[Calamari-System | Mon Calamari | Coral City | Hauptquartier des NRGD | Konferenzraum 3/47 B | Agent Arkadi Duval, Agent Leland Fontaine, Captain Ayako Sato
Nachdenklich blickte Arkadi vor sich hin und grübelte über die Worte seines Partners. In der Tat war der NRGD nicht primär für die Jagd auf Terroristen im Hoheitsgebiet der Neuen Republik ausgelegt, doch würde sich dies in Zukunft vielleicht müssen. DacSec hatte alles andere als ein gutes Bild abgegeben und der ehemalige Soldat fühlte sich bei dem Gedanken, dass die Sicherheitslage auch auf anderen Welten so brisant war, sehr besorgt. Es mussten Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheitskräfte zu stärken, aber wie sollte man die Politikern, die über Budget und Prioritäten entschieden, davon überzeugen? Man machte sich mit Forderungen nach mehr Geld und größeren Befugnissen keine Freunde.
Ein düsterer Gedanke kam in dem blonden Mann auf. Das Imperium hatte dieses Problem nicht, das Regime auf Bastion scherte sich einen Dreck um die Rechte oder Meinungen anderer Lebewesen und war bereit, Unmengen an Credits in Geheimdienst und Militär zu pumpen, sowohl zur Unterdrückung von Dissidenten als auch für den Krieg gegen die Neue Republik, der allerdings nun durch den Friedensvertrag von Umbara vorerst ruhte. Vorerst, denn Frieden konnte es mit dem Imperium nicht geben. Man schloss keinen Pakt mit dem absolut Bösen.
Rasch verdrängte er seine Überlegungen und hörte aufmerksam zu, wie Agent Fontaine – Leland, verbesserte er sich – seinem Bericht an Captain Sato noch einige weitere wichtige Punkte hinzufügte und von seinen Plänen berichtete, den streng vertraulich behandelten Datenträger auszuwerten. Arkadi war sich sicher, dass der fähige Analyst etwas finden würde. Auch wenn man eine Verbindung zum Imperium oder anderen feindlichen Mächten ausschließen konnte, blieben dennoch einige Fragen offen. Noch waren weder die Finanzen noch die genaue Mitgliederzahl der Terrorzelle geklärt und auch die Möglichkeit eines Maulwurfs bei DacSec nicht ausgeschlossen. Die Bombe war gesichert und die unmittelbare Gefahr gebannt, aber die Experten des NRGD hatte noch einiges zu tun.
Captain Sato schien mit dem mündliche Bericht zufrieden zu sein und bedankte sich höflich. Selbstverständlich würde sie auch noch einen schriftlichen Bericht von den beiden Agenten erhalten, doch für den Moment konnten sie sich über das Lob und die Anerkennung freuen. In lautlosen Bewegung erhob sich die elegant gekleidete Frau und bedeutete den beiden Männern, es ihr gleichzutun. Arkadi nickte respektvoll und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, seine tadellose Haltung war etwas, das man ihm nicht austreiben konnte.
Seine Vorgesetzte arbeitete mit bemerkenswerter Geschicklichkeit an ihrem Datenpad und sprach gleichzeitig weiter, lächelte vornehm und doch freundlich, während sie die beiden Agenten erneut lobte, dann verkündete sie, dass sie sich nun beide als Lieutenants bezeichnen durften, die Beförderung war bereits bestätigt worden. Arkadi hörte die Glückwünsche der Captain und wusste, dass er etwas sagen sollte, irgendwie reagieren musste.
„Danke, Ma´am.“
Der Gesichtsausdruck des Agenten war so unbewegt und seine Stimme so ruhig, dass man kaum glauben konnte, dass er in diesem Moment befördert worden war. Ein neuer Rang bedeutete neue Aufgaben im Dienst des NRGD, das Pflichtgefühl trieb den ehemaligen Soldaten an, nicht Ehrgeiz oder Titelhunger. Er war hier, um die Bürger der Neuen Republik zu schützen und ihre Freiheit und Sicherheit zu bewahren. Eitelkeit und Gier nach Ruhm waren da fehl am Platz.
Eine weitere positive Mitteilung folgte sogleich, man hatte das Interesse des blonden Menschen an einer Verwendung auf dem kürzlich an die Neue Republik übergebene Coruscant registriert und man war nun offenbar bereit, ihm diesen Wunsch zu gewähren. Laut dem, was Gerüchte und Berichte meldeten, war die Lage auf dem Stadtplaneten alles andere als einfach, es gab Meldungen über den Ausbruch einer gefährlichen Seuche in den unteren Ebenen, was die ohnehin schwierige Wiedereingliederung der dicht bevölkerten Welt in die Neue Republik noch zusätzlich erschwerte. Aber genau aus diesem Grund musste er dort sein, er musste dorthin, wo die Lage am schlimmsten war, und sein Bestes geben.
