Ord Mantell (Bright-Jewel-System)

Ord Mantel - Opur Hina - Lom'srun, Peacekeeper

Jetzt sah man den Peacekeeper tatsächlich die Augen verdrehen, nicht ohne großartig zeitgleich ein genervtes Seufzen von sich zu geben. Dies würde wohl doch etwas länger dauern als Gedacht.

"Ob Mr. Hamner wirklich ein Narr ist oder jemals war sei mal dahingestellt, Mr. Ko. Fakt ist, dass er uns zu diesem Moment hier vor Ort heraufbeschworen hat. Das Spiel war für einen gewissen Moment unterhaltsam, aber sobald man eine Scharade aufgelöst bekommt verliert das Festhalten an dem Moment der Täuschung durchaus ihren Reiz.", kurz roch Moreni'en am Inhalt des Glases und stellte es dann entgültig unangetastet wieder auf den Tisch zurück, "Ja, sie haben recht: Meine Hauptaufgabe war es Sie und ihre Leute hier auf Ord Mantel aufzuspüren. Wenn ich meinem Mitarbeiter glauben schenken darf war er ziemlich überrascht wie einfach sie es ihm gemacht haben - sie selbst natürlich vorerst einmal ausgenommen - ihren jeweiligen Aufenthaltsort aufzuspüren. Das Prinzip sich in der Öffentlichkeit zu verstecken ist zwar bekannt, setzt aber dabei auch immer gewisse Wandlungsfähigkeiten voraus. Und die wurden hier ganz offensichtlich nicht eingehalten."

Kurz griff Moreni'en nach dem Datenblock und zog diesen an seine Seite: "Wie dem auch sei... Ein anderer Punkt, der an sich verdächtigt war, war der Moment ihrer Flucht. Zu passend organisiert. Fast schon als hätte man den augenblick abgewartet, in dem ich mit Hamner im Büro saß. Ein Testspiel... meinetwegen. Aber schickt man deshalb gleich eine Person von Fragwürdiger Bedeutung um die ganze Angelegenheit aufzuklären?"

Moreni'en schüttelte den Kopf. Anschließend aktivierte er den Datenblock an seiner Seite. "Zugegeben: Ich brauchte selbst ein wenig, um diesem Gefühl des Misstrauens nachzugeben. Aber soweit hätte das ganze eine geringere Rolle gespielt. Der Grund warum wir jetzt hier Sitzen und ich ihnen das ganze erzähle hat einen anderen Grund. Der auf einem entscheidenden Fehler basiert."

Jetzt stützte Moreni'en seinen Kopf kurz auf dem Tisch und warf Lom einen Blick zu: "Um genau zu sein hat ihre Organisation den Fehler gemacht es mir zu einfach zu machen. Also, Mr. Wieauchimmersieheißenmögen. Ich weiß bis jetzt nicht genau wer sie sind." Moreni'en drehte den Datenblock jetzt ganz um und schob ihn Lom zu, so dass dieser genau lesen konnte, welche Dossiers auf dem Display aufgerufen worden waren.

"Aber wir beide wissen, dass sie nicht Trino Ko sind!", jetzt verschrenkte Moreni'en die Arme ineinander, lehnte sich wieder auf der Bank auf der er saß zurück und blickte Lom mit unaussprechlicher Ruhe an, während dieser sich offizielle Daten bezüglich der Herkunft Trino Kos, dessen Vorstrafen und vor allen Dingen der Meldedaten bezüglich der Jiggling Hand, sowie der Spezies ihres Besitzers durchlesen konnte.

Nach einer Weile schließlich unterbrach er mit der unglaublich ruhigen Bestimmtheit, die schon die ganze Zeit in seinem Handeln lag, seit Lom sich ihm genähert hatte: "Während meiner Bildungszeit wurde mir ein fachlicher Begriff aus der Wissenschaft näher gebracht. Ockams Razor", kurz pausierte der Peacekeeper mit einem süffisanten, selbstsicheren Lächeln auf den Lippen, "Die genaue Bedeutung spielt in diesem zusammenhang eine wohl eher untergeordnete Rolle. Bestehen bleibt aber dass wenn man aus all diesen Hinweisen die einfachste Erklärung herauspicken will, diese, dass ich hier die ganze Zeit über einer Scharade unterlaufen bin, die meine Fähigkeiten ausreizen sollte... und ich nehme an, dass Trino Ko sich immer noch wohlbehalten auf dem Schlachtschiff von Hamner befindet."

Schweigen.....

Ord Mantel - Opur Hina - Lom'srun, Peacekeeper
 
Ord Mantell - Opur Hisa - - Lom'srun (NPC) - mit Peacekeeper

Am Ende von Moreni'ens Ansprache hob der Twi'lek leicht die Hände und begann leise zu klatschen.

Bravo, Mr. Moreni'en. Trino Ko befindet sich in der Tat in einer sicheren Zelle

Immernoch machte er keinerlei Anstanden sich zu setzen, sie würden ohnehin nicht mehr viel länger hier bleiben.

Wir mussten prüfen, wie gut Sie sind. Und ich muss zugeben, wir...ich habe Sie unterschätzt. Sie haben sich sehr gut geschlagen. In der Black Sun sucht man gute Leute. Mit Ihren Fähigkeiten, die sie hier zum Teil gezeigt haben, können Sie es in der Organisation weit bringen. Hamner hat Ihr Talent erkannt und Ihnen deswegen diesen "Auftrag" gegeben - um Sie zu testen, um herauszufinden, wie viel Sie Wert sein können.

Während er sprach bemerkte er, dass er noch immer den Blaster in Richtung des Peacekeepers gestreckt hatte. Schnell packte er ihn wieder in seinen Holster und sprach weiter.

Verzeihung. Ich kann Ihnen zeigen, wie Sie Mitglied der Black Sun werden. Sofern Sie das wollen, Mr. Moreni'en...

Ord Mantell - Opur Hisa - - Lom'srun (NPC) - mit Peacekeeper
 
Ord Mantel - Opur Hina - Lom'srun, Peacekeeper

Irgendwie wirkte Moreni'en in diesem Augenblick gelangweilt, während er den Beifall über sich ergehen ließ. Ja, er hatte das Rätsel geknackt... und? Irgendwo waren solche Aktionen ja schließlich auch sein Job. (O.K., der Job, mit der er die eine Hälfte der Person, die Angelus Moreni'en ausmachte, versorgte.) Aber man würde wohl sehen, was das ganze zu bedeuten hatte.

Der Peacekeeper lächelte zu Abschluss nur, als der Blaster endlich von ihm weg genommen wurde. "Alles ist möglich... man muss nur wissen, wann man besondere Gefallen einfordern sollte.", erwiderte er schließlich kryptisch. Immerhin hatte er Jahrzehnte gebraucht um die Möglichkeiten an Informationswegen zu beschreiten, die er jetzt inne hatte. Und das alles nur, weil ein junger, gelangweilter Mann mit ein paar Chemikern herumexperimentiert hatte.

Als dann aber das letzte Wort gesprochen wurde erwiderte er kurz noch einmal mit einem lauten, amüsierten Auflachen: "Denken sie ich wäre überhaupt auf diese Machtverdammte Kugel gekommen, wenn ich dieses Ziel nicht vor Augen gehabt hätte? Es gibt deutlich angenehmere Orte als Ord Mantel um meine Freizeit zu verschwenden." War dann der kurze Kommentar, ehe er sich erhob und den Twi'lek fragend ansah.

"Allerdings dürfte das hier ein weniger interessanter Ort für die entsprechende Unterhaltung sein, die sie mir gerade angeboten haben..."

Ord Mantel - Opur Hina - Lom'srun, Peacekeeper
 
Ord Mantell - Opur Hisa - Lom'srun (NPC) - mit Peacekeeper

So allmählich wurde ihm der Peacekeeper zu arrogant. Er stellte es dar, als wüsste er schon von Anfang an worum es bei der Sache ging. Nun, es war nicht seine Sache und also belehrte er den Herren nicht. Wenn Menschen erst mal ein solches Alter erreicht hatte, hörten sie selten noch auf einen gut gemeinten Ratschlag eines anderen. Und da Lom entschieden jünger war, war dies sowieso aussichtslos.

Genauergesagt haben wir das Ziel nicht aus den Augen verloren. Sie bekommen nicht die Möglichkeit in die Black Sun zu kommen, weil Sie das wollen, sondern weil wir das wollen. Vergessen Sie das nicht.

Dies sollten jetzt wahrlich keine Belehrungen sein. Der Twi'lek wollte lediglich darstellen, wie es wirklich ausschaute. Es war nun einmal so, dass sich die Black Sun aussuchte, wer ihr beitrat und nicht andersherum.

Wir haben schon Männer auf weitaus uninteressanteren Planeten in weitaus skurileren Umständen rekrutiert. Aber trotzdem haben Sie recht, hier wird nicht über Ihre Mitgliedschaft diskutiert. Begeben Sie sich zur Raumstation "The Wheel". Dort wird man auf Sie warten und alles nötige in die Wege leiten.

Ord Mantell - Opur Hisa - Lom'srun (NPC) - mit Peacekeeper
 
Ord Mantel - Opur Hina - Lom'srun, Peacekeeper

Faszinierend, das wird ja die reinste Schnipseljagt., schoss es kurz durch den Kopf des Peacekeepers. Moreni'en versuchte sich an etwas zu erinnern. The Wheel... immer wieder lies er in Gedanken diesen Begriff durch seinen Kopf gleiten, während er überlegte, ob er schon mal bewußt etwas über diese spezielle Raumstation gehört hatte. In diesem Moment viel ihm nichts ein. Vermutlich ein eher wichtiger Punkt außerhalb der normalen Routen des Inner Rims... wenn überhaupt. Aber er würde das Ding schon finden.

"Einverstanden. Ich werde mich zu dieser Raumstation begeben. Also dann ... Leben sie wohl. Und viel Glück für ihre nächste .... Jagt.", meinte er als Verabschiedung vom Twi'lek. Das war es jetzt also. Er hatte die notwendigen Momente erreicht um in den ersten, vermutlich äußersten Kreis dieser Omniösen Bande zu gelangen. Für den Augenblick ein Ansatz um mehr herausfinden zu können... und dann weiter zu sehen. Moreni'en ließ einige Credit-Münzen auf dem Tisch für die Bediehnung der Cantina liegen und verließ danach das Opur Hina.

Ein Blick in Richtung einer Überwachungskamera der Straße, die etwas sichtbarer platziert war als die anderen. Er nickte in das Objektiv... und vermutlich würden die anderen das als Bestätigung dafür nehmen, so schnell wie es ging sich zurück zu ziehen und auf der Nemo einzufinden. Und genau dasselbe hatte er in diesem Augenblick auch vor. Ein wink und ein weiteres Speedtaxi hielt bei ihm am Straßenrand. Diesmal der Raumhafen als Ziel. Und einige Zeit später, stand er wieder vor der Schleuse seines Schiffes, durchstapfte diese und lies sich einfach in seinen Stuhl innerhalb des Umgebauten hinteren Schiffsabteil fallen, grübelte über verschiedene Sternkarten und ließ Zack die Notwendigen Vorbereitungen für den Start machen, bis Virock die notwendigen Details in den Nav-Computer eingeben konnte, so das dieser die Koordinaten für den Hyperraumsprung berechnete. Ein Funktspruch zur weitergabe des Towers, dass sie Starten durften und die Nemo war in der Luft... und verließ nur wenige Minuten später die Atmosphäre Ord Mantels.

Und der Peacekeeper hockte weiter in seinem "Büro". Das Licht war gedimmt, aber er hielt die Augen in diesem Augenblick trotzdem geschlossen. Lauschte auf die Geräusche innerhalb seines Schiffes. Bis schließlich das Rumpeln und Surren davon zeugte, dass die Nemo den normalraum verlassen hatte.

Hyperraum richtung "The Wheel" - Nemo - Peacekeeper, Zack, Virock
 
]Ord Mantell - Im Anflug - an Bord der "Blue Nightingale" - Cockpit - mit Sikiro, Ori und Robijn[

Die blaue Kugel wuchs vor Jibrielles Augen zu enormer Größe an, als die „Blue Nightingale“ auf den Zielplaneten zuschoss. Dabei wirkte Ord Mantell vom All aus viel bläulicher, als er es sich hätte erlauben können. Nur wenige große Seen, die man nur mit Mühe als Meer hätte bezeichnen konnte, säumten die Oberfläche aus gemeinem Ödland, trockenen Wüsten und größtenteils unzugänglichen Gebirgszügen. Desto näher der Dynamic-Class Frachter heran kam, desto deutlicher wurde das eher hässliche Gesicht dieses Planeten sichtbar. Nie war Ord Mantell ein Knotenpunkt der Zivilisation und trotzdem fristeten ein paar Milliarden Seelen ihr Dasein in den mal mehr mal weniger großen Städten, die sich bevorzugt in den eher seltenen Regionen gebildet hatten, die nicht gerade Ödland, Wüste oder Gebirge waren. So bot Ord Mantell vom architektonischen Gesichtspunkt recht Unterschiedliches: Von zubetonierten Großstädten mit Wolkenkratzern, über kleinere Dörfer und entlegene Farmgrundstücke, bis zu unberührten Landstrichen mit einer mehr oder weniger sprühenden Fauna und Flora. All das ließ sich Jibrielle durch den Kopf gehen, während sie zum Landeanflug ansetzen. Die Padawan war vor ihrer Abreise nicht untätig gewesen und hatte sich etwas schlau gemacht über den Planeten, auf dem sie ihre erste selbstständige Mission durchführen sollte. Ab und zu, so hatte sie gelesen, leuchtete Ord Mantell vom All aus rötlich, wenn das Licht eines Sterns nur richtig stand.

Jibrielle hatte in dem Sessel direkt hinter Sikiro Platz genommen. Robijn saß auf dem Platz des Co-Piloten und beobachtete irgendwelche Systemanzeigen. Vorsichtshalber schnallte sich Jibrielle an und versuchte die Scham zu ignorieren, war sie doch die Einzige, die das tat. Ori war nicht da. Mit Sicherheit hatte er sich wieder ans Handwerkeln gemacht.
Sikiro sprach in ein Mikro, zählte irgendwelche Registrierungscodes auf, während aus den Lautsprechern ab und zu ein Knacken ertönte sowie ein ähnliches Pilotengeblubber, das Jibrielle nicht wirklich verstand. Robijn, die den verwirrten Blick der Padawan aufgefangen haben musste, begann gelassen zu erklären worum es ging, checkte dabei aber weiterhin die Instrumente.


„Wir müssen uns beim Eintritt in die Atmosphäre registrieren. Es heißt zwar, Ord Mantell nähme es mit dem Schmuggel im Allgemeinen nicht so genau. Für sie ist das auch nur Handel – wenn auch eine eher ältere … bürgerlichere Form. Dennoch wollen sie immer genau wissen, wer ein und ausfliegt. Ihnen geht es darum viel mehr um politische Angelegenheiten, als um rechtliche. Wenn ein wichtiger Mensch von der Republik oder dem Imperium den Planeten betritt, wollen sie das wissen. In der Regel lassen sie aber Frachter, die ihnen durch die Registernummer schon bekannt sind, in Ruhe.“ Wie um mit einer Ausnahme die Regel zu bestätigen, erfolgte nach der obligatorischen Landegenehmigung ein etwas renitent formulierter Nachtrag aus den Lautsprechern.

„Die Mannschaft der Blue Nightingale wird gebeten, sich bereit zu machen, für die Kontrollierung ihres Schiffes. Ein Wachtgleiter wird mit ihnen vor dem Eintritt in den Luftraum von Worlport zusammentreffen, um die Passagiere zu überprüfen.“, krächzte es schallend ins Cockpit. Sikiro und Robijn tauschten Blicke aus.
„Nun das ist neu …“, sagte Sikiro nachdenklich, setzte aber den Landeanflug unverändert fort. Jibrielle blickte irritiert drein, wartete auf eine Erklärung.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie.
„Bislang wurden wir hier nur einmal kontrolliert.“, erklärte Robijn mit gerunzelter Stirn. „Die letzten Male, war das nicht mehr so.“

„Aber das ist doch kein Problem, oder? Ich meine, ich hab gültige Papiere und bislang dürfte ich auf keinen Gesuchten-Listen stehen.“, meinte Jibrielle achselzuckend.
„Du trägst zwar nicht gerade eine dicke gelbe Schärpe, auf der in Großbuchstaben ‚Gesucht – tot oder lebendig’ steht, aber sie könnten über deine Anwesenheit trotzdem nicht so begeistert sein ...“, sagte Sikiro trocken.
„Wieso den?“
„Allein die Tatsache, dass du eine Jedi bist, ist heikel genug. Zwar würde man dir kein Haar krümmen, doch gut möglich dass du nach einer Reise durch ein paar Hotellounges direkt den Heimweg antreten müsstest.“, entgegnete Robijn grübelnd.
„Aber auf meiner ID-Karte steht ja nichts davon. Ich bin einfach nur eine Passagierin.“
„Und was ist mit deiner Lichtkeule?“, versetzte Sikiro schief grinsend, „Es braucht bloß einer von den Burschen, die hier gleich drin rumtigern, heute früh nicht kalt geduscht haben, und schon durchsuchen sie uns alle. Wenn sie dann dein Lichtschwert finden und du dich nicht schon zuvor zu erkennen gegeben hattest, könnten sie dich sogar festnehmen. Dann hättest du nicht mal was von den Obsttellern in den Hotellounges.“

Ratlos schaute Jibrielle die beiden Schwestern an. „Und nun?“ Viel mehr fiel ihr nicht ein. „Könnt ihr mich nicht einfach in einem eurer Geheimverstecke unterbringen?“
„Ich fürchte, die sind bereits gefüllt. Außerdem wollen wir ihnen unsere ‚Ware’ auch nicht gerade unter die Nase reiben … wir brauchen nur an den falschen Beamten geraten …“, sagte Robijn kopfschüttelnd.
Sikiro lachte leise. „Kannst du die Typen nicht einfach verhexen, sodass sie dich nicht sehen können?“

Die Padawan schüttelte den Kopf, der gleich dazu leicht rosa anlief. „So- Sowas kann ich nicht. Das heißt: Ich weiß nicht, ob ich das auf Kommando hinkriegen würde. Und gleich bei mehreren? Eher nicht.“
„Dann klettere doch in den Kühlschrank. Aber vielleicht musst du da zuerst Oris Kopf rausnehmen, ich glaube der ist näm-“
„Das Bad reicht sicher aus.“
, meinte Robijn halb belustigt, halb missbilligend schauend. „Steig einfach in die Dusche und mach keinen Mucks. Ich denke nicht, dass sie alles durchsuchen werden. Gut möglich dass sie nur ne Stichprobe machen. Sicher werden sie nicht alles auf den Kopf stellen.“
Der Bauch der „Blue Nightingale“ durchbrach die dichte Wolkendecke und wurde durch das Licht des jungen Tages zusehends von der Eiseskälte des Alls befreit. Die Ionentriebwerke schnurrten vor sich hin, während tief unten zerklüftetes Gelände vorbeizog, als das Schiff auf Worlport zuraste. Langsam nahmen die Ausmaße einer der größten Metropolen Ord Mantells Gestalt an.

