[Äußerer Rand | Dalobian-Sektor | Julevian-System | Sernpidal | Sernpidal City | Landefeld | Voth, Janus, Abgesandter Desmond Lowash, Flottensoldaten
Janus genoss seine kleine Machtdemonstration gegenüber dem Abgesandten. Es war ein erhebendes Gefühl zu wissen, dass er mit einer einzigen Handbewegung das Leben des Diplomaten hätte beenden können, wenn er dies denn gewollt hätte. Natürlich würde er Lowash nicht töten oder verletzen, schließlich wäre das überaus kontraproduktiv und würde Konsequenzen nach sich ziehen. Es ging hier mehr darum, diesem Normalsterblichen seine Grenzen aufzuzeigen und ihn daran zu erinnern, dass er einem Sith Respekt schuldete, unabhängig davon, wie viele Arme dieser hatte oder welcher Spezies er angehörte.
Ein starker und einflussreicher Sith-Orden war in den Augen des Grafen genau das, was das Imperium brauchte. So kompetent und loyal normale Wesen auch waren, manchmal brauchte es den Einsatz der Macht und der speziellen Fähigkeiten, die nur einem Machtnutzer zur Verfügung standen. Das hieß nicht, dass die anderen Institutionen nutzlos waren oder unbedingt von Sith geführt werden mussten, aber eine Durchdringung der imperialen Gesellschaft mit Angehörigen des dunklen Ordens war ein nicht unterschätzender Machtfaktor. Besonders für den, der schlussendlich den Orden kontrolliert...
Höflich und mit einem unverbindlichen Gesichtsausdruck wartete der schlanke Halbechani ab, bis sich Abgesandter Lowash wieder gefangen hatte und die Fahrt zum Verhandlungsort beginnen konnte. Mit zusammengepressten Lippen und wortlos nahm der Diplomat in dem Gleiter Platz und schwieg auch den Rest der Fahrt, er schien seine Lektion gelernt zu haben. Der Konvoi durchquerte rasch und ohne Probleme die Außenbezirke von Sernpidal City.
Nach Ansicht des Grafen war die Bezeichnung „City“ für den gerade einmal 50.000 Einwohner zählenden Ort etwas hochtrabend, so viele Leute passten leicht in einen einzigen Wolkenkratzer auf Coruscant. Aber es war wohl auch nicht ganz korrekt, diese beiden Extreme miteinander zu vergleichen. Für eine Welt in dieser Region der Galaxis war Sernpidal geradezu markant zivilisiert.
Janus ließ die blumige Beschreibung der Hauptstadt durch Kirnaxos über sich ergehen und schaffte es problemlos, interessiert und sogar beeindruckt zu wirken und dem Sernpidalianer das Gefühl von Anerkennung für den Zustand der Stadt zu vermitteln. Er hatte die schwierigen Zeiten mit seiner ehemaligen Meisterin überstanden, im Vergleich dazu war die jetzige Situation geradezu harmlos.
Bewusst nahm er sich einen Moment Zeit, um die Zitadelle des Rats von Sernpidal zu betrachten, nachdem der Konvoi sein Ziel erreicht hatte, und unterhielt sich mit Kirnaxos kurz über einige triviale Aspekte der Architektur und Baumaterialien. Man musste diesen Leuten das Gefühl geben, sie ernst zu nehmen und für wichtig zu halten, um ihre Sympathie zu gewinnen. In der wilden und dünn besiedelten Region des Äußeren Randes hielten sich die, die zumindest ein Mindestmaß an Zivilisation besaßen, oft für Verfechter von Kultur und Fortschritt.
Der einheimische Unterhändler führte die imperiale Delegation, nun ohne die Flottensoldaten, ins Innere des Gebäudes und an zwei Ehrenwachen vorbei, die sie ohne Kontrolle passieren ließen. Ein weiterer Vertrauensbeweis der planetaren Regierung und wohl auch eine symbolische Geste für ihre Gastfreundschaft. Der Saal, den sie nun betraten, war tatsächlich interessant, mit viel Platz sowohl zu den Seiten als auch in die Höhe und einem hell erleuchteten Bereich im Zentrum, in dem zwei Tische standen.
