Apropos Gammelfleisch: Also manche Leute scheinen da wirklich ein gestörtes Verhältnis zur Hygiene zu haben. Und ich schätze, es hat auch viel mit Krieg und Armut zu tun. Dort, wo Fleisch Mangelware ist, haben die Leute eine andere Beziehung dazu. Da wird schon mal Fleisch schon mal über das Verfallsdatum hinaus gebunkert.
Mal ein Bespiel meines Schwiegervaters: Kürzlich hat der in einem Supermarkt im übernächsten Dorf einen Viertel Sau gekauft, weil das Fleisch gerade im Sonerangebot war. Er hat dabei weder bedacht, dass das Fleisch bei uns zuhause weder in die Kühltruhe passt, noch dass eine andere Möglichkeit gegeben ist, dass Fleisch schnell und sicher vor dem Verderb zu bewahren.
Seit einer Woche gammelt das mittlerweile portionierte Fleisch in unserer Waschküche vor sich hin. Dort herrschen so um die 8 bis 10 Grad Temperatur. Das Fleisch ist zwar noch nicht gänzlich verdorben, aber es hat bereits diesen typisch süsslichen Geruch angenommen, und eine dunkle verfärbung, die anzeigt, dass man das Fleisch besser nicht mehr verzehrt. Mein Schwiegervater hat da keinerlei Bedenken. Er sagt, sie hätten Fleisch schon immer zu zubereitet und es sei noch niemand daran gestorben. In der Küche liegen alte Fahrräder, Teppich- und Tapetenmuster, Gartengeräte, Schmutzwäsche und unser Kompostkübelchen offen rum. Dazwischen lagert unser Waschpulver, Rattengift, Insektenvertilgungsmittel, getrocknete Kürbiskerne und so manch anderer Krimskrams, mit dem sich jeglicher Appetit auf Fleisch im Keim erstickt.
Ich kann echt nicht soviel essen, wie ich über die seltsamen Methoden meines Schwiegervaters kotzen möchte. Das Problem ist, dass er einer Generation entstammt, bei der das Hygieneempfinden erst ansatzweise vorhanden ist. Dass man mit Fleisch so nicht umgeht, ist ihm fremd. Und er sieht keinerlei Gefahren darin, unsere Lebensmittel in derart unpassender Umgebung aufzubewahren. Und wenn er könnte würde er wohl bedenkenlos dieses 22 Jahre alte Fleisch kaufen, Hauptsache der Preis stimmt und er hat damit ein Schnäppchen gemacht.
Gruss, Bea