]Ord Mantell - Im Anflug - an Bord der "Blue Nightingale" - Cockpit - mit Sikiro, Ori und Robijn[
 
]Ord Mantell - Im Anflug - an Bord der "Blue Nightingale" - Backbord Schlafraum, Nasszelle - allein; Sikiro, Ori und Robijn ebenfalls an Bord[

Jibrielle streifte ihre Schuhe ab, zog die Strümpfe aus, steckte sie in die Schuhe hinein und stieg mit nackten Füßen in die noch immer feuchte Dusche. Dann fluchte sie kurz, stieg wieder aus, trocknete sich die Füße ab und zog sowohl Strümpfe als auch Schuhe wieder an, bevor sie erneut in die Dusche stieg und die Zellentüren schloss. Normalerweise hätte sie von hier aus nicht hören können, wie die Beamten der Regierung von Ord Mantell das Schiff betraten und mit dem Geschwistertrio sprachen. Doch zum Glück war Jibrielle nicht normal. Sie streckte ihre Machtsinne weit aus, drang in das metallene Gehäuse des Schiffes ein und versuchte so zu hören was vor sich ging. Zusätzlich konnte sie durch die Macht ungefähr fühlen, wo sich die Geschwister aufhielten und dass nun drei Fremde bei ihnen standen, direkt in der Mitte des Frachters, bei dem Holo-Karten gerät. Sie konnte zwar nicht gleichzeitig alle Körper so gut lese, dass ihr die Gesichtsausdrücke oder Körpersprache ganz bewusst geworden wäre, doch war das Akustische ja viel wichtiger. Das Schiff wirkte beinahe wie eine absurd große Ohrmuschel, als die Stimmen der Anderen das Material in Schwingung versetze. Dadurch konnte Jibrielle das Gespräch beinahe klar verfolgen. Immerhin musste sie auf dem Laufenden bleiben.

„Mit dieser Ehre hatten wir gar nicht gerechnet, Officer.“, vernahm Jibrielle die Stimme von Sikiro süßlich zynisch säuseln. Genau konnte Jibrielle das Äußere der Ordnungshüter zwar nicht ausmachen, doch der Eindruck ihrer Stimmen – oder zumindest der Stimme ihres Befehlshabers – war eindrücklich genug.
„Wir gehen nur unseren Pflichten nach. Das verstehen sie doch, meine Damen.“, sagte der in der Mitte stehende Kerl. Ori räusperte sich geräuschvoll. „Und ‚mein Herr’, natürlich.“ Mit einer bärbeißiger Stimme sprechend, die keine Spur von Freundlichkeit enthielt, schaffte er es trotzdem irgendwie höflich zu klingen. Jibrielle konnte sich das Gesicht des Typen daraufhin geradezu bildlich vorstellen: Breites, schrankartiges Kinn mit Dreitagebart. Ein Kerl der zum Lachen nicht mal in den Keller ging, sondern gleich in die Tiefgarage fuhr.

„Warum diese … herzliche Begrüßung? Wir sind unbewaffnet.“, sagte Ori mit ruhiger Stimme, hinter der sich jedoch große Unruhe zu verbergen schien. In diesem Moment fiel Jibrielle erst auf, dass die beiden Begleiter des Bärbeißigen Blastergewehre im Anschlag hielten, gerade so, als würden sie die Geschwister damit in Schach halten.
„Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Es gab da letztens einen Vorfall, der … bei dem ein paar Kollegen umgekommen sind. Man kann nie vorsichtig genug sein.“, meinte der Bärbeißige und es gelang ihm, seinem tiefen Brummen einen gehässigen Unterton zu verleihen.
„Uhh ja, wir sehen wirklich gemeingefährlich aus …“, versetzte Sikiro sarkastische und Jibrielle hörte eine Kaugummiblase platzen.

„Wir können wir ihnen denn behilflich sein? Möchten sie unsere IDs sehen?“, übernahm Robijn in sachlich entgegenkommenden Ton das Wort und alle drei streckten den Beamten ihre Karten entgegen. Sikiros wedelte mit ihrer den Ordnungshütern gelangweilt entgegen. Leise säuselte Musik aus den Kopfhörern, die derzeit immerhin nur eines ihrer Ohren bedeckte. Sie hatte es offenbar wirklich nicht besonders mit Autoritätspersonen. Und einen transportablen Musikspieler hatte sie offenbar auch.
Der Chef nickte seinen beiden Gehilfen wohl nur zu, denn schon sprang einer der beiden vor, um die drei Karten einzusammeln. Zum Glück schienen alle drei aber zumindest eine gewisse Ruhe auszustrahlen, sodass die Gefahr recht klein schien, dass einer nervöses Fingerzucken bekam und Robijn ihre umgeräumte Krankenstation freimachen musste. Der Bärbeißige nahm die IDs entgegen und schaute sie sich gründlich an. Ungerührt und ohne aufzusehen führte er seine Befragung fort.

„Was ist der Grund für ihre Reise?“
„Wir sind auf einer Geschäftsreise, einer Handelsreise. Wie sonst auch.“
, antwortete Robijn.
„Nichts Privates? Nur eine Handelsreise?“
„Also ich habe vor noch jemanden zu treffen und ganz privaten Spaß mit ihm zu haben, wenn sie verstehen, was ich meine, Officer.“
, flötete Sikiro dem Chef der Truppe mit einer Stimme zu, die man sonst nur bei sehr teuren Anrufen an besondere Nummern oder bei ziemlich unbesonderen Frauen in sehr billigen Filmen hörte.

Unbeeindruckt und ungerührt fuhr der Bärbeißige fort. „Welche Waren führen sie mit?“
„Nichts, was gegen hier geltendes Recht verstößt, Sir.“
, sagte Robijn mit gleichmütiger Stimme, wobei sie dem ‚Sir’ jedoch etwas mehr würze verlieh. „Wenn sie wollen, können sie die Ladung checken.“
„Ich denke … das wird nicht nötig sein. Haben sie Waffen an Bord?“
„Was soll dieses Verhör?“
„Ich stelle ihr die Fragen, meine Dame.“
, entgegnete der Bärbeißige schroff. „Ob sie Waffen an Bord haben?“
„Zwei Zwillingsturbolaser, sowie ein Antipersonengeschütz, wie es Standard ist für dieses Modell. Die Laserkanonen haben wir abmontiert, wegen des Lagerplatzes. Außerdem haben wir noch drei Handblaster … zur Selbstverteidigung. Sie befinden sich im Kommunikationsraum.“, antwortete diesmal Ori, der zu Jibrielles Überraschung relativ ungehalten Klang. Einzig Robijn schien sich von dem Gehabe des Bärbeißigen nicht beeindrucken zu lassen.

„Haben sie noch irgendwelche Passagiere an Bord?“
„Meinen sie nicht, wir hätten sie ihnen schon längst vorgeführt, wenn dem so wäre, Spürnase?“
, versetzte Sikiro giftig.
„Noch so ein Ding, und ich krieg sie wegen Beamtenbeleidigung dran.“, antwortete der Chef mit einem gefährlichen Unterton.
„Schon gut.“, sagte Robijn und Jibrielle hätte schwören können, gespürt zu haben, wie die Blondine ihrer Schwester einen warnenden Blick zugeworfen hatte. „Nein, keine Passagiere. Nur wir.“
Der Bärbeißige musste, ob aus purer Provokation oder aus anderen Gründen, einem seiner Jungs einen stummen Befehl erteilt haben, da dieser sich mit zügigem Schritt aufmachte und begann, jeden Raum nach vermeintlich blinden Passagieren zu durchsuchen, angefangen beim Kommunikationsraum. Jibrielle brach der Schweiß aus. Was nun?
„Wollen wir doch mal sehen, was er so finden wird …“
„Wehe, der riecht an meiner Unterwäsche!“
, rief Sikiro dem Beamten hinterher, als dieser zu den Quartieren der Geschwister in den rechten Flügel ging. Jibrielle konnte leise vernehmen, wie er ein peinliches Stammeln von sich gab, von wegen ‚ich doch nicht’.

„Warum machen sie so einen großen Aufruhr, Sir?“, fragte Robijn ganz höflich und sachlich. „Wir sind schon etliche Male hierher geflogen. Ord Mantell gehört zu unseren häufigsten Handelspunkten. Noch nie wurde wir derartig empfangen.“
„Das ist nichts Persönliches.“, sagte der Bärbeißige gleichgültig. „Es ist nur so, dass wir momentan eine erhöhte Aufmerksamkeit an den Tag legen sollen. Und das wir auch vermeintlich zierliche Frauen nicht unterschätzen sollten. Am Ende steckt noch eine Jedi oder ein Sith hinter der Fassade. Wer weiß …“, fuhr der Chef der Ordnungshüter süffisant klingend hinzu, „… vielleicht ist ja eine von ihnen so ein Mutant, so ein ‚Machtnutzer’.“
„Wenn ich ein solcher Mutant wäre, hätte ich mich von ihnen nicht so nennen lassen.“, sagte Sikiro mit einer Stimme so trocken wie Wüstensand.
„Am besten … wir durchsuchen sie auch noch. Vielleicht trägt ja eine – oder einer – so ein Laserschwert mit sich herum.“, geiferte der Bärbeißige und machte einen Schritt nach vorne.
„Wenn du mich betatschst, werde ich dir eine derartige Dienstbeschwerde an den Hals hängen, dass du deinen A-“
„Sikiro!“, zischte Robijn, doch die Worte der Brünetten hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Der Bärbeißige machte wieder einen Schritt zurück und nickte seinem anderen Spießgesellen ruppig zu, der nervös guckend vortrat und mit einer Hand die Geschwister ganz sittsam abtastete.
Inzwischen war der dritte Ordnungshüter mit den Quartieren auf der Rechten fertig und durchquerte gerade die hinteren Räume. Doch schlussendlich würde er bei Jibrielle ankommen. Zusätzlich zu ihrer eigenen Angst, spürte die Padawan wie sich auch bei Robijn so langsam die Nackenhaare aufrichteten. Ori brach nun auch der Schweiß aus. Na toll, wo hatte sie die drei da bloß reingeritten? Was würde der Grobian mit ihnen machen, wenn sie eine Padawan bei ihnen an Bord fanden? War etwa eine verdammte Jedi-Jagd auf Ord Mantell ausgebrochen? Was sollte sie nur machen? Robijn erweckte in ihr jedenfalls nicht den Eindruck, noch einen Ausweichplan zu haben. Vielmehr vertraute sie wahrscheinlich auf die Fähigkeiten der Padawan. Oh jee.


]Ord Mantell - Im Anflug - an Bord der "Blue Nightingale" - Backbord Schlafraum, Nasszelle - allein; Sikiro, Ori und Robijn sowie Zollsoldaten zur Durchsuchung ebenfalls an Bord[
 
]Ord Mantell - Im Anflug - an Bord der "Blue Nightingale" - Backbord Schlafraum, Nasszelle - allein; Sikiro, Ori und Robijn sowie Zollsoldaten zur Durchsuchung auch an Bord[

„Sie sind alle sauber, Sir. Unbewaffnet, wie sie gesagt haben.“, sagte der Spießgeselle des Bärbeißigen kleinlaut und trat wieder neben seinen Chef. Anscheinend ging der Kerl nicht zimperlich mit seinen Untergebenen um.
„Hab ich doch gesah-hagt.“, konnte sich Ori nicht verkneifen und hoffte vielleicht, so seine Nervosität zu unterdrücken.
Mittlerweile schon beinahe panisch sah sich Jibrielle in der Dusche um, nur gab es da nichts zu sehen. Sie konnte nichts machen. Sie konnte nur warten, bis der Kerl rein kam, die Tür der Dusche öffnete und sie fand. Die Schritte wurden immer deutlicher hörbar, jetzt auch ohne Verstärkung durch die Macht. Er war schon in ihrem Quartier.
Gleich würde er ins Bad kommen!

Verzweifelt schaute Jibrielle zur Decke und an die Wände. Konnte sie sich irgendwo festhalten? Nein. Von den Wänden abstützen, knapp über der Decke? Nein, kein Platz.
Die Schritte kamen immer näher. Eine Schranktür in ihrem Quartier wurde mit einem Ruck aufgerissen. Ein leises Stammeln war zu hören. Darin hatte Jibrielle ihre Kleidung aufgehangen. Die Tür fiel wieder zu. Der Mann schritt weiter durchs Zimmer.
Gleich würde er hier sein! Gleich würde er reinkommen und dann hätte er sie entdeckt!
Sie musste den Gedankentrick anwenden! Aber was wenn es nicht klappte? Was wenn es fürchterlich daneben ging? Dann würde sie wahrscheinlich im Gefängnis landen. Sie sah jetzt schon Chesaras enttäuscht-überraschtes Gesicht. ‚Das hätte ich nicht von Jibrielle gedacht.’, würde sie sagen! Oh nein!
Und gegen die Männer kämpfen? Ausgeschlossen! Sie machten doch nur ihre Arbeit, waren vielleicht ganz gute Kerle … so privat. Vielleicht.


„Ich hab was gefunden!“ rief der Mann im Nebenzimmer und Jibrielle erstarrte zur Salzstatue. „Hier scheint noch eine vierte Person zu wohnen. Es ist zwar alles aufgeräumt und ordenlich, aber hier hat definitiv vor kurzem jemand drinne geschlafen.“
„Interessant …“
, sagte der Bärbeißige und ließ das Wort genüsslich auf der Zunge zergehen. „Wie kommt das denn? Ich dachte sie wären nur zu dritt?“
„Das ist …“ setzte Robijn, schon nicht mehr so sicher klingend, an, wurde jedoch dieses Mal von Sikiro unterbrochen.
„Booah, dass ist das Bett, indem mein Freund geschlafen hat, als wir zuletzt auf Coruscant waren. Ich hab noch nicht geschafft, es aufzuräumen.“
„… und hier hängen überall Frauenkleider im Schrank.“, erklang ein verschüchterter aber pflichtbewusster Schrei aus Jibrielles Quartier. Für einen winzigen Augenblick gefror Sikiros Miene.
„Freundin! Mein ich. Meine Freundin hat darin gepennt, als sie mich hier besucht hat. Wir …“, jetzt wurde ihre Stimme so laut, dass auch der Kerl in Jibrielles Zimmer es hören konnte, „… haben in dem Bett halt rumgemacht. Heiße Frauenliebe und so. Wehe … wehe sie riechen daran.“
Für einen kurzen Augenblick wurde Jibrielles Panik verdrängt und sie konnte sich ein glucksen nicht verkneifen. Dann nahm sie unwillkürlich ein kurz aufflackerndes Gefühl des Eckels in Sikiro Geist wahr und dachte ein automatisches ‚Hey!’.

„Ihre Freundin also? In dem Quartier ganz allein. Das soll ich ihnen glauben?“, knurrte der Bärbeißige.
„Ja glauben sie denn, ich mache vor meinem Bruder und meine Schwester … Liebe mit ihr?“, brachte Sikiro zögerlich, aber dafür umso betonter heraus. Jibrielle entspannte sich etwas, lehnte sich zurück an die Wand, und stieß dabei versehentlich den Duschkopf gegen die metallene Wand. Der Beamte gefror in der Tür und dreht sich zur Quelle des verräterischen Geräusches um.
Entsetzen packte Jibrielle. Sie schwang sich hoch, schaute über den Rahmen der Dusche, verzweifelt auf der Suche nach … irgendwas! Einer Idee! Einem Einfall! Es blieb ihr nichts weiter übrig! Sie musste ihr Glück mit dem Gedankentrick versuchen, oder …
Der Beamte ließ die Badezimmertür aufgleiten und starrte hinein, das Blastergewehr im Anschlag. Vorsichtig schritt er hinein, einen Fuß vor dem anderen, und gerade als er sich drehen wollte, um in die Ecke des verwinkelten kleinen Badezimmers zu schauen, hörte er das Geräusch erneut. Er wirbelte herum und sah … den Übeltäter?
Ein Kleiderbügel hing lose am Rand der Duschtür. Die ganz normalen ungleichmäßigen Bewegungen des schwebenden Frachters ließen ihn ab und zu gegen die Tür klackern. Über dem Bügel hing ein weißer BH.


„Hast du noch was gefunden?“, erklang die Stimme des Bärbeißigen.
Sein Untergebener blickte sprachlos auf den BH, hob die Hand, streckte sie nach dem Bügel aus, zog sie in letzter Sekunde aber wieder zurück und marschierte strammen Schrittes aus dem Zimmer.
„Nichts weiter gefunden, Sir!“
Eine Hand ragte langsam über den Rand der Duschtür hervor, griff nach unten und holte sich den BH zurück.
„Ich hoffe, sie finden ihre Verdächtigen, Sir.“, verabschiedete Robijn die Beamten, als diese zu einem drittel unzufrieden und entnervt, zu zwei drittel peinlich berührt und erleichtert, auf ihr eigenes Schiff zurückkehrten und von dannen zogen. Sikiro verabschiedete sie lediglich mit einer Geste, die glücklicherweise niemand zu Gesicht bekam.
„Na das ist ja gerade noch mal gut gegangen …“, bemerkte Robijn erleichtert lächelnd, als Jibrielle mit einem nervösen grinsen den Kopf in die Tür steckte und schließlich zu ihnen kam, während sie mit der Rechten nach hinten auf ihren Rücken langte und den Bügel unter ihrem Pullover zurechtrückte.

]Ord Mantell - Im Anflug - an Bord der "Blue Nightingale" - Cockpit - Sikiro, Ori und Robijn[
 
]Ord Mantell - Worlport - öffentlicher Landedock - an Bord der "Blue Nightingale" - Cockpit - Sikiro, Ori und Robijn[

Es war später Vormittag, als die „Blue Nightingale“ im Landedock eines kleineren Raumhafens geräuschvoll aufsetzte. Nun mussten sich Jibrielles neugierige Blicke nicht mehr auf den Sichtbereich der Fenster beschränken. Sofort eilte sie zur Ausstiegsluke. Hier hatten sie nichts mehr vor übervorsichtigem Wachpersonal zu befürchten, da dieser Raumhafen, wie überhaupt die meisten Einrichtungen der Stadt, in privater Hand waren. Und solange Jibrielle nicht in ihrer Padawanrobe durch die Straßen tingelte, würde sie auch nicht als Jedi auffallen.
Als Jibrielle den fremden Boden betrat, spürte sie wieder das Kribbeln auf der Haut, wie sie es schon früher auf Mon Calamari und Lianna gefühlt hatte. Schon diese Besuche waren aufregend gewesen, doch hatte die Padawan es immer bereut, nicht auch die naturbelassenen Seiten dieser Planeten zu erkunden.
Auf Mon Calamari hätte sie da zwar nur Tauchausflüge machen können – was auch nicht schlecht gewesen wäre – doch über Felder oder durch Wälder hätte sie da nicht laufen können. Auf Lianna war schlicht nicht die Zeit und ebenso wenig die Gelegenheit dafür gewesen, zudem dieser Planet nur noch recht wenige unbebaute Gebiete aufwies. Hier jedoch, auf Ord Mantell, waren riesige Landstriche unbevölkert oder zumindest dünn besiedelt. Sie hatte nicht wirklich was gegen Städte, immerhin hatte sie ihr ganzes Leben in einer einzig großen Stadt verbracht. Doch nie hatten ihre Füße echte Natur berührt. Hier aber waren massig Felder, durch die Jibrielle würde laufen können. Und erstmal die Berge! Oh, hoffentlich führte sie ihre Mission in die Berge!


