Serenety
kleine Raubkatze
[ Horuz-System | Despayre | im Anwesen | Westseite des Hauses | Saal | Takeshi, Toji und die verletzte Serenety in seinem Arm, im Nachbarsaal Second Lieutenant Thrass (verletzt) ]
Er hielt sie in seinen Armen, sah sie an und zerbrach. Seine Seele schrie vor Schmerzen auf, während brennender Zorn funkelte in seinen Adern. Ihre Worte hatte er nicht gehört, sie waren unter gegangen in dem Schock seiner Schmerzen. Ein zweites Mal noch sah er sie an, dann wandte er sich seinem Gegner zu. Die braunen Augen der jungen Frau fingen diesen letzten Moment seines Blickes ein und ihr Herz schien stehen zu bleiben. Hatte sie richtig gesehen!? Hatte sein Blick wirklich etwas offenbart von dem sie angenommen hatte, dass es einer Lüge entsprach!? Waren seine Gefühle doch andere, doch ehrlich und nicht erlogen gewesen oder sah sie hier nur etwas, was ihr der Tot vorgaukelte!? Wie weit fort schon war sie von der Wirklichkeit!? Um dies sagen zu können war sie nicht mehr fähig, doch was sie erlebte war sonderbar, denn die Welt schien sich zu teilen. Leise hörte sie wie ihr Atem rasselte, ihr Puls langsamer und langsamer wurde. Mit jeder Faser ihres Körpers spürte sie den Schmerz, der alles verzehrte und dennoch sah sie etwas, was keinen Sinn ergab. Ein Leben lag in ihrem Rücken, eines vor ihr, wenn auch verschwommen und unscharf. Würde es sich lichten? Würde es ihre Zukunft beinhalten nachdem sie widergeboren werden würde? Vielleicht war eine Zukunft die anders verlaufen würde, vielleicht war es auch eine Zukunft, die ähnlich war wie die jetzige und ebenso enden würde, wie ein Kreislauf, der niemals sich verändern würde. Das Leben war kostbar, so sahen es viele Kulturen und solange man lebte sollte man es nutzen. Die Freiheit bestand für viele darin zu tun und zu lassen was sie wollten ohne an Grenzen zu denken. Dies war ein Fehler, doch auch ein Leben, welches bedeutete sich einzuschließen, zu verbieten war keines. Wie also sollte man den Mittelweg ergründen, wie sollte man erkennen, wie das Leben am sinnvollsten zu gestalten war!? Was war wichtig und was nicht!? Hatte sie alles richtig gemacht? Sie hatte gekämpft, hatte stets gekämpft, war für ihre Sache eingetreten, hatte dafür gerade gestanden. Stets hatte sie ihren Job gemacht, dafür gesorgt keine Schande zu bringen, die Familie zu ehren. Ihre Gefühle waren dabei im Hintergrund geblieben. Ihre Kultur glich nicht in allen Belangen der anderen. Sie waren anders, ihre Ideale, ihre Überzeugungen waren anders und dennoch waren sie genauso Menschlich. Dennoch konnte ein Leben vergehen ohne zu erkennen, was vielleicht noch wichtig war. Ein Leben konnte von heute auf Morgen ein Ende finden und erst wenn der Tot nahte, wenn er geradezu nach einem griff, schien es als ob man verstehen würde, als ob die Wahrheit nun endlich gefunden werden wollte. Vielleicht konzentrierte man sich zu sehr darauf alles richtig zu machen, perfekt zu sein, als die Momente zu genießen, die wichtig, die von Bedeutung waren. So vieles wurde beiseitegeschoben, so vieles ignoriert, weil man es vielleicht nicht verstand oder zu Stolz war es zu sehen. Sollte das Leben nicht etwas anderes bedeuten als sich selbst zu knechten, sich zu unterdrücken, nur weil es Gebote gab, die es nicht zu brechen galt!? Würde man jemals wissen was Freiheit bedeutete!? Es hatte einen Moment gegeben in dem zu Daichi gesagt hatte, dass sie gern so frei wie das Wasser wäre, selbst bestimmend wohin es gehen sollte. Doch war jenes Wasser, jener Fluss frei? Konnte er selbst entscheiden wohin er floss oder folgte er nicht viel mehr einem Gesetz, welches gebunden war an die Natur! Wenn dem so war, dann war niemand wirklich frei, nichts war frei noch würde jemals irgendwer gänzlich frei sein, denn sie alle waren gebunden an irgendetwas. Konnte man jene Freiheit nicht erreichen, indem man mit den Gesetzen brach und jene die sie brachen, waren sie dann wirklich frei!?
