Coruscant

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Giselle fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Was Alad Wingston ihr vorwarf, hatte weder Hand noch Fuß, nicht in ihrer Welt. In seiner leider schon.

"Sie denken, ich wäre hinter seinem Geld her, oder seinem Status?"

Sie hatte geglaubt, Wingston senior verabscheue sie für die, die sie war: ein Nichtmensch und untere Gesellschaftsschicht noch dazu. Sie hatte ihn für einen Snob gehalten, für einen typischen Imperialen, und ja, er war in ihren Augen beides, doch was er über sie dachte, verwirrte sie. Kam das häufig vor, dass Frauen versuchten, Exodus auszunutzen? Es musste so sein. Er war reich und gutaussehend, eine gute Partie, und irgendwo musste das Misstrauen seines Vaters schließlich begründet liegen.

"Sir, dort wo ich her komme, kennen wir kein Geld. Unsere Währung sind Leder, Felle und seltene Edelsteine. Unsere Männer zahlen ihre Vergehen in Blut. Und dort wo ich hin will, spielt Geld nur eine untergeordnete Rolle. Es wird benötigt um Kosten zu begleichen, doch nicht, um glücklich zu sein."

Sie schüttelte den Kopf. Es entsetzte sie, was er von ihr dachte. Dachte Exodus das auch? War das der Grund, warum er ihr das Kleid und die teuren Schuhe gekauft hatte, weil er glaubte, das wäre, was sie wollte? Er musste es besser wissen, sie hatte ihm so viel von sich erzählt!

"Ich will Exodus' Credits nicht."

Sagte sie nüchtern und war sich dem prüfenden Blick des älteren Mannes nur all zu bewusst.

"Ich will meine Freiheit zurück."

Aber wie sollte Alad Wingston das verstehen? Er würde es nicht. Giselles Leben war so fremd für ihn wie das seine für sie.

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[ Coruscant – Obere Ebenen – Wingston Corporation – Penthouse | mit Giselle ]

Ihre Frage nach seiner Einschätzung – ob er wirklich glaubte, sie wäre hinter dem Geld oder Status seines Sohnes her – rang Alad ein Stirnrunzeln ab. Giselle stellte die Frage mit dem ungläubigen Unterton einer Person, der dieser Gedanke bisher tatsächlich noch völlig fremd gewesen war. Wenn sie nun also doch nicht schauspielerte? Wenn sie wirklich keine niederen Beweggründe verfolgte, sondern – wie sie sagte – ernsthaft um Exodus‘ Liebe gekämpft hatte?

„Ja, das glaube ich.“

antwortete er schließlich, trotz seiner aufkeimenden Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Aussage, mit fester Stimme. Er spürte, dass er zum Kern ihrer Beweggründe noch nicht vollständig vorgedrungen war. Die Puzzleteile, die sich in seinem Kopf noch vor einigen Minuten so wunderbar zu einem klaren Bild zusammengefügt hatten, waren von der Vahla wieder auseinander gepflückt worden. Jetzt war sein Eindruck der schmalen Frau von Widersprüchen geprägt. Wenn sie wirklich nur an seinem Sohn und nicht an dessen Lebensumständen interessiert war – wieso wollte sie dann wieder gehen? Exodus war verrückt nach ihr. Dieses Gerede von ihrer Freiheit schien die Antwort darauf zu sein, aber er verstand sie nicht. Mit einem barschen Kopfschütteln verlieh er seiner Verwirrung Ausdruck.

„Man ist nirgends freier als in der Oberschicht von Coruscant. Geld ist die Sprache, die gesprochen wird. Und Geld haben wir. Wie könnte man anderswo freier sein?“

Alad nahm die Frau, die ihm gegenüber saß, wieder in den festen, prüfenden Blick.

„Exodus hat Ihnen einen Chauffeur gestellt. Sie können überall hin. Sie können alles haben. Wie können Sie da nicht frei sein?“

Sie hatte die unteren Ebenen kennengelernt, ein Leben voller Beschränkungen und Ängste. Ein Leben, in dem hinter jeder Ecke Probleme warteten. Hier oben gab es keine Limits. Hier oben war man sein eigener Herr, konnte sein Glück selbst formen. Er wusste längst, dass er ihr den Flug weg von diesem Planeten ermöglichen würde und auch wenn es ihm egal hätte sein können, wieso sie dieses Leben nicht wollte aus irgendeinem Grund wollte er die ihm präsentierten Widersprüche noch auflösen. Und verstehen.

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Kurios, wie unterschiedlich man auf einen Planeten blicken konnte. Es hing wohl immer davon ab, wo man stand. Alad Wingston kannte nur den Blick von oben. Er hatte die Aussicht von den höchsten Türmen, hinunter auf Millionen von Lichtern die ihm zu Füßen lagen wie ein Königreich. Er hatte die Sicherheit seiner Firma im Rücken, feste solide Wände und Ballustraden, die ihn vor einem Absturz bewahrten. Giselle aber war hinunter gefallen und sie hatte die hässliche Seite seiner Heimat gesehen, die Seite, die Verderben bedeuten konnte, wenn man eben nicht besaß, was er Freiheit nannte: Credits. Vorsichtig schüttelte Giselle den Kopf. Das war nicht Freiheit, das war Abhängigkeit.

"Sie haben eine schöne Wohnung. Es... lebt sich gut hier."

Sie betrachtete die moderne Einrichtung, dachte an die komplizierten Küchengeräte, die sie nicht bedienen konnte, an die flauschigen Bettdecken und die marmorierten Bäder.

"Doch wo gehen Sie spazieren, wenn Ihre eigenen Wände Sie einengen? Draussen, auf den betonierten Plattformen mit dem Wind vorbei rauschender Gleiter in Ihren Ohren? Wo gehen Sie hin, um den Gesang der Vögel zu hören? Und wo finden Sie eine Quelle mit Wasser so frisch, dass Sie es trinken können?"

Sie sah ihn fragend an. Wahrscheinlich bedeutete ihm nichts von diesen Dingen etwas, aber ihr schon.

"Was nutzt mir ein Chaffeur, wenn es keinen dieser Orte gibt, an den er mich bringen könnte?"

Brachte sie ihr Argument auf den Punkt. Für Giselle bedeutete Coruscant nur, weit entfernt zu sein von allem das sie liebte. Sie hätte auf Fresia bleiben sollen. Heute wusste sie das. Sie hätte dort leben können, allein auf den Inseln, bei den Mon Calamari oder vielleicht sogar bei Jem. Dort hätte sie ihr Kind zur Welt bringen und groß ziehen können und Exodus hätte nie davon erfahren. Mit ihm zu gehen war einer der größten Fehler ihres Lebens gewesen, nach ihrem Betrug an der großen Göttin und dem Betrug an ihrem Ehemann, Morten. In ihm lag jetzt ihre Hoffnung, in ihm und in Exodus' Vater.

"Hören Sie..."

Giselle sah ihn bittend an. Seine Fragen zehrten an ihren Nerven. Alles was sie von ihm wollte war ein Platz auf einem seiner Schiffe, eine einzige Überfahrt ohne Rückfahrschein.

"Alles das hier, Coruscant, dieses Appartment, Ihre so genannte...Oberschicht, das ist Ihre Bühne, nicht meine. Ich will nichts davon."

Sie hatte nur Exodus gewollt, das wertvollste, das der Mann, der nur an sein Geld dachte, besaß. Und jetzt wollte sie nicht mal mehr das.

"Helfen Sie mir, Mr. Wingston, ich flehe Sie an."

Tränen stiegen Giselle in die Augen. Sie konnte sie nicht länger zurück halten. Wann würden ihre Füße wieder feuchtes Gras unter ihren Sohlen spüren? Wie lange sollte es noch dauern, bis sie wieder zwischen den Bäumen laufen konnte, auf der Suche nach Pilzen? Sie konnte ihr Kind nicht hier aufwachsen sehen, zwischen Landeplattformen und Wolkenkratzern, erzogen von einem Vater, der falsches Spiel mir ihr trieb. Das war alles, nur nicht Freiheit.

"Ich erwarte ein Kind."

Giselle hatte ihren Blick gesenkt. Die Worte sprach sie in Richtung ihres Schoßes.

"Von Exodus."

Sie wollte Alad Wingstons Gesicht nicht sehen, das Entsetzen in seinen Augen, die Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit. Trotzdem hob sie schließlich wieder den Kopf, nach einem langen Moment des Schweigens und versuchte, seinen Blick nicht zu lesen.

"Er weiss es nicht. Wenn er es wüsste, würde er mich nicht gehen lassen. Aber ich kann nicht bleiben. Nicht... so."

Nicht, wenn er sie nicht liebte.

"Sie sind der Einzige, der mir helfen kann, Coruscant zu verlassen. Ich kann für immer verschwinden oder für immer hier bleiben. Es ist Ihre Entscheidung. Was ist Ihnen lieber?"

Die Frage durfte nicht besonders schwierig sein. Sie würde einen Bastard zur Welt bringen, einen Sohn der nur zur Hälfte Mensch sein würde und eines Tages seinen Anteil an der Firma einfordern wollte. Giselle Givenchy konnte einen Skandal verursachen in Alad Wingstons ach so perfekter Oberschicht. Sie bevorzugte die Variante, in der er ihr half und in der sie leise verschwinden würde. Es könnte so sein als wäre sie nie hier gewesen. Das musste ihm doch recht sein, oder nicht? Bitte, Vahl, lass es das sein, was er wollte...

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Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes

Man sollte meinen, man müsste jahrelange Ausbildung in der Macht besitzen und diverse andere Stätten besucht haben, an denen sie stark war, um das besondere an diesem Ort schätzen zu können. Dass ein junger Padawan gar nicht begreifen konnte, wie einzigartig die Stätte, auf die sie gestoßen waren, doch wäre. Aber stattdessen waren es gerade jene, Tara, Keeda und Ribanna, die vor Ergriffenheit staunten, während diejenigen, die Jahre damit verbracht hatten, die Lehren der Jedi (oder Sith) zu studieren, sich in den Haaren lagen.

