Naboo

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Deanna und Noa -

Graham seufzte, und beschloss, das es Zeit war dieses aufflammende Unwetter zu beenden, bevor es so richtig donnerte. Deanna war jetzt mehr besorgte Mutter, als richtig einschätzende Ermittlerin. Noa wusste nicht wie ihr geschah, und war deswegen sofort darin übergegangen, sich zu verteidigen. Deanna beschuldigte das Mädchen zu Unrecht, und Noa hatte keine Ahnung mit wem sie sich anlegte. Aldridge war weg! Sein Sohn war weg! Es war keine Zeit für sowas! Der Architekt sah auf, als er von Noa angesprochen wurde.

"Deanna, verbeiß dich nicht ins falsche Bein. Sie war gestern Nachmittag hier, Al hat sich mit ihr unterhalten. Schatz, ich bin kein Cop, aber wieso sollte sie, wenn sie uns etwas böses wollte, noch hier herein kommen? Sie hätte den Brief nur vor die Tür schmuggeln müssen."

Seine Frau, sah ihn fast argwöhnisch an, dann zu Noa, und dann atmete sie tief ein. Graham musste sich auf die Lippen beißen. Deanna war einen Mikrometer davor zu weinen, er erkannte es, obwohl ihre Augen nicht mal feucht waren. Er kannte sie besser als jeder andere, wusste wie sie tickte. Deanna Trineer konnte man mit wenig verletzen, sie aus dem Konzept oder gar aus ihrer stoischen Ruhe zu bringen, im Grunde kaum möglich. Ihre Kinder...nur mit ihren Kindern konnte man sie verletzen. Wie sehr, das hatte sie vor Jahren bewiesen, als sie dem Dealer, der ihrer damals sehr aus der Bahn geratenen Tochter, gestrecktes Spice verkauft hatte, die Nase gebrochen hatte. Da dieses während des Verhörs geschehen war, war es zu einem Disziplinar Verfahren gekommen, in dem sie rein gar nicht geleugnet oder gar bereut hatte. Nur Jules Agathons Intervention war es zu verdanken gewesen, das dieser Zwischenfall aus ihrer sonnst tadellosen Akte gestrichen worden war.

"Es tut mir leid."

Sprach Deanna schließlich sehr leise, griff nach ihrem Coplink, wie Aldridge diesen ewigen Kontakt zur Arbeit irgendwann getauft hatte, und gab an jetzt dringende Gespräche führen zu müssen. Graham wusste, das dies nur zu 90% der Wahrheit entsprach. Zu zehn Prozent würde sie sich zum Weinen zurück ziehen. Was er nicht wusste war, ob sie erst die Cops rief und dann weinte, oder umgekehrt. Was er wusste war, das er gleich für sie da sein musste, obwohl ihm selbst danach wahr in Panik zu geraten.

"Sie meint es nicht so Noa. Das eben war eine Überreaktion. Ich kann es ja selbst nicht fassen."

Graham seufze, nahm den Ring hoch, und hielt ihn in die Luft.

"Mein Sohn war Sportprofi, diesen Ring hat er vor 15 Jahren für die planetare Meisterschaft bekommen. Es existieren nur 12 originale, das es seiner ist...ich denke Deanna und ich hassen den Fakt gleichsam über alle Maße.

Graham erhob sich, und lies den Ring zurück auf den Tisch sinken. Sein Bauch schmerzte jetzt so sehr, das er sich gefühlt übergeben musste.

" Es wird hier gleich vor Polizisten wimmeln Noa. Sehen Sie zu, das Sie vorher zu Bett kommen. Und ich bitte nochmals vielmals um Entschuldigung für meine Frau. Sie ist besorgt."

Genau wie er selbst es war. Graham verschwand eiligen Schrittes, und jagte alsbald die Treppen zum Schlafzimmer hoch. Es war Zeit gemeinsam durch zu drehen .

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Treppe - allein -
 
- Naboo – Theed – Stadtrand – Haus der Trineers – Küche – Mit Graham –

Der rationale Teil von Noas Denken konnte verstehen, dass Deanna Trineer sie ausgefragt hatte. Sie mochte eine professionelle Ermittlerin sein, doch in diesem Moment war es ihr eigener Sohn, der in Gefahr zu sein schien. Es war klar, dass sie das nicht einfach so weg steckte. Es wäre verwunderlicher gewesen, wenn sie es gekonnt hätte. Trotz alledem überwog Noas eigene Entrüstung. Der rationale Teil in ihr war dem emotionalen eben nicht gewachsen. Sie war unschuldig. Punkt. Sie hatte nichts getan als zu helfen und die ganze Nacht unterwegs zu sein für diesen dämlichen Fall, aber alles was sie dafür bekam war Misstrauen. Überhaupt auch nur auf die Idee zu kommen, sie könnte irgendetwas mit Aldriges Verschwinden zu tun haben, war absoluter Schwachsinn! Hatte sie nicht bisher alles getan, was man von ihr erwartet hatte? Sie hatte sich im Hintergrund gehalten, sich an die Entscheidungen der Jedi, die sie begleitete, gehalten, sich nirgendwo aufgedrängt und sogar diese dämliche Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnet. Damit hatte sie sich selbst jedes Recht und jede Möglichkeit auf eine auch nur halbwegs interessante Story genommen, aber sie hatte verzichtet, weil man es von ihr erwartet hatte und weil es moralisch gesehen das Richtige gewesen war. Und das hier war jetzt der Dank dafür. Deanna Trineer hätte gerne zusammen brechen können, sie hätte heulen und schreien und Porzellan zerbrechen können, doch sie hätte nicht Noa anklagen und verdächtigen müssen. Das nahm sie ihr übel, auch wenn sich ihr Mann tausendmal für sie entschuldigte.

Mit ärgerlich stampfenden Schritten folgte Noa den beiden die Treppe hinauf. Die noch mit heißem Kaf dampfende Tasse ließ sie stehen, ohne sie angerührt zu haben. Unglaublich, wirklich! Eine Serienmörderin, SIE? Pah! Sie schloss sich in ihrem Zimmer ein, aus Trotz und weil sie nicht wollte, dass man über sie herfiel und sie verhaftete, während sie schlief, denn sie hatte vor zu schlafen, egal was um sie herum geschah. Dass sie der Captain noch nicht von Cheetahs und ihrem Ausflug und ihren Nachforschungen erzählt hatte, fiel ihr ein als sie die Verdunkelung vor dem Fenster herunter fuhr. Selbst Schuld, dachte sie grimmig, in Richtung der Polizistin und streckte einer der Wände die Zunge heraus, ohne zu wissen, wo sich das Schlafzimmer der beiden Eheleute überhaupt befand.


“Ist mir sowieso alles egal.“

Brummte sie zusammenhanglos vor sich hin, als sie sich auszog. Natürlich war dem nicht so und dass sie jetzt versuchen wollte zu schlafen war auch kein Akt von Gefühlslosigkeit. Sie war nur einfach müde und noch immer beleidigt. Das musste sie beides auskurieren. War Aldrige wirklich entführt worden? Die Hinweise sprachen leider eine deutliche Sprache. Aber wie und wo und wann? Das Warum war ja fast klar. Der Killer hatte es auf Deanna abgesehen. Nach der zur Schau gestellten Dienstnummer auf der Kiste, in der Astors Kopf gesteckt hatte war das nun schon der zweite persönliche Angriff auf Trineer von dem Noa wusste. Ob es noch mehr Zwischenfälle dieser Art gegeben hatte, die ihr nur nicht bekannt waren? Möglich war es. Sie wickelte sich in ihre Bettdecke ein. Gestern noch hatte sie mit Aldrige gesprochen, das war noch keine 24 Stunden her. Fest stand, dass das hier keine sicheren Ermittlungen mehr waren. Wenn Trineers Sohn entführt worden war, waren sie alle in Gefahr. Bevor sie versuchte einzuschlafen, wickelte sich Noa wieder aus der Decke und schaute vorsichtshalber unter ihr Bett. Man wusste ja nie.

- Naboo – Theed – Stadtrand – Haus der Trineers – Gästezimmer –
 
- Naboo - nahe Theed - Waldgebiet - Ferienhaus - Bad - mit Donnie -​

Als Donnie ihn auf die Beine zerrte, war Aldridge nicht klar wie viel Zeit vergangen war. Er hatte das Badezimmer nicht mehr verlassen seitdem ihn Donnie dort hinein geführt hatte. Der Werftarbeiter hatte vermutlich Stunden auf den kalten Fliesen verbracht, an den Heizkörper gefesselt wie ein Tier. Er war ein paar mal weg gedämmert, in der zeitlosen Dunkelheit, wie er das geschafft hatte, das war ihm ein Rätsel. Eigentlich hatte er nämlich viel zu viel Zeit damit verbracht panische Angst zu haben. Donnie hatte ihm gesagt das er sterben würde, für diese ominöse Sache. Er würde sterben, wann und wo, das würde allein er entscheiden. Al glaubte es ihm.

" Ich muss dich jetzt loswerden, deine Mom hat endlich geschnallt, das du weg bist."

Aldridge verließ auf Anweisung das Haus, die Sonne die ihn jetzt massiv blendete unterstrich seinen Verdacht, die gesamte Nacht in dem Fensterlosen Bad verbracht zu haben. Oh wie sehr er hoffte, das die Cops rechtzeitig hier sein würden!
Neben Erschöpfung, fürchterlicher Angst um sein Leben und rasenden Kopfschmerzen, schaffte sich Hoffnung Platz in seinem Herzen. Es war schon ironisch, er war Donnie mit Sicherheit körperlich heillos überlegen, er betrieb seit Jahrzehnten neben dem normalen Fitness - noch Kampfsport. Er hatte jahrelange Erfahrung im Boxen, wovon seine Nase Bände sprach, er konnte Ringen...selbst bei seiner Berufung, dem Diskus ging es zwischenzeitlich grob her. Er hatte alles, um Donnie Agathon zu zertreten....leider nur körperlich. Denn trotz seiner Verletzungen, die ihm rechts komplett die Sicht nahmen, trotzdem er Handschellen um die wunden Handgelenke trug...eigentlich war jetzt der Zeitpunkt gekommen um sich zu wehren. Donnie hatte ihm die Hände nicht auf den Rücken gebunden. Aldridge hatte platz, er konnte den dicht hinter ihm her gehenden Mann mit einer einzigen Drehung bei den Händen packen, sie ihm brechen, um ihm anschließend die Zähne ein zu treten......theoretisch. Praktisch war er leider ein von Angst überflutetes Nichts, dem der bloße Gedanke daran, das sich ein Blaster Schuss lösen, und ihn treffen könnte, die Schweißperlen auf die Stirn trieb.
Sein Mut drückte sich, nach der Erkenntnis darüber, der größte Feigling aller Zeiten zu sein, darin aus, das er seinen Schritt verlangsamte um Zeit zu schinden.


Der Fußmarsch quer durch das ursprüngliche Waldgebiet, dauerte nicht lang. Aldridge empfand es zumindest so, ein Chrono hatte er ja nicht. Sie waren die ganze Zeit über das dicke Waldgras gelaufen, das Spuren, bei der kühlen, aber trockenen Witterung leider schluckte, die Halme stellten sich zu schnell wieder auf. Hätte es nur einmal geregnet, nur einmal, man hätte die Spuren bis zum Ferienhaus zurück verfolgen können, oder eben auch in die andere Richtung. Aldridge wusste das, er kannte sich hier gut aus, und wusste viel über die hiesige Fauna. Ach wüsste er doch irgendwas darüber, wie man sich aus Handschellen befreien konnte.

Donnie wies ihn irgendwann in einem Waldstück, das so dichten Bewuchs bot, das man den Himmel nicht sehen konnte, an sich an einen relativ schlanken Baum zu setzen. Und dann tat er etwas, das neben prügeln, quälen, töten absolut gar nicht erwartet hatte. Er zog sich den Gürtel aus. Ganz aus Reflex biss der Werftarbeiter sofort die Zähne aufeinander. Etwas das Donnie nicht entging.


"Was?!

Warum, wusste er nicht, aber Aldridge erinnerte sich just in diesem Moment daran, wie er Donnie und Miranda als sie sehr klein, vielleicht fünf, gewesen waren, zu einem Spielplatz begleitet hatte. Was war mit ihm passiert? Was war aus dem schüchternen kleinen Jungen geworden?

"Oh man Al!".

Donnie hatte ganz offensichtlich erkannt, was dem Werftarbeiter beim Ablegen seines Gürtels, in den Sinn gekommen war. Donnies hässliche Lache donnerte durch den Wald. Dann kam er auf Aldridge zu, und zog den Gürtel um seinen Hals und den dahinter liegenden Baumstamm fest.

"Dafür bist du mir nicht hübsch genug mein Freund. Ich hab blos die Seile vergessen, die ich mitnehmen wollte. Wir beide mussten ja auch sehr spontan los. Naja und jetzt hören wir mit dem Gequatsche auf."

Donnie zog sich einen Rucksack vom Rücken, kramte grinsend darin rum, und zog einen Klappspaten daraus hervor. Er erklärte Al das er jetzt sein Grab schaufeln würde, und forderte ihn auf, sich für die hübsche Stelle zu bedanken, die er ihm ausgesucht hatte. Der Scheißkerl, zog ihm dafür sogar das Tape vom Mund. Al fühlte sich stark wie ein Jedi, als er es schaffte zu schweigen. Donnie hatte anscheinend auch nicht wirklich eine Antwort erwartet, er lies von ihm ab, und begann zu schaufeln.

Das war kein Spaß, keine Finte, Al erkannte dies und wurde innerlich ganz ruhig. Das war es also mit ihm gewesen. Vierunddreißig Jahre Aldridge Trineer endeten, in einem Loch im Wald. Der Naboo blinzelte Tränen weg, als er an seine Familie dachte. Es würde sie zerbrechen, sie nie wieder normal Leben lassen. Er wollte doch das es ihnen gut ging! Und dann kam ihm Nicky in den Sinn, verdammt, sie beide hätten es wirklich bringen können, mit viel Zeit und Arbeit.

