Utapau

ChesaraSyonette

girl in the mirror
Premium
Utapau
_________________________


[ Infos zum Planeten: Utapau (engl.) | Utapau (dt.) ]

[ Zugehörigkeit: Neue Republik ]​


Die Oberfläche ist von endlosen Ebenen geprägt und durch riesige Schluchten zerfurcht. Die Städte schmiegen sich an die felsigen Wände der Erdspalten. Utapau ist eine friedliche Welt, die von zwei symbiotischen, humanoiden Spezies bewohnt wird. Mit einem Bevölkerungsanteil von 30% stellen die Pau eine Art Aristokratenklasse dar - sie haben eine hohe Lebenserwartung, ziehen die Dunkelheit dem Sonnenlicht vor und essen am liebsten rohes Fleisch. Die von Natur aus eher anspruchslosen und stämmigen Utai bilden die Arbeiterklasse des Planeten. Sie lebten schon in den tiefen Schluchten, lange bevor die Klimaveränderungen des Planeten die Pau von der Erdoberfläche vertrieben.
Mit ihren Stielaugen können sie auch in der Nacht gut sehen. Zudem haben sie das Varactyl, eine gutmütige, pflanzenfressende Art Rieseneidechse, mit einer Schulterhöhe von vier Metern, domestiziert und fungieren nach wie vor als Dresseure dieses drachenartigen Reittiers.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
[Utapau System - Rebellenflotte - DREAD Battlehawk - Brücke] Admiral Tomri, Captain Bryse und Crew


Admiral Tomri saß in seinem Quartier und ordnete seine Unterlagen. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren ruhig gewesen und so kreuzte die Flotte jetzt über Utapau, um Treibstoff und Vorräte aufzunehmen. Die vergangenen Monate waren schwierig gewesen. Immer wieder wurden sie von imperialen Tiefenraum-Spähern entdeckt und dann von Sternenzerstörern verfolgt. Zwar konnte den meisten Gefechten ausgewichen werden, jedoch gab es besonders bei den Jägern hohe Verluste. Nur sehr selten konnte sich die Flotte zu einem wirklichen Gegenschlag formieren. Dies war umso schwieriger, da es auf der eigenen Seite nur minimale Verluste geben durfte.

Dies alles wusste der Admiral und war daher bereits froh, dass sie einige Stunden Ruhe hatten. Zumindest hatten die Alarmrotten bis jetzt noch keine feindlichen Schiffe ausgemacht. Dann knackte das Com. Es war Captain Bryse:


"Captain Bryse, Sir. Die Verhandlungen mit der Regierung von Utapau verlaufen den Umständen entsprechend gut. Sie wollen uns Hilfe zukommen lassen."

Bensin nahm die Brille ab und schaute durch ein Fenster runter auf den Planeten.

"Was genau verstehen die Pau unter Hilfe, Captain?",

fragte der Admiral, denn diesen Satz hatte er in der letzten Zeit schon oft gehört. Es herrschte große Vorsicht und noch größeres Misstrauen, wenn es darum ging, einer Flotte der Republik einige Tage Aufenthalt zu gewähren und sie mit Versorgungsgütern zu beliefern. In vielen Fällen mussten diese Güter dann auch für teure Devisen eingekauft werden und darin war nicht die Vergütung dafür enthalten, einen Funkspruch an die nächste imperiale Sektorkontrolle zu schicken.

"Mit viel ist nicht zu rechnen, Admiral ... jedoch wollen sie darüber verhandeln, zwei Tankschiffe und einen Agrartransporter einen Umweg fliegen zu lassen, um einen Teil der Ladung auf der Heart of Faith zu löschen."

Bensin rieb sich müde die Stirn.

"Als hätten wir eine Wahl. Stimmen Sie allem zu, was uns angeboten wird, Captain."

Der Captain bestätigte die Anweisung und es wurde wieder ruhig im Quartier des Admirals. Die Lesebrille fand ihren rechtmäßigen Platz wieder und Bensin arbeitete weiter. Unzählige Dokumente waren durchzusehen, zu unterschreiben oder weiter zu reichen und es schien ihm fast absurd, sich angesichts der desolaten Kriegssituation mit solchen bürokratischen Hindernissen herum zu ärgern.

Und dann war da auch noch diese Mission, von der er sich eigentlich mehr erhofft hatte. Die Mission hatte er nirgendwo schriftlich aufgeführt. Doch es waren jetzt einige Monate vergangen und noch immer hatte Konteradmiral Ga'lor sich nicht gemeldet. Eigentlich ließ es darauf schließen, dass er tot sein musste, doch ganz so eilig wollte Bensin dies nicht glauben. So oder so musste diese Situation geklärt werden, was sich jedoch als nicht einfach erwiesen hatte, da Vortex nur unzureichend mit Langstreckenkommunikation zu erreichen war. Außerdem hatte erst gestern das Imperium bei Bilbringi eine neue Offensive gestartet und jene Kräfte, die nicht gebunden waren, wurden dorthin beordert.
Als der Admiral sich die Verteilung der republikanischen Kräfte auf einem Datapad aufzeigen ließ und jene Schiffe, die keinen Kampf- oder Aufklärungsauftrag hatten, leuchtete ein Schriftzug kurz auf, um dann wieder in der unübersichtlichen Karte zu verschwinden. Bensin stutzte. Legend of the Republic. Dieser Sternenzerstörer war noch immer mit der diplomatischen Mission beschäftigt. Dass konnte doch unmöglich so lange dauern. Er selbst hatte das Schiff dorthin beordert. Wurde er etwa alt?
Admiral Tomri legte seine Stirn in Falten und überlegte, spielte kurz mit einigen Optionen und entschloss sich dann, diese Verschwendung von Ressourcen sofort zu beenden. Er kreidete es sich jedoch selbst an, dieses Schiff nicht im Rahmen seiner Möglichkeiten eingesetzt zu haben. Soweit seine Unterlagen dies hergaben, hatte Captain Korus regelmäßig Bericht erstattet und sein Vorgehen gerechtfertigt. Aktiv rezipiert hatte Bensin diese Berichte jedoch nicht, was unteranderem daran lag, dass Akten mit dem Vermerk 'Diplomatischer Einsatz' im Moment für ihn als Oberkommandierenden keine Priorität besaßen. "Keine löbliche Einstellung", dachte der alte Mann.

Es dauerte nicht lange, bis der Admiral das im Tisch integrierte Com-Terminal freigelegt hatte. Captain Korus wurde abgezogen und nach Vortex versetzt, um herauszufinden, was aus der Mission geworden war. Sicherlich war es ebenfalls eine Verschwendung, einen der modernsten Sternenzerstörer der Flotte zu einer solchen Mission auszusenden, jedoch musste das Schiff tief in imperiales Gebiet. Mit Feindkontakt war zu rechnen.



*** Hyperraumnachricht Flottenkommando ***

Absender: Admiral Bensin Tomri
Empfänger: Captain Wes Korus
Betreff: Neue Befehle
Sicherheitsstufe: geheim

Mit sofortiger Wirkung wird die Legend of the Republic von dem aktuellen diplomatischen Einsatz abgezogen und nach Vortex verlegt. Etwaige Würdenträger sind vorher von Bord zu bringen. Ziel der Mission ist, zu überprüfen, ob Konteradmiral Ga'lor seinen Auftrag auf Vortex ausführen konnte. Dieser umfasste das Auffinden und die Requirierung von eingemotteten Kampfschiffen der Alten Republik. Es ist mit Widerstand zu rechnen, da Vortex vom Imperium vor einigen Jahren annektiert wurde. Sie können auf keine weiteren Verstärkungen hoffen. Viel Glück, Captain Korus. Ich erwarte so schnell wie möglich einen Bericht.

gez. Admiral Bensin Tomri

*** Hyperraumnachricht Flottenkommando ***


Bensin sah sich zu diesem Schritt nicht zuletzt dadurch auch gezwungen, dass er ebenfalls die Cleaver nicht erreichte. Der Auftrag Ga'lors war sicherlich Grund genug, doch ebenfalls wollte der Admiral wissen, wo sein Dreadnaught geblieben war, den er dem Konteradmiral zur Verfügung gestellt hatte. 16.000 Mann verschwanden nicht einmal im Krieg einfach so. Korus würde es herausfinden, hoffte er, wünschte all die Papiere, Unterlagen und diplomatischen Offerten, die noch auf seinem Tisch lagen zum Teufel und verließ sein Quartier Richtung Brücke. Er war Soldat, kein Schreibtischhengst.


[Utapau System - Rebellenflotte - DREAD Battlehawk - Brücke] Admiral Tomri, Captain Bryse und Crew
 
[Pau City - Level 37 – Utai Gebiet – Plaza] ~ [Abbygail]

2 Monate waren schon rum. Ruhe hatte sie gefunden, aber auch Einsamkeit. Aber das war wohl der Preis für ein Leben in der Schattenwelt der Galaxis. Schattenwelt. Ironischerweise konnte man ihr vorheriges Leben als nicht viel mehr ansehen. In den grün schimmernden Augen der jungen Frau jedenfalls, war es so und keines Falls anders.

Danke, ich brauche keine Tüte, ich kann sie so tragen.

Zustimmend zwitscherte der Utai etwas in seiner Heimatsprache, was ihr ein kleines Grinsen entlockte und so wand sie sich ab. Trat zurück in den Strom der Passanten der langsam dahin walzte, immerzu vorwärts, immerzu weiter. Schon wieder so eine schaurige Metapher die man auf ihr Leben ummünzen konnte. Kopf schüttelnd steuerte sie den nächsten Stand an. Dieses Mal war es jedoch keine Nahrung die man feilbot, es handelte sich viel mehr um so manchen Tand den man zur einfachen Betrachtung erstehen konnte, oder hier und da ein kleines Perlenkettchen, fein geschliffener Stein aus den tiefsten Höhlen von Pau City. Ihre Augen schweiften dahin, strichen über ein paar der Kettchen, die ebenfalls einige Halsketten umfassten. Abbygails Blick blieb für einen Moment an dunklen, tief braunen Perlen hängen. Bis sie die feine Maserung entdeckte und feststellte, dass es sich um Holzkügelchen handelte, verging eine gut gemeint lange Sekunde. Dadurch wurde ihr Interesse geweckt, Bäume wuchsen keine in den Höhlen, fast nichts wuchs hier. Einmal abgesehen von den Utai, die prächtig gediehen, scherzten ihre Gedanken.

Wie viel kostet die Kette?

Lässig und in ein Gespräch mit einem anderen Utai vertieft, blickte der Verkäufer auf. Der einzige unterschied, den Abbygail ausmachen konnte – zu anderen Utais – war der, das er sehr alt erschien. Also war seine lässige Geste mehr aus durch das Alter bedingte Vorsicht geboren. Zwei seiner Finger wanderten in die Höhe und schon griff sie in ihre Tasche und kramte das Geld hervor, legte es ihm auf die Hand und nahm die Kette entgegen. Und wieder tauchte sie unter in den Passanten. Was man als solchen Vorgang aber auch nicht bildlich meinen konnte. Dafür gab es dann doch zu wenige Touristen in diesem Bereich. Kaum einen interessierten Besucher verschlug es in die Bereiche der Arbeiter, in die Gegenden der Utai. Aber jene die hier lebten, waren warmherzige Menschen. Eine von ihnen hatte Abby aufgenommen. Weshalb sie auch die Einkäufe erledigte. Die Frau bei der sie lebte, war zu alt um noch oft heraus zu gehen. Normalerweise wurde sie versorgt, aber Abbygail wollte sie heute überraschen.

Noch hatte sie aber Zeit. Zeit ein wenig für sich zu sein und einmal mehr der Einsamkeit zu frönen. Man sollte nicht meinen, das sich jemand über Einsamkeit freute. Lag es doch im ermessen eines jeden lebenden Wesens irgendwie umsorgt, bewundert, oder geliebt zu werden und welcherlei Beziehungen es eben noch gab. Andächtigen Schrittes trat sie an die Brüstung und stellte ihre Tasche ab. Anfänglich etwas erfolglos fischte sie die Kette aus ihrer Jackentasche und legte sie um. Lächelnd blickte sie kurz hinab und ließ ihren Blick dann in die Schlucht wandern. Über die nahe liegenden Horte und Landeplätze, Wohngebiete, Einkaufspassagen. Alles wirkte so friedlich. Das Tosen des Windes war hier unten kaum noch zu hören. Eigentlich gar nicht, dachte Abby mit einem Blick nach oben. Irgendwo am Rande ihres Blickfeldes lockte etwas ihre Aufmerksamkeit an. Noch immer mit einem zufriedenen Gesicht wand sie sich um. Sofort begann ihr Herz zu rasen und der zweite der ureigensten Instinkte des Menschen nach Aufmerksamkeit zu fordern. Flucht. Hastig zuckten ihre Augen hin und her. Untersuchten die Umgebung. War noch jemand hier? Beinahe hätte sie ihre Einkäufe vergessen. Als sie zurückging stolperte sie fast über ihre eigenen Füße. Hastig raffte sie alles zusammen und eilte über die breite Straße davon. Weg hier, schnell weg hier.

Erste Tränen schossen ihr in die Augen. Sie hatten sie schon wieder gefunden. Schon wieder! Und dieses Mal schon nach so kurzer Zeit. Angst flackerte in ihrem Magen auf. Sie wollte doch nur alleine sein! Sie wollte Leben! Sie hatte ein Recht darauf, genau so, wie alle anderen in der Galaxis auch! Gedankenverloren rempelte sie gegen einen Utai, der etwas ungehalten aufblickte. Abby war durch ihre Eile aber schon längst weiter. Sie hatte keine Zeit mehr für so etwas. Gar nichts mehr, nicht hier auf Utapau. Wieder ein Planet den sie ihr… wegnahmen.
Wieder flüchten, wieder neues und anderes Geld verdienen, erneut gestrandet sein am Rand der Galaxis. Aber selbst mit dem Wissen das sie ihr erneut folgen würden, ließ sie sich nicht zur Umkehr bewegen. Nie wieder. Was man ihr angetan hatte... Es war unverzeihlich. Und wer weiß, eines Tages würde sie sich vielleicht rächen? „Sei nicht albern! Wie solltest du es mit SiCorp aufnehmen können? Ich könnte mich genauso gut gleich in ihre Hände werfen.“ Fast hatte sie das Haus erreicht, gleich war sie da.


Ich muss gehen. Ich… ich kann nicht warten, sie sind schon da. Vielleicht sind sie mir gefolgt und wenn sei mich hier finden… ich will nicht das ihnen etwas zustößt.

Immer mit der Ruhe mein Kind. Ich habe keine Angst vor dem was mir zustoßen könnte. Es ist viel mehr das was mit dir passieren könnte, was mir sorgen macht.

Hektisch wanderten ihre Kleidungsstücke in den geräumigen Rucksack, während sie verzweifelt und immer wieder den Kampf gegen die Tränen ausfechtend, mit ihrer Gastgeberin, der letzten zwei Monate, redete.

Ich kann nicht bleiben, ich muss gehen.

Verzweifelt blickte sie zu ihr auf. Wenn sie nur bleiben könnte. Sie wollte und würde, sie hätte sogar gedurft. Aber… es ging nicht.

Ich hoffe die vergangenen Wochen haben dir gut getan. Ich wünsche dir Glück, Kleines. Und ich werde dich mit Sicherheit nicht vergessen, auf meine alten Tage.

Schmunzelnd blickte sie die junge, blondhaarige Frau an. Ihre Falten vertieften sich als sie lächelte. Gruben sich tiefer in ihr Gesicht, machten sie dadurch aber freundlicher als noch zuvor. Das war zufiel für sie. Die Tränen schossen ihr übermächtig in die Augen und sie schlang ihre Arme um den Hals der alten Frau. Überwältigt brauchte die einen Moment um zu reagieren. Nach einem viel zu langen Moment löste sie sich schniefend von ihr. Sie musste hier weg. Es blieb, so weh es tat, keine Zeit für einen längeren Abschied.

Es tut mir leid. Ich muss gehen. Danke für alles. Es waren wirklich schöne Tage hier. Ich hoffe ich werde sie niemals vergessen.

Mit einem kräftigen Atmen wand sie sich um und tauchte hinunter in die Utai und anders rassigen Passanten. Abbygail blickte nicht zurück. So stark der Drang auch war, war jene Frau ihr doch wie eine Mutter gewesen. Mutter. Sie hatte nie eine Mutter gehabt. Nie. Und doch waren da Erinnerungen die sie an eine Mutter erinnerten. Meyra. Eine Lüge. Alles war eine Lüge, all ihre Erinnerungen, alles was vor der SiCorp war. Lügen, nichts als Lügen. Wann würde sie sich nicht mehr erinnern? Wann würde sie vergessen, oder besser noch… wann würde sie vergessen, sich daran zu erinnern? Mit energischen Schritten kam sie in der Landebucht an und bestieg ihr Schiff. Alt und gebrochen, nicht einmal Schildsysteme hatte es, aber dafür war es verdammt schnell. Genauso wie sie. Wieder blitze ein Bild von einer gutmütigen Frau in ihrem Kopf auf. „NEIN! Ich habe keine Mutter!“ schrien ihre Gedanken.
Für einen Moment sackte sie einfach zuasammen. Ihre Finger zuckten leicht, bis sich die Hände von Abby ineinander schlagen und sie mit tiefen Atemstößen zur Ruhe kam. Draußen wurde Geschrei laut. Sie waren ihr bis hier her gefolgt! Sie waren schon da! Entsetzt zuckte sie zusammen, startete mit zitternden Fingern ihr Schiff und hob mit donnernden Triebwerken ab als ganze 7 Männer, allesamt gleich gekleidet, in die Landebucht stürzten. Sie blickte nicht zurück. Sie hatten sie wieder gefunden. Schon wieder und wieder hatten sie Abby gezwungen einen Planeten hinter sich zu lassen.


[Pau City – Aufstieg in den Orbit – Schiff] ~ [Abbygail]
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau-System | Landeanflug auf Utapau | GR-75 Enabria City] Wonto Sluuk

Der lange Flug durch die Galaxis war für Wonto eine echte Erholung gewesen. Nachdem er zuvor monatelang nur von Kampf zu Kampf gehetzt war, hatte er nun die Gelegenheit gehabt, einmal ausgiebig durchzuatmen ohne befürchten zu müssen, dass er im nächsten Moment wieder zu den Waffen gerufen wurde. Zuerst war es einfach entspannend gewesen. Dann jedoch waren all die Dinge hochgekommen, die er in der letzten Zeit verdrängt hatte: Die schrecklichen Erinnerungen und Bilder, die Ängste und Verluste, die er erlebt hatte. Tagelang hatte ihn das in eine tiefe Depression gestürzt. Er hatte sich gefragt, wie er nach all diesem Schrecklichen überhaupt noch weiter machen konnte. Sogar der Gedanke an Selbstmord war ihm gekommen. Dann jedoch hatte er sich wieder beruhigt, hatte sich emotional mit der Vergangenheit auseinandergesetzt und für sich selbst ein paar Antworten gefunden. Ihm war klar geworden, dass er nicht mehr derselbe junge, naive Ortolaner war, der einst von Coruscant geflohen war, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Wenn er sich nun seine Uniform ansah, sowie den Orden Corellian Laurel in Grün, den er und seine Kameraden für ihre Teilnahme an der Schlacht von Corellia erhalten hatten, dann wusste er, dass er diesen Sinn noch nicht gefunden hatte. Aber er hatte schon ein gutes Stück Weg zurückgelegt und war gespannt, wohin es ihn führen würde. Er war härter und zäher, als er selbst jemals für möglich gehalten hätte, und fühlte sich imstande, noch mehr zu ertragen, wenn es sein musste. Nach und nach kehrte auch die Entspannung zurück. Als schließlich der GR-75-Transporter Enabria City auf Utapau landete und er die Rampe hinunterstieg, dabei den trockenen Wind einer weiteren fremden Welt atmete, fühlte er sich neuen Herausforderungen gewachsen und freute sich sogar auf die Gelegenheit, die ihm geboten wurde.