Toji hatte behauptet sie zu lieben, sie hatte ihm nicht geglaubt. Hatte ihn als Lügner bezichtigt, ihm eine geknallt. War dies richtig gewesen!? Hatte sie nicht zu voreilig gehandelt? Für sie und ihre Vorstellung von Moral hatte seine Aussage nur bedeuten können das er lüge. Sie hatte ihn dafür gehasst, hatte ihn verachtet, weil er nicht anders war wie all die Männer, die das Universum durchstreiften und nicht darauf achteten, dass sie es waren, die Leid verursachten, wenn es Hoffnung für eine Frau gab zu lieben. Wie konnte ein Mann sich erlauben jene Gefühle zu treten, sie so sehr zu treten, dass nichts mehr von ihnen übrig blieb!? Wie sehr konnte er verletzen, wenn er einem Instinkt folgte, sein Bett mit einer Frau teilte, die er für einen kurzen Augenblick gesehen und zu ihr in Leidenschaft entbrannt war!? Welche Ironie, welche Gedanken leitete ihn? Wie also sollte man reagieren? Wie sollte man dies verstehen und weshalb sollte man dies akzeptieren!? Es als Schwäche des Mannes ansehen!? Ja, dies war einfach, denn damit würde man so vieles entschuldigen können. Jedes Vergehen, jeder Betrug, jede Schamlose Vorgehensweise würde damit entschuldigt werden können, aber sie war es nicht! Nichts würd dies entschuldigen und dennoch, dennoch musste es einen Grund dafür geben, dass die Gefühle die dabei verletzt wurden so sehr in der Seele einer Frau brannten.
Sie waren verlobt, keiner von beiden hatte es zuvor gewusst und dennoch hatte sie das Gefühl gehabt ihn zu kennen. Tief in ihrer Seele hatte es einen Ruf gegeben, der nicht verhalt war. Jener Tag im Park, an diesem See, mitten unter dem Sternenhimmel war etwas geschehen, was dafür gesorgt hatte, dass sie aufgehört hatte sich selbst zu verstehen. Jener Kuss, jener innig Kuss, der sie so unvorbereitet getroffen hatte, hatte etwas verursacht. Bis heute hatte sie nicht ergründen können was dies war und jetzt wo sie dem Tode nahe war schien es als ob die Nebel sich zumindest für ein wenig lichten wollten. Vor ihren Augen wurde es gleisend Hell, so hell wie es kaum möglich war. Sie stand da eingehüllt in dieses Licht und sah sich um. Wärme ging von diesem Licht aus und es rief sie. Langsam folgte sie jenem Ruf, erreichte einen Raum, der ebenso hell war wie jenen, denn sie gerade hinter sich gelassen hatte. Doch hier spielte sich ein Film ab, der Szenen aufwies, die ihr vertraut waren. Bilder, die sie kannte. Ein Leben zog an ihr vorüber, jagte an ihr vorbei und ein weiteres folgte. In einem schnellen Lauf flatterte es, nicht stehen bleiben wollend, nicht warten wollend. Sie bemühte sich etwas zu sehen, doch für den Anfang gelang es ihr nicht wirklich die Einzelheiten zu erkennen, denn der Lauf war zu schnell. Dann irgendwann, hielt er jäh inne, stoppte und sie sah sich selbst. Sah sich in einer Welt, die lange vor der Designe existiert haben musste. Die Schönheit der Natur war unbeschreiblich. Klare sanfte Flüsse, die in einem lauten Gurgeln an ihr vorbei jagten, sich mit den Stimmen der Vögel vereinten, welche auf den Wipfeln der Bäumen saßen und den frühen Morgen besangen. Eingebettet in ein Licht aus Schönheit, welche den Himmel überzog und nur