Es wurde so oft gesagt, das wenn man kurz vor dem Tod stand, das eigene Leben nochmal vor Augen sah. Das stimmte nicht, man sah die Menschen die man liebte.


- Naboo - nahe Theed - Waldgebiet - Dickicht - mit Donnie -​
 
[Naboo, Theed, Hotel, Hotelzimmer]- Cris

Als Cris in seinem Hotelzimmer aufwachte verriet ihm ein kurzer Blick auf das Chrono auf dem Nachtisch, dass es noch früh am Morgen war. Sein Schädel wurde dominiert von einem dumpfen Pochen – ein Überbleibsel des gestrigen Abends, den er recht unrühmlich an der Hotelbar verbracht hatte. Die Geschehnisse im Keller der Privatschule, der tote Polizist, das Gespräch mit Noa – ihm war nach ein paar Gläsern gewesen, nicht genug, um vollends abzustürzen, aber doch so viel, dass er nicht geplant hatte, so früh am Morgen bereits aufzuwachen. Halb blind tastete er nach der Ursache, die er für dieses abrupte Ende seines Schlafes vermutete – sein Comlink, das neben seiner Waffe und dem Chrono auf dem Beistelltisch lag. Das stetige Blinken einer Kontrolllampe verriet ihm die Korrektheit seiner Vermutung – eine Nachricht. Und zwar eine, die ihn endgültig aus dem Halbschlaf holte.

Offenbar hatte es einen Vorfall gegeben, der Captain Trineer dazu veranlasst hatte, ihre Leute in Alarm zu versetzen – und somit auch Cris. Die Augen des ehemaligen Sturmtrupplers verengten sich leicht, als er die weiteren Details las – offenbar ging es um ihren Sohn, Aldridge Trineer, der verschwunden war, mutmaßlich aus einem abgelegenen Ferienhaus der Familie entführt. Ernüchtert erinnerte er sich an das gestrige Gespräch mit der Polizistin – er hatte nach dem Fund bei Astors Kopf vermutet, dass der Täter eine persönliche Rechnung mit der resoluten Beamtin offen hatte und sie hatte ihm Recht gegeben. Leider nur war diese Erkenntnis wie es aussah zu spät gereift – der erste Schlag gegen ihre Familie war getan. Nur blieb die Frage, ob es für den Täter jetzt an der Zeit war, entscheidende Fehler zu machen.

Cris beschloss, keine Zeit zu verlieren – die Meldung implizierte, dass die Polizei von Theed gerade erst mobilisiert wurde. Möglicherweise könnte er vor ihnen am Tatort sein – oder zumindest zeitgleich. Und möglicherweise waren die Täter so sorglos, dass sie entscheidende Spuren hinterlassen hatten, die ihm dabei halfen, sie aufzuspüren, bevor es zu spät war.

Nach Einnahme eines Antikopfschmerzpräparats, ein paar Spritzern Wasser ins Gesicht und schnellem Ankleiden verließ Cris das Hotel mit dem ihn zur Verfügung gestellten Gleiter. Sein erstes Ziel war allerdings nicht die Position des Trineer’schen Ferienhauses, sondern eine Adresse in Theed – eine Außenstelle des Geheimdienstes, klein, da man auf dem friedlichen Naboo abgesehen von den üblichen Gegenspionagemaßnahmen gegen eine imperiale Unterwanderung der örtlichen Führungsebenen wenig Operationen durchführte, aber dennoch mit der nötigen Ausrüstung ausgestattet. Glücklicherweise hatte man den zuständigen Zellenleiter im Vorfelde seiner Ankunft instruiert, Cris – innerhalb eines gewissen Rahmens natürlich – zu unterstützen, trotz seiner Zugehörigkeit zur Sektion 02.

Die Sonne war mittlerweile vollends über diesem Teil Naboos aufgegangen, als er seinen Gleiter schließlich in das Waldgebiet lenkte, in dem sich das Ferienhaus der Trineers befand, der letzten bestätigte Aufenthaltsort Aldridge Trineers. Abgelegen wie es schien, konnte Cris sich vorstellen, dass die Entführer leichtes Spiel gehabt haben mussten.

Ungefähr einen Standardkilometer von der Position des Hauses entfernt stellte Cris seinen Gleiter ab und nahm die Dinge aus dem Kofferraum des Fahrzeuges an sich, die er in der Außenstelle requiriert hatte – eine schwere Panzerweste, nach den Erfahrungen mit den Selbstschussanlagen im Keller der Privatschule, darunter eine Art schwarze Uniform ohne Abzeichen mit einem Multifunktionsgürtel, an dem ein Vibromesser, ein Schockstab, eine Rauch- und eine Blendgranate befestigt waren, außerdem ein Oberschenkelholster für seine Pistole. Mit einer Sturmhaube und einer Schutzbrille komplettierte er sein Outfit. Zuletzt nahm er ein Makrofernglas und ein A280-Blastergewehr an sich. An unzureichender Bewaffnung sollte sein etwas eigenmächtiger Ausflug nicht scheitern.

Begleitet nur durch die morgendlichen Geräusche des Waldes arbeitete Cris sich nun möglichst lautlos weiter in Richtung des Ferienhauses vor, bis er schließlich an der kleinen Lichtung ankam, an der es errichtet worden war. Halb verborgen hinter einem umgestürzten Baumstumpf richtete er zunächst die Zieloptik seines Gewehrs auf das Gebäude, konnte jedoch nichts verdächtiges erkennen – anscheinend hatte jemand am Dach gearbeitet und damit begonnen, es zu erneuern, war aber noch nicht mit seiner Arbeit fertig – Aldridge vielleicht, bevor die oder der Entführer aufgetaucht war. Jedenfalls schien das Gebäude verlassen – auch der Wärmesensor des Makrofernglases konnte nichts auffangen, keine Wärmequelle, die auf ein anderes Lebewesen schließen ließ. Natürlich gab es vermutlich Wege, solche Vorrichtungen zu täuschen – doch nicht in den Händen eines psychopathischen Massenmörders und seiner etwaigen Komplizen. Trotzdem mahnte sich Cris zur Vorsicht, als er geduckt weiter zum Ferienhaus vorstieß. Die Eingangstür war lediglich angelehnt und somit kein Hindernis für ihn auf dem Weg ins Innere…


[Naboo, Waldgebiet bei Theed, Ferienhaus der Trineers]- Cris
 
- Naboo - Theed - Zentrum - Revier 12 - Konferenzraum - mit Deanna, Graham, Cops -​

„Verehrte Bürger, eure Hoheit,

wir die Naboo gelten in der Republik als friedfertiges Volk, unsere Kultur als vorbildlich. Ich diene seit über dreissig Jahren, mit Stolz unserem Volk, ihrer Hoheit der Königin und letztendlich der Republik. In meinen vielen Dienstjahren habe ich schlimme Dinge gesehen, ja auch bei uns gibt es Gewalt, Mord und all die anderen Dinge die man sich gegenseitig antun kann. Dennoch muss ich sagen, die Republik, diese anderen Völker, die sich an unserem Vorbild erfreuen, haben recht. Der Planet Naboo, und besonders unsere schöne Hauptstadt Theed sind ein Hort des Friedens und der Schönheit, angefüllt mit freien Geistern denen Gewalt und Hass fremder nicht sein könnten. Die paar Prozent an Dunkelheit, die meine Kollegen und ich Tag für Tag bekämpfen und klein halten können, die konnten uns niemals in unserer Freiheit beschränken, unsere Kultur nicht antasten. Meine Damen und Herren, diese Zeit ist für den Moment vorbei.

Die Gerüchte und Mutmaßungen sind wahr meine Damen und Herren, es geschehen entsetzliche Greueltaten in unserer Mitte.........“


Jules, der mit den Kollegen des Reviers 12, nunja denen die übrig geblieben waren, und nicht gerade in alle Winde verstreut in der Stadt unterwegs waren, Deanna zuschaute und hörte staunte nicht schlecht. Seine Freundin hatte sich absolut anders verhalten, als sein Sohn und auch er es erwartet hatten. Sie war nicht mit zum letzten Aufenthalt ihres Sohnes aufgebrochen, hatte stattdessen ihre engsten Vertrauten, Dean Gram und Tionne Sanders mit einem Team los geschickt. Deanna hatte gemeint, das sie einen Besuch des vermeidlichen Tatortes emotional nicht überleben würde. Jules, der das eigentlich erwartet und erhofft hatte, hatte ihr natürlich zugestimmt. Und Deanna, die im Gleiter zum Revier völlig zusammen gebrochen war, und hemmungslos geweint und geflucht hatte, war zu einem Opfer geworden, wie erwartet. Das sie allerdings zu einem massiv bissigen, wütenden Opfer werden würde, das hatte er nicht gedacht. Noch im Gleiter hatte sie die Tränen getrocknet, und ihren Kummer für den Moment tief in sich vergraben, um wie sie sagte alles tun zu können, um ihren Sohn wieder zu bekommen. Graham war die ganze Zeit über stumm geblieben, schwieg auch jetzt, während seine Frau in einer rasch anberaumten Live Übertragung, die in sämtliche lokale Holokanäle Theeds ausgestrahlt wurde, zu den Bürgern der Stadt sprach. Mit starken Worten, erklärte sie die Dringlichkeit, die aktuelle Mordserie auf zu klären, machte klar das es ab sofort engmaschige Kontrollen in der Stadt geben würde, und unter Umständen Ausgangssperren verängt werden würden. Jules warf neugierig, zusammen mit drei jungen Officern einen Blick auf die Holonet Statistiken, obwohl die Ansprache noch nicht vorbei war, gab es schon dutzende Kommentare. Es gab nicht wenige Bürger, die gar nichts von Polizeikontrollen und jeglichen präventive Sicherheitsmaßnahmen hielten. Eine große Mehrheit zeigte allerdings Verständnis für Deannas Pläne.


Als Deanna am Ende der Übertragung, vom eigentlichen Ende ihrer Ansprache abwich, und sich den Zuschauern frei redend offenbahrte, da explodierte das Feedback. Cleveres Miststück! Niemand konnte dieser Mischung aus verletzter, aber kämpferischer Mutter und Ermittlerin widerstehen. Als sie auch noch das Bild ihres Sohnes veröffentlichte, und die Bürger bat die Augen auf zu halten, da wurde Jules klar, das ihm jetzt absolut kein Fehler mehr passieren durfte. Sie setzte ihrem Auftritt ganz zum Schluss noch die Krone auf, indem sie die Täter direkt ansprach. Jules, der sich angesprochen fühlte, rappelte sich ausser Sichtweite der Holocams, die auf seine uniformierte Freundin gerichtet waren, auf seinem Stuhl auf.

„ Sie, sie wollten meine Aufmerksamkeit, die bekommen Sie jetzt, ungeteilt. Immer. Tag und Nacht. Wie unser verehrter Philosoph Aries richtig festgestellt hat, wird der, der Wind säht, Sturm ernten. Und Ich versichere Ihnen, die Bürger der Stadt, das Theed Police Department, und ich, wir sind nicht weniger als ein Zyklon. Lassen Sie meinen Sohn frei, lebend und unversehrt.“

Deanna, bedankte sich für das Verständnis und die Mithilfe der Bürger, die Übertragung wurde beendet....und Jules hätte am liebsten seinen Blaster gezogen, um sie vor aller Augen zu erschießen. Die wunderbare Grundstimmung, der Angst, das Aufkeimen von Misstrauen zu den Mitmenschen, sogar die hier und da auftretenden kritischen Stimmen gegen die Jedi...das alles hatte sie mit einer einzigen verdammten Rede unter Umständen in Gefahr gebracht.


„Dee? Das hast du phantastisch gemacht!“

Beglückwünschte Jules sie noch vor den Kollegen, verabschiedete sich dann unter dem Vorwand, in seinem eigenen Revier kurz nach dem Rechten sehen zu müssen, und versprach bald wieder zu kommen. Deanna rang sich ein Lächeln ab, bedankte sich für seine Anwesenheit, und ging sofort in ihr Büro, um die ersten Ergebnisse von Sanders und Gram ab zu fragen. Jules nahm seinen privaten Gleiter und beschloss spontan Stufe zwei ein zu leiten. Eine simple, wie eindrucksvolle Botschaft würde sie bekommen, in ihrem Heim...


Als Jules eine gute halbe Stunde später beim Haus seiner Freundin angekommen war, wirkte dieses still wie ein Grab. Die Droiden, die bewegungslos im Garten standen, würden erst am Abend wieder aktiviert werden. Deanna würde sie sicher aber benutzen um ihr Haus bevor sie es betrat nach Auffälligkeiten zu scannen. So klug würde sie sein. Jules ging eiligen Schrittes durch den Vorgarten, der zwar durch die Nachbarn nicht wirklich eingesehen werden konnte, aber man wusste ja nie.

„Aldridge Trineer, Geburtsort Theed....“

Las er auf seinem Ausweis, als er die Geldbörse des Jungen auf dem Küchentisch entleerte. Da war eine Gleiter Lizenz, ein kleines Flimsikärtchen, das ihn als Bacta Allergiker auswies...


- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - allein (?) -
 
- Naboo - Theed - Stadtrand - Haus der Trineers – Gästezimmer –

Nach der Erkenntnis, dass Aldrige verschwunden war, hatte Captain Trineer angekündigt, dass schon bald ein ganzer Haufen von Cops zum Haus kommen würde. Noa aber hatte geschlafen wie ein Stein. Wenn jemand versucht hatte sie zu stören, hatte sie es nicht mitbekommen. Es war gut, dass sie ihre Zimmertür abgeschlossen hatte, dachte sie, als sie wieder wach war und ihre steifen Glieder streckte. Auf die Vorstellung, dass herum schnüffelnde Polizisten sie beim Schlafen beobachtet oder unter ihre Bettdecke geschaut hatten, um zu prüfen, ob sie nackt schlief, konnte sie verzichten. Sie machte sich über Polizisten keine Illusionen. Die waren nicht besser oder schlechter als andere Leute auch und Männer dachten in der Regel nun mal zuerst mit ihrer Lust und erst dann mit ihrem Verstand – wenn überhaupt. Noa stand auf und zog sich an. Wenn sie so dachte, dann bedeutete das nicht, dass sie etwas gegen Männer hatte. Sie war nur einfach zu oft enttäuscht worden und ihr Vertrauen ging so langsam flöten, allerdings auch in sich selbst. Per Knopfdruck öffnete sie die elektrische Verdunkelung vor dem Fenster, sodass es im Raum wieder taghell wurde. Die Elektrik war bewundernswert leise. Sie gab kaum einen Ton von sich, nicht so wie das sperrige Teil in Thalias Mietwohnung auf Lianna, das schon zu knarren und krächzen begann, wenn man es bloß anguckte. Sie würde jetzt als erstes einen Kaf trinken, nahm sich Noa vor. Vielleicht stand ja sogar noch ihre Tasse von heute Morgen auf dem Tresen in der Küche, die sie sich warm machen konnte. Inzwischen war es fast Mittag und sie könnte auch eine Kleinigkeit zu essen vertragen, allerdings konnte das warten. Jetzt wo sie ausgeruht war, konnte sie sich auch wieder irgendwo nützlich machen. Der Sohn der Trineers war verschwunden, sie konnten bestimmt Hilfe gebrauchen, und wenn es nur war um ihnen ein paar alltägliche Aufgaben oder Besorgungen abzunehmen, für die sie jetzt keinen Kopf hatten. Außerdem, erinnerte sich Noa, musste sie Captain Trineer noch von ihren Nachforschungen und Ergebnissen mit Cheetah berichten, sofern die Jedi das nicht bereits selbst getan hatte. Noa hatte keine Ahnung, wo die Cathar sich gerade aufhielt, doch sie würde sicher bald etwas von ihr hören. Bevor sie nach unten ging, schlug Noa noch ordentlich die Bettdecke auf. Sie hatte eine helle Stoffhose angezogen, eine gut sitzende Chino, die sie schon seit Jahren besaß und die ihr seit kurzem endlich wieder passte, dazu bequeme Loafers und ein weites, einfaches schwarzes Shirt mit Ärmeln bis zu den Ellbogen. Seit ihrer Verletzung – sie konnte es schwerlich Unfall nennen, wollte aber auch nicht ständig an die Schießerei auf dem Dach ihres alten Wohngebäudes auf Coruscant denken – war Noa dazu übergegangen, primär weite und bequeme Kleidung aus weichen Stoffen zu tragen, alles was nicht drückte oder über ihren Verband, den sie noch immer trug, scheuerte.

Das Haus war totenstill, als Noa das Gästezimmer verließ. Sie fragte sich, wo Graham Trineer wohl war. Seine Frau war ganz sicher längst wieder bei der Arbeit und würde keine ruhige Minute bekommen, bis sie Aldrige wieder gefunden hatte. Aber Graham? Es würde Sinn machen, das Haus nicht unbesetzt zu lassen, für den Fall dass sich der Killer meldete, in klassischen Entführungsszenarien war das so. An diesem Fall war allerdings nichts klassisch, sah Noa ein, als sie die Treppe hinunter ins Erdgeschoss ging und sich dort in Richtung der Küche wandte. Und da stand er – nein, nicht Graham….


“Hi, Captain Agathon.“

Begrüßte sie den Beamten, überrascht ihn hier anzutreffen. Sie sah sich um und kam näher.

“Ist Captain Trineer auch noch hier? Ich weiß, der Zeitpunkt ist ungünstig, aber ich muss noch dringend mit ihr…“

Sie hielt inne und blieb genau vor Agathon stehen. Er hielt ein Portemonaie in der Hand. Plötzlich kam ihr die Situation befremdlich vor. Auf dem Küchentresen lagen diverse Papiere und Plastikkarten und sie konnte ein Miniaturfoto von Aldrige auf einer von diesen erkennen. Sie hörte niemanden sonst im Haus. Es war, als wäre niemand hier außer ihr. Noa sah Agathon an, ihre Blicke trafen sich und ohne dass sie es gewollt hätte, hatte sie mit einem Mal alle Antworten. Sie lauerten, beide. Sekunde um Sekunde verstrich. Es war nur noch eine Frage dessen, wer sich als erstes bewegen würde. Noas Herz klopfte heftig, dann sprang sie los, warf sich herum und rannte zur Tür.

- Naboo - Theed - Stadtrand - Haus der Trineers – Küche – Mit Jules –
 
- Naboo - Dee'ja Peak - Landgut - Gästewohnung -

Es hatte die ganze Nacht geregnet. Grauer Mist zog durch die Berge Dee'ja Peaks und umschmeichelte die saftig grünen Hügellandschaften, die die Stadt einrahmten. Der Blick aus dem Fenster zeigte einen bedeckten, tristen Himmel. Akemi rollte sich vom Rücken auf die Seite. Sie war gestern Abend erst spät in Theed gelandet und obwohl sie auch in der Hauptstadt hätte übernachten können, war sie noch nach Dee'ja Peak gefahren und erst kurz vor Mitternacht hier angekommen. Sie hatte Richard unbedingt noch sehen wollen, selbst wenn es nur ein paar Stunden gewesen wären, die sie noch getrennt hätten, wäre sie erst am Morgen zu ihm gefahren. Sie hatten sich zu lange nicht gesehen. Akemis Drehplan war stressig gewesen. Der Auftakt der Dreharbeiten zum ersten Deirdre-Teil hatte auf Mon Calamari statt gefunden, danach waren sie für mehrere Wochen auf Munto Codru gewesen und anschließend nach Iego weiter gereist. Bevor es zuletzt nach Taris weiter gegangen war hatte Akemi die Gelegenheit gehabt, ein paar Tage frei zu machen und nach Naboo zu fliegen, doch der Aufenthalt Zuhause war kurz gewesen und lag inzwischen schon wieder viel zu lange zurück. Sie hatte Richard vermisst. Tagsüber war sie so beschäftigt gewesen, dass sie nicht immer Gelegenheit gehabt hatte an ihn zu denken - und sie war froh für die Ablenkung gewesen - doch nachts hatte sie seinen warmen Körper neben sich vermisst, speziell auf Munto Codru, wo sie in mobilen Wohnblöcken geschlafen hatten, die zugig und unkomfortabel gewesen waren. Akemi hatte sich oft zu Richard gewünscht und sich in ihr neues gemeinsames Haus geträumt, das in diesen Tagen auf Naboo gebaut wurde. Sie war gespannt, endlich selbst sehen zu können, wie weit die Arbeiten voran geschritten waren. Richard hatte ihr Updates geschickt, Bilder und Beschreibungen, doch es war natürlich nicht das selbe wie vor Ort zu sein. Akemi streckte sich. Das Bett war klein, wenn man zu zweit darin lag - Richard hatte die Gästewohnung ursprünglich nur für sich angemietet - jetzt aber lag Akemi alleine darin. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es nicht ganz so früh war, wie sie gedacht hatte. Das graue Wetter draußen spielte mit den Lichtverhältnissen, die noch nach frühem Morgengrauen aussahen, obwohl die Sonne hinter den Wolken bereits vor rund drei Stunden aufgegangen sein musste. Vielleicht würde sie später heraus kommen, wenn sich die Nebelfelder verzogen hatten, dachte Akemi hoffnungsvoll, als sie die Bettdecke von sich schob und aufstand. Richard wollte mit ihr nach Kaadara fahren und das Haus ansehen und vielleicht konnten sie bei schönem Wetter sogar noch am Meer spazieren gehen. Akemi ging ins Bad, stülpte ihr Nachthemd über den Kopf und stahl sich auf blanken Füßen nackt in die Nasszelle. Vor ihr lagen etliche Tage Urlaub, Freizeit so viel sie wollte. Sie hatte die Erholung dringend nötig. Im Spiegel betrachtete sie den dunklen Bluterguß auf ihrer linken Gesäßhälfte. Ein ähnlicher Fleck prangte auf ihrer rechten Wade. Actionfilme waren harte Arbeit, es war nicht das erste Mal, das sie das am eigenen Leib erfahren hatte, doch der Deirdre-Film hatte ihr ohne Zweifel mehr abverlangt als jede andere Rolle zuvor.

Mit nassen Haaren und in eines von Richards Hemden gekleidet, machte sich Akemi auf die Suche nach ihm. Sie erwartete, ihn im Salon anzutreffen, fand diesen aber leer vor und auch im Schreibzimmer, einem gemütlichen Büro mit Blick auf den Garten, war er nicht. Vor dem Fenster pflückte die Haushälterin welke Blüten aus den Blumenkästen. Akemi verließ das Schreibzimmer und dann das Haus durch die Vordertür und umrundete das Gebäude.


"Guten Morgen, Mrs. Barson."

Grüßte sie freundlich. Die ältere Frau hob ihren silbernen Lockenkopf.

"Miss Akanato, wie schön! Wir haben Sie lange nicht gesehen!"

Jedes Mal, wenn sie Akemi sah, bekam sie ganz rote Bäckchen. Ihr Gesicht sah dann ein bisschen aus wie ein überreifer Apfel.

"Sie waren viel beschäftigt mit Ihrem Film, nicht wahr? Ich habe davon in der Zeitung gelesen und Mr. Cohn hat mir alles darüber erzählt."

Akemi lächelte höflich. Sie bezweifelte, dass Richard der Haushälterin mehr erzählt hatte als dass sie unterwegs war um einen Film zu drehen. Er war nicht bekannt dafür, besonders mitteilsam zu sein, schon gar nicht geschwätzigen Angestellten gegenüber. Masao hatte Akemi gegenüber einmal bemerkt, er habe kaum Gesprächsthemen mit Richard, doch das war lediglich, weil sie so verschieden waren - und vielleicht auch, weil Richard Akemis Bruder ein kleines bisschen für unreif und selbstverliebt hielt. Sie musste schmunzeln, noch während sie vor der Haushälterin stand. Was letzteres anging hatte Richard nicht ganz Unrecht.

"Wissen Sie, wo Richard ist?"

Fragte Akemi, ohne näher auf die Frage der Frau einzugehen. Sie schien ja ohnehin schon alles zu wissen, wie sie selbst angemerkt hatte. Mrs. Barson warf eine handvoll welker Blüten in einen Eimer.

"Oh, Mr. Cohn ist schon früh aufgebrochen. Er sagte, ich solle Ihnen ein schönes Frühstück machen. Worauf haben Sie Lust? Einen frischen Obstsalat? Süße Pfannkuchen?"

Verwirrt schüttelte Akemi den Kopf. Richard war weg gefahren? Aber sie war gerade erst nach Hause gekommen!

"Wissen Sie, wo er hin ist?"

Fragte sie wider besseren Wissens. Wie erwartet schüttelte die Haushälterin den Kopf.

"Nein, meine Liebe. Aber ich werde Ihnen jetzt eine süße Leckerei zubereiten."

Mit ihrem Eimer in der Hand watschelte die pummelige Mrs. Barson davon. Akemi fror in ihrem dünnen Hemd. In Richards Hemd. Sie sah an sich hinunter. Ihre Beine waren mit prickelnder Gänsehaut überzogen. Heute würde die Sonne ganz bestimmt nicht mehr scheinen. Übel gelaunt kehrte sie in den Salon zurück und von dort aus ins Schlafzimmer. Richard hatte nirgendwo eine Notiz hinterlassen. Bäuchlings warf sie sich auf ihr Bett, streckte ihre Arme nach ihrer Tasche aus und fischte ihr Komlink heraus. Dort blinkte eine Nachricht auf. Er war also nicht ganz wortlos verschwunden. Gut für ihn. Zehn Minuten später war sie zurück im Salon. Es duftete nach Pfannkuchen mit Sirup. Mrs. Barson hatte Akemi eine große Portion serviert und frischen Gemüsesaft dazu. Sie bedankte sich und aß alleine, schweigend. Mit wem hätte sie auch sprechen sollen? Richard war zu einem dringenden Termin nach Moenia gefahren. Sein Agent flog überraschend schon heute Abend statt morgen von Naboo aus nach Corellia, um dort wichtige Verhandlungen mit der Produktionsfirma zu führen, die die Deirdre Holofilme produzierte, und dazu benötigte er noch einige Dokumente von Richard im Original unterzeichnet. Akemi ärgerte sich über die Vorverlegung des Fluges. Richard und sie hatten heute ihren ersten gemeinsamen Tag seit einer gefühlten Ewigkeit miteinander verbringen wollen. Sie wusste, dass er nichts dafür konnte, und er hatte ihr sogar geschrieben, dass es ihm Leid tat, doch sie ärgerte sich trotzdem ein bisschen über ihn. Wäre es allerdings andersherum gewesen, und auch das war Akemi bewusst, ihr Job hätte ihr genau so einen Strich durch die Rechnung machen können. Streng genommen hatte es sogar an ihr gelegen, dass sie sich so lange nicht gesehen hatten, nicht an ihm. Frustriert schob sich Akemi den Mund voller Pfannkuchen. Sie wollte mehr Zeit mit Richard verbringen, weniger arbeiten. Dass sich ihr Komlink just in diesem Moment mit einer eingehenden Verbindung meldete, war ihr eine willkommene Abwechslung. Es war Farlone.

"Ich habe gehört, du bist wieder im Lande."

Erklärte sie ihren Anruf.

"Wann hast du Zeit, dich um deine alte Freundin zu kümmern?"

Akemi schluckte und leerte ihren Mund.

"Ich bin erst gestern Abend gelandet. Woher weisst du das schon wieder?"

