Militärgeschichte

Erstmals in der Geschichte der BRD wurde jetzt Klage gegen einen ehemaligen Wachsoldaten in einem Sta.Lag der Wehrmacht im Osten eingereicht.
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/anklage-wehrmachtssoldat-101.html

Bei Angehörigen der SS haben Tribunale der Alliierten bei Massenmorden, zu Recht, einen Befehlsnotstand nicht anerkannt.
Wie das bei einen regulären Soldaten der Wehrmacht im Kriege aussah kann ich nicht beurteilen.
 
Große und (vermeintlich) kleine Erfindungen des Zweiten Weltkriegs
Die Tage hatte ich Gelegenheit, alte und neue Literatur zu technischen Entwicklungen während des Zweiten Weltkriegs zu wälzen, und möchte nun den ein oder anderen interessanten Punkt teilen. "Jeder" kennt die berühmt-berüchtigten "Wunderwaffen" Großdeutschlands und seiner Verbündeten (insbesondere des Kaiserreichs Japan), weshalb ich hier ein wenig den Fokus auf die Alliierten legen möchte. Jenseits von V2, ME 262, Nachtsichtvisier "Vampir" und Sturmgewehr 44 gibt es da so einige spannende Punkte.

Notwendigkeit, so lautet ein bekanntes Sprichwort, ist die Mutter der Erfindung. Weniger prosaisch: Not macht erfinderisch. Das traf auch auf die Alliierten zu. So besaßen die USA zwar eine gewaltige industrielle Basis, standen aber dennoch vor einer Herausforderung: Wie sollten die über fast den ganzen Globus verteilten eigenen Truppen und die der Verbündeten mit Lebensmitteln versorgt werden? Die Lösung, eben so simpel wie genial: Frühstücksfleisch (auch "Spam") genannt, ein simples, nahrhaftes und gut haltbares Gericht, millionenfach verpackt in besonders stabilen Dosen. Ob im Pazifik, in der Normandie oder in der Sowjetunion, Spam sicherte die Versorgung zahlloser Soldaten auf besonders effektive Art und Weise.

Ausrüstung und Nachschub zu haben ist schön und gut - aber sie muss auch von A nach B gebracht werden. Auch dabei zeichneten sich die USA aus: Auf See durch die Frachtschiffe der Liberty-Klasse, deren revolutionär einfache Bauweise eine Konstruktion binnen 40 Tagen erlaubte, zu Lande durch den GMC CCKW Truck, der so robust und geländegängig war, dass er die großen mechanisierten Vorstöße in Ost und West massiv erleichterte. In einer speziellen Variante diente er zudem als amphibisches Landefahrzeug. Durch die Standardisierung und Vereinheitlichung auf diesen Typ konnte Wartung und Einsatz viel leichter erfolgen (anders als beispielsweise bei der Wehrmacht, die mit Dutzenden verschiedenen Mustern, darunter viele ausländische Beutefahrzeuge, im wahrsten Sinne zu kämpfen hatte).

Eine weitere Erfindung, die gerade den Krieg im Pazifik maßgeblich mitentscheiden sollte, war der Bulldozer. Insbesondere Landefelder und Flugplätze konnten damit enorm schnell konstruiert werden und die sonst dafür notwendigen Kräfte wurden für andere Aufgaben frei. Es existieren Anekdoten darüber, dass japanische Kriegsgefangene in Verzweiflung gerieten, als sie sahen, dass das, was sie in Wochen mühsam per Hand errichtet hatten, von den Amerikanern binnen weniger Tage gebaut wurde.

Auf der Ebene der Kommunikation sollte das Handsprechfunkgerät SCR-536, auch Handie-Talkie genannt, unbedingt erwähnt werden. Ein kleines Gerät mit geringem Gewicht, das an jeden Zugführer ausgegeben werden konnte und insbesondere die Abstimmung mit der Artillerie drastisch vereinfachte. Auf Seite der Achsenmächte existierte kein vergleichbares Modell.

Der M3 Karabiner mit Nachtsichtvisier (eine Entwicklung des M2 Karabiner) erlebte sein Debüt 1945 bei den Kämpfen auf Okinawa und damit ungefähr zeitgleich mit dem "Vampir" (Zielgerät 1229) der Wehrmacht, wurde allerdings in größeren Stückzahlen produziert und ausgegeben.

Unterwasser-Rohrfernleitungen (Pipelines), die nach der Landung in der Normandie 1944 die Versorgung der Westalliierten mit Treibstoff erleichterten und eine Meisterleistung der Ingenieurskunst darstellten.

Im Bezug auf Hubschrauber verdient der Sikorsky R-4 Erwähnung, der bereits im Januar 1944 zum ersten Rettungseinsatz per Hubschrauber eingesetzt wurde und 1945 auf den Philippinen dann im größeren Rahmen demonstrierte, dass die Bergung und Rettung von Verwundeten auch während Kämpfen möglich ist - der Grundstein für das moderne CasEvac.

Kampfdrohnen sind derzeit wieder in aller Munde. Die Interstate TDR war die erste ihrer Art, die tatsächlich ab 1942 in Serie gebaut und auch im Kampf eingesetzt werden. Gelenkt via Radio von einem bemannten Flugzeug aus führte sie eine Reihe von erfolgreichen Angriffen auf japanische Schiffe aus und erlaubte dabei sogar schon eine "Gun cam" mittels Fernsehtechnologie. Auch zu nennen: AZON (präzisionsgelenkte Munition), BAT (eine radargelenkte Gleitbombe nach dem Prinzip "fire and forget") und der GT-1 Gleittorpedo mit einer Reichweite von bis zu 40 Kilometer.

