Sachliche Fehler in Filmen

Jedihammer

Generalfeldmarschall, Pontifex Maximus des Mars.
Da ich immer wieder anecke,wenn es um historische Fehler in Filmen gerade um das III.Reich geht,möchte ich mal von euch wissen,wie ihr das seht.
Wenn ihr euch wirklich für ein Thema wirklich erwärmt,und ihr euch auch wirklich auskennt,und in einem solchen Film ist vieles nicht richtig,stört es euch dann,oder nehmt ihr es ohne größere Probleme hin ?
Zum Beispiel Remus :
@Remus
Du bist Fachmann,was das Imperium Romanum angeht.
Wenn Du einen Film siehst in dem ein Tribun eine Legion befehligt,oder Commodus
in der Arena stirbt oder die römische Reiterei plötzlich Steigbügel an den Pferden hat,geht Dir da nicht die Hutschnur hoch,oder nimmst Du es einfach hin ?
 
Na ja als Geschichtsstudi fällt mir sowas schon manchmal auf.
Andererseits weiss ich auch, dass so Filmproduktionen oft unter hohem Zeit und Kostendruck stehen und deshalb muss der eine oder andere Fehler halt hingenommen werden.
Immo sind Filme in der Regel immer noch unterhaltung. Filme wie "Der Untergang" meide ich. Das sind Visionen von einzelnen Personen und haben mit seriöser Geschichtsschreibung nichts zu tun. Anders sieht es natürlich bei Dokuentationen aus, aber auch da muss man hinterfragen.
 
hängt bei mir vom Fehler ab

der steigbügel is mir eigentlich egal, aber EXTREM falsche Waffen oder wie bei Troja FALSCHES Denken ist mir doch verhasst
 
Ich sehe das in etwa wie Little Ewok, Filme sind zur Unterhaltung da, da kann auch mal ein SS-Mann mit schwarzem Trenchcoat und Hakenkreuzbinde in die Schlacht ziehen oder der deutsche Oberbösewicht eine dicke Narbe (o.ä.) im Gesicht haben, solange das keine Filme sind wie eben "Der Untergang" (den ich im Übrigen garnichtmal schlecht fand).

Mich stören mehr solche Fehler wie im Film "Königstiger vor El Alamein" (alter Schinken, handelt von Feldmarschall Rommels niederlage in Nordafrika), wo italienische Soldaten aus erbeuteten Wein Molotovcocktails (!!!) bauen und diese gegen verdammt nach deutschen Königstigerpanzern aussehenden birtische Panzer anwenden und diese so "zerstören" (soll heissen am Panzer qualmt's ein bisschen, das Ding rappelt was und bleibt dann stehen. Ohne irgendwelche Schäden.).
 
Ich wüsste kein Gebiet wo ich mich gut genug auskenne um Fehler in nem Film zu bemerken :D

Aber wenn, dann würds auf die Größe des Fehlers ankommen.
 
Jedihammer schrieb:
Wenn Du einen Film siehst in dem ein Tribun eine Legion befehligt,oder Commodus
in der Arena stirbt oder die römische Reiterei plötzlich Steigbügel an den Pferden hat,geht Dir da nicht die Hutschnur hoch,oder nimmst Du es einfach hin ?

Einerseits bin ich schon etwas enttäuscht bei Punkten, wie du sie eben richtig angesprochen hast. Wenn beispielsweise die Uniformen der Praetorianergarde blau dargestellt werden, so ärgert mich dies insofern, als dass solche Fehler durch einfache Recherchen hätten beseitigt werden können.

Andererseits erheben diese "Sandalenfilme" keinerlei Anspruch auf historische Korrektheit, sie dienen vornehmlich der Unterhaltung. Ich jedenfalls wüsste keinen einzigen Film, der die Thematik des römischen Reiches historisch fundiert darlegen will.
Es liegt in der Natur des Filmes, Vorlagen derart abzuändern, damit sie in ein vorher zugeschnittenes Schema (oftmals Hollywoodformat) passen.