Die Imperialen wurden bereits erwartet, an dem hinteren der Tische saßen drei traditionell gekleidete Einheimische, die ihre Gäste neugierig und doch würdevoll betrachteten. Kirnaxos trat vor und kündigte die Delegation an, dann stellte er von links nach rechts und offenbar auch gemäß ihrer Bedeutung die drei Sernpidalianer vor. Ganz links saß Seine Exzellenz Kiraxiris, Stimme der Vollstrecker des Willens des Rates und damit in etwa mit einem Regierungschef zu vergleichen, neben ihm befand sich der mit einem Diadem geschmückte Abrixos, Stimme des Rates von Sernpidal, der Vertreter der gesetzgebenden Versammlung, und ganz rechts die wohl wichtigste Person auf Seiten der Einheimischen, Ihre Heiligkeit Firaxa, die Stimme der Diener von Tosi-Karu. Das weibliche Oberhaupt der einflussreichen Religion trug keine Kapuze und auch keinen Schmuck, dafür war eine Art aufgehende Sonne auf ihre Stirn tätowiert.
Nun stand die imperiale Delegation also denen gegenüber, die auf Sernpidal das Sagen hatten. Janus lächelte aufgeschlossen und betrachtete die Einheimischen unauffällig. Die beiden Regierungsvertreter waren mittleren Alters, obwohl das aufgrund ihres exotischen Aussehens nicht genau einzuschätzen war, die religiöse Führerin wirkte deutlich jünger und strahlte dennoch große Autorität aus. Soweit der Graf wusste, war das Oberhaupt des Kultes um die Göttin Tosi-Karu üblicherweise eine Frau, nicht ganz abwegig angesichts der Tatsache, dass es sich um eine Göttin handelte.
Kirnaxos stellte nun die Mitglieder der imperialen Delegation vor, angefangen mit dem Abgesandten Lowash, der angesichts dieser Degradierung in der Macht aufloderte wie eine Stichflamme, was Janus amüsiert zur Kenntnis nahm, dann folgte Voth und schlussendlich wurde Janus als Botschafter der Sith und Eingeweihter in die Sprache Tosi-Karus vorgestellt. Innerlich lächelte der Graf zufrieden, sein Interesse an der Religion der Einheimischen zahlte sich aus. Nachdem die Vorstellung endete, herrschte kurz Stille, dann ergriff Seine Weisheit Abrixos das Wort und hieß sie willkommen, offenbar hatten die Sernpidalianer auch bei der Benennung ihrer Räume ein gewisses Faible für blumige Worte.
Unterhändler Kirnaxos hatte offenbar seinen Teil erfüllt und wurde höflich entlassen. Janus neigte leicht dem Kopf und lächelte, als sich der Einheimische verabschiedete.
„Meinen Dank für die ehrenvolle Begrüßung und die interessanten Erzählungen über diese Stadt, Unterhändler.“
Es war nicht verkehrt, auch gegenüber Personen aus der zweiten Reihe der Regierung eine gewisse Höflichkeit zu kultivieren. Die Stellvertreter von heute konnten die Herren von morgen sein, und so mancher Bürokrat mittlerer Ebene besaß mehr wichtige Kenntnisse und Einfluss als andere, nach außen höher gestellte Personen. Der Unterhändler schien sehr erfreut über diese Aufmerksamkeit zu sein und verließ den Raum mit einer unübersehbaren Zufriedenheit.
Gemäß der Einladung von Abrexios setzte sich die imperiale Delegation, die Blicke der Einheimischen waren neugierig und erwartungsvoll auf Janus gerichtet, der offenbar ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit gerückt war. Der Graf genoss diese Situation und präsentierte ein gewinnendes Lächeln, in der Macht und seiner Körperhaltung und Mimik strahlte er Würde und Autorität aus.
„Eure Heiligkeit, ehrenwerte Ratsmitglieder...“
Begann der blasse Halbechani und folgte dabei der Tradition, dass das religiöse Oberhaupt stets zuerst begrüßt wurde, unabhängig davon, wer sich noch im Raum befand. Fast augenblicklich spürte der Graf in der Macht Wohlwollen von Firaxa ausgehen, die diese Aufmerksamkeit sehr zu schätzen schien.
„Erlaubt mir, den Segen der Herrin der Zukunft, des Lebens und der Herrlichkeit für diese Verhandlungen zu erbitten. Möge ihre Weisheit uns anleiten, zum Wohle beider Völker.“
Verkündete Janus pathetisch und mit der richtigen Mischung aus Ernst und Freundlichkeit.
„Möge ihre Weisheit uns anleiten.“
Murmelten die drei Einheimischen wie ein Chor und strahlten dabei großen Ernst und Feierlichkeit aus. Der Einfluss der Religion der Sernpidalianer auf ihr Leben war enorm, daher hielt es der Graf für klug, an diesen emotionalen Bereich zu appellieren und so guten Willen für die harten Fakten wie Wirtschaft, Sicherheit und Souveränität zu erzeugen. Eine positive Grundstimmung und das Gefühl, ernst genommen zu werden, würden diesen Teil der Verhandlungen sicher erleichtern.
