Coruscant

- Coruscant – Mittlere Ebenen – Megablock 887 – Mit Cris –

Rufen? Ja, rufen war eine gute Idee.

“LEANDRO!!!!“

Laut und von einem dringlichen Echo begleitet, hallte Noas Stimme durch den langen Gang vor ihr. Cris Sheldon hatte die Tür zum Hausflur des Gebäudes einfach eingerammt, sodass sie aus ihren Angeln und auf den Boden gefallen war. Rücksichtslos waren der Geheimdienstagent und die Widerstandskämpferin über sie hinweg gestiegen, wie über eine Brücke, nur um im nächsten Moment fast über eine am Boden liegende Leiche zu stolpern, mitsamt einem darüber gebeugten Chadra-Fan, der gerade dabei war die Taschen des Toten auszuleeren. Vor Schreck über das Eindringen der beiden Menschen verschwand der kleine Nichtmensch in der Dunkelheit und stattdessen bückte sich nun Sheldon zu dem leblosen Körper hinunter. Was für ein Drecksloch. Was auch immer ihr Bruder hier trieb, sie konnte nur für ihn hoffen, dass er eine verdammt gute Erklärung dafür hatte. Im Grunde war es nichts Besonderes für die Cortina-Geschwister, sich in den mittleren oder den unteren Ebenen herum zu treiben. Noa war zwischen allen Ebenen Coruscants aufgewachsen. Während sie in den Oberen Ebenen gelebt hatten, hatte sie ihre großen Brüder immer wieder hier hinunter begleitet, war ihnen gefolgt und später auch alleine an zwielichtigen Orten herum gestreift. Der Unterschied war, dass gerade nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich alleine hier unten herum zu treiben. Das Wort „Krieg“ war zwar noch etwas übertrieben, um den aktuellen Zustand Coruscants zu beschreiben, doch sie befanden sich mit Leichtigkeit in einer Phase, die genau diesen über kurz oder lang einläuten würde.

Aufs Noas Ruf antwortete Stille. Keine Antwort erschallte, keine Tür öffnete sich. Wenn überhaupt möglich, war es jetzt noch leiser um sie herum geworden als zuvor schon. Mit einem großen Schritt stieg Noa über die Leiche neben der Tür und hatte dabei das Gefühl, mit ihrem Schuh in etwas Flüssiges zu treten. Halbherzig schaute sie nach unten und die von Sheldon geschaffene Lichtquelle bestätigte ihre Vermutung.


“Na super. Was für eine Sauerei…“

Noa Chanelle streifte ihre Schuhsohle an einer der Wände ab, wo das dunkle Rot wie ein kunstvolles Muster auf der grauen Wand wirkte. Sheldon ging direkt hinter ihr, als sie an den ersten Wohnungstüren vorbei ging. Alles in allem wirkte das Wohnhaus ziemlich verlassen, so verlassen und feindselig, dass dagegen sogar der Gebäudekomplex am Raumhafen, in dem Noa ihre Wohnung hatte, herrlich einladend gewirkt hätte – zumindest bei Tageslicht. Am Ende des Ganges führte eine Treppe nach oben, deren Stufen von einem hastig flackernden Licht schwach beleuchtet wurden. An den Türen der Turboliftkammer hing ein „Defekt“-Schild. Noch immer war niemand zu sehen, selbst der Chadra-Fan war längst über alle Berge.

“Leandrooo? Bist du hier?“

Rief Noa noch einmal in der selben Lautstärke und drehte sich, als wieder keine Antwort ertönte, zu Sheldon um.

“Klappt ja fantastisch.“

Brummelte sie vorwurfsvoll, als sei es seine Schuld, und stieg die Treppenstufen hinauf. Noch gab sie nicht auf. Leandro konnte noch immer irgendwo hier sein, es sei denn Cert hatte sie angelogen, was nicht sehr wahrscheinlich war. Welchen Grund hätte er dazu schon gehabt? Außerdem hatte Sheldon ihn voll im Griff gehabt. Sheldon war sowieso ziemlich tough, stellte Noa immer mehr fest. Er hatte nicht lange gefackelt und sich einfach Zutritt zu dem Gebäude verschafft, indem er die Tür quasi eingerammt hatte. Nicht schlecht. In dem Moment hatte er sie ein bisschen an Brayne Perry erinnert, ihren Lieblingsagenten im Holo-TV. Nicht, dass Noa seine Serie regelmäßig verfolgte…höchstens ab und zu, wenn nichts anderes lief oder sie nicht anderweitig beschäftigt war. Allerhöchstens einmal in der Woche, wenn überhaupt und sie hatte auch noch nie nächtliche Fantasien über ihn gehabt!

Die Treppe mündete in die zweite Etage, wo die Deckenlichter zuverlässiger flackerten. Vor einer der Türen lag eine abgenutzte Fußmatte auf dem Boden, auf eine andere Tür war ein Stück Flimsiplast geklebt, auf dem in krakeliger Handschrift eine Nummer geschrieben war. Zumindest die Fußmatte machte einen bewohnten Eindruck. Noa legte ihr Ohr an die Tür und horchte. Dann klopfte sie auf gut Glück an. Der Wohnkomplex stand nicht völlig leer, soviel war klar. Zuerst schien sich im Inneren der Wohnung nichts zur regen. Erst, als Noa schon genervt ein zweites Mal klopfen wollte, glitt die Tür plötzlich zur Seite und ein kräftiger, mit einem schmuddeligen Hemd bekleideter Cathar öffnete die Tür. Ohne etwas zu sagen musterte er zuerst Noa von oben bis unten, anschließend beäugte er Sheldon ebenso abweisend. Noa hob zum Gruß ihre Hand.


“Hi. Wir suchen jemanden.“

Setzte sie freundlich an. Mit einem ungeduldigen Kopfschütteln unterbrach der Cathar sie jedoch schon nach dem ersten Satz.

“Dann sucht besser woanders.“

Erwiderte er und war bereits wieder im Begriff die Tür zu schließen, als Noa hastig ihren Fuß dazwischen schob.

“Ich brauche nur eine kurze Antwort!“

Rief sie flehentlich und zog, dem drohenden Blick des Nichtmenschen folgend, ihr Bein zögerlich wieder zurück.

“Ganz kurz nur, wirklich. Ich suche meinen Bruder: ein Mensch, groß, kräftig gebaut, lange dunkle Haare, Bart…“

“Habe ich nicht gesehen.“

Antwortete der Cathar und sein Blick sagte ganz deutlich: wer auch immer dieser Mann war, den sie suchten, er selbst wollte damit nichts zu tun haben. Noa trat einen Schritt zurück, die Tür schloss sich und sie und Sheldon waren wieder alleine auf dem weiten Gang und genauso schlau wie vor. Die Journalistin starrte geradeaus. In den mittleren Ebenen war man nicht besonders hilfsbereit. Niemand interessierte sich dafür, was die Nachbarn taten, es sei denn man konnte davon profitieren. Sie verstand das. Wenn man nichts hatte außer der Angst, in einer dunklen Gasse erdrosselt und von niemandem vermisst zu werden, ergriff man automatisch jede Gelegenheit, die einem selbst zu Gute kam, während man sich aus den Angelegenheiten anderer heraus hielt. Probleme hatte man selbst genug. Wenn also niemand bereit war ihr zu helfen, musste sie Leandro eben so finden.

“LEANDRO!!!!“

Begann sie wieder zu rufen, stapfte vorwärts und rief immer wieder laut den Namen ihres Bruders. Jetzt hörte sie Stimmen in den Wohnungen zu ihrer Linken und Rechten. Das Gebäude war alles andere als verlassen, die Bewohner verhielten sich lediglich so ruhig wie möglich. Es ging hinauf ins dritte Geschoss. Laut pochte Noa an eine der Türen. Inzwischen war ihr egal, wen sie damit stören würde und mehr als einmal folgten auf ihr Klopfen wütend nach draußen gerufene Erwiderungen. Die einzige Person die, abgesehen von dem Cathar, wagte die Tür zu öffnen, war ein Rodianer.

“Hört auf, so einen Lärm zu veranstalten!“

Schimpfte er wütend.

“Und macht, dass ihr fort kommt!“

Er ließ den beiden Menschen nicht einmal Gelegenheit, ihr Anliegen vor zu bringen. Deprimiert ließ Noa die Schultern hängen, während sich ein paar Wohnungen weiter unverhofft eine andere Tür öffnete. Ein blond schimmernder Haarschopf lugte um die Ecke herum.

“Psssst, ihr da!“

Überrascht sah Noa auf, spürte neue Hoffnung aufkeimen und bewegte sich zu besagter Wohnung hinüber. Eine junge Humanoide einer menschenähnlichen Spezies, sie war etwa zwei Köpfe kleiner als Noa, sah sich vorsichtig um, scheinbar um sich zu versichern, dass niemand sonst in der Nähe war.

“Ihr sucht jemanden? Einen jungen Mann?“

Wollte sie wissen. Noa fühlte sich, als hätte ihr gerade jemand in den Magen geboxt.

“Ja!“

Bestätigte sie und ratterte noch einmal Leandros Beschreibung herunter.

“Haben Sie ihn gesehen?“

“Nicht direkt.“

Gestand die andere Frau mit leiser Stimme.

“Versuchen Sie es in Stockwerk 9, Nr. IB4. Vielleicht haben Sie Glück.“

Mit einem wissenden Blick nickte sie Noa zu, sah sich noch einmal um und schloss dann ihre Tür so schnell wieder, als fürchtete sie, bei etwas Verbotenem ertappt zu werden. Noa atmete tief aus. Stockwerk 9. Langsam drehte sie sich zu Sheldon herum.

“Mir gefällt das alles überhaupt nicht.“ Stellte sie fest.

Sie setzten ihren Weg nach oben fort und mit jeder weiteren Treppe war Noa ein Stück langsamer geworden. Warum musste auch dieser blöde Lift defekt sein? Viel hatte sich von Etage zu Etage nicht verändert, außer dass ihnen zwischendurch tatsächlich mal jemand auf dem Gang entgegen gekommen war. Noa hatte jedoch davon abgesehen, den finster starrenden Zabrak mit seinem auf den Rücken geschnallten Vibroschwert anzusprechen. Ihr Ziel war erst einmal klar: Stockwerk 9, Wohnung Nr. IB4. Als sie dort endlich angekommen waren, atmete sie tief ein und aus und versuchte, auf alles vorbereitet zu sein, doch war das überhaupt möglich? Letzten Endes wusste sie nicht, was sie erwarten würde. Sie hoffte nur, dass sie Leandro in einem Stück sehen würde. Angesichts der Umgebung und er Leiche im Erdgeschoss war nicht einmal das selbstverständlich.


“Ich hoffe, Sie halten ihre Waffe schussbereit.“

Sagte Noa an Sheldon gewandt, ehe sie zwei kräftig gegen die Tür klopfte. Keine der Wohnungen in diesem Gebäude war mit einem separaten Türsummer versehen. Auf der anderen Seite der Tür regte sich nichts, dafür schlug Noas Herz umso heftiger. Stumm zählte sie die Sekunden von zehn herunter, ehe sie noch einmal klopfte, fordernder diesmal. Und noch mal.

“Hallo?? Ist jemand da?“

Rief sie schließlich und vernahm genau in diesem Moment ein rumpelndes Geräusch direkt hinter der Tür. Automatisch tastete Noa nach ihrer Waffe, zog den Blaster – und schaute im nächsten Augenblick in das hübsche Gesicht einer Zeltron, deren dunkle Augen sie ungeduldig anstarrten. Ihre tiefschwarzen Haare fielen ihr in weichen, voluminösen Wellen über die Schultern. Sie war praktisch nackt, abgesehen von einem dünnen Laken, das sie um ihren schlanken Körper gewickelt hatte.

“Ja, bitte?“

Ihre Stimme war überraschend tief. Noa Chanelle Cortina war für einen langen Moment aus der Bahn geworfen. Sie war auf eine Horde betrunkener Männer vorbereitet gewesen, auf zwielichtige Drogendealer, halluzinierende Junkies, einen Schlägertrupp, sogar darauf, dass sie mitten in eine Falle des Imperiums tappten… jedoch nicht auf eine halbbekleidete Zeltron, die offensichtlich frisch aus ihrem Bett geklettert war – mit wem auch immer sie dort gelegen hatte.

“Ähm. Ja, hallo.“

Unauffällig schob Noa ihre Waffe dorthin zurück, wo sie hin gehörte.

“Sorry wegen der Störung…“

Die Lippen der Journalistin formten ein Lächeln. Sie konnte sich vorstellen, wie ungelegen dieser Besuch kommen musste. Aber es half nichts. Das hier war Nr. IB4 und angeblich sollte Leandro hier sein, oder zumindest jemand, der ihn kannte oder gesehen oder mit ihm gesprochen hatte oder der sonstwie mehr Informationen hatte. Die Möglichkeiten war schier unendlich.

“Die Sache ist die, ich suche meinen Bruder und er soll sich hier irgendwo aufhalten. Du hast ihn vermutlich nicht gesehen, weil du anderweitig beschäftigst bist…na ja, er ist groß und kräftig gebaut, hat dunkle lange Haare, trägt einen Bart…“

Gab Noa zum gefühlten hundertsten Mal ihre Beschreibung ab. Die Zeltron lehnte sich lasziv gegen den Türrahmen, das Laken, das ihre Blöße bedeckte, nur mit einer Hand festhaltend.

“Der Typ kommt mir bekannt vor.“

Raunte sie amüsiert. Noa schien im gleichen Moment ein Stein vom Herzen zu fallen.

“Wirklich? Hast du ihn gesehen? Wo?“

Fragte sie eilig, als aus dem Inneren der Wohnung ein Rufen erklang.

“Baby, alles OK da draußen? Wo bleibst du?“

Noa Chanelle Cortina erstarrte innerhalb einer Zehntelsekunde. Oh nein. Sie kannte diese Stimme. Sie wusste, wem sie gehörte und sie war froh, sie zu hören. Aber nicht hier. Das konnte unmöglich sein. Leandro würde sicherlich nicht... in einer solchen Umgebung...
Den ersten Schock abschüttelnd stürzte Noa an der grazilen Fremden vorbei und hinein in die Wohnung. Der bestürzte Blick der Zeltron sprach Bände.


“Leandro?“

Rief Noa, wandte sich in den Raum rechts von ihr, sondierte die Lage, wandte sich nach links – und dort lag er, ausgestreckt auf einem riesigen Bett, eingerahmt von dicken Kissen. Die Beleuchtung war auf ein Minimum herunter gedreht. Erschreckt fuhr Leandro Cortina in die Höhe.

“Noa? Was zur… oh shit, was machst du hier?“

Entsetzt blickte Noa ihren Bruder an. Leandro war aufgesprungen, hatte von irgendwoher nach seiner Hose gefischt und war nun im Begriff diese anzuziehen. Er war groß, genauso wie sie ihn beschrieben hatte, ein Schrank von einem Mann. Die dunklen Dreadlocks, von der gleichen Farbe wie Noas Haare, reichten bis knapp über seine Schultern. Die Muskeln in seinen Oberarmen waren von beeindruckendem Umfang, sein Bauch ein wohl trainierter Sixpack. Daran hatte die Zeltron sicherlich ihre Freude gehabt.

- Coruscant – Mittlere Ebenen – Megablock 887 – Wohnung IB4 – Mit Cris, Leandro, Zeltron –
 
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:: Coruscant :: Tiefere Ebenen :: ein Schwarzmarkt :: runtergekommene Kneipe :: Chad Whyte; im Hintergrund Gäse und Angestellte ::



Die Bar, oder viel mehr die Spelunke war so Zwielicht wie die Gestalten, die sie beherbergte. Die Luft war geschwängert mit allen möglichen und unmöglichen Ausdünstungen menschlicher und nichtmenschlicher Natur. Die Umwälzanlagen, die den “Schankraum” mit umgewälzter “Frischluft” versorgte, strotzte nur so vor Abnutzungserscheinungen und lief nur auf halber Kraft. Weshalb man den vorherrschenden dichten Dunst mit einem Messer hätte zerschneiden können. In einer der zahlreich spärlich beleuchteten Nischen hatten sich um einen runden Tisch einige dieser zwielichten Gestalten versammelt und spielten einige Runden Pazaak, bevor man zu Sabacc überging. Es lag schon eine beträchtliche Summe an Credits in der Mitte des Spielertisches und jeder in dieser kleinen Gruppe hoffte auf die richtige Karte, um den ‘Pott’ zu gewinnen. Die Spitze einer Zigarette glühte rot auf, als der Besitzer des Tabaksticks einen kräftigen Zug machte und den Rauch durch seine Lungen kreisen ließ, bevor er diesen an die Umwelt weitergab und dieser sich über einen braunen Haarschopf kringelte. Die Blicke aus blauen Augen, die hinter einer Sonnenbrille ruhten, wechselten von den Spielkarten in seinen Händen zu den Credits in der Mitte der Tischplatte und zu seinen Mitspielern. Dabei wanderte die Tabakware von einem Mundwinkel in den anderen. Hinter ihm hatte sich Yuma, eine menschliche Bedienung/Tänzerin und Animierdame in einem hautengen grünen Bodysuit, aufgestellt und vergrub ihre langen Finger in dem braunen Haarschopf. Chad, so der Name des Rauchers zog gerade eine neue Karte von dem Kartendeck, das in der Mitte des Tisches lag. Mit einem breiten Grinsen fügte er die neue Spielkarte zu denen in seiner Hand bei. Die Götter oder was auch immer, mussten ihm heute wohl gewogen sein, denn er hatte schon 3-mal in Folge gewonnen. Whyte entnahm mit der einen freien Hand die Zigarette aus dem Mundwinkel, schnippte die Asche ab und steckte sich den Tabakstick wieder zwischen die Lippen.

“Yuma, meine Liebe. Sei so gut und bringe mir noch einen corellianischen Whisky, ja?”

Die Stimme des Mittvierzigers hatte einen tiefen Bass, der die Angesprochene fasst dahinschmelzen ließ. Die blonde junge Frau hatte einen Narren an dem großen braunhaarigen Kopfgeldjäger gefressen und freute sich immer, wenn er einen Fuß in diese Kneipe setzte. Manchmal nahm er auch ihre andere Dienste, die eher privater Natur waren, in anspruch. Yuma hoffte, dass es auch heute wieder der Fall sein würde. Ein leiser Seufzer, der eine Mischung aus Sehnsucht und Vorfreude war, entwich ihren Lippen. Mit einem Nicken ergriff sie das leere Glas zu Chads rechten, stellte es auf das zerkratzte Tablett, das sie in einer Hand gehalten hatte, und schenkte Whyte noch ein letztes keckes Lächeln, bevor sie sich Richtung Theke wandte. Diese befand sich, von der Eingangstüre gesehen, auf der linken Seite. Die Tische samt Bestuhlungen waren in der Mitte und in den Nischen des Raumes verteilt. Am anderen Ende des Schankraumes befand sich eine kleine Tanzfläche, so sich gerade eine knapp bekleidete Twi’lek an der Stange rekelte. Die Musik dazu kam aus seiner Musikbox, die schon einige Dellen und Kratzer aufwies. Mit den Worten “Meine Herren, es war mir, wie immer eine Freude mit Ihnen ein kleines Spielchen zu wagen” , legte er seine Karten, mit denen er diese Runde gewonnen hatte, offen auf den Tisch, langte nach dem Gewinn – es waren 2000 Credits – und steckte diese in die Tasche seines langen Mantels. Mit einem selbstgefälligen Grinsen erhob er sich von seiner Sitzgelegenheit, deutete leicht einen Salut an und wandte sich Richtung Theke. Gefolgt von wütenden Augenpaaren seiner ehemaligen Mitspieler. Allerdings interessierte sich Chad nicht dafür, sondern seine Aufmerksamkeit wurde auf Yuma gezogen, die ihm den bestellten Whisky überreichte. Whyte nahm das Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit entgegen, zwinkerte der jungen Frau zu und kniff sie in den Allerwertesten. Was diese mit einem kleinen Quicken und gespielter Entrüstung quittierte.

