Navara
die eiserne Faust der Republik
[ Ord Biniir - Arius - Podrennbahn - Boxengasse - allein ]
Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit lag vor dem Rodianer und seinem Roboterfreund. Der Podracer war eigentlich reinster Schrott, aber Reelo wollte es einfach nicht wahrhaben. Viele Stunden und mechanisches Geschick steckten in diesen Rennschiff. Irgendwie war der ganze Tag durch diesen kleinen Unfall ins Wasser gefallen. ?Und manche Probleme kommen noch auf mich zu?, dachte er sich, als seine Facettenaugen eine Bewegung am Rand der Bahn ausmachen konnte. Mit einem Seufzer richtete sich der Pilot auf. Dabei wandte er sich den ankommenden Männern zu.
?Achtung: Imperiale?, murmelte der Rodianer seinem Astromech zu.
Reelo hatte diese Männer schon mehr als einmal gesehen. Es waren größere Fabrikbesitzer von Arius, die sich mit dem Imperium verbrüdert hatten und nun das nötige Material für dessen Armee lieferten. Durch diese Beziehung waren sie schnell zu einem gewissen Ansehen und Reichtum gekommen. Nun waren sie korrupt geworden und unterdrückten ihre Untergebenen. Bei manchen munkelte man auch Kontakte zur direkten Unterwelt von Ord Biniir. Sie zogen einige Fäden im Hintergrund ihrer tyrannischen Herren. Viele Wettgewinne landeten am Ende bei ihnen.
?Was war denn heute los, Reelo??, fragte einer der Fabrikanten barsch. ?Wie konnte es denn zu diesen Unfall kommen??
Reelo wandte sein Gesicht zu dem Sprecher der Gruppe. Es war ein rundlicher Kerl in einem schicken Anzug. Auf seinem Kopf waren schon seit einigen Jahren die Haare einer einheitlichen Glatze gewichen. Dazu kam noch ein ekelhaftes Doppelkinn und eine dunkle Warze auf der rechten Wange, welche das Haifischgesicht abrundeten. Dieser Mann war gefährlich, doch dass war dem Piloten nicht neu. Trotzdem konnte jede falsche Handlung die ganze Sache eskalieren lassen. Der fettleibige Kerl hatte mehrere Schläger an seine Seite gestellt. Wahrscheinlich arbeiteten diese Männer als Sicherheitskräfte für diesen Menschen. Ungeduldig schauten sie sich um. Sie suchten förmlich nach einer Möglichkeit den Rodianer eine Abreibung zu verpassen. ?Vielleicht haben auch sie etwas Geld verloren...? Im Hintergrund warteten weitere Fabrikanten auf die Antwort des Rodianer.
?Tja, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man?, erklärte Reelo in Basic und machte dabei eine unschuldige Geste. ?Ich kann das Schicksal nun mal auch nicht auf meine Seite zwingen.?
Die Augen des dicken Unternehmers verengten sich. Diese Antwort schien ihm ganz und gar nicht zu gefallen. Reelo wanderte in diesem Moment an einem schmalen Grad. Womöglich könnte er hier seinen Tod finden. Einen Blaster hatte er im Moment nicht zur Hand, aber auch unbewaffnet war er ein ernstzunehmender Gegner. Doch ein Hauch an Zweifeln war weiterhin bei dem Rodianer zu spüren.
?Wir haben eine Menge Geld auf deinen Sieg gesetzt?, mischte sich ein weiterer Kerl ein. ?Dafür wirst du zahlen!?
Die anwesenden Männer nickten. Nur das Gesicht des Kerls blieb ernst. Die Augen fixierten Reelo vollkommen. Von Sekunde zu Sekunde stieg die Spannung in diesen kleinen Räumlichkeiten. Scheinbar warteten alle auf ein Zeichen des Chefs, dieser jedoch musterte weiterhin den Podracerpilot. Im Hintergrund verschanzte sich die kleine R5-Einheit. Der kleine Droide war von den Schlägern regelrecht verängstigt. Der Rodianer wanderte immer weiter auf den Tod zu. Konnte er sogar schon das Licht am Ende des Tunnels sehen?
Im nächsten Moment sprangen drei Schläger ohne ein Anzeichen auf Reelo zu. Durch seine Facettenaugen nahm der Rodianer einen viel größeren Winkel wahr als ein Mensch und so brachte er sich durch eine Rolle nach rechts für die erste Sekunde in Sicherheit. Sofort griffen die anderen Schläger nach ihren Waffen. Wenige Augenblicke später war die ganze Luft von roten Blitzern erfüllt. Mehrere Schüsse bohrten sich gefräßig in die kahle Wand der kleinen Box. Dabei wurde kräftig der Staub aufgewirbelt. Der Raum warf dabei die Geräusche um einiges lauter wieder heraus.
