Seit über 17 Jahren gab es die Idee, Robert Louis Stevensons 'Schatzinsel' in modernem Ambiente zu verfilmen... heute war denn die (deutsche) Premiere, nachdem Disney vor knapp fünf Jahren endlich zugestimmt hat.
Für die Effekte gibt's nur ein Wort: bombastisch. Kein Trickfilm hat es bisher geschafft, auf solche Weise traditionell handgezeichnete und Computer-Animation zu verbinden; das Ergebnis ist mindestens so beeindruckend wie AOTC. Sehr gut sieht man das an der Figur des Long John Silver... oder besser gesagt, man sieht es nicht. Der gute Mann ist ein Cyborg, halb Mensch, halb Maschine; der menschliche Part wurde von Glen Keane ganz klassisch gezeichnet, der maschinelle aber komplett im Computer animiert. Und wenn man's nicht weiß, kommt man nicht drauf. Ganz so perfekt ist die CGI-Einbindung im Rest des Films nicht, aber besser als das in dieser Beziehung unausgegorene 'Titan A.E.' allemal.
Leider gehen die Parallelen zu AOTC und Titan noch etwas weiter. So ist TP zumindest in der ersten Hälfte viel zu hektisch (das hätte man besser machen können), manche Szenen, die definitiv ernst sein sollen, wirken unfreiwillig lächerlich (der Tod von Billy Bones z.B.), wobei das auch an der Synchro liegen könnte (Cpt. Amelia und Silver sind imho völlig fehlbesetzt, Doppler geht grad noch so; dafür gefällt mir Jim recht gut). Nach der I'm Still Here-Collage (btw, wieso wurde der Song nicht übersetzt, die Franzosen haben doch auch ihre Version gekriegt?) wurde es wesentlich ruhiger (selbst inkl. Schluss), Charaktere und Geschichte bekamen Zeit, sich zu entfalten. Manchmal ist er schon eine Krux, dieser ein-Film-darf-höchstens-90-Minuten-lang-sein-Drang
...
Die Musik wurde erneut von James Newton Howard komponiert, der für TP ein ordentliches, wenn auch nicht großartiges, Werk abgeliefert hat. Sowohl 'Atlantis' als auch 'Dinosaurier' waren imho besser, aber TP ist jetzt nicht soo übel, sticht halt nur nicht sonderlich heraus. Erinnert in dieser Beziehung an Mark Mancinas Score für 'Tarzan'...
Wenn ich schon dabei bin: John Rzezniks (von dem ich vorher übrigens nie was gehört hatte) 'I'm Still Here' ist anhörbar, aber mir persönlich wäre Phil Collins sehr viel lieber gewesen (wenn denn nun unbedingt ein Pop-Song her muss).
Die Animation ist hervorragend. Glen Keanes und Eric Daniels Silver hatte ich ja bereits erwähnt, aber auch Jim ist klasse geworden (gerade die Mimik). Die Hintergründe sind dank 'Deep Canvas' (dem für 'Tarzan' entwickelten Computer-Programm) wunderschön plastisch, Kamerafahrten wie sonst nur in Realfilmen braucht man hier auch nicht zu missen.
Was nun die Adaption des Originals angeht... viel hat 'Treasure Planet' ja nicht mehr mit 'Treasure Island' zu tun. Trewlaney und der Doktor wurden in einer Figur - dem Astrophysiker Doppler - zusammen gefasst, Arrow verwandelte sich von einem Trunkenbold in einen stets vorschriftsmäßigen Ersten Offizier...
Was geblieben ist, ist Silver (was er auch musste, er ist schließlich der Angelpunkt des Romans). Silver ist kein böser Mann, er hat in seinem Leben nur einige falsche Entscheidungen getroffen und er ist besessen von Captain Flints Schatz. Dieser Punkt wurde wirklich gut rüber gebracht und sorgte auch dafür, dass Silvers Beziehung zu Jim (das Herzstück des Films) glaubhafter wurde.
Ansonsten kommen gewisse Szenen aus dem Buch hier wieder vor (Jim im Fass), oft in abgeänderter Form, aber viel ist auch dazu erfunden. Wen ich vermisst habe, war Ben Gunn, wobei ich einsehe, dass der Film mit ihm wohl zu düster geworden wäre.
Von seinem Ersatz, dem (übrigens gänzlich CG-animierten) Roboter B.E.N. waren amerikanische Rezensenten nicht sonderlich begeistert, ich finde jedoch, dass er - verglichen mit manch anderen 'Comic Sidekicks' - recht ertragbar war.
Zu Morph brauch ich ja wohl nichts sagen, der ist einfach nur liebenswert
.
Das grundsätzliche Design fand ich gelungen, drei Teile 18. Jhdt., ein Teil SF.
Und ingesamt? Visuell in jeder Hinsicht beeindruckend, fehlt TP doch - wie auch dem leicht vergleichbaren 'Atlantis' - ein wenig die Wärme früherer Disney-Filme, 'Lilo & Stitch' hat das wesentlich besser geschafft; ich schiebe das wiederum auf den Anfang. Nichtsdestotrotz auf der Action-Schiene eine klare Verbesserung 'Atlantis' gegenüber. Spaß wird man hier wohl garantiert haben, der Geist der 'Schatzinsel' wurde übernommen, auch TP ist eine Abenteuergeschichte für kleine Jungs, die daran denken, mal Pirat zu werden, aber... man hätte imho mehr draus machen können (John Musker und Ron Clements sind auch nicht wirklich meine Lieblings-Regisseure, aber gut, das ganze war Clements' Idee). Der erste Teil zieht den Film wirklich enorm runter... hätte man da nicht auf das Erntedank-Erscheinen verzichten und lieber noch ein halbes Jahr darauf verwendet, diese Sektion besser auszugestalten?
