Coruscant

- Coruscant – City – Robotaxi -

Mal wieder regnete es auf Coruscant, oder vielleicht hatte es auch noch gar nicht wieder aufgehört. Das Robo-Taxi, das Noa sich genommen hatte, brachte sie glücklicherweise trocken genau zu dem Treffpunkt, an dem Selby ihr beim letzten Mal Cris' Nachricht überbracht hatte, gegenüber der Reinigung, in der Cloé ihre teuren Designerklamotten waschen ließ. Noa programmierte die Wartefunktion des Robo-Taxis, um den Kleidersack mit Cloés Kleid dort zu lassen und ihre Fahrt umgehend fortsetzen zu können, sobald sie mit Selby gesprochen hatte. Sie hatte sich bisher keine Rede zurecht gelegt, denn dafür war kaum Zeit gewesen, doch sie hoffte, dass sie ihn auch so würde überzeugen können. Mit einer Mütze auf dem Kopf, die sie zumindest teilweise vor dem Rücken schützte, sprang Noa aus dem Taxi und hielt auf die Gasse zu, in der Selby beim letzten Mal gewartet hatte. Lautes Rufen schallte zu ihr hinüber, als ein Bettler ein Stück von ihr entfernt von einer imperialen Sicherheitspatrouille festgenommen wurde und versuchte, sich zur Wehr zu setzen. Einen Moment lang blieb Noa stehen, ihr Blick auf der armen Kreatur, die versuchte Widerstand zu leisten und damit nur provozierte, dass einer der Imperialen seinen Schockschab hervor holte. Das Flehen um Gnade klang Noa noch in den Ohren, als sie sich abwandte und auf Selby zu hielt. Es wurde Zeit für Coruscant, den Wendepunkt zu erreichen.

“Hallo, Selby.“

Noa hatte den Agenten erreicht.

“Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“

Jetzt kam es darauf an, was sie sagte und wie sie es sagte. Hätte Noa sich aussuchen können, wen sie um Hilfe bitten würde, um Thalia und ihre Kinder von Coruscant weg zu schmuggeln, wäre es sicherlich nicht Mr. Selbstüberschätzung gewesen. Dummerweise hatte er ihr außerdem schon einmal geholfen... oder zweimal. Allmählich wurde es etwas viel. Noa steckte die Hände in ihre Taschen.

“Ich brauche Ihre Hilfe.“

Sagte sie. Die Worte auszusprechen fiel ihr nicht so schwer, wie sie es sich vorgestellt hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie die Hilfe, um die sie bat, nicht für sich direkt wollte. Es ging um ihren Bruder und seine Frau, aber vor allem um seine Kinder. Um ihren Neffen und ihre Nichte in Sicherheit zu bringen hätte Noa alles getan. Sollte er es von ihr verlangen, würde sie sogar vor Selby auf dem schlammigen Boden herum rutschen.

“Ich weiß nicht, ob Cris schon mit Ihnen gesprochen hat, wegen unserem Flug?“

Fragend sah sie ihn an und ein Nicken des Piloten bestätigte ihr, dass er dies mit Cris bereits erörtert hatte – mit welchem Ausgang auch immer. Noa holte tief Luft und ihre Stimme wurde eine Spur leiser und vorsichtiger. Draußen in der Stadt wusste man nie, wer sonst noch mithörte.

“Für den Fall, dass Sie uns helfen können, habe ich noch eine zusätliche Bitte. Es geht um meine Familie. Ich brauche einen Flug für meine Schwägerin ihre beiden Kinder von Coruscant weg.“

Noa sah Selby offen an.

“Sie können sich denken, warum.“

Um sicher zu gehen, dass sie noch immer ungestört waren, sah Noa sich um.

“Ich erwarte nicht, dass Sie mir diesen Gefallen einfach so tun.“

Sagte sie.

“Ich bezahle Sie. Sagen Sie mir einfach einen Preis.“

Sie wusste, dass sie ihm damit praktisch freie Hand gab, einen exorbitant hohen Preis zu nennen, doch Noa wusste, dass Rámon bereit dazu war, die Credits dafür zusammen zu bekommen. Nichts war ihm wichtiger und mehr wert als die Sicherheit seiner Familie. Noa sah Selby unsicher an. An ihm hing jetzt alles.

“Es ist mir wirklich wichtig.“

Fügte sie hinzu. Rein Theoretisch gab es natürlich noch immer die Möglichkeit, einen öffentlichen Flug zu buchen, doch dies war schwierig für eine Frau mit zwei kleinen Kindern. Nicht nur, dass dies für Thalia enormen Stress bedeutet hätte, hinzu kam, dass eine Familie ohne Vater, die von Coruscant abreiste, reichlich verdächtig wirkte. Erst recht, wenn sie nur einen Hinflug buchten.

- Coruscant – City – Mit Selby -
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Gasse neben Reinigung]- Selby

Selby wurde abgelenkt, als der arme Bettler, den er mit seinem Auftauchen aufgescheucht hatte, aus seinem Versteck in der Gasse mit unsagbarem Pech einer Patrouille der CSF in die Arme lief. Der Mund des Agenten verzog sich mitleidig, als erregtes Stimmengewirr laut wurde, und schloss dann kurz die Augen, als auf die Entladung eines Schockstabes ein gequälter Aufschrei folgte – und dann Stille. Er tat jedoch nichts, obwohl er mit einer Hand nach seiner Waffe tastete, die im Schulterholster unter seinem Jackett verborgen war. Sich hier, in den Mittleren Ebenen, auf eine Schießerei mit einer zahlenmäßig überlegenen Gruppe der CSF einzulassen, war keine gute Idee, nicht für einen Widerstandskämpfer und erst recht nicht für einen Agenten des Geheimdienstes, dessen oberste Prämisse es war, im Verborgenen zu agieren.

Dann stand plötzlich Noa vor ihm – zum Schutz vor dem scheinbar konstanten Regen hier auf Coruscant, der Selby auch nach Monaten auf diesem Betonbrocken noch den letzten Nerv raubte, trug sie eine Mütze und aus ihrer Mimik sprach überraschenderweise nicht die reservierte Ablehnung, die sie dem Piloten gegenüber gewöhnlich an den Tag lehnte. Nein. Noa Chanelle Cortina wirkte besorgt und als sie zu sprechen anfing, begann Selby zu begreifen, wieso.

Ihre Sorgen um ihre Familie waren nachvollziehbar. Es war oft passiert, dass das Imperium, wann immer es in einem Sektor von der Republik gegen die Wand gedrängt worden war, mit verheerenden Maßnahmen gegen die Zivilbevölkerung reagiert hatte, eine abscheuliche Art der Politik der Verbrannten Erde, die indes häufig darin Erfolg gehabt hatte, das Vertrauen der Leute in den Schutz durch die Republik zu erodieren. Coruscant hatte es bereits vor dem Fall Corellias schwer getroffen – die öffentliche Hinrichtung der tausenden Personen, die angeblich Sympathisanten des Widerstandes oder der Jedi gewesen waren, war noch nicht vergessen.

Dass sie ihm – wohl in ihrer Verzweiflung – Geld anbot kränkte Selby indes ein wenig. Hielt sie ihn tatsächlich für die Sorte Mistkerl, die ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht war und selbst vom Leid einer Familie zu profitieren versuchte?


„Noa…“, begann er leise und schüttelte dabei leicht mit dem Kopf.

„Als im Dienst der Republik stehend habe ich geschworen, die Unschuldigen vor dem Imperium zu schützen, wann immer es mir möglich ist. Dafür, dass ich diesem Eid gerecht werde, indem ich ihrer Schwägerin und ihren Kindern ermögliche, von Coruscant zu fliehen, müssen Sie mir kein Geld geben.“

Er zeigte ihr ein belustigtes Lächeln.


„Abgesehen davon, können Sie sich vorstellen, was Sheldon mit mir anstellt, wenn er erfährt, dass ich Ihnen dafür Geld abgeknöpft habe, Teile ihrer Familie in Sicherheit zu bringen? Im besten Fall müsste R6 dann die Empress fliegen.“


Das Lächeln verblasste leicht und wurde durch ein Stirnrunzeln ersetzt, als Selby über seine eigenen Worte nachdachte. Warum war Noa zu ihm gekommen – bereit, ihm sogar Geld zu geben – und hatte sich nicht unmittelbar an Sheldon gewandt? Dieser schien von ihren Plänen nichts zu wissen, andernfalls hätte er es bereits am gestrigen Tag angesprochen, also hatte sie ihm nichts gesagt. Warum? Wollte sie ihn von ihrer Familie fernhalten? Das machte keinen Sinn, schließlich meinte Selby einschätzen zu können, dass Noa Sheldon mehr vertraute als ihm. Alles andere wäre auch ziemlich seltsam. Wollte sie ihm nicht zur Last fallen? Möglich. Vielleicht wollte sie sich auch einfach direkt selbst um ihre Probleme kümmern und so viele Mittelsmänner ausschalten wie möglich. Das Lächeln kehrte auf Selbys Gesicht zurück – es blieb abzuwarten, wie sich das mit Sheldons zum Teil übertriebener Fürsorglichkeit vertrug.


„Machen Sie sich keine Sorgen, Noa, Wir kriegen ihre Schwägerin und die Kinder unbeschadet von Coruscant runter. Sie haben mein Wort.“

Aus einem Impuls heraus streckte er einen Arm aus und drückte die Schulter der Widerstandskämpferin leicht.


„Ich weiß, wie viel Sie ihm bedeuten, Noa.“


Er musste nicht spezifizieren, wen er meinte.

„Und ich würde jede Person, die ihm nahe steht, mit Freuden als meinen Freund betrachten.“


Nachdem er seinen Arm wieder sinken gelassen hatte verschränkte er ihn mit dem anderen vor der Brust.

„Und jetzt will ich Sie nicht länger aufhalten. Wenn ich recht informiert bin, wartet irgendwo jemand auf Sie.“

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Gasse neben Reinigung]- Noa, Selby
 
- Coruscant – City – Mit Selby -

Zu Noas Erleichterung stimmte Lieutenant Selby zu. Er musste nicht erst überredet werden, wollte keine Details oder Erklärungen von ihr hören. Für ihn schien es fast eine einfache Entscheidung zu sein, Ja zu sagen und ihr zu helfen. Dass er noch dazu nicht für seine Hilfe entlohnt werden wollte, überraschte die Widerstandskämpferin. Er riskierte einiges, dachte sie, denn sie ging davon aus, dass er seinen Vorgesetzten nichts von den Passagieren erzählen würde, die er gedachte durch die halbe Galaxis zu fliegen. Dass er das für sie tat, dafür war Noa ihm eigentlich etwas schuldig.

“Danke, Selby.“

Sagte sie aufrichtig. Es konnte immer wieder überraschend sein, wo und vor allem von wem man manchmal Hilfe erhielt.

“Mein Angebot steht trotzdem noch. Ich könnte verstehen, wenn Sie es nicht ohne Gegenleistung tun wollen. Die wenigstens würden das.“

Sagte sie und war nicht sicher, ob sie damit nicht sogar sich selbst meinte. Es war eine Sache, den Kopf für die eigene Familie oder die eigenen Freunde hin zu halten, aber etwas ganz anderes, es auch noch für Fremde zu tun. So weit zu gehen musste sich in der Regel lohnen. Sie rückte ihren Schal zurecht, als sie sie ein paar feuchte Regentropfen an ihrem Hals fühlte. Selby hatte Cris erwähnt und angedeutet, dass dieser ihm die Leviten lesen oder Schlimmeres mit ihm anstellen würde, wenn Selby sich von Noa bezahlen ließe, doch um Cris ging es hier nichts.

“Cris hat mit dieser Angelegenheit nichts zu tun.“

Stellte sie klar.

“Das ist eine Sache zwischen Ihnen und mir. Wenn Sie kein Geld von mir möchten, bin ich Ihnen zutiefst dankbar. Falls doch, müssen Sie es nur sagen. Cris geht das nichts an.“

Sie holte tief Luft. Rámon würde ein Stein vom Herzen fallen, wenn sie ihm die Neuigkeiten erzählte. Sie würde ihn auf dem Weg nach Hause informieren, wenn sie wieder im Robotaxi saß. Sobald sie sich von Selby verabschiedet hatte, konnte sie ihre Fahrt fortsetzen, denn der Gleiter wartete noch immer dort auf sie, wo sie kurz zuvor ausgestiegen war.

“Wie gesagt: ich danke Ihnen.“

Die Hand auf ihrer Schulter fühlte sich ungewohnt an und Noa hatte plötzlich ein leichtes Déjà-vu. Bildete sie sich das ein, oder kamen sie und Selby sich tatsächlich näher, auf einer fast freundschaftlichen Basis? Die Journalstin und der Zuhälter, das klang nach einem tollen Titel für einen drittklassigen Film im Holo-TV.

“Wir sehen uns in Kürze.“

Sie traute sich nicht, auf seinen letzten Kommentar einzugehen. Liebes- und Freundschaftsbekundungen, das war etwas, worin sie nicht gut war, es sei denn, es handelte sich um ihre eigene Familie, bei der es ohnehin klar war, was sie für sie empfand. Immerhin brachte sie ein ehrliches Lächeln zu Stande, bevor sie ging.

“Bis dann.“

Und auch wenn Selby dabei blieb, keine Bezahlung von ihr zu wollen. Sie war ihm dennoch etwas schuldig.

Eine halbe Stunde zu spät kam Noa endlich wieder Zuhause an. Wenn Cris pünktlich gewesen war, hatte sie ihn länger warten lassen, als sie sie vorgehabt hatte. In erster Linie hatte sie ihn natürlich gar nicht warten lassen wollen, aber das war jetzt unvermeidlich gewesen. Sie würde es wieder gut machen.


“Ich bin zu spät, tut mir Leid!“

Rief sie schon, als sie ihn sah und den Gang entlang auf ihn zukam. Ganz unerwartet machte ihr Herz einen Hüpfer, als sie sich ihm näherte. Er sah noch immer genau so gut aus wie gestern und er hatte keine Ahnung, wie gut das war. Wahrscheinlich kümmerte es ihn nicht einmal. Ihren Kleidersack in der einen und ihre Tasche in der anderen Hand, beugte sich Noa zu ihm, um ihm lächelnd auf den Mund zu küssen.

“Dafür habe ich jetzt alles erledigt, das noch aus stand und stehe dir jetzt vollständig zur Verfügung.“

Teilte sie ihm zum Ausgleich für ihre Verspätung mit und lächelte verspielt. Mit Hilfe ihrer Keycard, die sie irgendwo aus den Tiefen ihrer Tasche fischte, sperrte sie die Tür auf und sie traten gemeinsam ein.

“Cloé war so lieb, mir ein Kleid für den Ball zu leihen.“

Sie deutete auf den Kleidersack.

