Schallplatten

Das geht inzwischen sogar noch weiter. Irgendein kluger Kopf, oder ein Algorithmus hat herausgefunden, wie lange ein Intro eines Songs sein darf, bis der Gesang einsetzt, bevor der Hörer auf Spotify & Co. sich lieber für einen anderen Titel entscheidet.

Dazu kommt dann noch, dass Spotify auch erst Geld für einen Stream ausschüttet, wenn ein gewisser Prozentteil des Liedes gehört wurde.
 
Das geht inzwischen sogar noch weiter. Irgendein kluger Kopf, oder ein Algorithmus hat herausgefunden, wie lange ein Intro eines Songs sein darf, bis der Gesang einsetzt, bevor der Hörer auf Spotify & Co. sich lieber für einen anderen Titel entscheidet. Inzwischen wird populäre Gebrauchsmusik nach solchen Kriterien prduziert, um einer Generation, deren Aufmerksamkeitsspanne offenbar immer weiter in Richtung Goldfisch geht, gezielt anzusprechen.
Eine Generation, denen bereits ein 20 Sekündiges Intro zu lang ist, wird sich kaum noch hinsetzen, und ein Album in der vom Künstler vorgesehenen Reihenfolge anhören, geschweige denn ein solches, dass songübergreifend eine Geschichte erzählt.

C.
Bei "The Dark Side Of the Moon" würde viele sterben heute. :D
 
Jetzt hab ich mir dann doch seit Ewigkeiten mal wieder eine Vinylplatte gekauft. :konfus: Das neue Kettcar-Album wollte ich mir ohnehin holen, da das eine der Bands ist, von denen ich gerne die physischen Tonträger daheim habe, und da im Plattenladen die CD ausverkauft war, hab ich kurzerhand die LP mitgenommen. Vielleicht muss ich doch meinen Plattenspieler mal wieder flott machen, und ab und an eine Scheibe auflegen....

C.
 
Ich kann mich nicht errinnern, wann ich mir das letzte mal eine Schallplatte angehört habe und ich werde mit Sicherheit auch keine mehr anhören.

Weil gerade die vielen "Hindernisse" einen gedanklichen Perspektivenwechsel sowohl auf das Medium selbst als auch auf Musik, die man hört, erfordern. Die Schallplatte spult man nicht nach Belieben vor, man überspringt keine Songs oder legt sie nur für einen bestimmten ein. Man geht nicht ständig zum Gerät, um Aktionen zu setzen, die man digital per Knopfdruck oder Swipe befiehlt.

Diese Einschätzung finde ich ziemlich lustig. Es gab schon Anfang der 80er-Jahre Schallplattenspieler, die sich genau so bedienen lassen wie CD-Player. Bei Vinyl-Sammlern sind diese Geräte genau aus diesem Grund sehr gefragt.


Wer das bevorzugt, gehört sowieso nicht zur Zielgruppe der Schallplatte. Diese verlangt Respekt -- und zwar in Form von Entschleunigung der Zeit, die eine Bedingung für den Genuss darstellt.

Ein Großteil der Vinyl-Sammler kauft die Schalplatte weil sie angeblich besser klingt und nicht weil man irgendwas entschleunigen will. Da gabs auch letztes Jahr eine riesigen Shitstorm als ein Schalplattenlabel zugeben musste, ihre Aufnahmen sind digital obwohl damit geworben wurde dass Schallplatten voll geil sind, weil die Technik dahinter analog wäre.
 
Da gabs auch letztes Jahr eine riesigen Shitstorm als ein Schalplattenlabel zugeben musste, ihre Aufnahmen sind digital obwohl damit geworben wurde dass Schallplatten voll geil sind, weil die Technik dahinter analog wäre.

Vollanaloges Mastering macht heute keiner mehr, der mehr als 5 Units im Jahr verkaufen möchte...

An irgendeiner Stelle ist garantiert immer ein Rechner involviert, alleine schon, um reproduzierbare Ergebnisse liefern zu können. Es ist nun mal deutlich einfacher, sämtliche Einstellungen mit nem Mausklick abzuspeichern, als sich erstmal 60 bis 120 Minuten (pro Musikstück!) hinzustellen und die Einstellungen von Knöppen, Drehrädchen und Fadern aus ner abgegriffenen Kladde abzulesen und Patchkabelverbindungen zwischen Geräten zu machen...

Komplett Analog zu arbeiten, setzt zwingend Bandmaschinen voraus. Diese Arbeitsweise ist langsam, teuer, unflexibel UND (!) qualitativ auch noch schlechter, als die Bearbeitung in der digitalen Domäne. Damit entfällt auch grundsätzlich die Möglichkeit, nichtlinear zu arbeiten und "mal eben" alle Stücke eines Albums dergestalt zu vergleichen bzw. in einen Kontext zu setzen, als dass da ein stimmiger Gesamteindruck dabei heraus kommt.
 