Ori? Kannst du Jibrielles Koffer bitte gleich aus ihrem Quartier holen?“, hörte Jibrielle Robijns Stimme hinter sich, während sie noch wie gebannt auf die belebte Stadt hinaus blickte. Da fiel ihr ihr vermeintlicher Lapsus auf.
„Oh, tut mir leid. Ich kann meinen Koffer doch auch selbst holen!“, rief die Padawan und wollte gerade zurück ins Schiff, als sie Oris Antwort hörte.
„Bleib wo du bist! Du bist unser Gast und ich mach das gern …“
„Lass ihn. Sowas spielt doch keine Rolle.“, meinte Robijn gelassen, als sie zu Jibrielle an die Ausstiegsluke trat, die Hände locker verschränkt.
„Nicht, dass er mich für gedankenlos hält …“
„Du bist eine Jedi … mach dir da mal keine Sorgen.“
, lachte Robijn und trat mit Jibrielle auf Ord Mantells Asphalt.

Der Raumhafen war klassischerweise nahezu direkt mit dem Rest der Stadt verwoben. Überall in der Nähe grenzten die Landebuchten und Landeplattformen an die Straßen an, sodass beinahe der Eindruck entstand, sie wären simple Parkplätze, wie sie für gewöhnliche Gleiter gedacht waren. Tatsächlich konnte man in und auf ihnen kurz halten, ohne eine Gebühr zu bezahlen. Sehr praktisch, denn sie hatten hier nur gehalten, um Jibrielle möglichst nah an ihrem Zielort raus zu lassen.

„Du findest den Weg alleine?“, fragte Robijn und klang dabei wieder wie die Erzieherin, die Jibrielle vor so vielen Jahren gekannt hatte.
„Kein Problem!“, sagte Jibrielle übertrieben selbstsicher und zeigte der blonden Frau ihren Datenblock. „Hier hab ich ja einen Stadtplan und die Adresse von meiner … Kontaktperson ist ja ebenfalls abgespeichert. Ich bin ja schon groß.“ Mit einem dicken Lächeln strahlte sie Robijn an, sodass diese beinah vom weiß ihrer Zähne geblendet wurde.

„Schon gut, schon gut.“, sagte Robijn schief grinsend und tätschelte Jibrielles Schulter. „Natürlich kommst du zurecht. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Aufgabe!“
„Dankeschön!“, hauchte Jibrielle und umarmte Robijn herzlich. „Es war sooo schön dich wiedergesehen zu haben! Das müssen wir unbedingt wiederholen!“
„Sehr gerne! Das würde sicher auch Ori ganz besonders freuen. Sogar Sikiro scheint dich leiden zu können.“, scherzte Robijn, bevor sie langsam wieder ins inner trat. Ori war inzwischen mit dem Koffer da und drückte ihn Jibrielle mit gebührlicher Vorsicht in die Hand.
„Machs gut, Ori.“
„Machs gut …“, verabschiedete sich auch Ori und verschwand lässig winkend wieder im Inneren des Schiffes.
„Wir werden vielleicht noch ein paar Tage hier bleiben. Ist schwer zu sagen. Je nachdem wie weit die Vorbereitungen für unsere nächste Lieferung sind. Aber du hast ja meine Com-Nummer! Vielleicht können wir dich ja noch mal mitnehmen. Wer weiß. Sag einfach bescheid, wenn du hier … fertig bist.“, meinte Robijn achselzuckend und grinste, bevor sie ebenfalls winkend weiter ins hinein ging und sich die Luke langsam schloß.

Jibrielle winkte der „Blue Nightingale“ hinterher, bis ihr Arm müde wurde und das Schiff nicht mehr zu sehen war, und marschierte daraufhin sofort los, der Koffer unter dem anderen Arm. Jetzt war sie also wieder ganz auf sich allein gestellt. Oder besser gesagt: Zum ersten Mal wirklich. Bislang hatte sie doch noch immer irgendeine Rückendeckung gehabt, und sei es Adrian gewesen, der einen anderen Teil der Lagerhalle durchsucht hatte, als sie auf der Suche nach Nylia gewesen waren. Zwar hatte Jibrielle da schon alleine kämpfen müssen, doch immerhin hatte sie da noch auf Adrians Beistand irgendwie und irgendwo zu hoffen vermocht. Hier war sie die einzige Jedi, die mit der Sache klar kommen sollte. Ein Schauer lief der Padawan über den Rücken, als sie über die lange Promenade der Innenstadt blickte. Ein wenig ängstlich, doch vor allem aufgeregt, macht sie sich auf den Weg.

Es hatte wahrscheinlich seit ein paar Tagen nicht geregnet, denn die Luft war trocken, in manchen Straßen geradezu stickig, doch herrschte ein recht angenehm kühles Klima. Es ließ sich hier definitiv aushalten, wenn der Padawan auch klar wurde, weshalb Ord Mantell nicht mal als Tourismusort viel her machte. Eine böige Brise wehte Jibrielle ins Gesicht, durchwuschelte ihr Haar und ließ es wieder wallend über den Rücken fallen. Ein schöner Vormiitag. Über den ein oder anderen Sonnenstrahl, der sich durch die dichte Wolkendecke stehlen mochte, hätte sie allerdings auch nichts einzuwenden gehabt.
Worlport bot als Hauptstadt Ord Mantells einige Millionen Lebewesen Heimat – Schädlinge und Haustiere nicht mitgerechnet. Einige wichtige Regierungsgebäude, sowie Banken und Firmensitze befanden sich Zentrum und obwohl die Straßen belebt und geschäftig wirkten, war das alles für eine Städterin, wie Jibrielle eine war, nicht sehr beeindruckend. Zwar waren alle Straßen im Inneren durchaus befestigt, doch war sie die Padawan sicher, dass sie nur in die nächste Schwebebahn springen musste und nach zehn Minuten wäre die Qualität der Wege nicht mehr zu beeindruckend. Da Gleiter keinen besonderen Untergrund brauchten, waren säuberlich gepflasterte Straßen eben meist nur eine Sache des Prestiges. Fußgänger konnten sich nur in edleren Vierteln darüber freuen, nicht auf Dreck zu laufen. Dies und die doch eher zurückhaltende Architektur erweckten somit den Eindruck, als sei die Hauptstadt Ord Mantells eher so was wie ein großes Dorf, denn eine Metropole. Aber wer sein ganzes Leben zwischen Häuserschluchten verbracht hatte, kam natürlich automatisch zu dieser Ansicht. Dennoch war Jibrielle absolut angetan von Worlport.

Gerade diese ungewohnte und doch irgendwie vertraute Art des Stadtlebens war irgendwie faszinierend, wenn Jibrielle auch nicht wusste warum. Vielleicht war es einfach nur der Glanz des Unbekannten. Während Jibrielle jedoch so staunend, sich beinah den Hals verrenkend bei all den ‚Sehenswürdigkeiten’, über den Bürgersteig schlenderte, gemahnte sie sich schließlich doch noch zur Ordnung. Immerhin hatte sie in nicht mal einer Stunde ihren Termin mit Vince Venice. Und auch wenn sein Büro ganz in der Nähe sein musste, sollte sie sich doch zumindest schon mal mental auf das Treffen vorbereiten.
So ging Jibrielle diszipliniert, immer den Anweisungen ihrer Stadtkarte folgend, und bog ein paar mal links, hin und wieder rechts ab, und war schließlich auch schon da: Eine Viertelstunde vor der Zeit. Jibrielle war überrascht, sich nicht vor einem pompösen Regierungsgebäude wieder zu finden, obwohl sie sich sicher war, dass Worlport immerhin mit solchen aufwahrten konnte. Andererseits befand sie sich auch etwas östlich vom echten Stadtkern. Hier waren vor allem größere und kleinere Büros, aber auch Wohnungen für Bessergestellte. Da ging Jibrielle plötzlich auf, wie logisch es doch war, dass sich Venice nicht in seinem Hauptbüro treffen wollte. Damit würde er doch unnötig viel Aufmerksamkeit auf die Angelegenheit richten. Dies hier musste also sein Zweitbüro oder etwas Ähnliches sein, wo er möglicherweise auch den einen oder anderen Lobbyisten zu treffen pflegte. Politiker eben.


]Ord Mantell - Worlport - City - vor einem Regierungsgebäude - allein[
 
]Ord Mantell - Worlport - City - vor einem Regierungsgebäude - allein[

Zögerlich drückte Jibrielle auf die Türklingel, oder das, was sie dafür hielt. Kurz darauf erklang eine absurd süßliche Stimme aus einem der kleinen Lautsprecher.
„Büro vom Abgeordneten Venice. Wie kann ich ihnen helfen?“
Jibrielle verzog das Gesicht und suchte nach einer Antwort, während sie die Vorstellung einer quietschenden Maus in der Mausefalle zu verdrängen versuchte.
„Ähm … hier ist Jibrielle Dari. Ich habe einen Termin mit Mr. Venice.“
„In welcher Angelegenheit?“
, fiebte es aus dem Lautsprechanlage zurück.
„Es geht um etwas Persönliches. Er weiß bescheid.“, sagte Jibrielle aufs Blaue heraus und wurde nach einem drei Sekunden langen zögern auch nicht enttäuscht.

„Bitte kommen sie herein. Der Aufzug führt sie in die siebte Etage.“ Sofort schoss die Tür vor Jibrielles Nase auf und ließ sie ein in eine beeindruckende Vorhalle. Von innen wirkte das Gebäude nun viel größer, was möglicherweise an den hellen Farben lag, in denen sämtliches Interior und die Wände gehalten waren. In der Mitte der Halle, hinter einem Tresen gelassen aber aufrecht sitzend, empfing sie zunächst ein Wachmann mit prüfendem Blick. Es war ein mantellianischer Savrip, eine der wenigen zivilisierten einheimischen Arten Ord Mantells. Er trug einen feinen Anzug. Doch durch den gewaltigen Brustkorb wirkte er trotzdem wie ein Schrank auf zwei Beinen, wenn auch ein Schrank in sehr feinem Zwirn. Jibrielle hatte über sie gelesen. Da die Savrip aber eher als rückschrittlich beschrieben wurden, wunderte sich die Padawan, dass er hier als Wachmann arbeitete. Also schritt die Kommunikation und Integration unter den Völkern Ord Mantells weiter fort? Oder war es eher eine Art Unterdrückung und Einverleibung? Stand nicht hinter jeder Kolonisierung irgendwo eine derartige Unterdrückung? Aber möglicherweise war die Anstellung eines Savrip ja ein Zeichen Venices an andere. Dass er ein Mann der Einigung war?
Offenbar hatte Wachmann alles mitgehört und winkte Jibrielle entgegenkommend herein und zu einem der Aufzüge. Jibrielle nickte freundlich und huschte durch die geöffnete Lifttür. Die Innenwände des Aufzugs waren mit rotem Samt ausgeschmückt, befestigt mit goldenen Nähten. Es schien wohl ganz egal zu sein, wie reich oder arm ein Planet insgesamt war, wie modern und rückschrittlich sein politisches System, oder wie stabil oder fragil seine Gesellschaft war. Für den Prunk der hohen Tiere wurde immer Sorge getragen.

Geräuschvoll glitten die Lifttüren wieder auf und Jibrielle trat in den siebten Stock. Wie sie es erwartet hatte, befand sich in dieser Etage ausschließlich das Büro des Abgeordneten. Weshalb der Aufzug auch direkt zum Empfang führte, an dem die unangenehm klingende Assistentin saß.

„Einen schönen Guten Tag! Bitte haben sie einen Moment Geduld. Abgeordneter Venice wird sie in kürze begrüßen …“, trällerte sie in ihrer furchtbar überhellen Frauchenstimme, die manche mit demonstrierter Freundlichkeit zu verwechseln schienen.

„Schon Gut, Izzy. Die Besprechung ist zuende.“, erklang ein sanfter Bass in Jibrielles Rücken. Sich umdrehend erkannte sie, dass er zu einem hoch gewachsenen Mann gehörte, auf den die Beschreibung 'stattlich' die reinste Untertreibung gewesen wäre. Vince Venice war ein Mann in den späten Vierzigern, der die männlichen Schönheitsideale, die das Altern bei manch einem so mit sich brachte, der sich zu pflegen wusste. Tiefe Falten zogen sich bereits um Mund, Wangen und Stirn, sowie kleine Fältchen um die Augen, die ihn jedoch nicht im Geringsten verschandelten. Das wellige schwarze Haar, an den Schläfen schon mit grauen Schlieren durchzogen, war elegant nach hinten gegellt und verschaffte ihm zugleich ein lässiges als auch seriöses Auftreten. Mit einem breiten Lächeln, dass alle seine makellosen Zähne, sowie einen leichten Überbiss und offensichtlich überbezahlten Zahnarzt erkennen ließ, begrüßte er die Padawan, streckte ihr die Hand entgegen.

„Vince Venice, Abgeordneter von Worlport. Eine Freude sie kennen zu lernen.“
Jibrielles Augen hafteten noch auf seinem feinen Nadelstreifenanzug und der großen roten Krawatte, als sie seinen groß erst zu erwidern wusste. „Jah … freut mich auch – Ich meine: Guten Tag, Abgeordneter. Mein Name ist Jibrielle Dari. Ich bin –“
„Ich würde sagen, darüber sprechen wir in meinem Büro. Wenn sie schon einmal hineingehen würden? Ich komme gleich nach.“, fuhr ihr Venice sanft dazwischen und wies mit einer zuvorkommenden Geste auf das, was offenbar seine Bürotür war.

Na klar, er wollte die Sache so unauffällig wie möglich halten. Und Jibrielle hätte gerade, tollpatschig wie sie war, ausgeplappert, wer sie war. Anscheinend sollte aber nicht einmal seine Sekretärin bescheid wissen. Jibrielle nickte dem Abgeordneten ernst aber freundlich zu und wandte sich zur Tür. In diesem Moment fiel ihr an seinem Lächeln etwas auf. Es war nicht wirklich, nicht echt. Es war das Lächeln eines Vertreters, eines Verkäufers. Das Lächeln eines Politikers, der sein Leben lang nur damit verbracht hatte, den Leuten entgegenkommend zu erscheinen, ihr vertrauen zu gewinnen. Gewählt und wiedergewählt zu werden, auch wenn dafür gegen alle Gründe gelächelt werden musste. Ein nahezu perfektes Lächeln, wenn es nicht gerade für den Bruchteil einer Sekunde geflackert hätte, als er die Padawan unterbrach.

Bemüht ihrereseits geschäftsmäßig und gelassen zu wirken, wie es von ihr als Jedi sicher erwartet werden würde, trat Jibrielle zur Tür, bekam sie von Izzy durch einen Knopfdruck geöffnet, und ging hinein. Was sie darin sah, traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. In zwei gemütlichen Stühlen, vor dem Schreibtisch des Abgeordneten, saßen zwei Jedi und schauten sie groß an, ihrerseits anscheinend überhaupt nicht überrascht. Die Padawan wusste aus irgendeinem Grund sofort, dass sie Jedi waren, ohne zu wissen, weshalb. Dabei spürte sie in diesem Moment kein bisschen ihre Präsenz in der Macht, obwohl diese hätte deutlich herausstechen müssen. Zuvor war ihr auch nichts aufgefallen, sonst wäre sie sich ihrer Anwesenheit wahrscheinlich schon bewusst gewesen, bevor sie überhaupt das Gebäude betreten hatte. Und doch wusste sie, dass sie Jedi waren. Sofort. Leise surrend schloss sich hinter Jibrielle die Tür.


]Ord Mantell - Worlport - City - Regierungsgebäude - Büro von Vince Venice - mit zwei Jedi[
 
|/\/\/|-- Ord Mantell -- Worlport -- City -- Regierungsgebäude -- Büro von Vince Venice -- {Dhii} -- mit Rin und Jibrielle --|\/\/\|

„Ich – ich … w –„
„Guten Morgen.“, sagte der deutlich ältere von beiden vergnügt, der ebenso der Nicht-Mensch von beiden war. „Wir haben schon sehnlichst auf euer Eintreffen gewartet, Miss Dari.“
Jibrielle schaute wie ein Bantha drein, als sie vor sich Stuhl blickte, den Lannik ansah. Das sie noch nie zuvor einen Lannik in Fleisch und Blut gesehen hatte, war kein Problem. Sie wusste vorher schon von ihrer absonderlichen Erscheinung, von den großen, fledermausartigen Ohren, der gedrungenen Erscheinung, die gerade Mal anderthalb Meter maß, von den winzigen Beinchen und Ärmchen, von der dennoch nur allzu menschlichen Hautfarbe. Auch, dass ein Lannik ganz offensichtlich ein Jedi werden konnte, erstaunte sie nicht im Geringsten. Jedes intelligente Lebewesen, das die Macht berühren konnte, konnte grundsätzlich auch ein Jedi werden. Diese beiden Tatsachen machten diese Begegnung höchstens kurioser. Perplex war Jibrielle nur deshalb, weil sie nie im Leben mit anderen Jedi in diesem Büro gerechnet hatte. Sie war allein hierher geschickt worden! Diese Mission sollte sie alleine erfüllen!

„Ich – guten Morgen … Mein Name ist Jibrielle Dari.“, brabbelte Jibrielle vor sich hin, als sie sich zu dem Lannik hinunter beugte, um die Hand zu ergreifen, die er ihr aus seinem Stuhl heraus entgegengestreckt hatte.
„Freut mich sehr, Jibrielle. Mein Name ist Manyu Dhii.“, sagte der Lannik überschwänglich, änderte dann aber plötzlich seinen Gesichtsausdruck, schaute verschwörerisch von links nach rechts, und fügte mit gerunzelter Stirn hinzu. „Großmeister Dhii, um genau zu sein. Aber … psssssssst.“ Grinsend ließ Dhii die Hand der Padawan los und lehnte sich entspannt zurück.

„Dies ist Rin. Mei–“
„Padawan.“, half Jibrielle dem Jedimeister unwillkürlich, als sie zu dem anderen Jedi schaute. Rin saß gleich neben dem Lannik-Großmeister, hatte die Hände über der Brust zusammengefaltet und schaute Jibrielle mit einem wissenden Lächeln an. Jibrielle dachte sofort: Man sieht der gut aus! Erst Venice und jetzt Rin – noch so ein Abbild männlicher Schönheit, wenn auch deutlich jünger. Er mochte kaum älter als Jibrielle sein, was die Padawan aus der Faltenfreiheit seiner Haut schlussfolgerte. Seine braunen Augen schienen unglaublich dunkel zu sein und hoben sich kontrastreich vom Rest seines Gesichts ab. Rins Wangenknochen und Kinn waren markant aber nicht grob, die Nase weder zu klein noch zu groß, wenn vielleicht ein klein bisschen breiter als gewöhnlich. Seine kurzen, rotblonden Haare waren stilsicher, locker nach oben gegeelt, sahen aber überhaupt nicht angestrengt cool aus. Genauso wenig wie die gräuliche Wildlederjacke, die er über einem blütenweißen Hemd trug. Vom schwarzen Gürtel abwärts erblickte Jibrielle zerschlissen wirkende Jeans und schwere Stiefel, in denen muskulöse, gelassen übereinander geschlagene Beine steckten. Um den Hals trug er einige mystisch aussehende Ketten, die womöglich traditionelle Gründe hatten.

„Rin Kaioh. Freut mich.“, sagte Rin, irgendwo zwischen Mischung Tenor und Bariton, während er Jibrielle allerdings nur zunickte.
„Ach Jibrielle – darf ich Jibrielle sagen? Ich kann ihnen – oder dir – gar nicht sagen, wie froh sind, sie hier zu treffen.“, sagte Dhii munter.
„Jibrielle.“
„Wie bitte?“
„Jibrielle – ist völlig okay. Und ‚Du’ bitte.“
„Vielen Dank. Also Jibrielle, wir sind froh das du hier bist. Ich habe von deiner Meisterin schon soooo viel über dich gehört. Wow!“
, meinte der Lannik-Großmeister mit einem merkwürdig verschmitzten Grinsen.

