefen, dunklen Kern in sich hatte.

„Zasuna. Nun, was du hier vor dir siehst ist ein Holocron wie es seit langer Zeit von den Jedi verwendet wird, um das Wissen der großen Meister zu sammeln und für die nachfolgenden Generationen an Jedi verfügbar zu machen. Dennoch, du redest nur mit einem programmierten Abbild meines Ichs, nicht mit mir persönlich. Ich, beziehungsweise dieses Holocron, mag einige Antworten auf deine Fragen haben. Aber es wird auch Fragen geben, auf die das Holocron aufgrund seiner Programmierung dir keine Antworten geben kann. Wir können alle Gespräche jederzeit unterbrechen und ein andermal fortführen.“

Das Abbild ihres alten Meisters setze sich auf das Stoffkissen auf den Boden. Nun saßen sie sich genauso gegenüber, wie sie es einige Jahre lang jeden Tag mehrmals zur Meditation getan hatten.

„Es freut mich, dich zu sehen. Die Tatsache, dass du das Holocron aktiviert hast lässt mich erahnen, dass du dir meinen Vorschlag wirklich zu Herzen genommen hast und dich auf den Pfad der Weisheit der Jedi begeben hast.“

Sie zögerte kurz und dachte über ihre Antwort nach. Es war irgendwie sehr seltsam. Sie sprach hier mit einem Computerprogramm aber dennoch verhielt es sich verblüffend ähnlich wie ihr damaliger Meister. Er war es gewesen, der sie dazu gedrängt hatte, Alpheridies zu verlassen. Nur wenige Miraluka schlugen jemals diesen Weg ein.

„Ich bin auf Bandomeer gestrandet, Meister. Eine riesige Naturkatastrophe hat viele Lebewesen das Leben gekostet. Aber dann habe ich die Jedi getroffen. Eine Jedi-Rätin persönlich hat mich in den Orden aufgenommen…“

Es sprudelte geradezu aus ihr heraus. Endlich wieder eine Person, die ihr vollkommen vertraut war, die sie verstand und der sie alles erzählen konnte. Auch wenn es letztendlich doch nur ein Programm war. Sie würde ihrem Meister alles erzählen. Auch von ihrer zunächst gescheiterten Meditation.

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Die Tür schloss sich hinter Zasuna und Akemi blieb mit Adrian allein in dem Hotelzimmer zurück. Die junge Botschafterin hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Miraluka gebileben wäre, konnte aber auch nicht leugnen, dass es nett von ihr war, die beiden Freunde alleine zu lassen. Wann immer sie sich sahen hatte Adrian und Akemi einiges aufzuholen, so wie auch jetzt. Akemi ging zu der Couchgarnitur zurück, auf der sie zuvor schon gesessen hatte. Viel Zeit hatten sie nicht an diesem einen Abend. Womit also anfangen? Adrian hatte ihr bereits die wohl größten Neuigkeiten erzählt. Er war zu einem Jedi-Ritter ernannt worden und hatte damit endlich erreicht, worauf er so lange hin gearbeitet hatte. Akemi musste lächeln, als sie daran dachte, wie sie sich damals kennen gelernt und Adrian und Alisah noch Padawane gewesen waren. Akemi hatte als Zimmermädchen in einem Gästehaus gearbeitet. Sie waren alle drei noch ziemlich grün hinter den Ohren gewesen. Umso schöner war es, dass sie noch immer befreundet waren, jetzt wo sie erwachsen waren – oder es allmählich wurden.

“Ich musste gerade an Bothawui denken.“

Sprach Akemi ihren Gedanken schließlich auch laut aus, um Adrian an der Erinnerung teilhaben zu lassen.

“Und unser Kennenlernen.“

Nun zeigte sich auch auf Adrians Gesicht ein deutlich zu erkennendes Grinsen. Es war lustig, darüber zu sprechen und es war schade, dass sie keine Erinnerungsfotos an diese Zeit hatten, so wie Adrian ein Bild von sich und seiner Meisterin mit dem Jedi-Tempel im Hintergrund hatte. Akemi zog ihre Beine hoch, um es sich gemütlicher zu machen.

“Hast du von Alisah gehört?“

Wollte sie wissen. Die Zwillinge hatten auf Malastare ihre Kom-Nummern ausgetauscht und vereinbart, in Kontakt zu bleiben. Akemi hatte das als einziges gutes Zeichen gewertet, abgesehen von der glücklichen Tatsache, dass Alisah noch am Leben gewesen war.

“Ich habe häufig an sie denken müssen, nachdem wir sie gesehen haben.“

Sagte sie.

“Wo sie jetzt wohl ist?“

Es war ein trauriges Thema, noch immer, doch natürlich kam es immer auf, wenn sie zusammen waren. Fast bereute Akemi, dass sie es überhaupt angeschnitten hatte. Aber so gar nicht nach Alisah zu fragen, wäre ihr auch falsch vorgekommen.

“Mein Bruder geht jetzt in den Kindergarten!“

Erzählte sie, das schwerere Thema dann doch lieber vermeidend.

“Der Kleine natürlich, Daiki.“

Akemi grinste. Masao, älter als sie und mitten im Berufsleben, war schon ein klitzekleines bisschen zu groß dafür.

“Er ist erst ein paar Mal dort gewesen, aber es funktioniert gut. Ich glaub, meiner Mutter fällt es schwerer, ihn loszulassen als sie zugeben will, schließlich ist er der Jüngste von uns. Hana wird auch immer selbstständiger. Da bin ich ganz froh drüber. Sie geht jetzt öfter raus mit ihrer Freundin und vergräbt sich nicht mehr so oft in ihrem Zimmer.“

Akemi lächelte. Ihre kleine Schwester war ihr sehr ähnlich, was ihr Äußeres betraf, aber umso unterschiedlicher im Charakter. Während Akemi aufgeweckt und kontaktfreudig war, galt Hana als zurückhaltend und in sich gekehrt. Sie war lieb, eine Seele von einem Kind und gut in der Schule, doch sie blieb lieber für sich. Erst seit sie auf Naboo lebten, blühte sie allmählich auf.

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Sich an die Kindheit zurückzuerinnern, fühlte sich immer ein Stück weit an, wie einen Heile-Welt-Holofilm anzusehen. Obwohl es auch schlechte Zeiten gegeben hatte – rückblickend wirkte alles, wie durch einen Filter betrachtet, irgendwie gut. Einige Erlebnisse stachen natürlich besonders hervor und überstrahlten auch monatelange Perioden von negativen Ereignissen in der Erinnerung problemlos. Ihr Besuch auf Bothawui war so ein Erlebnis. Adrians und Alisahs erstes Aufeinandertreffen mit Akemi. Der Beginn einer Freundschaft, die sich als zäher und langlebiger herausgestellt hatte, als Adrian sich hätte träumen lassen. Jetzt saßen sie hier in einem Hotelzimmer, in einer Krisenregion und trotzdem lächelte Adrian Akemi an. In ihrer Gegenwart konnte er einfach nicht anders.

„Unser Kennenlernen war … lustig.“

sagte Adrian schmunzelnd und versuchte, die Situation von damals in seinem Kopf erneut ablaufen zu lassen.