Im Bereich der Luftfahrt gab es ebenfalls bemerkenswerte Innovationen: Das amerikanische "Project Cadillac", ein fliegendes Frühwarnsystem mittels Radar, das eine erstaunliche Reichweite besaß. Die britische "Gloster Meteor" sollte ebenfalls nicht vergessen werden, ein Strahlflugzeug, das ab 1944 in Dienst gestellt wurde und dadurch Berühmtheit erlangte, dass es über - für diese Zeit - besonders zuverlässige Triebwerke verfügte und dazu eingesetzt wurde, V1-Raketen abzufangen und zu zerstören. Und ein weiteres Arbeitstier: Die Douglas C-47 Skytrain, ein Transportflugzeug, das aufgrund seiner Robustheit und Tragfähigkeit unter anderem für die Versorgung des chinesischen Widerstands eingesetzt wurde und dabei in enorm schwierigem Gelände operieren konnte. Zudem waren C-47 an nahezu allen wichtigen Operationen der Westalliierten beteiligt, darunter dem Pazifik, Sizilien und der Normandie. Ironischerweise erkannten auch die japanischen Streitkräfte die Vorzüge dieses Flugzeugs und verwendeten eine unter Lizenz vor Kriegsbeginn produzierte Kopie der Zivilversion Douglas DC-3.

Im Bereich der Artillerie und Flugabwehr war die Massenproduktion von Abstandszündern durch die USA eine bedeutende Entwicklung. Sie erlaubten deutlich bessere Präzision und machten aufwändige Berechnungen überflüssig. Britische Artilleristen hatten diesen Vorteil nicht, nutzten aber besonders präzise Uhren und Zeitangaben über Radio von BBC, um ihre Geschütze extrem genau aufeinander abzustimmen.

In aller Kürze noch einige weitere wichtige Punkte: Das britische H2S (das erste luftgestützte Radar, dessen Darstellungsform heute Standard ist), die Integration von Radaren bis hin zur Ebene von einzelnen Flugabwehrgeschützen auf Schiffen der US Navy, die amerikanische Bazooka (die erste schultergestützte rückstoßfreie Panzerabwehrwaffe mit Raketenantrieb in Serienproduktion), spezielle Landungsschiffe und amphibische Fahrzeuge ("Funnies"), die amerikanische SIGABA-Verschlüsselungsmaschine (die im Verlauf des Krieges nie geknackt wurde), die Boeing B-29 "Superfortress" (die unter anderem der Druckkabine zum Durchbruch verhalf), Feuerleitanlagen (insbesondere die US Navy setzte dabei Maßstäbe). Die amerikanische Ausstattung größerer Verbände mit halbautomatischen Gewehren und auf sowjetischer Seite mit Maschinenpistolen sollte ebenfalls Erwähnung finden. Und natürlich der Elefant im Raum: Die Atombombe, die dem 20. Jahrhundert ihren Stempel aufdrücken sollte.

Im Bezug auf Organisation und Doktrin zu nennen: Die sowjetische Verlegung eines Großteils ihrer Industrie außer Reichweite von deutschen Luftangriffen - eine logistische Meisterleistung, die in der Geschichte nur wenige Parallelen kennt. Die Entwicklung und Implementierung der "tiefen Operation", die als Doktrin bis heute maßgeblichen Einfluss hat. Die zentrale Organisation von Logistik und Nachschub durch die Hauptdirektion der Rückwärtigen Abteilung der Roten Armee, die sich ihren deutschen Gegenstücken (der Plural ist hier sehr wichtig) als deutlich überlegen erwies.

Auf britischer Seite müssen die "Codeknacker" von Betchley Park natürlich Erwähnung finden. Eine derart straff und zentral organisierte Institution für spezifisch diesen Zweck konnten die anderen Kriegsparteien nur sehr bedingt aufstellen - und im Bezug auf die frühe Computertechnologie stellte das dort versammelte Wissen alles in den Schatten. Ebenso stellte das Dowding-System während der "Luftschlacht um England" das erste IADS (Integrated Air Defense System) dar, also ein System der Flugabwehr von taktischer bis strategischer Ebene, in der alle Komponenten und Einheiten (Radar, Geschütze, Flieger, etc.) organisch ineinander greifen.

Hier lässt sich der Bogen zum zentralen Punkt der alliierten Innovationen schlagen. Es handelt sich in vielen Fällen um bemerkenswert simple und scheinbar banale Punkte (wie z. B. die Beschränkung auf einige wenige Modelle, Standardisierung und Vereinfachung) in Kombination mit zentraler und gut strukturierter Organisation. Dafür stehen exemplarisch die bereits erwähnte sowjetische Logistikführung und in den USA das War Production Board und das Amt für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung. Ersteres koordinierte im Wesentlichen jeden Aspekt der amerikanischen Militärproduktion, sowohl in Bezug auf das, was benötigt wurde, als auch in Bezug auf die Art und Weise, wie es beschafft werden sollte. Das Office of Scientific Research and Development war für die Forschung und Entwicklung zuständig und entschied, was gebaut werden sollte. Diese beiden Institutionen wurden von "unpolitischen" Experten geführt, die in demokratischen Staaten zudem unabhängiger Kontrolle unterlagen. Durch die zentrale Organisation gab es kein Wirrwarr an Zuständigkeiten und Rivalitäten. Im Gegensatz dazu förderte gerade Hitler den Aufbau von parallelen Behörden und Organisationen, die erbittert um Einfluss und Ressourcen rangen und sich hinter jeweiligen Einflussträgern wie Göring oder Bormann positionierten.

Ebenso fällt auf, dass keine dieser Innovationen als "die eine große Sache, die den Krieg entscheiden wird" (vielleicht mit Ausnahme der Atombombe) angesehen wurde, sondern als Teil von etwas Größerem, als Rädchen in einer Gesamtmaschinerie. Gerade auf deutscher und japanischer Seite klammerte man sich dagegen an wenig effektive, aber beeindruckende Großprojekte, an die man völlig überzogene Hoffnungen und Erwartungen knüpfte. Da steckt das Problem schon im Begriff der "Wunderwaffe" - sie soll Wunder bewirken und grundlegende Versäumnisse auf anderen, scheinbar unwichtigeren und weniger glamourösen Feldern kompensieren.

