~/\~ Überlichtraum \~/ Frachter \~/ Kurz vor Coruscant \~/ Ayanami(verborgen an Bord) ~/\~
Vermutlich war das seine Rache für ihr aufbrausendes Auftreten. Eingepfercht in einem Schmuggelabteil, nicht in der Lage sich auch nur halbwegs bequem hin zulegen oder zu setzen. Ein Wunder das hier überhaupt Luftzirkulation herrschte und sie sich ein bisschen bewegen konnte. Der verdammte Höllenflug ihres Lebens, oder zumindest, der letzte Teil dessen. Wenigstens konnte sie rauchen. Ob das nun erlaubt war oder nicht, kümmerte Ayanami verdammt wenig. Würde sie das auch noch genommen bekommen, würde sie aus diesem Abteil springen und ein paar Arterien öffnen. Sie handelte also nur im Interesse der Mannschaft dieses Schiffs. Sie wollte nur deren bestes. Vielleicht nicht gerade das, aber immerhin sah sie keine sonderlich große Anziehung darin, wirklich auf zu springen und einige Adern zu öffnen. Also blieb sie liegen, verging sich an der Zigarette und wartete. Wartete und wartete und wartete. Die verdammte Warterei war ja nicht mal das Problem. Wie oft hatte sie schon irgendwo, versteckt, sodass niemand sie mehr sah, irgendwo herum gelegen und nur durch ein winziges Zielrohr geblickt?
Der Gedanke daran brachte sie schlagartig so tief in ihre Erinnerungen, das sie das ungemütliche Quartier sofort vergessen konnte. Einmal, als sie einen Stützpunkt – sie konnte sich schon nicht mehr daran erinnern gegen wen sie ins Feld gezogen waren – hatten ausheben wollen und sie für ganze Tage einen vorgeschobenen Kundschafterposten gebildet hatte. Mehr als zwei oder drei hatte hatte sie damals dort im Schnee gelegen. Irgendwo so nah an einem der südlichsten Punkte dieses Planeten bei Temperaturen die dank ihrer Rüstung lange nicht so schlimm gewesen waren, wie sie manch ein anderer ohne internes Heizsystem erfahren hätte. Oder auf dem Rücken eines Basilisken Kriegsdroiden durch die Atmosphäre zu springen und auf dessen Rücken sitzend mit dem Scharfschützengewehr feindliche Stellungen und Munitionslager unter Feuer zu nehmen. Oder... Carratos. Der letzte gemeinsame Einsatz der Brückenverbrenner. Carratos war ein Desaster gewesen. Rückzugsgefecht hin oder her. Das Durcheinander, all die Neulinge die in dieser Schlacht – was man eigentlich nicht als das bezeichnen konnte – ihr Leben gelassen hatten. Und Carratos war nur einer der Ort gewesen, den sie zusammen mit den Brückenverbrennern besucht hatte. Die Zeit verging schnell, dachte sie mit einem eher abschüttelnden Ruck. Vergangenheit war Vergangenheit. Was kümmerte sie das. Hier und heute standen die Dinge vollkommen anders und wer weiß? Vielleicht war der eingeschlagene, genau der richtige Weg für sie.
Wolf hatte sich schon immer schwer damit getan, sich einzugliedern. Der Gedanke sich und ihre Mitstreiter heil durch zu bringen hatte immer überwogen, klar. Letzten Endes war das vielleicht das einzige gewesen, was sie in der Reihe gehalten hatte. Aber sie musste sich einfach eingestehen, ohne Zweifel, dass sie nicht dieselbe Sorte Mensch war, wie die anderen Brückenverbrenner und späteren Cortanas. Jeder war verschieden, sicher, aber sie... ihre Kultur passten nicht dazu. Tief in ihrem Herzen war sie schon immer eine Nomadin gewesen. Nirgendwo wirklich zu Hause und immer unterwegs. Einzig Althir hatte eine gewisse Zeit lang wirklich so etwas wie Heimat bedeutet. Aber auch das war schnell geschwunden. Ab dem Moment da sie die Möglichkeit gesehen hatte innerhalb der Shocktroop Einheiten zu dienen... Und die Republik hatte sie jetzt auch nur einige Jahre diesem Drang nicht nachgehen lassen. Vielleicht war Va'art nur eine offensichtliche Entschuldigung für das gewesen, was letzten Endes wirklich der Fall war. Selbstverständlich hatte sie die Rache an den Mördern ihrer Tochter genossen, sehr. All zu gut konnte sich Ayanami an die Szene erinnern, wie Reaper sie daran gehindert hatte, die restlichen Piraten die sie ins Auge gefasst hatte, hinzurichten.
