Jedi-Orden ? Ryoos Quartier
Zischend schloss sich die Tür hinter Markus, der sich gerade verabschiedet hatte. Ryoo ließ ihren Blick durch das Quartier schweifen, das nun ihr gehören sollte. Sie hatte nicht erwartet eins zugeteilt zu bekommen und schon gar nicht, dass es so groß sein würde. Doch da stand sie nun. In ihren eigenen vier Wänden.
Sie wusste nicht wie lange sie schon so regungslos dagestanden hatte, als ein Summen ertönte, das wohl die Türklingel darstellte. Ein kleinerer Droide kam hereingerollt mit einem Packen aus Stoff, der, wie sich nach näherer Betrachtung herausstellte, Ryoos alte Kleider beinhaltete.
Einen Moment betrachtete das Mädchen sie unschlüssig. Was sollte sie damit anstellen? Anziehen? Das wäre wohl nicht gerade angebracht. Wegwerfen? Nein, lieber nicht. Schließlich konnte man sie vielleicht doch noch eines Tages gebrauchen und wenn man daraus nur Stoffflicken zum reparieren anderer Kleidungsstücke machte. Also aufheben.
Ryoo ging zum Schrank hinüber um den Packen hineinzulegen, doch als sie ihn öffnete, entfuhr ihr ein überraschter Laut. Darin befand sich eine Montur, die ganz so wie eine Jedi-Robe aussah und auf dem kleinen Bord neben dem Schrank lagen ein länglicher silberner Griff und ein kleines Com-Gerät.
Erschrocken trat das Mädchen eine Schritte zurück, mit beiden Armen hielt sie den Kleiderstapel fest an sich gedrückt, während sie langsam den Kopf schüttelte und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Das musste ein Missverständnis sein. Dies hier war das Zimmer eines Jedi. Doch sie war keine Jedi. Sie war nur Ryoo.
Oder war das Zimmer etwa bewohnt? Hatte man ihr aus Versehen ein bewohntes zugeteilt? Oder hatten Markus und sie sich nur in der Nummer geirrt und waren ins falsche Zimmer gelaufen? Nein, das konnte nicht sein, sonst wären sie nicht mit dem Türcode, den man ihnen gegeben hatte, hineingekommen.
Doch es änderte sich nichts daran. Das hier war das Quartier eines Jedi. Hier konnte sie doch nicht wohnen, war sie doch nur Ryoo.
Und mitten in ihre Verwirrtheit hörte sie eine Stimme sagen:
?Obwohl Ryoo machtsensitiv ist, hat sie noch keinerlei Erfahrung.?
Es war Chesaras Stimme. Genau diesen Satz hatte die Jedi gesprochen kurz bevor sie, zusammen mit ihren Padawanen, das Schiff auf Kessel verlassen hatte. Warum hatte Ryoo ihn vergessen gehabt? Und warum kam er gerade jetzt wieder in ihr Bewusstsein?
Ryoo war so müde gewesen, dass der Schlaf sie übermannt hatte, bevor sie sich über die, beinahe schon beiläufige, Feststellung Chesaras Gedanken hätte machen können. Doch nun hallte der Satz wieder und wieder in ihrem Kopf. Das Mädchen konnte es nicht glauben, auch wenn sie wusste, dass die Advisorin sie nicht anlügen würde, trotzdem... Sie sollte machtsensitiv sein?
Schon allein bei der Vorstellung, sie könnte eines Tages ein Lichtschwert zur Hand nehmen und auch noch wissen wie man damit umging oder gar Dinge durch die Luft schweben lassen, wie sie es bei einigen Jedi hier schon gesehen hatte, war so absurd, dass sich ihre Lekku leicht kräuselten.
Entschlossen wandte sie dem Schrank den Rücken zu und verließ das Quartier. Sie musste jemanden fragen, ob das mit ihrem Zimmer auch wirklich seine Richtigkeit hatte und vor allem musste sie jemanden finden, der ihr die Bedeutung von Chesaras Worten erklärte. Denn sie hatte das Gefühl, dass sie nicht mal die Hälfte von dem, was es für sie bedeuten konnte, verstand.
Ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Wer konnte wohl besser Ordnung in ihre verworrenen Gedanken bringen als die Advisorin selbst?
Erst ein paar Schritte war sie gegangen, als sie erneut stehen blieb. Mit der Zimmersache würde sie Chesara allerdings nicht belästigen, hierfür hielt sie es für richtig sich an Markus zu wenden. Sollte sich nämlich doch herausstellen, dass das mit ihrem Quartier ein Irrtum gewesen war, so wollte sie den Padawan nicht bloßstellen. Schließlich hatte er dafür gesorgt, dass ihr eines zugewiesen worden war.
Erneut setzte sie sich in Bewegung bis ihr einfiel, dass sie nicht einmal die leiseste Ahnung hatte, wo sich die beiden gerade aufhielten. Nun, dann half wohl nur noch die altbewährte Methode des Suchens.
Ryoo wusste schon gar nicht mehr, wie lange sie die endlos scheinenden Gänge entlanggelaufen war, bis sie um eine Ecke bog und in einigen Metern Entfernung die Advisorin zusammen mit ihrem Padawan stehen sah.
Doch die ernsten Gesichter der beiden hinderten sie daran zu ihnen hinüber zu laufen. Irgendwie schien es ihr, als läge eine schwere Entscheidung in der Luft. Aus diesem Grund blieb Ryoo am Ende des Ganges stehen, weit genug entfernt, als dass sie auch nur ein Wort des Gespräches hätte verstehen können, und wartete geduldig.
Warum auch nicht? Sie hatte Zeit genug, da sie bis jetzt noch keine neue Aufgabe erhalten hatte, der sie hätte nachgehen müssen. Hm, darauf sollte sie Chesara später vielleicht ebenfalls ansprechen. Schließlich hatte sich an Ryoos Einstellung bis jetzt noch nichts geändert. Sie wollte keine Almosen von den Jedi. So viel Selbstachtung besaß sie noch.
Ryoo lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und rutschte langsam nach unten bis sie auf dem Boden saß. Schließlich wusste sie nicht, wie lange das Gespräch zwischen Chesara und Markus noch dauern würde. Abgesehen davon wollte sie nicht, dass die beiden es wegen ihr unterbrachen und das vielleicht nur weil sie Mitleid mit der Twi´lek hatten, die sich währenddessen die Beine in den Bauch stand.
Jedi-Orden ? Gänge mit Chesara und Markus