“Ich hänge es am besten kurz auf. Bin sofort wieder da.“

Gut gelaunt, denn bisher ließ der Tag sich als ein einziger Erfolg beschreiben, verschwand Noa durch die Tür ihres Schlafzimmers und hängte das Kleid, noch immer geschützt verpackt, außen an ihren Kleiderschrank. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf ihren Nachttisch, auf dem in einem Trinkglas – so etwas wie eine Vase besaß sie nicht – der bescheidene Strauß Blumen stand, die Will ihr geschenkt hatte. Sie blühten noch immer recht schön in einem dezenten, blassen Gelb. Noa Chanelle Cortina brauchte nur eine Sekunde, um zu überlegen. Mit einem raschen Blick Richtung Wohnzimmer griff sie nach dem Glas, öffnete das Fenster und schütte Blumen und Wasser hinaus in Coruscants tiefe Schluchten. Sie hatte nicht vor, sich das Leben von Will Echo komplizierter machen zu lassen, als es war, vor allem nicht, wo es gerade ganz gut lief.

- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -
 
[Coruscant, Raumhafennähe, Wohnkomplex, vor Noas Wohnung]- Cris

Als sich auf sein Klingeln und nach einer kurzen Pause auch auf ein zaghaftes, dann beherzteres Pochen nichts in Noas Wohnung rührte – nur in einer der angrenzenden meinte Cris, eine Bewegung gehört zu haben – fiel ihm bei einem Blick auf das in sein Comlink integrierte Chrono auf, dass er eine weitere Nachricht erhalten hatte – von Noa, die ihn vertröstete, da sie sich verspäten würde. Ihre Frage, ob er so lange auf sie warten konnte, zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Er würde auch auf sie warten, bis Coruscants Sonne zur Supernova wurde, sollte sie ihn darum bitten. Zumindest im übertragenen Sinne.

Dennoch stellte die tatsächliche Wartezeit dann doch eine größere Herausforderung dar, in der Cris nichts anderes übrig blieb, als sich vor Noas Tür gegen die Wand zu lehnen, da er davon Abstand nahm, sich auf den schmutzigen Boden zu setzen und den Dreck aus dem Korridor in Noas Wohnung zu tragen, sobald sie eintraf. Wenn sie eintraf. Mit jeder scheidenden Minute schien seine Ungeduld größer zu werden, seine Sehnsucht, sie wiederzusehen.

Als es dann endlich soweit war, machte Cris‘ Herz einen gewaltigen Sprung. Schon von weitem entschuldigte sie sich bei ihm, während sie durch den Korridor eilte, in der einen Hand etwas, das vage an den Sack erinnerte, in dem Selby seinen Anzug abtransportiert hatte, in der anderen eine kleinere Tasche. Sie trug eine Lederjacke, hatte sich einen Schal umgewickelt und ihre Haare mit einer Mütze vor Coruscants notorischem Regen geschützt. Und sie sah umwerfend aus. Cris lächelte glücklich, als sie ihm zur Begrüßung einen Kuss mit ihren süßen Lippen schenkte.


„Schon in Ordnung“, versicherte er ihr wahrheitsgemäß. Die Erinnerung an das Warten war bereits wie weggeblasen durch das Lächeln, dass sie ihm zugeworfen hatte.

Er war nicht schnell genug, zu reagieren, als sie voll beladen versuchte, ihre Schlüsselkarte hervorzukramen, sodass sie die Tür zu ihrer Wohnung bereits geöffnet hatte, bevor er in der Lage gewesen wäre, ihr entweder den Kleidersack – also hatte Cloé ihr ein Kleid für den Ball geliehen – oder ihre Tasche abzunehmen.

In ihrer Wohnung verschwand sie sofort im Schlafzimmer, um dort den Kleidersack zu verstauen, während Cris sich artig seine Schuhe auszog, um den Dreck, der auf Coruscants Straßen allgegenwärtig war, nicht allzu sehr in ihrer Wohnung zu verteilen. Er ertappte sich bei dem Wunsch, dass sie ihm das Kleid zeigen würde, das sie und ihre Zwillingsschwester für sie ausgesucht hatten – am liebsten, indem sie es anzog. Noa konnte in einem solchen Kleid nur atemberaubend aussehen und alleine die Vorstellung davon trieb ihm einen Hauch von Röte ins Gesicht. Er vermutete allerdings, dass sie es ihm erst am Tage des Balles zeigen würde – vielleicht als Überraschung, vielleicht auch, weil es jetzt anzuziehen zu aufwendig wäre – und deswegen wartete er geduldig, bis sie wieder aus ihrem Schlafzimmer zurückkehrte. Ihr dorthin zu folgen und ungefragt in ihre Privatsphäre einzudringen hatte natürlich außer Frage gestanden.

Als sie jetzt jedoch zurückkehrte gestattete er sich, seinem Wunsch nach Nähe zu ihr nachzugeben. Er trat hinter sie, schlang seine Arme um sie und schmiegte sich an ihren Rücken, tief einatmend, sodass er ihren Duft riechen konnte, vermischt mit dem leichten Lederaroma ihrer Jacke und dem Gefühl von Nässe durch den Regen, dem sie ausgesetzt gewesen war. Ihr Schal trennte seine Lippen von der Gefühlssensation die ihre Haut bedeuten würde und ihre Mütze verdeckten mehr von ihrem Haar als es ihm, der er so vernarrt in ihre tiefbraunen Strähnen war, lieb sein konnte, doch anstatt diese Hindernisse zu beseitigen hielt er sie einfach kurz fest, glücklich, dass sie wieder bei ihm war.


„Hey…“, flüsterte er schließlich, ließ sie wieder los, bevor sie am Ende noch das Gefühl bekam, von ihm zu sehr bedrängt zu werden und trat vor sie, um ihr in die Augen sehen zu können. Sie war wunderschön, wie gestern, wie auf Mon Calamari, als sie ihn das erste Mal geküsst hatte.

„Ich konnte mein… Kleidungsproblem auch klären“, erzählte er ihr mit einem Grinsen, gleichzeitig hoffend, dass die Wahl, die weniger er selbst, als Selby und der Toydarianer Lekto getroffen hatten, ihr gefallen würde.

„Hattest du einen schönen Tag?“


[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris
 
- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -

Noa fühlte Cris hinter sich, als er sich an sie schmiegte und seine Arme um sie legte. Es war schön, so fest umschlungen zu werden und sie freute sich darauf, ihn für die nächsten Tage ständig sehen zu können.

“Yep, mein Tag war gut.“

Antwortete sie, als er sie wieder frei gelassen hatte.

“Die Kleiderfrage war ein weing anstrengend, aber ich glaube, Cloé hatte ihren Spaß.“

Grinsend verdrehte Noa die Augen. Auch wenn sie selbst Cloés Liebe für die neueste Mode nicht immer nachvollziehen konnte, war es doch gut, jemanden wie sie als Schwester zu haben. Wenn man denn mal ein Problem hatte und nach passender Kleidung suchte, war Cloé jedenfalls immer zur Stelle, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das war ganz praktisch.

“Ich freue mich auch immer noch ziemlich, nicht nur auf den Ball, sondern auch generell auf Mon Calamari. Vielleicht haben wir Gelegenheit, die Stadtbesichtigung zu beenden, zu der wir letztes Mal keine Zeit mehr hatten.“

Schlug sie vor, zog Mütze und Schal aus und warf beides auf den alten Sessen in der Ecke, den sie meistens dazu nutzte, um ihre getragenen Klamotten darauf zu stapeln, bis es mal wieder Zeit wurde, sie in den Waschsalon zu bringen. Bevor sich Noa dazu aufraffte, entstandt manchmal ein wahrer Berg an Kleidung.

“Dass ich mich gerade verspätet habe, hat übrigens auch einen Grund.“

Als letztes zog Noa noch ihre Jacke aus. Es war recht kalt in der Wohnung, stellte sie fest und sie drehte den Heizregler hoch, dessen übliches Rattern jedoch ausblieb. Heftig trat sie einmal dagegen und die Anlage setzte sich in Bewegung. Blödes Schrottteil! Sie sah Cris an.

“Ich habe mich gerade noch kurz mit Selby getroffen.“

Erzählte sie.

“Cloé hat mich daran erinnert, dass mein Bruder Rámon schon länger nach einer Möglichkeit sucht, um Thalia und die Kinder von Corsucant fort zu schaffen. Sie hat sich zwar bisher geweigert, ihn hier alleine zu lassen, aber nachdem sich die Lage hier immer mehr zu spitzt und Corellia von der Republik eingenommen wurde...“

Sie zuckte mit en Schultern.

“Er rechnet mit schlimmen Zuständen, sollte es auch hier zum direkten Angriff der Republik kommen und ich fürchte, er hat Recht. Also habe ich Selby gefragt, ob er Thalia und die Kinder mit nach Mon Calamari nehmen kann.“

Endlich lächelte Noa wieder.

“Und er hat Ja gesagt.“

Es war gut möglich, dass sie den Geheimdienstagenten komplett falsch eingeschätzt hatte. Sie hatte ihn nicht leiden können, als sie ihn kennen gelernt hatte, ihn für arrogant, eingebildet und widerlich gehalten, aber all das schien dem Bild, das sie nach und nach von ihm bekommen hatte, nicht zu unterstützen. So weit, zuzugeben, dass sie falsch gelegen hatte, war sie noch nicht, aber sie lernte allmählich zu verstehen, warum Cris ihm vertraute.

- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -
 
[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris

Mit einem stillen Lächeln beobachtete Cris, wie Noa endgültig in ihrer Wohnung ankam, sich in ihr bewegte, wie sie es vermutlich üblicherweise tat. Fast achtlos hatte sie ihren Schal und ihre Mütze, deren Fehlen ihm nun endlich wieder den vollen Ausblick auf ihr Haar und ihren grazilen Hals offenbarte, auf einen Sessel geworfen, sich ihrer Jacke entledigt und war schließlich in eine kleine Auseinandersetzung mit ihrer Heizanlage geraten, die sie schlussendlich mit einem beherzten Tritt für sich entschieden hatte. Das alles gab Cris irgendwie das Gefühl, zumindest ein wenig bereits Teil ihres Lebens zu sein, daran teilzuhaben, und ein erfüllendes Glücksgefühl durchströmte ihn, ein Gefühl, von dem er nicht gedacht hatte, es je wieder empfinden zu dürfen. Noa und er waren zusammen. Gehörten zusammen. Er teilte ihre Vorfreude auf den Ball und ihr Vorschlag, die Besichtigung der idyllischen Hauptstadt Coral Citys fortzusetzen ließ ihn lächeln. Er würde nicht noch einmal einen solch bescheuerten Fehler machen wie beim letzten Mal, als er fast alles zerstört hätte. Er würde sie sich nicht wieder selbst nehmen. Er würde alles tun, um ihre Zuneigung und ihre Liebe zu gewinnen.

Die Geschichte, die sie ihm dann erzählte – und die gleichzeitig der Grund für ihre Verspätung war – warf einen kurzen Schatten auf das Gespräch. Es stimmte, dass Coruscant zu einem immer gefährlicheren Ort wurde – für Freunde der Republik und Angehörige des Widerstands ohnehin, doch ebenso für unbescholtene Zivilisten, sogar Kinder. Er konnte das Bedürfnis ihres Bruders Rámon sehr gut verstehen, seine Frau und seine Kinder in Sicherheit zu wissen. Tatsächlich hatte er selbst sich schließlich auch Sorgen um Noa gemacht, auch wenn er klug genug war, dies nicht in aller Deutlichkeit vor ihr zu erwähnen. Noa war stark, selbstständig und konnte auf sich aufpassen. Thalia gehörte zu den Leuten, die Organisationen wie die Defender vor dem Imperium schützen wollten, die unschuldig waren und mit dem Blutvergießen nichts zu tun hatten. Ihre Kinder sowieso. Es überraschte Cris nicht, dass Selby Noas Bitte entsprochen hatte – auch wenn es ein weiteres Risiko für den Piloten der Empress of Blades bedeutete – doch Noa schien seine Einwilligung als glückliche Wendung zu empfinden, mit der sie nicht gerechnet hatte.


„Selby ist gar nicht so übel“, sagte Cris lächelnd, doch seine Gedanken kreisten für einen Moment noch um Noas älteren Bruder. Er hatte seine Frau und seine Kinder in Sicherheit gebracht – oder würde es, sobald die Empress den Planeten verlassen hatte – doch zu welchem Preis? Er würde sie nicht sehen können, würde von den Menschen getrennt sein, die er liebte. So wie Cris von Noa getrennt war und aller Wahrscheinlichkeit wieder sein würde, sobald der Ball vorüber war. In dem Sinne ähnelten sich ihre beiden Schicksale – Hoffnung gab es, wenn Coruscant so schnell wie möglich dem Imperium entrissen wurde. Cris hatte plötzlich das verzweifelte Bedürfnis, so nahe bei Noa zu sein wie nur irgend möglich.

„Ich hoffe, dass Coruscant bald wieder frei ist…“, flüsterte er.

„Damit Leute wie Rámon ihre Frauen und ihre Kinder ohne Angst haben zu müssen sehen können. Damit Männer wie er die Zeit haben, Väter und Ehemänner zu sein.“


Und damit Noa noch mehr Gelegenheit hatte, ihm ihr bezauberndes Lächeln zu schenken, weil der Schatten des Imperiums von ihrer Welt genommen war. Weil sie nicht mehr kämpfen musste, sondern das tun konnte, was sie sich wünschte. Vielleicht sogar mit ihm.

„Dafür kämpfen wir, nicht wahr?“


Er legte seine Arme um sie, zog sie an sich und küsste ihre Stirn. Nie war ihm klarer gewesen, warum sein Einsatz für die Republik mehr war als bloßes Pflichtgefühl, mehr als der Versuch, vergangene Untaten wiedergutzumachen. Es waren Familien wie die Noas, für deren Freiheit, für deren Chance auf ein unbeschwertes Leben es sich zu kämpfen lohnte. Eine Freiheit, die er dann vielleicht auch selbst würde genießen dürfen – mit ihr an seiner Seite.

Sich von der Verlockung ihrer zarten Haut leiten lassend küsste er nach ihrer Stirn ihre Augenbraue, ihre Nasenspitze und mit sanftem Nachdruck ihre Lippen. Sie glühten, glühten und prickelten immer noch so aufregend wie beim ersten Mal, als sie ihm erlaubt hatte, ihre Münder zu einem Ausdruck von tiefster Leidenschaft zu vereinen. Seine Hände streichelten über ihren Rücken und folgten durch den Stoff ihres Pullovers dem Verlauf ihrer Wirbelsäule bis zu jenem Punkt, an dem der Pullover in ihre Hose überging.


„Du bist wunderschön.“

Seine Worte waren über das Schlagen seines Herzens kaum mehr zu hören, so leise und andächtig hatte er sie über seine Lippen gleiten lassen.


„Ich freue mich darauf, dich in dem Kleid zu sehen. Mit dir auf diesem Ball zu sein. Überhaupt bei dir zu sein.“

Seine Lippen liebkosten jetzt wieder ihren Hals, etwas, das ihr nach seiner Erfahrung ebenso viel Freude bereitete wie ihm, der er sich fast danach verzehrte, so viele zärtliche bis leicht forsche Küsse zu platzieren wie möglich. Bis dorthin, wo ihr ausgeschnittener Pullover auch einen Teil ihres Schlüsselbeins erkennen ließ, küsste er sie, schob den Pullover gar mit einer Hand leicht zur Seite, um auch ihrer Schulter jene liebevolle Behandlung zukommen zu lassen. Schließlich war er wieder an ihrem Hals angelangt und knabberte verspielt, aber vorsichtig mit seinen Lippen an ihrem linken Ohrläppchen, berauscht von ihrer Nähe, ihrem Geruch, selbst den Geräuschen ihres Atems.


