Naboo

- Naboo - Theed - Stadtrand - Ferienhaus der Trineers - Keller - mit Aldridge -

Wie gut, wenn es trotz allem einen Grund gab zu grinsen. Es lenkte ab, wenn auch nur für kurz. Mit Genugtuung dachte Noa zurück an ihren bisher besten Coup gegenüber Jules. Aldridges Anerkennung ging dabei runter wie Öl. Ja, sie war mehr als nur eine Journalistin, mehr als eine hilflose Frau, die von Männern beschützt werden musste. Sie hatte ihm sein verdammtes Ohr abgebissen! Selbst wenn er mit seinen Verbrechen davon kam würde er für den Rest seines Lebens an sie denken, wenn er in den Spiegel sah - es sei denn er bekam einen künstlichen Ersatz. Die Dinger konnten täuschend echt aussehen, aber selbst die mussten ab und zu abgenommen und gereinigt werden. Das würde ihn an sie erinnern. Ein bleibendes Andenken.

"Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich noch genüsslich gekaut und runter geschluckt."

Behauptete Noa. Sie wollte sich den Gedanken nicht näher vorstellen, dafür war er zu ekelhaft, moralisch schien ihr die Idee aber durchaus gerechtfertigt. Jules Agathon hatte alles verdient, nur keine Gnade. Vielleicht hätte sie ihn sogar noch nach Salz und Pfeffer gefragt. Nein, das wäre nun wirklich zu weit gegangen. Wem wollte sie was vor machen? So abgebrüht war sie dann doch wieder nicht und ausserdem hätte sie vermutlich kotzen müssen.

"Er hat jedenfalls weitaus mehr verdient als nur das."

Sie dachte an ihre Zehen. Wie viele würde sie noch zählen, wenn der Tag zu Ende war? Sie hatte es zwar noch nicht geschafft sich zu befreien, doch dieser Moment würde kommen. Daran musste sie glauben. Sie wollte doch Cris wieder sehen und ihm sagen, dass sie sich geirrt hatte. Dass sie einen Fehler gestand geschah nicht oft, doch für ihn würde sie es tun. Besser, er wusste das zu wertschätzen... obwohl sie sich, wenn sie ehrlich war, nicht in der Position befand, darauf zu bestehen.

"Aldridge."

Noa sprach seinen Namen mit Bedacht aus. Als sie zum ersten Mal in der Abstellkammer aus ihrer Bewusstlosigkeit aufgewacht war, war sie noch davon überzeugt gewesen, ihrem Gefängnis bald zu entfliehen. Sie war schon in schlimmeren Situationen gewesen und das stimmte, doch die Wahrheit war, ihre Chancen standen 50:50, egal wie sehr sie sich zwang optimistisch zu sein.

"Deine Freundin, die mit dem gebrochenen Herzen, wie heisst sie?"

Fragend sah sie ihn an.

"Was würdest du dafür geben, jetzt bei ihr zu sein?"

Ihr war kalt, es ließ sich nicht weg diskutieren, doch ein Gedanke, der half Noa trotz allem, aufrecht zu sitzen.

"Ich habe auch jemanden, den ich vermisse"

Und was tat sie jetzt? Vertraute sie sich und ihre Gefühle einem Fremden an, so wie Cloé stets behauptete, dass sie ihre Probleme vor der ganzen Galaxis ausbreitete? Es stimmte, Noa holte sich gerne Rat. Das war besser als vorschnell falsche Entscheidungen zu treffen, oder nicht? Sie kam sich blöd vor, denn über ihre Gefühle sprach sie nicht gerne, trotzdem hatte sie das Gefühl, sich jetzt Luft verschaffen zu müssen, denn wenn sie es jetzt nicht sagte, würde sie später vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu haben.

"Seine Name ist Cris."

Jemand ausser ihr musste es wissen, nur für den Fall, dass...

"Ich fürchte nur, er weiss nicht, wie viel er mir bedeutet."

Und das war allein ihre Schuld.

"Ich war nie besonders gut darin, es ihm mitzuteilen."

Wenn er also Gelegenheit dazu bekam, und sie nicht, dann hoffte Noa, dass Aldridge es Cris sagen würde, auch wenn es dann längst zu spät war.

- Naboo - Theed - Stadtrand - Ferienhaus der Trineers - Keller - mit Aldridge -
 
[Naboo, Theed, Zentrum, Zwölftes Polizeirevier, Büro des Captains]- Tionne, Cris, Cheetah

Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und einigem Erstaunen hatte Cris die Szene beobachtet, die sich ohne sein großartiges Zutun vor seinen Augen abgespielt hatte, von der kurzen Befragung Graham Trineers bis zu Cheetahs plötzlicher Eingebung, die den Kreis der Verdächtigen von zwei auf nur noch eine Person halbiert hatte. Captain Jules Agathon.

Cris versuchte, sich im Geiste ein Bild des Mannes zu machen, der nun unter Verdacht stand, ganze Familien, einen Senator und womöglich eine seiner engsten Kolleginnen ermordet zu haben, doch es wollte ihm nicht gelingen – zu kurz und belanglos war ihr Kontakt gewesen, zu sehr hatte er sich auf andere Dinge konzentriert. Alles, was er sehen konnte, war Noa – die ihm unmissverständlich klar machte, dass es aus zwischen ihnen war. Bevor das Bild dieser quicklebendigen Noa durch das einer Toten ersetzt werden konnte, schüttelte Cris leicht – und hoffentlich von Sanders und der Jedi unbemerkt – mit dem Kopf. Er hatte jetzt ein Ziel. Das war alles, was zählte – und in seiner wachsenden Verzweiflung war er bereit, dem Wort der Jedi ohne Wenn und Aber zu folgen, auch wenn ihr Urteil strenggenommen nur auf Indizien beruhte. 24 Stunden, hatte Sanders gesagt. Noch blieb Zeit.

Das Haus des Captains war die logische erste Adresse, um diesen Strang der Ermittlungen zu verfolgen, auch wenn Cris nicht glaubte, dass sie ihn – oder sonst irgendjemanden – dort wirklich auffinden würde. Andererseits schien sich Agathon in seiner Rolle auf geradezu perverse Art und Weise sicher zu fühlen – er hatte die Ermittlungen von Beginn an begleitet, wie den entsprechenden Dossiers zu entnehmen gewesen war, hatte mit unbeteiligter Miene beobachtet, wie das TPD langsam versuchte, hinter sein grausames Tagwerk zukommen. Hinter so einer Kette an brutalsten Verbrechen konnte kein normaler Mensch mehr stecken – und so verzog Cris leicht das Gesicht, als Sanders die Umstände formulierte, unter denen sie sich ein Ende des Falles vorstellte.

„Damit wir uns richtig verstehen, Detective“, schaltete der ehemalige Sturmtruppler sich ein und war selbst überrascht davon, wie kalt seine Stimme sich plötzlich anhörte.

„Falls Jedi Cheetahs Verdacht sich als korrekt erweist, haben wir es mit einem Serienmörder zu tun, der vor nichts zurückschreckt. Ich bezweifle keine Sekunde, dass er nicht zögern wird, nach einem Senator und womöglich mehreren Polizisten auch eine Jedi zu töten… oder einen Agenten der NRSF. Ich werde ihm die Chance dazu nicht geben.“

Hinter seinem Rücken gruben sich die Finger seiner zu Fäusten geballten Hände in seine Handflächen. Es war Noas Idee gewesen, den Käufer der verräterischen Kristallschlangen zu finden, die ihnen in der Dyson-Privatschule solche Probleme bereitet hatten. Ihr war es also womöglich zu verdanken, dass sie jetzt eine Chance hatten, Agathon zu stoppen und sie zu retten – er durfte sie nicht enttäuschen!

„Auf die PR des TPD kann ich in diesem Fall keine Rücksicht nehmen. Agathon ist ein ausgebildeter Polizist, er weiß also ganz genau, wie die Behörden zumindest von Naboo arbeiten. Allerdings wird er feststellen müssen, dass andere Institutionen nach anderen Regeln spielen.“

Nein, mit einem Agenten des Geheimdienstes konfrontiert zu werden würde Agathon nicht gefallen. Von einer Jedi ganz zu schweigen – auch wenn Cheetah wohl ihr Möglichstes tun würde, um dies alles unblutig zu beenden. Er konnte nur hoffen, dass ihr das gelang – wenn nicht, würde er bereit sein.

„Informieren Sie uns bitte sofort, falls Agathon im Revier auftauchen sollte“, fuhr Cris an Sanders gerichtet fort.

„Und konfrontieren Sie ihn nur, wenn Sie sich absolut sicher sind, ihn auch festnageln zu können. Wenn ihm klar wird, dass seine Tarnung aufgeflogen ist, verlieren wir unsere besten Chancen.“

Sanders hatte ihnen die Adressen gegeben. Es gab hier nichts mehr für ihn zu tun, weswegen sein auffordernder Blick jetzt auf der Cathar ruhte.

„Meisterin Jedi?“

Wenige Minuten später raste der Cris zur Verfügung gestellte Gleiter wieder durch das nächtliche Theed. Jules Agathons Haus befand sich in einem relativ locker bebauten Teil der Hauptstadt Naboos, sicher der Traum eines jeden Familienvaters. Die perfekte Idylle – die perfekte Kulisse. Kurz vor der letzten Kurve löschte Cris die Beleuchtung des Fahrzeugs, auch wenn er schon kurz darauf feststellen musste, dass auch im Haus kein Licht brannte. Der Vogel war – wie erwartet – ausgeflogen. Doch das bedeutete indes nicht, dass es hier nichts zu finden gab – noch fehlten echte Beweise abseits der Indizien.

Aus dem Kofferraum des Gleiters schnappte Cris sich wieder die Panzerweste, seine Waffe – und einen elektronischen Dietrich, ein praktisches, kleines Gerät, das die meisten Computerschlösser zumindest aus dem zivilen Bereich problemlos überwinden konnte (und das außerhalb des Arsenal des Geheimdienstes natürlich höchst illegal war). Noch bestand eine winzige Chance darauf, dass Agathon unschuldig war – und in diesem Fall schickte es sich wohl nicht, die Tür in sein Haus einfach aufzutreten oder zu zerblastern.

Cris kniete sich vor das Schloss und brachte das Gerät an. Bevor er die Entschlüsselungssequenz einleitete, warf er einen Seitenblick auf Cheetah. Ihm war durchaus bewusst, dass sie sich ihre eigenen Gedanken zu der ganzen Situation gemacht hatte…

„Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Meisterin Jedi. Ich weiß, was von mir erwartet wird.“

Seine Hände blieben ruhig, als er den elektronischen Dietrich aktivierte, obwohl sein Herz ihm bis zum Hals schlug. Er würde Noa finden. Und wenn er ihren Aufenthaltsort aus Agathon oder seinem Sohn herausquälen musste.


[Naboo, Theed, Einfamilienhausviertel, vor Julian Agathons Haus]- Cris, Cheetah
 
(Jedi – Cheetah)

- Naboo – Theed – Einfamilienhausviertel - vor Julian Agathons Haus – Mit Cris –

Und plötzlich hatten sie eine Spur und so viel mehr. Innerhalb von Sekunden hatten sich das Bild gewandelt. Sie hatten im Dunkeln getappt mit wenigen, sporadisch gestreuten Hinweisen über die sie mehr stolperten als ihnen zu folgen, bis auf einmal jemand das Licht angeknipst hatte und sie den Weg klar vor sich sahen: eine Spur, einen Verdächtigen, ein Motiv. Für Cheetah fühlte es sich genau so an. Sie war sich der Skepsis um sie herum noch bewusst. Tionne Sanders war wie alle normalen Wesen, sie konnte nicht einfach akzeptieren, dass jemand aus ihren eigenen Reihen sie verraten hatte. Es war ein völlig normales Verhalten und es war einer von mehreren Gründe, warum es besser war, dass die Polizistin auf dem Revier blieb. Cheetah wartete, bis Cris Sheldon die Sicherheitsstufe des elektrischen Türmechanismus überwunden hatte. Es war wichtig, dass sie keine Spuren eines Einbruchs im Haus von Captain Agathon hinterließen. Noch hatten sie ihn nicht gefunden und es war möglich, dass er hierher zurück kommen würde. So wie Sheldon bereits zu Sanders gesagt hatte, durfte Agathon nicht frühzeitig erfahren, dass sie ihn durchschaut hatten oder er würde ihnen zuvor kommen und sich absetzen, oder sogar schlimmeres planen.

“Man hat mir gesagt, dass Sie ihr Handwerk verstehen.“

Die Tür öffnete sich beinahe lautlos, als Sheldons geschickter Überbrückungsversuch erfolgreich war, und der Blick in einen dunklen, lang gestreckten Flur eröffnete sich ihnen. Eine Treppe führte hinauf ins obere Geschoss und gleichzeitig hinunter in den Keller. Die Cathar machte den ersten Schritt in das Haus hinein.

