[Utapau | Truppenübungsplatz | Canyonlandschaft | Lager von Team Orange] Wonto; Master Sergeant Ikkan, Benji Ross, Medhi Varn, Soldaten, LV-38-E (NPCs)
Das Team ärgerte sich verständlicherweise darüber, bereits so früh einen ersten Verlust erlitten zu haben. Die Selonierin schied für sechs Stunden aus, womit außerdem Master Sergeant nur noch sieben Soldaten blieben. Als eine Stunde später wieder ein LV-38-Droide in Sicht kam, brach helle Aufregung aus, doch diese legte sich, als sich herausstellte, dass es ihr eigener war. Es brachte dem Rekruten, der den Droiden zurückgerufen hatte, ohne das Team zu informieren, eine Rüge des Lepi ein. 38-E brachte interessante Bilder und Messdaten von dem ›feindlichen‹ Lager mit, das die Späher am Vorabend entdeckt hatten: Mehrere Stunden lang hatte er es unbemerkt beobachtet. Es gehörte Team Weiß, zu dem auch Wontos Freund Tru Lexes gehörte; auf ein paar Aufnahmen war er gut zu erkennen.
Da das ganze eine Ausbildungsmission war, befahl Ikkan den Rekruten und Privates nicht einfach wie es jetzt weiter gehen sollte, sondern fragte sie nach ihrer Meinung. Drei von ihnen - darunter Benji Ross - waren der Ansicht, man sollte so schnell wie möglich einen Angriff auf die Weißen unternehmen, um diese zu überraschen. Sie argumentierten, dass die Aufnahmen nicht darauf hinwiesen, dass die Gegner sich über die kurze Distanz zwischen den Camps im Klaren waren. Man hatte daher gute Chancen, sie zu erreichen, bevor sie etwas merkten. Drei andere, darunter Wonto und der ebenfalls schon fronterfahrene Private Corell, bevorzugten ein defensiveres Vorgehen und wollten lieber das eigene Lager sichern, denn da die Grünen offenbar wussten wo sie sich befanden, rechneten sie mit dem gleichen Angriff, den die anderen drei für die Weißen vorgesehen hatten. Die Selonierin durfte ihre Meinung nicht beisteuern - sie war schließlich tot. Somit blieb nur Medhi Varn. Die Devaronianerin schlug vor, einen Angriff zu unternehmen, aber nicht auf die Weißen, sondern auf die Grünen: Um ihnen zuvorzukommen und damit die Gefahr, die von ihnen drohte, abzuwenden. Da sie allerdings noch nicht wussten, wo deren Lager sich befand, war es natürlich schwer, diesem Plan zu folgen.
»Ihre Meinungen sind gut begründet«, sagte der Master Sergeant schließlich. »Das alles sind gangbare Wege. Aber Sie denken zu eindimensional. Wir sind noch acht Personen und ein Droide, genug, um verschiedene Aufgaben zu verteilen.
Wir machen also folgendes: Drei von Ihnen bleiben mit mir hier, um das Lager zu bewachen. Bereiten Sie sich bestmöglich auf einen Angriff der Grünen vor: Versuchen Sie herauszufinden, aus welcher Richtung sie vermutlich angreifen werden, und legen Sie ihnen Hindernisse in den Weg. Legen Sie sich an den besten Plätzen auf die Lauer. Wenn sie wirklich kommen, sollen sie sich blutige Nasen holen. Im übertragenden Sinn, versteht sich - denken Sie daran, das ist nur eine Übung.
Ein Vierter schickt den LV-38 los, um nach dem Lager der Grünen zu suchen. Wenn wir es finden, können wir für einen späteren Zeitpunkt einen Angriff in Betracht ziehen. Zudem ermöglicht uns das, ihre Bewegungen zu analysieren, so dass wir bei einer Attacke vorgewarnt sind.