„Wirklich?“, entfuhr es Jibrielle mit einer Überraschung, die das gerade erlebte noch fast übertraf.
„Nein, eigentlich nicht.“, scherzte Dhii verschmitzt. Als er jedoch sah, dass Jibrielle aussah, als hätte man sie in der Grundschule nackt in ihren eigenen Spint gesperrt, verging ihm gleich das Lachen. Ihn schien diese Reaktion relativ unerwartet getroffen zu haben und die faszinierend vielfältige Anordnung an Fältchen in seinem Gesicht bildete nun einen entschuldigenden Ausdruck.
„Ein Scherz! Ich hab nur Spaß gemacht, Jibrielle. Natürlich hat deine Meisterin schooon ein wenig von dir geschrieben. Ich wollte nur …“
„Bitte entschuldige meinen Meister, Jibrielle. Manchmal ist sein Humor etwas eigenwillig.“, ergänzte Rin das Gespräch und schaute latent schelmisch zu dem Großmeister hinüber. Der hatte inzwischen wieder ein breites Grinsen angenommen.

„Und bitte verzeih Rin. Manch ein übermütiger Padawan glaubt wohl, sich allzu häufig für seinen Meister entschuldigen zu müssen.“, versetzte der Lannik amüsiert. Er passte äußerlich so gar nicht zu seinem Padawan, und zwar nicht nur, weil sie unterschiedlicher Spezies waren. Dhii trug allem Anschein nach sogar seine dunkelbraune Meister-Robe und hatte nicht Undercover-Kleidung angelegt, wie Rin.
„Ihr tragt ja eure Robe …“, sprach Jibrielle aus, was ihr gerade in den Sinn kam.
„Achso ja. Wir sind schon um Unauffälligkeit bemüht, nur schenkt sowieso niemand einem Lannik groß Beachtung. An mir hält das ohnehin niemand für eine Jedi-Robe.“

Jibrielle hatte inzwischen, ohne darüber nachzudenken, auf dem dritten bereitgestellten Stuhl Platz genommen und schaute noch immer verwirrt auf die zwei Jedi, mit denen sie die Atemluft im Raum teilte. Langsam ordneten sich ihre Gedanken wieder und die Schrecken schwanden.
„Was machen sie denn hier?“, fragte Jibrielle schließlich im schwachen Ton. Dhii, dem das nicht entging, verzichtete nun auf weitere Scherze und zeigte ein mitfühlendes Lächeln anstelle eines belustigten.
„Wie ich in meiner Mitteilung an deine Meisterin schrieb, bin ich momentan mit Ermittlungen beschäftigt, die mir Rätin Eleonore aufgetragen hat. Vor wenigen Tagen führte meine Spur mich und Rin rein zufällig ebenfalls nach Ord Mantell. Als ich dann von ChesaraSyonette erfuhr, dass sie doch – bitte entschuldige den Ausdruck – nur eine Padawan schickt, anstelle einer fertig ausgebildeten Ritterin, beschloss ich, Rin an deine Seite zu stellen.“, erklärte der Großmeister sanft aber bestimmt.

„Ich – Ich verstehe.“, sagte Jibrielle und fing sich allmählich wieder. Sie richtete sich auf und straffte ihre Schultern. Der Jedimeister lächelte geduldig.
„Ich kann verstehen, dass du ein wenig enttäuscht bist. Immerhin hattest du nicht mit uns gerechnet und dich schon voll darauf eingestellt, die Sache alleine in die Hand zu nehmen. Ich bin aber der Ansicht, dass vielleicht doch mehr hinter der Sache steckt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Deshalb wird Rin sich dir anschließen.“, fuhr Dhii ruhig fort. „Zu zweit werdet ihr besser dran sein.“
Rin sagte nichts, schaute jedoch ernst und nicht allzu überzeugt.
„Ihr habt sicher recht, Meister. Entschuldigt bitte. Und … was ist mit euch? Werdet ihr nicht mitkommen?“, fragte Jibrielle, obwohl diese Frage sie eigentlich nicht sonderlich tangierte. Nur wollte sie nicht noch mehr Jammern. Schlimm genug, dass sie sich so schon im Moment so wenig unter Kontrolle hatte.

Bevor Dhii ihr antworten konnte, öffnete sich plötzlich die Bürotür erneut und Vince Venice kam herein. Sein zuvor noch charmantes Lächeln schmolz augenblicklich dahin und seine Miene wurde todernst. Trotzdem blieb die Freundlichkeit in der Stimme des Abgeordneten.
„Tut mir leid, dass ich euch hab warten lassen. So … nun: Kommen wir gleich zur Sache.“, meinte Venice und setzte sich in seinen großen Bürostuhl, das wahrscheinlich mehr Bedienfunktionen besaß, als eine Mikrowelle. Obwohl der Stuhl ziemlich bequem aussah, sah Venice trotzdem etwas verspannt aus. Abwechselnd schaute er seinen drei Gesten ins Gesicht, schien unschlüssig, trommelte langsam mit den Fingern auf den Lehnen. Dann sprach er den einzigen Nicht-Menschen im Raum an.
„Wirklich schön, dich wiederzusehen, Manyu.“
„Es ist lange her.“, antwortete Dhii und nickte seinem Gegenüber bestätigend zu.

„Ja, allerdings. Wie kommt es, dass die Dritte in eurem Bunde erst nach euch kam?“, fragte Venice an alle drei gerichtet. Dhii war es, der ihm wieder antwortete.
„Sie ist nicht meine Padawan. Rin hier, zu meiner Rechten, schon. Ihr Name ist Jibrielle Dari und sie wurde von Rätin ChesaraSyonette geschickt.“
Venice sah Jibrielle nun ernst an. „Ich hoffe doch sehr, dass nicht sie für den Vorfall vor zwei Tagen verantwortlich sind, bei dem zwei Beamten des Zolls getötet wurden. Im Bericht war die Rede davon, dass sie von einer Frau …“
„Nein!“, platzte es aus Jibrielle heraus, weitaus heftiger als sie beabsichtigt hatte. „Ich bin heute erst angekommen!“ Empört, aber die Fassung wahrend, schaute sie die anderen an.

|/\/\/|-- Ord Mantell -- Worlport -- City -- Regierungsgebäude -- Büro von Vince Venice -- {Dhii} -- mit Rin, Vince Venice und Jibrielle --|\/\/\|
 
]Ord Mantell - Worlport - City - Regierungsgebäude - Büro von Vince Venice - Rin, Großmeister Dhii und Vince Venice[

Dhii lächelte schief. Vince, ich bitte dich. Sie gehört zu den Jedi.“, meinte er bloß, als würde das alles von selbst erklären. Venice zuckte mit den Achseln.
„Entschuldigung. Nur wurden die Männer offenbar mit einem Lichtschwert ermordet.“
„Das klingt doch eher nach einem Sith, finden sie nicht.“, sagte Rin in latent abfälligem Ton. Sein Blick schien auch nicht gerade Zuneigung für Venice zu versprühen.
„Woher soll ich das wissen? Damit kenne ich mich nicht aus. Was soll denn eine Sith hier?“
Rin hatte schon den Mund zur Antwort geöffnet, als Dhii das übernahm. „Es handelt sich vermutlich um die oder den Sith, dem wir momentan auf der Spur sind.“, sagte der Lannik-Jedimeister, dessen Gesichtszüge schon wieder einen anderen Ausdruck angenommen hatte. Wie ein Chameleon schien sie sich ständig zu verändern, sich immer dem gerade Gesagten anzupassen. In diesem Augenblick zeigten sie Sorge, aber auch Nachdenklichkeit.

„Worum geht es dabei?“
„Darüber kann ich leider nicht mit dir sprechen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Wahrscheinlich hat es nichts mit deinem Problem zu tun, also mach dir darüber keine Gedanken.“
, meinte Dhii gleichmütig. Venice schien überhaupt nicht glücklich mit dieser Antwort, hakte aber nicht weiter nach. Das Wesentliche an dem vorher gesagten war ihm aber aufgefallen.
„Aber du bist doch hergekommen, um mir zu helfen, oder?“
„Vince, warum erzählst du mir und den beiden Padawan nicht von deinem Anliegen, um das du so ein Geheimnis gemacht hast?“
Misstrauisch die Stirn runzelnd lehnte sich Venice in seinem Stuhl zurück, harrte so ein paar Sekunden aus, begann dann aber doch noch mit seiner Erzählung, indem er aufstand und hinter seinem Schreibtisch hin und her schritt.

„Dieser Raum hier ist Wanzensicher. Uns von draußen abzuhören sollte auch schwierig sein. Dafür habe ich Sorge getragen. Das ist eine wirklich schwierige Angelegenheit – kann mich nicht nur meine Karriere, sondern auch mein Leben kosten.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, trat an seinen Schreibtisch heran und holte einen kleinen Umschlag hervor, den er Dhii übergab. Der Großmeister öffnete das Papier und holte offenbar eine Fotografie sowie zwei weitere Dokumente hervor. Was darauf zu sehen war, konnte Jibrielle allerdings von ihrem Platz aus nicht erkennen.
„Es geht um Alyssa Van-Dar, Erbin der Van-Dar Corporation. Zuvor gehörte ihrem Vater das große Unternehmen, dass vor allem im Import-Bereich tätig war. Damals war die Firma noch ganz legal tätig – also so legal wie sie sein konnte. Hauptsächlich übernahm die Aufträge der Regierung. Seit jedoch Alyssa Van-Dar das Unternehmen übernommen hat, hat sich da einiges geändert.“
„Was hat sich geändert?“, fragte Dhii und zeigte so aktive Teilnahme. Venice schien sich bestätigt und angespornt zu fühlen. Mit energischer Stimme fuhr er fort.
„Die Kleine hat angefangen, sich in schmutzige Geschäfte zu verwickeln. Bislang konnte ihr niemand wirklich was nachweisen – was aber hauptsächlich daran liegt, dass es niemand will. In ihren Fabriken, weit außerhalb Worlports, stellt sie zwar gewisse Produkte her, doch das ist nur zur Show. Das eigentliche Geschäft geht mit Gütern, die sie von sonst wo bekommt und weiterverkauft. Der Firmenhauptsitz ist in Wirklichkeit nicht nur Fabrik, sondern eine gewaltige Lagerhalle mit integriertem Raumhafen. Der Zoll rührt sie nicht an. Niemand wagt es, sie ist tabu. Ich meine … sie ist noch kein Jahrzehnt der Kopf der Van-Dar Corporation, ist aber schon so gerissen im Schmieren und Kaufen von … Freunden, dass sie zum heutigen Zeitpunkt unverwundbar scheint.“

„Damit führt sie eine sehr sehr alte Tradition fort, nicht wahr? Bestechung ist so alt wie die Zivilisation, Vince.“
„Halte mich nicht für naiv, Manyu. Das ist mir völlig klar. Mit ihren Geschäften begnügt sie sich aber nicht. Nun will sie aber auch in die Politik gehen und kauft sich dafür jede Stimme, die sie braucht.“
„Bestechung in der Politik ist sogar fast noch älter, glaube ich …“, bemerkte Rin mit einem dünnen Lächeln. Der Abgeordnete warf ihm einen giftigen Blick zu, ging aber nicht darauf ein.
„Nicht nur, dass diese Frau skrupellos ist und die Gesetze einzig und allein nach ihrem eigenen Vorteil ausrichten wird, wenn sie erst einmal in das Abgeordnetenhaus gewählt wurde. Sie wird auch die Unabhängigkeit Ord Mantells gefährden.“ Mit ausgestrecktem Finger wies Venice auf eines der Blätter aus dem Umschlag, das sich inzwischen bei Rin befand.

„Das ist der letzte Zeitungsartikel eines ehemals sehr engagierten Journalisten. Nach dem erscheinen dieses Artikels, wurde er nie wieder gesehen. Ebenso fehlte jede Spur von den Beweisen gegen Van-Dar, von denen in seinem Artikel die Rede ist. Van-Dar hat ihn verschwinden lassen."
„Hier steht, dass sie illegale Geschäfte mit dem … Imperium macht.“, sagte Rin mit Blick auf das Dokument.
„Es ist ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, dass sie das Imperium mit Waffen und anderen Gütern versorgt. Niemand würde das hier öffentlich zugeben, aber eigentlich wissen es alle. Diejenigen, die bislang gegen sie vorgehen wollten, wurden ruhig gestellt. Wer sich nicht kaufen ließ, wurde beseitigt. Wie ich schon sagte: Sie ist skrupellos. Und wenn sie einmal im Abgeordnetenhaus sitzt, wird sie eine Annährung mit dem Imperium bewirken, dass versichere ich euch. Und das ist etwas, dass wir alle nicht wollen.“, sagte Venice bestimmt und setzte sich schließlich wieder.

„Ich möchte, dass ihr mir die Beweise gegen sie liefert, die ich brauche, um sie öffentlich anzuklagen, und zwar so, dass die Gericht kein Auge mehr für sie zudrücken können.“
„Dieser Artikel scheint mir wenig beweiskräftig zu sein, Vince. Immerhin könnte sich der Kerl das alles nur ausgedacht haben. Jeden Tag steht ein Haufen Unsinn in der Zeitung.“, stellte Dhii fest.
„Wenn ich dir doch sage, dass das praktisch ein offenes Geheimnis ist? Zumindest unter denen, die hinhören. Die Meisten versuchen ja absichtlich wegzuhören.“
„Ich denke, was ich sagen will ist: Warum wir, Vince? Es ist ja nicht im engeren Sinne ein persönliches Problem was du hast. Und eigentlich klingt es eher so, als wäre es eine Angelegenheit, mit der eher die Regierung von Ord Mantell selber klar kommen sollte. Zudem die Hilfe der Jedi hier nicht erwünscht ist. Warum also wir?“

]Ord Mantell - Worlport - City - Regierungsgebäude - Büro von Vince Venice - Rin, Großmeister Dhii und Vince Venice[
 
|/\/\/|-- Ord Mantell -- Worlport -- City -- Regierungsgebäude -- Büro von Vince Venice -- {Dhii} -- mit Rin, Vince Venice und Jibrielle --|\/\/\|

„Weil ich keinem Söldner oder Privatschnüffler vertrauen kann. Was soll ich mit jemandem, dessen Loyalität noch mehr von Credits abhängt als von unseren gemeinen Beamten? Außerdem sind sie, glaube ich, kaum in der Lage, die Informationen zu beschaffen …“
„Meister Dhii traut euch nicht.“, versetzte Rin dem Abgeordneten plötzlich, sodass Jibrielle beinah zusammengezuckt wäre. Rin sprach mit gehobener Stimme und saß nach vorne gelehnt in seinem Stuhl. Er sah den Abgeordneten herausfordernd an.
„Das klingt bislang alles sehr weit hergeholt. Warum sollten wir ihnen glauben?“
„Rin, bitte.“, sagte Dhii, doch der Padawan schien noch nicht fertig zu sein.
„Nur weil Meister Dhii einmal ihr Freund gewesen ist, sollten sie nicht glauben, dass sie ihn manipulieren können.“

Venice hatte sich ebenfalls in seinem Stuhl aufgerichtet und blickte dem Padawan nun ärgerlich entgegen. „Du weißt doch gar nicht, wovon du sprichst, Junge. Weshalb sollte ich euch extra für so was herbitten, wenn das alles nicht wahr wäre?“
„Damit wir für sie eine lästige Konkurrentin aus dem Weg schaffen. Damit sie sie durch die Hintertür ans Messer liefern können. Soweit wir wissen, kann die Frau genauso kriminell oder harmlos sein wie sie, Abgeordneter.“ Rin stand inzwischen. Venice ebenso.
„Du kennst mich nicht, Junge! Manyu schon.“, versetzte Venice. Bemüht nicht zu brüllen, presste er die Worte eher hervor, als das er sie sprach. „Und nur weil ich ehrgeizig bin und gelernt habe, mich in der Politik durchzusetzen, heißt das nicht, dass ich ein schlechter Mensch bin. Auch wenn die Arbeit es manchmal erfordert, dass man sich wie einer verhält. Dein Meister weiß aber ganz genau, dass ich nicht lüge. Wir sind zusammen aufgewachsen, wie Brüder.“
Es entstand eine kleine Pause, in der keiner sprach. Rin blickte den Abgeordneten noch immer an, obwohl ihm die Worte ausgegangen zu sein schienen. Venice setzte sich wieder und sprach mit müder Stimme weiter.

„Setz dich, Rin.“, sagte Dhii gleichmütig. Seine Miene zeigte ihn noch immer sehr nachdenklich und besorgt. Langsam setzte sich Rin wieder.
„Davon steht nichts in dem Artikel aber … bei dem Schmuggel geht es nicht nur um Waffen – was ja schon schlimm genug ist.“, sprach Venice weiter, „Sie betreibt auch Menschenhandel, davon bin ich überzeugt. Ich meine … natürlich nicht nur Menschen. Entschuldige Manyu.“
„Schon gut.“
„Ich kann nichts davon beweisen. Das ist ja das Problem. Aber es verschwinden überall Bürger von den Straßen. Hauptsächlich Obdachlose, aber auch andere Leute aus armen Verhältnissen. Und Kinder. Die Vermisstenanzeigen stapeln sich und dabei müssen wir sogar davon ausgehen, dass die meisten Obdachlosen nicht mal vermisst werden.“
Jibrielle war angesichts der ganzen Situation völlig sprachlos. Mittlerweile war sie heilfroh, dass Dhii und sein Padawan hier waren. Wenn sie sich vorstellte, dass diese Aufgabe auf sie allein zugekommen wäre. Rin schien sich schon wieder deutlich beruhigt zu haben, doch drückte seine Miene noch immer Abneigung aus.

„Wieso sollten wir ihnen glauben?“, fuhr er Venice erneut an, ohne sich jedoch zu rühren.
„Seit wann sind Jedi eigentlich so zornig?“, feuerte Venice zurück. „Ich dachte solche Gefühle wären eurer nicht würdig? Gehört Wut nicht zur bösen Seite? Die Seite der Sith?“
„Rin ist noch in der Ausbildung, mein alter Freund. Und das mit dem Zorn ist nicht so einfach, wie du glaubst. Es ist nicht so, dass wir Jedi nie Wut fühlen würden. Wir dürfen uns von ihm nur nicht verführen lassen, nicht aus Wut handeln. Es kommt darauf an, die richtige Mitte zu finden.“, sagte Dhii und schaute zu seinem Padawan herüber. Seine Stimme klang nach netter Strenge. Er kannte seinen Schüler gut. „Nichts desto trotz, hat er allen Grund, Politikern gegenüber misstrauisch zu sein. Nichts für ungut. Zudem … ist Wut nicht sein eigentliches Problem.“
Rins Blick war stur, ließ jedoch auch Schuld erkennen.