„Der Abend ist noch jung…“, flüsterte er ihr lächelnd ins Ohr. Genauer gesagt war sogar eher Nachmittag.

„Und du hast mich ganz für dich alleine…“

[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris
 
- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -

Noa lächelte unter Cris' zärtlichen Küssen, aber vor allem aufgrund seiner Anspielung auf den noch jungen Abend und die Zeit, die sie gemeinsam hatten. Er hatte Recht, sie waren endlich zusammen, standen hier alleine in ihrer Wohnung und konnten tun und lassen was sie wollten. Was sie sich in den letzten Tagen so sehnlichst gewünscht hatte, wurde endlich Wirklichkeit. Sie küsste ihn zurück, weil es genau das war, das sie tun wollte. Tage wie dieser, an denen man keine Verpflichtungen hatte, keine Verabredungen und keine Termine und an denen man nicht einmal vor die Tür gehen musste, wenn man dies nicht wollte, waren Noa schon immer am liebsten gewesen. Und noch viel besser, als alleine herum zu sitzen, im Bett oder auf dem Sofa zu liegen und es sich gut gehen zu lassen, war, wenn man dies zu zweit tat.

“Du bist auch gar nicht mal so übel.“

Wiederholte sie Cris' Worte, die er gerade selbst noch über Selby gesagt hatte. Ihre Hände hatten begonnen, sich auf Wanderschaft zu begeben, erst langsam über seinen Rücken zu streifen, und sich dann nach vorne über seinen Brustkorb zu bewegen, bis sie schließlich unter das schlichte Shirt schlüpften, das er trug.

“Und ich mag, wie du dich anfühlst. Hier zum Beispiel.“

Sie zwickte ihn in die Seite.

“ Und hier...“

Sanft küsste sie ihn auf den Mund, rieb ihre Wange leicht über der seinen und genoss das intensive Gefühl seiner Bartstoppeln auf ihrer Haut.

“Oder hier...“

Ihre Hände schoben sich weiter nach oben, für eine Weile, und dann wieder hinunter, dorthin, wo es wirklich interessant wurde.

“Und nicht zu vergessen...hier.“

Raunte sie sie schließlich, als ihre Lippen sich auf seinen Hals zubewegt hatten und Noa ihn genau dort auf eine zarte, aber kräftige Art und Weise biss, wo sie selbst am empfindlichsten gewesen wäre. Ihre Zähne gruben sich in seine Haut, Cris' Geschmack auf ihrer Zunge. Sie hörte seinen Atem, spürte ihr eigenes Verlangen in ihren Adern pulsieren. Manche selbstauferlegten Regeln waren lediglich gemacht, um gebrochen zu werden. Cloé mochte glauben, dass es wichtig war, bis nach dem dritten Date zu warten, doch Noa war nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihre Schwester. Ihr Geist war willig, aber ihr Fleisch war schwach und mit einem Mann wie Cris direkt unter ihren Händen, war es unmöglich, stark zu sein... jedenfalls nicht länger, als unbedingt nötig.

- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -
 
[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris

Plötzlich fühlte Cris sich wie im Traum. Sein Atem stockte, als Noa ihm mit ihrer rassigen Stimme sagte, dass sie mochte, wie er sich anfühlte… während ihre Hand über seinen Rücken strich, über seine Brust… und plötzlich nichts mehr zwischen ihren grazilen Fingern und seiner Haut war, kein Stoff, er sie unmittelbar fühlen konnte, spürte, wie sie eine prickelnde Spur auf seinem Körper zeichnete. Er zuckte leicht zusammen, als sie ihn zwickte, doch dies geschah nicht, weil es ihm unangenehm war – ein wohliger Schauer lief ihm über den Rücken und sämtliche feine Härchen in seinem Nacken schienen ihm zu Berge zu stehen, schon seitdem ihre Worte sein Ohr erreicht hatten. Sie küsste ihn, ihre Wange rieb sich an der seinen, der letzte Beweis dafür, falls er noch einen brauchte, dass ihr sogar die leichten Stoppeln gefielen. Als ihre tastende Hand plötzlich abwärts glitt war er kurz davor, mit vor Verlangen heiserer Stimme ihren Namen zu flüstern, hatte seinen Mund bereits halb geöffnet…

Dann biss sie ihn. Einfach so hatten sich ihre Zähne in seine Haut vertieft, dort, wo bereits ihre Lippen ihm so angenehme Wonnen bereitet hatten wie die seinen ihr, wann immer er ihren Hals geküsst hatte. Es schmerzte nicht, wie man es vielleicht von einem Biss erwarten würde. Im Gegenteil. Ein erregender Impuls durchzuckte Cris‘ Körper, der ihn scharf nach Luft holen ließ und wohl jeden leichten Schmerz, den sie verursacht haben mochte, mühelos überspielte. Sie war ihm so nah… er spürte ihren heißen Atem auf seiner Haut, ihre Hände an seinem Körper, meinte, ihr Verlangen nach ihm förmlich greifen zu können. Sie wollte ihn. Und er wollte sie. Jetzt und hier.

Plötzlich war er in Bewegung geraten, hatte ihre Arme an den Handgelenken gepackt und sie neben dem Übergang in ihr Schlafzimmer an die Wand gedrückt, ihre Hände sanft, aber unnachgiebig über ihrem Kopf fixiert. Er küsste sie, leidenschaftlich, fordernd, küsste ihren Mund, ihren Hals, all die Stellen, die er genoss zu küssen und an denen sie genoss, geküsst zu werden. Kein Blatt Flimsiplast passte mehr zwischen sie und er spürte durch den Stoff seiner und ihrer Kleidung, wie sie vor Verlangen bebte. Lange war der Punkt überschritten, an dem er sich davon hätte überzeugen können, diesen Schritt aufzuschieben. Nichts fühlte sich richtiger ein als hier mit ihr in ihrer Wohnung zu sein, in dem Bewusstsein, was in den nächsten Minuten unweigerlich passieren würde. Die Stelle, an der er den Beweis ihres gierigen Begehrens zu spüren bekommen hatte, brannte wie jenes Feuer, das ihre Küsse in ihm zu entfachen wussten. Ein Gedanke blieb ungeachtet des ekstatischen Taumels, in dem er sich befand, glasklar: dass er hier und jetzt einen perfekten Moment des Glücks mit ihr erlebte. Nichts war mehr wichtig. Nur sie. Nur Noa.


„Du machst mich verrückt…“, keuchte er zwischen den Küssen, seine Hände hatten die ihren längst wieder losgelassen, weil sie nun ihrerseits ihren Körper erkunden wollten, wie sie es bei seinem getan hatte. Für eine Weile hielt er sie zwischen sich und der Wand, genoss es, wie die Unnachgiebigkeit der Barriere hinter ihr die Nachgiebigkeit, die Weichheit der Dinge, die er blind ertastete, zur betonen schien, während er sich in der unbeschreiblichen Süße ihres Geschmacks verlor… Er schien wie entfesselt, ließ seine Gefühle für sie in unverminderter Stärke in jede seiner Bewegungen einfließen, wollte sie spüren lassen, was er für sie empfand. Wie sehr er sie begehrte. Dass er sie liebte, auch wenn er es noch nicht geschafft hatte, es ihr zu sagen.

Irgendwie hatte er sie dann durch den Türrahmen gezogen – oder sie ihn – und als sie beide eng umschlungen auf Noas Bett sanken und aus zwei Feuern der Leidenschaft ein einzelner Feuersturm wurde, verloren Zeit und Raum endgültig an Bedeutung…


[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris
 
- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -

Aufgrund des schlechten Wetters war es schon den ganzen Nachmittag über diesig draußen gewesen, mit dunklen Wolken, die sich über Coruscant ausgebreitet und es hatten regnen lassen. Als Noa jetzt langsam wieder erwachte, war es fast ganz dunkel, abgesehen von den vielen Lichtern draußen, die vor ihrem Fenster her schwirrten. In ihrem Schlafzimmer war es gerade noch hell genug, dass sie die Umrisse ihrer Möbelstücke erkennen konnte. Sie lag in ihrem Bett, eigentlich wie immer. Das Besondere daran war, dass sie nicht alleine war. Cris' Arm war locker um sie geschlungen und Noas Gedanken gingen zurück zu jenem Punkt, an dem sie entschieden hatte, dass sie nicht länger warten konnte, ihn auch auf diese intime Art und Weise kennen zu lernen. Sie richtete sich halb auf, stützte sich auf ihren Ellbogen und warf einen Blick auf das beleuchtete Display ihres Chronos. Es war Abend. Mit einer Hand tastete sie nach dem Schalter der Nachtlichtlampe und aktivierte diese. Ein schwaches, warmes Licht erhellte jetzt einen Teil des Raumes und mit einem dümmlichen Grinsen auf den Lippen hob Noa ein Stück die Bettdecke an, unter der sie lag und sah darunter. Sie war nackt. Natürlich hatte sie das auch schon gewusst, bevor sie nachgesehen hatte, doch so machten sie es immer im Film. Ihr Blick wanderte nach rechts, wo Cris neben ihr lag und seine gleichmäßigen Atemzüge ihr verrieten, dass er noch schlief. Sein Arm war ein wenig zur Seite gerutscht und er hatte sich bewegt und leicht auf den Rücken gedreht, während sie sich nach dem Chrono gestreckt hatte, doch noch war er nicht aufgewacht. Viele Frauen, zumindest hörte man das immer, beschwerten sich gerne darüber, dass Männer nach dem Sex direkt einschliefen, doch Noa konnte das gut verstehen. Je nachdem, wie man es anstellte, konnte das alles ziemlich anstrengend sein und wenn man dann auch noch zusammen nebeneinander im warmen Bett lag und nur für einen Moment die Augen schloss, siegten Gemütlich- und Müdigkeit und ruck-zuck war man weg. Cris sah jedenfalls friedlich aus, wenn er schlief. Er hatte einen sorglosen Zug um den Mund, fast als würde er lächeln, auch wenn das natürlich Blödsinn war. So eingebildet, zu glauben, sie hätte ihn in einen außerweltlichen, glückseligen Zustand versetzt, nur weil sie sich ausgezogen hatte, war Noa nicht. Es waren vielmehr seine Gesichtsmuskeln, die im Schlaf ganz entspannt waren und ihn zufrieden wirken ließen – so zufrieden, wie er selten schaute, wenn er wach war. Sie war versucht, ihre Hände nach ihm auszustrecken und mit den Fingern über seinen Brustkorb zu fahren und die feinen, weißen Linien, die von alten Narben zurück geblieben waren, nachzuzeichnen, doch noch wollte sie ihn nicht wecken. Es war angenehm, noch ein paar Minuten alleine mit sich und dem Bewusstsein zu verbringen, dass die letzten zwei Stunden genau das gewesen waren, was sie gehofft und wonach es sie verlangt hatte. Außer Cris konnte sich Noa nur an einen Mann erinnern, der so darauf bedacht gewesen war, dass sie auf ihre Kosten kam. Sie streckte ihre Hand noch einmal nach dem Nachttisch aus, um nach ihrem Komlink zu greifen und zu sehen, ob sie neue Nachrichten hatte, erinnerte sich aber dann, dass es noch im Wohnraum in ihrer Tasche liegen musste. Stattdessen fiel ihr Blick auf das silberne Medaillon, das dort lag und das Cris unter seinem Shirt getragen hatte. Noa Chanelle kniff die Augen zusammen. Was das wohl war? In solchen Halsketten verwahrten Leute normalerweise Fotos ihrer Liebsten – von Familie, oder Ehepartnern. Spekulativ schaute Noa noch einmal zu Cris herüber. Er schlief noch und ehe sie sich dazu entschied, hatten ihre Finger bereits nach dem silbernen Anhänger gegriffen. Sie war nicht neugierig, sagte sie sich im Stillen, sie wollte bloß mehr über ihn erfahren. Vorsichtig, halb von Cris abgewandt, öffnete sie den Verschluss des Medaillons. Er ging etwas schwer, doch als die beiden Hälften des Anhängers sich auseinander schoben, kam eine dunkle Haarlocke zum Vorschein – ihre Haarlocke. Noas Mund formte ein stummes, erstaunes „Oh“. Das war es also... er trug ihr Geschenk bei sich, direkt über seinem Herzen. Jetzt erinnerte sie sich auch, dass Selby etwas in der Richtung zu ihr gesagt hatte. Es war mit das Romantischste, das sie je erlebt hatte. Neben sich spürte sie eine träge, kaum merkliche Bewegung und von einer plötzlichen Hektik erfasst, versuchte Noa, die beiden Hälften des Medaillons wieder zusammen zu klappen, doch dabei rutschte ihr der Anhänger fast aus der Hand und die dunkle Haarlocke fiel hinunter auf den Teppich.

“Oh, Sch...“

Sie unterdrückte einen Fluch, hob Cris' scheinbar so kostbaren Schatz wieder auf und tat ihn wieder hastig dorthin zurück, wo er hin gehörte, das Medaillon so leise wie möglich auf den Boden plumpsen lassend. Sie war keine heimliche Spionin, nur neugierig, oder auch... interessiert! Das Gute an der Sache war, eine Haarlocke von ihr war nichts, das sie nicht hätte ersetzen können. Sie wandte sich zu Cris um und seine wachen Augen begegneten ihren. Augenblicklich bildete sich ein Lächeln auf ihren Lippen.

“Hallo.“

Flüsterte sie ihm zu. Aus ihrem Lächeln wurde ein Grinsen.

“Gut geschlafen?“

Sie streckte ihre Beine, spürte die Zufriedenheit in ihrem Körper von ihren Zehen bis in ihre Haarspitzen. Sie glaubte, dass sie zwischenzeitlich ziemlich laut gewesen war. Wenn sie sich richtig erinnerte, hatten ihre Nachbarn einmal von unten mit dem Besen – oder womit auch immer – gegen die Decke geklopft, doch nichts hätte Noa weniger kümmern können als das. Normalerweise war sie es, die den Lärm ihrer Nachbarn, der in allen möglichen Variationen kam, ertragen musste. Es schadete gar nichts, wenn das auch mal anders herum war. Sie beugte sich zu Cris herüber und küsste ihn auf die Brust.

“Hast du Hunger?“

Wollte sie wissen. Wie er da so lag, sah er einfach nur betörend sexy aus. Er lag in ihrem Bett. Bei ihr. Mit ihr. Noa Chanelle Cortina konnte sich wirklich glücklich schätzen.

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[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris

Das erste, was Cris sah, als er die Augen wieder öffnete, war Noa. Er konnte sich daran erinnern, wie er schließlich erschöpft in die Laken ihres Betts gesunken war, erschöpft und glücklich, einen Arm um ihren Körper gelegt, bis ihn dann ihre Wärme und ihr betörender Geruch in einen tiefen, zufriedenen Schlaf begleitet hatten, frei von Sorgen und Ängsten, nur beherrscht von den Eindrücken, die ihr unbändiges Feuer in ihm hinterlassen hatte.