Der Truppenübungsplatz von Utapau lag der Hauptstadt Pau City beinahe direkt gegenüber auf der anderen Seite des Planeten. Es war ein gewaltiges Terrain, das verschiedene Landschaftstypen der felsigen Wüstenwelt umfasste: Weite Ebenen, Dünenlandschaften, felsige Hügel, tiefe Canyons. Und natürlich die schlundartigen Karsttrichter, die den einheimischen Völkern als Lebensraum dienten. Schon seit einiger Zeit nutzten sowohl die Streitkräfte der planetaren Regierung als auch die der Neuen Republik das Areal, um für Gefechte zu trainieren. In der unbewohnten Ödnis konnten alle Waffengattungen in groß angelegten Simulationen und Manövern zum Einsatz gebracht werden. Neuerdings war die Republik bestrebt, das Übungsgebiet noch auszuweiten, um Testgelände für neue Technologien zu schaffen, wozu auch Werkstätten, Laboratorien, Fahrzeughangars sowie zusätzliche Unterkünfte und Ausbildungsstätten benötigt wurden - eine beträchtliche Investition, die dazu führen konnte, dass Utapau als Trainingswelt eine ebenso große Bedeutung für die Republik erhielt wie Carida für das Imperium.

Wonto hatte unterwegs Gelegenheit gehabt, sich zumindest oberflächlich über den Ort zu informieren, die für die nächsten Wochen sein Zuhause sein sollte. Er hieß Fort Nos und war in eine mehrere hundert Meter tiefe Doline hineingebaut, ähnlich wie die Städte der Utapau'aner. Rampen verbanden zahlreiche Ebenen miteinander, die jedoch nicht in der ortsüblichen Architektur bebaut waren, sondern im schlichten, auf Zweckdienlichkeit ausgelegten Stil des Militärs. In den beinahe bodenlosen Kessel, auf dessen schattigem Grund Wasser schimmerte (nach dem man an der Planetenoberfläche lange suchen musste), ragten Landeplattformen hinein, von denen manche groß genug waren, um Transportschiffe wie den GR-75 aufzunehmen. Sofort nach der Landung eilte eine aus Utai bestehende Bodenmannschaft herbei, um das Schiff zu betanken und die Ladung zu löschen.

Während des Fluges waren wiederholt Leute von Bord gegangen und andere zugestiegen. Schlussendlich war nur noch militärisches Personal mit dem Ziel Fort Nos an Bord gewesen. Wonto hatte sie unterwegs schon kennengelernt und festgestellt, dass ein paar von ihnen ebenso wie er hierher kamen, um zu Scouts ausgebildet zu werden. Andere wurden zu Einheiten versetzt, die hier stationiert waren, oder kehrten aus einem Urlaub zurück. Diejenigen, für die das zutraf, wussten wohin sie gehörten und machten sich gleich nach der Landung auf den Weg. Die übrigen aber, die den Stützpunkt zum ersten Mal betraten und sich noch nicht orientieren konnten, waren auf Order angewiesen.

Diese Aufgabe übernahm ein dunkel lackierter Protokolldroide der LOM-Reihe. Mit weiblicher Stimme und einem für diese Serie ungewöhnlichen, militärischen Tonfall, der auf Programmänderungen schließen ließ, führte er eine Anwesenheitskontrolle durch. Manche von ihnen schickte er an andere Stellen, doch diejenigen, die ebenso wie Wonto zu Ausbildungszwecken hier waren, rief er zu sich.


»DAS WEITERE PROCEDERE SIEHT FOLGENDERMASSEN AUS«, erklärte der Droide: »SIE WERDEN SICH ZUNÄCHST AN DER PERSONALSTELLE DES AUSBILDUNGSZENTRUMS REGISTRIEREN. ANSCHLIESSEND WERDEN SIE MEDIZINISCH UNTERSUCHT UND ERHALTEN DIE AUF UTAPAU NOTWENDIGEN IMPFUNGEN. IM ANSCHLUSS WERDEN SIE QUARTIER BEZIEHEN

Dann wurden die Soldaten angewiesen, ihr Gepäck auf einen offenen Repulsorwagen zu verladen, der von einem großen, geschuppten Wesen gezogen und von einem Utai in Militäruniform gelenkt wurde. Auch der Droide stieg auf ein Trittbrett des Wagens - er hätte zu Fuß kaum mithalten können. Die Männer und Frauen liefen im Marschtempo hinter dem Fahrzeug her, das sie eine in den Fels gehauene (oder von Wasser hineingewaschene?) Rampe hinabführte bis an eine Sicherheitssperre, an der bewaffnete Wachen nochmals ihre Personalien überprüften, bevor sie eingelassen wurden. Die Fahrt des Wagens dauerte eine ganze Weile und sie durchquerten dabei mehrere Stockwerke, um nacheinander die Stationen anzusteuern, die der LOM-Droide benannt hatte. Die Formalitäten waren angenehm rasch erledigt. Etwas länger dauerte die gesundheitliche Untersuchung, vor allem weil man hier nicht alle Tage mit Ortolanern zu tun hatte. Doch Wonto erwies sich als kerngesund. Man legte ihm lediglich nahe, auf sein Gewicht zu achten und seine Ausdauer zu trainieren. Als sie schließlich ein teilweise in den Fels gebautes, teilweise aus Beton errichtetes Gebäude erreichten, das abgesehen von seiner ungewöhnlichen halb-unterirdischen Lage deutlich als Kasernenbau erkennbar war und ihnen in den nächsten Wochen als Unterkunft dienen sollte, schmerzten seine Füße, denn sie hatten einige Kilometer zurückgelegt.

»IHR AUSBILDUNGSPROGRAMM BEGINNT MORGEN UM 0800 ORTSZEIT ZUNÄCHST MIT EINER EINWEISUNG DURCH Captain FINQUE. MELDEN SIE SICH DAZU AUF EBENE 25, ZIMMER 12. DORT WERDEN SIE ÜBER DEN ABLAUF IHRER SECHSWÖCHIGEN SCOUT-ZUSATZAUSBILDUNG INFORMIERT. JEDER VON IHNEN ERHÄLT SCHON JETZT EINEN DATENCHIP MIT DEN IN FORT NOS GELTENDEN VERHALTENSREGELN UND SICHERHEITSVORSCHRIFTEN. LESEN SIE DIESE GRÜNDLICH UND HALTEN SIE SIE GEWISSENHAFT EIN

Dieser Anweisung kam Wonto nach, sobald er auf seinem Zimmer war, das er sich mit drei anderen Soldaten teilte. Gemeinsam sahen sie die Anweisungen durch und stellten fest, dass nur wenig Unerwartetes dabei war: Für Betragen, Ausgang und so weiter galten dieselben Regeln wie auch auf anderen Stützpunkten und Kasernen der Neuen Republik. Ungewöhnlicher waren jedoch Hinweise zum Verhalten an den gefährlichen Abgründen des Karsttrichters und im Umgang mit den einheimischen Kreaturen, die - wie sie unterwegs mehrfach beobachtet hatten - als Reit- und Zugtiere sowie für eine Vielzahl weiterer Arbeiten eingesetzt wurden.

Sie alle waren müde und verspürten nach dem Marsch durch die weitläufige Anlage keine Lust mehr, sich in der Umgebung umzusehen. Stattdessen machten sie sich auf den Weg in eine Kantine, um sich zu stärken. Und um sich einander vorzustellen, denn sie mussten nun sechs Wochen lang auf engem Raum zusammenleben.


[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Ebene 22 | Kasernengebäude | Kantine] Wonto Sluuk, Soldaten
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Ebene 22 | Kasernengebäude | Kantine] Wonto Sluuk, Soldaten

Wonto und die drei Männer, mit denen er ein Zimmer teilte, bildeten ein ziemlich buntes und abenteuerliches Gespann, das in seiner ethnischen und charakterlichen Vielfalt auch auf einem Rekrutierungsplakat der Streitkräfte oder in einem Holofilm auftauchen könnte.

Zuerst war da Benji Ross, ein Mensch, der von einem Hinterwäldlerplaneten am ›Outer Rim des Outer Rim‹ stammte, wie er selbst seine Heimat umschrieb. Er war das wandelnde Klischee eines Rand-Kolonisten: Groß und muskulös, mit wettergegerbter Haut, dabei verrieten aber sein Gesichtsausdruck und betragen, dass er von eher schlichtem Gemüt war und keine herausragende Bildung genossen hatte. Benji war, wie sich bald herausstellte, trotz seiner zweifellos immensen Körperkraft ein umgänglicher Kerl mit fast unendlicher Geduld.

Ganz anders war Tru Lexes, ein Omwati. Mit seiner schmalen, fast filigranen Statur, der blassblauen Haut und dem perlmuttfarbenen Federschmuck auf dem Kopf wirkte er zerbrechlich und man fragte sich automatisch, wie er wohl durch die körperlichen Eignungstests der Armee gekommen war. Tru hatte ein extrovertiertes Wesen und, wie sich schnell herausstellte, ein beachtliches Allgemeinwissen. Vor allem moderne Technik schien sein Steckenpferd zu sein: Wenn er sprach, glitt er immer wieder auf dieses Thema zurück, allerdings bisher nicht in aufdringlicher oder nervtötender Weise. Er hatte außerdem einige Cyborg-Implantate, die er sich nach eigener Aussage nicht zur Korrektur von Verletzungen, sondern zur körperlichen Optimierung hatte einsetzen lassen.

Die äußerlich auffälligste Erscheinung war definitiv Dribiteg, denn dieser teilte nur wenige körperliche Attribute mit den Humanoiden. Anstelle von Beinen hatte er vier lange Tentakel, die allerdings nicht zum Gehen oder Kriechen dienten, denn der Parwan bewegte sich schwebend vorwärts. Seine Arme waren lang und dünn wie Spinnenbeine, ebenso die jeweils drei Finger. Und sein Gesicht bestand vor allem aus drei kugeligen Glubschaugen unter einer Art Pilzhut in giftigem Rot. Wonto hatte noch nie einen Soldaten gesehen, der so weit vom menschlichen Standard abwich. Charakterlich war Dribiteg ebenfalls etwas ungewöhnlich, da er ungewöhnlich launisch war. Obwohl er offenbar gerne in Gesellschaft war und einen ausgeprägten Sinn für Humor hatte, war es doch leicht, ihm mit harmlosen Bemerkungen unabsichtlich auf die nicht vorhandenen Füße zu treten. Sein Ärger verflog jedoch so schnell wieder, wie er kam.

Und dann war da natürlich noch Wonto, der blauhäutige, pummelige Ortolaner, der quasi permanent aß, sich nicht mehr als nötig bewegte und sie alle mit seinem offenen Wesen am liebsten gleich zu seinen besten Freunden erklärt hätte. Egal welche Gruppenstruktur sich unter ihnen bilden würde, es war klar, dass er weder eine dominante Rolle spielen konnte noch wollte. Ironischerweise war er aber derjenige von ihnen, der die vielseitigste militärische Ausbildung genossen hatte, und der einzige mit Kampferfahrung.

Wie diese unterschiedlichen Persönlichkeiten miteinander harmonieren würden und wie gut ihr Zusammenleben auf engstem Raum funktionierte, war noch nicht vorauszusehen. Aber eines war schon klar: Langweilig wurden die nächsten Wochen auf jeden Fall nicht.


***

Wie befohlen, fanden sie und zahlreiche andere Soldaten sich am nächsten Morgen punkt acht Uhr Ortszeit in Raum 12 auf der 25. Ebene der Basis ein. Es handelte sich um einen Sitzungs- oder Schulungsraum, der einem Klassenzimmer ähnelte, bloß fehlten die Schreibpulte. Stühle, von denen einige für nichtmenschliche Hinterteile gemacht waren, standen in mehreren Reihen halbkreisförmig um ein leicht erhöhtes Pult herum, auf dem ein großer Holoprojektor installiert war und hinter dem Projektionswände und ein großer Bildschirm hingen. Die Teilnehmer an der Scout-Ausbildung hatten sich bequem in die Sitze gelümmelt und plauderten miteinander, und man hätte sie für Schüler oder Studenten halten können, hätten sie nicht ihre beigebraunen Dienstuniformen getragen. Benji, Tru, Dribiteg und Wonto saßen natürlich nebeneinander; obwohl sie sich erst seit wenigen Stunden kannten, bildeten sie eine Art Clique. Die Bewohner anderer Zimmer hielten es ähnlich.

Als die Tür links neben dem Pult sich mit pneumatischem Zischen öffnete und eine Frau in Offiziersuniform hereinkam, verstummte das Stimmengewirr schlagartig. Die Soldaten sprangen auf und nahmen Haltung an. Bis auf leises Räuspern und Stuhlknarren war es still im Raum, bis sie hinter das Pult getreten war. Sie war menschlich oder sehr menschenähnlich, durchschnittlich groß, etwa fünfunddreißig bis achtunddreißig Jahre alt und schlank ohne besonders ausgeprägte Kurven. Ein auffälliges Merkmal war ihr absolut kahler Kopf, dem man nicht ansah, ob er nur sehr gründlich rasiert war oder ob sich niemals Haare darauf befunden hatten.


»Nehmen Sie Platz«, sagte die Frau, und sofort setzten die Soldaten sich nieder. »Ich bin Captain Chloe Finque und die Leiterin Ihres nächsten Ausbildungsabschnitts. Die meisten von Ihnen kommen aus der Grundausbildung, einige wenige aus ihrem Dienst bei Infanterieeinheiten. Aber Sie alle sind hier, um sich die Fähigkeiten anzueignen, die Sie benötigen, um der Armee der Neuen Republik zukünftig als Scouts zu dienen.«

Wonto sah in den Gesichtern seiner Kameraden, dass diese weit freiwilliger hier waren als er. Wahrscheinlich hatten die meisten von ihnen sich selbst dazu entschieden, Kundschafter zu werden, oder sahen darin eine gute Chance. Und er? Er hatte es sich nicht ausgesucht. Aber mittlerweile hatte er sich mit seinem Schicksal ausgesöhnt und blickte mit einem gewissen Optimismus auf das was kam. Zwar stand ihm hier sicher alles andere als ein Urlaub bevor, aber eine Weile nicht an der Front zu sein, war schon für sich genommen eine tolle Sache.

»In den nächsten Wochen,« fuhr Finque fort, »werden wir Ihnen das notwendige theoretische Wissen vermitteln: Taktiken, Verhaltensweisen, rechtliche Grundlagen. Sie werden im Umgang mit verschiedenen Waffentypen geschult, die in Ihrer Grundausbildung keine herausragende Rolle gespielt haben: Darunter Scharfschützengewehre und Flammenwerfer. Außerdem werden Sie sich mit dem Overracer-Speederbike vertraut machen und lernen, es durch unwegsames Gelände zuverlässig zu steuern und seine Waffen gegen Luft- und Bodenziele einzusetzen. Schließlich werden Sie trainieren, sich in verschiedenen Landschaftstypen, Klimazonen und Vegetationsarten zurechtzufinden und Ihre Fähigkeiten dort praktisch anzuwenden. Denn - das können Sie sich schon jetzt merken - die wichtigste Fähigkeit eines Scouttrupp ist es, zu improvisieren.

Damit das gelingen kann, ist die Voraussetzung, dass Sie möglichst viel über Ihre Umgebung lernen. Private, wo waren Sie schon im Einsatz?«


Diese Frage war an Wonto Sluuk gerichtet. Der Ortolaner fuhr sofort von seinem Stuhl hoch und antwortete:

»Ähm... Schlacht von Denon, Schlacht von Corellia, Schlacht von New Plympto, Ma'am!«

Von etwas weiter hinten wurde leises murmeln vernehmbar, doch verstand Wonto die Worte nicht. Die Offizierin nickte ihm zu und fragte weiter:

»Wie viel hat man Ihnen über den jeweiligen Planeten erzählt, auf dem man Sie in die Schlacht geschickt hat?«

Er musste kurz überlegen, um die Antwort geben zu können.

»Naja... nicht besonders viel, schätze ich. Ein paar Sätze über die Klimazone, die Gravitationsstärke und so weiter. Und darüber, wie stark der Feind war und wo er sich verschanzt hatte.«

Allerdings, dachte er sich dabei, waren auch diese wenigen Informationen teilweise sehr lückenhaft gewesen. Auf New Plympto beispielsweise hatte sich die Einschätzung der Feindstärke als völliger Irrtum herausgestellt.

»Das ist bei der Infanterie bedauerlicherweise oft der Fall. Die Truppen werden in einem Gebiet eingesetzt, über das sie viel zu wenig wissen. Manchmal stehen deutlich mehr Informationen zur Verfügung, als den unteren Diensträngen mitgeteilt werden, obwohl dieses Wissen über den Erfolg einer Mission und das Überleben der Soldaten entscheiden könnte.«

›Höre ich da etwa Kritik am Vorgehen des Kommandos heraus?‹ fragte Wonto sich im Stillen. Er war nicht der einzige.

»Aber manchmal gibt es einfach zu wenige Informationen über den Zielplaneten, das Kampfgebiet und die Tätigkeiten des Gegners. Als Scouts ist es Ihre Aufgabe, diese zu beschaffen, damit andere nicht ins Ungewisse laufen müssen. Sie tragen damit einen wesentlichen Teil zum Erfolg einer Operation bei. Wissen ist Macht, und fähige Kundschafter sind neben Aufklärungsfliegern und Satelliten das beste Mittel, das einem Feldherrn zur Verfügung stehen kann, um an dieses Wissen zu gelangen.«

Von dieser Warte hatte Wonto die Sache noch nicht betrachtet. Er hatte die Scouts immer für Leute gehalten, die vor allem auf ihren Speederbikes durch Wälder und Canyons sausten und mit den Blasterkanonen auf feindliche Späher und Soldaten schossen. In der Schlacht von Denon waren Scouttruppen in großem Maße als mobile Feuerunterstützung der Infanterie zum Einsatz gekommen, weil sie in der Lage gewesen waren, sich schnell in der verschachtelten, unüberschaubaren Planetenstadt zu bewegen und die tiefen Häuserschluchten zu überwinden. Auch seine neue Rolle hatte er vor allem so gesehen. Welche Bedeutung die Scouts tatsächlich hatten und welch wichtigen Beitrag sie dann leisteten, wenn sie nicht gerade auf jemanden schossen, wurde ihm erst jetzt bewusst. Die kleine Motivationsrede leistete bei ihm also gute Dienste.

»Deshalb werden Sie nun solches Wissen bekommen«, leitete Captain Finque zum Inhalt der ersten Unterrichtseinheit über. »Jeder von Ihnen hat bereits einen Datensatz mit den Sicherheits- und Verhaltensregeln auf dem Stützpunkt bekommen. Damit Sie Ihre Ausbildung hier in Fort Nos ordentlich abschließen können, müssen Sie aber auch viel über die Zustände außerhalb dieser Doline wissen. Sie werden sich in unterschiedlichen Landschaften auf und unter der Planetenoberfläche bewegen und sich daher mit Utapaus Geologie, Flora und Fauna sowie dem Wetter auseinandersetzen müssen. Und Sie werden mit den Einheimischen und ihrer Kultur in Kontakt kommen. Meine Aufgabe für heute und morgen ist es, Sie darauf vorzubereiten.«

Und das tat sie auch. Die Soldaten erhielten einen detaillierten Abriss all dessen, was man über Utapau, seine Bevölkerung und Geschichte wissen konnte oder musste. Schon zur Mittagspause rauchte Wonto der Schädel und er hatte das Gefühl, dass ihm auch das zweite Ohr demnächst abfiel. Aber spätestens als er auf dem Weg zum Unterricht am nächsten Morgen einem pau'anischen Offizier begegnete und diesen nicht nur mit der passenden Rangbezeichnung der lokalen Streitkräfte grüßen konnte, sondern auch wusste, dass dessen schuppiges Reittier aggressiv auf intensiven Blickkontakt reagieren konnte, erkannte er den Sinn darin.

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Ebene 25 | Zimmer 12] Wonto Sluuk, Cpt. Finque, Soldaten
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Ebene 25 | Zimmer 12] Wonto Sluuk, Cpt. Finque, Soldaten

Auch die nächsten Tage waren fast ausschließlich dem theoretischen Unterricht gewidmet. Als ihre Lehrerin hielt Captain Finque sich an ihre Ankündigung. Sie vermittelte den Rekruten und Gefreiten die Grundlagen, die sie benötigten, um als Kundschafter ihren Dienst tun zu können. Dazu gehörten, nachdem der zweitätige Crashkurs über ihre derzeitige Heimatwelt Utapau abgeschlossen war, vor allem strategische und taktische Schulungen mit historischem Bezug, die den jungen Frauen und Männern vor allem die Rolle der Scouts in Operationen und Schlachten klarmachen sollten. Das war die Grundvoraussetzung dafür, dass sie diesen Aufgaben auch gerecht werden konnten, wenn es soweit war. Doch abgesehen von den wirklichen Grundbegriffen, die durchaus auf fruchtbaren Boden fielen, konnte Wonto Sluuk mit dem Stoff nicht viel anfangen. Die ›Schulbank‹ zu drücken sagte ihm überhaupt nicht zu. Schon in der Grundausbildung hatte er das gehasst. Dass er zuvor nie die Gelegenheit gehabt hatte, sich eine ordentliche Schulbildung anzueignen, kam ihm heute wie ein Segen vor. Zwei seiner Zimmergenossen, der Parwan Dribiteg und der Omwati Tru Lexes, hatten weniger Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und dem Unterricht zu folgen. Der Vierte im Bunde, Benji Ross, war in dieser Beziehung ähnlich veranlagt wie Wonto; die Situation wurde ihm allerdings noch dadurch erschwert, dass er auf Chloe Finque nicht nur wegen Ihrer Rolle als Lehrerin eine gewisse Abneigung projizierte, sondern sich zugleich von ihr angezogen fühlte - ein Schicksal, das er mit anderen menschlichen Männern teilte. Wonto war gegen diese Wirkung immun. Zu groß waren die Unterschiede zwischen ihren Spezies, um sie rein äußerlich als attraktiv zu empfinden. Zwar hatte er bereits einmal begonnen, Gefühle für eine menschliche Frau zu entwickeln, doch das war unter extremen Umständen der Fall gewesen, und nach Cecily Kings Tod auf New Plympto fühlte er sich gegen solche Anwandlungen nun immun.

Die Abende verbrachten die vier unterschiedlichen Männer nicht immer gemeinsam. Zu Beginn sah es ganz so aus, als würden sie zu einem untrennbaren Quartett zusammenwachsen, doch zeigte sich schnell dass es nicht gut war, wenn sie zu viel Zeit miteinander verbrachten. Da sie ein Zimmer miteinander teilen mussten, saßen sie sich ohnehin schon gegenseitig auf der Pelle und drangen oft unbeabsichtigt in die Privatsphäre der anderen ein. Auch im Schulungsraum saßen sie beieinander. Da war es nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend notwendig, dass sie sich zumindest ab und zu aus dem Weg gingen. Sie lernten diese Lektion, als sie über eine unbedeutende Kleinigkeit in einen heftigen Streit gerieten. Irgendwie hatte Tru es geschafft, Dribiteg zu verärgern, was erfahrungsgemäß nicht sehr schwer war. Doch anstatt diesen einfach in Ruhe zu lassen, bis er sich nach kurzem Schmollen wieder beruhigte, mischten sich Wonto und Benji mit ein, wodurch die Debatte immer hitziger wurde und sich immer mehr vom eigentlichen Thema entfernte. Letztlich beschuldigten sich alle vier Mitbewohner gegenseitig der Rücksichtslosigkeit und Streitsucht und trennten sie sich gerade noch rechtzeitig, bevor es zu Handgreiflichkeiten kam. Sie fanden anschließend, dass es ihnen gut getan hatte, auch einmal eine Weile mit ihren Gedanken allein zu sein. Von da an gingen sie bewusst auch ab und zu getrennte Wege, was das Klima in ihrem Zimmer deutlich verbesserte. Benji umgab sich in dieser Zeit oft mit weiblicher Gesellschaft, Tru bastelte an irgendwelchen technischen Geräten herum, Wonto suchte sich einen Snack nach dem anderen und Dribiteg schrieb Gedichte und Kurzgeschichten, deren künstlerischen Wert allerdings - wenn überhaupt - nur andere Parwans schätzen konnten.

Nach und nach erhielten die Schulungen mehr praktischen Bezug. Zuerst noch im ›Klassenzimmer‹, später auf Übungsplätzen, wurden die Soldaten mit der Ausrüstung vertraut gemacht, die ihnen für ihre zukünftigen Aufgaben als Scouts der Neuen Republik zur Vergügung stand. Dazu gehörten verschiedene Ortungs- und Orientierungsgeräte, tragbare Sensoren, Überlebenswerkzeuge für vielfältige Umgebungen, Makroferngläser und dergleichen mehr. Und schließlich kam der Tag, an dem sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf Utapau - Wonto zum ersten Mal seit der Schlacht auf New Plympto - Waffen in die Hand nahmen. Der Schießplatz war eine tiefe, von biolumineszenten Paneelen erleuchtete Kaverne, die von einem längst versiegten unterirdischen Fluss in das karstige Gestein von Fort Nos gespült worden war. Die Soldaten übten zunächst mit Gewehren (das A295 war der Standard der Scouteinheiten), bekamen dann aber auch etwas exotische Waffen in die Hände wie die Scharfschützenversion dieser Waffe oder das noch spezialisiertere E-17d. Wonto konnte mit beiden nicht überdurchschnittlich gut umgehen und auch keiner seiner Mitbewohner erwies sich als der geborene Scharfschütze. Dafür zeigte sich, dass Dribiteg gut mit einem HH-15-Raketenwerfer umgehen konnte; das Problem war nur, dass das zusätzliche Gewicht der Waffe seine Bewegung stark hemmte. In voller Kampfmontur und mit schwerem Tornister musste es ihn regelrecht auf den Boden nageln, denn der Parwan erhielt seine Eigenschaft zu schweben von der extrem geringen Dichte seines Körpers. Für die schwere Waffe war seine Tragkraft zu begrenzt. Was

Wonto
s Stärke war, wusste dieser hingegen schon vorher. Es war der Flammenwerfer vom Typ X-42, dasselbe Modell, das er auch beim Cortana-Squad eingesetzt hatte. Mit so einer Waffe umzugehen, war schwieriger, als die meisten sich vorgestellt hatten; denn es genügte nicht, die Mündung einfach vor sich zu halten und heranstürmende Feinde zu grillen. Der Brennstoff flog in einer ballistischen Kurve: die Kunst war, ihn exakt an der vorhergesehenen Stelle von oben auf die Gegner herabregnen zu lassen - und zwar ohne ihn dabei zu vergeuden, denn der Tank erschöpfte sich schnell. Einfach abfeuern konnte sie jeder, aber sie effizient einzusetzen erforderte ebenso wie bei Gewehren und Granatwerfern ein gewisses Geschick und Übung. Wonto hatte beides.


»Das war sehr gut, Private Sluuk lobte Captain Finque, als es dem Ortolaner gelungen war, mit einem kurzen Feuerstoß eine Reihe von Zielen in Brand zu stecken, die hinter einer massiven Betonwand aufgestellt waren. »Sie hatten wohl schon das Vergnügen mit dem X-42.«

»Ja, Ma'am«, antwortete Wonto. »Das ›Vergnügen‹ hatte ich schon.«

Er erinnerte sich gut an die verbrannten Körper der Menschen, die er bei seinem ersten Kampfeinsatz getötet und verwundet hatte. Ihm war bewusst, was für eine grauenvolle Waffe ein Flammenwerfer war, und er hatte den größten Respekt vor ihr. Allerdings war es nun schon eine Weile her, dass er sie zuletzt im Ernstfall eingesetzt hatte: Die Erinnerung verblasste langsam. Und hier, auf dem Schießplatz unter der Oberfläche von Utapau, wo die Ziele keine lebenden Wesen waren, sondern lediglich Pappkameraden, kam es ihm tatsächlich eher wie ein Spiel vor.

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Kaverne | Schießplatz] Wonto Sluuk, Cpt. Finque, Soldaten
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Vier-Bett-Quartier] Wonto Sluuk; Tru Lexes, Dribiteg, Benji Ross (NPCs)

»...Das kann doch unmöglich dein Ernst sein!« entfuhr es Wonto.

Er konnte die Neuigkeit einfach nicht fassen. Doch nichts in Benjis kantigem Geischt deutete darauf hin, dass es ein schlechter Scherz war. Natürlich war der ehemalige Viehzüchter nicht das hellste Licht am Firmament, aber konnte er sich wirklich so verhört haben? Er schien sich seiner Sache wirklich sicher zu sein.


»Doch, wirklich!« beteuerte er und wirkte dabei aufgeregt wie ein kleines Kind. »Ich wollte es auch nicht glauben, aber es ist wahr!«

In diesem Augenblick glitt die Tür auf und auch Dribiteg und Tru Lexes stürmten herein. Beide waren ganz außer sich.

»Habt ihr schon das Neueste gehört?« fragte Dribiteg. Er schob sich mit seinen Tentakeln so kraftvoll durch die Tür, dass er seinen Schwebeflug nicht mehr anhalten konnte und gegen Benji prallte. Doch da der Parwan quasi nichts wog, der Mensch aber eine ganze Menge, spürte dieser es kaum.

»Ja, ich hab's gerade Wonto erzählt!« nickte der muskulöse Mann eifrig.

»Dann stimmt es also? Wir haben Frieden?«

»Genau genommen herrscht immer noch Krieg, aber ein Waffenstillstand ist in Kraft getreten«, erläuterte Tru Lexes, dem die Details wie immer sehr wichtig waren. »Aber im Holonet heißt es, dass auch über einen dauerhaften Frieden verhandelt werden soll.«

Dem Ortolaner fehlten die Worte.

»Das ist ja... aber... wie konnte es dazu kommen?«

»In dem Bericht den ich gehört habe hieß es, dass geheime Verhandlungen stattgefunden haben«, erklärte Ross. »Das Imperium soll um die Gespräche gebeten haben.«

»Ich habe gehört, die Jedi haben das eingefädelt«, widersprach Dribiteg. »Sie sollen das Imperium und die Republik an den Verhandlungstisch gebracht haben.«

Tru fasste zusammen: »Unabhängig davon, wer es initiiert hat, steht doch das Ergebnis fest: Die Waffen schweigen. Zum ersten Mal seit Jahren. Und das Imperium hat begonnen, Truppen und Personal von den abgetretenen Welten abzuziehen.«

Diese Information war noch neu für Wonto - davon hatte Benji in seinem ersten chaotischen Redeschwall nichts gesagt.

»Was für Welten denn?« Er verstand das Universum nicht mehr. Die Neuigkeiten drohten ihn zu überrollen.

»Das Imperium überlässt uns den Corellian Run bis Coruscant kampflos. Das heißt, dass sie sich von den Planeten Leria Kerlsil, Vuma, Xorth, Kailor, Wukkar und Ixtlar zurückziehen. Unsere Flotte ist dann nur noch einen Sprung von Coruscant entfernt.«

»Und der Trade Spine?« fragte Wonto. Immerhin war er zuletzt auf New Plympto gewesen, ein erster Vorstoß auf die zweite corellianische Handelsroute, welche die Republik unter anderem ein Stück in Richtung Fondor brachte.

Die Antwort war jedoch ein dreifaches Schulterzucken.


»Davon war nicht die Rede. Nur der Run. ...Aber verstehst du nicht? Waffenstillstand! Und vielleicht Frieden! Womöglich ist das Kämpfen bald vorbei!«

Nun endlich kam die Message an und Wonto wurde von der Begeisterung seiner Kameraden angesteckt. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und eilten zum Gemeinschaftsraum am Ende des Flurs, wo sich bereits die meisten Bewohner ihres Stockwerks um einen Bildschirm drängten. Das gesamte Holonet kannte kein anderes Thema. Und auch auf der Basis Fort Nos sprach man bald über nichts anderes mehr. Es war eines der größten Ereignisse, die sie alle jemals erlebt, beziehungsweise in den Medien mitverfolgt hatten.

Erst mitten in der Nacht, in der kaum jemand ein Auge zutat, wurde Wonto klar, was dieser Waffenstillstand für ihn persönlich bedeutete. Sollte es tatsächlich der Fall sein, dass ein echter Frieden daraus wurde (was er natürlich nur hoffen konnte), dann bedeutete dies, dass die Grenzen anerkannt wurden. Und das hieß, dass Coruscant in der Hand des Feindes blieb. Seine Heimatwelt würde dann vielleicht niemals befreit werden. Es war ihm bis zu diesem Augenblick gar nicht klar gewesen, dass er sich das gewünscht hatte, doch jetzt spürte er es deutlich, dass er noch etwas für diese braune, nachtleuchtende Betonkugel empfand - auch wenn sie sich ihm stets von ihrer schmutzigen, unedlen Seite gezeigt hatte.


[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Vier-Bett-Quartier] Wonto Sluuk; Tru Lexes, Dribiteg, Benji Ross (NPCs)
 
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos] Wonto Sluuk; Tru Lexes, Dribiteg, Benji Ross, Captain Finque (NPCs)

Dass das Tagesgespräch jeden der Soldaten animierte, sich verstärkt Gedanken zu seiner Zukunft und der gesamten Galaxis zu machen, war klar. Doch zumindest diejenigen, die nun von friedlichen, idyllischen Zeiten träumten, erhielten schon am nächsten Morgen eine Abfuhr. Denn Captain Finque ließ keinen Zweifel daran, dass der Waffenstillstand am fernen Corellian Run und dem noch ferneren Hapes-Cluster keine Auswirkungen auf den Betrieb von Fort Nos haben würde.

»Frieden hin oder her«, sagte sie unromantisch, »Wir sind Soldaten. Wir tun unsere Pflicht, was immer sie von uns verlangt. Ob wir dabei gegen das Imperium antreten oder gegen sonst jemanden, spielt keine Rolle. Die Galaxis ist groß. Es wird sich immer jemand finden, der am Fundament unserer Gesellschaft nagt und unsere Bevölkerung gefährdet, also wird es auch immer Bedarf an Soldaten geben. Gegner mügen Variablen sein, doch der Krieg an sich ist eine der wenigen Konstanten des Universums.«

Wonto Sluukkam diese Aussage nicht wirklich richtig vor, aber er wäre nicht imstande gewesen, dagegen zu argumentieren. Natürlich fragte ihn auch niemand nach seiner Meinung. Stattdessen fuhr die Offizierin fort:

»Einen Frieden auszuhandeln oder auch nicht, überlassen wir den Politikern. Eine Strategie festzulegen, dem Kommandostab. Ihre und meine Aufgabe ist klar: Ich bin hier, um Sie zu ordentlichen Scouts zu machen, Ihre Aufgabe ist es, das Ihre dazu beizutragen. Daran hat sich nichts geändert. Wir gehen heute zu einem weiteren wichtigen Schritt Ihres Trainings über.

Dies hier«
- sie deutete auf das Fahrzeug, das neben ihr stand und schon jedem der fünfzig Rekruten und Soldaten verraten hatte, was heute auf dem Lehrplan stand - »ist das Overracer Speederbike von Mobquet Swoops and Speeders, das Standardmodell der Streitkräfte. Es ist im Einsatz für eine Geschwindigkeit von 500 km/h zugelassen, erreicht im Extremfall aber Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 530 km/h. Es kann über festem oder flüssigem Untergrund stabil bei einer Höhe von 25 Metern fliegen und kurzzeitig auch tiefere Gruben, Canyons oder Häuserschluchten überwinden. Dabei zeichnet es sich durch eine hohe Wendigkeit aus. Für den Kampf steht dem Piloten eine leichte Blasterkanone zur Verfügung.«

Sie fuhr noch eine Weile damit fort, die Besonderheiten und Vorzüge des Fahrzeuges aufzuzählen, auch im direkten Vergleich mit dem 74-Z des Imperiums. Allerdings war wenig Neues dabei: Diese Daten hatten die Soldaten längst auswendig gelernt. Sie alle brannten vielmehr darauf, aufzusitzen und die Maschine auszuprobieren. Soweit Wonto wusste, hatte jeder der Anwesenden bereits einige Erfahrung im Umgang mit Gleitern und/oder Bodenfahrzeugen, und die meisten - auch er - glaubten von sich, mit dem Overracer auf Anhieb gut zurecht zu kommen. Der Ortolaner selbst hatte schon in seiner Kindheit Erfahrungen auf Speederbikes gesammelt. In der Regel in zweierlei Hinsicht illegal, was sowohl den Besitz des Fahrzeugs als auch den Fahrstil anging. Manche dieser Modelle hatten ähnliche Geschwindigkeiten erreichen können, auch wenn Wonto nie mutig gewesen war, sie bis ans Limit auszutesten. Der größte Unterschied war, dass die Bikes, mit denen er früher Rennen gefahren hatte, keine Waffen getragen hatten. Er kannte nur einen, dem es gelungen war, ein bewaffnetes Fahrzeug von der Coruscant-Polizei zu stehlen, und der hatte sich damit zu Tode gefahren, bevor er Gelegenheit bekam, die Kanone zu testen.

Überhaupt hatte Wonto so manchen jugendlichen Rowdy gekannt, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Der Gruppenzwang, aber auch der Spaß am Fliegen hatten ihn dazu gebracht, auch selbst immer wieder das Risiko einzugehen. Heutzutage war er zwar nicht mehr so jung und leichtsinnig, aber noch immer gab es eine Stimme in ihm, die darauf drängte, so schnell wie möglich in den Sattel zu steigen und Vollgas zu geben.


»Nach dieser technischen Einweisung werden Sie die Möglichkeit haben, den Overracer zum ersten Mal probezufahren. Allerdings vorerst mit einer elektronischen Drosselung von 100 km/h und auf einem räumlich begrenzten, flachen Gebiet ohne besondere landschaftliche Herausforderungen. Ich weise Sie darauf hin, dass eine Entfernung der Drosselung und ein Verlassen des vorgeschriebenen Kurses ernsthafte Verstöße gegen die Vorschriften sind und Konsequenzen nach sich ziehen werden. Wer es kaum erwarten kann, durch enge Canyons zu brettern, der kann sich damit trösten, dass es auch solche Übungen geben wird - aber erst, wenn sichergestellt ist, dass jeder von Ihnen mit der Maschine vertraut genug ist, um die Manöver zu überleben.«

Das klang auf enttäuschende Weise vernünftig. Vielen stand ins Gesicht geschrieben, wie wenig sie sich darauf freuten, bei lächerlichen 100 km/h über flaches Land zu schleichen. Aber als sie dann am Nachmittag schließlich oben auf der wüsten Planetenoberfläche wirklich in die Sättel stiegen und Wonto spürte, welch brutale Kraft in dem Overracer steckte, war er doch ganz froh, es erst einmal langsam angehen zu können, ohne vor den anderen als Feigling dazustehen.

›Nein, offenbar bin ich keine sechzehn mehr‹, dachte er bei sich.

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Planetenoberfläche | Fahrtrainingsgelände] Wonto Sluuk; Tru Lexes, Dribiteg, Benji Ross, Captain Finque (NPCs)
 
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Planetenoberfläche | Fahrtrainingsgelände] Wonto Sluuk; Tru Lexes, Dribiteg, Benji Ross, Captain Finque (NPCs)

Fast jeder Auszubildende stürzte in diesen Tagen mindestens einmal vom Speederbike oder baute einen kleinen Unfall. Auch Wonto Sluuk bildete keine Ausnahme. Doch nach und nach bekamen sie ein Gespür für die kraftvolle Maschine unter ihrem Hintern. Während ihre Fähigkeiten wuchsen, wurden auch die Übungen wurden anspruchsvoller, so dass sie stets gefordert blieben. Ausruhen durften sie sich gerade so lange, dass sie körperlich und geistig nicht abbauten. So steigerten sie binnen kurzer Zeit ihre Leistungen deutlich, bis Captain Finque schließlich sagte:

»Privates, Rekruten, Sie schlagen sich gut. Heute ist der Tag gekommen, an dem Sie zum ersten Mal das Fahrtrainingsgelände verlassen und hinaus in die offene Landschaft dürfen. Wie Sie wissen, bedeutet ›Landschaft‹ auf Utapau vor allem eine Kombination aus schroffen Hügeln, Fels, Wüste und Schluchten. Erproben Sie den Overracer dort unter realistischen Bedingungen - vorerst allerdings ohne Waffeneinsatz.

Sie werdnen in Vierergruppen losgeschickt, um einen vorgesteckten Kurs abzufahren. Jeweils einer aus Ihrem Team erhält ein Signal, das Sie zu einem vorbestimmten Geländepunkt führt; sobald Sie diesen erreicht haben, führt ein weiteres Signal Sie zur nächsten Wegmarke, bis Sie schließlich den Zielpunkt erreichen. Die Teams haben unterschiedliche Routen, aber gleich lang und im gleichen Schwierigkeitsgrad. Wer zuerst das Ziel erreicht, ohne einen Overracer zu Schrott zu fahren, gewinnt.«


So kam etwas Würze in die Aufgabe. Jeder Soldat freute sich auf diese Fahrt und hoffte, zu gewinnen.

Wonto wäre es am liebsten gewesen, mit seinen drei Mitbewohnern in eine Mannschaft zu kommen; er war der Meinung, dass sie ein gutes Team abgaben, zudem hatten sie alle vier bisher gute Leistungen beim Fahren erbracht. Doch die Teams wurden offenbar zufällig zusammengestellt. So wurde er nur mit einem seiner Freunde zusammengewürfelt: Dem Parwan Dribiteg. Die anderen beiden waren ihnen aber auch nicht unbekannt - in der Zeit auf Utapau hatten sie bisher so gut wie jeden werdenden Scout persönlich kennengelernt. Der eine war ein Mensch namens Robin Wyte. Das einzige weibliche Mitglied ihres Teams hieß Medhi Varn und war eine weißpelzige Devaronianerin.