Zum Abschluss nochmal ein kleiner Bogen auf die Seite der Achsenmächte. Dort fand ich besonders die Rolle des Wehrmachts-Einheitskanisters sehr interessant, dessen effektives Design damals eine echte neue Neuerung darstellte und nach und nach zivil wie militärisch weltweit übernommen wurde. Weitaus weniger geeignet für Wochenschauen als eine "Bismarck" - aber wahrscheinlich wichtiger.

Faszinierend ist auch die Ansicht, dass es die (zu Unrecht) gerne zur klischeehaften Witzfigur degradierten Streitkräfte Italiens waren, die mit der Beretta M1938 die wohl beste Maschinenpistole dieser Ära entwickelten und einsetzten. Ein weiterer Beweis, dass man sich vor allzu bequemen Abziehbildern hüten sollte.

Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre und hoffe, dass vielleicht der ein oder andere neue oder interessante Punkt dabei ist. :)
 
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In Russland wird seit 2013 ein s.g. Panzer Biathlon ausgerichtet. Teilnehmer sind seit jeher Verbündete Russlands, Mitglieder der NATO bleiben fern. Normalerweise würde man davon ausgehen, dass ein solches Event für propagandistische Zwecke einigermaßen durchchoreografiert wird, um peinliche Ausreißer möglichst zu vermeiden.

Aber nein, der Totalschaden wird billigend in Kauf genommen und zur Schau gestellt. Der Twitter-Account CNW (Conflicts.News.Worldwide) hat die Highlights zusammengetragen (Link).

Der Kommandant der Crew aus Zimbabwe war nicht in der Lage das MG zu laden, von den stationären Übungszielen wurde mit der Hauptkanone nicht eines getroffen. Dafür sind Ihnen dann die Iraner in die Seite gebrettert. Das Ganze ist eine Slapstick-Einlage wie sie im Buche steht.

Technische Fehlfunktionen; Unfälle; orientierungslose Fahrer, die einfach durchs Feld brettern. Alles auf Band.
 
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Die DDR war in vielen Dingen "preußischer" als die Bundesrepublik. Die Verwaltung z.B., oder der Militarismus, der im Alltag viel präsenter war. Von den Uniformen der NVA oder den Stahlhelmen mal ganz zu schweigen. Dass man sich beim Aufbau der Streitkräfte und anderer Organisationen, wie z.B. der FDJ, ebenfalls gerne die Hilfe von "Experten" der vorangegangenen Diktatur geholt hat, war ebenfalls ein offenes Geheimnis.

C.


Was die friedliebende NVA betrifft die ja "nie Krieg geführt hat", da verweise ich gerne auf die Tatsache das die NVA nach Moskau und Havanna die meisten sogenannten Militärberater in den Bürgerkriegen Afrikas gestellt hat, massiv die sowjetischen Truppen und die Regierungstruppen des kommunistischen Regimes in Afghanistan unterstützt hat.
Und es gab auch noch die gegen Israel gerichtete Operation "Aleppo".
Von dem Betteln der DDR-Führung an der Niederschlagung des Prager Frühlings teil zu nehmen gar nicht zu reden.
Immerhin sicherten zwei Divisionen der NVA die Grenze der CSSR, was eine klare Kriegshandlung beinhaltet hatte.
Die beiden Divisionen dürfen als ganzes nur nicht mit in die CSSR einmarschschieren weil Marschall der Sowjet-Union
Iwan Ignatjewitsch Jakubowski, der Oberbefehlshaber Truppen des Warschauer Pakt es als nicht förderlich ansah, das genau 30 nach dem Einmarsch Hitlers in Prag wieder deutsche Truppen in die CSSR einrückten.
 
Also ich muss ja sagen dass ich schon als Grundschulkind eine Faszination für U-Boote hatte und im Geschichtsunterricht alles aufsog was mit dem U-Boot Krieg zu tun hatte (was leider gar nicht mal viel war).

Gestern hatte ich Gelegenheit, im „Museum of Science and Industry“ in Chicago die U-505 zu besichtigen. Das ist ein Deutsches U-Boot, welches im 2. WK von den Alliierten gekapert und in die USA gebracht wurde.

Ich war schon mal an Bord eines Deutschen U-Bootes, allerdings lag das in einem Hafen. Es so ausgestellt in einer großen Halle zu sehen offenbart erst wie riesig diese Kähne eigentlich waren. An Bord konnte ich diesmal allerdings leider nicht, dafür hätte es ein extra Ticket gebraucht und die waren an dem Tag bereits ausverkauft.
 

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Nachdem du ja jetzt bei den Muschelschrubbern wohnst, würde ich dir mal empfehlen nach Laboe zu fahren. Dort kann man nämlich die U-995 besichtigen. Die U-995 steht da am Strand und liegt nicht im Wasser.

https://de.wikipedia.org/wiki/U_995

Falls du noch nach Boston kommst, solltest du dir die USS Lionfish anschauen. Die ist nämlich nochmal ein Stück größer als alle deutschen U-Boote. Allerdings liegt sie im Hafen.

https://de.wikipedia.org/wiki/USS_Lionfish_(SS-298)
 
Danke für den Tipp mit Laboe!
In Bremerhaven liegt auch ein U-Boot, das hab ich auch schon mal besichtigt (siehe letzter Post).

In Boston war ich vor 13 Jahren mal, hatte aber keine Zeit das U-Boot zu besichtigen.

