Tagespolitik allgemein

Man will einfach nur seine Meinung kundtun, aber diese soll bitte nur zur Kenntnis genommen werden und nicht kritisch diskutiert werden (Zustimmung ist natürlich gerne gesehen).

Gerade das.

Ich bekomme oft das Gefühl, dass als Zweck von Diskussionen zunehmend nicht mehr der Austausch, ein Kompromiss am Ende oder die Erkenntnis eines Dissens unter verschiedenen Ansichten angesehen wird, sondern auf Teufel komm raus der Diskurspartner von der eigenen Meinung überzeugt werden muss. Nicht nur hier im Forum oder in den Medien, sondern auch ganz allgemein im Alltag. Sicherlich gibt es Dinge die in einer demokratischen Gesellschaft grundlegend nicht diskutiert werden müssten, aber vieles darf gern unterschiedlich gesehen werden, absolut ohne persönliche (Ab)Wertung.
 
Die NY Times hat einen Bericht (Original - hinter Paywall, BZ Verwurschtung) veröffentlicht, wonach der auch hier diskutierte Mord an Daria Dugina auf den ukrainischen Geheimdienst zurückzuführen sei. Die Aktion sei nicht mit den USA abgesprochen gewesen und diese hätten Kiew diesbezüglich auch die Leviten gelesen.

Belastbare Details gehen nicht aus der Recherche hervor, aber eine gezielte Tötung, möglicherweise ihrem Vater gewidmet, als hitzköpfige Aktion des Auslandsgeheimdienstes ...soll vorkommen.
 
aber eine gezielte Tötung, möglicherweise ihrem Vater gewidmet, als hitzköpfige Aktion des Auslandsgeheimdienstes ...soll vorkommen.

Vielleicht gar nicht mal so hitzköpfig. Die Botschaft an die Polonium & Nowitschok-Bartender ist nämlich glasklar: Niemand ist vor Vergeltung sicher. Ich sehe das als direkte Reaktion auf diese unrühmliche Philosophie der Stärke an, bei der Verhandlungen und Verträge nur der Zeitschinderei dienen und keine tatsächliche Bindung haben.

So verachtenswert und unmenschlich solche Aktionen gegen Dritte auch sind, aber das HAT man im Kreml verstanden. Diese Geisteshaltung schlägt in die selbe Bresche, wie auch das hier:
 
Vielleicht gar nicht mal so hitzköpfig. Die Botschaft an die Polonium & Nowitschok-Bartender ist nämlich glasklar: Niemand ist vor Vergeltung sicher. Ich sehe das als direkte Reaktion auf diese unrühmliche Philosophie der Stärke an, bei der Verhandlungen und Verträge nur der Zeitschinderei dienen und keine tatsächliche Bindung haben.

Ja. Nein. Vielleicht.

Grundsätzlich stimme ich dir ja zu, aber ob diese Aktion wirklich einen signifikanten (positiven) Effekt hat? Da es Einheiten gab, welche gezielt Selensky hinrichten sollten, kann man es als Antwort werten. Jetzt müsste man analysieren, inwiefern es eine Veränderung im Verhalten der Gegenseite gibt, aber dafür war sie eventuell doch nicht wichtig genug und es den USA zu heikel.
 
Aha war also doch die Ukraine, habe dies doch von Anfang an vermutet aber hier im Forum war man sich doch soo sicher das dies nicht sein könnte... Naja die ganze Warheit wird wohl eh nie rauskommen.
 
Wer hinter diesem Anschlag steht, scheint noch nicht so ganz klar zu sein. Russland bezichtigt naturgemäß die Ukraine als Drahtzieher, diese weißt den Vorwurf aber zurück. Im Internet kursiert zudem ein Bekennervideo eines russischen Ex-Oppositionellen, der in die Ukraine geflüchtet ist und sich als Sprecher einer "Nationalen Republikanischen Armee" bezeichnet. Und allem Anschein nach traut man auch russischen Geheimdiensten einen Insidejob zu, um die Situation im Land weiter anzuheizen.

[...] Die Warheit wird wohl nie ans Licht kommen. Ich halte alle Optionen für Plausibel.

Das stinkt so sehr nach FSB, dass man's bis nach Deutschland riechen kann.

In der Tat glaube ich auch eher nicht, dass das in diesem Fall die Ukrainer waren.