„Es ist mir eine Ehre, als Stimme des Sith-Ordens zu sprechen, aber ich möchte an dieser Stelle auch die ausgezeichnete Arbeit des Diplomatischen Korps und der Vertreter Ihres Rates loben, ohne die diese Zusammenkunft nicht möglich gewesen wäre.“
Fügte Janus hinzu und warf Lowash einen kurzen Seitenblick zu. Diese Aussage war sozusagen ein Brotkrumen, den er dem Abgesandten zuwarf und so dafür sorgte, dass der Mensch nicht vollends ins Hintertreffen geriet. Schließlich wollte es sich der Graf mit dem Diplomaten nicht gänzlich verscherzen, er konnte gewiss noch nützlich sein.
„Das Imperium ist das wohl größte und mächtigste Reich, das je existiert hat. Seine Macht reicht vom Kern bis in den Äußeren Rand, und überall wo die imperiale Ordnung herrscht, blühten Zivilisation, Wirtschaft und Kultur unter dem Schutz des Imperiums und der weisen Führung des Imperators auf. Stabilität, Sicherheit, Einigkeit, diese Prinzipien haben das Imperium zu dem gemacht, was es ist. Aber wer nur das Gesamtwerk betrachtet, vergisst schnell, was das Imperium wirklich ausmacht: Seine Mitgliedswelten. Tausende und Abertausende von Planeten, mit den unterschiedlichsten Kulturen und Bewohnern, aber alle vereint in dem Willen, die Galaxis zu einem besseren Ort zu machen und gewillt, den Weg in eine ruhmreiche Zukunft gemeinsam zu beschreiten.“
Verkündete Janus und verstärkte den Klang seiner Stimme noch etwas mit der Macht, um sie überzeugender und eindrucksvoller klingen zu lassen.
„Wo die Neue Republik „Freiheit“ genannte Willkür und Anarchie bringt, sorgt das Imperium dafür, dass Gesetz und Ordnung herrschen. Wo die Neue Republik Wirtschaft und planetare Regierungen in Bürokratie erstickt und ihren Mitgliedern ihre „Werte“ aufzwingt und sie mit Brotkrumen abspeist, fördert das Imperium die Entwicklung jeder Welt und belässt ihr ihre Kultur und das, was ihnen heilig ist. Wo die Neue Republik Barbarei toleriert, respektiert das Imperium diejenigen, die die Fackel von Zivilisation und Fortschritt selbst in die entlegensten Winkel der Galaxis tragen. Sernpidal hat viele Jahre lang genau das getan und ist ein leuchtendes Beispiel für das, was der Äußere Rand in den richtigen Händen werden kann. Eine Region ohne Piraterie und Invasoren, ohne Chaos und Armut, eine Region, in der modernste Technologie und eine prosperierende Wirtschaft zahlreiche neue Siedlern anlocken, eine Region, in der Sernpidal eines Tages im selben Atemzug wie Bastion und Coruscant genannt wird.“
Janus lächelte wohlwollend und pausierte kurz, um seine Worte wirken zu lassen.
„Was die mutigen Bewohner von Sernpidal mit ihrem Pioniergeist und dem Segen von Tosi-Karu auf sich allein gestellt bis jetzt erreicht haben, ist beeindruckend. Als Sith gilt mein besonderer Respekt denen, die trotz widriger Umstände und unbeeindruckt von Rückschlägen etwas erschaffen haben, und Sernpidal hat daher großen Respekt verdient. Aber was, wenn seine Bewohner nicht mehr auf sich allein gestellt wären? Was, wenn Importe und Exporte viel leichter stattfinden könnten, neue Märkte sich öffnen würden, Investitionen und Unterstützung fließen würde und die Mitglieder des mächtigsten Militärs, das die Galaxis je gesehen hat, Seite an Seite an mit den Sicherheitskräften Sernpidals dafür sorgen würden, dass seine Bewohner sich nie wieder vor Piraten und Invasoren fürchten müssen? Und nicht zuletzt: Was, wenn junge Sernpidalianer mit der besonderen Gabe schon bald die Tore des Sith-Tempels betreten könnten, um im Namen Tosi-Karus der ganzen Galaxis zu demonstrieren, zu was die Bewohner dieser Welt in der Lage sind? In anderen Worten: Was, wenn Sernpidal die ausgestreckte Hand des Imperiums ergreift?“
Schloss Janus mit einer großen Portion Pathos und lächelte den Vertretern des Planeten charmant zu. Es ging ihm vor allem darum, den Einheimischen rhetorisch geschickt noch einmal die Vorteile zu verdeutlichen und auch seine Reputation als Sith auszunutzen. Mit einer positiven Stimmung würde es umso leichter sein, später schwierige Themen und Detailfragen zu besprechen und zu klären.
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