erahnen ließ, wie wundervoll der Tag werden würde. Ein leichter kühler Hauch brachte den Geruch von Honig mit sich, erfüllte die Luft und ließ diese schwer wiegen. Ganz in der Nähe des rauschenden, wogenden Wassers, in weiße Stoff gehüllt, saß eine junge Frau, ein junges Mädchen gegen einen Baumstamm gestützt. Ihr langes schwarzes Haar war zu einem Zopf gebunden und hing über ihre Schulter hinab bis zu ihrer Taille in ihren Schoss. Ihre Wangen waren noch bleich, doch das Leben in ihren Augen funkelte. Ein Geräusch, nur unweit von sich entfernt ließ sie hochschauen. Ein Mann trat hervor, in seiner Hand einen Becher. Er setzte sich zu ihr, reichte ihr das Glas und sie trank. Sein Gesicht war sanft, sanft wie der Tau am Morgen und so weich als ob sie ein Kind sei, welches er über alles lieben würde. Sie brauchte nichts zu hören um zu wissen was dort gesprochen wurde, denn sie kannte diese Szene so gut, sie war ihr so vertraut. Wie viele Jahre, wie viele Jahrhunderte mussten vergangen sein seit dem! Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er seine Hand auf ihre Wange legte, sie dann zu sich zog in seine starken Arme. Mit dem Rücken lehnte sie gegen ihn, schloss die Augen und atmete durch. Ihre Wunden waren verheilt, doch noch war sie nicht gänzlich gesund. Das Getränk in dem Glas war etwas Wein gewesen, welcher durchsetzt mit Kräutern war. Der Moment der Stille zog dahin und das Licht wurde erneut heller. Wieder zogen die Bilder davon, entstanden neu und hielten. Diesmal sah sie die junge Frau, wie sie aufrecht am Wasser stand, das Leben fast vollständig in sie zurückgekehrt, die Wangen nicht mehr so bleich wie noch zuvor. Auch diesmal war sie nicht allein, denn wieder war er bei ihr. Wie ein Kaiser thronte er vor ihr, seine Hand auf ihrer Wange liegend, seine Lippen zart auf den ihren. Es war ein sanfter Kuss voller Gefühl, eine Liebe, die niemals wieder brechen sollte.
Es war ihr Leben welches sie sah, welches sie einst geführt hatte. Ein Leben voller Liebe, ein Leben, welches wieder so sein könnte. Jener Mann existierte, er existierte auch in dieser Realität, in diesem Leben! War dies die Wahrheit!? War es dass, was jene Bilder ihr zeigen, ihr begreiflich machen wollten? Dass ihr Leben nur dann zu einem Leben werden würde, wenn sie die Wahrheit erkannte, akzeptierte, dass ihre Gefühle, die in den Tiefen ihres innersten schliefen keine Lüge entsprachen!? Konnte es wahr sein, dass sie liebte, dass sie es schon länger tat ohne sich dessen bewusst zu sein und dass all dies hatte geschehen müssen! Gab es zwischen der Vergangenheit und dem jetzt mehr als nur einen seichten Faden? Was würde geschehen, wenn sie diesem Faden folgte? Wenn sie bereit dazu war ihn zu gehen? Würde sie dann nur noch mehr Schmerz erleiden oder würden all die Hoffnungen und Träume, die sie besaß Wirklichkeit werden! Sollte sie zulassen? Sollte sie all dies zulassen? War es dies wert? War er es und war es die Vergangenheit wert!? Oder handelte es sich auch hier nur um Lügen, die ein Geist von sich gab, der im Sterben lag oder der noch immer gequält wurde!? Wie sollte man unterschieden und sollte man dies überhaupt!?