Übrigens (aber das wissen die Münchener hier im Forum ja sicher alle), das Filmset zu „Das Boot“ in den „Bavaria Filmstudios“ ist auch einen Blick wert.
 
Ich hatte jetzt in der Türkei ein schönes Schauspiel zu beobachten. Tagelang kreuzte ein Schiff in der Nähe unseres Strandes hin und her.
Wie ich schnell erkannte war es ein Versorger der türkischen Marine. Und eines Tages kamen dann tatsächlich türkische Kriegsschiffe die an dem Versorger festmachten und Treibstoff übernahmen. Auf dem ersten Bild erkennt man einen angelegten Lenkwaffenzerstörer. Auf den beiden anderen Bildern sieht man wie sich ein weiteres Kriegsschiff nähert um dann auf der anderen Seite an zu legen. Trotz 300er Objektiv sind die Bilder nicht sehr gut da ich versteckt aus einem Hügel die Bilder gemacht habe.
des Weiteren waren eine Staffel Kampfhubschrauber über unserem Hotel zu sehen von denen ich leider keine Bilder machen konnte. Und die Turbinen von zwei Kampfflugzeugen waren zu hören.
 

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Heute vor genau 80 Jahren , am 03.10.1942 startete von der Heeresversuchsanstalt der Deutschen Wehrmacht in Peenemünde das erste von Menschenhand erbaute Objekt welches bis an den Rand des Weltraums aufstieg. Es handelte sich um e.in Aggregat 4 welches später als V2(Vergeltungswaffe 2) in die Geschichte eingehen sollte.
Auch wenn die Produktion und der Einsatz der Rakete mehrere Zehntausend Menschen starben, so wurde mit dieser Rakete auch der Grundstein für die Erforschung des Weltraums durch den Menschen gelegt.
 
Russischer Generaloberst: Drei-Sterne-General, NATO-Rangcode OF-8.

Das ist (laut meinem Wissen als interessierter Laie) für einen Divisionskommandanten ein üblicher Rang.

Ich kenne mich jetzt nicht sooo aus in dem Gefüge der Streitkräfte der RF, aber das erscheint mir für einen Generaloberst doch eher zu niedrig.
In der Roten Armee war ein Generaloberst OB eines Wehrbezirks und später im Krieg Armee Ob oder gar Front Ob.
Und in den Streitkräften der RF tritt ein neuer Generalstabschef meist seinen Stellung als Generaloberst an und wird erst im Amt zum Armeegeneral befördert.
 
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Und in den Streitkräften der RF tritt ein neuer Generalstabschef meist seinen Stellung als Generaloberst an und wird erst im Amt zum Armeegeneral befördert.

Da hast Du sehr wahrscheinlich Recht damit. Ich habe mich nochmal etwas kundig gemacht. Wenn ich das richtig gesehen habe, werden die derzeitigen Divisionen der Landstreitkräfte der Russischen Föderation von Offizieren im Rang Oberst bis Generalmajor befehligt.

Der Kadyrow unterstellte Verband hat eine Stärke von ca. 12.000 Mann und ist a) ein paramilitärischer Verband b) offiziell als 141. Spezielles Motorisiertes Regiment der Nationalgarde der Russischen Föderation geführt und c) umfasst de facto alle gegenüber Kadyrow loyalen Kämpfer, deren Zahl dann natürlich nochmal größer sein kann, was einer verstärkten Division entsprechen würde.

In der russischen Rangfolge Oberst - Generalmajor - Generalleutnant - Generaloberst hatte Kadyrow also schon als Generalleutnant einen für die Stärke seines Verbandes hohen Posten inne, der wahrscheinlich seine Stellung als faktisches Staatsoberhaupt der Teilrepublik Tschetschenien untermauern sollte.
 
Wobei es allerdings in allen Kriegen und in allen Systemen irgendwelche militärischen Dilettanten gegeben hat, die ihre Ränge eher politischen Entscheidungen, ihrer gesellschaftlichen Stellung oder besonderer Nähe zu Regierungskreisen zu verdanken hatten.

C.

Oh, da fallen mir einige ein.

Wilhelm Keitel
Herman Göring
Heinrich Himmler
Grigori Iwanowitsch Kulik
Kliment Jefremowitsch Woroschilow
Semjon Michailowitsch Budjonny
Semjon Konstantinowitsch Timoschenko
Andrei Alexandrowitsch Schdanow
Braxton Bragg

Usw.usf.
 
Heute vor genau 80 Jahren,am 23.10.1942 begann mit einem gewaltigen Feuerschlag der britischen Artillerie jene Schlacht,die allgemein als die "Schlacht um El Alamein" bezeichnet wird, obwohl es bereits die zweite Schlacht bei El Alamein gewesen ist.