„Ich erwarte nicht, dass du mir glaubst, Junge.“, sagte Venice. „Ich kann nur hoffen, dass Manyu mir glaubt. Ich konnte jedenfalls nicht mehr tatenlos zugucken, wie die Kinder Worlports auf nimmer wieder sehen verschwinden. Manyu und ich … wir sind wie Brüder aufwachsen. Wir waren praktisch Brüder, weil wir von derselben Pflegefamilie aufgezogen wurden. Ich mache keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Spezies, das habe ich zuhause gelernt. Zumindest versuche ich das.“
Deshalb der Savrip in der Eingangshalle, dachte sich Jibrielle. Also doch ein Mann der Einigung?
„Und wenn Waisenkinder in meinem Verwaltungsbereich verschwinden, um am anderen Ende der Galaxis zu schuften, mache ich mir keinen Kopf darum, ob mich vielleicht ein Konkurrent im Abgeordnetenhaus übertrumpfen könnte.“, sagte Venice, der dem stählernen Blick Rins standhielt.
„Ich glaube dir.“, sagte der Lannik-Großmeister.
„Dann wirst du mir also helfen?“
„Die beiden Padawane werden das übernehmen. Ich habe andere Dinge zu erledigen.“
„Aber …“, fuhr Venice wieder hoch, klang dabei doch unendlich müde. „Ich dachte dafür bist du hergekommen? Was sollen diese Frischlinge denn ausrichten? Wie sollen sie es fertig bringen, in die Anlage einzudringen und die Dokumente zu besorgen, die wir brauchen?“
Eine verdammt gute Frage, dachte sich Jibrielle.

„Ich habe volles Vertrauen in die zwei. Kein Zweifel, dass die Schülerin von ChesaraSyonette mehr als fähig sein wird. Und auch Rin ist – wenn auch manchmal noch etwas dickköpfig – bestens dafür qualifiziert. Sie mögen zwar noch Schüler sein, doch sind sie nichts desto trotz Jedi.“
Venice wollte im Protest die Arme hochreißen, gab schließlich aber doch auf. „Du weißt schon, was du tust.“, meinte er resigniert.
Hoffentlich tat Dhii das wirklich! Da war sich Jibrielle überhaupt nicht so sicher. Sie schaute auf die Fotografie in ihren Händen, die eine noch relativ junge Zabrak abbildete. Dort schien sie auf einem Podest zu stehen und ihrem Wählervolk zuzujubeln. Sie war hübsch, hatte braune Haut und feine, kaum wahrnehmbare Linien im Gesicht, wie es für die Zabrak so typisch war. Ihre Hörner waren eher zierlich. Sie wirkte ganz und gar nicht kriminell.

Der spannende Teil des Treffens lag hinter ihnen. Venice erklärte den Jedi, dass ihre beste Chance, unbemerkt in Van-Dars Büro zu gelangen, in fünf Tagen sein würde. Dann, wenn die Zabrak ins Abgeordnetenhaus kam, um aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer offiziellen Volksvertreterin gewählt werden würde. Die Fabrik und somit gleichzeitig die Zentrale der Van-Dar Corporation lag eine ganze Ecke weg von Worlport entfernt, doch Venice gab ihnen eine detaillierte Wegbeschreibung mit. Vor Ort mussten sie es bloß noch hinein und an den Wachposten vorbei schaffen. Eine vermeintliche Kleinigkeit.
Bevor sie gingen, schüttelte Venice noch jedem geschäftsmäßig die Hand. Sogar Rin, der sie pflichtbewusst ergriff. Jibrielle bezweifelte zwar stark, dass er seine Meinung schon ganz geändert hatte, doch vertraute er seinem Meister bestimmt weit genug, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es sollte sicherlich interessant werden, mit ihm zusammen zu arbeiten.


Beim Rausgehen fasste sie der Padawan bei der Schulter, lächelte ihr zu. Verwundert lächelte sie zurück. „Wir werden die nächsten zwei Tage sicher noch mit den Ermittlungen beschäftigt sein. Lass uns die Com-Nummern austauschen, damit wir uns zeitnah verabreden können.“, sagte er wie der perfekte Gentleman. Oder war er einfach nur freundlich?
„Ähm, na klar.“, plapperte Jibrielle und die beiden tauschten ihre Nummern aus. Reiz dich zusammen, Jibrielle. Dein Verhalten ist aus vielen Gründen schon wieder unpassend.
„Okay, bis dann.“, sagte Rin und ging schon voraus, an der nervigen Assistentin Izzy vorbei. Meister Dhii trat als nächster aus dem Büro. Venice blieb drinnen.
„Du bist so still gewesen, Jibrielle.“, sagte der Lannik-Jedimeister von unten zu Jibrielle hinauf. Die Padawan fühlte sich dabei etwas unwohl und hätte sich beinahe zu ihm hinuntergebeugt, widerstand diesem Drang aber.
„Ich … wusste nicht wirklich viel zur Unterhaltung beizutragen, Meister.“
„Du solltest dich selbst nicht so unterschätzen, junge Padawan.“, sagte Dhii und schaute betont weise drein, auch wenn dieser Gesichtsausdruck unmöglich ganz ernst genommen werden konnte, sicher auch nicht ganz ernst genommen werden sollte. „Als Jedi bist du etwas Besonderes. Das sollte dir zwar nicht zu Kopf steigen, doch schadet die richtige Portion Selbstbewusstsein auch nicht. Hätte dich Rätin Chesara etwa hierher geschickt, wenn sie nicht ganz und gar an dich glauben würde? Also solltest du selbst auch ruhig an dich glauben.“, meinte der Großmeister, zwinkerte Jibrielle zu und ging zu Rin in den Aufzug, bevor dieser Richtung Dach verschwand.

|/\/\/|-- Ord Mantell -- Worlport -- City -- Regierungsgebäude -- Büro von Vince Venice -- {Dhii} -- mit Rin, Vince Venice und Jibrielle --|\/\/\|
 
]Ord Mantell - auf dem Land in der Nähe von Worlport - Auf der "Blue Nightingale" - Cockpit - mit Sikiro[

Jibrielles Hände verschlangen sich in einander, bogen sich hin und her, die Finger in einander verknotet. Etwas nervös saß sie erneut im Copilotensitz und wartete darauf, dass Sikiro vielleicht mal was sagen würde. Tat sie aber nicht. Die Pilotin machte jedoch nicht die geringsten Anstalten, in absehbarer Zeit auch nur eine nebensächliche Bemerkung über das Wetter fallen zu lassen. Zu sehr war die Brünette damit beschäftigt den Landeanflug vorzubereiten und nebenbei der lauten Musik ihrer Kopfhörer zu lauschen, deren enthaltenen Flüche, außerordentlich viele an der Zahl, sogar noch von Jibrielles Platz aus mehr als klar und deutlich zu hören waren. Robijn und Ori befanden sich in irgendeinem anderen Bereich der „Blue Nightingale“. So war Jibrielle offenbar die einzige, die sich etwas unwohl mit ihre Rückkehr zu den Geschwistern fühlte. Sie waren ja alle nett, doch fiel sie ihnen nun wieder zur Last.
Gleich nachdem sie den Bürgersteig Worlports wieder betreten hatte, hatte sie bei Robijn durchgeklingelt. Jibrielle hatte nicht gewusst, wo sie bis übermorgen die Zeit hätte totschlagen sollen und da sich Robijn ja bei ihrem Abschied extra noch angeboten hatte …

Doch nun, wo sie hier saß, kam sie sich blöd vor. Sie hatte schon für den Flug nach Ord Mantell nichts bezahlt und wollte den Geschwistern nun keinesfalls weiter auf der Tasche liegen. Zum Glück sollte es wohl zu keiner unangenehmen Diskussion darüber kommen, da die Drei weder auf dem Schiff übernachten, noch in ein Hotel gehen wollten. Kaum hatten sie Jibrielle wieder eingesagt, verkündete ihr Robijn, dass sie einen alten Freund besuchen würden. Sie hatten sowieso eine kleine interplanetare Lieferung zu ihm geplant und da ihr Rücktransport nach Coruscant erst in einer halben Woche starten sollte, wollten sie gleich da bleiben.
Jibrielle spitzte die Lippen. Inzwischen brach die Dämmerung herein und tauchte den Himmel in ein irisierendes Rot, das durch die schlierenhaften Wolkenschichten waberte.


„Wirklich hübsch …“, meinte Jibrielle mit hochgezogenen Augenbrauen und nickte dem Horizont zu, schaute dabei zu Sikiro. Diese nickte bestätigend – oder bewegte ihren Kopf einfach zur Musik. Schwer zu sagen.
Das Schiff flog in beinah gemütlicher Geschwindigkeit über halbes Ödland hinweg, das zwischen dem sandigen Boden nur ab und zu einen Busch oder einen Baum duldete. Hier draußen war Farmland, viele Klicks von Worlport entfernt, wenn es auch noch zu dessen Zuständigkeitsbereich gehörte. Hier und da sah Jibrielle ein paar Gebäude, vereinzelt mit bestellten Feldern darum. Jibrielle wusste, dass Gegenden wie diese auf Ord Mantell die Ausnahme waren.

Sikiro brachte den Dynamic-Class Frachter in eine leichte Schieflage und drehte einen halben Kreis über einer der kleineren Farmen und brachte die „Blue Nightingale“ schließlich ganz in der Nähe auf einem kahlen Fleckchen Erde runter.
Kaum hatten die mächtigen Füße der „Nightingale“ aufgesetzt, hörte die Padawan auch schon, wie sich geschäftiges Treiben im hinteren Bereich des Schiffs bemerkbar machte. Sofort stand Jibrielle auf, um ihnen beim Ausladen zu helfen.


„Ah-Ah! Du bleibst hier!“, sagte Sikiro plötzlich, mit einer Stimme, wie sie sich normalerweise nur ungezogene Kinder anhören müssen. „Robijn hat gesagt, wir sollen dich weiter wie einen Gast behandeln und Gäste tragen keine Waren vom Schiff. Hinsetzen.“
Die brünette Pilotin sah Jibrielle mit einem lustlosen Grinsen an, nahm die riesigen Ohrmuscheln der Kopfhörer ab und drückte sie Jibrielle samt Audio-Gerät in die Hände.
„Hinsetzen!“, betonte sie noch mal und sah Jibrielle mit einem Habicht-Blick an, der die Padawan in die Knie und zurück in den Sessel drückte.
„O-okay. Ich warte dann hier solange.“
„Kannst auch schon rausgehen wenn du willst.“, meinte Sikiro achselzuckend und verließ das Cockpit. Das Licht der untergehenden Sonne floß in das Cockpit hinein und tauchte alles in einen violetten Glanz. Unschlüssig seufzend schaute Jibrielle auf das Gerät in ihren Händen und setzte sich die Kopfhörer kurz entschlossen selbst auf die Ohren. Es begann gerade ein neues Lied, dass überraschenderweise gar nicht mehr rockig Klang, sondern eher popig, mit vielen elektronischen Tönen dazwischen. Jibrielle hatte nie viel Interesse an Musik gehabt, wenn ihr auch der rockige Kram wohl am besten gefiel. So war die Padawan nicht nur überrascht, als in den popig elektronischen Sound auch noch ein Sprechgesang einsetzte, sondern noch mehr, dass es ihr irgendwie dennoch gut gefiel.

This is not the end, this is not the beginning
Just a voice like a riot rocking every revision
But you listen to the tone and the violent rhythm
Though the words sound steady something's empty within them
We say yeah with fists flying up in the air
Like we're holding onto something that's invisible there
Cause we're living at the mercy of the pain and the fear
Until we dead it, forget it, let it all disappear


Spazierend steuerte die Padawan auf die Laderampe zu, das Abspielgerät zwischen den Fingern hin und her wandernd, und trat hinaus. Der erdige Fußboden fühlte sich ungewöhnlich an. Irgendwie hart, aber doch nachgiebig, ohne Kraft. Merkwürdig eben. Allerdings, welche Vergleichsmöglichkeiten hatte sie schon? Den meisten Sand, den die Padawan bislang unter ihren Füßen gespürt hatte, war aus dem Sandkasten gewesen. Doch nicht nur das Gefühl, dass Jibrielle hatte, als sie über auf den Lattenzaun der nahen Farm zuging, war komisch. Seltsame Formen schienen sich durch den Boden zu schlängeln, so künstlich, ja fast kunstvoll wirkend, dass sie schon wieder natürlich aussahen, natürlich sein mussten. So sah Erde also aus, wenn ein Vulkan sie verteilt hatte.
Plötzlich erschreckte Jibrielle leicht, als der Sprechgesang durch melodischen Gesang abgelöst wurde – offenbar von einem anderen Sänger gesungen. Das ganze wirkte überraschend zusammengehörig, obwohl es doch so unterschiedlich schien.


Waiting for the end to come
Wishing I had strength to stand
This is not what I had planned
It's out of my control
Flying at the speed of light
Thoughts were spinning in my head
So many things were left unsaid
It's hard to let you go


Der Lattenzaun auf der anderen Seite des Geländes, weit weit entfernt, warf lange Schatten über das nur mit kleinen Pflanzen bewachsene Feld, während die noch beleuchteten Blüten in einem exotischen Blau erstrahlten. Jibrielle hatte keine Ahnung, welche Art Gemüse oder Obst diese Pflanze war, aber wenn sie auch nur halb so gut schmeckte, wie sie aussah, wollte die Padawan sie auf alle Fälle einmal kosten. Jibrielle drehte sich zur „Blue Nightingale“ um. Ihre Schmugglercrew hatte ein halbes Dutzend großer Kisten auf einen gleitenden Transportkarren geladen und waren nun bereit zur Farm zu gehen.

Jibrielle erinnerte sich daran, wie Robijn die Farm zuvor genannt hatte. „Die Whedon-Farm“. Sie würden bei ein paar Freunden essen und unterkommen – einer von ihnen kannte Jibrielle sogar mehr als gut. Was für Zufälle diese Reise doch für sie bereit hielt. Und auch wenn die Debatte in Venice Büro sehr spannend gewesen war und sich um gewichtige politische Sachen gedreht hatte, war die Aufregung beinahe schon wieder vollständig verschwunden. Die Mission, die ihr von Chesara aufgetragen wurde, schien letztlich doch eher lahm zu werden. Immerhin hatte sie nun auch Hilfe von anderen Jedi und sie würden nicht mehr tun, als ein paar Informationen über eine mutmaßliche Kriminelle Politikeranwärterin holen. Etwas aufregender und verantwortungsvoller hatte sie sich ihre erste Mission schon vorgestellt. Und nun würde sie auch noch eine halbe Woche lang auf dem Land bleiben und die Beine hochlegen. Dieser Auftrag schien ein halber Urlaub zu werden und ehe sie sich’s versah, würde sie schon wieder auf Coruscant sitzen, gerade mal um ein paar Detektivspitzeleien klüger. Schwer seufzte Jibrielle, halb enttäuscht, halb das gemütliche Essen und die gemachten Betten erwartend, als sie auf die Farm zuging.

]Ord Mantell - auf dem Land in der Nähe von Worlport - auf der "Whedon-Farm" - Cockpit - mit Sikiro, Ori und Robijn[
 
.
.
.
.
.
.
.
.
]Ord Mantell - ????? - allein?[

Der Boden war kalt und hart, drückte schmerzhaft auf ihre Gelenke und quetschte die Haut, als Jibrielle sich langsam von der rauen Oberfläche abstützte. Die Dunkelheit um ihre Augen wich einem unsteten, bläulichen Licht, dass die Umgebung nur schwach. Halb aufgerichtet tasteten sich ihre Finger durch das Gesicht und sie fühlte die aufgeplatzte Lippe, den pochenden Bluterguss an ihrer Schläfe und auch all die kleinen und größeren wunden Stellen an ihrem Körper meldeten sich schmerzhaft zurück. Allmählich kehrten bruchstückhaft Erinnerungen zurück. Langsam zog sich Jibrielle an die Wand, lehnte sich mit dem Rücken dagegen, zog die Knie an die Brust und umschloss sie mit ihren Armen. Tränen versuchten sich mit Macht an die Oberfläche zu kämpfen und der Padawan gelang es fast, sie ganz zurückzuschlagen, als ihre Augen durch die pulsierende, halbdurchsichtige Wand ihrer Zelle blickten.

In einem anderen Energiekäfig rechts von ihr sah sie Rin liegen, offenbar bewusstlos, schwer verwundet und entstellt. Nur der stete, langsame Atem, der den Rücken hob und senkte, konnte als Lebenszeichen interpretiert werden. Und in dem Machtkäfig dergleichen Art wie der ihrige, genau gegenüber von Jibrielle, lag auch Sie, die das alles zu verantworten hatte.
Oder nicht? Wie hatte es nur dazu kommen können? Jibrielle wischte sich die vereinzelten Tropfen aus dem Gesicht, die doch hervorgequollen waren, und raufte sich das Haar, unfähig einen klaren Kopf zu bekommen. Zu groß waren ihre Kopfschmerzen und zu undeutlich und lückenhaft die Erinnerungen an das Geschehene. Wie, bei der Macht, hatte es nur dazu kommen können? War sie Schuld an allem? Wieso war sie so unfähig gewesen, so machtlos? Wo war Dhii? Hatte man ihn auch geschnappt? Wo hatten sie ihn dann aber hingebracht?

Die Kälte des Bodens bohrte sich über ihr Gesäß und die Füße in ihren ohnehin völlig unterkühlten Körper. Nicht war zu hören außer dem bedrohlichen Summen der Laserschranken. Wie ein jäher Impuls durchfuhr es Jibrielle, als sie nach ihrem Lichtschwert tastete, natürlich vergebens. Das Schwert war verloren. Und ihren Kommunikator mussten sie ihr ebenfalls abgenommen haben, auch wenn das Ding wohl vorher schon Schrott gewesen war. Lediglich einen kleinen Datenblock hatten sie ihr gelassen, wohl wissend, dass sie damit weder Hilfe anfordern, noch sich aus diesem Gefängnis befreien konnte, dass sogar gegen die Kräfte von Machtnutzern gefeit war. Unschlüssig fühlte sie das kleine Gerät zwischen ihren Fingern, sortierte ihre unzähligen Gedanken - Gedanken daran, dass sie vielleicht nie wieder zu Chesara und den anderen zurückkehren würde. Sie musste versuchen, sich an alles zu erinnern. Vielleicht würde ihr doch eine Möglichkeit einfallen … irgendein weg hier raus. Auch wenn das ziemlich aussichtslos aussah. Was würde sie Chesara antworteten, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen würde. Sie schaute auf den Datenblock, dachte an seine Aufnahmefunktion. Wenn es ihr gelingen könnte, ihn an irgendeine Konsole hier anzuschließen … könnte sie eine Nachricht senden. Eine Erklärung. Eine Entschuldigung. Sie musste sich ins Gedächtnis rufen, was alles passiert war, seit sie das Büro von Venice verlassen hatte, was ihr vorkam, als wäre es eher vor einem halben Jahr und nicht vor einer Woche geschehen. Und vielleicht konnte sie so ein paar Worte finden, die sie, zu welchem Zweck auch immer, gerne noch an Chesara und die anderen richten würde. Wie hatte dieses Schlamassel begonnen? Sie wollte es jemandem erzählen, jemandem zuflüstern, und wenn es nur ein Datenblock war.


]Ord Mantell - ????? - nicht allein[
 
]Ord Mantell - auf dem Land in der Nähe von Worlport - auf der "Whedon-Farm" - Cockpit - mit Sikiro, Ori und Robijn[

Erinnerungen sind immer auch ein bisschen wie träume. Sie sind nie Teil des großen ganzen, sondern einzelne Stücke, einzelne Bilder oder Geschichte, die irgendwo ihren Anfang nehmen und wieder enden und verschwinden. Jibrielles Erinnerungen begannen direkt bei ihrer Ankunft auf der Whedon-Farm, dem weiten Ackerflächen, der lebenden Erde unteren ihren Füßen und der Abwesenheit der Geschehnisse, die ihr in den nächsten Tagen widerfahren sollten, und zu den warmherzigen Bewohnern des Farmhauses, dass von weitem wie eine aus dem Himmel herabgestürzte, überdimensionale Konservendose aussah, an die ihm nachhinein nach klassisch ländlicher Art mit Lehm weitere Räume angebaut wurden waren. Jibrielle verliebte sich sofort in dieses Haus. Tatsächlich schien der Hauptteil ein Fertig-Wohncontainer zu sein, wie sie in Massen produziert und als scheinbar billige Wohnalternative verkauft wurden. Doch da im Laufe der Zeit wohl der Platz nicht mehr ausgereicht hatte, war angebaut wurden. Letztlich sah das Farmhaus dadurch wie ein kleines Kunstwerk aus, irgendwo zwischen moderner Übertechnologisierung und ländlicher Lebensart. Doch noch viel schöner war für Jibrielle die Begegnung mit Jon und Bryce.

