SorayaAmidala
weiser Botschafter
Heute wollen wir mal über eines meiner Lieblingsthemen reden: Muss man aus Patriotismus (oder nacktem wirtschaftlichen Kalkül) in der Champions League den anderen Bundesligavereinen die Daumen drücken, egal ob man sie ansonsten mag oder nicht? Ich erinnere mich noch gut: Als ich klein war, drückte ich allen die Daumen, die Deutschland irgendwo vertraten: Bayern München, Schalke 04, sogar dem HSV ? ich ekelte mich vor nichts. Heute ist das anders, und das bringt mir alljährlich dieselben Diskussionen ein: Muss man den Bayern die Daumen drücken, wenn sie gegen Tel Aviv oder Amsterdam spielen?
Manche meinen: Man muss! Weil (... und jetzt kommt einer der größten Alltime-Quatschsätze deutscher Fußballfans!!!): ?Das ist doch gut für den deutschen Fußball, wenn die weiterkommen!? Wenn man diesen Satz mal hinterfragt, kommt nicht viel dabei raus. Warum soll es gut für den deutschen Fußball sein, wenn Bayern Tel Aviv schlägt? Lassen dann die Letten bei der nächsten EM gegen uns freiwillig einen rein? Geht Arsenal mit wackligen Knien auf den Platz, wenn sie in einer späteren Runde gegen die Bayern ranmüssen? Ist es hilfreich für die Reputation deutscher Fußballer, wenn der Niederländer Makaay, der Peruaner Pizarro, der Brasilianer Zé Roberto, der Argentinier Demichelis, der Bosnier Salihamidzic und der Franzose Sagno schöne Erfolge mit ihrem Club feiern? Und wenn ja, warum?
Keine Antwort. Hm. Zweites Argument der ?Bayern-muss-man-die-Daumen-drücken-weil-das-doch-gut-ist-für-den-deutschen-Fußball!?-Mahner ist der sogenannte UEFA-Koeffizient: Je erfolgreicher die Deutschen in den Pokalwettbewerben abschneiden, umso mehr deutsche Teams dürfen vielleicht später mal mitspielen. Aber auch da die Gegenfrage: Na und? Bedeutet es einen großen Lustgewinn, wenn durch einen stark verbesserten UEFA-Koeffizienten irgendwann mal Hansa Rostock regelmäßig im UEFA-Cup spielen darf? Oder wenn Werder dauernd in der Champions League spielen darf, egal ob man Meister oder Zwölfter wird? Ich
will das nicht. Ich bin da altmodisch: In einem Wettbewerb sollte man wegen eigener herausragender Leistungen mitmachen dürfen und nicht, weil wir einen schnuckeligen UEFA-Koeffizienten haben. Als ich anfing, mich für Fußball zu interessieren, musste man in der Bundesliga mindestens Fünfter werden oder den DFB-Pokal gewinnen, um international dabei zu sein. Und im Meister-Cup spielten nur Meister. Ich kann nicht behaupten, dass mir damals irgendwas Wichtiges gefehlt hätte.
Deshalb: Ich will international nicht Teams die Daumen drücken müssen, die ich national nicht mag. Das wäre verlogen, oder? Die Bayern mag ich nicht, gegen Tel Aviv und Amsterdam habe ich aber nichts. Weshalb sollte ich dann nicht zu der mir weniger unsympathischen Elf halten?
Oder anders: Wäre es gut für die deutsche Küche, wenn ich im Ausland engagiert für Bratwurst mit Sauerkraut eintrete? Einer eigentlich ungeliebten Mannschaft im Europacup die Daumen drücken, weil das gut wäre für den deutschen Fußball, das ist genauso aufrichtig und sinnvoll wie: Dieter Bohlen beim Eurovision Song Contest die Daumen drücken, weil das gut wäre für die deutsche Musik. Und ? macht das einer von euch?
Will ich lieber gar nicht wissen.
P.S. Der text stammt übriegens von Arnd Zeigler Bremen 4 Moderator und Stadionsprecher bei Werder Bremen!!!!
Manche meinen: Man muss! Weil (... und jetzt kommt einer der größten Alltime-Quatschsätze deutscher Fußballfans!!!): ?Das ist doch gut für den deutschen Fußball, wenn die weiterkommen!? Wenn man diesen Satz mal hinterfragt, kommt nicht viel dabei raus. Warum soll es gut für den deutschen Fußball sein, wenn Bayern Tel Aviv schlägt? Lassen dann die Letten bei der nächsten EM gegen uns freiwillig einen rein? Geht Arsenal mit wackligen Knien auf den Platz, wenn sie in einer späteren Runde gegen die Bayern ranmüssen? Ist es hilfreich für die Reputation deutscher Fußballer, wenn der Niederländer Makaay, der Peruaner Pizarro, der Brasilianer Zé Roberto, der Argentinier Demichelis, der Bosnier Salihamidzic und der Franzose Sagno schöne Erfolge mit ihrem Club feiern? Und wenn ja, warum?
Keine Antwort. Hm. Zweites Argument der ?Bayern-muss-man-die-Daumen-drücken-weil-das-doch-gut-ist-für-den-deutschen-Fußball!?-Mahner ist der sogenannte UEFA-Koeffizient: Je erfolgreicher die Deutschen in den Pokalwettbewerben abschneiden, umso mehr deutsche Teams dürfen vielleicht später mal mitspielen. Aber auch da die Gegenfrage: Na und? Bedeutet es einen großen Lustgewinn, wenn durch einen stark verbesserten UEFA-Koeffizienten irgendwann mal Hansa Rostock regelmäßig im UEFA-Cup spielen darf? Oder wenn Werder dauernd in der Champions League spielen darf, egal ob man Meister oder Zwölfter wird? Ich
will das nicht. Ich bin da altmodisch: In einem Wettbewerb sollte man wegen eigener herausragender Leistungen mitmachen dürfen und nicht, weil wir einen schnuckeligen UEFA-Koeffizienten haben. Als ich anfing, mich für Fußball zu interessieren, musste man in der Bundesliga mindestens Fünfter werden oder den DFB-Pokal gewinnen, um international dabei zu sein. Und im Meister-Cup spielten nur Meister. Ich kann nicht behaupten, dass mir damals irgendwas Wichtiges gefehlt hätte.
Deshalb: Ich will international nicht Teams die Daumen drücken müssen, die ich national nicht mag. Das wäre verlogen, oder? Die Bayern mag ich nicht, gegen Tel Aviv und Amsterdam habe ich aber nichts. Weshalb sollte ich dann nicht zu der mir weniger unsympathischen Elf halten?
Oder anders: Wäre es gut für die deutsche Küche, wenn ich im Ausland engagiert für Bratwurst mit Sauerkraut eintrete? Einer eigentlich ungeliebten Mannschaft im Europacup die Daumen drücken, weil das gut wäre für den deutschen Fußball, das ist genauso aufrichtig und sinnvoll wie: Dieter Bohlen beim Eurovision Song Contest die Daumen drücken, weil das gut wäre für die deutsche Musik. Und ? macht das einer von euch?
Will ich lieber gar nicht wissen.




P.S. Der text stammt übriegens von Arnd Zeigler Bremen 4 Moderator und Stadionsprecher bei Werder Bremen!!!!
Zuletzt bearbeitet: