[Coruscant | Zentrum | Jedi-Tempel] Bru-Th, Dorn (NPC), Blaine und Set Hath (NPC)[beide einige Regalreihen weit entfernt]
Blaine kam es vor, als habe sich jeder einzelne Muskel seines Körpers angespannt. Das kurze Schweigen zwischen ihm und dem Machtgeist zerrte an seiner Beherrschung.
Set Hath dagegen genoß den Moment, der ihn einem Sieg um Längen näher gebracht hatte.
»Nun denn - Blaine Oaton, Padawan, Anhänger der hellen Seite – sage mir, in wie fern kannst du vertreten, was die Jedi dir beibringen wollen, wo doch dein Volk gänzlich andere Werte setzt?«
Als Bru-Th ihm diese Frage gestellt hatte, war deren Sinn völlig klar gewesen. Die Antwort entschied, ob eine weitere Ausbildung in Frage kam oder nicht. Was dieser Machtgeist jedoch damit bezweckte… Wohl kaum das Selbe.
‚Nein, du willst, dass ich keine passende Antwort finde!’
„Ich wüsste nicht, was das mit deinem Vermächtnis zutun haben könnte, aber… Ich werde Jedi und wenn ich dafür die Prinzipien der Iridorianer zurückstellen muss, dann muss ich’s eben. Aber es kann kein Verrat sein, denen angehören zu wollen, die die Galaxis schützen.“
Set Hath war nicht entgangen, dass sein junges und sehr lebendiges Gegenüber Probleme damit zu haben schien, etwas handfest zu begründen. Dafür war die Antwort gar keine so schlechte, wenn man einmal davon absah, dass der Unterton alles andere als standhaft war – und selbstredend würde Set Hath das nicht. Genau hier konnte er ansetzen.
»Verrat? Ein hartes Wort, doch wollte ich nicht nur darauf hinaus. Eher solltest du dir die Frage stellen, ob du selbst damit zurecht kommen wirst. Erwähnte ich die Engstirnigkeit der Jedi bereits? Glaubst du, auch nur ein einziger von ihnen würde zulassen, dass du eine ihrer hochheiligen Regeln brichst? Wir sprechen hier nicht von solch elementaren Dingen wie dem Verbot des Erstschlags und dass dein iridorianischer Stolz nichts weiter als Arroganz bedeutet, nein. Ich meine deine ureigenste Freiheit. Du dienst dem Orden, du bist verpflichtet bis in den Tod. Niemand wird dich je gehen lassen, wird dich ziehen lassen, wenn du nicht sein willst, wo du zu sein hast. Niemand wird verstehen, Blaine Oaton, dass du eigene Bedürfnisse hast, weil du kein Individuum als solches mehr bist. Du bist Jedi. Selbstlos. Offen. Das Wohl der anderen steht in jeder Hinsicht über deinem eigenen. Ist dir tatsächlich bewusst, was das bedeutet, Padawan?«
Das Wort ‚Freiheit’ halle in Blaines Kopf wie ein Echo wieder und wieder, sodass er stocksteif stehen blieb und das halbtransparente Wesen vor sich stillschweigend durchstarrte. Freiheit. Die eigene. Ja, sicher, momentan musste er hingehen, wohin Bru-Th wollte. Aber bisher war das gar nicht schlecht gewesen und selbst wenn dem so wäre, dann würde er nicht ewig dessen Padawan bleiben. Eine absehbare Zeit also. Endlich. Danach, so dachte Blaine, würde ihm niemand mehr vorschreiben können, wohin er zu gehen hatte – vom Rat der Jedi einmal abgesehen, aber der diktierte zumindest Bru-Th nicht dauernd, was er machen sollte. Genau genommen… nur ein einziges Mal, seitdem Blaine und er sich kannten. Ein entscheidendes Mal.
Dass der Orden seinen Angehörigen Aufgaben zukommen ließ, verstand sich doch auch von selbst. Aber damit waren die Jedi keine Ausnahme. Jede noch so kleine Firma scheuchte ihre Angestellten durch die Galaxis, nur, dass die Gründe unterschiedliche waren. Worauf also wollte Set Hath hinaus? In Blaines Innerem rotierte alles.
Niemand durfte ihn einsperren!
Aber das würden die Jedi nicht.. oder? In keiner Weise. Regeln gab es überall. Überall! Blaine wollte rational bleiben, wollte verstehen, dass Set Hath ihn absichtlich verwirrte und in die Enge trieb, doch bohrte dieses eine Wort penetrant tiefer.