Nicht minder erstaunlich war, dass Keeda unerwartete Courage zeigte und sich in den Disput einschaltete. Wes nickte anerkennend, als seine Padawan eine absolut legitime Zusammenfassung des Jedi-Kodex in eigenen Worten lieferte und in nur einem Satz bewies, dass sie mehrere der wichtigsten Dinge ihn betreffend verstanden hatte. Anschließend fragte sie Alisah freundlich, aber doch mit schonungsloser Offenheit nach ihrer negativen Einstellung und auch das hätte der Taanaber von ihr nicht erwartet! Wenn er an das junge Ding aus Dörfchen Harvelle irgendwo in der Steppe von Shili zurückdachte, welche sich just nach Wes' letzter Beförderung auf den Stufen der Lianna-Basis eingefunden hatte, und diese mit der Keeda von heute verglich, war der Unterschied kaum zu glauben. Auf dieser Mission hatte sich ihre Fortschritte besonders deutlich gezeigt. So hatte sich Keeda bereits zum zweiten Mal ihrer großen Nemesis, dem lieben H₂O stellen müssen und war nicht in Panik ausgebrochen, in einem engen unterirdischen Gang mit einer großen, geborstenen Wasserleitung. Wer nicht wie Wes von der Phobie seiner Schülerin wusste, wäre sicherlich überhaupt nicht aufgefallen, wie viel Überwindung es sie gekostet haben musste, immer tiefer in Richtung Kanalisation zu waten. Sicherlich hatte sie wie alle anderen auch jetzt noch nasse Füße…

Der Mut, sich den eigenen Ängsten zu stellen, um an ihnen zu wachsen, das war sehr gut. Aber nicht jeder schien diesen zu besitzen und es war Alisah, welche urplötzlich wieder ihre andere Seite zeigte und versuchte, Radan mit verständnisvollen Worten zu beruhigen. In der Höhle, in der sie sich befanden, konnte natürlich jeder die leisen Worte an ihn hören und Wes konnte dabei nicht anders als zu denken, dass dies das Problem mit Beziehungen war: sie brachten das beste aus dem einen hervor und das schlechteste aus dem anderen. Deswegen konnte man sie auch nicht pauschal verbieten, wie der Orden es einst, vor langer Zeit getan hatte, wovon das Holocron auf dem Sockel immer noch zeugte. Die helle Seite sprach aus Alisahs Worten, die Selbstlosigkeit, das Verständnis anderen gegenüber, die Fähigkeit zu verzeihen. Bei Radan hatte Wes manchmal das Gefühl, das Gegenteil, die dunkle Seite an einer Beziehung zwischen zwei Wesen zu erkennen, das Besitzergreifende, die Verschlossenheit nach außen, das Denken in Kategorien wie »wir« und »ihr«. Vor der Abreise hatte der Jedi-Rat gedacht, Alisah, die Unbekannte, die Ex-Sith, würde eine Gefahr für Radan darstellen. Nun glaubte er, dass es wahrscheinlich wahr war, die Frau daran aber gar keine Schuld traf. Nicht alles an ihr war positiv, doch ihr Ansehen in Wes' Augen stieg allmählich.

Natürlich hatte sie auch recht damit, dass eine Menge hinter den beiden lag, was Wes nur ansatzweise oder aus Berichten kannte. Deshalb war es sicherlich zu früh, Radan vorzuverurteilen. Der Eriadorianer war nie ein Bilderbuchjedi gewesen und würde wohl auch nie einer sein, aber er war eben doch ein Jedi gewesen. Vielleicht würde dieser letzte Teil auch irgendwann wieder zutreffen, so dass Wes sich nun doch ein wenig nachsichtiger Radans Konfrontationskurs gegenüber zeigte.


»Das Problem ist, er versucht dich vor den falschen Leuten zu beschützen! Die Jedi sind nicht eure Feinde, sondern… diese anderen Leute,«


Betonte Wes, der das Wort »Sith« an diesem besonderen Ort nicht aussprechen wollte. Mit gemischten Gefühlen hörte er von Radans Freude, ihn, seinen alten Meister wiederzusehen und mit ihm den Jedi-Tempel aufsuchen zu können, denn genau das hatte Wes sich vor der Reise auch erhofft gehabt, um herauszufinden, dass es bisher alles andere als spaßig gewesen war, das Liebespärchen hinter sich her zu schleppen.

»Ebenso froh wie dem mechanischen Noghri entkommen zu sein?«

Fragte Wes und konnte sich den Sarkasmus dabei nicht verkneifen. Er bezog sich natürlich auf Imperator Allegious, auf dessen schwarzer Liste Radan offenbar gelandet war, was dessen Rückkehr zu den Jedi zweifellos befördert hatte.


Alisah hatte Keeda kaum zu Ende erklärt, dass sie eine ehemalige Sith war, als Tara bereits begann, mit dem Holocron zu reden, welches völlig in den Hintergrund getreten war, und sie stellte just die eine Frage, die Wes auch auf den Nägeln brannte, doch bevor er sich einschalten oder Keeda den Kristall vorzeigen konnte, spürte der Jedi plötzlich fremde Präsenzen hinter ihnen. Er drehte sich herum und sah eine Gruppe schäbig aussehender Plünderer sich durch den halb eingestürzten Eingang zwängen. Sie waren respektlos, was bewies, dass sie im Grunde nicht die geringste Ahnung hatten, wo sie sich eigentlich befanden und eigentlich auch nicht, mit wem sie sich anlegten. Ein Zabrak meinte, Wes und den anderen männlichen Anwesenden Warnschüsse vor die Füße womit er sich dafür prädestinierte, ein Exempel statuieren.

»Ihr denkt doch wohl nicht, dass man einen Jedi einfach so erschießen kann wie eine Wompratte?«

Der Taanaber konzentrierte sich, aber nicht den Geist des Schützen sondern auf die Energieströme und diese gegebenenfalls ab- und umzuleiten. Die Waffe des Schützen hatte er augenblicklich als eine DL-18 erkannt, ein billiges, älteres Modell, eine Waffe von dem er wusste, dass er ihre Schüsse per Energieabsorption handhaben konnte. Für Wes sahen diese Typen schon so aus, dass sie niemals einen schweren Blaster für Warnschüsse benutzen würden, weil Energiezellen ja so verdammt teuer waren. Er grinste und versuchte, so viel Selbstsicherheit wie möglich auszustrahlen. Als er sich auf den Schützen zu bewegte, zeigte er die ungleich durchschlagskräftigere DL-44, die sich unter seine Robe verbarg, aber ohne sie in die Hand zu nehmen, oder ein Lichtschwert.

»Ich bin Jedi-Rat Wes Janson. Erschieß' mich doch!«

Der immer breiter grinsende Taanaber konnte sehen, dass der Mann umso nervöser wurde, je geringer die Distanz zwischen ihnen wurde. Gut.

»Schießt du jetzt endlich?«

Fragte Wes und der Mann tat es als direkte Reaktion, mit zitternden Händen. Der Blasterschuss sauste knapp an seinem Ohr vorbei und verpuffte an einer Steinwand.


Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Plünderer (NPCs), Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes
 
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„Sie sind … schwanger?!“

Alad Wingston entglitten die ansonsten so beherrschten Gesichtszüge. Er starrte die schlanke Frau ihm gegenüber verständnislos an, unfähig diese neue Information rational einzuordnen. Alles, was sie zuvor gesagt hatte, über Coruscant, seine zubetonierte, einengende Heimat, über Spaziergänge, die man hier nie machen könnte, Vogelgesang und über rauschende Quellen mit frischem Wasser – all das verblasste angesichts dieser Offenbarung. Alle Erwiderungen, die er sich zuvor bereitgelegt hatte, wurden gewaltsam aus seinem Kopf gedrängt und von diesem einen Gedanken ersetzt:

„Wie konnte das passieren?“

Die naheliegendste Erklärung wäre gewesen, dass sie Exodus ausgetrickst hatte und mit der Schwangerschaft erst Recht in eine Abhängigkeit ihr gegenüber drängen wollte. Ein Kind eignete sich perfekt für sowas. Exodus würde für das Kind Verantwortung übernehmen, dessen war Alad sich gewiss. Damit wäre auch Giselles Stellung an seiner Seite – oder zumindest ihre finanzielle Situation – gesichert. Das typische Verhalten einer Frau, der alle Mittel Recht waren um genau das Leben zu bekommen, das sie haben wollte. Aber diese naheliegende Erklärung traf nicht zu. Es passte nicht. Die Vahla beharrte weiterhin darauf von dem Planeten zu verschwinden, unerkannt, unbekannt.

„Und Sie wollen nun wirklich weg?“

Es gab nur wenig stärkere Antriebe in der Galaxis als den Beschützerinstinkt einer Mutter gegenüber ihrem Kind. Wenn sie die Wahrheit sagte, war Giselle eine werdende Mutter und wurde nun genau von diesem Instinkt getrieben, vermutete Alad. Wenn sie nun so energisch, so bettelnd und flehend, den Planeten verlassen wollte, dann um ihr Ungeborenes zu schützen. Doch wovor? Vor dem Planeten? Vor seinem Sohn? Der Geschäftsmann runzelte die Stirn und massierte sich die Schläfen. Giselle glaubte vielleicht, ihm die Entscheidung durch diese Offenbarung erleichtert zu haben, doch dem war nicht so. Ganz und gar nicht. Gedanklich ging er die Alternativen durch.
Was hieß es, wenn er sie nicht gehen ließ, wenn er darauf bestand, dass sie es Exodus sagte? Sein Sohn würde Vater werden, zum dritten Mal. Alad würde Großvater. Doch Giselle würde hier bleiben. Die Möglichkeit Yuna zurück zum Wingston Tower zu holen, wäre damit nichtig. Stattdessen würde Exodus eine neue kleine Familie bekommen. Der Boulevard würde sich natürlich die Mäuler darüber zerreißen. Exodus Wingston und die attraktive Vahla – zudem ein Nichtmensch! –, die für eine der größten öffentlichen Bloßstellungen des Vizepräsidenten in der jüngeren Vergangenheit gesorgt hatte. Mit einem Kind, dem durch seine genetische Herkunft die ganz hohen Ehren in der Oberschicht verwehrt bleiben würden. Ein Skandal! Es würde ein Kampf werden, für Exodus, fürGiselle, für das Kind und nicht zuletzt für Alad selbst. Er müsste die Vahla an der Seite seines Sohnes akzeptieren und zum Dank den Spott und Hohn seiner besten Freunde und Bekannten ertragen müssen. Über Jahre hinweg würden sie die Zielscheibe für Anfeindungen und Ablehnung werden, sie alle zusammen.
Aber was wäre die andere Seite? Er könnte Giselle verschwinden lassen, natürlich. Es wäre ganz einfach. Die Vahla wäre weg, Exodus für eine Weile verdrossen, aber es würde sich legen. Vielleicht würde er Yuna für sich zurückgewinnen und alles wäre wieder wie früher, so wie es sein sollte. Ein Teil von Alad wusste allerdings auch, dass es Verrat war. Nicht nur von ihm, sondern auch von Giselle. Exodus würde um seine zweite Chance betrogen, um die Möglichkeit es besser zu machen, besser als mit Adrian und Alisah. Vielleicht betrogen sie ihn mit diesem Komplott um die Chance endlich zu seinem Glück zu finden. Die Dinge zu Ende zu bringen zu können. Alad sah wieder hoch, blickte der Vahla direkt in die Augen.


„Sie wollen meinem Sohn das wirklich antun?“

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Wenn er ihr doch endlich antworten würde. Wie auf heissen Kohlen saß Giselle. Es fiel ihr schwer, nicht aufzuspringen und ihm alles das vor die Füße zu werfen, das Exodus ihr gegenüber gewesen war. Es war ungerecht, dass er auf einmal das Opfer war und es nur darum ging, was sie ihm antun würde. Natürlich hatte Alad Wingston Recht, doch er kannte eben nicht die ganze Geschichte.

"Ich kann nicht hier bleiben."

Erwiderte Giselle. Es war keine Antwort auf eine seiner Fragen, jede von ihnen berechtigt, aber es war so viel Wahrheit wie sie ihm geben konnte. Sie ließ den Kopf sinken und mit ihm sackten ihre Schultern nach unten. In diesem Moment wünschte sie, das alles wäre nie passiert. Wie wäre ihr Leben verlaufen, hätte sie niemals den Ungehorsam gelebt, dem sie als Mädchen verfallen war? Sie könnte noch bei ihrem Clan leben, Teil einer Familie sein und sich um nichts in der Galaxis sorgen. Sie würde jeden Abend um das Feuer tanzen und unter der Gnade der Göttin leben. Es war nicht die Freiheit, nach der es sie verlangte, doch es wäre ein gutes Leben und Exodus... sie hätte ihn niemals kennen gelernt.