Lässig hatte sich der Kopfgeldjäger an die Theke gelehnt und unterhielt sich mit dem Barkeeper. Man kannte sich noch aus der Zeit, als Chad seinen Dienst bei der CSF versah. Sein damaliges Revier waren die Unteren und Tiefen Ebenen gewesen. Whyte war mit Leib und Seele ein Gesetzeshüter und glaubte an das System. Bis er eines Tages von dem System enttäuscht wurde. Es war bei einem Undercovereinsatz in einem anderen Teil der Tiefen Ebenen. Durch einen Verrat in den eigenen Reihen ging dieser Einsatz schief. Viele gute Beamte und auch unschuldige Zivilisten starben. Da dieses Desasters viel Staub aufgewirbelt hatte und es Druck nicht nur aus der höheren Verwaltungsebene gab, musste ein Sündenbock gefunden werden und das war eben Chad Whyte. Von da an verlief sein Leben nicht mehr in gewohnten Bahnen. Der Kopfgeldjäger seufzte bei dem Gedanken an die Vergangenheit und leerte sein Glas in einem Zug. Der kleine Chrono am Handgelenk zeigte ihm an, das sein Geschäftstermin bald auftauchen würde. Er verabschiedete sich von Kryll, dem Barkeeper und wartete noch auf Yuma, die soeben ihre Schicht beendet hatte. Mit einem Arm um die wohlgeformten Hüften der jungen Frau verließ Chad mit seiner Begleitung die Spelunke.

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Chad lehnte lässig, wie es eben seine Art war an eines der provisorischen Regale. Die rauchende Zigarette im Mundwinkel und eine junge Frau, Yuma im Arm und beobachtete das Treiben in dem “Lagerraum” mit seinen blauen Augen. Obwohl die Räumlichkeit in einem Dämmerlicht gehalten würde, hatte der Kopfgeldjäger weiterhin seine Pilotenbrille mit getönten Gläsern aufgelassen. Angeregt unterhielt er sich mit Yuma, als zwei Gestalten das ehemalige Restaurant betraten. Es handelte sich dabei um einen männlichen Menschen (Apus Soleda) und um einen Gran, dem ein Arm fehlte. Den Einarmigen kannte Chad, es war Porro, der Bettler. Er hatte mit ihm schon einige Geschäfte gemacht. Whyte löste sich von Yuma und machte einige Schritte auf die Beiden zu.

“Porro, schön Dich wiederzusehen. Wie laufen die Geschäfte?”

Begrüßte Chad den Gran und musterte nebenbei seinen Begleiter von oben nach unten. Dabei behielt Whyte weiterhin seine Pilotenbrille auf. Als er die “Musterung” abgeschlossen hatte, wandte er sich erneut an Porro.

“Was kann ich für Dich tun, alter Freund und wo hast du den Jungen aufgegabelt? Wie heißt Du, Kleiner?”



:: Coruscant :: Tiefere Ebenen :: ein Schwarzmarkt :: Umschlagplatz :: Chad Whyte, Porro & Apus Soleda -im Hintergrund dubiose Kerle ::
 
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|| Coruscant ▫ untere Ebenen ▫ verfallener Straßenzug ▫ Seitengasse vor einer Spelunke ▫ Gleiter || ▫ Vorin & Gaiden ▫ Bandenmitglieder oder sonstwie geartete Halunken

Glück und Unglück lösten sich momentan im Herzschlag ab. Seinem Begleiter waren die Umstände in denen sie sich befanden offenbar nicht fremd. Relativ geschickt und sicher übernahm er das Wort und stellte sich den Gangstern auf seine Art. Es war anzunehmen dass er gut daran tat einfach nichts zu sagen. Auf dem Gebiet hatte der Andere (Gaiden) einfach mehr Erfahrung. Teilweise waren seine Worte sehr gewagt und Vorin befürchtete schon sich bald inmitten eines Kampfes zu befinden, doch sie hatten Glück. Zwar wusste er selbst wie wichtig es war keine Angst zu zeigen, doch war das Maß an Selbstsicherheit, die man ausstrahlen durfte, sehr schwer zu finden und konnte leicht verfehlt werden. Doch der Gerettete fand die richtigen Worte und schaffte es sie beide mit jemandem sprechen zu lassen der hoffentlich etwas kultivierter war.

Der junge Meister überlegte fieberhaft. Konnten sie einen Kampf notfalls bestreiten? Über die Kampffähigkeiten des Anderen wusste er nichts, zudem war er verletzt. Zu seinen Gunsten stand der Jedi-Status, der der Gang noch nicht bekannt war. Aber das alleine würde nicht reichen. Er war zu lange auf den Beinen und die Erschöpfung schwebte wie ein gewaltiges Schwert über ihm, um irgendwann endgültig auf ihn niederzufahren und ihn auszuknocken. Letztendlich sollte dies auch nur ein Gedankenspiel sein, denn wie ironisch wäre es, wenn er seinen Mitfahrer gerettet hätte um ihn dann erneut in Gefahr zu bringen. Da er im Moment nicht viel sagen und tun konnte während sie warteten, versuchte er wenigstens aufmerksam zu sein und sich sein Selbstbewusstsein nicht zu sehr anmerken zu lassen. Schließlich ... endlich kam der "Chef" der Bande, oder zumindest jemand der mehr zu sagen hatte, und wandte sich an sie. Erneut war es sein Begleiter, der das Wort ergriff um diese Situation zu erklären. Vorin ärgerte sich, dass es so viele waren und sie zu diesem völlig überflüssigen Spiel gezwungen waren.

Hauptsächlich nervte ihn dieser Zwischenfall, wobei letztendlich die verdammte Security daran "Schuld" war. Am liebsten hätte er ihnen einfach all seine Credits hingeworfen und wäre weitergefahren, doch dies würden sie nicht zulassen. Zudem würden sie vermuten, dass es noch mehr zu holen gab. Also musste er weiterhin mit diesen Leuten verhandeln und hoffen dass sie nicht auf dumme Gedanken kamen. In diesem Milieu gab es soviele Regeln zu befolgen, und er kannte sich einfach nicht so gut aus. Die meisten hier lebten in dieser Art und Weise vermutlich schon ihr ganzes Leben lang und wussten wie der Hase lief. Er konnte erst auf wenig Erfahrung zurückgreifen. Allerdings hatte er momentan einen Verhandlungsführer was ihnen ja letztendlich zum Vorteil gereichte. Der Mensch der nun für die Anderen sprach war wesentlich zugänglicher und ließ sich im Endeffekt zu einem einfachen Deal verleiten. Soweit sah es ja schonmal gut aus. Das einzige Problem was immer noch blieb war die Art und Weise wie sie das Bezahlen über die Bühne brachten.

Wenn er jetzt einfach einen Stick herausholte und bezahlte, konnte es gut sein, dass sie den anfänglichen Bluff durchschauten und trotzdem zu dem Schluss kamen nach mehr zu suchen. Immerhin würde es so aussehen als liege das Geld ganz locker. Um ehrlich zu sein wusste Vorin selbst nicht mal genau wieviel er eigentlich noch hatte. Seine Reserven hatten sich im Laufe des Tages ordentlich dezimiert und viel mehr als den geforderten Betrag hatte er mit Sicherheit auch nicht mehr zur Verfügung. Es wäre keine große Sache wieder neues Geld zu besorgen, doch die Frage war, ob dies sein musste. Sollte er versuchen zu verhandeln oder den Deal zu verändern? Um etwas Zeit zu gewinnen riss er erstmal ungläubig die Augen auf und presste ein:
"400?" heraus, in dem eine merkliche Portion Unglauben steckte. Immerhin musste er den Eindruck erwecken, dass dies für ihn eine schmerzhafte Ausgabe bedeutete, auch wenn es nicht so war. Er ließ ein paar bewusste Atemzüge verstreichen bevor er fortfuhr: "Das ist 'ne ganze Menge." Auf diese Feststellung gab es wenig zu kommentieren, weshalb es auch niemand tat. Vorin atmete tief aus.

"Für 400 lasst ihr uns durch und garantiert dass wir unbehelligt aus eurem Gebiet gelangen?!" , wiederholte, bzw. brachte er als fordernde Feststellung hervor. Immerhin war das ein Geschäft was beinhaltete, dass jede Seite etwas bekam. Andernfalls hätten sie sie auch gleich ausrauben können. Der Verhandlungspartner schien fast beleidigt zu sein.
"Zweifelst Du an meinen Worten? So war der Deal."
"Keinesfalls." , versicherte der Jedi und überlegte.
"Nun gut, dann schauen wir doch mal ob wir soviel überhaupt dabei haben." Vorin drehte sich leicht zur Seite damit nicht jeder sehen konnte was er machte, doch dies schien nur die Nervosität der Leute hier zu steigern. Aufgrund der vielen klappernden und klirrenden Waffen hielt er sofort in seiner Bewegung inne, und zeigte die leeren Handflächen, die gerade in Richtung Tasche gewandert waren.
"Hey ganz ruhig, ich hol' nur die Knete raus." Hoffentlich beruhigten sie sich, es wäre mehr als ungünstig wenn sie anfingen ihn zu durchsuchen. Sein Lichtschwert war nicht wirklich versteckt und wenn sie das erstmal sahen wurde es richtig kompliziert. Doch nachdem er mit einem: "Langsam Junge!" bedacht worden war, konnte er endlich die Cred Chips herausholen. Bevor er nachzählen konnte, riss sie ihm einer aus der Hand. Mit Leichtigkeit hätte er die Hand wegziehen können, aber nachdem die Jungs und Mädchen nervös geworden waren, wollte er lieber keine schnellen Bewegungen mehr machen. Hätte Vorin die Mimik des Duros lesen können, hätte er vermutlich gemerkt, dass er böse grinste.

"Das sind nur 320 Boss!" Schön wenn einem jemand anders sagte wieviel Credits man noch hatte. Wie auch immer, Vorin versuchte diesen Umstand zu ignorieren und sich auf das hoffentlich baldige Ende dieses Geschäfts zu konzentrieren.

"Ok, es reicht nicht ganz." , gab er mit einem recht trockenen Tonfall zu.
"Dann nehmt halt noch das was im Gleiter ist. Das Zeug ist mindestens nochmal 100 wert, wenn ihr vernünftig handelt wahrscheinlich sogar noch mehr." Der Mann wirkte als könne er seinem Gehör nicht vollends trauen.
"Was sollen wir mit Decken und Kissen?" Vorin zuckte mit den Achseln.
"Was weiß ich. Handelt mit den Obdachlosen oder was auch immer. Hey, wir sind quasi auf der gleichen Seite, also macht's nicht so kompliziert. Ist doch ein annehmbares Angebot oder?" Mittlerweise war es nun wirklich genug, und seine Geduld neigte sich bedenklich dem Ende. Daher scheute er sich auch nicht die vage Freundschaftsgeste mit einem Anstoß der Macht zu verbinden. Sie hatten grundlegend einen Verhandlungsboden gefunden und diesen Gedanken forcierte er ein wenig, damit sein Gegenüber seinem Vorschlag möglichst zustimmte. Die Gedankenbeeinflussung war nicht unbedingt seine Paradedisziplin, doch ein leichtes Wirken konnte eventuell schon genug sein. Ihr Verhandlungspartner schien ein wenig zu überlegen, bis er sich schließlich entschieden hatte.

"Hmm ... na gut einverstanden. Deal."
"Deal." , Vorin streckte die Hand aus um das Geschäft zu besiegeln. Nach einem längeren Moment streckte schließlich der andere auch die Hand aus und die Sache war unter Dach und Fach. War es hier unten nicht üblich ein Geschäft zu bestätigen? Wie dem auch sein mochte, die Credits wechselten den Besitzer genauso wie ein Teil seiner Einkäufe, der ausgeladen und irgendwohin geschafft wurden.

"Also dann." , verabschiedete sich der Jedi, der froh war, dass sie das Ganze zivilisiert hinter sich gebracht hatten. Der Chef drehte sich noch einmal um als er und sein Begleiter (Gaiden) wieder Platz genommen hatten.

"Kommt nicht wieder hierher." , gab er im Plauderton zur Kenntnis. Die versteckte Intention und vor allem die gespielte Freundlichkeit war mehr als deutlich. "Bestimmt nicht." , versicherte der Meister und startete die Maschine. Er wartete bis ihm die anderen - eher widerwillig - den Weg frei machten und fuhr gemächlich die Gasse entlang und von der Gang weg. Nachdem sie ein gutes Stück gefahren waren gestattete er sich zu einem ersten Kommentar.

"Na das war doch spaßig." , subsumierte er in seiner üblichen sarkastischen Art. "Danke für die Hilfe. Ich bin nicht sicher ob ich auf die richtige Art und Weise mit denen hätte reden können." Der Blick des 20-Jährigen ging hin und her.

"Äh ... Du weißt nicht zufälllig wo wir sind, und wo wir lang müssen?"

|| Coruscant ▫ untere Ebenen ▫ Seitengasse in der Nähe der Spelunke ▫ Gleiter || ▫ Vorin & Gaiden
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Treppenhaus]- Noa, Cris, Leiche

„Es war ja nur eine Idee…“

Cris war selbst überrascht darüber, wie defensiv seine Antwort klang, als Noa sich über den ausbleibenden Erfolg seines Vorschlags – nach Leandro zu rufen, was im Endeffekt nur zu einem leicht unheimlichen Echo im Treppenhaus geführt hatte – mokierte. Schließlich war sie es doch eigentlich, die ihn hierher mitgeschleppt hatte, in eine Umgebung, in der man seiner Einschätzung nach jederzeit mit einem Virbostilett zwischen den Rippen enden konnte.

Trotzdem gingen sie weiter. Der Lichtkegel der an Cris’ Waffe angebrachter Lampe zuckte irr durch das Treppenhaus, dessen allgemeiner Beleuchtungszustand sich mit höheren Stockwerkszahlen allerdings zu verbessern schien. Keine Sekunde erlaubte der ehemalige Sturmtruppler es seinem Zeigefinger, sich allzu weit vom Abzug der SSK-7 zu entfernen – natürlich, ohne ihn tatsächlich um das kühle Metall zu spannen. So mancher Schaden war bereits durch in plötzlichem Erschrecken abgegebene Schüsse angerichtet worden. Was er jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, war Noa einen Schuss zwischen die Schulterblätter zu jagen weil sich irgendwo irgendetwas mit zu lauten Geräuschen zu plötzlich bewegte.

Seine Begleiterin war nun dazu übergegangen, auf der Suche nach Leandro einen etwas direkteren Weg zu wählen. Scheinbar wahllos hatte sie sich eine der Türen auserkoren und geklopft, woraufhin diese nach einem zweiten Anlauf tatsächlich geöffnet wurde und Cris gerade noch Zeit blieb, seine Waffe zu senken und außer Sichtweite zu bewegen, Wie kooperationsbereit der Cathar, der jetzt mit unleserlicher Nichtmenschenmimik vor ihnen stand, allgemein auch sein konnte – mit einer Waffe bedroht zu werden sorgte in den meisten Individuen für Resultate, die man sich in einer Situation wie der von Noa und Cris nicht unbedingt wünschte.

Diese Vorsorge erwies sich als nutzlos – der Cathar war scheinbar nicht gewillt, sich länger mit wildfremden Menschen unterhalten, die an seine Tür pochten. Cris konnte es ihm nicht verübeln. Alleine ob ihrer Spezies war es möglich, dass Noa und Cris ganz einfach inoffizielle Mitarbeiter oder Spitzel der CSF oder einer anderen imperialen Sicherheitsbehörde waren und Leandro ein nach Maßstäben des Imperiums beurteilter Krimineller. Im Grunde konnten sie sich glücklich schätzen, wenn ihre Rumfragerei hier nicht darin mündete, von einem bewaffneten nichtmenschlichen Mob gejagt und schließlich als Warnung an das Imperium gelyncht zu werden – den Worten des Duros vor der Tür nach zu urteilen hatte die CSF hier erst vor kurzem mit äußerster Brutalität gewütet.

Cris hütete sich jedoch, diese Gedanken laut Noa gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Irgendetwas in ihrem Gesicht, als der Cathar ihnen die Tür vor der Nase zuknallte und sie abermals nach ihrem Bruder rief, hinderte ihn daran. Die Widerstandskämpferin erwartete vom viel gepriesenen Agenten des Geheimdienstes, dass er ihr half – und nicht, dass er einen stundenlangen Monolog über mögliche Implikationen und Risiken hielt. Außerdem wollte Cris Noa helfen, ganz gleich, ob sein Ansehen bei den Defendern davon abhängen mochte oder nicht. Jetzt machte Noa den Eindruck, als wäre sie kurz davor, ihre Suche zu beenden und vor dem Wohnkomplex zu kapitulieren.

Also das nächste Geschoss. Vor dem Rodianer, der sie dort fast anbrüllte, konnte Cris seine Waffe nicht mehr rechtzeitig verbergen – was allerdings wieder keinen Unterschied machte. Nachdem er seiner Unbill Ausdruck verliehen hatte, war auch die Tür zu seiner Wohnung wieder fest geschlossen und Cris mit Noa im Treppenhaus alleine.


„Kommen Sie, suchen wir weiter“, versuchte er Noa aufzumuntern.

„Irgendwo muss er ja…“

Das Wort erstarb ihm im Mund, als plötzlich aus einer anderen Wohnung ein zartes Stimmchen ertönte, ohne dass er oder Noa angeklopft hätten. Sofort schrillten mehrere Alarmsirenen in Cris’ Kopf – selbständige Hilfsbereitschaft war nach ihren bisherigen Erfahrungen nicht unbedingt typisch, allerdings erschien ihm an der jungen Frau, die jetzt mit Noa redete, ansonsten nichts, was erhöhtes Misstrauen rechtfertigen würde. Und dennoch…

„Mir auch nicht…“, brummte er, als Noa deutlich machte, dass ihr offenbar ähnliche Gedanken gekommen waren. Sie suchten ohne Ergebnis, nur um dann zufällig auf jemanden zu stoßen, der ihnen ungefragt exakt die Information geben konnte, die sie benötigten? Sehr unwahrscheinlich… andererseits kannte Cris bei weitem nicht alle Variablen, die alles – etwa den Grund, warum Leandro sich überhaupt in diesem Gebäude aufhalten mochte – erklären würden. So oder so – eine Antwort wartete im neunten Stock auf sie. Wohnung IB4.

„Gehen wir.“

Also weiter Treppensteigen. Die einzige Gestalt, die ihnen dabei begegnete – einen Zabrak – hielt Cris mit einem finsteren Blick auf Distanz. Zumindest vermutete er, dass es sein Blick war, der den bewaffneten Nichtmenschen anspornte, sie tatenlos zu passieren, und nicht einfaches Desinteresse auf seiner Seite. Vielleicht war es auch einfach nur der Eindruck, dass Cris jemand war, der mit der Blasterpistole, die er immer noch in seiner Rechten unterstützt von seiner linken Hand hielt, umzugehen wusste.

Dann waren sie an der fraglichen Tür und vielleicht am Ende ihrer Suche angekommen. Noas Hinweis auf seine Waffe quittierte er mit einem fast amüsierten Wölben seiner Augenbrauen – hatte er diese doch nicht einmal zurück in ihr Holster verfrachtet, seit sie dieses finstere Gebäude betreten hatten. Während Noa klopfte, ratterten in Cris’ Gedanken verschiedenste Szenarien herunter, welcher Anblick sich ihnen wohl bieten würde und wie sich diese auf Noa auswirken mochten… zu den schlimmsten zählte neben Leandros zerfetzte Leiche die Erkenntnis, dass er sich hier mit Kontaktleuten der Behörden traf um die Defender zu verraten. Oder dass er sich als Mittelmann irgendeiner tatsächlichen Verbrecherorganisation entpuppte, die die Infrastruktur der Defender für ihre Zwecke missbrauchte.

Nichts davon traf zu.

