Kindliche Phantasie versus Realität?

Dr. Sol

Sith Lord aus Leidenschaft
Teammitglied
Sperriger Titel, aber im Grunde einfache Frage:
Gibt es Dinge, die ihr euch in der Kindheit sehr viel spannender vorgestellt habt und deren Real Life Erklärung dann für euch banal und ziemlich enttäuschend war?

Ich mach mal ein Beispiel um zu erklären was ich meine:

Als ich Kind war dachte ich, dass eine Krankenversicherung gegen Krankheit schützt; d.h. man bezahlt Geld damit man nicht krank wird. Dass man stattdessen "nur" Geld bekommt wenn man krank wird fand ich damals ziemlich banal und ernüchternd.
 
Schutzgeld an die Krankenkasse :D

So blöd das klingt:

Wellenmaschinen im Schwimmbad

Damals gab es ja noch mehr die hydraulischen mit Schwingflügeln und ich war als kleines Kind schwimmen und fand diese Dinger faszinierend und gleichzeitig beängstigend.

Dann wollte ich natürlich wissen wie das funktioniert. Hab meine Mutter gefragt, die mir wohl nicht richtig zu gehört hat und ihre Antwort war: "Weiß nicht, durch das Gitter?"
Ich dachte in dem Moment, dass das Gitter sozusagen das Wasser zügelt und sagte dann: "Was wäre denn ohne Gitter? Käme dann da so ein Strahl raus, wie beim Wasserhahn?" (War für mich logisch, weil bei viele Wasserhähnen ist ja beim Auslauf auch ein Gitter und ich dachte, dass hält eben das Wasser zurück.)

Meine Mutter war wohl irgendwie beschäftigt und sagte nur sowas wie "Jaja...."

Dann hatte ich natürlich erstmal Horrovorstellungen, dass das Gitter abfällt und da ein gewaltiger Strahl raus kommt.

Hab später dann noch meinen Vater gefragt, der einfach nur sagte:"Ohne das Gitter wird man angesaugt und vom Wellenflügel erschlagen." Mein Opa erzählte irgendwas von einem Schaufelrad (was in meiner Vorstellung das Wasser ansaugt.)

Ich ging trotzdem immer noch weiter schwimmen und hielt mich oft bei der Wellenmaschine auf, weil ich das Schaufelrad sehen wollte. *lach

Nachts hatte ich manchmal Albträume, dass das Gitter abfällt und ich ins untere des Schwimmbads gesaugt werde. Oder ich wurde von dem Strahl verfolgt. Heutzutage würde ich das glatt als "Poolrooms" bezeichnen, was ich so in meinen Träumen gesehen habe.

Als ich dann später jemanden fand, der mir das genau erklärt hat, war es irgendwie uninteressant, dass das eigentlich eine einfache Technik ist und das Gitter im Grunde nur zum Schutz da ist. Soll ja schon passiert sein, dass jemand da eingesaugt wurde. War aber eine pneumatische.


Seitdem ist für mich da bei Wassermaschinen eine Art Angst und auch eine Art Faszination. Das es dafür ein Wort gibt hab ich erst später erfahren. "Submechanophobia." Nunja, wäre ich nicht krank geworden, hätte ich gerne in einer Kläranlage oder im Wasserwerk gearbeitet. :)
 
Auf meine kleinkindliche Frage, was denn ein Flughafen sei, wurde mir damals geantwortet: "Na, von da kann man losfliegen. In den Urlaub."
Naja, und daraufhin dachte ich natürlich, dass man selber losfliegen kann, und ich habe auch davon geträumt, wie ich renne und abhebe. Welch Ernüchterung, dass man erst in so ein großes Metallding einsteigen musste; also, das hatte ja nun so gar nichts mit Fliegen in meinem Sinne zu tun o_O
 
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber Anfang der 80er waren bei uns im Ruhrgebiet noch Kohle und Stahlwerke.
Aus den Schornsteinen strömte der Rauch.
Mein Bruder sagte mir ich hätte gedacht, da werden die Wolken gemacht. ^^
 
Grad fällt mir noch eine Sache ein.

Ich war in einem katholischen Kindergarten. Also alles sehr religiös und so. Natürlich wurde von Jesus, Gott und auch Engeln gesprochen.

Irgendwann kam auch mal ein englisches Lied im Radio und ich fragte meine Mutter was das denn für eine Sprache ist.

"Englisch. Das lernst du später in der Schule."