Sobald die Mitglieder aller Mannschaften sich untereinander vertraut gemacht hatten, erhielten jeder einen Rucksack mit Ausrüstung: Wasser, ein paar Notfallmedikamente, Kommunikationsgeräte. Außerdem befand sich eine Tagesration Nahrung in jedem Paket. Wonto hätte seine am liebsten sofort gegessen. Aber dafür waren sie bestimmt nicht gedacht - und außerdem ging es los. Captain Finque gab das Startsignal. Zehn Dutzend Soldaten liefen zu ihren Overracern, starteten die Motoren und brausten mit einem vielstimmigen Jaulen in die Wüste hinaus.

Der erste aus dem Team, der ein Signal empfing, war Dribiteg. In seinem gurgelnden Akzent rief er den anderen zu, dass sie ihm folgen sollten. Er drehte nach links ab und beschleunigte. Wonto, Robin und Medhi folgten ihm. Auch zwei andere Mannschaften flogen mit ihnen, die übrigen schlugen andere Richtungen ein. Der Weg führe sie zunächst über eine karge, von trockenrissen durchzogene Ebene. Davon abgesehen, dass sie einige große, wie ausgestreut umherliegende Felsblöcke umfahren mussten, die aber schon von weitem zu sehen waren, gab es hier keine Hindernisse. Sie konnten das Tempo ihrer Overracer bis zum Limit ausreizen. Da die Maschinen nicht gedrosselt waren, kletterte die Tachoanzeige rasch auf 600 km/h und noch ein wenig mehr. Dementsprechend legten sie in der halben Stunde, die sie unterwegs waren, gut dreihundert Kilometer zurück. Dann änderte sich die Landschaft. Sie wurde rasch hügeliger. Nun mussten sie ihr Tempo zurücknehmen, denn man konnte nicht mehr so weit vorausschauen. Anstelle einer geraden Linie flogen sie nun einen sich schlängelnden Kurs durch gewundene Täler und über flache Kuppen hinweg. Hierbei trennten sich auch die Mannschaften voneinander: Sie hatten zwar das gleiche Ziel, aber unterschiedliche Vorstellungen davon, wie dieses am besten zu erreichen war. Da Dribiteg der einzige im Team war, der das Ortungssignal empfing, wählte er für sich, Wonto und die beiden anderen die Richtung aus. Nach einer weiteren Stunde gab er jedoch ein Zeichen zum Halten.


»Was ist los?« fragte Wonto, als sie abgestiegen waren.

»Das Signal kommt nicht mehr von vorn«, antwortete der Parwan. »Wir sind am Sender vorbeigefahren.«

Er drehte seinen Overracer auf der Stelle und schaute auf den kleinen Navigationsbildschirm unter dem Lenker. Nach kurzer Zeit hatte er die passende Richtung ausgemacht.

»Da lang«, sagte er und zeigte genau nach Norden. Allerdings deutete er auf eine Reihe von kantigen Felsen die wie Türme aus dem Boden ragten. Wahrscheinlich war diese Landschaft vor langer, langer Zeit vom Wasser geformt worden.

»Die Frage ist nur: Fahren wir mitten durch dieses Gewirr, oder suchen wir einen Weg außen herum?« fragte Medhi.

Sie diskutierten kurz darüber. Wonto und die Devaronianerin sprachen sich für einen Umweg aus: Sie, weil sie befürchtete, dass sie auf dem geraden Weg so langsam voran kamen, dass sie Zeit verschwendeten, anstatt sie zu gewinnen; er, weil er nicht gerne durch dieses Gewirr von Felstürmen fliegen wollte, es war ihm zu riskant. Doch Dribiteg und Robin vertraten die Position, dass der gerade Weg der bessere war: So liefen sie weniger Gefahr, das Ziel abermals zu verfehlen. Es entwickelte sich daraus eine kurze Grundsatzdebatte darüber, wer das Sagen hatte. Wonto bekleidete den höchsten Rang, da die anderen nur Rekruten waren; allerdings war er als Private auch nicht gerade zum Anführer berufen. Sie entschieden sich dann dafür, dass derjenige, der das Signal erhielt, auch den Ton angeben musste. Und das war der Parwan.

Die drei Humanoiden schwangen sich wieder in die Sättel, Dribiteg schwebte über seinen Overracer und hielt sich mit den unteren Tentakeln daran fest. Sie gaben Gas und flogen auf das Felslabyrinth zu. Der Ortolaner stellte fest, dass er die Entfernung falsch eingeschätzt hatte: Die Steine waren weiter entfernt, als er es erwartet hatte. Dementsprechend waren sie auch größer als gedacht, und das Gleiche galt für die Abstände zwischen ihnen. Sie kamen recht gut voran; dennoch blieben sie vorsichtig und sparten ein wenig an der Geschwindigkeit. Keiner wagte es, inmitten dieser soliden Hindernisse zu rasen.

Es zeigte sich, dass Dribiteg die richtige Entscheidung getroffen hatte. Denn der Zielpunkt lag nicht jenseits der Felstürme, sondern direkt dazwischen. Das hatten sie zuvor nicht wissen können, da das Signal nur die Richtung vorgab, nicht die Distanz. Hätten sie sich entschieden, drumherum zu fahren, hätten sie viel Zeit verloren, ohne sich der Wegmarke zu nähern. Zwar wussten sie nicht, ob die anderen Teams ebenfalls den richtigen Riecher gehabt hatten, doch hofften sie, auf diese Weise etwas Zeit gutgemacht zu haben, die sie vorhin verloren hatten. Das war aber nur geraten, denn sie fanden keinen Hinweis darauf, ob die anderen schon hier gewesen waren.

Kurz nach dem Erreichen des Senders verschwand dessen Peilung von Dribitegs Bildschirm und ein paar Sekunden später sagte Robin:


»Ich bin der Nächste. Mein Signal kommt... aus Richtung West-Nord-West. Los, folgt mir - raus aus diesem Labyrinth und dann Vollgas!«

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Planetenoberfläche | Felsiges Gelände] Wonto Sluuk; Dribiteg, Medhi Varn, Robin Wyte (NPCs)
 
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Planetenoberfläche | Felsiges Gelände] Wonto Sluuk; Dribiteg, Medhi Varn, Robin Wyte (NPCs)

Robins Signal führte sie in eine ganz andere Art von Gelände. Der Boden war felsig und hatte ein flaches Profil, war aber von unzähligen größeren und kleineren Rissen und Klüften durchzogen. Manche waren nicht mehr als dunkle Linien auf dem Boden, andere jedoch maßen zwanzig Meter oder mehr. Diese Risse verzweigten sich untereinander, überschnitten sich oder verliefen über weite Strecken parallel. Wonto - einem Städter - fehlte jede Phantasie, sich vorzustellen, wie diese eigentümliche Landschaft entstanden sein könnte. Für die Speederbikes stellten die meisten Kluften kein Hindernis dar: Man konnte einfach darüber hinwegbrausen. Allerdings war es recht schwierig, bei hohen Geschwindigkeiten zu beurteilen, wie breit wohl die nächste Spalte war. Man verschätzte sich leicht und erwartete einen Riss von drei Metern breite, obwohl er das Fünffache maß, womit ein Überfliegen schon riskant werden konnte. Nach einem Beinahe-Unfall von Dribiteg entschieden sich die Piloten für zwei Maßnahmen: Erstens gingen sie hinauf auf die maximale Flughöhe von 25 Metern, auch wenn das den Treibstoffverbrauch deutlich erhöhte. Das verschaffte ihnen bessere Übersicht und ein Absacken über einem tiefen Graben musste sie nicht gleich auf den Erdboden schmettern. Außerdem reduzierten sie das Tempo, auch wenn keiner von ihnen glücklich darüber war, auf so flachem Land nicht Vollgas geben zu können. Da man ihnen aber bewusst kein Kartenmaterial mitgegeben hatte und die leistungsschwachen Sensoren der Overracer nicht allzu weit nach vorne blicken konnten, wäre jede Entscheidung, einen anderen Weg zu suchen, mit vielen Risiken verbündet gewesen. Also Augen zu und durch - im Schneckentempo.

Nachdem sie diese Ebene hinter sich hatten, erreichten sie eine sandige Ebene. Sie war von unterschiedlich großen Kratern übersät, die offenbar von Bombardierungen vergangener Zeiten herrührten - schließlich befanden sie sich auf einem Truppenübungsplatz. Hier konnten sie nun endlich beschleunigen und die Overracer an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit treiben. Die Wüste brauste unter ihnen hinweg. Eine Gruppe großer Reptilien war beim Vorbeiflug kaum zu erkennen, ebenso wie ein paar alte Panzerwracks, die wohl als Ziele gedient hatten oder noch immer dienten. Sie flogen um ein Vielfaches schneller als der Wind, der an ihren Kleidern riss.

Wonto Sluuk genoss die wilde Fahrt. Er fühlte sich dabei wohl und frei. Notgedrungen hielten die Piloten Funkstille, da sie beim Brausen des Fahrtwindes ohnehin kein Wort verstanden hätten. An die Steuerung der Overracer hatten sie sich mittlerweile gewöhnt, so dass die Fahrt keine hohe Konzentration erforderte. Da er auch einfach nur Robin folgen und nicht selbst navigieren musste, konnte er sich einige Minuten völliger geistiger Leere erlauben. Wie angenehm, den Kopf einmal frei zu bekommen. So widersprüchlich es auch war: Die über 500 km/h schnelle Fahrt, bei der viele wohl vor Angst fast gestorben wären, wirkte entspannend auf den Ortolaner.

Sie fanden den zweiten Sender schließlich am Rand dieser Wüste in einem tiefen Krater. Auch diesmal hätten sie das Ziel beinahe verfehlt, da sie die hoch aufgeworfenen Kraterränder eigentlich umfahren hätten, doch merkten sie es rechtzeitig und verloren so keine Zeit. An der flachsten Stelle stiegen sie über die sandigen Hänge hinweg und flogen dann hinunter in den tiefen Kessel. Wonto fragte sich, was für ein Kaliber von Bombe oder Torpedo hier wohl explodiert war; jedenfalls gehörte sie nicht zu den kleinsten im Arsenal der Neuen Republik. Unten im Tal erlosch Robins Signal und ein neues erwachte: Diesmal auf dem kleinen Display unter Wontos Lenker.


»Wie's aussieht, habe ich jetzt das Kommando«, sagte er. »Nach Süden also.«

Obwohl wahrscheinlich selbst so manches Spezialfahrzeug Mühe gehabt hätte, die steilen, aus losem Material bestehenden Hänge hinaufzukriechen, stellte das für die Speederbikes mit ihren Repulsoren fast kein Problem dar: Die Beschaffenheit des Untergrundes war ihnen ziemlich egal. Rasch bewältigten sie die Steigung und bewiesen damit wieder einmal ihre Vielseitigkeit. Als sie oben angekommen waren, deutete Dribiteg mit einem Tentakel nach Süden und rief etwas, das die anderen nicht verstanden. Sie blickten in diese Richtung und sahen eine Gruppe von dunklen Punkten, die sich rasch dem Horizont näherte und dabei eine Staubwolke hinter sich her zog.

»Ein anderes Team«, stellte Medhi Varn fest. »Sie waren schneller als wir!«

»Nur wenn sie denselben Kurs haben«, erwiderte Robin. »Es könnte auch ihre erste Station gewesen sein.«

»Oder schon die dritte«, warf Private Sluuk ein. »Also vorwärts. Lasst uns keine Zeit verlieren.«

Er gab seinem Bike die metaphorischen Sporen und beschleunigte auf Süden zu. Hinter der Wüste, im bräunlichen Dunst von Utapaus staubgeschwängerter Atmosphäre, ragte eine Reihe schroffer Gipfel in den Himmel. Offenbar jagte man sie durch jede Art von Gelände, das der Planet zu bieten hatte.

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Planetenoberfläche | Wüste] Wonto Sluuk; Dribiteg, Medhi Varn, Robin Wyte (NPCs)
 
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Planetenoberfläche | Wüste | Gebirgsrand] Wonto Sluuk; Dribiteg, Medhi Varn, Robin Wyte (NPCs)

Mittlerweile kannte Wonto Sluuk die Denkweise derer, die sich diese Speeder-Schnitzeljagd erdacht hatten, gut genug, um zu wissen, dass der direkte Weg nicht immer der beste war. Daher leitete er die Gruppe, die bis zur nächsten Wegmarke nun er anführte, nicht auf geradem Kurs in die Berge hinein. Sobald sie die ersten Ausläufer der schroffen Gipfel erreichten, schwenkte er nach Westen ein, um einige Kilometer an der Bergkette entlangzufahren. Schließlich fand er, was er gesucht hatte, ohne zu wissen, ob es wirklich da war: Einen tiefen Einschnitt im Gebirge, den über lange Zeit hinweg ein Fluss ausgewaschen haben musste. Da der Canyon scharfe Biegungen machte, konnten sie nicht weit hinein blicken, aber es sah so aus, als wäre er ziemlich lang. Vielleicht reichte er sogar bis zu ihrem nächsten Ziel.

»Was meint ihr?« fragte er seine Kameraden - er hatte anhalten lassen, um sich mit ihnen zu beraten. »Die Richtung könnte ungefähr stimmen. Auf jeden Fall kommen wir da bestimmt besser voran, als wenn wir uns Pfade zwischen den Gipfeln suchen.«

Die anderen pflichteten ihm bei. Die Aussicht, im Schritttempo zwischen Felsnadeln und Abhängen dahinzukriechen, war nicht verlockend. Lieber nahmen sie die Gefahr in Kauf, dass der Canyon sie in die Irre führen könnte. Dabei verloren sie nichts anderes als Zeit. Zwar hatten sie schon den Ehrgeiz, das Rennen gewinnen zu wollen, aber niemand hatte einen Preis ausgelobt oder den Verlierern Repressalien angedroht - also gab es nichts zu verlieren. Sie schwangen sich wieder in die Sättel und brausten los, in die Schlucht hinein.

Schnell zeigte sich, dass sie noch länger und tiefer war, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Während sie über einigermaßen ebenen, vom rundgeschliffenem Geröll eines Flussbettes bedeckten Untergrund dahinflogen, ragten die steilen Felswände neben ihnen teilweise weit über hundert Meter in die Höhe. Hier unten war es dunkel und teilweise ziemlich eng. Dennoch hatte Wonto kein Problem damit, sein Speederbike unter diesen Umständen zu steuern. Es erinnerte ihn an die Straßenschluchten von Coruscant, in denen in nicht allzu ferner Vergangenheit mit seinen Freunden Rennen gefahren hatte. Allerdings war er heute bei weitem kein so leichtsinniger Fahrer mehr wie damals als Teenager. In schnellem, aber nicht unangemessenem Tempo leitete er sein Team zwischen den Hindernissen hindurch.

Als die Situation von einem Moment auf den anderen aus dem Ruder lief, wusste niemand, woran es eigentlich lag. Plötzlich lag Robin Wyte in einer Schutthalde, einige Dutzend Meter vom rauchenden Wrack seines Overracers entfernt. Die anderen drei bremsten rabiat und wendeten ihre Bikes schlitternd, um zu ihm zurückzufliegen. Medhi und Wonto sprangen ab, während es bei Dribitegs schwebender Fortbewegungsart eher so aussah, als setzte er die Fahrt ohne seinen Speeder fort. Alle drei eilten so schnell sie konnten zu dem Menschen, der, wie man schon auf den ersten Blick sehen konnte, in schlechter Verfassung war. Er blutete und seine Glieder waren verdreht, zudem war er ohne Bewusstsein. Zuerst dachte Wonto, er wäre bei dem Sturz gestorben.


»Er lebt!« sagte die Devaronianerin, nachdem sie seinen Puls gefühlt hatte. Kleine Flecken seines Blutes hingen nun im weißen Fell ihrer Handrücken und -gelenke.

Wonto fiel ein Stein vom Herzen. Offenbar hatte sein Helm dem Soldaten das Leben gerettet. Er würde seinen eigenen Kopfschutz in Zukunft mit anderen Augen sehen.


»Wie schlimm ist es?« fragte er.

»Weiß nicht, bin kein Sani. Aber solange er ohnmächtig ist und ihm Blut aus der Nase läuft, kann's nicht ungefährlich sein. Wir müssen sofort Hilfe holen!«

Das einzige, was Wonto zum Leiter der Vierergruppe machte, war die Tatsache, dass er im Moment als einziger das nächste Ortungssignal empfing. Sein Rang war höher als der der drei Rektruten, aber das gab ihm - einem einfachen Private - keine Befehlsgewalt über sie. Und die Erfahrungen, die er an der Front gemacht hatten, qualifizierten ihn nicht als Anführer in dieser Situation. Dennoch zögerte er nicht, Verantwortung zu übernehmen.

»Dribiteg, du rufst Hilfe. Wir versuchen ihm zu helfen, so gut wir können. - Halt, nicht!« rief er, als Medhi den Verunglückten vorsichtig zu bewegen begann.

»Ich will ihn nur in stabile Seitenlage bringen!«

»Und wenn seine Wirbelsäule verletzt ist? Wir könnten ihn umbringen oder für den Rest seines Lebens lähmen, wenn wir jetzt an ihm herumzerren. Am besten bewegen wir ihn gar nicht.«

»Und wie willst du ihm dann helfen?«

»Ich bekomme keine Funkverbindung!« rief der Parwan, bevor Wonto antworten konnte.

Daran waren mit Sicherheit die steilen Felswände schuld. Das rötliche Gestein schluckte ihre Funkwellen, so dass kein Signal nach draußen dringen oder zu ihnen gelangen konnte.


»Aber wir brauchen unbedingt einen Medi-Transporter! Wenn wir hier keinen Empfang haben, muss einer von uns aus dem Canyon raus«, bestimmte der Ortolaner. Doch als Dribiteg gerade schon aufsteigen wollte, korrigierte er sich: »Nein, fahr auf keinen Fall allein! Medhi, du begleitest ihn!«

Beide warfen ihm fragende Blicke zu und machten den Eindruck, als wollten sie widersprechen.

»Ihr müsst unbedingt zu zweit fahren. Wenn Dribiteg alleine unterwegs ist und ihm etwas passiert, bekommen wir es überhaupt nicht mit - dann bekommt keiner von beiden Hilfe. Also los, lasst uns keine Zeit mit Debatten verschwenden. Ich kümmere mich um Robin, so gut ich kann.«

Medhi Varn nickte und lief zu ihrem Overracer. Mit lautem Aufheulen starteten die Maschinen, hoben sich über das Geröll und preschten mit rasantem Tempo davon, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Schon nach zwei Sekunden waren sie um die nächste Biegung verschwunden.

Wonto tat, was er konnte, um Robin zu helfen. Er schob ihm mit äußerster Vorsicht ein Stück Stoff unter den Kopf, damit er nicht direkt auf dem harten Felsen liegen musste. Dann desinifizierte und verklebte er die Wunden: Die äußeren Verletzungen hielten sich in Grenzen, der Blutverlust war nicht besonders hoch. Mehr Sorgen machte er sich aber um das, was im Inneren des menschlichen Körpers alles zerstört sein könnte. Binnen kurzer Zeit bildeten sich am ganzen Körper - zumindest an allen Stellen, die Wonto freigelegt hatte - blauviolette Blutergüsse. Nicht nur ein Arm war offensichtlich gebrochen, sondern auch der Brustkorb sah unnormal aus und fühlte sich so an, als der Ortolaner dort Bactapflaster anbrachte. Besonders besorgniserregend war aber, dass Robin in keinster Weise auf die Behandlung reagierte. Er zuckte und stöhnte nicht einmal, wie es Wonto trotz der Ohnmacht vermutet hätte. Es war, als ginge es den Mann überhaupt nichts an, was mit seinem Körper gemacht wurde. Der Private befürchtete, der arme Kerl könnte durch eine Hirn- oder Rückenmarksverletzung vollständig gelähmt worden sein. Aber er hatte keine Möglichkeit, das festzustellen oder irgendetwas auszuschließen.