„Ich habe sofort damit geprahlt, dass wir Zwillinge sind – und Jedi. Das hat ja auch bei dir gezogen. Du warst ganz aus dem Häuschen.“

Er zwinkerte seiner Freundin zu. Heutzutage musste der Umgang mit Jedi für sie schon vollkommen normal geworden sein. Was vielleicht auch daran lag, dass sie sich regelmäßig mit einem von ihnen austauschte. Es war kaum zu glauben, welche Wandlung Akemis Leben vollzogen hatte. Aus dem einfachen Mädchen von Bothawui war eine Frau geworden, die etliche Stationen besucht und viele Erfahrungen in verschiedenen Bereichen gesammelt hatte. Aber auch Adrians Leben hatte sich verändert. Eine der schwerwiegendsten Entwicklungen sprach Akemi, jetzt wo sie alleine waren, auch offen an: Alisah und ihr Verbleib. Wo sie jetzt wohl war und ob sie sich gemeldet hatte, fragte sie ihn. Sie gab zu, oft an Alisah gedacht zu haben, seit Malastare. Adrian zögerte. Es war nicht so, dass er nicht darüber sprechen wollte. Manchmal wollten ihm nur nicht die richtigen Worte einfallen.
Akemi schien sein aufkeimendes Unbehagen zu bemerken und bot ihm ein zweites, wesentlich unproblematischeres, Gesprächsthema an. Ihr kleiner Bruder Daiki ging jetzt in den Kindergarten und ihre Schwester Hana öffnete sich endlich mehr gegenüber anderen Menschen. Akemi schaffte es damit, erneut ein Lächeln auf Adrians Gesicht zu zaubern. Er mochte die Geschichten über ihre Familie, weil sie so schön bodenständig waren und ihn daran erinnerten, was die wichtigen Dinge im Leben waren. Vielleicht gefielen ihm die Erzählungen auch deshalb, weil Akemis Familie intakt war und in der Regel mit alltäglichen Problemen zu kämpfen hatte und weniger mit den großen Dramen der Galaxis – wie dem Kampf zwischen Jedi und Sith. Adrian machte sich gedanklich eine Notiz, die Familie irgendwann einmal besuchen zu müssen. Er hatte schon einiges gehört über Akemis Eltern und Geschwister und gerade Hana war ihm in ihrer Introvertierheit sympathisch. In Akemis Ausführungen über ihre kleine Schwester fand er sich teilweise selbst wieder.


„Das ist schön.“

sagte er schließlich und sprach dann auch seine gedankliche Notiz aus:

„Ich sollte deine Familie wirklich mal mit dir besuchen. Das gefiele mir.“

Das Lächeln auf seinen Lippen hielt nur kurz, dann wurde sein Gesichtsausdruck ernster. Er hatte nicht vor, das Thema Alisah komplett auszusparen. Durch ihren Einsatz auf Malastare verdiente Akemi einfach, auch weiterhin darüber informiert zu werden. Außerdem war sie seine beste Freundin und es gab nicht viel, dass er ihr nicht erzählen würde.

„Wo Alisah ist, weiß ich nicht genau. Sie hat mir allerdings geschrieben. Über sich selbst hat sie dabei aber nichts gesagt. Sie wollte nur nachfragen, ob ich meinen Eltern von ihr erzählt habe – und ob ich ihr Versprechen eingelöst habe.“

Er schürzte die Lippen. Dieses Versprechen seiner Schwester gegenüber war ihm nicht leicht gefallen.

„Und das habe ich. Ich habe meinen Eltern gesagt, es ginge ihr gut. Obwohl das nicht stimmt. Es ging ihr nicht gut. So war zumindest mein Eindruck.“

Ihm entglitt ein Seufzen und er versuchte sich an seinem schwachen Lächeln.

„Viel mehr weiß ich allerdings auch nicht. Sie hat noch gefragt, wie es mir geht – aber das war’s.“

Das war’s. Adrian unterdrückte den Impuls, zu seinem Comlink zu greifen, ihr zu schreiben und sich selbst Lügen zu strafen. Er hatte jetzt die Möglichkeit sie zu kontaktieren, aber genutzt hatte er sie bisher eben so selten, wie seine Schwester. Zwischen ihnen würde es womöglich nie wieder so werden wie damals auf Bothawui. Andererseits war sie seine Zwillingsschwester und das war eine Tatsache, die sich niemals ändern würde.

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Mehr als einen einzigen kurzen Austausch hatte es bisher nicht zwischen Adrian und seiner Schwester gegeben. Aber das war besser als gar nichts, versuchte Akemi die Sache positiv zu sehen. Sie hatten gewusst, dass sich nicht innerhalb von wenigen Tagen alles zum Guten wenden würde. Alisah war nicht mit ihnen zurück gekommen und das allein hatte ihnen gezeigt, wie sehr sie sich von ihnen entfernt hatte und wie schwierig es werden würde, auch in Zukunft weiter zu ihr vor zu dringen. Dass es ihr nicht gut gegangen war, als sie sie auf Malastare getroffen hatten, war nicht nur Adrians Eindruck gewesen, dennoch hätte es weit schlimmer sein können, dachte Akemi.

“Ich denke, du hast deinen Eltern schon das Richtige gesagt.“

Versuchte sie ihren Freund aufzubauen.

“Es ging ihr nicht so gut, wie es ihr hätte gehen können, wenn sie mit uns gekommen wäre, aber entsprechend den Umständen, in denen sie sich befand, ging es ihr nicht so schlecht... oder?“

Versuchte sie ihre Gedanken in Worte zu fassen und rieb sich die Nase. Das hatte ein wenig umständlich geklungen.

“Ich mein, wir können froh sein, dass sie gesund war, oder nicht? Selbst das war ja lange Zeit nicht klar.“

Sie sah Adrian an und fand, das dies viel wert war. So gesehen hatte er seinen Eltern genau die Wahrheit gesagt. Keiner von ihnen hatte erwarten können, Alisah glücklich und lachend über eine grüne Wiese laufen zu sehen. Das war ein Bild, das dann doch eher nach Naboo passte und Akemi direkt wieder an ihre eigene Familie denken ließ. Adrian war immer interessiert an ihrem Leben dort.

“Du weißt, dass du mich jederzeit auf Naboo besuchen kannst.“

Lud sie ihn ein.

“Ich glaube, meine Mutter würde dich auch gerne mal kennen lernen. Und Hana sowieso.“

Lachend verdrehte Akemi die Augen. Ihre träumerische kleine Schwester – die sich nicht weniger romantische Geschichten ausdachte wie Akemi in ihrem Alter – fragte oft nach Adrian, von dem sie wusste, dass Akemi mit ihm befreundet war und dass er ein Jedi war. In Hanas Vorstellung musste er riesig groß, gutaussehend und stark sein. Hoffentlich wusste sie, dass Jedi keine silbernen Rüstungen trugen und nicht in prunkvollen Schlössern wohnten. Akemi musste lachen. Wahrscheinlich war Hana das bewusst. Sie war klug und belesen, aber eben eine Träumerin, wie die meisten Mädchen in ihrem Alter.

