Fan-Fiction Die Farbe des Horizonts

Gavin erzählte dem Informationshändler von dem Handel zwischen Naven Vuin und Karridan ‚dem Derben‘ und von dem Halunken Wellard. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es seinem Freund jetzt noch schaden konnte, wenn er diese Geschichte ausplauderte. Im Gegenzug erfuhr er einige Hinweise über Linas Verbleib. Leider waren diese trotz ihrer Fülle letztendlich wenig hilfreich: Wie sich herausstellte, hatten Meylir und Lina Rauschgift verkauft, sozusagen als Händler auf der Straße, direkt an die Kunden. Anscheinend war das Hinterzimmer der Bar ein winziger Umschlagplatz für Glitzerstim. Nun war Gavin auch klar, was Lina mit „ein paar gelegentlichen Nebeneinkünften“ gemeint hatte. Jedenfalls war vor drei Tagen aus heiterem Himmel eine Patrouille Sturmtruppen aufgetaucht und hatte den Barkeeper und seine beiden Gehilfen hochgenommen. Danach waren die Soldaten sofort wieder verschwunden, auch zur Freude des Angestellten, der die Bar einfach übernommen hatte, sich schadenfroh die Hände reibend. Ein ähnlicher Vorfall hatte sich offenbar relativ zeitgleich in einem Viertel im Westen der Stadt abgespielt. Eine imperiale Razzia also.


Niedergeschlagen verließ Gavin die Bar. Im Schutz der Türnische holte er das Kom heraus und funkte Rayland an um ihn um Rat zu fragen.

„Eine Drogenrazzia, von den Imps? Hm…. Das hat es noch nie gegeben, seit ich hier bin. Normalerweise halten sich die aus den Machenschaften der Hutten heraus. Wenn man hier im Hutt-Sektor einmal Sturmtruppen sieht, dann meistens wegen irgendwelchen Rebellengruppen oder einer Imperiums-internen Sache.“ Kurz ertönte nur rauschende Statik aus dem Kom, während Rayland überlegte. „Oder es handelt sich einfach um irgendein riesen Ding. Aber das passt für mich alles nicht zu einer normalen Drogenrazzia.“ Wieder kurzes Schweigen. „Was ich aber auf jeden Fall weiß: Das Ganze stinkt wie ein riesen Haufen Huttdreck. Vergiss die Sache lieber und wir suchen noch ein wenig länger nach einem Teampartner für dich.“

Hinter Gavin ertönte ein animalisches Grunzen und er wurde leicht beiseitegeschoben, als der gewaltige Houk aus der Bar drängte.

Gavin antwortete seinem Bruder: „Nein. Ich werde versuchen, noch ein wenig mehr herauszufinden.“

„Na gut.“, drang knisternd Raylands Stimme aus dem Lautsprecher. „Ähm, also, soll ich nach Bilbousa kommen und dir dabei helfen?“

Gavin schüttelte den Kopf, obwohl es sein Bruder ja gar nicht sehen konnte. „Nein, ich denke ich komme klar. Wüsste nicht, wie du mir hierbei helfen könntest, großer Bruder. Und wenn doch, dann ruf ich dich an.“

Gavin war es, als höre er ein erleichtertes Seufzen am anderen Ende der Verbindung. „Alles klar. Ich denke auch, dass ich dir keine besondere Hilfe wäre. In solchen Angelegenheiten bist du eindeutig der Begabtere, wenn man glauben will, was einem Naven Vuin so erzählt.“

Gavin musste schmunzeln. „Alles klar, bis später.“ Er beendete die Verbindung.

Wenigstens hatte sich der beißende Wind gelegt. Er trat auf die Straße hinaus und schlenderte ziellos weiter ins Zentrum, während er seine Gedanken schweifen ließ. Lina und Meylir waren vor drei Tagen festgenommen worden. Es war also durchaus möglich, dass sie längst an Bord einer imperialen Fähre den Planeten oder gar das System verlassen hatten. Wäre doch nur Naven noch hier. Er wüsste bestimmt, wo man nach einer Spur suchen sollte. Die Überlegung mit der Fähre war schon einmal nicht abwegig und ließ sich vielleicht leicht bestätigen. Er schlug den Weg in Richtung Raumhafen ein, dessen hoher Turm sich über die restlichen Gebäude erhob.