Letztlich blieb ihm nichts anderes mehr zu tun, als beruhigend auf den mit einer silberfarbenen Isolierplane bedeckten Bewusstlosen einzureden, ihm das beständig fließende Blut unter der Nase wegzuwischen, von Zeit zu Zeit mit einem Schluck Wasser die Lippen zu befeuchten und regelmäßig zu prüfen, ob er noch Puls hatte. Er fühlte sich machtlos. Jede verstreichende Minute kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Mehrfach rechnete er aus, wie lange es wohl dauern würde, bis Dribiteg und Medhi Retter alarmiert hatten und mit diesen zurückkehrten; dabei kam er zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Seit dem Unfall war fast eine Stunde verstrichen, als endlich ein Turbinengeräusch davon kündete, dass Hilfe unterwegs war. Er blickte auf und sah einen Tiefflug-Angriffstransporter, das sich in den Canyon herabsenkte. Noch bevor er ganz gelandet war, schob sich die breite Seitentür auf und drei Sanitäter oder Notärzte sprangen heraus, um sich um den Verletzten zu kümmern. Wonto trat beiseite - er konnte nichts beitragen, was sein Gefühl der Machtlosigkeit nur weiter unterstich. Er bemerkte kaum, dass Dribiteg und Medhi an seine Seite traten: Sie mussten ebenfalls mit dem Kanonenboot angekommen sein.

Kurz darauf kam ein zweites Flugzeug an und spuckte ein kleines Heer von Technikern aus, welche die Unfallstelle und das Overracer-Wrack genauestens untersuchten. Sie scheuchten die drei Soldaten mehrfach beiseite, bis diese sich in das zuerst gelandete Kanonenboot setzten, wo sie niemandem im Weg waren. Nach insgesamt zehn Minuten war Robin, der nun eine Schiene am Arm und eine feste Krause um den Hals trug, auf eine Repulsortrage verladen und wurde ins Innere des Transporters gebracht. Die drei machten den Sanitätern Platz, blieben aber an Bord. Das LAAT erhob sich in die Lüfte und stieg in steilem Winkel hinauf bis über den Rand des Canyons, dann beschleunigte es in Richtung Südwesen und flog mit hoher Geschwindigkeit auf Fort Nos zu, wo Robin Wyte im Militärkrankenhaus hoffentlich die Hilfe bekam, die er brauchte, um wieder gesund zu werden.

Für Dribiteg, Medhi und Wonto, vor allem aber für Robin, endete der Ausflug auf völlig andere Weise als erhofft.


[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Luftraum | Rückflug nach Fort Nos | LAAT] Wonto Sluuk; Dribiteg, Medhi Varn, Robin Wyte (NPCs)
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Militärkrankenhaus] Wonto Sluuk; Dribiteg, Medhi Varn (NPCs)

Wonto Sluuk, Dribiteg und Medhi Varn folgten Robin Wytes Trage, soweit es möglich war. Da sie sich unmittelbar im Schlepptau der Sanitäter hielten, kamen sie ziemlich weit in das Militärkrankenhaus hinein, ohne aufgehalten zu werden. Vor einem Operationssaal war jedoch Schluss. Ein Wachmann drängte sie zurück und die Tür fiel vor ihnen zu. Sie erhielten die unmissverständliche Anweisung, einen Wartebereich ein Stockwerk tiefer aufzusuchen. Dort saßen sie eine ganze Weile schweigend beieinander und hofften auf Nachricht von ihrem verletzten Kameraden.

Nach einer Stunde, in der sie nichts von Robin hörten oder sahen, hielt Wonto die Warterei nicht länger aus. Er zog los, um etwas zu essen zu suchen, und wurde schließlich fündig. Ein Getränke- und Süßwarenautomat schien genau das Richtige zu sein, um sich ein wenig abzulenken. Er hatte kein Kleingeld in den Taschen der Arbeitsuniform, in der die Gefreiten und Rektruten zu ihrer Trainingsfahrt aufgebrochen waren, aber zum Glück gab sich das Gerät auch mit seiner Dienstnummer zufrieden, um das Geld abzubuchen. Auf diese Weise erbeutete er mehrere Büchsen mit stark zuckerhaltigen Softdrinks und einen ganzen Arm voll ähnlich ungesundem Zuckerzeug. Er bückte sich gerade umständlich nach einem Riegel, den er fallen gelassen hatte, als zwei bekannte Personen um die Ecke kamen: Benji Ross und Tru Lexes. Der Mensch und der Omwati stellten besorgte Mienen zur Schau, waren aber sichtlich erfreut, Wonto hier zu treffen.


»Gut dich zu sehen«, sagte Benji. »Wir sind ganz schön erschrocken, als wir gehört haben, dass einer aus eurem Team verletzt wurde. Alles okay bei dir? Und wo ist Dribiteg

Wonto war nicht ganz sicher, was er auf die erste Frage antworten sollte. Natürlich war nicht alles okay. Einer seiner Kameraden, für den er verantwortlich gewesen war, wäre beinahe gestorben und seit geraumer Weile erhielten sie keine Nachricht, wie es um ihn stand. Im Angesicht des schlimmen Unfalls war ihm der Schreck in alle Glieder gefahren, so dass der Hunger nur einen geringen Anteil an seinen weichen Knien hatte. Nichts war in Ordnung. Aber vermutlich zielte Benjis Frage eher darauf ab, ob er Verletzungen erlitten hatte, und das war nicht der Fall.

»Mir geht's gut«, sagte er. »Und Dribiteg auch. Aber Robin Wyte hat's schlimm erwischt. Er war immer noch bewusstlos, als sie ihn eingeliefert haben.«

»Was genau ist denn passiert?« fragte Tru.

Der Ortolaner vermutete, dass sein Zimmergenosse sich vor allem für die technischen Aspekte interessierte. Wahrscheinlich hätte er am liebsten sofort eine Holosimulation des Geschehens erzeugt. Aber mit echten Fakten konnte er nicht dienen.


»Keine Ahnung. Niemand hat's gesehen. Er hat irgendwie die Kontrolle verloren und wurde aus dem Sattel geschleudert, in ein Geröllfeld. Aber ob es ein Pilotenfehler war oder ein technischer Defekt, kann ich nicht sagen.«

»Lass nur, ist nicht so wichtig«, sagte Ross und warf Tru Lexes dabei einen streng mahnenden Seitenblick zu. Obwohl seine massige Statur es nicht vermuten ließ, war er sensibler als der geschmeidige, feingliedrige Omwati. »Wonto hat offensichtlich Hunger; lass ihn erstmal in Ruhe essen.«

Sie nahmen ihm einen Teil seiner ›Beute‹ ab und kehrten mit ihm gemeinsam zu dem Wartebereich zurück, in dem Medhi und Dribiteg noch immer saßen. Die Devaronianerin hatte keinen Appetit und lehnte müde dankend ab, alle anderen griffen aber gerne mit zu, das meiste aß jedoch Wonto, und noch immer fühlte sich das Loch in seinem Magen nicht gestopft an. Er überlegte gerade, ob er noch einmal losgehen und sich einen Nachschlag etwas anderes holen sollte, als ein Wachmann zu ihnen kam.

»Sind Sie diejenigen, die mit Recruit Wyte gekommen sind?« fragte er. Als sie bejaten, blickte er sie auf schwer zu ergründende Weise an, und sagte: »Kommen Sie bitte mit.«

Sie folgten ihm alle fünf durch die Korridore des Militärkrankenhauses. Zu ihrer Verwunderung führte er sie in ein kleines Zimmer, in dem es außer ein paar Stühlen und einem Pult nichts gab. Womöglich handelte es sich um einen Gruppentherapieraum oder etwas Ähnliches. Dort warteten zwei Personen (sofern man die zweite als solche betrachten wollte): Captain Chloe Finque, ihre Ausbilderin, sowie ein mattbraun lackierter Droide einer Serie, die Wonto nicht kannte.

»Setzen Sie sich«, gebot die kahlköpfige Menschenfrau, nachdem sie den Gruß der Soldaten entgegengenommen hatte.

»Es wird Sie sicher freuen zu hören, dass Robin Wyte außer Lebensgefahr ist«, gab sie endlich die lang ersehnte Antwort auf die Frage, die sie alle am meisten beschäftigte. »Mehr kann ich Ihnen über seinen Zustand nicht sagen. Die Mediziner kümmern sich noch um ihn. Ich habe Sie hergerufen, um aus erster Hand zu erfahren, was da draußen vorgefallen ist.«

Nacheinander und durcheinander berichteten Dribiteg, Wonto und Medhi von der Trainingsfahrt, dem Unfall und den Maßnahmen, die sie daraufhin ergriffen hatten. Tru und Benji, die nicht dabei gewesen waren, konnten natürlich nichts beitragen, obwohl der Omwati sich hier und da bemühte, ein paar technische Fakten des Overracers einzustreuen, wo es ihm hilfreich erschien. Die Aufgabe des Droiden bestand offensichtlich darin, die Aussagen zu Protokoll zu nehmen, während Finque nur zuhörte und ab und zu eine Frage stellte. Als die drei schließlich verstummten, weil ihnen nichts mehr einfiel, sagte sie:

»Das wäre erst einmal alles. Sie dürfen wegtreten. Gehen Sie in Ihre Quartiere.«

Wonto erschrak: »Heißt das, wir stehen unter Arrest?«

»Ganz und gar nicht. Es heißt, Sie sehen alle aus, als könnten Sie ein paar Stunden Schlaf vertragen.«

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Militärkrankenhaus] Wonto Sluuk; Dribiteg, Tru Lexes, Benji Ross, Medhi Varn, Captain Finque (NPCs)
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos] Wonto Sluuk; Captain Finque (NPC), Soldaten

Am nächsten Tag sprach sich herum, dass Robin Wyte zwar außer Lebensgefahr war, doch war für ihn die Ausbildung gelaufen, ebenso wie der Militärdienst. Sobald er einigermaßen genesen war, würde man ihn aus der Armee entlassen und nach hause schicken. In welchem Zustand er dann sein würde, darüber gab es viele Spekulationen. Die schlimmste Möglichkeit - dass er für immer verkrüppelt bleiben und somit kaum eine Chance haben würde, seinem Leben doch noch eine gute Richtung zu geben - wollte Wonto gar nicht hören. Er wusste, dass er nicht schuld an dem Unfall war, der mit Sicherheit auf einen technischen Defekt oder einen Fahrfehler des jungen Menschen zurückging. Er hatte die Sache von allen Seiten durchdacht (anstatt in dieser Nacht zu schlafen) und nichts gefunden, was er anders hätte machen können, um das Unglück zu vermeiden. Trotzdem fühlte er sich irgendwie verantwortlich für den Rekruten. Er hätte ihn gerne gleich am Morgen besucht, doch das war bisher nicht möglich. Also musste er das Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

An diesem Tag waren die Soldaten wieder auf dem Schießplatz. Sie trainierten mit dem Mark-II-Repetierblaster, einer Waffe, die bei Scouteinheiten eigentlich nur sehr selten zum Einsatz kam. Da es jedoch Ausnahmen gab, in denen es vor allem auf Feuerkraft und nicht auf Heimlichkeit ankam, mussten sie die Technik zumindest grundlegend beherrschen. Da sie oft in kleineren Gruppen operierten als die leichte und schwere Infanterie, musste jeder Einzelne sich auf den Umgang mit verschiedenster Ausrüstung verstehen, um im Notfall möglichst viele unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen zu können. Allerdings mussten sie, bevor die Übung begann, eine ungewöhnlich lange Sicherheitsbelehrung über sich ergehen lassen. Wonto vermutete, dass der Unfall am Vortag der Grund dafür war, dass ihre Ausbilder es heute genauer nahmen und lieber kein Risiko eingingen. Es kam nicht zu einem Unfall mit dem Mark-II und auch sonst zu keinen ungewöhnlichen Vorfällen. Eigentlich machte es sogar Spaß, mit dem lauten, schweren Gerät auf stationäre und bewegliche Zielscheiben zu schießen. Noch war es Spiel - in naher Zukunft konnte es tödlicher Ernst werden. Doch die Front schien für den Ortolaner weiter weg denn je zu sein.

Am Abend ließ man ihn zu Robin vor, der mittlerweile bei Bewusstsein und ansprechbar war. Sie sprachen nicht viel miteinander: Der Mensch war noch ziemlich schwach und der Ortolaner wusste kaum, was er ihm sagen sollte. So saß er einfach eine Weile an dem Krankenbett und versuchte, ihm das Gefühl zu geben, dass er mit dieser Sache nicht allein war. Als die Besuchszeit endete und er von einer reptiloiden Schwester ziemlich rüde nach draußen geschickt wurde, war er nicht sicher, ob ihm das tatsächlich gelungen war.


»Ladies and Gentlemen«, begrüßte Captain Finque die Rekruten und Privates am darauffolgenden Tag,»heute beginnt ein weiterer Abschnitt der Ausbildung. In den kommenden Wochen werden Sie das, was Sie bisher gelernt haben, in der Praxis umsetzen. Sie werden eine Reihe von Übungen und Manövern absolvieren, die alle dazu dienen, Sie möglichst realitätsnah auf Ihre künftigen Aufgaben vorzubereiten. Die erste Übungsmission beginnt hier auf Utapau, Sie werden jedoch auch andere Planeten besuchen, um unter den unterschiedlichsten Bedingungen zu trainieren.«

Das war ein Teil, auf den Wonto sich nicht besonders freute. Er hatte es schon in der Ausbildung gehasst, von einer Klimazone in die andere zu stolpern. Allerdings hatte der Kriegsalltag ihn gelehrt, wie wichtig es war, auf möglichst viele Situationen vorbereitet zu sein. Die urbane Landschaft von Denon und die fremdartigen Dschungel von New Plympto waren echte Herausforderungen gewesen. Und als Scout war es natürlich um so wichtiger, sich auch in unbekanntem Terrain zurechtzufinden.

»Um Elf-Hundert starten Transporter, um sie in Gruppen zu jeweils acht Auszubildenden, angeführt von einem erfahrenen Unteroffizier, auf dem Übungsgelände abzusetzen. Sie haben zunächst die Aufgabe, sich dort zu orientieren, mit den Mitteln, die Ihnen bei jedem Einsatz zur Verfügung stehen, einzurichten und mit der Umgebung vertraut zu machen. Dann werden Sie weitere Befehle erhalten.«

Sie gab noch ein paar Anweisungen und entließ die Männer und Frauen dann, damit diese sich mit der nötigen Ausrüstung versehen konnten. Doch als Wonto sich soeben abwandte, um gemeinsam mit den anderen zu seiner Unterkunft zu gehen und vom Trainingsanzug in die Kampfausstattung zu wechseln, hörte er hinter sich:

»Private Sluuk, warten Sie!«

Er drehte sich zu Captain Finque um und nahm Haltung an:

»Zu Befehl, Ma'am.«

»Ist Recruit Wyte ein Freund von Ihnen?«

Er musste kurz überlegen, bevor er die Frage beantworten konnte:

»Äh, nein, Captain. Ehrlich gesagt weiß ich fast nichts über ihn. Vor dem... bevor wir zusammen gefahren sind, kannte ich ihn nur vom Sehen.«

»Trotzdem haben Sie gleich gestern morgen ziemlich hartnäckig versucht, zu ihm vorgelassen zu werden, und gestern abend zwei Stunden in seinem Zimmer verbracht. Wieso?«

Wieder kam die Antwort zögerlich. Zu der Tatsache, dass er sich diese Frage selbst noch nicht gestellt hatte und überrascht von ihr war, kam die Befürchtung, dass dieses Gespräch irgendwie auf eine Rüge oder Standpauke hinauslaufen würde. Er war sich aber keiner Schuld bewusst.

»Naja, ich schätze, ich habe mich verantwortlich gefühlt. Ich habe unsere Gruppe geführt, als das passiert ist.«

»Ich verstehe.« Die Menschenfrau musterte ihn mit einem Blick, der bis in seine Seele einzudringen schien, während nun sie einen Moment überlegte, bevor sie weitersprach: »So wie ich die Sache sehe, haben Sie in der Extremsituation gut reagiert, Private. Sie haben die Kontrolle übernommen und einen kühlen Kopf behalten.«

›Wenn Sie wüssten‹, dachte er. Er erinnerte sich gut an das emotionale Chaos, das in ihm geherrscht hatte, während er Robin Wyte versorgt und auf die Hilfe gewartet hatte. Aber immerhin: Er hatte ihn versorgt, und er hatte sich darum gekümmert, dass Hilfe kam.

»Robin Wyte geht es den Umständen entsprechend gut, weil seine Kameraden richtig reagiert haben. Und das war vor allem deshalb der Fall, weil Sie die Verantwortung auf sich genommen haben und ihr auch gerecht geworden sind.

Sie sind nicht nur hier, um den Umgang mit neuer Ausrüstung und das Überleben in Wäldern und Wüsten zu lernen, sondern auch, damit wir Ihren Neigungen und Fähigkeiten auf den Grund gehen können. Nach dieser Leistung werden wir Sie im Auge behalten, Private. Wegtreten.«


›Super‹, dachte Wonto, als er zu den Unterkünften lief. ›Noch mehr Druck.‹

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Unterkünfte] Wonto Sluuk; Soldaten
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Unterkünfte] Wonto Sluuk; Soldaten

Im ersten Moment empfand Wonto Sluuk die Ankündigung, dass man ihn genau im Auge behalten und nach Führungsqualitäten Ausschau halten würde, als eine Art Drohung. Er spürte schon den strengen, musternden Blick seiner Ausbilder im Nacken, und das war ein Gefühl, das er gar nicht mochte. Doch während er seine Ausrüstung für die bevorstehende Übung zusammensammelte, dachte er darüber nach und merkte schließlich, dass Captain Finques Worte vor allem eine Belobigung gewesen waren. Sie hatte ihm bescheinigt, dass er in einer extremen Situation besonnen gehandelt und damit einem Kameraden vielleicht das Leben gerettet hatte. Das war ein Kompliment, auf das er stolz sein durfte. Sein Selbstbewusstsein, das seit dem Tod von Lyshaa Duare auf Denon spürbar angeschlagen gewesen war, erhielt dadurch einen gewissen Auftrieb. Seit jenem schrecklichen Vorfall hatte er sich Vorwürfe gemacht. Wenn er über seine Rolle als Soldat nachgedacht hatte, war immer wieder dieses Bild einer jungen Frau hochgekommen, die seinetwegen gestorben war, weil er sich selbst überschätzt und eine dumme Entscheidung getroffen hatte. Dieses Bild gab es noch immer, doch jetzt wurde es zumindest teilweise vom Gesicht des Rekruten Robin Wyte überlagert, dem er hatte helfen können - weil er diesmal die Lage richtig eingeschätzt und dementsprechend gehandelt hatte. Vielleicht hatten sich die Dinge geändert. Vielleicht war er nicht nur etwas älter, sondern auch reifer geworden in den Kriegsmonaten. Natürlich konnte nichts und niemand Lyshaa wieder lebendig machen. Aber vielleicht war er auf einem guten Weg, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholte. Womöglich war er nun tatsächlich an der Zeit, wieder mehr Verantwortung zu übernehmen. Seine freiwillige Versetzung von den Spezialkräften zur leichten Infanterie, die eine Degradierung zum einfachen Private mit sich gebracht hatte, war aus damaliger und auch heutiger Sicht die richtige Entscheidung gewesen - aber das musste ja keine Einbahnstraße sein. Vielleicht hatte er seine selbst auferlegte Strafe mittlerweile verbüßt? Darüber musste er nachdenken.

Während er das tat, zog er seinen Kampfanzug an, packte weitres Equipment in seinen Rucksack und ging dann los, um sich eine Waffe abzuholen. Scharfe Blaster bekamen sie nicht: Natürlich nicht - ihnen stand eine Übung bevor, auf einem stark befestigten Planeten weitab der Front. Aber anstelle eines Gewehrs ohne Energiezelle, das nur dazu dienen konnte, das Gewicht der normalen Gefechtsausrüstung zu simulieren, erhielt er etwas, das er seit der Grundausbildung nicht mehr in der Hand gehabt hatte: Einen Übungsblaster. Die Waffe sandte keinen glühenden Plasmastrom aus, sondern eine leuchtende Gasladung - ungefährlich für Personen und Material, aber mit ähnlicher Reichweite wie ein echter Blaster. Dazu gehörten Sensoren, die auf dem Körper getragen wurden und einen Treffer mit so einer Waffe registrierten. Wonto konnte zwei und zwei zusammenzählen und sich daher denken, dass ihnen nicht nur ein Geländemarsch oder Überlebenstraining bevorstand, sondern auch ein simuliertes Gefecht. Denn solche Ausrüstung wurde nur benötigt, wenn man auf andere schießen und auch von ihnen beschossen werden sollte. Gemäß der Anweisung des Magazindroiden, der ausdrücklich darauf hinwies, dass die Sensoren während der gesamten Übung nicht abgenommen werden durften, schnallte er sich diese um. Mit geschultertem Gewehr verließ er die Waffenausgabe.

