Lisha
Fremdling mit Faible für Sonne
Horuset-System -:- nach Korriban -:- CR-20 Troop Carrier -:- Quartier -:- Lisha, Nyantho, weitere Jünger
Es war still hier im Quartier. Seitdem die Jünger eine beschäftigende Aufgabe zugeteilt bekommen hatten, war das Quartier fast schon leer, außer ein paar weiterer Schüler der dunklen Seite.
Vor allem störte niemand. Keine Gespräche wurden begonnen, viel mehr waren die Anwesenden bedacht darauf, sich noch einmal auszuruhen, bevor das alte Schiff auf Korriban zu landen versuchte. Lisha war das recht. Sie hatte sich nach einem erfolgreichen Fund zurück in das vorhin noch überfüllte Schlafquartier begeben und dort eine Weile auf dem schmutzigen Bett gelegen. Ihr war klar, dass die Jünger auf Korriban ihre Kräfte brauchen würden, um zu überleben. Sie wagte es, kurz einzuschlafen, doch lediglich wenige Minuten lang.
Das ganze Unternehmen war ihr nicht geheuer, überhaupt war ihr noch nichts geheuer erschienen, seit sie in den Gassen Coronets aufgewacht war. Wer war sie? Was tat sie hier? Wo führte das alles hin?
Mit halb geschlossenen Augen lauschte sie dem vermeintlichen Hauch von Stimmen, Geflüster, das mal abnahm, mal zu. Sie wusste, dass dieses Geflüster ihr Ideen in den Kopf pflanzen könnte, die sie noch für absurd hielt. Die junge Frau hütete sich, so gut es ihr eben gegeben war, allzu sehr dem Geflüster zu verfallen. Noch konnte sie es. Aber ob das auf Korriban anders wäre? Korriban war die Heimat alter Sith, seit jeher dunkel in Seiten der Macht und gierig. Keiner, der die Ruhe der Gräber störte, würde lange unbestraft bleiben, sagten Legenden und Gerüchte.
Doch Lisha schob die Gedanken unsanft beiseite. So oder so, ändern wollte und konnte sie nichts. Sie war kein Feigling. Falls die Aufgabe heißen würde, in eines der Gräber zu gehen, würde sie es schweigend machen.
Nach und nach entspannte sie sich zusehends mehr. Die Blutung an ihrer Wange hatte sie stoppen können, nichts wies mehr auf die Auseinandersetzung hin. Wo der junge Mensch nun war, gegen den sie vorher etwas gekämpft hatte? Überleben hatte er nicht können, in diesem Punkt war sie sicher. Der Twi'lek könnte ihr noch Ärger bereiten, falls er noch zu seinem Freund hielt.
Begleitet von Geflüster über Zorn und Tod dämmerte sie ein, doch ihr Körper lauschte, beobachtete, ob sich jemand ihr näherte. Stetig nahm das Geflüster zu.
Sie mussten bald auf Korriban ankommen. Wie ein solches Grab aus nächster Nähe aussah?
Langsam schlichen Gedanken durch ihren Kopf, zähflüssig und schwer. Ihre Lider flatterten leicht, ihr Körper sackte etwas zurück in das schmutzige Kopfkissen und Atemzüge wurden langsamer.
Ihre Fantasie schuf in diesem Zustand leicht ein solches Grab, mithilfe ihrer vergessenen Erinnerungen. Eine Plattform, auf der Sandverwehungen lagerten. Ein modriger Eingang, ein langer Gang. Schritte hallten von den Wänden eigenartig wieder, doch bald wurden auch sie durch Sand gedämpft. Atemzüge wurden kürzer, Herzschläge schneller, Vorsicht höher. Ein Mensch hätte sie nicht gehört, aber vor anderem blieb sie nicht unbemerkt. Langsam folgte sie dem Gang, fuhr mit ihren Händen das uralte Mauerwerk entlang. Sand füllte die Kerben in den Wänden, die Decke wurde niedriger. Eine Tür kam in Sicht, die sich öffnete. Dahinter lag ein eiserner Raum, in den sie hineinglitt und die schwere Eisentür zufallen ließ. Der Raum war breit, mit Licht erfüllt und tauchte sie in ein sanftes Weiß.
Ein Schlag, ein Gong einer entfernten Uhr reichte aus, um sie herumfahren zu lassen. Sand kroch an den Wänden entlang! Mehr und mehr, kam näher, ließ die Wände enger erscheinen, Verdunkelte die Kammer. Schweiß trat auf ihre Stirn. Sie roch Angst – ihre Angst.