"Er darf von dem Kind nichts erfahren."

So leid es ihr auch tat, doch das war eine feste Bedingung. Wenn er es wusste, war alles umsonst.

"Ich habe das alles nicht geplant, Mr. Wingston. Hätte ich gewusst, dass ich ein Kind empfangen würde..."

Giselle schüttelte den Kopf. Sie hatten keine Vorkehrungen getroffen eine Empfängnis zu vermeiden. Exodus hatte nichts in dieser Richtung gesagt und Giselle... sie hatte nie darüber nachgedacht. Bei den Vahla galten Kinder als Geschenk des Himmels, als Zeichen der Ewigkeit. War eine Frau mit einer Schwangerschaft gesegnet, so war sie von der Göttin selbst geküsst. Konnte sie nicht gebären, war sie in Ungnade gefallen und musste Abbitte leisten, so wie Giselle es seit Jahren tat. Was also bedeutete es, dass sie Exodus' Kind in sich trug? Waren ihre Sünden von einst vergeben? Und wenn dem so war, warum machte die Göttin es ihr dann so schwer?

"Was muss ich tun, damit Sie mir helfen?"

Giselle verlor Geduld und Glauben. Ihr einziger Ausweg drohte vor ihren Augen seine Türen zu schließen. Verzweifelt rutschte sie von dem Sofa herunter, hinab auf den Boden und auf ihre Knie, die in dem weichen Teppich versanken.

"Was muss ich tun? Denken Sie, es ginge Exodus besser, wenn er seinen Ruf verliert und Unterhalt an eine Frau zahlen muss, an der er sich längst satt gesehen hat? Würde ihm das Yuna zurück bringen? Ich weiss, dass er an sie denkt. Aber ein Bastard? Wäre das für Yuna ein Beweis seiner Liebe? Ich glaube nicht. Ich dagegen bin für Sie Niemand. Sie wollen mich nicht in Ihrem Stammbaum."

Sie wollte Yuna. Jeder von ihnen.

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Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Plünderer (NPCs), Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes

Er hörte Wes fragen und sah zu ihm "Ja, ich glaube mein Vater war hier." sagte er und sah noch einmal zu der Tür. Jeh weiter sie gingen, umso mehr konnte er auch eine andere Präsenz spüren, eine dunklere. Aber das behielt er erst mal für sich. Auch bemerkte er dann die Spannung, welche sich aufzubauen schien und dann schließlich zu einer Konfrontation zwischem Wes und Radan führte. Ricks zukünftiger Meister stand seinem alten gegenüber, ein Bild das dem Jungen gar nicht gefiel. Er blieb wie immer nahe bei Radan und sah zwischen diesem und Wes hin und her. Sie schien ungerheimtheiten über Radans Ansichten und denen von Wes zu geben. Rick hörte zu und hoffte das die Situation nicht noch schlimmer werden würde. Dann ergriff Alisah jedoch das Wort. Als sie endete nickte Rick stumm zustimmend und sah wieder zu Radan, hoffte das die Worte seiner Geliebten Wirkung zeigte. Besorgt sah er den Jedi Ritter an, hoffte das die Konfrontation genau so schnell zu Ende sein Würde, wie sie anfing. Dann wurde sie jedoch von etwas anderen Unterbrochen. Nicht weit von ihnen drangne Plünderer in den Tempel ein und sahen mit gezogenen Waffen zu ihnen, sogar ein Schuss viel. Rick merkte wie Wut ihn sich etwas anspannen ließ. Wie konnten diese Leute es wagen hier eizudringen und dann auch noch zu schießen. Etwas in ihm wollte zu dem Blaster greiffen, welchen er noch immer in seiner Tasche hatte, dann jedoch sah er wie Wes sich den Eindringlingen annahm und überließ es auch ihnen. Ein weiterer Schuss fiel und flog knapp an Wes vorbei, landete in der Wand. Staunend sah Rick zu dem Jedi Meister. Dann konzentrierte er sich jedoch wieder auf die Angreiffer. Auch wenn es ihm schwer fiel. Das dunkle was er vorhin gespürt hatte, nahm er nun wieder war und er begann sich etwas umzusehen, mit Angst und Sorge im Gesicht.

Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Plünderer (NPCs), Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes
 
Coruscant, Jedi-Tempel, Heiliger Berg-Alte Tempelruine: Wes, Ribanna, Tara, Alisah. Radan, Rick, Duska, Keeda und eine Bande Krimineller(NPCs)


Gebannt schaute Ribanna auf das Geschehen und war regelrecht starr vor Schreck. Doch Meister Wes blieb ganz entspannt und locker und ließ sich davon nicht wie Ribanna einschüchtern. In seiner Nähe konnte man sich sicher fühlen! Er wehrte scheinbar, was hieß scheinbar, Augen merklich die Schüsse ab, die auf die Füße zielten, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, dass die Gruppe verschwinden sollte. Er bewegte sich auf die widerlichen Kriminellen, genauer gesagt auf den Anführer, wie es den Anschein hatte, ganz langsam zu. Hoffentlich wusste er, was er tat!? Also Ribanna war drauf und dran weg zu laufen und wäre nie auf die Idee gekommen, auch noch hin zu gehen. Niemals im Leben! Jetzt stellte sich der Jedi-Rat auch noch vor und forderte den Anführer auf, ihn zu erschießen! Und wenn jener dieser Aufforderung umgehend nachkommen würde!? Ribanna konnte es nicht fassen. Also, sie hätte dies ganz sicher nicht gesagt! Nie und nimmer, ganz gewiss nicht! Was bezweckte Wes nur damit? Ribanna warf einen ängstlich besorgten Blick in die Runde. Sie würde doch die suspekten Leute nicht auch noch so reizen und provozieren und noch vorschlagen: „Hier, tötet mich! Ich komme extra näher zu euch heran!“. Die Anwärterin verstand den Sinn des Ganzen nicht! War der Meister Wes übermütig?! Und schon forderte er ihn noch einmal dazu auf, ihn zu erschießen! Was sollte dies verdammt noch mal!? Der Blaster zitterte in der Hand des Anführers. Würde er schießen? Und jetzt schoss der Kriminelle auch noch wirklich in der Tat auf Wes! Es war ein schrecklicher Moment! "Daja, beschütze uns!", flehte sie aus alter Gewohnheit innerlich ihre ehemalige Göttin an. Ribanna schrie laut auf vor Schreck. Ihre Knie zitterten. Doch er hatte ihn zum Glück nicht getroffen. Zwei seiner fiesen Kollegen lachten laut auf, dass ihr Boss geschossen hatte und amüsierten sich darüber, dass die junge Anwärterin aufgeschrien hatte. Der Rest grinste frech oder besser gesagt erfreut.

Die Lage verschärfte sich! Einer, der üblen Leute, griff sich Alisah als Geisel, in dem Glauben, sie wäre nur eine schwangere Frau und mit ihr hätte man leichtes Spiel. Er hielt ihr die Blastermündung von hinten an die Schläfe. Seine dreckige Pfote landete dabei auf ihrem Babybauch, weil er sie umschlang. Ribanna schrie erneut auf und rief ihnen entgegen:



„Lasst sie sofort los, hört ihr!“


Ihre Stimme klang dazu absolut kläglich und weinerlich. Die Kerle lachten sich scheckig! So ein Mist, dass ich nicht wenigstens dies unter Kontrolle hatte, dachte sie selbst, als ihre eigenen Ohren ihre zittrige dünne Stimme vernahmen. Dabei drohte sie mit dem Lichtschwert und sie hätte sich in dem Moment am liebsten selbst geohrfeigt, da der Blaster wohl doch die bessere Wahl gewesen wäre. Mit ihrem Lichtschwert stand sie viel zu weit weg! Und näher heran wagte sie sich nicht an diese kriminelle Brut. Ihre Knie zitterten schon dermaßen, dass sie befürchtete, dass jene gleich nachgeben würden.


„Meine Schönen, ihr werdet eure Rucksäcke und Taschen brav in die Mitte werfen und dann artig, wie befohlen, hier verschwinden und dann darf auch eure kleine werdende Mutti hinterher kommen!“,

sprach wieder der überhebliche Anführer, der Zabrak, und nickte dem Typen, der sich Alisah gegriffen hatte, lobend zunickend an. Seine kurzzeitige Unsicherheit hatte er wieder verloren.


Langsam sah man eine kleine Wölbung bei Alisah. Man sah, dass sie schwanger war! Ribanna hatte große Angst um das ungeborene Kind und Alisah. Der Typ, der sie bedrohte, grinste und zeigte, dass er vorne nur noch einen Zahn hatte.



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Es war die Verzweiflung einer Mutter, die ihm entgegen schlug. Giselle rutschte auf ihm vor auf die Knie und wiederholte voller Inbrunst ihre Frage: Was musste sie tun? Was musste sie tun, damit Alad sich durchrang ihr zu helfen? Der alte Mann schloss müde die Augen, obwohl der Tag gerade erst begonnen hatte. Für den Moment konnte er der Vahla nicht entgegen blicken, für einen Augenblick musste er einfach nachdenken und konnte ihrem flehenden, verzweifelten Blick nicht begegnen. Das Problem war: Sie hatte Recht.
Er wollte sie nicht in seinem Stammbaum haben, auch wenn ihr tragischer Auftritt eine unerwartete jähe Sympathie bei ihm aufkeimen ließ. Er wollte nicht, dass Exodus‘ Ruf auf Coruscant noch weiter litt und er gleichzeitig jede Chance auf eine Wiedervereinigung mit Yuna verspielte. Er wollte nicht, dass sich alles noch weiter veränderte. Es sollte so bleiben, wie es einst gewesen war. Aber dafür musste er nun ein Opfer bringen, denn diese Lüge gegenüber Exodus forderte ihren Preis. Sie würde an Alads Gewissen reißen und zerren, würde ihm schlaflose Nächte verursachen und ihm außerdem die Chance auf ein weiteres Enkelkind nehmen. Er betrog Exodus um sein Kind. Und Alad Wingston wusste nur allzu gut, was es hieß, ein Kind zu verlieren. Aramân war erst als junger Mann zurück zu seiner Familie gestoßen und die Zeit seiner Abwesenheit waren Jahre voller Trauer und Angst gewesen. Alad Wingston wusste, wie schlimm es war ein Kind zu verlieren. Nur würde Exodus von diesem Kind – diesem Bastard, wie Giselle selbst gesagt hatte – nichts erfahren. Er würde nicht um seinen Sohn oder seine Tochter trauern, würde nicht darauf hoffen, dass sein Kind eines Tages zu ihm zurückkehrte, würde sich nicht ausmalen, wie sein eigen Fleisch und Blut sich zu einem Erwachsenen entwickelte. Denn Exodus würde von alldem nichts wissen. Und wer konnte schon sagen, ob sich für ihn überhaupt alles zum Guten entwickelte, bliebe Giselle hier? Wer konnte schon sagen, ob er Kind und Frau nicht wieder im Stich ließ, so wie einst Yuna und die Zwillinge? Wer wusste schon, ob er nicht ein weiteres Kind mit dem Hang zur Macht aufzog, das sich in einigen Jahren, wie Exodus‘ Tochter Alisah, für den Weg der Sith entschied um Angst und Schrecken in der Galaxis zu verbreiten? Ein Bastard auf Coruscant, nur halb Mensch und halb Vahla, nicht von hoher Geburt und mit einer zweifelhaften Herkunft – würde so ein Kind nicht fast zwangsläufig auf den falschen Pfad gelangen? Würden sie nicht automatisch ein Kind heranziehen, das dafür bestimmt war, seine übernatürlichen Kräfte dafür zu nutzen, an allen und jedem, der ihm jemals Leid zugefügt hatte, irgendwann Rachen zu üben?
So betrachtet erschien es geradezu unverantwortlich Exodus Wingston ein weiteres Kind anzuvertrauen, zumindest unter diesen Umständen. Und dennoch: Es blieb sein Sohn, um den es hier ging. Es blieb Verrat. Alad kniff die Augen fest zusammen und massierte erneut mit seinen Fingerspitzen die Schläfen. Dann atmetet er tief aus und blickte in Giselles Richtung, ohne sie direkt anzusehen.


„Also gut. Ich werde Ihnen eine Möglichkeit verschaffen auf einem unserer Schiffe nach Alderaan zu gelangen.“

Das Comlink, das er vor wenigen Minuten noch als Zeichen einer nicht finalen Entscheidung auf den Glastisch hatte fallen lassen, zeigte noch immer die Routen seiner Luxus-Yachten für Touristen an, als er es schließlich wieder aufhob. Ein Flug in Richtung Alderaan war nichts ungewöhnliches, sodass Giselle nicht lange auf ihre Gelegenheit würde warten müssen. Die Zeichen standen auf Abschied.

„In 15 Tagen geht ein Flug nach Alderaan. Sie werden auf einer unserer Yachten unterkommen, im Crew-Bereich versteht sich. Sie werden dort eine Aufgabe bekommen um nicht weiter aufzufallen. Bis dahin …“

Endlich sah er der knienden Frau wieder in die Augen. In seinem Blick stand eine unnahbare Traurigkeit. Er war nicht stolz auf seine Entscheidung. Aber Alad Wingston hatte schon immer getan, was getan werden musste.

„… machen Sie es meinem Sohn nicht schwerer als es sein muss. Und erwähnen Sie gegenüber niemandem dieses Gespräch. Niemals.“

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Alisah hasste es im Mittelpunkt zu stehen. Zumindest so wie sie es im Moment tat. So wie sie alle ansahen und Radan, der tat gerade nichts. Fehlten ihm die Worte, nahm er ihr übel, dass sie sich eingemischt hatte und versuchte zu schlichten? Irgendwie fühlte sich die ganze Situation gerade sehr merkwürdig an, denn so schweigsam Radan war, so verständig wirkte Wes.
Verdrehte Welt!
Lag das an diesem Ort?
Fast war Alisah glücklich als dann doch ein, für sie doch mittelschwerer, Seitenhieb von Wes kam, als er auf Allegious anspielte. Alisah verzog dabei ihr Gesicht. Wusste er überhaupt wie sehr es ihre Schuld war, das Radan überhaupt auf der Abschussliste des Imperators gelandet war?
Doch zu einer entsprechenden Erwiderung kam Alisah nicht ebenso wenig wie sie dazu kam auf Keeda oder jemanden anderen in der Gruppe zu reagieren, Gerade mal Rick konnte sie ein kurzes beruhigendes Lächeln schenken, denn just in diesem Moment waren sie nicht mehr allein im Tempel.
Angewidert zog Alisah ihre Nase kraus denn nicht nur der Anblick der Banditen war ekelerregend, es breitete sich auch ein infernalischer Gestank aus. Und das sollte was heißen nach all dem was sie auf dem Weg nach hier unten erlebt hatten.
Wow, rafften die eigentlich gar nicht wem sie gegenüber standen? Waren die Jedi so lange weg, das man hier all das vergessen hatte, zu dem sie fähig waren?
Die waren einfach durchgeknallt sie zu bedrohen. Aber Wes schien noch durchgeknallter. Er provozierte die.
Alisah starrte ihn mit herunter geklappter Kinnlade an und fasste es nicht. Ein Blasterschuss, erst recht gleichzeitig von Mehreren , konnte einem Machtnutzer, egal ob Jedi oder Sith, durchaus gefährlich werden. Es sei denn man absorbierte die Energie. Aber auch das hatte Grenzen und es konnten auch nur sehr, sehr Wenige. Mal abgesehen, das man mit der absorbierten Energie auch irgend was anfangen musste.
Ihre Grübelei über Wes Beweggründe wurde ihr im nächsten Moment allerdings zum Verhängnis.
Sie war für einen Moment unaufmerksam geWesen und eine dreckige Hand legte sich um sie während sich die kalte Mündung eines Blaster's an ihre Schläfe drückte.
Das war doch nicht wahr! Nein!
Erschrocken sah Alisah sich zu den Anderen um, während die Angst um ihr Kind sie einen Moment im Griff hatte. Sie zuckte zusammen und zitterte leicht. Doch dann fing sie sich wieder, denn ihr suchender Blick war zu dem Hologramm in der Mitte gewandert und irgendwie schien es ihr, als würde das photonische Abbild eines längst dahingeschiedenen Jedimeisters zu ihr zurück blicken und sie anlächeln.
Als Ribanna rief, das die Räuber Alisah los lassen sollten riss Alisah sich von dem Blick los und fühlte sich merkwürdig gestärkt. Sie war doch nicht wehrlos!
Klar, sie hatte kein Schwert aber das hieß nicht, dass sie unbewaffnet war.
Die grapschende Hand auf ihren Bauch widerte Alisah noch mehr an, als sie die Blastermündung an ihrer Schläfe erschreckte, doch sie wiederstand dem drängenden Bedürfnis sich unter dem widerwärtigen Griff das Banditen zu winden während sein Chef sie als Druckmittel gegen die Anderen verwendete. "Kleine werdende Mutti"?
Hatte der das jetzt wirklich zu ihr gesagt. Wenn das jemand anderes geäußert hätte wäre es ja recht süß, aber aus dem Mund dieses Banthahirnes ... nein, es gefiel ihr nicht und befeuerte noch mehr ihren Ehrgeiz sich das nicht gefallen zu lassen. Kurz schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich während sie zum ersten Mal hier unten wirklich bewusst fühlte wie stark die Macht hier war.


Ich glaub nich das sie machen was ihr wollt.

Begann Alisah leise und beinahe zaghaft wirkend.

Unser Herr!...

Alisah nickte in Wes Richtung und grinste kurz schief, so dass es nur Wes sehen konnte. Sie hatte einen Plan!

...Lässt sich ungern was wegnehmen was ihm gehört! Ähm, und glaubt ihr echt, er wär nur mit seinem persönlichen Harem und den beiden Butlern hier und würde euch dann auch noch so provozieren?
Wie ihr selber hört, is er ein bisschen exzentrisch. Aber glaubt ihr echt er schert sich um mein Leben oder is so doof und kommt ganz ohne Wachen her?


Just in dem Moment schien es den Eindringlingen als würden sie ein mehrfaches Klicken im Raum hören und gleich darauf tauchten hinter allen möglichen Ecken und Nischen Gestalten auf. Teilweise waren sie hoch vermummt teilweise trugen sie die Gesichter der imperialen Patrouliensoldaten aus dem Raumschiff weil Alisah sie als Vorlage für die Illusion nutzte.
Für einen Moment waren die Banditen, zumindest der der sie gegriffen hatte perplex und Alisah reagierte genau in diesem Moment blitzschnell.
Sie entwand sich dem Griff des Banditen, schnappte sich seine Hand mit dem Blaster und verdrehte ihm den Arm so, dass die Mündung nicht mehr auf sie zielte, rammte im selben Moment ihr Knie in seinen Unterleib und ihre Faust in seine Nieren bevor sie ihm das Handgelenk weiter nach oben drehte und gleich darauf seinen Blaster in ihrer Hand hatte während sie ihn in die Schusslinie zwischen sich und die anderen Räuber bugsierte aber gleichzeitig hoffte, das die Anderen auch reagierten um den Rest der Bande erledigten.


Du weist gar nicht mit wem du dich anlegst.
Wenn du mich noch ein Mal an packst, mein Kind oder meine Freunde bedrohst, lernst du mich von einer Seite kennen die du nicht möchtest.


Diese verdammte Kanalratte hatte gar keine Ahnung wie viel Glück er hatte und wie sehr Alisah sich unter Kontrolle halten musste ihm nicht mehr weh zu tun. Viel mehr!

Coruscant - Jedi-Tempel –heiliger Berg – mit Tara, Keeda, Radan, Rick, Ribanna, Duska, Wes und eine Bande Krimineller (NPCs)
 
Coruscant, Jedi-Tempel, Heiliger Berg-Tempelruine: Alisah, Ribanna, Tara, Wes, Keeda, Rick, Radan, Duska und ein Haufen Krimineller (5 NPCs)


Ängstlich schaute Ribanna auf das Geschehen, also auf die arme Alisah! Sie hatte sicher große Angst! Hoffentlich tat ihr Ehemann Radan irgendwas! Jene sagte nun recht leise, dass sie nicht glauben würde, dass ihre Leute tun würden, was sie befahlen. Oh je, was sagte sie da bloß?! Natürlich würden sie jetzt tun, was sie forderten, oder?! Ihnen blieb doch gar keine andere Wahl! Sie konnten doch jetzt gar nichts anderes tun, als zu gehorchen! Schließlich hatten diese üblen Typen Alisah in ihren grässlichen Klo-Pfoten! Sie mussten jetzt alles machen, was sie sagten! Doch Alisah sprach auf dieser Schiene weiter. Ribanna dachte, ihr fallen die Ohren ab! Hatte sie hier irgendwas verpasst? Hatte sie etwas nicht mitbekommen? Was, sie hätten Wachen? Wieso erzählte jetzt Alisah sowas? Sie würden doch ruck zuck dahinter kommen, dass dies nur ausgedacht war! Sie hatten keine Wachen! Und wenn jene Banditen sie, die ganze Zeit beschattet und verfolgt hatten, wussten sie es doch sowieso, dass Alisah ihnen gerade die Hucke volllog und sie nur verunsichern wollte.