Mittlerweile war es dunkel geworden in diesem Teil Coruscants und nur das schummrige Licht einer Nachttischlampe hinter ihr spendete der Szenerie etwas Beleuchtung, warf einen schwachen Schein auf ihren aufrecht im Bett sitzenden Körper, ihren bloßen Rücken, ein Anblick, der die Erinnerung an die vergangenen Stunden mühelos wieder lebendig werden ließ. Jetzt erkannte er, dass sie etwas in der Hand hielt, und als er sich leicht bewegte und sie mit diesen Bewegungen wissen ließ, dass er wach geworden war, schien sie sehr bedacht darauf zu sein, den Gegenstand wieder verschwinden zu lassen, was ihr indes nicht problemlos gelang. Cris hatte ihn trotzdem erkannt – es war sein Medaillon gewesen, das in ihren Händen gelegen hatte und scheinbar ihre Neugierde geweckt hatte. Er nahm es ihr nicht übel – im Gegenteil, die Tatsache, dass sie sich so sehr für ihn interessierte, ließ sein Herz höher schlagen. Jetzt wusste sie vielleicht ein wenig besser, wie schlimm es ihn erwischt hatte. Wie viel er für sie empfand.

Sie drehte sich zu ihm um und ihre funkelnden Augen trafen die seinen. Als sie lächelte, war das, als würde sie behutsam und zärtlich seine Seele streicheln, ein unbeschreibliches Gefühl des Glücks, der Erfüllung. Cris lächelte zurück, mühelos, aufrichtig.


„Hallo“, flüsterte auch er, das Hören ihrer Stimme genügte, um auch sein Lächeln in ein breites Grinsen zu verwandeln. Zu gut erinnerte er sich an die ekstatischen Laute, die sie mit dieser Stimme ausgestoßen hatte, die ihn belohnt hatten für seine Bemühungen, ihr die süßesten Wonnen zu bereiten, die ein Mensch in der Lage war zu empfinden. Jeder davon hatte ihn angespornt, sich ihr vollends hinzugeben, sie in eine Welt zügelloser Leidenschaft zu entführen. Dass irgendjemand im Gebäude sich an Noas Freude gestört hatte kümmerte ihn dabei nicht. Er hatte nie etwas Schöneres hören dürfen als die Zeugnisse der Lust, die sie mit ihm geteilt hatte. Ihr Feuer war intensiver gewesen, als er es sich jemals hätte erträumen können. Doch er hatte sich nicht verbrennen lassen – er hatte es umarmt.

„So gut wie lange nicht mehr…“, entgegnete er wahrheitsgemäß auf ihre Frage, ob er gut geschlafen hatte. Es war schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlte, einzuschlafen und aufzuwachen mit dem Gefühl, den Anderen an seiner Seite zu wissen, im Schlaf jede kleine Bewegung zu spüren, gewärmt zu werden. Zu lange war es her, dass er es das letzte Mal gefühlt hatte… und zudem war es mit Noa auch wieder vollkommen anders. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und stieß ein zufriedenes Seufzen aus, als sie seine Brust küsste, atmete tief aus, während das durch ihre weichen Lippen verursachte Kribbeln ihn an die unbeschreiblichen Empfindungen erinnerte, die sie ihm beschert hatte. Nie hatte er sich so begehrt gefühlt wie in jenem Moment, als sie ihm vor Verlangen zärtlich ihre Zähne in die Haut getrieben hatte, ein Umstand, der seine Spuren hinterlassen hatte und es fast so aussehen ließ, als hätte sie ihn als ihren Besitz markiert. Wenn dem so wäre, machte es ihm nichts aus. Seit heute gehörte ihr nicht nur sein Herz, sondern auch sein Körper.

„Ich könnte einen Bissen vertragen“, sagte er, als sie ihn nach seinem Hunger fragte, zog sie dann aber zunächst zu sich, die Hände auf ihre Schultern gelegt, und küsste sie ausgiebig auf den Mund, das Gefühl ihres Körpers genießend, der sich an den seinen schmiegte. Dabei dachte er ein wenig verträumt daran, wie er sie langsam für sich entdeckt hatte, wie er sich jedes Detail an ihr einprägt hatte, wie das eigentümlich geformte Muttermal an ihrem Ellenbogen, ihren niedlichen Bauchnabel… ein weiteres Muttermal war unterhalb einer ihrer wohlgeformten Brüste gewesen, die – wie er leicht errötend feststellen musste – wohl nicht so schnell aus seinem Gedächtnis verschwinden würden. All diese Einzelheiten ergaben das Bild der wunderschönen Frau in seinen Armen, die doch gleichzeitig so viel mehr wahr als die Summe ihrer unbestreitbaren optischen Vorzüge, ihrer feurigen Leidenschaft und der Tatsache, dass sie aus irgendeinem Grund tatsächlich so vernarrt in ihn schien wie er in sie.

„Es ist wundervoll mit dir…“, murmelte er, erfreute sich an ihren ungebändigten Haaren, die ihm kitzelnd ins Gesicht fielen.

„Du bist wundervoll.“

Er hatte sich mit ihr im Bett aufgerichtet, lehnte sich für einen Moment an ihre Schulter und gestattete sich, sie für einen Moment einfach nur einzuatmen, ihre Nähe mit all ihren Nuancen auf sich wirken zu lassen, in sein Bewusstsein einzubrennen, damit er sich diese perfekten Momente jedes Mal vorstellen konnte, wenn ihm außer seinen Erinnerung nichts von ihr geblieben war als ihre Haarlocke in seinem Medaillon. Seine Finger streichelten sanft ihren Rücken. Wenn es einen Moment gab, den er für die Ewigkeit würde einfrieren wollen, dann dieser. Jedenfalls fast. Eine Sache fehlte noch.

Erneut küsste er ihre Lippen, lächelte dann und brachte wieder eine Distanz zwischen sie, die es ihm erlaubte, sie in all ihrer Pracht zu betrachten.


„Haben wir was hier, oder soll ich dich ausführen?“


Wieder grinste er, als ihm auffiel, dass das im Grunde die falsche Reihenfolge war. Doch was kümmerte ihn oder Noa das? Was zwischen ihnen passiert war, hätte nicht geplant werden können… deswegen war es auch so unglaublich schön gewesen.

[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris
 
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“Ich habe genug im Kühlschrank.“

Antwortete Noa. Cris hatte etwas Hunger und auch sie wollte zum Abschluss des Tages noch eine Kleinigkeit essen, auch wenn sie nicht mehr viele Kalorien übrig hatte, die sie verpulvern konnte. Cris saß neben ihr, hatte sich an sie gelehnt und seinen Kopf an ihrem Hals und in ihren Haaren vergraben. Aufrecht sitzend hatte sie die Bettdecke ein Stück nach oben gezogen, um ihre Blöße zu bedecken. Seine Fingerspitzen an ihrem nackten Rücken fühlten sich indes sehr gut an und kitzelten sie. Die Journalistin reagierte mit einer Gänsehaut, die ihren Körper überzog und konnte sich gerade noch zurück halten, sich verzückt zu schütteln. Diese Zärtlichkeit von Cris, gepaart mit diesen lieben Worten, die er ihr immer sagte, war etwas, das Noa in dieser Form noch nicht kannte. Es war schön zu hören, dass sie wundervoll war, doch was sagte sie darauf zurück?

“Ich geh' mal ins Bad.“

Das waren bestimmt nicht die richtigen Worte, aber alles, was ihr in diesem Moment einfiel. Sie schwang die Beine über die Bettkante, die Decke noch um sich gewickelt wie ein dickes Daunenkleid, und tippelte barfuß zum Schrank, Cris nackt auf dem Bett zurück lassend. Die Schranktüre weit geöffnet, suchte sie in ihrem Wäschefach nach etwas Frischen zum Anziehen. Sie hatte genug, Cloé zum Dank, selbst für Anlässe wie diesen.

“Du kannst ja schon mal schauen, ob du was zu Essen findest, das dir gefällt.“

Schlug sie vor, bevor sie raus ging, die Decke immer noch mit sich ziehend. Sie ließ sie erst im Wohnzimmer wieder fallen, irgendwo zwischen dem Küchenschrank und dem Sofa, und war dann im Bad verschwunden, wo sie sich fragte, ob man ihrem Spiegelbild wohl ansah, was sie gerade getrieben hatte. War das ein wenig verräterische Röte in ihren Wangen und leuchteten ihre Augen mehr als gewöhnlich? Nein, sie bildete sich beides nur ein. Sie sah aus wie immer. Ihre Haare waren etwas zerzauster, ja, aber das ließ sich schnell wieder richten. Während sie sich unter fließendem Wasser wusch, sich die Zähne putzte, die Haare bürstete, etwas tönende Gesichtscreme auftrug und Deodorant benutzte, fragte sich Noa, wie schwer es werden würde, diese Nähe zu Cris nicht mehr zu haben, wenn er wieder fort war, obwohl es eigentlich klüger war, noch nicht an diese Zeit zu denken. So lange dieser Schatten über ihr hing, nahm sie sich selbst einen Teil der Freude, den Augenblick zu genießen. Sie flocht ihre Haare zu einem seitlichen Zopf, der ihr über die linke Schulter fiel, schlüpfte in ein neues Paar Panties und zog eines der seidenen Hemdchen an, von denen Cloé ihr gleich mehrere geschenkt hatte und die Frauen nur dann trugen, wenn sie Männerbesuch hatten, auch wenn sie behaupteten, selbst dann Zuhause darin herum zu sitzen, wenn sie alleine waren. Noa tat das jedenfalls nicht und außer ihrer Schwester kannte sie auch sonst keine Frau, der sie das wirklich zutraute. Sie legte ihre Zahnbürste weg, bleckte ihre Zähne im Spiegel und verließ das Bad wieder, als sie genügend frisch gemacht war. Für den Fall, dass Cris sich ebenfalls waschen wollte, hatte sie ihm ein frisches Handtuch heraus gelegt.

“Ich habe eine Idee, wie wir den restlichen Abend tot schlagen können.“

Sagte sie, als sie zurück in den Wohnraum kam. Cris' stand in der Küchenecke, halb hinter der Kühlschranktür verborgen. Er trug nur Shorts, so viel konnte sie sehen, und alles was ihr gerade ins Sichtfeld fiel war ein Teil seines Hinterns. Erst als er die Tür der Kühleinheit schloss, konnte sie ihm wieder direkt ins Gesicht sehen. Lässig lehnte sie sich gegen einen der Küchenschränke.

“Thema Zeitvertreib.“

Sagte sie.

“Du hast gesagt, du schaust manchmal ganz gerne Holodramen. Wie wäre es, wenn wir es uns auf der Couch bequem machen und uns einen oder zwei Filme ansehen? Ich habe ein paar hier und im Holo-TV läuft bestimmt auch etwas.“

Schlug sie vor.

“Packen kann ich morgen früh. Ich brauche nicht lange dafür und deine Sachen sind eh schon auf der Empress, oder?“

Sie sah ihn an, bewegte sich auf ihn zu ließ und sich von ihm in den Arm nehmen, während ihr kritischer Blick hinunter zu seinem Bauch wanderte.

“Und was hast du eigentlich hier gemacht?“

Wollte sie wissen und berührte vorsichtig einen dunklen blauen Flecken, der ihr schon zuvor aufgefallen war.

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[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris

Lächelnd sah Cris Noa hinterher, als sie aus dem Bett stieg und mit dem Hinweis, ins Bad zu schlüpfen, das Schlafzimmer verließ. Ein wenig bedauerte er es, dass sie dabei die Bettdecke um sich geschlungen hatte und ihm so den Ausblick auf ihren fabelhaften Körper verwehrte. Sie war wunderschön – in seinen Augen musste sie sich nicht unter schwerem Stoff verstecken, zumindest nicht, solange er der einzige war, der sie sehen konnte. Möglicherweise sah sie das in Bezug auf ihn ähnlich, denn nachdem sie die Decke entwendet hatte lag er selbst splitternackt in ihrem Bett ohne die Möglichkeit, sich mit irgendetwas zu bedecken.

Seufzend rollte er sich schließlich ebenfalls hinaus und bückte sich nach seinen Klamotten, um sich zumindest mit seinen Shorts zu bekleiden und so für ein Mindestmaß an Anstand zu sorgen, bevor er ihr in den Hauptraum ihrer kleinen Wohnung folgte. Irgendwo auf halbem Weg hatte sie die Bettdecke fallen lassen, weswegen er sie aufhob, zurück zum Bett brachte und dort eher schlecht als recht zusammengefaltet ablegte. Erst dann orientierte er sich endgültig in Richtung des Kühlschranks, wie sie es ihm empfohlen hatte, allerdings nicht ohne auf Höhe der vermutlich verschlossenen Tür zum Badezimmer stehen zu bleiben. Das leichte Plätschern von Wasser verriet ihm, das Noa wohl gerade unter der Dusche stand, eine Vorstellung, die er mit optisch sehr ansprechenden Bildern assoziierte. Fast hätte er vergnügt vor sich her gepfiffen, als er schließlich an ihre Kühleinheit trat und öffnete, um sich einen Anblick über das nicht unbedingt reichliche, doch ausreichende Angebot zu machen, das Noa vorrätig hatte.

Gerade hatte er sich für ein Gericht entschieden – es wirkte wie der Rest einer früheren Mahlzeit, der durch die Kühleinheit länger haltbar gemacht wurde – als ihre Stimme ihm verriet, dass sie aus dem Badezimmer zurückgekehrt war. Er schloss die Kühleinheit wieder, drehte seinen Kopf in ihre Richtung – und lächelte breit.

Sie hatte sich einen Zopf geflochten, der ihr seitlich über die Schulter fiel, nicht so verwegen und anregend wie ihr offenes Haar, doch trotzdem ansehnlich. Das anscheinend seidene Hemd, das sie trug, ließ den Betrachter ihre aufregenden Kurven zumindest erahnen und dank der kurzen, enganliegenden Hose – von dafür vorgesehenen Fachbegriffen hatte Cris keine Ahnung – kamen ihre schönen glatten Beine effektvoll zur Geltung. Er wusste nicht, ob sie sich auch so anzog, wenn sie alleine in ihrer Wohnung war, oder ob sie ihm ausdrücklich gefallen wollte, er wusste nur, dass sie ihn so, wie sie jetzt lässig neben ihm am Schrank lehnte, mühelos um ihren Finger hätte wickeln können – wäre das nicht schon längst geschehen.


„Das klingt perfekt“, erwiderte er auf ihren Vorschlag, den Rest des Abends damit zu verbringen, sich auf ihrer Couch Holodramen anzusehen. Der Abend war zu spät, um noch irgendetwas anderes anzufangen, und die Vorstellung, mit ihr im Arm auf ihrer Couch zu sitzen und sich von einem Film berieseln zu lassen hatte durchaus ihren Reiz. Natürlich hatte alles seinen Reiz, wenn es damit zu tun hatte, dass er in ihrer Nähe war. Bereitwillig schloss er seine Arme um sie, als sie näher an ihn herantrat. Sie roch frisch, angenehm mit einer leicht fruchtigen Note, doch immer noch war es ihr unverwechselbarer, eigener Geruch, der Cris‘ Wahrnehmung dominierte. Der Geruch, der ihm den Kopf verdrehte.