Verblüfft ließ Cris seine Waffe sinken, als eine nur in ein geschmeidiges Lacken gehüllte Zeltron – diese Spezies erkannte er tatsächlich – im Türrahmen erschien und sich mit rauchiger Stimme bei Noa nach dem Grund ihres plötzlichen Auftauchens erkundigte. Das Schaben von Metall auf Leder war zu hören, als Cris seine Waffe im Holster verschwinden ließ. Das Lacken mochte den Körper der Frau zwar bedecken, doch war es nicht sehr schwer mit einiger Deutlichkeit zu erahnen, was sich darunter befand. Von ihr ging mit Sicherheit keine Gefahr aus – jedenfalls keine, die Cris mit Waffengewalt lösen musste.

Also befand sich Leandro tatsächlich in dieser Wohnung – soviel wurde spätestens anhand der männlichen Stimme, die ertönte, und erst recht durch Noas Reaktion darauf ersichtlich. Ohne zu zögern schob die Widerstandskämpferin sich an der Zeltron vorbei, vermutlich, um ihren Bruder zu konfrontieren. Verständlich. Ganz offenbar war Leandro nicht hier, um irgendwelche Deals für oder gegen die Defender abzuwickeln. Sondern um sich zu amüsieren, während um ihn herum das Imperium seine Gesinnungsgenossen dahinschlachtete und seine Schwester fast vor Sorge starb.

Kopfschüttelnd schickte Cris sich an, Noa zu folgen, wurde jedoch abrupt gestoppt, als die Zeltron ihm jene Hand, die nicht damit beschäftigt war, das gefährlich lose wirkende Laken um ihren Körper zu spannen, auf den Brustkorb legte. Ihre dunklen Augen schienen tiefe Seen voll von unvorstellbaren Versprechungen und die Art, wie sich ihre vollen Lippen zu einem amüsierten Lächeln formten, ließ seinen Mund austrocknen.


„Ich glaube die beiden sollten jetzt erstmal alleine sein… was einst du?“, raunte sie ihm zu, während die grazilen Finger sich langsam abwärts bewegten und die Zeltron einen eleganten Schritt auf Cris zu machte. Diese dunklen, geschmeidigen Haare… der exotische Purpurschimmer der makellosen Haut… Eigentlich war es gar nicht so schwer, zu verstehen, warum Leandro keine Zeit damit verschwendet hatte, sich bei seiner lästigen kleinen Schwester zu melden. Er bestimmte selbst über sein Leben, oder nicht?

„Kann mir nicht vorstellen, dass das sonderlich angenehm wird…“, stimmte Cris ihr mit langsamen Worten zu. Ein leichter Schauer ließ seinen Körper erbeben, ausgehend von seiner Hüfte, wo er sich der Gegenwart ihrer tastenden Finger nur allzu bewusst wurde. Irgendetwas wollte ihm in Bezug auf Zeltrons und ihre Charakteristika einfallen… nur was?

„Richtig. Warum sollten wir nicht etwas Spaß haben, hm...?“

Das tastende Gefühl war jetzt an seinem Oberschenkel angekommen, was für ein leichtes Stirnrunzeln bei Cris sorgte. Was gab es dort zu holen, außer…?
Der Gedanke verschwamm, als die feurigen Lippen der Zeltron sich plötzlich auf die seinen pressten und er reflexartig leicht den Mund öffnete, um den Kuss in entsprechender Intensität zu erwidern. Keine Reaktion war natürlicher… nur warum war das tastende Gefühl verschwunden und warum schien es so, als würde ihre Hand nach irgendetwas suchen? Es war schwer, sich zu konzentrieren, nahezu betäubt von der fordernden Annäherung der Zeltron, die fast einen rauschartigen Zustand hervorzurufen schien, doch ein Wort bahnte sich hartnäckig seinen Weg in Cris’ Bewusstsein: der Blaster. Der Blaster.

Adrenalin raste durch die Blutbahnen des ehemaligen Sturmtrupplers und vertrieb den süßen Rausch, ließ die Erkenntnis zurückkehren. So atemberaubend schön die Zeltron auch sein mochte – was bei allen Sith trieb er hier mit ihr? Impulsiv stieß er sie von sich und ihre Finger glitten vom Griff seiner SSK-7, anscheinend kurz bevor es ihr gelungen wäre, die Waffe an sich zu reißen und sonst was damit anzustellen. Stattdessen zog Cris selbst die Waffe, entsicherte sie mit einer raschen Bewegung seines Daumens und presste sie der Frau fast ins Gesicht, die rasch einen Schritt zurückwich. Ihr Lächeln schien immer noch leicht amüsiert, wenngleich sie die Mündung der Pistole aufmerksam im Auge behielt.


„Nicht ganz so einfach, was?“

Cris schüttelte benommen den Kopf, um den letzten Rest angenehme Betäubung aus seinem Bewusstsein zu vertreiben.

„Vorwärts“, befahl er der Zeltron knapp und gestikulierte in Richtung des Zimmers, in dem sich Noa und Leandro befinden mussten. Dominiert wurde dieses durch das riesige, mit etlichen Kissen geschmückte Bett, in dem sich Noas Bruder offenbar mit seiner Gespielin hatte vergnügen wollen. Ob dieses Spiel allerdings so glimpflich für ihn ausgegangen wäre, wagte Cris nach ihrer kleinen Vorstellung zu bezweifeln…

Er ertappte sich dabei, wie er leicht rot anlief, als sein Blick auf Noa fiel. Wie viel hatte sie von der kleinen Szene am Eingang mitbekommen? Leandro hatte es mittlerweile immerhin geschafft, seine Hose anzuziehen. Cris räusperte sich, ohne die Waffe auch nur einen Millimeter von der Zeltron wegzubewegen.


„Also… was jetzt?“


[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Stockwerk 9, Wohnung IB4]- Noa, Cris, Leandro, Zeltron
 
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Die offensichtliche Bereitschaft des jungen Burschen, seine geringen Möglichkeiten zur Gänze auszuschöpfen. Das imponierte dem alten, gezeichneten Gran auf eine fast schon väterliche Art und Weise. Dieser Apus sprühte geradezu vor Energie. Und das konnte man nicht häufig von Bewohnern der Unteren Ebenen behaupten. Porro befand, dass es an der Zeit war, das Gespräch an einen wesentlich .. angenehmeren .. Ort zu verlegen. Sich schnaufend erhebend - der Gran bemerkte die Unsicherheit des Jungen - brachte sich der ehemalige Pirat in die Vertikale und keuchte abermalig. Doch von den körperlichen Beeinträchtigungen konnte und wollte sich Porro nicht unterkriegen lassen. Er führte seinen Begleiter zu einem Treppenhaus - dorthin, von wo es aus weiter ging. In dunkle Schächte, in verborgene Pfade. Dann jedoch überraschte eine Frage den Gran. Die Frage nach dem Verlust des Armes. Der Dreiäugige zuckte kaum merklich zusammen. Hitze wallte in ihm auf - Beklommenheit breitete sich aus. Im Grunde war es kein allzu heikles Thema, ging der Verlust der Gliedmaße doch nicht mit einer ehrlosen Geschichte einher. Im Gegenteil. Und dennoch zierte sich der alte Gran bisweilen, wenn es um diesen Punkt ging. Als das Duo zwei Gamorreaner passierte, wurde der einstige Pirat neuerlich von einem Hustenanfall geplagt.

"Is' lang' her, mit dem Arm. Is' im Outer Rim gescheh'n. War die Klinge ein's wüst'n Kerl's. Hat mir den Arm glatt abgeschlag'n. Mit ein'm Hieb.", antwortete Porro, ohne näher auf die Umstände des Vorfalls einzugehen. Zuviel musste Apus auch nicht wissen, denn manchmal bargen derartige Kenntnisse auch entsprechende Gefahr. Die spitze Schnauze des Gran zuckte ein wenig, als er die offenkundige Skepsis des Menschen sah. Die Umgebung war allem Anschein nach nicht gerade der Ort, den Apus erwartet hatte. Doch Schwarzmärkte hatten die Eigenschaft, nicht unbedingt der romantischen Vorstellung der Nichteingeweihten zu entsprechen. Zwar kannte sich Porro nicht wirklich mit der Anatomie der Menschen aus und konnte deren Mimik und Gestik nur in den seltensten Fällen exakt einschätzen - doch wirkte sein neuester Zögling mehr als aufgeregt.

Der hiesige Schwarzmarkt bestach in erster Linie durch eine gewisse Beschaulichkeit und wartete mit attraktiven Artikeln und Waren auf. Porro hatte jedoch in diesem Moment keinerlei Augenmerk für derlei weltlichen Kram - auch wenn er ungekannten Reichtum sein Eigen nennen konnte, nachdem ihm Apus die Credits gegeben hatte. Doch erst einmal war es wichtig, dem jungen Burschen die Möglichkeit eines Aufstiegs zu bereiten. Der neugierige Zeitgenosse wollte gleich im Anschluß wissen, wo genau man sich hier befand. Der Gran schalt sich einerseits einen Narren, dem Menschen so ungeniert und freizügig Auskunft erteilen zu wollen, andererseits war das forsche Vorgehen mehr als erheiternd und unterhaltsam.


"Das hier? Is' 'n Schwarzmarkt. Gibt's viele von auf Coruscant. Mehr als man denkt.", kicherte der Gezeichnete. Im Grunde eine Selbstverständlichkeit, dennoch mangelte es nicht an düsterer Zwielichtigkeit. Der Gran betrachtete seinen jungen Begleiter und labte sich an dessen aufgerissenen Augen. Porro überlegte, ob er ein paar mahnende Worte verlieren sollte, entschied sich jedoch dagegen. Zudem wurde die Anwesenheit des verstümmelten Bettlers von einer weiteren Person registriert. Der menschliche Kerl mit der Pilotenbrille. Porro erinnerte sich und nickte, woraufhin sein Bettelschild wackelte und ihm gegen die Brust schlug. In einer wahren Flut der Worte überrumpelte Chad Whyte den alten Gran.

"Hallo, Chad. Gibt 'n bissch'n was zu besprech'n. Der Bursche hier will hoch hinaus. Vielleicht hat die Sonne ja Möglichkeit'n.", erwiderte der ehemalige Pirat und wischte sich mit dem Ärmel des verbliebenen Armes Rotz und Schleim von der Rüsselschnauze.


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Im Gespräch mit Chad und Porro

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Porro, Apus Soleda und nun auch ein Mensch namens Chad trafen in einem exklusiven Lagerraum oder Umschlagplatz zusammen. Mehr oder weniger unvermittelt, in der Mitte des in weiß und pastell gehaltenen Restaurantraumes, der schon lange Zeit zweckentfremdet worden war. Die Gomorreaner-Wachen behielten das Treiben der Anwesenden im Auge, doch im Prinzip lief alles einen geordneten Gang, konnte man meinen.

Apus Soleda hatte zur kurzen und knappen Schilderung von Porros Armverlust nicht weiter nachgehakt. 'Outer Rim. Weit fort von hier. Das ist gut. Besser er verliert seinen Arm weit weg, als hier, ganz nah.' Der Gedanke war sachlich und irgendwie tonlos. Und der Hinweis auf den Outer Rim hätte indes auch Apus' Gedanken vom fehlenden Arm zu anderen Dingen fortgetragen. Aber dazu kam es vorerst nicht. Die Galaxie musste warten. Denn da löste sich just der militärische Typ bei der hübschen Menschenfrau und kam ziemlich deutlich auf Apus und Porro zu. Der Menschenmann musterte Apus eingehend, das konnte man förmlich fühlen. Was würde er in Apus' Gestalt erkennen? Der Vahla war abgesehen von seiner bleichen Haut und den weißen Haarsträhnen im schwarzen Schopf, die er silbern überfärbt hatte, überaus menschlich von Antlitz. Der anthrazitfarbene Mantel zeigte Spuren langer Abnutzung und war gepolstert. Wahrscheinlich Schutzpolster. An der linken Schulter war eine handtellergroße Grubenlampe eingehängt, jedoch abgeschaltet. Darüberhinaus gab es wenig bemerkenswertes. Außer vielleicht das giftgrüne, abgetragene und erbleichte Hemd unter dem Mantel. Apus erschiehn insgesamt hager, hochgewachsen und wenig kräftig. Hängende Schultern, Blässe und vorsichtige Augen könnten Chad, je nachdem wieviel Ahnung er von der Gegend hatte, verraten: ein Kerl aus den untersten Ebenen. Auf Vorsicht bedacht, statt auf Ärger. Wahrscheinlich Flüchtling oder Arbeiter. Das wäre zumindestens ein erster Eindruck. Inwieweit man solchen Eindrücken glauben sollte, war etwas anderes.

'Thess Anglin hatte recht,' dachte Apus zu sich selbst, noch während Chad Whyte heran kam. 'Zwischen den Tiefen und den Oberen Ebenen ist eine dreckige Speckschicht voll Kriminellen und ehrlosem Gesindel. Der Mann da ist selbstsicher. Und er trägt es zur Schau. Es ist ein Teil von ihm. Er spricht ohne etwas zu sagen. Er lässt etwas aus sich sprechen, was er für ein Geheimnis hält. Geheimnis baut Verrat. Er ist ein Verräter.' - Man konnte nicht sagen, dass dies die beste aller möglichen Deutungsweisen war, um den gut gelaunten, herankommenden Chad zu beurteilen - oder verurteilen?

'Will er etwas von mir? Die Brille verbirgt etwas. Er lächelt. Ich finde es nicht gut, wenn er lächelt. Hat die Frau Angst vor ihm?' Apus blickte zurück zu der hübschen Yuma, die Chad bei den Faltregalen zurückgelassen hatte. Doch er fand keine Bestätigung für sein Misstrauen. Das war beunruhigend, in gewisser Weise.

"...wo hast du den Jungen aufgegabelt? Wie heißt Du, Kleiner?", kam es von dem Fremden mit der Waffe und der Pilotenbrille. Das holte Apus zurück zum Wesentlichen.

'Ich bin kein Junge, ich bin siebenundzwanzig Jahre alt und ebenso groß wie du,' dachte Apus wieder still und ruhig. Er blickte zu Chads Waffe und schwieg dazu.

"Ich bin Apus, Sir," sprach er stattdessen zurückhaltend, aber präzise. Ganz im Tonfall eines Geringeren vor einem Höheren, was Apus bemerkte und kurz schwitzen ließ. Innerlich baute sich eine Abneigung gegen Chad weiter auf. Die kleinen, tückischen Souffleure in Apus' Kopf arbeiteten angestrengt: 'Dieser Mann ist überheblich, und er verfügt über andere. Er ist es so gewohnt. Das ist der Preis hier oben. Unten, in Pesholon, arbeitet der Nebenmann neben Dir. Hier kennt man keinen neben sich. Nur oben und unten.' Als Apus von der Waffe unter Chads Achsel wieder aufblickte hatte er ein seltsames, unfreiwilliges Bild vor Augen. Er selbst, Apus, würde genau diese Waffe abfeuern. Aber warum und wo und wann? Doch bevor Apus das genauer ergründen konnte begann sich ein Gespräch zu entwickeln.

"Vielleicht hat die Sonne ja Möglichkeiten...", hatte Porro gesprochen und auch das drang sehr gut durch, zu Apus. 'Es gibt viele Sonnen. Und keine könnte mir helfen. Was also meint der Gran und was hat dieser Chad damit zu schaffen?' Apus starrte derweil Chad auf die Sonnenbrille, als gäbe es dahinter etwas zu entdecken.

"Sir, ich such keinen Ärger. Nur einen Weg nach oben. Wortwörtlich." Eine klare Geste zur Decke unterstrich die Aussage. Dann bemühte er wieder so eine antiqierte huttische Redewendung, die wahrscheinlich eher irritierte. Doch schiehn sie Apus nicht ungewöhnlich:

"Weiter wurde bisher gar nichts gesagt oder getan." Was in etwas altmodischer Art sagen wollte: Ich geh hier ohne Hintergedanken an die Sache ran. Wir stehen bei Null. Ich kenn Dich nicht. Du kennst mich nicht.

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- Coruscant – Mittlere Ebenen – Megablock 887 – Wohnung IB4 – Mit Cris, Leandro, Zeltron –

Mit seinen 29 Jahren war Leandro vier Jahre älter als seine beiden Zwillingsschwestern, allerdings bedeutete das nicht, dass Noa sich, weil sie die Jüngere war, nicht für ihn verantwortlich fühlte. Leandro war stark, er war tough und er war cool, aber manchmal auch unbeholfen und von seinem Grundwesen so zahm und gutmütig, dass es oftmals nicht schwierig war, ihn über den Tisch zu ziehen. Früher als Kind war ihm das öfter passiert. Obwohl er damals schon größer gewesen war als seine Klassenkameraden, hatte er sich nie gewehrt, wenn ihn jemand geärgert hatte, das hatte er erst später gelernt. Noa erinnerte sich gut daran, dass sie einmal so wütend geworden war, als sie gewesen hatte, wie ein Junge ihren Bruder geschubbst hatte, dass sie – obwohl vier Jahre jünger – auf ihn zugelaufen und ihm ihre Schultasche um die Ohren gehauen hatte. Auf einer Party zu Leandros 21. Geburtstag hatten zwei Typen begonnen die Stimmung zu sabotieren, indem sie Gäste angepöbelten und ständig Musik auflegten, die keiner außen ihnen hören wollte. Leandro, kompromissbereit wie er war, hatte mehrmals vernünftig versucht mit ihnen zu reden, aber es war Noa gewesen, die die beiden schließlich in hohem Bogen raus geworfen hatte. Sie war es auch gewesen, die vor zwei Jahren heraus gefunden, dass ein Mädel, mit dem Leandro ein paar Mal ausgegangen war, hinter sienem Rücken noch mit einem anderen Mann zusammen war. Noa hatte sie sofort zur Rede gestellt und ihr klar gemacht, dass sie entweder die Karten auf den Tisch legen oder Leandro in Ruhe lassen sollte. Er hatte nie wieder von ihr gehört. Wenn es um die Familie ging, hielten alle Cortinas zusammen wie Pech und Schwefel, daher war es wenig verwunderlich, dass Noa sich auf die Suche nach ihrem Bruder gemacht hatte. Sie war allerdings erstaunt, in welchem Zustand sie ihn schließlich fand: es ging ihm gut, er war weder entführt noch zusammen geschlagen worden und es war auch noch alles an ihm dran – speziell davon konnte sich Noa mehr als deutlich überzeugen. Ihren Bruder nackt im Bett einer Frau zu finden, mit der er gerade heiße Liebesspiele getrieben hatte, das war mehr als sie sehen wollte.

“Ich fasse es nicht! Sag mal, was treibst du eigentlich hier???“

Noa Stimme war so laut, dass sie bis in den Flur hallen musste. Eilig schloss Leandro die letzten Knöpfe seiner Hose.

“Das fragst du noch? Ich hätte gedacht, das ist offensichtlich...“

Antwortete er verkrampft, vermutlich darauf bedacht sich keine Blöße zu geben.

“Viel interessanter ist doch, was machst DU hier? Wie bist du hierher gekommen?“

Wollte Leandro wissen. Noas Wut begann sich hoch zu schaukeln. Da war sie durch halb Coruscant gereist, in unglaublicher Sorge und Angst um ihren Bruder, hatte ihn überall gesucht, hatte Sheldon im Fitnessstudio beinahe jemanden zusammen schlagen lassen und war schließlich in einer vergammelten Mittleren-Ebene-Gegend gelandet, um sicher zu stellen, dass es ihrem Bruder gut ging, während dieser sich die ganze Zeit im Bett vergnügte![/b]

“Wie ich hierher komme? Mit einem Gleiter! Bestimmt nicht zu Fuß!“

Antwortete sie zickig, schnaufte laut und drehte sich um und machte einen Schritt zurück in den Gang, um sich nach Sheldon und dieser Zeltron umzusehen, nur um festzustellen, dass beide knutschend im Eingang der Wohnung standen. War zur Hölle...? Männer!!

“Hast du eigentlich eine Ahnung, was für Sorgen wir uns um dich gemacht haben?!“

Blaffte sie augenblicklich wieder in Leandros Richtung und drängte ihn reflexartig zurück in das Zimmer, als er Anstalten machte ihr hinaus zu folgen. Ärger hin oder her, am Ende war Noas Beschützerinstinkt ihm gegenüber doch größer. Die Zeltron war eine Schlampe und Sheldon tickte nicht mehr sauber, aber das war kein Grund Leandro diese Szene mit ansehen zu lassen. Die Enttäuschung konnte Noa ihm ersparen, auch wenn es das perfekte Argument gewesen wäre um ihm klar zu machen, dass er hier bei dieser Frau nichts verloren hatte.

“Wir haben dich überall gesucht. Nicht einmal dein Komlink ist eingeschaltet!“

Fuhr Noa fort.

“Aber lass mich raten, du hast noch überhaupt nichts mitbekommen, oder?“

Fragte sie beinahe spöttisch. Unschuldig hob Leandro die Schultern und die Arme.

“Nope, hab' ich nicht. Wovon auch immer du redest.“

Antwortete er und Noa verdrehte die Augen. Ihr Bruder konnte manchmal so ein Macho sein. Sie setzte bereits an ihm zu erzählen, was das Imperium getan hatte, als die Zeltron in den Raum kam, gefolgt von Sheldon, der ihr seinen Blaster buchstäblich ins Gesicht hielt. Noas Mund klappte wortlos auf. Was war das? Hatte er den Verstand verloren? Hatte sie nicht gerade noch gesehen, wie er Zunge an Zunge mit der nichtmenschlichen Schönheit Speichel ausgetauscht hatte? Das Entsetzen war auch auf Leandro Gesicht deutlich zu sehen.

“Woah, was ist hier los?“

Verlangte er zu wissen und endlich war auch aus seiner Haltung jegliche Coolness verschwunden. Ohne Scheu machte er einen Schritt auf die Zeltron zu und packte sie am Arm. Sein Blick war dabei geradewegs auf Sheldon gerichtet.

“Ich habe keine Ahnung wer du bist, man, aber nimm gefälligst den Blaster runter.“

Forderte er ihn mit tiefer Stimme auf, bereit, die Zeltron zu sich zu ziehen, sobald Cris seine Waffe gesenkt hatte. Noa wagte nicht, auch nur einen Mucks zu sagen. In diesem Moment hatte sie nicht das Gefühl, dass ihr großer Bruder ihren Schutz nötig hatte.

- Coruscant – Mittlere Ebenen – Megablock 887 – Wohnung IB4 – Mit Cris, Leandro, Zeltron –
 
Galaxie/Kernwelten/Coruscant_Sektor/Coruscant/Untere_Ebenen/ Seitenstraße/Darulon_Toga.exe" -dev_mod Gaiden_Salin-dev_mod Vorin_al-Jevarin​

Bevor der Aqualish wusste wie ihm geschah, hob sein ganzer Körper vom Boden ab und katapultierte ihn mit voller Wucht in eine Gruppe von Müllcontainern beförderte. Der Nichtmensch sah Sterne, es wurde gar für einige Momente schwarz vor seinen insgesamt vier Augen. Während die beiden Delinquenten sich aus dem Staub machten, blieb Darulon nichts anderes übrig aus den umgeworfenen Containern heraus zu krabbeln und dem davon schwirrenden Landspeeder hinterher zu sehen. Nachdenklich rieb er sich seinen Stoßhauer, denn was er gerade erlebt hatte, war alles andere als normal. Dieses Wesen, hatte … irgendwas mit ihm gemacht. Man hob nicht einfach so vom Boden ab und wurde Meterweit geschleudert. Für einen Traktorstrahlemitter war mindestens eine Art dreibeiniges Stativ notwendig, viel zu sperrig und ungelenk für einen spontanen, unbemerkten Einsatz. Nein, das hier, dass musste ein Jedi gewesen sein. Die Dienstanweisung hieß, jede Jediaktivität sei umgehend zu melden, besonders seit der Hinrichtung auf dem Dach des Jedi Tempels, waren die Behörden empfindlicher als sonst auf das kurze Wort mit J.

“Hier Agent 19-15-7-92, melde Feindaktivität der Prioritätsstufe Alpha. Jedi Sichtung im Bereich um Megablock AT-894-U, Verdächtiger flüchtete mit einem Landspeeder unbekannter Bauart, wird von einem Komplizen verfolgt, ebenfalls gefährlich. Umgehende Verfolgung und Festnahme!“, gurgelte der Aqualish in sein Dienstcomlink welches ihn direkt mit seinem Operator verband.

[COMM] “Ein Jedi?“], fragte die Gegenseite knisternd durch das Comlink. Die Interferenzen rührten nicht nur von der weiten Entfernung zwischen den beiden Comlinks, sondern auch von den Materialien die in dem Duracrete der Megablocks benutzt wurde. Hier zu wohnen war alles andere als gesund und ratsam.

“Bestätige.“

[COMM] “Nehmen Verfolgung auf, Prioritätsstufe Alpha ausgelöst. Status Agent?“]

“Funktionsfähig. Kümmere mich um missionskritisches Objekt.“

[COMM] “Positiv. Melden sie sich sobald es Updates gibt.“]

Sie brauchten hier nicht ihre Codes einzusetzen, was sie hier taten, musste nicht verheimlicht werden. Es gehörte zu ihren offiziellen Aufgaben als Agenten seiner Majestät. Der Aqualish wusste, dass das was den beiden Individuen nun blühte, sie nicht mehr loslassen würde. Die Verfolgung würde massiv sein. So leicht würde er sie nicht davonkommen lassen. Dieser Kerl hätte einfach sterben sollen. Verdammt, es sollte doch ein einfacher Job werden! Er ging rein, liquidierte die Zielpersonen, nahm das Objekt an sich, und verschwand wieder. Ganz einfach. Doch die Mission war noch nicht verloren. Es gab einen Mitwisser, doch um den würden sich andere jetzt kümmern. Er musste den Slicer ausfindig machen. An seinem Armgelenk tippte der Aqualish einige Worte und Zahlen und wartete daraufhin bis das Gerät seinen Auftrag ausführte. Er suchte nach der Firma bekannten Slicern in diesem Megablock. Man hatte schließlich einen gewissen Ruf und Slicer waren zu eitel, als dass sie vollkommen inkognito agierten.

Während er seine schmerzende Seite hielt und die Beantwortung der Anfrage abwartete, fiel ihm ein kleines Filmsiplastschnipsel auf dem Boden auf. Eine krakelige Schrift hatte dort eine Adresse aufgeschrieben. Der Schnipsel lag neben dem Ort, an dem der Delinquent gelegen hatte. Blutstropfen waren noch zu sehen und einziges Indiz neben den Schmauchspuren an den Wänden in höheren Etagen, dass hier eine, einseitige, Schießerei stattgefunden hatte. Die Adresse könnte stimmen. Sie gehörte dem Kerl. So glaubte er es zumindest. Er nahm seinen Blaster, steckte ihn wieder in die Innenseite seiner Weste und betrat den Megablock. Der Aqualish steuerte direkt den Lageplan des Megablocks an, der über die Aufteilung der Etagen sowie alle Fluchtwege im Falle eines Brandes informierte. Vor einer Wandtafel mit den Namen aller Parteien, verglich der Aqualish alle Namen mit dem auf dem kleinen Zettel. Das Licht der Stablampen über ihn flackerte immer wieder und erschwerte das Lesen der Namen, der modrige Geruch der aschfahlen Wände deren Farbe bereits abblätterte, lenkte seine olfaktorischen Sinne ab. Den gesuchten Namen fand er nach einigem Suchen. Es würde eine Menge Lauferei werden, trotz Turbolift. Dieser ruckelte und zuckelte so stark, dass Darulon glaubte, er würde abstürzen. Vielleicht hing ein Mynock am Trägerkabel und naschte von dessen giftigen Inhalt. Entgegen seiner Erwartungen, brachte ihn der Turbolift wohlbehalten an der gewünschten Etage an, was ihm nur noch die Sucherei nach der richtigen Tür übrig ließ.


“Ja?“

“Ich hab ein Paket für dich.“

“Achja?“

Der Bothaner beäugte den Aqualish misstrauisch. Dieser hielt mit seinen zwei Augenpaaren stand und wirkte erstaunlich ruhig auf den haarigen Nichtmenschen.

“Was ist los, willst du dass ich dir die heiße Ware hier zeige? Biste etwa von gestern?“

Der Sehschlitz wurde zugezogen, doch hörte der Aqualish wie der Bothaner wohl mit der behaarten Schnauze schnalzte. Die Tür ging nach der Entriegelung gefühlter zehn Schlösser auf.

“Ich hoffe es lohnt sich, du störst mich gerade ...“ doch weiter kam der Bothaner nicht, als dieser dem Nichtmenschen den Rücken zuwandte, er hörte nur noch das hohe Geräusch eines entsicherten Blasters sowie die gegurgelten Worte: “Dann will ich mal nicht lange stören“, bevor der Aqualish vier Mal abdrückte. Der Bothaner schrie auf, fiel vorne über und offenbarte den Blick auf vier rauchende Stellen auf seinem Rücken. Der Aqualish wollte kein Risiko eingehen und schoss dem Bothaner noch einmal in den Kopf. Die Sauerei würde er nicht wegmachen müssen. Er durchsuchte stattdessen den Ort, den der Aqualish mit geübten Blick als den Arbeitsort des Bothaners identifizierte. Zahlreiche Datapads türmten sich hier unter Hydrospannern mehrerer Stärken und einem HoloTerminal mit zahlreichen Anbauten die dem Slicer wohl unbekannte Vorteile geben mussten. Ein Datapad war dabei an das Terminal angeschlossen. Anscheinend versuchte der Bothaner mit Hilfe eines BruteForce Angriffs das Passwort des Datapadas zu knacken. Bei diesem Verfahren werden alle möglichen Zeichenkombinationen ausprobiert. Ein ziemlich simples, und je nach Terminal und dessen Stärke sehr zeitintensives Verfahren, doch manchmal das effektivste und beste, wenn man über die nötige Zeit verfügte. Dieser Bothaner ging wohl, bei aller Vorsicht, davon aus, dass er alle Zeit der Welt haben würde. Seine Zeit war jedoch abgelaufen.

“Hier Agent 19-15-7-92, melde Liquidierung des Slicers und Erhalt des missionskritischen Objektes. Vermute, dass die gesuchten Delinquenten den Ort aufsuchen werden, um nach dem Objekt zu suchen. Fordere Verstärkung um Hinterhalt zu legen.

[COMM] “Positiv. Objekt befindet sich wieder in unserem Besitz. Werden Einheiten zur Verstärkung schicken.“]

Jetzt würde man sehen, wer zuletzt lacht schoss es dem Aqualish durch den Kopf als er das Datapad ausstöpselte und eine Fehlermeldung auf dem HoloTerminal aufleuchtete. Er verließ das Appartement und schloss die Tür hinter sich. Alles weitere, würde die Verstärkung erledigen.


Galaxie/Kernwelten/Coruscant_Sektor/Coruscant/Untere_Ebenen/ Megablock AT-894-U/Darulon_Toga.exe" -dev_mod toter_Slicer
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Stockwerk 9, Wohnung IB4]- Noa, Cris, Leandro, Zeltron

Die Situation verschlechterte sich rapide – so viel konnte Cris feststellen, als er sich sowohl mit der Tatsache konfrontiert sah, dass Noa ihn absolut verständnislos anstarrte und auch in ihrem Bruder offenbar eine Art Beschützerinstinkt gegenüber seiner… was auch immer die Zeltron für ihn war Überhand gewann. Dem ganzen die Krone aufgesetzt wurde jedoch dadurch, dass jeder Ausdruck von Amüsement oder Gefährlichkeit aus dem Gesicht der Frau verschwunden war, deren Augen nun – nach menschlichen Standards – eher Angst, ja fast Panik transportierten, als sie das Greifen Leandros nach ihrem Arm als Gelegenheit nutzte, sich vollends wie das schutzsuchende Opfer eines brutalen Übergriffs an ihn zu schmiegen, eine Bewegung, die sich als so fließend erwies, dass Cris keine Zeit blieb, zu reagieren. Stattdessen musste er seine Waffe mit fassungslos halb geöffnetem Mund sinken lassen, da die Möglichkeit, die Zeltron mit einem Schuss außer Gefecht zu setzen ohne Noa oder Leandro zu verletzen, verflogen war. Außerdem würde jeder Schuss, sollte er Leandro wider aller Wahrscheinlichkeit nicht schwer verletzten, vermutlich dafür sorgen, dass dieser sich mit bloßen Händen auf den ehemaligen Sturmtruppler stürzte und zur Verteidigung der pheromoninduzierten Liebe seines Lebens – das war das fehlende Detail, das ihm erst jetzt schmerzlich bewusst wurde – auch nicht dafür zurückschreckte, ihn mit bloßen Händen zu erwürgen.

Die Zeltron machte ihre Sache gut – so viel musste man anerkennen. Das Zittern ihres nur in das Laken gehüllten Körpers schien tatsächlich zu suggerieren, dass sie soeben von einem tatsächlichen Sturmtruppler unzüchtig bedrängt worden war und es nur mit Mühe und Not geschafft hatte, sich diesem ungewollten Zugriff entziehen. Dazu passten die erstickten Schluchzer, die die Worte unterbrachen, welche sie nun an Leandro richtete.


„Ich…. Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht will…“

Halb ihr Gesicht an Leandros Schulter verbergend, ließ der Blick, den sie Cris zuwarf, vermuten, dass sie einen aus den Tiefen der Kanalisation entstiegenen Korridorghul betrachtete, der mit geifernden Fangzähnen gekommen war, um sie zu holen.

„Dann… dann hat er seine Waffe gezogen… ich dachte, es wäre aus…“

Natürlich hatte diese Version der Ereignisse erkennbare Lücken – doch leider schien Leandro nicht nur vollkommen vernarrt in die Zeltron, es war auch nicht von der Hand zu weisen, dass sie beide sich näher gekommen und er selbst plötzlich und ohne Vorwarnung seine Waffe gezogen hatte. Hinzu kam der Pheromoneinfluss, unter dem Noas Bruder möglicherweise stand, wenngleich Cris nicht wusste, wie diese genau funktionierten. In seinem Fall hatten sie mildes Interesse in zügellose Begierde verwandelt, die Auswirkungen auf rationales Handeln schienen also fatal.

Cris’ Blick fiel auf Noa und irgendwie ließ ihr Blick ihn befürchten, dass sie ohne weitere Erklärungen die Version der Zeltron als Wahrheit akzeptieren würde. Er hatte schließlich erst vor kurzem an Cert demonstriert, dass er es durchaus in Erwägung zog, Konflikte mit Gewalt zu lösen und so Resultate zu erzielen… zudem traute sie ihm vermutlich immer noch nicht, jedenfalls mehr als ihrem Bruder, und auf wessen Seite der in dieser Frage stand war offensichtlich.


„So… so war das nicht…“
, versuchte er lahm, sich wohl bewusst, dass ein Mann mit einer Pistole in der Hand – auch wenn er sie mittlerweile auf den Fußboden richtete – wenig Vertrauenswürdigkeit ausstrahlte.

„Sie hat… ich…“


Sein auf Noa gerichteter Blick nahm hilflose Züge an.


„Ich war wie benommen… sie ist eine Zeltron, das müssen die Pheromone gewesen sein… dann hat sie nach meiner Waffe gegriffen. Das konnte ich nicht zulassen!“


Überzeugend klang dabei nur der letzte Satz. Auch Noa musste mittlerweile wissen, dass man Cris Sheldon nicht von der einen Sache trennen sollte, über die er sein gesamtes Dasein und seinen Nutzen für die Republik definierte. Der Rest klang so wie der Rechtfertigungsversuch eines Vergewaltigers, der vor Gericht angab, dass das alles nicht passiert wäre, hätte sein Opfer keinen zu kurzen Rock getragen. Hohl und auf nichts gestützt. Blieb nur die Frage, wie Noa die Situation bewertete… sie war die einzige, die das Patt durch Einwirken auf ihren Bruder oder durch klares Handeln gegen Cris aufheben konnte…

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Stockwerk 9, Wohnung IB4]- Noa, Cris, Leandro, Zeltron
 
- Coruscant – Mittlere Ebenen – Megablock 887 – Wohnung IB4 – Mit Cris, Leandro, Zeltron –

Schutzsuchend schmiegte sich die Zeltron an Leandro, mit beiden Händen schützend das Bettlaken über ihren Brüsten zusammen haltend, das noch immer als einzige Kleidung ihre Kurven bedeckte. Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben und ihre Augen wirkten feucht. Ein Tränenausbruch stand unweigerlich bevor. Leandro hatte einen Arm um sie gelegt. Seine rechte Hand zuckte unkontrolliert. Noa sah in seinen Augen, dass er kurz davor war, auf Sheldon los zu gehen. Der Geheimdienstagent und die Zeltron standen nur wenige Schritte voneinander entfernt. Das Schlafzimmer, in dem sie sich alle befanden, war nicht besonders groß. Die Wohnungen in Megablock 887 boten keinen unnötigen Luxus. In Noas Kopf, raste es vermutlich ebenso schnell wie in den übrigen Köpfen. Sie alle hatten gehört, was die Zeltron gesagt hatten und sie hatten ebenso gehört, was Sheldon nicht gesagt hatte. Er hatte keinen ihrer Vorwürfe abgestritten.

“Noa. Wer ist der Kerl?“

Leandro stieß seine Frage zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor. Sein mördernder Blick war auf Sheldon gerichtet, als könne er ihn durch bloße Willenskraft zermalmen. Noa brauchte einige Sekunden, um zu antworten. Sie sah den hiflosen Blick der Zeltron. In Leandros starken Armen wirkte sie fast zerbrechlich.

“Er... er ist mit mir hier.“

Antwortete sie unsicher. War er das wirklich? Die Zeltron wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

“Ich habe Angst vor ihm.“

Wimmerte sie und Leandro schob sie schützend hinter sich. Jeder einzelne Muskel in seinem Körper war angespannt. In Noas Kopf erschien das Bild, das sie wenige Augenblicke zuvor gesehen hatte – der Anblick, den sie Leandro vorenthalten hatte. Sheldon hatte die Zeltron geküsst. Er hatte sich ihr förmlich aufgedrängt. Noch immer mit sich hadernd und von einem zum anderen blickend, stand Noa am Rande der Szenerie. Es stand Wort gegen Wort, Aussage gegen Aussage. Verdammt, Sheldon hatte es praktisch zugegeben! Und doch...

“Du widerwärtiger Rishi-Aal, wenn ich mit dir fertig bin wirst du dir wünschen nie hierher gekommen zu sein.“

Leandros drohenden Worten folgend hörte Noa das Knacken seiner Finger. Das würde das Ende von Cris Sheldon bedeuten. Ein einziger gut gezielter Schlag seiner Rechten...

“Nein, warte!“

Rief Noa laut und ihre Hand glitt hinunter zum Holster ihres Blasters. Wieder sah sie die großen, mit Tränen gefüllten Augen der Zeltron vor sich, die hier das Opfer war, zu Unrecht überwältigt von einem Fremden, der in ihre Wohnung eingedrungen war. Noa hatte es gesehen. Sie hatte die beiden gesehen. Was sie nicht gesehen hatte war, dass sich die Zeltron in irgendeiner Art und Weise gewehrt hätte. Genau genommen hatte sie nicht einmal um Hilfe gschrien. Mit einem für alle deutlich hörbaren Klicken löste Noa mit einer geübten Bewegung die Sicherung ihrer Waffe.

“Sie lügt.“

Stellte sie fest, den Blaster auf die Zeltron gerichtet. Mit ungläubigem Blick drehte sich Leandro zu ihr herum.

“Was?!“

Fragte er, offensichtlich seinen Ohren – und seinem Verstand – nicht trauend. Noa Chanelle befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge.