Gavin betrat das Hauptterminal des Bilbousa Raumhafens und trat an einen Schalter. Der Angestellte, ein alter Twi’lek mit blassroter Hautfarbe und gekleidet in der Uniform des Raumhafenpersonals, saß in der kleinen Kabine mit dem Rücken zum Schalter und hatte die Füße auf den Tisch hochgelegt. Auf dem Schreibtisch vor ihm flimmerte eine Holoserie.

„Entschuldigen Sie.“, machte Gavin auf sich aufmerksam. Keine Reaktion. Er klopfte mit den Knöcheln an die Glasscheibe. Brummelnd drehte sich der Twi’lek auf dem Stuhl herum.

„Ja?“ Der quittierende Tonfall der kratzigen Stimme ließ die Frage eher wie ein Bellen wirken.

Gavin ließ sich davon jedoch nicht beirren. „Können Sie mir sagen, ob innerhalb der letzten drei Tage eine imperiale Landefähre oder ein ähnliches Schiff von hier gestartet ist?“

Der Angestellte warf ihm einen skeptischen Blick zu, so als sei er sich nicht ganz sicher, ob die Frage ernst gemeint sei. Dann drehte er sich, mit den Worten „Kann ich Ihnen nicht sagen.“ wieder seiner Holoserie zu. Gavin trat einige Schritte zurück und betrachtete noch einmal das Leuchtschild über dem Schalter.

„Ich bin aber doch hier offensichtlich bei der Raumhafeninformation. Nach meinem Verständnis fallen Flugauskünfte eindeutig in diesen Bereich.“

Der Beamte drehte sich mit widerwilliger Langsamkeit zu Gavin herum. Er schien kurz zu überlegen, während die Spitzen seiner Kopfschwänze leicht zuckten.

„Informationen dieser Art, besonders wenn sie das Imperium betreffen, sind streng vertraulich! Ich habe nicht die… Befugnis, sie Ihnen zu geben.“, schnarrte er.

Gavin trat wieder näher und lehnte sich auf den Tresen. „Tatsächlich?“, meinte er in vertraulichem Ton. „Vielleicht könnte man die Regeln ja ein bisschen lockern, wenn es auch in Ihrem Interesse ist. Sagen wir, 50 Credits?“

Selbst zu Hause auf Ord Mantell hatte Gavin sehr früh gelernt, dass man oft nur mit genügend Credits das bekam, was man wollte. Besonders im Zusammenhang mit Beamten.

Der Twi’lek reagierte mit gespielter Entrüstung. „Sie denken wohl, ich wäre bestechlich, wie ein beliebiger Viehhändler aus der Provinz!“

„Keineswegs.“, versicherte Gavin mit ernstem Ton. „Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Raumhafenbeamter keinen anständigen Lohn für die entbehrliche Arbeit erhält, die er täglich leistet. Von all dem widerlichen Gesindel, das einen so oft belästigt, gar nicht erst zu reden.“, schmeichelte er. „Da ist es nur gerecht, selbst eine einfache Auskunft mit einem entsprechenden Trinkgeld zu entschädigen.“ Mit diesen Worten fischte er einen fünfzig Credit Chip aus seiner Westentasche und legte ihn einladend auf den Schalter, in der Hoffnung, dass die Selbstachtung des Beamten gering genug war, sich mit einer so oberflächlichen Rede zu begnügen.

Der Blick des Twi’lek blieb ruhig, aber ein kurzes Zucken seiner Hand verriet unterdrückte Gier. „Wie Recht Sie doch haben, werter Herr. Und doch“, jammerte er mit verschlagenem Blick, „wird mir mein gemeines Weib die fünfzig Credits sofort abnehmen, wenn ich nach Hause komme. Mit weiteren fünfzig wäre mir aber in der Tat geholfen, da würde mir die Hälfte bleiben, nachdem sie ihre scheußliche Gier befriedigt hätte!“ Er machte ein leidendes Gesicht und Gavin verfluchte innerlich diesen alten Raffzahn.

Äußerlich lächelte er jedoch verständnisvoll und holte einen weiteren Chip aus der Tasche, den er neben den ersten legte. Der Alte wischte die 100 Credits mit einer flinken Bewegung vom Schalter in seine andere Hand und schob sie in die Hosentasche.

„Nun?“, fragte er freundlicher und schaute wieder zu Gavin auf.