Er zuckte nicht zurück, als ihre Finger das Andenken berührten, das der Schockstab des imperialen Zollbeamten ihm verpasst hatte. Vielleicht bildete er es sich ein, aber er empfand es so, als würden ihre vorsichtig tastenden Finger seiner geschundenen Haut an dieser Stelle Linderung verschaffen.


„Ich hatte dir doch erzählt, dass es Komplikationen mit dem imperialen Zoll gab…“, erklärte er ihr leise, bevor er ihre Hand, die seinen Bauch berührt hatte, nach oben führte und liebevoll küsste.

„Halb so wild. Es ist nichts weiter passiert – sie konnten mich jedenfalls nicht davon abhalten, zu dir zu kommen.“


Er lächelte, doch dieses Mal kostete ihn dieses Lächeln mehr Mühe als üblicherweise, wenn er in Noas Nähe war. Er wollte nicht, dass sie sich auch noch seinetwegen Sorgen machen musste.

„Hey… warum suchst du dir nicht schon einen Film aus und ich verschwinde noch kurz unter der Dusche?“


Als er sie an sich drückte, fühlte sich das seidige Hemd, das sie trug, fast so geschmeidig an wie ihre Haut.

„Du hast Recht, meine Sachen sind schon auf der Empress. Darüber müssen wir uns keine Gedanken machen.“

Ein kurzer Kuss für ihre Lippen, dann löste er sich von ihr und ging seinerseits ins Badezimmer, wo sie ihm vorausahnend ein Handtuch bereitgelegt hatte. Er brauchte nicht lange und als er schließlich wieder aus der Kabine und vor den Spiegel trat, warf er lediglich einen kurzen Blick auf sein Spiegelbild. Doch ganz gut zu erkennen war die Bissspur, die sie an ihm hinterlassen hatte, und deren bloßer Anblick einen wohligen Schauer seinen Rücken herunterlaufen ließ. Er liebte sie so sehr… aber irgendwie war immer noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, es ihr zu sagen. Fürchtete er sich vielleicht einfach vor einer Antwort? Aber warum?

Während er wieder aus dem Badezimmer trat, war Noa damit beschäftigt, sich ihrerseits etwas zu Essen vorzubereiten, weswegen er die Chance nutzt, in ihr Schlafzimmer zu schlüpfen und sich zumindest sein Hemd zu den Shorts überzuziehen – trotz oder vielleicht wegen des erratischen Heizsystems in ihrer Wohnung war es doch etwas zu kalt, fast nackt herumzulaufen.

Als er zurückkehrte, pirschte er sich fast an die arbeitende Noa heran, legte seine Arme um ihren Bauch und küsste ihren Nacken.


„Kann ich dir helfen?“, fragte er leise, während er sich leicht an sie lehnte und sich zum wiederholten Mal fragte, womit er es plötzlich verdient hatte, so glücklich zu sein wie in diesem Moment.

[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris
 
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Während Cris unter der Dusche war, ärgerte sich Noa wieder einmal über das Imperium und seine schikanierenden Methoden. Welchen Grund hatte Cris den Zollbeamten schon liefern können, ihn derart zuzurichten? Sie wollte gar nicht im Detail wissen, was genau passiert war, weil sie das nur noch mehr aufregen würde. Aufgebracht gab sie eine Tüte tief gefrorenen Gemüses – frisches Gemüse kostete auf Coruscant ungefähr fünfmal so viel, wenn nicht noch mehr – in den automatischen Erhitzer, um es aufzutauen und auf eine angenehme Essenstemperatur zu erwärmen. Gleiches tat sie mit einer Schale gepökelten Fleisches, das sie erst noch in mundgerechte Stücke schnitt. Imperiale Beamte waren einfach das Letzte. Die sollten ihre schmutzigen Finger von Cris lassen! Noa schaubte vor sich hin, währnd sie sich auf die Lehne des Sofas hockte und das Holo-TV-Gerät aktivierte. Das Gemüse war dabei aufzutauen, brauchte aber noch ein paar Minuten und sie machte sich schon mal daran, sich durch das Menü der Filme zu klicken, die auf ihrem Abspielgerät gespeichert waren. Die meisten hatte Leandro ihr besorgt. Er hatte einen Kumpel, der diese aus dem Holonet bekam und Noa wählte einen Film, den sie noch nicht kannte und dessen kurze Inhaltsangabe lustig klang. Sie hatte nicht vergessen, was Cris ihr auf Mon Calamari über sich erzählt hatte. Er hatte nicht viele Freizeitbeschäftigungen und wenn er sich doch einmal einer davon widmete, dann war es, um sich von seinem restlichen Leben abzulenken, insbesondere natürlich von seinem Beruf. Noa selbst hatte kein Problem mit actiongeladenen Filmen oder mit Gewaltdarstellungen, doch sie konnte sich vorstellen, dass Cris sich solche Dinge nicht unbedingt Zuhause ansehen wollte, wenn er damit schon im Alltag zur Genüge konfrontiert wurde. Auf keinen Fall wollte sie ihn an seine Vergangenheit erinnern, an das Imperium und daran, dass er mal ein Soldat der Sturmtruppen gewesen war. Die Widerstandskämpferin erhob sich, ging zurück zu ihrem Gemüse und sah auf, als Cris aus dem Bad kam. Genau genommen wollte sie eigentlich auch nicht daran erinnert werden.

Nach einem kurzen Umweg ins Schlafzimmer kam er schließlich wieder zu ihr zurück, schmiegte sich wieder von hinten an sie und fragte sie, ob er ihr helfen könne. Mit dem Messer, das Noa in der Hand hielt, deutete sie auf das in einer Aufbewahrungsbox kühl gehaltene Gericht, das er sich zuvor ausgesucht hatte, als sie noch im Bad gewesen war.


“Wenn du das da essen willst, solltest du es vielleicht erhitzen.“

Schlug sie ihm mit einem Augenzwinkern vor. Direkt die Fronten zu klären, dachte sie sich, war wichtig. Sie ging mit ihm ins Bett, aber er brauchte nicht glauben, dass sie sich um seine Mahlzeiten kümmern würde. Ha, das wäre ja noch schöner! Ein solches Macho-Gehabe brauchte sich niemand anzugewöhnen, der länger als drei Tage mit ihr zusammen sein wollte. Mit einem Piepen meldete der Erhitzer, dass das Gemüse fertig war. Es war lauwarm, genau richtig, und Noa schüttete es zu dem bereits gewaschenen Salat, den sie als einer Fertigmischung gekauft hatte.

“Mund auf.“

Befahl sie Cris, um ihm eine Zuccinischeibe in den Mund zu schieben.

“Willst du auch was hiervon? Oder nur das da? Dann mache ich zwei Teller.“

Schlug sie vor, gab noch das wenige Fleisch zu Gemüse und Salat bei und versah alles zusammen mit einem Spritzer Sauce. Wenig Kalorien, wenig Fett und viele Vitamine waren alles, was sie zum Abendessen brauchte. Na also, man konnte auch ohne Kochen zu können etwas brauchbares zu essen zaubern. Jetzt fehlten nur noch Getränke. Sie sah zu Cris hinüber. Er war kein Macho, das wusste sie. Cris würde niemals von ihr verlangen, dass sie für ihn kochte oder putzte oder seine Wäsche wusch. Dafür war er einfach zu gut.

“Ich hole noch die Bettdecke.“

Aus dem Schlafzimmer schleppte Noa die dicke Daunendecke herbei. Sie hatte mal noch eine dünnere Decke besessen, unter die sie sich normalerweise kuschelte, wenn sie auf der Couch saß, doch die hatte Cris ruiniert, als er vor einiger Zeiten blutend darunter gelegen hatte. Sie setzte sich auf das Sofa, das Licht hatte sie bereits gedimmt.

“Ich glaube, ich hab' alles, was ich brauche.“

Sagte sie nach einem Blick auf ihren Teller und auf die beiden Gläser.

“Fehlst eigentlich nur noch du.“

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[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris

Cris konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Noa auf sein Hilfsangebot dadurch reagierte, ihn darauf hinzuweisen, dass er sein eigenes Essen noch in genießbare Temperaturbereiche zu erhitzen hatte. Es war natürlich nicht seine Absicht gewesen, ihr die komplette Zubereitung ihrer abendlichen Mahlzeit zu überlassen, doch wie sie äußerst souverän und deutlich auf den Verdacht darauf reagiert hatte, machte für ihn eine der Charaktereigenschaften aus, die sie so besonders auszeichneten. Sie ließ sich nichts gefallen, selbst in solchen Situationen nicht, und stand ihre Frau. Und was für eine Frau.

Mit einem letzten Kuss in ihren Nacken löste er sich von ihr und öffnete brav seinen Mund, um das Stück Gemüse zu empfangen, das sie soeben für ihre eigene Mahlzeit aufgewärmt hatte, kaute testweise und nickte dann anerkennend. Auf die Frage, ob sie ihm von ihrem Gericht etwas abgeben sollte, reagierte er jedoch mit einem leichten Kopfschütteln. Er war zwar hungrig, doch so, wie er die Portion einschätzte, die von der ihm zugedachten Speise noch vorhanden war, würde diese vollkommen ausreichen, um ihn satt zu machen, zumindest was Nahrungsaufnahme anging.

Nach kurzem Studium ihres Erhitzers – die meisten Geräte dieser Art ähnelten sich und waren in ihrer Bedienung ohnehin intuitiv – wählte Cris ein Programm, dass das Essen in eine angenehme Temperatur bringen sollte und behielt es danach im Auge, während Noa noch kurz im Schlafzimmer verschwand, um die Decke zu holen. Etwas schuldbewusst sah Cris ihr kurz hinterher – hätte er vorher gewusst, wie sich der Abend weiter entwickeln würde, hätte er die Decke sofort auf das Sofa gepackt und nicht zurück auf das Bett gelegt und ihr diesen Weg somit erspart, doch letztendlich waren es auch nur ein paar Schritte.

Als sie sich schließlich auf das Sofa gesetzt und dabei das Licht gedimmt hatte und er noch auf den Ablauf des Programms warten musste, beobachtete er sie, immer noch dieses Lächeln auf seinem Gesicht, das einfach nicht verschwinden wollte. Dann sagte sie etwas, was sein Herz einen kleinen Hüpfer vollführen ließ. Er fehlte. Er fehlte, dort bei ihr, weil sie jetzt zusammengehörten. Alleine diese Erkenntnis war so wunderschön, dass er sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen wollte. Niemals hätte er sich diese Entwicklung erträumen können, als er verletzt auf eben jener Couch gelegen hatte, auf der sie jetzt auf ihn wartete, an einem Abend, an dem sie zudem getrieben von lodernder Leidenschaft ihr Bett geteilt hatten. Das war dieselbe Frau, die damals, in einer von Coruscants Gassen, nur eine Anweisung ihres Bruders Pablo daran gehindert hatte, ihn einfach über den Haufen zu schießen. Cris war dankbar dafür, dass sie wegen des Eingreifens einer Jedi, die für ihn gebürgt hatte, gezwungen gewesen war, ihm zunächst professionell, und schließlich persönlich eine Chance zu geben. Und dafür, dass er sich ihrer trotz all der Fehler, die er dennoch gemacht hatte, als würdig erwiesen hatte. Nur ein Test stand noch aus… wenn er ihr eines Tages gestand, dass er sie aus tiefstem Herzen liebte, würde sie ihm ebenfalls ihre Liebe gestehen? Oder würde sie sich von ihm zurückziehen, nicht bereit, sich so tiefgreifend an ihn zu binden? Lange würde er nicht mehr warten können… nie hatten drei magische Worte so verzweifelt aus ihm heraus gewollt. Und mit jeder Sekunde in ihrer Nähe, mit jedem Hören ihrer Stimme, mit jeder ihrer Berührungen wurde es schwerer, ihr nicht zu sagen, was er wirklich für sie empfand. Ganz zu schweigen von Ereignissen wie dem, das hinter ihnen lag.

Ein Piepsen verkündete, dass auch sein Abendessen jetzt fertig war, und er nahm es aus dem Erhitzer, fühlte es auf einen Teller und konnte sich endlich zu Noa auf das Sofa gesellen. Nachdem er den Teller neben ihrem abgestellt hatte, kuschelte er sich zu ihr unter die Decke, legte einen Arm um sie und küsste sie zärtlich auf ihre Schläfe. Unter der Decke berührten ihre Beine sich leicht und er spürte ihren warmen, himmlisch glatten Oberschenkel neben seinem.


„Das hatte ich so lange nicht mehr…“, sagte er plötzlich leise, bevor er zu essen begann oder sie das Holo abspielen konnte, das sie ausgesucht hatte.

„Einfach mit jemandem dasitzen, etwas essen, sich amüsieren, nicht an morgen denken… einfach… leben…“


Selbst auf Mon Calamari, als seine Gefühle für sie begonnen hatten, ihm wieder die schönen Seiten des Daseins ins Bewusstsein zu rufen, waren da das Verhör durch die Black Ops gewesen, die Unterredung mit Al-Jalani, die Aussicht darauf, dass sie sich nie wieder sehen würden… Das alles fehlte jetzt. Jetzt konnte er sich vorstellen, wie es sich anfühlte, ein ganz normales Leben zu führen. Ein Leben in Frieden. Ein Leben mit ihr.

„Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich in der Wohnung der Defender wach geworden bin und dich dort liegen sah…“, flüsterte er, auf ihre erste offizielle Begegnung Bezug nehmend. Irgendwann würde er ihr erzählen, dass sie sich vorher bereits einmal getroffen hatten – und hoffen, dass es ihr nicht zu peinlich war oder sie ihm den Kopf abriss.

„Ein kleiner Zufall, dass du an diesem Tag dort warst… aber dank dem bin ich jetzt der glücklichste Mann der Galaxis. Weil ich dich getroffen habe.“

[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris
 
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Bevor Noa den Holo-Film starten konnte, schien Cris noch etwas auf dem Herzen zu haben. Sie sah ihn an, wie er plötzlich inne hielt, aussah als wolle er etwas sagen und es dann auch tat. Er gab zu, dass es lange her war für ihn, dass er einfach so mit jemandem, dem er offensichtlich näher stand als irgendeinem x-beliebigen Freund oder Kollegen, zusammen gesessen und so etwas profanes getan hatte, wie einen Film zu gucken. Was das betraf, ging es Noa nicht viel anders. Offensichtlich hatte sie nicht die letzten zehn Jahre wie eine alte Jungfer gelebt, denn dafür war sie noch entschieden zu jung, doch ihre letzte Beziehung lag länger zurück, als ihr lieb gewesen war.