“Sieht so aus, als wäre da etwas dran.“

Sagte sie und ihre Augen leuchteten fast gespenstisch, als sie sich halb zu ihm umdrehte.

“Nur eines noch, Lieutenant.“

Er hatte vorhin nicht auf ihre Anspielung reagiert und sie konnte verstehen, warum er es nicht getan hatte. Das änderte jedoch nichts daran, dass er sich darüber bewusst sein musste, aufgrund seiner Verwicklungen mit Noa Cortina emotional beteiligt zu sein. Wenn ihn diese Emotionen dazu trieben, 100% zu geben, dann war Cheetah damit zufrieden. Trieben sie ihn jedoch dazu, irrational zu handeln und die Ermittlungen zu kompromittieren, würde sie ihn ohne Wenn und Aber zurück zum Revier schicken.

“Den Killer zu stoppen ist unsere oberste Priorität. Alles was ich von Ihnen erwarte ist, dass Sie das nicht vergessen.“

Sie öffnete die Tür, die ihr am nächsten war. Ein aufgeräumter Wohnraum präsentierte sich ihnen. Das Zimmer war einfach und nur mit wenigen Möbelstücken eingerichtet. Hier hätte jeder wohnen können. Obwohl es dunkel war, konnte die Cathar uneingeschränkt sehen. Aufgrund der geringen Lichtverhältnisse hatten ihre katzenartigen Augen ihre Pupillen weit geöffnet, eine reflektierende Schicht auf ihrer Netzhaut, die alle Lichtanteile doppelt abbildete, ließ sie selbst aus dem tiefsten Schwarz noch Dinge erkennen, die für das menschliche Auge nicht wahr zu nehmen waren. Es war ruhig in dem einfachen Haus und mit ihm schwieg die gesamte Nachbarschaft. Ebenso leise folgten Cheetah und der Geheimdienstagent dem Wohnraum, der sich mit einer offenen Küche verband. Sie verständigsten sich mit Gesten. Sheldon hatte seine Waffe einsatzbereit. Dass das Haus dunkel war, bedeutete nicht automatisch, dass niemand hier war. Es war Nacht und auch wenn Cheetah nicht vermutete, dass Captain Agathon in seinem Bett lag und schlaf, so war es dennoch möglich, dass sein Sohn Zuhause war, in seinem Bett lag und schlief. Die große Frage war, ob er an den Morden seines Vaters beteiligt war oder nicht. Tionne Sanders hatte den Gedanken angeregt. Cheetah öffnete eine weitere Tür. Sie sah Regale, gestapelte Konserven und einen deaktivierten Reinigungsdroiden.

“Nur eine Abstellkammer.“

Gab sie Entwarnung. Der Rest der Etage war ebenso schnell gesichert. Neben einem Badezimmer befand sich hier nur noch ein leeres Jugendzimmer. Dies war der erste Raum, in dem Bilder an den Wänden hingen: das Gruppenfoto eines Sportvereins, den Theed Lannisters, und Poster von Musikern. Die Bettdecke war bunt bemustert. Cheetah glaubte, einen einheimischen Voorpak unter den Motiven erkennen zu können. Es war eine Mischung aus einem Kinder- und einem Jugendzimmer, die Einrichtung und auch das schmale Bett bestätigten diesen Eindruck, wobei insbesondere die Bettwäsche viel kindlicher wirkte als die Bilder an den Wänden.

“Denken Sie, das könnte das alte Zimmer des verstorbenen Sohnes sein?“

Überlegte Cheetah laut. Sie wusste nicht, wie alt der Junge gewesen war, als er bei dem Unfall ums Leben gekommen war.

“Es sieht aus, als wäre alles so gelassen worden, wie er es vor seinem Tod zurück gelassen hat.“

Sie wandte sich um. Jetzt blieben noch das Obergeschoss und der Keller.

“Teilen wir uns für den Rest auf.“

Schlug sie vor.

“Ich gehe nach oben. Schauen Sie, ob Sie unten etwas finden können?“

Sie setzte den ersten Fuß auf die unterste Treppenstufe. Unter ihr knarrte die Bewegung von Holz so alarmierend laut, das man für einen Moment die Sorge hätte haben können, das gesamte Haus zu wecken… wenn es nicht ohnehin leer gewesen wäre.

- Naboo – Theed – Einfamilienhausviertel - vor Julian Agathons Haus – Mit Cris –
 
- Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Ferienhaus der Trineers - Keller - mit Noa, Dean Gram (verstorben) -

Wie sie wohl war, so ganz privat? Aldridge fand keine Antwort darauf, weil er Noa Chanelle Cortina nicht kannte. Er bezweifelte, das es über mehr, als ein paar freundliche Worte und Momente hinaus gegangen wäre, wenn sie nicht in Jules Fänge geraten wären. Er erinnerte sich nochmal, an ihre erste Begegnung, Noa hatte ihn wie ein Insekt angesehen, als wäre er etwas bizarres. Nein er kannte sie in der Tat nicht, aber eines wusste er, mit jemandem, der so wirkte und war wie er, gab sie sich sicher nicht ab. Aber jetzt musste sie es, und er mochte sie, gegen jede Vernunft, weil da dieses Feuer in ihr loderte, das selbst durch einen Aufenthalt im Kühlfach nicht gelöscht worden war.


„Warum hast du das mit Cris beendet?“


Aldridge hatte eins und eins zusammen gezählt. Sie war nicht gut darin jenem Cris, ihre Gefühle mitzuteilen? Eine existenzelle Schwierigkeit für Beziehungen, zumindest wenn man sie halbherzig anging. Ihm war nicht klar, ob es ihr vor all dem Irrsinn hier klar gewesen war, das ihr dieser Mann, sehr sehr viel bedeutete. Er hoffte für sie, das der erwähnte Cris, ein verständnisvoller Mann war, der sie so nahm wie sie war, sie einfach liebte. Wenn das so war, und sie gegen jede Wahrscheinlichkeit hier raus kommen würden, dann standen die Sterne sicher nicht schlecht für die beiden. Man konnte so viel wieder in Ordnung bringen. Der Werftarbeiter beschloss, das große Grübeln hinter sich zu lassen, das war jetzt und hier doch egal. Er fühlte mit ihr, die Traurigkeit, die sie gerade ausstrahlte, die hatte sie nicht verdient.

„Die Frau heißt übrigens Nicky. Ich hab ihr gesagt was ich für sie fühle, und bin trotzdem nicht besser dran als du. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren, Nicky und ich. Sie und ich, wir haben vor meiner Abreise nach Naboo einen ganz wunderbaren Abend zusammen verbracht, der ziemlich überraschend und blöd endete. Sie konnte mich danach nicht mehr ertragen, und als ich gehen wollte, wollte sie nicht das ichs wirklich tue. Nicole hat sogar geweint. Ich hab sie da nicht mehr verstanden, mir ist es egal, ich liebe sie. Was ich dafür tun würde, um sie wieder zu sehen?“

Aldridge deutete mit einem Nicken auf eine der Kellerwände.


„Ich würde die verdammte Wand da einreissen, wenn ich es könnte. Versprichst du mir was Noa? Wenn wir beide hier wirklich rauskommen, dann gehst du zu ihm, und sagst ihm was du denkst. Gegen dass hier, sind doch alle Schwierigkeiten, die das Leben so bringt, triviale Nichtigkeiten.“

Er hob die Hand so hoch an, wie es ging. Wenn er gekonnt hätte, er hätte sie angehoben. Wow, sie hatte mit dieser einfachen Frage nach Nicky, so viel in ihm ausgelöst.

„Wenn du mir das versprichst, verspreche ich dir, das ich Donnie den Kopf vom dürren Hals trete, sobald ich die Gelegenheit dazu bekomme. Und Jules, ich bin so verdammt wütend, ich weis gar nicht was ich mit ihm anstellen würde...“

Aber jetzt saßen sie hier fest, und die Chancen standen trotz des neuen Optimismusses mehr als schlecht. Aber dieser kleine Funke, der war was.

„Also, nochmal, wenn du es mir anvertrauen magst, wieso bist du nicht mehr mit ihm zusammen?. Und egal was du sagst, merk dir meine Worte, meine schwülstigen, verklärten, kitschigen Worte. Wenn der Mann dich liebt, wird alles gut werden, das meine ich ernst. Es sei denn du hast ihm ein Ohr abgebissen“.

Aldridge zog beide Brauen hoch, bevor ihm ein Schmunzeln entwich.

„Das hast du doch nicht oder?“

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[Naboo, Theed, Einfamilienhausviertel, Julian Agathons Haus]- Cris, Cheetah

Cris verzichtete darauf, dass das Lob wohl weniger ihm galt, als den Entwicklern des elektronischen Dietrichs, der die Sicherheitsvorkehrungen des Hauses mühelos überwunden hatte, sondern ließ der Cathar lediglich ein ernstes Nicken zukommen, mehr gedacht als die Reaktion auf die Worte, die sie noch zusätzlich an ihn gerichtet hatte. Es erstaunte ihn ein wenig, dass die Jedi nicht die Notwendigkeit betonte, den Täter – oder die Täter – lebend in Gewahrsam zu nehmen. Explizit hatte sie nur von der Wichtigkeit gesprochen, ihn oder sie zu stoppen – was eine gewisse Freiheit bei der Wahl der Mittel implizierte.

„Keine Sorge, Meisterin Jedi. Ich weiß, wie viel auf dem Spiel steht… nicht nur für einzelne Personen.“

Ob mit oder ohne Noa, Agathon war eine Gefahr für ganz Theed, sollte die Jedi in ihrem Verdacht richtig liegen. Ein hochrangiger Polizist, der vor Kummer wahnsinnig geworden war und das Gefühl hatte, sich an unbescholtenen Bürgern, seinen Kollegen und sogar Jedi rächen zu müssen? Je schneller er aus dem Verkehr gezogen wurde, desto besser. Doch Cris wusste auch, dass er sich nicht zu übertriebenen Handlungen verleiten lassen durfte, so sehr ihn die Bilder Noas vor seinem inneren Auge auch zur Eile anmahnten. Er war Zeuge gewesen, wie Agathon durch seine Präparierung der Dyson-Privatschule einen weiteren Polizisten ermordet hatte. Die Eile, die Hast seiner Gegner war der größte Verbündete dieses Mannes.

So versuchte der ehemalige Sturmtruppler bei jeder Tür darauf zu achten, ob ihm verräterische Mechanismen auffielen – Sensoren etwa, Bodenplatten oder krude Stolperdrähte. Die Finesse der ausgelegten Fallen hatte stark variiert, von den Selbstschussanlagen bis hin zu den ausgesetzten Kristallschlangen. Vielleicht noch ein Indiz dafür, dass Agathon wenig professionelle Hilfe von seinem Sohn gehabt hatte?

Sein eigenes Haus jedenfalls hatte Agathon nicht präpariert – so er denn tatsächlich der Täter war – denn Cris konnte nichts verdächtiges finden und er und Cheetah hatten keinerlei böse Überraschungen erlebt, als sie schließlich mit dem Durchsuchen der ersten Etage fertig waren. Alleine das offenbar von einer jüngeren Person bewohnte Zimmer hatten ihnen ein kleines Rätsel aufgegeben – wenn auch keines, das unmittelbar mit der Lösung des Falles zu tun hatte. Wenn es sich tatsächlich um das ehemalige Zimmer des toten Sohnes handelte, dann war es ein echt unheimlicher Totenschrein, der einen beunruhigenden Blick auf die Psyche Agathons erlaubte.

„Vielleicht. Sein anderer Sohn scheint mir zu alt für derartige Einrichtung.“

Doch über diese Frage würden sich andere Gedanken machen müssen – oder niemand, wenn sie keine Beweise für Agathons Verwicklung in die Mordserie fanden. In dem Fall waren sie nie hier gewesen.

Cris quittierte Cheetahs Vorschlag, sich zur Durchsuchung des Obergeschosses und des Kellers zu trennen, mit einem leichten Nicken und orientierte sich sogleich in Richtung der Treppe, die weiter nach unten führte. Dort wurde er jedoch überraschend gestoppt – die Tür in den Keller war durch ein weiteres Schloss gesichert, eines, das anscheinend sogar einem höheren Standard entsprach als jenes, dass die Außentür gesichert hatte. Er runzelte die Stirn, als er erneut den elektronischen Dietrich hervorholte. Eine solche Sicherung des Kellers konnte verschiedene Gründe haben – vielleicht bewahrte Agathon dort seine sündhaft teure Wein- oder Whiskeysammlung auf, oder Werkzeuge, über die sein Sohn nicht hatte stolpern sollen. Vielleicht lag hinter der massiven Tür auch eine Art bizarrer Hobbykeller, der Cris mehr über den Polizisten verriet, als er je hätte erfahren wollen. Oder aber in diesem Keller fanden sich endlich die ersten handfesten Spuren…

Der Dietrich brauchte lange, bis schließlich ein grünes Lämpchen aufleuchtete und ein gedämpfter Piepton zu verstehen gab, dass die Tür jetzt entriegelt war. Mit einem mulmigen Gefühl tauschte Cris den Dietrich wieder gegen seine Waffe und aktivierte mit einer Bewegung seines Daumens die an den Lauf montierte Lampe. Er glaubte nicht, hier jemanden vorzufinden, den das Licht hätte alarmieren können.