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Vollanaloges Mastering macht heute keiner mehr, der mehr als 5 Units im Jahr verkaufen möchte...

An irgendeiner Stelle ist garantiert immer ein Rechner involviert,

Genau das hat dieses Label zugegeben und dann gabs einen Shitstorm.

Diese Arbeitsweise ist langsam, teuer, unflexibel UND (!) qualitativ auch noch schlechter, als die Bearbeitung in der digitalen Domäne.

Was den Leuten, die das kaufen weil sie sich einbilden Analog wäre so viel besser, schlicht egal ist. Diesen Leuten ist ja nicht mal bewusst, dass so ziemlich alle Schallplatten seit den 80ern mit digitaler Technik produziert wurden.
 
Sind die selben Leute, denen man hirnverbrannt teure, vergoldete Oehlbachkabel andrehen kann...

Die HiFi-Esoterik treibt schon seit jeher seltsame Blüten, aber es gibt wohl eine nicht zu unterschätzende Zielgruppe, der man jeden noch so großen Schwachsinn andrehen kann, um den vermeintlich besten Klang aus der heimischen Anlage zu holen. Das ist in dieser Szene wohl der gleiche Effekt, wie in vielen anderen Bereichen, wo die Devise gilt, dass das was viel kostet auch gut sein muss.

C.
 
Die HiFi-Esoterik treibt schon seit jeher seltsame Blüten, aber es gibt wohl eine nicht zu unterschätzende Zielgruppe, der man jeden noch so großen Schwachsinn andrehen kann, um den vermeintlich besten Klang aus der heimischen Anlage zu holen.

Die Ohren der Betroffenen machen es den Verkäufern von so einem Zeug aber auch sehr leicht. Das Gehör des Menschen ist nämlich eine ziemliche Diva, die sich sehr schnell hinters Licht führen lässt. Das fängt mit der gegenwärtigen Geisteshaltung an, geht über Aufmerkskeitsvermögen/Müdigkeit über etwaige HNO-Erkrankungen weiter hin zu simpler Körperhygiene im Gehörgang und endet mit der ganz konkreten Position & Richtung, die man in einem Lautsprecherdreieck eingenommen hat. Selbst wenige Grad Neigung des Kopfes haben bereits massive Auswirkungen über die wahrgenommenen Audioeindrücke. Mit diesem ganzen Brimborium muss man sich bei Mixing und Mastering bewusst auseinandersetzen und vor allem regelmäßige Pausen machen, in denen man den eigenen Ohren Zeit zur Erholung gibt. Wenn man das nicht macht, stellt man Murks zusammen, der sich spätestens am nächsten Tag furchtbar für die frischen Ohren anhört. Das sind simple Tatsachen, die alle einen signifikant größeren Impact haben, als die Güte irgendeines Lautsprecherkabels.

Gute Verkäufer wissen das und es ist denen ein leichtes, den Kunden zu verarschen, indem z.B. in einem Vorführraum die Lautstärke zwischen Gadget A und Gadget B geändert wird. Selbst subtilste Änderungen bewirken einen "Boah ey"-Eindruck bei potentiellen Kunden, der außerdem auch noch mit der Absicht, Geld auszugeben, vorstellig geworden ist. Die Menschen "wollen" sich einlullen lassen.
 
Ich habe seit Februar 2023 wieder einen Plattenspieler und höre seit dem auch wieder überwiegend Vinyl. Und das gute alte Vinyl klingt tatsächlich besser. ;) Das liegt allein schon daran, das die Platte eine andere Klangdynamik hat und deswegen lebendiger klingt. Wenn ich mal einen Vergleich zwischen Vinyl und CD mache, hört man tatsächlich den Unterschied. Ich war letztens fast etwas schockiert wie völlig anders (und viel besser) sich der 89er Batmansoundtrack von Prince auf Vinyl anhört.

Allein schon wegen der Klangdynamik klingt Vinyl defintiv anders. Natürlich ist das auch Geschmackssache, was sich denn nun besser anhört. Nicht jedes Ohr wird es genauso empfinden. Genauso wie viele den Geschmack von z.B. selbstgemachten Erdbeereis nicht mögen, weil sie so sehr an die industriellen Geschmackverstärker usw. gewohnt sind und deswegen meinen es muß so schmecken.

Mangels Skiptaste kommt man auch öfter in den Genuß, ein komplettes Album oder eine ganze Seite zu hören. Und es macht Spaß, auf Flohmärkten usw. zu stöbern und so seinen musikalischen Horizont zu erweitern.

Außerdem besitze ich meine Musik gerne physisch und eine Platte macht im Vergleich auch einfach mehr her:

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