„Eine imperiale Fähre. Lambda-Klasse oder so etwas in der Richtung. Ist so etwas in den letzten Tagen hier gelandet oder gestartet?“

„Ah ja.“ Der Twi’lek tippte einige Befehle in ein Terminal ein, das außerhalb von Gavins Sichtfeld war. Er ließ sich einige Zeit, was Gavin zufrieden stellte, da er anscheinend gründlich suchte. Dann aber schaut er wieder hoch und schüttelte den Kopf. „Auf diesem Raumhafen nicht, werter Herr.“

„Und… haben Sie irgendwelche Sturmtruppen gesehen? Innerhalb der letzten drei, vier Tage?“

„Nein. Es kommt äußerst selten vor, dass sich die imperiale Polizei in Bilbousa blicken lässt. Das Auftauchen von Sturmtruppen wäre sicher aufgefallen.“

„Sithdreck“, fluchte Gavin und wandte sich grußlos von dem Schalter ab.

Zufrieden grinsend befingerte der Beamte die Credits in seiner Tasche und drehte sich wieder dem Holoschirm zu.
 
Verärgert trat Gavin wieder auf die staubigen Straßen hinaus. Nicht nur hatte er rein gar nichts herausgefunden, nein, er hatte dafür auch noch 100 Credits bezahlt. Eine scharfe Böe wehte ihm Sand ins Gesicht. Er verfluchte ihn, und der Vollständigkeit halber auch noch die Stadt und den ganzen Planeten mit dazu. Er wusste einfach nicht weiter und noch dazu hatte er Hunger.
Na gut, vielleicht fällt mir etwas ein, während ich mir etwas zu essen besorge.

In einer schmalen Straße, die von zwei- oder dreistöckigen Gebäuden gesäumt war, fand er eine Garküche. Auf der Straße war reger Betrieb und viele kleine Stände duckten sich in windgeschützte Nischen in den Erdgeschossen. Ein dreiäugiger Gran bot verschiedene Eintöpfe an, die in Kesseln köchelten und Gavin entschied sich nach einer Geruchsprobe für eine orange-grüne Suppe, die hauptsächlich aus Gemüse zu bestehen schien. Während er im Windschatten einer Wand lehnte und löffelte, beobachtete er das Treiben.

Gavin sah keinen einzigen Menschen und viele der Aliens hatten ihr Gesicht mit Tüchern verhüllt, um sich vor dem staubigen Wind zu schützen. Es schien sich hier um eine Marktstraße zu handeln und in jedem Haus war eine weite ebenerdige Öffnung, in der Platz für einen Laden, eine Bar oder einen Imbiss war. Ihm fielen zwei Weequays in dreckigen braunen Uniformen auf, die die Straße entlangschlenderten. Die anderen Passanten schienen den beiden kaum merklich aus dem Weg zu gehen. Das weckte Gavins Interesse vollends. Gerade traten die schäbig Uniformierten in ein kleines Geschäft ein und der Besitzer schien es sehr eilig zu haben, sie zu bedienen. Die Öffnung des Ladens erstreckte sich über die gesamte Hausfront und Gavin konnte beobachten, wie der Ladenbesitzer durch eine Tür tiefer ins Gebäude verschwand, nur um gleich wieder zurückzukommen. Er drückte einem der Weequays etwas in die Hand und dieser schien nachzuzählen. Credits!, dachte Gavin. Es musste sich um eine Art Schutzgeld handeln.

Und als ihm klar wurde, dass diese beiden eine Patrouille der Hutten-Mafia waren, wusste er plötzlich, wo er weitersuchen musste: Bei den Gangsterbossen. Es war einleuchtend, dass es die Hutts waren, die den Drogenhandel auf Nal Hutta kontrollierten. Auf irgendeine, wahrscheinlich indirekte Weise mussten Lina und Meylir für einen Hutten gearbeitet haben. Und sicherlich für einen der beiden, die hier in Bilbousa hauptsächlich agierten: Blebbor oder Karridan ‚der Derbe‘. Wie diese Sturmtruppen bei dem Ganzen ins Bild passten, wusste er nicht, aber vielleicht würde sich das noch zeigen.