„Das klingt eher nach einem Gefängnis,“
stellte Blaine fest,
„Willst du mich davon überzeugen, dass ich die Ausbildung selbst beenden soll oder willst du mich testen? Bru-Th hat mich zu überhaupt nichts gezwungen. Niemand hat das… Eigentlich. Naja. Eines der Ratsmitglieder [Satrek] hat entschieden, dass ich Bru-Ths Schüler werde… nicht er selbst. Aber… wären die Sith da etwa rücksichtsvoller?! …. Davon abgesehen habe ich nicht vor, ewig jemanden an meiner Seite zu haben, der mir höher gestellt ist. Aber das geht dich nichts an. Was hat das mit deinem Vermächtnis zutun?!“
Eine weite Situation, in der Set Hath sich eigentlich hätte beherrschen müssen. Der Ton des zabrakischen Padawans missfiel ihm zutiefst. Nicht aber, was er zu sagen hatte. Nach der Einstellung eines zutiefst überzeugen Jedi klangen seine Worte nicht. Blaine war hörbar gereizt und stand mit dem Rücken erschreckend nahe an der Wand. Das Ziel des Geistes rückte näher und so beherrschte er sich, besann sich einmal mehr darauf, dass die Zeit im Holocron, mit sich selbst, seinen Gedanken, Versagen, all der Wut, Zweifeln und dem immer und immer wieder durchgehen möglicher Pläne nicht umsonst gewesen sein durfte. Blaine Oaton war nun wirklich nicht die beste Wahl, aber immerhin eine Möglichkeit.
»Viel. Sehr viel. Aber wie dem auch sei… Zuerst einmal werden wir die Sith außen vor lassen. Solltest du mich für einen Angehörigen dieses von Hass zerfressenen, blinden Ordens halten, dann irrst du. Ich bin weder Jedi noch Sith. Daher ist mein Vermächtnis etwas Besonderes. Ich bin nicht so wie die, die dir vielleicht begegnet sein mögen oder wie die, die es noch werden. Ich kann dir zeigen, was ich meine, doch musst du bereit dafür sein.«
Letztlich war es gleich, ob der Padawan sich darauf vorbereitete oder nicht. Weder wusste er, was auf ihn zukam, noch spielte es eine Rolle. Sein Meister, Bru-Th, mochte Set Haths mentale Angriffe und Machtenzüge abblocken können. Und wenn er es noch so sehr versuchen würde, war und blieb Blaine machtlos. Der wahre Grund, aus dem der Machtgeist erwähnte, dass etwas bevorstand, war ein weiterer Test. Einerseits interessierte ihn die Reaktion des Jungen, obwohl seine Antwort kein Geheimnis war. Mehr wollte er wissen, ob der Padawann all seine ansatzweise-Abwehr fallen ließ oder sie festigte. Beides hatte Vor- und Nachteile.
Ohne zu zögern nickte Blaine. Bereit? Natürlich. Wozu, wenn nicht, war er dann überhaupt hier? Auch wenn er nicht wesentlich schlau aus der Sache wurde und die Frage einen giftigen Beigeschmack hatte. Natürlich nicht wie Gift giftig. Sondern eher… nun… als stünde mehr dahinter. Blaine glaubte jedenfalls nicht, dass der Nicht-Jedi-oder-Sith lediglich so nett sein und vorwarnen wollte… und er sollte recht behalten.
Set Hath griff durch die Macht nach seinem Gegenüber und krallte sich, wie mit langen Widerharken, in dessen Präsenz fest. Reflexartig wich Blaine einen Schritt zurück und unterdrückte nur mit Mühe einen überraschten Schrei, denn was auch immer dieses Wesen mit ihm machte, fühlte sich grauenvoll an!
