Chesaras Geschichte
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Dann, nach einigen Monaten, kehrte er zurück. Stigs Frachter landete unweit von der Obstplantage entfernt. Ich stand vor dem Haus und wartete, bis er ausstieg. Dann tauchte er auf, ich sah sofort, dass er sich verändert hatte. Seine Züge waren ein wenig härter geworden, er trug sein Haar länger. Als er jedoch meinen Bauch sah, in dem unser Kind heran wuchs, schlich sich ein fremder Ausdruck in sein Gesicht. Ich lief auf ihn zu, wollte ihn umarmen, doch er hielt mich zurück und sah mich seltsam an. Wir schwiegen.
?Ich habe dich vermisst.? Brach ich schließlich hervor. Er nickte nur.
Nefg wollte ihn sprechen und holte ihn ins Haus. Ich konnte nicht verstehen, was mit ihm los war...warum er sich so merkwürdig verhielt! Was war während seiner Reise geschehen?!
Sie sprachen lange, ich fegte währenddessen den Hof. Sie sprachen noch immer, als ich zu Bett ging. Mitten in der Nacht erwachte ich jedoch durch ein Kitzeln an der Wange, eine Hand strich zärtlich über mein Gesicht. ?Stig? Flüsterte ich und wandte mich zu ihm um. ?Ich bin hier.? Erwiderte er und hielt mich fest.
Ich erzählte ihm von meinen Plänen, Keela zu verlassn, doch er hielt dagegen. Er sagte, wir hätten Nefg und Marsha eine Menge zu verdanken und könnten sie nicht im Stich lassen. Enttäuschung überkam mich, ich hatte gehofft, er würde sich über meinen Vorschlag freuen. Dann berichtete ich von der Zeit, in der er fort gewesen war. Ich sprach von Marsha und ihren gemeinen Bemerkungen, berichtete ihm, dass mein Dasein ohne ihn sinnlos gewesen war und erzählte ihm, wie schlecht Nefg und Marsha mich behandelt hatten.
?Das bildest du dir ein, du bist zu empfindlich!? schimpfte er. Seine Worte schnürten mir die Kehle ab, ich wollte, dass er mich verstand. ?Wenn du mich liebst, dann hör auf, dir diese Pläne zusammen zu spinnen. Hör auf, nur an dich zu denken! Liebe bedeutet, für den anderen Opfer zu vollbringen!?
Ich nickte stumm. ?Ich liebe dich.? Hauchte ich.
Aber er hatte sich verändert, er war nicht mehr so zu mir wie früher. Ich spürte es jeden Tag, dachte, die Situation sei ungewohnt und wiederholte im Stillen immer wieder, dass wir uns erst wieder aneinander gewöhnen musste. Ich wusste, dass unsere Liebe stärker war als alles andere!!!
Nur ein einziges Mal traute ich mich zu fragen, wo er in der Zeit seiner Abweseneheit gewesen war und was er für Nefg hatte erledigen müssen, doch er antwortete nur, er hätte ihm einen Gefallen getan und es gehörte nicht in meine Welt, darum sollte ich mich nicht darum kümmern.
Ich war 17, als ich unsere Tochter zur Welt brachte. Sie war wunderschön, hätte Stigs dunkle Augen und weichen Züge.
Wir hatten uns einige Tage zuvor mit Namen beschäftigt und in jenen Momenten hatte ich wieder die starke Verbundenheit zwischen uns gespürt. Wir nannten unsere Tochter Mirja.
Ein paar Wochen nach der Geburt standen Stig und ich eines abends in unserer Kammer am Fenster und sahen in den Sonnenuntergang. Ich hatte die Kleine auf dem Arm, er stand hinter mir. ?Lass sie mich halten.? Bat er. Ich lächelte ihn an, trat zu ihm und gab ihm unser Kind. Innerer Frieden sähte sich in mir, als ich die beiden wesentlichsten Dinge meines Lebens beieinander sah. Ich sah wieder aus dem Fenster und betrachtete die ruhige Landschaft Keelas, die weiten grünen Wiesen und den von der untergehenden Sonne rot gefärbten Himmel. ?Du bist etwas Besonderes, Chesara.? Sagte Stig in die Stille hinein und in seiner Stimme lag etwas trauriges. Ich wandte mich zu ihm und sah mich der Mündung seines Blasters gegenüber stehen.
?Doch leider muss ich dich töten.?
