[Fiktion] Emmergens

Zivilisatioooooon!

15 - Armadillo.jpg
 
Mal wieder ein Auszug aus unserer 'Hallen, Stollen und Tavernen' Zwergenkampagne, um euch zu zeigen, wie unsere Spieler so durch ihre Charaktere interagieren... bin sehr froh, solche Spieler zu haben ^^

Der Feuermagier befolgte ihre Aufforderung, hüllte die aufgebrochene Öffnung mit seinen Flammenzungen ein. Alle starrten kampfbereit auf das Infero oder in die Dunkelheit, die sie umgab. Nur das Rauschen des Feuers war zu hören, dann das Splittern weiteren Steins, der sich dampfend vom Rand des Lüftungseinganges löste. Nach einiger Zeit beendete Raudur schwer atmend seine Anstrengungen, sah auf den flackernden Unrat, den er mit seinem Zauber angezündet und in Glut verwandelt hatte.

Er keuchte auf, als sich aus dem Schein eine tanzende Figur löste, sich vor ihm drehte und an Kraft gewann.



"Na also," grunzte Vek und verschränkte zufrieden seine Arme vor der nackten Brust.



Arvogar verbeugte sich höflich. "Techva!"



Als Vek erkannte, dass Herdis bereits ihren Steinwerfer auf die lodernde Figur gerichtet hatte, hob er beruhigend die Hände. "Wir wissen noch gar nicht, ob das der Feind ist..."



Die abstrakten Körperteile wirkten nur ansatzweise wie die eines Zwerges, veränderten sich jeden Augenblick und bei jeder Drehung. Sie waren mit den Flammen verschmolzen und dennoch sichtlich Bestandteil dieses seltsamen Wesens, welches sich weiter über das verkohlte Holz bewegte und nun zu winken begann, dabei einige knackende Funken versprühte.



"Ach," raunte Arvogar mit runden Bäckchen. "Die sieht ja nett aus."



Doch Raudur konnte mit dem Ausdruck 'nett' nichts anfangen. Er fiel stattdessen vor der flammenden Erscheinung auf die Knie.



"Endlich..." keuchte er. "Endlich habe ich Dich gefunden!"



Die Gestalt schlängelte sich wie eine flüssige Flamme zu Raudur, hinterließ auf einem zerbrochenen, tiefschwarzem Tischbein eine dünne Feuerspur. Wieder richtete Herdis ihre Waffe auf das Wesen, dann aber doch direkt auf Raudur.



Die Schmiedin sah hilfesuchend zu Ångeros. "Steinvogt?"



Doch auch Ångeros schenkte ihr nur eine beschwichtigende Geste.



Vek war weniger entspannt. "Warte!" rief er, drehte sich zu Raudur, der immer noch wie hypnotisiert die Flamme bewunderte. "Raudur, frag sie, was hier los ist!"



Doch Raudur fragte nichts. Er streckte den Zeigefinger seiner rechten Hand aus, berührte die Flamme beinahe und die schloss eine kleine, zuckende Feuerhand um die rußige Fingerkuppe. Eine Welle aus Hitze und züngelndem Inferno löste sich von den beiden, stob nach allen Seiten weg und hüllte alles auf seinem Weg mit neuer Vernichtung ein. Arvogar warf sich auf den Boden, während Vek vor Warwara hechtete.

Dann waren die Flammen vergangen und in der Mitte des Ausbruches hockte nur ein nach vorne zusammengefalteter Raudur, dessen Körper rauchte. Ångeros und Khalinka hatten Herdis schützen können und nur Unni hatte etwas vom Feuer abbekommen, hatte er doch blitzschnell reagierend versuchen wollen, Raudur mit dem unteren Ende seiner Saufeder von der Flammenfigur wegzuhebeln. Nun stöhnte der Krieger vor Schmerz, Hand und Arm gerötet und an einigen Stellen aufgeplatzt. Vek schlug sich immer noch Funken aus Bart und Brusthaar, während Arvogar sich bei den Frauen erkundigte, ob alle unversehrt waren, als Herdis schon entsetzt zu Unni sprang.



"Wo ist die Gestalt hin?" wollte Khalinka wissen, die noch nichts von Unnis Leid mitbekommen hatte.



"Explodiert!" ächzte Ångeros perplex, wurde aber von Herdis Ruf auf den verletzten Zwerg aufmerksam.



"Steinvogt!"



"Oh, Unni! Bei den Göttern!"



Sofort sprang Ångeros zum wankenden Krieger, quetschte den betroffenen Arm mit kräftigen Fingern und laut schrie Unni vom Schmerz der ungewöhnlichen Heilung auf. Der Hall seines Leidensrufes hallte als einzige Antwort durch die ausgestorbenen Stollen und Hallen von Stinbørg. Die Feuer waren erloschen. Die Gestalt war nicht mehr zu sehen.