"Warum?"

"Das ist die Weltsprache."

Ich konnte damit nichts anfangen und dachte man lernt Englisch, damit man sich später mit den Engeln im Himmel unterhalten kann. :D

@Dark Igel Das mit den Wolken dachte ich auch mal . :D

Und ich dachte auch mal das die Bäume mit den Blättern wackeln und dadurch der Wind entsteht. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
In meiner sehr frühen Kindheit dachte ich immer aufgrund der vielen Familienfotos, daß die Vergangenheit schwarzweiß war. Ich hab mich als Kind also immer gefragt, wie und wann die Welt farbig wurde.
Irgendwann später habe ich dann mal bei Bekannten die ersten Polaroid Kameras gesehen und ich hatte gelernt, daß Fotos in Farbe früher rein technisch nicht möglich waren oder jedenfalls unbezahlbar für normale Leute.
Kleiner Fun Fact nebenbei, von mir ( geboren 1976 ) gibt es kein einziges Kinderbild in schwarzweiß. Zu der Zeit wurden Farbbilder offenbar erschwinglich. Von meinen drei älteren Geschwistern ( 1960, 1963 und 1967 ) gibt es nur schwarzweiße Bilder aus der Kinderzeit.

Ich bin also sozusagen ein Kind des Farbfotozeitalters. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, daß meine Eltern zu meiner Zeit einen Schwarzweißfernseher hatten - ich bin mit Farbe aufgewachsen.

Eine zweite Sache noch, die mir einfällt. Mein Opa erzählte mir als Kind alles mögliche über die Natur und die Welt in der wir leben. Mit meinen kindlichen Gemüt habe ich die Redewendung "die Bäume schlagen aus" wortwörtlich genommen und hatte in dieser Zeit etwas Angst, das die Bäume mich schlagen ^^ Die waren garantiert noch andere Redewendungen dabei, die ich nicht richtig verstanden habe... als Kind hat man ja eine andere Auffassung.
 
Erinnert mich daran, dass ich als kleines Kind dachte, die Fernsehfilme mit echten Menschen würden mit versteckter Kamera aufgenommen und ich hatte oft Angst, dass wir dafür bei denen im Fernsehen laufen und mir jemand zu schaut, wenn ich auf die Toilette gehe oder mich wasche. *lach
 
Als ich 6 Jahre alt war ist mein Onkel an einem Gehirntumor gestorben. Mir, der vom Tod bis zu dem Zeitpunkt nur ein wages Konzept hatte, erzählte man dann das in seinem Kopf etwas wuchs und er daran gestorben sei. In meiner kindlichen Vorstellung dachte ich natürlich dass da eine Pflanze in ihm wächst die ihn langsam von innen auffrisst. Wenn ich so darüber nachdenke finde ich diese Vorstellung sogar fast noch furchterregender.
 
Bei mir war es natürlich der Klassiker, dass ich befürchtet habe, dass ein Melonen-, Kirsch- oder Apfelbaum in mir wächst, wenn ich aus Versehen die entsprechenden Kerne verschlucke.
Und ich weiß noch, dass wir als ich noch ein Kind war im Sommer öfter in einer Pension in Ungarn waren. Wenn wir nach den zwei Wochen nach Hause gefahren sind, kam natürlich eine andere Familie in das Haus. Ich weiß noch wie unfair ich es fand, dass wir nur zwei Wochen im Jahr im Ferienhaus leben und Urlaub machen durften, während die andere Familie ja ganz offensichtlich das ganze restliche Jahr da verbringen durfte.
 
Ich habe als Kind immer gedacht die Menschen in den Western werden wirklich erschossen.
Und ich habe mich immer bei Aktenzeichen XY gefragt warum die Verbrecher nicht verhaftet werden wenn man sie bei der Tat doch schon gefilmt hat.
Meine Mama hat mir dann erklärt.
 
Ich habe mir als Kind alles größer vorgestellt, die Größe unseres Planeten, die Größe von Ländern, berühmten Gebäuden, Gebirgen.
 
Ich war als Kind lange der Überzeugung dass meine Eltern (Jahrgang 58) den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben und habe sie dann ständig mit der Frage genervt wie das denn damals für sie war.
 
Dass alle Archäologen sowas machen wie Indiana Jones.
Und dass Nazis nur Filmbösewichte sind ... oh ... was lag ich falsch ...