"Hab' deinen Bruder gestern in Theed getroffen. Er meinte, er würde dich gegen Abend zurück erwarten. Also, Miss Vielbeschäftigt, wie sieht's aus?"

Wollte Farlone in ihrer typisch aufsässigen Art wissen. Sie klang gut gelaunt, eigentlich genau das was Akemi brauchte.

"Offen gesagt sind meine Pläne für den Tag gerade geplatzt."

Gestand sie und klang dabei genau so wie sie sich fühlte.

"Dann nichts wie los. Wo bist du?"

"Dee'ja Peak."

"Ah, bei ihm."

Das klang irgendwie anzüglich und es heiterte Akemi auf.

"Komm nach Theed. Ein Tag unter Mädels."

Sie ließ sich nicht lange bitten.

"Ich bin gegen Mittag da."

Akemi schob ihren Teller von sich. Mrs. Barson hatte sich alle Mühe gegeben, doch Akemi war fertig mit Frustessen. Als sie bereit zur Abfahrt war, wartete Darren, ihr Pilot, bereits draußen im Gleiter. Sie hatte sich etwas leichtes angezogen, einen langen Rock von der Farbe reifer Limetten mit verspieltem Blumenmuster und eine Bluse aus weissem Musselin mit herrlich langen Glockenärmeln und silbernen Broschen an den Schultern. In Theed war es in der Regel wärmer als hier oben in den Bergen. Akemi kletterte auf die Rückbank des Gleiters. Manchmal, wenn sie in die Stadt hinein fuhr oder sie verließ, dachte sie an das erste Mal, als sie hierher gekommen war. Dee'ja Peak war abgelegen und unscheinbar, was der Grund dafür war, dass sie zu Farlone fuhr und nicht anders herum. Farlone war Akemis engste Freundin hier auf Naboo. Sie kannten sich inzwischen seit Jahren, seit Akemi als kleines, naives Ding nach Naboo gekommen war, und obwohl sie so völlig unterschiedlich waren, harmonierten sie prima, vielleicht gerade weil sie sich so gesund ausglichen. Akemi war die Vernünftige von ihnen beiden, die die Farlone ins Gewissen redete, wenn diese es mit ihren Partys mal wieder übertrieb, oder einen netten Jungen unfair behandelte, und Farlone zwang Akemi in regelmäßigen Abständen, Spaß zu haben und die Dinge zu tun, die junge Mädchen in ihrem Alter nun mal so taten. "Du gehst noch früh genug in Rente.", sagte Farlone zum Beispiel, wenn Akemi keine Lust hatte einen Club zu besuchen, oder "Lass mich nicht hängen, ich brauche heute meine Tagesration Akemi." Sie feierte gerne, Farlone, aber man konnte auch stundenlang mit ihr Wellnessbäder besuchen und sich von Kopf bis Fuß verwöhnen lassen, den ganzen Tag shoppen gehen oder aber ganz altmodisch Zuhause bleiben, eine Backparty in ihrer teuren Hightech-Küche veranstalten und dabei Karaoke singen. Lediglich in den Gallo Bergen wandern, oder gemütlich vor einem Kamin sitzen, Dinge wie Akemi sie gerne mit Richard unternahm, waren nichts für sie. Farlone brauchte Spaß und Luxus, den ganzen Tag. So gerne Akemi Dee'ja Peak auch mochte, für ihre Freundin bedeutete das idyllische Städtchen lediglich Langeweile.

Sie verließen den Ort in Richtung der großen Brücke, wo der Gleiter an den steilen Berghängen, die das Bett des Wasserfalls bildeten, vorbei zog und sich dann immer weiter von der Stadt entfernte, bis sie nur noch ein schemenhaft zu erkennendes Bild im Rückspiegel war. Akemi hatte die Augen geschlossen. Sie war daran gewöhnt, während der Fahrt zu schlafen. Bei einem stressigen Terminkalender wie dem ihren waren Reisezeiten oft die einzige Ruhephase, die man bekam. Da sie heute ausgeruht war, döste sie jedoch lediglich vor sich hin und die Landschaft hatte sich noch nicht viel verändert, als sie das nächste Mal aus dem Fenster schaute. Sie sah Wälder, majestätische Bäume mit langen, gefächerten Blättern und nach oben hin weit ausschweifenden Baumkronen, und Berge. Zu viele Berge, wenn sie es recht betrachtete.


“Fahren wir heute eine andere Route?“

Wollte sie wissen. Normalerweise ließen sie die Berglandschaft recht schnell hinter sich und passierten einige Hügeldörfer auf dem Weg hinunter in die breiteren Täler, bevor sie schließlich die Ausläufe des Seenlandes schnitten und schließlich über ebenes Gelände in Richtung Theed flogen.

„Der Weg ist geringfügig anders, ja. Möglicherweise gewinnen wir dadurch einen Zeitvorteil.“

Darren war der Pilot der „Broken Mirror“, Akemis Schiff aus republikanischem Fund, das ihr für ihre Reisen zur Verfügung stand. Abseits des Raumschiffes fungierte er zusätzlich als ihr planetarer Chauffeur. Sie glaubte, dass Venecia und er eine Schwäche füreinander hatten. Der Mirialan warf Venecia manchmal heimliche Blicke zu, wenn er sich unbeobachtet fühlte und die Theelin suchte auffällig oft nach Vorwänden, um sich mit ihm zu unterhalten. Akemi lehnte sich zurück in die Polster. Nichts davon ging sie etwas an, aber trotzdem würde sie Venecia bei Gelegenheit auf den Zahn fühlen. Um es nicht zu tun, dafür war Akemi schlicht zu neugierig. Minuten später bog Darren in dicht bewaldetes Gelände ein und ließ den Gleiter durch Armeen von Bäumen hindurch zischen. Akemi kam die neue Route, die er ausprobierte, inzwischen merkwürdig vor, hielt sich aber zurück etwas zu sagen, weil sie ihn nicht kritisieren wollte - so lange bis der Gleiter in einer verlassenen Parkbucht mitten im Wald hielt.

"Was ist los? Haben wir uns verfahren?"

Akemi beobachtete, wie Darren wortlos ausstieg und auch ihre Tür auf der Rückseite öffnete.

"Nein, alles gut."

Der Mirialan grinste.

"Aber für dich ist hier Endstation."

Für einen winzigen, kurzen Moment bekam Akemi Angst. Es war ein irrationales, erschreckendes Gefühl, das so schnell verschwand wie es gekommen war. Sie kannte Darren, vertraute ihm. Folgsam stieg sie aus dem Gleiter.

"Du gehst den Waldweg dort drüben entlang, bis zum Ende. Es ist nicht weit, keine Sorge."

Akemi verstand kein Wort.

"Was? Warum? Ich bin mit Farlone verabredet. In Theed."

Sie machte Anstalten, wieder in den Gleiter zu steigen.

"Ich weiss, und das hier ist Teil deiner Verabredung."

Akemi sah ihn lange an.

"Du weisst etwas, das ich nicht weiss."

"Nicht viel mehr."

Widersprach Darren, und bestätigte ihre Vermutung damit trotz allem.

"Ich bin nur der Pilot."

Akemi grinste zurück. Sie hatte zwar nicht die leiseste Ahnung, was hier vor sich ging, aber sie liebte Überraschungen.

"Und du bist sicher, dass ich nicht entführt werde, wenn ich alleine durch den Wald gehe?"

Fragte sie scherzhaft. Darren schloss die hintere Gleitertür.

"Davon hat sie nichts gesagt."

Sie. Farlone. Akemi folgte den Anweisungen des Piloten. Von der Parkbucht aus führte nur ein einziger Pfad tiefer in den Wald hinein. Ein handbemaltes Schild kündigte in liebevoll gezeichneten Lettern ein Gästehaus an, oder vielleicht ein Restaurant mitten im Wald. Es war ein aufregendes Abenteuer, dachte sie, sie wusste nicht, was sie erwartete und auch nicht, wohin sie unterwegs war. Unter ihren Füßen war die Erde feucht und aufgewühlt, keine besonders gute Behandlung ihrer hellen, leichten Sommerschuhe, doch daraus machte sich Akemi nichts. Sie hatte in diesem Moment wieder etwas von dem Mädchen von Bothawui in sich, das auf Bäume geklettert war und ihre Sachen schmutzig gemacht hatte. Bereits nach ein paar Minuten Fußmarsch hörte sie den Ruf eines Tieres, eine Art Wiehern. Der Fülle der Stimme nach musste es sich um ein größeres Tier handeln. Ihre innere Spannung stieg. Was hatte sich Farlone hier ausgedacht? Als sie die Stallungen sah, blieb Akemi stehen. Der Wald lichtete sich hinter der Ansammlung von Gebäuden. Es waren einfache Bauten, kastenförmige Unterkünfte aus Ziegeln und Holz und dahinter, dort wo die Reihen der Bäume endeten, erstreckte sich eine sanfte, grüne Hügellandschaft. Was Akemis Blick jedoch besonders fest hielt waren die drei Gualamas, große majestätische Reittiere, die angebunden an einem Pflock standen und Ihr die Blicke entgegen gehoben hatten. Sie sahen sie nur an, mit klugen, freundlichen Augen, so lange bis eines von ihnen schnaubte und sich abwandte und die anderen beiden seinem Beispiel folgten.

"Schöne Tiere, nicht wahr?"

Akemi hatte die Frau nicht kommen sehen. Sie war in dem Alter ihrer Mutter, jedoch von robuster Statur und von rauem Äußeren.

"Willkommen in Dalai's Hope. Ich bin Mareen. Wir haben schon auf Sie gewartet. Kommen Sie, unsere Heikki wartet schon auf Sie."

Die Frau verfiel in einen zügigen Schritt und Akemi konnte nicht viel tun als ihr eilig hinterher zu laufen. Von hinten wirkte Mareen fast wie ein Mann. Unfrisiertes Haar hing ihr lose bis auf die Schultern und ihre einfache, praktische Kleidung war ihr eine Nummer zu groß und verbarg die Formen ihrer Figur. Sie gingen einmal um das größte der Gebäude herum und im Vorbeigehen konnte Akemi durch das geöffnete Haupttor in den geräumigen, aber leeren Stall blicken.

"Was genau tun Sie hier?"

Wollte sie wissen. Die Frau, Mareen, lachte selbstbewusst.

"Dalai's Hope ist eine Farm, Schätzchen. Wir züchten und verkaufen Gualamas. Wir trainieren sie, bilden sie aus. Sie finden keine bessere Adresse als uns auf ganz Naboo."

Sie winkte einem jungen Mann zu, der zwei schwere Eimer trug, diese jedoch auf der Stelle fallen ließ, sobald er Akemi sah. Wasser floss aus beiden Eimern auf den Boden, während er davon lieg. Nur Sekunden später tauchte er wieder auf. An einem Strick führte er eines der prächtigen Tiere.

"Und wir vermieten, an Leute wie Sie. - Beeil dich, Burt!"

Der junge Mann beschleunigte seine Schritte und das Gualama neben ihn verfiel in einen eleganten Trab. Nur Centimeter vor ihnen kamen sie zum Stehen. Voller Respekt vor dem hochgewachsenen Tier wich Akemi zwei Schritte zurück. Mareen grinste zufrieden.

"Und hier hätten wir unsere Heikki. Sie gehört Ihnen für den Tag."

"Heikki?"

Akemis Gesicht verriet schiere Panik. Heikki war schneeweiss, wie alle ihre Artgenossen, und gefühlte zwei Meter groß. Sie hatte einen länglichen Kopf, ein weiches Maul und imponierte mit zwei scharf nach vorne gebogenen Hörnern auf ihrer Stirn.

"Sie ist eine Sie, 16 Jahre alt und die treueste und freundlichste Seele die Sie hier finden werden. Wollen Sie gleich aufsitzen?"

Akemi schüttelte den Kopf. Inzwischen war sie fast sicher, dass es sich um ein Missverständnis handeln musste. Sie hatte noch nie auf dem Rücken eines Tieres gesessen! Sie hatte davon geträumt, ja, aber das war früher gewesen und in ihrer Vorstellung waren die Tiere nie so riesig gewesen.

"Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob nicht eine Verwechslung vorliegt."

Sagte sie langsam. Mareen stemmte eine Hand in die Hüfte.

"Miss Akanato, wir leben zwar zurück gezogen, aber nicht fernab der Zivilisation und ich habe klare Anweisungen, Sie auf den Rücken meines friedlichsten Reittieres zu setzen. Sie können nicht reiten? Kein Problem, Heikki hat Erfahrung mit Prinzessinnen wie Ihnen. Sie ist geduldig, ruhig und kennt ihren Weg. Also, worauf warten Sie noch? Rauf mit Ihnen. Burt, gib' unserem Gast Hilfestellung."

Noch immer unsicher schaute Akemi an dem Gualama hinauf. Sie war sowieso schon klein, doch verglichen mit diesem Tier fühlte sie sich winzig. Ohne zu wissen was sie tat, stützte sie sich auf den jungen Mann und ließ sich von ihm in den Sattel helfen. Er hatte einen hochroten Kopf bekommen und wagte kaum, sie anzusehen. Mareen nickte zufrieden.

"Na also, geht doch."

Dann aber fiel ihr noch etwas ein.

"Burt, die Jacke!"

Für einen Moment schaute der Junge sie verständnislos an.

"Im Haupthaus! Mensch, beeil dich!"

Burt düste los, nicht jedoch ohne dabei fast über seine eigenen Füße zu stolpern. Unruhig rutschte Akemi in dem großen Ledersattel herum. Das Material war weich und sie saß bequem, beide Beine auf einer Seite, wie es im Damensattel üblich war, doch sie war nervös. Sie hatte keine Erfahrung mit Tieren, nicht einmal mit kleineren und schon gar nicht mit solchen großen. Gualamas hatte sie bisher nur aus dem Holo-TV gekannt. Sie waren selten und kosteten vermutlich ein Vermögen. Burt kehrte zurück, ein Kleidungsstück in der Hand.