“Sie lügt. Frag mich nicht warum. Sie hat ihn geküsst, nicht umgekehrt.“

“Verdammt, Noa, hast du ihr nicht zugehört? Der Kerl hat sie belästigt!“

Rief Leandro wütend, doch Noa schüttelte den Kopf.

“Nein, hat er nicht.“

Ohne dass sie ihre Waffe gesenkt hätte, bohrte sich Noas Blick in den ihres Bruders. Ihre Stimme war überraschend ruhig.

“Leandro, geh aus der Schusslinie.“

Der Moment, der verging, ohne dass einer von ihnen etwas sagte, schien sich wie eine Ewigkeit hin zu ziehen. Erst, als Noa bereits glaubte, dass er ihrer Aufforderung nicht mehr folgen würde, trat ihr Bruder schließlich tatsächlich einen Schritt zur Seite. Die Augen der Zeltron weiteten sich noch mehr, doch gleichzeitig bildete sich um ihren Mund herum ein härterer Zug.

- Coruscant – Mittlere Ebenen – Megablock 887 – Wohnung IB4 – Mit Cris, Leandro, Zeltron –
 
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[Coruscant - hoher Orbit – ISD Avenger – Kriegsraum] Elysa

Die Fregatte Viper hatte bereits vor mehr als zwei Wochen das Coruscant System verlassen und dennoch hatte die Corellianerin weiterhin jenes unbestimmte, nagende Gefühl. Mit jedem Tag des Alltags den sie für Coruscants Sicherheit verantwortlich war, ließ es nur weiter anwachsen. Ein Gefühl der inneren Unruhe, Unbehagen und des Zweifels. Es bezog sich keinesfalls auf ihre Person, und Elysa hatte die Quelle auch bereits ausgemacht, es war die Untätigkeit zu der sie verdammt war. Gepaart mit dem Wissen über Truppenbewegungen des Imperiums innerhalb seiner Grenzen bedingt durch die Einblicke, die ihre Sicherheitsfreigabe als Teil des imperialen Oberkommandos, bedingte. Sie hatte mehr Einsicht als selbst der Kommandant der ersten Gefechtsflotte, Admiral Jonathan Sharper.

Das Hologramm vor ihr erstreckte sich über den gesamten Raum, eine dreidimensionale Darstellung der bekannten Galaxie, eingeteilt in über 1000 Sektoren, entsprechend farblich kodiert als zugehörig zum Imperium, Verbündete, Neutrale Kräfte wie die Hutten, feindliche Kräfte und schlussendlich die größte äußere Bedrohnung für das Imperium: Die Neue Republik.
Das Imperium verfügte weiterhin über das größte Territorium und sollte auch zahlenmäßig – zumindest laust bisheriger FND Prognosen und Berichte – noch die Oberhand haben. Aber die Dispersion der eigenen Streitkräfte war schlicht fatal. Die Einflussbereiche Bastion und Yaga Minor verfügten stets über beeindruckende Verteidigungen, aber dass man diese im Moment weiterhin verstärkte, statt Streitkräfte in diesen unbedrohten Gebieten abzuziehen, um die Front zu verstärken, war schlichtweg strategischer Selbstmord. Ein Dutzend Sektoren waren derzeit vom Vormarsch der Republik bedroht und nur drei davon verfügten über das Potenzial einen Angriff zurückzuschlagen.

Die so genannten strategischen Reserven, welche Bennett und Fyrestone konsequent zurück hielten wurden an der Front mehr und mehr gebraucht, doch desto verbissener sie für den Einsatz dieser Flotten argumentierte, desto entschiedener wurden ihre Einwürfe im Oberkommando abgeschmettert. Die Fronten innerhalb dieses Gremiums verschärften sich selbst immer weiter und auch wenn sie längst nicht mehr alleine da stand, so konnte Elysa dennoch keinen Einsatz der Flotten erwirken, solange Fyrestone und Bennett sie blockierten. Fyrestone hatte die kommandierenden Offiziere dieser Verbände in der Tasche, da ihm viele dieser Offiziere ihren Posten verdankten.

Die Stationierung dieser strategischen Reserven machte im Anbetracht der Bedrohung durch die Republik nur bedingt Sinn. Sicherlich einige der Verbände waren in der Lage kernwärts rasch Operationen durchzuführen, doch zahlreiche andere waren zu sehr abseits vom Geschehen oder möglichen Hotspots. Eine ganze Weile hatte sich die Admiräl gefragt, ob Fyrestone schlicht unfähig war, aber es war viel eher das Gegenteil was zutraf. Sicherlich, im Angesicht einer äußeren Bedrohung war die Stationierung einiger Verbände zweifelhaft. Doch, wenn man die politische Karte, die Einflussbereiche der diversen Moffs und Großmoffs über die Galaxiekarte legte, inklusive den Statistiken über deren verfügbare Streitkräfte und die entsprechenden Akten einsehen konnte, wurde ersichtlich, dass man versuchte sich so gut wie möglich gegen potenzielle innere Bedrohungen abzusichern und gleichzeitig zumindest partiell die Bedrohung durch die Neue Republik wahrnahm.

Fyrestones und Bennetts Loyalitäten mussten also unzweifelhaft beim Imperator, liegen. Ein Umstand, der wenig überraschend war, doch würden die von ihnen veranlasste Flottenpositionierung ebenfalls implizieren, dass Allegious Herrschaft bei weitem nicht so gefestigt war, wie es den Anschein hatte. Ein unangenehmer Gedanke, zumindest in der Hinsicht, dass das Imperium kaum einen weiteren Bürgerkrieg überstehen würde, wenn gleichzeitig noch die Republik ihren taktischen Vorteil so massiv forcierte.
Das Frustrierendste an der ganzen Geschichte war schlicht der Umstand, dass ihr diese Einsicht nicht weiterhalf, auch wenn es die katastrophale Lage begründete, die ihr die holographische Darstellung der Galaxie eröffnete. Bennett und Fyrestone genossen das Vertrauen des Imperators, kein Gremium oder Rang innerhalb der Flotte konnte das Wort des Imperators anzweifeln. Elysa hatte schlicht kein offizielles Mittel, um den von ihr wahrgenommenen Wahnsinn aufzuhalten.

Gut, genauso genommen war der Gang zum Imperator eine Möglichkeit. Doch warum sollte Allegious seine eigene Position schwächen, wenn dessen Schosshunde innerhalb der Flottenführung alles taten um seine Macht abzusichern? Alles was sie dort also erreichen könnte, wäre der Umstand, Allegious zu informieren, dass sie das Treiben seiner Kontrollinstanzen im Oberkommando aufgedeckt zu haben. Dass der Imperator wusste, dass sie nicht zu seinen loyalsten Anhängern gehörte, sondern eher zum Imperium an sich, insbesondere zur Flotte, würde sich kaum positiv auswirken. Im günstigsten Fall würde man ihr auf die Finger klopfen und warnen sich ruhig zu verhalten, eine andere Alternative würde vorsehen sie an den Rand der Galaxie zu versetzen, oder aber weitere, unangenehmere und permanentere Lösungen, die ihr Ableben beinhaltete. Somit nicht wirklich praktikabel.

Wie Alynn gegenüber bereits erläutert, blieb somit nur die Option auf eigene Verantwortung zu handeln und dabei den nötigen Erfolg zu haben, so dass ihre Handlungen keine Erklärung bedurfte, um einen Sieg zu erläutern. Ein hochgestecktes Ziel. Insbesondere da die Streitkräfte auf die sie vertrauen konnte nicht einmal die Hälfte einer Gefechtsflotte ausmachte, solange sie Enigma nicht antastete. Doch Enigma würde nur dann sein volles Potenzial entwickeln können, wenn es mehr Zeit hatte, um einen entscheidenden quantitativen und qualitativen Vorteil zu erreichen, etwas das innerhalb des kommenden Standardjahres nicht zu realisieren wäre. Aber ein Jahr Krieg mit der derzeitigen Vormarschgeschwindigkeit der Republik konnte ebenso entscheidend sein, nur diesmal zum Nachteil des Imperiums. Insbesondere, wenn Fyrestones strategische Reserven sich nicht einmal bei bedrohten Kernwelten in Bewegung setzten.

Elysa seufzte frustriert, als sich ihr Blick erneut auf die Galaxiekarte heftete, welche den gesamten Kriegsraum ausfüllte. Es schien als boten sich nur schlechte Optionen an und ihre Aufgabe war es schlicht die am wenigsten unangenehme auszuwählen.


Der Kommton, der implizierte, dass die Flaggbrücke sie kontaktierte, riss die Corellianiern aus ihren Überlegungen. Elysa aktivierte die Sprechfunktion.

„Nerethin hier, berichten sie.“

Was auch immer es war musste wichtig genug sein, sie hierbei zu stören, da sie ausdrücklich erbeten hatte, nur in wichtigen Fällen den sofortigen Kontakt zu ihr herzustellen.

„Ma’am, sie baten mich ihnen sofort Bescheid zu geben, wenn Admiral Sharper mit seinen Einheiten wieder im System ist. Alle Schiffe der ersten Gefechtsflotte befinden sich nun wieder im System. Des Weiteren erbittet Admiral Sharper ihre Anwesenheit auf seinem Flaggschiff bei der ersten sich bietenden Möglichkeit.“

Also möglichst sofort. Der Kommandant der ersten Flotte würde jedoch Fakten und Berichte haben wollen, welche sie zumindest noch einmal oberflächlich überfliegen sollte, auch wenn Elysa dies bereits mehrfach getan hatte. Die Berichte wurden stets aktualisiert, so dass sie ihm einem vollständigen SitRep liefern konnte.

„Danke Lieutenant Cordovez, informieren sie den Admiral, dass ich in einer Stunde übersetzen werde.“

[Coruscant - hoher Orbit – ISD Avenger – Kriegsraum] Elysa
 
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[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Stockwerk 9, Wohnung IB4]- Noa, Cris, Leandro, Zeltron

Cris schaffte es, sich seine Erleichterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen, als Noa schließlich – mitnichten leichtfertig – auf seine Version der Geschehnisse einsteigen zu schien und ihren Bruder mit gezogener Waffe aufforderte, sich von der nunmehr in die Enge getriebenen Zeltron zu entfernen.

Cris wollte sich nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte sie Leandro gewähren lassen – Noas Bruder war in guter Form, zwar nicht so aufgepumpt wie sein Kumpane Cert, doch im Gegensatz zu diesem machte er durchaus den Eindruck, eine Ahnung davon zu haben, wie er mit seiner Kraft umzugehen hatte. Als Mitglied einer antiimperialen Widerstandsgruppe verständlich. Cris glaubte zwar, dass er trotzdem in der Lage gewesen wäre, sich gegen Leandro zu behaupten – allerdings nicht ohne das Risiko, dass dieser im ungünstigsten Fall schwer verletzt wurde. Noas Bruder vor ihren Augen zusammenzuschlagen wäre vermutlich ein ebenso fataler Ausgang gewesen – gesetzt dem Fall, sie hätte sich dann nicht dazu durchgerungen, ihn einfach zu erschießen – wie sich von Leandro ohne Gegenwehr niederstrecken zu lassen.

So war es jetzt die Zeltron, der die Optionen ausgingen und die langsam in Richtung ihres Betts zurückwich. Eine nachvollziehbare Reaktion auf Noas gezogene Waffe und Leandros Rückzug, zumal die ernste, aber vollkommen gefasste Miene der Widerstandskämpferin deutlich machte, dass sie kaum zögern würde, ihre Waffe zu gebrauchen. In den letzten Minuten hatte Cris gemerkt, dass es nicht unbedingt das klassische Verhältnis zwischen kleiner Schwester und großem Bruder war, das Leandros und Noas Beziehung kennzeichnete – tatsächlich schien es, als wäre sie fest entschlossen, ihn zu schützen. Und die Zeltron war – zumindest nach Cris’ Schilderung der Ereignisse und den daraus zu ziehenden Schlüssen – eine Bedrohung.


„Okay…“, sagte Cris ruhig, um keine plötzlichen Bewegungen bedacht. Es war schwer abzusehen, ob Leandro vielleicht immer noch genug unter dem Einfluss der Zeltron stand, um irgendetwas Unüberlegtes zu machen. Gegen seine Schwester würde er vermutlich nie die Hand heben – aber Cris war für ihn immer noch ein bestenfalls verdächtiger Fremder. Ein hektisches Handgemenge in diesem engen Raum konnte unschöne Konsequenzen haben.

„Wie wäre es, wenn wir einfach gehen… alle drei…“


Das war ihr Ziel gewesen: Leandro zu finden. Den ruchlosen Machenschaften der Zeltron ein Ende zu bereiten mochte einigen als moralische Obligation erscheinen, doch Cris sah keine Möglichkeit abseits davon, sie kaltblütig zu erschießen, und das auf seinen bloßen Verdacht hin, ohne jede Beweise, ohne „fairen Prozess“. Es war nicht die Aufgabe der Defender oder des Geheimdienstes auf einem imperialen Planeten das Gesetz durchzusetzen – auch wenn Untätigkeit durchaus bedeuten konnte, dass andere Cris’ und Leandros Fastschicksal teilen mochten. Wenn ihn seine Einschätzung der Zeltron nicht vollkommen trog und sie nicht gelogen hatte, um ihre eigenen Absichten zu verschleiern, sondern schlicht und ergreifend aus Todesangst.


„Und Sie… ziehen sich am besten etwas an.“

Zögerlich machte Cris mit beruhigender Gestik einen Schritt auf die Zeltron zu, jetzt peinlich darauf bedacht, nicht dorthin zu sehen, wo das enganliegende Laken ihre aparten anatomischen Merkmale nicht allzu deutlich zur Schau stellte – also fast auf den Fußboden.

Zu spät wurde ihm sein Fehler bewusst – er hatte Noa halb das Schussfeld versperrt und war zudem aufgrund seines späten Schamgefühls nicht wachsam genug gewesen, um zu bemerken, dass die Zeltron sich nicht nur in Richtung des Bettes bewegt, sondern zudem nach etwas getastet hatte, was bis dahin unter einem der voluminösen Kissen verborgen geblieben war. Als das bösartig in der schummrigen Beleuchtung des Zimmers aufblitzende Vibrostilett dann auf ihn zuraste, rettete ihm seine verspätete Reaktion gerade eben das Leben.

Mit einem überraschten Keuchen prallte Cris leicht von der Zeltron zurück – unglücklicherweise in den beengten Verhältnissen weiter in Noas Schussfeld – während die auf seine Kehle gezielte Klinge sich stattdessen einigermaßen tief in seine Schulter bohrte, so tief, dass der erstaunlich kräftigen Zeltron die Kontrolle über den Griff entglitt. Bevor sie diesen Umstand korrigieren konnte traf ein Hieb mit Cris’ unverletztem Arm ihre Schläfe und ließ sie in ihrem Laken über dem Bett zusammensacken.

Schwer atmend lehnte der ehemalige Sturmtruppler sich an die hinter ihm liegende Wand und starrte mit glasigem Blick auf die nun aus seiner Schulter ragende Klinge und den stetigen Blutstrom, der aus der durch sie verursachten Wunde hervorquoll. Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren und sein Sichtfeld schien vor seinen Augen zu verschwimmen – als letzter klare Gedanke blieb ihm die Frage, ob es am Blutverlust lag, oder ob die Zeltron ihre Waffe mit irgendeinem Gift benetzt hatte…


[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Stockwerk 9, Wohnung IB4]- Noa, Cris, Leandro, Zeltron
 
- Coruscant - Mittlere Ebenen - Megablock 887- Wohnung IB4 – Mit Cris, Leandro, Zeltron –

Manchmal geschahen Dinge so schnell, dass man selbst außer Stande war zu reagieren und trotzdem nahm man sie wahr, als spielten sie sich in Zeitlupe ab. Noas Griff um ihren Blaster herum hatte sich verstärkt, doch sie hatte keine Chance die Zeltron zu treffen, ohne dass der Schuss geradewegs durch Sheldon hindurch gegangen wäre. Sein Körper war wie ein Schild, der sie abschirmte und obwohl alles innerhalb eines einzigen kurzes Moments geschah, schien es ihr, als könne sie jede einzelne seiner Bewegungen mit gesteigerter Intensität wahrnehmen. Noas Blaster landete wieder zurück in seinem Holster, als die Widerstandskämpferin ihn weg steckte und den kurzen Abstand zwischen sich und Sheldon überwand, der nun an der Wand neben dem Bett lehnte. Das Vibromesser, das die Zeltron ihm in die linke Schulter gerammt hatte, hatte sich tief in sein Fleisch gebohrt. Auf seiner Kleidung begann sich ein dunkelroter Fleck zu bilden.

“Sheldon! Oh, verdammt!“

Noa war bei ihm, versuchte ihn zu stützen und riss sein Hemd dort auf, wo das Messer ohnehin schon ein Loch produziert hatte. Der Agent unter Noas Fingers stöhnte schmerzerfüllt. Das klang gar nicht gut und genauso schlimm sah es auch aus.

“Zur Hölle! Wie konnte das passieren?“

Rief Noa verzweifelt an Leandro gerichtet. Dieser hatte sich über die Zeltron gebeugt. Noa sah in seine Richtung.

“Ist sie tot?“

Fragte sie ohne sich die Mühe zu geben, ihre Hoffnung zu verbergen, so unsensibel ihrem Bruder gegenüber dies auch sein mochte. Doch Leandro schüttelte den Kopf.

“Nein, nur außer Gefecht.“

Unverhohlen schnaubte Noa. Der sollte man den Rest geben!

“Wir müssen Cris hier weg schaffen.“

Sagte sie. Es war unverkennbar, dass er dringend medizinische Hilfe benötigte. Immerhin war er noch bei Bewusstsein. Hastig begann Noa sämtliche Schränke des Schlafzimmers aufzureißen. Irgendwo musste es doch Verbandsmaterial geben! Die Journalistin durchwühlte eine Schublade, riss die nächste auf und stürmte dann in einen der anderen Räume. Die Erfrischungszelle lag direkt gegenüber und an der Wand hing ein Medikit. Die Klappe aufreißend griff Noa nach einem Verband und einer Kompresse. Leandro fing sie in der Tür ab.

“Wer ist er überhaupt?“

Wollte er mit gesenkter Stimme wissen. Noch bevor sie antwortete, schob Noa sich an ihm vorbei, zurück ins Schlafzimmer.

“Cris Sheldon.“

Antwortete sie und riss die Plastikfolie, in der Verband und Kompresse frisch gehalten wurden, mit den Zähnen auf.

“DAS ist Cris Sheldon?“

Er hatte natürlich von ihm gehört. Jeder bei den Defendern hatte das… nun ja, fast jeder. Seit Sheldon im Hauptquartier unter gekommen war, hatte sich die Nachricht über einen echten Agenten des Geheimdienstes in ihren Reihen ausgebreitet und Leandro wusste so oder so von ihm, schon alleine von Pablo. Skeptischen Blickes betrachtete er den Verletzten. Es war noch keine fünf Minuten her, dass er ihn am liebsten selbst zu Brei geschlagen hätte.

“Hey, man, alles klar?“

Fragte er. Das neue Wissen über die Identität des Mannes, der angeblich versucht hatte Leandros Betthäschen an die Wäsche zu gehen, schien dessen Verhalten abrupt zu ändern. Cris Sheldon, so erzählten sich die Defender das Wenige, das sie über ihn wussten, war einer der besten Männer des Geheimdienstes und republikstreu bis zum Schluss. Vermutlich gab es bereits einen Haufen heroischer Geschichten über ihn, selbst wenn sie alle nur erfunden waren, weil tatsächlich niemand von ihnen diese Dinge wirklich wissen konnte. Wie man an Leandro sehen konnte, schienen sie ihre Wirkung jedoch nicht zu verfehlen. Noa sah auf. Sheldon wirkte, als wäre er kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. Energisch schlug sie ihm auf beide Wangen – nicht zu fest, aber auch alles andere als behutsam.

“Wach bleiben!“ Bellte sie ihn an, sodass Leandro direkt neben ihr zurück zuckte. Nachdenklich schaute er auf den Verband in ihrer Hand.