„Jon!“, stieß Jibrielle in Überraschung aus, auch wenn sie doch gewusst hatte, dass sie zu ihm fliegen würden, dass er nun ein Farmer war. Unsicheren Schrittes ging sie auf ihn zu, wie er da in der Tür stand und gerade noch die Geschwister angewiesen hatte, wo sie die Kisten verstauen sollten. Sein breites, schelmisches Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus, als er schnell die wenigen trennenden Meter zwischen ihnen überbrückte und die Padawan ordentlich umarmte.

„Jib! Meine GÜTE bist du groß geworden! Ich fasse es nicht. Ich dachte ja, Robijn würde scherzen, als sie mir erzählte, du würdest mitkommen. Was treibt dich bloß hierher? Die Gruftie-Klamottenläden werdens ja wohl kaum sein.“
„Ach das war doch bloß eine Phase. Die hatte ich doch schon überwunden, als du abgehauen bist.“
, sagte Jibrielle mit geröteten Wangen und einem breiten Strahlen auf den Lippen.
„Abgehauen hmm? Das klingt ja, als wäre ich geflüchtet. Naja, das stimmt vielleicht auch, aber sicher nicht vor euch. Ich kenne keinen aus dem Team, der es nicht geliebt hat, sich um euch zu kümmern.“, sagte Jon, der die Umarmung inzwischen gelockert hatte und seinen ehemaligen Schützling nun nur noch feierlich bei den Armen hielt.

„Stattest du etwa gerade allen deinen ehemaligen Betreuern einen Besuch ab, oder womit hab ich das Vergnügen? Nimmst ja ganz schöne Wege auf dich.“
„Äh so kann man das eigentlich nicht sagen. Ich bin eher … geschäftlich unterwegs.“, sagte Jibrielle achselzuckend und ratlos dreinschauend. Immer diese Geheimniskrämerei. Jon zog die Augenbrauen hoch.

„Ohje, wie die Zeit vergeht. Jetzt hast sogar du schon ‚Geschäftliches’ zu tun.“
„Auf jeden Fall ist es toll, dich wiederzusehen!“
„Hast du außer mir und Robijn schon andere von damals besucht? Ich hab schon ewig keinen gesehen.“
„Naja, Shane habe ich unverhofft getroffen.“
„Ist nicht wahr! Und was macht der Bücherwurm so?“
„Frag lieber nicht.“
„Ooooookay …“
, sagte Jon zog eine verwirrte Grimasse und lachte.

„Du hast dich kaum verändert.“
„Du meinst, von den Speckrollen am Hals abgesehen?“
„Äh … das hast du gesagt.“
„Hehe, na ja wie hat letztens doch mein Finanzverwalter gesagt: Wenn sich auch sonst nichts ändert, so werden wir doch alle dicker! Nicht wahr? Naja, du bist natürlich die Ausnahme! Du bist immer noch drahtig wie eh und je. Nur doppelt so hoch gewachsen, scheinst du zu sein.“

„Was heißt denn hier, sie wäre die einzige Ausnahme?“
erklang eine weiche, volle Stimme hinter Job, die nun Jibrielles Aufmerksamkeit auf sich zog. Im Türrahmen erblickte die Padawan eine selbstbewusst lächelnde Blondine, hoch gewachsen und gut gebaut. Sie hatte die Arme ineinander verschränkt und blickte schmunzelnd zu Jon und Jibrielle.
„Dieses reizende Geschöpft ist natürlich ebenfalls die Ausnahme von der Regel – und bevor ich’s vergesse, sind auch alle anderen anwesenden Frauen auf dem Grundstück von meiner Behauptung ausgenommen. Sonst krieg ich hier noch einen druff.“, gluckste Jon und drehte sich zu der Blondine um. „Darf ich vorstellen: Bryce, meine Frau. Bryce, dass ist Jibrielle, aus dem Cellar.“
Mit einer einladenden Geste trat Bryce auf Jibrielle zu und streckte ihr ihre Hand entgegen. „Freut mich.“, sagte sie und schien es mit jeder Faser ihres Gesichts zu meinen. Mit großen Augen musterte Jibrielle die Frau vor ihr, am meisten über ihre bloße Existenz verwundert. Jon hatte geheiratet?

„Ebenso … ich … ich hätte ja nie gedacht, dass Jon …“
„Kann ich mir denken.“
Bryce grinste.
„Wie kam es dazu?“
„Das ist eine lange Geschichte und ich schlage vor, dass wir sie zum Abendessen erzählen. Jetzt helfe ich den anderen drein erstmal beim Aufräumen in der Garage.“, sagte Jon und seufzte begleitend, um zu unterstreichen, wie viel Lust er zu den Arbeiten am frühen Abend noch hatte.

„Jib, geh du doch schon mal außen rum und sag Ori, dass er den Kompressor anschmeißen soll. Kaum hatte Jon den Vorschlag gemacht, da sprang Jibrielle auch schon los, weshalb sie seinen anschließenden Ratschlag fast überhört hatte: „Aber pass auf Rotzie auf! Neue Gäste machen ihn immer ganz wuschig.“
„Rotzie?“ rief Jibrielle zurück, bevor sie ein plötzliches Rascheln aus der Richtung der Plantage hörte, sich dem lauter werdenden Trabgeräusch zuwandte und sah, wie ein riesiger schwarzer Schatten auf sie zusprang.
„Iiiiiiiiiiiiekk!“

]Ord Mantell - auf dem Land in der Nähe von Worlport - auf der "Whedon-Farm" - Cockpit - mit Jon und Bryce[
 
]Ord Mantell - auf dem Land in der Nähe von Worlport - auf der "Whedon-Farm" - Hinterhaus - allein?[

Warmer Atem legte sich stoßweise auf Jibrielles Haut, befeuchtete ihre Hand. Irgendwas kitzelte sie und so verzogen sich ihre Mundwinkel unwillkürlich zu einem Grinsen, während sie noch immer die Augen geschlossen hatte und gerade erst aus ihrer dämmrigen Traumwelt erwachte. Von selbst zog sie die Hand weg, wischte sie an der Decke trocken und rollte sich auf die Seite und zusammen, stieß einen gedehnten Seufzer aus und wollte einfach nur weiterschlafen. Doch nun war sie wach genug, um das intensive Hecheln an ihrer Seite zu vernehmen. Plötzlich wurde sie sich ihrer wieder ganz bewusst, genauso wie der Quelle der feuchten Luftstöße an ihrer Seite.

"Ahh och nein ... hau ab Stephie!" stöhnte sie und zog das Kopfkissen über das Gesicht. Aber das Hecheln hörte nicht auf. Nach einer halben Minute hielt die Padawan es nicht mehr aus und erhob sich, immerhin ziemlich ausgeschlafen, aus ihrem durchwurschtelten Bett und schaute zwei großen Hundeaugen an.

"Du hast gewonnen ... ich steh ja auf ..." murmelte die brünette Jedi und rieb sich den Schlaf aus den Augen, während sie mit der anderen Hand die gigantische Promenadenmischung streichelte. Irgendwie schien sie Tiere wie magisch anzuziehen. Bislang hatten noch alle Tiere, denen sie begegnet war, einen Narren an ihr gefressen. Mit dem Hund der Whedon-Farm war es nicht anders gewesen, hatte er sie doch Tags zuvor sogar aus dem Kornfeld heraus angesprungen und vor Freude über die neuen Gäste abgeschleckt, während die Padawan, die von Sekund an in ein ängstliches Mädchen verwandelt war, vor Angst und Eckel gequikt hatte. Später am Abend hatte sie die treuherzige Töle liebgewonnen und die meiste Zeit über gestreichelt, als sie alle zu Tisch gesessen und gespeißt hatten. Die Athmosphäre war angenehm, aber doch irgendwie zugeknöpft gewesen. Jibrielle hatte nie so recht gewusst, was sie sagen sollte, wollte sie doch Jon und Bryce nicht auch noch mit der Wahrheit belasten, dass sie eine Jedi war. Ziemlich doof. Zum Glück waren alle sehr erschöpft vom Tag gewesen, weshalb alle recht früh in die Federn verschwunden waren. Die Farm war ziemlich groß und bot eine Menge Zimmer für Gäste, weshalb niemand auf der "Blue Nightingale" hatte schlafen müssten. Jibrielle hatte Bryce das geräumigste Zimmer zugeteilt, dass sich im Hinterhaus befand - einer Art Anbau oder Umbau eines alten Schuppens, dass zwar rustikal aufgemacht schien, aber doch sehr sauber und komfortabel war. So gut hatte sie vielleicht nicht mal im Honey House geschlafen, und dabei war das Freudenhaus bislang ihre luxeriöseste Unterkunft gewesen.

Die warmen Sonnenstrahlen Ord Mantells fielen durch die von außen verstaubten Fensterscheiben und tauchten Jedi, Getier und Möbiliar in einen goldigen Schimmer, während Jibrielle das mitgebrachte Nachthemd abstreifte und in ihre Padawan-Undercover Kleidung schlüpfte, die im wesentlichen aus in unauffälligem braun gehaltener Hose, T-Shirt und dünner Jacke bestand, jeweils in unterschiedlichen Schattierungen. Jibrielle wollte sich gerade auf machen, um zu frühstücken, und das Hinterhaus durch den einzigen Ausgang verlaßen - das Hinterhaus hatte nämlich keine direkte Verbindung zum Rest des Gebäudes - und hielt auch schon auf die blumigen Gardinen der hölzernen Tür zu, als sie ein nicht gerade kleines Tablett auf der nahegelegenen Kommode erkannte. Das polierte Blech war mit allerlei Sorten Aufschnitt und Käse, Butter und auch mit in ein paar unterschiedlichen Farben vorhandener Marmelade versehen, dazu Brot und eine verschlossene Flasche Milch. Ein Zettel lag daneben: "Wir sind auf den Feldern. Nur Sikiro dürfte noch bis Mittag schlafen. Sie hat sich gestern ganz schön übernommen mit unserem Wein. Guten Appetit! Bryce"


Breit strahlend machte sich Jibrielle über das Frühstück her. Sie probierte von allen Sorten ein wenig, auch wenn sie gar nicht genug Brot dafür hatte, geschweige denn soviel Brot hätte essen können, wie dafür nötig gewesen wäre. Trotzdem wollte sie jede Sorte mal kosten und warf die eine oder andere scheibe dem gierig geiferndem Maul mit den bettelnden Äuglein zu. Da hatten Bryce und Jon ihr ja was angeboten! Schlecht schien es ihnen hier ja wirklich nicht zu gehen, dachte sich die Padawan. Stephie kaute vergnügt an einem Kanten mit Salami und störte sich nicht einmal an den bunten Singvögeln, die vereinzelt durch das geöffnete Fenster flogen und - offenbar schon ganz an die Menschen gewöhnt nach tausenden Jahren Evolution - hüpften auf Hunderücken und Boden um Jibrielle herum, um fallen gelassene Brotkrumen aufzupicken. Da bemerkte Jibrielle, dass diese trillernden Flieger gar keine Vögel waren, sondern haarige Insekten. Die Padawan brauchte ein paar Minuten um Ekel und Schock zu überwinden, bevor sie weiterfrühstücken konnte und die haarigen Insekten haarige Insekten seien lassen konnte. Sie fühlte sich einfach pudelwohl im Moment, wie das Licht so auf ihren Rücken fiel, Insekten und Hund friedlich ihrem Festmahl beiwohnten und nichts sonst von Bedeutung zu sein schien, so ganz allein und abgeschieden, ohne Sorgen. Bis ihr plötzlich jemand auf die Schulter tippte.

]Ord Mantell - auf dem Land in der Nähe von Worlport - auf der "Whedon-Farm" - Hinterhaus - nicht allein[
 
|/\/\/|-- Ord Mantell -- auf dem Land in der Nähe von Worlport -- auf der "Whedon-Farm" -- Hinterhaus -- {Rin} -- mit Jibrielle --|\/\/\|

Jibrielle erstarrte augenblicklich. Wie konnte das sein? Sie hatte niemanden kommen gehört oder gesehen, geschweige denn durch die Macht gespürt. Wer ... wie ...

"Beruhige dich. Ich bins, Rin."

erklang die volltönende, sanfte Tenorstimme hinter ihr, die, wie die Jibrielle wusste, dem Padawan von Meister Dhii gehörte. Langsam drehte sie sich um, den Mund leicht zu einem Flunsch verzogen.

"Sag mal, musstest du mir so einen Schrecken einjagen? Wie hast du überha-"

"Ich habe meine Präsenz verborgen ..." unterbrach sie Rin lapidar, umrundete die vor dem Fresskorb sitzende Padawan, und sah sich desinteressiert im Zimmer um. Sie bemerkte wie er, sich das rot leuchtende, kurze Haar nach hinten Strich und dabei wie beim letzten Mal unverschämt gut aussah, selbst noch, als er sich eher unelegant in einen Sessel plumpsen ließ.
"... ich habe meine Präsenz unterdrückt, so wie du es eigentlich auch mache solltest. Für einen umherspähenden, konzentrierten Machtnutzer glüht deine ungezügelte Aura wie ein Erntedankfeuer in Mondloser Nacht, das müsstest du doch wohl wissen. Hat dir deine Meisterin sowas etwa nicht beigebracht?"

Jibrielle klappte leicht der Mund auf, teils weil sie sich erst mittendrin tatsächlich auf seine Worte hatte konzentrieren können, teils, weil sie von seinen jähen ungeschöhnten, und leider sehr berechtigten Kritik überrumpelt sah. Ihre Ohren wurden rot.

"Na-natürlich hat mir Chesara ... ich hab nur-"

"Ich meine, das hier ist eine relativ geheime Aktion, die wir durchführen. Und Venice hat gemeint, dass sich hier vielleicht sogar nen Sith rumschleicht. Ich hab zwar gewusst, wo ich nach dir suchen muss, aber dennoch könnte man dich ziemlich schnell aufspüren, vor allem in der Stadt ..."

"Ich weiß, ich weiß. `Tschuldigung, hab ich wohl während des ähhh guten Frühstücks vergessen. Kommt nicht wieder vor."
Gesagt getan wendete Jibrielle sofort jene Technik an, mit der es den Jedi war, ihre Machtaura vor anderen Machtnutzern zu verbergen. Tatsächlich war sie sehr nachlässig damit umgegangen und hatte sie eigentlich nur gestern in der Stadt aktiviert gehabt. Böse Falle! Aber das dieser Rin so ein Regelfuchser wäre, hatte sie eigentlich nicht gedacht. Andererseits hatte er recht: Solche Nachlässigkeiten waren ein schneller Weg in die Klinge eines Sith!

"Ähm, da fällt mir ein: Was machst du eigentlich hier." fragte die Padawan plötzlich verdattert. Genau, immerhin hatten sie doch ausgemacht gehabt, sich erst in ein paar Tagen gemeinsam zum Missionsziel zu begeben. Was wollte er von ihr? War irgendwas vorgefallen?"

Rin lehnte sich in seinem Sessel nach vorne und schlug die Hände langsam zusammen. Seine Augen wirkten beinahe unnatürlich dunkel.

"Nix ... mir war nur langweilig."

Ein zweites Mal fiel Jibrielle vor Verdutztheit der Mund leicht auf und zusätzlich schob sich eine Augenbraue hoch. Nichts? Ihm war langweilig? Ja klar ...

"Moment mal ... du willst doch nicht etwa ... wegen mir ..." sagte Jibrielle und ihre Ohren wurden nochmal eine Spur roter. Aber nein, nicht schon wieder. Dabei sah er doch wirklich gut aus. Aber sie hatte nunmal ein Gelübde gemacht. Ein Gelübde an sich selbst. Ein Gelübde auf derartige Versuchungen zu verzichten und sich nur noch auf ihre Pflicht als Jedi zu konzentrieren.

"Du musst nämlich wissen, ich bin nicht-"

"Ach quatsch." sagte Rin belustigt und wischte Jibrielles Bemerkung davon, als wäre sie eine Fliege auf der Windschutzscheibe. "Du bist so gar nicht mein Typ." schloß er, stand auf und nahm eine alte Vase mit grüner, exotischer Bemalung in Augenschein, die auf einem kleinen Schränkchen stand. Jibrielle erhob sich nun ihrerseits, verschränkte die Arme und war nun wieder mit Flunsch ausgerüstet.

"Na gut ... warum bist du also hier. Denn wenn dir so langweilig war, konntest du anscheinend kaum hoffen, dass es bei mir gebessert wird. Bist du nur gekommen um mich zu belehren und mein Selbstwertgefühl aufzubauen, oder ...?"

"Ich mag dich schon, dass ist es nicht. Du scheinst nett zu sein." sagte Rin, schaute Jibrielle dabei freundlich an, guckte aber im nächsten Moment schon wieder desinteressiert im Raum umher.

Hä? Wie sollte sie denn das verstehen? Also war sie nicht total doof, meinte er das? Komischer Kerl.


"Ich dachte, wir könnten vielleicht ein bisschen Trainieren. Ich habe schon lange nicht mehr gegen jemanden anderen als meinen Meister gekämpft. Es wäre schön, zur Abwechslung mal gegen jemanden anzutreten, der auch in die Achterbahn gelassen würde." sagte Rin plötzlich und erstaunte Jibrielle erneut. Ihm schien wohl wirklich langweilig zu sein. Aber sie spürte auch, dass es ihm unter den Nägeln zu brennen schien, mal wieder einen ordentlichen Lichtschwertkampf zu haben. Zu seinem Glück, erweckte seine Auffordung auch in der brünetten Padawan den stets schwehlenden Wunsch, das Lichtschwert zu schwingen. Wenn sie für eine Sache so geboren war, wie für die Empathie, dann für den Lichtschwertkampf.

"Okay." sagte Jibrielle ohne weiteres und wieß auf gen Osten. "Nebenan ist ein großer Schuppen. Da stehen sonst immer die Landmaschinen, aber die sinst heute alle auf dem Feld. Da haben wir -"
"- Platz und es sieht uns keiner."
Auf einmal lächelten beide breit.
"Dann hol dein Schwert und wir-"
"Moment. Hast du ein paar Trainingsschwerter mit? Ich hab nämlich diesmal keine dabei. Wollte nicht unnötig verdächtiges ... was?"
"Ich bitte dich ..." sagte Rin und lächelte ungläubig. "Natürlich benutzen wir keine Trainingsschwerter. Wir sind doch nicht mehr auf der Akademie." Die Selbstverständlichkeit dieser Feststellung voraussetzend ging Rin auch schon zur Tür und auf den großen Schuppen zu, die Hinterhaustür weit offen lassend.
"Hmmpf." machte Jibrielle, sprang dann aber doch zum Nachtschrank und ergriff das Schwert.