Während Generalfeldmarschall Erwin Rommel seinen Vormarsch in Richtig Alexandria am 11.07.1942 wegen starker britischer Gegenangriffe und massiven Nachschubproblemen einstellen mußte,und den Übergang zur Verteidigung befehlen mußte konnte der Oberbefehlshaber der 8.britischen Armee,der damalige Luitenent General und spätere Field Marshal Sir Claude John Eyre Auchinleck ebenfalls die Zeit nutzen um sein Truppen aufzufrischen.
Da die britischen Truppen in Afrika zunehmend besser versorgt werden konnten als die Deutschen,welche permanent an Nachschubschwierigkeiten litten,wollte
der Britische Premierminister Winston Churchill nicht so lange warten,und ersetzte am 18.08.1942 Auchinleeck durch den damaligen Luitenent General und späteren Field Marshal Sir Bernard Law Montgomery.
Auch Rommel sah,daß man mit der Zeit zwangsläufig nicht mehr stark genug sein würde,der immer stärker werdenden Übermacht der Briten zu trotzen,und befahl daher einen letzten Versuch,den britischen Speerriegel bei El Alamein zu durchbrechen, und ins Nildelta swie nach Alexandriea durchzustoßen.
Rommel wagte eine letzte Offensive,die als die Schlacht von Alam Halfa bekannt ist.
Doch die Offensive scheiterte,und die Initiative ging vollständig auf die britische Seite über.Jetzt konnten sich alle Anstrengungen nur noch darauf beschränken, einen britischen Durchbruch zu verhindern. Längs der gesammten ca. 50 km langen Front ließ Rommel tiefgestaffelte Minenfelder die sogenannten"Teufelsgärten"anlegen und hielt seine Panzerverbände im rückwärtigen Gebiet in Reserve, um etwaige Einbrüche abzuriegeln. Wegen einer Erkrankung musste er dann aber nach Deutschland und erfuhr dort am 23.10.42 vom Beginn der Entscheidungsschlacht bei El Alamein: Die britische 8. Armee trat mit 195 000 Mann, 1029 Panzern, davon 252 amerikan. Sherman, 880 Flugzeugen, 1400 Pak und 1200 Geschützen zum Angriff auf die deutscht-italienischen Stellungen an. Sie wurden gehalten von 96 000 Mann mit 530 Panzern , in der Mehrzahl alte Panzer der Italiener-,362 einsatzbereiten Flugzeugen, 750 Pak und 470 Geschützen. Im Unklaren über die Richtung des britischen Hauptstoßes waren die Verteidiger verstreut: Im Süden standen die italien. Division "Pavia", "Folgore" und "Brescia" sowie dahinter die Panzerdivision "Ariete" und die deutsche 21. Panzerdivision dem brit. XIII. Korps (Horrocks) gegenüber, im Zentrum und im Norden erwarteten die Division "Bologna", "Trento" und die deutsche 164. Infanterieivision sowie dahinter die Panzerdivision "Littorio" und die deutsche 15. Panzerdivision den Angriff des brit. X. (Lumsdon) und XXX. Korps (Leese). Er begann um 21.40 Uhr mit einem Feuerschlag der Artillerie an der ges. Front. Erst als nach mehrstündigem Trommelfeuer die Infanterie des britischen XXX. Korps vorging, wurde klar, dass der Durchbruch nicht wie erwartet im Süden, sondern an der Nahtstelle von "Trento" und deutschet 164. Division versucht werden sollte. Bei Rommels Rückkehr am 25.10. war sein Stellvertreter General der Panzertruppen Georg Stumme einem Herzanfall erlegen, hatten die britische 1. und 10. Panzerdivision zwei Lücken in die Stellungen der Verteidiger geschlagen, drohte die australische 9. Division zur Küste durchzubrechen. Die am 27.10. von Süden herangeführte deutsche 21. Panzerdivision konnte noch einmal die Lage stabilisieren, ehe Sprit- und Munitionsmangel Schlagkraft und Beweglichkeit bedrohlich herabsetzten. Zudem hatten die Briten die totale Luftherrschaft über dem Schlachtfeld und zerschlugen die gegner. Stellungen mit Teppichwürfen v.a. amerikan. Marauder-Bomber. Am 2.11. um 1 Uhr brach schließlich die verstärkte neuseeländische 2. Infanteriedivision gefolgt von Panzern am Kidney-Rücken durch die dt.-italien. Front. Rommel befahl den Rückzug, den Hitler am 3.11. jedoch nicht genehmigte, sodass erst nach weiteren schweren Verlusten der Rückzug des Deutschen Afrika-Korps und des italieninischen XX. Korps am 4.11.1942 eingeleitet werden konnte. Immer in Gefahr, von nachstoßenden britischen Verbänden überholt zu werden, gelang ein geordneter Rückzug, der erst nach Räumung der Cyrenaika und ganz Tripolitaniens an der Mareth-Linie vorübergehend endete. Die Schlacht bei El Alamein hatte den Afrikafeldzug entschieden.
Drei Dinge wären noch erwähnenswert.
Zum einen gelang es den Britin,mit ihrem massiven Artilleriefeuer die Mienenfelde
in starken Maße zu neutralisieren.
Zum anderen war es für die Briten ein Glücksfall,daß Rommels Stellvertreter, im wichtigsten Moment ausfliel.Die verursachte ein Chaos in der deutsch/italineischen Befehlsgebeung,das der von sich aus einspringende General der Panzertruppen Wilhelm Ritter von Thoma,nur mühsam im Zaum halten konnte.
Zum letzten sehen viele Militärhistoriker in dem Rückzug auf die Mareth-Linie die größte militärische Leistung des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel.
 
Hallo zusammen!

Ich habe keinerlei Absicht, diesen Thread für nichtgeschichtliche Themen zu missbrauchen, ich hoffe aber, hier militärkundliche User anzutreffen, die mir mit ihrem Fachwissen hoffentlich weiterhelfen können.

Im Rahmen meiner Familienforschung konnte ich herausfinden, dass mein Urgroßvater zu Beginn des 1. Weltkrieges Unteroffizier in einem Grenadier-Regiment war. Bei Beginn seiner Kriegsgefangenschaft im Jahr 1916 war er Unteroffizier eines Infanterie-Regiments.
Ich versuche schon seit langem herauszufinden, wie sich die Rolle eines Unteroffiziers im deutschen Heer während des 1. Weltkrieges gestaltete. Ich konnte aber nichts dazu herausfinden. Auch in einem Geschichtsforum blieben Erkenntnisse aus.
Welche Aufgaben hatte dieser? Wieviel Befehlsgewalt? Wie sah der Alltag an der Front aus?
Ich würde mir so gerne ein Bild von meinem Urgroßvater machen (zumindest oberflächlich), bleibe aber bei dieser Frage immer hängen.
 