Er stellte die leere Schüssel auf einen Tisch und tastete in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel von Wellards Schiff, das nun ihm gehörte. Es traf sich doch hervorragend, dass es in Karridans Stadtvilla für ihn zum Abholen bereit stand. Während die beiden Weequays in ihren alten Uniformen gerade gemütlich weiterschlenderten, machte Gavin sich in entgegengesetzter Richtung auf den Weg. Zur Residenz des Hutten.

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Gavin ging zielstrebig auf das tunnelartige Eingangstor der Stadtvilla zu. Auf der Straße herrschte reges Treiben und zwei bewaffnete Wachen in dunkler Kleidung standen vor dem Eingang. Sie schienen jeden zu kontrollieren, der hinein wollte und eine kleine Gruppe neugieriger Tagediebe hatte sich vor dem Tor gebildet. Er drängte sich hindurch und sprach die Wachen an.

„Ich komme um mein Schiff, die Strahl von Nubia abzuholen. Ich habe es im Handel mit Karridan dem Hutten erworben. Es müsste sich hier befinden.“

Die eine Wache, ein Twi’lek mit blassgrünem Teint, runzelte die hohe Stirn. „Du bist kein Kopfgeldjäger?“, fragte er mit öliger Stimme.

„Äh, nein.“, antwortete Gavin leicht überrascht.

Der Twi’lek zuckte die Achseln. „Ah, na gut. Folge mir. Meister Demil d’Nal wird dir weiterhelfen.“ Der Wächter bedeutete ihm zu folgen und ging durch das Tor. Gavin bemerkte aus dem Augenwinkel, wie der andere Wächter ihn eingehend musterte und ignorierte ihn geflissentlich. Er folgte seinem grünhäutigen Führer in den Hof der Villa. Linkerhand befand sich eine Ladestation mit einigen Energiekonvertern und einem großen, runden Treibstofftank. Vor ihm erhob sich das Hauptgebäude, dessen Obergeschoss aus einer von Bögen überdachten Terrasse bestand. Zu seiner Rechten öffnete sich der Innenhof in einen weiten Bereich, auf dem einige kleine Raumschiffe standen. Die meisten von ihnen machten einen eher heruntergekommenen Eindruck.

Der Wächter lief geradewegs auf die große Eingangstür des Haupthauses zu und rief nach Meister d’Nal.

Ein weiterer Twi’lek in einem weiten Gewand trat aus der Tür. Seine Stimme war ein genervtes Krächzen. „Ja, was ist denn? Ich habe doch keine Zeit!“, beschwerte er sich. Seine Haut war grau und harmonierte mit seiner dunkellilanen Robe.

Der grüne Twi’lek verbeugte sich kurz vor d’Nal und erklärte die Belästigung entschuldigend: „Dieser junge Mensch hier, Herr äh -“, er blickte kurz fragend zu Gavin, der nun nähertrat.

„Gavin Kchron, Herr d’Nal.“, kam er der Wache zu Hilfe und nickte d’Nal zu.

Der blassgrüne Twi’lek wollte fortfahren, aber er wurde sogleich von d’Nal unterbrochen.

„Und was kann ich für Sie tun? Ich habe es sehr eilig.“, sagte er kurz angebunden.

„Ich bin hier um mein Schiff abzuholen, die Strahl von Nubia“, wiederholte Gavin. „Sie ist durch den Tauschhandel eines Sullustaners namens Naven Vuin an mich übergegangen. Ich habe den Schlüssel hier.“

Der Verwalter musste nur kurz überlegen. „Ah ja, dieser Schrotthaufen mit angeschweißten Triebwerken. Es steht da hinten auf Landeplatz C. Darl wird Sie hinführen.“ Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und verschwand ins Innere der Villa. Die Wache nickte ihm schulterzuckend zu. „Hier entlang.“

Gavin befand, dass das Personal hier für eine eigentlich kriminelle Organisation verhältnismäßig zuvorkommend war. Er wurde zwischen zwei altgedienten Kleintransportern hindurchgeführt, hinter denen ein Schiff von herausragender Unförmigkeit stand. Der Wächter blieb stehen und wies in einer präsentierenden Geste mit dem Arm auf das Schiff. „Die Strahl von Nubia.“, kommentierte er spöttisch und wandte sich sogleich wieder ab, um in Richtung Eingangstor zu verschwinden.