Die übrigen drei gehen zum Camp der Weißen und halten nach einer Gelegenheit Ausschau, ihre Flagge zu erwischen oder, wenn das nicht möglich ist, sie vielleicht zu dezimieren und ihre Verteidigungsbemühungen zu schwächen. Die Aufnahmen des Droiden können dabei enorm hilfreich sein. Wenn sie wirklich nichts von unserer Anwesenheit wissen, könnten drei Mann ausreichen. Suchen Sie nach Möglichkeiten und nutzen Sie diese, aber gehen Sie kein unnötiges Risiko ein. Wenn Sie ausgeschaltet werden, haben wir schon die Hälfte unseres Teams verloren und werden Schwierigkeiten haben, uns hier zu halten. Ich will nicht, dass die Orangenen die ersten sind, die ihre Flagge verlieren. Wer meldet sich freiwillig?«
»Das machen wir, Sarge!« rief Benji Ross. Er hob die eine Hand und schlug mit der anderen Wonto auf die Schulter. Der Ortolaner hatte nicht vorgehabt, sich freiwillig zu melden - er hatte sich ja dafür ausgesprochen, lieber das Lager zu befestigen. Aber offenbar wurde er gar nicht gefragt.
»Gut. Wer noch?«
Ein langer, schlacksiger Fastmensch hob die Hand. Er hieß Crauve, und soweit Wonto sich erinnerte, war entweder er oder ein Vorfahr von ihm auf Umbara geboren. Bisher hatten sie nicht viel miteinander zu tun gehabt; daher freute sich der Ortolaner auf die Möglichkeit, ihn kennenzulernen.
Schon kurze Zeit später brachen die drei Männer auf. Auch Benji und Crauve hatten ihre hellen Gesichter nun mit Tarnschminke eingeschmiert, was ihre Züge merkwürdig entfremdete. Sie trugen ihre Gewehre, Komlinks, Wasserflaschen, Proviant, Orientierungshilfen, Makroferngläser, Erste-Hilfe-Ausrüstung und Isodecken für den Fall, dass sie vor der Nacht nicht zurück waren; insgesamt also ziemlich viel Gepäck für einen heißen Tag in der staubtrockenen Felslandschaft von Utapau. Das Lager der Weißen lag fünf Kilometer entfernt, eine Strecke, die binnen einer Stunde zu bewerkstelligen sein sollte; doch die Schluchten, die dorthin führten, waren verschlungen und der Untergrund teilweise mit Felsbrocken und Geröll bedeckt, so dass sie nur langsam vorankamen.
»Speederbikes wären nicht schlecht«, keuchte Wonto, als sie über den gefühlt zehntausendsten Schutthaufen kletterten.
Dank des Kartenmaterials, das der Droide angelegt hatte, verloren sie wenigstens nicht die Orientierung und liefen nicht in Sackgassen. Dennoch dauerte es beinahe zwei Stunden, bis sie ihr Ziel erreichten. Fast wären sie einem Wachposten in die Arme gelaufen: Crauve warnte Wonto und Benji gerade noch rechtzeitig. Sie lagen in Deckung und beobachteten die zwei Soldaten - eine Menschenfrau und einen riesigen Whiphiden - in der Hoffnung, dass sie bald verschwinden würden. Benji hob seine Waffe und legte langsam auf die beiden an, doch der Ortolaner drückte den Lauf nach unten.
»Nicht - sonst wissen sie, dass wir hier sind!« raunte er.
Der Mensch ließ sich überzeugen und blieb passiv.
Die Koms der Weißen meldete sich. Der Whiphid (er hieß Yog-Nor und hatte an ihrem ersten freien Abend im Fort Nos ein Armdrücken gegen Benji binnen einer halben Sekunde beendet) meldete sich.