"Hier, das sollten Sie nehmen."

Sagte Mareen. Burt reichte Akemi ein marine-blaues Kleidungsstück und nahm stattdessen wieder den Strick, um Heikki zu halten. Akemi erkannte ihr Cape sofort.

"Das ist meins! Woher haben Sie das?"

Verlangte sie zu wissen. Mareen schaute sie an, als hätte Akemi sie nicht mehr alle beisammen.

"Na, von Mr. Cohn natürlich. Für den Fall, dass Sie frieren."

Sie riss Burt förmlich den Strick aus der Hand und löste ihn von den Zügeln. Dann versetzte sie Heikki einen Hieb in die Flanke und schickte das Tier in einen langsamen Trott. Plötzlich auf sich allein gestellt, umklammerte Akemi die Zügel mit beiden Händen.

"Vergessen Sie nicht, Sie müssen nichts tun. Heikki kennt den Weg!"

Akemi konnte nichts antworten. Sie war wie betäubt, ein bisschen geschockt aber vor allem aufgeregt. Positiv aufgeregt. Ihr warmes Cape lag quer über ihrem Schoß, während Heikki die Stallungen und den Wald hinter sich ließ und auf die Wiesen zuhielt. Eingezäunte Weiden grenzten aneinander, eine nach der anderen. Die ersten Umzäunungen standen leer, doch dann sah Akemi sie: große Herden, weisse Flecken auf grün. Wie Schneeflocken im Sommer. Von irgendwo her wieherte eines der Tiere und Akemi winkte ihnen zu. So hoch oben fühlte sie sich plötzlich sehr königlich. Mareen hatte Recht behalten, sie musste gar nichts tun. Heikki lief von ganz alleine, einen für Akemi unsichtbaren Weg entlang, die Hügel hinauf, höher und höher, bis die Schneeflocken immer kleiner wurden und der Himmel näher zu rücken schien. Hoffentlich wusste die Stute auch, wann sie anhalten musste, dachte Akemi, obwohl sie begann, das sanfte Schaukeln im Sattel zu genießen. Und dann tauchte er auf. Er ritt hervor hinter einer Gruppe von Saffar-Bäumen, aufrecht und sicher im Sattel seines Gualamas, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan. Akemi musste lächeln. Es war ein Lächeln, wie sie es nur für Richard reservierte.

"Du bist verrückt!"

Ließ sie ihn wissen, als sie nahe genug war, dass er sie verstehen konnte. Er kam ihr das letzte Stück entgegen geritten, streckte eine Hand aus und griff in ihre Zügel. Gemächlich kam Heikki zum Stehen.

"Und?"

Fragte er herausfordernd zurück.

"Ich dachte, du bist in Moenia!"

"Ja."

Richards Mundwinkel zuckten.

"Das war eine Notlüge. Verzeihst du mir?"

Wie konnte sie da Nein sagen? Es wäre das letzte gewesen, das Akemi in den Sinn gekommen wäre. Er sah ihr ihre Freude an und sie mussten beide lachen.

"Komm, wir haben noch ein gutes Stück vor uns."

Er trieb sein Gualama an und Heikki folgte ihm mechanisch.

"Wohin entführst du mich?"

Wollte Akemi wissen, doch er lächelte nur. Es war das Lächeln, das ihr allein gehörte.

- Naboo - Gallo Mountains - Grüne Grasebenen -
 
- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Noa -​

Noa Cortina zu fesseln und ruhig zu stellen, das war wie ein Ritt auf einer tollwütigen Stoßzahnkatze gewesen. Die junge Journalistin hatte sich nicht im Ansatz wie die handvoll Frauen gewesen, die er für die große Mission hatte töten müssen. Sie hatte weder geheult, noch gebettelt, noch gewimmert, Noa hatte gekämpft. Erst ein gezielter Schlag mit dem Knauf seines Blasters ,exakt gegen ihre Schläfe gesetzt, hatte für Ruhe gesorgt.

„Donnie? Wir müssen unsere Pläne ändern“.


Jules sprach über ein Headset mit seinem Sohn, während er das Mädchen mit seinen Diensthandschellen fesselte. Ein Streifen Tape aus Deannas Küchenschublade, merzte das Risiko, das sie um Hilfe schrie, sobald sie wieder zu sich kam, aus.

„Ich bin in Deannas Haus überrascht worden, ich hab einen weiteren Gast für uns, einen ungeplanten. Wie sieht es aus? Ist das Haus schon wieder sicher?“


„Laut Polizeifunk ist da noch Hochbetrieb. Ich sitze auf einer kleinen Waldlichtung fest, ich muss das aussitzen“.

„Okay ich hab keine Zeit irgendwas aus zu sitzen, ich kenne die Nachbarsschaft hier gut, die ersten müssten bald von der Arbeit heim kommen. Pack Al in deinen Gleiter, und triff dich mit mir in meiner Werkstatt“.

Seine Werkstatt wäre der richtige Ort um aus zu harren. Jules hatte das winzige Gebäude vor Jahren angemietet um in Ruhe an seinen Speederbikes schrauben zu können...und um Ruhe vor Elise zu bekommen..... Nein ideal war als Versteck nur Deannas Haus, es war abgelegen, und wenn die Ermittlungen dort abgeschlossen waren..kein Cop würde sich da wieder blicken lassen. Aber in der Not musste man eben alles ausspielen, was man zur Verfügung hatte. Und sei es eben eine kleine Werkstatt, die immerhin einige Kilometer VOR Theed lag.

„Das mit Al ist nicht ganz einfach Daddy. Ich hab ihn im Wald vergraben. Vor fünf Minuten“.


Jules spürte, wie ihm vor Ärger das Blut in die Ohren schoss. Das konnte nicht sein Ernst sein!

„Du hast WAS?“


„Na du wolltest ihn doch eh töten!“


„Nicht jetzt und nicht SO! Grab ihn sofort wieder aus!“


Fünf Minuten....die Chance das er noch lebte, die war durchaus gegeben. Und selbst wenn nicht, selbst die Leiche des Jungen wäre Gold wert. Dann würde Dee sie eben Stück für Stück geliefert bekommen.

„Tja dich wollte ich eigentlich gar nicht mit nehmen Mäuschen.“

Sagte Jules betroffen, als er sich wieder Noa wittmete, sie umdrehte und irgendwie in seine Arme zog.

„Ich schätze, wir müssen das beste daraus machen“.


Als er sie hoch heben wollte, da viel ihm etwas auf, weißes Material, das unter ihrem leicht verschobenenen Shirt hervorblitzte.... was war denn das?


- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Noa -​
 
- Naboo - Theed - Vorort - Werkstatt - Lagerraum -​

Ein Kratzen in seinem Hals, holte Aldridge aus der Dunkelheit. Einen Hustenanfall später, war er hellwach. Kein grelles Licht blendete ihn, als er vorsichtig die Augen öffnete, ihn umfing Dunkelheit , die nur durch das schwache, grüne Glimmen einer Notbeleuchtung durchbrochen wurde. Der Werftarbeiter seufzte, und unterdrückte ein Schluchzen, als ihm wieder einfiel, was zuletzt geschehen war. Donnie hatte ihn töten, und vergraben wollen. Er hatte sich vor dem tiefen Loch aufstellen müssen, und dann den Klappspaten über den Schädel gezogen bekommen.

Al, der sich bäuchlings auf dem Boden liegend wieder fand, blickte auf seine Arme und Hände. Sie waren fast schwarz vom Dreck der sumpfigen Erde des Waldes. Donnie hatte ihn offensichtlich vergraben. Aber wieso ..? Das war doch das Ende gewesen? Wieso quälten die Schöpfer ihn jetzt so? Sollte er weiter Leben um noch mehr gequält zu werden? Der Naboo fand auf diese dringliche Frage keine Antwort, er bekam stattdessen Luftnot. Ob das dem Gewicht der Erde, das wer weis wie lang auf seiner Brust gelastet hatte, oder dem gefühlten Kilo Dreck in seinem Rachen geschuldet war, das war ihm nicht klar, und auch egal. Aldridge versuchte sich auf die Seite zu wuchten, was gar nicht so einfach war, war er doch mit den ausgestreckten Händen und Armen, einen Standfuß eines Regals gefesselt.

Als es ihm doch gelang, dankbarer Weise nach einem Versuch, wurde ihm der nächste Grund geliefert um nach Luft schnappen zu müssen. Eine Frau lag in der Ecke des beklemmend engen Raumes. Ihr schwarzes Haar hatte ihn für Nanosekunden denken lassen, das seine Schwester hier bei ihm war. Doch dann war ihn direkt eingefallen, das sie auf Lianna war..den grausamen Schöpfern zum Dank. Der Naboo streckte sein rechtes Bein auf, legte sachte seine Schusohle an den Rücken, der ihm abgewandten Frau und tippte sie sanft an. Aus seiner Kehle drang ein ungewohnt raues "Hey, alles in Ordnung?", bevor er vom nächsten Hustenanfall durchgeschüttelt wurde.....


- Naboo - Theed - Vorort - Werkstatt - mit ? -​
 
- Naboo - Theed Vorort - Jules' Werkstatt - mit Al -

Als sie etwas in ihrem Rücken spürte, kam Noa zu sich, doch es dauerte noch, bis nicht nur ihr Bewusstsein erwachte, sondern auch ihr Verstand. Das erste was sie spürte war, dass die ihre Hände nicht bewegen konnte, weil sie gefesselt waren. Dann hörte sie, wie jemand fragte, ob alles in Ordnung bei ihr war. Er meinte doch sicher sie, oder? Danach folgte ein Hustenanfall. Jemand hatte die Krätze. Auch das noch. Noa setzte sich auf, was mit aneinander geketteten Händen schwieriger war als man meinen mochte, und spürte einen stechenden Schmerz im Kopf.

"Ahh..."

Zischend zog sie die Luft ein. Und dann kam plötzlich alles zu ihr zurück. Für einen kurzen Moment sah sie sich selbst wieder in der Küche der Trineers und durchlebte die blanke, entsetzte Erkenntnis über das wahre Gesicht des Killers noch einmal neu: Agathon. Zum Teufel mit ihm. Wie hatte das passieren können? Im Halbdunkel des Raumes (wenn man aus der Bewusstlosigkeit kam, brauchte man keine Zeit um sich an schlechte Lichtverhältnisse zu gewöhnen), nahm Noa von ihrer Umgebung war, was auch immer sie sehen konnte, und schaffte es auch jetzt, der Stimme, die nach ihr gefragt hatte, ein Gesicht zu geben. Sie wusste jetzt, dass sie gemeint gewesen war, denn sie waren alleine, und sie glaubte, der Mann der gesprochen hatte, war...

"Aldrige? Bist du das?"

Noa beugte sich etwas vor.

"Ja, du bist es. Der Macht sei Dank, ich hab dich gefunden."

Sie lehnte sich zurück an die Wand. Das war bequemer. Dass sie ihn gefunden hatte war die reinste Übertreibung. Sie hatte nichts getan als sich entführen zu lassen, und das auch noch unabsichtlich. Es klang trotzdem besser, wenn sie sich als Heldin darstellte.

"Was ist mit deinem Gesicht passiert? Du siehst aus wie geteert und gefedert. Vielleicht auch nur geteert."

Es war zu dunkel, um ihn genau zu erkennen, doch Aldriges Gesicht wirkte fleckig, mit dunklen Stellen. War das Blut? Sie erinnerte sich an den Zahn aus dem Umschlag. Verdammt, Agathon hatte ihn grün und blau und blutig geprügelt und ihm - natürlich ohne Narkose - einen Zahn raus geschlagen oder gezogen. Wenn Aldrige Glück gehabt hatte, war er vorher bewusstlos geworden. Noa fiel ihr eigener Kopf wieder ein und sie hob ihre gefesselten Hände an ihre Schläfe. Da war tatsächlich etwas, auf der linken Seite. Es fühlte sich an wie getrocknetes Blut.

"Der Dreckskerl hat mich K.O. geschlagen."

Ärgerte sie sich und befühlte weiter die entsprechende Stelle.

"Ich glaub', es ist nur ne Platzwunde, nichts weiter."

Sie ließ ihre Hände sinken. Die Handschellen des Polizisten klapperten an ihren Gelenken. Es war immerhin ein kleiner Trost, dass er keine Lähmhandschellen benutzt oder die Funktion deaktiviert hatte. Das wäre noch deutlich unangenehmer für sie gewesen. Jules Agathon. Er arbeitete genau unter Captain Trineers aufmerksamem Blick. Er war selbst ein hohes Tier beim TPD. Noa begriff es nicht. Egal, was sie geglaubt hatte über den Killer zu wissen, es spielte keine Rolle mehr. Es war alles null und nichtig. Jules Agathon war nichts von dem, was sie vermutet hatten. Er war nicht mal der, nach dem sie gesucht hatten.

- Naboo - Theed Vorort - Jules' Werkstatt - mit Al -
 
- Naboo - Theed - Waldgebiet vor der Stadt - Polizeitransporter - Tionne, Gram, Officers -​

In Gedanken, plante Tionne schonmal für alle Eventualitäten. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie die Geschichte endete. Entweder, würden sie die Leiche von Al Trineer jetzt finden, oder in ein paar Tagen. Die Naboo war normalerweise ein wenig pessimistischer Mensch, aber die Quote sprach für sich. So oder so, Captain Trineer würde den Fall früher oder später abgeben müssen. Ganz sicher würde dann Jules Agathon die Leitung übernehmen, und der wurde von den Kollegen seines Reviers, als großer Hardliner bekannt. Komisch, er war ihr bisher immer sehr freundlich, verständnissvoll und zuvorkommend erschienen. Fast meinte man, es gab nichts was ihm das Lächeln aus dem Gesicht schneiden konnte...

„Wir halten etwa einen Kilometer vom Haus entfernt an, dann geht es zufuß durch den Wald weiter“.