Die Bilder verschwanden, zogen dahin und ließen sie im unklaren. Der Schmerz wurde stärker, erreichte seinen Höhepunkt und dann stand mit einem mal alles Still. Sie hatte das Gefühl zu schweben, ihren Körper zu verlassen, ihn hinter sich zu lassen. Ein Gefühl welches sie wohl niemals vergessen würde, so wie alles, was geschehen war. Das Licht in ihren Augen wurde schwächer, flackerte, dann erlosch es. Tiefe Dunkelheit umgab ihren Geist als alles um sie herum erstarb. Ihr Körper verfiel der Schwäche, sie konnte nicht mehr kämpfen. Sie brauchte es auch nicht mehr. So weit war sie gekommen. Sie hatte ihn gerettet, hatte sein Leben geschützt und dies genügte ihr. Zu wissen dass er lebte war alles was sie sich gewünscht hatte. Nun konnte sie sterben, konnte sie in Frieden gehen und dies tat sie auch.
Unendliche Dunkelheit nahm sie in Empfang, bettet sie ein und gewährte ihr die Decke der Ohnmacht, welche sie sanft hinübergleiten ließ ins Koma. Die Zeit um sie herum tickte weiter, ebenso schnell oder langsam wie sonst auch, nur dass sie für andere rasen würde, nämlich für jene, die ihr Leben würden retten wollen ehe es gänzlich zu spät war! Ein Leben, eine Existenz, die am seidenen Faden hing.
[ Horuz-System | Despayre | im Anwesen | Westseite des Hauses | Saal | Takeshis Leiche, Toji, Serenety am Boden schon im Koma, sowie Second Lieutenant Thrass (verletzt), Sanitäter & andere ]
Er hielt sie in seinen Armen, sah sie an und zerbrach. Seine Seele schrie vor Schmerzen auf, während brennender Zorn funkelte in seinen Adern. Ihre Worte hatte er nicht gehört, sie waren unter gegangen in dem Schock seiner Schmerzen. Ein zweites Mal noch sah er sie an, dann wandte er sich seinem Gegner zu. Die braunen Augen der jungen Frau fingen diesen letzten Moment seines Blickes ein und ihr Herz schien stehen zu bleiben. Hatte sie richtig gesehen!? Hatte sein Blick wirklich etwas offenbart von dem sie angenommen hatte, dass es einer Lüge entsprach!? Waren seine Gefühle doch andere, doch ehrlich und nicht erlogen gewesen oder sah sie hier nur etwas, was ihr der Tot vorgaukelte!? Wie weit fort schon war sie von der Wirklichkeit!? Um dies sagen zu können war sie nicht mehr fähig, doch was sie erlebte war sonderbar, denn die Welt schien sich zu teilen. Leise hörte sie wie ihr Atem rasselte, ihr Puls langsamer und langsamer wurde. Mit jeder Faser ihres Körpers spürte sie den Schmerz, der alles verzehrte und dennoch sah sie etwas, was keinen Sinn ergab. Ein Leben lag in ihrem Rücken, eines vor ihr, wenn auch verschwommen und unscharf. Würde es sich lichten? Würde es ihre Zukunft beinhalten nachdem sie widergeboren werden würde? Vielleicht war eine Zukunft die anders verlaufen würde, vielleicht war es auch eine Zukunft, die ähnlich war wie die jetzige und ebenso enden würde, wie ein Kreislauf, der niemals sich verändern würde. Das Leben war kostbar, so sahen es viele Kulturen und solange man lebte sollte man es nutzen. Die Freiheit bestand für viele darin zu tun und zu lassen was sie wollten ohne an Grenzen zu denken. Dies war ein Fehler, doch auch ein Leben, welches bedeutete sich einzuschließen, zu verbieten war keines. Wie also sollte man den Mittelweg ergründen, wie sollte man erkennen, wie das Leben am sinnvollsten zu