Er hatte noch ein paar Minuten, um zum Flugfeld zu kommen. Die nutzte er auf die beste Weise, die ihm einfiel: Er aß, soviel er konnte. Jede Kalorie konnte er gebrauchen, denn er ging davon aus, dass während der Übung wieder einmal kaum Zeit für geregelte Mahlzeiten sein würde. Also holte er sich so viel und nahrhafte Nahrung wie möglich und stopfte sie in beachtlicher Geschwindigkeit in sich hinein. Menge und Tempo hätten einem Humanoiden wahrscheinlich den Magen umgedreht, doch für Ortolaner, deren Drang zur ständigen Nahrungsaufnahme fast so stark war wie ihr Überlebens- und Fortpflanzungstrieb, war es eine reine Wohltat. Als er schließlich die startbereiten LAAT erreichte, hatte er noch die verschiedenen Aromen auf der Zunge und den Geruchsrezeptoren seiner röhrenförmigen Finger.

Es war Punkt elf Uhr, als er als letzter in den Transporter stieg - wenige Sekunden später hob er ab, gefolgt von den anderen Maschinen. Jede von ihnen war mit knapp vierzig Personen fast voll belegt. Die Schießscharten waren geschlossen, nur ein paar weiße und rote Lampen beleuchteten den Innenraum. Der Motorenlärm übertönte die meisten Geräusche von draußen, aber dank seines guten Gehörs und der Tatsache, dass er selbst bereits solche Transporter geflogen hatte, kannte er sie gut genug, um die Geräuschkulisse einigermaßen zu filtern und Veränderungen wahrzunehmen. Am Anfang waren es noch vier LAATs gewesen, die in kurzer Entfernung zueinander aus der Doline aufgestiegen waren, doch dann hatten sie sich getrennt. Nun waren die anderen weit genug entfernt, dass ihr Dröhnen nicht mehr zu diesem hier drang. Wahrscheinlich waren sie in unterschiedliche Richtungen aufgebrochen.


»Hey Wonto - sieht aus, als wären wir mal wieder im selben Team!« sagte Medhi Varn. Obwohl die weißhaarige Devaronianerin eigentlich eine auffällige Erscheinung war, bemerkte der Private ihre Anwesenheit erst jetzt.

»Was für'n Team?« fragte er mit lauter Stimme, um die Triebwerke und Repulsoren zu übertönen.

Zur Antwort deutete sie auf die Sensoren auf ihrer Brust. Zuerst bemerkte er nichts Auffälliges - sie sah genauso aus wie seine. Aber dann stellte er fest, dass es genau dieser Umstand war, auf den sie ihn aufmerksam machen wollte. Denn nicht jeder im Passagierraum des LAAT trug eine Sensorplatte mit orangener Umrandung: Die vieler anderer war grün, pink oder weiß. Finque hatte ja angekündigt, dass sie in Gruppen zu je acht Personen aufgeteilt werden sollten, angeführt jeweils von einem Unteroffizier. Offenbar hatte man diese Aufteilung bereits vorgenommen und sie dabei farbig markiert. Nun sah Wonto sich genauer um - er wollte erfahren, ob noch mehr seiner näheren Bekannten an Bord waren und ob sie mit oder gegen ihn arbeiten würden. Er entdeckte zu seiner Freude auch Benji Ross und Tru Lexes in der Maschine. Während Tru aber zu den Weißen gehörte, war Ross ebenfalls ein Orangener. Die anderen kannte er zumeist dem Namen nach, aber sie zählten nicht zu seinen Freunden. Das konnte sich aber gerne ändern, wenn es nach ihm ging.

[Utapau-System | Truppenübungsplatz | Luftraum | LAAT]Wonto; Benji Ross, Tru Lexes, Medhi Varn, Soldaten (NPCs)
 
[Utapau | Truppenübungsplatz | Luftraum | LAAT] Wonto; Benji Ross, Tru Lexes, Medhi Varn, Soldaten (NPCs)

Nach einer Flugdauer von etwas über zwanzig Minuten landete das LAAT/i auf einem felsigen Plateau. Die Seitentür fuhr aus und eine Frau in der Uniform eines Master Sergeant rief über den Lärm hinweg:

»Team Weiß, absitzen!«

Tru Lexes lächelte Wonto Sluuk und Benji noch einmal zu, dann schnappte er seine Ausrüstung und sprang zusammen mit der Unteroffizierin und acht anderen hinaus auf den felsigen Boden. Auch drei Kisten wurden abgeladen. Kaum waren sie draußen, schloss die Tür sich wieder und das Kanonenboot hob wieder ab. In welche Richtung es von hier aus flog, war nicht festzustellen. Aber lange dauerte es nicht, bis es wieder auf dem Boden aufsetzte, beziehungsweise dicht darüber schwebend zum Stillstand kam.

»Team Orange, absitzen!« hieß es diesmal. Der Mann, der diesen Befehl gab, war ebenfalls ein Master Sergeant. Er hatte ein Nagetiergesicht mit zwei übergroßen Schneidezähnen, umgeben von grünlich-grauem Fell. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Wonto, dass er übergroße, löffelförmige Ohren hatte, doch diese lagen flach auf dem Kopf und der ungewöhnlich geformte Helm saß darauf, so dass sie kaum zu sehen waren. Der Ortolaner fragte sich, ob diese Helmform auch ihm passen würde, denn das Standardmodell kniff unangenehm an den Ansätzen seiner Schlappohren. Der Kopfschutz der leichten Infanterie war angenehmer gewesen. Aber für die Dauer dieser Übung musste er damit auskommen. Er griff nach Rucksack und Übungsgewehr und stieg als einer der letzten aus. Hinter ihm hob der Flieger mit den Teams Pink und Grün wieder ab.

Er fand sich ebenfalls auf einem felsigen Plateau von der Größe eines halben Hektars wieder. Die ganze Landschaft schien aus einer Mischung aus Sand und Stein, Canyons und Tafelbergen zu bestehen. Eine unübersichtliche Gegend - sicherlich nicht zufällig gewählt. Ebenso wie bei den Weißen hatte man auch ihnen drei unterschiedlich große Kisten aus Metall vor die Füße gestellt, deren Inhalt Wonto nicht kannte. Bevor er sich oder anderen aber solche Fragen stellen konnte, rief der Lepi die acht Soldaten unter seinem Kommando zusammen.


»Ladies und Gentlemen, mein Name ist Master Sergeant Ikkan. Für die Dauer dieser Übung sind Sie mir unterstellt.

Wie Sie sehen, befinden wir uns in unerschlossenem Gelände. Dieses Gebiet wurde großräumig für uns abgesperrt, so dass sich außer den Teilnehmern wahrscheinlich niemand hier aufhalten wird. Wir sind also auf uns gestellt, ganz so wie in einem richtigen Einsatz, und müssen mit dem auskommen, was wir dabei haben.

Inhalt der Übung ist es, Sie mit den Grundlagen der Arbeit als Scouts in der Praxis vertraut zu machen. Dazu gehört das Einrichten eines Lagers, das Auskundschaften der Umgebung, Ausspähen von feindlichen Stellungen und Bewegungen sowie Kampf gegen den Gegner. Dabei treten wir gegen die Teams Weiß, Grün und Pink an, die in einigen Kilometern Entfernung ihre Lager aufschlagen werden. Innerhalb der Parameter der Simulation sind sie als Feinde zu betrachten. Behalten Sie dennoch im Blick, dass es sich in Wirklichkeit um Ihre Kameraden handelt. Sicherheit geht also vor. Um gegen sie zu kämpfen, setzen Sie dabei nur Ihre Übungswaffen ein. Im Nahkampf lediglich Griff- und Wurftechniken. Achten sie vor allem darauf, nicht auf andere Soldaten zu schießen, die sich an Hängen und Kanten oder in anderen gefährlichen Situationen befinden.«


Es folgten noch einige weitere Sicherheitsbelehrungen. Wie der Magazindroide bei der Ausgabe des Übungsmaterials schon erklärt hatte, durften sie die Sensoren am Körper während der gesamten Simulation nicht abnehmen. Einerseits, weil sie die Treffer registrierten, so dass ohne sie ein Übungsgefecht nicht möglich war: Wenn man getroffen wurde, gaben sie einen Signalton ab und blockierten außerdem das Gewehr, so dass man selbst nicht mehr in den Kampf eingreifen konnte. Andererseits aber auch deshalb, weil ein Ortungschip integriert war. Man wollte sichergehen, in dem unübersichtlichen Gelände niemanden zu verlieren.

»Zum Schutz gegen wilde Tiere und für ähnliche Notsituationen tragen drei Personen außerdem eine scharfe Blasterpistole vom Typ DH-17«, fuhr der Lepi fort. »Ich, sowie die Privates Corell und Sluuk. Treten Sie vor.«

Der Ortolaner und ein relativ kleiner Mensch folgten dieser Aufforderung und nahmen die Waffen samt Holster entgegen. Wonto versicherte sich, dass sie geladen, aber gesichert war, bevor er sie umschnallte. Natürlich ging auch die Waffenübergabe mit einer ausführlichen Sicherheitsbelehrung einher. Dass sie nur in ernsthaften Notfällen benutzt werden durften und nicht in der Simulation, fand er eigentlich selbstverständlich, er fand es aber gut, dass es noch einmal betont wurde. Auch mit ihnen zu drohen oder sonstwie herumzufuchteln, stellte einen klaren Regelverstoß dar. Er hatte großen Respekt vor der Waffe und absolut nicht vor, sie leichtfertig zu benutzen.

Als nächstes ging es um die Regeln. Es ging um ein Capture-The-Flag-Szenario. Jedes der vier Lager besaß eine ›Flagge‹, eine Stange mit einer Leuchteinheit in der Teamfarbe an der Spitze. Diese musste stets sichtbar vor dem Lager des Teams aufgestellt sein. Ziel war es, die gegnerischen Lager ausfindig zu machen und ihre Flaggen unter Kontrolle zu bringen, dabei die eigene aber zu verteidigen.

Ihre erste Aufgabe bestand darin, ein Lager aufzuschlagen. Dazu mussten sie zunächst die schweren Kisten mit dem Equipment von dem Tafelberg herunterschaffen, denn hier konnten sie zu leicht entdeckt und angegriffen werden. Es war ein mühsamer Abstieg, da es keine Pfade gab, und sie kamen ordentlich ins Schwitzen, bis sie mitsamt ihrer persönlichen Ausrüstung und den Kisteb unten angekommen waren. Unten wurde ausgepackt. In dem einen Behälter befand sich ein Gruppenzelt, in dem sie schlafen konnten, im zweiten ein wenig technische Ausrüstung. Die dritte beinhaltete den auffälligste Gegenstand - sofern man ihn überhaupt als solchen betrachten wollte, was eine Frage der persönlichen Philosophie war. Es war ein Droide vom Typ Longvision LV-38, ein schwebendes, mit diversen Sensoren ausgestattetes Gerät von einem halben Meter Höhe. Wie sie erfuhren, hatte jedes Team einen: Er sollte ihnen beim Verfolgen der ›feindlichen‹ Bewegungen helfen, wodurch sie die Möglichkeit erhielten, sich mit diesen Gerätschaften vertraut zu machen. Der Einsatz von Erkundungsdroiden verschiedener Typen war nicht unüblich beim Militär. Master Sergeant Ikkan zauberte außerdem eine Marksman-H-Drohne hervor, die zur Verteidigung ihres Lagers eingesetzt werden sollte. Sie teilte schmerzhafte, aber nicht tödliche Niederenergie-Blasterstrahlen aus, die von den Kampftrainingssensoren ebenfalls registriert und gewertet wurden.

Als das Lager aufgeschlagen war, schickte der Sergeant zwei Zwei-Mann-Trupps aus, um die Umgebung nach möglichen Gefahren, aber auch nach nutzbaren Ressourcen abzusuchen. Wonto gehörte zu einem von ihnen, ebenso wie Corell, so dass beide Trupps jeweils eine scharfe Pistole dabei hatten. Der Ortolaner und sein Partner, ein Drall, kehrten bei Sonnenuntergang mit einer Erfolgsnachricht zurück: Sie hatten in der Nähe zwei Vorkommen von essbaren Wüstengewächsen ausgemacht. Die anderen jedoch hatten noch etwas besseres gefunden. Sie wussten bereits, wo eines der gegnerischen Teams sein Lager aufschlug. Welches es war, hatten sie bisher aber nicht herausfinden können. Ikkan war sehr zufrieden mit ihrem Erfolg. Diejenigen, die im Lager geblieben waren, hatten unterdessen die Technik in Betrieb genommen, die in unmittelbarer Nähe nach Lebenszeichen scannte, den Luftraum sowie das Wetter im Auge behielt. Auch die Kontrolleinheiten des LV-38 (der auf den Namen 38-E hörte) waren darunter. Der Droide wurde sofort in die Richtung des gegnerischen Lagers ausgeschickt, um dieses auszukundschaften.

Für die Nacht wurde ein Wachrhythmus festgelegt, der es ihnen allen erlaubte, zumindest ein paar Stunden zu schlafen. Wonto hatte die letzte Schicht, die unangenehme ›Hundswache‹ direkt vor Sonnenaufgang. Das bedeutete aber, dass er sich sofort in seine Decke rollen konnte. Und das tat er dann auch, nach einem kalorienreichen Abendessen aus Fertigrationen.


[Utapau | Truppenübungsplatz | Canyonlandschaft | Lager von Team Orange] Wonto; Master Sergeant Ikkan, Benji Ross, Medhi Varn, Soldaten, LV-38-E (NPCs)
 
[Utapau | Truppenübungsplatz | Canyonlandschaft | Lager von Team Orange] Wonto; Master Sergeant Ikkan, Benji Ross, Medhi Varn, Soldaten, LV-38-E (NPCs)

Wonto Sluuk schlief nicht ruhig in dieser Nacht. Er war es nicht gewohnt, in der Wildnis zu übernachten. Camping gehörte nicht zu den Freizeitaktivitäten, denen man auf Coruscant nachgehen konnte, sofern man das Übernachten in verlassenen Kellern, ausgeschlachteten Speederwracks und Abwasserschächten nicht dazu zählte, worin er tatsächlich einige Erfahrung hatte. Er war nur selten gezwungen gewesen, draußen beziehungsweise in Zelten zu schlafen. Ein paar mal während seiner Grundausbildung und später dann im Fronteinsatz auf Corellia und New Plympto. Daher assoziierte er keine besonders guten Erinnerungen damit. Dass sie jederzeit mit einem Angriff rechnen mussten (wenn auch einem simulierten), machte es nicht einfacher. Die Übung und die Erinnerung verschwammen in Wontos Unterbewusstsein zu einem ziemlich verstörenden Mix, der ihn in seinen Träumen heimsuchte. Mehrmals erwachte er und brauchte einen Moment, um zu begreifen wo er war, bevor er sich wieder zur Ruhe zwingen und weiter schlafen konnte. So ging die Nacht viel zu schnell vorbei. Zwei Stunden vor Sonnenaufgang erschrak er fast zu Tode, als etwas ihn berührte, aber er beruhigte sich als er feststellte, dass es Medhi Varn war. Die Devaronianerin hatte die Wachschicht vor ihm gehabt.

»Du bist dran«, sagte sie leise, um die anderen Schlafenden nicht unnötig zu stören.

Wonto rieb sich die schwarzen Knopfäuglein und blinzelte sie im Halbdunkel an.

»Was'n mit deinem Fell los?« fragte Wonto.

»Meinem Haar!« widersprach Medhi verärgert. »Fell haben Tiere! ...Ich habe Schminke reingerieben, damit man das Weiß nicht so sieht. Hat im Dunkeln geleuchtet wie eine Blendgranate. Würde ich dir übrigens auch empfehlen: Blau ist keine unauffällige Farbe auf Utapau.«

Da musste der Ortolaner ihr natürlich recht geben. Er wühlte in seinem Rucksack nach der braunen Schminke und schmierte sie sich auf Wangen, Rüssel und Schlappohren, um seinen kobaltfarbenen Hautton zu überdecken. Dann schleppte er sich und seine Ausrüstung nach draußen, während die Devaronianerin sich in ihren Schlafsack rollte. Draußen vor dem Lager traf er einen menschlichen Soldaten an, der hier ebenfalls Wache hielt.

»Kannst dich ablösen lassen, Corell«, sagte Wonto. Der Private zog sich zurück und schickte kurz darauf eine selonische Rekrutin, um seinen Posten zu übernehmen. Daraufhin stieg der Ortolaner mit schweren Schritten auf den Tafelberg hinauf, wo zwei weiterer Soldaten Wache hielt. Auch er ließ sich nun auswechseln. Sein Nachfolger bezog einen Posten an den Überwachungsmonitoren der Sensoranlagen, die sie tagsüber aufgebaut hatten.

Dann begann das Warten, nur unterbrochen von einer regelmäßigen Funkverbindung, in der sie sich gegenseitig versicherten, dass alles ruhig war. Was es auch war. So ruhig, dass es Wonto nicht leicht fiel, wach und aufmerksam zu bleiben. Aber die Kälte half ihm dabei. Hier oben auf dem Tafelberg wehte ein schneidender Wind, der um diese Zeit wirklich unangenehm kalt war. Offenbar hatte er sich den unangenehmsten Posten ausgesucht. Doch sobald der Morgen graute und es etwas heller wurde, entschädigte ihn eine grandiose Aussicht dafür.

Vor dem immer blauer und heller werdenden Himmel entdeckte er mehrmals Bewegungen und ein paar weitere Male bildete er sie sich ein. Von seiner Position an der Kante des Felsens direkt über dem Lager konnte er mehrere der einheimischen Tierarten beobachten, wenn auch nur aus der Ferne. Gruppen von Flugechsen, kleinere Verwandte der Varactyls, jagten in der Morgendämmerung nach Insekten und ihr fernes Kreischen drang zu ihm herüber. Auch einige große Landbewohner ließen sich blicken. Sogar ein riesiger Dactillion kroch auf einen der anderen Felsgipfel, vermutlich um sich in den ersten Sonnenstrahlen zu wärmen, die bald zu erwarten waren. Wonto war beim Anblick des großen Reptils sehr froh, dass er eine scharfe Pistole im Holster hatte.

Als wieder ein dunkler Punkt am Himmel auftauchte, kam es ihm zunächst gar nicht seltsam vor; er glaubte, es mit einer weiteren Flugechse zu tun zu haben. Doch er sah näher hin, als das Ding sich näherte. Er erkannte bald, dass es sich nicht um ein Tier handelte. Sofort versteckte er sich hinter einem Felsen und nahm das Makrofernglas vor die Augen, um sicher zu gehen. Er hatte sich nicht geirrt: Es handelte sich um einen Droiden der LV-38-Klasse. Zunächst vermutete er, es wäre 38-E, der von seinem Spähposten beim nahen ›feindlichen‹ Lager zurückkehrte, aber die nächste Vergrößerungsstufe bewies das Gegenteil. LV-38-E hatte orangefarbene Markierungen, passend zu ihrem Team. Der Droide, der auf seine Position zuschwebte, war hingegen grün. Also gehörte er offensichtlich zu ihren Gegnern.

Wonto wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Aber eines war klar: Er durfte diese Beobachtung nicht für sich behalten.


»Hier Sluuk auf Posten Drei«, flüsterte er in das Mikrophon. »Ich habe den LV-Droiden der Grünen entdeckt. Er schwebt ganz in unserer Nähe herum und nähert sich langsam!«

Kurz schienen die anderen auch nicht so recht bescheid zu wissen, was sie machen sollten. Dann hörte Wonto die Stimme der Selonierin: »Johnny weckt die anderen. Ich komme zu Ihnen rauf.«

»Verstanden. Ich beobachte weiter.«

Während er das tat, nestelte er an seinem Übungsblaster herum. Er wollte die Waffe einsatzbereit haben, wenn der Aufklärungsdroide näher kam. Dieses Ding konnten sie in der Nähe nicht gebrauchen. Es konnte ihre Position entdecken, falls das nicht schon längst der Fall war. Kurz darauf war die Selonierin bei ihm. Sie schmiegte ihren schlanken, wieselartigen Körper hinter denselben Felsen und ließ sich von Wonto zeigen, wo der Droide war. Er reichte ihr das Fernglas.

»Ich glaube, er hat uns entdeckt«, sagte sie.