Das sind sehr interessante Fragen. Dadurch, dass die Informationen etwas allgemein sind, kann ich dazu leider nur recht allgemeine Antworten geben, aber ich hoffe, sie helfen Dir weiter.

Zunächst hing die Erfahrung eines Unteroffiziers davon ab, an welcher Front genau er eingesetzt war. Aus dem Stehgreif heraus sind da folgende zu nennen: Die Westfront in Frankreich und Belgien. Die Ostfront (Kämpfe dort fanden unter anderem auf ostpreußischen, österreichisch-ungarischen, serbischen, russischen und rumänischen Gebieten statt). Die Isonzo-Front (bei der deutsche Großverbände meines Wissens nach ab 1916/1917 zum Einsatz kamen). Die Front im Mittleren Osten und die Front in den deutschen Kolonien in Afrika brachten jeweils nochmal ganz eigene Umstände mit sich. Zu erwähnen seien noch die Kämpfe in Asien (hauptsächlich die Schlacht um Tsingtau in China).

Hinzu kommt, dass Front nicht gleich Front ist. Überall gab es "ruhigere" und heftig umkämpfte Abschnitte, und das konnte schnell wechseln. Zudem ist die Unterscheidung zwischen "vorderster Front" und Etappe wichtig - wobei auch dies keine klare Trennung war, sondern fließend ineinander übergehen konnte.

Je nach Umgebung war auch die Kriegsführung eine andere. Die berüchtigten Stellungskriege und Materialschlachten, die das Bild des Ersten Weltkriegs prägen sollten (Stacheldraht, Schützengraben, Artillerie, Giftgas, etc.) und die Soldaten, die sich in ihren Unterständen gegenüber lagen, waren primär (aber nicht ausschließlich) ein Phänomen der Westfront (nachdem der Bewegungskrieg nach 1914/1915 mehr und mehr zum Stellungskrieg überging). An anderen Fronten war die Kriegsführung teils extrem mobil und Soldaten verbrachten z. B. nur wenig Zeit in der Nähe der feindlichen Zivilbevölkerung oder im wahrsten Sinne des Wortes "gegenüber dem nur einen Steinwurf entfernten Graben des Feindes".

Die andere zentrale Frage ist die genaue Rangstufe und Verwendung. Unteroffiziere bei der Infanterie wurden als Einheitenführer eingesetzt, wobei die genaue Größe der Einheit variieren konnte - meines Wissens nach führte ein Unteroffizier bzw. Vizefeldwebel im Heer des Deutschen Reiches zwischen 10 und 30 Mann und übernahm dabei im Laufe des Krieges mehr und mehr Aufgaben, die unter anderen Umständen Offizieren (im Rang Leutnant) vorbehalten waren. Feldwebel wiederum zeichneten sich oft für eine ganze Kompanie von 150 Mann verantwortlich und waren primär mit organisatorischen Aufgaben betraut, sie waren dabei sozusagen die wichtigsten Assistenten der höheren Ränge (Offiziere) und setzten deren Vorgaben um.

"Führen" ist hier durchaus wörtlich zu verstehen im Sinne von "ins Gefecht führen", das war aber nicht alles. Unteroffiziere waren als direkte Vorgesetzte für Drill und das "Alltagsgeschäft" verantwortlich. Das umfasste Dinge wie Appell, Inspektion, etc., kurzum, alles, was sicherstellt, dass die Soldaten die ihnen zugewiesenen Aufgaben erfüllen können.

Es handelte sich also um Position, in der Menschenführung gefragt war. Aufgrund der hohen Anforderungen des modernen Krieges waren Flexibilität, Disziplin, Verantwortungsgefühl und Anpassungsfähigkeit gefordert - der berühmt-berüchtigte "Kadavergehorsam" gehörte da eher ins Reich der Mythen.

Zum Alltag an der Front gibt es einige interessante Belletristik, Quellen und Sekundärliteratur. Klassiker dafür sind natürlich "Im Westen nichts Neues" von Remarque und "In Stahlgewittern" von Jünger. Beide sollte man mit dem Wissen um die Intentionen dahinter lesen, aber informativ sind sie dennoch. Empfehlenswert finde ich "Hineingeworfen" von Wolf-Rüdiger Osburg (eine Sammlung von Kriegserinnerungen verschiedener Veteranen). Osburg könnte ich für Dich sehr hilfreich sein, weil er sich dem Thema ebenfalls aus der Perspektive der "fragenden späteren Generationen" angenähert hat.

Ich hoffe, Dir zumindest grundlegend weitergeholfen zu haben. Immer gut, wenn Interesse an der Geschichte gezeigt wird. :)
 
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@Janus Sturn Wow, vielen Dank! Das sind alles sehr interessante Informationen, und vermitteln einen intensiveren Einblick als so manche versuchte Hilfestellungen anderer!

Grob skizziert konnte ich herausfinden, dass mein Urgroßvater (geboren 1891 in Ostpreußen) im Oktober 1911 seinen Diensteintritt zu verzeichnen hatte. Mit Ausbruch des Krieges ging er dann als Unteroffizier mit dem Grenadier-Regiment Nr. 5 an die Ostfront, wurde im Dezember 1914 durch einen Gewehrschuss verletzt und befand sich bis April 1915 in verschiedenen Lazaretten. Im September1916 geriet er dann in Frankreich in Kriegsgefangenschaft und war Teil des Infanterie-Regiments Nr. 24. Auch hier war er immer noch als Unteroffizier vermerkt.
 
Das freut mich. :)

Aus Deinen Recherchen lässt sich folgern, dass Dein Urgroßvater wahrscheinlich sehr verschiedene Erfahrungen gemacht hat.