»Du bist gefangen. In jeder Hinsicht. Ich aber, verstehst du, ich war frei – und ich bin mächtig. Körperlos und an dieses Holocron gebunden, doch noch immer so mächtig, dass du nicht einmal jetzt etwas gegen mich ausrichten kannst! Deine materielle Substanz nützt dir rein gar nichts, nicht einen einzigen Vorteil hast du, Blaine Oaton. Ich war frei. Weder gebunden an den starren Kodex der Jedi, noch an den blutrünstigen der Sith. Wahr ist wohl, dass du unter Jedi keinen Verrat fürchten musst, doch verlasse dich nicht darauf! Weder Licht noch Dunkel werden je vollkommen sein. Ich habe einen Fehler gemacht, einen physisch tödlichen. Meinen Körper musste ich zurücklassen, um meinen Geist zu retten. Sicher, mein werter Iridorianer, verstehst gerade du, dass mein jetziger Zustand nicht allzu erfüllend für mich ist«
Während Set Hath sprach, gewann seine Stimme an Schärfe und Eindringlichkeit. Jedes Wort hämmerte auf Blaine ein, sodass er keine Gelegenheit fand, auch nur ein einziges Knurren zu erwidern. Unerbittlich hielt der Machtgeist ihn in seinem Griff und Blaine spürte, dass er schwächer wurde. Langsam, aber sicher. Wollte ihn dieses Wesen umbringen?! Aber wozu dann das Gerede von Vermächtnissen und Tests?!
»Recht hast du. Ich könnte dich töten. Aber wahrscheinlich stellst du dir dieselbe Frage, die auch ich mir stellen würde: wo läge mein Vorteil, wo der Sinn? Du siehst also, es muss einen anderen Grund geben«
Dem fragenden Gesicht des Zabrak entnahm Set Hath, das er nicht wusste, wie jemand, der seine Gedanken nicht kannte, zu dieser Erkenntnis kommen konnte. Der Machtgeist spürte, dass Blaine sich bedroht fühlte und, selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, es schlichtweg logisch war. Set Hath wusste, dass er dem Padawan weh tat und ihn schwächte. Blaine sträubte sich, doch entkräftete er so eher schneller. Der Griff des Machtgeistes saß. Noch war der junge Zabrak allerdings nicht soweit, seinen Zweck zu erfüllen. Noch zu stark und widerspenstig, aber diese Dinge waren jetzt nur noch eine Frage der Zeit.
»Damals, als ich den Jedi noch angehörte, schickte man mich und viele andere nach Ossus. Der Planet wurde angegriffen und brauchte Unterstützung. Erst während des Krieges erkannte ich die Starrköpfigkeit und Fehlvorstellungen der Religion, der ich so lange gefolgt war. Um deine These also zu korrigieren: Mir wurde nicht mein eigener Orden zum Verhängnis, sondern jener der anderen Seite und dessen Anhänger in ihrer blinden Wut, dem Hass und Zerstörungswahn verfallen, nicht erkennen wollten, welchen Wert sie in mir hätten sehen sollen. Ich kenne Geheimnisse, Blaine Oaton. Welche, die vielleicht kein Sith je erfahren wird. Nein, man hielt es für klüger, mich und andere, die nicht stark genug waren, in den tiefen Gewölben der Bibliothek zurück zu lassen. Zum Sterben verdammt!! Ich war der letzte. So starrköpfig die Jedi sind, so primitiv sind die Sith. Getötet haben sie sich. Gegenseitig, einen nach dem anderen, anstatt mit vereinten Kräften die Wesen zu schlagen, die ebenfalls jagt auf sie machten«
Während Set Hath sprach, sprang er Blaine hin und wieder geradezu entgegen, lief auf und ab wie ein nervöses Raubtier und starrte immer wieder mit einem durchbohrenden Blick mit weit aufgerissenen Augen in die Richtung seines Zuhörers. Der junge Zabrak wollte den Machtgeist nicht unterbrechen. Für diese Geschichte, und hoffentlich weit mehr, waren er und Bru-Th nach Coruscant gereist. Mehr und mehr spürte Blaine jedoch, dass er schwächer wurde. Nicht nur physisch. Etwas nagte an seinem Verstand. Anfangs eher zaghaft, doch kontinuierlich, jetzt jedoch stärker und bestimmender. Als wollte es… in Blaines Kopf eindringen. Aber wie sollte er das verhindern? Danach greifen konnte er nicht und selbst durch die Macht war es flüchtig, wand sich oder war so steif und schwer, dass er es unmöglich bewegen konnte.
[Coruscant | Zentrum | Jedi-Tempel] Bru-Th, Dorn (NPC), Blaine und Set Hath (NPC)[beide einige Regalreihen weit entfernt]
[OP] @Chesara, Ulic: da ich die Szene ja jetzt doch alleine zum Ende bringe, damit keiner warten muss, hör ich hier auf und tipp den Rest später oder morgen… Wollte nur sagen: Das is nicht alles, da kommt noch was und wir sind mehr oder minder soweit... ich hab nur grade keine Lust mehr ^^;[/OP]