“Gib mir einfach Bescheid, wenn du mal frei bekommst.“

Führte die Schauspielerin ihren Gedanken zu Ende. Mein Kalender ist immer voll, aber Venecia ist unschlagbar darin, ihn so umzuräumen, dass immer noch etwas dazwischen passt.“

Lobte Akemi ihre Assistentin und lehnte sich in dem bequemen Sofa zurück. Ein Piepen ließ sie beide zeitgleich einen Blick auf ihre Komlinks werfen.

“Deins.“

Grinste sie, die keine Veränderung in ihrem Posteingang bei sich entdeckt hatte und gab Adrian Gelegenheit, die neu eingetroffene Nachricht zu lesen. Der ruhige Abend gefiel ihr, auch wenn sie nichts Besonderes unternahmen. Wenn man sich so selten sah, genügte es vollkommen, wenn man zusammen saß und miteinander die neuesten Gegebenheiten austauschte. Sich auf den aktuellen Stand brachte. Zeit miteinander zu verbringen, das war das Wichtigste, ergal, wie man sie letztendlich ausfüllte.

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Akemi auf Naboo zu besuchen wäre wirklich eine willkommene Abwechslung. Er war sich nur noch nicht so sicher, wie die Urlaubsaufteilung eines Jedi-Ritters funktionierte. Als Padawan war das immer ganz einfach gewesen, aber jetzt war er für sich selbst verantwortlich – gleichzeitig aber auch für den Orden und irgendwie für alle Lebewesen in Not. Das konnte eine ziemliche Last auf so unerfahrenen Schultern sein. Adrian konnte noch nicht einschätzen, inwieweit er sich dieser Verantwortung mit ruhigem Gewissen für einen längeren Zeitraum entziehen konnte. Vielleicht stellte ihre Situation hier auf Bandomeer aber eine gute Parabel für das ganze Leben eines Jedis dar. Sie begannen morgens mit ihrer Arbeit und halfen, wo sie konnten, aber nach zehn Stunden im Einsatz wussten sie alle um ihre schwindenden Kräfte und mussten eine Pause einlegen. Sie mussten pausieren, obwohl sie sich alle der Notleidenden bewusst waren, denen es in den Momenten, wo sie sich regenerierten, weiter schlecht ging. Doch es ging nicht anders. Auch ein Jedi brauchte diese Pausen, ansonsten würde er nicht lange helfen können. Ein Urlaub wäre also etwas Ähnliches. Eine längere Regenerationspause, damit Einsätze wie hier auf Bandomeer dauerhaft durchgestanden werden konnten.

„In Ordnung.“

sagte Adrian schließlich lächelnd. Damit stand es für ihn fest: Er würde Akemi einen Besuch abstatten, sobald es ging. Nur wie bald das war, vermochte er noch nicht zu sagen. Vermutlich musste er sich dafür erst einmal mit Chesara kurzschließen und das hieß, er konnte erst einen genaueren Plan machen, wenn sie wieder beide auf Lianna waren.
Das Piepen eines Comlinks hinderte ihn daran, diese Gedanken Akemi gegenüber auszuformulieren. Verwundert sah er zu dem kleinen Couchtisch, auf dem sein Com lag. Bevor er erspähen konnte, ob dort eine Nachricht eingetroffen war, hatte Akemi ihr eigenes Gerät bereits kontrolliert. Es war seins, stellte sie knapp fest. Adrian griff nach dem Com und sah auf den Absender, neben dem kleinen Icon für eine neu eingetroffene Nachricht. Seine Augenbrauen zogen sich unwillkürlich zusammen und er zögerte, sie zu öffnen. Stattdessen warf er Akemi einen unsicheren Blick zu.


„Von meinem Vater.“

Sein Vater meldete sich doch nie bei ihm. Wieso jetzt? Was war passiert? Irgendetwas mit Alisah? Hatte er sich doch noch auf die Suche nach ihr gemacht und war dabei mit Sith aneinander geraten? Oder hatte er Alisah in einem beunruhigenden Zustand vorgefunden? Adrian brannte darauf es zu erfahren, hatte aber gleichzeitig ein ungutes Gefühl dabei. Langsam führte er seinen Daumen zu dem Nachrichtenicon und drückte dann auf „öffnen“. Die Buchstaben bauten sich unschuldig vor ihm auf und seine Augen nahmen jeden einzelnen von ihnen langsam auf. Buchstaben formten Worte, Worte formten Sätze und Sätze formten Sinn.
Sinn der keinen Sinn ergab. Seine Gedankengänge kamen zum Erliegen, nur seine Augen bewegten sich motorisch über die Zeilen hinweg. Unten angelangt, begannen sie oben erneut. Buchstabe für Buchstabe. Der Sinn erschloss sich ihm nicht. Gleichzeitig war einem Teil von ihm auf unangenehme Weise sehr bewusst, was die Nachricht seines Vaters bedeutete. Dieser Teil schien dafür verantwortlich seine Lippen zu bewegen und Worte zu formen. Der Rest war … wie paralysiert.


„Meine Eltern haben sich getrennt.“

Der Ton seiner Stimme war ausdruckslos. Was hieß das? Was sollte das heißen, seine Eltern hatten sich getrennt? Seine Eltern waren nie zusammen gewesen – und dann doch. Und irgendwie hatte er sich daran gewöhnt. Seine Mutter hatte einen neuen Mann? Und sein Vater? Eine neue Frau? Was sollte das heißen, er konnte sich melden, wenn er darüber reden wollte? Was war mit seiner Mutter? Warum meldete sie sich nicht? Was sollte das alles? Das ergab überhaupt keinen Sinn.
Sein Kopf war wie blockiert. Die klaren Gedanken wollten ihm einfach nicht kommen. Die Gedanken, die allem einen Sinn verliehen, die alles ordneten, die ihn verstehen ließen. Adrian hielt Akemi das Comlink hin, sodass sie die Nachricht ebenfalls lesen konnte. Mit großen unsicheren Augen sah er sie an. Sein fragender Blick erwartete von ihr eine Antwort darauf, was er von all dem halten sollte.


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Schon während Adrian die Nachricht las, wusste Akemi, dass etwas nicht stimmte. Er hatte noch nichts gesagt, doch sein Gesicht und seine Körperhaltung hatten sich merklich verändert. „Was ist los?“, wollte Akemi fragen, tat es jedoch nicht. Stattdessen sah sie ihn abwartend an, auf ein Zeichen von ihm wartend. Als dieses kam, war es nicht, womit sie gerechnet hatte. Ihre erste Vermutung war gewesen, dass etwas Schlimmes geschehen war. Akemi dachte immer zuerst an Tod. Wenn jemand gestorben war, das war schlimm, oder auch, wenn sich jemand verletzt hatte oder krank geworden war. Solche Dinge eben. Eine Schreckensnachricht dieser Art blieb jedoch aus und das bedeutete im ersten Moment Erleichterung. Dennoch war es kein Grund zur Freude. Es war etwas geschehen, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Adrians Vater hatte ihm geschrieben - Exodus Wingston, den Akemi nur aus Erzählungen kannte – und er teilte ihm mit, dass er und Adrians Mutter sich getrennt hatten. Akemi saß neben Adrian, ohne dass sie wusste, was sie hätte sagen sollen. Der Raum schien plötzlich ganz still zu sein und Akemi wurde sich plötzlich den Geräuschen des Raumhafens bewusst, die von draußen zu ihnen herein klangen und die sie noch vor ein paar Sekunden überhaupt nicht wahr genommen hatte. Eltern trennten sich nicht. Eltern, das waren die festen Grundpfeiler jeder Familie, die nichts erschüttern konnte und auf denen alles aufbaute. Im Hause der Akanatos war das so. Akemi dachte an ihren Vater und an ihre Mutter, die untrennbar zueinander gehörten. Eine Ehe, hatte Miu Akanato ihren Kindern beigebracht, war etwas Heiliges und Scheidung nur verbreitet unter den Sündern dieser Galaxis.