Dann ertönten von überall her, aus allen Richtungen komische Geräusche. So kurz und metallisch-klingend! Ribanna schaute sich um und wendete sich damit zum ersten Male von Alisah und den Gaunern ab. Komisch?! Wo kamen denn die Wachen plötzlich her? Waren dies ihre eigenen oder deren Leute, fragte sich die Anwärterin überrascht? War dies jetzt für sie gut oder schlecht? Sie schaute in die Runde und die Reaktionen der Ex-Sith und der Räuberbande sagten ihr, dass es gut für die Jedi-Gruppe war. Ribanna schaute nochmal genauer auf die Leute. Waren das nicht einige Soldaten von der Kontrolle im Raumschiff? Alisah war zwar schwanger, aber noch längst nicht ungelenk! Sie hatte schneller, als man schauen konnte, die Waffe des Typen entwendet! Die miesen Banditen waren ziemlich übertölpelt! Ribanna rannte rasch nach vorne und hielt einem, der kleineren fetten Typen, mehr Bauch als alles Andere und ohne Hals, ihr Lichtschwert vor seine Kehle. Sie schaute stolz und triumphierend lächelnd an dem Dicken vorbei und ihr Blick traf anerkennend Alisah! Von ihr konnte man aber wirklich eine Menge lernen! Zu dem Dicken vor ihr sagte Ribanna schnell:



„Nicht bewegen, Dickerchen!“


Ribanna hatte aber immer noch nicht geschnallt, dass die Verstärkung eine Illusion war! Sie hatte die Illusion im Raumschiff nicht gesehen gehabt und wusste weder, dass Alisah sowas konnte, noch dass Illusionen derart möglich waren und so echt wirken konnten. Sie wusste nicht einmal, dass dies überhaupt möglich war!

Alisah sprach jetzt nochmal Klartext mit der miesen Bande! Sie war richtig toll!



Coruscant, Jedi-Tempel, Heiliger Berg-Tempelruine: Alisah, Ribanna, Tara, Wes, Keeda, Rick, Radan, Duska und ein Haufen Krimineller
 
Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Plünderer (NPCs), Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes

Wes wähnte die Situation unter Kontrolle und aller Aufmerksamkeit auf sich gerichtet. Er spielte ein waghalsiges Spiel, so viel war klar. Er hatte damit gerechnet, dass der Plünderer entweder gar nicht schoss, oder daneben, oder anderswie so zaghaft agierte, dass der Taanaber ihm den Blaster wegnehmen konnte oder dergleichen. Das große Risiko war natürlich, wenn er traf und bei der Absorption etwas schiefging, etwa durch einen Moment der Unkonzentriertheit, oder das anschließende »Entsorgen« der Energie nicht klappte. Doch zum Glück war die Kalkulation aufgegangen, allerdings konnte man argumentieren, dass man solch tollkühne Aktionen nicht gerade mustergültige Jedihaftigkeit im Sinne des Kodex nennen konnte, schon gar nicht nach der strengeren Interpretation des Holocron-Jedi-Meisters hinter ihm.

Obendrein hatte er es trotzdem nicht geschafft, die komplette Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen. Die von Alisah hatte er wohl, die des ihr am nächsten stehenden Plünderers nicht. Infolgedessen brachte dieser die ehemalige Sith in seine Gewalt, was dem Zabrak-Anführer der Truppe ein Druckmittel verschaffte, hämisch die Aufgabe der Jedi zu fordern.

Was tun, überlegte Wes. Auch wenn er natürlich nicht allein die ganze Bande auf einmal ausschalten konnte, waren sie diesen Banditen natürlich immer noch überlegen, zumal Alisah zweifellos eine denkbar schlechte Wahl als Geisel war. Duska oder Ribanna wären gute Ziele gewesen, was letztere auch bewies. Trotzdem besaß keiner der Angreifer die Geistesgegenwart, das wohl ängstlichste und unsicherste Mitglied der Gruppe als zweite Geisel zu nehmen.

Schließlich gelangte der Jedi-Rat zu einer Entscheidung: natürlich würde er seine Waffen und Ausrüstung nicht abgeben, was auch sonst noch niemand von ihnen getan hatte, auch nicht als Finte. Vielmehr würde er eine Illusion projizieren, dass sie Verstärkung bekamen und die dadurch entstehende Verwirrung als Ablenkung benutzen, um… irgendwas zu improvisieren.

Und im selben Moment kam Alisah ihm damit zuvor, das Heft des Handelns zu ergreifen. Wie, persönlicher Harem? Machte er etwa den Eindruck nach außen? Dass er nur attraktive weibliche Padawane nähme war schließlich ein Gerücht. Wobei… Tara, Keeda, Alisah, Ribanna, Duska – lauter sportliche junge Frauen, was das Jedi-Training natürlich auch mit sich brachte. Radan und Rick blieben meist etwas für sich, was hieß, wenn er um sich rum schaute… ja okay, Harem.

Aber musste sie ihm auch noch seine Idee wegnehmen? Die Illusion war wirklich beeindruckend, trotz der erleichternden Umstände an diesem magischen Ort, und die Art, wie Alisah sich befreite und den Typen fertigmachte, erinnerte ihn etwas an Brianna. So waren nunmehr Aller Aufmerkssamkeit auf die Ex-Sith gerichtet, welche die Plünderer mit markigen Worten einzuschüchtern wusste.

Aber eigentlich passte das Wes überhaupt nicht! Das war schließlich nicht die Alisah-Show! Er brauchte etwas, um sie zu übertrumpfen und er fand etwas, um sich wieder in Szene zu setzen. Der Taanaber konzentrierte sich auf den Blaster des Mannes, der auf ihn geschossen hatte. Langsam führte er seine Hand nach vorne und hielt sie über die Waffe, was deren Besitzer auch zunächst über sich ergehen ließ. Die Zeit nutzte der Jedi, um deren Energiezelle in der Macht wahrzunehmen. Nun pflegten Energiezellen zu explodieren, wenn man sie kurzschloss, weshalb die Hersteller von selbigen diese natürlich mit Sicherungen ausstatteten, welche ebendies verhinderten. Wenn man aber das Innere der Zelle von außen manipulieren konnte, konnte man diesen Schutzmechanismus aushebeln, und das tat Wes auch. Es war nicht zu schwierig, denn Energieströme in der Macht aufzuspüren fiel ihm von jeher leicht.

Die Zelle explodierte also im Griff des Ganoven und Wes absorbierte mit seiner vorgestreckten Hand genug Energie, dass es diesem selbige nicht gleich abriss. Der Mann schrie trotzdem auf und hielt sich durch die Brandverletzung rote Hand. Mit der Energie, eine noch beherrschbare Menge, jonglierte er innerlich etwas hin und her, während er den nächsten Schritt vorbereitete, und überbrückte die Zeit bis er soweit war, mit etwas Dummschwätzen.


»Wie ich bereits sagte, ich könnt gerne auf mich schießen, denn Blaster fügen mir keinerlei Schaden zu.«


Die Behauptung überprüfte jetzt hoffentlich niemand, und Wes hatte Glück.

»Andersherum gilt das allerdings nicht. Legt die Waffen jetzt lieber weg, bevor sie euch noch in der Hand explodieren. Nicht, dass noch wer verletzt wird…«


Er war soweit, und er machte sich Sorgen um Ribanna. Sie bedrohte einen kleinen, fetten, hässlichen Typen, ohne jedoch eine erkennbare Option zu haben für den Fall, dass sich dieser doch überlegte, zu schießen. Sowas ging nur bei Jedi-Räten gut, nicht bei Padawanen… Wes entriss dem Fetten also seinen Blaster mit der Macht und ließ ihn hoch in die Luft fliegen (was er mangels Telekinesebegabung unter normalen Umständen nicht hätte bewerkstelligen können, aber absorbierte Energie machte so einiges möglich) und ließ ihn dort explodieren. Eigentlich schloss er durch die ganze überschüssige Energie den halben Blaster kurz, als gezielt nur die Energiezelle, aber Hauptsache es ergab ein schönes Feuerwerk.

Na, das war doch besser gewesen als Alisahs Illusion? Wahrscheinlich nicht, aber zumindest begriffen die Typen bei ihm, dass hier die Macht im Spiel war.

»Wir sind Jedi. Widerstand ist zwecklos,«

Erklärte Wes und versuchte, dies wie eine feststehende Tatsache klingen zu lassen und nicht wie eine Theorie, die man auf die Probe stellen konnte.

Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Plünderer (NPCs), Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes
 
[ Coruscant – Obere Ebenen – Wingston Corporation – Penthouse – Schlafzimmer ]

Es war ein ungewöhnlicher Morgen. Ein leichtes Kratzen hatte sich über Nacht in seinem Hals spürbar gemacht – normalerweise nichts, weswegen Exodus den Kranken mimte und im Bett blieb. Ein Kratzen im Hals, ein Schnupfen oder ein störrischer Magen waren seiner Auffassung nach bloß kleine Wehwehchen und jeder, der wegen solcher Dinge zu Hause blieb, wurde von ihm mit einer missbilligend hochgezogenen Augenbraue bedacht. Heute allerdings nutzte er diese, von seinem Körper auf einem Silbertablett präsentierte, Möglichkeit zu Hause zu bleiben ausnahmsweise aus. Nicht, dass er jemandem hätte Rechenschaft darüber ablegen müssen, ob er ins Büro ging oder nicht. Exodus war sein eigener Chef, die Rolle des Präsidenten nahm sein Vater größtenteils aus symbolischen Zwecken ein. Vor sich selbst konnte er die Entscheidung aber so gerade eben durch das wunderbare kleine Kratzen in seinem Hals rechtfertigen. Aber das war natürlich nicht der eigentliche Grund. Der Grund war der kleine Kuss, den Giselle ihm auf die Wange gedrückt hatte. Der Grund waren ihre Worte: Dass sie das alles hinter sich lassen und nur noch nach vorne blicken wollte. Sie hatte, ob beabsichtigt oder nicht, einen neuen Hoffnungskeim in Exodus‘ Kopf gepflanzt. Denn auch er wollte vergessen, was geschehen war. Er wollte nicht mehr daran denken, mit welchen Methoden er sie versucht hatte an sich zu binden. Stattdessen wollte er ihr Gründe liefern, aus freien Stücken bei ihm zu bleiben. Nur wie sollte er das machen, wenn er den Großteil des Tages im Büro beschäftigt war, während sie sich hier oben langweilte oder allein durch die oberen Ebenen von Coruscant streifte? Er brauchte diesen Tag. Er brauchte die Zeit mit ihr.

Anders als üblich blieb Exodus an diesem Morgen also im Bett, obwohl er durch seinen Schlafrhythmus frühzeitig – pünktlich für den Weg ins Büro – wach wurde. Statt der morgendlichen Routine machte er es sich bequem, schickte eine kurze Nachricht an seinen Sekretär, dass er heute nicht ins Büro kommen würde, und lauschte auf die Geräusche, die um ihn herum ertönten. Und er achtete auf die Macht. Seine Fühler waren vage nach Giselle ausgestreckt, um zu erspüren, ob sie schon wach war oder noch schlief. Ohne es mit Gewissheit sagen zu können, befürchtete er, dass sie ihm aus dem Weg gehen oder sogar fluchtartig das Penthouse verlassen könnte, wenn sie hörte, dass er in der Wohnung blieb. Also beschloss er, ihr diese Chance nicht zu geben. Erst wenn Giselle das Zimmer verließ, würde er auch sein Bett verlassen. Ganz so, wie es sich für einen Kranken gehörte. Da brauchte man schließlich viel Schlaf und Ruhe. Dieser Gedanke ließ Exodus zufrieden lächeln. Ein ganzer Tag mit seiner ehemaligen Assistentin. Es wäre wieder wie auf Fingers Mark.

