Haruun Kal (Al'Har-System)

- Haruun Kal – Hort der Jünglinge – Unterrichtsraum – Mit Jünglingen, Kaiba, Zhaax, Meisterin Ebelin –

Nach dem ersten Vortrag, der von Zhaax gehalten worden war, ging es weiter mit dem Thema, das Kaiba sich ausgesucht hatte. Diesmal dauerte es etwas länger, bis die Kinder endlich leise waren. Die frische Luft draußen hatte ihre Geister wieder belebt und die Jünglinge hatten die wenigen Minuten der Pause genutzt, um Spiele zu spielen und sich zu bewegen. Entsprechend aufgedreht waren sie noch, als sie sich wieder auf ihre Plätze setzen mussten. Doch auch das aufgeregteste Getuschel fand irgendwann ein Ende und Kaiba konnte mit seinem Referat los legen. Es war nicht schwer, einen direkten Vergleich zwischen den beiden Padawanen zu ziehen. Der Vortrag des Twi’leks ruhte noch frisch in Chesaras Gedächtnis, sodass sie Kaiba gut mit seinem Vorredner vergleichen konnte. Obwohl beide ihre Sache gut machten, hatte ihr Zhaax‘ Ausarbeitung noch etwas besser gefallen. Er hatte sich große Mühe mit den Details gegeben und war gut darin gewesen, die Ereignisse von damals mit Spannung zu vermitteln, sodass man interessiert zuhörte und ganz von selbst mehr erfahren wollte. Als auch Kaiba das Ende seines Vortrages erreicht hatte, war Chesara stolz auf beide ihre Schüler. Sie beide hatten ihre Aufgabe zufriedenstellend gelöst und die Müdigkeit war ihnen deutlich anzusehen.

“Ihr solltet euch hinlegen und euch ausruhen..“

Bemerkte Chesara, als die Jünglinge an ihnen vorbei nach draußen strömten. Auf sie wartete eine weitere kurze Pause, ehe sich der Unterricht fort setzte. Kaiba und Zhaax dagegen, die fast die ganze Nacht mit Recherchen beschäftigt gewesen waren, hatten sich etwas mehr verdient als ein paar Minuten.

“Ich glaube, ein paar Stunden Schlaf täten euch ganz gut.“

Sie führte die beiden auf den Korridor vor dem Unterrichtszimmer, wo auch Meisterin Ebelin stand und gerade einen kleinen Jungen zurecht wies, der irgendetwas angestellt hatte. Als sie die beiden älteren Padawane sah, lächelte sie ihnen zu und lobte sie für ihre Arbeit. Und auch Chesara wirkte zufrieden.

“Ihr habt eure Aufgabe sehr gut erfüllt.“

Sagte sie.

“Nun geht schlafen. Wir treffen uns heute Nachmittag wieder und sprechen darüber, was die eigentliche Lektion war, die ihr heute gelernt habt.“

Sie scheuchte beide jungen Männer den Gang hinunter, sah ihnen schmunzelnd nach und bewegte sich selbst in die entgegen gesetzte Richtung. Ein paar Stunden Ruhe und beide Schüler würden wieder wie neu sein. Sie freute sich, das Training mit ihnen fort zu setzen. Wenn sie so weit waren, würde sie sie wieder im Trainingsraum erwarten.

- Haruun Kal – Hort der Jünglinge –
 
Haruun Kal – Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Bibliothek - Zhaax und Kaiba

Es war mitten in der Nacht, aber die beiden Padawane brüteten immer noch vor den unzähligen Aufzeichnungen der wichtigen Persönlichkeit, die sie jeweils vorstellen würden. Die Schwierigkeit war, auf exakte Fakten zu achten, den Vortrag aber auch nicht zu langweilig zu planen, schließlich handelte es sich um mehr oder weniger junge Zuhörer. Kaiba erinnerte sich lebhaft daran, dass er selbst auch öfters weggedöst war, als ein Lehrer ein besonders langweiliges Referat gehalten hatte. Dass sollte ihm keinesfalls widerfahren. Deshalb bemühte er sich, Holo-Bilder Bardiths zu organisieren und eine Art Minipräsentation zu basteln. Bardith Soron war ein bekannter Jedi-Heiler gewesen und darüber hinaus ein berühmter Diplomat. Seine Errungenschaften um die Seuchenbekämpfung auf Taris war nur eine seiner großen Taten. Es war nicht leicht, aus dem langen und ereignisreichen Leben, die wichtigsten herauszusuchen. Es galt unzählige Begebenheiten und Geschehnisse abzuwägen. Mehrmals knallte sein Kopf beinahe auf die Tastatur des Computers, weil er eingenickt war. Es lag nicht daran, dass die Geschichte des Ithorianers so langweilig war, die Müdigkeit war schlicht übermächtig. Mit Hilfe der Macht erholte sich der Schüler immer wieder und tankte neue Kraft. Dank seiner Willenstärke hielt er eisern durch, auch wenn ab und an ein Motivationsschub seitens Zhaax notwendig gewesen war. Auf einem Datapad speicherte Kaiba die wichtigsten Stichpunkte und Eckdaten, alles auswendig zu lernen war unmöglich, auch wenn er hoffte, dass er nicht zu viel ablesen würde. In der Schule hatte er in bestimmten Fächern gerne Vorträge gehalten, aber dort hatte er auch mehr Vorbereitungszeit gehabt. Morgen musste alles stimmen, komme was wolle. Die Zeit verging rasch und widerwillig mussten die beiden jungen Männer ihre Arbeit beenden, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen

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Trotz der Schlaflosigkeit verfolgte Kaiba den Vortrag seines Kollegen gespannt. Zhaax war wirklich hervorragend, er schaffte es die Jünglinge trotz der Hitze zu fesseln. Seine anfängliche Unsicherheit überwand er schnell und am Ende wirkte er wie ein Profi, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Die Anwesenden applaudierten und auch er klatschte kräftig und zwinkterte ihm mit erhobenem Daumen zu. Der Ex-Schmuggler war wirklich stolz auf seinen Kommilitonen. Bevor er selbst an der Reihe war, gönnte sich der Novize eine kurze Verschnaufspause. Draußen fuhr ihm ein erfrischender Wind durch die Haare. Mit geschlossenen Augen ließ er alle Gedanken los und ließ seinen Geist treiben, sich von der Macht leiten. Der Moment war frei von Stress und Sorgen, währte aber nicht lange, denn Chesara trat an ihn heran und teilte ihm mit, dass es an der Zeit für seinen Vortrag war. Einen letzten tiefen Atemzug tat er und dann begab er sich vor die neugierigen Augen der Schüler. Nach einem Räuspern begann er mit der Einführung. Zu erst erzählte er von dem wenigen, was über die Anfangsphase des Ithorianers im Orden der Jedi bekannt war. Anschließen zeigte er seinen Zuschauern einige Bilder des berühmten Heilers.

"... bekanntlich war Bardith Soron ein überzeuger Pazifist. Den Umgang mit dem Lichtschwert beherrschte er nur grundlegend, da seiner Meinung nach jeder Konflikt auch auf diplomatischem Wege gelöst werden konnte. Er vertrat die Ansicht, dass die Diplomatie und die friedlicheren Lösungen wieder stärker in den Fokus der Jedi rücken sollten. Jedi als Soldaten lehnte er strikt ab und er führte zahlreiche Debatten mit dem Rat, über die Art und Weise, wie sich die Jedi in die galaktische Politik einbringen sollten. Dies führte dazu, dass ihm lange ein Sitz im Rat verwehrt blieb. Die Uneinigkeiten zwischen dem Meister und den Ratsmitgliedern gipfelte darin, dass er einen Sitz im höchsten Gremium des Ordens ablehnte, als die Jedi sich dazu entschieden in die Schlacht von Corellia einzugreifen. Später entspannten sich die Auseinandersetzungen und er wurde schließlich ein wichtiges und führendes Mitglied des Rates."

Kaiba pausierte einen Moment und gönnte sich einen Schluck kaltes Wasser. Nach einem kurzen Schnaufen ging es weiter. Bildete er es sich sein oder wurde es immer wärmer hier?

"Schon früh während seiner Ausbildung zeigte Meister Soron ein außerordentliches Geschick für Verhandlungen. Im weiteren Verlauf seiner Karriere wurde er in der gesamten Galaxis als einer der Streitschlichter schlechthin angesehen und er beendete viele Konflikte ohne das ein Tropfen Blut vergossen wurde. Die Krise zwischen den Devaronianern und Farghul, ist hier als besonderes Beispiel hervorzuheben, denn die Republik rechnete fest mit einem Krieg, den Bardith Soron nach monatelangen Verhandlungen erfolgreich verhindern konnte. Seine legendäre Geduld und Einfühlsamkeit, waren Eigenschaften, die ihm seine Arbeit erheblich erleichterten. Nachdem seine Taten bekannt wurden, verlangten immer öfter rivalisierende Parteien und Spezies nach ihm, und nur nach ihm, um den Konflikt beizulegen. Mich persönlich fasziniert diese Seite an Soron besonders, denn so fest an seine Ziele und Ansichten zu glauben und trotz aller Widrigkeiten daran festzuhalten, dass gewaltlose Lösungen stets die besten sind, verlangt Respekt und wir sollten uns ein Beispiel an diesem großen Jedi nehmen."

Im folgenden gab der junge Jedi einige Erklärungen zu den Holo-Bildern die er zeigte, beispielsweise von den erfolgreichen Vertragsverhandlungen und als kleines Highlight gab es sogar ein kurzes Video, in dem der Ithorianer die Jünger ermahnte, dass die Jedi allzu oft Dinge mit dem Lichtschwert klären würden und dass sie sich bewusst sein sollten, dass eine friedliche Beendigung einer Fehde immer das oberste Gebot eines Jedi sein sollte. Um dies zu unterstreichen offenbarte der alte Jedi-Meister, dass er selbst meist gar kein Lichtschwert getragen hatte. Der nächste Punkt würde Soron als Heiler behandeln und Kaibas Blick schweifte über die Menge und blieb an Chesara hängen. Er lächelte ihr zu, schließlich war Heilung ihr Spezialgebiet.

"... deshalb galt er als einder der größten Heiler seiner Zeit, durch seine herausragenden Fähigkeiten gelang es ihm sogar die Taris-Seuche einzudämmen. Ich komme nun zum Ende meines Vortrages und zu meinem Fazit: es war äußerst interessant und aufschlussreich, sich mit dem Leben des Heilers und Diplomaten Bardith Soron zu beschäftigen. Er war nicht nur eine der schillernsten Persönlichkeiten seiner Zeit, er ist auch ein Beispiel für das, was die Jedi im Kern ausmacht: ein Hüter des Friends. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit."

Kaiba atmete tief durch. Es war endlich geschafft! Dem Beifall und dem Gesicht Chesaras nach zu urteilen, wirkte sie ganz zufrieden. Inständig hoffte er, seine Meisterin nicht enttäuscht zu haben. Mit einem Zug leerte er das Glas Wasser und schritt zu Zhaax und ihr herüber. Gespannt wartete er auf ihr Urteil.

Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Vortragssal - Chesara, Zhaax, Mst. Ebelin, Jünglinge
 
Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Flur - Mit Chesara, Kaiba

Sichtlich dankbar über das Lob seines Kollegen und Ex-Schmugglers , versuchte nun auch der Twi'lek Kaiba Mut für seinen bevorstehenden Vortrag zuzusprechen.

"Es sieht schlimmer aus, als es ist."

Zwinkerte der Rylothianer seinem Freund zu. Im selben Moment schritt auch schon Chesara an ihre beiden Zöglinge heran.

"Wie sieht es bei dir aus, bist du bereit? So oder so, es geht jetzt los."

Ließ die Jedi-Rätin verlauten und kündigte damit auch den Jünglingen an, dass nun ein weiterer Vortrag folgen würde. Zuversichtlich, dass Kaiba seine Aufgabe mit Bravour erfüllen würde, setzte sich Zhaax zu den anderen Jünglingen und wartete gespannt auf Kaibas Referat, als plötzlich ein Schrei den Schädel des Twi'leks erschütterte. Er zuckte kurz und kniff die Augen unmerklich zusammen, bevor er seine entspannte Miene wieder aufsetzte und durch ein Grinsen versuchte, Kaiba zu ermutigen. Der Ex-Schmuggler und der Twi'lek hatten sich lange unterhalten, unter anderem auch, wie wenig begeistert sie über Vorträge eines solchen Kalibers waren, und so wusste Zhaax, was Kaiba jetzt durchmachte. Die Nervosität, die Aufregung, der Wille einfach den Raum zu verlassen und den Kopf ins Federkissen fallenzulassen.

Als Kaiba schließlich begann, bekam das Publikum genau das, was es verdiente. Einen professionellen Vortrag, sachlich und anschaulich, der über einen Diplomaten und Heiler informierte.
Die Zeit verflog schnell und der Ex-Schmuggler machte seine Sache außerordentlich gut. Seine Abhandlung war sehr informativ und aufschlussreich und überspielte die Müdigkeit des Twi'leks erfolgreich. Kaiba benötigte fast genau so viel Zeit für seinen Vortrag wie Zhaax, und beendete erfolgreich und unter tosendem Applaus sein Reden. Er war sichtlich erschöpft und erleichtert, dass es so gut geklappt hatte. Kurz Zeit später verließen die Jünglinge den Vortragssal und Chesara zog die beiden Referenten zu sich heran.


“Ihr habt eure Aufgabe sehr gut erfüllt.“

Sagte sie mit Stolz und warf ihren Padawanen ein gewohntes, sanftes Lächeln zu, welches ihrem Lob eine merkliche Aufrichtigkeit verlieh. Die Aufgabe war nun also endlich erfüllt, und die Nervosität und die Angst vor Versagen gebannt. Zhaax war sehr stolz auf Kaiba und sich selbst, er hätte im Leben nicht erwartet, dass der Ablauf so reibungslos sein würde.