Hinter dem Anschlag könnte so ziemlich jede Fraktion stehen, allerdings ist fragwürdig welchen Nutzen die Ukraine aus dem Tod Dugins hätte [...]

In diesem Jahr sind schon diverse russische Oligarchen und deren Angehörige ganz plötzlich tot aufgefunden worden. [...]

Von einem Forenkonsens, welcher die Ukraine kategorisch ausschließt kann da doch gar nicht die Rede sein. Der russische Geheimdienst ist hier zwar Hauptverdächtigter gewesen (Cui bono? zum damaligen Zeitpunkt..) aber es wurden eben auch keine Akteure ausgeschlossen.

Und ansonsten ist die Sache weiterhin völlig undurchsichtig. War es eine Kurzschlussreaktion vom ukrainischen Auslandsgeheimdienst? Waren es vereinzelte Agenten? Doppelagenten? Wer wusste in der ukrainischen Regierung davon? Zum damaligen Zeitpunkt gab es nicht viele gute Gründe wieso die ukrainische Regierung diesen Anschlag hätte veranlassen sollen. In der aktuellen Lage des Krieges sieht das aber auch wieder anders aus.
 
Das ist etwas was ich auch hier im Forum beobachte.

Naja, gemessen an dem, was sich in den "sozialen" Netzwerken teilweise abspielt, ist das Forum hier noch ein Hort des kritischen Diskurses und des respektvollen Umgangs, selbst wenn es auch mal hitzig zugeht.

Es wird absolut nicht verstanden, dass man eine Position angreifen kann, ohne die Person anzugreifen. Es wird nicht mehr getrennt und jedes Argument gegen eine (sakrosankte) Position wird als Angriff auf die eigene Person umgedeutet. Man will einfach nur seine Meinung kundtun, aber diese soll bitte nur zur Kenntnis genommen werden und nicht kritisch diskutiert werden (Zustimmung ist natürlich gerne gesehen). Diese Haltung ist allgegenwertig und findet jetzt auch im Mainstream in der Person von Precht statt.

Das Problem heutzutage ist, dass nicht mehr von Angesicht zu Angesicht diskutiert und debattiert wird, sondern sich die Stammtische usw. zunehmend in die digitale Welt verlagern. Da fällt es dann leichter zu pöbeln, und das Gegenüber hart anzugehen, da man die Person gar nicht kennt, diese oft nichtmal ein Profilbild hat, oder eh der Verdacht naheliegt, dass es sich um einen Bot oder ein Fakeprofil handelt.
Hinzu kommt dann noch, dass viele Menschen - in der virtuellen oder der realen Welt - sich von einer faktenbasierten Diskussion verabschiedet haben. Die eigene Meinung hat bitteschön genauso viel wert zu sein, wie die harten Fakten der Gegenseite, und zu Not wird diese Meinung mit absurden Verschwörungsmärchen unterfüttert. Da fällt es dann natürlich zunehmend schwer, sachlich zu bleiben.

C.
 
Einige User haben mich darauf hingeweisen dass es doch klar sei dass es nicht die Ukraine sein könnte als ich diese Befürchtung äusserte. Ist ja auch egal wer. Geht ja nicht darum recht zu haben. Sondern dass doch nicht immer alles so ist wie es am Anfang scheint. Wer weiss vielleicht kommt mit dem Gasleak auch noch was spannendes heraus....

Unabhängig davon feieren die Ukrainer wieder einige Siege auf dem Schlachtfeld
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Die ukrainischen Streitkräfte stossen offenbar im Osten und Süden weiter vor und zwingen die russischen Truppen unter dem Druck beider Fronten zum Rückzug.

Präsident Wolodimir Selenski erklärte, das ukrainische Militär habe in der vergangenen Woche grosse und schnelle Fortschritte gegen die russischen Streitkräfte gemacht und Dutzende von Städte in Regionen im Süden und Osten zurückerobert, die Russland für annektiert erklärt hat.

Gegenüber dem «Spiegel» erklärt der ukrainische Militärfachmann Oleh Schdanov, mit welchen Taktiken den ukrainischen Truppen der Durchbruch durch die feindlichen Linien gelingt. «Schwache Abschnitte in der russischen Verteidigung werden identifiziert, dann ein schneller Durchbruch herbeigeführt, kleine hochmobile Angriffsgruppen stossen hindurch.»

Die durchbrechenden Verbände mischen sich aber gemäss Schdanov nicht direkt in den Kampf ein, sondern umfahren zunächst die russischen Positionen. Sie attackieren nicht frontal, sondern von den Seiten und sogar von hinten.