Die drei in ihrem Versteck konnten hören, was die schnarrende Stimme aus dem Komlink sagte:
»Passen Sie auf! In Ihrer unmittelbaren Nähe sind mehrere Lebenszeichen!«
Nun ging alles ziemlich schnell. Benji fackelte nicht lange: Er begegnete der Gefahr ihrer Entdeckung, indem er sein Gewehr hochriss und in Richtung der Wachposten schoss. Yog-Nor traf er mitten in die Brust. Der Whiphid legte zwar ebenfalls an, um das Feuer zu erwidern, doch war seine Waffe bereits deaktiviert - auch er war nun für sechs Stunden tot. Nun musste Jami, die Menschenfrau, es alleine mit den dreien aufnehmen. Sie merkte, dass sie auf verlorenem Posten stand, und versuchte sich zurückzuziehen (wobei der große Körper von Yog-Nor ihr auf etwas regelwidrige Weise Deckung gab). Doch während sie links um eine breite Felssäule herumlief, sprintete der erstaunlich flinke Umbaraner rechts herum. Benji und Wonto hörten einen kurzen Schusswechsel, dann kamen beide zurück: Crauve mit zufriedenem Grinsen im Gesicht, Jami sichtlich enttäuscht mit dem Gewehr über der Schulter und dem Helm in der Hand.
»Orange: Zwei; Weiß: Null!« prahlte Benji.
»Nicht schlecht für den Anfang, was?«
Aber sie konnten ihren Teilsieg nicht lange genießen. Natürlich hatten die Verbündeten der Frau und des Whiphiden mitbekommen, dass sie angegriffen wurden, und kamen ihnen zu Hilfe. Die drei Orangenen mussten sich rasch Deckung suchen, als sie plötzlich von schräg oben beschossen wurden. Wonto wurde getroffen, aber nur an einer Stelle ohne Sensor; das führte zwar zu einem unangenehmen Brennen in seinem rechten Arm, aber er war nicht ›tot‹ und durfte weitermachen. Dass ihn ein Blasterschuss in den Arm in einem echten Gefecht kampfunfähig gemacht hatte, war ihm klar, aber in einem echten Gefecht hätte ein toter Whiphide auch nicht dumm im Schussfeld herumstehen können.
»Achtung - sie kommen von beiden Seiten!« rief der Umbaraner. Er drückte sich dichter an den Fels und feuerte ungezielt, um die Gegner in Deckung zu treiben.
»Wie viele?« fragte Wonto.
»Nur einer, glaube ich.«
»Hier drüben ist auch nur einer«, sagte Benji von der anderen Seite.
Mehr nicht? Das war unerwartet. Der Private hatte damit gerechnet, dass eine Übermacht sie hier ersticken würde. Stattdessen waren sie noch immer in der Überzahl. Das war ihre Chance!
»Passt auf - ich gebe euch Feuerschutz und ihr lauft bei Drei beide nach links!« sagte er. Die anderen beiden nickten. Wonto zählte und beugte sich dann aus der Deckung, um den Weißen in selbige zu zwingen. Crauve und der Mensch stürmten los und überrannten den armen Kerl regelrecht: Er bekam ein paar Treffer mehr ab, als wahrscheinlich nötig gewesen wären.
Sluuk wandte sich um. Er rechnete damit, dass der Gegner von der anderen Seite nun seine Deckung verlassen würde, um ihnen in den Rücken zu fallen, und damit hatte er recht. Ein Tarnanzug und ein blassblaues Gesicht tauchten auf. Wonto drückte dreimal ab und traf zweimal, woraufhin Tru nun ganz ins Freie trat und das unnütze Übungsgewehr senkte.
»Warum ausgerechnet du, Wonto?« klagte er. »Jetzt schulde ich Jami ich fünf Credits!«
»Tote jammern nicht«, lachte der Ortolaner und ließ ihn stehen.