Lange ließ die Vahla ihn nicht warten. Auch sie hatte ihren Rhythmus entwickelt, nahm er an. Meistens verließ er vor ihr das Penthouse, sodass er davon nicht viel mitbekam. Doch den Geräuschen nach – nicht, dass eine leichtfüßige Tänzerin wie Giselle viel Lärm verursachte – und dem Weg, den er ihre Aura über die Macht verfolgte, führte es seinen Gast in die Küche. Exodus schlug die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Dann schlüpfte er in seine Hausschuhe, warf sich seinen Morgenmantel über und ging hinüber ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch fallen ließ und das Holo-TV mit einer Geste in Richtung der Wand startete.
Es gab unterschiedliche Meinungen darüber, wie Frauen auf kranke Männer reagierten. Einerseits konnte man Gefahr laufen vor der Frau zu weich zu wirken und damit jegliche attraktive Männlichkeit zu verlieren, die man ansonsten ausstrahlte. Andererseits konnte ein anrührend kranker Krieger eine Frau auch dazu anregen, sich liebevoll und mit Aufopferung um ihn zu kümmern. Exodus rutschte auf der Sitzfläche der Couch etwas nach oben und setzte sich gerade hin. Nur weil er den Kranken mimte, musste er sich schließlich nicht bewusst seiner Attraktivität berauben. Unschlüssig schaltete er durch die Kanäle des Holo-TV, bis er schließlich bei einer Nachrichtensendung hängen blieb. Den Ton drehte er absichtlich noch etwas lauter als nötig gewesen wäre – Giselle sollte schließlich mitbekommen, dass er hier war. Und wenn sie kam, würde er ihr die Geschichte seines Leidens erzählen, ohne sie direkt auf gemeinsame Pläne zu stoßen. Es sollte sich alles ganz natürlich entwickeln, rein zufällig. So wie ihn das Kratzen heute Morgen überrascht und ihm keine andere Wahl gelassen hatte, als im Bett zu bleiben.


[ Coruscant – Obere Ebenen – Wingston Corporation – Penthouse – Wohnzimmer ]
 
Coruscant, Jedi-Tempel, Heiliger Berg-Tempelruine: Tara, Wes, Ribanna, Alisah, Radan, Duska, Keeda, Rick, fünf Banditen (NPCs)


Auch Wes nutzte die günstige Situation und nahm oder besser formuliert, riss seinem Gegenüber den Blaster aus der Hand und ließ ihn gekonnt explodieren, obwohl er ihn nicht einmal selbst in die Hand genommen oder irgendwie anders berührt hatte. Beeindruckend! Dennoch zuckte Ribanna bei der Explosion schrecklich zusammen. Das sie aber auch so schreckhaft sein musste! Das Gleiche passierte mit dem Blaster des Dicken, den Ribanna mit ihrem Lichtschwert in Schach hielt. Zum ersten Mal in ihrem Jedi-Leben nutzte sie das Lichtschwert. Wer hätte gedacht, dass sie einen dicken Räuber damit bedrohen würde!? Wes rief aus, dass Widerstand zwecklos und sie Jedi wären. Er sagte es so, als würde er sagen, sie wären die Polizei. Konnte man Jedi so sehen?

Alle Anderen kümmerten sich noch um die restlichen zwei Banditen und somit wurden alle Fünf in Schach gehalten und plötzlich verschwanden die vielen Wachen? ! Jetzt bemerkte Ribanna, dass es eine Illusion gewesen war, ein lebendiges Trugbild! Wer hatte dies gemacht? Wer konnte unter ihnen sowas? Fragend sah Ribanna hin und her. Sie fühlte sich mal wieder richtig dumm. Dumm und ungebildet! Sie wusste nichts, was ein Jedi konnte und wusste! Rein gar nichts! Sie fühlte sich ab und an wie Falschgeld dazwischen!

Was sollten sie jetzt mit den Banditen machen? Eigentlich sollte man sie aus dem Tempel entfernen, doch der Weg zu einem der Ausgänge war, von hier oben aus, weit. Doch sie mussten sich um den Kristall kümmern! Ein ewiges hin und her würde unnötig Zeit kosten! Man sollte die Diebesbande so lange irgendwo einsperren!


„Wir sollten sie erstmal einsperren und uns dem Kristall widmen, damit wir unsere eigentlichen Aufgaben und Ziele nicht aus den Augen verlieren! Was meint ihr?“,

fragte die junge Anwärterin unsicher.


Coruscant, Jedi-Tempel, Heiliger Berg-Tempelruine: Tara, Wes, Ribanna, Alisah, Radan, Duska, Keeda, Rick, fünf Banditen (NPCs)
 
- Coruscant – City – Wingston Tower – Penthouse – Gästezimmer –

Am Anfang war es nur ein einziges Geheimnis gewesen, doch wie es so oft bei Unwahrheiten der Fall war, folgte eine Lüge der nächsten. Es war wie ein Spinnennetz, in dem ein Faden zum nächsten führte. Wenn einer riss, drohte alles auseinander zu fallen. Obwohl sie beruhigt darüber hätte sein sollen, einen Ausweg aus ihrer Situation gefunden zu haben, schlief Giselle nicht gut. Der Verrat an Exodus lastete auf ihrer Brust wie ein schweres Gewicht und wenn sie in der Nacht wach in ihrem Bett lag, konnte sie kaum an etwas anderes denken. Sie hatte Angst, einen Fehler zu machen und ihm Anlass zu geben daran zu zu zweifeln, was sie ihm erzählte. Um ihm reinen Wein einzuschenken war es jedoch längst zu spät. Sie hatte sich für diesen Weg entschieden und würde ihn bis zum Ende gehen müssen.

Auf der einen Seite war sie noch immer sicher, dass sie das Richtige tat – das einzige, das sie tun konnte! – doch Zweifel hatten es so an sich, sich nach und nach dorthin zu setzen, wo es am schmerzvollsten war und sich mit jedem Gedanken zu verschmelzen bis man sich der eigenen Urteilsfähigkeit nicht mehr sicher war. An diesen Punkt gelangte Giselle mehr und mehr, als sie am Morgen erwachte. Sie wollte und würde an ihrem Plan festhalten und jetzt, da Alad Wingston ihr seine Hilfe zugesichert hatte, musste sie dies auch, doch Alad Wingston hatte, ob bewusst oder unbewusst, ein neues Fenster für Exodus geöffnet, durch das Giselle ihn wieder in einem Licht sah, das sie eigentlich hatte ignorieren wollen. Um ihn nicht zu verletzen gab es nur eine Möglichkeit:
"Erwähnen Sie gegenüber niemandem dieses Gespräch. Niemals.“

Wie es sich fast zu einer Art Routine entwickelt hatte, begann sie den Tag langsam. Während dem ersten Gang zum Bad war ihr immer etwas schwindelig, als müsse sich ihr Kreislauf nach dem langen Liegen in der Nacht erst wieder hoch schrauben, um den Tag gemeinsam mit ihr durchzustehen. Danach zog sie sich an, etwas bequemes, denn sie hatte nicht vor, das Penthouse zu verlassen. Wohin hätte sie auch gehen sollen? Giselle hatte kein Interesse daran, zwischen den grauen Hochhausblöcken zu spazieren. Sie hatte heraus gefunden, dass man von der Dachterrasse des Penthouses aus einen weiten Blick über die Stadt hatte. Es war nicht unbedingt ein schöner Ausblick, aber ein beeindruckender, und es genügte um frische Luft zu schnappen und ein paar Meter zu gehen. Da sie später aufstand als Exodus, der morgens üblicherweise der erste war, der das Penthouse verließ, und auch absichtlich wartete, bis Alad Wingston ins Büro gegangen war, musste sich Giselle nicht darüber sorgen, jemandem zu begegnen. Miku, Exodus‘ Halbschwester, die ebenfalls ihre eigenen Räumlichkeiten im Wingston Tower bewohnte, bekam sie ohnehin so gut wie nie zu Gesicht. Alleine zu sein war ihr mehr als recht. So war es leichter, so zu tun, als wäre sie ganz woanders. Sie bereitete ihr Frühstück zu, darauf bedacht, keine Spuren ihres Daseins in der Küche zu hinterlassen. So kurz vor ihrem Ziel wollte sie vermeiden, Alad Wingston zu verärgern. Aus diesem Grund trug sie ihr Frühstück auch auf einem handlichen Tablett in Exodus' privaten Flügel zurück, sicher war sicher, und dort war sie so unsichtbar wie sie nur sein konnte. Schon als sie in den Korridor trat, hörte sie jedoch Stimmen - keine echten, sondern die unverkennbaren Klänge und Geräusche aus dem Holo-TV. Giselle blieb stehen, mitten auf dem Gang, für einen Moment verwirrt. Als sie tat, was jeder getan hätte, um der Ursache auf den Grund zu gehen, war sie nur noch leicht überrascht, Exodus in seinem Wohnraum vorzufinden. Es hatte ja nur er sein können.


"Was machst du denn hier?"

Sie stand in der Tür, das Tablett in ihren Händen, während Exodus auf der Couch saß. Er trug nur Hauskleidung und sah nicht so aus, als hätte er vor, in naher Zukunft ins Büro zu gehen.

"Stimmt etwas nicht?"

Er sah nicht krank aus. Giselle kam einen Schritt näher.

"Ist etwas passiert?"

Sie konnte sich keinen Grund vorstellen, warum Exodus nicht zur Arbeit gehen sollte. Vielleicht war er doch krank? Oder Alad Wingston hatte sich dazu entschieden, seinem Sohn die Wahrheit über das verlogene Flittchen zu erzählen, das unter seinem Dach lebte, und Exodus war an diesem Morgen Zuhause geblieben um sie zur Rede zu stellen.

- Coruscant – City – Wingston Tower – Penthouse – Exodus' Wohnraum - Mit Exodus -
 
[ Coruscant – Obere Ebenen – Wingston Corporation – Penthouse – Wohnzimmer | mit Giselle ]

Es waren Momente wie diese, in denen Exodus sich leise fragte, ob seine Talente in den Reihen der Sith nicht doch am besten zur Geltung gekommen waren. Das Spinnen von Intrigen, die Manipulation anderer Lebewesen zu seinen Gunsten, das Planen im Verborgenen und die diabolische Freude, wenn ein solcher Plan gelang. Das alles brachte er mit und das alles konnte er auch nach Jahren nicht ablegen. Vielleicht, so flüsterte die leise Stimme in seinem Hinterkopf, war das einfach ein Teil seiner Persönlichkeit. Als Giselle den Raum betrat, empfang er nicht nur Freude darüber sie zu sehen, sondern eben auch darüber, dass ein Plan – wieder einmal – aufgegangen war. Und so folgte sein schmerzverzerrter Gesichtsausdruck auch erst zeitversetzt zu ihrem Erscheinen.

„Giselle!“

er sagte es mit einem Erstaunen in der Stimme, als hätte er nicht damit gerechnet, dass sie hier auftauchte, geschweige denn, dass sie sich im Penthouse befand oder gar auf dem Planeten. Es war Teil seiner Rolle überrascht zu sein. Dann erinnerte er sich wieder an das Kratzen in seinem Hals, ursprünglicher Ausgangspunkt der für Giselle dargebotenen Szenerie, und verzog das Gesicht.

„Ach …“

Mit den Fingern langte er zu seinem Hals und rieb sich mit unglücklich verzerrter Miene über die Haut.