Skeptisch musterte Gavin das… was auch immer das sein soll. Seinen Namen, den Gavin langweilig fand, würde es sicher nicht mehr lange behalten, denn er war auch gänzlich unpassend: Die Außenhülle des Fahrzeugs wäre der Beschreibung „mintgrün mit rostbraunen Sprenkeln“ nicht gerecht geworden - das Verhältnis war definitiv umgekehrt. Er umrundete sein neues Eigentum prüfend. Der Bug mit dem Cockpit hatte eine recht schneidige Form, die dem Schiff sogar Stil verliehen hätte, wenn sich daran nicht eine klobige Heckpartie mit einem Dreieck aus eng aneinander liegenden Triebwerken angeschlossen, die mit dem schlanken Bug in lächerlichem Kontrast stand. Gavin, der sich ja doch mit kleineren Fahrzeugen aller Art gut auskannte, erkannte die Vorderpartie sofort als die eines dieser greifvogelartigen HWK-290. Teil welchen Modells jedoch die Heckpartie mit den Triebwerken einst gewesen sein mochte, konnte er beim besten Willen nicht feststellen. Nun, es würde sich zeigen, wie sehr sich vom Äußeren auf das Innere des kleinen Frachters schließen ließ. Und schließlich hatte er ja keinen Credit dafür bezahlt. Auf Knopfdruck des kleinen Schlüsselsenders, den er gestern von Naven Vuin bekommen hatte, gab die Einstiegsluke zuerst ein ächzendes Geräusch von sich, bevor sie sich zögerlich aufschob. Eine kurze Rampe fuhr herab, kam aber, bevor sie den Boden berührte, mit einem Krachen zum Sillstand.
Na wunderbar. Da kann ich ja froh sein, wenn ich das Ding überhaupt von hier wegbekomme, ohne dass das Landegestell stehenbleibt.
Mit einem kleinen Satz hüpfte er auf die Rampe und stieg ins Innere. Im Lukenraum befanden sich zwei weitere Luken: Eine linkerhand, die zum Frachtraum im Heck führte, die rechte ins Cockpit. Der Laderaum war recht überschaubar, dämmrig und vor allem leer. Die Ladeluke schien sich im Boden zu befinden. Gavin verriegelte die Luke wieder hinter sich und betrat das Cockpit. Wobei steigen das bessere Wort dafür war, denn die Verhältnisse waren beengt. Pilot- und Copilotensitz waren hintereinander angebracht und man musste sich an den Sitzen von hinten her vorbeizwängen. Er ließ sich in den Pilotensitz fallen und musste feststellen, dass er sehr bequem war. Er glich den Sportsitzen in einem dieser teuren Flitzern. Auch sonst waren die Armaturen zwar verdreckt und abgenutzt, schienen aber durchwegs Qualitätsarbeit zu sein. Er startete den Bordcomputer und vor ihm erwachte ein Bildschirm zum Leben. Zu seiner Überraschung meldete sich das Schiff mit dem Namen Goldstaub, und nicht mit Strahl von Nubia. Er überlegte kurz. Vielleicht hatte Wellard diesen Namen nur als Deckname genutzt. Aber warum? Nun, es würde jedenfalls einen so unpassenden Namen erklären. Goldstaub gefiel Gavin schon besser. Vielleicht sollte er ihn gar beibehalten, sozusagen als kleines Zugeständnis an seinen gnädigen Vorbesitzer, der es ihm so selbstlos geschenkt hatte.
Während der Bordcomputer einen Checkup durchführte, schaute Gavin durch die Sichtluken nach draußen auf den Hof. Gerade spazierte ein schwer bewaffneter Humanoide in einem Kampfanzug zur Villa, eskortiert von den beiden Wachen. Dann eilte ein Bediensteter über den Hof und verschwand in einem Nebengebäude. Überhaupt herrschte rege Betriebsamkeit und auch der Verwalter des Hutten, dieser Kerl namens d’Nal hatte es auffällig eilig gehabt. Irgendetwas war heute los in der Stadtvilla Karridans. Das mit dem Schiff war zwar keine Schwierigkeit gewesen. Aber er war auch hierhergekommen, um etwas über das Schicksal von Lina Task herauszufinden. Vielleicht konnte er das allgemeine Durcheinander nutzen. Er schaltete die Systeme der Goldstaub ab und verließ das Schiff. Er hatte eine Idee, wie er zumindest ins Innere der Villa kommen konnte.
 
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