“Nun geht schlafen. Wir treffen uns heute Nachmittag wieder und sprechen darüber, was die eigentliche Lektion war, die ihr heute gelernt habt.“

Das waren die Zauberworte, auf die Zhaax jetzt noch gewartet hatte. Einen kurzen Blick, gefolgt von einem Nicken zu Kaiba deutete an, dass das eine ausgezeichnete Idee war, die Chesara da vorbrachte.

"Danke, Chesara. Diese Pause ist jetzt echt von Nöten."

Bestätigte der Twi'lek und begab sich mit seinem Kameraden auf das bereitgestellte Zimmer.

"Bin ich froh, dass es endlich vorbei ist. Saubere Arbeit, Kaiba ..."

Waren die ersten Worte, nachdem die beiden Schüler ihre Unterkunft erreicht hatten.

" ... trotzdem hoffe ich, dass ich nie wieder unter solcher Anspannung ein Referat halten muss."

Fügte Zhaax noch hinzu. Die Nacht forderte ihren Tribut, die letzten Kraftreserven waren schließlich verbraucht und die Augen brannten vor Müdigkeit. Trägheit dominierte den Körper des Twi'lek, als Zhaax sich aufs Bett schmiss und sich lang streckte.

"Wir sehen uns nächste Woche, wenn ich meine Gedanken wieder hören kann."

Scherzte der Twi'lek und schlief im nächsten Moment schon ein. Es war ein tiefer Schlaf, und nicht mal das Unterbewusstsein des jungen Padawans vermochte Bilder und Illusionen zu projezieren, sodass Zhaax zur Abwechslung mal ruhig schlafen konnte.

Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Quartier - Mit Kaiba
 
~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Hort der Jünglinge ~ Trainingsraum ~ mit Nylia ~~~

Das Pulsieren des Lichtschwerts war das einzige vernehmbare Geräusch im Raum, doch auch wenn Jibrielle den schweren Atem ihrer Padawan nicht hören konnte - er war deutlich zu sehen. Im Schneidersitz hatte sie auf einem der weißen Tische platz genommen, von denen es einige in dem großen, kreisrunden Trainingsraum gab. Der angenehme Stoff ihrer beigen Leinentunika war wärmend genug, auch wenn der Raum etwas kalt war. Wie für sie üblich, trug Jibrielle auch heute ihr Haar offen, sodass das braune, wellige Haar ihr Gesicht umrahmte, während sie aufmerksam ihre Schülerin beobachtete. Unbemerkt kauten ihre Vorderzähne auf der Unterlippe herum. Wie im Knotenpunkt eines Netzes sitzend, waren die Fäden der Macht über den ganzen Raum ausgebreitet, und alle führten sie zu Jibrielle. Sie war ganz ruhig und dachte an nichts, eins mit der Macht. Nur Nylia, ihre erste Padawan, zählte.

Nylia hatte die Augenbinde angelegt und stand mit erhobenen Lichtschwert da, die hellblaue Klinge vor sich in der Luft verharrend. Und zwei Meter entfernt schwebte der Trainingsdroide. Sofort merkte Jibrielle, dass etwas nicht stimmte, und noch bevor der Droide anfing zu feuern, wusste Jibrielle, woran es lag. Etwas stieg in Nylia auf, eine besonders starke, negative Emotion. Die Jedi-Ritterin brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass es Angst war. Aber Angst wovor? Doch nicht etwa vor dem harmlosen Trainingsdroiden? Dann flog der erste Laser ... und verfehlte Nylia.

Sehr gut! Gut gemacht, dachte Jibrielle, und merkte dann, dass Ausweichen ja gar nicht der Sinn der Übung war. Auch dem nächsten und übernächsten Schuss wich Nylia instinktiv - oder besser gesagt, von der Macht geleitet - aus, doch wehrte sie keinen einzigen mit ihrem Schwert ab. Sie kämpfte nicht, sie floh! Immer und immer wieder schoss der Droide, doch ein ums andere Mal wich Nylia aus, sprang nun sogar vor den Schüssen davon. Nun war sie ergriffen von wilder Panik. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, schrie Jibrielle um Hilfe, sie solle den Droiden abstellen. Nylia deaktivierte sogar das Lichtschwert - war es doch sowieso nicht von großem Nutzen für sie. Wieder und wieder sprang sie davon.


"Jibrielle, bitte!"

rief Nylia, die Stimme erfüllt von Furcht. Doch Jibrielle hatte schon längst die Hand ausgestreckt und den Droiden mit der Macht berührt, sodass der Beschuss ein Ende nahm. Völlig außer Atem - obwohl am wenigsten aufgrund der Akrobatik - stand die Padawan da und riss sich endlich die Augenbinde vom Gesicht.

„Das kann ich nicht, nicht so! Ich habe nie gelernt zu kämpfen. Ich kann nur eins wirklich gut. Ich renne weg. Ich flüchte, wenn ich in Gefahr bin. So habe ich überlebt. Die letzten Jahre habe ich mich versteckt, wenn es Probleme gab. Dass sagt mir mein Instinkt. Ich kann nicht anders. Ich will ja machen, was du sagt. Aber ich kann das nicht so schnell abstellen. Kann ich es bitte erst einmal ohne die Augenbinde versuchen? Nur für den Anfang, bis ich... das besser im Griff habe?“

sagte Nylia und blickte beinahe flehend zu ihrer Meisterin, das Lichtschwert wie einen Fremdkörper vor sich in der Hand. Jibrielles grüne Augen musterten ihre Schülerin genau.
Was war nur geschehen? Hätte Jibrielle das kommen sehen können? Sie wusste in groben Zügen von Nylias traumatischer Vergangenheit, wie sehr sie von ihr jedoch noch heimgesucht wurde, war der Jedi-Ritterin nicht zur Gänze klar gewesen. Konnte sie mit so einer Herausforderung, mit so einer schwierigen Schülerin fertig werden? Konnte überhaupt jemand damit fertig werden? War es nicht letztendlich sogar viel zu gefährlich? Wie die Stimmen ungekannter Vorfahren schwebten die Worte der Lehren der Jedi vor ihrem geistigen Auge dahin. "Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid." Ihre Furcht würde ihr Verderben sein. Und wie gefährlich konnte eine Jedi sein, die ins Verderben stürzte ...

Nein! So durfte sie nicht denken. Aufgeben war keine Option, nicht so. Eine andere Lehre drängte sich ihr auf. "Überquere einen dir unbekannten Fluss, ohne vorher seine Strömung und Tiefe zu ergründen, und du wirst in seiner Flut untergehen, ohne dein Ziel erreicht zu haben. Das Leben als Jedi macht da keinen Unterschied. Erkunde die Gefahren und finde den angemessensten Weg, oder du wirst vor dem Weg des Ordens verfehlen und dein Leben nicht der guten Sache verschreiben." Es gab nicht den einen richtigen Weg, nicht die eine Art, ein Jedi zu werden. Nylia und sie mussten nur erst die Tiefer von Nylias Kummer ergründen, sie kennen und besiegen lernen, um den richtigen Weg hindurch zu finden.

Mittlerweile hatte Jibrielle den Weg zu ihrer noch am ganzen Leib zitternden Padawan zurückgelegt und stand ihr nun gegenüber. Beruhigend fasste sie sie bei den Schultern und blickte sie vorsichtig lächelnd an.


"Kein Problem, Lia. Ich glaube, ich verstehe jetzt besser. Erstmal keine Augenbinde, okay? Beruhige dich erstmal."

sagte Jibrielle, und ließ ihre Padawan nicht los, bis das Zittern aufgehört und sich die Atmung ihrer Schülerin wieder gezügelt hatte. Sie suchte Nylias Augen, um ihr die nächsten Schritte mitzuteilen.

"Ich glaube, man könnte sagen, das Problem liegt darin, dass du die Flucht nach vorne erst wieder lernen musst. Als einen Fehlschlag kann man die Übung von gerade auf jeden Fall nicht nennen, hast du doch erneut deine starke Verbindung zur Macht bewiesen. Zwar bist du geflohen, aber dass mit bravur. Nicht ein Schuss hat dich getroffen, jedem bist du ausgewichen. Das ist beeindruckend. Du kannst stolz auf dich sein. Ich für meinen Teil, bin stolz auf dich!"

sagte Jibrielle und wies mit einer Hand auf die vielen kleinen, verkockelten Flecken im Raum, bei denen der Droide sein Ziel verfehlt hatte.

"Nun zum Flucht nach vorne Part: Du wirst mir sicher zustimmen, dass wir was gegen diese Furcht unternehmen müssen, die ich gerade überdeutlich in dir spüren konnte. Ich wollte dich nicht ausspionieren, aber manchmal drängen sich die Emotionen um mich herum einfach auf. Jedenfalls verhält es sich doch so: Auch wenn es nicht Falsches ist, besorgt oder vorsichtig zu sein, kann fesselnde Angst sehr gefährlich sein."

Jibrielle griff nach Nylias Schwerthand, hob sie an und entnahm ihr sachte das Trainingsschwert. Daraufhin deutete sie Nylia, sich mit ihr zu setzen, und beide begaben sich in den entspannten Schneidersitz.

"Ein weiser Spruch der Jedi lautet: Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid. Er ist eine Warnung vor der dunklen Seite, die wir alle kennen, und die nicht zuletzt vor allem durch unsere Furcht genährt werden kann. Um eine Jedi werden zu können, musst du lernen, die Herrin dieser Furcht zu werden. Ich habe allerdings keinerlei bedenken, dass dir dies gelingen wird."

meinte Jibrielle lächelnd und nahm Nylias Hände in ihre. Zwischen ihren vier Handflächen lag das Trainingsschwert.

"Du bist eine Jedi. Ja eine Jedi, wenn auch noch im Wachsen begriffen, aber wir hören schließlich nie auf zu wachsen. Und Jedis sind keine Fluchtwesen. Du musst also versuchen entgegen deiner Erinnerungen und Instinkte zu lernen, dass du kein Opfer mehr bist. Diese Lichtklinge in deinen Hände ist das Werkzeug der Jedi, Schwert und Schild in einem. Damit kannst du Gefahren abwehren und diese wiederum in die Flucht schlagen. Doch es ist eben nur ein Werkzeug - die wahre Stärke liegt in dir. Baue darauf ... und vertraue deinem Werkzeug. Letztlich ist es ein Teil von dir, so wie alles, was du durch die Macht und deinen Geist berühren kannst."

sagte Jibrielle, schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf das Schwert in ihrer Mitte, ließ die Macht durch Nylias und ihre Hände darauf einströmen. Sie versuchte es aufzuladen, wie eine Batterie, gefühlt mit gereinigter Energie, mit Macht, aufgeprägt durch die vier Hände. Nach dem Bruchteil einer Minute war es vorbei - und das Schwert, wenngleich wieder frei von jeglicher Machtkonzentration, verstörmte doch die ihre gebündelte Präsenz, Nylias und Jibrielles. Es fühlte sich schon ganz heimelig an, wie das ihrige. Es fühlte sich richtig an. Erfreut schaute Jibrielle auf und in die Augen ihrer Padawan. Wenn Nylia dasselbe in dem Schwert spüren konnte, fiel es ihr hoffentlich leichter, darin zu vertrauen.

"So, und nun wieder ran an die Arbeit. Diesmal ohne Augenbinde. Ich aktiviere nochmal den Droiden und in einer Minute gehts los. Auf gehts!"

rief Jibrielle erfreut, sprang auf, schaltete den Droiden ein und schlenderte wieder zu einem der Tisch, um angelehnt zu schauen, wie sich Nylia nun schlagen würde.

~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Hort der Jünglinge ~ Trainingsraum ~ mit Nylia ~~~
 
- Lianna – Hort der Jüngllinge – Garten –

Am Nachmittag wartete Chesara auf ihre Schüler. Sie hatte die Vorträge vom Vormittag noch gut in Erinnerung und fragte sich, wie lange die Padawane wohl noch schlafen würden, nachdem sie fast die ganze Nacht lang wach gewesen waren. Um sie herum erklang lautes Gelächter, als die Jünglinge Fangen spielten und um Bäume herum tobten. Zwei der kleineren Kinder spielten in einem Sandkasten. Ihre hellen Tuniken waren von dunklen Flecken übersäht. Chesara saß auf einer der Bänke und genoss die zarten Strahlen der warmen, aber nicht zu erdrückend heiß scheinenden Sonne. Sie hatte die Aufsicht über die Jünglinge übernommen, während sich die anderen anwesenden Jedi um verwaltungstechnische Dinge kümmerten und Meisterin Ebelin in die Stadt gefahren war. Während sie hier waren, dachte Chesara, konnte sie sich nützlich machen.

“Meisterin Chesara! Meisterin Chesara!“

Zwei Mädchen, beides Korunai, kamen aufgeregt auf Chesara zu gelaufen.

“Areon ärgert uns immer! Er sagt, wir dürfen nicht auf den Baum klettern, weil er ihm gehört.“

Die Entrüstung in der Beschwerde der beiden Mädchen war deutlich zu hören und Chesaras Blick folgte den in die Richtung deutenden Fingern, in der sie einen kleinen Zabrak-Jungen in den Zweigen eines mächtigen Baums sitzen sah. Die Probleme von Kindern brachten Erwachsene manchmal zum Schmunzeln, doch Chesara bewahrte sich den Ernst, den die Situation in den Augen der Mädchen erforderte.