Agent Fontaine schien noch keinen konkreten Wunsch geäußert zu haben, aber Arkadi war sich sicher, dass ihm nach diesem Erfolg alle Türen offen standen. Captain Sato verabschiedete sich bereits wieder, ihr Terminkalender war gewiss gut gefüllt. Bevor sie ging, riet sie ihnen, einen kühlen Kopf zu bewahren und bei Gelegenheit wieder zusammenzuarbeiten. Mit einem letzten guten Wunsch verließ die elegante Frau den Raum.
„Und mit Ihnen, Captain.“
Meinte Arkadi, dann wandte er sich seinem Partner zu und schüttelte ihm die Hand.
„Alles Gute, Leland, und meinen Glückwunsch. Ich bin mir sicher, du wirst weiterhin hervorragende Arbeit leisten. Es war mir eine Ehre, mit dir zusammenzuarbeiten und ich hoffe, dass wir eines Tages wieder die Gelegenheit dazu haben werden. Pass auf dich auf.“
Für einen kurzen Moment huschte so etwas wie die Andeutung eines Lächelns über das Gesicht des Agenten, wohl die emotionalste Geste seit langer Zeit. Er betrachtete den Analysten als einen fähigen und loyalen Agenten und einen guten Menschen. Dennoch mussten sie beide ihre Pflicht tun, für Freundschaft war kein Platz in dieser gefährlichen Zeit. Mit einem letzten Nicken verließ Arkadi den Raum und suchte seinen direkten Vorgesetzten auf, der ihm die Versetzung nach Coruscant bestätigte, zur Beförderung gratulierte und ihm dann die notwendigen Daten gab.
Ohne Pause verließ der ehemalige Soldat das Geheimdienstgebäude und machte sich auf den Weg zu seinem Apartment, um alles für die Abreise vorzubereiten. Die untergehende Sonne warf lange Schatten und letztes Licht fiel auf sein Gesicht, als er Coral City an sich vorbeiziehen sah. In seinem Apartment angekommen packte Arkadi seine Reisetasche zusammen, einen Seesack, wie er ihn auch früher bei der Armee benutzt hatte. Er machte sich nichts aus Besitztümern und so passten die wichtigsten Besitztümer leicht hinein. Nachdem er die neue Situation mit dem Vermieter besprochen hatte, machte er sich auf den Weg zum militärischen Raumhafen von Coral City.
Ein Shuttle wartete dort bereits, um Truppen und Nachschub zu dem Trägerschiff „Integrity“ zu transportieren, das in Kürze nach Coruscant aufbrechen würde. Arkadi fiel unter den Soldaten nicht weiter auf, als er seinen Seesack verstaute und sich setzte. Einige Passagiere wirkten besorgt, andere scherzten miteinander oder starrten aus den Sichtfenster. Für einen Moment fühlte sich der blonde Mensch um Jahre zurückversetzt, als er zu seinem ersten Einsatz aufgebrochen war. Damals hatten seine Eltern und seine Verlobte ihm beim Abschied zugesehen und sein guter Freund war bei ihm gewesen.
Die Hände des Agenten verkrampften sich für einen Moment, als Bilder vor seinem inneren Auge aufblitzten, Bilder des vergangenen Schreckens vermischt mit freudigen Erinnerungen an das, was zuvor gewesen war. Die blauen Augen des Menschen starrten abwesend in die Ferne, doch er zwang sich, wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren.
„Einatmen. Auf vier zählen. Ausatmen. Einatmen....“
Wiederholte er leise sein Überlebensmantra und langsam verschwanden die Bilder, zogen sich zurück in seine Erinnerungen, auf eine Gelegenheit wartend, wieder an die Oberfläche zu drängen. Unbändiger Hass flammte in Arkadi auf. Für all das war das Imperium verantwortlich. Eines Tages würden das Regime dafür bezahlen. Vielleicht würde er dann endlich etwas Frieden finden.
Das Shuttle hob ab und steuerte zügig den Orbit von Mon Calamari an. Aus dem Sichtfenster konnte Arkadi das Trägerschiff erkennen, das rasch größer wurde. Nach der Landung im Hangar schulterte der Agent seinen Seesack, sah sich kurz um und holte tief Luft. Gefilterte künstliche Luft, kühl und fast metallisch schmeckend, nicht zu vergleichen mit der salzigen Meeresluft. Gut. Weniger Erinnerungen.
[Calamari-System | Orbit von Mon Calamari | END „Integrity“ | Hangar | Lieutenant Arkadi Duval