Immer wieder hatte die Frau darüber nachdenken müssen. Hatte die Situation gedreht und gewendet wie und so oft man nur konnte, aber eine wirklich zufriedenstellende Antwort, wieso sie doch auf ihn gehört hatte, wollte ihr einfach nicht mehr einfallen. Und ehrlich gesagt interessierte sie die auch nicht mehr. Eine Zeit lang hatte Sniper Wolf es auch bereut, auf ihn gehört zu haben. Aber auch das war vorbei gegangen. Sie... Verdammt was war jetzt los?! Der heftige Stoß, der durch das gesamte Schiff fuhr, verschonte die Kriegerin im Schmuggelabteil nicht. Ganz im Gegenteil. Ihr Kopf stieß heftig gegen die allzu nahe Wand und sie fluchte geschlagene hundertzwanzig Sekunden lang, ehe ein kaum hörbares Klopfen – auf Grund ihrer nicht enden wollenden Tirade aus Flüchen – sie langsam inne halten ließ. Dieses Klopfen... entweder wurde sie gleich von einem Dutzend Blasterstrahlen durchsiebt und hätte die letzten Minuten ihres Lebens in einem verkrifften Schmuggelabteil zugebracht, oder sie hatten – und verdammt noch mal das hoffte sie für die Besatzung dieses Schiffs – Coruscant erreicht...
Vor der Luke angekommen brauchte Ayanami nicht den obligatorischen kurzen Moment zur Neuorientierung. Sie folgte der Besatzung. Ebenso in einen Overall der Crew gekleidet und eine große Tasche über die Schulter geworfen trottete sie genauso kaputt hinter ihnen drein. In einer Umkleide in den Mannschaftsbereichen angekommen, machte sich die Scharfschützin allerdings schnell daran, jene Lebewesen hinter sich zu lassen. Die Tasche wurde abgestellt und in Windeseile ausgepackt. Das Gewehr auf den Rücken, schwere Blasterpistole ins Holster, Messer in die dazugehörige Scheide und zum Schluss waren ihre langen Haare in Windeseile zusammengefasst, sodass die Mandalorianerin ihren Helm binnen weniger Sekunden angezogen hatte und auf ihrer Seite des Helmvisiors alle Anzeigen zum Leben erwachten. Es war erleichternd und befreiend wieder die komplette Rüstung zu tragen. Zwar handelte es sich um eine eigentliche Rüstung der weiblichen Erben ihres Clans, Ayanami allerdings hatte einige Anpassungen machen lassen. Ihre Figur war größer und an entscheidenden Stellen sperriger als die ihrer Vorgängerinnen wie es schien. Kenner würden die Frau hinter der Rüstung auch ohne die Stimme erkennen, unbedarft betrachtet wäre es allerdings nicht, oder nur sehr schwer ersichtlich.
Der schwarze, schwere Panzer der ihren Körper nun schützte und dessen goldene Verzierungen leicht schimmerten als sie durch die Gänge des Raumports gen Ausgang strebte sorgte allerdings dafür, das ihr Abgang nicht so unspektakulär blieb, wie sie das gehofft hatte...