“Nun, da werden wir sicherlich eine Lösung finden.“

Sagte sie und nahm ihre beiden Schützlinge an die Hände, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Der freche Zabrak, der das alleinige Eigentum des Baumes, auf dem er hockte, beanspruchte, schaute trotzig zu ihnen herunter, als sie sich ihm näherten. Chesara sah zu ihm hoch.

“Hallo Areon.“

Sagte sie. Der kleine Unruhestifter war ihr nicht unbekannt. Er war bereits am Morgen aufgefallen, als es ihm während Kaibas Vortrag schwer gefallen war, ruhig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben. Um sich die aus seiner Sicht wohl recht langweilige Zeit zu vertreiben, hatte er begonnen dem Jungen vor ihm mit Nüssen zu bewerfen, die er – aus welchem Grund auch immer – in seiner Tasche gehabt hatte. Vermutlich hatte er sie, so kam es Chesara nun, von jenem Baum gepflückt, in dem er nun schon wieder saß.

“Mari und Belli würden sehr gerne mit dir zusammen klettern. Meinst du, das lässt sich einrichten?“

Fragte Chesara diplomatisch. Der Zabrak zog eine Schnute.

“Nein.“

Antwortete er einfach, offensichtlich nicht der Meinung, großartige Begründungen dazu abgeben zu müssen.

“Aber wir wollen auch!“

Brüllte Mari dazwischen. Chesara sah von einem zum anderen.

“Areon, teilen ist etwas sehr Schönes.“ Sprach sie. “Es gibt dir das Gefühl, etwas wirklich Gutes getan zu haben. Weißt du, was man alles miteinander teilen kann?“

Etwas unruhig begann der kleine Zabrak auf dem dicken Ast herum zu rutschen, auf dem er saß.

“Hmm… Essen und Credits.“

Antwortete er, die Verunsicherung in seiner Stimme deutlich hörbar. Belli, die ein rundes Gesicht und kurze, in alle Richtungen abstehende Haare hatte, zupfte an Chesaras Ärmel.

“Meisterin! Und Kleidung, wenn den Armen kalt ist!“

Rief sie. Chesara nickte.

“Ganz richtig, das sind alles Dinge, die man miteinander teilen kann. Aber auch Spiele kann man miteinander teilen, um gemeinsam Spaß zu haben. Und wisst ihr was noch?“

Mit großen Augen schüttelten die Mädchen den Kopf, während Areon auf seiner Unterlippe herum zu kauen begann. Chesara sah zu dem Zabrak hoch und dann die Mädchen an.

“Sogar Zeit kann man teilen!“

Erklärte sie in spannungsgeladenem Tonfall.

“Man kann Zeit teilen, um sie miteinander zu verbringen. Ist das nicht großartig?“

Bellis Mund wollte sich vor Staunen gar nicht mehr schließen.

“Aber das machen nur Freunde.“

Argumentierte Areon, dem es offensichtlich sehr wichtig war, den Baum für sich alleine zu haben. Chesara schüttelte den Kopf.

“Oh nein, das stimmt so nicht.“

Antwortete sie.

“Ich bin schon den fremdesten Fremden begegnet, die ihre Zeit mit mir geteilt haben. Und weißt du was? Manchmal wird man danach sogar zu Freunden. Du musst es nur ausprobieren. Na, was meinst du? Magst du den Baum und deine Zeit ein wenig mit Mari und Belli teilen?“

So ganz schien der Junge noch nicht überzeugt zu sein, Mari dafür umso mehr.

“Ja, los, teil mit uns! Jedi machen das so, wohl Meisterin Chesara?“

“Ohh, ja. Vor allem Jedi.“

Stimmte Chesara ihr zu. Widerwillig lenkte Areon ein.

“Na guuut, ihr könnt rauf kommen. Aber ich sitze hier!“

Jubelschreie folgten seinen Worten, als sich die beiden Korunai-Mädchen von Chesaras Händen lösten. Die Jedi-Rätin trat einen Schritt zurück und sah zu, wie Mari und Belli den Baum erklommen und Areon, der sich für den Kletterkönig hielt, ihnen Tipps gab. Teilen konnte wirklich ein großes Geschenk sein.

- Lianna – Hort der Jüngllinge – Garten –
 
Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Quartier - Mit Kaiba

Jämmerliches Kreischen, Erbärmliches Gebrüll und erschreckend, knallende Geräusche begleitet von blutrünstigen, grauenhaften Bildern sollten die Nacht des Twi'lek vorzeitig beenden und seinen Körper in Schweiß gebadet erzittern lassen. Die Lekku vibrierten unwillkürlich und knallten reflexartig an die Schläfen des Padawan, sorgten so für ein leichtes Dröhnen in seinem Kopf. Paralysiert starrte er aus dem kleinen, abgedunkelten Fenster, dass genau vor seiner Koje Licht in das einfach eingerichtete Quartier der beiden Padawane ließ. Nur ein einziger Gedanke klammerte sich an die Aufmerksamkeit des Twi'lek, der Gedanke, dass das Gesicht seiner Mutter in diesem Traum einfach zu oft vorkam. Sein Herz raste und auch ein Blinzeln war nicht möglich. Wie oft sollte er noch von ihr träumen? Wie oft sollten diese fiktiven Bilder noch auftauchen und ihm solche Schmerzen antun? Oder waren diese Bilder gar nicht fiktiv? Zhaax musste das unbedingt in Erfahrung bringen und kam langsam zu sich. Er sah, wie auch Kaiba allmählich erwachte und begrüßte seinen Padawankollegen.

"Morgen. Gut geschlafen?"

Fragte Zhaax und begab sich schnurstracks ins Bad, um sich reinzuwaschen von der Last, die ihn quälte, in dem Wissen, dass kein Wasser in diesem Universum eine Linderung sein konnte.

Einige Minuten später waren die Beiden Schüler bereit und begaben sich aus dem Quartier auf den Gang. Tosendes Gebrüll war zu vernehmen, denn eine Horde Jünglinge, die den späten Nachmittag und die niedrig stehende Sonne genoss, stürmte rangelnd an den beiden Padawanen vorbei. Zhaax gewann sich ein breites Grinsen ab und ging den langen Gang auf den Hof zu, in dessen Richtung er Chesara spürte. Wie immer war ihre Präsenz wie ein leuchtender Pfeil in der dunklen Nacht, was dem Twi'lek ermöglichte, seine Meisterin direkt aufzuspüren.

"Autsch."

Schrie ein Jüngling, der zu Boden fiel, als er vor Zhaax lief.

"Bitte entschuldige, Kleiner. Ich war in Gedanken."

Erwiderte Zhaax und bückte sich zu dem Nachwuchs hinunter, die Hand ausgestreckt. Doch anstelle die Hand anzunehmen und sich daran hochzuziehen, schaute er bockig und mit verärgerter Miene drein, holte aus und biss dem Twi'lek blitzschnell in die Hand.

"Autsch!"

Nun war Zhaax derjenige, der einen Schmerz verspürte.

"Was soll das?"

Fragte er fordernd und hob den Jüngling vom Boden auf. Es war ein Menschenjunge mit kurzgeschorenen Haaren und dunkler Hautfarbe.

"Du hast angefangen!"

Beteuerte der Zwerg.

"Aber sieh doch, das war ein Versehen, wir waren beide unvorsichtig. Beim nächsten mal bin ich der jenige, der hinfällt, ok?"

Zwinkerte der Rylothianer und streichelte ihm über den fast kahlen Kopf. Der Junge lächelte ebenfalls und Zhaax konnte nicht glaube, wie er gut er mit Kindern umgehen konnte. Es fiel ihm in der Tat leicht, dem Jungen das Richtige zu sagen, und ihn wieder aufzuheitern. Abschließend tippte der Junge Zhaax an die linke Lekku und schrie:

"Du bist!"

Zuerst verstand Zhaax nicht, bis Kaiba den ratlosen Blick des Twi'leks sah und ihm erklärte, dass der kleine Junge auf ein Fangenspiel hinauswollte. Als Zhaax verstand, zog er seinen Mantel aus und konzentrierte sich auf seine Machtkräfte. Er strengte sich sehr an und projezierte eine Stresssituation in seinem Kopf, wodurch er ungeheure Schnelligkeit erreichen konnte, mit der er schließlich losspurtete. Noch bevor der kleine Junge am Ende des Ganges war, erreichte Zhaax den Menschenjungen.

"Du hast verloren."

Grinste er breit und lobte den Jungen dann für seine Schnelligkeit.

"Anscheinend hast du auch besondere Talente wenns um Geschwindigkeit geht, was?"

Die Frage war rhetorisch, und der Junge antwortete auch nicht darauf. Zhaax klopfte dem Jungen auf die Schulter.

"Wie heißt du?"

Fragte der Twi'lek.

"Ich bin Alec."

Antwortete der Junge und schaute erstaunt zu dem Twi'lek, der vor ihm stand.

"Nun dann Alec, viel Spaß noch. Ich muss weiter."

Verabschiedete sich Zhaax und das Einzige, was er als Antwort bekam war ein Winken und der kleine Mensch verschwand zwischen den anderen Kindern.

Nachdem die beiden Padawane nun nicht mehr von Jünglingen abgelenkt waren, entdeckten sie auch schon Chesara, die gerade zurück zu einer Bank kehrte, und sich setzte. Die Sonne war angenehm zu dieser Tageszeit. Es war warm, aber nicht lästig heiß, immer mal wehte ein Lüftchen herüber. Die exotische Kulisse hinter dem Komplex des Jünlingenhorts erstaunte Zhaax aufs Neue. Es war schön, so viel Natur genießen zu können und so saubere Luft atmen zu können.

"Da wären wir, Chesara."

Teilte Zhaax mit, als die beiden Padawane näher traten und erwartungsvoll zu ihrer Meisterin schauten.

Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Garten - Mit Chesara, Kaiba
 
- Haruun Kal – Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Mit Zhaax und Kaiba –

Gerade erst hatte sie den Jünglingen geholfen eine Uneinigkeit beizulegen, als Chesara Zhaax und Kaiba aus der Basis heraus treten sah. Die beiden schienen endlich ausgeschlafen zu sein, was vor allem daran zu sehen war, dass Zhaax mit einem der Jünglinge einen Wettlauf veranstaltete. Es war eine nahezu trügerische Idylle hier auf Haruun Kal – eine Idylle, die sie inzwischen lange genug genossen hatten. Sie hatten sich erholt, nach dem Grauen und dem Leid, das ihnen auf Bandomeer begegnet war, und es war Zeit, wieder dorthin aufzubrechen, wo sie gebraucht wurden.

“Schön, euch wieder munter zu sehen.“

Begrüßte Chesara die beiden und klopfte auf die Bank neben sich, damit sie Platz nahmen.

“Ich würde gerne mit euch über eure Vorträge sprechen. Was hattet ihr für ein Gefühl dabei?“

Wollte sie wissen.

“Ihr habt das beide gut gemacht und eure Aufgaben erfüllt. Aber was glaubt ihr, warum ich euch diese Aufgabe überhaupt erteilt habe?“

Der fragende Blick der Jedi wanderte von einem zum anderen. Sie wusste nicht, ob die beiden Padawane die Aufgabenstellung überhaupt schon einmal hinterfragt hatten. Viel Zeit dazu hatten sie definitiv nicht gehabt.

“Ihr habt sicher einen interessanten Einblick in einen Teil der Historie des Ordens erhalten.“

Fuhr sie fort. Die Geschichte der Jedi reichte Jahrtausende weit zurück. Es war unmöglich, in einem einzigen Leben von der Spanne eines Menschen oder eines Twi’leks alles wissenswerte zu erfahren.

“Aber abgesehen davon, was habt ihr noch gelernt?“

- Haruun Kal – Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Mit Zhaax und Kaiba –
 
Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Garten - Mit Chesara und Kaiba

Begeistert sah Zhaax in Richtung seiner Lehrmeisterin. Das leichte Lüftchen, das in diesem Moment die Atmosphäre so unwirklich idyllisch und exotisch gestaltete weckte Glücksgefühle in dem jungen Twi'lek. Aufgeweckt nahmen er und Kaiba wie aufgefordert neben Chesara platz. Zhaax nahm einen tiefen Atemzug, bevor er sich zurücklehnte und für einen kleinen Moment die Augen schloss, bevor Chesara ihre angekündigte Auswertung über die am frühen Morgen gehaltenen Vorträge begann. Wie immer sprach sie sehr einfühlsam zu ihren Schülern und begann mit einem Lob, bevor sie fragte, was die beiden Padawane aus der Lektion gelernt haben, die sie über die Nacht aufhielt und zu einem Vortrag vor versammelter Mannschaft führte. Dachte Zhaax ein paar Stunden zurück, so konnte er ein positives Fazit aus der Lektion ziehen, er vermutete zu wissen, worauf Chesara hinaus wollte, also versuchte er, ein Statement abzugeben.

"Danke, Chesara es hat uns auch einiges an Mühen abverlangt, die Nacht war zum Teil sehr anstrengend."

Begann Zhaax. Man konnte die Unsicherheit in seinen Augen sehen, da er jetzt den Punkt äußern wollte, indem er eine Mutmaßung anstellte, was diese Aufgabe bringen sollte. Er war sich wahrlich unsicher und seine Antwort entsprechend.

"Ich vermute, dass wir erfahren sollen, dass neben dem praktischen Training auch das Studium eine große Rolle spielt."

Der junge Twi'lek-Padawan runzelte die Stirn, denn er wusste nicht exakt worauf die Jedi-Rätin hinauswollte. Nickend bestätigte er die Aussage, dass Kaiba und er einen grundlegenden Einblick in die Geschichte des Jedi-Ordens erlangten.