Dean Gram, der momentan einzig greifbare Senior, erläuterte dem fünfköpfigen Team das weitere vorgehen. Sie mussten als Vorhut fungieren, bis die Verstärkung eintraf. Nachdem Astor gefunden worden war, waren gut die Hälfte der Cops wieder in ihre Reviere zurück gekehrt. Nicht weniger als fahrlässig war das, Tionne wusste, das das ganz sicher nicht auf Trineers Mist gewachsen war. Ihre Vorgesetzte hätte ganz sicher noch jeden Einfluss, den sie im Department besaß, in den Ring geworfen um sich die Ermittlungen nicht wieder verkleinern zu lassen...wäre da nicht diese Sache mit ihrem Sohn gewesen.

„Okay! Wir sind da Leute!“


Gram gab die letzten Anweisungen, dann ging es in den Wald. Tionne trug heute keine Ballerinas...

Wenige Minuten später war das kleine Ferienhaus in Sicht, niemand war zu sehen, die altmodische Tür stand weit offen. Alles in Tionne sagte ihr, das der Ort verlassen war, allerdings erinnerte sie die Erfahrung daran, das auch die Dyson Privatschule sehr verlassen gewirkt hatte. Tionne, mit einfachen Jeans, und einem pinken T-Shirt der Marke „nur für Zuhause“, das zum Glück von ihrer Panzerweste verdeckt wurde, bekleidet wurde von Gram auf die Schulter geklopft. Seine Art ihr das berühmte „Ladies first“ zu übermitteln. Tionne, die sich wie der Rest des kleinen Teams hinter Bäumen versteckt gehalten hatte, zog ihr Blastergewehr hoch zu ihrer Schulter. Mit dem Blick durchs Visier der Waffe näherte sie sich dem Eingang, und trat vorsichtig ins Haus. Sie hatte keinen Scanner dabei, nur ihre Augen und Ohren, und vier Kollegen im Rücken...

- Naboo - Theed - Waldgebiet vor der Stadt - Ferienhaus der Trineers- Tionne, Gram, Officers...Cris -​
 
- Naboo - Theed - Vorort - Werkstatt - Lageraum - mit Noa -​

„Ich bin weniger geteert als vergraben worden.“

Beantwortete der Werftarbeiter wahrheitsgemäß Noas Frage, was mit ihm geschehen sei. Aldridge bedauerte es von ganzem Herzen das sie hier sein musste. Doch Noa überraschte ihn doch sehr. Eigentlich war für sie jetzt der Zeitpunkt gekommen, hemmungslos zu flennen und in Panik zu geraten. Die Journalistin wirkte relativ gefasst, und das trotz der beängstigenden Situation und dem Fakt das sie mit einem brutalen Schlag niedergestreckt wurde.

„Schön das du noch ganz bist“.


Der Werftarbeiter versuchte sich jetzt in eine sitzende Position zu bringen, und brach den Versuch direkt wieder ab. Die mit dem Regal verbundenen Handschellen ließen ihm nicht den Spielraum, auch nur annähernd in eine aufrechte Position zu kommen. Wieso hatten sie das gemacht? Bisher hatte er ja eindrucksvoll bewiesen, was für ein gefährlicher Kämpfer er war.

„Das du hier bist, ist leider der Beweis, das ich nicht beim Arbeiten vom Dach gefallen, und mir die Birne eingeschlagen habe und jetzt irre Träume habe. Das alles überhaupt gar keinen Sinn“.

Aldridge besah sich Noa aufmerksam, in ihren Augen spiegelte sich das grüne Notlicht wieder, als sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Sie wirkte im Grunde wie die Kavalerie die er sich die ganze Zeit erhofft hatte. Doch diese Kavalerie war genau so gefangen wie er, die glänzenden Handschellen an ihren zarten Handgelenken sprachen darüber Bände. Aldridge unterdrückte ein Seufzen, die Situation hatte sich expotenziell verschlechtert.

„Wir sind ganz schön am Arsch Noa. ******** genug das ich hier sterben muss, aber du auch noch? Das ist nicht fair. “

Der Naboo schüttelte den Kopf, und wollte eigentlich Fragen ob sie Details über das alles hatte? Wenn sie schon sterben mussten..wäre es zumindest tröstlich, die Frage nach dem Warum geklärt zu bekommen. Doch er kam nicht mehr dazu. Die Tür des kleinen Raumes wurde aufgerissen. Aldridge brauchte einige Sekunden, um gegen das grelle Licht, das die Kammer jetzt flutete an zu blinzeln. Es war Donnie, der im Raum stand, er blickte auf Al herab und grinste.

„Glück gehabt du Vogel, ich lass dich erstmal in Ruhe.“


Er schlenderte auf Noa zu und hockte sich vor sie hin. Sie sah ihm direkt in die Augen. Donnie streckte die Hand aus und strich ihr durchs dichte tiefdunkle Haar.

„Meine Güte! Du bist echt hübsch. Also!“

Der dürre Kerl plusterte sich merklich auf, und setzte sich dann in den Schneidersitz vor sie.

„Machen wir es kurz, und legen die Regeln fest. Du kommst aus der Nummer nicht mehr raus. Du kannst dir die Zeit bis zum Ende aber schön gestalten. Als erstes sagst du mir jetzt mal, wo deine Jedi ist, und dann schauen wir mal, was du sonnst noch für mich tun kannst“.

Und dann raffte Aldridge, trotzdem er wusste was ihm blühte, allen Mut zusammen, winkelte sein Bein an und trat nach Donnie aus. Dieser viel fast vorn über, als Al Fuß ihn an seinem dürren Hintern traf, er fing sich aber sofort, sprang auf und trat dem Naboo in den den Magen. Einmal, zweimal, dreimal, dann ein Tritt gegen seine schutzlosen Hände. Aldridge jappste nach Luft, und tat alles dafür nicht zu kotzen, während sich Donnie wieder Noa zuwand. Wow seine Heldentat war nichts als Trottelei gewesen...

- Naboo - Theed - Vorort - Werkstatt - Lageraum - mit Noa, Donnie -​
 
- Naboo - Theed Vorort - Jules' Werkstatt - mit Al –

Bis zu dem Zeitpuntk, an dem der schlaksige junge Kerl den Raum betrat, hatte Noa gedacht, alles im Überblick zu haben. Jules war der Killer (warum auch immer) und er hatte sie entführt weil sie ihn dabei ertappt hatte, wie er Aldriges persönliche Gegenstände im Haus der Trineers hatte hinterlassen wollen, als Botschaft vermutlich, so wie es schon mit der Halskette und dem losen Zahn funktioniert hatte. Sie war eine unwillkommene, ungeplante Zeugin gewesen, deswegen hatte er sie kurzerhand aus dem Weg geräumt. Wenn sie doch einfach nur ein bisschen länger geschlafen hätte und nicht hinunter in die Küche gegangen wäre! Sie hatte das Gefühl, dass sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. An diesem Punkt endete ihr dann doch nicht besonders umfangreicher Überblick aber auch schon. Die große Frage, die sie sich stellte, war: wer war der Typ, der ihr mit ekelhaft langen Fingern in den Haaren herum fummelte und in diesem Moment auf den am Boden liegenden Aldrige eintrat? Noa hatte ihn nie zuvor gesehen. Dass er Jules‘ Komplize war, war klar. Aber woher kam er? War er etwa auch ein Polizist? Gehörte er genau so zum TPD wie Jules, und Noa war ihm schlicht noch nicht begegnet, oder hatte sein Gesicht vergessen, weil sie nichts mit ihm zu tun gehabt hatte?

“Okay, okay, Auszeit!“

Rief sie, als der fremde Typ bereits zum vierten Tritt gegen Aldrige ansetzte. Der Ärmste lag wie ein gekrümmtes Würstchen auf dem Boden. Derart gefesselt konnten dem Bodybuilder (der Kerl musste regelmäßig ins Fitnessstudio gehen) nicht mal seine Muckis helfen. Hatte er gesagt, er sei vergaben worden? Was zur…? Ob es nun an ihrer Einmischung lag, oder aber Jules‘ Komplize selbst der Ansicht war, dass Aldrige genug abbekommen hatte, konnte Noa nicht sagen, doch er wandte sich wieder ihr zu.

“Ich weiß nicht wo die Jedi ist.“

Antwortete Noa betont bissig. Sie mochte es nicht, wenn jemand Cheetah so nannte. Sie hatte einen Namen wie jeder andere auch. Gleiches galt, wenn man über Kinder sprach. „Schläft das Baby?“ So was war doch albern. Es klang, als handelte es sich um Sachgegenstände und nicht um Personen.

“Und bevor ich hier überhaupt irgendetwas sage, wer sind Sie überhaupt?“

Fragte sie nun ihrerseits.

“Und wo ist Jules?“

Ob es so klug war, nach Captain Agathon zu fragen? Sobald sie es ausgesprochen hatte, war sich Noa nicht mehr so sicher, aber es war ja auch nicht so, als hätte sie Zeit gehabt, sich ihre Worte besonders gut zu überlegen. Je weiter Agathon weg war, desto besser war es wahrscheinlich für sie. Ihr potentieller Fehler machte Noa ärgerlich, hielt sie aber zumindest davon ab, Angst zu haben. Sie wollte hier weg. Ihr Kopf tat weh, die Handschellen nervten sie und dass der Komplize ihres Entführers ihr drohte, sonst was mit ihr anzustellen, machte die Sache auch nicht gerade besser. Noa hatte viel Fantasie. Sie konnte sich alles mögliche vorstellen, das er mit ihr machen wollte und nichts davon würde ihr gefallen. Urgh, Kopfkino!

- Naboo - Theed Vorort - Jules' Werkstatt - Mit Al und Donnie –
 
- Naboo - Theed - Vorort - Werkstatt - Lageraum - mit Noa,Donnie -​

Aldridge hielt die Luft an, Noa hatte keine Ahnung wie leicht reizbar Donnie war, wobei eigentlich hatte sie es gerade eben gesehen. Der Werftarbeiter rechnete schon damit, das er gleich mitansehen musste, das die gefesselte Journalistin gleich roher Gewalt ausgesetzt werden würde, aber das passierte nicht. Donnie raffte sich stattdessen aus seiner hockenden Position auf und grinste.

„Donnie Agathon, zu deinen Diensten Schätzchen!“

Dann wurde es nicht gewaltätig, aber massiv ekelig, als er Noa bei den Handgelenken packte, und sein Gesicht dicht neben ihres legte.


„Mein Vater kommt noch früh genug wieder, wünscht dir das nicht zu laut. Ich muss jetzt leider los und ein paar Vorbereitungen treffen. Wenn ich wieder komme, hast du besser die Regeln verinnerlicht, und das widerspenstige Mundwerk abgelegt. Und dann denkst du nochmal darüber nach, ob du wirklich nicht weist, wo die Katze ist. Sonnst lernst du sehr viel mehr als meinen Namen kennen“.

Donnie lies von ihr ab, und wand sich von ihr ab, er wirkte nicht sonderlich glücklich. Aldridge war aber leider gar nicht mehr zum lachen zu mute. Als die Tür ins Schloss viel und abgeschlossen wurde, begann er wieder nach Luft zu schnappen. Aber diesesmal nicht aus Luftnot.


„VERDAMMT DAS KANN DOCH ALLES NICHT WAHR SEIN!!!“

Er brüllte seinen Frust raus, packte mit beiden Handen an diesen verfluchten Regalfuß, der ihn von der Freihheit trennte und rüttelte vor Wut brüllend and dem Regal. Das Lagermöbel protestierte gegen die rohe Krafteinwirkung, indem es schwankte, und kreischte und quietschte. Und dann passierte es, ein Werkzeugkasten viel aus einem der oberenen Regalböden, und krachte nur einen Daumen breit neben Aldridges Gesicht auf den Boden. Der Werftarbeiter brach in schallendes Gelächter aus.

„Sie dir das an! Hihi das Schicksal hat nichtmal die Güte einen zu erlösen!“


Das Gelächter verstummte und wurde fast sekündlich zu bitteren Tränen und lautem Geschluchtze. Und Aldridge war es scheißegal, das er vor ihr flennte wie ein kleines Mädchen, sie würde es eh keinem mehr verraten können.


„Hatte ich schon erwähnt das ich vergraben worden bin und wir hier beide absolut hässlich drauf gehen werden?“


*******, das das Leben so anders lief, als in Holomovies. Es gab keinen Helden, es gab keinen Plan B, es gab ja nicht mal antworten auf das große wieso?. Al rieb sich die feuchten Augen an seinem dreckigen Hemdsärmel trocken, und blinzelte die Erdpartikel weg, die ihm jetzt in die Lieder geraten waren. Noa saß still da, ignorierte die Ladung Hydroschraubenschlüssel, die ihr bis an die Füße gekullert waren, und starrte ihn an.