Der Schuppen war leicht dämrig, waren doch alle Tore geschlossen und so gelang die Sonne nur über den Dachvorsprung in die hölzerne Halle, die leicht nach Heu roch. Die Padawan hatten nichtmal Platz räumen müssen, da der Schuppen, abgesehen von ein paar Handwerkzeugen an der Wand und Schuppkarren mit verdrockneten Laub und Zweigen in den Ecken, frei von störend-sperrigen Gerätschaften war. Jibrielle hatte ihre dunkelbraune Jacke im Hinterhaus gelassen, weshalb das blaße Gelb ihres langärmligen, luftigen Shirts sich angenehm mit der beigen Jeanshose verband. Sie hielt ihre Waffe fest in der Rechten und war bereit anzufangen, entschlossen sich nicht nochmal vor ihrem Mitpadawan zu blamieren, der ihr in fünf Meter Entfernung gegenüberstand. Rin hatte ebenfalls seine aufgeraute Lederjacke ab- und auf eine Fenster geworfen, das anscheinen perfekt geschnittene, weiße Hemd bis zu den Ellenbogen umgeschlagen. Seine schlanken und doch kraftvollen Arme waren so bleich wie sein Gesicht, was seine sonderbare Ansehnlichkeit noch erhöhte. Er wirkte völlig lässig, aber doch konzentriert.

"Bereit?"
"Alsoooo ich nehme an, dass wir ähm Verletzungen vermeiden ..."
"Natürlich."
"Okay."


Mit einem volltönenden Brummen erwachte Rins blaues Lichtschwert zum Leben und richtete sich direkt auf Jibrielle, jedoch passiv, ganz ihren Angriff erwartend. Na gut, wenn er das so will, dachte Jibrielle, grinste schief und aktivierte nun die grüne Klinge ihrer Waffe, bevor sie auch schon eine Pirouette schlug und auf Rin zugesprungen kam. Augenblicklich erinnerte sie sich wieder aller Bewegungensroutinen von Ataru, aller Achsendrehungen, Wirbel und Salti - ersann sofort wieder neue Kombinationen der blitzschnellen Drehhiebe und Routationsschläge, die dieser Wunderbare Lichtschwertstil bot. Natürlich zielte sie nicht wirklich darauf ab, ihn zu treffen, denn sollte ihm in absehbarer Zeit eine Parade mal nicht gelingen, wollte sie ihn natürlich nicht in zwei Teile spalten. Aber trotzdem focht sie gegen dieses andere Lichtschwert mit aller Ernsthaftigkeit und Hingabe. Aus irgendeinem Grund flackerte in einem Augenblick das Bild von ihrem Sparring mit Adrian durch ihren Sinn. Jibrielle gab alles, wurde immer schneller und schneller ... und scheiterte doch. Jeden Schlag schien Rin vorhersehen zu können. Mit stählernen, entschlossenen Blick bewegte er sich nicht weniger geschmeidig als die brünette Padawan, doch brauchte er dafür keine ausschweifenden Pirouetten oder Salti. Vielmehr wirkte seine Arme wie eine Verlängerung seines Schwertes, dass sich scheinbar mühelos immer mit genau der nötigen Kraft und Distanz bewegten, um die parierende Bewegung der Klinge zu timen und zu platzieren. Er spannte nicht etwa einen gezielten Schirm um sich auf, wie es bei Soresu geschah, sondern es war eher so, als würde er jede von Jibrielles Bewegungen auffangen, umlenken, und zurückwerfen. Er ließ ihre Klingen tanzen, auch wenn Jibrielles Schwert dabei zunehmend eine passive Rolle einnahm, ganz egal wie schnell sie sich um ihn herumwirbelte. Und dann plötzlich, beendete Rin ihr Gefecht mit einer leichten Drehung aus dem Handgelenk, die am anderen Ende der Leitung Jibrielle das Schwert aus der Hand segeln ließ. Verstummt und erloschen landete es am anderen Ende des Raumes.

Jibrielle und Rin sahen einander an, sagten aber nichts. Er brauchte sie nicht belehren, das war beiden klar, denn verstanden hatte sie längst. Der Schwertstil, denn Rin da anwandte, war Makashi. Und nicht nur, dass Ataru vielleicht einer der am wenigsten Stile war, Makashi zu begegnen, war er an sich sowieso unheimlich schwer im direkten Lichtschwertduell zu bezwingen. Das war beinahe wie dieses alte Fechten, was in billig produzierten alten Holofilmen zu sehen war. Das war definitiv Kunst. Oder besser gesagt, eine spezielle Form der Kunst, das Lichtschwert zu schwingen. Langsam ging Rin zu Jibrielles im Staub liegender Waffe, hob sie auf, schaute Jibrielle an und warf ihr das Schwert wieder zu. Rin hatte allem Anschein nach wohl schon unheimlich viel Erfahrung mit Makashi sammeln können. Ihn zu schlagen konnte sie wohl fast vergessen. So war vielleicht die einzige Lehre, die sie aus ihrer Entwaffnung vor einer Minute ziehen konnte, dass sie sich wenigestens beim nächsten Mal schneller über den Stil und die Art der Kampfweise ihres Gegners klar werden musste, um nicht ausgerechnet mit der falschen Angriffsweise ihre Chancen zusätzlich zu verschlechtern.


"Wollen wir nochmal?" fragte Rin ganz neutral und schaute freundlich.

"Na klar." sagte Jibrielle mit einem leichten Lächeln und ließ ihr Lichtschwert wieder zischend aufleben.

"Diesmal greife ich an." sagte Rin, nickte und lief auch schon in kurzen Schritten auf sie zu. Diesmal muss ichs mit Soresu versuchen, dachte Jibrielle und begann augenblicklich damit, sich wieder mit dem Gefühl einzuhüllen, dass Soresu mit sich brachte. Diese defensivste aller klassischen Stile war neben Ataru die Form, die sie bislang wirklich ernsthaft studiert und geübt hatte. Sie liebte sie fast genauso wie Ataru. Wo Soresu zwar Atarus unglaublich beflügelndes Gefühl der unendlichen Bewegungsfreiheit und Energie abging, erfüllte es sie doch, wie in einem anderen, friedlichen Tanz, mit Wärme - Wärme die nicht nur dadurch herrührte, dass sie bei Soresu die Schwertklinge sehr nach am Körper entlangführte. Die Bewegungen an sich, wenn natürlich ebenfalls schnell, erzeugten in der Padawan eine Ruhe, Zentriertheit und Ausgeglichenheit, gerade so als würde sie mit dem Schwert die ganze Welt um sich herum kreisen lassen und sich mit beidem zudecken. Und dieses Zudecken mit dem Lichtschwert ermöglichte es ihr, Rins Angriffen fürs erste zu wiederstehen. Seine Geschicktlichkeit und Präzision waren unheimlich, so gelenk und gezielt traffen seine Attacken immer wieder auf ihre bemühte Parade, doch gelang es ihm noch nicht ihren Denkmantel aus grünem Licht zu brechen. Mehrere Minuten führen beiden diesen sonderbaren Tanz auf und Jibrielle wagte nicht eine Sekunde, mit Ataru auszubrechen und so in die Offensive zu gehen. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, auf einen Fehler ihres Gegner zu hoffen und dann ihr Glück zu versuchen. Als sich jedoch langsam erste Ermüdungserscheinungen auftaten und Rin eine gerissene Finte versuchte, stemmte sich Jibrielle aus der Drehung gegen seine Klinge, presste mit ganzer Kraft das Schwert ihres Gegner zu Boden, erkannte im gleichen Moment ein blitzen in Rins Augen und hob die linke Hand genau rechtzeitig, als beide Padawane einen Machtstoß gegeneinander abfeuerten, die beide nach hinten warf. Sieben Meter von einander entfernt landeten beide auf den Füßen und blickten, jeder aus seinen ganz eigenen geheimen Gründen, zufrieden den anderen an.

"Das hat Spaß gemacht." resümerte Jibrielle und drosselte ihren Atem, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von den Wangen.

"Würd ich auch sagen." meinte Rin, schmunzelte wissend und ging hinüber zum Fensterbrett.
"Werd mich dann mal wieder losmachen. Ich würde vorschlagen, du übst nochmal das Aura verbergen und-"
"Du willst schon wieder los?"
"Ich hab nur den halben Tag von Dhii freigekriegt."
"Ich weiß selbst, was ich üben muss und was nicht, danke."
"Wir treffen uns dann am besten hier in zwei Tagen. Sei gut vorbereitet."
"Werd ich. Grüß deinen Meister von mir."
"Mach ich. Ernsthaft, üb das mit der Aura. Du leuchtest schon wieder so hell, als würden deine Haare in Flammen stehen."
"Hmmpf."
"Machs gut ..."

sagte Rin grinsend und verschwand durch die Schuppentore. Jibrielle holte tief Luft, stemmte die Hände in die Hüften und streckte sich.

|/\/\/|-- Ord Mantell -- auf dem Land in der Nähe von Worlport -- auf der "Whedon-Farm" -- {Rin} -- allein --|\/\/\|
 
]Ord Mantell - auf dem Land in der Nähe von Worlport - auf der "Whedon-Farm" - Hinterhaus - mit Rin[

Im Morgengrauen brachen sie auf. Rin stand bereits vor der Farm bereit und erwartete die verschlafene Jibriell, die sich besonders mit Frühstück und Zusammenpacken beeilt hatte, als Rin sie einen Hauch seiner Aura hatte spüren lassen. Die Padawan trug Kleidung, die sich kaum von jener Unterschied, die sie noch Tage zuvor getragen hatte - alles schön unauffällig. Auf den Rücken hatte sie einen Rucksack mit Verpflegung und Schlafsack geschnallt. Sie würden wohl ein paar Tage weg und unterwegs sein und wer wusste schon, welche Schlafgelegenheiten sich ihnen ergeben würden. In der Basis des Feindes würden sie wohl kaum ungestört übernachten können. Jibrielle war hochmotiviert und abenteuerlustig, blickte den vor ihnen liegenden Aufgaben voller Spannung entgegen: Der langen Weg durch die mehr oder weniger mit Wäldern bestückte Gebirgslandschaft, die Infiltrierung des Firmengeländes der Van-Dar Corp. und schließlich die Sicherstellung der mutmaßlichen Beweise gegen Alyssa Van-Dar, die hoffentlich ein überlaufen Ord Mantells an das Imperium verhindern konnten. Vor allem bei dem letzten Teil konnte sie kaum glauben, dass er ausgerechnet in den Händen von zwei Rockie-Jedi lag - oder besser gesagt, dass er zur Hälfte in IHREN Händen lag. In den Händen des ahnungslosen Waisenkindes von Coruscant, dass ihr immer wieder bei genauer Betrachtung wie ein einziges großes Missverständnis vorkam, eine unglaubliche Anhäufung von Zufällen. Und doch war sie hier und war auf dem besten Weg, eine vollwertige Jedi zu sein. Irgendwann. Bescheuert!

Die Whedon-Farm ließen sie schnell hinter sich und hatten bereits vor der Mittagszeit die als bewohnbar kategorisierten Gebiete verlassen und felsiges, hügeliges und teilweise vollgewuchertes Terrain betreten. Während die größten Landstriche sehr karg bis öde waren, sproß doch hier und da eine kleine Farnfläche oder ein übersichtliches Wäldchen. Wenn etwas in dieser Gegend wuchs, dann aber richtig. Um alle Gestrüppe machten sie, wenn sie konnten, einen großen Bogen, waren sie doch noch unwegbarer als der Rest des naturbelassenen Geröllweges. Ab und zu warf Jibrielle mal direkter ein Auge auf Rin, der mal wieder blendend aussah. Er hatte sich zwar in praktische und unauffällige Kleidung geworfen, die in ihrem beige und grün beinahe Militärisch wirkte. Und doch war die Auswahl wieder so stimmig und so schnittig genäht, dass er wie auch schon im Abgeordnetenbüro zum Anbeißen aussah.

Doch war Rin offenbar kein großer Freund vom Wandern, meckerte er doch anfänglich ein zwei Mal darüber, dass sie dazu verdammt waren, die ganze Strecke zu Fuß - oder zumindest unmotorisiert - zurück zu legen. Nach Venice`s Aussage war es sehr wahrscheinlich, dass Alyssa vermutlich um das Firmengelände, dass zur Abwechslung mal von einem größeren Wald umgeben war, weiträumig den einen oder anderen Wachposten oder Wachpatroulien stationiert hatte - damit eben niemand tat, wozu sich die Jedi heute anschickten. Irgendeinen Speeder oder dergleichen zu benutzen würde unheimlich auffallen. Jibrielle fand die Wanderei im Gegensatz zu Rin jedoch großartig! Grinsend bis über beide Ohren Schritt sie hinter Rin hinterdrein, der sich komplett über die Route und das Gebiet kundig gemacht hatte, und konnte sich gar nicht satt sehen an den Felsformationen, Spalten im Gestein und farblichen Auswaschungen überall. Genausowenig konnte sie sich satt treten, war sie doch noch nie in ihrem Leben durch so unangetastete Natur geschritten. Selbst auf ihren zuvor einzigen Ausflügen von Coruscant nach Mon Calamari und Lianna war sie eigentlich immer bloß in urbanen Gebieten geblieben und hatte sich mit schönen Aussichten auf Wälder und Ozeane begnügen müssen. Hier auf Ord Mantell hatte sie schließlich zum ersten Mal wirklich echte Erde betreten. Deshalb kam sie aus dem Lächeln eben nicht mehr raus, genoss dass Knirschen unter ihren Stiefeln, die mittlerweile pralle Sonne in ihrem Gesicht und den böigen Wind, der ein ums andere Mal ihre haselnussbraune Mähne durcheinander wirbelte. Ab und zu strich sich Jibrielle ein paar Strähnen aus dem Gesicht, zwinkerte und kniff unter dem blenden die Licht die Augen zusammen. Sie fühlte sich in diesem Moment gigantisch und wollte, dass diese Wanderung niemals aufhören möge.

Ab und zu wies sie Rin auf ein paar Fußspuren im Sand hin, die auf Grund ihrer größe ein paar sehr beunruhigende Kreaturen in der Gegend vermuten ließen. Doch beide Padawane streckten ihre Machtantennen aus und konnten über weite Strecken kein einziges anderes Lebewesen ausfindig machen Selten spürten sie mal ein paar Beuteltiere in ihren Höhlen oder einen kleinen Vogelschwarm, der in der Nähe vorbei flog, doch viel war hier wirklich nicht los. Als sie wieder an einem großen Abdruck vorbeikamen, unterbrach Rin den Marsch, kniete sich nieder und untersuchte ihn genauer. Etwas ungeduldig stand Jibrielle daneben.


"Ähmm was istn an dem Abdruck so interessant?"
"Ist dir aufgefallen, dass das von der gleichen Spezies zu stammen scheint, wie die Abdrücke, die wir vorhin schonmal gesehen haben? Nur ist der hier viel größer ..."
"Keine Ahnung ... können wir nicht einfach weitergehen?"
"Einen Moment noch."

"Boah ... ist doch völlig egal, lass uns lieber gucken, was da hinten- Wuaahhhhh..."
sagte Jibrielle noch, bevor sie das Gleichgewicht verlor und von der Felskante abrutschte, auf der sie zuvor noch herumbalanciert war. Im Fallen drehte sie sich schnell rum, um sich abzufangen, landete aber trotzdem im Dreck und rollte einen kleinen Abhang herunter, um - Glück im Unglück - in einem weichen Gestrüpphaufen zu landen.

"Jibrielle???" hörte die brünette Padawan von weiter oben rufen, nachdem sie sich vom ersten Schreck erholt hatte.
"Alles okay ... ich bin weich gelandet. Nur die Unterarme sind etwas aufgeschrammt."
"Warte einen Moment, ich komme runter." rief Rin.
Ganz der Gentleman, dachte Jibrielle grinsend, bis sie wegen des Brennen ihrer Schrammen die Miene verzog. Vorsichtig stand sie auf und schaute sich an, welchen Gewächsen sie ihre weiche Landung zu verdanken hatte. Doch wuchs hier nichts, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Die Padawan fand sich vielmehr umgeben von vielen verdrockneten, wurzellosen Gewächsen, die so eng und so gemischt zusammen lagen, wie es natürlicherweise wohl nie gewachsen wäre. Doch vor allem wiesen die drei plüschigen Jungtiere, zwei Meter neben Jibrielle liegend, darauf hin, dass das hier nicht einfach nur ein bisschen Gestrüpp war. Sie war in einem Nest gelandet!

"Wow! Rin komm schnell rüber! Boah sind die süß!" rief Jibrielle voller Freude und machte ein paar Schritte auf die Jungtiere zu. Sie hatte noch nie etwas so Flauschiges gesehen, obendrein auch noch etwas, dass sechs Beine hatte. Die keinen halben Meter großen Geschöpfe schienen blind zu sein, stellte Jibrielle bei näherer Betrachtung fest. Aber sie waren so süß!

"Jibrielle!!!" hörte sie erneut Rin rufen.
"Jah-haa! Ich bin hier. Guck mal was ich-"
"Nein Jibrielle! Ich meine: Pass auf!" brüllte ihr Padawankollege nun. Augenblicklich warf Jibrielle den Kopf herum, und blickte in zwei riesige Augen, die sich soeben aus einer Felsspalte samt Kopf erhoben hatten und überhaupt nicht süß aussahen. Von plüschigem Fell keine Spur, war die Haut dieses Wesens mit braunen Borsten bestückt, die vermutlich hart und spitz genug waren, um ein paar Jibrielles damit auf einmal aufzuspiezen. Mami schaute Jibrielle mit zusammen gekniffenen Augen an und ließ ihre Echsenzunge zwischen den Schmalen Lippen immer vor und zurückschnellen.
Dann ging mal wieder alles sehr schnell. Als die riesige Borstenechse einen Satz auf Jibrielle zumachte, sprang Jibrielle ihrerseits ausweichend nach hinten weg, auch wenn sie kaum Hoffnung hatte, auf Dauer schneller davonhüpfen zu können, als diese Kreatur ihr wohl nachzusetzen vermochte. Zugleich hechtete jedoch auch Rin von einem nahen Felsen auf die Padwan zu, kam zwischen sie und das Tier und versetze ihm mit der blauen Laserklinge eine Schmare am Maul. Mama stieß einen fürchterlichen Schrei aus, stampfte auf die Padawane zu und baute sich vor ihren Jungtieren auf.

Längst hatte Jibrielle ihr eigenes Schwert zur Hand genommen, doch stellte sich Rin zwischen sie und das Monster, hielt die Schwertspitze in Richtung Ungeheuer und schien bereits zu überlegen, wie er angreifen sollte. Die Borstenechse rührte sich ihrerseits noch nicht wieder, schaute die beiden Menschen nur zornglühend an und plusterte sich mit ihrem Körper immer weiter auf.

"Ich ... ich weiß wie wir das machen. Ich umkreise es halb und du machst eine Finte oder so. Dann werd ich von der Seite kommen und es irgendwo am Hals treffen. Da scheint es am unge-"
"Nein!" keuchte Jibrielle plötzlich und Rin hätte sich beinahe erschreckt zu ihr umgedreht, wäre er nicht so sehr damit beschäftigt gewesen, die Borstenechse zu taxieren.
"Wiebitte?"
"Lass uns einfach abhauen! Es will doch bloß seine Jungen schützen. Wir brauchen ihm nichts zu tun!"
"Aber es hat dich angegriffen! Was wenn es uns folgt!"
"Lass uns einfach vorsichtig abhauen!" sagte Jibrielle und klang leicht panisch. Ganz unwillkürlich hatte sie eine empatische Verbindung mit der Borstenechse hergestellt, als diese sich vor ihrem Nest aufgebaut hatte. Und was sie in der Kreatur spürte war Wut, vor allem aber grauenvolle Angst.
Rin schaute Jibrielle von der Seite an, blickte ungläubig, nickte schließlich aber doch. Schritt für Schritt zogen sich die Padawane zurück, während die Echse keinen Meter von ihrem Nest wich. Jibrielle wollte schon erleichtert aufatmen, als sie nun über zehn Meter zwischen sich und das Gelege gebracht hatten, als sie auf einmal laute Stimme aus den nahen Felsschluchten hörten.