“Ich weiß genau, was du meinst.“

Sagte sie lächelnd, erleichtert darüber, dass eine ihrer meist gefürchtesten Zukunftsvorstellungen, nämlich auch die nächsten dreißig Jahre ausschließlich mit ihren Geschwistern, ihren Neffen und ihren Nichten zu kuscheln, zumindest für den Moment gebannt zu sein schien. Niemand wusste, ob und wie lange das zwischen Cris und ihr halten würde, doch selbst wenn es nicht hielt, hatte sie wenigstens zwischendurch noch mal ein paar schöne Zeiten mit jemandem verbracht. Besser, man fand ab und zu das kleine Glück, als gar keines. Noa mengte mit der Gabel in ihrem Salat und verteilte die wenige Sauce über Salatblättern und Gemüse. Natürlich konnte sie sich auch noch an ihre erste Begegnung mit Cris erinnern. Sooo lange war das ja noch nicht her und ihr Gedächtnis funktionierte normalerweise ganz gut. Sie musste grinsen, als sie daran dachte, dass sie ihm ursprünglich nicht mal ansatzweise über den Weg getraut hatte und jetzt sogar mit ihm im Bett gelandet war. Tja, auch Noa Chanelle Cortina konnte sich manchmal irren. Ab und zu. Sie griff nach der Fernbedienung für den Holoprojektor, doch noch war Cris nicht ganz fertig. Er war glücklich, sagte er, der glücklichste der Mensch der Galaxis sogar, und das nur, weil er sie getroffen hatte. Von dieser Aussage überraschend tief berührt, konnte Noa nicht verhindern, dass ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Dabei war das sicher ein wenig übertrieben, dass er nur wegen ihr so glücklich war... vieles im Leben konnte Glück ausmachen: Familie, Freunde, Beruf, Reisen... Kultur. Noa biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Cris hatte keine Familie, schien zwar für seinen Beruf zu leben, aber nicht unbedingt in ihm aufzugehen und für Kultur interessierte er sich nicht, was auch das Argument der vielen Reisen, die er vielleicht unternahm, irgendwie hinfällig machte. Und Freunde... nun ja, außer Selby und seiner mysteriösen „Freundin“, mit der er irgendwann einmal zusammen einen Urlaub auf Naboo verbracht hatte, hatte er noch nie jemanden erwähnt. Vielleicht also meinte er es sogar ernst und sie machte ihn wirklich richtig, richtig glücklich – nur sie und sonst nichts. Es war eine einerseits schmeichelhafte, aber andererseits auch beängstigende Vorstellung.

“Tja, dann... könnte man wohl sagen, das war ein wirklich guter Tag, damals, oder?“

Fragte sie, ihr Lächeln ein wenig schwach.

“Und nicht mal nur für uns beide, auch für den Widerstand!“

Die plötzliche Miteinbeziehung der Defender klar wie ein verzweifelter Fluchtversuch, doch nicht in Noas Ohren. Es stimmte, ohne ihre und Cris' gute Zusammenarbeit, hätte der Geheimdienst ihnen niemals eine bessere Unterstützung zugesprochen.

“Hätten wir uns damals nicht getroffen, wären wir wahrscheinlich nie zusammen nach Mon Cal geflogen und hätten niemals mit Al-Jalani gesprochen.“

Führte sie weiter aus. Genau so war es gewesen. Kleine Momente im Leben konnten mehr bestimmen und beeinflussen als man manchmal annahm oder überhaupt im Voraus ahnen konnte.

“Und wir hätten uns auch niemals geküsst.“

Schloss sie schließlich und grinste, jetzt wieder etwas sicherer. Es war schön und gut, Cris glücklich zu machen, doch der Gedanke, alleinverantwortlich für sein Glück zu sein, war mehr Verantwortung, als Noa tragen wollte.

“Und jetzt starte ich den Film – wenn du nichts dagegen hast.“

Sie rückte noch ein Stück näher an ihn. Es war ein schöner Abend und auch sie war glücklich und deshalb drückte sie die Start-Taste, bevor Cris protestieren oder noch etwas anderes Schönes, Herzerwärmendes oder Romantisches sagen konnte, das Noa unsicher machte.

- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -
 
[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris

Cris tat nichts, um Noa aufzuhalten, als sie ihrerseits ankündigte, nun endlich das Holo starten zu wollen, sondern drückte sie fester an sich, als sie näher an ihn heranrückte, und lehnte vorsichtig seinen Kopf gegen den ihren, den Blick fürs erste auf das gerichtet, was sie in den nächsten Stunden für sie beide vorgesehen hatte.

In Gedanken war er jedoch immer noch mit ihrer Reaktion auf seine, im Nachhinein, vielleicht etwas unbedarften Worte beschäftigt. Ihm war durchaus aufgefallen, dass ihr Lächeln bei weitem weniger strahlend ausgefallen war, als er es schon an ihr gesehen hatte, und dass sie sich beeilt hatte, seine Hervorhebung ihres ersten Aufeinandertreffens insbesondere auf die Bedeutung für den Widerstand umzumünzen. Es war also nicht „nur“ der Tag gewesen, an dem sie sich das erste Mal getroffen hatten, an dem sie den Grundstein für den Weg gelegt hatten, der schließlich hierher geführt hatte. Cris konnte sich dieser Auffassung nicht anschließen. Natürlich, ihm war bewusst, wie wichtig es war, dass der Widerstand nun verstärkt Unterstützung vom Geheimdienst erhalten würde, und er wusste auch, wie wichtig diese Entwicklung für Coruscant sein konnte. Doch das alles verblasste vollkommen vor der Tatsache, dass er Noa getroffen hatte, die Frau, um die sich plötzlich all seine Gedanken drehten, der sein Herz gehörte. Vielleicht war das das Problem. Er hatte Teile ihres Lebens erahnen, einige sogar miterleben können – es war erfüllt mit Dingen, alleine schon mit ihrer Familie, die ihr die Welt bedeutete. In ihrem Herzen war kein Vakuum gewesen wie in seinem eigenen, das er mühelos hätte füllen können. Natürlich empfand sie etwas für ihn – und er würde jede Wette darauf abschließen, dass mit ihm zu schlafen ihr durchaus gefallen hatte – doch deswegen war er noch lange nicht das Zentrum ihrer Welt. Vielleicht behagte es ihr deshalb nicht, wenn er ihr Dinge sagte, die durchaus suggerierten, dass sie das Zentrum seiner Welt zu werden drohte. Dass er alles für sie tun würde. Dass er sie von ganzem Herzen liebte. Dummerweise konnte er nichts daran ändern. Er war töricht genug, bereits jetzt so viel für sie zu empfinden.

In den nächsten Stunden versuchte er, diese wenig erbaulichen Grübeleien bestmöglich zu verdrängen. Es klappte recht gut – das Holo, das sie für sie beide ausgewählt hatte, war lustig und handelte nicht im entferntesten von Dingen, die ihn an vor ihnen liegende Probleme, den Kampf gegen das Imperium oder ähnliches zu erinnern. Es tat einfach gut, sich unter der warmen Decke an ihren warmen Körper zu kuscheln, mit ihr zu lachen, mit ihr zu essen, sich ab und an tiefe Blicke zuzuwerfen, sich zu küssen… die Zeit verging wie im Flug und als sie schließlich nicht nur ein, sondern zwei Holos gesehen hatten, war es endgültig an der Zeit, sich schlafen zu legen.

Nachdem sie sich gemeinsam um das schmutzige Geschirr gekümmert hatten – Cris hatte sich bemüht, mindestens die Hälfte der Arbeit selbst zu erledigen, wobei er vermutete, dass Noa sich wohl ebenso wenig von ihm bedienen lassen würde wie sie ihn bedienen wollte – brachten sie die Decke schließlich zurück ins Schlafzimmer, löschten die Lichter in ihrer Wohnung und legten sich hin. Vollkommen automatisch suchte Cris dabei Noas Nähe, schmiegte sich von hinten an sie und legte seine Arme um sie während sie beide seitlich im Bett lagen, sodass das Gefühl ihrer Haare in seinem Gesicht, ihr wundervoller Geruch und das regelmäßige Pochen ihres Herzens ihn in den Schlaf begleiteten, nachdem er ihr mit leiser Stimme eine gute Nacht gewünscht hatte.

***

Als Cris am nächsten Morgen seine Augen wieder öffnete, fiel diffuses Licht durch das Fenster in Noas Schlafzimmer. Es war keine direkte Sonneneinstrahlung – nur die höchstgelegenen Luxuswohnungen auf dem Stadtplaneten konnten derlei für sich beanspruchen – doch es war hell genug, um ihn Noa erkennen zu lassen, die ihm gegenüber lag. Im Schlaf hatten ihre beiden Körper anscheinend mehrmals die Position gewechselt, sodass sie nun mit dem Gesicht in seine Richtung schlief und seine Arme nicht mehr um ihren Körper gelegt waren. Ihre Augen waren geschlossen und mit jedem Atemzug bewegte ihr Körper sich leicht, ihr Gesichtsausdruck wirkte friedlich, wie wohl der eines jeden Schlafenden. Sie sah wunderschön aus.

Zunächst wagte Cris es nicht, sich selbst auch nur einen Millimeter zu bewegen, in der Angst, ihren Schlaf zu stören und somit die Perfektion dieses Bildes zu gefährden, des Bildes der Frau, der jeder Schlag seines Herzens galt und die sich ihm am gestrigen Tag zum ersten Mal hingegeben hatte. Die heftige Gefühlsreaktion darauf sie einfach nur so daliegen zu sehen, erinnerte ihn an seine Gedanken des letzten Abends und plötzlich schien sein Herz sich zu verkrampfen. Es war jedoch nicht nur die Angst davor, dass er mehr in ihr sah als sie in ihm, es war auch die Angst davor, sie zu verlieren. Sie zu verlieren, wie er Akemi verloren hatte. Er wusste, dass er bereits jetzt viel mehr von ihr bekommen hatte, als er eigentlich verdiente. Sie hatte ihm wundervolle Stunden geschenkt, ihre aufrichtige Zuneigung, und unvergessliche Momente intensivster Leidenschaft. Doch trotzdem – und obwohl es ihn schämte – wusste er, dass er mehr von ihr wollte. Er wollte der Grund sein, aus dem sie der Welt ihr strahlendes Lächeln schenkte, die Schulter, an der sie sich anlehnte, die streichelnde Hand, die sie tröstete, wenn sie traurig war. Er wollte, dass sie dasselbe für ihn empfand wie er für sie. Und er wollte sie nicht verlieren. Aber genau das würde er, wenn er sich auf seine eigenen Wünsche konzentrierte und sie, das was sie womöglich wollte, dabei missachtete. Sie war eine selbstständige Frau, stark, unbeugsam. Wenn sie etwas anderes suchte als er, dann konnte er nichts daran ändern. Alles, was er tun konnte, war den richtigen Moment abzuwarten und ihr seine Liebe zu offenbaren. Bis dahin war er ganz einfach dankbar für jede Sekunde, die ihm in ihrer Nähe geschenkt wurde. Sekunden wie diese, in der er ihr einfach dabei zusehen durfte, wie sie friedlich schlief, während er jedes Detail ihres wunderschönen Gesichts studierte.

Irgendwann erhob er sich dann quälend langsam aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen durch den Hauptraum ins Badezimmer, wo er sich kurz eine erfrischende Ladung Wasser ins Gesicht spritzte. Dann kehrte er in den Hauptraum zurück und begann, die Schränke an der Küchenzeile zu inspizieren. Er erinnerte sich an den einen Morgen, nachdem er zum ersten Mal fast ihre gesamte Familie kennen gelernt hatte, an dem sie ihn gebeten hatte, das Frühstück zu machen, und deswegen fand er sich recht schnell mit ihren Vorräten zurecht und wusste einigermaßen, was sie wohl essen wollte, wenn sie erst aufgestanden war. Ein paar Minuten später hatte er ein kleines Frühstück angerichtet – es fehlten im Vergleich zum letzten Mal eigentlich nur der Sonnenfruchtsaft und die kleinen Astromechs aus Marzipan – und kehrte ins Schlafzimmer zurück, an ihr Bett. Noa schlief immer noch, wobei sie sich im Schlaf scheinbar wieder bewegt hatte.

Als er sich wieder zu ihr legte, musste er lächeln. Das letzte Mal, als er ihr Frühstück gemacht hatte, war die Tür zu ihrem Schlafzimmer verschlossen gewesen. Jetzt lag er hier, bei ihr, und wusste, wie atemberaubend sie auch unter dem Seidenhemd aussah, das sie trug, wusste, wie es sich anfühlte, ihr ganz nahe zu sein. Er küsste zärtlich ihre Wange und ihre Augen öffneten sich.


„Gute Morgen“, flüsterte er.

„Ich hab Frühstück gemacht.“


[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris
 
- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -

Aufzuwachen war nie gut. Noa hasste es. Sie liebte ihr warmes Bett, die dicke Decke, die sie warm um sich gestopft hatte und das weiche Kissen, das sie sich nachts regelmäßig über den Kopf zog, wenn ihre Nachbarn mal wieder bis in die Puppen feierten. Es gab nichts Schöneres, als friedlich im eigenen Bett zu liegen und zu wissen, dass man eine ganze Nacht Schlaf vor sich hatte. Schlaf war gesund, erholsam und das Allerbeste: er brachte keine einzige Verpflichtung mit sich. Im Schlaf war Noa niemandem Rechenschaft schludig, sie musste sich nicht erklären, nicht gegen das Imperium kämpfen, nicht gut in ihrem Job sein, nicht ihre Wohnung putzen und sich keine Gedanken um Geld machen. Es gab nur sie und ihre Träume, in denen sie regelmäßig die Heldin war, für gewöhnlich in einem hautengen Lederanzug, hoch toupierten Haaren und einer dunklen Sonnenbrille, die ihr Gesicht nicht nur vor ihren fiesen Gegenspielern, sondern auch vor den unschuldigen Galaxisbewohnern verbarg, deren Leben sie täglich rettete. Wer wollte bei einem solchen fiktiven Leben schon wieder zurück in die richtige Realität? Noa wollte es nicht, daher öffnete sie ihre Augen nur schwach, als der Schlaf seinen Rückzug antrat und ihr Bewusstsein zu erfassen begann, dass sie wieder Noa Chanelle, die Journalistin, war und nicht länger Noa Chantal, Schatten der Nacht. Das Erste, das sie sah, als ihr Verstand wieder ganz erwacht war, war Cris. Aufzuwachen war nie gut, aber aufzuwachen und dabei neben dem Mann zu liegen, mit dem man die Nacht verbracht hatte, machte das Ganze immerhin erträglich.

“Es ist zu früh.“

Noas Stimme war dunkel und leise. Sie klang nie gut, wenn sie gerade erst aufgewacht war und ihre Augen mussten entsprechend klein sein. Eigentlich durfte sie niemand so sehen, zumindest niemand, dem sie gefallen wollte. Grummelnd fasste sie einen Zipfel der Bettdecke, zog sie sich über den Kopf und drehte sich auf die andere Seite.