gestalten war!? Was war wichtig und was nicht!? Hatte sie alles richtig gemacht? Sie hatte gekämpft, hatte stets gekämpft, war für ihre Sache eingetreten, hatte dafür gerade gestanden. Stets hatte sie ihren Job gemacht, dafür gesorgt keine Schande zu bringen, die Familie zu ehren. Ihre Gefühle waren dabei im Hintergrund geblieben. Ihre Kultur glich nicht in allen Belangen der anderen. Sie waren anders, ihre Ideale, ihre Überzeugungen waren anders und dennoch waren sie genauso Menschlich. Dennoch konnte ein Leben vergehen ohne zu erkennen, was vielleicht noch wichtig war. Ein Leben konnte von heute auf Morgen ein Ende finden und erst wenn der Tot nahte, wenn er geradezu nach einem griff, schien es als ob man verstehen würde, als ob die Wahrheit nun endlich gefunden werden wollte. Vielleicht konzentrierte man sich zu sehr darauf alles richtig zu machen, perfekt zu sein, als die Momente zu genießen, die wichtig, die von Bedeutung waren. So vieles wurde beiseitegeschoben, so vieles ignoriert, weil man es vielleicht nicht verstand oder zu Stolz war es zu sehen. Sollte das Leben nicht etwas anderes bedeuten als sich selbst zu knechten, sich zu unterdrücken, nur weil es Gebote gab, die es nicht zu brechen galt!? Würde man jemals wissen was Freiheit bedeutete!? Es hatte einen Moment gegeben in dem zu Daichi gesagt hatte, dass sie gern so frei wie das Wasser wäre, selbst bestimmend wohin es gehen sollte. Doch war jenes Wasser, jener Fluss frei? Konnte er selbst entscheiden wohin er floss oder folgte er nicht viel mehr einem Gesetz, welches gebunden war an die Natur! Wenn dem so war, dann war niemand wirklich frei, nichts war frei noch würde jemals irgendwer gänzlich frei sein, denn sie alle waren gebunden an irgendetwas. Konnte man jene Freiheit nicht erreichen, indem man mit den Gesetzen brach und jene die sie brachen, waren sie dann wirklich frei!?
Toji hatte behauptet sie zu lieben, sie hatte ihm nicht geglaubt. Hatte ihn als Lügner bezichtigt, ihm eine geknallt. War dies richtig gewesen!? Hatte sie nicht zu voreilig gehandelt? Für sie und ihre Vorstellung von Moral hatte seine Aussage nur bedeuten können das er lüge. Sie hatte ihn dafür gehasst, hatte ihn verachtet, weil er nicht anders war wie all die Männer, die das Universum durchstreiften und nicht darauf achteten, dass sie es waren, die Leid verursachten, wenn es Hoffnung für eine Frau gab zu lieben. Wie konnte ein Mann sich erlauben jene Gefühle zu treten, sie so sehr zu treten, dass nichts mehr von ihnen übrig blieb!? Wie sehr konnte er verletzen, wenn er einem Instinkt folgte, sein Bett mit einer Frau teilte, die er für einen kurzen Augenblick gesehen und zu ihr in Leidenschaft entbrannt war!? Welche Ironie, welche Gedanken leitete ihn? Wie also sollte man reagieren? Wie sollte man dies verstehen und weshalb sollte man dies akzeptieren!? Es als Schwäche des Mannes ansehen!? Ja, dies war einfach, denn damit würde man so vieles entschuldigen können. Jedes Vergehen, jeder Betrug, jede Schamlose Vorgehensweise würde damit entschuldigt werden können, aber sie war es nicht! Nichts würd dies entschuldigen und dennoch, dennoch musste es einen Grund dafür geben, dass die Gefühle die dabei verletzt wurden so sehr in der Seele einer Frau brannten.