Langsam öffnete er die Tür und bemerkte sofort den unangenehmen Geruch, der in der Luft lag. Die Gegenstände, die vom Schein seiner Lampe erhellt wurden, warfen schaurige Schatten an die Wand und erst nach und nach war Cris in der Lage, sie zu identifizieren. Da war zunächst ein Stuhl, in der Mitte des Raumes – an und für sich nichts ungewöhnliches, doch näheres Hinsehen offenbarte die Schlaufen auf den Lehnen, dazu erdacht, eine humanoide Person auf eben diesen Stuhl fesseln zu können. Und dann war da die dunkle, fast schwarze Flüssigkeit, deren Spuren überall um diesen Stuhl herum zu finden waren. Cris‘ Nackenhaare stellten sich zu Berge. Blut… Fast hatte er das Gefühl, als wäre er in den Verhörraum einer Zelle des imperialen Geheimdienstes gestolpert.

Einem Impuls folgend riss er plötzlich seine Waffe hoch und leuchtete die Decke ab, in Erwartung, dort eine Überwachungskamera oder eine weitere Selbstschussanlage zu finden, irgendetwas, womit Agathon gewährleistete, jeden, der sein kleines Geheimnis ergründete, sofort zum Schweigen zu bringen. Doch er fand nichts. Jules Agathon hatte sich in seinem Haus vollkommen sicher gefühlt. Cris erkannte die Materialien, mit denen die Wände ausgekleidet waren. Schallisoliert. Kein Laut, kein Schrei wäre durch sie oder die schwere Tür entkommen. Er spürte, wie ihm übel wurde. War Noa hier gewesen? Hatte sie auf diesem Stuhl gesessen? War etwas von dem Blut zu seinen Füßen ihres? Hatte sie geschrien, ohne dass jemand je ihre Schreie hätte hören können?

All seine Abgeklärtheit schien den Geheimagenten verlassen zu haben, als er sich leicht zitternd weiter in die Mitte des Raumes vorwagte. All seine Erfahrungen im Kampf gegen das Imperium schien ihm hier nichts zu nützen – denn all die Brutalität, die die Imperialen an den Tag legten, immer hatte zumindest der Funke eines rationalen Gedankens hinter ihr gestanden. Der Erhalt von Macht, wirtschaftliche Interessen… doch nicht hier. Hier war nur der Wahnsinn. Entfesselter Wahnsinn.

Der Lichtkegel erhellte eine Anrichte neben dem Stuhl, auf dem einige kleine Gegenstände sorgsam drapiert worden waren. Ohrringe, Ketten… persönliche Wertgegenstände, die aller Wahrscheinlichkeit nicht Agathon oder seinem Sohn gehört hatten. Ein Gegenstand fiel Cris besonders auf – eine vergoldete, altmodische Uhr, vermutlich sündhaft teuer. Er nahm sie in die Hand, um sie genauer zu untersuchen, darauf bedacht, keine möglichen Spuren zu verwischen. Auf der Rückseite war deutlich eine Gravur zu erkennen: Y.A. Yacob Astor. Cris‘ Knie wurden weich und er musste sich zusammenreißen, um auf den Beinen zu bleiben.

Agathon war der Mörder. Der Entführer. Der Mann, der die Frau in seiner Gewalt hatte, für die Cris es mit einer ganzen Legion Sturmtruppen bereit war aufzunehmen.

Dieser Gedanke reichte – und Schock wandelte sich in Entschlossenheit. Seine rechte Hand verkrampfte sich so sehr um den Griff seiner Waffe, dass es schmerzte. Die Würfel waren gefallen, die letzten Karten lagen auf dem Tisch.

Agathon war des Todes.

[Naboo, Theed, Einfamilienhausviertel, Julian Agathons Haus, Keller]- Cris
 
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Wo war die Zeit hin, die sie miteinander verbracht hatten? Warum musste alles so schnell vorbei gewesen sein? Es gab nur wenige Zustände, die Noa Chanelle Cortina eingestanden hätte nicht händeln zu können. Liebeskummer war ganz eindeutig einer davon. Nichts fühlte sich endgültiger und schmerzvoller an als eine Person zu vermissen, von der man wusste, dass sie nicht mehr zurück kommen würde. In ihren noch jungen Jahren hatte Noa bereits wegen einer ganzen Reihe von Männern Tränen vergossen. Sie hatte geweint, weil Yosef sie trotz aller Beteuerungen immer wieder betrogen hatte, hatte nächtelang wach gelegen, weil Jerome nach einem Streit mal wieder nicht nach Hause gekommen war und sich ihren Kummer bei ihrer besten Freundin von der Seele geredet, als der coole Typ mit dem Nietenhalsband, den sie in der Disco kennen gelernt hatte, sich nicht wie versprochen bei ihr gemeldet hatte. Doch alles das schien in der Retrospektive nicht mehr ganz so schlimm, nicht wenn sie die Ereignisse verglich mit ihrem Versagen Cris gegenüber. Das war der Mann den sie hätte halten sollen und obwohl ihr dies bewusst gewesen war, hatte sie ihn von sich gestoßen: weil sie Angst gehabt hatte, weil sie nur an sich gedacht hatte und weil sie schlicht unreif gewesen war und dumm. Vor allem dumm.

"Das mit Cris und mir hat aus vielen Gründen nicht geklappt."

Es vor sich einzugestehen war die eine Sache und schon schwer genug, ihr Versagen vor anderen laut zuzugeben ein Ding der Unmöglichkeit. Noa presste ihre Lippen aufeinander. In welcher perfekten Galaxis würde Cris ihr verzeihen und sie zurück nehmen? Er hatte sie gebraucht und sie, der einzige Mensch den er hatte, hatte ihn in seiner vielleicht schwierigsten Stunde zurück gewiesen. Wäre sie er, sie würde niemals mehr auch nur ein Wort mit sich reden.

"Und nein, seine Ohren hat er beide noch."

Sie versuchte zu lächeln und es gelang ihr zaghaft.

"Allerdings habe ich mal eine Blumenvase nach ihm geworfen."

Das war noch gewesen, bevor sie überhaupt ein Paar gewesen waren, und sie hatte zum Glück nicht getroffen.

"Deine Nicky hatte es da sicher einfacher mit dir."

Sie sah Aldridge nachdenklich an, während sie sich versuchte vorzustellen, auf welchen Typ Frau er wohl stand. Wenn es mit ihr nichts geworden war, trotz dass er ihr seine Gefühle gestanden hatte, dann hatte sie sich ihm gegenüber wohl ähnlich dämlich verhalten wie Noa in ihrer eigenen unverzeihlichen Situation. Sie sah Cris' traurigen Blick vor sich, den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen der sich weigerte das Aus zu akzeptieren, und fühlte mit Aldridge mit. Fast hatte sie das Gefühl, sich an Nickys Stelle bei ihm entschuldigen zu müssen. Sie wünschte sich und ihm, dass sie beide die Gelegenheit zu einer zweiten Chance bekommen würden und sie hoffte inständig, dass sie dann stark genug sein würde, Cris um Verzeihung zu bitten. Hier und jetzt war sie bereit, alles für ihn zu tun.

"Ich habe ihm mal gesagt, er solle mir nichts versprechen, das er nicht halten kann."

Noa konnte Aldridge nicht und er sie nicht. Sie wusste nicht, was für ein Mensch er war, wie er aufgewachsen war, was er schätzte und wovor er sich fürchtete, oder wovon er träumte. Jedoch wusste sie, ganz ohne seine Gedanken lesen zu können, das er keinen Menschen würde töten wollen. Sein Versprechen, Donnie Agathon den Kopf von seinem Hals zu treten, war ein leeres.

"Und ich werde es im Gegenzug auch nicht tun."

Eine Schwere lag auf Noa. Sie würde sterben in dem Wissen, dass sie ihren größten Fehler über den Tod hinaus bereuen würde, oder leben und sich der Herausforderung stellen müssen, alles besser zu machen. Aldridges Frage hatte sie damit noch nicht beantwortet. Sie konnte die letzte Hürde, sich ihm anzuvertrauen, nicht überwinden. Das hier war kein Moment, der Schwäche duldete. Wenn sie überleben wollte, musste sie stark sein.

"Aber... danke... für deinen Aufmunterungsversuch."

Ob es nur das gewesen war, oder es ihm tatsächlich ernst gewesen war mit dem was er gesagt hatte, wusste Noa nicht. Vielleicht glaubte Aldridge wirklich, alles ließe sich wieder richten, wenn man sich nur liebte, oder aber er musste es um seiner selbst willen glauben, damit er fest halten konnte an sich und seiner Nicky.

- Naboo - Theed - Stadtrand - Ferienhaus der Trineers - Keller - mit Aldridge -
 
(Jedi – Cheetah)

- Naboo – Theed – Einfamilienhausviertel - Julian Agathons Haus– Obergeschoss –

Das Schlafzimmer war das eines Mannes, der seit Jahren gewohnt war, alleine zu schlafen und wie schon in dem Wohnraum im Erdgeschoss, kam Cheetah die Möblierung und Dekoration kahl und spartanisch vor. Im direkten Vergleich mit dem Zuhause der Trineers wirkte Agathons Haus beinahe lieblos, und kühl. Es handelte es sich also nicht unbedingt um ein kulturelles Merkmal. Die Jedi hatte die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen – und sie hatte dies tatsächlich vermehrt bei Menschen beobachtet – zu sehr an materielle Gegenstände hingen und um deren Verlust fürchteten. Es war eine Angewohnheit, die die Jedi lernten abzulegen. Besitz war vergänglich, man band sich nicht daran. Je weniger man besaß, desto weniger konnte man verlieren und desto weniger lief man Gefahr, sich in zu starken Emotionen wieder zu finden. Cheetah durchquerte den Raum zu dem einfachen Kleiderschrank hin und öffnete diesen. Ordentliche Hemden waren in Reih und Glied aufgehängt, daneben die Hosen auf speziellen Bügeln und ganz rechts zwei frische Uniformen mit den Abzeichen eines Captains über der Brusttasche. Nichts ließ darauf schließen, dass hier irgendetwas ungewöhnlich war und genau das behagte der Jedi nicht. Sie schloss den Schrank wieder und ihr Blick wanderte zu der Nachtkonsole, wo ein Datenblock lag. Eine Auswahl von Theeds Tageszeitungen und News-Tickern flimmerte über das Display, als sie ihn aktivierte – eine harmlose, weit verbreitete Nachtlektüre, vor allem für einen gebildeten Mann, der im öffentlichen Dienst arbeitete und schon von Berufs wegen informiert bleiben musste. Draußen vor dem Fenster schwankten die Äste eines Baumes in melancholicher Eintracht im Wind, als Cheetah auch den Datenblock wieder zurück legte. Das Obergeschoss barg noch zwei weitere Zimmer. Eines davon war ein geräumiges Badezimmer, in dem anderen vermutete sie das Zimmer des erwachsenen Sohns, der mit Agathon lebte. Als sie die Tür öffnete, sah sie jedoch, dass diese Vermutung falsch war. Die Jedi betrat ein Büro. Von allen Räumen im Haus, abgesehen von dem Kinderzimmer im Erdgeschoss, war dieser der mit Abstand lebendigste. Der Schreibtisch war übersäht mit Unterlagen. Eingerahmte Urkunden und Zertifikate schmückten die Wände und über der Rückenlehne des ledernen Bürostuhls hing eine Jacke. Sorgfältig sah Cheetah sich um. Die Fotos auf der Anrichte unter dem Fenster waren nicht zu übersehen. Es waren sich bewegende Holo-Porträts, die einen jungen Mann zeigten. Sein kantiges Gesicht lachte in die Kamera, Sonnenlicht fiel in seine blonden Haare. Ein weiteres Bild zeigte ihn in eine Uniform gekleidet, in stolzer Haltung vor einem Streifenfahrzeug des TPD stehen, und wieder ein anderes an der Seite eines Mannes, der ihm überraschend ähnlich sah: Jules Agathon. Cheetah hob einen weiteren Rahmen hoch. Diesmal war der junge Mann ein Kind, das lachend neben seinem Vater auf einer Bank saß, einen Grav Ball in der Hand. Die Motive variierten, doch die abgelichteten Personen blieben die selben. Jules und sein Sohn.