"Hast du das auch gehört? Klang wie Stimmen oder so."
"Ich hab bloß dieses scheiß Echsengebrüll gehört."
"Da war irgendwer!"


Jibrielle konnte förmlich spüren, wie Rin neben ihr gefrierte, genauso wie sie selbst. Doch nur für eine Sekunde.
"Was machen wir?" zischte Jibrielle Rin leise zu und schaute noch einmal besorgt zur Borstenechse. Da packte sie Rin plötzlich bei der Hand und zog die noch völlig überraschte Padawan mit sich, eilte durch die Felsen, mit jeder Sekunde mehr Abstand zwischen sich, das Monster und hoffentlich auch die Schwadronöre gewinnend. Doch sie waren mobiler. Jibrielle konnte deutlich das Summen von Repulsorantrieben hören und sie merkte, dass das es näher kam. Doch ehe sie sich versah, zog sie Rin auch schon in eine Felsspalte hinein und in die Dunkelheit. Rin hatte diese Höhle aus heiterem Himmel und genau im richtigen Moment entdeckt, hörten sie doch schon wenige Sekunden später einen Repulsorantrieb an der kleinen Eingangsspalte vorbeirauschen, die nur eine schmalen Lichtstrahl in hineinfallen ließ.

"Psst ... ich glaub die haben mehr als nur einen schwachen Verdacht, dass hier jemand unterwegs ist.", wisperte Rin Jibrielle zu, als sich beide eng beisammen in die Ecke der Höhle, direkt hinter eine Felsspalte drückten, um auch ja nicht gesehen zu werden. Rin hatte dabei, anscheinend unwillkürlich, die Arme um Jibrielle gelegt und drückte sie fest an sich, hielt beide so im Sichtschatten des Höhleneingangs. Während draußen immernoch Schritte und gebrüll zu hören waren, beruhigten sich langsam ihre beider Atmung und Herzschläge - was Jibrielle deutlich spüren konnte, so eng an Rins Brust geschmiegt. Warm spürte sie seinen Atem auf der Haut, wie sie auch die ganze Wärme seines Körpers aufsog. Ihr Padawankollege schien ganz auf Hab-Acht-Stellung zu sein und lugte unentwegt auf die Spalte, während Jibrielle langsam nicht nur rote Ohren bekam. Ohje ... wieso reagierte sie schon wieder so? War ihr Gelübde denn zu gar nichts gut? War sie so schwach? Warum musst es ihr die Macht nur so schwer machen? Wenn Rin sie so verlegen sah, würde er sie überhaupt nicht mehr ernstnehmen können ... warum musste sie aber auch an einen so gutaussehenden Mitpadawan geraten. Ein Kerl, selbstsicher und stilvoll dass es zum Ausrasten war. Noch dazu von aufreizender Statur, nicht sonderlich muskulös, aber doch kraftvoll wirkend. Allein diese schmale und doch starke Brust. Wieso musste ihr sowas imm- moment mal! Völlig perplex weiteten sich Jibrielles Augen. Was fühlte sie denn da? Stimmte was mit ihrem Kopf nicht oder ...

"Ich glaube, sie hauen ab ..." flüsterte Rin und löste sich etwas von Jibrielle, schaute um die Ecke und tatsächlich war nach einigen Minuten intensiven Gelärme draußen nichts mehr los. Rin schlich zum Ausgang, schloss die Augen, streckte sich offenbar so weit er konnte in der Macht aus und sondeierte das Gebiet. Er kam wohl zu dem Ergebnis, dass tatsächlich alle abgezogen waren, winkte er doch Jibrielle zu und verließ die Höhle. Immernoch völlig konstaniert folge sie ihm.

"Das war veflucht knapp ..." stellte Rin seufzend fest und streckte sich ausgiebig in der Mittagssonne, die auf die Sandsteine des kleinen Felsvosprungs schien, auf den sie herausgetreten waren. Jibrielle, noch immer im an den Eingang zu ihrer Versteckspalte gelehnt, betrachte Rin ausgiebig. Sie schaute auf die in aufgerauhtem Leder steckenden, schwungvollen Hüften. Sie schaute auf die schmalen Hände, die von harter oder sehr technischer Arbeit mit einigen Schwielen versehen und mit Dreck aus der Höhle verschiert waren, was Rin aber nicht zu stören schien. Sie schaute auf die feinen Gesichtszüge, die Sommersprossen, das elegant und doch praktisch nach hinten gegeelte rote Haar, die dunklen, kleinen Augen. Sie sah auf die sich kaum, ja fast gar nicht abzeichnenden Rundungen unter der Hemd, die sie gerade dafür umso deutlicher hatte fühlen können.

"Du bist eine Frau." sagte Jibrielle. Rin, mit dem Rücken zu Jibrielle, hielt kurz beim Strecken inne, gerade lang genug für einen Atemzug, und streckte sich dann weiter.
"Ich habe nie das Gegenteil behauptet."
"Aber ... du bist eine Frau."
"Nenn es wie du willst." sagte Rin amüsiert und kletterte den Felsvorsprung wieder empor, von Jibrielle dicht gefolgt.
"Aber ... ich verstehe nicht ganz ... du ..." stammelte Jibrielle vor sich hin, während sie Rin nach oben gefolgt war, als sich dieser schließlich zu ihr umdrehte, die Hände gelassen in die Hüften gestützt, dass Gesicht recht ausdruckslos.
"Kann ich dir irgendwie helfen? Hast du irgendwelchen Klärungsbedarf?"
"Ich ähm ..."
"Also nichts? Gut." sagte Rin und drehte sich wieder um, schlug direkt die Route wieder ein, der sie zuvor gefolgt waren. Jibrielle lief und stolperte ungeschickt hinterher, war sie doch nur halb auf dem Weg und halb in Gedanken.
"Ich verstehe nicht ..."
"Was - bei der Macht - ist denn so unverständlich?" sagte Rin, mittlerweile nicht mehr amüsiert sondern vielmehr nur noch genervt.
"Warum die Verkleidung?"
"Das ist keine Verkleidung. Sondern nur Kleidung. Ich könnte dich genauso fragen, warum du dich mit einem langem Haarschopf und ner Bluse verkleidest, und nicht anders."
"Aber ... Meister Dhii nannte dich immer einen ... einen >ihn< ..."
"Er ist eben recht sensibel und verständnisvoll. Ich bat ihn nie darum."
"Heißt das jetzt ... ich bin doch dein Typ? Oder eh ... andere Frauen?"
Da drehte sich Rin wieder zu ihr um, die Augen ungläubig zusammengekniffen.
"Also für eine Bisexuelle stehst du ganz schön auf dem Schlauch. Was für ein niedlicher Haufen Unbedarftheit."
"Ich - was? Woher weißt du- ?"
"Ach, ich bitte dich."
"Aber ... also stehst du doch auf mich."
"Nein, und nicht nur nicht auf dich. Dass du nicht mein Typ seist, war recht allgemein gemeint."
"Also ... stehst du auf Jungs?"

"Ja ...", sagte Rin, drehte sich langsam wieder um und marschierte weiter. "Weißt du, dass einzige was an mir außergewöhnlich ist oder unnormal ist, ist dass auf mich kein Etikett drauf passt."
"Ich wusste doch bloß nicht ... ich bin nur durcheinander ... von unnormal war doch gar keine Rede."
"Ich weiß ... und trotzdem. Ist schon gut. Ich bins gewohnt." sagte Rin und marschierte weiter pflichtbewusst voran. Rin gab weiterhin den Weg vor und Jibrielle folgte stumm hinterdrein, tief in Gedanken versunken.

Nach einiger Zeit wich die etwas unangenehme Stille wieder der vorherigen Standard Stille und beide konzentrierten sich wieder auf die vor ihnen liegende Mission. Der Weg wurde nicht weniger felsig, steinig und unwegsam, ganz im Gegentei. Die Sonne prallte unerbittlich weiter, der Wind bließ nun immer häufiger auch Mal Sand, oder eher feine Steine in Gesichter und auf Gliedmaßen. Jibrielle schürfte sich hier und da was auf, auch ohne nochmal einen großen Abhang runter zu fallen. Erschöpft strich sich Jibrielle ein ums andere Mal eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht und verkniff die Augen vor dem blenden Strahlen von oben, dass es manchmal unmöglich machte, den Weg genau zu erkennen, ohne irgendwo anzuecken. Sie fühlte sich furchtbar und hoffte, diese Wanderung möge endlich ein Ende nehmen.


]Ord Mantell - in öden Gebirgsland - mit Rin[
 
|/\/\/|-- Ord Mantell -- im öden Gebirgsland -- {Rin} -- allein --|\/\/\|

Leise drang das Prasseln des Regens zu Jibrielle hinüber, beinahe gedämpt, und das, obwohl die Padawan direkt auf den Niederschlag schauen konnte und er sicher keine zehn Meter von ihr entfernt vor der Höhle niederging. Ihn so richtig sehen konnte sie allerdings nicht mehr, hatte sich doch das Dämmerlicht des sterbenden Tages nun fast ganz verflüchtigt. So zeichneten sich die gegen frühen Abend überraschend aufgetauchten nassen Bindfäden nicht mehr kontrastreich gegen den grauen Himmel ab, sondern erschienen ihr höchstens noch wie vereinzelt durchschimmernde Linien in der Finsternis. Es war eine mondlose Nacht, dass hatten sie schon im vorraus in Erfahrung gebracht und natürlich kam es ihnen ungemein entgegen. So langsam kroch die Kälte immer unbarmherziger vom Boden in ihre Glieder, sodass Jibrielle die gefütterte Jacke noch fester um sich drückte und die Finger an dem mattes Licht und große Wärme spendenden Campingstab drückte. Sie umschlang ihn zusätzlich mit den Ärmeln, damit so wenig Licht wie möglich die Höhle verließ und nicht vielleicht ungebetene Gäste herlockte. Den einzigen, den die Padawan jetzt durch die Höhlenöffnung kommen sehen wollte, war Rin.

Ihr Padawankollege war, nachdem sie für den frühen Abendstunden in der Höhle Rast gemacht und einen Happen gegessen hatten, schonmal zum Spähen herausgegangen, um das nur noch eine halbe Meile entfernte Betriebsgelände der Van-Dar Corp. zu begutachten und einen ersten Infiltrationplan aufzustellen. Jibrielle war zwar dagegen gewesen, dass er alleine vorging, doch hatte er ihr jede Befürchtung aus- oder davongeredet, könnte er doch sehr gut auf sich aufpassen und sie im Notfalls immernoch durch die Macht kontaktieren, weshalb sie in Ruhe ihr Mahl verdrücken könnte. Die eingeteilten Rationen waren mittlerweile aber alle verspeißt und ausgeschlürft, während Rin noch auf sich warten ließ. Immer wieder glitten Jibrielles Gedanken zu dem verbrachten Wandertag, ihrer Entdeckung im Bezug auf Rin, die Frage, was er oder sie denn nun tatsächlich war, sowie die Frage, warum sie überhaupt versuchte, so zwanghaft Kategorien dafür zu finden - doch größtenteils war ihr Verstand auf die Mission konzentriert. Die Aufgabe war klar: Unbemerkt hineingelangen, das Beweismaterial stehlen, unbemerkt wieder herauskommen, ganz einfach. Hoffentlich.


"Buh ..." ertönte es auf einmal in der kleinen Höhle und Rins umschattetes Konterfei schob sich durch den Regenschleier.
"Sehr witzig." kommentierte Jibrielle diesen missglückten, wenn auch halbherzigen Erschreckensversuch mit einem gelangweilten Lächeln und winkte Rin zu sich in die Höhle, was sich der Padawan nicht zweimal Winken ließ. "Ich hab mir fast ein bisschen sorgen um dich gemacht. Wie ist´s gelaufen?"
"Ganz gut. Hab nen schönen Überblick über das Gelände drumherum gewinnen können. Hab übrigens kein bisschen deine Aura von da draußen aufspüren können. Nur jetzt, wo ich neben dir sitze und deine Aura ja auch kenne, merk ich was. Du bist besser geworden."
"Ich bin nur achtsamer geworden. Gekonnt hab ich das schon, bevor du mich andauernd damit aufgezogen hast." sagte Jibrielle und schnitt eine Grimasse.
"Trotzdem." meinte Rin und grinste schief.
"Was ist jetzt unser Plan? Es bleibt doch dabei, dass wir diese Nacht noch reingehen, oder? Wegen unserer Vorräte mache ich mir zwar überhaupt keine Sorgen, aber wenn Venice gemeint hat, dass Van-Dar heute den ganzen Tag über in Worlport war, um sich zur Abgeordneten wählen zu lassen, sollten wir diese Chance nicht verstreichen lassen."
"Ganz genau. Am Tage kommen wir so oder so schwieriger rein - wenn überhaupt. Und morgen Abend könnte sie vielleicht schon wieder die ganze Nacht durch im Büro und über unseren ... vermeintlichen Beweismaterialien sitzen."
"Also heute Nacht."
"Auf jeden Fall. Mach die Funzel aus und dann folg mir raus. Wir lassen unsere Rucksäcke natürlich hier. Beleuchtung können wir auch nicht mitnehmen. Zum Glück erhellt dieser Moloch von einer Fabrik genug von der Umgebung, damit wir auch was sehen können."

Jibrielle nickte und fing sofort an, sich in ihre Wind- und Wetterklamotten zu werfen, die sie sich extra für diesen Anlass besorgt hatten und die Rin gar nicht erst wieder ausgezogen hatte, beim in die Höhle kommen. Es bestand im Wesentlichen aus einem wasserundurchlässigen Ganzkörpercape, dass zusätzlich einen Tarnmantel drübergestüpte hatte, der in unauffälligen Farben gehalten und aus Stoff gefertigt war, der die Regentropfen nahezu geräuschlos auffing. Kaum hatte sich Jibrielle darin eingewickelt, löschte sie auch schon den kleinen Leuchtstab und tappste mit Rin ins Freie.

Dunkelheit verschluckte die Padawane. Jibrielle wäre fast gestolpert, als ihre Sicht auf einmal gen Null tendierte. Zum Glück hielt sie Rin am Arm, der sich noch gut an den kleinen Felsvorsprung erinnern konnte und Jibrielle so vor ihrem zweiten peinlichen Sturz heute bewahrte. Indem er anschließend voran ging, wieß er Jibrielle den richtigen Weg und so konnte sie, an der nur schwach sichtbaren Silouette ihres Padawankollegen orientiert, immerhin irgendwas in der Finsternis ausmachen. Schon nach wenigen Minuten erkannte sie jedoch bereits ein stärker werdendes Leuchten am Horizont - oder das was im Moment für sie der Horizont war - und konnte sich nur denken, dass es sich dabei um das Fabrikgelände handeln musste. Kurz darauf bestätigte Rin ihre Vermutung, als er sie auf eine kleine Anhöhe führte, auf der sie die letzten Meter nur noch robend hochkrackselten, um schließlich hinunter in ein breites und vergleichsweise strahlend hell erleuchtetes Tal zu schauen. Jibrielle schaute runter auf ein mehrere hundern Quadratmeter großes Fabrikgelende, dass von mehreren riesigen Tanks sowie vereinzelten kleinen Gebäuden gespikt war, die allesamt einen Koloss von einem Reaktor oder dergleichen umgaben. Dieses Teil musste Produktions- und Lagerstätte zugleich sein, wobei sich bei den Ausmaßen auch noch sonstwas darin verbergen konnte, von dem vielleicht nichtmal die normalen Arbeiter was wussten. Hier konnte so ziemlich alles geschmuggelt und versteckt werden. Beinahe ungläubig schaute sich Jibrielle das Industriegebäude an. Eigentlich hätten seine Ausmaße sie nicht so überraschen sollen, hatte sie auf Coruscant doch hunderter solcher Dinger gesehen, ja noch viel größere, die wie künstliche Berge aussahen. Auch Worlport hatte den einen oder anderen gewaltigen Wolkenkratzer zu bieten, der sich vor diesem Ding hier nicht hätte verstecken müssen. Doch passte diese Fabrik der Van-Dar Corp. hier, mitten in freier Natur, in einer großen Schlucht gelegen, so überhaupt nicht ins Bild.


"Ekelhaft, oder?" hörte Jibrielle Rin zu ihrer Linken flüstern, wenn sie sein Gesicht auch noch nicht wirklich erkennen konnte. Doch immerhin strahlte nun schon soviel Licht nach oben, dass sie die Gesichtskonturen ihres Gegenüber erkennen konnte.
"Wiebitte?"
"Ach nichts. Erkennst du die vier Wachhäuser? Jeweils an den äußeren Begrenzungen des Geländes, einmal Nordöstlich, Südöstlich, Nordwestlich und Südwestlich."
"Japp."
"Diese Wachhäuser sind anscheinend die ganze Nacht über besetzt. Zwar nicht mit genug Leuten, um uns im Zweifelsfall aufhalten zu können ..."
"Aber ..."
"Aber wir wollen natürlich darauf verzichten, mit ihnen zusammen zu prallen. Zwischen den Häusern wird regelmäßig patroulliert ... wir müssen eben einfach darauf achten, dass wir eine gute Lücke abpassen."
"Was ist mit den Patrouillien außerhalb?" fragte Jibrielle und kam sich wieder wie eine Actionheldin aus einem Holofilm vor - genauso wie damals, als sie mit Adrian Nylia befreit hatte. Komischerweise hatte sie sich damals gewappneter Gefühlt, obwohl sie bewusstermaßen in eine Falle liefen. Vielleicht weil der Einsatz hoch genug gewesen war, um die Zweifel nichtig erscheinen zu lassen ...
"Es erscheint widersinnig, aber offenbar sind sind Nachts keine oder kaum davon unterwegs - obwohl es ja am Tage weniger Gebrauch für sie geben müsste als in der Nacht." meinte Rin und Jibrielle stellte sich sein Achselzucken dazu vor. Nun viele Möglichkeiten gab es nicht. Vielleicht waren die Leute von vorhin keine Söldner von Van-Dar. Vielleicht beschäftigte Van-Dar tatsächlich keine Wachen des Nachts und ist damit ziemlich unklug. Oder Rin hatte sie noch nicht entdeckt und sie liefen vielleicht in einen Hinterhalt.
"Ich würde sagen, wir probierens einfach."
"Aber logisch." meinte Rin, gluckste und fing das Lächeln auf, das Jibrielle ihm durch das schwache Licht zugeworfen hatte. Jibrielle schaute noch einmal auf die gewaltigen Ausmaße des Fabrikmolochs, sah die strahlenden Energiebögen um die - nahm die Padawan an - Reaktorblöcke und konnte das Gefühl nicht loswerden, dass sie einem Monster ins Gesicht schaute. Etwas grimmig verzog sie den Mund. Wenn diese Firma Dreck am Stecken hatte und nicht nur die Natur verpestete, sondern auch Slavenhandel und dergleichen betrieb, würde sie die Beweise dafür in dieser Nacht finden.

|/\/\/|-- Ord Mantell -- vor dem Gelände der Van-Dar Corp. -- {Rin} -- mit Jibrielle --|\/\/\|
 
Zurück
Oben