Sie fanden das Lager der Weißen nun verlassen vor. Offenbar war bis auf die vier, die sie ausgeschaltet hatten, niemand hier gewesen; alle anderen waren ausgerückt, wahrscheinlich um die Gegend zu erkunden oder um ein anderes Camp anzugreifen. Vorsichtig hielten die drei Orangenen nach Fallen Ausschau, aber sie fanden nichts. Auch eine Marksman-Drohne gab es nicht: Sie war offenbar ein besonderer Ausrüstungsgegenstand von Team Orange, so wie die Grünen im Gegensatz zu anderen einen bewaffneten Erkundungsdroiden besessen hatten. Wonto frage sich, was wohl die Weißen stattdessen hatten. Aber was auch immer es war, es befand sich nicht in ihrem Lager. Der Weg zur Flagge war frei. Benji zog den Stab mit der weiß leuchtenden Spitze aus dem Boden und schwenkte ihn triumphierend in der Luft. Mit ihrer Trophäe verließen sie das Camp, das nun den ›Toten‹ allein gehörte. In sicherem Abstand aßen sie einen Rationsriegel und tranken aus ihren Wasserflaschen, dann machten sie sich an den Rückweg.
Sie kamen nicht weit. Kaum fünfhundert Meter vom Kampfplatz entfernt liefen sie den Weißen in die Arme, die gerade zurückkehrten. Und nun wusste Wonto auch, was die besondere Ausrüstung der Weißen war: Sie hatten zwei B1-Kampfdroiden, die ebenfalls Übungsgewehre trugen. Das Feuergefecht gegen die Übermacht dauerte nicht lange, dann zog das gegnerische Team mit mit ihrer Flagge davon - und mit der der Orangenen, die sie zuvor in deren Lager erbeutet hatten. Aus dem Sieg war eine Enttäuschung geworden. Der einzige Trost war, dass zwei Weiße bei dem Angriff ›gestorben‹ waren: Sie trotteten ihren Kameraden und Droiden mit deaktivierten Waffen hinterher.
Am nächsten Tag holten sich die Orangenen in einem verlustreichen Gefecht ihre Flagge zurück. Kurz darauf verloren sie diese erneut an die Grünen, doch auch die behielten sie nicht lange: Auf dem Rückweg zu ihrem Camp fiel sie in die Hände von Team Pink. Von dort holte Master Sergeant Ikkan sie persönlich und alleine wieder ab. In der Nacht sahen sie sich dann einem gemeinsamen Angriff der Grünen und Pinken ausgesetzt, die sich offenbar zusammengetan hatten. Und wieder war die Flagge weg. Wonto starb schon zum zweiten Mal: In diesem Fall war es ihm jedoch ganz recht, weil die sechsstündige Auszeit es ihm ermöglichte, eine Weile ungestört zu schlafen. Am Morgen ging es weiter, und als am Nachmittag die Übung endete, gingen die Weißen als klare Sieger aus dem Feld. Sie hatten alle Flaggen bis auf die grüne in ihren Besitz gebracht und waren zudem das Team mit den wenigsten eigenen Verlusten. Tru Lexes wurde nicht müde, das seinen Freunden unter die Nase zu reiben.
Die Soldaten waren allesamt dreckig und erschöpft, sie sehnten sich nach einer heißen Dusche, richtigem Essen und ihrem Bett in Fort Nos. Doch bevor sie diesen Luxus genießen durften, folgte eine Nachbesprechung aller Teams. Diese dauerte so lange, dass auch das letzte Bisschen von dem Spaß, den sie während der Übung unzweifelhaft gehabt hatten, der Ermattung wich. Doch eines ließ sich nicht bezweifeln: Sie hatten ausreichen Gelegenheit gehabt, ihr bisher errungenes Wissen in der Praxis zu testen und dabei abermals viel dazu gelernt. Und wenn man den Worten ihrer Ausbilder glauben durfte, hatten sie sich gut geschlagen.
[Utapau | Truppenübungsplatz | Luftraum | Rückflug nach Fort Nos] Wonto; NPCs