„Was? Hast du einen Supermann erwartet?“


- Naboo - Theed - Vorort - Werkstatt - Lageraum - mit Noa -​
 
- Naboo – Theed – Vorort – Jules‘ Werkstatt – Mit Aldrige –

Es hätte nicht viel gefehlt und Noa hätte Donnie Agathon ihre Zähne unter die Haut getrieben, als er ihrem Gesicht so nahe gekommen war, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange hatte spüren können. Donnie Agathon! War das hier eigentlich so ein Familiending? Normale Familien gingen zusammen in den Zoo oder trafen sich zum Hamburger Grillen, doch die Agathons entführten unschuldige Leute und schlachteten hilflose Kinder ab! Und da sollte noch mal jemand behaupten, Naboo sei ein friedlicher Vorzeigeplanet! Noa wusste es besser. Unter der Oberfläche war Naboo genau so ein dreckiger, verseuchter, krankhafter Planet wie alle anderen auch. Er sah schön aus, aber seine Bewohner machten ihn krank. Man war wirklich nirgendwo mehr sicher. Sie hob ihre Hände an ihr Gesicht und rieb sich die Wange, um zumindest das Gefühl los zu werden, dass dieser widerliche Donnie sie angeatmet hatte. Dann erinnerte sie sich daran, dass er ihre Hände ja angefasst hatte und ließ sie angeekelt zurück in ihren Schoß fallen. Aldrige wiederum hatte beschlossen, dass es eine gute Idee war, sich seinen Frust von der Seele zu brüllen und anschließend den Lagerraum, in dem sie gefangen waren, komplett auseinander zu nehmen. Wie ein Wilder riss er an dem Regal, an das er gefesselt war – eigentlich keine schlechte Idee, dachte Noa, denn der Lärm, den er dabei verursachte, war prädestiniert dazu, sämtliche Nachbarn zu wecken. Allerdings dachte sie das auch nur so lange, bis ein Werkzeugkasten aus dem obersten Ablagefach in Schieflage geriet und herunter stürzte. Aldrige selbst verfehlte der mit Sicherheit ziemlich schwere Koffer dabei nur knapp und trotzdem war es so, als hätte er ihm einen ordentlichen Schlag auf den Kopf verpasst. Der gefesselte Riese begann zuerst wie ein Irrer zu lachen und dann plötzlich zu heulen. Es war wie furchtbar schlechtes Kino.

“Krieg‘ dich wieder ein!“

Finster starrte Noa ihren Zellennachbarn an. Das konnte nicht sein Ernst sein. Woher kamen diese Krokodils Tränen? Sah er SIE etwa weinen? Sie waren gefangen, ja, und ihre Lage sah momentan wenig aussichtsreich aus, aber war das ein Grund, gleich die Flinte ins Korn zu werfen? Na, ganz bestimmt nicht. Es gab schlimmeres, jedenfalls war es gut, sich das einzureden. Zuerst einmal mussten sie alle Informationen zusammen tragen, die sie hatten und sich gegenseitig auf den aktuellsten Stand bringen. Aldrige war schon länger hier als Noa, vielleicht konnte er ihr etwas erzählen, das sie noch nicht wusste, und sie ihm.

“Superman hab‘ ich nicht erwartet. Einen Mann aber schon.“

Sie konnte nichts dafür, dass ihre Stimme streng klang. Noa hatte schon ewig keinen Mann mehr weinen sehen, eigentlich noch nie. Bis vor ein paar Minuten hätte sie praktisch schwören können, dass Männer so etwas wie Tränen gar nicht besaßen! Sie war mit drei großen Brüdern aufgewachsen und das bedeutete, dass sie eigentlich alles über Männer wissen musste, das es zu wissen gab – rein theoretisch natürlich. Ihre Brüder waren stark und mutig, ließen sich nichts sagen, konnten sich durchsetzen und wussten wie man sich in Krisensituationen verhielt. Sie waren selbstbewusst und geübt im Kampf. Sie waren Kämpfer. Fakt war, in Noas Leben hatte es bisher keine schwachen Männer gegeben, auch wenn Cris zuletzt erstaunlich emotional gewesen war. Wenn sie aber an ihre früheren Freunde und Bekanntschaften dachte… ihr fiel Jerome ein, obwohl der eigentlich der Letzte war, an den sie jetzt denken wollte. Jerome hatte alles gewusst und alles gekonnt, besser, schneller und richtiger als Noa. Das hatte er zumindest geglaubt. Sie hatte ihn dafür gehasst.

“Andere Leute sind auch schon lebendig begraben worden. Sei lieber froh, dass du es überlebt hast. Das kann längst nicht jeder von sich behaupten.“

Wie man mit anderen Leuten, die Gefühle zeigten, umging, das hatte Noa nie gelernt. Sie schaffte es gerade so, ihre kleine Nichte und ihren Neffen zu trösten, wenn sich einer von ihnen das Knie gestoßen hatte oder es mal wieder Zank beim Spielen gab, doch alles andere war unbequemes Land für sie. Sie kam ja nicht mal mit ihren eigenen Gefühle zurecht, wie sollte sie da mit denen anderer klar kommen? Und überhaupt, das hier war einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um den Kopf zu verlieren! Was sie brauchten war ein Plan um hier raus zu kommen. Sich nur darauf zu verlassen, dass das TPD mit Captain Trineer an der Spitze sie rechtzeitig fand, bevor ihnen schlimmeres zustieß, wollte Noa nicht. Das hatte schon bei Astor nicht funktioniert. Sie beugte sich nach vorne und hob einen der Hydroschraubenschlüssel auf, die aus der beim Aufprall auf den Boden aufgesprungenen Werkzeugkiste heraus gefallen und vor ihre Füße gekullert waren. Hm, das gab eine brauchbare Waffe ab.

“Hier, nimm das.“

Sie reichte Aldrige einen der Schraubenschlüssel, auch wenn er in seiner momentan gefesselten Position nicht viel damit anfangen konnte, und steckte sich selbst einen links in den Hosenbund, verdeckt nur durch ihr schwarzes Oberteil. Wenn dieser Donnie, oder wie der hieß, das nächste Mal kam, würde sie ihm das Ding über den Schädel ziehen. Noa ließ ihren Blick über die Wände der winzigen, weitestgehend dunklen Abstellkammer schweifen. Sie dachte kurzzeitig daran, den Lärm von vorhin zu wiederholen und um Hilfe zu schreien, doch wenn Familie Agathon sie beide nicht geknebelt hatte, dann wahrscheinlich nur aus dem Grund, dass sowieso niemand auch nur ansatzweise in Hörweite war, der ihnen hätte helfen können.

"Aldrige, wir müssen reden."

Es klang, als seien sie in einer Beziehung und Noa hatte vor mit ihm Schluss zu machen. Was für ein seltsamer Gedanke.

"Kommst du jetzt wieder klar? Wie hat Agathon dich erwischt? War es Jules, oder dieser Donnie? Weisst du, warum?"

Noa wusste, warum sie hier war und sie wusste um Jules Agathons Geheimnis. Aber was wusste Aldrige?

"Weisst du überhaupt etwas über die Ermittlungen deiner Mutter, über den Fall an dem sie arbeitet?"

Er musste etwas davon mitbekommen haben, allein schon aus den Medien, doch Noa bezweifelte, dass Captain Trineer ihre Arbeit mit nach Hause genommen hatte.

"Jules ist der Killer, der der all diese Familien umgebracht hat, und Yacob Astor, den Poliker."

...und der möglicherweise sie beide umbringen würde. Höchstwahrscheinlich sogar. Es sei denn, ihnen fiel etwas ein um das zu verhindern, irgendwann wenn Aldrige wieder bei Sinnen war.

- Naboo – Theed – Vorort – Jules‘ Werkstatt – Mit Aldrige –
 
[Naboo, Waldgebiet bei Theed, Ferienhaus der Trineers]- Cris

Es wurde relativ schnell klar, dass niemand ein elaboriertes Störgerät im Inneren der Ferienhütte platziert hatte, um die Wärmesensoren des Makrofernglases zu stören – die Hütte war ganz einfach verlassen, wie anzunehmen war, da die Entführung Aldridge Trineers erst die Polizeikanäle erreicht hatte, nachdem eine Botschaft der Entführer bei Deanna Trineer erreicht hatte. Nach einer kurzen Untersuchung aller Räume – viele waren es in der kleinen Waldhütte nicht – hatte Cris sich schließlich das Blastergewehr am dafür vorgesehenen Riemen über die Schulter geschwungen und widmete sich nun etwaigen Spuren, die der oder die Täter hinterlassen haben mochten. Lange suchen musste er dafür nicht – eine zerbrochene Falsche, die scheinbar einmal mit Alkohol gefüllt gewesen war, sowie eine kleine Blutspur verrieten ihm, wie man Aldridges wohl habhaft geworden war. Kein sonderlich „professionelles“ Vorgehen – doch was mochte das bedeuten? Hatte Aldridge den Täter womöglich gekannt, sich sicher gefühlt und so zugelassen, dass dieser ihn mit einer simplen Glasflasche überwältigen konnte? Das war bereits der zweite Hinweis darauf, dass den Täter irgendetwas mit der Familie der Trineers verband – oder der dritte, wenn man dachte, dass er den Sohn der Captain entführt hatte – und dieses Mal schien es gar so, dass er vielleicht gar nicht in den Reihen ihrer Feinde zu finden war. Die Implikationen dieses Verdachts waren beunruhigend.

Bevor er seine Suche nach Spuren und Hinweisen fortsetzen konnte, schreckte ein leises, kaum hörbares Geräusch, fast nicht vom Hintergrundrauschen des Waldes zu unterscheiden, den ehemaligen Sturmtruppler auf- Jemand näherte sich der Waldhütte – und legte dabei Wert darauf, keine unnötigen Geräusche zu produzieren. Automatisch sank seine rechte Hand zum Oberschenkelholster, öffnete dessen Verschluss und zog seine Sekundärwaffe, die IR-5 Intimidator, heraus. Das Knacken des Sicherungsmechanismus klang in der gespannten Stille, die plötzlich eingetreten war, unnatürlich laut.

Natürlich wusste Cris, dass die Polizei von Theed auf dem Weg zur Waldhütte war, alarmiert von eben jener Alarmierung, die auch Cris hierher verschlagen hatte. Und dennoch – die verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit, dass es der Täter war, der an den Ort der Entführung zurückkehrte, ließ ihn seine Waffe in Richtung des Eingangs richten und sich neben der geöffneten Tür – er hatte es versäumt, diese hinter sich zu schließen – postieren. Dabei war er gerade noch schnell genug, da sich bereits einen Wimpernschlag später eine bewaffnete Gestalt in die Hütte hineinwagte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um den Entführer handelte, schien noch geringer zu werden, doch Cris wollte kein Risiko eingehen – er hatte die Gestalt im Visier und innerhalb der nächsten Sekunde würde sie seine Präsenz bemerken und ihm die Initiative entreißen können…

„Wenn Sie nicht vom TPD sind, würde ich an Ihrer Stelle jetzt langsam Ihre Waffe weglegen…“

[Naboo, Waldgebiet bei Theed, Ferienhaus der Trineers]- Cris, Tionne, Polizisten des TPD
 
- Naboo - Theed - Vorort - Jules Werkstatt - Lagerraum - mit Noa -​

Wäre die Situation nicht so fürchterlich ernst und aussichtslos gewesen, Aldridge hätte Noa direkt gefragt, von welchem Macho ********* Planeten sie stammt. Er war ein Kerl der heulte - na und? Sie heulte blos noch nicht, weil sie den ernst der Lage verdrängte, oder noch nicht erkannte. Aldridge war ihr dennoch dankbar für die Strenge, mit der sie ihn aus seinem Durchticker geholt hatte. Der Werftarbeiter hob den Kopf an, wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht, und versuchte sich auf Noas Fragen zu konzentrieren. Doch die Infos, die sie jenen Fragen nachgeschickt hatte, die machten das genau wie seine wummernden Kopfschmerzen schwer.

"Ich weis nichts über die Mordserie, ich hab mich seitdem ich hier bin, kaum mit den Medien beschäftigt. Ich wollte Abstand vom lauten Lianna haben, und hier zur Ruhe kommen."

Er rieb sich mit der Hand übers kratzige Kinn, und überlegte das Tausendste Mal, warum er in diesem Albtraum gelandet war.

"Noa Jules Agathon ist der beste Freund meiner Mutter. Ich könnte ihn quasi Onkel nennen. Donnie hab ich schon als kleinen Jungen an der Hand gehabt. Ich weis nicht was das alles soll. Er stand nachts vor mir, im Ferienhaus, in meinem Schlafzimmer, und hat mich überfallen".

Und dann waren da nur noch Schläge, Schmerzen und Angst gewesen hier und da durchbrochen durch die Sorglosigkeit die ein Bewusstseins Verlust mit sich brachte.

" Yacob Astor. Der war doch Staatschef von Lianna damals. Ich wüsste nicht was mein Ziehonkel mit diesem Mann zu tun hätte."

Aldridge besah sich Noa für einen Moment. Sie hörte ihm aufmerksam zu, und legte die Hände hier und da prüfend an den Hydroschraubenschlüssel, den sie unter ihrem dunklen Shirt versteckt hatte. Er selbst, schob seinen tief unter das Regal. Er wusste zwar nicht wie er ihn einsetzen konnte, aber wer wusste was hier noch passierte. Gute Güte, sie hatte ihn mit ihrer schroffkühlen Ansage wieder ins hier und jetzt gebracht.

"Ich weis allerdings auch nicht, was er mit dir zu tun hätte. Ach ich weis auch nicht, was das alles soll. Jules war so lange ich denken kann, ein offener integrer Mann. Und Donnie ? Das schlimmste, was er je gemacht hat, war es meiner Schwester ein paar Konzertkarten zu zerreißen, weil sie ihn hat abblitzen lassen. Würden wir nicht hier sitzen, ich würde behaupten das du Blödsinn erzählst".

Aldridge versuchte sich hin zu setzen, was ihn jetzt endlich gelang. Allerdings musste er mit dem Rücken zu ihr sitzen, die Handfesseln pinnten seine Hände immer noch in Erdbodennähe fest, Drehungen waren unmöglich.

"Wieso hat er dich bloß mitgenommen? Hast du vielleicht eine Ahnung was das alles soll? Und wie groß sind die Chancen, das Jedi Cheetah bereit zur Rettung ist?"

Aldridge dachte für einen Herzschlag an Nicky. Er liebte sie, einfach so, und er hinterfragte es nicht. Würde er je hier raus kommen, er würde nach Lianna, und alles dafür tun um ihr Herz zu gewinnen. Doch das fühlte sich wie Utopie an, weil es eine war. Er war die Geisel eines Killer Duos, und die einzige Frau in seiner Nähe, war so weit davon entfernt Nicky zu sein, wie Otoh Gunga von der Planeten Oberfläche.


