Fach und Strunz entlassen
Wolfsburg - Der VfL Wolfsburg hat auf die sportliche Talfahrt der letzten Wochen, das Chaos in der Führungsebene und das immer schlechtere Image in der Öffentlichkeit reagiert und Sportdirektor Thomas Strunz und Trainer Holger Fach im "Doppelpack" entlassen.
Der Aufsichtsrat der VfL Wolfsburg Fußball GmbH, die zu 90 Prozent dem VW-Konzern gehört, entschied sich in seiner Sitzung am Nachmittag für die radikale Lösung und trennte sich damit nur einen Tag nach dem 1. FC Köln als zweiter Bundesligist von seiner kompletten sportlichen Führung.
"Über Nachfolge wird zu gegebener Zeit entschieden"
Strunz hatte erst im Januar 2005 bei den Niedersachsen angeheuert und zum Saisonbeginn Holger Fach als Coach verpflichtet.
Während mit dem Manager laut einer Pressemitteilung des Klubs am Montagabend eine "einvernehmliche Aufhebung" des Vertrages vereinbart wurde, stellte die Vereinsspitze Fach, der sich bereits im Skiurlaub befand, von seinen Aufgaben frei. "Über eine Nachfolge wird zu gegebener Zeit entschieden", hieß es in der VfL-Mitteilung.
Achte Trainer-Entlassung der Saison
Die "Null-Bock-Affäre" vom Wochenende hatte offenbar das Fass zum Überlaufen gebracht. Spieler Miroslav Karhan hatte am Samstag bei der 2:3-Niederlage in Kaiserslautern das Warmmachen verweigert.
Fach musste nach acht sieglosen Spielen in Folge als achter Trainer der laufenden Saison nach Klaus Augenthaler (Bayer Leverkusen), Wolfgang Wolf (1. FC Nürnberg), Ewald Lienen (Hannover 96), Michael Henke (1. FC Kaiserslautern), Norbert Meier (MSV Duisburg), Ralf Rangnick (Schalke 04) und Uwe Rapolder (1. FC Köln) vorzeitig seinen Stuhl räumen.
Es war die 292. Trainerentlassung seit Gründung der Bundesliga 1963.
Schlechteste Hinrundenbilanz
Die "Wölfe" verzeichneten nach der 2:3-Auswärtsniederlage beim 1. FC Kaiserslautern am Samstag mit 18 Punkten die schlechteste Hinrundenbilanz seit ihrem Erstligaaufstieg 1997. Von dem angestrebten und vor rund zwei Jahren öffentlich verkündeten Ziel Champions League sind die Niedersachsen als Tabellen-13. nach der Hinrunde weiter entfernt als je zuvor.
Dass Strunz nach dem Spiel auf dem Betzenberg den "Fall Karhan" öffentlich machte, hat die Gräben zwischen ihm und der Mannschaft offenbar weiter vertieft. "Ich weiß nicht, warum man das nicht intern hält, sondern nach außen bringen muss", erklärte Abwehrspieler Kevin Hofland gegenüber der "Wolfsburger Allgemeinen".
"Manager ist das Problem"
Ein nichtgenannter anderer Spieler meinte: "Wir haben nur ein Problem, das ist der Manager." Für die Anhänger sind Strunz und Fach bereits lange die Sündenböcke.
"Verpisst euch", stand auf einem Plakat, das nach dem Kaiserslauternspiel an das Marathontor des Wolfsburger Stadions gehängt wurde. Ex-Nationalspieler Strunz hatte mit großen Ansprüchen vor nicht einmal einem Jahr sein Amt an der Aller angetreten.
Transferpolitik gescheitert
Doch seitdem kehrte nie Ruhe beim VfL mit seiner teuren Mannschaft ein. Zunächst zettelte Strunz im Frühjahr einen Machtkampf mit dem populären Trainer Eric Gerets an, kritisierte Spieler öffentlich und legte sich mit Kapitän Pablo Thiam und Teammanager Roy Präger an.
Seine Transferpolitik ist zudem gescheitert, der Kader ist mit rund 25 Millionen Euro in etwa teuer wie in Hamburg und Bremen. Ende November wurde Spieler Mirko Hrgovic freigestellt, der in einem Zeitungsinterview verkündet hatte: "Ich habe keinen Bock mehr hier."