„Zeigen sie mir bitte, ihre ID.“
Auch wenn da ein bitte war, die Worte des Mannes hinter ihr hatten wenig mit einer Bitte gemein. Interne Optiksysteme lieferten ihr schon bevor sie sich umdrehte ein Bild des Menschen hinter ihr. Er war größer als sie, wies aber, dem Anschein nach nur Muskeln auf und wenig was dahinter steckte. Zumindest ließ sich seine Körperhaltung so deuten.
„Ich sagte: Ihre ID bitte!“
Die Dringlichkeit wurde größer und eine Hand ruhte bereits auf dem Kolben seines Blasters. Einen Moment lang überlegte sie wirklich darüber, dieses Hindernis auf die einfachste und effizienteste Weise zu erledigen, doch Ayanami konnte sich nicht dazu durchringen ihn direkt zu töten. Beschwichtigend die Hände erhoben, ging sie langsam auf ihn zu. Wollte er eine ID Karte überprüfen musste er Herr seiner Nervosität werden, da sie näher an ihn ran musste. Der unstete Blick des Mannes war eindeutiger Zeuge genau dieser und sorgte für ein mittelschweres Anschwellen ihres Zorns. Er sollte sie wenigstens ansehen! „Ich greife jetzt hinter mich und hole die ID.“ „Denkst du!“ dachte die Kriegerin und hieb mit der anderen Hand, die er kaum noch beachtet hatte, auf das Gesicht des Mannes ein. Es brauchte mehrere Schläge, offenbar hatte er schon des Öfteren was auf den Schädel bekommen, letztlich blieb er jedoch liegen. Übler zugerichtet als geplant, aber wirkungsvoll örtlich betäubt. In Windeseile hatte sie ihn durchsucht und ein Datapad aus seinen Taschen gezaubert, ebenso wie zwei Energiepacks – man konnte einfach nie genug dabei haben. Wolf war schon einige Meter weiter gegangen, da kamen bei dem Bewusstlosen zwei Gestalten um die Ecke. Als sie ihren außer Gefecht gesetzten Kameraden sahen, zogen sie augenblicklich ihre Waffen. Ayanami war schneller. Drei Schuss bevor sie die nächste Tür erreichte, zwei weitere in der Tür und dann war sie draußen... und rannte...
Auf die Umgebung achtete sie dabei nur wenig. Das wichtigste wurde ihr von den Anzeigen ihres Helms geliefert, der zugleich auch ihre Hauptfluchtwaffe wurde. Die Routen die sie damit würde planen können, verhalfen zu einem sichtlich besseren Erfolg. Doch die Alarmsirenen die sie gehört hatte als der Feuerwechsel stattgefunden hatte, verhießen nichts gutes. Der Schaden aber war angerichtet, egal ob vermeidbar oder nicht, jetzt suchten sie sie. Für eine Weile würde es ein bisschen so sein, wie unmittelbar nach ihrer Zeit bei den Shocktroopern. Grinsend hechtete die durchaus Ehrfurcht gebietende Gestalt Ayanamis über einen kleinen Speeder hinweg und vollzog schabend an einer Hauswand einen Richtungswechsel. Spurtete in eine Gasse die leer und verlassen war – und sie sehr an einen der Schleichpfade auf Carratos erinnerte – ehe sie hinter sich erneutes hektisches Brüllen wahrnehmen konnte und sich Verfolger an ihre Fersen hefteten. Die ganze Sache wurde allerdings noch brenzliger, als, alarmiert durch die Sicherheitskräfte bereits hinter ihr, sich auch noch Sturmtruppen in diesen Gewaltmarsch dazu gesellten. Verdammte schwarze Knochen des Imperators! Was wollten die denn jetzt!? Eigentlich sollten sie Ayanami ja in Ruhe lassen. Immerhin hatten die Mandalorianer sich doch eigentlich mit den Sith zusammengetan... oder etwa nicht? Verfluchte Sche*ße! Keuchte sie nur für sich und kam mit einem geschickten Sprung über eine Mauer, wenig später von zwei Sturmtruppen und drei Sicherheitsmännern gefolgt. Wollten die nicht irgendwann mal aufgeben?
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