“Was machst du da überhaupt?“

Noas Blick war genervt.

“Ihn versorgen, was sonst? Los, zieh das Messer raus.“

“Was? Auf keinen Fall. Das muss stecken bleiben.“

“Bist du verrückt?“ Noas Blick war entgeistert. “Das muss raus und zwar dalli.“

“Nee, so’n Quatsch. Wieso sollte es? Rausziehen ist viel gefährlicher. Du kannst Blutgefäße und so verletzen.“

Erklärte Leandro, wodurch er bewirkte, dass Noa auf ihrer Unterlippe herum zu kauen begann. Es konnte sein, dass sie das schon einmal gehört hatte, allerdings war sie sich überhaupt nicht sicher. Wie war das noch mal im Holo-TV? Aber selbst darauf konnte man sich nicht unbedingt verlassen. Im Film wurde vieles anders gemacht und oft auch falsch. Mist. Nicht mal DAS konnte man mehr als Referenz nehmen. Na gut, dann blieb das Vibromesser eben drin, bis sie Sheldon zu einem Arzt gebracht hatten, vorzugsweise zu Ramón. Was aber geschah mit der Zeltron?

“Lass sie liegen.“ Sagte Leandro, als er Noas Blick bemerkte. “Sie wird schon wieder aufwachen.“

Noa beantwortete diese Vermutung mit einem Zucken der Schultern. Je schneller sie hier weg kamen, desto besser. Was dabei mit der Zeltron geschah, war ihr letzten Endes egal. Die war selbst Schuld an ihrem Zustand. Was genau ihr Motiv gewesen war, würde dabei vermutlich im Dunkeln bleiben. Es war möglich, dass sie sich einfach von Noas und Sheldons Auftauchen bedroht gefühlt hatte, vor allem weil Noa einfach an ihr vorbei gestürmt und ihre Wohnung betreten hatte. Andererseits hatte sie diesen Eindruck nicht gemacht, als sie ihnen die Tür geöffnet hatte. Sie war vollkommen ruhig und lässig gewesen. Wirklich Sinn ergab das also keinen, dachte die Journalistin, während sie Leandro dabei zusah, wie er Sheldon auf die Füße half. Der Agent taumelte noch immer zwischen Wachzustand und Ohnmacht, hielt sich aber (noch) tapfer. Sie konnten nur von Glück reden, dachte Noa, als sie die Wohnung verließen und auf den Gang hinaus traten, dass sie sich in einer so miesen Gegend befanden, wo sich niemand für den anderen interessierte und es vollkommen normal zu sein schien, wenn eine Leiche im Gebäudeeingang lag. So würde auch niemand Fragen stellen, wenn einem Mann wie Sheldon ein Messer in der Schulter steckte – falls ihnen überhaupt jemand auf dem Weg nach unten begegnen sollte.

- Coruscant - Mittlere Ebenen - Megablock 887- Mit Leandro und Cris –
 
[: Coruscant-System | Coruscant :||: untere Ebenen | Groppas Unterschlupf (irgendwo im Inneren) | schmaler Korridor :||: mit mehreren Gefolgsleuten von Tokko (darunter Brzkz und Gume) sowie ein paar wehrhaften Verteidigern :]

Lautstark zischten rötliche Lichtblitze durch die trockene Luft, trafen auf das gräuliche Gestein und fraßen sich problemlos hinein. Zum Schluss erinnerten schwarze Flecken und etwas Rauch an diese Schüsse. Stimmen waren zu hören. Harsch, kühn, nervös – die vorhandene Palette war breit. Einen Moment herrschte Ruhe. Dann folgte die nächste Salve. Mal schossen die Angreifer, mal erwiderten die Verteidiger im gleichen Maß das Feuer. Letztendlich starben die Schemen in diesen recht engen Korridoren jedoch nur auf eine Weise: ächzend und stöhnend. Es reicht ein einziger Schuss aus, um sie einfach ins Jenseits zu schicken. Schnell, äußerst schnell breitete sich so der bekannte, ekelhafte Gestank aus. Drang bei jedem Atemzug in die Körper der Lebenden und ließ ihre Nervosität weiter gedeihen. Wer starb als nächstes? – diese Frage beschäftigte insgeheim jeden.

Der haarige Jedi-Ritter presste sich – herzklopfend – gegen die Wand des Korridor. Schwer wog das deaktivierte Lichtschwert in seiner rechten Pranke. Zweifel nagten noch immer an ihm, während ein Blasterschuss ein Stückchen aus der nahen Ecke riss. Winzige Gesteinssplitter schwirrten kurzzeitig durch die trockene, stinkende Luft. Mit seinen violetten Augen folgte der bullige Cathar ihrem Flug höchstens eine Sekunde, während er sich in Gedanken erneut fragte wie er in diesen Krieg zwischen zwei kriminellen Banden geraten war. Die Antwort war einfach: verzweifelte Umstände. Zellen des lokalen Widerstands auf Coruscant hatten bloß begrenzte Mittel für ihren Kampf gegen den riesigen Feind – das übermächtige Imperium. Tag für Tag schrumpften ihre Möglichkeiten, ihre Gelder und ihre Munitionsbestände. Es war seine Pflicht als Jedi dieser zwielichtigen Sache anzunehmen. Doch er, Crado, brachte sich damit nicht allein in Gefahr. Denn gleich einem völlig naiven Anfänger hatte der junge Jedi auch seine unerfahrene Padawan, Noomi Jax, in diesen finsteren Abgrund gerissen.

Gerade als ihm dieser Umstand bewusst wurde, zischelte eine Stimme befehlend zu ihm:
„Los! Nun bist du an der Reihe, Jedi.“

Unwillkürlich kehrte der struppige Cathar von seinen Gedanken ins Hier und Jetzt zurück, blickte in rote Repilienaugen, die nicht mehr als blutrünstigen Schlitzen glichen, und mit einem Mal breitete sich bei ihm ein kalter Schauder wellenförmig unter seinem orangefarbenen Fell aus. In der rechten Pranke wog das Lichtschwert noch immer schwer. Dennoch fand Crado den richtigen Knopf. Einen Moment herrschte Stille, nachdem seine Begleiter auf die Verteidiger erfolglos gefeuert hatten. Weil Brzkz und Gume mittlerweile nicht mehr die einzigen Begleiter des jungen Jedi-Ritter waren, waren nun mehrere Augenpaare auf ihn gerichtet. Doch das Katzenwesen fixierte nur ein Paar. Die roten Schlitze gehörten Tokkos treuen Leibwächter – dem grässlichen Barabel Maraduk. Einige Sekunden erwiderte Crado dessen Blick. In der Macht konnte er dessen Euphorie spüren, die selbst das Gefühl des Todes überschattete. Plötzlich zischten weitere Lichtblitze knapp an ihrer Deckung vorbei.

„Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite.“ – Die Worte seines ehemaligen Mentors Utopio kamen ihm in den Sinn. Hatte er eine Wahl? Er hatte sich immerhin für eine Seite entschieden! Der bullige Jedi holte ein letztes Mal tief Luft. Seine Brüder und Schwestern, die mit ihm an diesem dunklen Ort für eine bessere Zukunft Coruscants kämpften, vertrauten ihm und seinen Fähigkeiten. Noomi ebenfalls und der ganze Widerstand auch. Zischend erwachte auf einmal eine heiße Klinge, deren Lichtschein anscheinend einen orangefarbenen Rand besaß. Er hatte keine Wahl mehr – das wurde ihm bewusst. Kunstvoll wirbelte das Katzenwesen um die Ecke, blockte blitzschnell zwei, drei Schüsse und ging dann zum Angriff über. Ein Surren und Brummen erfüllte den Gang. Einzelne Schreie hallten durch die stille Dunkelheit als die Plasmaklinge mühelos durch lebendes Fleisch schnitt. Der Gestank von Fleisch, das verbrannt war, mischte sich mit einem Mal zu dem vorherrschenden Geruch des Todes. Doch davon ließ sich Crado nicht abhalten. Erbarmungslos, mit strenger Miene, wirbelte er schnell von einer Gestalt zur nächsten. Er achtete nicht mehr darauf, ob es Menschen, Insektoide, Reptilien oder andere Lebensformen waren. Der Jedi musste diesen Krieg beenden – und das ohne noch mehr Zeit zu verlieren...


„Gut gemacht, Jedi“
, zischte Maraduks Stimme als ihm eine schuppige Hand anerkennend auf seine Schulter klopfte. „Ihr seid ein würdiges Mitglied in diesem Nest.“

Rasch schaltete sich auch der Ishi-Tib Gume ein: „Auf die Weise können wir heute Nacht den Krieg zu einem sehenswerten Ende bringen.“

Ein dreckiges Lachen der anwesenden Kriminellen folgte. Noch immer klopfte das Herz des jungen Jedi laut, sehr laut. Derweil war sein Blick allein auf den Korridor gerichtet, der vor ihm lag. All die Toten, die hinter ihm waren, blendete er aus. Zweifel konnte er nicht gebrauchen. Sie mussten voran kommen. Sie mussten Groppa das Handwerk legen. Sie mussten diesen Krieg beenden. Crado holte Luft, würgte, behielt aber alles in sich. Manchmal war sein Geruchssinn gnadenlos. Langsam setzte sich die bunte Truppe wieder in Bewegung. Beiläufig deaktivierte das brummende Schwert in seiner rechten Pranke. Surrend fuhr die Klinge mit dem orangefarbenen Rand wieder ein. Wie weit war es noch bis zur letzter Zuflucht des Hutten? In der Macht spürte das haarige Katzenwesen irgendwo in der Ferne Noomi. Jedoch passierte momentan einfach zu viel um eine beständige Verbindung zu ihr halten zu können. Hatte sie die gleichen Zweifel wie er? Hatte der Cathar die Nautolanerin auf diese Kämpfe richtig vorbereitet? Er wusste es nicht. Er atmete ein … und wieder aus. Dann folgte er den Kriminellen, auf deren „Seite“ er sich augenscheinlich befand.

[: Coruscant-System | Coruscant :||: untere Ebenen | Groppas Unterschlupf (irgendwo im Inneren) | schmaler Korridor :||: mit mehreren Gefolgsleuten von Tokko (darunter Brzkz und Gume) :]
 
**Coruscant – untere Ebene – Seitengasse neben Spelunke – Gaiden, Vorin**

Die Zeit schien zu stehen. Obwohl der Moment, in dem gespenstische Ruhe herrschte nur einige Herzschläge währte, verstrichen die Sekunden zäh wie Lava. Es lag Spannung in der Luft, das stand außer Frage. Gaiden hatte große Worte gewählt und einen Deal vorgeschlagen, der ihn ins Grab bringen konnte. Und den Jedi gleich mit. Die Überraschung, die jener über die genannte Summe zum Ausdruck brachte, machte es nur noch schlimmer. Gaiden platze fast vor Anspannung und Aufregung. Auf jeden Fall schien er Geld dabei zu haben. Das war schon einmal gut. Es schien fast als würde er Zeit schinden. Gut so. Nur nicht offenbaren, das da eventuell noch mehr zu holen ist. Und es zeigte Wirkung. Nachdem der Jedi ein wenig Belanglosen geplaudert hatte, suchte er nach dem Geld. Der Coruscanti zuckte zusammen als die Gangster die Waffen hoben, weil sie vermuteten der Jedi wolle seine Waffe ziehen. Zu seinem Glück waren sie so auf seinen Begleiter fixiert, das sie das nicht merkten. Er war heute schon genug beschossen wurden. Er hatte keine Lust schon wieder in Kontakt mit einem Blasterschuss zu geraten. Die Schmerzmittel taten zwar ihre Wirkung, doch sie vermochten nicht, den gesamten Schmerz zu bekämpfen.

Wieviel Glück konnte ein Mensch an einem Tag haben? Und konnte man sozusagen einen „Kredit“ für Glück aufnehmen? Wenn ja war sich Gaiden sicher nie wieder im Leben Glück zu haben, wobei dies ja nicht allzu oft der Fall war, sonst wäre er gar nicht erst in diese ganze ******* geraten.Die Situation entspannte sich. Der Jedi fand die richtigen Worte und sie würden wohl wirklich lebend aus diesem ganzen Desaster rauskommen. Vielleicht sollte er seine zukünftigen Geburtstage an diesem Tag feiern. Den Jedi würde er auf jeden Fall dazu einladen. Nicht nur einmal hatte er ihm heute das Leben gerettet, ohne nur eine Gegenleistung dafür zu verlangen. Solche Leute hatte er sein ganzes Leben noch nicht erlebt. Und tief in seinem Inneren keimte der Wunsch, mit dem Jedi mitzugehen. Weg von hier. Weg von dem Elend. Dem Kampf ums Überleben. Er wollte etwas nützliches machen. Wollte helfen genau wie der Jedi. Er wollte das es anderen besser ging und sie von Unrecht verschont blieben. Doch im gleichen Atemzug, wie dieser Wunsch aufkam, stürzte auch die düstere Erkenntnis über ihn herein, das dies nie der Fall sein würde. Für ihn war ein solches Leben nicht angedacht.

Der Jedi hatte nicht ganz soviel dabei, wie verlangt wurde aber er verhandelte geschickt und selbstsicher. Sollte er sich hier unten nicht auskennen, war dies eine beachtliche Leistung. Oder vielleicht auch die Folge von Überlegenheit? Gaiden kannte die Jedi nicht. Er kannte nur Geschichten. Bis vor einer Stunde hatte er nie gesehen, wozu sie im Stande waren. Die Erzählungen berichteten von unglaublichen Kräften und das jene Kämpfer nahezu unbesiegbar waren. Übertreibungen mit Sicherheit, doch oft steckte in jenen mehr Wahrheit als man vermuten mochte. Er hatte von Blitzen gehört die sie schleudern konnten und das sie ganze Speeder bewegen konnten. Von Illusionen und Gedankenmanipulation. Wer konnte schon sagen ob der Jedi nicht die ganze Zeit ein riesiges Theater inszenierte und alle, einschließlich Gaiden, an der Nase herumführte. Langsam keimte Misstrauen in ihm, gefolgt von Angst. Er bemerkte wie wenig er von den Fähigkeiten seines Begleiters wusste und wie wenig über seine wahre Gesinnung. Gaiden erkannte keinen Grund, warum ihn der Jedi verarschen sollte, noch dazu das sie als sehr friedlich geschildert wurden. Doch das bedeutete nicht das es keinen Grund gab und das alle Jedi friedlich waren. Immerhin war es äußerst merkwürdig, dass er Gaiden einfach so gerettet hatte. Das er einfach so ohne Vorwarnung aufgetaucht war. Etwas stank hier ganz gewaltig. Innerlich fluchte er über sein anfänglich blindes Vertrauen und war nicht bereit, so in sein Verderben zu rennen.

So war es nicht verwunderlich, dass er, nachdem der Deal endlich zustande gekommen war, etwas distanzierter war und kurz zögerte bevor er in den Speeder stieg. Gaiden verhielt sich nicht feindselig oder abweisend aber deutlich neutraler als noch vorhin. Auf den Dank des Jedi nickte er nur schwach und blickte sich um. Er kannte die Gegend. Als Kind hatte er versucht Teil der Gang zu werden, bis Elia davon erfahren hatte, und ihm ordentlich die Leviten gelesen hatte. Doch irgendwie sträubte er sich mit dem Jedi weiter mitzufahren. Seine Unwissenheit über diesen Orden war eine Schwäche, die hier unten schnell den Tod oder Sklaverei bedeuten konnte.

„Warum hast du mich gerettet?“

Die Frage erschien völlig ohne Zusammenhang. Gaiden merkte, dass er in Gedanken Sätze formuliert hatte, die der Jedi leider nicht hören konnte. Zumindest glaubte Gaiden das. Und somit erschloss sich jenem sicher nicht der Grund dieser Frage. Vielleicht war es ein Risiko sein Misstrauen so offen zum Ausdruck zu bringen aber einen anderen Weg sah er nicht. Würde der Jedi wirklich ein niederträchtiges Ziel verfolgen, würde er ihn kaum gehen lassen, womit dies auch nichts bringen würde. Sollte er aber mit seinem Misstrauen unrecht haben, so gab es keinen Grund den Jedi zu verlassen. Immerhin war die Gefahr, die dieses verfluchte Datapad beschworen hatte, noch nicht vorbei und ein solcher Begleiter sicher hilfreich.

„Ich versuche dich zu verstehen, doch ich kann es nicht. Ich hab von den Jedi gehört. Wie viel davon stimmt weiß ich nicht aber ich muss ehrlich gestehen, dass mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken daran ist, das du Blitze schleudern kannst oder vielleicht sogar meine Gedanken manipulieren. Und das du mich ohne erkennbaren Grund gerettet und mitgenommen hast macht es nicht besser. Selbst wenn ihr Jedi die Samariter der Galaxie seit, so kann ich nicht glauben, dass ihr einfach einen aus der Unterschicht rettet und dabei euer Leben aufs Spiel setzt.“

Er hob eine Augenbraue und setzte einen forderten Blick auf. Er wollte endlich Klarheit. Sie waren noch im Territorium der Gang und würden hier vorerst in Ruhe gelassen und von Sicherheitskräften geschützt sein. Sie hatten also Zeit den Anderen etwas besser kennen zu lernen.

„Hier unten ist das mit dem Vertrauen so eine Sache. Vertraut man zu schnell wird man verraten und ich habe keine Lust als Sklave zu enden. Aber ich will ein gutes Vorbild sein. Ich bin Gaiden...“

Er hielt seine Hand hin.

„...und nun raus mit der Sprache.“

**Coruscant – untere Ebene – Gangterritorium – Gaiden, Vorin**
 
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Chad zeigte keinerlei Regung, als sich Porro seine verrotze und verschleimte Rüsselschnauze mit einem Ärmel seiner verlotterten Kleidung abwischte. Dennoch musste er ein leichtes aufkommendes Ekelgefühl unterdrücken. Nach einem letzten Blick auf den grünen Jungen, der sich als Apus vorgestellt hatte, kehrte Whyte zu dem Faltregal zurück, flüsterte Yuma einige Worte ins Ohr, worauf sie breit grinste und mit einem kecken Augenaufschlag verließ sie mit einem wiegenden Hüftgang das ehemalige Restaurant. An der Tür angekommen, blickte die junge Frau mit einem recht lasziven Blick über die Schultern zu Apus, zwinkerte ihm zu, bevor sie ganz aus dem Blickfeld der Anwesenden verschwand. Chad grinste in sich hinein, griff dann nach seinem schwarzen, schweren Mantel und streift sich diesen über die breiten Schultern. Damit verdeckte er das Schulterhalfter, in dessen Holster ein KYD-21-Blaster ruhte, vor neugierigen Augenpaaren. Ihm war der Blick des Grünschnabels, den er auf den Blaster geworfen hatte nicht entgangen.

Nachdem er in seiner Manteltasche die Zigarettenschachtel gefunden hatte, angelte sich Chad erneut einer dieser Rauchstängel und schob sich diesen zwischen die Lippen. Aus der anderen Tasche fischte er ein Feuerzeug und zündete die Tabakware an. Genüsslich zog er an der Zigarette und inhalierte den Rauch, ließ ihn seine Runden durch die Lungen drehen und blies die Schwaden dann Richtung Decke des Restaurants. Während dieses Vorganges beobachtete Chad weiter Junior und versuchte ihn einzuschätzen. Seine Kleidung war nicht so ungewöhnlich für diesen Teil von Coruscant. Das Einzige, was den Kopfgeldjäger ein wenig stutzig machte, war die recht unförmige Lampe an seinem Mantel oder Überzieher. Und das grässliche grüne Hemd, was jedem sofort ins Auge stach. Doch Whyte hatte schon so viel Schräges gesehen, das ihn nichts mehr wunderte.

“Sie Sonne hat immer Möglichkeiten, Porro.”

Freundschaftlich klopfte er dem Gran auf die Schulter und drückte ihm einige Creditchips von seinem Gewinn in die Hand.

“Hier mein Freund. Und nun zu Dir, Jungchen.”