"Für mich persönlich habe ich gelernt, dass nicht alle Aufgaben mit Gewalt oder der Macht lösbar sind. Man darf sich nicht in jeder Situation darauf verlassen. Außerdem habe ich gelernt, wie die Jedi denken. Der Kodex der Jedi ist mir dabei in die Hände gefallen."

Zhaax überlegte kurz und rezitierte dann den Teil, den er sich tatsächlich gemerkt hatte.

" ...
Es gibt keine Leidenschaft,
nur Gelassenheit.
Es gibt keinen Tod,
nur die Macht."


Sein Gesicht errötete sich für einen kleinen Augenblick, da ihm der erste Teil des Kodex entfallen war, doch war Zhaax zuversichtlich, dass das keine Rolle spielen würde. Er hoffte, dass Chesara wusste worauf der junge Rylothianer hinaus wollte. Erwartungsvoll schaute er seine Meisterin an.

"War es das, was wir lernen sollten?"

Fragte er voller Neugierde und Elan.

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Chesara nickte, während Zhaax sprach. Der Twi’lek hatte sich schon so einige Gedanken gemacht, warum Chesara ihnen eine so ungewöhnliche Übung aufgetragen hatte. Was er sagte, war nicht aus der Luft gegriffen. Es stimmte, die Studien waren wichtig für die Jedi, auch wenn nur wenige Padawane dies von Anfang an erkannten. In der Bevölkerung stellte man sich die Jedi nur selten als begeisterte Bücherwürmer vor, solche die tagelang über alten Schriften gebeugt saßen und ihre Lehren daraus zogen. Sprach man von einem Jedi, so dachten die meisten im Volk an das Bild eines selbstbewussten Charakters mit einem Lichtschwert in der Hand. Jedi waren Verteidiger, Retter, Helfer und Kämpfer. Sie waren Diplomaten, Schlichter und Hüter. Aber Studenten, Forscher und Historiker? Ja, auch dies waren Bereiche, in denen die Jedi sich hervor taten und die notwendig waren, aber sie waren eben weit weniger populär.

“Ja, du hast ganz Recht.“

Sagte Chesara an Zhaax gewandt.

“Ein Effekt dieser Aufgabe war zu verstehen, dass die Studien wichtig sind und dass man viel aus ihnen lernen kann. Es ist nicht die einzige Aufgabe eines Jedi, sein Lichtschwert zu benutzen. Unseren Kopf und Verstand müssen wir ebenso einsetzen.“

Anerkennend nickte Chesara, als ihr Schüler einen Teil des Kodexes vortrug, den zu vervollständigen sie auf ein andermal verlegte, da sie bei einem Thema bleiben wollte.

“Es ist ebenso wichtig aus der Vergangenheit zu lernen. Es werden immer Fehler gemacht, aber wenn wir Geschichten wie von XXX im Kopf behalten, dann können wir vermeiden, einige zu wiederholen. Dazu jedoch müssen wir diese Geschichten kennen, die Geschichte der Galaxis und insbesondere die Geschichte unseres Ordens. Natürlich kann niemand von uns alles wissen. Tausende von Jahren, in denen die Jedi bereits für die Republik kämpfen, kann keiner von uns einfach so aufarbeiten. Aber genau deswegen ergänzen wir uns und helfen uns gegenseitig mit unserem Wissen.“

Die Jedi-Rätin verstummte, als ein paar Kinder an ihnen vorüber liefen und eines der jüngeren Mädchen stolperte, sich aber gerade noch einmal fangen konnte. Sie kämpfte, um wieder zu den anderen aufzuschließen und ein Junge wartete auf sie, um sie an der Hand zu nehmen und sie mit sich zu ziehen. Man half sich gegenseitig.

“Zu guter Letzt wollte ich euch eine Aufgabe übertragen, an der ihr unter Zeitdruck arbeiten müsst.“

Erklärte sie schließlich.

“Es ist einfach, in den Trainingsraum zu kommen, ein paar Übungen zu bestreiten und sich am Abend wieder ins Bett zu legen. Aber so ist es nicht immer als Jedi. So wird es nicht sein, wenn ihr Ritter seid. Es wird Momente geben, in denen ihr schnelle Entscheidungen treffen müsst und Situationen, in denen viel von euch erwartet wird. Ihr werdet anderen helfen müssen, während ihr vollkommen übermüdet seid und nicht geschlafen habt… so wie es ein ums andere Mal auf Bandomeer war. Auch an solchen Tagen müsst ihr in der Lage sein, alles zu geben. Tja, und was soll ich sagen? Ihr habt eure Sache wirklich gut gemacht. Oh... und noch eins: als Jedi muss man auch manchmal vor anderen Leuten sprechen – vor anderen und auch für andere. Auch das gehörte zu der heutigen Übung. Ihr habt beide selbstbewusst gewirkt. Das war gut.“

Dies war das abschließende Lob, das beide Schüler von Chesara erhielten. Sie lehnte sich auf der Bank zurück und bemerkte, dass die von Sonne beschienenen Flächen auf dem Rasen kleiner wurden. Es ging mit sicheren Schritten auf den Abend zu.

“Wir werden morgen früh wieder abreisen.“

Teilte sie Zhaax und Kaiba mit.

“Es geht zurück nach Lianna. Zhaax, für dich wird das der erste Besuch in der momentanen Hauptbasis des Jedi-Ordens sein. Es ist dort nicht so schön wie hier, weder was Landschaft noch Räumlichkeiten angeht, aber es ist sehr viel größer und es werden sehr viele Jedi dort sein.“

- Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Garten - Mit Zhaax und Kaiba –
 
Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Garten - Mit Chesara, Kaiba

Der Twi'lek konnte nun nachvollziehen, worauf die Meisterin hinauswollte. Seine Vermutungen bestätigten sich, Kaiba und Zhaax sollten nicht glauben, dass das Leben nur von Kampf und das Nutzen der Macht geprägt worden war, sondern auch von Studien, Recherchen, Theorie und Weisheiten. Ein Jedi sollte in vielen Dingen ein Vorbild darstellen nicht nur durch die Waffe die er mit sich führte, sondern auch durch seinen Intellekt, sein Mitgefühl und sein Wissen. Es war wichtig sich Wissen anzueignen, dass von den weisen Meistern der Vergangenheit so mühevoll gesammelt wurde. Zhaax konnte sich unglaublich schnell mit dem Gedanken anfreunden, des öfteren in der Bibliothek zu sitzen und Recherchen über die Jedi anzustellen. Er war außerordentlich wissbegierig und scheute keine Mühen, mehr Wissen zu erlangen. Der Rylothianer erstrebte große Weisheit, wie auch seine Meisterin sie besaß. Es war sehr wichtig für ihn zu wissen, für welche Sache er genau eintrat und was es damit auf sich hatte. Denn am Ende seiner Ausbildung wollte er einem Prinzip folgen, für das es sich zu kämpfen lohnte. Der Gemeinschaftsgedanke voneinander zu lernen war für den Twi'lek auch eine große Motivation. Er war gerne in Gesellschaft und hatte nichts dagegen sich Gutes abzuschauen und in sein Verhalten zu integrieren.

Chesaras Lob hob die Padawane in ungeahnte Höhen und erfüllte den Twi'lek mit Stolz. Die Meinung der Jedi-Rätin bedeutete ihm mittlerweile viel und er vertraute ihr und ihren Entscheidung. Er sah sie als weise Führerin, die wusste wovon sie sprach.

“Wir werden morgen früh wieder abreisen.“

"So schnell schon?"

Fragte Zhaax entrüstet.

"Dann werde ich die Nacht mit Meditationen verbringen."

Kündigte der Twi'lek an und war fest entschlossen sein Gelerntes zu verinnerlichen. Er hatte ein gutes Gefühl dabei. Die Ausbildung zum Jedi tat dem jungen Rylothianer sichtlich gut und er ging auf in der Sache.

“Es geht zurück nach Lianna. Zhaax, für dich wird das der erste Besuch in der momentanen Hauptbasis des Jedi-Ordens sein. Es ist dort nicht so schön wie hier, weder was Landschaft noch Räumlichkeiten angeht, aber es ist sehr viel größer und es werden sehr viele Jedi dort sein.“


Sehr viele andere Jedi? Ein Gefühl, das sich bemerkbar machte. Wie wäre es wohl andere Padawane zu treffen, die gemeinsam ihre Ausbildung auf Lianna vollzogen? Die Aufregung in Zhaax stieg in ungeahnte Höhen, sicher würde es toll sich mit anderen Padawanen und Jedis auszutauschen. In einer großen Bibliothek zu lernen. Die Hauptbasis der Jedi zu sehen. Vorfreude breitete sich in dem jungen Twi'lek aus, als er daran dachte.

"Ich freue mich schon auf Lianna."

Merkte Zhaax schließlich an und genoss mit seinem Kollegen und seiner Meisterin noch einen Moment die letzten Sonnenstrahlen, bevor die beiden Schüler sich zurückzogen.

"Ich denke wir gehen schlafen. Morgen wird ein langer Tag, was?"

Fragte der Padawan eher rheotrisch.

"Gute Nacht, Chesara."

Damit verabschiedeten sich die beiden Padawankollegen und machten sich auf den Weg in ihr Quartier, um den versäumten Schlaf der letzten Nacht endgültig nachzuholen. Es wurde allmählich kalt, was Zhaax an den leicht vibrierenden Lekku und der Gänsehaut bemerkte. 'Schnell ins Warme' dachte der Twi'lek bei sich und ehe er es sich versah, waren Kaiba und Zhaax im Quartier angekommen.

Haruun Kal - Pelek Baw - Hort der Jünglinge - Quartier - Mit Kaiba
 
- Lianna - Pelek Baw - Hort der Jünglinge -

Ihr Aufenthalt neigte sich dem Ende zu. Den letzten Abend verbrachte Chesara mit Meisterin Ebelin und einem der anderen anwesenden Jedi-Ritter, um über die Zukunft des Hortes und einige Veränderungen zu sprechen. Der Hort sollte ausgebaut und die Zahl der Betreuer aufgestockt werden. Dies waren positive Entwicklungen. Nicht nur die Korunai entsandten ihre Kinder, die naturgemäß alle von Geburt an machtsensitiv waren, zur Ausbildung an die Jedi, auch von anderen Planeten bekam der Orden Zuwachs. Über diese Nachricht würde der Rat sich besonders freuen, wenn Chesara zurück auf Lianna war, um Bericht zu erstatten. Lange hatten sie geringe Zahlen unter den Jedi zu vermerken gehabt, doch das Vertrauen in den Orden wuchs wieder und sie konnten mehr Nachwuchs ausbilden als in den vergangenen Jahren.

Am nächsten Tag waren Chesara und ihre Padawane bereit zur Abreise. Die Jünglinge hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen und führten einen kleinen Tanz zum Abschied auf. Gerührt winkte Chesara ihnen zu, als sie mit den Gleiten zurück in den Stadtkern fuhren, um dort vom Raumhafen aus zurück nach Lianna zu fliegen. Sie hatten noch eine weite Reise vor sich und würden den Flug für weiteres Training nutzen. Aber auch so hatte Chesara das Gefühl, dass ihre Padawane schon einige neue Dinge gelernt hatten, in den letzten paar Tagen. Sie hatten ihre ersten Gehversuche in Sachen Lichtschwertkampf gemacht und sich mit der Waffe eines Jedi vertraut gemacht. Diese Fähigkeiten würden sie nach und nach erweitern.

Auf die Rückkehr nach Lianna freute sich Chesara, so schön es ihr auf Haruun Kal auch gewesen war. Sie wusste nicht, ob Adrian bereits wieder von Bandomeer zurück war, vermutete es allerdings. Dass sie Jibrielle und Nylia auf Haruun Kal zurück ließen, war dagegen ein neues Gefühl, doch Jibrielle, die für geraume Zeit ihre Padawan gewesen war, musste lernen ihren eigenen Weg zu gehen. Sie war nun ebenfalls eine Lehrmeisterin, hatte in Nylia eine Padawan gefunden, die gut zu ihr zu passen schien. Sie würden sich wieder sehen, wenn die Zeit reif war. So war es immer gewesen.

Am Raumhafen machten sie ohne weitere Umschweife den Frachter klar. Kaiba kümmerte sich um das Schiff und nahm den Pilotensitz ein, während Chesara und Zhaax die für den Rückflug mitgebrachten Vorräte verstauten. Lianna würde sie bald wieder haben.


- Lianna - Pelek Baw - Hort der Jünglinge -


*** Outplay ***
Weiter im Weltraum
 
Haruun Kal - Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Trainingsraum- mit Jibrielle

Ihr Herz schlug immer noch in einem viel zu harten, unruhigen Rhythmus in ihrer Brust und ihr wollte das Atmen irgendwie nicht richtig gelingen. Sie kannte solche Panikattacken. Am Anfang, als sie alles in ihrem Leben verloren hatte, hatte sie oft solche Momente erlebt, in denen die Angst die Überhand gewonnen hatte. In den letzten Jahren waren sie seltener geworden und das letzte Mal war lange her. Trotzdem konnte sich Nylia gut an das Gefühl erinnern und obwohl sie es so gut kannte, war es jedes Mal wieder schlimm. Sie konnte es nicht abstellen. Sie konnte nur abwarten, bis ihre Hände ihr wieder gehorchen wollten, um sich ein paar verrutschte Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen und um kurz die Augen zu schließen.