Während die ersten Schläger dieser dubiosen Männer ihr Feuer eröffneten suchte der Rodianer einen sicheren Weg aus dieser misslichen Lage. Sein Puls hatte sich augenblicklich erhöht und raste nun förmlich. Sein Leben war ihm zu schade, als das er es jetzt einfach beenden wollte. Viel zu viel wollte er noch erreichen. Heimlich kroch er den Boden entlang und versteckte sich hinter einem größeren Stück Blech seines ehemaligen Podracers. Seine Augen nahmen noch immer die meisten Bewegungen um ihn herum wahr und so arbeitete er in Gedanken krampfhaft an einer Fluchtmöglichkeit. Flyr, der kleine Astromech, hatte sich noch tiefer in das Wrack verschanzt und gab ein trauriges Tröten von sich.
Plötzlich kehrte Ruhe ein. Man wartete ab bis sich der Staub legen würde. Die Schläger waren sich nicht sicher, ob Reelo tot war oder sie einfach nur schlechte Schützen waren. Der Podpilot nutzte die Chance und griff sich ein größeres Stück Metall. Danach sprang er aus seinem Versteck und schleuderte das Ding gegen diese Typen. Im ersten Moment wusste keiner von den Randalierern was eigentlich los war und so bot sich die optimale Möglichkeit für den Verurteilten. Schnell sprintete er an den Männern vorbei. ?Hauptsache weg.?
...
Es war ruhig. Langsam drehte sich die eimerförmige Kuppel des kleinen Droiden um die eigene Achse. Die kleinen Sensoren nahmen jede Bewegung oder Kontur in der Umgebung wahr. In seinem Inneren überprüfte die Software die letzten Sekunden bevor sich das ganze System ausgeschalten hatte. Nebenbei liefen auch mehrere Überprüfungssysteme, die sich mit kleinen Fehlern in der eigenen Matrix beschäftigten. Ganze drei Stunden waren seit dem plötzlichen Abschalten vergangen. Sofort gab der Droide ein leises Tröten von sich und setzte sich langsam in Bewegung. Der Herr des kleinen Astromech war vor mehreren gefährlichen Individuen geflohen. Eine Lebenszeichen des Rodianer lag ebenfalls nicht vor. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen stöpselte sich die R5-Einheit an eine Buchse an. Auf diese Weise könnte sie vielleicht Kontakt mit dem Rodianer aufnehmen.
Erschöpft lehnte sich der Rodianer gegen eine kalte Hauswand. Die Bluthunde der verärgerten Fabrikantenbesitzer hatten den Podracerpilot durch die halbe Stadt gejagt. Nach und nach hängte er aber den einen oder anderen von ihnen ab. Mit manchen hatte er sich sogar eine kurze Prügelei leisten können. Dabei hatte er sich die Kleidung aufgeschürft und ein paar Prellungen zugezogen. In seiner Mundhöhle schmeckte es sogar leicht nach Blut. Doch Reelo war ein Jäger von Rodia und somit kam Aufgeben nicht in Frage. Er würde bis zum bitteren Ende kämpfen. Vorsichtig tastete sich der Pilot an die Kante der Hauswand. ?Mindestens zwei sind noch hinter mir?, dachte sich der Rodianer und ballte seine Hände zu Fäusten.
Er hatte mit seiner Annahme recht behalten. Zwei bullige Exemplare von einem Menschen waren noch hinter ihm her. Ihre Augen tasteten jeden Meter der schmalen Gasse ab. Es würde nicht einfach für den Piloten werden. Reelo war kein begabter Kämpfer und so war jede Runde ein Abenteuer für sich. Er war eher der Typ, der die Leute aus dem Himmel mit einem flinken Untersatz gegenüber trat. ?Ein Pilot mit Leib und Seele halt.? Trotzdem sammelte er all seinen Mut und kam aus der Seitengasse.
?Was wollt ihr noch??, fragte er dreist auf Basic. ?Eure Kumpels haben schon aufgegeben...?
Hätte der Rodianer die Augen eines Menschen gehabt, hätte er den beiden Schlägern in diesem Moment zugezwinkert. Niemand hatte freiwillig aufgegeben, aber er probierte es trotzdem jedes Mal. Viel erwarten konnte er nicht, denn bis jetzt hatte jeder dieser Kerle sein Angebot ausgeschlagen. Anscheinend waren sie einfach nur auf Schlägereien aus.
?Aufgeben??, fragte einer der beiden Männer. ?Auf deinen Kopf dürfte jetzt ein nettes Sümmchen ausgesetzt sein, das meine Verluste tilgen wird.?
Ohne ein weiteres Wort stürzte sich der Sprecher mit einem lauten Geschrei auf den Rodianer. Die Faust dieses Kerls sauste dabei auf das Gesicht von Reelo zu. Dieser hatte die Attacke kommen sehen und duckte sich knapp unter dem Schlag hinweg. Ohne zu Zögern ging er zum Gegenangriff über. Mit voller Wucht trat er dem Riesen in den Bauch. Danach folgte noch ein Handkantschlag auf den Nacken. Langsam hatte er bei diesen düsteren Zeitgenossen den Dreh rausbekommen. So leicht würde er aus der Sache nicht rauskommen.
[ Ord Biniir - Arius - eine verlassene Gasse - allein ]