Das Grenadier-Regiment Nr. 5 wurde bei Kriegsbeginn zunächst bei Kämpfen in Belgien eingesetzt. Diese zeichneten sich durch starke deutsche Anfangserfolge (trotz mutigen belgischen Widerstands) und weite Vorstöße aus, ein Bewegungskrieg, der bei vielen Deutschen die Hoffnung auf eine Wiederholung von 1871 gegen Frankreich aufkommen ließ. Neben der Kriegsbegeisterung gab es allerdings auch eine geradezu paranoide Furcht vor Heckenschützen und Partisanen (sogenannten Franc-tireurs), mit denen die deutschen Truppen in eben jenem Krieg unangenehme Erfahrungen gemacht hatten. Gerade unerfahrene Verbände tendierten dazu, diese für alle möglichen Zwischenfälle verantwortlich zu haben, wobei es sich wahrscheinlich eher um Eigenbeschuss oder Schusswechsel mit zurückweichenden belgischen Verbänden handelte. Dabei waren insbesondere Milizverbände der "Garde Civique" beteiligt, deren Uniformierung eher an Zivilkleidung erinnerte bzw. unvollständig war. Diesen wurde von den Deutschen häufig der Status als Kombattanten verweigert und es kam zu Erschießungen und einem harten Vorgehen auch und gerade gegen die Zivilbevölkerung, die entsprechend erbittert auf die Invasoren reagierte.

Angesichts des russischen Aufmarsches gegen Ostpreußen wurde das Grenadier-Regiment Nr. 5 noch im August 1914 zügig nach Osten verlegt. Die Kämpfe dort fanden somit für die meisten Soldaten auf "heimischen" Boden statt und reale und imaginierte Ängste vor Gräueltaten des Feindes spielten eine wichtige Rolle bei ihrer Motivation. Zahlenmäßig waren die Deutschen deutlich unterlegen (der ursprüngliche Kommandant der Front, von Prittwitz, sprach davon, dass er "mit der Hand voll Truppe" kaum Ostpreußen verteidigen könne) und mussten stets sorgfältig abwägen, ob sie sich auf ein Gefecht einlassen wollten und konnten. Dabei spielte auch eine Rolle, dass viele Soldaten unerfahren waren und aus Landwehr-Reserveeinheiten stammten. Schlussendlich wurde entschieden, im begrenzten Maß Raum aufzugeben und sich nicht auf eine reine Defensive zu beschränken. Die Schlachten von Tannenberg und den Masurischen Seen (an letzterer war das Regiment Nr. 5 beteiligt) reduzierten die Bedrohung deutlich, konnten sie aber nicht gänzlich beseitigen. Die Kriegsführung im Osten war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch sehr mobil, Kavallerie spielte eine nicht zu unterschätzende Rolle, und die Zivilbevölkerung hatte erheblich darunter zu leiden, da beide Seiten tatsächliche oder vermeintliche Kollaboration mit dem Feind streng bestraften.

Mitte 1915 wurde das Regiment wieder nach Westen verlegt und erlebte dort eine "neue" Art der Kriegsführung. Hier wurden im wahrsten Sinne des Wortes Materialschlachten um jeden Meter Boden geführt. Das taktische Grundproblem des Krieges, die fehlende Durchbruchskraft von Infanterie angesichts von Stacheldraht, Maschinengewehren und Artillerie, führte zu ungeheuren Verlusten, als alle Kriegsparteien versuchten, dafür Lösungen zu entwickeln. Anders als popkulturell häufig dargestellt, war den meisten höheren Offizieren zu diesem Zeitpunkt durchaus klar, dass ältere Taktiken nicht mehr wirkten, aber die Anpassungen erforderten Zeit und Ressourcen und war unter den Bedingungen des Krieges enorm schwierig.

Zu den wichtigsten Ereignissen, an denen das Regiment Nr. 5 beteiligt war, gehörten sicherlich die Schlachten in Flandern und der Somme. Bei letzterer gingen von Juli bis November 1916 britische und französische Verbände gegen die deutschen Linien vor und erlitten dabei furchtbare Verluste ohne langfristig nennenswerte Geländegewinne. Gerade für die Briten wurde diese "Blutmühle" zu einem nationalen Trauma ("In Flanderns Feldern, wo der Klatschmohn blüht...").

Dein Urgroßvater erlebte, wenn man so möchte, zwei Kriege. Zog er 1914 noch mit einer Pickelhaube in Gefechte, die eher den Schlachten von 1871 ähnelten, so war spätestens 1916 der Krieg ein anderer. Auf dem Kopf trug er nun den markanten Stahlhelm, der für über 30 Jahre zum Markenzeichen des deutschen Infanteristen werden sollte, und eine Gasmaske, denn auch diese Art des Tötens war nun Teil des Krieges geworden. In einem Netzwerk aus Kampf-, Versorgungs- und Meldegräben lagen sich die Soldaten gegenüber, teils nur soweit von einander entfernt, dass man sich per Zurufe verständigen konnte (was manchmal zu einer Art "Burgfrieden" oder gegenseitigen Warnungen und Abmachungen führte). Zwischen den Gräben, dem Stacheldraht und den MG-Stellungen erstreckte sich das häufig durch Artillerie pockennarbig verwüstete Niemandsland. Nachts zogen häufig Späh- und Sabotagetrupps aus, um Informationen zu sammeln, Stacheldraht zu durchschneiden und Gefangene zu machen. Bei kleineren Scharmützeln kam von der Handgranate bis zum Spaten nahezu jede Waffe im persönlichen Arsenal zum Einsatz. Bei größeren Gefechten wurden die Verteidiger in der Regel durch Artilleriefeuer in Deckung getrieben, doch sobald der Beschuss endete, stürmten sie zurück und bemannten ihre Waffen, so dass sich feindliche Angriffe durch das Niemandsland im wahrsten Sinne des Wortes "totrannten". Selbst, wenn es gelang, einen Graben zu nehmen, folgten in der Regel Gegenangriffe oder die Kräfte für die Eroberung der nächsten Linie fehlten.