Die Wände kamen näher, Geräusche wurden lauter, Gefühle wurden stärker, Misstrauen wuchs auf dem nährbaren Boden ihrer selbst und wankend versuchte sie, das Schloss der Tür zu öffnen, aber da war keines... Hastig glitten ihre nun schweißnassen Finger von der Tür, berührten die Wand, die Decke, Sand stieg, erreichte ihre Schultern, ihren Hals, ihren Kopf, umschloss sie. Finger suchten verzweifelt nach einem Spalt, der Körper bebte. Sie hatte Angst, zum ersten Mal in dem kurzen Augenblick, den sie bisher wirklich gelebt hatte.
Zittern erfasste ihren Körper und während sie sich setzte und den Sand abwehren zu versuchte, verwandelte sich Angst in Zorn, wurden Schreie lauter. Es waren ihre Schreie, die sich vor langer Zeit einmal aus ihrem Mund hervor gequält hatten. Aber äußerlich war sie doch ruhig geblieben, während der Traum von ihr Besitz einnahm.
Es benötigte ein Wort, um den Traum schlagartig zu zerschneiden.
„Korriban. Ich habe gehört, dass wir gleich landen werden!“
Das Geflüster einer Gruppe von Jüngern neben ihr. Erschrocken schlug Lisha die Augen auf. Sie war eingeschlafen, hatte es nicht einmal bemerkt! Wie auch? Glücklicherweise hatte sie einen leichten Schlaf, sonst hätte sie ruhig weitergeschlafen und möglicherweise etwas verpasst! Schnell richtete sie sich auf, sah nach, ob noch alle der wenigen Besitztümer an ihrem Platz waren.
Der Dolch war gut verwahrt in ihrer Tasche, das Andenken in Form einer Feder ebenfalls.
Die Feder war mit ein paar Credits in einem kleinen Beutel eingeschlossen, den sie in eine Hosentasche gestopft hatte.
Wenigstens konnte ihr nur wenig verloren gehen und sie würde durch nichts davon behindert werden.
Ein Ruckeln ließ sie etwas wanken, aber es stimmte sie auch etwas freudiger. Anscheinend war man dabei, das Schiff zu landen. Schnell lief sie aus dem Quartier heraus, in Richtung Rampe, die einige Momente später, nach unverheißungsvollem Quietschen, Knarren und einem mehr oder minder sicheren Aufsetzen herunterklappte und ausgefahren wurde. Der Eingang des Schiffes war geöffnet und vor ihr lag Korriban. Andere Jünger standen neben und vor ihr, während Lisha die Wüstenlandschaft schräg musterte. Sonne blendete sie und Hitze war der Gruppe entgegengeschlagen. Es würde ein Problem werden. Die schwarze Robe zog die Sonne zusätzlich an – bald wären sie alle verschwitzt und der Sonne ausgeliefert.
Lange blieben die Jünger jedoch nicht stehen. Eine scharfe Zurechtweisung vonseiten des Darth Cygnus bewegte sie dazu, zu der nahegelegenen Waffenkammer zu gehen und sich eine der Kisten zu greifen.
Schulterzuckend folgte sie der Versammlung, betrat die Kammer. Ein Jünger hinter ihr schubste sie leicht hinein, da sie kurz gezögert hatte und sie griff sich wahllos eine der Kisten.
Schnell trug sie selbige zum Ausgang, betrat mit einem Schritt den uralten Boden Korribans. Wüste erstreckte sich über das gesamte Land, sobald Lisha weiterging, wurde sie sich des starken Drucks bewusst, der auf ihrem Körper lastete.
Sie spürte, wie etwas vermeintlich Dunkles und ebenso Verführerisches von ihr Besitz einnahm. Es wirbelte ihre Gedanken durcheinander, ließ sich nicht leicht vertreiben und erfüllte sie mit einem leichten Zittern. Die dunkle Macht war stark hier, um Meilen stärker als sie selbst, die noch am Anfang des weiten Weges zu einer Sith stand.
Sie spürte die tausende von Ebenen des Wüstenbodens, auf dem im Laufe der Zeit Geschichte geschrieben wurde, Taten mit größter Wirkung geschehen waren und in denen Tod lauerte. Sie konnte sich glücklich schätzen, jemals den Planeten betreten zu haben. Als dunkle Jüngerin, die noch am Leben war.
Es war für sie nicht allzu schwierig, die Kiste in den Halbkreis zu schleppen, ihre Arme schienen daran gewöhnt zu sein, Woher? Sie wusste es nicht, nur, dass die Lösung des gesamten Rätsels tief in ihrer vergessenen Erinnerung lag. Die Lehren der Sith würden sie an dieser Stelle weiterbringen.
Oder auch nicht. Doch die angezogene Hitze ließ sie schwitzen, schneller erschöpfen als sonst, bevor sie den Halbkreis erreichte. Ihre Miene blieb undurchdringlich, sie machte sich daran, die Kiste schnellstmöglich zu dem gewünschten Platz zu tragen. Begleitet von einem leichten, leisen Keuchen ihrerseits.