»Hm, kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Wonto. »Der Master Sergeant hat vorhin gesagt, dass diese Modelle sich sofort verstecken, wenn sie etwas Ungewöhnliches finden, um zu verhindern, dass man sie sieht. Wenn es wüsste wo wir sind, dann würde es doch bestimmt in die Canyons abtauchen und sich langsam anpirschen. Stattdessen kommt es von oben, wo wir es schon von weitem sehen können.«

»Aber es kommt eindeutig hierher. Wenn es uns noch nicht gesehen hat, dann sicher bald. Warum haben die uns auch eine Flagge gegeben, die leuchtet?«

»Naja, wahrscheinlich genau deshalb«, antwortete der Ortolaner, der nicht begriff, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte. »Was nun?«

»Sluuk, hier Ikkan. Berichten Sie!« drang die Stimme des Lepi aus dem Kom. Wonto folgte dem Befehl und umriss kurz die Situation. Er fragte dabei nach Anweisungen.

»Tun Sie nichts und bleiben Sie versteckt. Mit etwas Glück zieht der Droide vorbei. Aber wenn er so nahe kommt, dass er uns ohnehin entdecken würde, schießen Sie.«

Wonto und die Selonierin nickten sich zu und nahmen ihre Gewehre in den Anschlag. Mittlerweile war der Droide nahe genug, um ihn durch das elektronisch vergrößernde Zielfernrohr anzuvisieren.

Er wechselte nicht die Richtung, wie Ikkan gehofft hatte. Er steuerte weiterhin auf das Lager der orangenen zu. Bis schließlich die Selonierin einen unruhigen Zeigefinger bekam und abdrückte. Sobald der Schuss sich löste, feuerte auch Wonto. Doch der Droide reagierte schnell. Entgegen aller Logik versuchte er jedoch nicht, sich zurückzuziehen oder in den Schluchten zu verstecken, wie es seiner Programmierung entsprechen sollte. Stattdessen beschleunigte er und schloss nun in hohem Tempo auf ihre Position zu. Dabei schlug er immer wieder kleine Haken, um ihrem Feuer zu entgehen. Bevor sie ihr Erstaunen überwinden und ihn mit ein paar gezielten Ladungen ausschalten konnten, war er nahe genug um...


»Deckung!« rief Sluuk noch. Aber für die Selonierin kam die Warnung bereits zu spät. Der vermeintliche Erkundungsdroide feuerte in rascher Folge aus zwei Mündungen. Zwei oder drei der Lichtblitze trafen sie und wurden von den Sensoren an ihrem Körper registriert. Ein Signalton verkündete ihren Tod, ihr Gewehr schaltete sich in diesem Moment ab. Der Ortolaner aber war noch nicht getroffen und konnte sich daher zur Wehr setzen. Er riss die Mündung nach oben und schoss im Dauerfeuer auf den schwebenden Droiden, der nun seinerseits auf ihn anlegte. Wonto traf. Der LV-38 mit den zwei untypischen Blastermündungen sackte ein Stück ab und drehte sich halb um die eigene Achse, bevor er sich wieder kontrollierte. Doch schon traf ihn die nächste Ladung. Der Repulsor schaltete sich ab und der Droide stürzte hinab auf den Fels.

»Alles in Ordnung?« fragte er die Kameradin.

»Davon abgesehen, dass ich tot bin...« antwortete sie grinsend. »Hättest du damit gerechnet, dass der bewaffnet ist?«

»Niemals. Unserer hat keine Blaster. Aber offenbar gibt es da Unterschiede. Vielleicht hält das Szenario noch mehr solcher Überraschungen bereit. Na gut... ich mache mal Meldung.«

[Utapau | Truppenübungsplatz | Canyonlandschaft | Lager von Team Orange] Wonto; Master Sergeant Ikkan, Benji Ross, Medhi Varn, Soldaten, LV-38-E (NPCs)
 
[Utapau | Truppenübungsplatz | Canyonlandschaft | Lager von Team Orange] Wonto; Master Sergeant Ikkan, Benji Ross, Medhi Varn, Soldaten, LV-38-E (NPCs)

Das Team ärgerte sich verständlicherweise darüber, bereits so früh einen ersten Verlust erlitten zu haben. Die Selonierin schied für sechs Stunden aus, womit außerdem Master Sergeant nur noch sieben Soldaten blieben. Als eine Stunde später wieder ein LV-38-Droide in Sicht kam, brach helle Aufregung aus, doch diese legte sich, als sich herausstellte, dass es ihr eigener war. Es brachte dem Rekruten, der den Droiden zurückgerufen hatte, ohne das Team zu informieren, eine Rüge des Lepi ein. 38-E brachte interessante Bilder und Messdaten von dem ›feindlichen‹ Lager mit, das die Späher am Vorabend entdeckt hatten: Mehrere Stunden lang hatte er es unbemerkt beobachtet. Es gehörte Team Weiß, zu dem auch Wontos Freund Tru Lexes gehörte; auf ein paar Aufnahmen war er gut zu erkennen.

Da das ganze eine Ausbildungsmission war, befahl Ikkan den Rekruten und Privates nicht einfach wie es jetzt weiter gehen sollte, sondern fragte sie nach ihrer Meinung. Drei von ihnen - darunter Benji Ross - waren der Ansicht, man sollte so schnell wie möglich einen Angriff auf die Weißen unternehmen, um diese zu überraschen. Sie argumentierten, dass die Aufnahmen nicht darauf hinwiesen, dass die Gegner sich über die kurze Distanz zwischen den Camps im Klaren waren. Man hatte daher gute Chancen, sie zu erreichen, bevor sie etwas merkten. Drei andere, darunter Wonto und der ebenfalls schon fronterfahrene Private Corell, bevorzugten ein defensiveres Vorgehen und wollten lieber das eigene Lager sichern, denn da die Grünen offenbar wussten wo sie sich befanden, rechneten sie mit dem gleichen Angriff, den die anderen drei für die Weißen vorgesehen hatten. Die Selonierin durfte ihre Meinung nicht beisteuern - sie war schließlich tot. Somit blieb nur Medhi Varn. Die Devaronianerin schlug vor, einen Angriff zu unternehmen, aber nicht auf die Weißen, sondern auf die Grünen: Um ihnen zuvorzukommen und damit die Gefahr, die von ihnen drohte, abzuwenden. Da sie allerdings noch nicht wussten, wo deren Lager sich befand, war es natürlich schwer, diesem Plan zu folgen.


»Ihre Meinungen sind gut begründet«, sagte der Master Sergeant schließlich. »Das alles sind gangbare Wege. Aber Sie denken zu eindimensional. Wir sind noch acht Personen und ein Droide, genug, um verschiedene Aufgaben zu verteilen.

Wir machen also folgendes: Drei von Ihnen bleiben mit mir hier, um das Lager zu bewachen. Bereiten Sie sich bestmöglich auf einen Angriff der Grünen vor: Versuchen Sie herauszufinden, aus welcher Richtung sie vermutlich angreifen werden, und legen Sie ihnen Hindernisse in den Weg. Legen Sie sich an den besten Plätzen auf die Lauer. Wenn sie wirklich kommen, sollen sie sich blutige Nasen holen. Im übertragenden Sinn, versteht sich - denken Sie daran, das ist nur eine Übung.

Ein Vierter schickt den LV-38 los, um nach dem Lager der Grünen zu suchen. Wenn wir es finden, können wir für einen späteren Zeitpunkt einen Angriff in Betracht ziehen. Zudem ermöglicht uns das, ihre Bewegungen zu analysieren, so dass wir bei einer Attacke vorgewarnt sind.

Die übrigen drei gehen zum Camp der Weißen und halten nach einer Gelegenheit Ausschau, ihre Flagge zu erwischen oder, wenn das nicht möglich ist, sie vielleicht zu dezimieren und ihre Verteidigungsbemühungen zu schwächen. Die Aufnahmen des Droiden können dabei enorm hilfreich sein. Wenn sie wirklich nichts von unserer Anwesenheit wissen, könnten drei Mann ausreichen. Suchen Sie nach Möglichkeiten und nutzen Sie diese, aber gehen Sie kein unnötiges Risiko ein. Wenn Sie ausgeschaltet werden, haben wir schon die Hälfte unseres Teams verloren und werden Schwierigkeiten haben, uns hier zu halten. Ich will nicht, dass die Orangenen die ersten sind, die ihre Flagge verlieren. Wer meldet sich freiwillig?«


»Das machen wir, Sarge!« rief Benji Ross. Er hob die eine Hand und schlug mit der anderen Wonto auf die Schulter. Der Ortolaner hatte nicht vorgehabt, sich freiwillig zu melden - er hatte sich ja dafür ausgesprochen, lieber das Lager zu befestigen. Aber offenbar wurde er gar nicht gefragt.

»Gut. Wer noch?«

Ein langer, schlacksiger Fastmensch hob die Hand. Er hieß Crauve, und soweit Wonto sich erinnerte, war entweder er oder ein Vorfahr von ihm auf Umbara geboren. Bisher hatten sie nicht viel miteinander zu tun gehabt; daher freute sich der Ortolaner auf die Möglichkeit, ihn kennenzulernen.

Schon kurze Zeit später brachen die drei Männer auf. Auch Benji und Crauve hatten ihre hellen Gesichter nun mit Tarnschminke eingeschmiert, was ihre Züge merkwürdig entfremdete. Sie trugen ihre Gewehre, Komlinks, Wasserflaschen, Proviant, Orientierungshilfen, Makroferngläser, Erste-Hilfe-Ausrüstung und Isodecken für den Fall, dass sie vor der Nacht nicht zurück waren; insgesamt also ziemlich viel Gepäck für einen heißen Tag in der staubtrockenen Felslandschaft von Utapau. Das Lager der Weißen lag fünf Kilometer entfernt, eine Strecke, die binnen einer Stunde zu bewerkstelligen sein sollte; doch die Schluchten, die dorthin führten, waren verschlungen und der Untergrund teilweise mit Felsbrocken und Geröll bedeckt, so dass sie nur langsam vorankamen.


»Speederbikes wären nicht schlecht«, keuchte Wonto, als sie über den gefühlt zehntausendsten Schutthaufen kletterten.

Dank des Kartenmaterials, das der Droide angelegt hatte, verloren sie wenigstens nicht die Orientierung und liefen nicht in Sackgassen. Dennoch dauerte es beinahe zwei Stunden, bis sie ihr Ziel erreichten. Fast wären sie einem Wachposten in die Arme gelaufen: Crauve warnte Wonto und Benji gerade noch rechtzeitig. Sie lagen in Deckung und beobachteten die zwei Soldaten - eine Menschenfrau und einen riesigen Whiphiden - in der Hoffnung, dass sie bald verschwinden würden. Benji hob seine Waffe und legte langsam auf die beiden an, doch der Ortolaner drückte den Lauf nach unten.


»Nicht - sonst wissen sie, dass wir hier sind!« raunte er.

Der Mensch ließ sich überzeugen und blieb passiv.

Die Koms der Weißen meldete sich. Der Whiphid (er hieß Yog-Nor und hatte an ihrem ersten freien Abend im Fort Nos ein Armdrücken gegen Benji binnen einer halben Sekunde beendet) meldete sich.

Die drei in ihrem Versteck konnten hören, was die schnarrende Stimme aus dem Komlink sagte:


»Passen Sie auf! In Ihrer unmittelbaren Nähe sind mehrere Lebenszeichen!«

Nun ging alles ziemlich schnell. Benji fackelte nicht lange: Er begegnete der Gefahr ihrer Entdeckung, indem er sein Gewehr hochriss und in Richtung der Wachposten schoss. Yog-Nor traf er mitten in die Brust. Der Whiphid legte zwar ebenfalls an, um das Feuer zu erwidern, doch war seine Waffe bereits deaktiviert - auch er war nun für sechs Stunden tot. Nun musste Jami, die Menschenfrau, es alleine mit den dreien aufnehmen. Sie merkte, dass sie auf verlorenem Posten stand, und versuchte sich zurückzuziehen (wobei der große Körper von Yog-Nor ihr auf etwas regelwidrige Weise Deckung gab). Doch während sie links um eine breite Felssäule herumlief, sprintete der erstaunlich flinke Umbaraner rechts herum. Benji und Wonto hörten einen kurzen Schusswechsel, dann kamen beide zurück: Crauve mit zufriedenem Grinsen im Gesicht, Jami sichtlich enttäuscht mit dem Gewehr über der Schulter und dem Helm in der Hand.

»Orange: Zwei; Weiß: Null!« prahlte Benji.

»Nicht schlecht für den Anfang, was?«

Aber sie konnten ihren Teilsieg nicht lange genießen. Natürlich hatten die Verbündeten der Frau und des Whiphiden mitbekommen, dass sie angegriffen wurden, und kamen ihnen zu Hilfe. Die drei Orangenen mussten sich rasch Deckung suchen, als sie plötzlich von schräg oben beschossen wurden. Wonto wurde getroffen, aber nur an einer Stelle ohne Sensor; das führte zwar zu einem unangenehmen Brennen in seinem rechten Arm, aber er war nicht ›tot‹ und durfte weitermachen. Dass ihn ein Blasterschuss in den Arm in einem echten Gefecht kampfunfähig gemacht hatte, war ihm klar, aber in einem echten Gefecht hätte ein toter Whiphide auch nicht dumm im Schussfeld herumstehen können.

»Achtung - sie kommen von beiden Seiten!« rief der Umbaraner. Er drückte sich dichter an den Fels und feuerte ungezielt, um die Gegner in Deckung zu treiben.

»Wie viele?« fragte Wonto.

»Nur einer, glaube ich.«

»Hier drüben ist auch nur einer«, sagte Benji von der anderen Seite.


Mehr nicht? Das war unerwartet. Der Private hatte damit gerechnet, dass eine Übermacht sie hier ersticken würde. Stattdessen waren sie noch immer in der Überzahl. Das war ihre Chance!

»Passt auf - ich gebe euch Feuerschutz und ihr lauft bei Drei beide nach links!« sagte er. Die anderen beiden nickten. Wonto zählte und beugte sich dann aus der Deckung, um den Weißen in selbige zu zwingen. Crauve und der Mensch stürmten los und überrannten den armen Kerl regelrecht: Er bekam ein paar Treffer mehr ab, als wahrscheinlich nötig gewesen wären.

Sluuk wandte sich um. Er rechnete damit, dass der Gegner von der anderen Seite nun seine Deckung verlassen würde, um ihnen in den Rücken zu fallen, und damit hatte er recht. Ein Tarnanzug und ein blassblaues Gesicht tauchten auf. Wonto drückte dreimal ab und traf zweimal, woraufhin Tru nun ganz ins Freie trat und das unnütze Übungsgewehr senkte.


»Warum ausgerechnet du, Wonto klagte er. »Jetzt schulde ich Jami ich fünf Credits!«

»Tote jammern nicht«, lachte der Ortolaner und ließ ihn stehen.

Sie fanden das Lager der Weißen nun verlassen vor. Offenbar war bis auf die vier, die sie ausgeschaltet hatten, niemand hier gewesen; alle anderen waren ausgerückt, wahrscheinlich um die Gegend zu erkunden oder um ein anderes Camp anzugreifen. Vorsichtig hielten die drei Orangenen nach Fallen Ausschau, aber sie fanden nichts. Auch eine Marksman-Drohne gab es nicht: Sie war offenbar ein besonderer Ausrüstungsgegenstand von Team Orange, so wie die Grünen im Gegensatz zu anderen einen bewaffneten Erkundungsdroiden besessen hatten. Wonto frage sich, was wohl die Weißen stattdessen hatten. Aber was auch immer es war, es befand sich nicht in ihrem Lager. Der Weg zur Flagge war frei. Benji zog den Stab mit der weiß leuchtenden Spitze aus dem Boden und schwenkte ihn triumphierend in der Luft. Mit ihrer Trophäe verließen sie das Camp, das nun den ›Toten‹ allein gehörte. In sicherem Abstand aßen sie einen Rationsriegel und tranken aus ihren Wasserflaschen, dann machten sie sich an den Rückweg.

Sie kamen nicht weit. Kaum fünfhundert Meter vom Kampfplatz entfernt liefen sie den Weißen in die Arme, die gerade zurückkehrten. Und nun wusste Wonto auch, was die besondere Ausrüstung der Weißen war: Sie hatten zwei B1-Kampfdroiden, die ebenfalls Übungsgewehre trugen. Das Feuergefecht gegen die Übermacht dauerte nicht lange, dann zog das gegnerische Team mit mit ihrer Flagge davon - und mit der der Orangenen, die sie zuvor in deren Lager erbeutet hatten. Aus dem Sieg war eine Enttäuschung geworden. Der einzige Trost war, dass zwei Weiße bei dem Angriff ›gestorben‹ waren: Sie trotteten ihren Kameraden und Droiden mit deaktivierten Waffen hinterher.

Am nächsten Tag holten sich die Orangenen in einem verlustreichen Gefecht ihre Flagge zurück. Kurz darauf verloren sie diese erneut an die Grünen, doch auch die behielten sie nicht lange: Auf dem Rückweg zu ihrem Camp fiel sie in die Hände von Team Pink. Von dort holte Master Sergeant Ikkan sie persönlich und alleine wieder ab. In der Nacht sahen sie sich dann einem gemeinsamen Angriff der Grünen und Pinken ausgesetzt, die sich offenbar zusammengetan hatten. Und wieder war die Flagge weg. Wonto starb schon zum zweiten Mal: In diesem Fall war es ihm jedoch ganz recht, weil die sechsstündige Auszeit es ihm ermöglichte, eine Weile ungestört zu schlafen. Am Morgen ging es weiter, und als am Nachmittag die Übung endete, gingen die Weißen als klare Sieger aus dem Feld. Sie hatten alle Flaggen bis auf die grüne in ihren Besitz gebracht und waren zudem das Team mit den wenigsten eigenen Verlusten. Tru Lexes wurde nicht müde, das seinen Freunden unter die Nase zu reiben.

Die Soldaten waren allesamt dreckig und erschöpft, sie sehnten sich nach einer heißen Dusche, richtigem Essen und ihrem Bett in Fort Nos. Doch bevor sie diesen Luxus genießen durften, folgte eine Nachbesprechung aller Teams. Diese dauerte so lange, dass auch das letzte Bisschen von dem Spaß, den sie während der Übung unzweifelhaft gehabt hatten, der Ermattung wich. Doch eines ließ sich nicht bezweifeln: Sie hatten ausreichen Gelegenheit gehabt, ihr bisher errungenes Wissen in der Praxis zu testen und dabei abermals viel dazu gelernt. Und wenn man den Worten ihrer Ausbilder glauben durfte, hatten sie sich gut geschlagen.


[Utapau | Truppenübungsplatz | Luftraum | Rückflug nach Fort Nos] Wonto; NPCs
 
Zuletzt bearbeitet:
[Utapau | Truppenübungsplatz | Fort Nos] Wonto; NPCs

Die nächsten Tage und Wochen verbrachten die Rekruten auf verschiedenen nahegelegenen Welten, um alle Aspekte ihrer kommenden Aufgaben als Scouts in der Praxis zu trainieren. Während die letzte Übung noch Spaß gemacht hatte, waren die folgenden vor allem eines: Anstrengend und aufreibend bis auf die Knochen.

Den Anfang machten sie mit einem Abstecher nach Skustell. Sie wurden im tiefen äquatorialen Dschungel einer der unzähligen Inseln dieser ozeanischen Welt ausgesetzt. Die nächsten drei Tage verbrachten sie mit Überlebenstraining der härtesten Art. Sie hatten keine Nahrung, kein Wasser, keinen Brennstoff und Medikamente nur für den schlimmsten Notfall - alles was sie brauchten, mussten sie sich aus der Umwelt beschaffen. Sie bauten aus Pflanzenteilen Schutzdächer gegen den monsunartigen Regen, die dann vom Sturm immer wieder eingerissen wurden. An winzigen Flammen, die sie trotz des miserablen Wetters halb durch ein Wunder am Laufen hielten, trockneten sie Zweige, um das Feuer weiter zu nähren. Regenwasser wurde gesammelt, abgekocht und mit einfachen Mitteln gefiltert. Sie analysierten Pflanzen und Tiere auf ihre Essbarkeit, um überhaupt etwas im Bauch zu haben, und wagten sich am Ende auch an Dinge, die sie zuvor niemals als essbar eingestuft hätten. Es war eine echte Tortur - selbst die härtesten, wie Benji Ross und der Whiphid Yog Nor, behaupteten am Schluss nicht mehr, dass es ›doch irgendwie Spaß macht‹, sondern waren einfach nur erleichtert, dass es vorbei war. Die Vorstellung, so etwas im Ernstfall vielleicht über Wochen durchziehen zu müssen, war grauenvoll. Der Anblick des kargen, schroffen Utapau und der unterirdischen Bunkeranlagen von Fort Nos war ihnen nach dieser Erfahrung wirklich willkommen.