Sie waren verlobt, keiner von beiden hatte es zuvor gewusst und dennoch hatte sie das Gefühl gehabt ihn zu kennen. Tief in ihrer Seele hatte es einen Ruf gegeben, der nicht verhalt war. Jener Tag im Park, an diesem See, mitten unter dem Sternenhimmel war etwas geschehen, was dafür gesorgt hatte, dass sie aufgehört hatte sich selbst zu verstehen. Jener Kuss, jener innig Kuss, der sie so unvorbereitet getroffen hatte, hatte etwas verursacht. Bis heute hatte sie nicht ergründen können was dies war und jetzt wo sie dem Tode nahe war schien es als ob die Nebel sich zumindest für ein wenig lichten wollten. Vor ihren Augen wurde es gleisend Hell, so hell wie es kaum möglich war. Sie stand da eingehüllt in dieses Licht und sah sich um. Wärme ging von diesem Licht aus und es rief sie. Langsam folgte sie jenem Ruf, erreichte einen Raum, der ebenso hell war wie jenen, denn sie gerade hinter sich gelassen hatte. Doch hier spielte sich ein Film ab, der Szenen aufwies, die ihr vertraut waren. Bilder, die sie kannte. Ein Leben zog an ihr vorüber, jagte an ihr vorbei und ein weiteres folgte. In einem schnellen Lauf flatterte es, nicht stehen bleiben wollend, nicht warten wollend. Sie bemühte sich etwas zu sehen, doch für den Anfang gelang es ihr nicht wirklich die Einzelheiten zu erkennen, denn der Lauf war zu schnell. Dann irgendwann, hielt er jäh inne, stoppte und sie sah sich selbst. Sah sich in einer Welt, die lange vor der Designe existiert haben musste. Die Schönheit der Natur war unbeschreiblich. Klare sanfte Flüsse, die in einem lauten Gurgeln an ihr vorbei jagten, sich mit den Stimmen der Vögel vereinten, welche auf den Wipfeln der Bäumen saßen und den frühen Morgen besangen. Eingebettet in ein Licht aus Schönheit, welche den Himmel überzog und nur erahnen ließ, wie wundervoll der Tag werden würde. Ein leichter kühler Hauch brachte den Geruch von Honig mit sich, erfüllte die Luft und ließ diese schwer wiegen. Ganz in der Nähe des rauschenden, wogenden Wassers, in weiße Stoff gehüllt, saß eine junge Frau, ein junges Mädchen gegen einen Baumstamm gestützt. Ihr langes schwarzes Haar war zu einem Zopf gebunden und hing über ihre Schulter hinab bis zu ihrer Taille in ihren Schoss. Ihre Wangen waren noch bleich, doch das Leben in ihren Augen funkelte. Ein Geräusch, nur unweit von sich entfernt ließ sie hochschauen. Ein Mann trat hervor, in seiner Hand einen Becher. Er setzte sich zu ihr, reichte ihr das Glas und sie trank. Sein Gesicht war sanft, sanft wie der Tau am Morgen und so weich als ob sie ein Kind sei, welches er über alles lieben würde. Sie brauchte nichts zu hören um zu wissen was dort gesprochen wurde, denn sie kannte diese Szene so gut, sie war ihr so vertraut. Wie viele Jahre, wie viele Jahrhunderte mussten vergangen sein seit dem! Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er seine Hand auf ihre Wange legte, sie dann zu sich zog in seine starken Arme. Mit dem Rücken lehnte sie gegen ihn, schloss die Augen und atmete durch. Ihre Wunden waren verheilt, doch noch war sie nicht gänzlich gesund. Das Getränk in dem Glas war etwas Wein gewesen, welcher durchsetzt mit Kräutern war. Der Moment der Stille zog dahin und das Licht wurde erneut heller. Wieder zogen die Bilder davon, entstanden neu und hielten. Diesmal sah sie die junge Frau, wie sie aufrecht am Wasser stand, das Leben fast vollständig in sie zurückgekehrt, die Wangen nicht mehr so bleich wie noch zuvor. Auch diesmal war sie nicht allein, denn wieder war er bei ihr. Wie ein Kaiser thronte er vor ihr, seine Hand auf ihrer Wange liegend, seine Lippen zart auf den ihren. Es war ein sanfter Kuss voller Gefühl, eine Liebe, die niemals wieder brechen sollte.