Im Schreibtisch fand sie Rechnungen, private Unterlagen über Versicherungen und Kaufverträge und Inspektionsbelege eines privaten Gleiters. Die unterste Schublade des Schreibtischs jedoch war abgeschlossen und Cheetah hätte nur zu gerne gewusst, was sich darin befand. Sie warf noch einen Blick zurück auf den Schrein, den Jules Agathon um seinen verstorbenen Sohn errichtet hatte. Das von draußen, von einer Straßenlaterne durch das Fenster hinein fallende Licht warf einen gespenstischen Schein auf die Gesichter auf den Bildern. Die Jedi wandte sich ab. Sie befürchtete, dass der Polizist und sein Motiv weitaus komplexer war, als sie vermuteten.

“Lieutenant?“

Sie war die Treppe wieder hinunter gestiegen und rief mit gedämpfter Stimme in den Keller hinunter. Die Antwort des Agenten klang belegt und Cheetah folgte ihm die letzten Stufen hinunter. Dort blieb ihr fast der Atem stehen. Er war fündig geworden, und mehr als das. Hätte sie zu diesem Zeitpunkt noch irgendeinen Zweifel an Agathons Verwicklungen in die Mordserie gehabt, so wären sie in diesem Moment allesamt ausgelöscht worden. Das Blut auf dem Fußboden belegte dies, und die Armbanduhr, die Cris Sheldon ihr wortlos hin hielt. In ihre Rückseite waren zwei Buchstaben eingraviert, Initialen. Es waren die von Yacob Astor.

“Scheint so, als hätten wir die Beweise, um die Detective Sanders gebeten hat.“

Sagte Cheetah leise. Obwohl sie alleine waren, war dies kein Ort, an dem man das Gefühl hatte, seine Stimme erheben zu können. Genau das aber führte zu einem spannenden Gedanken. Wenn er nicht hier war, wo war Agathon dann?

“Im Obergeschoss ist ein Büro. Kann Ihr Dietrich auch die Schlösser von Schubladenfächern überbrücken?“

Sie sah sich um und ließ ihren Blick über die scheinbar wahllosen Gegenstände schweifen, die auf einer Anrichte lagen. Trophäen, wenn sie es richtig einschätzte. Astors Uhr musste bei diesen Dingen gelegen haben.

“Fällt Ihnen abgesehen von der Uhr sonst noch etwas auf, Lieutenant?“

Wollte sie wissen und eine mitfühlende Note lag in ihrer rauen Stimme.

“Irgendetwas, das Ihnen bekannt vorkommt?“

- Naboo – Theed – Einfamilienhausviertel - Julian Agathons Haus– Keller – Mit Cris –
 
- Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Ferienhaus der Trineers - Keller - mit Noa, (Dean Gram, verstorben) -
Noa hatte sich mit ihrer Antwort sehr zurück gehalten. Aldrdige nahm es ihr nicht übel. Für ein paar Momente, da hatte sie gewirkt, als wäre sie gedanklich ganz weit weg gewesen. So weit weg, wie vor ein paar Stunden, in der engen Abstellkammer, zum Glück allerdings nicht. Was das wohl für ein Mann war, der so eine Frau wie sie erobern und auch noch gehalten hatte? Entweder ein mutiger Teufelskerl, oder aber ein sehr geduldiger Mann. Oder eine Mischung aus beidem? Aldridge rügte sich für diese ignoranten Gedanken, er kannte sie nicht. So wie sie gerade war, das sagte nichts über sie aus. Er flennte ja normalerweise auch nicht die ganze Zeit, um dann irre zu werden, um sich dann zum sterben hinlegen zu wollen. Hier war gar nichts normal. Er war wie sie entführt worden, genau wie sie, vom besten Freund seiner Mutter. Und der verging sich gerade an eben dieser, fasste sie an, fügte ihr ......... Aldridge kniff die Augen zusammen und verdrängte das, hier und jetzt, er musste mit den Gedanken und einfach allem. Das klappern der Handschellen, mit denen Noa so lang gefesselt war, lenkte ihn ab. Sie zitterte noch immer, schien das aber entweder nicht zu bemerken, oder ignorierte es. Er schwieg darüber, damit sie ihn nicht wieder anschnauzte, aber er fand das Noa nur noch erbärmlich aussah. Und das obwohl sie, seitdem sie aus der Kühleinheit entlassen worden war, sehr viel lebendiger wirkte. Aldridge erinnerte sich kurz daran, das er wohl kaum besser aussah. Er bewegte sich gerade nicht viel, weswegen sich das brennen und die pumpenden Schmerzen, in seiner Brust aushalten ließen. Würde ihn da jemand berühren, er würde die Wände hoch gehen. Sein zerschlagenes Gesicht, war indessen kein Thema, das kannte er. Aldridge musste auf einmal würgen, als er das erste Mal wieder richtig tief einatmete. Er saß in einer Wolke aus Metallduft. Als ihm dieser Geruch das erste mal in die Nase gestiegen war, war ihm auch fürchterlich schlecht geworden damals auf dem Spielfeld. Aldridge schaffte es, nur innerlich zu lächeln, als er für einen Moment zurück ins Lannister Stadion zurückkehrte. Damals, als Rookie, war er mit Quro Nightis, dem gewaltigen Fronter der Shaaks zusammen gestoßen. Während der Gungan sich nur ein paar Prellungen einkassiert hatte, hatte er sich die Nase und das Jochbein gebrochen. Und trotz all dem, war es einer der schönsten Tage in seinem Leben geworden, und das obwohl er seine originale Nase eingebüßt hatte. Er verband diesen Tag seit jeher nicht mit den Schmerzen die er erlitten hatte, sondern mit dem Zusammenhalt, den seine Familie gezeigt hatte. Während sein Vater sich nach dem Spiel mit dem Referee gestritten hatte, war Miranda zu der Kabine der Shaaks gestürmt. Der kleine knuffige Giftzwerg hatte laut Nicky, wie wild an die Tür geklopft, und eine Entschuldigung von Nightis gefordert. Die einzige, die direkt bei ihm geblieben war, das war seine Mutter gewesen. Ganz leise hatte sie ihn gefragt, ob es sehr sehr weh getan hatte. Er hatte noch leiser zurück geflüstert, das es sehr sehr sehr weh tat. Beide hatten sich dann schmunzelt darauf geeignet, das er ein total harter Kerl sei.

"Lass uns ein Spiel spielen Noa."

Rutschte es ihm raus, als die letzten Erinnerungen an diesen Tag, mit der Zeltron Lorelei verblassten. Die extrem attraktive Medizinstudentin hatte ihm damals das Nasenbein gerichtet, ein paar Dates später noch ganz andere Dinge. Geliebt hatte er sie nicht, sie ihn auch nicht - trotzdem super.

"Wenn du jetzt die Macht hättest, für nur fünf Minuten woanders zu sein, wo wärest du jetzt ? Was würdest du tun?"

Obwohl ihm extrem warm war, fröstelte es Aldridge jetzt kräftig. Er war wieder gänzlich in der Realität. Er war im Keller, wie Noa, und beiden drohte weitere Folter und der Tod, während seine Mutter gerade.....

"Komm mach mit, auch wenn es albern ist. Wo wärest du gern, und was würdest du tun ? Wie würdest du deine fünf Minuten nutzen ?".

Aldridge war klar, das er durchaus wieder einen ruppigen Spruch mit bekommen konnte. Egal, im schlechtesten Fall, da zog er Noa eben auf diese Weise in andere Gedanken. Im Idealfall, lies sie sich auf das Spiel ein. Donnie würde sicher jeden Moment zurück kommen, und dann ging der Wahnsinn ohnehin weiter. Sie sollte für ein paar Momente entkommen, so wie er ins Lannister Stadion entkommen war . Er gönnte es ihr von Herzen.

"Ganz ehrlich ? Ich würde ganz aktuell meine fünf Minuten auf dem Klo verbringen. Gott du glaubst nicht wie ich pinkeln muss!".

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Der Typ hatte vielleicht Nerven, ihr zu erzählen wie dringend er pinkeln musste. Noa saß auf ihren Beinen, die Oberschenkel fest aneinander gepresst. Sie musste auch dringend und hätte liebend gerne an etwas anderes gedacht, aber Aldridge half ihr nicht gerade dabei, sie abzulenken. Sie versuchte sich auf seine Frage zu konzentrieren. Es war eigentlich ein bescheuertes Spiel. Noa wäre es recht überall zu sein, hauptsache nicht hier. Naboo, Lianna, Coruscant, ganz egal, so lange sie weit weg war von Agathon und seinem minderbemittelten Sohn. Jedes Mal wenn der den Mund aufmachte kam nur Schwachsinn raus. Das Gefährliche an ihm war, dass er alles tat wozu sein Vater ihn beorderte. Er war Jules' Marionette und wenn er seine Andeutungen wahr machen wollte, würde er noch versuchen sich an Noa zu vergreifen. Allein wie er sie immer ansah brachte sie fast zum Würgen.

"Mon Calamari."

Sagte sie ohne Umschweife. Ohne dass sie hätte überlegen müssen, wusste sie, dass das ihre Antwort war.

"Ich bin mal mit Cris dort gewesen. Es war ein schöner, sonniger Tag und wir haben eine Bootsfahrt gemacht."

Von der wenigen Zeit, die sie überhaupt miteinander verbracht hatten, war dieses Erlebnis die wohl schönste Erinnerung, die Noa an Cris hatte. Es waren ein paar Stunden der Leichtigkeit gewesen und wenn sie könnte, würde sie sie noch einmal erleben wollen. Sie würde Cris umarmen und nie wieder los lassen, ihn nie wieder gehen lassen. Fehler waren dazu da, dass man aus ihnen lernte und sie nicht wiederholte.

"Wenn ich könnte, dann wäre das meine Wahl."

Aber sie konnte nicht, denn es war nur ein Spiel und Noa hatte noch immer Hunger, musste noch immer auf's Klo und ihr war noch immer kalt. Eine andere, viel spannendere Frage schoss ihr durch den Kopf: Wenn sie eines dieser drei Probleme abstellen könnte, welches wäre es?

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Deanna saß auf der Bettkannte, und rang mit sich, nicht in Tränen aus zu brechen. Sie hatte nicht gelogen, als sie gesagt hatte, das sie keine Angst vor ihm hatte. Doch das was hier eben passiert war, hatte sie an ihre emotionalen Grenzen gebracht. Er hatte sie entblöst, jede körperliche Grenze überschritten, sie sadistisch an der Nase herum geführt. Und dennoch, sie schaffte es nicht zusammen zu brechen, denn das hätte ihm mehr Lust verschafft, als sich schnöde körperlich an ihr zu vergehen. Und ein Gutes hatte das alles, tiefer konnte sie nicht mehr fallen, zudem hatte sie Jules jetzt genug Zucker gegeben.


„Was sind deine Vorlieben?“

„Beim Essen?“

Sie wusste genau, worauf er sie ansprach, und sie wunderte sich darüber, das er nicht einmal den Mum hatte, ihm seine kompromitierenden Fragen frei heraus zu stellen. Sie saß nackt und den Tränen nahe vor ihm, er hatte bekommen, was er wollte. Wieso diese falsche Schüchternheit.

„Du bist so lange mit diesem Idioten zusammen, euer Liebesleben, das muss doch stinklangweilig sein, oder richtig schmutzig.“

„Jules du weist doch alles über mich, wirklich alles.“


Machte sie einen letzten müden Versuch, ihn doch noch irgendwie von diesem Spiel ab zu bringen.

„Darf ich dir eine Frage stellen, bevor ich dir deine beantworte.“

„Nur eine.“

„Was hast du seit jeher, gegen Graham?“


„ Ich kann ihn blos ganzheitlich nicht leiden, Liebes. Dieser hypersanfte politisch immer korrekte Waschlappen, hat mich seitdem ich ihn kenne genervt. Aber jetzt bin ich an der Reihe, und ich schwöre dir, ich merke es wenn du lügst. Also, erzähl mir von deinen Vorlieben.“

Deanna seufzte und gab ihm die erhofften Details. Jules saugte jedes ihrer Worte auf, gab aber wie von ihr erwartet dieses Thema sehr schnell auf. Er hatte sie beschämen wollen, und es war ihm nicht geglückt. Ihr war nicht klar, wieso er speziell dieses Thema gewählt hatte. Sie waren seit ihrer Jugend Freunde, er kannte all ihre Angriffsflächen, ihre Sexualität, war keine davon. Natürlich! Deanna setzte sich auf der Bettkannte zurecht, und versuchte trotzdem sie gerade die Erkenntnis ereilt hatte, keine Miene zu verziehen. Er war ihr gegenüber unsicher! Warum sonnst, musste er sich durch so klassische Themen tasten? Sie waren beide Polizisten, sie wussten beide, woran Frauen, die in ähnlich abscheulichen Szenen gesteckt hatten wie sie, scheiterten, emotional und körperlich. Deanna schwor sich, sich emotional niemals wieder so weit wie eben, von ihm treiben und verletzen zu lassen. Nein, das würde nicht mehr passieren...so lange, wie ihr niemals im Zweifelsfall dauern würde. Jules war unsicher, das war gut, sehr gut!


„Ich bin gütig Deanna, ich halte mein Versprechen.“

Sprach er gönnerhaft, stand auf und riss sie Schranktüren des großen massiven Kleiderschrankes auf. Deanna warf einen Blick auf ihre Uniform, vielleicht hatte sie sie das letzte mal abgelegt.


„Wieso darf ich nicht meine alten Sachen wieder anziehen Jules. Das würde mir genügen.“


„Na ich hab dich nicht vergewaltigt, das wirst du den jungen Leuten im Keller natürlich erzählen. Ich will, das sie zumindest an deiner Version zweifeln. Es macht ja gar keinen Sinn, das du unberührt sein sollst, wenn du doch mit neuer Kleidung wieder kommst.“

Er reichte ihr Unterwäsche, die Deanna sofort anzog, Jules ergötzte sich an der Eiligkeit, die sie dabei an den Tag legte. Sollte er doch, ihr war es gerade egal, das sie sein Spiel mitmachen musste. Sie war nicht mehr ganz nackt, das war alles was zählte. Der rechte vordere Bettpfosten knarrte bedrohlich, als sie sich auf der Bettkannte zurecht rückte. Graham hatte ihn noch im letzten Urlaub hier reparieren wollen. Sie vermisste ihn so schrecklich.

„Zu meiner nächsten Frage. Du hast mir nie gesagt, was damals passiert ist, als du die Nacht bei Elise und mir auf dem Sofa verbracht hast.“

Jules hatte gelernt, und nutzte nun wirklich Angriffsflächen, die wirklich vorhanden waren. Jules sprach einen der schwärzesten Momente ihrer Beziehung an.

„ Ich bin damals kurzzeitig schwanger gewesen, hatte es aber keinem gesagt, nichtmal Graham. Es war einfach so früh weist du? Ich wollte ganz sicher sein, bevor ich es ihm sage. Ich hab in meinem jugendlichen Leichtsinn auch nicht im Traum daran gedacht, den Dienst so früh wie möglich zu quittieren. Tja und dann kam diese Sache mit dieser Coruscanti, weist du noch?“


Es war ihr nicht möglich, Jules emotionale Regungen zu lesen, säße sie gerade nicht vor seinem mörderischen Zerrbild, sie hätte ganz sicher gesagt, das er gerade betroffen wirkte.

„Das Miststück, das wir wegen Diebstahles einkassiert haben?“


Miststück, was für eine passende Bezeichnung. Die Festnahme, war in einer sinnlosen Rangelei geendet. Deanna hatte den Kampf ausfechten müssen, nein eigentlich wollen, um Jules potentiellen Ärger zu ersparen. Es gab genug Frauen, die gnadenlos logen, und schlimme Dinge behaupteten um männliche Polizisten in Schwierigkeiten zu bringen.


„Genau die. Naja am Ende dieses Tages war ich dann nicht mehr schwanger. Zum Glück war ich extrem früh dran, so hatte ich keine Probleme danach, und musste mir den Verlust von meinem Arzt bestätigen lassen. Ich bin dann zu Graham gegangen.“

Sie musste kurz inne halten. Es tat ihr immer noch schrecklich weh, wenn sie an diese Momente dachte. Sie sah ihn wieder vor sich, ihren viel zu guten Mann, wie er mit klein Aldridge auf dem Arm vor ihr stand und....

„Ich wollte das er wütend auf mich ist, ich wollte das er mich anbrüllt und mich verstößt, weil ich so dumm und ignorant gewesen war. Und was hat er gemacht? Er hat es mir einfach vergeben, und sich um mich gesorgt. Er wollte mich trösten, und ich war wütend deswegen, denn ich hatte keinen Trost verdient. Ich konnte das nicht ertragen, deswegen habe ich die Nacht bei dir verbracht.“


Deanna sagte nichts mehr, sah ihm stattdessen in die Augen, und konzentrierte sich aufs wesentliche. Das saß eine junge Frau (Noa) im Keller, die aufgewärmt werden musste, und sie wollte...
.

„Ich denke meine Neugierde ist gesättigt. Und weil du meine Freundin bist, werde ich dir sagen, wie das alles hier enden wird. Du wirst morgen früh als Erste sterben, ich werde dich im Solleu ertränken, vielleicht erschlage ich dich auch, bevor ich dich in den Fluß werfe, das weis ich noch nicht. Verschwende bitte deine Energien nicht Deanna, du kommst aus der Nummer nicht mehr heraus.“

Gänsehaut jagte ihr über den Rücken, als ihr bewusst wurde, das er es absolut ernst meinte. Und sie hatte trotzdem nicht vor die Segel zu streichen!

„Ich kann dir eine Lösung anbieten, für alles. Du und ich und Donnie, wir nehmen unsere Sachen, verlassen dieses Haus, dann fliegen wir zum Raumhafen. Wir beschlagnahmen dort eine Yacht, und verlassen den Planeten. Du hast mich als Geisel, und niemand wird das Feuer auf dich eröffnen. Was meinst du?“


Jules schmunzelte und schüttelte den Kopf.

„Du weist, das eine interplanetare Fahndung in Gang gebracht werden würde, vielleicht würde man mir sogar das Militär hinterher jagen.“


Deanna sah ihre Felle schwimmen, als er ihren Köder nicht annahm, da konnte sie ihm auch die Warheit vor den Kopf schmettern.


„Jules, du wirst ohnehin scheitern, wenn ich wirklich sterben muss, dann werde ich leider nicht die Gelegenheit kriegen, aber du wirst zur Strecke gebracht werden. Vielleicht sogar sehr bald, da ist eine Jedi da draußen, weist du? Und Mister Sheldon ist auch nicht dumm. Und gute Güte! Das TPD wird auch bald eins und eins zusammen ziehen. DU BIST AM ARSCH!“


Sein Lachen durchschnitt die Luft wie ein Messer, als er aufsprang, ausholte, und ihr mit der Faust aufs Auge schlug. Deanna biss sich auf die Zähne, als der Schmerz sich von ihrer Augenhöhle, auf ihren Kopf ausbreitete.

"Damit die Kinder noch weniger überzeugt sind, von deiner Version! Ich würde ganz gerne meinen Ruf, als herrlich böser Onkel zu gelten, behalten. Ach wo wir eben beim Thema Arsch waren! Ich glaube du brauchst ein paar Klamotten für deinen?"


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[Naboo, Theed, Einfamilienhausviertel, Julian Agathons Haus, Keller]- Cris

Nachdem er Cheetah mit rauer Stimme zu sich gerufen hatte, verstaute Cris seine Waffe wieder in ihrem Holster und zückte stattdessen sein Comlink, um mit dessen Aufzeichnungsfunktion zumindest rudimentäre Aufzeichnungen des Tatorts – denn um genau das handelte es sich bei diesem Keller – anzufertigen. Die Spurensicherung des TPD war vermutlich um einiges besser ausgerüstet, um diesen Ort zu katalogisieren, doch noch glaubte Cris nicht, dass es weise war, die Polizei von Theed zu alarmieren. Sanders konnte womöglich informiert werden – doch ihr und ihrem Revier war explizit die Verantwortung für diesen Fall entzogen worden. Und wer wusste schon, welche Verbündeten Agathon in den höheren Rängen der Polizei haben mochte? Für den Moment vertraute Cris niemandem, der länger als er und die Jedi an diesem Fall gesessen hatte. Grausige Abgründe hatten sich aufgetan – und das ausgerechnet im idyllischen Theed.

„Bei einem elektronischen Schloss müsste es funktionieren…“, antwortete er tonlos auf die Frage der Cathar nach der Eignung seines Dietrichs zur Überwindung eines Schlosses am Schreibtisch des Mörders und Entführers. Unterdessen fing die Kamera seines Comlinks die angesammelten Gegenstände auf der Anrichte neben dem Stuhl auf, wo er auch Yacob Astors Uhr gefunden hatte. Habseligkeiten der diversen Opfer Agathons – warum er sie hier, in seinem eigenen Keller, aufbewahrte und nicht schleunigst vernichtet hatte, musste wohl ein Rätsel bleiben. Waren es am Ende die kranken Trophäen eines Jägers, der sich auf ganz spezielle „Beute“ versteift hatte?

Cheetahs Frage danach, ob er einen der Gegenstände erkannte, sorgte dafür, dass sich Cris‘ Nackenhaare leicht sträubten. Sofort warf er einen weiteren Blick auf das Sammelsurium – doch fand nichts.

„Nein, nichts…“

Zweifellos hatte die Cathar auf einen Wertgegenstand Noas angespielt. Das einzige Schmuckstück allerdings, das er sie je hatte tragen sehen, war jene Kette gewesen, die er ihr selbst geschenkt hatte – und diese wäre ihm sofort aufgefallen. Ob sie sie überhaupt noch trug? Oder sie achtlos irgendwo unter ihren sonstigen Besitztümern verstaut hatte – oder gar verkauft? Unwillig schüttelte er leicht mit dem Kopf. Derartige Gedanken halfen ihm zum jetzigen Zeitpunkt wohl kaum weiter.

„Wir sollten uns diesen Schreibtisch ansehen.“

Er folgte der Jedi in das Obergeschoss des Hauses und in einen Raum, bei dem es sich – wie Cheetah gesagt hatte – wohl um eine Art Arbeitszimmer oder Büro handelte. Unverkennbar war die Vielzahl an Holos, die den Raum schmückten, und immer dieselben beiden Personen zeigten – die eine war Agathon, die andere wohl sein laut Sanders verstorbener Sohn. Cris wollte indes immer noch nicht in den Kopf, wie ein Verlust, wie tragisch er auch sein mochte, aus einem Polizisten einen sadistischen Killer machen konnte. Ein Teil davon musste schon immer in ihm geschlummert haben – doch das zu beurteilen würde die Aufgabe anderer sein, wenn es ihnen gelang, Agathon zu stellen.

Auch das Schreibtischschloss erwies sich als Hindernis, das der elektronische Dietrich ohne Probleme überwinden konnte. Halb hatte Cris damit gerechnet, dort nur eine Waffe und womöglich Munition zu finden, doch er wurde enttäuscht. Stattdessen lag eine Reihe von Datenkarten in der Schublade, zum Teil versehen mit Symbolen, die sie als offizielle Dokumente des TPD und der Behörden von Naboo aufwiesen. Wahllos griff Cris sich eine der Karten und ließ sie in seinem Datenblock einrasten. Stirnrunzelnd überflog er die auf dem kleinen Bildschirm entlangflimmernden Buchstabenreihen.

„Es scheint sich um Berichte bezüglich seines Sohnes zu handeln… Mikan Agathon…“

Mit der freien Hand reichte er Cheetah eine weitere Datenkarte.

„Zu zweit finden wir schneller etwas.“

[Naboo, Theed, Einfamilienhausviertel, Julian Agathons Haus, Obergeschoss, Büro]- Cris, Cheetah
 
- Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Trineers Ferienhaus - Küche - Donnie allein -

Ein Energieriegel wäre wohl drin, und wenn er ihn ihr gab, und ihr die Verpackung direkt weg nahm, dann würde sein Vater es nicht merken. Donnie taten die Hände weh, und er war müde. Al zu schlagen, und diese vielen wachen Stunden ohne eine einzige Chance mal zu schlafen, die zerrten an ihm. Donnie schloss die Augen, und lauschte seiner Umgebung. Durch das halb offene Fenster drängen leise die Rufe nachtaktiver Pflanzenfresser, aus der Tiefe des Waldes. Gott, sie waren hier echt am Arsch der Welt. Hier im Haus, da war es ungewöhnlich still. Vermutlich hielt sein Vater Tante Dee den Mund zu, während er es ihr besorgte. Recht so, was viel ihr denn ein ? Er könne es seinem Vater nicht recht machen. Natürlich konnte er das ! Und sein Vater hatte ihn auch lieb, er strengte sich an! Und wenn er sich anstrengte, dann hatte er ihn immer lieber !
Donnie langte nach dem Energie Riegel, der vor ihm auf der Anrichte lag, und beschloss ihn Noa zu geben, bevor sein Vater fertig war, da oben im Schlafzimmer. Er löschte das Licht in der Küche, ging hinaus, und horchte nochmal am Treppen Geländer, ob er irgend ein Wimmern hören konnte. Er hörte seinen Vater reden, was er gerade erzählte, das verstand er nicht. Dafür war das alles zu dumpf, durch die geschlossene Tür. Tante Dee sollte besser zuhören, alles was sein Vater erzählte, war klug und wahr.

Donnie schlenderte in Richtung der Kellertreppe, und fühlte sich, als würden sie an den Treppenstufen haften bleiben. Sein Vater hatte ihm erlaubt es mit Noa zu tun, etwas was ganz schön toll war. Allerdings war sie eine dieser Frauen, die nur so doofe Kerle gewohnt war, so Gewinnertypen. Frauen waren so dumm, die wollten nur Männer die sie schlecht behandelten, und ihnen sagten wo es lang ging. Nette Typen wie er einer war, die kriegten keine schönen Mädchen ab. Donnie stoppte, vor der Tür zum Kellerraum, als er Als Stimme vernahm. Die Lusche erzählte aber nichts spannendes, nur irgendwas davon, das er Mon Calamari auch sehr schön fände, und da mal eine Saison gespielt habe. Ja ja, Aldridge war das andere Beispiel, warum Frauen dämlich waren. Der Typ war grottenhässlich, und die Frauen hatten sich ihm damals trotzdem an den Hals geworden. Und warum ? Weil er Sportler gewesen war, und riesengroß. Und dann sollte einer mal sagen, das die Weiber nicht berechnend waren. Donnie schloss die Tür auf, und trat zu den beiden kn den Raum. Die guckten ihn beide dämlich an.


"Ich werde dich jetzt los machen, damit du essen kannst. Machst du irgend einen Mist, und greifst mich an, dann setzt es was du Kuh, und nicht im übertragenen Sinne. Ich bin hier der Chef."

-Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Trineers Ferienhaus - Keller - mit Noa, Al -
 
- Naboo – Theed – Stadtrand – Ferienhaus der Trineers – Keller – Mit Aldridge und Donnie –

Noa hatte noch viel reisen wollen. Ihr Ziel war immer gewesen, viel zu sehen und herum zu kommen. Ob es das jetzt für sie gewesen war? Mon Calamari schien in unerreichbarer Ferne. Im Moment existierte für sie kein Ort mehr ausser dieses Haus mitten im Nirgendwo, das wie von hohen unsichtbaren Mauern umgeben war. Wer es einmal betreten hatte, konnte nie wieder entkommen. Sie erinnerte sich an ihren ersten Flug mit Lichtgeschwindigkeit und ihre Faszination mit dem Hyperraum. Noa hatte gar nicht mehr von den Fenstern weg gewollt, obwohl ihr irgendwann fast schlecht geworden war von den blauen Lichtstrudeln, in die sie unentwegt geblickt hatte. Heute wurde ihr schlecht wenn sie nur Donnies Stimme hörte. Er brachte ihr etwas zu essen, einen Energieriegel. Wider Willen war Noa positiv überrascht, schwenkte dann jedoch schnell um, weil Energieriegel nun wirklich nicht gut schmeckten und sie sich besseres hätte vorstellen können, nur um sich dann doch dafür zu entscheiden, dass sie nicht in der Position war, wählerisch und undankbar zu sein – was indes noch lange nicht bedeutete, dass sie Donnie dankbar sein würde. Damit sie essen konnte, löste er sogar ihre Handschellen, wenn auch nicht, ohne zu betonen, dass sie bloß keinen Fluchtversuch starten sollte. Wäre Noa fit gewesen, sie hätte sich nicht um diese Drohung geschert, sich auf ihn gestürzt und ihn überwältigt. Als er jedoch ihre Handschellen löste und sie die Steifheit ihrer Arme spürte, als sie sie endlich wieder nach vorne nehmen konnte, wusste sie, dass sie sich nicht viel würde bewegen können. Für einen Moment rieb sie sich die schmerzenden Oberarme, um ihre Muskeln zu lockern und gleichzeitig zu wärmen. Donnie ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen. Bevor er es sich anders überlegen konnte, griff Noa nach dem Energieriegel und öffnete die Verpackung mit ungelenken Fingern. Dann verschlang sie alles auf einmal. Es war egal, wie es schmeckte, ihr Körper brauchte die Stärkung. Daran, Aldridge etwas abzugeben, dachte sie erst, als sie bereits den letzten Bissen kaute. Das war nicht besonders kameradschaftlich gewesen. Sie vermied es, in seine Richtung zu sehen. Wenn er etwas gewollt hätte, hätte er ja auch fragen können! Ausserdem war er groß und kräftig und Noa hatte das Essen viel nötiger als er!

“Donnie, ich muss austreten.“

Sagte sie, ihre Stimme fest. Sie zerknüllte das leere Papier und steckte es sich in die Hosentasche.

“Wo ist die Toilette?“

Den Gang dorthin konnte er ihr nicht verweigern. Sie musste dringend. Vielleicht konnte sie noch eine halbe Stunde aushalten, aber dann war Ende, und sie wollte lieber jetzt gehen, unter Donnies Aufsicht, bevor Jules zurück kam. Vielleicht, ganz vielleicht, ergab sich ja sogar eine Möglichkeit...

"Nein! Du bleibst wo du bist."

Wiegelte Donnie ab. Noa kniff die Augen zusammen.

"Ich muss mal!"

Wiederholte sie mit Nachdruck.

"Wolltest du mich nicht nachher mit ins Bett nehmen?"

Ganz verhindern, dass sich ein leicht spöttischer Unterton in ihre Stimme schlich, konnte Noa nicht.

"Wird nicht besonders toll für dich, wenn ich mir vorher in die Hose gemacht habe und nach Urin stinke."

Eigentlich war das nichts, worüber sie sich lustig machen sollte, es war klar dass sowohl Jules als auch Donnie alles ernst meinten was sie sagten, die Alternative bei dem was Donnie ihr in Aussicht stellte, wäre jedoch gewesen, zu heulen oder in Panik zu verfallen, und Noa konnte sich im Augenblick weder das eine noch das andere leisten. Sie brauchte einen kühlen Kopf... im übertragenen Sinne. Ganz abgesehen davon entsprach es nicht ihrer Natur, in Tränen auszubrechen. Sie weinte selten. Weinen war etwas für Schwache und Noa war stolz darauf, stark zu sein. Donnie konnte ihr androhen was er wollte, sie würde alles überstehen. Wenn Captain Trineer es konnte, konnte sie es auch. Ausserdem wartete Noa bloß auf den richtigen Moment. Sie wartete darauf, dass sie wieder genug Kraft hatte. In Wirklichkeit wollte Donnie sie gar nicht vögeln, er wusste es bloß noch nicht.

- Naboo – Theed – Stadtrand – Ferienhaus der Trineers – Keller – Mit Aldridge und Donnie -
 
(Jedi - Cheetah)

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Mikan Agathon war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Es war ein tragischer Absturz mehrerer Gleiter gewesen und der Sohn des Captains war noch an der Unfallstelle gestorben. Der junge Mann, der kurz davor gestanden hatte seine Ausbildung zum Polizeibeamten abzuschließen und damit in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, hatte nicht rechzeitig aus dem Wrack seines Gleiters befreit werden können, bevor dieser, als Resultat ausgetretener Flüssigkeiten, explodiert war. Die Datenkarten in der Schublade des Schreibtisches enthielten nicht nur einen Bericht jenes schrecklichen Unfalls, sondern dutzende. Cheetah und Sheldon fanden Zeitungsartikel, Ergebnisse der Untersuchung des Unfallorts, Schätzungen verschiedener Versicherungen über den entstandenen Sachschaden und Adressen der anderen in den Unfall verwickelten Verkehrsteilnehmer.

"Er hat ein Trauma erlitten."

Dachte Cheetah laut, als sie eine weitere der vielen Datenkarten überprüfte, auf der Suche nach irgendetwas, das Ihnen weiter helfen würde.

"Seinen Sohn zu verlieren hat Wahnsinn in ihm ausgelöst."

Nur eines verstand sie nicht: wenn Mikan Agathon im Erwachsenenalter gestorben war, konnte das Schlafzimmer im Erdgeschoss unmöglich sein altes Jugendzimmer gewesen sein. Es musste, entgegen ihrer ersten Annahme, das Zimmer des zweiten Sohnes sein, Donald, der noch heute mit seinem Vater lebte. Detective Sanders hatte den Gedanken gehabt, er könne seinen Vater bei dessen Kreuzzug unterstützt haben. War das eine Möglichkeit die sie in Betracht ziehen mussten? Die Berichte über den Unfall und alle damit verwandten Themen, die sie fanden, hätten einen ganzen Aktenordner gefüllt. Inzwischen war längst klar, dass Jules Agathon, wie auch immer er nach aussen gewirkt haben musste, niemals mit dem Verlust seines Sohnes abgeschlossen hatte.

"Meister Skondras. In den Akten steht, dass das der Name des Jedi war, der bei dem Unfall zugegen war. Er hat es geschafft, alle Verletzten zu retten, bis auf Agathons Sohn."

Die Cathar überlegte.

"Er ist auf Corellia gestorben."

Für einen Moment führten ihre Gedanken sie zurück an jenen schicksalhaften Tag, als die Sith die Jedi aus ihrem zweiten Zuhause vertrieben hatten, als wäre die Demütigung von Coruscant noch nicht genug gewesen. Sie erinnerte sich an Feuer und lautes Rufen, an gefallene Freunde und rote Lichtschimmer, die unheilvoll im dichten Rauch leuchteten.

"Was haben Sie da?"

Eine Veränderung in Sheldons Gemüt holte sie zurück und sie beugte sich zu ihm herüber. Der Datenblock in seiner Hand zeigte etwas, dass aussah wie ein offizielles Schriftstück.

"Ein Mietvertrag? Nicht für dieses Haus. Die Adresse stimmt nicht."

Der Blick auf Sheldons Gesicht sagte Cheetah, dass er das gleiche dachte wie sie. Sie hatten ihre Spur gefunden.

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„Weist du was mich traurig macht ?“


Deanna riss die Schränke ihres Kleideschrankes auf, und wählte sich, mit der Erlaubnis von dem Monster hinter sich Kleidung aus, um nicht nur mit Unterwäsche zu den jungen Leuten in den Keller gehen zu müssen. Die einfache dunkelblaue Jeans, die sie sich überzog, wärmte sie angenehm, sie wählte sich dazu eines von Grahams gefütterten, karierten Flanelhemden. Es war ein alberner Gedanke, aber sie bildete sich ein, das der Stoff nach ihm roch, was Unfug war. Sie fühlte sich dennoch besser, das zählte doch was.


„Ich meine abgesehen davon, das ich, wenn du deine Drohung wahr machst, sterben muss ?“

„Das war keine Drohung Dee. Ich habe dir angekündigt was kommen wird.“


Seine Stimme war kühl, als sie sich zu ihm umdrehte, lächelte er sie an. Die Naboo wand sich wieder von ihm ab, und zog sich das viel zu große Hemd über. Sollte es das gewesen sein? Sollte sie jetzt wirklich in Angst zergehen, und wimmernd auf ihr Ende warten? Nein ganz sicher nicht, sie würde sich nicht ergeben, niemals. Würde sie die Gelegenheit bekommen, sie würde ihn sofort zur Strecke bringen. Sie wusste, was er getan hatte, wie sehr die Opfer teils gelitten hatten, dazu war Jules einfach ein brillianter Kopf, und das seit jeher. Vielleicht würde es gar keine Chance mehr geben sich zu befreien. Sie musste in dem Fall alles dafür tun, das Aldridge und Noa entkommen konnten. Das war wichtig, nichts war wichtiger als das. Nichts.

„Mein Tod wird überhaupt gar keinen Sinn haben, außer das du ihn willst. Das macht mich wirklich traurig.“


„Dein Tod wird einen Sinn haben, er dient der Sache, und wenn du in Theed angespült wirst, dann werden sie alle verstehen wie gefährlich die Jedi sind.“


Deanna widersprach ihm nicht mehr, es hatte keinen Sinn ihm zu wiedersprechen, er brauchte dieses Konstrukt offensichtlich, um seine sogenannte Mission weiter durch zu ziehen.


„Morgen früh also. Ja?“


„Ja, sobald die Sonne aufgeht, und genug Licht da ist, um ohne Schweinwerfer durch den Wald zu kommen, wars das für dich.“

Deanna ängstigte diese Aussicht über die Maße. Gefesselt im Solleu zu ertrinken, was für eine fürchterliche Vorstellung. Sie konnte sich kaum einen schlimmeren Tod vorstellen, und Jules wusste das. Sie hatte ihm bei jeder Leiche, die sie zusammen über die Jahre am Fluß untersucht hatten, deutlich gesagt, das sie sich kaum ein fürchterlicheres Schicksal vorstellen konnte. Jetzt gerade beneidete sie die Hand voll von betrunkenen Touristen, welchen dieses Schicksal widerfahren war. Sie waren gut gelaunt und unbedarft in diese Situation geraten, und hatten nicht lange gelitten. Sie würde die ganzen Nacht daran denken müssen, und sich noch dazu um ihr Baby fürchten müssen.

„Weist du was? Wenn das schon so passieren soll, dann fordere ich mir einen Gefallen von dir ein. Ich will diese Nacht in Ruhe mit Noa und Aldridge verbringen. Ich will das du deinen Bengel von uns fern hälst, ich will Kleidung für beide haben, und essen und genug zu trinken. Sieh es als letzten Wunsch einer Freundin.“


Bei den Schöpfern, sie würde alles tun, damit er ihr die geforderten Dinge gab. Die beiden brauchten Kraft, und gute Kleidung, wenn sie entkommen wollten.


„In Ordnung.“


Deanna atmete tief ein und aus, schloss die Schranktüren endlich, und tat etwas, das sie als weitere Demütigung empfand.

„Ich bin dir sehr dankbar dafür.“

Ihm zu danken, das war nichts als blanker Hohn, egal, wenn es ihr die gewünschten Dinge bringen würde, war es das wert.


„Hol dir was du brauchst, aber schnell Dee. Du weist ja, Miss Cortina braucht ihr Heizdeckchen noch!“

Und so wurde es ihr gestattet, noch einmal den Kleiderschrank zu öffnen. Deanna holte einen Kapuzenpullover für Aldridge hervor, diesen schönen grauen, der Graham ein wenig zu weit war. Dann nahm sie die teuer erkämpfte Heizdecke von ihrer Betthälfte, und bat darum ins Zimmer gegenüber gehen zu dürfen. Jules folgte ihr auf dem Fuß.

„Donnie hat sich immer dieses Zimmer gewählt, wenn ich Elise und den Kindern hier Urlaub gemacht habe.“

Gab Jules an, als er sich das Zimmer ansah. Es war Mirandas Raum, und Deanna wunderte es nicht, das sein debiles Söhnchen sich hier gern aufgehalten hatte. Miranda war hübsch, und Donnie war das sehr früh aufgefallen. Ihr war ganz klar, das er Noa sehr warscheinlich, noch sehr viel hübscher fand. Das war nicht gut. Deanna verdrängte den Gedanken, auch den daran, ihr Mädchen gut möglich nie wieder zu sehen, und öffnete stattdessen den Kleiderschrank ihrer Tochter. Chaos und abgestandener Zigarettenduft, von einem uraltem Päckchen, das neben sorgfälltig zusammen gezogenen Socken auf einer der Ablagen lag. Sie war stolz darauf, das Miranda mittlerweile weit über diesem, und noch viel schlimmeren Lastern der Vergangenheit stand. Sie hatte ihr noch so viel zu sagen, so unendlich viel.

„Wir können jetzt runter gehen.“

Sprach sie, nachdem sie ein dickes schwarzes Sweatshirt, das Noa ungefähr passen musste, ausgesucht hatte. Jules riss es ihr, nach nur ein paar Schritten in den Etagenflur hinein, aus der Hand, und warf es hinter sich in Grahams und ihr Schlafzimmer.

„Miss Cortina hat Temperament, die wärmt sich schon wieder auf.“


- Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Ferienhaus der Trineers - 1. Etage - Flur - mit Jules -
 
-Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Trineers Ferienhaus - Keller - mit Noa, Al -

Donnie ekelte die Aussicht die sie ihm stellte ordentlich an, weswegen er nicht lange fackelte, und ihr den Wunsch gestattete.


„Du kannst aufs Klo.“


Niemand konnte mit einer eingepinkelten Frau warm werden. Er war kurz davor Noa auf die Beine zu reißen, weil es ihm zu lange dauerte bis sie sich endlich aufrappelte, meldete sich der gefesselte Jammerlappen zu Wort.


„Hey Donnie, ich muss auch pinkeln. Komm schon Mann, du hast mich schonmal gelassen.“

Donnie sah zwischen ihm und Noa hin und her, die beiden hatten ihn beide nicht für voll genommen. Es wurde Zeit, dass sie beide lernten, Respekt vor ihm zu haben. Er war nicht weniger gefährlich, als sein Vater.


„ Glaubt ihr ich bin eure Service Kraft? Euer Lakei? Wisst ihr eigentlich was ich schon getan hab? Was glaubt ihr, auf wessen Konto die ganzen Frauen, die Daddys Mission dienlich waren, gehen?“


Er grinste und lachte.


„Ich hab ihnen erst ihre Kinder genommen, dann waren sie selber dran. So siehts aus, glaubt ihr beide jetzt noch, das ich ein Idiot bin, den man verarschen kann? Meint ihr mein Daddy wäre der einzige gefährliche Kerl hier? Ihr beide, ihr seit am Ende, wenn die Mission erfüllt ist auch nur noch Nummern.“


Er hielt seinen Blaster weiter auf Noa gerichtet, als er zu Aldridge trat, den Fuß anhob, und ihn genau auf das kleine Stück der hölzernen Sitzfläche stellte, das zwischen den Beinen des grotesk hässlichen Kerls hervorragte. Aldridge zuckte kurz zusammen, was Donnie zum schmunzeln brachte. Vermutlich hatte er für einen Moment gedacht, das er ihm in die Nüsse treten wollte. Donnie warf ihn stattdessen, mit samt dem Stuhl um. Es krachte dumpf, als Aldridge mit dem Hinterkopf auf den Boden knallte. Donnie stellte sich triumphierend über ihn, und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. Sein Blaster richtete sich nach wie vor auf Noa.

„ Du sprichst nur noch mit mir, wenn du gefragt wirst, du hässlicher Klotz!“


Sein Zeigefinger schnellte hervor, und deutete auf Noa.


„Weist du was? Ich hab es mir anders überlegt. Du darfst nicht aufs Klo. DU wirst nachher einfach duschen, bevor...“


„Donnie? Was habe ich dir gesagt? Was sind wir nicht?“


Sein Vater stand in der Tür, und starrte ihn an, neben ihm stand Tante Dee. Donnie senkte sofort den Blick. Warum hatte er immer so ein Timing?

„Tiere, wir sind keine Tiere Dad.“


„Ganz genau Junge.“


Sein Vater sah ihn mit strenger Miene an, und deutete auf Aldridge.

„Was habe ich über Aldridge gesagt? Hm?“


„Das du ihn magst.“

„Ganz recht, vielleicht mag ich ihn sogar viel mehr als dich. Es sei denn du beweist mir, das du doch ein anständiger Kerl bist ?“

Donnie überlegte nicht lang, und wuchtete Aldridge, mit seinem Stuhl wieder auf die Beine. Der Klotz sah aus, als würde er gleich heulen, oder hatte er doch nur Kopfschmerzen?


„ Du begleitest jetzt Miss Noa auf die Toilette, und bringst sie danach wieder her. Und ich rate dir, nicht zu gucken, klar? Nimm das Gästebad im Erdgeschoss, da gibt es kein Fenster.“


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- Naboo – Waldgebiet vor Theed – Ferienhaus der Trineers – Keller – Mit Donnie, Al, Jules, Deanna –

Noa ließ sich von Donnie vorwärts und schieben. Er liebte es wohl, mit dem Blaster in der Luft herum zu fuchteln. Als sie endlich auf der Toilette war, konnte sie endlich für zwei Minuten los lassen und die Augen schließen. Die Tür war nicht ganz geschlossen, darauf hatte Donnie bestanden, doch Noa war sicher, dass er nicht gucken würde. Sein Vater hatte es ihm schließlich verboten. Und wenn schon, dachte Noa, was ab es schon zu sehen? Nur ein Paar unbekleideter Oberschenkel. Wenn sie fertig war, hatte sie die Hose schneller wieder hoch gezogen als er Piep sagen konnte. Obwohl er bereits ungeduldig nach ihr rief, ließ sie sich Zeit, vor allem beim Händewaschen. Sie hatte das Wasser heiß aufgedreht und rieb ihre Finger darunter – ein beinahe göttliches Gefühl. Die Wärme schien ihre Arme hinauf zu ziehen, bis in ihre Schultern. Nur bis in ihren Brustkorb schaffte sie es nicht ganz. Kaum aus der Tür des Gästebadezimmers hinaus, überraschte Donnie sie, indem er sie grob und unerwartet kräftig packte und ihr die Handschellen, die er ihr zum Essen abgenommen hatte, wieder anlegte. Noa strampelte und wand sich. Es war die beste Gelegenheit, ihn zu überwältigen, doch obwohl Donnie nur von ganz normaler Statur war, war sie keine Gegnerin für ihn.

„Ich hab‘ dir gesagt, ich bin gefährlich, du Kuh!“

Zischte er in ihr Ohr, als er sie mit dem Gesicht an die Wand gedrückt hatte. Er lockerte seinen Griff, als ihre Hände wieder gefesselt waren und Noa schüttelte ihn von sich ab. Es wäre eine Genugtuung gewesen, ihm einfach ins Gesicht zu spucken, doch damit hätte sie wieder schlimmeres riskiert. Der Ausflug in die Kühleinheit hatte sie wenigstens das gelehrt. Oh ja, sie glaubte Donnie, dass er gefährlich war, wenn auch auf eine ganz andere, gegensätzliche Art als sein Vater. Wo Jules schlau, masochistisch und wahnsinnig war, war Donnie stumpf aber brutal. Die Kombination war nicht weniger schlimm, nur eben auf eine andere Art. Zurück im Keller hatte sich nicht viel verändert, außer dass Captain Trineer wieder da war. Noa konnte sie nicht ansehen. Sie sah nur, dass die Polizistin jetzt andere Kleidung trug. Hatte dieser wulstige Widerlinge ihr ihre Sachen vom Leib gerissen? Sie hätte sich niemals für Noa opfern dürfen. Allein der Gedanke, wie Jules Agathon sie gepackt und vergewaltigt hatte, verursachte in Noa ein ekliges, leeres Gefühl in der Magengrube, das nur von der Schuld übertroffen wurde, die sie empfand. Sich von anderen helfen zu lassen, darin war Noa nicht gut, selbst wenn es ganz alltägliche Dinge betraf. Sie wollte alles selbst tun, nur um zu beweisen, dass sie es konnte, und so war es auch hier. Sie hätte selbst mit Jules gehen sollen. Es war ihr Problem gewesen, also hätte sie sich darum kümmern müssen, nicht Deanna. Sie wäre stark genug gewesen, aber Trineer hatte sie ihrer Chance beraubt, das unter Beweis zu stellen.

- Naboo – Waldgebiet vor Theed – Ferienhaus der Trineers – Keller – Mit Donnie, Al, Jules, Deanna –
 
[Naboo, Theed, Einfamilienhausviertel, Julian Agathons Haus, Obergeschoss, Büro]- Cris, Cheetah

Wenn noch irgendein Zweifel bezüglich der Besessenheit Agathons mit seinem älteren Sohn, Mikan, bestanden hatte, dann wurde dieser mit dem Studium der in der gesicherten Schublade verwahrten Dokumente endgültig ausgelöscht. Cris konnte spüren, wie die kalte Wut in ihm aufstieg. Noa befand sich in Lebensgefahr, weil ein Polizist den Tod seines Sohnes nicht hatte verkraften können und den Jedi die Schuld an diesem Unglück? Hatte das TPD keine psychologischen Notfallteams, niemanden, der sich in solchen Fällen um die Hinterbliebenen kümmerte und sie nach exakt solchen Anomalien abklopfte, die letztendlich zu derartigen Katastrophen führten? Oder war man hier auf Naboo einfach zu gutgläubig… auch Sanders hatte sich bis zuletzt geweigert, an Agathons Schuld zu glauben, hatte Spuren vorgezogen, die zu „echten“ Verbrechern führten. Natürlich war das nachzuvollziehen. Aber zumindest die letzten Vorfälle hätten womöglich verhindert werden können, hätte jemand früher Eins und Eins zusammengezählt.

Die Erwähnung des Jedi-Meisters, der es nicht mehr geschafft hatte, Mikan Agathon zu retten, sowie Cheetahs Hinweis auf sein Ableben, ließen Cris kurz zusammenzucken. Corellia, ein Planet in Flammen. Er erinnerte sich sehr gut an diese Schlacht, den brutalen Angriff des Imperiums auf das – eigentlich nur provisorische – Zentrum der Republik und des Ordens der Jedi. Er erinnerte sich daran, wie er Akemi durch das brennende Coronet getragen hatte, als sie vor dem Imperium geflohen waren. Es schien alles so weit weg von diesem Ort hier… damals hatte er sein Leben im Einsatz gegen den furchtbarsten Gegner riskiert, den man sich vorstellen konnte. Jetzt… jagte er einen gewöhnlichen Mörder. Und doch waren beide Szenarien gleich wichtig – hier wie damals auf Coronet stand das Leben einer Person auf dem Spiel, die Cris alles bedeutete, ganz gleich, ob dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhen mochte.

„Viele sind damals auf Corellia gestorben…“, sagte er leise, bevor er den Schatten der Vergangenheit abschüttelte und einen der Unfallberichte bei Seite legte. Er konnte nicht erkennen, inwiefern der Jedi – Meister Skondras – fahrlässig gehandelt hatte. Alle Verletzten waren gerettet worden, abgesehen von Agathons Sohn. Der Jedi hatte eine Entscheidung treffen müssen – oder die Umstände hatten ihm diese Entscheidung abgenommen. Und jetzt brachte Agathon deswegen wahllos Leute um. Keine noch so furchtbare Tragödie war eine Entschuldigung dafür.

Sein Blick fiel auf eine weitere Datenkarte, deren Inhalt sich bei Eingabe in den Datenblock als ein Mietvertrag entpuppte. Da er offenbar eine Karte von der Arbeitsfläche des Schreibtisches versehentlich gegriffen hatte, wollte er sie bereits wieder ablegen – und stutzte dann. Es war kein Vertrag, der das Haus betraf, in dem sie sich in diesem Moment befanden…

„Anscheinend eine… Garage…“, erwiderte er, nachdem Cheetah ihn auf seinen Fund angesprochen hatte. Irgendwie war der Cathar wohl seine Gemütsregung aufgefallen – nun, schließlich handelte es sich bei ihr nicht umsonst um eine Jedi.

„Etwas subtiler als das eigene Haus, finden Sie nicht?“

Auch wenn der Fund im Keller bewiesen hatte, dass Agathon mitnichten davor zurückgeschreckt hatte, seine Opfer auch im Keller seines eigenen Hauses zu quälen und zu töten, War er womöglich nach Deanna Trineers Entführung vorsichtiger geworden? In dem Fall war es durchaus möglich, in jener Garage weitere Spuren zu finden – oder den Polizisten in flagranti zu ertappen. Bevor es zu spät war.

Cris warf einen letzten Blick in das Arbeitszimmer. Hier gab es nichts mehr für sie zu finden.

„Wir sollten keine Zeit verlieren…“


[Naboo, Theed, Einfamilienhausviertel, Julian Agathons Haus, Obergeschoss, Büro]- Cris, Cheetah
 
-Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Trineers Ferienhaus - Keller - mit Noa, Al, Jules, Deanna -

Jules hasste sich dafür, dass er Deanna entgegen gekommen war, und er hasste sich nicht dafür. Er liebte sie so stark, wie man eine Person platonisch lieben konnte. Das sie hier war, das er sie so behandeln musste, das er sie morgen früh töten musste, das alles war der Preis, den die Mission verlangte. Jules schmunzelte, als er Noa betrachtete. Sie sah fast schon zu gut aus, dafür das sie unterkühlt war. Die Reporterin gab weiterhin das ganz starke Mädchen, stand herum, und sah ihn nicht an. Ihre Körperhaltung, ihr Gesicht, ihr gesammtes Sein, strahlte trotz aller Umstände noch immer Trotz aus. Jules hasste sie von Herzen, und er musste sich dazu zwingen, sie nicht direkt wieder in die Kühleinheit zu stecken, nur damit Deannas Decke doch noch einen Sinn hatte...einen dramatischeren.


"Schau dir Miss Noa an Dee. Dein voller Einsatz für sie, hat sich offensichtlich nicht gelohnt."


Er knuffte seine beste Freundin in die Seite, doch Deanna würdigte ihn keines Blickes, und hielt die Heizdecke, für die sie alles riskiert hätte, nur noch fester in ihren Armen. Jules registrierte, das ihr Auge, auf das er ihr eben mit aller Kraft geschlagen hatte, sich langsam dunkel verfärbte und zu schwoll. Sehr gut, ein toller Effekt.


"Donnie? Binde Aldridge los, und lass ihn mal ins Bad."


Sein Sohn tat wie ihm befohlen, während Jules den Sixpack Wasser, die Kanne Tee und und die Energie Riegel, um die sie gebeten hatte auf dem Boden ab stellte. Der entfesselte Hüne neben Donnie wankte kurz, als er sich erhob, und rieb sich dann die wund gescheuerten Handgelenke. Aldridge war keine Gefahr, er war eingeschüchtert und erschöpft... halt. Bemerkte Donnie das nicht? Aldridge sah seinen Sohn mit diesem irren Blick an, den auch Astor aufgelegt hatte, bei seinem ersten und letzten Befreiungsversuch. Deannas Sohn wirkte wie ein eingeschüchtertes ängstliches Tier, dessen letzter Ausweg es war, noch einmal die Zähne zu fletschen.

"Bereit für die Nächste Lektion Donnie ? Ja? "


Der Junge nickte eifrig, und kapierte nicht, was vor seiner Nase ablief, natürlich nicht - er wurde als Trottel geboren und würde als einer sterben. Jules amüsierte sich gerade prächtig. Er langte schonmal prophilaktisch nach Deanna, und zog sie schweigend an sich. Aldridge atmete schwer, seine Pupillen tanzten nervös in seinem Holzkopf rum, mal zu Noa, mal zu seiner Mutter und ihm. Er wägte ab, schätzte seine Chancen ein, plante überstürzt. Er hatte offensichtlich schreckliche Angst...


"Bring ihn erst ins Bad."


Er erkannte es wirklich nicht, und wies Aldridge an vor zu gehen. Die Muskeln, in Aldridges Oberarmen spannten sich an. Jules musste sich auf die Lippe beißen, um nicht los zu lachen. Mach die Augen auf Donnie!.


"Okay Dad"


Und als Donnie den Blick senkte, um nach seinem Blaster zu greiffen, den er wie ein Gangster, aus einem schlechten Holofilm, in seinem Hosenbund trug, langte Aldridge zu. Donnie ging nach einem gewaltigen Kinnhaken, des Hobby Boxers Aldridge, wie ein Stein zu Boden. Jules lachte amüsiert auf, als die beiden Jungs beschlossen eine Rauferei zu starten. Wobei, eigentlich war Donnie nicht aktiv an der Prügelei beteiligt. Er wurde wie eine Stoffpuppe herum geworfen, unter seinem Körper zerbrach ein altes Holzregal, Aldridge stürzte sich auf ihn und schlug zu, schnell und hart. Donnie kassierte immer wieder Punches, die ihn eigentlich mal so langsam.... Jules wartete völlig entspannt ab, lies Aldridge gewähren, bis es endlich einen KO in der gefühlt sechzehnten Runde gab. Urkomisch, er befand das die Szene urkomisch war, bis Aldridge nach Donnies Blaster langte.

"Wen soll ich zuerst umbringen Al? Deine Mutter?"

Er tippte Deanna mit dem Lauf seines Blaster gegen den Kopf, um ihn sofort auf Noa zu richten.

"Oder deine neue Freundin hier?"


"Schatz, er wird das sowieso tun, nutz deine Chance!"

Bat Dee den unsicheren Aldridge, und Jules wusste, das sie meinte was sie da sagte. Ihre Worte bewirkten allerdings das Gegenteil. Der Arm des Brockens zitterte, dann zog er ihn zurück, und er hob beschwichtigend die Hände.


"DU WIRST JETZT ALLEIN INS BAD GEHEN. DU WIRST NICHT WEG LAUFEN, SONDERN SOFORT WIEDER KOMMEN! DU HAST EINE MINUTE!"


Und der Werftarbeiter rannte ohne weitere Umschweife aus dem Raum, er flennte fasst. Jules blieb mit den beiden Frauen allein zurück, und lies Deanna los.

"Ich schätze du hast deine Lektion gelernt Donald?"

Der Cop beugte sich über seinen Sohn, und kontrollierte seine Verletzungen. Er würde es überleben, ganz ohne Zweifel, aber es würde noch eine ganze Weile weh tun. Er war gerade wieder zu sich gekommen, nach seinem nur Sekunden dauernden Knockout. Wer kein Gehirn hatte, der machte eben weiter, egal wie oft man ihm auf die weiche Fontanelle drosch.

"Isch schätpfe schom."


Er hatte sich auf die Zunge gebissen. Oh bei den Schöpfern, er hasste diesen Trottel.

"Sehr gut."

Ein Rumpeln kündigte Aldridge an, er schien die Treppen, die über ihren Köpfen in der oberen Etage lagen, im Flug zu nehmen. Jules hatte ihn komplett unterworfen, er würde ihm niemals gefährlich werden.


"Runter auf die Knie!"


Wies er den Werftarbeiter an, als dieser, wie ihm befohlen, wieder zurück gekommen war. Was für ein schwacher Geist. Jules zwang ihn direkt neben Dean Grams Leiche zu Boden, stemmte mit seinem Knie, sein volles Gewicht in den Rücken des jungen Kerls, und lößte in Ruhe die Handschellen von Dean Grams rechtem Arm. In seinem Augenwinkel, behielt er stets Noa und auch Deanna im Blick. Beide Frauen hatten mehr Mum, als die beiden jungen Männer im Raum. Er glaubte nicht wirklich, das Deanna ihn gerade jetzt, trotz ihrer Fesselung angreiffen würde, er saß auf ihrem Sohn, den Blaster griffbereit. Er machte sich mehr Sorgen, das Noa Cortina auf ihn los gehen konnte. Die war wirklich irre.

"Was läuft heute Abend eigentlich im Holo TV Donnie?"

Jules löste die Handschellen, die Grams linken Arm fixiert hatten, verband diese mit der Mitte von Aldridges Handschellen, und fixierte das ganze Paket an Grams Stuhl. Das Gewicht des toten Cops sollte den erschöpften Burschen eine Weile an Ort und Stelle halten. Und selbst nicht, Jules gefiel der Gedanke, das Grams Leiche auf die schockierte Mimose fallen könnte.


"Pfheeds Pfinest, Daddy. Heute pfligt hoffentlich Anaif rauf, die blöde Tuffi wird niemals ein Topmodel".


Es wurde Zeit zu gehen, und den Abend zu genießen. Morgen würde ein langer Tag folgen..

-Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Trineers Ferienhaus - Keller - mit Noa, Al, Jules, Deanna -
 
(Jedi – Cheetah)

- Naboo - Theed – Wohngebiet – Jules Agathons Haus – Jules’ Büro – Mit Cris –

Um sicher zu stellen, dass auf auf den ersten Blick nicht zu erkennen sein würde, dass sie hier gewesen waren, begann Cheetah, alle Unterlagen, die sie durchgesehen hatten, wieder zurück in die Schublade zu legen. Sie wussten nicht mit Gewissheit, wo Agathon sich aufhielt. Es war gut möglich, dass er ihnen durch die Finger schlüpfen und nach Hause zurück kehren würde, bevor sie ihn überführen konnten. In diesem Fall sollte er nicht sofort merken, dass sie hier nach ihm und nach Hinweisen auf seine Taten gesucht hatten. Er sollte sich so lange wie möglich in Sicherheit wiegen.

“Wenn diese Garage abgeschieden liegt, ließe sich dort leichter jemand gefangen halten als hier, mitten in einem Wohngebiet.“

Führte sie Cris Sheldons Gedanken fort. So oder so, die Adresse, die sie gefunden hatten, war der beste Aufhänger, den sie hatten. Wenn sie Agathons Spuren folgen wollten, dann dorthin. Die Jedi legte die Datenkarten wieder weg, schloss die Schublade und sah sich dann noch einmal um.

“Finden Sie nicht auch, dass es ein merkwürdiger Zufall ist, dass Jules und sein Sohn Donald beide nicht hier sind? Um diese Uhrzeit?“

Fragte sie dann, als sie die Treppen zurück ins Erdgeschoss nahmen. Dieser Gedanke beschäftigte Cheetah, seit Detective Sanders ihn zum ersten Mal laut ausgesprochen hatte.

“Theoretisch ist er erwachsen und alt genug, spät abends noch unterwegs zu sein… und trotzdem passt nicht alles zusammen. Sein Schlafzimmer... es sah aus wie ein Kinderzimmer.“

Genau deswegen hatten sie es zuerst für das unberührte Zimmer des verstorbenen Sohnes gehalten, bis sie verstanden hatte, dass dieser bei seinem Tod längst kein Kind mehr, sondern ein junger Mann gewesen war. Bevor sie gingen, warf Cheetah deshalb noch einmal einen Blick in eben jenes Zimmer, doch sie fand nichts, das ihr besonders ins Auge sprang, außer…

“Moment mal...“

Gerade schon im Begriff, wieder zu gehen, wandte sie sich doch noch mal um und trat einen Schritt näher an das Poster an der Wand, ein Mannschaftsbild der „Theed Lannisters“, einem Team aus Sportlern. Sie zeigte auf einen Mann in der Mitte, groß mit breiten Schultern und dichtem schwarzem, ungekämmtem Haar.

“Das ist der Sohn von Deanna Trineer. Ich habe ihn in ihrem Haus gesehen.“

Es bedeutete nichts weiter, außer, dass die Freundschaft zwischen den beiden Familien offenbar sehr eng war. In diesem Licht erschienen Agathons Taten noch eine weitere Spur unverständlicher. Das Navigationssystems des Gleiters fand die Adresse des angemieteten Gebäudes innerhalb weniger Sekunden und Cheetah überließ Sheldon das Steuer, während sie ihr Komlink eine Verbindung zu Detective Sanders aufbauen ließ. Die Polizistin musste über ihre Funde informiert werden. Inzwischen war die Anklage gegen Agathon mehr als nur ein bloßer Verdacht. Sie wussten nur nicht, ob er alleine agiert oder Unterstützung von seinem Sohn erhalten hatte.

- Naboo - Theed – Gleiter – Mit Cris –
 
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