Es zeigt sich, wozu eine moderne, gut organisierte, kampferfahren, mit starken Reserven ausgestattete und von ihrer politischen Führung entschlossen (oder auch skrupellos) genutzte Armee in der Lage ist, und wie sehr die russischen Streitkräfte sich seit dem Krieg gegen Georgien 2008 weiter entwickelt haben. Russland lässt sich diese Schlagkraft auch stolze 4,3 % seiner Wirtschaftsleistung kosten. Zum Vergleich: Würde die Bundesrepublik Deutschland gemessen an ihrer Wirtschaftsleistung so viel Geld ausgeben, würde der Rüstungsetat nicht wie aktuell ca. 50 Milliarden Euro betragen, sondern 150 Milliarden Euro - das dreifache. Ähnlich sehen die Zahlen beim Personal aus: Das wäre eine Steigerung von ca. 200.00 auf ca. 600.000.
Wie gut modern, ausgerüstet und gut organisiert die russischen Streitkräfte sind und vor allem wie kompetent die operative Führung in der Ukraine agiert, wird sich erst noch zeigen. Fakt ist, dass Kiew noch in ukrainischer Hand ist und die Streitkräfte weiterkämpfen, die Russen teilweise zurückschlagen und ihnen Verluste zufügen. Wie schwer und zu welchem Preis, lässt sich derzeit nicht unabhängig überprüfen, ebenso ist wie hier schon mehrfach aufgeführt fraglich, warum die Russen agieren wie sie agieren; das Optimum aus Sicht des Kremls wird es aber sicher nicht sein.
Russland hat sein Budget genutzt, um seine Truppen in Bereitschaft zu setzen. Es ist aber nicht in der Lage, ambitionierte Rüstungsprojekte in der Breite umzusetzen, wie sich an der öffentlich bekannten militärischen Beschaffung ablesen lässt. Vor dem Hintergrund ist es die klügere Entscheidung, lieber (exemplarisch) 400 Schützenpanzer aus den 80er betriebsbereit zu machen, statt 50 neue zu kaufen. Das ist situativ hilfreicher, offenbart aber auch die Grenzen.
Man kann das Zahlenspiel nämlich auch anders durchführen. Russland muss im Vergleich mit der Bundeswehr eine zigfach größere Menge an Mensch und Material ausstatten und versorgen. Wirklich neue System werden nur in Kleinstserie produziert.
[...] und nicht länger die europäische Rüstungsindustrien zu verhätscheln. Wenn die es nicht schaffen, Ausrüstung zu produzieren, die diesen Namen auch verdient, dann kauft man eben das, was funktioniert und sich bewährt hat, im Ausland. Statt bis 2028 zu warten, bis vielleicht eine bis dahin schon wieder veraltete und mit Kinderkrankheiten en masse gesegnete Eurodrohne ausgeliefert werden kann, wäre es sinnvoller, beispielsweise amerikanische Systeme zu erwerben.
Das finde ich polemisch.
Airbus Defence hat schon 2006 den
Barracuda fliegen lassen, um ein frühes Beispiel zu nennen. Dass daraus nichts geworden ist, liegt vermutlich am politischen Unwillen, ein solches Projekt abzusegnen und damit der Rüstungsindustrie zu signalisieren, dass hier wichtige Investitionen getätigt werden können und müssen. Wir wollten nicht und wurden mal wieder von der Realität überholt. Damit einhergehend der Preis, jetzt erst tief in die Materie einzusteigen, welche u.a. die USA bereits seit Jahrzehnten beherrschen. Mit dem Barracuda bzw. einem darauf basierendem Serienmodell hätten wir vllt. schon seit 10 Jahren UCAV im Dienst der Luftwaffe.
Das Rüstungskonzerne Projekte in den Sand setzen, da bin ich bei dir. Passieren tut das aber nicht nur in Europa und oft spielen Politik/Streitkräfte da auch eine Rolle.
Das Fass mit dem Label "Rüstungsindustrie" in Europa ist groß. Wenn wir Aufträge an die USA geben und die heimische Industrie Bankrott anmelden muss, hilft uns das nur leidlich.
Immerhin haben wir jetzt die neuen 125er Fregatten, die echt schön aussehen, aber schlechter als eine Korvette bewaffnet sind und die Russen könnten ihre P-1000 vermutlich vierteln und würden immer noch die komplette Fregatte mit einem Schlag erledigen^^ (Ich weiß, dass die Marine hier jetzt keine große Rolle spielt, aber damit kenne ich mich besser aus als mit dem restlichen russischen Militär)
Die F125 sind ein Kind ihrer Zeit, sie sollten überhaupt nicht für die konventionelle Kriegsführung eingesetzt werden.
Wobei ich nicht vertraut damit bin inwiefern die Bundesregierung wehrfähige überhaupt zum Dienst an der Waffe in so einem Fall zwingen kann. Ein Schiedsgericht mit Erschießungskommando bei Kriegsdienstverweigerern dürfte ja glücklicherweise kein Thema mehr sein.
Gar nicht. Es wird die geben, die kämpfen und die, welche es nicht tun.
Im Nachhinein gibt es dann aber einen ziemlich unangenehmen gesellschaftlichen Diskurs zwischen diesen Gruppen.