[Corellia System - S14 - Verband Ga'lor - MC90 New Hope - Hauptbrücke] Konteradmiral Ga'lor, Commander Vekker und Crew
Es vermochte ein Duell der Giganten zu werden, dachte Ga'lor und starrte ungläubig auf das große Hologramm, das sich unmittelbar zu seiner Rechten befand und, bedingt durch Stromschwankungen, leicht flackerte. Flankiert von den Supersternenzerstörern Intimidator und Colossus, sprang bei Position A6 eine gewaltige Flotte des Imperiums in das corellianische System. Grobe Schätzungen, die jedoch das Ausmaß der feindlichen Flotte noch nicht fassen konnten, gingen von mehr 100 Kriegsschiffen aus, die, in Wellen gestaffelt, sich in der Nähe von Crollia versammelten. Zusammen mit der Flotte von Hochadmiral Niriz, war dieses Aufgebot imperialer Kräfte das größte, was Jart jemals zu Gesicht bekommen hatte. Würde der Twi'lek über Nackenhaare verfügen, hätten sich diese jetzt aufgestellt. Wie angewurzelt stand der Konteradmiral auf der Brücke seines Schiffes, den Blick auf die Karte gebannt. Immer neue Namen und Schiffe sprangen ins System und allein der Versuch, diese auch nur zu lesen, war eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Die Crew der New Hope verfiel ebenfalls in ein entsetztes Schweigen, das sich auch nicht durch die Erschütterungen und Explosionen unterbrechen ließ, die mittlerweile den Rumpf des MC90 Sternenkreuzers überliefen. Ein jeder schien gerade in Gedanken die beiden Flotten mit ihren Speerspitzen, den Supersternenzerstörern, gegeneinander aufzurechen und zu dem Schluss zu gelangen, dass es nicht reichte. Dieser Gedanke dominierte auch in Jarts Kopf:
"Wir werden diese Schlacht verlieren. Corellia wird fallen!"
Immer lauter wurde der Lärm, der durch den Beschuss der feindlichen Sternenzerstörer verursacht wurde. Die Reihen der Verteidiger lichteten sich hier bei Talus mehr und mehr, doch die Ressourcen waren ausgeschöpft. Konteradmiral Ga'lor gewann langsam wieder die Fassung und besann sich der neu gewonnen Verantwortung, die er vor wenigen Minuten von Großadmiral Thaneespo persönlich erhalten hatte. Eigentlich vollendete diese Beförderung seinen Erfolg über Devin Cant. Diesem Erfolg jedoch stand die totale Vernichtung gegenüber. Im Sekundentakt übermittelte der Kommunikationsoffizier panische Meldungen und Hilfeersuche, die drohten, jegliche militärische Ordnung in Stücke zu reißen. Jart sah sich nun in der Pflicht und wandte dem Offizier energische Blicke zu:
"Senden Sie an die Flotte: Hier spricht Konteradmiral Ga'lor! Auf Befehl von Großadmiral Thaneespo übernehme ich das Kommando! Sofortiger Rückzug Richtung Selonia. Der Rückzug ist nicht gedeckt! Viel Glück!"
Es war ein Meldung, der es an Zuversicht fehlte, dachte Ga'lor, denn es gab keine, die er hätte propagieren können. Seine Schiffe bei Talus waren geschlagen, ein Großteil der Jägerverbände von den frisch eingetroffenen TIEs vernichtet. Die Felle schwammen weg und es gab nur die Hoffnung, sich irgendwie in den Schoß der Forces of Hope zu werfen. Erst dort, im Schutz der Goddess of Wisdom und der Event Horizon konnte überlegt werden, wie, oder ob überhaupt, diesem Armageddon noch entgangen werden konnte. Dann knallte es plötzlich und die Lichter auf der Brücke erloschen. Träger krachten von der Deckenverkleidung herunter und Menschen, Mon Calamari und andere Offiziere wurden umhergeschleudert. Jart selber konnte sich nur mit Mühe am Holotisch festhalten, sonst wäre auch er fortgeschleudert worden. Dumpfes Stöhnen drang ein sein Ohr, das noch immer einen Tinitus hatte und höllisch schmerzte. Hier und da entsprangen einzelne Funken den Konsolen. Die Augen des Twi'lek gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, die nur von dem taktischen Hologramm, das über eine gesonderte Stromzufuhr verfügte, erhellt wurde. Es herrschte allgemeine Verwirrung, der auch Jart sich zunächst nicht entziehen konnte. Er hatte keine Ahnung, was geschehen war.