Es war ihr Leben welches sie sah, welches sie einst geführt hatte. Ein Leben voller Liebe, ein Leben, welches wieder so sein könnte. Jener Mann existierte, er existierte auch in dieser Realität, in diesem Leben! War dies die Wahrheit!? War es dass, was jene Bilder ihr zeigen, ihr begreiflich machen wollten? Dass ihr Leben nur dann zu einem Leben werden würde, wenn sie die Wahrheit erkannte, akzeptierte, dass ihre Gefühle, die in den Tiefen ihres innersten schliefen keine Lüge entsprachen!? Konnte es wahr sein, dass sie liebte, dass sie es schon länger tat ohne sich dessen bewusst zu sein und dass all dies hatte geschehen müssen! Gab es zwischen der Vergangenheit und dem jetzt mehr als nur einen seichten Faden? Was würde geschehen, wenn sie diesem Faden folgte? Wenn sie bereit dazu war ihn zu gehen? Würde sie dann nur noch mehr Schmerz erleiden oder würden all die Hoffnungen und Träume, die sie besaß Wirklichkeit werden! Sollte sie zulassen? Sollte sie all dies zulassen? War es dies wert? War er es und war es die Vergangenheit wert!? Oder handelte es sich auch hier nur um Lügen, die ein Geist von sich gab, der im Sterben lag oder der noch immer gequält wurde!? Wie sollte man unterschieden und sollte man dies überhaupt!?
Die Bilder verschwanden, zogen dahin und ließen sie im unklaren. Der Schmerz wurde stärker, erreichte seinen Höhepunkt und dann stand mit einem mal alles Still. Sie hatte das Gefühl zu schweben, ihren Körper zu verlassen, ihn hinter sich zu lassen. Ein Gefühl welches sie wohl niemals vergessen würde, so wie alles, was geschehen war. Das Licht in ihren Augen wurde schwächer, flackerte, dann erlosch es. Tiefe Dunkelheit umgab ihren Geist als alles um sie herum erstarb. Ihr Körper verfiel der Schwäche, sie konnte nicht mehr kämpfen. Sie brauchte es auch nicht mehr. So weit war sie gekommen. Sie hatte ihn gerettet, hatte sein Leben geschützt und dies genügte ihr. Zu wissen dass er lebte war alles was sie sich gewünscht hatte. Nun konnte sie sterben, konnte sie in Frieden gehen und dies tat sie auch.
Unendliche Dunkelheit nahm sie in Empfang, bettet sie ein und gewährte ihr die Decke der Ohnmacht, welche sie sanft hinübergleiten ließ ins Koma. Die Zeit um sie herum tickte weiter, ebenso schnell oder langsam wie sonst auch, nur dass sie für andere rasen würde, nämlich für jene, die ihr Leben würden retten wollen ehe es gänzlich zu spät war! Ein Leben, eine Existenz, die am seidenen Faden hing.
[ Horuz-System | Despayre | im Anwesen | Westseite des Hauses | Saal | Takeshis Leiche, Toji, Serenety am Boden schon im Koma, sowie Second Lieutenant Thrass (verletzt), Sanitäter & andere ]