Der nächste Tripp führte sie nach Denab im Sluis-Sektor. Diesmal waren sie nicht auf eine Insel beschränkt, im Gegenteil. Ihr Übungsgebiet war ein gesamter Kontinent. Nur mit dem wenigen Gepäck, das ein Overracer tragen konnte, ging es fast 7.000 Kilometer über Land. Durch nahezu alle Klimazonen von frostiger Tundra über Steppen und Wüsten bis in gemäßigte Regionen und schließlich auch in die Subtropen. Vierzehn Stunden am Tag, bei hohen Geschwindigkeiten, die eine ebenso hohe Konzentration erforderten. Wenn sie Rast machten, trugen die Soldaten nur noch Salbe auf ihre wundgerittene Haut auf und schlüpften dann sofort in ihre Schlafsäcke. Es war nicht ganz so zermürbend wie Skustell, aber dennoch eine Tortur. Mit dem lockeren Road Trip, nach dem die Einsatzbeschreibung zunächst geklungen hatte, hatte es nichts gemein. Zumindest gab es hinterher niemanden mehr, der seinen Overracer nicht in- und auswendig kannte und alle Funktionen aus dem FF beherrschte. Mission erfüllt.

Es ging zurück in den Tarabba-Sektor. Zunächst machten sie wieder einen Zwischenstop auf dem Truppenübungsplatz von Utapau, um eine Gefechtsübung mit Artilleriebeschuss und Grabenkampf über sich ergehen zu lassen. Für viele eine starke nervliche Belastung, doch Wonto Sluuk und ein paar andere, die bei Corellia oder ähnlichen Schlachten dabei gewesen waren, kamen ziemlich gut damit zurecht. Anschließend ging es weiter ins Derett-System, wo sie auf dem gleichnamigen Mond ein paar Übungen bei geringer Schwerkraft absolvierten. Sie lernten, unter diesen veränderten Bedingungen ihren Körper und die Ausrüstung optimal zu nutzen. Und Wonto fragte sich, wieso man ihn nicht vor der Schlacht auf New Plympto auf eine solche Übung geschickt hatte - die hier errungenen Kenntnisse hätte er dort gut gebrauchen können. Die gegenteilige Übung, also mit überhöhter Schwerkraft, absolvierten sie dann auf dem Rückflug, indem die künstliche Gravitation ihres Transportschiffes um zwanzig Prozent hochgedreht wurde, bevor man sie durch ein paar Trainingsparcours hetzte.

Die letzte Reise ihrer Ausbildung führte sie schließlich nach Orto. Als dieser Name fiel, freute Wonto sich ungemein. Da er keine Sternenkarten studiert hatte, war ihm gar nicht klar gewesen, wie nahe sie sich an der Heimatwelt seines Volkes befanden. Er hatte den Planeten noch nie gesehen und war überaus gespannt darauf. Er hoffte inständig auf die Möglichkeit, die dortige Kultur kennenzulernen und mit Leuten in Kontakt zu kommen - im Idealfall auch mit jungen Frauen seiner Spezies. Doch dem war nicht so. Wieder Überlebenstraining à la Skustell, diesmal jedoch im ausgedehnten Polareis dieser frostigen Welt. Das Interessanteste an dieser Übung war, dass sie diesmal auf einheimischen Tieren ritten, zotteligen kleinen Vierbeinern mit erstaunlicher Kraft und Ausdauer. Weniger erfreulich waren räuberische Wesen, die sich bald an ihre Fersen hefteten, da sie offenbar nicht zwischen einer Herde genügsamer Pflanzenfresser und einer Gruppe berittener Soldaten unterscheiden konnten; beides schien ins Beuteschema zu passen. Es war gut, dass sie diesmal scharfe Schusswaffen bei sich trugen. Bei diesem und anderen Problemen kamen immer wieder Kameraden auf Wonto zu, um von seinem vermeintlich überaus fundierten Wissen über den Planeten und seine Eigenheiten zu profitieren. Sie verstanden nicht recht, wieso ein Ortolaner ebenso wenig über Orto wusste wie sie. Aber auch er war nie hier gewesen, seine Heimatwelt war Coruscant, und je länger er hier durch den Schnee stapfte, umso mehr sehnte er sich dorthin zurück. Er fühlte sich nicht heimisch hier, womit seine Illusionen einen deutlichen Dämpfer bekamen. Am Ende gab es keinen Gedanken an attraktive Ortolanerinnen mehr, wieder war er nur froh, zurück nach Fort Nos zu können.

Die gesamte Zeit war eine einzige Strapaze und offensichtlich auch darauf ausgelegt, sie bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu fordern. Drei Rekruten warfen das Handtuch - sie schieden ganz aus dem Militär aus oder versuchten ihr Glück künftig bei anderen Truppenteilen. Ein weiterer verletzte sich auf Denab so schwer, dass ihm Derett und Orto erspart blieben. Alle übrigen zogen es durch - auch Wonto, der dabei erst merkte, wie sehr ihn die Monate an der Front bereits abgehärtet hatten. Er verkraftete die Mühen sogar besser als manch anderer, der einen körperlich gesünderen Eindruck machte als der kleine, dickbäuchige Ortolaner. Insbesondere mit den emotionalen Belastungen und der Kälte kam er gut zurecht. Allerdings gab es einen Aspekt, mit dem er stärker zu kämpfen hatte als andere: Das Essen. Sein Körper brauchte mehr und nahrhaftere Nahrung, und wenn er die nicht bekam, bedeutete das Stress und die ständige Suche nach Futter - wie ein Süchtiger, der stundenlang in seinen Taschen kramte, ob nicht doch noch irgendwo ein Restchen eines Killersticks zu finden war. Sein Geruchssinn und Instinkt in dieser Hinsicht halfen auf Skustell enorm, und er hatte auch die geringsten Hemmungen, alle möglichen und unmöglichen Dinge in sich hineinzustopfen. Dennoch schwanden seine wichtigen Fettreserven dahin und darunter litten auch seine Leistungsfähigkeit und sein Wohlbefinden. Für ihn kam es der größten Erlösung gleich, zwischen den einzelnen Übungen auf dem Schiff und auf Fort Nos etwas Richtiges zu essen zu bekommen. Etwas Gekochtes. Mit ausreichend Kalorien, um seine Polster wieder aufzufüllen. So sah man ihn nach dem Abschluss der Orto-Übung auch fast ausschließlich in der Kantine oder an einem der Lebensmittelautomaten in ihrem Wohngebäude.


[Utapau | Truppenübungsplatz | Fort Nos] Wonto; NPCs
 
[Utapau | Truppenübungsplatz | Fort Nos] Wonto; NPCs

Insgesamt war die Zeit auf Utapau ziemlich schnell vergangen. Langeweile war kaum aufgekommen, nur einige der theoretischen Unterrichtseinheiten hatten sich ziemlich lange hingezogen. Davon abgesehen waren die Rekruten und Soldaten während der Scout-Ausbildung stets gefordert worden, manchmal körperlich, manchmal geistig, oft beides zugleich. Sie hatten eine Vielzahl an neuen Fertigkeiten erlernt und waren im Umgang mit unterschiedlichster Ausrüstung unterwiesen worden. Diejenigen, die es bis zum Schluss durchgezogen hatten, verfügten nun über fundierte Kenntnisse - die richtige Grundlage, um sie im Feld einzusetzen und echte Erfahrungen darauf aufzubauen.

Wonto Sluuk hatte auch noch in anderer Hinsicht profitiert. Er hatte Anschluss gefunden und Freundschaften geschlossen. Seit Lyshaas Tod hatte er sich im Cortana-Squad nicht mehr heimisch gefühlt und sich auch später bei den Bullheads nicht richtig eingelebt. Doch hier hatte er richtige Kameraden gefunden, denen er sein Leben und seine Geheimnisse anvertrauen würde. Zunächst hatte er befürchtet, dass diese Freundschaft von kurzer Dauer sein würde, weil man sie demnächst auf alle Stützpunkte und Schlachtfelder der Galaxis verteilen würde, tausende Lichtjahre voneinander entfernt. Aber dann hatte sich herumgesprochen, dass es durchaus üblich war, Soldaten, die auf Fort Nos zusammen trainiert hatten, auch gemeinsam einzusetzen. So erwachte die Hoffnung, dass Wonto zumindest mit einigen der Leute, die er hier kennen gelernt hatte, auch weiterhin begleiten würde. Es waren nur wenige darunter, zu denen er keine gute Beziehung aufgebaut hatte, und kein einziger, mit dem er überhaupt nicht klarkam. Gute Voraussetzungen also, wenn man sich da draußen an den unterschiedlichen Fronten aufeinander verlassen musste.

Diese Hoffnung erfüllte sich an dem Tag, an dem ihre Ausbildung abgeschlossen war. Sie hatten in den Tagen zuvor noch einige Abschlussprüfungen hinter sich gebracht, dann hatte man begonnen, sie auf eine Abschlusszeremonie vorzubereiten. Gemeinsam mit einigen hundert anderen Soldaten verschiedenster Truppenteile traten die frisch gebackenen Scouts auf dem Exerzierplatz an der windigen Planetenoberfläche Utapaus an. Mit einer feierlichen Rede schwor General Leslik Oor, der Befehlshaber der auf dieser Welt stationierten 9. Heeresgruppe, unter dem Wonto auch schon auf Corellia gedient hatte, die Soldaten auf ihre zukünftigen Aufgaben ein. Er sprach von den Welten, die sie im Auftrag der Völker der Neuen Republik besuchen, und den gefährlichen, aber ehrenvollen Pflichten, die sie dort in deren Namen verrichten würden.

Anschließend gab er das Wort an eine Person, die auf dem fernen Mon Calamari weilte und von dort via Holo zugeschaltet war. Das flimmernde Abbild des sullustanischen Verteidigungsministers Sian Nunb erstrahlte über dem Exerzierplatz. Auch er richtete einige Worte an die Soldaten, und zwar an diejenigen, die als Rekruten hierher gekommen waren und ihren aktiven Dienst erst im Anschluss ihrer Ausbildung auf Utapau antreten würden. Er war ›hier‹, um sie für ihre Aufgabe zu vereidigen.


»Wir geloben feierlich, die Neue Republik und ihre Bürger vor inneren und äußeren Feinden zu schützen – und wenn wir unser Leben dafür geben müssen!« rief ein tausendstimmiger Chor aus Angehörigen zahlreicher Spezies und aller Geschlechter, vereint durch die Uniform der Armee der Neuen Repulik. »Zu kämpfen, um zu verteidigen und zu sterben, um zu schützen.«

Wonto kannte diese Worte gut. Auch er hatte sie einmal in einer ähnlichen Zeremonie gesprochen. Damals, bevor er zum ersten Mal beschossen worden war und selbst auf andere geschossen hatte. Diesmal musste er nicht schwören, denn er zählte bereits zu den erfahreneren unter den Soldaten. Doch als der überlebensgroße Verteidigungsminister auf sie herablächelte, die Fahnen hochgezogen wurden und das Musikkorps auf exotischen utapau'anischen Instrumenten die Hymne der Republik anstimmte, verspürte er wieder diesen patriotischen Stolz und die Zufriedenheit darüber, dazugehören zu dürfen. Er hatte viele lebensbedrohliche Situationen erlebt, hatte vielfach getötet, war verletzt worden, hatte Freunde verloren. Dennoch war er nicht unglücklich darüber, dass die Armee zu seinem Lebensmittelpunkt geworden war. Er trug mit Freude seine Uniform, zu der heutzutage auch das grüne Band des Corellian Laurel gehörte.

Und ein anderes Rangabzeichen. An die Stelle der gelben Markierung auf seinem Emblem war eine orangene getreten. Das Zeichen eines Corporals. Während die Rekruten sich nun als Privates wiederfanden, hatte man unter den Privates einige ausgewählt, die während der Schulungen und Übungen bewiesen hatten, dass sie in der Lage waren, Verantwortung zu tragen. Niemand hatte über Wontos zweifelhafte Vergangenheit gesprochen und über die unehrenhafte Weise, in der er bei Cortana ausgeschieden war, um als namenloser Gefreiter bei der Leichten Infanterie zu landen. Man hatte ihn nach dem bemessen, was er hier in Fort Nos geleistet hatte. Zusammen mit dem Menschen Corell, dem Whiphiden Yog Nor und einigen anderen hatte man ihn dazu ausersehen, künftig ein Fireteam anzuführen, bestehend aus Leuten, mit denen er hier bereits erfolgreich zusammengearbeitet hatte.


»Wie fühlt man sich als frisch gebackener Private?« fragte er, als sie zurück in der Kaserne waren.

»Halb in den Himmel gelobt und halb zur Schlachtbank geführt«, antwortete Medhi Varn. Die Devaronianerin hatte ein breites Grinsen aufgesetzt, das zeigte, dass die erste Hälfte derzeit überwog. »Und als frisch gebackener Corporal?«

»Ungefähr genauso«, gab Wonto zu. »Viel Verantwortung hat man mir aufgeladen.«

»Viel Verantwortung?« fragte Dribiteg. »Du, äh, Sie haben drei Mann unter Ihrem Kommando, Corporal Sluuk. Was soll der General da sagen?«

»Der General muss sich aber nicht mit so unerfahrenen Grünschnäbeln herumärgern, Private Dribiteg gab Wonto scherzhaft zurück. Halb befürchtete er, den reizbaren Parwan damit wieder einmal tödlich zu kränken, doch das passierte glücklicherweise nicht - er bekam ein ebenso breites Grinsen zurück wie das von Medhi.

»Die besten unerfahrenen Grünschnäbel der ganzen Neunten Heeresgruppe!« rief Benji Ross aus und reckte stolz das kantige Kinn empor. Die anderen lachten über seine gekünstelte Heldenpose, die zwar zu seiner bärenhaften Statur, aber gar nicht zum einfachen Wesen des Randkolonisten passen wollte.

»Zweifellos!« nickte Wonto. »Mit Ihnen dreien gehe ich gerne durch die Hölle und zurück. Wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Ich bin sicher, dass man den einen oder anderen interstellaren Konflikt für uns finden wird, um die Wartezeit bis zum Wiederausbruch des großen Kriegs zu überbrücken.«

»Schon eine Idee, was als nächstes auf uns zukommt?« fragte Benji.

»Bisher nicht. Aber ich hab's damit auch nicht eilig. Genießt die Ruhe, so lange ihr könnt - der Marschbefehl kommt noch früh genug!«

[Utapau | Truppenübungsplatz | Fort Nos | Kaserne] Wonto, Medhi Varn, Benji Ross, Dribiteg

[Fortsetzung irgendwo in einer weit, weit entfernten Galaxis]
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Neue Zeit

[Weltraum| Utapau | Anflug auf Pau City] Wonka Third

Die Flugdauer von Wukkar nach Utapau war nicht zu unterschätzen gewesen und Wonka hatte Zeit gehabt, ein kleines Nickerchen zu halten, ohne dass er jeden Augenblick damit rechnen musste, von irgendwelchen Privates oder Colonels angesprochen zu werden. Er hatte einfach nur Zeit, sich zumindest einigermaßen zu erholen.
Noch immer war er völlig im unklaren, warum man ihn von Wukkar und seiner Einheit abgezogen hatte, was man mit ihr vor hatte?
Die einzige Information, die man ihm gegeben hatte, war, dass es nach Utapau gehen würde. Das war schon mal aufschlussreich, denn auf Utapau gab es keine Offizierslehrgänge, hier wurden frische Truppen ausgebildet und eben fortgebildet. Daher war Utapau wohl einer der wichtigsten Planeten für die Republik und das Militär hatte sich hier dementsprechend einen großen Stützpunkt aufgebaut, der fast die Hälfte des Planeten beanspruchte.
Immer wieder landeten sie unterwegs und es stiegen neue Soldaten zu und andere wieder aus.

Als sie Utapau erreichten, war das Shuttle fast voll und die Stimmung war ausgelassen. Die meisten unterhielten sich, gröllten und lachten, wohl mit dem Hintergedanken, dass sie jetzt eine Pause vom Kriegsalltag bekamen. Es waren wohl drei oder vier Einheiten an Bord und dementsprechend war er gerade der einzige, der keiner Einheit zu geteilt war.
Man hatte ihm das Kommando entzogen und damit war er nicht länger Anführer der Black Hawks, die wahrscheinlich eh bald umbenannt werden würden.

Er saß knapp an der Rampe des Shuttles, neben ihm saß ein Private, der auch ausgelassen mit den anderen scherzte.
In einem Augenblick der kurzen Stille drehte er sich ihm um und sah Wonka an.
Er zwinkerte und fragte:

Wer bist du?

Wonka musterte ihn kurz und nickte dann:

Ich bin Wonka Third!

Sagte er und gab ihm die Hand, auf den militärischen Gruß verzichtend.
Der Private gaben ihm ebenfalls die Hand und stellte sich vor:

Justin Chur!

Sie musterten ihre Uniformen, Wonka
trug ein deutlich höheres Rangabzeichen als Chur, dieser war ja wie erwähnt nur ein Private.

Ein Lieutenant!

Stellte Justin fest, bevor er ihn wieder musterte.

Hast du keine Einheit?

Eine Frage, die ihm übel hoch kam.
Nein, er hatte keine Einheit mehr, sonst wäre sie ja hier!!!

Nein, ich habe keine Einheit mehr.

Erwiderte Wonka gedankenverloren und seufzte. Man hatte sie ihm weg genommen.
Im gleichen Moment bemerkte Wonka, dass Chur jetzt wohl dachte, er hätte seine Einheit im Kampf verloren. Doch dieser ging nicht darauf ein, stattdessen stand er auf und klatschte in die Hände:

Liebe Leute, unser neuer Anführer!!!
Der hoch geschätzte, aber nirgends bekannte Lieutenant Third!!!


Alle klatschten wie wild in die Hände und gröllten wie verrückt.
Wonka ließ sich von der guten Stimmung anstecken, stand auf und verbeugte sich mehrmals.

Zuviel des Guten! Gegrüßt seit ihr, meine neuen Untertanen!

Aus der hinteren Reihe ertönte die Stimme eines Ortolaners:

Na, wenn er nirgendwo bekannt ist, haben wir schon mal die besten Voraussetzungen für einen Stealth-Einsatz!

Der Witz war flach, doch trotzdem lachten alle. Die Stimmung war einfach zu gut. Wonka hatte noch keinen richtig kennengelernt, mit keinem richtig gesprochen und doch war durch diese angenehm, offene Stimmung bereits ein Hauch von Freundschaft aufgekommen und er vergaß dabei fast, daß es garnicht seine Einheit war. Aber sollte es seine werden?
Wenn er das richtig verstanden hatte, dann gingen alle hier zu den Spezialkräften und man hatte ihn als neuen Anführer ausgewählt!

Ihn!!!

Aus aber tausenden Soldaten hatte man ihn auserwählt, eine Spezialeinheit zu leiten.
Jetzt verstand er: Man bestrafte ihn nicht, indem man ihm die Black Hawks weg nahm, man gab ihm eine neue Chance! Eine Chance, ein Teil der Elite zu werden.
Wonka wurde das schlagartig bewusst und es drückte seine Laune nur noch mehr nach oben:

Na klar, kannst du mit deinem Rüssel eigentlich auch staubsaugen?

Abermals lautes Gelächter, Wonka und der Ortolaner blinzelten sich zu.
Der Flug wurde etwas unruhig, so das Wonka sich wieder hinsetzen mußte, auch wenn er jetzt gerne noch mit den anderen gesprochen hätte.
Justin und Wonka sahen sich verstohlen an und grinsten. Sie waren Freunde geworden.

Kurze Zeit später betrat ein Droide die Kabine, der sie jetzt wohl über das weitere Verfahren aufklärte, sobald sie auf Utapau gelandet waren.
Doch der Ortolaner, dessen Namen Wonka noch nicht kannte, riss das nächste Ding:

Stewardess!!! Freibier für alle!!!

Abermals brach die ganze Kabine in Gelächter aus. Dieser Ortolaner konnte seinen Mund echt nicht halten!
Doch der Droide ließ sich davon garnicht beeindrucken und redete einfach drauf los, so das bald wieder Stille eingekehrt war.

Sobald sie auf Utapau gelandet sind, wird man ihre Daten registrieren. Danach wir Ihnen ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Sobald das erledigt ist, wartet der Stationscommander mit einer Ansprache auf sie. Einen angenehmen Aufenthalt wünsche ich!

Der Droide verbeugte sich und verschwand genauso schnell wie er gekommen war.

Mein Bier!

Wiederholte der Ortolaner, doch dieses Mal gab es nur vereinzelt, leises Gelächter.

Jetzt wurde es ernst. Die erste Hürde eines jeden Mannes, der Soldat werden wollte - Das Auswahlverfahren!

[Weltraum| Utapau | Anflug auf Pau City] Wonka Third
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben