Drama Napoleon (2023) von Ridley Scott

Vergangenes Wochenende mit einem Freund im Kino gesehen und wir haben uns prächtig amüsiert -- was allerdings nichts mit vermeintlicher Qualität des Films zu tun hatte...eher im Gegenteil. Zum Glück waren wir durch die Kritiken im Vorfeld gerüstet.

Joaquin Phoenix ist eine Fehlbesetzung. Toller Schauspieler, ohne Frage, aber zumindest ein Hauch von optischer Ähnlichkeit ist für mich schon Muss (und wenn es der Nacharbeit von Maskenbildnern bedarf). In keiner Sekunde habe ich Napoleon auf der Leinwand gesehen. Seine Interpretation der Rolle ist außerdem, nun, etwas eigen und pendelt irgendwo zwischen weinerlich und kindisch-trotzig. Allerdings fällt das nicht weiter auf, da außer ihm und Josephine sowieso keine anderen Figuren mitspielen.

Die größte Schwäche ist das Drehbuch. Der Film weiß nicht, was er will: Beziehungsdrama? Klassisches Biopic? Historienepos? Egal, einfach mal etwas von allem zusammenschmeißen und gut umrühren. Dazu eine ganze Reihe von Zeitsprüngen mit völlig willkürlich gewählten Stationen (Warum beginnt zB der Film mit Marie Antoinettes Hinrichtung; die Frau hatte mit Napoleon nix am Hut?), komplett fehlende Kontextualisierungen historisch-politisch-militärisch-kultureller Natur (dafür eine bizzar anmutende Ägyptensequenz) und ein blass bleibender Cast. Obendrein waren die Schlafzimmerszenen unfreiwillige Komik in Reinform.

Danke, ich bleibe da lieber bei Waterloo mit Rod Steiger. Einzig Indy 5 hat diesen Streifen 2023 noch unterboten.

5/10 eher an Danton erinnernden Robespierres mit zerschossenem Kiefer
 
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Warum beginnt zB der Film mit Marie Antoinettes Hinrichtung; die Frau hatte mit Napoleon nix am Hut?

Als Einstieg in den Film war das durchaus in Ordnung. Napoleon verdankte seinen Aufstieg den Wirren in der Folge der französischen Revolution, und die Hinrichtung Marie-Antoinettes dürfte, neben dem Sturm auf die Bastille, das Ereignis sein, welches selbst von historisch eher weniger bewanderten Leuten mit der Revolution in Verbindung gebracht wird. Die Szene hat im Filmkontext ja auch keine tiefere Bedeutung, als das Setting zu verdeutlichen.

C.
 
Als Einstieg in den Film war das durchaus in Ordnung. Napoleon verdankte seinen Aufstieg den Wirren in der Folge der französischen Revolution, und die Hinrichtung Marie-Antoinettes dürfte, neben dem Sturm auf die Bastille, das Ereignis sein, welches selbst von historisch eher weniger bewanderten Leuten mit der Revolution in Verbindung gebracht wird. Die Szene hat im Filmkontext ja auch keine tiefere Bedeutung, als das Setting zu verdeutlichen.

C.

Ist mir schon klar, gerade diese Hinrichtung war IMHO zu willkürlich gewählt (immerhin mit Edith Piafs 'Ça ira' zumindest musikalisch gut unterlegt).

Ich hätte ja mit dem Ende Ludwig XVI. begonnen... ;)
 
Hab ihn jetzt doch noch im Kino geschaut und muss gestehen: Das Pacing ist nicht das Problem des Films, prinzipiell funktioniert er dahingehend ganz gut und klappert in den 2,5 Stunden wesentliche Punkte ab.

Die ungelenke "Chemie" zwischen Phoenix und Kirby ist allerdings ein großes Problem, ebenso wie die Charakterisierung Napoleons. Ich bemühe hier mal das Wort "cringe", das trifft es für mich ganz gut. Und da habe ich dann doch tatsächlich meine Zweifel, ob eine 4 Stunden-Version da so viel retten kann. Final wissen tut man es wohl erst, wenn wir die Version zu Gesicht bekommen.

So kriegt der Film aufgrund der wirklich epischen und hervorragend inszenierten Schlachten, die auf der Leinwand ihre Wirkung entfachen, immerhin noch eine 6/10.
 
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