Für die Effekte gibt's nur ein Wort: bombastisch. Kein Trickfilm hat es bisher geschafft, auf solche Weise traditionell handgezeichnete und Computer-Animation zu verbinden; das Ergebnis ist mindestens so beeindruckend wie AOTC. Sehr gut sieht man das an der Figur des Long John Silver... oder besser gesagt, man sieht es nicht. Der gute Mann ist ein Cyborg, halb Mensch, halb Maschine; der menschliche Part wurde von Glen Keane ganz klassisch gezeichnet, der maschinelle aber komplett im Computer animiert. Und wenn man's nicht weiß, kommt man nicht drauf. Ganz so perfekt ist die CGI-Einbindung im Rest des Films nicht, aber besser als das in dieser Beziehung unausgegorene 'Titan A.E.' allemal.
Leider gehen die Parallelen zu AOTC und Titan noch etwas weiter. So ist TP zumindest in der ersten Hälfte viel zu hektisch (das hätte man besser machen können), manche Szenen, die definitiv ernst sein sollen, wirken unfreiwillig lächerlich (der Tod von Billy Bones z.B.), wobei das auch an der Synchro liegen könnte (Cpt. Amelia und Silver sind imho völlig fehlbesetzt, Doppler geht grad noch so; dafür gefällt mir Jim recht gut). Nach der I'm Still Here-Collage (btw, wieso wurde der Song nicht übersetzt, die Franzosen haben doch auch ihre Version gekriegt?) wurde es wesentlich ruhiger (selbst inkl. Schluss), Charaktere und Geschichte bekamen Zeit, sich zu entfalten. Manchmal ist er schon eine Krux, dieser ein-Film-darf-höchstens-90-Minuten-lang-sein-Drang

Die Musik wurde erneut von James Newton Howard komponiert, der für TP ein ordentliches, wenn auch nicht großartiges, Werk abgeliefert hat. Sowohl 'Atlantis' als auch 'Dinosaurier' waren imho besser, aber TP ist jetzt nicht soo übel, sticht halt nur nicht sonderlich heraus. Erinnert in dieser Beziehung an Mark Mancinas Score für 'Tarzan'...
Wenn ich schon dabei bin: John Rzezniks (von dem ich vorher übrigens nie was gehört hatte) 'I'm Still Here' ist anhörbar, aber mir persönlich wäre Phil Collins sehr viel lieber gewesen (wenn denn nun unbedingt ein Pop-Song her muss).
Die Animation ist hervorragend. Glen Keanes und Eric Daniels Silver hatte ich ja bereits erwähnt, aber auch Jim ist klasse geworden (gerade die Mimik). Die Hintergründe sind dank 'Deep Canvas' (dem für 'Tarzan' entwickelten Computer-Programm) wunderschön plastisch, Kamerafahrten wie sonst nur in Realfilmen braucht man hier auch nicht zu missen.
Was nun die Adaption des Originals angeht... viel hat 'Treasure Planet' ja nicht mehr mit 'Treasure Island' zu tun. Trewlaney und der Doktor wurden in einer Figur - dem Astrophysiker Doppler - zusammen gefasst, Arrow verwandelte sich von einem Trunkenbold in einen stets vorschriftsmäßigen Ersten Offizier...
Was geblieben ist, ist Silver (was er auch musste, er ist schließlich der Angelpunkt des Romans). Silver ist kein böser Mann, er hat in seinem Leben nur einige falsche Entscheidungen getroffen und er ist besessen von Captain Flints Schatz. Dieser Punkt wurde wirklich gut rüber gebracht und sorgte auch dafür, dass Silvers Beziehung zu Jim (das Herzstück des Films) glaubhafter wurde.
Ansonsten kommen gewisse Szenen aus dem Buch hier wieder vor (Jim im Fass), oft in abgeänderter Form, aber viel ist auch dazu erfunden. Wen ich vermisst habe, war Ben Gunn, wobei ich einsehe, dass der Film mit ihm wohl zu düster geworden wäre.
Von seinem Ersatz, dem (übrigens gänzlich CG-animierten) Roboter B.E.N. waren amerikanische Rezensenten nicht sonderlich begeistert, ich finde jedoch, dass er - verglichen mit manch anderen 'Comic Sidekicks' - recht ertragbar war.
Zu Morph brauch ich ja wohl nichts sagen, der ist einfach nur liebenswert

Das grundsätzliche Design fand ich gelungen, drei Teile 18. Jhdt., ein Teil SF.
Und ingesamt? Visuell in jeder Hinsicht beeindruckend, fehlt TP doch - wie auch dem leicht vergleichbaren 'Atlantis' - ein wenig die Wärme früherer Disney-Filme, 'Lilo & Stitch' hat das wesentlich besser geschafft; ich schiebe das wiederum auf den Anfang. Nichtsdestotrotz auf der Action-Schiene eine klare Verbesserung 'Atlantis' gegenüber. Spaß wird man hier wohl garantiert haben, der Geist der 'Schatzinsel' wurde übernommen, auch TP ist eine Abenteuergeschichte für kleine Jungs, die daran denken, mal Pirat zu werden, aber... man hätte imho mehr draus machen können (John Musker und Ron Clements sind auch nicht wirklich meine Lieblings-Regisseure, aber gut, das ganze war Clements' Idee). Der erste Teil zieht den Film wirklich enorm runter... hätte man da nicht auf das Erntedank-Erscheinen verzichten und lieber noch ein halbes Jahr darauf verwendet, diese Sektion besser auszugestalten?