- Naboo - Theed - Vorort - Jules Werkstatt - Lagerraum - mit Noa -​
 
- Naboo - Theed - Vorort - Jules Werkstatt - Lagerraum – Mit Al –

Ob sie eine Ahnung hatte, was das hier alles sollte? Oh ja, die hatte sie. Die Antwort auf die der Kernfragen blieb natürlich noch immer ungeklärt: warum war Jules Agathon ein Massenmörder, warum tötete er unschuldige Familien und Kinder und warum versuchte er seine Taten so aussehen zu lassen, als wären sie das Werk eines Jedi? Abgesehen von diesen grundlegenden Löchern im Netz des Falles hatte Noa jedoch eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was hier los war.

“Deine Mutter arbeitet an einem großen Fall: Serienkiller, brutal ermordet und verstümmelte junge Familien. Erwachsene und Kinder.“

Brachte Noa Aldridge auf den aktuellen Stand der Dinge. Er hatte ja wirklich rein gar nichts mitbekommen. Wo hatte er die letzten Wochen gelebt, unter einem Stein? Ihr war schon klar, dass Deanna Trineer wohl kaum abends am Küchentisch von ihrem Tag erzählte (das tat man in anderen Berufen, aber nicht wenn man bei der Polizei war), doch die Story war in jeder Zeitung und in jeder Nachrichtensendung Theeds zu lesen. Aldridge hätte etwas davon mitbekommen müssen, ob er nun der Sohn der führenden Ermittlerin war oder nicht. Noa konnte nicht verstehen, wie sich manche Leute überhaupt nicht für das zeitliche Geschehen interessieren konnten. Man musste wissen, was um einen herum geschah! Politik, Wirtschaft, Forschung, Entwicklung und natürlich leider auch Krieg waren wichtige Themen. Es ging darum, aufgeklärt zu sein, zu wissen was man tun konnte und sollte und was Regierungs- und Staatschefs ihrem Volk erzählten, gerade damit man selbst einschätzen konnte, was davon wahr und was nur erstunken und erlogen war. Aber vielleicht war das auf Naboo anders. Die Menschen hier galten als friedliebend, sanft und artistisch veranlagt. Sie vertrauten ihrer Königin, lasen die Boulevard-Nachrichten und trafen sich sonntags nachmittags zum Blumen pflücken. Kein Wunder also, dass Aldrige Trineer keinen blassen Schimmer hatte, was um ihn herum abging.

“Um es kurz zu machen, Agathon ist ein Mörder und weil deine Mutter ihm mit ihren Ermittlungen auf die Pelle rückt, versucht er sie aus dem Fall abzuziehen, indem er die Geschichte persönlich werden lässt. Er hat dich entführt, damit ihre Gefühle sie kompromittieren und ihre Vorgesetzten sie beurlauben.“

Die Erklärung kam ganz natürlich über Noas Lippen. Es war die einzige Herangehensweise, die Sinn machte.

“Du sitzt hier also, ohne dass du was dafür kannst.“

Und genau da fingen ihre Gemeinsamkeiten an.

“Genau so wie ich. Ich habe Agathon erwischt, als er mit deinem Ausweis herum gespielt hat. Ich glaube nicht, dass er bis zu dem Zeitpunkt vor hatte, mir etwas zu tun, dazu war ich zu unwichtig. Jetzt bin ich allerdings eine unbequeme Zeugin.“

Die Handschellen um Noas Handgelenke klapperten, als sie die Hände hob, um sich die Augen zu reiben. Abgesehen von dieser Einschränkung konnte sie sich wenigstens ansonsten normal bewegen, auch wenn ihr das in der kleinen Abstellkammer wenig nutzt. Aldridge war umständlich – und ziemlich unbequem – an das Regal gefesselt, von dem der Werkzeugkoffer hinunter gefallen war. Bei seiner Statur war es logisch, dass Agathon und sein Sohn auf Nummer sicher gingen und ihn ordentlich fesselten. Noa hingegen hielt man wohl wenig für eine Gefahr. Das Gewicht des Hydroschraubenschlüssels fühlte sich beruhigend an ihrer linken Seite an. Fast schon wünschte sich Noa, dass dieser Donnie endlich wieder kam, damit sie ihn mit ihrer provisorischen Waffe verprügeln konnte. Sie war nicht besonders stark, aber wenn sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatte, hatte sie eine realistische Chance gegen ihn.

“Du siehst also, wir sitzen im selben Boot.“

Und das gefiel Noa nicht besonders. Sie sah sich um, beugte sich vor und zog den am Boden liegenden Werkzeugkoffer zu sich heran.

“Wir müssen erst mal sehen, dass wir dich frei bekommen.“

Entschied sie. Das musste der Auftakt ihres Schlachtplans sein. Wenn sich Aldrige mehr bewegen konnte, oder sogar beide Hände frei hätte, könnte er Donnie Agathon im Handumdrehen erledigen. Jules Agathons Sohn war absolut kein Gegner für den muskulösen Aldrige. Noa durchstöberte den Werkzeugkoffer, größtenteils mit dem Tastsinn ihrer gefesselten Hände, und wünschte sich mehr Licht. Es war jedoch ein sinnloses Unterfangen, wie sich bald heraus stellte. Die Handstellen waren aus hartem Stahl gefertigt, vermutlich aus Durastahl, und ließ sich mit keiner Zange der Galaxis verbiegen. Es waren auch keine altmodischen Schellen mit manuellen Schlössern, sondern elektronische Handfesseln, die über einen Magnetimpuls und eine Fernsteuerung bedient wurden. Noa hockte vor Aldridges Nase und versuchte, die schmale Kante eines Spachtels in den Öffnungsspalt der stählernen Fesseln zu schieben, doch diese bewegten sich keinen Millimeter.

“Okay, das funktioniert schon mal nicht.“

Sie stand auf und wackelte an dem Regal. Hätte sie eine Säge oder eine Axt, hätte die die Stäbe dort durchtrennen können, wo Aldrige an das Mobiliar gefesselt war, doch solche gefährlichen Waffen hatte man hier natürlich nicht in ihrer Reichweite gelassen. Umkippen konnten sie das Regal auch nicht, da Aldrige sonst darunter begraben werden würde, abgesehen davon, dass ihnen das ohnehin nichts nutzen würde. Für’s erste gingen Noa die Ideen damit aus. Sie würde diesen Donnie-Typ wohl alleine überwältigen müssen, sich die Fernbedienung von ihm nehmen und dann ihrer beider Fesseln lösen. Das war alles. Klang doch kinderleicht.

- Naboo - Theed - Vorort - Jules Werkstatt - Lagerraum – Mit Al –
 

- Naboo - Theed - Waldgebiet vor der Stadt - Ferienhaus der Trineers- Tionne, Cris, Gram, Officers... -

Tionne zweifelte so langsam aber sicher, ob sie ihren Job wirklich noch drauf hatte. Die Polizistin war erstarrt, und hob langsam beide Hände an, das Gewehr verblieb in ihrer rechten Hand. Einen Blick über die Schulter risikierte sich nicht, der, der da direkt hinter ihr Stand, war viel zu nahe. Tionne hoffte, nein sie wusste, das Dean Gram den Agressor bereits im Visier hatte. Nichts und niemand rührte sich, für Sekunden die sich wie Jahre anfühlten, die Polizistin beschloss diesen Zustand zu ändern.

„Ich bin vom TPD. Ich zeige Ihnen meine Marke“.


Tionne streckte die freie Hand aus und streckte zwei Finger in die Höhe.

„Nur zwei Finger sehen Sie?“

Jeder wusste das eine potenzielle Waffe mit zwei Fingern nicht ab zu feuern war. Tionne clippte sich langsam ihre Marke von der Weste und hielt sie in die Höhe.


„Tionne Sanders, freut mich wirklich sehr! Und wer sind Sie?“

Tionne risikierte jetzt einen vorsichtigen Blick über ihre Schultern, und erschrack innerlich. Hinter ihr stand eine humanoide Person, die mehr Festung als Lebenwesen war. Die Person trug eine dicke Weste, jede Menge Zubehör am Waffengürtel, und das Blastergewehr, das auf sie gerichtet war, lies ihr eigenes wie eine Wasserpistole aussehen. Das war militärisches Equimpent. Ein paar eisblauer Augen starrte sie durch die Sehschlitze einer Sturmhaube an, es waren menschliche Augen. War das der....moment mal .


Sheldon? Sind Sie das?“


Der vermeidliche Agressor, lies die Waffe sinken, Tionne schnaufte durch und lies die Anspannung mit einem Seufzer durch die Lippen entweichen.

„Sie sind verdammt schnell“.

Ihr Gegenüber hatte noch immer nicht gesprochen, Tionne lies sich davon nicht irritieren, und hoffte das er jetzt endlich mal diese Maske abnahm. Es wäre ein fantastischer „Gag“ gewesen, wenn sie gar nicht Sheldon vor der Nase hatte. Allerdings stimmte alles, von der Körpergröße, diesen strahlend blauen Augen bis zur simplen Wahrscheinlichkeit. Trineer hatte den Störenfried von der NRSF mit Sicherheit auch aktiviert.


„Ich fände es gut, wenn Sie die Maske abnehmen würden, dann könnten auch meine Jungs rein kommen, und wir könnten mit der Arbeit anfangen.“

Das war doch Sheldon....oder ?


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- Naboo - Theed - Vorort - Jules Werkstatt - vor der Tür - Donnie -​

Es war eigentlich ein schöner Nachmittag. Ein Nachmittag, der langsam aber sicher in den Abend überging, und Donnie, der vor dem kleinen Werkstatt Gebäude saß, sog jeden Moment auf. Solche Momente würden immer seltener kommen, denn er war sich nicht nur sicher, das zumindest er auffliegen würde, und dann ins Gefängniss kommen würde. Die andere Möglichkeit wäre es, von der Polizei erschossen, oder von dieser ominösen Jedi hingerichtet zu werden. Donnie glaubte an ein Leben nach dem Tod, dieses Leben würde er sicher nicht mit seinem Bruder in den Sonnenfeldern des Paradieses verbringen, er würde im finsteren Orkus landen. Nicht das er nicht glaubte, das die Schöpfer nicht gnädig waren, das waren sie gewiss, aber er hatte zu viele schreckliche Dinge getan. Schöpfer die das vergaben, konnten nicht ganz bei Sinnen sein. HALT HALT HALT!

Donnie kniff die Lippen zusammen, ärgerlich über seine weichen schwachen verweichlichten Gedanken. Er war nicht böse! Das was er für seinen Vater getan hatte, das war nötig und gerecht! Denn die, die gestorben waren, derren Tod würde verhindern, das die Jedi irgendwann ihre übermenschlichen Kräfte, die sie schon als Einzelpersonen fast unbesiegbar machten, bündeln und die Republik unterjochen würden. Und was würde dann sein? In ständiger Angst würden die Bürger leben müssen, weil sie der Willkür der Jedi ausgeliefert waren. Nein nein, das was sie gemacht hatten, das war wichtig gewesen, die Republik sollte, nein sie musste endlich ihren Blick auf Naboo und das Geschehen in Theed richten. Eine Debatte musste losgetreten werden, über die Jedi, und was passieren konnte, wenn diese überheblichen Wesen ausser Kontrolle gerieten. Kurz blitzte das erschrockene Gesicht von Amber Fatany vor seinem inneren Auge auf. Sie war die erste, die er im Namen seines Vaters hingerichtet hatte, nachdem er sich der Familien in den Fällen zuvor angenommen hatte. Gegen den Willen und das Wissen seines Vaters, hatte er sich auf sie gelegt, vor den Augen ihres gefesselten Ehemannes und...

Noa Cortina blitzte vor seinem Auge auf, sie war so verteufelt heiß. Eine dieser Frauen, die er im Normalfall nicht bekommen konnte. Frauen von dem Kaliber bemerkten nichtmal seine Anwesenheit, wenn er im Raum war. Frauen vom Kaliber Cortina lachten Männer wie ihn aus. Donnie erinnerte sich Zähneknirschend an einige Ereignisse in der Vergangenheit, in der ihn Frauen ausgelacht hatten. Sie waren so dumm! Hätte ihm jemals, auch nur EINE Frau die Ehre erwiesen, und ihn an ihrer Seite akzeptiert, sie hätte gemerkt was für ein feiner Kerl er war. Aber nein diese bösartigen Geschöpfe, die wollten keinen netten Sportlehrer, die wollten Machos, große muskulöse Typen, die sie mies behandelten. Frauen waren dumm, die Frau im Abstellraum war dumm. Er wollte ihr zu gern zeigen wie dumm sie war, und das er der Herr im Haus war, weil er ein verdammter Mann war, stärker und besser war als sie, und ihr in jeglicher Hinsicht überlegen. Donnie beschloss, das jetzt die beste Gelegenheit war, um mit ihr Sex zu haben. Sein Vater war noch nicht wieder da, sie würde danach eingeschüchtert sein, und alles erzählen, und darüber schweigen, was er mit ihr gemacht hatte. Sein Vater war schon ein merkwürdiger Typ, er zog diese Sache ohne Rücksicht auf Verluste durch, tötete Männer und Kinder und Frauen, mochte es aber nicht wenn Frauen direkt grobe Gewalt angetan wurde. Schizo.
Donnie erschrak über seine Gedanken, nahm die Hand hoch und gab sich selbst die festeste Ohrfeige, die er sich geben konnte. Die Selbstgeißelung tat gut. Wie hatte er es wagen können seinen Vater in Frage zu stellen? Wenn er sich nur genug Mühe geben würde, dann würde er ihn eines Tages so lieb haben, wie er Mikan lieb gehabt hatte.

Donnie nickte eifrig, und steckte sich einen Deathstick an, wenn der aufgeraucht war, dann würde Miss Cortina ihn kennen lernen. Und Al würde ziemlich dumm aus der Wäsche gucken.


- Naboo - Theed - Vorort - Jules Werkstatt - vor der Tür - Donnie -​
 
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