Was aber dachte Adrian? Welche Reaktion riefen die Worte seines Vaters in ihm hervor? Adrian war nie gut mit ihm ausgekommen und Akemi war sich unsicher, was er jetzt dachte. War er froh, weil er seinem Vater seine Vergangenheit doch nie ganz hatte verzeihen konnte und hoffte, seine Mutter wäre nun besser dran? Oder war er traurig, weil damit auch die letzte Hoffnung auf ein normales Familienleben zerstört worden war? Die Schauspielerin rutschte unsicher auf dem Sofa hin und her, das Komlink mit der noch geöffneten Nachricht noch in den Händen.


“Das ist… keine schöne Nachricht.“

Entschied sie sich schließlich zu sagen und sah Adrian geknickt an. Einem Freund beizustehen bedeutete in erster Linie, ihn zu unterstützen und ihm Loyalität zu beweisen. Nur wusste Akemi in diesem Moment nicht, welche Art der Unterstützung Adrian am liebsten war. Vielleicht wusste er es in diesem Moment selbst nicht einmal. Unter Mädchen war es ganz einfach, wenn es um die typischen Themen wie Liebe, Klamotten oder Freundschaften ging: wurde die beste Freundin von einem Mann betrogen, schimpfte man auf ihn. Trug die beste Freundin das gleiche Kleid wie ein anderer Partygast, versicherte man ihr, wie viel besser sie darin aussah. Stritt sich die beste Freundin mit ihrem Friseur, weil er eine andere Kundin ihr vorgezogen hatte, ließ man die eigenen Termine ebenfalls allesamt streichen, um ihn zu boykottieren und nie wieder ein Wort mit ihm zu sprechen. Solche Fälle, dachte Akemi, waren einfach zu handhaben und klar definiert. Loyalität war wichtig. Doch wo war die Loyalität in Adrians Fall? Wo lag seine Loyalität? Bei seiner Mutter… oder bei seinem Vater? Musste er überhaupt eine Seite einnehmen oder lief es am Ende ohnehin darauf hinaus, selbst wenn er sich Mühe gab es zu vermeiden?

“Tut mir Leid, dass es dazu gekommen ist.“

Akemis Stimme klang mitfühlend.

“Ich schätze, das hast du nicht kommen sehen – oder?“

Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es war, wenn sich die eigenen Eltern trennten. Es musste ein Betrug an der kompletten eigenen Kindheit und an all den Werten sein, die man vermittelt und vorgelebt bekommen hatte. Zumindest bei Akemi hätte es sich vermutlich so angefühlt. Bei Adrian war auch das anders. Er war nicht, so wie sie, in einer gesunden, heilen Familienwelt aufgewachsen. Sein Vater war immer fort gewesen, hatte sich nie um ihn gekümmert. Adrian hatte immer nur seine Mutter gehabt und seinen Großvater. Dennoch bedeutete das nicht, dass es ihm deswegen weniger weh tat.

“Was glaubst du, was vorgefallen ist?“

Fragte sie, beugte sich nach vorne und legte das Komlink auf dem niedrigen Beistelltisch ab. Sie hätte verstanden, wenn Adrian nicht darüber reden wollte, andererseits war es wahrscheinlich besser, wenn er es tat.

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Meister Joff sah sie an. Zumindest konnte man das vermuten. Es war ein Hologramm, ein Abbild, und nicht ihr Meister persönlich. Während sie alles geschildert hatte, was in den vergangenen Wochen geschehen war, hatte Zasuna diesen kleinen Unterschied nur allzu gerne mehrere Male vergessen. Aber auch wenn man davon absah, dass es sich um ein Hologramm handelte:
Meister Joff hatte auf Alpheridies nie eine Augenbinde, Brille oder ähnliches vor seinen leeren Augenhöhlen getragen. Sie als Miraluka störte das nicht. Für sie war das ein Zeichen der Vertrautheit. Ihr Meister hatte sich ebenso wie seine ehemalige Schülerin niedergekniet und wartete einige Sekunden. Sie hatten bereits ein wenig zusammen meditiert. Nicht so tiefgehend wie Adrian ihr das gezeigt hatte. Aber immerhin so weit, dass sie wieder etwas zu ihrer inneren Ruhe zurück gefunden hatte. Es sollte nicht zu viel Zeit vergehen, bis sie wieder auf das Zimmer ging.


„Nun, Zasuna, ich verstehe deine Situation. Die Lehren der Jedi wird dir nur dein späterer Meister beibringen können. Aber es gibt einiges an Wissen, welches ich mit dir teilen möchte. Ich denke, du bist bereit für einige Dinge, über die du in den nächsten Tagen nachdenken solltest. Solltest du Fragen haben, da bin ich mir sicher, kannst du dich auch an Jedi Adrian wenden.“

Sie nickte. Beide Hände ruhten mit den Handflächen nach unten auf ihren Oberschenkeln, während sie auf dem steinernen Boden kniete. Das Bild veränderte sich nun, Meister Joff verstand und zeigte stattdessen drei sich im Kreis drehende Säulen. Jede Säule trug ein anderes Symbol.

„Man spricht von den drei Säulen der Jedi. Die Macht, Wissen und Selbstdisziplin. Aber über allem steht der Jedi-Kodex. Ich bin mir sicher, du hast die Worte schon einmal gehört. Aber dennoch besteht die täglich wichtigste Aufgabe für jeden Jedi darin, sich über den Kodex Gedanken zu machen und zu fragen, ob man ihn tatsächlich versteht und immer danach handelt. Er gilt als grundlegende Philosophie der Jedi und zeigte ihre Verbindung und Verhalten zur Macht. Ganz ähnlich der Lehren, die die bei den Miraluka zu teil wurden. Glücklicherweise gibt es da viele Überschneidungen und wenig… Gegensätzliches. Aber dennoch, wenn du eine Jedi werden möchtest, musst du immer und zu jeder Zeit nach diesem Kodex leben und handeln. Es wird der Punkt kommen, an dem du dich entscheiden musst, ob du nun eine Sene Seeker oder eine Jedi bist.“

Die Säulen verschwanden und in Miralukese schweben nun fünf kurze Sätze vor ihr in der Luft. Ehe Zasu sich darauf konzentrieren konnte, frage sie sich, was ihr Meister tatsächlich damit gemeint hatte. Noch immer hatte er ihr nicht gesagt, ob er tatsächlich ein Jedi gewesen war. Die Tatsache, dass er so viel über sie wusste sprach dafür. Als einer der wenigen Miraluka hatte auch er vor ihr Alpheridies bereits verlassen. Aber vielleicht war er - genau wie er es ihr gerade prophezeit hatte – irgendwann an diesen Punkt gekommen, wo er sich entscheiden musste. Heute lebte er alleine irgendwo in den Bergen. Irgendetwas musste da schon geschehen sein.