“Wir sind grade erst ins Bett gegangen!“

Kam ihre Stimme gedämpft von unter der Decke hervor. Sie vergrub ihr Gesicht in der Matratze, der, wie sie plötzlich zu meinen schien, Cris' Geruch anhaftete. Oh, das war ungewohnt. Noas Verstand kehrte zu dem zurück, was sie gerade eben zu hören geglaubt hatte. Vorsichtig lugte ihr Kopf wieder unter der Decke hervor. Hatte er was von Frühstück gesagt? Schwerfällig rappelte sie sich auf. Auf das Chrono auf dem Schrank zu gucken verkniff sie sich. Es war garantiert noch viel zu früh. Geschlafen hatte sie allerdings erstaunlich gut, nur eben zu kurz. Das Bett war etwas klein für zwei Leute, sie hatte mehrmals in der Nacht das Gefühl gehabt, keinen Platz zu haben. Daran erinnerte sie sich wage. Allerdings war sie es auch einfach nicht mehr gewohnt, ein Bett mit jemandem zu teilen. Es war eine schöne Erfahrung, das wieder zu haben und sie sollte es besser genießen, bevor Cris wieder zurück auf Lianna war. Noa strich sich ihre zerzausten Haare halb aus dem Gesicht, während sie sich aufsetzte. Ein herzhaftes Gähnen machte deutlich, dass sie noch längst nicht fit war. Was sie brauchte war eine starke Tasse Kaf. Sie gähnte noch einmal und begegnete Cris mit noch leicht unklarem Blick, während Teile ihres Traums in ihre Erinnerung zurück kehrten. Ohh, sie hatte da etwas seeehr spannendes geträumt. Sehr, sehr spannend. Noa bewegte sich nach vorne, schob sich über Cris und drückte ihn mit dem Rücken in die Matratze, sodass sie plötzlich über ihm hockte. Sie mochte noch müde sein, aber nicht zu müde für gewisse Dinge. Wortlos beugte sie sich über ihn, ihre Hände unter dem schlichten Shirt, das er trug und das sie nun weiter nach oben schob, um seinen Bauch und seine Brust zu küssen, bevor ihre Finger in den Bund seiner Shorts wanderten, und alle Barierren zwischen ihnen fielen.

So konnte man einen Tag auch beginnen, dachte Noa, als sie schließlich aus dem Bett kletterte. Der kalte Boden unter ihren nackten Füßen machte ihr zwar schnell klar, warum sie ursprünglich unter der warmen Decke hatte bleiben wollen, doch da sie dringend mal musste, blieb ihr nichts anderes übrig, als aufzustehen. Sie nahm Cris' Hand, bevor sie tatsächlich aufstand, führte sie an ihren Mund und küsste sie kurz. Heißer Kaf half definitv gegen Müdigkeit, doch Sex am Morgen war noch um Längen besser.

Sie trug noch immer das seidene Trägerhemd, als sie wieder aus dem Bad hinaus kam. Cris war inzwischen auch wieder – schon zum zweiten Mal – aufgestanden. Der Wohnraum roch verführerisch nach Frühstück und Noa lächelte, als sie sah, was er für sie vorbereitet hatte. Es erinnerte sie an jenen Morgen, als er die süßen Astromechdroiden aus Marzipan für sie besorgt hatte. Sie hatte noch immer keine Ahnung, wo er die eigentlich her gehabt hatte.


“Hey.“

Sagte sie, als ihre Blicke sich begegneten. Diese Begrüßung war sie ihm bis jetzt tatsächlich noch schuldig. Sie hatte noch kein freundliches Wort mit ihm gewechselt, ihm nur gesagt, dass es noch zu früh war um aufzustehen, und nonverbale Sprache zählte nicht wirklich. In der Wohnung war es kalt. Über Nacht fiel meistens die Heizanlage aus, das war nichts ungewöhliches, daher holte Noa einen langen gemütlichen Wollmantel aus ihrem Kleiderschrank, den sie sich überwarf – praktisch gegen die Kälte aber vor allem, weil sie kein Höschen mehr trug. Das war ihr vorhin... abhanden gekommen. Sie hockte sich auf die Couch, wo Cris ein Buffet aufgebaut hatte, das fast dem eines Luxushotels würdig war, und nahm sich eine kleine Schale Quark. Sie konnte nicht viel essen, so Leid es ihr tat, aber der Ball war in wenigen Tagen. Noa hatte ein wunderschönes Kleid von Cloé geliehen und sie musste (!) ihr Gewicht halten, wenn sie auch wirklich gut darin aussehen wollte. Die Wahrheit war, Cloé hatte sie sogar beschworen, noch ein Kilo zu verlieren, damit das Kleid auch wirklich perfekt saß. Natürlich war Cloé Perfektionistin und was für sie normalerweise „nur“ gut war, war für Noa schon mehr als ausreichend, daher konnte sie eigentlich schon jetzt zufrieden sein, doch in diesem Fall wollte sie Cloés Rat plötzlich unbedingt befolgen. Noa wollte gut aussehen, nicht für sich, für irgendwelche blöden Politiker oder sogar für den Kanzler, sondern für Cris. Sie tauchte ihren Löffel in den fettarmen Quark und schob ihn sich in den Mund. Gut gelaunt lächelte sie Cris zu.

“Wie hast du geschlafen?“

Wollte sie wissen.

“Ich hatte erwartet, dass du schnarchst, aber da kam nichts.“

Ihre Mundwinkel zuckten aufgrund der offensichtlichen Neckerei.

“Aber vielleicht schnarche ich ja auch und ich hab' dich nur nicht gehört, weil ich selbst so laut war.“

Sie streckte ihre Füße nach ihm aus, berührte ihn spielerisch. So müsste es jeden Morgen sein.

- Coruscant – Raumhafengegend – Noas Wohnung – Mit Cris -
 
[Coruscant, Raumhafennähe, Noas Wohnung]- Noa, Cris

Schmunzelnd stellte Cris fest, dass Noa scheinbar eine ziemliche Langschläferin war, jedenfalls reagierte sie sehr ungehalten auf seinen Versuch, ihn aufzuwecken, zog sich die Bettdecke über den Kopf und warf ihm vor, dass noch nicht genug Zeit vergangen war, seit sie sich schlafen gelegt hatten. Vermutlich war es alleine die Aussicht auf Frühstück, die sie dann doch hervorlockte und ihn wieder ihr verschlafenes – aber immer noch wunderschönes – Gesicht ansehen ließ. Er lächelte sie an, in der Hoffnung, dass seine Anwesenheit sie im Angesicht des Morgens vielleicht etwas gnädiger stimmte.

Sein Lächeln wurde überraschter, als sie nach zweimaligem herzhaftem Gähnen plötzlich in Bewegung geriet, ihn in das Bett drückte und ohne Vorwarnung über ihm thronte. Ihr durch den Schlaf sehr durcheinander geratenes Haar hing ihr verwegen über die Schultern und in ihrem Gesicht lag ein Ausdruck, der Entschlossenheit verriet. Wonach es ihr so entschlossen verlangte dämmerte Cris, als ihre Finger, die sich den Weg unter sein Shirt gebahnt hatten, elektrisierende Schauer durch seinen Körper jagten und ihm die Hitze in sein Gesicht und den Rest seines Körpers trieb. Sie sprachen kein Wort, als er mit beiden Händen ihre Taille ergriff, und nur sein gepresstes Atmen war zu hören, während sie mit sanften Küssen auf seinen Bauch und seinen Brustkorb dafür sorgte, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als sie gewähren zu lassen. Spätestens nachdem ihre findigen Hände die letzten Hindernisse zwischen ihnen beseitigt hatten, war er in jeder Hinsicht mehr als bereit, sie sich nehmen zu lassen, was sie wollte. Und sie nahm es sich.

Sein Atem ging schwer und sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als Cris schließlich kurzzeitig ermattet und dennoch hellwach in ihrem Bett lag und sie schweigend dabei beobachtete, wie sie sich erst von ihm löste und sich dann anschickte, das Bett zu verlassen. Ein heller Schein umgab sie in seinen Augen, als sie erst seine Hand küsste und dann langsam aus dem Zimmer ging, sinnlich und erhaben. In diesem Moment erschien sie ihm wie eine Göttin und als er alleine war, schloss er für eine Weile die Augen und bemühte sich, das Feuerwerk, das er gerade in so rascher Abfolge erlebt hatte, zu verarbeiten. Noa sprengte jeden Wahrnehmungsrahmen. Sie war atemberaubend und – wie sich jetzt herausstellte – wunderbar unkompliziert. Sie hatte ihn gewollt, also hatte sie ihn sich genommen. Cris musste lächeln – er hatte sich ihr mehr als bereitwillig hingegeben. Sein Herz stand für sie in Flammen.

Als er es schließlich aus dem Bett geschafft hatte und das Hauptzimmer ihrer Wohnung betrat, war sie schon da, immer noch nur in dieses neckische Seidenhemd gekleidet, nachdem der Rest ihrer Nachtgarderobe ihrem plötzlichen Appetit auf ihn hatte Tribut zollen müssen, doch bereits im Begriff – vermutlich auch wegen der erstaunlichen niedrigen Temperatur im Rest der Wohnung, den sie nicht durch ihre kombinierte Körperwärme erhitzt hatten – sich in einen wollenen Morgenmantel zu hüllen.


„Hey…“, begrüßte er sie zurück, als sie ihn ansah, schenkte ihr ein glückliches Lächeln und setzte sich zu ihr auf die Couch, vor dem Tisch, auf dem er das kleine Frühstück angerichtet hatte, von dem sie sich auch sogleich bediente. Als sie ihn leicht mit ihren Füßen berührte ergriff er einen und massierte zärtlich ihre Fußsohle, bevor er sich dazu hinreißen ließ, die Streicheleinheiten auf den Rest ihres Beines zu erweitern, dessen glatte Haut sich verführerisch an seinen Fingern entlangschmiegte.

„Ich glaube nicht, dass du schnarchst…“, stieg er auf das von ihr angeschnittene Thema ein, grinste dann jedoch verschmitzt.

„Allerdings habe ich auch ziemlich fest geschlafen. Wusste wohl, dass ich meine Kräfte schon bald wieder brauchen würde.“


Er zog sie sanft an sich und gab ihr einen leichten Kuss auf den Mund.

„Wenn du mir noch mehr den Kopf verdrehst, könnte ich auf dem Ball in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.“

Was machte er sich vor. Er hatte doch jetzt schon nur Augen für sie und wusste noch nicht einmal, was für ein Kleid sie wohl mit ihrer Schwester ausgesucht hatte. Alleine darüber zu spekulieren erfüllte ihn mit ungemeiner Vorfreude.

Sie beendeten gemeinsam das Frühstück – Cris bemerkte dabei, dass Noa nicht viel aß, aber da sie das wenige zu genießen schien, führte er das nicht auf seine Vorbereitung zurück – und verschwanden schließlich ein letztes Mal in ihrer Wohnung nacheinander im Badezimmer, bevor Noa schließlich ihre Sachen für den Flug nach Mon Calamari packte. Währenddessen hatte Cris Selby kontaktiert und mit dem Piloten einen Treffpunkt ausgemacht, an dem er Noas Gepäck aufnehmen und zur Empress bringen würde. Da Selby es nicht riskieren konnte, Thalia und ihren Kindern zu erlauben, die geheime Landebucht des Geheimdienstes zu betreten, würden diese danach von Noa und Cris abgeholt, damit sie schließlich in einer Landebucht des Raumhafens auf die Yacht gelangen konnten.

Dann war es soweit. Cris hatte eifrig Noas Gepäck getragen, als sie ihre Wohnung verlassen hatten – zur nur schlecht verborgenen Belustigung Selbys – und nachdem der Pilot mit seinem Gleiter wieder in Richtung Landebucht aufgebrochen war, teilten Noa und Cris sich ein Robotaxi, um zu Rámons und Thalias Adresse aufzubrechen. Während der Fahrt griff er impulsiv nach ihrer Hand und drückte sie leicht. Er wusste nicht, inwiefern sie wollte, dass er sich in ihre Familienbelange einmischte, doch er hoffte, dass Thalia, Camilla und Ricardo von Coruscant zu bringen ihre eine der Lasten nehmen würde, die sie auf dem Herzen hatte.


[Coruscant, City, Robotaxi]- Noa, Cris
 
- Coruscant – Raumhafengegend – Robotaxi – Mit Cris -

Genau wie sie angekündigt hatte, hatte Noa nicht lange gebraucht um ihre Sachen für die bevorstehende Reise zu packen. Sie wusste, dass es auf Mon Calamari schönes, warmes Wetter geben würde und sie daher nur ein paar dünne Kleidungsstücke würde mitnehmen müssen. Mehr als eine mittelgroße Tasche brauchte sie nicht, um alle ihre Dinge zu verstauen. Dazu kam der Kleidersack mit Cloés, oder momentan vielmehr ihrem, Kleid. Dieses wenige Gepäck hatten Noa und Cris Selby mitgegeben, der es direkt zur Empress bringen würde. Anschließend würde er die Empress zu einer öffentlichen Landebucht fliegen, wo er wiederum auf sie warten würde. Es war etwas umständlich für ihn und Noa tat es Leid, ihm eben diese Umstände aufzuhalsen, doch es war selbstverständlich, dass er weder sie noch Thalia zu der geheimen Landebucht mitnehmen konnte, in der das Schiff für gewöhnlich stand. Noa hoffte nur, dass die imperialen Behörden keine Fragen stellen würden, sollte ihnen Selbys Hin- und Herfliegerei auffallen. Mit dem Robotaxi ging es für Noa und Cris schließlich weiter in Richtung des Stadtteils, in dem Thalia und Rámon wohnten. Über Kom meldete Noa ihrer Schwägerin, dass sie unterwegs waren und als sie das entsprechende Gebäude erreicht hatten, wartete Thalia bereits in dem kleinen Foyer im Erdgeschoss. Sie war umgeben von drei großen Koffern und zwei Taschen, doch die vielen Gepäckstücke verwunderten nicht. Für sie war es kein kurzer Trip, von dem sie in ein paar Tagen schon wieder zurück sein würde. Sie würde fort bleiben, bis Coruscant von der Republik befreit worden war und auch wenn Thalia selbst mit wenig auskam und nicht viel brauchte, so hatte sie doch zwei kleine Kinder bei sich, deren Ausstattung in den Koffern vermutlich den meisten Platz weg nahm.

Als Noa an Cris' Seite das Foyer betrat, wollte sie lächeln, doch sie merkte schnell, das dies der falsche Augenblick war. Thalias Gesicht wirkte steinern. Sie war blass. Sie stand inmitten ihrer Koffer, Ricardo, der verheulte Augen hatte, an der einen Hand, Camilla an der anderen. Das kleine Mädchen schaute verwirrt, als ob sie wüsste, dass etwas vor sich ging, auch wenn sie noch nicht verstanden hatte, was.


“Hallo.“

Noa blieb vor der kleinen Familie stehen, die, wie es schien, schon jetzt ihres Vaters beraubt worden war.

“Ist das alles, oder sollen wir noch was von oben holen?“

Sie deutete auf das Gepäck zu Thalias Füßen.

„Das ist alles, danke.“

Rámons Frau wirkte gefasst, doch man sah ihr deutlich an, wie schwer ihr dies alles fiel. Sie selbst wollte nicht weg, vielleicht war sie nicht einmal der Meinung, dass sie Schutz brauchte, doch sie wusste, dass es das Beste für ihre Kinder war und die kamen bei ihr immer an erster Stelle. Cris zögerte nicht, sofort nach Thalias Gepäck zu greifen und die Koffer und Taschen hinaus zu tragen, um sie in dem Taxi zu verstauen, das noch auf sie wartete. Camilla sah Noa mit ihren großen Augen an, doch sie war zu verschüchtert, irgendetwas zu sagen. Und dann kam Pablo. Es überraschte Noa, ihn hier zu sehen. Er stieg aus dem Lift, der gerade wieder im Erdgeschoss ankam und hatte einen Schal in der Hand, den er Thalia überreichte Offenbar hatte sie diesen zuvor vergessen und Pablo hatte ihn für sie geholt. Es war süß, dass er hier war und ihr geholfen hatte, auch wenn es für ihn, mit nur einem Arm, beschwerlicher gewesen sein musste als für jeden anderen, das Gepäck bereits von der Wohnung hierher zu schaffen.