Jibrielles Reaktion verwirrte sie erst einmal ziemlich. Sie hatte alles erwartet, weil sie die Aufgabe nicht erfüllt und aufgegeben hatte, aber kein Lob. Ihre Freundin überraschte sie immer wieder. Lia verstand auch nicht sofort alles von dem, was diese gerade sagte. Die Furcht beherrschen, das klang immer so einfach. Sie versuchte es seit Jahren und immer wieder gab es Momente, in denen ihr die Kontrolle entglitt und in denen sich die dunklen Erinnerungen in ihrem Geist befreiten. Wie hing das alles mit ihrer Ausbildung zusammen? Das Einzige, was sie in den letzten Jahren am Leben gehalten hatte, war es zu laufen, sobald es Probleme gab. Lia war keine Kämpferin gewesen, noch nie. Auf einmal sollte es anders sein? Ratlos schaute sie auf die Waffe in ihrer Hand. Immer noch war da dieses Gefühl, als würde sie dorthin gehören. Seitdem Jibrielle irgendetwas damit gemacht hatte, war dieses Gefühl nur noch stärker geworden. Sie wollte das Lichtschwert gar nicht mehr aus der Hand geben. Alleine es zu halten schien ihr Kraft zu geben und sie zu beruhigen. Gleichzeitig hatte Lia aber keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Wie konnte man denn etwas kennen, obwohl man doch gar nichts darüber wusste? Überfordert seufzte sie auf und lief ein paar Schritte auf und ab.


„Vielleicht ist das ja mein Talent. Ich kämpfe nicht, ich renne und hole die anderen, die es können.“

Sie versuchte einen Scherz. Lia merkte aber selbst, dass er nicht gelang. Jibrielle lächelte ihr aufmunternd zu und aktivierte den Droiden wieder. Nylia schüttelte ihre Arme und Beine aus und atmete tief durch. Dieses Mal würde sie es dem Teil zeigen. So schwer konnte es doch nicht sein. Sie dachte während sie das Lichtschwert wieder aktivierte über die Worte ihrer Freundin nach. Lia grübelte noch darüber, was das Gerede über die dunkle Seite bedeuten sollte, da zischte schon der erste Schuss durch die Luft. Sie schlug nach dem Strahl, traf aber nicht einmal annähernd. Sie verlor den Faden und dachte sich, dass das Ergründen der Lektion noch warten musste. Jetzt stand erst einmal das praktische Lichtschwerttraining an. Es dauerte einige Zeit, bis sie auch ohne die Augenbinde genug Fokus und Verbindung zur Macht fand. Vor allem die Treffer, die sie einstecken musste, störten sie immer wieder extrem und brachten sie aus dem Konzept. Die Schüsse brannten wie Nadelstiche und machten sie wütend und Wut machte unvorsichtig. Lia hätte den Droiden bald am liebsten einfach gepackt und zu Boden geworfen. Natürlich wusste sie, dass das keine Option war. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich dazu zu zwingen, ruhiger zu werden. Nach einer Viertelstunde wehrte sie aber ein paar Schüsse hintereinander ab. Es waren keine Zufallstreffer mehr, sondern die Klinge fand gezielt ihren Weg und lenkte die Schüsse zurück.

Als der Droide in einen Ruhemodus fiel, da es Zeit für eine Pause war, konnte Lia ein grimmiges Lächeln nicht unterdrücken. Es waren bei ihre nicht alle Hoffnungen verloren, wie es schien.


„Es ist ein Anfang, oder?“

Sie holte sich ihre Wasserflasche, die auf einem Tisch an der Wand stand. Auch wenn Jibrielle nicht wütend darüber war, wie es vorhin gelaufen war, war es Lia unangenehm. Sie zupfte daher verlegen an dem Etikett der Flasche herum.

„Tut mir leid, wie ich vorhin reagiert habe. Manchmal ist es einfach... Ich versuche nicht mehr an all das zu denken, was alles passiert ist, aber manchmal braucht es nur einen kleinen Auslöser und dann ist das alles wieder da. Kennst du das? Man verdrängt etwas mit aller Macht und wenn man es gar nicht erwartet, kommt es hoch und es fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengegend. Immer, wenn ich denke, ich bin endlich darüber hinweg und kann damit umgehen, passiert so etwas. Vielleicht geht es nie weg. Ich weiß es nicht. Vielleicht kann man ja etwas so Schlimmes erleben, dass man es einfach nicht vergessen kann, egal wie sehr man es will.“

Sie betrachtete den Schwertgriff in ihrer Hand.

„Meinst du wirklich, ich kann stark genug werden, um es zu schaffen? Um es wirklich zu vergessen und nicht nur immer wieder davor wegzulaufen? Ich... Ich will endlich nicht mehr wegrennen müssen.“

Haruun Kal - Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Trainingsraum- mit Jibrielle
 
~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Hort der Jünglinge ~ Trainingsraum ~ mit Nylia ~~~

Erst war alles wie zuvor. Oder fast wie zuvor, nur ohne das weglaufen. Doch bald wurde Nylia nicht mehr von den harmlosen Laserstrahlen getroffen, in ihrem Versuch sie mit ihrem Trainingsschwert abzuwehren, sondern lenkte erst einen, dann zwei, und bald schon regelmäßig die auf sie gefeuerten Schüsse erfolgreich ab. Als sie schließlich soweit war, die Hälfte der Laser zu reflektieren, den meisten anderen auszuweichen und nur noch von jedem zehnte getroffen zu werden, war es Zeit für eine Pause - und Jibrielle war ein gewaltiger Stein von der Brust gefallen. Nylias grimmiges Lächeln sprach Bände. Auch Jibrielles Padawan war Stolz auf sich. Wenn es ihr gelang diesen gesunden Stolz und die Freude über das Erreichte in Selbstvertrauen umzuwandeln, dachte Jibrielle, bestand wohl wirklich noch Hoffnung für ihre so talentierte und doch so instabile Padawan. Breit lächelnd ging Jibrielle mit den zwei Wasserflaschen auf Nylia zu und warf ihr gekonnte eine davon zu, während in ihrem Kopf weiterhin die Gedanken kreisten. Hätte sie überhaupt anders handeln können? Wenn nun Nylia doch ein letztlich hoffnungsloser Fall war, zu Traumatisiert, zu gefährdet von der dunklen Seite? Hätte Jibrielle ihre Freundin aufgeben können, all ihre Chancen auf Selbstverwirklichung und Befreiung von den Schatten der Vergangenheit? Hatte die junge Jedi-Ritterin überhaupt genug Urteilsvermögen, darüber zu richten? Wenn sie schon die Hoffnung für vermeintlich längst verlorene Fälle wie Ijelinn nicht aufgab, wieso durfte sie dann nicht daran glauben, dass Nylia den Weg der Lichten Seite würde finden können? Ob über Ijelinn der Rat wohl schon sein Urteil gefällt hatte? Wie es ihr wohl ging ...

"Es ist ein Anfang, oder?"

sagte Nylia und riss Jibrielle aus ihren Gedanken. Beide sich im Schneidersitz gegenübersitzend, nuckelte Jibrielle gerade an ihrer Trinkflasche und konnte nur energisch Nicken, war ihr Mund doch gerade voll erquickendem Nass. Doch offenbar brauchte Nylia keine weitere Ermunterung, lag ihr doch anscheinend noch viel mehr auf dem Herzen. Noch immer schon sie an sich zu Zweifeln und die Scham über ihre Panikattacke zuvor schien noch nicht verflogen. Sie entschuldigte sich nochmals für ihre Reaktion und versuchte zu erklären, warum ihr diese Dinge manchmal so nahe gingen. Jibrielle hörte aufmerksam zu und wusste nur zu gut, welche Gefühle Nylia dort beschrieb.

"Kennst du das? Man verdrängt etwas mit aller Macht und wenn man es gar nicht erwartet, kommt es hoch und es fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengegend."

meinte Nylia und zuppelte mittlerweile so energisch ersatzhandlungstechnisch an dem Etikett ihrer Flasche herum, dass es abriss.

"Meinst du wirklich, ich kann stark genug werden, um es zu schaffen? Um es wirklich zu vergessen und nicht nur immer wieder davor wegzulaufen? Ich... Ich will endlich nicht mehr wegrennen müssen."

Die Jedi-Ritterin nickte ihrer Schülerin zu, lächelte verstehend. Die Einsamkeit ihrer Kindheit, der Terror ihrer Brüder und Schwester im Waisenhaus in den ersten Jahren, die Einsamkeit danach, die entsetzliche Furcht vo Azgeth und der drohende Tod von Chesara, ihr Kampf auf Leben und Tod bei Nylias Rettung, Ord Mantell ... Darth Noirceur, Rins Arm, Dhis Tod, der Terror der Todesangst, Darth Devour. All diese Dinge hatten sie einmal verfolgt und vor allem die Ereignisse bei ihrer Reifeprüfung hatten sie lange nicht losgelassen. Jibrielle hatte Nylia vieles von alledem bereits erzählen können, doch wenn natürlich nicht alle Kindheitserinnerungen und erschreckende Eindrücke von Ord Mantell dabei gewesen waren.

"Ich kenne das Gefühl. Aber ich glaube auch, dass ein gesunder Geist gar nicht anders kann, als diese Dinge zu verdauen, wenn es auch manchmal sehr lange dauert und Krämpfe verursacht. Man muss ja irgendwie damit umzugehen lernen. Wirklich vergessen können wir wirklich einschneidende Erlebnisse, glaube ich, sowieso nicht - wie du schon sagst, bestenfalls verdrängen. Was wir aber nur Verdrängen, dass wird immer wieder hochkommen und macht über uns haben. Vieles von dem, was ich auf Ord Mantell erlebt habe, hat mich lange verfolgt und beschäftigt. Ich habe dir ja schon viel davon erzählt. Besonders hat mich dabei aber vor allem meine eigene Panik erschreckt, meine eigene rasende Angst vor dem Tod. Ich habe aber eingesehen, dass ich diese Erfahrung nicht ignorieren darf. Damals habe ich eine Seite an mir kennen gelernt, die, wenn ich sie ernst nehme, mich nie wieder überraschen kann - zumindest nicht unvorbereitet. Das mag irgendwie auch eine Binsenweisheit sein, aber ich glaube, dass man wirklich aus allen Erfahrungen klug werden kann - ganz besonders aus den schlimmen. Denn zum einen, so ging es mir zumindest immer, lernt man viel über sich selbst, und zum anderen, lernt man viel darüber, was es heißt, ein denkendes und leidensfähiges Wesen zu sein. Es gibt sicher keinen besseren Weg, sein Mitgefühl für andere zu erweitern. Und nicht zuletzt merkte ich, dass ich die Herrin meines eigenen Schicksals bin, dass, indem ich aus der Vergangenheit lerne, meine Zukunft selbst gestalten kann ... dass mich meine Vergangenheit nicht beherrscht und dass die Zukunft völlig offen ist ... ärmhh ja ... genug jetzt aber mit meinem Monolog ..."

sagte Jibrielle, zum Ende hin verlegen, als sie merkte, wie sie ins philosophieren geraten war. Robijn schien sie da an Bord der Blue Nighingale doch mit irgendwas angesteckt zu haben, dachte Jibrielle belustigt und schaute genau zu Nylia herüber, ob ihre Worte irgendeinen unterschied gemacht hatten. Sie hoffte inständig, dass Nylia den Glauben in sich und in ihre Fähigkeit zu Wachsen fand. Was konnte sie mehr dafür tun als ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihrerseits an ihre Padawan zu glauben?

Sie setzten schließlich das Training fort, ließen die Lichtschwerter aber für den heutigen Tag ruhen, um über das Erlebte zu Meditieren. In der Macht zu Baden half, die Erfahrungen zu prozessieren, dass muskulare und nervliche Gedächtnis zu stimulieren und so das Lichtschwert besser als weitere Gliedmaße vom Körper aufnehmen zu lassen.

Am Abend erfuhr Jibrielle von Chesaras Abreiseplänen. Sie und ihre beiden Padawane wollten in Kürze nach Lianna zurückkehren, und Jibrielle und ihre ehemalige Meisterin kamen darüber überein, dass es das beste wäre, wenn Jibrielle und ihre eigene Schülerin vorerst hier blieben. Jibrielle argumentierte, dass Nylia momentan wirklich an einem empfindlichen Punkt ihrer Selbstfindung stand und dass diese überschaubare Kultur des Jedi-Horts auf Haruun Kal großen Molochs wie Lianna vorzuziehen war. So konnten Jibrielle und ihre Padawan hoffentlich besser zusammenwachsen und Nylias Selbstvertrauen wie in einem Gewächshaus heranwachsen. Jibrielles unausgesprochener Grund war jedoch auch, dass sie sich ihrer eigenen Abhängigkeit von Chesara nur allzu deutlich im klaren war und wusste, dass sie sich nach und nach würde von ihrer Mentorin abnabeln müssen. Sie musste lernen auf eigenen Beinen zu stehen und das ging nunmal nicht, wenn sie Chesara weiterhin auf Schritt und Tritt folgte und ewig an ihrem Rockzipfel hing. So verabschiedeten sich ehemalige Meisterin und Padawan voneinander, Jibrielle drückte Chesara bei der Umarmung wieder herzlich, ließ jedoch betont schnell genug wieder von ihr ab. Sie wollte nicht, dass Chesara dachte, dass sie immernoch so weich und abhängig und unselbstständig war. Sie unterdrückte sogar zu weinen.