Nehmen wir als extremes Beispiel den noch recht aktuellen Film "Gladiator".
Was dort gezeigt wird, ist keine annähernd korrekte Nachzeichnung des römischen Reiches unter der Herrschaft des Commodus - eher Phantasialand.
Wichtige, elementare historische Fakten wurden zwar schemenhaft übernommen, doch sind sie im Grunde in dem Maße abgeändert bzw. frei erfunden worden, um überhaupt eine solche Geschichte erzählen zu können.

Jedoch freue ich mich über jeden einzelnen Film, der das römische Reich zum Anlass nimmt, um eine spannende Geschichte zu erzählen.
Wir sehen völlig falsche Ausrüstungsgegenstände der Gladiatoren, falsche Bewaffnung, bis zur Unkenntlichkeit verzerrte historische Personen und Menschen, die nie gelebt haben.

Und dennoch hörten wir großartige Musik, sahen atemberaubende Bilder, waren gerührt von einer wunderbaren Geschichte und verlassen das Kino im erhebenden Gefühl, Zeuge großen Kinos geworden zu sein.

Seltsam...
 
Bemerken tue ich die Fehler schon und ich kann mich im ersten Moment schon darüber aufregen, aber dann denke ich wiederum: Naja, es ist nur ein Film, also was solls? Wenn man sich immer über alle Kleinigkeiten aufregen würde, würde man garnicht mehr zur Ruhe kommen... ;) Und es gibt sicher schlimmeres als einen Filmfehler. Wenn der Rest des Filmes wenigstens in Ordnung ist...
 
@Remus
Kannst du mir bitte ein paar Fehler bei Gladiator nennen. Ich kenn ein paar "Antikes-Rom"-Freaks, die meinen, dass sich Gladiator wohltuend von sämtlichen Sandalenfilmen abhebt und schon auf historische Richtigkeit bei den Details Wert legt, die irren vielleicht, und ich kann sie in eine schwere Identitätskrise stürzen :D .
 
Darth Mund schrieb:
Kannst du mir bitte ein paar Fehler bei Gladiator nennen. Ich kenn ein paar "Antikes-Rom"-Freaks, die meinen, dass sich Gladiator wohltuend von sämtlichen Sandalenfilmen abhebt und schon auf historische Richtigkeit bei den Details Wert legt, die irren vielleicht, und ich kann sie in eine schwere Identitätskrise stürzen :D .

Mögest du sie in eine tiefe Identitätskrise stürzen und grüße sie dabei von mir persönlich. Hier gebe ich dir etwas Munition:

- Maximus Decimus Meridius wird im Film mit "Maximus" angeredet. Dies war absolut unüblich, für einen Tribunus eine maßlose Beleidigung.

- Die Uniformen der Praetorianergarde waren nicht schwarz.

- Commodus ermordete nicht seinen Vater.

- Im Film wird behauptet, die Gladiatorenspiele seien unter Mark Aurel unterbrochen worden. Dies ist falsch.

- Vermutlich aus Gründen der "political correctness" wurde das römische Reich als verkommene Ausgeburt der "ursprünglichen" Republik dargestellt. Dies ist Unfug.

- Verus lebte nicht mehr zu Zeiten des Commodus.

- Commodus war kein Feigling, der sich vor Schlachten drückte, wie es der Satz "habe ich die Schlacht verpasst" suggerieren will. Im Gegenteil!

- Die gesamte Geschichte ist rein fiktiv. Auch die Darstellung der Haupt- und Nebenpersonen.

- Wie gesagt gibt es noch viele kleinere Fehler wie falsche Ausrüstungsgegenstände in der Arena oder auch Steigbügel in der Legion.

- Die Rolle der berittenen Einheiten wird übertrieben dargestellt.

- Der Rang des Meridius ist unzureichend beschrieben bzw. so nicht existent.

Die fallen mir gerade ein. Wer also behauptet, "Gladiator" hebe sich von anderen Sandalenfilmen ab, hat keine Ahnung.
 