Entgeistert und schockiert starrte ich ihn an. ?Stig, was soll das?? Meine Stimme klang schrill und zitterte. Aber er antwortete nicht, sondern sah mich nur an. Panik überkam mich. ?Gib mir das Baby!? verlangte ich, doch er rührte sich nicht.
Seine Augen sahen mich einfach nur an. Kaltblütigkeit und Entschlossenheit sprachen aus ihnen. Ich habe mir immer eingeredet, auch einen Funken von Mitleid in ihnen gesehen zu haben, doch sicher bin ich mir bis heute nicht.
Ich schrie, flehte und bettelte ihn an zur Vernunft zu kommen und mir mein Kind wieder zu geben, doch er ging einfach weg. Ging und verriegelte die Tür. Ich hämmerte gegen das massive Holz und zerschlug einen Stuhl - doch niemand reagierte. Unsere Kammer besaß nur ein einziges kleines Fenster an der Decke, an das ich nicht heran reichte, aber ich zerschmettert die Fensterscheibe mit einer Blumenvase. Eine Welle von Wut wütete in mir, ich wollte mein Kind zurück...mein eigen Fleisch und Blut...mein ganzes Glück...und ich hatte solche Angst! Schließlich brach ich vor Erschöpfung zusammen, meine Augen waren gerötet und verquollen und ich spürte mich selbst kaum mehr.
Als ich erwachte fand ich mich an ein Bett gefesselt in Nefgs Frachter wieder, doch ich war zu erschöpft, um mehr wahr zu nehmen.
Erst später, als Stig herein kam, erkannte ich die Umstände: Er brachte mich weg.
?Warum tust du das?? wollte ich wissen und meine Worte waren verzweifelte Bitten. Er blickte mich nicht an, legte mir nur stumm die Fesseln ab und zerrte mich nach draußen. In allen Ecken seines Frachters standen Kisten und Reisetaschen, als hätte er sein gesamtes Hab und Gut eingepackt.
Wir waren auf einem trostlosen Planeten, überall gab es nur Felsgestein, viel Sand und leere, weite Einöde. ?Nefg hat gesagt, ich soll dich umbringen. Aber ich glaube nicht, dass das nötig ist. Hier wirst du sowieso nicht weit kommen.? Sagte er leichthin. Erst starrte ihn nur an, dann brach es aus mir heraus: ?Wo ist Mirja?? Er winkte ab. ?Mach dir um sie keine Sorgen.? Tränen rannen mir über die Wangen und mit einem mal schlug ich unkontrolliert auf ihn ein. ?Warum!!! Warum tust du das alles! Ich liebe dich doch!? Er ergriff brutal meine Handgelenke und stieß mich zu Boden.
?Sei froh, dass ich dich am Leben lasse.? Dann schlug er mich bewusstlos und als ich erwachte war ich allein. Das einzige, was neben mir im Sand lag war ein kleines dünnes Lederband mit einem Stück Elfenbeinsplitter als Anhänger. Diese Kette hatte Stig mir in unserer schönsten Zeit der Freundschaft einmal von einer kurzen Reise mitgebracht. Vor kurzem hatte ich sie abgelegt und Mirja locker ums Handgelenk gewickelt.
Sie von ihm nachgeworfen zu bekommen war die Gewissheit, eine Ausgestoßene zu sein...
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich reglos an einen der Felsen gelehnt saß und vor mich auf den Boden starrte. Alles erschien mir bloß wie ein böser Traum, ich konnte nicht glauben, dass es wahr war und wartete darauf, aufzuwachen. Aber es war Realität, es war geschehen.
Wieder und wieder fragte ich mich, wie es so weit hatte kommen können...ich fragte nach dem Warum...
?Gib mir mein Kind zurück? verlangte ich still, doch niemand antwortete mir.
Es gab keine Aussicht darauf, dass er wiederkehrte und mich liebevoll in die Arme schloss und es existierte keine Hoffnung, dass er mir Mirja bringen würde...er war fort und hatte alles mitgenommen....alles. ?Gib mir mein Leben zurück.?
Das war der Moment, in dem ich sterben wollte. Der Tod schien mir eine Erlösung zu sein.
Mit den letzten Worten, die immer leiser geworden waren, brach Chesara ab und vergrub ihr Gesicht kaum hörbar schluchzend in ihren Händen.
Es war eine Reise in die Vergangenheit gewesen. Eine Vergangenheit, die sich schon so oft mit der Gegenwart vermischt hatte und sie immer wieder leiden ließ.
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