Die kommenden Wochen waren Jibrielle und Nylia also auf sich allein gestellt - von dem bunten Treiben des Horts der Jünglinge um sie herum einmal abgesehen. Da Nylia als Padawan aber natürlich viel älter und sie und ihre Meisterin auf ganz anderen Niveaustufen trainierten, bekamen sie recht wenig vom Alltag der Jedi Akademie in Pelek Baw mit. Jibrielle hatte das Training vor allem auf die Verteidigung gegen Laserschüsse und das Meditieren konzentriert, denn zum einen hatte Nylias Verbindung zur Macht sich bislang noch immer als zu störanfällig für Irritationen erwiesen. Zum anderen hatte die Selbstverteidigung Nylias und damit die Sicherstellung ihres körperlichen Wohls oberste Priorität. Bevor sie auch nur daran denken konnten, gemeinsam irgendwelche Missionen anzugehen, musste Nylia vor Laserfeuer so sicher sein wie möglich. Außerdem, so bemerkte Jibrielle Nylia gegenüber ganz gerne, hantierten nunmal neunundneunzig Prozent der Galaxis mit Blastern herum - nicht mit Laserschwertern. Schließlich aber, nachdem Chesara nun schon fast drei Wochen weg war, beschloss Jibrielle, war es Zeit für den Schwertkampf. Und für etwas anderes. Einen Tapettenwechsel.


"Guten Morgen!"

sagte die Jedi-Ritterin, als ihre Padawan zu ihr in den Trainingsraum kam. Wie üblich legten sie ihre erste Trainingseinlage vor dem Frühstück ein. Leichtfüßig sprang Jibrielle von dem Tisch, auf dem sie gesessen hatte, herunter und kam zu ihrer Schülerin geschlendert.

"Bevor wir loslegen, wollte ich mit dir noch über einen Vorschlag reden. Ich glaube, wie haben jetzt lange genug auf Haruun Kal herumgehangen. Wir brauchen mal wieder eine Veränderung. Letztlich ist ja nicht nur das Schüler-Meister-Verhältnis wichtig, sondern eine Padawan brauch auch Kontakt und Austausch mit ihren Mitpadawanen. Findest du nicht auch? Ich jedenfalls halte es hier auf Haruun Kal langsam nicht mehr aus ... die Luft ist sooo stickig! Wenn du also einverstanden bist, schnappen wir uns gleich morgen den nächsten Linienflieger nach Lianna."

lachte Jibrielle gequält und wischte sich den Schweiß von der Stirn. War das feuchtwarme Wetter auf Haruun Kal anfangs noch unerträglich gewesen und man sich schnell daran gewöhnt hatte, war es nach ein paar Wochen anhaltend unerträglich.

"Deswegen schlage ich vor, dass wir wieder zur Basis auf Lianna zurückkehren. Da haben wir auch ein viel größeres Repertoir an Möglichkeiten für unser Training. Glaub ich. Ich finde, du hast in den letzten Wochen enorme Fortschritte gemacht. Deine Meditationen sind inzwischen unglaublich tief und deine Verbindung zur Macht ist stark und konstant. Außerdem macht dir die Abwehr von Blasterschüssen gar keine Probleme mehr. Deswegen machen wir heute zum Abschluss des Haruun Kal Tribs noch was Neues."

meinte Jibrielle, zwinkerte Nylia zu und holte heute mal nicht nur ein sondern zwei Trainingsschwerter hinter ihrem Rücken hervor.

"In den letzten Wochen hast du gelernt, was es zu bedeuten vermag, dass man vom Lichtschwert auch als "Schild" spricht. So das natürlich auch als Metapher gemeint ist, dass wir mit dem Lichtschwert die Schutzlosen schützen, ist es auch sehr buchstäblich gemeint. Denn auch Wenn es Lichtschwert heißt, ist es in unseren Händen erstmal nur ein Werkzeug für manigfaltige Zwecke. Und wenn wir uns gegen Blasterschüsse verteidigen, wird es nunmal zum Schild. So dünn der Lichtstrahl auch sein mag - das spielt keine Rolle. Du hast gelernt, wie du die Klinge um deinen Körper herumbewegen kannst, sodass die Breite keine Bedeutung mehr hat, dass dich dein Schwert in Gänze abzuschirmen vermag. Heute aber fangen wir damit an, dass du das Lichtschwert eben auch als Waffe benutzt, zum Angriff. Während auch hier die Verteidigung essentiell ist, macht sie nur noch die Hälfte aus. Die andere Hälfte attackiert."

sagte Jibrielle und gab Nylia eines der beiden Schwerter. Es war dasselbe, mit dem sie von Anfang an trainiert hatte. Jibrielle stellte sich drei Meter entfernt von ihrer Padawan auf und aktivierte ihre eigene hellblaue, harmlose Klinge.

"Auch hier wird wieder der erste Schritt der Schwierigste sein. Aber keine Bange. Ich werde mich erstmal nur verteidigen und du übernimmst den Angriff. Los gehts. Versuch mich zu treffen. Vertraue der Macht, höre auf deinen Körper, gib dich seinen Ideen und Intuitionen hin."

~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Hort der Jünglinge ~ Trainingsraum ~ mit Nylia ~~~

Yeay mein Fünfhundertster Beitrag!^^ *tröt*
 
Haruun Kal - Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Trainingsraum- mit Jibrielle

Jibrielle erzählte von ihren Erlebnissen auf Ord Mantell und wie sehr die schlimmen Erlebnisse dort geprägt hatten. Seitdem sie diese Seite an sich kannte, könnte sie die Jedi nicht mehr erschrecken. Nylia hatte bei diesen Worten stumm ihre Flasche in den Händen hin und her gedreht. Bei ihr war das anders. Seitdem sie wusste, wie es sich anfühlte in Lebensgefahr zu sein, ließ allein der Gedanke daran sie oftmals erstarren. Sie hatte nur eines daraus gelernt und das war es, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um es nie wieder soweit kommen zu lassen. Ihre Freundin sagte, dass es wohl keinen besseren Weg gebe, sein Mitgefühl für anderen zu erweitern. Bei Lia hatte es eher dazu geführt, dass sie sich in den letzten Jahren nur noch auf sich selbst konzentriert hatte. Es hatte sich niemand um sie gesorgt. Wieso hätte sie daher etwas aufs Spiel setzen sollen, um für andere da zu sein? Je weiter sie sich von anderen und deren Problemen ferngehalten hatte, umso weniger Probleme hatte sie selbst bekommen. Wie sie so darüber nachdachte, kamen ihr wieder einmal Zweifel, ob sie wirklich dazu geeignet war, eine Jedi zu werden. Wenn ein Jedi mit diesen Erkenntnissen aus schweren Zeiten hervorgehen sollte, dann hatte Lia doch alles falsch gemacht.

Sie grübelte die kommenden Wochen immer wieder darüber nach. Chesara und ihre Padawane waren abgereist und das versetzte ihrer Laune noch einen zusätzlichen Dämpfer. Lia war gerne in der Nähe der Jedi-Meisterin. Sie hatte das Gefühl, alleine dadurch ruhiger und ausgeglichener zu sein. Es fehlte ihr auch, mit Kaiba zu sprechen. Mit ihm zu reden war so einfach und es war schade, dass er auch so schnell hatte abreisen müssen. Dafür wurde das Training in der kommenden Zeit nur umso intensiver und es tat Lia gut, echte Fortschritte zu bemerken. Sie fand inzwischen schneller in ihre Verbindung zur Macht und ihr Umgang mit dem Lichtschwert zur Verteidigung wurde immer besser. Auch das Schweben lassen von Gegenständen gelang ihr schon recht gut. Es machte ihr richtig Spaß, alles mögliche durch ihr Zimmer fliegen zu lassen und immer mehr und mehr Gegenstände dazu zu nehmen, um zu testen, wann sie an ihre Grenzen stieß.

Lia dachte, dass sie an diesem Morgen wie sonst auch wieder das Abwehren von Blasterschüssen trainieren würden. Als sie den Trainingsraum kam, konnte sie den Droiden aber nirgendwo entdecken. Jibrielle überraschte sie vielmehr mit den Abreiseplänen. Lia musste jedenfalls nicht lange gefragt werden.


„Lianna klingt wunderbar. Der Hort hier ist auch okay, aber ich bin es langsam leid, drei Mal am Tag meine Klamotten zu wechseln, weil man sofort wieder durchgeschwitzt ist.“

In der Basis wären sicher auch noch die anderen und dort hatte Lia sich damals recht wohl gefühlt. Sie brannte daher darauf, nach dem Training in ihr Zimmer zu gehen und ihre wenigen Habseligkeiten zu packen. Vorerst hieß es aber noch, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Sie sollten heute mit dem Lichtschwertkampf beginnen. Jibrielle begab sich in eine Verteidigungsposition und sagte ihr, dass sie angreifen sollte. Lia kratzte sich erst einmal ratlos am Hinterkopf. Sie wusste inzwischen, wie man sich gegen Blasterschüsse verteidigte. Wie man aber mit der Schwertklinge gegen einen anderen Kämpfer vorgehen sollte, war ihr noch völlig fremd. Sie konnte daher erst einmal nur das nachmachen, was sie bei anderen Jedi gesehen hatte. Sie fasste den Schwertgriff mit beiden Händen und schlug nach Jibrielles Beinen. Natürlich konnte ihre Lehrerin den Angriff problemlos abwehren. Lia versuchte es immer wieder und bald wollte sie ihr Tempo steigern. Dabei stolperte sie aber fast, da sie noch nicht so ganz im Gefühl hatte, wie sie bei den Angriffen ihre Arme und ihre Schritte koordinieren musste. Sie konnte in der Macht fühlen, wohin ihr nächster Angriff gehen sollte, konnte ihn aber einfach noch nicht gut umsetzen. Als sie irgendwann außer Atem war, deaktivierte sie das Lichtschwert und pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Irgendwie bekomme ich es nicht hin. Ich weiß, wohin ich schlagen soll. Es ist wie bei den Blasterschüssen. Ich sehe einen Moment bevor ich zuschlage vor meinem inneren Auge, wohin ich die Klinge bewegen soll. Irgendwie bekomme ich es aber nicht hin, es dann auch in die Tat umzusetzen, ohne über meine eigenen Beine zu stolpern. Da schlägt wohl wieder der kleine Tollpatsch in mir durch.“

Haruun Kal - Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Trainingsraum- mit Jibrielle
 
~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Hort der Jünglinge ~ Trainingsraum ~ mit Nylia ~~~

Ein Peitschen und Zischen erfüllte den Raum, schallte von einer kurzen Ecke herüber in die andere. Der hellblaue Lichtstrahl fegte gegen den anderen, ließ Funken sprühen, hüllte das Zimmer in ein leichtes Lichterfeuer. Jibrielle lächelte. Schon immer fragte man sich, was der Sinn des Lebens sei, worin echtes Glück bestehe und wozu das alles. Wenn es einen echten Sinn gab, wenn die Macht einen wirklichen, geheimen Plan hegte, würde man ihn je erfahren? Gab es überhaupt für ein einziges Leben einen einzigen Plan, einen Sinn? Jibrielle war ganz im Tunnel drin, ihr ganzer Fokus lag auf dem Schwertkampf, erfüllte jenen Augenblick mit einem Ziel, mit einem Sinn. Bestand darin das Glück? Die Erfüllung des Moments, der zufriedenen Hingabe an eine Tätigkeit, in der man aufzugehen vermochte? Vielleicht war für Jibrielle der Lichtschwertkampf eben ein solcher Sinn des Lebens, der Sinn des Moments. Aber nein, gestand sie sich ein, so ganz stimmte es zumindest gerade nicht, war sie doch nicht ganz und gar fokussiert. Wie hätte sie sonst Gedanken für derlei Spinnereien übrig gehabt. Einzig weil Nylia nunmal noch eine ziemliche Anfängerin im Schwertkampf war, war es absolut ausreichend, nur einen Teil der Konzentration darauf zu richten. Jibrielle musste innerlich schmunzeln, während sie den zigsten Querhieb von Nylia mit einer schwungvollen Bewegung ablenkte. Hatte Robijn sie am Ende doch noch mit diesem Philosophierereivirus infiziert?
Wie dem auch sei, Fokus! Wie ging es Nylia, welche Fortschritte machte sie? Fühlte sie sich wohl? Würde es etwas bringen, absichtlich schwächer zu verteidigen, um ihr ein Erfolgserlebnis zu schenken? Nein, sie wollt keine falschen Geschenke machen, wollte ihre Padawan nicht mit falschen Erwartungen und Komplimenten antreiben. Der Fortschritt würde schon von ganz alleine kommen, mit der Zeit. Und tatsächlich wurden ihre Schläge stetig gezielter, schneller und kraftvoller. Stück für Stück. Schließlich, als Nylia aber so langsam die Luft ausging, unterbrachen sie und Jibrielles Padawan pustete sich eine ihrer goldenen Locken aus dem Gesicht. Jibrielle holte beiden eine Trinkflasche, um den Speicher wieder etwas aufzufüllen. Leider nicht unerwartet, begann Nylia wieder damit, ihr Training beinahe ausschließlich negativ zu bewerten.


"Irgendwie bekomme ich es nicht hin. Ich weiß, wohin ich schlagen soll. Es ist wie bei den Blasterschüssen. Ich sehe einen Moment bevor ich zuschlage vor meinem inneren Auge, wohin ich die Klinge bewegen soll. Irgendwie bekomme ich es aber nicht hin, es dann auch in die Tat umzusetzen, ohne über meine eigenen Beine zu stolpern. Da schlägt wohl wieder der kleine Tollpatsch in mir durch."

sagte Nylia und blickte wie üblich nicht sonderlich begeistert von sich drein. Jibrielle grinste und schüttelte ruhig den Kopf.

"Ich finde gar nicht, dass du dich wie ein Tollpatsch anstellst. Im Gegenteil. Wenn du eine nennenswerte Schwäche hast, dann höchstens, dass du dir nicht so recht allzu viel zutrauen willst. Ich finde nämlich, dass du sehr wohl schon Fortschritte gemacht hast. Aber es ist halt noch kein Meister vom Himmel gefallen, wie man so schön sagt - auch nicht Chesara, obwohl man es bei ihrer göttlichen Präsenz manchmal glauben mag."

meinte Jibrielle, zuckte mit den Achseln und lachte. Dann nahm sie einen kräftigen Schluck aus der Trinkflasche, und als Nylia ihr nicht so recht etwas darauf antworten wollte, sprach die Jedi-Ritterin weiter.