«So entsteht Panik unter den russischen Soldaten, weil sie nicht verstehen, von wo sie angegriffen werden, nicht wissen, ob sie bereits umzingelt sind. Deshalb ziehen sie sich zurück oder treten sogar ungeordnet die Flucht an.» Diese Taktik wurde laut Schdanov sowohl bei der Offensive in Charkiw, dann auch bei der Befreiung von Lyman eingesetzt.

Die ukrainischen Truppen seien dabei teilweise mit herkömmlichen Pick-Ups und mit schweren Maschinengewehren unterwegs. «Es geht um Beweglichkeit und Schnelligkeit», so Schdanov.

Gemäss dem britischen Verteidigungsministerium haben die nach Süden vorrückenden ukrainischen Einheiten die Frontlinie bereits um bis zu 20 km verschoben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kadyrow wurde heute von Putin zum Generaloberst befördert. Mußte gar nicht das die Null den Rang eines Generalleutnant bekleidet hat.
 
Kadyrow wurde heute von Putin zum Generaloberst befördert. Mußte gar nicht das die Null den Rang eines Generalleutnant bekleidet hat.

Dort bekommt man Orden fürs Arschkriechen und und Propagandieren. Das die ganzen Ranghohen Militärs nicht wissen was sie tun merkt man ja seit Monaten.

Würde da auf Ränge nicht all zu viel geben.

Hat eher was von nem Treuepunkte System.
 
Entspricht nicht sogar der russische Generaloberst unseren Generalleutnant?

Ganz genau.

Russischer Generalleutnant: Zwei-Sterne-General, NATO-Rangcode OF-7.
Deutscher Generalleutnant: Drei-Sterne-General, NATO-Rangcode OF-8.

Russischer Generaloberst: Drei-Sterne-General, NATO-Rangcode OF-8.

Das ist (laut meinem Wissen als interessierter Laie) für einen Divisionskommandanten ein üblicher Rang. Darüber, ob es sich um eine Belohnung für Kadyrows Treue gegenüber Putin bzw. als Anreiz, noch stärker tschetschenische Verbände in der Ukraine und in Russland selbst einzusetzen, handelt, kann man aber wohl nur spekulieren - kann auch sein, dass er gemäß Dienstzeit einfach dran war. Kadyrow führt "seinen" Verband meines Wissens nach seit 2006.
 
Ob Kadyrow nun Generaloberst wird oder nicht, ist vermutlich unerheblich. Aber ich denke schon, dass das eine sehr gezielte Maßnahme ist, um Kadyrows Position zu erhalten und/oder ihn bei der Stange zu halten.

Ist mir schon klar dass da höchstwahrscheinlich irgendeine intension dahinter steckt. Aber dieser Rang sehr wahrscheinlich in keiner Weise seine Millitärischen Fähigkeiten widerspiegelt sondern eher seine Stellung innerhalb des Systems.
 
Ist mir schon klar dass da höchstwahrscheinlich irgendeine intension dahinter steckt. Aber dieser Rang sehr wahrscheinlich in keiner Weise seine Millitärischen Fähigkeiten widerspiegelt sondern eher seine Stellung innerhalb des Systems.

Wobei es allerdings in allen Kriegen und in allen Systemen irgendwelche militärischen Dilettanten gegeben hat, die ihre Ränge eher politischen Entscheidungen, ihrer gesellschaftlichen Stellung oder besonderer Nähe zu Regierungskreisen zu verdanken hatten.

C.
 
Naja, gemessen an dem, was sich in den "sozialen" Netzwerken teilweise abspielt, ist das Forum hier noch ein Hort des kritischen Diskurses und des respektvollen Umgangs, selbst wenn es auch mal hitzig zugeht.
Im Vergleich zu anderen Diskussionsforen oder Social-Media-Plattformen gehen wir tatsächlich noch meistens recht gesittet miteinander um. Was nicht bedeutet, dass wir da nicht noch dran arbeiten können;-).
Diesen Potcast im WDR fand ich sehr hörenswert, nicht nur in Bezug auf wütendes Diskussionsverhalten, sondern auch in Puncto Intrumentalisierbarkeit von Angst, bzw. Vulnerabilität und Zorn (gerade auch vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine):
https://www1.wdr.de/mediathek/audio...n-warum-wir-so-wuetend-geworden-sind-100.html
 
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