Und das wohl lustigste: Ich dachte, dass Filme "live" sind, also die das jedes Jahr immer wieder machen.
Ich habe nämlich bei Tempel des Todes meine Familie gefragt, ob "Harrison Ford da jedes Jahr mit dem Schlauchboot aus dem Flugzeug springt".

Aktuell, aus gegebenem Anlass, sehr Indiana Jones-lastig, aber mir fällt sicher noch was ein. :D
 
Das Prinzip "Rost" und wie es für den menschlichen Körper gefährlich sein kann. Meine Mutter hat mich als kleiner Junge so ein bisschen rost-paranoid gemacht (nach dem Motto „Aufpassen wegen Blutvergiftung!“). In meiner Vorstellung war etwas Rostiges, beispielsweise eine alte Eisenstange, ultimativ gefährlich; so als ob ich bei der geringsten Berührung innerhalb kürzester Zeit sterben könnte - was ja per se nicht einmal völlig falsch ist. ^^ Aber ich habe es mir mehr wie so einen 'Instant-Kill' vorgestellt haha...
 
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Ich war als Kind lange der Überzeugung dass meine Eltern (Jahrgang 58) den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben und habe sie dann ständig mit der Frage genervt wie das denn damals für sie war.
Ging mir so ähnlich; ich dachte, dass all die älteren Leute um mich herum so kurz nach dem Mittelalter geboren worden sein müssten. Weil, war ja "lange her".
Tja, das Begreifen und Erfassen von Raum und Zeit war ein seltsamer Prozess, bei dem ständig umgedacht und neu begriffen werden musste.

Aber ganz abgesehen davon habe ich auch jede Werbung für bare Münze genommen und fest an den Weißen Wirbelwind geglaubt (müsste Meister Proper gewesen sein) :oops: .
 
Ach ja, der Kinderklassiker: Die Baumschule. Mein Vater war Garten- und Landschaftsbauer und immer wenn die Sprache auf die hiesige Baumschule kam, hatte ich die lustigsten Vorstellungen von fleißig lernenden Bäumchen auf der Schulbank.
 
Ich bin in drei Kilometer Luftlinie zu Bergkämmen (Freeden) des Teutoburger Waldes aufgewachsen. Als ich drei Jahre alt war, erzählte mir meine Mutter, dass sie mich bereits im Kinderwagen über den Berg geschoben hatte. Ich besaß zu diesem Zeitpunkt keine Erinnerungen an Bergaufenthalten. Obwohl ich täglich Ausblicke auf die Bergkämme des Freedens hatte, nahm ich die Bergkämme aus der Ferne nur als zweidimensionale grüne Objekte wahr. Ich verband die Bergkämme nicht mit Bäumen und Wegen. Auch besaß ich keine Vorstellung über die wahre Höhe der Bergkämme. Ich hatte zumindest bei den Bergkämmen noch nicht begriffen, dass Objekte mit zunehmender Entfernung kleiner erscheinen. In meiner Vorstellung spielten die Bergketten in der Ferne und ein Kinderwagen in etwa in der gleichen Größenliga. Und so stellte ich mir in meiner Vorstellung wie bei einen Scherenschnitt vor, wie ein Kinderwagen über die für mich sichtbare Grenze (tatsächlich über den Baumkronen) der Bergkämme geschoben wurde. Dabei war ich aber so verwirrt, dass mich diese Erinnerung mittlerweile seit knapp 50 Jahren begleitet.
 
Wir haben im Kindergarten mal eine Sage aus dem Harz gehört.

Die Kindergärtnerin betonte: Eine Sage beruht auf einer wahren Begebenheit.

Klein Dulli dachte natürlich das wäre also wahr und kein Märchen.

In der Sage ging es um Zwerge, die Bewohnern einer Ortsschaft ein Festmahl bereiteten. Ich freute mich natürlich und dachte, dann frag ich meine Eltern ob wir da nicht hinfahren wollen. Meine Oma (hat im Haus mitgelebt und immer gekocht) freut sich bestimmt, wenn sie nicht soviel Arbeit hat.
In der Sage ging es weiter, dass die Dörfler aber immer das Geschirr der Zwerge abschwaschen mussten.
Wir könnten ja immer bei den Zwergen essen. Abwaschen musste man ja so oder so, dachte ich mir.

Einmal wurde es natürlich nicht abgewaschen und die Zwerge kamen daraufhin nie wieder.

Ich war natürlich enttäuscht. Wurde also nix mit dem Festmahl.
 
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