Mich stören eher gröbere logische/physikalische Fehler, das allerdings auch nur sofern der Film überhaupt den Anspruch erhebt "realistisch" zu sein.
Seit dem Bundesheer bekomem ich allerdings bei vielen Actionfilmen Krämpfe... :rolleyes:
 
@Remus
Danke für die Infos


Mich regen auch mehr die Denkfehler auf, wenn die Handlungen der Akteure ohne Grund plötzlich unlogisch werden, nur damit die Story flüssig weitergehen kann. Mir fällt leider grad kein Beispiel ein, doch genau, letztens hier im Forum schon mal diskutiert, bei the Village, dass nicht einer von den Dorfoberen in die Stadt los ist um das Medikament zu besorgen. Da kennt ihr sicher selbst eine Menge weitere Beispiele.
Die Laserschwertkämpfe bei Star Wars sind übrigens auch ziemlich unrealistisch, nicht wegen der übernatürlichen Fahigleiten der Jedi, sondern die Technik. Sich z.B. um die eigene Achse drehend zum Schlag ausholen. Bei einer solchen Bewegung hätte der Gegner einen genügenden Zeitvorteil das Schwert dem Gegner in den Leib zu rammen. Sieht aber halt cool aus. So wie die teils albernen Bewegungen eines Claude Van Damm und Konsorten. Im Straßenkampf ist man nicht sehr erfolgreich mit so einem Rumgezocke.

Auf historische Richtigkeit zu achten halte ich aber auch für wichtig. Vor allem dann, wenn der Film einen ernsten Background hat. Da werden Millionen ausgegeben, aber ein, zwei universitäre Spezialisten als Gutachter zu bestellen ist dann etwa zu teuer, oder wie? Mir fällts ja meistens nicht auf, aber wenn ein Kumpel sich aufregt über die falschen Kettenräder an irgendeinem Panzer und die nicht korrekte Einfärbung einiger Uniformen bei James Ryan, dann kann ich das ansatzweise schon verstehen.
 
Ich finde gerade bei Filmen über das III.Reich sind gerade die Kleinigkeiten sehr wichtig.Ich zitiere jetzt mal aus einer Diskusion zwischen Crimson und mir über den Film Schindlers Liste :

Crimson schrieb:
*ironie on*Genau, nachdem man brav die Anzahl der Knöpfe auf den SS-Uniformen und die falsch angebrachten Emailschilder gezählt hat, ist der Film natürlich nicht mehr schockierend oder traurig. Wenn schon Judenvernichtung, dann bitte historisch korrekt! *ironie off*

C.

Das ist mit den Knöpfen zwar etwas übertrieben,aber auch gerade in Kleinigkeiten liegt viel wichtiges.
Um bei Schindlers Liste zu bleiben,so ist es meines Erachtens wichtig,zu erwähnen,daß der Lagerkommandant Amon Göth nichts weiter war als ein kleiner SS-Hauptsturmführer(Hauptmann).Und dieser Mensch war Herr über Leben und Tod. Ist es nicht wichtig,den Leuten zu vermitteln,dass in dieser Zeit kleine Ränge
sich zum Herrn über leben und Tod aufschwingen konnten ?Gerade da liegt doch eine der größten Absonderlichkeiten dieser Epoche.
Man denke an die großen Vernichtungslager,die alle von Leuten geführt wurden,die allesamt nicht über den Rang eines SS-Obersturmbannführers(Oberstleutnant) nicht hinaus gekommen sind.
Und ich finde es wichtig,daß solche Dinge in solchen Filmen korrekt dargestellt werden,damit sich die Menschen ein richtiges Bild davon machen können.
Als eine der wenigen Filme,die mir einfallen,in denen fast alles richtig war,war der Vierteiler "Holocaust-Die Geschichte der Familie Weiss"
Da stimmten die Ränge,die Uniformen zum größten Teil,die Anreden und die Orte des Geschehens.Es geht also,wenn man sich die Mühe macht.

@remus
Wo kommt in den Film Gladiator Versus vor ?
 