Mit diesen Worten wandte sich Chad an Apus und trat auf den jungen Mann zu. Mit einer langsamen Bewegung nahm Chad die Sonnenbrille ab und verstaute diese in der Manteltasche. Stechend blaue Augen musterten erneut den jungen Mann mit dem grünen Hemd.

“Ich bin mir sicher, dass Du keinen Ärger machen willst, Jungchen. Aber lass Dir gesagt sein. Viele von hier wollen in die Oberen Ebenen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Viele schaffen es dort, die meisten landen aber wieder da, wo sie gestartet sind … nämlich hier.”

Der Kopfgeldjäger deutete auf die Tür, wo sich die Galerie mit dem Schwarzmarkt der tieferen Ebenen befand. Schob sich an Apus vorbei und ging auf den Tresen zu, der die Bar dieser ehemaligen Gaststätte war. Dabei zog er immer wieder an der Zigarette zwischen seinen Lippen und der Rauch folgte ihm wie ein Schatten. Chad ging hinter die Theke und entnahm eine Flasche mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit aus dem Regal und griff auch gleich drei Gläser. Diese stellte er auf den Tresen, öffnete den korkartigen Verschluss mit den Zähnen und schenkte den Whisky in die drei bereitstehenden Trinkgefäße. Dann schob er sowohl Porro als auch Junior jeweils ein Glas hin und griff nach dem dritten Glas.

“Nun, Jungchen. Erzähl mal, was Du so kannst. Was Du auf dem Kasten hast. Ich bin ganz Ohr.”

Chad setzte das Glas an die Lippen und nahm einen Schluck von der bersteinfarbenen Flüssigkeit. Der Whisky brannte angenehm in der Kehle und im Magen. Es war keine teure Marke aber auch ein Fusel. Whyte kümmerte sich nicht weiter um die restliche Kundschaft in diesem Teil des Schwarzmarktes. Denn seine ganze Aufmerksamkeit galt Junior und Porro. Dabei ruhte sein Blick abwartend auf Apus.



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Gespräch an der Bar - Besuch

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Porro hatte also ein Treffen mit diesem Chad arrangiert. Ob bewusst oder zufällig, das konnte Apus noch nicht sagen. War Chad hier eine regionale Bekanntheit, eine „Größe“? Oder war er extra hier, weil auch Apus hier war? Schwer zu sagen. Das Reden von der „Sonne“ legte nahe, dass dieser Mitvierziger zu einer Bande, einem Kartell, einer Sekte oder sonstwas gehören konnte. Wobei manches davon nicht sehr wahrscheinlich schiehn. Aber man konnte nie wissen. Apus konzentrierte sich also weiterhin auf das Wesentliche. Er war immer noch angespannt. Es stand viel auf dem Spiel. Mehr als er wissen konnte, denn er betrat persönliches Neuland hier. Mehr als der runtergekommene Gran und der herablassende Mensch wissen konnten, denn auch Apus hatte Gründe hinter den Gründen. Und so standen sie hier, in diesem Schlupfwinkel des Warenumschlags und jeder hatte so seine eigenen Ziele und Absichten, die sich nun langsam um ein Lagerfeuer gemeinsamer Interessen zu schaaren begannen. Hoffentlich.

Chad Whyte sparte nicht daran sich zu inszenieren. Wollte er imponieren? Es gelang. Auch wenn Apus wusste, dass Chad Whyte sich selbst in Szene setzte, – denn Apus war für solche Dinge erstaunlich sensibel und aufmerksam – so konnte er sich dem dennoch nicht entziehen. Die Karten lagen klar auf dem Tisch.

'Ein Mantel. Ein Mantel ist nützlich. Er verdeckt die Waffe. Die Frau, sie ist eine Verlockung. Die Zigarette, die Creditchips... und was ist das? Synthetischer Alkohol? Was willst Du sagen, Mensch?' Apus schluckte trocken, als er nicht anders konnte als zum Thresen zu folgen. Alkohol war ihm ein guter Freund ab und an. Aber trinkfest, das war er nur bedingt. Schon allein seines Körperbaus wegen. Er hoffte mal, es würde beim Höflichkeitstrunk bleiben. Wenn Chad mit dieser Geste hatte auflockern, Vertraulichkeit schaffen wollen, dann misslang das. Die Geste fiehl Apus' destruktiver Analytik zum Opfer. Diese Möglichkeit sah er nicht.

Mit unsteten Augen blickte er zwischen Chad und Porro und den drei Whiskeygläsern hin und her um den rechten Moment abzupassen und sein eigenes Glas in einem stillen Toast anzuheben. Wie wohl der runtergekommene Gran das Zeug wegstecken würde? Apus nahm jedenfalls einen guten Schluck und verzog das Gesicht zu einer argen Grimasse. Es wirkte eine Sekunde so, als wollten seine Lippen den Gran neben ihn kläglich karikieren. Er atmete tief ein und nickte. Dann antwortete er dem Kopfgeldjäger auf seine Aufforderung hin. Die Augen jedoch eher abseits, auf den Klasse 2 Droiden, der inaktiv zwischen dem Advoze und dem Rakata stand und immer noch verhandelt wurde.

„Ich komme aus der Kolonne Pesholon, Sir. Wertstoffverwertungs- und Aufbereitungsanlage P-Sechzehnvier. Da wo die Plaststofftrennung und die Rußbinder untergebracht sind.“

Apus machte eine knappe, vage Geste, als befände sich die mehrere Hektar große Schwerindustrieanlage im Nachbarzimmer. Chad Whyte kannte sich gut aus in der Region hier. Die Anlagen waren eigentlich in einer Zeit des Enthusiasmus erbaut worden, als man glaubte es würde niemals wieder ein Mensch dort arbeiten müssen. Ökonomische und kriminelle Erwägungen widerlegten diesen Enthusiasmus später. Die Lebensumstände waren dort nicht rosig.

„Ich bin Funk- und Droidentechniker. Vor allem für die mobilen Klasse 5 und Klasse 2 Droiden. Auch ein paar stationäre Großanlagen äquivalent zu Klasse 2. Das hab ich auch Porro schon erzählt,“ kurz rieb er sich den Nacken und nahm einen zweiten, vorsichtigeren Schluck. „Ich denke, ich könnte grade in der Robotikwartung und in der Funkprotokolltechnik arbeiten, da oben. Klasse 3 Droiden sind natürlich auch kein Problem. Ich versteh' Binärsprache und Telemetriedatenauswertung beherrsch ich auf Grad 3 nach der imperialen Funkerausbildung...aber das kann ich so nicht nachweisen, Sir. Alles angelernt, keine offiziellen Zertifizierungen...“ Apus blickte Chad auf die Sonnenbrille um sich die nächsten Worte zurechtzulegen. Vielleicht aber auch um eine Wertung abzulesen von seinem Gesicht.

'Was bin ich wert da oben, hm? Komm sag es: nichts...,' schickte Apus' tiefsitzender Pessimismus vorsorglich als Fallnetz für die erwartete Enttäuschung voraus.

Der Gedankengang wurde rasch unterbrochen. Aus dem Treppenhaus, aus dem Porro und Apus eben in das alte Restaurant herausgetreten waren, war ein lautes Geräusch zu hören. Ein giftiges Zischen, als ob angestaute Luft unter hohem Druck durch ein enges Ventil entweichen würde. Gefolgt von einem metallischem Schlag. Einmal. Stille. Zwei weitere Male. Stille. - Apus sah sich um, betrachtete die Gesichter der Gäste hier im Raum forschend. Was war das gewesen? Der Ausdruck in den Gesichtern gab Apus den Hinweis zur Lösung des Rätsels. Schüsse einer Laserwaffe. Das war es gewesen.

Die Gamorreaner am Eingang zum Treppenhaus grunzten leise, aber energisch, und wendeten sich eifrig, fast schon erwartungsvoll dem Treppenhaus zu. Die Schüsse mussten von unten gekommen sein. Jedenfalls trat ein Schweinegesicht ins Treppenhaus und lehnte sich über das Geländer aus, um nach unten zu spähen.

Weiter geschah nichts.

Nach einigen Sekunden fand Apus, sichtlich abgelenkt, wieder den Faden und stellte erstmal das Glas mit dem Whiskey wieder auf die weiße Theke, die man ästhetisch in Rot eingerahmt hatte. Auch die anderen Anwesenden fanden wieder zum jeweiligen Thema oder zur anstehenden Aufgabe zurück.

„Also Sir, so ist die Sache. Ich kann d'rüberhinaus wenig bieten. Huttisch und ein paar Sprachfetzen von dem und diesem. Außerdem hab ich nen bißchen was angelesen. Bin also kein blöder Mutantenkopf. … Holo-News empfangen wir da unten übrigens auch...,“ wobei Apus diesen Nachsatz mit Nachdruck betonte. „Aber, Sir, was hat es mit Ihnen auf sich? Was ist diese Sonne für die Sie arbeiten?“

Mittlerweile lehnte sich Apus nahezu locker mit beiden Ellenbogen auf den Thresen und blickte so halb von unten Chad Whyte an. Ein Stiefel auf dem Trittbrett, drehte die linke Hand langsam das Whiskeyglas. Was nun Chad über Apus hinweg gut sehen konnte, war Bewegung im Treppenhaus hinter ihm. Dort grunzten die nun deutlich feindseligen Gamorreaner und es drang auch ein garstiges, aggresisves Quieken in den Restaurantraum. Chad, und vielleicht auch Porro, sahen dann zwei Gestalten von unten die Treppe heraufkommen. Erstaunlich entschlossen traten sie den Hellebarden der Gomorreaner entgegen, die sie auch unversehens mit den Stangenwaffen wieder zurückdrängen wollten. Man musste kein Xenophilologe sein, um das Grunzen der Schweinsgesichtigen als die unmissverständliche Aufforderung zu verstehen, sich zu verpissen.

Es waren ein grünhäutiger Nautolan und ein Mensch, scheinbar. Der Nautolaner trug einen robusten, fast massiven Overall in Schwarz, mit angepasstem Schutzhelm, der die massigen Kopftentakel aussparte. Das große Visier war weit zurückgeschoben. Es wirkte ganz wie die Schutzkleidung für Piloten eines offenen Airspeeders. Der Mensch trug indes einen abgewetzten, braunen Mantel. Das braune Haar fettig und feucht an Kopf und Hals; das linke Auge war irgendwie 'weg'. Eine dunkle Höhle, oder aber eine kybernetische Modifikation? Beinahe also, aber nicht ganz, die Kragenweite des lokalen Gesindels. Beide Fremden waren den Gamorreanern aber offenkundig nicht recht. Weder der Nautolaner noch der Mensch hatten jedoch scheinbar vor hier Gewalt vom Zaun zu brechen – im Moment. Im Gegenteil. Beide hatten die Hände erhoben um Friedfertigkeit zu signalisieren. Das wurde jedoch dadurch relativiert, dass sie sich gradlinig gegen die massigen Gomorreaner mit ihren Stangenwaffen pressten und es auf einen Kräftevergleich anlegten. Bedenklich war nun, dass sie die Schweinsgesichtigen dabei kaum eines Blickes würdigten. Vielmehr fanden drei Personen an der Bar ihre Aufmerksamkeit, die sie vom Treppenabsatz direkt ausmachen konnten: Chad, Porro und Apus Soleda. Die beiden Ankömmlinge bewegten ihre Lippen. Sprachen sie zueinander oder auf die Gamorreaner ein?

„Sir, was ist das für eine Sonne? Sir?“ Apus hatte wohl seine Frage wiederholen müssen. Dass Chad Whyte abgelenkt war, konnte Apus hinter der Pilotenbrille nicht erkennen. Und überhaupt war ihm das Grunzen der Gamorreaner bisher offenbar völlig entgangen.

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-Coruscant - Mittlere Ebenen - Megablock 887- Mit Leandro und Cris –

Sie erreichten den Gleiter genau zu richtigen Zeit, nämlich genau in dem Moment, als zwei Gestalten sich daran machten die Türen mit roher Gewalt aufzubrechen. Ihre Gesichter waren verdeckt, denn die dunklen Kapuzen, die sie trugen, hatten sie beide tief über die Stirn hinaus nach vorne gezogen. Somit konnte Noa nicht sagen, ob es sich um Menschen oder eine andere Spezies handelte, was im Grunde aber auch keine Rolle spielte. Die beiden waren dreckiges Gesindel und sie versuchten gerade Noa, Cris und Leando ihr Ticket zurück in die Oberen Ebenen zu stehlen.

“Hey!“

Rief die Widerstsandskämpferin laut und betont agressiv – erstaunlich, wie man bereits in ein einziges Wort solch deutliche Emotionen hinein legen konnte. Sie zückte ihren Blaster. Die Show wirkte. Ohne sich großartig umzusehen drehten sich die beiden Gestalten um und suchten das Weite. Sie hatten genau gewusst, dass sie gemeint gewesen waren und sie hatten auch gewusst, dass es das Beste für sie war zu verschwinden. Noa schaute zufrieden. Vermutlich waren die Beiden komplett unbewaffnet gewesen und deshalb abgehauen, doch es war auch ein befriedigender Gedanke zu glauben, dass es Noas einschüchternder Blick und ihre selbstbewusste Pose gewesen waren, die sie erschreckt hatten. Leandro stützte Sheldon weiter bis zum Gleiter. Der Agent war nach wie vor bei Bewusstsein, doch alles was er sagen konnte beschränkte sich auf „Ahhh“ und „Auuu“ oder ein scharfes Einziehen der Luft. Das Messer in seiner Schulter sah ziemlich übel aus. Während Leandro Sheldon auf die Rückband verfrachtete und ihm half sich den Sicherheitsgurt umzulegen – da er sich nur schwer festhalten konnte war es besser für ihn sich anzuschnallen, schließlich planten sie keine Sparzierfahrt – klemmte sich Noa direkt hinter das Steuer.

“Wo meinst du, sollen wir ihn hin bringen?“

Fragte Leandro, als sie alle eingestiegen waren.

“Wohnung 4B? Oder lieber direkt ins HQ?“

“Keins von beidem.“

Antwortete Noa, die auf dem Weg nach unten bereits darüber nachgedacht hatte. Einen verletzten Sheldon ganze neun Stockwerke hinunter zu bringen hatte lange genug gedauert und ihr genug Zeit gegeben, sich Gedanken über ihre nächsten Schritte zu machen.

“Der Gleiter ist vom Geheimdienst der Neuen Republik. Ich weiß nicht, ob hier ein Peilsender versteckt ist.“

“Huh.“

Antwortete Leandro und musste diese Information erst einige Sekunden sacken lassen.

“Geheimdienst? Wann bist du dort vorstellig geworden? Ich dachte, Sheldon arbeitet alleine...“

“Tut er auch.“

Erwiderte Noa. Sie waren inzwischen unterwegs.

“Wir sind zwei Kollegen von ihm begegnet, nachdem wir am Honey House mit einer CSF-Patrouille aneinander geraten sind. Einer der Beiden hat's leider nicht gepackt, der andere war gerade noch lange genug bei Bewusstsein um uns die Adresse seiner zuständigen Geheimdienstzelle zu nennen. Das heißt, zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es sich um den Geheimdienst handelte. Na ja, wir fuhren hin, man nahm uns fest, sperrte uns in eine Zelle und ließ uns wieder raus, nachdem sich Sheldons Indentität bestätigt hatte.“

Noa schüttelte den Kopf. Sie war noch immer sauer über die Behandlung, die ihnen Major Tacema hatte zuteil werden lassen und gerade weil er so unsympathisch gewesen war und vermutlich niemandem traute außer sich selbst und seinen eigenen Leuten, traute auch Noa ihm nicht, beziehungsweise traute ihm zu, dass er einen Peilsender an dem Gleiter hatte anbringen lassen, den er ihnen zur Verfügung gestellt und auf dessen Benutzung Agent Selby so großzügig verzichtet hatte.

“Wir fahren in meine Wohnung.“

Sagte Noa.

“Mit der Adresse können sie nicht viel anfangen.“

Mit einem Blick nach hinten überzeugte sie sich davon, dass Sheldon noch nicht die Biege gemacht hatte. Er war verdächtig ruhig. Leandro machte sich daran, Ramón über Kom zu erreichen, doch das erwies sich als schwierig. Er war schon kurz davor zu resignieren, als die Verbindung schließlich doch noch angenommen wurde und sich eine fremde Frauenstimme meldete, die Leandro erklärte, dass Ramón sich im OP befand. Offensichtlich war sie eine Kollegin von ihm, die das Piepen seines Koms im Ärztezimmer gehört und den Anruf beantwortet hatte.

“Dann versuche ich es bei Pablo, sage ihm, dass wir zu dir fahren und er uns jemanden hoch schicken soll.“

Schlug Leandro vor und Noa nickte zustimmend.

“Klingt nach einem Plan.“

Pablo war wesentlich einfacher zu erreichen als Ramón und die nächsten zwei Minuten hörte sie zu, wie ihre beiden Brüder miteinander sprachen und Leandro kurz wieder gab, was passiert war. Dabei erwähnte er allerdings nur die wichtigsten Fakten, während er andere aus ließ, zum Beispiel warum sie überhaupt in der Wohnung der Zeltron gewesen waren, was Noa und Sheldon dort gemacht hatten und natürlich (ganz wichtig), was Leandro dort getrieben hatte. Pablo aber gab sich auch mit der kurzen Version zufrieden zu geben und schien nicht all zu viel zu hinterfragen – noch nicht. Wichtig war, dass sie Sheldon versorgten und dazu würde er einen Arzt zu Noas Wohnung schicken. Ramón war zwar für sie alle die erste Adresse, wenn es darum ging jemanden, oder sich selbst, zusammen flicken zu lassen, doch in den Reihen der Defender gab es auch noch den ein oder anderen Widerständler, der sich mit Verletzungen auskannte und Pablo hatte ohnehin die besten Kontakte. Noa, die den Gleiter steuerte, drückte ordentlich auf die Tube um sie so schnell wie möglich in Richtung Raumhafen zu bringen, doch auch das brauchte seine Zeit. Coruscant war kein kleines Dort, das man in drei Minuten einmal komplett durchqueren konnte. So blieb ihr aber immerhin noch Gelegenheit, um Leandro endlich die Frage zu stellen, die ihr schon die ganze Zeit auf den Lippen brannte:

“Was in allen Namen der Sith hast du dir überhaupt dabei gedacht?“

Wollte sie wissen und ein nicht zu übersehendes Grinsen erschien auf dem Gesicht ihres Bruders, der betont lässig aus dem Fenster sah.

“Wobei?“

Fragte er zurück. Noa schnaubte.

“Die Zeltron! Wer war sie überhaupt? Konntest du keine Bessere finden??“

“Besser? Hm. Ich fand sie schon ziemlich gut.“

Noas Hand boxte ihn in den Bauch.

“Du weißt genau, was ich meine.“ Tadelte sie ihn ernst. “Und erzähl mir nicht, dass sie deine große Liebe war. Was ist sie, so ein Fitnessguru-Geheimtipp?“

Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu.

“Ohh, ich wusste es! Sie ist ein Geheimtipp unter euch Typen. Deswegen wusste Cert auch die Adresse. Bah, Leandro, das ist ja widerlich.“

Angeekelt verzog Noa das Gesicht.

“Was? So'n Käse. Was ist daran widerlicher als wenn du irgendeinen Typen in der Disco abgeschleppst?“

Noas Gesichtszüge entglitten.

“ICH?“

Rief sie indigniert zurück und Leandro verdrehte die Augen.

“Das war allgemein gesprochen.“

Stellte er klar.

“Auch wenn es genauso auf dich zutreffen könnte...“

“Moooment! Das müssen wir klären. ICH laufe nicht durch die Gegend und treibe es mit wildfremden Zeltrons, die in meiner Clique herum gereicht werden!“

Verteidigte sie ihre Ehre.

“Aber verzeihung, sooo fremd war sie vermutlich gar nicht mehr.“

“Bist du jetzt fertig?“

Fragte Leandro, doch Noa überging ihn. Laut seufzend und absolut dramatisch fuhr sie sich durch die Haare.

“Ich hätte einfach nur gehofft, du würdest dich auf etwas mehr Niveau einlassen.“

Stellte sie klar. Leandros lautes Lachen, das daraufhin folgte, irritierte sie.

“Was?! Ist das etwa zuviel verlangt?“

Leandro schlug sich auf die Schenkel.

“Das sagst ausgerechnet du! Haha!“

Noas Blick sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Was daran so lustig war, verstand sie wirklich nicht. Mit ihr hatte das überaupt nichts zu tun. Und wenn Leandro damit sagen wollte, dass...

“Nenn mir auch nur einen Typen, einen einzigen, mit dem du zusammen warst, der >etwas mehr Niveau< hatte!“

Forderte er. Peinlich berührt lief Noas Kopf hochrot an. Hastig warf sie einen Blick nach hinten, wo Sheldon saß. Diese Unterhaltung nahm eine Richtung an, die ihr ganz und gar nicht gefiel.

“Das tut hier überhaupt nichts zur Sache.“

Erwiderte sie mit zusammen gekniffenen Lippen.

“Und außerdem muss ich mich auf den Verkehr konzentrieren.“

“Natürlich.“ Stimmte Leandro ihr zu. “Das ist auch besser. Wir sprechen lieber nicht über Box Gil, den drogenabhängigen Rockstar, oder...“

“Leandro! Hör auf!“

“...oder, uhhhh, über einen meiner Favoriten: Dragan, den ignoranten Idioten, der nur Saufen im Kopf hatte und dich um ein paar Tausend Credits ärmer gemacht hat! Hast Recht, Schwesterherz, du hast wirklich immer ein gutes Händchen bei der Wahl deiner Männer bewiesen.“

Noa schwieg. Sie wollte nichts mehr sagen, nicht jetzt und auch später nicht mehr. Am besten wäre, sie würde niemals wieder überhaupt auch nur ein einziges Wort mit Leandro reden. Das hatte er verdient. Sie würden in die Familiengeschichte eingehen als die beiden Geschwister, die bis an ihr Lebensende nur noch über Dritte miteinander kommuniziert hatten. In 50 Jahren, wenn sie beide alt und grau waren, würden sie sich am Mittagstisch gegenüber sitzen und sich nur mit Blicken zu verstehen geben, wenn einer dem anderen den Salat reichen sollte. Nun gut, vielleicht würden sie keine 50 Jahre durchhalten, aber auf jeden Fall die nächsten fünf Minuten.

Noa parkte den Gleiter auf einem der üblichen Plätze vor dem riesigen Wohnkomplex am Raumhafen, in dem sie wohnte. Es war keine schöne Gegend, sie wusste das und auf den ersten Blick nur unwesentlich besser als das Gebäude, aus dem Sheldon gerade mit einem Vibromesser in der Schulter heraus gekommen war. Immerhin war ihr so etwas hier noch nicht passiert. Hier oben war wesentlich mehr los als in den mitttleren Ebenen und während Leandro Cris wieder stützte und ihm in den Lift half war Noa darauf bedacht Shelon abzuschirmen, sodass niemand der Vorbeigehenden seine Wunde sah. Sein Hemd war inzwischen mit Blut durchtränkt. So genau schaute aber sowieso niemand hin. Anonymität war der große Vorteil dieses Ortes. Cloé bezeichnete Noas Wohnung gerne als Loch, wenn sie gut gelaunt war. War sie schlecht gelaunt, nannte sie sie Drecksloch. Ganz unrecht hatte sie da leider nicht. Die Flure, in denen sich eine Wohnungstür an die andere reihte, hatten schon besere Tage erlebt und in den Ecken lag Müll herum. Besonders große Lust zum Saubermachen hatte hier niemand. Als sie endlich bei Noas Wohnung angekommen waren, entriegelte Noa die Tür und ließ Sheldon und Leandro als erste eintreten. Sie htäte aufräumen sollen, war das Erste, das ihr einfiel.


“Wohin mit ihm? Auf die Couch oder aufs Bett?“

Fragte Leandro, als Noa die Appartmenttür hinter ihnen schloss. Stumm deutete Noa zur Couch, ehe sie sich daran erinnerte, dass es vermutlich wieder Zeit war mit ihrem Bruder zu reden.

“Äh, Couch.“

Antwortete sie und räumte schnell ein paar Socken aus dem Weg, die sie am Abend zuvor dort ausgezogen und liegen gelassen hatte. Die Wohnung, knapp 40 qm groß, bestand aus einem Schlafzimmer, einer Erfrischungszelle und einem Wohnraum, der aus nicht viel mehr bestand als aus einer Couch, einem wackligen kleinen Tisch, einem Holo-TV-Projektor, einem Kühlschrank und einem rostigen Zweiplattenherd, den Noa so gut wie nie benutzte. Immerhin waren die Bilder an der Wand hübsch. Thalia hatte sie gemalt. Es waren... bunte Farbkleckse. Das war natürlich nur Noas unfachmännische Interpretation. In Wahrheit hatten die Bilder großen Charakter und eine unglaublich tiefsinnige Bedeutung, die man nur ganz entschlüsseln konnte, wenn man sie mindestens zwei Stunden lang intensiv betrachtete. Dummerweise hatte es Noa dazu bisher an Zeit gefehlt.

“Cris, ist alles okay bei Ihnen?“

Fragte Noa besorgt, nahm ein Kissen und schob es dem Agenten in den Rücken. Natürlich war er nicht okay. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Es würde besser werden, sobald das Messer raus kam. Sie hätten es doch an Ort und Stelle heruas ziehen sollen. Noa biss sich auf die Lippen. Gab es denn gar nichts, das sie tun konnte? Leandro brachte ein Glas Wasser.

“Hier, gib ihm das.“

Sagte er und reichte Noa das Glas, welches sie Sheldon an die Lippen hielt. Er musste trinken, aber vor allem musste bald der Arzt kommen, den Pablo zu ihnen geschickt hatte.

- Coruscant – Obere Ebenen – Raumhafen – Noas Wohnung – Mit Cris und Leandro -
 
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[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887]- Noa, Cris, Leandro

Irgendwie hatten sie das Gebäude verlassen – Cris konnte sich beim besten Willen nicht erinnern wie, wenngleich jede Treppenstufe die Wolke ihn umhüllenden Schmerzes mit besonders heftigen Schmerzspitzen durchtrieben hatte – und irgendwie war eine kleine Krisensituation vor dem Gebäude – etwas mit dem Gleiter? – durch eine scharfe, für ihn kaum zu verstehende Äußerung Noas bereinigt worden, bevor es brenzlig wurde. Mit gläsernem Blick starrte Cris auf den Griff der in seiner Schulter steckenden Waffe, während Noas Bruder ihn mühselig – Leandro war kräftig, aber Cris nicht unbedingt ein Leichtgewicht – in Richtung des Gleiters zerrte. Irgendwie erschien es ihm eine gute Idee, die Klinge ganz einfach herauszuziehen… der Schmerz würde sofort verschwinden, alles wäre wieder gut und er in perfekter Verfassung, den Tag zu retten. Genau. Das würde jetzt passieren. Er würde das Messer mit entschlossener Heftigkeit aus der Wunde ziehen, der Schmerz würde verschwinden und er wäre keine Last mehr für Noa und Leandro.

Das kurze endgültige Verfinstern seines Blickfeldes unmittelbar anschließend an den kläglichen Versuch seinen Arm zu bewegen ließ ihn verpassen, wie Leandro ihn so gut es ging auf die Rückbank des Gleiters verfrachtete, wo er nun hilflos wie ein Huttenbaby da lag, ohne auch nur einen Finger rühren zu können. Entweder war er zu schwach, oder paralysiert durch ein leichtes Nervengift… jedenfalls waren seine Augen und seine Ohren scheinbar die einzigen Teile seines Körpers, die nicht vollends ihren Dienst versagen wollten. Er konnte sehen, wie die Lichter der Gebäude an ihnen vorbeirauschten – davon wurde ihm beinahe übel – und er könnte hören, wie Noa und Leandro sich unterhielten. Oder besser anzickten, nachdem – so viel verstand er – etabliert worden war, dass sie weder das Hauptquartier der Defender, noch die Wohnung aufsuchen würden, in der Cris bereits einmal zusammengeflickt worden war. Und in der er Noa das erste Mal getroffen hatte, wenngleich sie sich erst an ihre zweite Begegnung am nächsten Morgen erinnerte.

Das Gespräch der beiden Geschwister, das wie durch einen Mantel aus Watte zu Cris vordrang, bewegte sich derweil unweigerlich in Richtung der Zeltron. Alleine die Erwähnung der Frau ließ einen stechenden Schmerz durch seine gesamte betroffene Körperhälfte zucken – vermutlich mehr Zufall als Suggestion – und ihn schmerzerfüllt aufstöhnen. Noa machte Leandro sein aus Cris’ Sicht zumindest entschuldbares Techtelmechtel zum Vorwurf – und dieser konterte sofort, indem er pikante Details über Noas eigenes Liebesleben vor ihr (und Cris) ausbreitete. Der ehemalige Sturmtruppler war selbst überrascht, welches Maß an Interesse er ob dieses Themas an den Tag legen konnte – in Anbetracht seines fortschreitenden Deliriums musste die Ernsthaftigkeit seines Zustandes wohl an Bedeutung für ihn verlieren. Hätte er es gekonnt, hätte er vermutlich gegrinst. Noa sah… interessant aus, wenn sie sich so energisch durch die Haare fuhr und das feurige Temperament, das ihr Bruder hier vermutlich absichtlich entfesselt hatte, stand ihr ebenfalls gut. Leandro jedenfalls hatte es für diesen Moment mit ihr verscherzt und diese Information war für den benebelten Cris um einiges relevanter als die Tatsache, dass er langsam in eine dunkle Bewusstlosigkeit zu entgleisen drohte.

Er wurde indes schnell wieder an den Ernst der Lage erinnert – irgendwann musste er aus dem Gleiter auch wieder raus und in die Wohnung – Noas Wohnung – rein. Der Weg dorthin erwies sich als die reinste Tortur, die nicht nur sein Bewusstsein, sondern auch den Schmerz in voller Stärke zurückkehren ließ, sodass er in einem Winkel seines Bewusstseins sich selbst verfluchte, vor Leandro und vor allem Noa wie eine bemitleidenswerte Memme dazustehen. Indes reichte bereits ein kurzer Blick auf seine blutdurchtränkte Kleidung, um in seiner Magengegend ein ganz bestimmtes Gefühl von Flauheit hervorzurufen.

Die Details der Wohnung, die sie schließlich betraten, flogen an ihm vorüber ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen, zumindest bis Leandro ihn auf eine Couch bettete, die zumindest ob ihrer Weichen Kissen Eindruck zu schinden vermochte.


„Legen Sie was drunter…“, murmelte Cris ohne einen bestimmten Adressaten.

„Das bekommt man doch nie wieder raus…“

Nichts wäre unangenehmer, als Noa zu allem Überfluss ihre Couch vollständig zu ruinieren! Die Klimaanlage allerdings könnte sie mal hochdrehen… es war plötzlich heiß, so heiß…

Als nächstes nahm er bewusst war, wie Noa sich über ihn beugte und ihm irgendetwas an den Mund presste, einen profanen Gegenstand, der vollkommen neben dem besorgten Blick aus ihren braunen Augen verblasste. Fast schien es Cris, als würde ein leuchtendes Schimmern die Widerstandskämpferin umgeben, der den Rest der Wohnung ganz einfach überstrahlte. Er versuchte, mit der zu seinem unversehrten Arm gehörenden Hand ihre Wange zu berühren, doch tatsächlich sank diese nach einer kurzen Fast-Bewegung wieder kraftlos zurück auf die Couch.


„Es tut mir Leid, dass Sie so viel Pech mit Männern hatten…“, nuschelte er, als das Delirium langsam seine natürliche Zurückhaltung zu überwinden schien und ihn Dinge sagen ließ, die er zwar denken mochte, aber nie bewusst sagen würde.

„Sie haben besseres verdient… Sie sind ein so guter Mensch… und so schön…“

Das Schimmern um Noa schien langsam zu verblassen. Tatsächlich schien alles zu verblassen, dunkler zu werden, ihm zu entgleiten.

„So schön…“

Sein Blick verlor den Fokus, verlor Noa aus den Augen und fiel für einen kurzen Moment auf eines der Bilder, die im gesamten Zimmer zu hängen schienen.

„Uh, wie hübsch… haben Sie das gemalt?“

Dann kippte sein Kopf recht plötzlich zur Seite und die Umarmung eines Meeres warmer Dunkelheit hieß ihn willkommen…


[Coruscant, Obere Ebenen, Raumhafen, Noas Wohnung]- Noa, Cris, Leandro
 
- Coruscant – Obere Ebenen – Raumhafen – Noas Wohnung – Mit Cris und Leandro -

Kaum einen winzigen Schluck, nicht mehr als ein paar Tropfen, hatte Cris Sheldon zu sich genommen, bevor er Noa aus tiefen, glasigen Augen hinaus angesehen und unzusammenhängende Dinge gestammelt hatte, von denen er nicht einen Satz ernst gemein haben konnte. Dennoch war Noa unweigerlich die Hitze in die Wangen gestiegen. Sie war sich Leandros Anwesenheit bewusst, als Sheldons flatternde Lider schließlich so schwer geworden waren, dass seine Augen zu fielen und er endgültig in Bewusstlosigkeit versank. Einen Moment lang hoffte Noa noch, dass Sheldon leise genug gesprochen und ihr Bruder ihn nicht gehört hatte. Leandros hoch gezogene Augenbrauen und der entsprechende Blick, den er ihr zu warf, als sie sich zu ihm umdrehte, signalisierten jedoch etwas anderes.

“Ähem.“ Räusperte sich Noa peinlich berührt und erhob sich von der Kante des Sofas, auf der sie gehockt hatte. “Ich denke, ich mache mal Kaf.“

Sie umrundete die Couch, mied Leandros Blick und setzte Wasser auf. Sheldon hatte komplett neben sich gestanden. Er hatte gesagt, es täte ihm Leid, dass sie so viel Pech mit Männern gehabt hätte. Pech... ja, so konnte man es auch nennen. Aber es war im Grunde sehr süß von ihm gewesen, dass er das gesagt hatte, auch wenn es einzig Leandros Schuld war, dass er überhaupt von Noas Fehlgriffen wusste. Brüsten konnte sie sich damit wirklich nicht. Noa nahm zwei Tassen und füllte braunes Kaf-Pulver hinein. Und dann hatte er gesagt, sie sei schön. Wahrscheinlich hatte er gedacht, er würde sterben und Noa sei der letzte Mensch, den er vor seinem Tod sah. In einem solchen Moment musste quasi jeder schön erscheinen, oder? Nicht, dass Noa Komplexe wegen ihres Aussehens hatte, abgesehen von den üblichen Gewichtsschwankungen, die für Frau normal waren, zumindest für die Durchschnittsfrau. Als solche sah Noa sich auch. Sie spielte irgendwo im guten Mittelfeld, keine Modelmaße aber auch nicht unansehlich. Sie war okay. Ihre Augen waren zum Beispiel recht nett, fand sie. Cloé verstand es, sie besonders gut durch einen gekonnten Lidstrich hervor zu heben, wozu Noa nur meist zu faul war. Außerdem war ihre Hand zu zittrig, um eine wirklich gerade Linie mit flüssigem Eyliner hin zu bekommen, sodass sie grundsätzlich mehrere Anläufe brauchte, bis das Ergebnis überhaupt halbwegs brauchbar war. Ihren Mund mochte sie auch. Das erinnerte sie daran, häufiger Lippenstift zu tragen. Nur wirkte das bei den Defendern häufig übertrieben. Sie wollte nicht, dass der Rest der Widerstandskämpfer dachte, sie brezele sich absichtlich auf, weil die Defener zu 80% aus Männern bestanden. Aber wenn Sheldon fand, sie sei schön...

“Ähm, Noa?“

“Was? Oh!“

Leandros unerwartete Ansprache ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken und feststellen, dass sie vollkommen abgelenkt gewesen war und ihre Tasse randvoll mit Kaf-Pulver gefüllt hatte.

“Mist.“

Umständlich begann sie, den Großteil des Pulvers wieder zurück in die Dose zu füllen. Leandro konnte sich das Lachen kaum verkneifen.

“Hast ihm ganz schön den Kopf verdreht, was? Und er dir scheinbar auch.“

Bemerkte er. Noa gönnte ihm nur einen kurzen Blick.

“Pfff... ich weiß nicht, was du meinst.“

Antwortete sie.

“Sicher? Captain Sheldon jedenfalls scheint dich für eine uuunglaublich schöne Frau zu halten. Und einen guten Menschen!“

Betont beschäftigt schloss Noa Chanelle Cortina die Dose und stellte sie zurück an ihren angestammten Platz im Schrank. Das Wasser kochte und sie füllte beide Tassen randvoll.

“Hier, ich hoffe er schmeckt.“

Sagte sie und drückte Leandro seine Tasse in die Hand. So leicht ließ sich dieser aber nicht ablenken.

“Also?“

“Also was?“

Sie hatte es gewusst, sie hätte doch die 50 Jahre Schweigen einhalten sollen. Das wäre wesentlich einfacher gewesen, als sich mit Leandros unsinniger Fantasie herum zu schlagen.

“Ich schätze mal, er hat von seiner Ex-Freundin gesprochen. Oder von seiner Freundin.“

Behauptete Noa, der bewusst wurde, dass sie tatsächlich keine Ahnung hatte, welcher Beziehungsstand aktuell auf Sheldon zutreffen mochte. Es konnte wirklich sein, dass er eine Freundin hatte. Vielleicht hatte sie genauso lange dunkle Haare wie Noa und er hatte sie in seiner Verwirrung nur miteinander verwechselt! Das musste an dem hohen Blutverlust liegen! Noa schluckte. Dieses Szenario war... möglich.

“Offensichtlich vermisst er sie sehr. Unfälle und kritische Situationen, wie zum Beispiel erstochen zu werden, lösen häufig starke emotionale... Emotionen aus. Erst wenn man kurz davor ist alles zu verlieren realisiert man oft, wie sehr man sich voneinander entfernt hat und dass man eigentlich viel öfter zusammen sein sollte.“

Führte sie aus und rührte fleißig ihren Kaf um. Scheinbar überzeugt nickte Leandro.

“Ah ja...“

Es klopfte an der Tür, bevor er eine weitere Antwort geben konnte und Noa beilte sich zu öffnen. Ein Cereaner in einfacher Kleidung und einem ledernen Koffer in der Hand stand vor ihr.

“Ed Ni Shan. Noa, richtig? Ihr Bruder schickt mich.“

Noa nickte und ließ ihn herein.

“Und zwar keine Minute zu früh.“

Sagte sie und schob den kleinen Tisch zur Seite, damit der Cereaner mehr Platz hatte. Sie wechselte einen Blick mit Leandro. Ihr Gespräch war damit definitiv beendet. Zum Glück. Er verhielt sich ja schon fast wie Cloé, die ebenfalls überall eine Liasion für ihre Schwester witterte. Dabei hatte Noa sich nach ihrer letzten Pleite (sie erinnerte sich an ihre Schwärmerei für einen gewissen ungehobelten Jedi-Ritter, dessen Namen sie nicht mehr sagen wollte) fest vorgenommen vorerst Single zu bleiben. Das war praktischer und weniger stressig. Sie brauchte keinen Mann, wirklich nicht. Wenn man den Richtigen hatte, war das sehr schön, sich mit dem Falschen herum zu schlagen konnte dagegen ziemlich anstrengend sein. Außerdem hatte Captain Cris Sheldon ein erhebliches Manko: er mochte heute ein gefeierter Agent des republikanischen Geheimdienstes sein, aber sie wollten auch nicht vergessen, wo er seine Wurzeln hatte.

- Coruscant – Obere Ebenen – Raumhafen – Noas Wohnung – Mit Cris und Leandro und Arzt -
 
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