Sie schaute nochmal auf die fünf Sätze noch ohne sie verstehen zu können ging es ihr zunächst nur darum, sie sich einzuprägen. Es war ein altertümliches Miralukese, ohne ihre Ausbildung bei den Luka Sene hätte sie es nicht verstanden.

Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden. Es gibt keine Ignoranz, es gibt Wissen. Es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit. Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie. Es gibt keinen Tod, es gibt die Macht.

Das war… tatsächlich nicht einfach. Die Stimme ihres Meisters meldete sich nochmals zu Wort.


„Ich möchte, dass du darüber nachdenkst und auch mit Jedi Adrian darüber sprichst. Das nächste Mal erzähle ich dir dann etwas über die drei Säulen der Jedi.“

Von einem Moment auf den anderen verschwand das Holobild und es wurde still um sie herum. Lediglich etwas Lärm von der Straße drang zu ihr hinauf. In weiter Ferne vernahm sie sogar ein landendes oder startendes Raumschiff.

Es gibt keinen Tod, es gibt die Macht. Sie wusste noch nicht, ob es fünf einzelne Sätze waren oder ob sie einen sinnhaften Zusammenhang sehen sollte. Aber dieser letzte Satz war für eine Miraluka auf jeden Fall am einfachsten zu verstehen. Der Tod war nicht das Ende von allem. Ashla wachte über sie und Ashla führte ihren Weg. Gerade deshalb war es so wichtig für sie, dass alle Mirlakuka auf diesen Weg blieben. Vom Weg abgekommenen wieder ins Licht zu verhelfen war ihre Aufgabe als Sene Seeker. Wenn eine Rasse verstand, dass die Macht sie alle umgab, dann waren es die Miraluka. Alles wurde von der Macht durchflutet und durchströmt. Und das galt nicht nur für die räumlichen, sondern auch für die zeitlichen Dimensionen. Gerade durch ihren Traum bei der Meditation hatte sie das nochmal am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Der Satz davor, wenn gleich deutlich schwieriger, hing damit nach ihrem Verständnis auch zusammen. Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie. Es gibt kein Zufall, es gibt daher auch kein Chaos. Die Macht ist die regelnde und sortierende Kraft. Erst wenn man sich mit der Macht in Einklang brachte, so konnte man ihre Harmonie erspüren. Auch dieser Satz glich den miralukesischen Sprichwörtern. Dennoch würde sie Adrian auf sein Verständnis dieser Dinge ansprechen müssen.


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Akemis nachdenkliche Fragen stießen bei Adrian einen Gedanken nach dem anderen an, wie Dominosteine, bei denen ein einzelner ausreichte, um eine Kette von Steinen umkippen zu lassen. Hatte er die Trennung seiner Eltern kommen sehen? Nein. Auch wenn er nicht auf eine Kindheit mit einer harmonischen Elternbeziehung zurückblicken konnte, war er insgeheim – wie wohl alle Kinder sich trennender Eltern – davon ausgegangen, dass diese Beziehung ewig halten würde. Er hatte seinem Vater sogar mittlerweile abgenommen, dass er sich ändern wollte. Der Wille war erkennbar gewesen. Und jetzt hatte seine Mutter einen anderen Mann und lebte nicht mehr im Penthouse. Was glaubte er, das vorgefallen war, hatte Akemi gefragt. Adrian unterdrückte ein Schulterzucken. Es konnten etliche Dinge vorgefallen sein. Von einem Rückfall seines Vaters, über einen großen Streit bishin zu … tja, bis zu was? Es fiel ihm schwer, Situationen zu ersinnen, in denen seine Mutter die schuldige war. Seine Mutter war immer so gut, so herzlich, so sorgend, so verzeihend. War auch ihr Maß irgendwann voll? Was hatte Exodus gemacht? Hatte er etwas gemacht? War das vielleicht einfach der Lauf der Dinge? Wenn die Kinder aus dem Haus waren, orientierten sich manche Eltern eben um, wollten noch einmal richtig leben.
Aber ohne ihn.
Seine Mutter hatte das Penthouse verlassen, seine Kinderstube und seinen Rückzugsort. „Zuhause“ war nicht nur einfach ein Ort. Zuhause das bedeutete auch Stillstand der Zeit. Man konnte jederzeit zurückkehren und es würde noch genauso sein, wie man es verlassen hatte. Das eigene Leben mochte schnell und unbeständig sein – zuhause war es nicht. Eigentlich.


„Mhh.“

machte Adrian und fuhr sich unsicher durch die Haare.

„Ich schätze mal sie haben gestritten. Oder sich einfach umorientiert. Sie haben früher schon nicht über alle Hindernisse hinweg zueinander gehalten, sondern ihre Leben unabhängig voneinander gelebt. Vielleicht war das ganz natürlich so. Vielleicht waren nur Alisah und ich der Grund, dass sie überhaupt zurück zu einander gefunden haben – und jetzt sind wir eben nicht mehr da.“

Er zuckte mit den Schultern und war sich nicht sicher, ob er seine eigenen Worte glauben sollte. Sie machten es weder besser noch schlechter. Wie fand er die ganze Sache überhaupt? Akemi hatte gesagt, es täte ihr Leid. Gab es einen Grund dafür?

„Ich fühle mich irgendwie betrogen.“

sagte er plötzlich und beantwortete damit seine eigene gedankliche Frage. Diese Trennung war keine gute Sache. Ganz und gar nicht.

„Ich kenne das Gefühl von harmonierenden Eltern ohnehin kaum. Sie sind gut klar gekommen, die letzten Jahre, das schon. Aber ich verbinde mit meiner Kindheit keine Ausflüge mit der ganzen Familie, keine Fotos an der Wand, mit Vater, Mutter und Kindern. Jetzt ist alles auf Anfang … irgendwie. Was aber anders ist: Meine Mutter ist ausgezogen.“

Hilflos hob er die Schultern und sah weg. Seine Augen sahen nicht die Wände des Hotelszimmers, sondern das leere Penthouse hoch über Coruscant.

„Ich bin dort aufgewachsen. Wenn ich jetzt nach Coruscant zurückkehre, wird meine Mutter nicht da sein. Egal was zwischen meinen Eltern vorgefallen ist: Meine Mutter nimmt mir damit ein Stück Kindheit.“

Nach alldem, was seine Mutter für ihn und Alisah getan und mit ihnen durchgemacht hatte, war das eine harte und undankbare Aussage. Adrian wusste das. Dennoch füllte sich sein Herz mit Trauer, je mehr er sich mit dem Gedanken vertraut zu machen versuchte. Seine Kindheit war endgültig zuende. Und in diesem Moment fiel es ihm leicht, die Schuld daran seiner Mutter zu geben.