Es kommt halt immer darauf an, welchen Anspruch der jeweilige Film erhebt, und in wie weit Details für die Handlung oder das Gesamtbild und die Aussage, welches dem Zuschauer vermittelt werden soll wichtig sind.
Ob jetzt in Filmen gerade über das 3. Reich alle Uniformen, Waffen und Gerät 100%ig authentisch sind, oder nicht, ist m.E. nicht so wichtig, wenn die Aussage stimmt, und diese dem Publikum gut vermittelt wird. Man sollte auch bedenken, daß die Produktion eines Filmes ein gewaltiges logistisches Unternehmen darstellt, und gerade bei historischen Filmen die Beschaffung bzw. Nachbildung historischer Gegenstände irgendwo an ihre Grenzen stößt. Wenn man dann noch bedenkt, daß viele Details tatsächlich nur einer handvoll in dieser Thematik bewanderter Zuschauer auffällt, kann man sich leicht vorstellen, wieso sich Filmschaffende den ein oder anderen "Schnitzer" erlauben.

Welchen Rang der KZ-Kommandant in Schindlers Liste nun bekleidet habe ich nicht mehr genau in Erinnerung, aber ich denke mal, daß dieser Rang im Film genannt wurde, und auch mit dem tatsächlichen Rang übereinstimmte. Daß es sich bei dem Mann jedoch um ein im Grunde ganz armes Würstchen handelte, der zu einer anderen Zeit vermutlich irgendwo als braver Verwaltungsbeamter sein Dasein gefristet hätte, kommt im Film auch so ganz gut 'rüber, ohne daß nun jeder Zuschauer genaueste Kenntnisse über die Rangfolge der SS haben muß. Ich denke, daß man das auch nicht wirklich von jedem Zuschauer verlangen kann. Für den einen ist die Sache eben klar, wenn er die Rangbezeichnung hört, für alle anderen, die damit so eigentlich nichts anfangen können, muß es im Film eben auch anders funktionieren, eben über die Charakterisierung, was imho auch viel wichtiger ist.

C.
 
Jedihammer schrieb:
Der sagte doch,er wäre nach seinem Vater benannt.Und der war tot.Stimmt es dann nicht doch ?

Das kommt dann aber zeitlich nicht hin. Der Sohn des Lucius Verus hätte älter sein müssen und davon, dass er exakt den Namen seines Vaters trug, ist mir nichts bekannt.
Ich bin mir demnach sicher, dass es sich hierbei um einen Fehler handelt.
 
Historische Authentizität ist in Filmen, die den Anspruch erheben, historische Ereignisse vor einem ernsten Hintergrund darstellen zu wollen, mit Sicherheit ein Stück weit wichtig. Aber ab welchem Fehlergrad kann man einem Film diese Authentizität absprechen? Ich persönlich bin da eher mit Crimson einer Meinung, dass kleiner Detailfehlerchen die Gesamtbotschaft eines Filmes nicht nachhaltig beeinträchtigen. Nichtsdestotrotz verstehe ich auch, dass Leute, deren Kenntnisse in diesen Bereichen fundierter sind, sich häufig daran stoßen und sich eigentlich gerechtfertigterweise eine liebevollere Ausarbeitung wünschen. (Allerdings stößt jede filmische Produktion irgendwann an ihre Grenzen...) Zu dieser Personengruppe zähle ich mich jedoch nicht, da mein Detailwissen wohl nahezu nicht vorhanden ist.

Letztendlich will ein Film wie "Gladiator", im Gegensatz zu Filmen wie "Schindlers Liste" oder "Der Untergang", eher unterhalten, als den historischen Kontext richtig darzustellen. Was aus meiner Sicht die "Güte" des Filmes in keinster Weise schmälert. Dass in letzteren Filmen für historisch versierte Zuschauer immer noch Ungereimtheiten wie falsche Ränge, Uniformen etc. zu erkennen sind, ist für Leute wie mich dann wohl eher zweitrangig. Vielleicht stößt das akribische Vorgehen, mit dem Jedihammer diese Filme ob ihrer Fehler auseinandernimmt, deswegen bei mir zuweilen auf Erstaunen- ich erhebe ganz einfach andere Ansprüche. Aber das ist ja nicht schlimm. Suum cuique. ;)
 
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