“Hey...“

„Hey“

Noa küsste ihn auf die Wange. In Cris' Richtung hob Pablo zum Gruß kurz die Hand.

„Hallo, Cris.“

Er hatte etwas auf dem Herzen, Noa sah es ihm an.

„Ricardo, Camilla, es ist Zeit, sich von Onkel Pablo zu verabschieden.“

Thalia schob ihren Sohn und ihre Tochter vorwärts und Pablo ging vor beiden in die Hocke. Es war fast nicht mit anzusehen. Camilla war nicht sie selbst, als sie sich von ihm umarmen ließ, als wäre sie gar nicht wirklich anwesend, und Ricardo begann erneut zu weinen. Es half nichts, dass Pablo ihm sagte, er müsste jetzt tapfer und als großer Bruder für Camilla da sein. Ricardo wollte weder tapfer noch stark sein. Alles was er wollte war hier zu bleiben, bei seinem Vater und seiner Familie. Schließlich zog Thalia sie beide mit sich, sanft aber bestimmt, hinaus in die Kälte Coruscants und auf den Rücksitz des Robo-Taxis. Noa sah Pablo an.

“Rámon?“

Wollte sie wissen.

“Im Krankenhaus. Frühschicht. Er hat sich heute morgen schon verabschiedet. Ich habe ihn noch nie so fertig gesehen, aber er musste es tun. Es war richtig.“

Bekräftigte Pablo die Entscheidung ihres ältesten Bruders. Noa nickte.

“Ja, ich weiß.“

Antwortete sie, als Cris gerade die letzte Tasche hoch hob, um diese mit Thalias restlichem Gepäck im Taxi zu verstauen. Noa sah in seine Richtung.

“Ich komme gleich nach. Gib mir drei Minuten.“

Sagte sie.

“Also?“

Fragend sah sie Pablo an, als sie alleine waren.

„Du hast mit ihm geschlafen.“

Stellte er fest, nicht vorwurfsvoll, wie Cloé es getan hatte, sondern fast eine Spur zufrieden. Noa konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

“Möglich.“

„Gut für dich. Wie lange willst du -“

“Auf Mon Calamari bleiben?“

Noa zuckte mit den Schultern und rieb sich über die Stirn.

“Ich hab' keine Ahnung. Vielleicht zwei Tage, drei. Cris muss ja auch wieder zurück nach Lianna.“

„Verstehe. Aber Noa, nimm dir die Zeit. Der Widerstand funktioniert auch ohne dich.“

Pablos Stimme war ernst.

„Und du weißt, was ich damit nicht meine.“

Ja, das wusste sie. Noa seufzte. Bei jendem anderen wäre sie über eine solche Feststellung beleidigt gewesen, versucht zu denken, dass es bedeuten sollte, dass sie nutzlos war, nicht gebraucht wurde und ohnehin nichts produktives zum Ergebnis beitrug. Bei Pablo wusste sie jedoch, dass das nicht war, was er sagen wollte. Er wollte, dass sie sich Zeit für sich nahm, weil sie es seiner Meinung nach verdiente, und natürlich hatte er Recht: die Defender kamen ohne sie klar. Sie war nicht der Dreh- und Angelpunkt des Widerstandes, so wie Grant oder Pablo.

„Denk über alles nach.“

Riet er ihr und sein Blick wanderte durch die Glastüre hindurch hinaus zu dem Robo-Taxi, wo nicht nur Thalia und die Kinder, sondern vor allem Cris auf Noa warteten.

„Du hast die Zeit.“

Sie schürzte die Lippen. Obwohl es danach klang, als spräche Pablo von der nötigen Zeit zum Nachdenken, sprach er in Wirklichkeit von seinem Vorschlag, dass sie für ein paar Wochen nach Lianna flog, um zu sehen, wie es war, wenn sie eine richtige Beziehung mit Cris führte. Er fand, dass sie es ernsthaft mit ihm versuchen sollte, um danach zu wissen, ob es zu etwas führte oder nicht.

“Ich weiß. Ich überlege es mir.“

Versprach Noa schließlich.

„Gut.“

“Aber was ist mit dir?“

Fragte sie, weil sie wusste, das Pablo ihr auch noch etwas anderes sagen wollte. Ihr Bruder schob seine Hand in die Tasche seiner Jacke und holte einen Datenstick hervor, den er ihr hin hielt.

“Ah, verstehe.“

Eine Nachricht, die sie jemandem übergeben sollte, wahrscheinlich Rätin ChesaraSyonette, wenn man Noas Reiseziel, die Verstaltung, die sie besuchen würde, und Pablos Kontakte berücksichtigte. Ihr Bruder nickte bestätigend, so als hätte sie den Namen der Jedi laut ausgesprochen.

„Berichte von den beiden Twi'lek und eine Nachricht von Jared.“

Informierte er Noa. Äußerst sensible Daten also. Mit den beiden Twi'lek konnte Pablo nur die beiden Jedi meinen, die im Auftrag der Rätin noch immer mit den Defendern zusammen arbeiteten. Die Widerstandskämpferin packte den Stick in ein sicheres Fach ihrer Tasche.

“Ich gebe es ihr, oder einem ihrer Kollegen.“

Sagte sie, da sie nicht wusste, ob sie die Rätin überhaupt persönlich treffen würde. Pablo nickte.

„Danke.“

Es war Zeit zum Abschied, doch immerhin war es diesmal nicht für längere Zeit, so wie bei Thalia und ihren Kindern.

“Pass auf dich auf.“

Sagte Noa, ihren Bruder umarmend.

„Und du auf dich. Und Noa? Du hast eine einmalige Gelegenheit... auf dem Ball.“

“Ich weiß.“

Senatoren, Minister, Jedi, Admiräle, Generäle... die Liste war fast endlos. Für eine Reporterin, oder eine solche, die es werden wollte, war es die perfekte Gelegenheit. Wenn sie nur ein kleines Interview von dem ein oder anderen bekäme, ein paar Informationen... und selbst, wenn daraus nichts wurde, konnte sie noch immer versuchen, ein gutes Wort für Coruscant einzulegen. Vielleicht konnte sie sogar dort, auf dem Ball, für die Defender nützlich sein.

Sie küsste Pablo erneut auf beide Wangen und ging dann, um die anderen nicht länger warten zu lassen. Schon wieder würde sie Coruscant verlassen, dabei wollte sie eigentlich nichts sehnlicher, als hier in Ruhe zu leben. Eines Tages, vielleicht, dachte Noa. Eines Tages, wenn es für Thalia an der Zeit war, zurück zu kommen. Sie hoffte nur, dass Ricardo und Camilla bis dahin nicht die Gesichter ihrer Onkel und Tanten oder das ihres Opas vergessen hatten... und schon gar nicht das ihres Vaters.


- Coruscant – Robo-Taxi – Mit Cris, Thalia, Ricardo, Camilla -
 
[Coruscant, City, Robotaxi]- Noa, Cris

Cris fühlte sich unwohl und fürchterlich fehl am Platze, kaum dass sie das Foyer des Hauses betreten hatten, in dem Noas Bruder Rámon mit Thalia und ihren Kindern lebte. Sie erwartete sie bereits mit einem Haufen Gepäck, der deutlich machte, dass es sich hier nicht nur um einen kurzen Urlaubstripp handelte, und wirkte dabei der wandelnde Tod. Auch die Kinder wirkten leblos, ganz anders als Cris es von Kindern gewohnt war – von Akemis Bruder Daiki, oder der kleinen Niré, die die Welt um sich herum mit Neugierde und Freude zur Kenntnis genommen hatten. Ricardo indes hatte geweint – das sah man ihm an – und die kleine Camilla schien die Welt nicht mehr zu verstehen. Cris war sehr dankbar, dass er einfach nur nach dem erstbesten schweren Gepäckstück greifen und es nach draußen zum Robotaxi bringen musste. Er bezweifelte, dass Thalia in diesem Moment sonderlichen Wert auf die Gegenwart eines Fremden legte – noch dazu eines Mannes, der zu jenen gehörte, die den Konflikt ausfochten, vor dem sie und die Kinder von Coruscant fliehen mussten.

Nachdem er das erste Mal vom Taxi zurückkehrt war hatte Pablo sich zu den beiden Frauen und den Kindern gesellt. Natürlich erkannte Cris Noas Bruder sofort – nicht nur, weil er sich sein Gesicht gemerkt hatte, sondern weil zudem jeder erkennen konnte, welches Opfer er bereits im Dienste des Widerstands erbracht hatte. Der ehemalige Sturmtruppler vermutete indes, dass Rámon im Begriff war, ein fast noch schlimmeres Opfer zu bringen. Es tat ihm weh, zu sehen, wie Noas Familie, an der sie so sehr hing, unter der Situation auf Coruscant zu leiden hatte.

Dankbar lächelnd nickte er Pablo zu, als dieser ihn begrüßte. Er wusste nicht, inwieweit sich dieser im Klaren darüber war, wie es zwischen Cris und seiner jüngeren Schwester aussah – was am letzten Tag passiert war könnte er unmöglich wissen und vielleicht war das auch gut so – doch er reagierte mitnichten ablehnend auf ihn. Cris konnte sich an den Rat erinnern, den Pablo ihm vor ihrer letzten Abreise auf Coruscant gegeben hatte – Noa die Stirn zu bieten. Nun, er gab sich Mühe. Aber wirklich beweisen würde er das wohl erst können, wenn sie wirklich aneinander gerieten.

Als er schließlich die letzte Tasche schulterte und Thalia mit ihren Kindern bereits im Taxi wartete, bat Noa Cris, ebenfalls draußen auf sie zu warten. Was auch immer sie mit ihrem Bruder zu besprechen hatte – Familienbelange, oder Dinge, die den Widerstand betrafen – war offenbar nicht für seine Ohren bestimmt, also gehorchte Cris. Er nickte Pablo zum Abschied zu und konnte sich ein warmes Lächeln in Noas Richtung nicht verkneifen, bevor er nach draußen zum Taxi ging. Er wartete außerhalb des Fahrzeugs – sich dabei einredend, dass er dies tat, um Thalia ein wenig Zeit mit ihren Kindern zu lassen, doch in Wirklichkeit, weil er nicht wusste, was er hätte tun können, um sie zu trösten oder die Situation nicht noch schlimmer zu machen – bis Noa schließlich ebenfalls nach außen trat, mit ihm in den vorderen Bereich stieg und das Taxi sie schließlich durch den Verkehr Coruscants trug.

Es war eine schweigende Reise, die sie zum Raumhafen zurücklegten, doch immerhin dauerte sie nicht lange. Als das Robotaxi neben der Landebucht, die Selby ihnen genannt hatte, auf dem Boden aufsetzte, wartete der Pilot bereits auf sie, wie immer wie aus dem Ei gepellt wirkend. Ein besonders breites Lächeln schenkte er den beiden Kindern, als sie mit ihrer Mutter aus dem Taxi stiegen.


„Thalia?“, begrüßte er Noas Schwägerin, bevor er vor den Kindern in die Hocke ging.

„Und ihr müsst Camilla und Ricardo sein, nicht wahr? Ich bin Selby… Kapitän von diesem Raumschiff.“

Er deutete auf die Empress, die hinter ihm in der Landebucht stand, offenbar abreisebereit bis auf eine Energieleitung, die noch mit der Yacht verbunden war.


„Ich freue mich, euch kennenzulernen.“

Immerhin, der Pilot gab sich Mühe, auch wenn Cris bezweifelte, dass noch ein Fremder die Kinder irgendwie würde aufheitern können. Vermutlich bei der gleichen Erkenntnis angelangt, erhob Selby sich wieder und nickte Thalia zu.

„Gehen Sie einfach an Bord. Mister Sheldon und ich kümmern uns um das Gepäck.“

Jetzt schien er das erste Mal Noa und Cris anzusehen und seine Lippen kräuselten sich zu einem amüsierten Lächeln.


„Noa.“

Sein Lächeln gefror plötzlich und als Cris seinem Blick an ihm selbst und Noa vorbei verfolgte, erkannte er auch, warum: der Landebucht näherten sich drei Männer in ihm mittlerweile wohlbekannten Uniformen. Denen der imperialen Zollbehörden.

„Geh an Bord“, raunte Cris Noa schnell zu.

„Selby und ich regeln das.“


Als die drei Zöllner schließlich bei Selby und Cris angekommen waren – letzter hatte das Gepäck aus dem Robotaxi geladen und dieses schließlich bezahlt, als würde er der Ankunft der Zöllner absolut gelassen entgegenblicken – waren sowohl Thalia und ihre Kinder als auch Noa bereits an Bord der Empress verschwunden. Der Anführer der imperialen Gruppe – die Hände wichtigtuerisch an seinen Gürtel gelegt, in die Nähe seiner Blasterpistole und seines Schockstabs – verschwendete keine Zeit mit Begrüßungen sondern nickte nur knapp in Richtung der Yacht.


„Ist das die Duke’s Gambit?“

Selby schaffte es irgendwie, ein freundliches Lächeln aufzusetzen.

„In der Tat, meine Herren! Welch gutes Auge!“

„Das Raumhafenregister genügt“, entgegnete der Imperiale missmutig.

„Sie sind?“

„Arbor Cane, Pilot dieses bescheidenen Schiffes“, antwortete Selby.

Der Imperiale deutete auf Cris.

„Und der da?“

„Mister Nort hier hat als Bodyguard für meinen Arbeitgeber angeheuert… und ehrlicherweise auch ein wenig als Mädchen für alles.“

Geistesgegenwärtig hatte Selby Cris Tarnnamen aus der gefälschten ID benutzt, von der er wissen musste, dass er sie bei sich trug. Selbst wenn die Imperialen also darauf bestanden, eine genauere Kontrolle durchzuführen, sollte ihre Tarnung aufrechterhalten werden können.


„Ziemlich viel Gepäck“, bemerkte der Zollbeamte mit Blick auf Thalias Koffer und Taschen, die zu Cris‘ Füßen lagen.

„Mein Arbeitgeber hat… ausschweifende Interessen.“

Selby grinste dem Imperialen verschwörerisch zu.

„Sie verstehen?“

Das genügte offenbar. Cris konnte förmlich sehen, wie das Interesse aus den Augen des Zöllners verschwand, bevor er sich an seine beiden Begleiter wandte.


„Gehen wir.“

Die Imperialen verschwanden.


„Das war knapp“, murmelte Selby, als sie deutlich außer Hörweite waren. Er deutete auf das Gepäck.

„Helfen Sie mir?“

Gemeinsam trugen sie das Gepäck an Bord der Empress of Blades und Selby verschwand in Richtung des Cockpits. Minuten später hatte das Schiff sie aus dem Schwerefeld Coruscants getragen, dann an den Rand des Systems… und schließlich in den Hyperraum.


[Hyperraum, Empress of Blades]- Noa, Cris, Thalia, Camilla, Ricardo, Selby, R6-C2
 
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