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“Umorientiert?“

Wiederholte Akemi fragend, wie um sicher zu gehen, dass sie Adrian richtig verstanden hatte. Dabei war sie sich sicher, dass sie das hatte, nur klangen ihr seine Worte so fremd, dass es ihr schwer fiel, zu glauben, dass er sie tatsächlich in diesem Zusammenhang ausgesprochen hatte. Akemi hatte selbst gescheiterte Beziehungen hinter sich. Cris hatte sie verlassen. Zwischen Richard und ihr hatte es nicht funktioniert. Sie hatte eine Entscheidung für ihr Leben getroffen, die er nicht mit tragen konnte. Der Unterschied war: sie waren nicht verheiratet gewesen. Paare trennten sich, ja. Nicht jede Beziehung war für die Ewigkeit bestimmt. Doch eine Ehe... eine Ehe war etwas anderes. Und wenn man eine Familie zusammen hatte, gemeinsame Kinder...

“Es hat bestimmt einen Streit gegeben.“

Pflichtete sie Adrians erster Vermutung bei, in erster Linie weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass eine Ehe einfach so auseinander glitt wie zwei ruhig auf dem Wasser dahin treibende Boote, die die Strömung aus unerklärlichen Gründen in unterschiedliche Richtungen trieb. So etwas durfte nicht passieren, sagte eine Stimme in Akemis Kopf, die sich ganz nach der Stimme ihrer Mutter anhörte. Die junge Schauspielerin nagte an ihrer Unterlippe. Sie war erzogen worden, andere nicht zu verurteilen, doch diese Lehre biss sich oft mit den strengen Ansichten, die ihr ebenfalls vermittelt worden waren. Die eigene Mitte zu finden, war da nicht immer einfach. Sie griff wieder nach dem Komlink, um die Nachricht noch einmal zu lesen. Sie war nicht lang und bestand aus ein paar einleitenden Worten, einer längeren Schlussformel und einem Kern, der an sich nur sehr kurz, sehr direkt und sehr deutlich war. So deutlich, dass es Akemi wunderte, dass sie ihn erst jetzt wirklich begriff: „Deine Mutter und ich haben uns getrennt.“, hatte Exodus Wingston geschrieben. „Sie lebt jetzt bei einem anderen Mann und nicht mehr in unserem Penthouse.“

“Adrian...“

Akemi sah auf und ihr Blick war so schuldig, als wäre sie selbst diejenige, die etwas falsch gemacht hatte. Unsicher umschloss sie Adrians Komlink mit beiden Händen.

“Hast du gelesen, dass deine Mutter bei einem anderem Mann lebt?“

Wie konnte das sein? Wie konnte sie nur? Sie musste doch wissen, dass das falsch war! Wie konnte sie das ihren Kindern antun und ihrem Mann, der sie doch brauchte, nach allem was er durch gemacht hatte? Wenn Exodus Wingston, der endlich geschafft hatte seinen Weg in ein richtiges, ehrliches Leben zurück zu finden, nun seinen vermutlich stärksten Halt verlor... was hatte das für Folgen für ihn? Adrians Mutter war rücksichtslos gewesen, an all diese Dinge nicht zu denken, oder nicht?

“Das war also der Auslöser. Sie hat deinen Vater betrogen und...“

Akemi brach ab, unsicher ob sie so weit gehen durfte solche Dinge zu sagen. Eigentlich wollte sie es auch gar nicht sagen. Den Rest konnte Adrian sich denken. Es war mehr als eindeutig. Hastig legte Akemi das Komlink ein zweites Mal zurück auf den Tisch. Sie wollte Yuna Reven nicht verurteilen. Das stand ihr nicht zu. Und trotzdem wusste sie, dass ihre Mutter so etwas niemals getan hätte und niemals tun würde. Ganz sicher nicht. Was Adrian betraf, so war Akemi überrascht über seine Reaktion. Er hatte gesagt, dass er sich betrogen fühlte, auf der anderen Seite hatte er seine Worte jedoch auch abgeschwächt, indem er zugegeben hatte, ohnehin nie eine richtige Familie gekannt zu haben. So wie er es sagte, schien es also für ihn weniger schlimm, als es bei Akemi vermutlich der Fall gewesen wäre oder bei jedem anderen, der eine intakte Familie gewohnt war. Trotzdem, es konnte nicht leicht für ihn sein.

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„Was?!“

Ein ungläubiges und freudloses Grinsen zuckte in Adrians Mundwinkeln. Akemi lag mit ihrer Schlussfolgerung völlig daneben. Den Name seiner Mutter und das Wort „Betrug“ in einem Satz zu nennen, war einfach … absolut undenkbar. Adrian zog unzufrieden die Augenbrauen zusammen, während das falsche Grinsen wieder aus seinen Zügen verschwand. Er hatte die Puzzle-Teile doch schon richtig zusammengesetzt. Sein Vater und seine Mutter hatten sich auseinandergelebt und sich getrennt. Danach hatte seine Mutter dann einen anderen Mann kennengelernt und war zu ihm gezogen. So einfach war das. Er war zwar enttäuscht und verletzt, weil seine Mutter weggezogen war, aber das war noch lange kein Grund ihr so etwas anzudichten. Es gab keine Drama-Geschichte mit Betrug und –
Adrian brach den Satz innerlich ab. Es war ein merkwürdiger und irgendwie falscher Gedanke, seine Eltern so zu sehen. Wie normale Menschen, die normale Fehler begingen und normale Probleme hatten. Eltern machten keine Fehler oder zumindest seine Mutter tat das nicht. Und seinen Vater zu betrügen war schlichtweg falsch. Jeder Betrug war falsch. Deshalb hatte sie es nicht tun können. Es war so, wiederholte er credoartig in Gedanken, dass sie sich schlichtweg getrennt hatten. Danach hatte sie dann diesen anderen gesichts- und namenlosen Mann kennengelernt. So war es gewesen. Oder nicht?


„Gib bitte noch einmal her.“

sagte Adrian mit einer Spur Unsicherheit in der Stimme zu Akemi und ließ sich das Comlink reichen. Dann wanderten seine Augen erneut über die Zeilen. Und erneut. Mit jedem weiteren Lesen der kurzen Nachricht, schien sich sein Hals ein Stück weiter zuzuschnüren. „Deine Mutter und ich haben uns getrennt. Sie lebt jetzt bei einem anderen Mann und nicht mehr in unserem Penthouse.“ Das waren die Worte seines Vaters gewesen. Klang das nach Betrug? Klang es nach einvernehmlicher Trennung? „Es ist keine schöne Nachricht … aber ehrlich gesagt fällt mir nichts ein, was die Sache besser machen würde.“ Eine einvernehmliche Trennung? Wenn es so gewesen wäre, hätte sein Vater das doch auch einfach erwähnen können. Ein kurzer Satz dazu und Adrian hätte Gewissheit gehabt. Dieser Satz fehlte. Nur ein bitterer Unterton war aus der Nachricht herauszulesen. Es war keine schöne Sache, hatte sein Vater geschrieben. Keine schöne Sache …

„Oh nein …“

flüsterte Adrian und seine Augen weiteten sich. Das Schlucken fiel ihm schwer und wieder schienen seine Gedanken vollständig zu erlahmen. Akemi lag mit ihrer Schlussfolgerung völlig richtig.

„Sie hat meinen Vater betrogen.“

Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Den Mund leicht offen und die Augen weit aufgerissen, blickte er unsicher zu Akemi. Seine Mutter … Yuna Reven: Sie hatte seinen Vater mit einem anderen Mann betrogen. Sie hatte etwas unfassbar Falsches gemacht – seine Mutter! Wie konnte sie nur?! Wie ging das überhaupt? Wie konnte so etwas passieren?!

Scheiße.“

fluchte er matt und wandte seinen Blick für einen Moment ab, weil er fürchtete, dass seine Augen feucht wurden. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Seine Mutter war fremdgegangen – seine eigene Mutter! – und ausgezogen und hatte noch nicht einmal die Courage es ihm zu sagen. Traurig presste er die Lippen aufeinander und blinzelte so, als hätte er etwas im rechten Auge. Es war gut, dass Akemi da war. Aber die Blöße geben wollte er sich auch nur ungern. Er war jetzt ein Jedi-Ritter. Welcher Jedi-Ritter vergoss schon Tränen über die Erkenntnis, dass die eigene Mutter doch nicht so eine Heilige war, wie er immer geglaubt hatte?

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Akemi hatte das ungute Gefühl, eine Grenze überschritten zu haben. Sie hätte nichts sagen sollen, dachte sie, als sie Adrians Reaktion sah, der ihre Vermutung zuerst abtat, ihr letztlich dann aber doch Recht gab. Gut konnte er sich dabei nicht fühlen. Seine Schultern waren ein wenig nach vorne gesunken und er schien ins Leere zu blicken. Er hatte Recht, wenn er sagte, dass das Leben in seiner Familie ganz und gar nicht einfach war.

“Es tut mir Leid.“

Sagte Akemi leise und ließ dabei offen, ob sie die Situation als solche meinte, oder ihre zu voreilig ausgesprochene Vermutung, die ihr nicht zu stand. Im Grunde tat ihr ohnehin beides Leid. Für sie war es komplett unvorstellbar, dass sich ihre Eltern jemals trennten, trotzdem konnte sie sich ausmalen, wenn auch nur ansatzweise, wie hart sie so etwas treffen würde. Plötzlich keine richtige Familie mehr zu haben – denn nichts anderes war es doch – würde ihr ganzes Leben verändern. Es würde keine gemeinsamen Abendessen mehr geben, keine gemeinsamen Geburtstagsfeiern. Ihre Eltern würden nur noch selten miteinander sprechen und sich meiden, so gut es ging. Hana und Daiki würden von einem zum anderen gereicht werden, oder ihren Vater nur noch sehr selten sehen. Sie alle würden einander verlieren. Akemi schluckte, als sie über die Tragweite einer solchen Trennung nachdachte. Es war für Adrian anders, weil seine Familie ohnehin nie als mustergültig hatte gelten können, doch das bedeutete nicht, dass sich für ihn nichts ändern würde.

“Vielleicht war es auch alles ganz anders.“

Die junge Botschafterin hob unsicher die Schultern. Was sagte die Nachricht von Adrians Vater schon wirklich aus? Man konnte viel hinein interpretieren oder versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen. Aber ob sie dadurch das richtige Bild erkennen konnten, war fraglich. Die Gefahr, dass sie mit ihren Vermutungen völlig daneben liegen würden, war groß. Insofern war Akemi schon jetzt nicht mehr überzeugt von dem, was sie noch vor ein paar Minuten für eindeutig gehalten hatte. Außerdem war jede Erklärung besser als die, die Adrian derart in sich zusammen sinken ließ.

“Wirklich erfahren wirst du es sowieso erst, wenn du mit deinen Eltern sprichst.“

Versuchte sie ihm zu raten, auch wenn sie sich zeitgleich fragte, inwieweit das überhaupt möglich sein würde. Es war eine Sache, wenn sich Eltern in die Beziehungen ihrer Kinder einmischten, doch wenn es anders herum lief, wurde es kompliziert. Akemis Mutter würde so etwas niemals zulassen, das wusste Akemi genau. Sie würde Gespräche dieser Art abblocken oder ignorieren. Aber Adrians Vater hatte es ihm angeboten, nicht wahr? Er hatte geschrieben, dass sie darüber sprechen konnten, wenn Adrian wollte. Eigentlich war das doch ein gutes Zeichen… sofern Adrian überhaupt mit ihm reden wollte.

“Vielleicht solltest du das wirklich machen…also mit deinem Vater reden.“

Akemi sprach zögerlich. Das war ein sehr heikles Thema. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann hatte Adrian sich das letzte Mal, als sein Vater mit ihm hatte sprechen wollen, geweigert, ihn überhaupt zu sehen. Akemi war nicht dabei gewesen, aber er hatte es ihr erzählt, im Nachhinein, zumindest in groben Zügen. Die Beziehung zwischen den beiden war wirklich alles andere als gut. Das Gespräch mit seiner Mutter zu suchen war natürlich ebenfalls eine Option. Akemi wusste nur nicht, ob Yuna Reven überhaupt mit ihrem Sohn würde reden wollen. Sie war aus dem gemeinsamen Zuhause ausgezogen, lebte bereits mit einem anderen Mann zusammen und gemeldet hatte sie sich bei ihrem Sohn auch nicht.

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Die Miraluka schaute kurz auf ihr Chrono und versicherte sich damit, dass ihr noch ein paar Minuten blieben, bis sie wieder zu den beiden anderen zurückkehren sollte. Normalerweise trug sie keine Uhr und schenkte der Zeit auch eher weniger Beachtung. Zeit machen und Zeit haben, das war sowieso alles relativ. Auf Alpheridies hatte sie sich, wenn überhaupt, dann nur am Stand der Sonne orientiert. Aber auch die „Dunkelheit“ der Nacht – wie Menschen das kannten - stellte für die Miraluka kein limitierender Faktor dar. Also hatte sie einfach ganz nach ihrem eigenen Zeitgefühl gelebt und geschlafen, wenn sie müde war. Hier auf Bandomeer hatte sie jedoch schnell gelernt, dass ihr Zeitverständnis nicht unbedingt auch außerhalb von Alpheridies angewendet werden konnte.

Sie dachte weiterhin über die wichtigen Lehrsätze der Jedi nach, welche ihr das Hologramm gerade mitgeteilt hatte. Es gibt keine Ignoranz, es gibt Wissen. Dieser Satz bezog sich ganz explizit auf eine der drei Säulen, die Meister Joff zuvor angesprochen hatte. Wissen war die Grundlage für Verständnis. Das zumindest hatten sie die Luka Sene gelehrt. Nicht umsonst hatte sie schon sehr viel Zeit in Bibliotheken verbracht. Wissen diente auch dazu, sich auf eine Vielzahl an Situationen vorzubereiten. Nicht umsonst hatte sie sich bereits im Voraus so sehr mit der Galaxis außerhalb ihres Heimatplaneten beschäftigt.

Doch je mehr man lernte, desto klarer wurde zudem, wie wenig von der Gesamtheit des Wissens man in dem kurzen Leben einer Miraluka tatsächlich erfassen konnte. Sie wusste darüber Bescheid, dass die Archive der Jedi unendlich viel Wissen umfassten. Und dennoch hatte man den Jedi oft vorgeworfen, ignorant und eingebildet zu sein. Vielleicht beschäftigten sich einige Jedi auch nicht genug mit den Archiven, weil sie es als lästig ansahen. Für sie hingegen gehörte das Lesen und Lernen ebenso zum täglichen Ablauf wie die Aufnahme von Nahrung. Sicher, es gehörte auch ein gewisses Maß an Disziplin dazu. Und das brachte sie zum nächsten Satz des Kodex.

Es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit. Auch hier war die Meditation eines der besten Hilfsmittel, um zur Ruhe beziehungsweise zur Gelassenheit zurück zu finden. Von ihrer Natur her waren sie alle gefühlsgesteuerte Wesen. Doch im der Leidenschaft, die dadurch entstehen konnte, durfte man sich nicht hingeben. Sie hatte zuvor schon von diesem Satz gehört. Es handelte sich dabei wohl um den umstrittensten oder auch interpretationsbedürftigsten Sätze des Kodex. Immer wieder hatte man darüber diskutiert, ob die Liebe nun auf die Leidenschaft zurückzuführen war, die laut diesem Kodex verboten war. Oder war damit etwas anderes gemeint und den Jedi war es erlaubt zu lieben. Ein schwieriger Sachverhalt. Sie kümmerte das im Moment jedoch relativ wenig.

Der Beginn des Kodex, „es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden“, konnte auch damit zusammenhängen. Gefühle waren… schwierig. Man mochte sie als gefühlskalt bezeichnen, aber die Sene Seeker hatten sie stets gelehrt, ihre eigenen Gefühle zu unterdrücken und auf den Willen von Ashla zu hören. Das war alles andere als einfach. Aber wenn man nur dadurch den inneren aber auch den weltlichen Frieden erreichen konnte, dann musste sie das als Ziel und Aufgabe akzeptieren.

Die Miraluka stand auf, nahm das Holocron vom Boden und ließ es in die weite Tasche ihres Umhangs gleiten. Sie ging einige Schritte zum Rand des Daches. Zuerst glitt ihr Blick über die Stadt, in der langsam Ruhe einkehrte. Dann nach draußen in die Ferne. In Gedanken war sie aber noch immer beim Jedi-Kodex. Alles in allem sehr schlüssig und sinnvoll, glücklicherweise auch wieder viele Überschneidungen mit dem bisher gelernten. Vielleich hätte sie die Reihenfolge der Sätze auch geändert. Aber andererseits bildete Zasuna sich auch nicht ein, dass sie die Gesamtheit der Bedeutung des Kodex erfassen konnte. Insofern konnte sie über die Reihenfolge auch nicht wirklich urteilen.

Die junge Miraluka drehte sich um und ging über die Treppe zurück zum entsprechenden Stockwerkt ihres Zimmers. Einerseits misstraute sie der in die Jahre gekommenen Technik des Fahrstuhls immer noch und außerdem war Treppen absteigen noch deutlich weniger angestrengt als der Aufstieg. Auf dem Flur begegnete sie – außer dem nach wie vor wachsamen Begleiter der Botschafterin – absolut niemandem. Unter seinem musternden Blick trat sie an die Tür heran. Nach einem kurzen Klopfen trat sie schließlich ein.


„Entschuldigt. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich euch wieder störe?“

Nachdem sich die Tür hinter ihr wieder geschlossen hatte, blieb sie aber dennoch im Eingangsbereich des Zimmers stehen.



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Die Stimmung war im Keller. Wieder einmal. Und niemand konnte etwas dafür. Oder zumindest keiner der hier Anwesenden. Akemi gab sich alle Mühe, ihre vorherige Einschätzung zu relativieren und damit Adrians Niedergeschlagenheit zu vertreiben. Im Grunde genommen wussten sie doch gar nichts über die Situation, sagte sie. Sie konnten nur spekulieren – bis sie die Wahrheit erführen. Sie riet ihm, das Angebot seines Vaters wahrzunehmen und mit ihm darüber zu sprechen. Vielleicht hatte seine Mutter seinen Vater doch nicht betrogen. Vielleicht war alles ganz anders gewesen. Adrian betrachtete sie mit einem kleinen, traurigen Lächeln.

„Ja, vielleicht.“

Es war nicht Akemis Schuld, dass sie erneut in einem Stimmungstief angekommen waren und deshalb wollte er sie auch nicht darunter leiden lassen. Sie hatte ihm einen Besuch abgestattet, um ihm eine Freude zu machen. Und er freute sich! Nur fürchtete er, ihr das bisher noch zu wenig hatte zeigen zu können. Auch ein Thema wie die Trennung seiner Eltern – dachte er mit stoischem Trotz – durfte das nicht kaputt machen. Sie sahen sich so selten und immer schienen die Dramen seiner Familie im Mittelpunkt zu stehen. Ein Jedi musste sich von seinen Gefühlen lösen können – gerade von den negativen. Er atmete tief durch und schloss für einen kurzen Moment die Augen, versuchte all die Gedanken zu seinen Eltern bei Seite zu schieben …

„Es tut mir Leid.“

sagte er schließlich, als er die Augen wieder öffnete und ein echtes, entschuldigendes Lächeln zustande brachte.

„Irgendwie ist heute der Wurm drin. Lass uns über etwas anderes reden. Die Sache mit meinen Eltern muss ich sacken lassen – aber nicht heute. Das braucht Zeit.“

Nachdenklich legte er sich den Zeigefinger auf die Unterlippe.

„Also … etwas positives … hm … wie war dein Tag?“

versuchte er es zögerlich, doch er wusste um die Ironie dieser augenscheinlich harmlosen Frage. Sowohl sein eigener, als auch Akemis Tag war anstrengend gewesen und von Leid geprägt. Sie befanden sich in einer Krisenregion, überall starben Lebewesen und so weit das Auge reichte, war man mit Zerstörung konfrontiert. Wie sollte ihr Tag da schon gewesen sein?
Akemi kam nicht direkt dazu, ihm auf die Frage zu antworten – ein Klopfen an der Tür ließ sie beide die Köpfe herumfahren. Adrian hob die Stimme.


„Ja?“

Zasuna betrat zögerlich das Zimmer, blieb jedoch bei der Tür stehen und sah fragend zu ihnen hinüber. Ihre Höflichkeit war immer wieder überraschend. Wenn er ihr jetzt sagte, ihre Rückkehr wäre noch unpassend, dann würde sie wieder gehen, das wusste er. Aber war sie denn allzu unpassend? Vielleicht konnten er und Akemi gemeinsam etwas über die junge Padawan erfahren, das Adrian noch nicht wusste – und das sie schließlich von den trüben Gedanken über Adrians Familie ablenken würden. Im Grunde genommen wollte er doch einfach nur einen ruhigen Abend mit seiner besten Freundin verbringen. Er warf Akemi einen fragenden Blick zu, bevor er antwortete. Möglicherweise würde sich Zasuna auch nur ins Schlafzimmer zurückziehen.

„Ähm, nein, kein Problem. Komm ruhig herein.“

[ Bandomeer – Orsikos – Orsikos Business Hotel – Hotelzimmer | mit Akemi und Zasuna ]
 
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