Lange zog Raudur am Boden kauernd die Luft ein, dann begann er erleichtert zuerst leise, dann immer lauter und lauter zu lachen.



"Meister Aschefaust?" Ångeros ließ von Unni ab und näherte sich dem Magier vorsichtig. "Bist Du bei uns?"



Die Antwort war nur noch mehr Gelächter.



Arvogar beugte sich zu Raudur hinunter. "Ist Dein Traum weggelaufen?"



"Ich fühle sie noch."



Sofort war Ångeros wieder auf die Umgebung fokussiert. "Achtet auf die Lüftungsschächte!"



Alle Waffen wurden hochgerissen, doch Raudur in ihrer Mitte wirkte immer noch so entspannt, als wäre er an einem sicheren Ort, an dem nur er uns seine Liebe Arm in Arm für immer liegen und beisammen sein könnten.



"Nein," schnurrte er. "Sie ist in mir..."



"Bleibt sie dort?" Arvogar sah ihn erstaunt an. "Aber Du scheinst Du selbst zu sein. Du wirkst sehr raudurartig."



Freundlich bestimmt legte Ångeros eine kräftige Hand auf die Schulter des Feuermagiers. "Wir behalten ihn im Auge."



"Er scheint in Ordnung zu sein," flüsterte Arvogar.



"Er ist zu fröhlich..."



Unsicher hob Herdis abermals ihre Waffe. "So kenne ich ihn auch nicht."



"Er hat anscheinend einen Feuerelementar in sich aufgenommen." Arvogar zuckte mit den Schultern. "Etwas, das mehr nach Raudur klingt, kann ich mir gar nicht vorstellen."



"Wir werden später beurteilen, ob dies etwas Gutes ist," knurrte Ångeros.



Herdis packte den Steinwerfer weg und trat vor Raudur, der sich erhoben hatte und seine Knie abklopfte. Tief sah sie dem Mann in die Augen.



"Raudur?"



"Ja?"



Es klatschte, als die Schmiedin schnell eine Hand hob und Raudur eine Ohrfeige gab. Der zögerte keinen Herzschlag lang, schlug Herdis mit der geballten Faust mit voller Kraft auf die Nase. Sie kippte um, hielt sich mit einer mit frischem Blut verschmierten Hand das Gesicht.



"Ja..." hustete sie breit grinsend. "Es ist der alte Raudur."



"Aber wenn sie in Dir ist..." begann Vek: "...dann frage sie nach dem Untergang dieser Binge. Rede mit der Frau."



"...aber wie?" Raudur sah kurz in die Leere, dann schloss er seine Augen. "Sie hat keinen Namen," flüsterte er nach einer kleinen Ewigkeit. "Sie war hilflos... Chaos... Flammen... die Flammen werden zu Stein und zu Eis... sie war verloren..."



"Gibt es tiefer noch Überlebende?" fragte Ångeros, Hoffnung in seiner Stimme aufkeimend.



Weiter forschte Raudur in seinem Inneren, schüttelte dann aber nur traurig sein Haupt. Der Steinvogt verkrampfte sich, arbeitete wütend mit der Kiefermuskulatur, ohne etwas zu sagen.



Warwara trat mit einem friedlichen Lächeln nach vorne. "Ich kann Dir und deiner Freundin vielleicht mit einer Meditation helfen, Euch einfacher miteinander auszutauschen."



Doch Raudur antwortete nicht und wieder standen sie lange so im Kreis um den Magier herum. Schließlich räusperte sich Khalinka.



"Sollen wir vielleicht zum Eingangstor zurück gehen?" fragte sie. "Schon alleine, damit sich Unni und Raudur ausruhen können?"



Sie stützte Unni und zog den immer noch nicht ganz Geheilten mit, ohne auf weitere Reaktionen zu warten.



"Ein tragischer Unfall," knurrte Ångeros, der sich im zerstörten Wohnbereich der Binge ein letztes Mal umblickte.



"Wie sicher können wir sein," raunte Herdis ihm zu: "dass dieser Unfall nicht wieder passiert?"



Ångeros grunzte, legte dann abermals eine Hand auf Raudurs Schulter. "Sie ist Deine Verantwortung...!"



Warwara lächelte den Magier an. "Ich habe sie tanzen sehen, als Du vorher gezaubert hast."



"Und Du hast nichts gesagt?!" entfuhr es Raudur und Arvogar fast gleichzeitig.



"Mir hat sie es gesagt," schmunzelte Vek. "Aber halt nicht allen. Es war viel los..."



"Warwara-nainés Wege sind unergründlich..."



Sie schritten los und kurz hatte Raudur das Gefühl, der Feuergeist in ihm würde schwächer werden. Dann nahm er ein Stück seiner eigenen Flamme und gab sie ihr als Nahrung. Der Feuergeist wurde wieder heller und Raudur lächelte.
 
Und gleich noch eine neue Seite für mein "Was ist was?" in Emmergens:

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