Die Kisten wurden in einem Halbkreis und in einem provisorischem Lager aufgestellt.
Sie suchte mit ihrem Blick die Menge ab. Die Corellianerin bemerkte den jungen Mensch Achas von vorhin, Nyantho kurze Zeit später, aber auch ein paar weitere Wesen. Darunter eine Twi'lek, die mit blutroter Haut stark auffiel.
Doch lange war ihnen keine Pause gegönnt – der Tross setzte sich schon bald in Bewegung, an der Spitze Lord Knarr, Lady Sel'aine und Darth Cygnus, am Ende der Tross von Jüngern, die die Kisten schleppten. Auch die Diebin trug ihre Kiste, musste aufpassen, nicht zu stolpern, während sie die Gegend misstrauisch betrachtete. Sie wusste nicht genau, wohin es ging, spürte allerdings, dass es bergab ging. Wahrscheinlich führte der schmale Pfad zu einem Tal.
Dunkle Präsenzen wurden mit jedem Schritt stärker, Druck lastete auf ihren Schultern und ihrem Körper und das Geflüster hatte sie schon längst umhüllt und würde sie auf Korriban nicht mehr freigeben.
Horths Grab. Den Namen hatte sie vorhin aufgeschnappt... War dies hier das gesuchte Grab? Es lag jedenfalls vor dem riesigen Tross an Jüngern und unschlüssig blieb die Corellianerin kurz stehen. Sie würden in dem Grab auf den Tod treffen, doch wenn sie Glück und Geschick bewies, konnte sie überleben... Das wurde ihr jetzt umso deutlicher klar. Langsam schritten sie durch den Eingang in eine Halle.
Erst Dunkelheit, dann sah sie künstliches Licht aus einigen dünnen Gerätschaften, die in einer Ecke aufgebaut waren. Die quadratische Halle hatte eine Kuppeldecke und wies in der Mitte einen erhöhten Altar, umgeben von kunstvoll verzierten und verstaubten Statuen. Überhaupt wirbelte Staub durch die Luft, die junge Frau sah es im Schein des künstlichen Lichtes. Sie bemerkte erst kurz danach, dass zwei etwas verlorenaussehende Jünger vor den Lord gescheucht worden waren und dass die Lady nun zu ihnen sprach. Was hatte das zu bedeuten?
Sie konzentrierte sich auf das Gespräch, konnte Wörter wie Ritual und Kampf verstehen. Würden sie durch ein solches Ritual den wirklichen Eingang zum noch versteckten Grab finden? Nun aufmerksamer beobachtete sie die zwei Jünger mit entfachtem Interesse. Einmal stand dort die rothäutige Twi'lek, andererseits ein ihr noch unbekannter Gran.
Jünger, Adepten und anderweitig hoch gestellte Sith schufen Platz in der Mitte der Eingangshalle, um die zwei Jünger dort genau beobachten zu können.
Der Kampf begann, gebannt folgten die Zuschauer selbigem. Einer der Zweien würde sterben müssen, soviel war klar. Erst sah es so aus, als ob die Twi'lek noch unschlüssig wäre, während der Gran heftiger angriff. Er landete zunächst die Treffer, wenn auch nur geringe. Lisha spürte, wie sich ihr Körper bei den Schlägen anspannte, mitfieberte, wie ihr gefiel, was sie sah. Als die Twi'lek mit ihrer Waffe einen Augenstiel des Grans abtrennte, dieser mit einem hohen Aufkreischen reagierte, glühten ihre Augen in Begierde auf. Lebenssaft floss aus dem verstümmelten Körperteil, zum Schluss stach die Rothäutige ihre Waffe in den mittleren Stiel des Grans. Kurz herrschte Schweigen.
Dann ein Schaben und Knarren, als Darth Cygnus nach vorne trat und offenbar in Blutbegierde verlangte, den Kopf abzutrennen. Die Twi'lek zögerte, folgte aber den Anweisungen. Das Funkeln in Cygnus' Augen sprach Bände. Mit der kurzen Waffe schnitt und sägte die Gewinnerin den Kopf ab, legte ihn dann auf den Altar. Blut zierte den Boden und den Altar, floss weiter aus dem toten Körper.
Doch was nun? Könnten sie nun den Eingang in das Grab freilegen oder überhaupt erst finden? Unsicher huschte Lishas Blick zu Lord Knarr.
Horuset-System -:- Korriban -:- Tal der Dunklen Lords -:- Horths Grab -:- Eingangshalle -:- Lisha, viele Jünger, Lord Knarr, Lady Sel'aine und Darth Cygnus