"Bericht",
rief der Konteradmiral aus Leibeskraft und mit einem Gefühl der Hilflosigkeit im Magen. Eine Zeit verging, doch niemand antwortete. Nur ein fernes Grollen, gepaart mit dem Knistern von Kurzschlüssen, war zu hören.
"Bekomm ich jetzt endlich einen Lagebericht",
brüllte er nunmehr bereits heiser, während er sich langsam aufrappelte und feststellte, dass er nur leichte Blessuren von dem Sturz davongetragen hatte. Einige Schürfwunden und einige Verrenkungen, jedoch nichts, was einen Krieger von der Erfüllung seiner Pflicht abhielt.
Noch immer kam niemand auf der Brücke seinem Befehl nach, was Konteradmiral Ga'lor die Wut in den Bauch trieb. Er hatte eine Frage gestellt und erwartete eine Antwort, dass konnte doch wohl nicht so ein Problem darstellen, dachte er verärgert und drehte sich langsam um, damit er seinen Männern die Leviten lesen konnte. Er duldete keinen Ungehorsam. Auch Verletzungen waren seiner Ansicht kein Grund, in einer solchen Notsituation seinen Posten zu verlassen. In gewisser Weise war jeder Soldat, auch wenn viele kein rechtes Gefühl für die wahre Bedeutung hatten, ein Krieger. Er erwartete deshalb nicht weniger als die Erfüllung ihrer Pflicht.
Das Bild, was sich Jart bot, als er sich erhob und die Brücke nach einem Ansprechpartner absuchte, war verheerend. Von den gut 20 Offizieren, die auf der Brücke der New Hope ihren Dienst verrichteten, sah Ga'lor keinen auf seinem Platz. Blindes Entsetzen ergriff ihn für einen kurzen Moment, als er die verstümmelten Leiber, die unnatürlich verbogen über die ganze Brücke verstreut lagen und den Boden mit ihrem Blut pflasterten, sah. Einst funktionale Elemente wie Geländer und Konsolen hatten sich zu tödlichen Waffen entwickelt, indem sie sich unter gewaltigen Druck verformt hatten. Mindestens fünf Offiziere waren durch die Wucht einer Explosion im Inneren gegen diese Elemente geprallt, die mit ihren Spitzen und Kanten ein sofortiges Ableben herbei führten. Andere starben durch Genickbruch oder die gewaltsame Zerstrümmerung ihrer Knochen, infolge des Aufpralls.
Wie Jart sich festhalten konnte, vermochte er nicht zu sagen. Wieder hörte er leises Stöhnen. Er schwenkte seinen Kopf, versuchte in dem Halbdunkel mehr als nur Konturen aus zu machen, doch sein schmerzendes Ohr versagte ihm jedes Gehör dafür, wo sich die entsprechende Person befand. Was genau geschehen war, konnte er nur vermuten. Es gab eine mächtige Explosion, die das Schiff erschüttert hatte, jedoch nicht auf der Brücke stattfand. Der Hauptreaktor machte Sinn, doch wäre das Schiff dann auseinandergerissen worden. Die Tatsache jedoch, dass noch Atmosphäre herrschte, macht diesen Gedankengang jedoch unbrauchbar.
Noch während er darüber nachdachte, watete der Konteradmiral durch das Bild des Entsetzens auf die Tür des Turbolifts zu. Er fühlte sich miserabel, doch musste er zugleich irgendwie vom Schiff herunter. Wer auch immer noch auf der Brücke lag, würde sein Schicksahl selbst in die Hand nehmen müssen. Jeder Krieg hatte Momente, wo man auf sich allein gestellt war. Für Manche war dies eben ihr Ende, dachte Jart, nicht aber für ihn.
[Corellia System - S14 - Verband Ga'lor - MC90 New Hope - Hauptbrücke] Konteradmiral Ga'lor, ein leises Stöhnen und der Tod