"Dass du ja schon beschrieben hast, dass du eigentlich ahnst, wohin du zu schlagen hast, zeigt ja, dass deine Machtinstinkte funktionieren. Jetzt muss dir eben bloß noch Schlag für Schlag, Tag für Tag und schließlich über die Monate und Jahre in Fleisch und Blut übergehen, diesen Instinkten noch genauer zu lauschen und sie noch effektiver umzusetzen. Zwar mag ein gewisses Talent darüber entscheiden, ab wann es kaum noch Verbesserungen geben kann. Mag sein, keine Ahnung. Ich halte eigentlich nicht viel von der Idee "Talent". Was ich aber weiß ist, dass bei dir noch gewaltig Platz nach oben ist. Äh ... also das ist was Gutes. In dir schlummert noch so einiges, da bin ich sicher."

sagte Jibrielle und gluckste, stellte schließlich die Flasche weg und stand schließlich vom Tisch auf, auf den sie sich mit einer Arschbacke gesetzt hatte. Sie stellte sich vor Nylia auf, nahm einmal einen tiefen, entspannten Atemzug, schloß dabei die Augen und atmete durch, bevor sie wieder sprach.

"Erinnere dich, dass bewusstes Denken nur einen kleinen Teil der Machtnutzung ausmacht. Das meiste ist Gefühl, ein Gefühl für deine Umgebung, für deinen Körper und für ... die Macht eben. Und so lernst du mit jedem Schlag, was mit deinem Schwert und der Macht möglich ist. Wie dein Gehirn lernen auch deine Nerven. Sie haben quasi ein Gedächtnis. Und mit jeder Schwertbewegung lernst du, was geht und was nicht geht, lernst die effektiven Hiebe, reagierst auf die entsprechenden Situationen mit einer passenden Antwort. Und so kombinierst du irgendwann munter drauflos und lässt es womöglich einmal so leicht aussehen, wie Chesara es mit Meisterin Ebelin vorgemacht hat."

sagte Jibrielle, zwinkerte Nylia zu und nahm erneut das Lichtschwert in die Hand, in der Erwartung, dass es ihre Schülerin ihr gleichtat. Ob ich wohl zu viel quassele, fragte sich Jibrielle. Hielt sie womöglich zu viele Predigten, die eher überforderten als halfen. Hatte sie sich nicht eigentlich vorgenommen, nicht soviele Vorgaben zu geben, ihre Padawane lieber frei erkunden zu lassen? Aber brauchte Nylia das nicht vielleicht, dieses gemächliche an die Hand nehmen? Vielleicht. Vielleicht auch nur vorläufig. Andererseits half es doch bestimmt auch, darüber zu reden, oder? Hmm, meinte Jibrielle innerlich und konzentrierte sich wieder auf die Padawan, die bereit für die zweite Runde zu sein schien.

"Okay, jetzt nehmen wir mal die Einseitigkeit raus und ich greife dich an - und du auch gerne mich. Das sollte insofern bestimmt auch passen, als dass du die Verteidigung ja schon viel geübt hast, insofern ist das eine Menge vertrautes Terrain. Okay? Gut! Los gehts!"

~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Hort der Jünglinge ~ Trainingsraum ~ mit Nylia ~~~
 
Haruun Kal - Pelek Baw – Hort der Jünglinge – Trainingsraum- mit Jibrielle

Nylia blieb noch einen Moment sitzen und drehte eine Haarsträhne um ihren Finger. Sie grübelte über die Worte ihrer Freundin nach. Jibrielle hatte gesagt, es komme nicht nur auf das bewusste Denken an. Vielleicht war gerade das Lias großes Problem. Sie zerbrach sich immer über alles den Kopf und war übervorsichtig. Immer gab es ein „aber“ oder ein „wenn“, das sie davon abhielt, ihrem Instinkt zu vertrauen. Was war denn auch schon ein flaues Gefühl in der Magengegend gegen eine Menge logischer und guter Argumente? Die Stimme in ihrem Kopf, die sie davor warnte, was es für Probleme geben könnte, war daher immer da. Bisher hatte Lia es auch immer bereut, wenn sie nicht auf sie gehört hatte. Das letzte Mal war sie entführt worden, als sie ihrem Bauchgefühl gefolgt war und die Heldin hatte spielen wollen. Damals hatte es auch genug gute Argumente gegen die bescheuerte Idee gegeben, alleine in die unteren Ebenen zu gehen. Wieso sollte sie daher weiterhin auf ihre Gefühle hören? Die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf war da doch viel vertrauenswürdiger. Manchmal jedoch hielte sie Lia aber auch zurück. So wie beim Training, wo Lia es noch nicht schaffte, ihren Instinkte zu folgen.

Sie kannte nun eines ihrer Probleme. Aber wie konnte man so etwas abstellen? So war sie eben. Mit einem Seufzen stand Lia schließlich auf, stellte ihre Wasserflasche nach einem letzten Schluck weg und machte sich bereit für die nächste Runde. Der nächste Trainingskampf ging los und anfangs lief es noch ziemlich holprig. Es war etwas anderes, die Angriffe eines Droiden abzuwehren, als gegen einen anderen Menschen zu kämpfen. Nach einiger Zeit fiel es ihr aber nicht mehr ganz so schwer, ihre Schritte und ihre Schläge zu koordinieren. Jibrielle hielt sich zurück, damit ihre Schülerin zwischendurch auch Angriffe führen konnte, aber Lia hatte das Gefühl, dass sie einfach besser darin war, Schläge zu abzublocken. Dass lief immer besser und als sie das Training beendeten, war Lia völlig fertig, aber sie grinste über das ganze Gesicht. Sie hatte das Gefühl, langsam Fortschritte zu machen und das wäre jeden Muskelkater in den Armen am nächsten Tag Wert.

Nach einer Dusche trafen Jibrielle und sie sich in der Kantine, um ein verspätetes Mittagessen zu essen. Lia sagte kaum ein Wort, was aber einfach daran lag, dass sie ihre Gabel nicht einmal bei Seite legte und ihr Teller sich rasend schnell leerte. Erst nach der Hälfte einer zweiten Portion aß sie langsamer.


„Was steht für heute Nachmittag denn noch auf dem Lehrplan? Oder müssten wie nach dem Essen bald los?“

Sie lachte und überlegte, ob sie sich noch einen Nachtisch holen sollte. Hatte sie dafür wohl noch Zeit? Sie musste noch packen.

„Meditieren? Übungen, damit ich lerne, die Macht besser zu beherrschen?“

Ihre Freundin schüttelte den Kopf und meinte, dass sie bald zum Raumhafen aufbrechen müssten. Also würden sie bald abreisen.

„Okay dann muss ich nun aber los. Ich muss noch meine Tasche packen. Ich habe es bisher vor mir hergeschoben.“

Lia sprang auf, schnappte sich bei der Essensausgabe nur noch schnell eine Frucht und aß sie auf dem Weg zu ihrem Zimmer. Sie sammelte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und verstaute sie in ihrer Reisetasche. Das Packen dauerte nicht lange und sie konnten sich auf den Weg machen. Zum Raumhafen war es nur eine kurze Fahrt und da sich der Abflug ein wenig verzögerte, hatten sie noch etwas Zeit, bevor sie an Bord gehen mussten.

"Super. Da beeilen wir uns und dann dürfen wir hier warten. Ich wusste gar nicht, wie lang eine halbe Stunde werden kann."

Haruun Kal - Pelek Baw – Raumhafen - mit Jibrielle
 
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~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Hort der Jünglinge ~ Gänge ~ allein ~~~

Im Rhythmus irgendeines Songs, den sie gerade irgendwo im Vorbeigehen aufgeschnappt haben musste, trommelten Jibrielles Finger auf ihrem Bauch herum, den sie sich in der Kantine zum Mittag etwas überfressen hatte und der so eine sie geradezu leicht paranoid stimmende Rundlichkeit angenommen hatte. Die Jedi-Ritterin hatte eigentlich nie viel Sorge mit ihrer Figur gehabt, hatte sie die Natur doch mit einem überfleißigen Stoffwechsel ausgestattet, der sie schon von Kindesbein an rank und schlank gelassen hatte. Ewig würde das gewiss nicht bleiben, das war Jibrielle schon klar. Und dann? Dann würde sie sehen, was sie dagegen tut oder nicht. Wichtig für eine Jedi war ja ohnehin, fit zu bleiben, insofern würde sie ein paar Speckröllchen über den Muskeln gewiss ertragen können, oder? Aber nicht heute, nein, heute hatte sie einfach wieder mal zu großen Hunger gehabt und ihr Bäuchlein nahm sie den Platz den er brauchte.

Endlich kam Jibrielle in ihrem Zimmer an und begann holte sofort die Reisetasche hervor. Die letzten Abreiseabsprachen hatte sie gerade erledigt und sich von einigen freundlichen Jedi-Nasen des Hortes verabschiedet. Ihr Flug von Haruun Kal würde noch vor Einbruch der Nacht erfolgen. Die Jedi-Ritterin und ihre Padawan würden den nächsten Linienflug nehmen, der über zahlreiche Planeten der neuen Republik kleckern würde, bevor sie schließlich auf Lianna von Bord gehen würden. Das würde den ohnehin langen Flug noch etwas länger machen, aber sie und Nylia würden sie die Zeit schon mit Gequatsche und Training vertreiben können. Voller Elan und Freude darüber, diesen unverschämt schwülen Planeten verlassen zu können, warf Jibrielle nach und nach alle Klamotten und sonstigen Habseligkeiten aufs Bett, um sie anschließend in die Tasche zu stopfen. Viel war es ja nicht gerade. Die ganzen letzten Monate hatte die brünette Jedi eigentlich aus ihrer Tasche gelebt - selbst wenn deren Inhalt der Ordnung halber in einem Schrank verstaut war. Sie hatte sorgfältig darauf geachtet, dass alles Textilien nochmal frisch gewaschen waren, bevor sie damit aufbrach. Allerdings hatte sie nicht vor, irgendetwas davon demnächst nochmal anzuziehen. Verträumt dachte sie an ihr Sortiment an Blusen, Hosen, T-Shirts, Röcke, Hüte und Kleider, die sie auf Lianna in ihrem persönlichen Zimmer auf sie warteten. Zwar liebte sie ihre Jedi-Robe abgöttisch, denn sie war nicht nur sehr bequem und bot eine tolle Beweglichkeit, sondern repräsentierte auch, zu welcher großen und großartigen Familie sie nun gehörte - doch war die Standardausrüstung der Jedi aber auch alles andere als modisch. Oder weiblich, was das anging. Deswegen würde es der Jedi-Ritterin unglaublich gut tun, mal wieder so richtig in ihren Klamotten zu schmöckern und bei Gelegenheit auch mal wieder das eine oder andere neue Teil zu kaufen.

Als Jibrielle schließlich ihre Ordenskleider gegen Straßenklamotten getauscht hatte und alles gepackt und verstaut war, strich sie sich die leicht verschwitzte braune Mähne gewellten Haares aus dem Gesicht und hinter die Ohren - ein Friseurbesuch wäre auch mal wieder ganz angebracht -, klemmte sich eine Tasche unter den Arm, warf die andere über die Schulter und machte sich auf den Weg, sich vor dem Orden mit Nylia zu treffen, um gemeinsam zum Raumhafen zu fahren.
Mit einem traurigen und einem frohen Auge sagte Jibrielle dem Planeten durch die Scheiben des Taxigleiters recht schnell Lebewohl, denn im Vergleich mit Coruscant verhielt sich das kommen von A nach B in Haruun Kals Pelek Baw gefühlt wie ein Niesen zu einer ausgewachsenen Erkältung.
Natürlich dauerte das Einchecken wieder ein bisschen und Nylia bemerkte etwas entnervt, dass sie sich doch extra so beeilt hatten und sich nun trotzdem hier die Beine in den Bauch stehen mussten. Sie meinte, sie wüsste gar nicht, wie lange eine halbe Stunde sein könne. Nichtsdestotrotz schien ihre Laune ungebrochen gut, lächelte sie doch seit dem Ende des Trainings deutlich mehr als sonst. War das heute morgen letztlich doch mal ein ordentliches Erfolgserlebnis gewesen? Jibrielle gluckste.


"Vor allem wenn man neben durchgeschwitzten Touristen stehen muss."

wisperte Jibrielle ihr zu und blickte demonstrativ auf den leicht übergewichtigen Rodianer, der vor ihnen in der Schlange stand und ein nicht zu ignorierendes Aroma ausstrahlte. Offenssichtlich nicht leise genug, denn der Rodianer drehte den Kopf leicht herum, um dieser impertinenten Brünetten neben der Blondine einen finsteren Blick zu zu werfen, sahen beide doch wahrscheinlich selbst wie furchtbar gewöhnlich-nachlässige Touristen aussehen mussten. Jibrielle warf noch ein entschuldigendes Lächeln zurück, bevor sich der Rodianer wieder mit einem leichten Grunzen umdrehte. Ja, leider strahlten die zwei Jedi in dieser Alltagskleidung nicht gerade Autorität - oder was das angeht - irgendwelche Signifikanz aus, aber das war ja auch im Sinn der Sache. Sie wollten schließlich nicht unnötig Aufmerksamkeit erzeugen. Zwar fand dieser Flug zwischen den Systemen der Neuen Republik statt und war auch von deren Organisationen organisiert wurden, doch wusste man ja nicht, wo nicht der eine oder andere imperiale Loyalist sein Unwesen trieb. Auf öffentlichen Flügen mussten sie immer vorsichtig sein.