Der Alltag der Soldaten war daher eine Mischung aus Monotonie, Langeweile und Phasen von absolutem Chaos und Intensität. Täglich mussten die eigenen Stellungen in Stand gehalten oder ausgebaut werden. Essen kam in der Regel durch Essensholer an die Front, in ruhigeren Phasen konnten Einheiten auch in der Etappe Mahlzeiten zu sich nehmen. Die Jagd auf die zahlreichen Ratten, die sich in den Gräben eingenistet hatten, nahm ebenfalls einen großen Raum ein. Hygienisch schwankten die Zustände zwischen "akzeptabel" und "katastrophal", gerade Phänomene wie der berüchtigte "Grabenfuß" und die allgegenwärtigen Leichen, die nur selten geborgen werden konnte, begünstigen die Ausbreitung von Krankheiten aller Art. Abwechslung bot in der Regel nur die Verlegung in die Etappe, z. B. im Rahmen einer Wiederauffrischung. Dabei kam es auch eher zu Kontakten mit der Zivilbevölkerung durch Handel, Tauschgeschäfte und Prostitution (teils "wild", teils in dafür eingerichteten Bordellen).

Es verwundert nicht, dass diese Extremerfahrungen auch psychologisch ihre Spuren hinterließen. Die Behandlung sogenannter "Kriegszitterer" steckte noch in ihren Kinderschuhen und wurde eher mit Härte denn mit Verständnis geführt. Die Anforderungen an deutsche Soldaten waren hoch und die militärische Führung appellierte immer wieder an "Manneszucht", "Tapferkeit" und "Duldsamkeit". Gerade von Unteroffizieren und Offizieren wurde dabei verlangt, Vorbild zu sein ("hart gegenüber sich und anderen", "Führen von vorn").

Festhalten lässt sich, dass gerade an der Westfront ab 1915/1916 der individuelle Soldat das Gefühl hatte, nur noch in seinem eng begrenzten Rahmen aktiv handeln zu können. Die schiere Masse an Menschen und Material rückte klassische Heldenbilder in den Hintergrund. Der hurrapatriotische "Opfermut", der gerade die Frühphase des Krieges geprägt hatte, wich mit zunehmender Kriegsdauer einer "professionellen Gleichmütigkeit", bei der Soldaten als "Handwerker des Krieges" nach bestem Wissen und Gewissen ihre technisch zunehmend anspruchsvolle Tätigkeit unter immer schwierigeren Umständen verrichteten. Sozial lockerte sich die strenge Ordnung des "alten" Heeres zunehmend auf, Offiziere stammten häufiger aus bürgerlichen Schichten und Unteroffizieren wurde mehr Verantwortung übertragen (was bei einigen Adelskreisen die Furcht vor einer "Sozialdemokratisierung" auslöste). Das Deutsche Heer hatte 1916 nur noch vergleichsweise wenig mit dem Vorkriegsheer gemeinsam (gleiches galt z. B. auch für die Briten, die einen Großteil ihrer Berufssoldaten in den ersten beiden Jahren verloren).

Die Kriegsgefangenschaft wurde zumindest an der Westfront noch weitestgehend nach etablierten Gewohnheiten gehandhabt, auch wenn die Knappheit der Mittel immer wieder dazu führte, dass gefangene Soldaten unter schwierigen Umständen interniert wurden.

Als weitere hilfreiche Lektüre empfehle ich noch von Herfried Münkler "Der Große Krieg". Als erfahrener Historiker schildert er anschaulich und detailliert den Konflikt auf politischer, militärischer, sozialer, wirtschaftlicher und philosophischer Ebene und liefert damit ein sehr informatives Gesamtbild.
 
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Bin auch beeindruckt über diese Detailfülle.
Woher beziehst du dein umfangreiches Wissen zu dem Thema @Janus Sturn?

Ich hätte Lektürehinweise geben können, die einen guten und persönlichen Einblick in den Alltag an der Front liefern, wäre es um den zweiten Weltkrieg gegangen. Mein Ur-Ur-Ur-Großvater väterlicherseits (Generaloberst im 2. WK) führte nämlich sehr detailliert Tagebuch, auf dessen Grundlage ein paar militärgeschichtliche Bücher erschienen sind. Ich selbst hab sie aber nie gelesen (...könnt ich aber echt mal machen ^^ Bin zwar eher weniger interessiert an dem Thema, andererseits ist es halt ein Stück unverfälschte Geschichte. )

@Deak Weiterhin viel Spaß und Erfolg auf deiner familiengeschichtlichen Entdeckungsreise. :)

(@Jedihammer Trotzdem noch deutlich zu früh, um dich zur Ruhe zu setzen. ;) :kaw: )
 
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Herzlichen Dank für die lobenden Worte. Am Thron zu rütteln wäre dennoch arg verfrüht und unnötig - je mehr historisch interessierte Mitglieder das PSW hat, desto besser. :-)

Mein Wissen speist sich primär aus meinem Studium, ich habe einen Master in Geschichtswissenschaften. Die Beschäftigung mit Geschichte geht dabei im Grunde bis ins Kindesalter zurück, das Thema hat mich "schon immer" fasziniert.

Für die Antworten auf Deaks Fragen flossen allgemeines Wissen, die genannte Literatur und eine Recherche im Internet ein. Zur Geschichte bestimmter Einheiten und Verbände kann ich in der Regel nämlich erst etwas sagen, nachdem ich mich dazu schlau gemacht habe (von der ein oder anderen Ausnahme abgesehen). Wichtig finde ich bei der Internetrecherche, dass der Ausgangspunkt erst einmal nebensächlich ist, man wann immer möglich jedoch versuchen sollte, tiefer zu graben.
 
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