„Mir geht es heute nicht so gut.“

Dann versuchte er es mit einem Husten, was in seinen Ohren jedoch nur mittelmäßig überzeugend klang. Mit verstohlenem Blick versuchte er Giselles Reaktion einzuordnen, eher er die Decke, die er sich übergeworfen hatte, noch etwas weiter nach oben zog.

„Halsschmerzen und solche Sachen. Ich fürchte, das könnte was Größeres werden.“

Es war schwierig die richtige Mischung zu finden zwischen krank genug, um zu Hause zu bleiben, und noch nicht so krank, von anderen wegen der Ansteckungsgefahr gemieden zu werden. Exodus hoffte, dass Giselle bewusst oder unbewusst über manche Lücke in seiner Darbietung hinweg sehen und ihm glauben, es aber für nicht zu schlimm halten würde, um hier zu bleiben. Immerhin hatte sie ihm diesen Kuss auf die Wange gedrückt. Sie wollte ihn also nach wie vor. Bei dem Gedanken daran schenkte seiner ehemaligen Assistentin ein ehrliches Lächeln.

„Und was machst du üblicherweise an einem Tag wie heute?“

Mit einem Funkeln in den Augen und einem Grinsen auf den Lippen musterte er sie. Er konnte nicht genau sagen, wann er das letzte Mal unbeschwert mit Giselle geflirtet hatte. Vielleicht war heute ein guter Tag um wieder an ihre alte Zeit auf Fingers Mark anzuknüpfen.

„Irgendetwas … Geheimnisvolles?“

[ Coruscant – Obere Ebenen – Wingston Corporation – Penthouse – Wohnzimmer ]
 
Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Plünderer (NPCs), Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes

Zusammen mit Alisah hatte Wes allemal genug Einschüchterungs-Overkill produziert. Wessen Blaster noch nicht explodiert war, der warf ihn freiwillig weg oder wurde entwaffnet. Der Taanaber grinste. Ihm wäre es zwar noch lieber gewesen, irgendein Naseweis hätte noch etwas versucht, aber man konnte ja nicht alles haben. Eine gute Show war eine gute Show, selbst wenn sie nur zwei Minuten dauerte. Dafür schien jetzt auch Ribanna klar zu werden, dass hier falsch gespielt wurde – eigentlich hatte Wes gedacht, jeder der Anwesenden würde sich mit solchen Dingen auskennen, aber die Chalaktanerin war zugegebenermaßen eine noch arg frische Padawan. Dafür war sie zielstrebig und erinnerte die Gruppe an ihre eigentliche Aufgabe hier unten.

»Allerdings! Wir haben bereits genug Zeit verloren. Die Energie wiederherstellen, dann haben wir vielleicht auch die Möglichkeiten, die offenen Zugänge dieses Tempels zu finden und zu schließen.«

Es wurmte Wes ein wenig, dass sie als rechtmäßige Besitzer dieser Anlage zwar oben vor verschlossenen Türen gestanden hatten, diese allerdings in den Tiefen der Unterstadt offen wie ein Scheunentor zu sein schien. Er richtete seinen DL-44 auf den Zabrak-Plünderer und bedeutete ihm, sich langsam umzudrehen und den geweihten Raum zu verlassen.


»Los! Abmarsch!«

Der Jedirat wandte sich an die anderen:

»Hat jemand auf dem Weg hierher einen passenden verschließbaren Raum gesehen?«

Wes selbst war zu sehr mit den Navigieren beschäftigt gewesen, um sich jeden einzelnen Raum anzusehen. In den meisten gab es bestimmt nur Ratten, Geröll und Spinnweben.

»Nehmt ihnen die Koms, Datenpads und sonstigen Aufzeichnungsgeräte weg. Ich möchte wissen, wie sie hier reingekommen sind – und sicherstellen, dass sie den Weg kein zweites Mal finden.«

Als der Zabrak protestieren wollte, drückte Wes ihm den Lauf seiner DL-44 in die Nieren.

»Na, na. Alisahs imperiale Wachen mögen eine Illusion gewesen sein, allerdings eine höchst eindrucksvolle, das darf ich nicht verschweigen. Die Explosionen der Blaster waren dagegen durchaus real. Ihr Mynockbrut könnt euch ruhig darüber Gedanken machen, was ich womöglich sonst noch alles explodieren lassen kann,«

Drohte her. Die Antwort lautete zwar »abgesehen von etwaigen Reserveenergiezellen nichts«, aber das brauchte die Bande ja nicht zu wissen.

Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Plünderer (NPCs), Tara, Keeda, Alisah, Radan, Rick, Ribanna, Duska und Wes
 

Coruscant - Nightmare – Cockpit, mit Ian


Die Meditation brachte nicht die erwünschte Ruhe, sondern Bilder, die ihn nur noch mehr aufwühlten und so tat Ian gut darin, diese Übung zu beenden und sich stattdessen wieder in den Pilotensessel zu setzen, um in die Ferne zu starren. Ausgerechnet Coruscant. War er noch ganz bei Trost gewesen, Eowyn ausgerechnet diesen Vorschlag zu unterbreiten? Aber es war zu spät diesen Vorschlag zurückzunehmen und selbst wenn es das nicht gewesen wäre: Ian hielt sich an sein Wort, auch wenn er längst daran zu zweifeln begonnen hatte, welcher Sinn darin lag. Schließlich wäre er nicht der erste und nicht der letzte Wortbrecher gewesen. Diesmal hätte er allen Grund gehabt, es zu tun. Vielleicht sollte er Eowyn absetzten und dann sofort verschwinden? Schließlich hatte er ihr nicht zugesichert, sich auch nach der Landung noch mit ihr gemeinsam Coruscant zu erkunden. Wäre da nicht die verfluchte Chance gewesen, von der sie gesprochen hatte. Chance! Als wüsste sie, von was sie da gesprochen hatte. Chance. Was bitte, bedeutete dieses Wort? Dass es eine Gelegenheit gab, einen Glücksfall, was auch immer. Nichts, was fest oder sicher war.

Sie kamen Coruscant immer näher und Ians Unruhe wuchs an. Wieso? Es gab den Orden von früher nicht mehr. Nur noch eine Ruine. Aber was war, wenn Jedi dort waren? Wenn sie den Orden wieder aufbauten? Was war, wenn sie ihnen – Eowyn und Ian begegnen würden? Vor allem jetzt, da er sein Lichtschwert außer Gefecht gesetzt hatte. Auf der anderen Seite brauchte er keine materielle Waffe. Sich verteidigen oder angreifen konnte er allein mit der Macht und doch hoffte Ian inständig, dass es nicht zu Problemen kommen würde. Hoffentlich trafen sie auf niemanden und noch weniger auf jemanden, den einer von ihnen kannte. Und bei allem, was ihm je etwas bedeutet hatte: Hoffentlich trafen sie auf keine lebenden Machtnutzer. Dabei war jeder dieser Wünsche absurd, wenn nicht gar naiv. Am Ende war Coruscant voll von Touristen. Von Jedis und ihren Jünglingen. Von Schaulustigen. Verdammt, es war ein Fehler gewesen diesen Planeten vorzuschlagen! Sie hatte ihm die Wahl gelassen und Ian war töricht genug gewesen, diesen Vorschlag –den sEowyn nicht abgelehnt hatte- zu unterbreiten. Sicher hatte sie das initiiert! Sie selbst hatte Coruscant als ihre Heimat bezeichnet, zugegeben ziellos zu sein, heimatlos. Genau wie er. Mit dem Unterschied, dass sie eine einstige Heimat hatte nennen können. Wenn zwei ohne direktes Ziel sich zusammentaten und keiner eine Entscheidung treffen wollte, war doch vorhersehbar, dass das indirekte Ziel angesteuert werden würde. Der dunkelhaarige schloss die Augen und versuchte seine innere Ruhe zu finden, sich zu beruhigen. Aber wie sollte er Ruhe finden, wenn sie Lichtjahre entfernt schien. Mehr noch,w ei sollte er innere Ruhe finden, die er schon seit Jahren nicht mehr gefunden hatte? Es war absurd, völlig absurd. Mindestens so absurd wie das nächste, was geschah.

Er nahm Eowyn wahr, noch bevor sie ins Cockpit trat und auch wenn ihr Wort nur geflüstert war, dröhnte es in seinen Ohren, weil es nicht gegensätzlicher dem sein konnte, was er selbst zu sagen gewusst hätte. Endlich war sie zurück. Leider war er zurück. Es war ihre Heimat, nicht seine. Der Ort, der sie einmal hatte willkommen geheißen. Der Ort, an dem er abgelehnt worden war. So gut es ging, schirmte Ian seine Gedanken und Gefühle ab, damit Eowyn nicht in voller Wucht getroffen wurde. Noch eine Absurdität: So viel Rücksicht auf sie zu nehmen. Warum? Dennoch schwieg er, damit sie ihren Moment hatte. Jedes Wort hätte ihn zerstört, dem war Ian sich sicher. Dabei war es absurd darauf acht zu geben, ihren Moment nicht zu zerstören, ja es war absurd und lächerlich. Denn war nahm Rücksicht auf ihn?

Sanft landete das Schiff schließlich und da waren sie tatsächlich angekommen. Coruscant.
Leise erhob sich Ian, nahezu lautlos, um Eowyn kurz alleine zu lassen. Bevor er das Raumschiff verließ, verbarg er sich in der Macht. Zivil gekleidet und mit seinem Rucksack würde er so vorerst nicht auffallen. Eowyn war weitaus weniger pragmatisch vorgegangen: Sie trug ihre verfluchte Robe. Damit war sie nicht nur für alle schon von weitem als Jedi zu erkennen, sondern machte den großen Unterschied zwischen ihm und ihr nur noch deutlicher. Zumindest für ihn. Dabei hätte er die Kapuze seines Mantels jetzt gut gebrauchen können, um sie sich tief ins Gesicht zu ziehen. Kinder hielten sich die Hände vors Gesicht und glaubten, dass sie so nicht mehr gesehen wurden. Eine verfluchte ins Gesicht gezogene Kapuze war nicht viel anders.


Coruscant - Raumhafen – Ian

 
Coruscant - Nightmare – Cockpit, mit Ian

Je näher sie Coruscant kamen, desto mehr konnte man erkennen. Der Planet hatte sich verändert... Selbstverständlich, schalt Eowyn sich. Schließlich war es viele Jahre her, dass sie zuletzt hier gewesen war, und gerade ein schnelllebiger Planet wie dieser veränderte sich andauernd. Das Imperium hatte zusätzlich vermutlich auch noch das seinige getan, um möglichst viele Erinnerungen an die Republik auszulöschen.
Als schließlich jedoch der Jedi-Tempel ganz klein in ihr Sichtfeld rückte konnte Eowyn ihre Gefühle kaum mehr in sich halten. Was auch immer dort und in der Zukunft auf sie wartete, sie war sich jetzt sicher, dass es richtig war, hierher zurückgekehrt zu sein. Hier würde sie weitere Antworten finden, auf die eine oder andere Art und Weise. Fasziniert starrte sie den kleinen Fleck an - wie konnte ein Gebäude auf sie eine so große Macht auswirken? Ging es nur ihr so, oder fühlten die anderen Jedi, die hier ihre Ausbildung begonnen hatten, ähnliches?


