Palpatine & Sauron bzw. Melkor-Morgoth
Dann oute ich mich eben auch 'mal als Tolkien-Idiot:
Eine Analogie zwischen Palpatine und Sauron ist eigentlich ziemlich gerechtfertigt.
In ROTK gewinnt der Westen gegen die Truppen Mordors am Morannon weil Saurons Wille einen solch großen Einfluss auf Orks und Trolle hatte, dass diese nach der endgültigen Entkörperung des Dunklen Herrschers und des Falls von Barad-dûr [ausgelöst durch die Vernichtung des Herrscherrings], vollkommen unfähig waren, sich selbständig auf die Situation einzustellen.
Saurons Bewußtsein hat den Großteil seiner Truppen so im Griff gehabt, dass diese ohne diese Lenkung hilflos waren.
Das gilt aber auch nicht für alle: Die Ostlinge und Südländer haben nach dem Fall des Dunklen Turms bis zum bitteren Ende weitergekämpft.
Weder Sauron noch sein ehemaliger Herr Morgoth waren allerdings in der Lage aus eigener Kraft heraus Leben zu schaffen. Sie veränderten nur bestehende Spezies nach ihren Vorstellungen.
Bei Palpatine war das ähnlich:
Er hatte nach Zahn das gesamte anwesende Militär unter einer subtilen geistigen Kontrolle. Der Tatsache, dass diese Kontrolle nach seinem Sturz in den Reaktor urplötzlich verschwand, ist der Sieg der Rebellion geschuldet. Die imperialen Truppen waren in der Überzahl. Und die Vernichtung des Todessterns und der Exekutor waren allein kein Sieg.
Man muss sich das so vorstellen, als würde mit dem Tod Palpatines in der ganzen Flotte Siegesgewissheit durch unerklärliche Furcht vor dem Feind und Unsicherheit ersetzt.
Die Flotte konnte nur verlieren.
Hinzu kommen natürlich die psychologischen Dämpfer:
- Vernichtung des Todessterns (wahrscheinlicher Tod des Kaisers)
- Zerstörung der Exekutor
Ähnlich hat auf sämtliche Mordor-Truppen auch schon der Aufschrei Saurons und der Rückzug der Nazgûl gewirkt, als der Dunkle Herrscher den Ringträger in den Sammath Naur entdeckte.
Der Zusammensturz des Dunklen Turms kurze Zeit später war natürlich noch schlimmer. Das Symbol der (vermeintlich ewigen) mordorischen Herrschaft war vernichtet. Für wen dann noch kämpfen?
Den Imperialen bei Endor ging's fast genauso.
Natürlich war nicht die ganze imperiale Flotte von Palpatines Tod derart in Mitleidenschaft gezogen. Aber die Verwirrung um die Nachfolge etc. hat das Chaos verschlimmert.
Das Moff-System funktioniert nur, wenn's eine klare Hierarchie gibt. Ansonsten machen sich die sektorialen Despoten selbstständig.
Und natürlich ist es unsinnig, anzunehmen, mit dem Sieg der Allianz bei Endor würden die Streitkräfte des Imperiums verschwinden. In der Bedeutungslosigkeit verschwand das Imperium erst mit dem endgültigen Tod von Palpatines letztem Klon auf Onderon.
Daala & Co. waren Terroristen, keine ernstzunehmende politische Gefahr für die Neue Republik.
Unter Einbeziehung des EUs ist die Siegesfeier in ROTJ kontraproduktiv: Der EU-Leser weiß, dass jetzt der Innere Zirkel des Imperators, so er schon von Endor nach Coruscant zurückgekehrt ist, die Regierungsgeschäfte übernimmt.
Der Filmleser nimmt zurecht an, dass, wenn auf Coruscant gefeiert wird, jetzt alles in Butter sein muss.
Und gerade das will GL ja auch damit sagen. Der zwölfstündige Film ist zu Ende. Pestages Klon, Isard, Thrawn, die Kaiser-Klone interessieren uns nicht. Die Guten haben gewonnen, die Bösen sind tot und es herrscht Frieden.
Das EU muss die Sache also so deuten:
- Es waren Zellen der Allianz, die auf Coruscant gefeiert haben, nachdem ihnen die Nachricht über Palpatines Tod zugetragen wurde, nicht die Masse des indoktrinierten systemtreuen Volks auf Imperial Center.
- Isard hat die Freudenfeier kurze Zeit später unter dem Einsatz massiver Gewalt wieder aufgelöst.
Natürlich funktioniert das Post-Endor-EU so wieder. Aber es bleibt doch ein schaler Nachgeschmack zurück.
Ich persönlich hätte den Coruscant-Einschub in ROTJ weggelassen. Aber ich bin nicht GL. Und andererseits ist es ein schöner Abschluss der sechs Teile den zentralen Planeten der PT ins Ende einzubeziehen.