Jibrielle warf einen Blick auf ihre Padawan, die ungeduldig von einem Bein auf das andere trat, und fragte sich wieder einmal, wie erfolgreich ihr Training wohl war - vor allem im Verhältnis zu einem Jedi, der wusste was er tat. Stets und ständig war da diese Stimme in ihrem Kopf, die über ihre Fähigkeiten als Lehrerin nachgrübelte, Tipps gab, Analysen anstellte oder einfach nur über die dumme Jibrielle meckerte. Aber irgendwas hatte sie heute doch richtig gemacht, oder? Nylia hatte sich letztlich echt gut angestellt und irgendwas hatte ihr wohl sogar Freude bereitet - abgesehen von dem Gefühl, wohl nicht versagt zu haben. Und Jibrielle ahnte, womit das was zu tun haben mochte.
Als der Rodianer ein Stück weiter die Schlange aufgerückt war, blieben Jibrielle und Nylia ein bisschen zurück, damit diesmal niemand ihr Gespräch überhören konnte. Jibrielle lehnte sich leicht zu Nylia herüber und sprach mit gesenkter Stimme.


"Du hast dich heute Morgen wirklich prima geschlagen. Beim Mittag hast du mich doch gefragt, was wir als nächstes machen und ich hab mir erstmal ein bisschen Gedanken machen müssen. Erstmal müssen wir auf jeden Fall für die Dauer des Fluges mit dem Schwerttraining warten, weil das Risiko zu groß ist, dass Leute das mitkriegen und wir zu allem Überfluß noch irgendwen nervös machen. Aber wenn wir auf Lianna und im Orden angekommen sind, ist der erste neue nächste Schritt, dass ich dir schonmal einen speziellen Lichtschwertstil zeige - jetzt, wo du schon dich allgemein dran gewöhnt hast."

sagte Jibrielle und machte große Augen, in der Hoffnung, das Nylia diese Aussicht begeistern mochte.

"Mir ist aufgefallen, dass du am stärksten in der Verteidigung bist und diese Vorsprung, finde ich, sollten wir ausbauen. Nicht nur, weil ich deutlich ruhiger schlafen können werde, wenn ich weiß, dass du dich selbst verteidigen kannst, sondern auch, weil eigentlich eine Grundtugend der Jedi darstellt. Finde ich. Naja. Und außerdem beherrsche ich den Stil - Soresu heißt er. Das ist auch sehr praktisch, wenn ich ihn dir beibringen will. Bevor wir auf Lianna aber damit anfangen, solltest du in den Archiveinträgen auf deinem Datenpad dir schonmal oder nochmal die ganzen Grundlagen zu Soresu durchlesen."

sagte Jibrielle noch grinsend, bevor ein paar neue Leute von hinten näher kamen und sich anschickten, sich einfach in die Lücke zwischen den Jedi und dem Rodianer zu drängeln, was die zwei Mädels natürlich nicht zulassen konnten aufrutschten.

Schließlich war alles gescannt und verifiziert, abgecheckt und eingecheckt und Nylia und Jibrielle betraten ihre Kabine. Da der Flug einige Tage in Anspruch nehmen würde und Jibrielle keine Lust hatte, dass sie sich in einen dieser großen Gruppenräume lediglich mit einem unbequemen Bett zufriedengeben mussten - wobei vor allem die fehlende Privatssphäre ungünstig gewesen wäre - hatte sie ein paar Credits mehr investiert, sodass sie nun dieses kleine Kämmerlein mit zwei Betten hatten. Ein wirklich kleines Kämmerlein, aber es war ihr kleines Kämmerlein. Jibrielle verstaute ihre Taschen in den Ablagen, verzichtete wie üblich darauf, klein am Anfang schon irgendetwas auszupacken, und prüfte erstmal die Federkraft und Flauschigkeit des Bettes. Diagnose: akzeptabel. Leicht auf der Kante der Matratze hin und her und auf und ab wippend, sah sie Nylia dabei zu, wie auch sie sich in ihr provisorisches Zuhause einrichtete.


"Wir sollten gleich mal das Speiseabteil überprüfen. Nach meiner Erfahrung rangiert die Speisequalität auf solchen Flügen zwischen Schmeckt-mit-jeder-Kelle-besser und der-Hunger-treibts-rein-der-Anstand-behälts-drinne."

Als sie merkte, dass in dem Schiff immerhin für eine angenehme Raumtemperatur gesorgt wurde und ih in ihrer braunen Jacke etwas warm wurde, zog sie diese aus und warf sie auf eine der Taschen.

"Hmmm du hattest vorhin auch nach´m Meditieren gefragt. Das können wir hier prima machen - hab da schon gute Erfahrungen gesammelt. Dadurch, dass das Schiff so ein isolierter Raum ist, lässt es sich besonders gut auf die Details konzentrieren. Wenn wir nachher dazu Gelegenheit bekommen, kannst du dich einfach mal aufs Bett legen und in die Macht fallen lassen. Dann kannst du dich auf die Materie des Schiffes, das Rödeln der Maschinen oder auf die Leute an Bord konzentrieren. Versuche sie in all ihrer Individualität wahrzunehmen und das Leben in ihnen zu spüren. Ich finde diese Übungen toll, weil sie nicht einfach nur Selbstzweck sind, es nicht nur darum geht, die Macht besser in den Griff zu kriegen. Nach allem was ich über die dunkle Seite verstanden habe, ist es irgendwie gerade das, was die Sith tun - all ihr Training in der Macht ist letztlich Selbstzweck. Stärker werden, um Stärker zu werden. Klar, sie erzählen sich Geschichten vom Fesseln sprengen und Peng, aber letztlich sind sie nur auf sich fixiert: Selbst besser zu werden, immer mehr und mehr Macht zu sammeln. Und da wir gerade das Gegenteil sind, weil wir die Macht nutzen um anderen zu helfen, ist es sehr gut, wenn man jene Anderen auch kennen lernt, lernt sich mit ihnen verbunden zu fühlen. Wenn man nach und nach verinnerlicht, dass jeder von ihnen etwas besonderes ist, läuft man weniger Gefahr, sie wie eine anonyme Masse zu behandeln, wie Zahlen auf einem antiken Rechenschieber, die man je nach Zweck einfach hin- und herschiebt. Naja, so sehe ich das. Jetzt lass uns aber erstmal gucken, ob es hier auch einen Observationsraum oder sowas gibt. Ich liebe es in die Sterne zu gucken."

rief Jibrielle zum Schluss begeistert und sprang vom Bett auf. Die zwei würden es schon hinkriegen, diesen Flug zu etwas tollem zu machen.

~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Atmosphäre ~ Linienflug nach Lianna ~ mit Nylia ~~~

Weiter auf Lianna!
 
”””Haruun Kal”Pelek Kaw”Landeplattform”Wonka Third

Als Wonka aus dem Raumgleiter stieg überkam ihn ein Gefühl der Angst. Hatte er die richtige Entscheidung getroffen? Es war eine Sache von 20 Sekunden gewesen, als Wonka in den Raumgleiter gestiegen und gestartet war, trotzdem kamen ihm diese wenigen Sekunden vor wie Stunden. In jeder Sekunde des Fluges hatte Wonka nachgedacht. Was mache ich hier? Warum mache ich das? Aber Wonka hatte sich immer wider eingeredet dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Jetzt stand er hier, auf der Landeplattform, während die Kälte sich langsam um seinen Körper schmiegte. Dieser Planet war nicht der idealste Ort um mit der neuen Republik in Kontakt zu treten, aber wäre er weiter geflogen, hätten die Imperialen schnell gemerkt was Sache ist. Jetzt stand er hier. Seit schon 5 Minuten. Die Luft schien langsam knapp zu werden. Er wartete dass jemand kam um ihn zu empfangen. Aber wer würde kommen? Wonka war verunsichert. Dieser Planet war nicht ideal um mit Menschen in Kontakt zu treten. Die Tür der Landeplattform öffnete sich. Entlose Sekunden verstrichen. Wer würde erscheinen?

”””Haruun Kal”Pelek Kaw”Landeplattform.
 
[Al'Har-System | Haruun Kal | Korunnal-Hochland | Pelek Baw | Landeplattform] Wonka Third, planetare Sicherheitskräfte

Das fremde Schiff hatte sich nicht identifiziert, keinen Kontakt zur Bodenstation hergestellt, nicht nach einer Landeerlaubnis ersucht. Es war einfach aus dem Hyperraum gekommen, in die Atmosphäre von Haruun Kal eingeflogen und am Rand der Hauptstadt Pelek Baw auf einer Plattform gelandet. Man hatte es erst spät bemerkt, dann aber sofort Alarm ausgelöst. Unidentifizierte Schiffe bedeuteten nur selten etwas Gutes. Es konnten Schmuggler sein, die illegale Fracht auf den Planeten oder von ihm weg bringen wollten. Piraten, die landeten, um einen Überfall zu unternehmen. Illegale Einwanderer, die in der Stadt unterzutauchen versuchten. Oder Schlimmeres. Selbst wenn die Ankömmlinge keine bösen Absichten hatten, konnten sie Schaden bringen, indem ihr unkontrolliertes Schiff beispielsweise Krankheiten oder Schädlinge einschleppte. Kurzum: Es gab eine Menge denkbare Szenarien, und kaum eines davon war wünschenswert. Dementsprechend waren die Sicherheitskräfte der Hauptstadt alarmiert und setzten sich so rasch wie mögich in Bewegung. Dennoch dauerte es einige Minuten, bis sie an Ort und Stelle waren. Der Landeplatz war etwas abgelegen: Auf dem Raumhafengelände wären sie weit schneller zur Stelle gewesen. Doch dort hätte man die Landung vielleicht sogar schon von vornherein verhindern können.

Die Landeplattform lag leicht erhöht zwischen den Häusern am Stadtrand. Ein Mannschaftswagen fuhr vor und entließ sechs bewaffnete Sicherheitsleute nach draußen, die sofort zur Eingangstür liefen. Ein Personenlift brachte sie hinauf auf die Plattform. Die Tür schwang auf und schnell verteilten sich die Männer und Frauen um die gelandete Fähre. Die Zugangsluke stand offen und eine einzelne Person stand davor. Ein Mensch oder Angehöriger einer menschenähnlichen Spezies, männlich, mittelgroß. Doch das Bemerkenswerte an ihm war seine Kleidung. Denn sie war eine imperiale Militäruniform. Er stand friedlich da und wirkte sogar erwartungsvoll, so als konnte er es gar nicht abwarten, endlich aufgegabelt zu werden. Und dennoch reagierten alle sechs Sicherheitsleute gleich: Sie richteten ihre Waffen auf den Soldaten und verfielen in Hektik. Es war demnach keines der befürchteten Szenarien eingetreten, keines auf das sie vorbereitet waren. Ein einzelner Imperialer, der völlig unvermittelt auftauchte... damit hatte keiner gerechnet, und im Augenblick spielte es keine Rolle für sie, ob dieser sich feindselig verhielt oder nicht.


»Hände hoch!« befahl die Anführerin. »Und weg von dem Schiff! Wer sind Sie und warum sind Sie hier?«

[Al'Har-System | Haruun Kal | Korunnal-Hochland | Pelek Baw | Landeplattform] Wonka Third, planetare Sicherheitskräfte
 
[Al'Har-System | Haruun Kal |Korunnal Hochland| Pelek Kaw |Landeplattform]
Wonka Third, planetare Sicherheitskräfte.

Wonka war überrascht wie schnell die Situation sich geändert hatte. Die Tür hatte sich geöffnet, und es hatte kaum fünf Sekunden gedauert, und ein paar bewaffnete Sicherheitsleute hatten ihn umzingelt und die Waffen auf ihn gerichtet. Eine unfreundliche Reaktion war zu erwarten gewesen, aber dass hatte Wonka sich nun anders vorgestellt. Wonka hatte bei seiner ,,Abreise” vorschnell gehandelt, und nicht lange überlegt. Er hatte nicht großartig aufgetankt, oder seine Kleidung geändert, er war einfach losgeflogen. Deshalb hatte er auch nicht nach der Landeerlaubnis gefragt. Nun stand er hier, umringt von Sicherheitskräften. Eine Frau trat hervor, sie schien die Anführerin zu sein. Sie trat vor, immer mit der Waffe im Anschlag. ,,Hände hoch!” Wonka gehorchte und hob langsam beide Hände. Es war besser nichts zu sagen und keine Wiederworte zu geben. ,,Und weg vom Schiff”! Wonka ging langsam vom Schiff weg. ,,Ein bischen schneller!” Währen Wonka ging versuchte er die Frau einzuschätzen. Ca. 1,73m groß, dünn, braune Haare. Ihr Alter war garnicht festzulegen. Aus ihrem Gesicht war Nervosität zu lesen, auch wenn sie sich bemühte das nicht zu zeigen. Die Blicke der Sicherheitskräfte gingen immer wieder nach oben, als ob sie befürchteten dass jeden Moment imperiale Landeschiffe in die Atmosphäre eintauchen würden. ,,Wer sind Sie und warum sind sie hier?” ,,Mein Name ist Wonka Third, ich bin aus der imperialen Armee geflohen um mich der neuen Republik anzuschließen, und würde mich freuen wenn sie mich zu einem Vertreter der neuen Republik bringen.” ,,Gehen sie auf die Knie sie sind verhaftet!” ,,Haben sie mich nicht verstanden?” Sein Tonfall hob sich. Die Frau winkte einmal kurz mit der rechten Hand. Zwei Soldaten kamen auf ihn zu, und drückten ihn zu Boden. Er überlegte kurz ob er sich wehren sollte,
entschied sich aber dagegen. Jetzt gings zur Befragung.
 
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