Ian wurde ihr erst wieder bewusst, als er nach der Landung leise aufstand und sie im Cockpit zurückließ. Peinlich berührt wurde ihr klar, dass sie ihn völlig ignoriert hatte, überwältigt von den Eindrücken, die auf sie niederprasselten. Als sie zurückdachte wurde ihr klar, dass er selbst auf diese Landung völlig anders reagiert hatte als sie, bei weitem nicht so positiv. Natürlich, Coruscant konnte beides sein - Heimat und Alptraum, Recht und Unrecht. Er stand wohl auf der anderen Seite. Sah er in Coruscant das, was sie auch sah - die Niederlage des Imperiums, seine Niederlage, seinen Schmerz? Sie hatte vorhin nicht gerade sensibel gehandelt. Schuldbewusst wandte sie sich vom Aussichtsfenster ab. Dass sie erkannt hatte, weshalb sie ihm unbedingt helfen wollte und beschlossen hatte, das Ganze vorsichtiger anzugehen hieß ja nicht, dass sie jetzt ins Gegenteil umschlagen sollte und ihn und seine... Ansichten? Gefühle? links liegen ließ. Damit wäre ihm auch nicht geholfen. Nun war sie schon einmal hier, mit ihm, und würde einfach versuchen, alles ruhiger anzugehen.

Eowyn verließ das Cockpit und lief in ihre Kabine, bevor sie Ian folgen würde. Sie zögerte kurz, als sie ihre Tasche dort liegen sah - sollte sie sie mitnehmen, hier lassen? Was war mit den Datenkarten? Sie hatte sie nun immer noch nicht angesehen, aber nun war es vorerst zu spät. Sie konnte nicht alles mit sich herumtragen, und ihre Tasche war zudem noch sehr unpraktisch, dazu gedacht, möglichst viel Inhalt zu fassen, aber nicht, um damit große Ausflüge zu unternehmen.
Also steckte sie nur ein paar wenige Dinge in ihre Taschen oder an den Gürtel und machte sich dann auf, Ian nach draußen zu folgen. Sie hoffte einfach, dass sie noch dazu kommen würde, den Rest vom Schiff zu holen, bevor er davonflog.


Ian stand vor dem Raumschiff und schien auf sie zu warten. Er sah unauffällig aus, er schien fast vor der Umgebung zu verschwinden, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass er mit seine Größe schon viele überragte. Seit gestern, seitdem sie ihn angefahren hatten, hatten sie kein Wort mehr gewechselt, und sie hatte das dringende Gefühl es sei an ihr, ihn zuerst anzusprechen. Sie hatte ihn angemeckert, er hingegen hatte sich heute unauffällig darum bemüht, es ihr angenehm zu machen - das Essen, die Stille beim Landeanflug. Außerdem die Tatsache, dass sie hier war, auf diesem Boden. Sie hatte beinahe ein schlechtes Gewissen. Langsam trat sie an ihn heran.
Danke, dass Ihr mich hierhergebracht habt, sagte sie und wies auf das turbulente Treiben am Raumhafen - ein Grauen für viele, für sie selber jedoch der Inbegriff von Leben. Zögernd versuchte sie weiter, die richtigen Worte zu finden. Und entschuldigt meinen... Ausfall gestern. Sie verzog das Gesicht, sie hasste es, sich zu entschuldigen, aber es musste sein. Ich habe wohl etwas überreagiert.
Ich weiß, dass es für Euch nicht leicht sein kann, hier auf diesem Planeten zu sein, und ich weiß das wirklich zu schätzen.
Da waren sie nun hier, und alles in ihr zog sie nur zu einem einzigen Ort. Sie fragte sich allerdings, wie es sein würde, den Tempel so zu sehen, so zerstört. Es wäre wohl hilfreich gewesen, dies nicht allein zu tun. Andererseits war sie sich absolut nicht sicher, ob sie Ian dorthin mitnehmen sollte - ganz zu Schweigen davon, dass sie nicht wusste, ob er dies überhaupt wollte. Vermutlich würden dort noch andere Jedi sein, auch wenn sie nichts davon gehört hatte, dass der Tempel wieder offiziell "in Betrieb" genommen war. Würde sie es ihm damit nicht noch umso schwieriger machen? Sie hätte die Zeit an Bord mit ihm vielleicht doch für Gespräche nutzen sollen, aber das war vorbei. Mal ganz davon abgesehen, dass Ian vermutlich nicht die Begleitung war, die sie sich für einen solchen Moment wünschte. Würde, konnte er es überhaupt verstehen? Würde es ihn nicht noch weiter in den Abgrund treiben? Oder konnte vielleicht gerade der Tempel ihm klarmachen, dass Dinge wieder aufgebaut werden konnten, wenn auch anders, dass man nur genug warten musste, dass alles... sie klang wie ein kleines, naives Kind, schimpfte sie mit sich selbst. Natürlich würde es nicht so einfach funktionieren.
Sie hatte ihm die Entscheidung des Planeten überlassen, und es erschien ihr falsch, ihm wieder die Wahl aufzudrängen. Offensichtlich war er von der Entscheidung, sie hier einfach abzusetzen, abgekommen - zumindest hoffte sie das.


Ich denke es ist klar, wo ich nun am Liebsten hingehen würde, aber... Wie sollte sie es nun am diplomatischsten formulieren? Ach was, Diplomatie... Das konnte sie ohnehin nicht, wie Ian mittlerweile gemerkt haben dürfte. Sie blickte ihm ehrlich in die Augen. Ich weiß nicht, ob es ein Ort ist, den Ihr überhaupt aufsuchen wollt, mal ganz davon abgesehen, ob Ihr es jetzt tun wollt. Vielleicht habt Ihr andere Pläne... Was für Pläne sollte er schon haben - vor zwei Tagen hatten seinePläne schließlich völlig anders ausgesehen. Was hatte er erlebt, dass er einen solchen Schritt vorgehabt hatte? Sie seufzte. Wie auch immer, was ich eigentlich sagen will, Ihr wisst mein Ziel, Ihr könnt mich gerne begleiten, oder ich kann auch noch ein wenig warten. Herrje, konnte er nicht auch endlich einmal etwas sagen? Er musste doch sehen, dass es ihr schwer fiel...

Coruscant - Raumhafen, mit Ian
 
Coruscant - Raumhafen, mit Eowyn


Der Raumhafen war voll und jedes Wesen das dort war, war in Ians Augen eines zu viel und gleichzeitig eines zu wenig. Da war der Wunsch nach Ruhe, der Wunsch sich zu verstecken und dann wiederum, der Widerspruch dazu: In der Masse untergehen, eins mit ihr werden. Aber vielleicht spielte bei beidem das gleiche Ziel eine Rolle. Nicht auffallen. Versteckt fiel er nicht auf, ebenso wenig wenn er alleine war. Das Getümmel aber störte ihn und jedes Geräusch klang unnatürlich laut in seinen Ohren. Zu viele Sätze, zu viele Sprachen die er verstand. Ein einziges Kauderwelsch aus Stimmen und dann die eigene Stimme, die versuchte, gegen den Lärm der anderen hinweg zu schreien. So verspürte ian nicht nur ein großes Bedürfnis, sich die nicht vorhandene Kapuze über den Kopf zu ziehen, sondern auch, sich die Hände auf die Ohren zu pressen, um Stille zu haben. Nun war er hier und hätte die Möglichkeit gehabt, sofort zu verschwinden. Zumal er von weitem den Tempel sah, dessen Umrisse erkannte, denn er überragte einiges. Oder das, was noch von ihm übrig war. Wieder eine Verbindung zu ihm, eine Verbindung, die er nicht haben wollte. Zu viele Parallelen, die ihm schmerzlich bewusst machten, das Vergessen vielleicht die bessere Möglichkeit gewesen wäre, die einzige Alternative. Denn was fortwährend geschah war, dass er sich wieder und wieder mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen musste. Sie verfolgte ihn quasi auf Schritt und Tritt, wenn er nicht selbst darauf zulief. Warum sonst hatte er Aden getroffen? Ob es die macht war, die seinen Weg bahnte, ob sie für all das verantwortlich war? Ian war gegen den Glauben an das Schicksal gewesen, das ihn doch nur zum Sklaven gemacht hätte, aber vielleicht war es unumgänglich Sklave zu sein.

Schließlich trat auch Eowyn aus dem Schiff, um sich zu bedanken und um eine Entschuldigung an ihn zu richten. „Gestern war ein anstrengender Tag“, was im Grunde besagte, dass er ihr verzieh oder ihr nichts böse nahm. Zumindest nicht ihren Ausfall, wie Eowyn ihn genannt hatte. Ob er nicht doch Groll gegen sie hegen sollte, weil sie ihn von seiner ursprünglichen Idee abgebracht hatte? Nun das stand auf einem anderen Filmsi.

Natürlich wusste Ian, an welchen Ort es Eowyn nun drängte. An jenen, der ihn dazu drängte, schnell wieder die Flucht zu ergreifen. Sollte er sie einfach hier lassen und verschwinden? Von hier aus sollte es für sie ein Leichtes sein zurück nach Lianna zu kehren. Wahrscheinlich traf sie hier sogar auf Jedi-Freunde, die sie mitnahmen, ohne, dass sie selbst sich groß darum bemühen musste. Seine Unschlüssigkeit wuchs, während seien Bereitschaft auch Corucsant zu bleiben immer weiter schrumpfte Er gehörte nicht hier hin. Aber an welchen Ort gehörte er?

An keinen….

Er konnte zurück in sein Raumschiff, aber wohin sollte er fliegen?

Nirgends…

Er hatte die Möglichkeit zu versuchen einen neunen Anfang zu wagen.

Aber wo?

Seine innere Zerrissenheit arbeitete in ihm und es kostete den Mann einiges an Anstrengung sich abzuschirmen und seine Gedanken zu verbergen, denn diese suchten, wie Insassen eines Gefängnisses, danach auszubrechen.
Während Ian danach war zu schweigen, versuchte Eowyn ein wenig ungeschickt ein Gespräch in Ganz zu setzen. Dabei machte das, was sie sagte keinen Sinn, zumindest nicht der Schluss. Es spielte keine Rolle ob er jetzt ging oder später. Er wollte jetzt nicht gehen und daran würde sich weder in fünf Minuten noch in fünf Stunden etwas verändern. Da war die Möglichkeit die Zeit aufzuschieben oder zu gehen. Nur eine Entscheidung musste her. Wäre da nicht die Leere gewesen, die am Ende stand. Denn wenn er sich gegen Coruscant entschied, war da keine sichtbare andere Option. Kein Wenn, kein Aber, nichts.


„Ich werde Euch noch ein Stück begleiten“, rang er sich schließlich zu einer Entscheidung durch. „Wie lange weiß ich allerdings nichts…“ Daher war es ratsam, dass sie ihre Zeit nicht weiter verschwendeten, sondern losgingen, ehe Ian sich alles anders überlegte.
„Lasst uns gehen“, kam es weitaus weniger euphorisch, als er es hatte klingen lassen wollen, aber immerhin, seine Ablehnung war völlig aus seiner Stimme getilgt. Nicht aber aus seinem Inneren.

Coruscant - Raumhafen, mit Eowyn
 
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