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Der Tag an dem ihre Mutter ging, hätte eigentlich einer der besten ihres bisherigen Lebens sein sollen. Die Feier, die mit der Zeremonie ihrer Ernennung zur Erwachsenen zusammenhing hatte gerade vor wenigen Stunden aufgehört, Velvela war nur vor wenigen Stunden schlafen gegangen, als ihre Mutter schon aufbrechen wollte. Zwar hatte sie durch die Kämpfe die es gegeben hatte und von denen man ihr immer wieder berichtete, schon eine Ahnung von Leid und Trauer, hatte es auch schon das ein oder andere Mal empfunden, doch war es da meist stumpft und kaum spürbar, da sie nie direkt betroffen war. Als ihre Mutter aber ging, war es beinahe unerträglich, die Person zu verlieren, die seit Anbeginn des eigenen Lebens an ihrer Seite gewesen war zu verlieren. Was aber konnte sie schon tun? Ihre Mutter ließ sich nicht überzeugen, noch umstimmen und außerdem für sie sorgen konnte, ja musste sie nicht einmal mehr. Velvela war erwachsen und damit allein für sich verantwortlich. Und so musste sie unsäglich betrübt, aber auch wütend das ihre Mutter nicht blieb, jene eine Frau die ihr am meisten bedeutete und zu der sie immer aufgeblickt hatte, ziehen lassen. Es war alles andere als leicht, trotz allem was sie für Velvela getan, was sie ihr beigebracht und warum sie letzten Endes gegangen war, all das konnten die Tochter nicht überzeugen es ihr zu verzeihen. Ihr Vater – Ska’jiinto – versuchte oft klar zu machen warum und wieso, doch konnte er die Gedanken, die verletzten Gefühle in Velvela niemals beseitigen. Sie war gewillt die ein oder anderen Dinge nicht mehr ganz so negativ zu sehen, aber vollendete Überwindung hätte ihrer Muter bedurft.
Ob all der Gedanken bezüglich ihrer Mutter, von denen sie sich auch ablenken wollte, widmete sich Velvela besonders ausgiebig den Pflichten die sie nun auch zu erledigen hatte, sowie dem Kampfunterricht, den sie bei ihrem Vater nahm. Entgegen ihrer Mutter kämpfte er mit nur einem Schwert in der Hand, nutzte die zweite entweder für einen schweren Schild, oder aber eine weitere Waffe. Wenn letzteres dann bevorzugt eine Axt. Zwar herrschte noch immer Krieg und es war nach wie vor eine heikle Lage, dort oben in den Bergen der einstmals so mächtigen und Stolzen Clans, aber Velvela war dennoch dagegen weiter führende Lektionen zu erlernen die sich mit dem Tragen eines Schildes, oder einer zweiten Waffe befassten. Sie trainierte beide Hände eine Waffe zu führen und entwickelte so ein gewisses Geschick für den einhändigen Kampf mit einer Waffe, was sie und ihren Vater, die sie monatelang trainiert hatten sichtlich von dem fortgehen ihrer Mutter ablenkten. Nach knapp einem Jahr, jedoch kam es, das sie sich sehr bald um andere Dinge würden sorgen müssen als das fortgehen von Velvelas Mutter. Einmal mehr hatten sich einige Warlords vereint und wagten einen Angriff auf die Clans der Berge. Dieses Mal mit Erfolg. Die Schlacht wurde von den Feinden der Sikrithir gewonnen, die Frauen, Männer, Kinder, und Weisen der Siedlungen der Berge versklavt und verschleppt. Unter ihnen auch Velvela, die mit anderen, auch ihrem Vater, in den Süden geführt wurde. So verloren sich die Clans des Nordens, jede Familie wurde auseinander gerissen, da es sich um einige Warlords handelte und die ‚Beute’ einigermaßen gerecht aufgeteilt wurde. Velvela und Ska’jiinto hatten Glück das sie nicht getrennt wurden, waren aber sehr bald schon der Annahme das es durchaus auch keine Schande gewesen wäre in der Schlacht zu sterben, an Stelle dessen, was ihnen jetzt blühte. Das Leben in Sklaverei.
Den Frauen jedoch mutete man nichts zu, da sie keine körperliche Arbeit leisten mussten. Lediglich die Versorgung der männlichen Sklaven die im Falle von Velvelas und Skaj’iintos Warlord, die eine von ihm erdachten Festung bauen sollten. Ein Bollwerk das sich in einem schlecht einzusehenden und noch schlechter einzunehmendem Tal befand. Die Rückseite direkt an die Berge anschließend würde es so gut wie unmöglich sein, diese Feste zu stürmen. Selbst an einen Fluchttunnel durch die Berge wurde gedacht, der jedoch wurde nur den wenigstens preisgegeben. Velvela erfuhr nur durch Zufall von anderen Frauen davon, die in diesem Bereich die Versorgung der männlichen Arbeiter betreuten. Kurzlebig und brüchig wie die Bündnisse auf Rattatak nun einmal waren, keimte verständlicherweise schnell Neid auf, auf die Festung die sich der Warlord in jenem Tal bauen ließ. Und so waren es zwei Brüder, beide ebenfalls Warlords, aber dauerhaft verbündet, die sich zusammen taten und die Feste an sich brachten. Entgegen ihres Vorgängers jedoch waren beide recht hitzige Gemüter und schnell gelangweilt, weswegen sie die ein oder anderen Vergnügungen für ihr Wohl und das der höher gestellten Krieger einführten. Unter anderem Gladiatorenkämpfe, die umso mehr Zufluss fanden, als bekannt wurde, dass sich auch einige Krieger der nordischen Clans unter den Sklaven befanden. Rag’ranar und Prando – die beiden Warlords – war herzlich egal wer nun in der nachträglich eingefügten Arena der Feste kämpfte, solange er lange und unterhaltsam kämpfte. Und so kam es relativ schnell, dass auch Velvela und ihr Vater nicht mehr unter den normalen Sklaven weilten, sondern ebenfalls als Kämpfer für die Arena benutzt wurden.
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Ungeachtet dessen das die Kämpfe anfangs quälend waren, wurde es mit der Zeit etwas, das sie mehr und mehr davon ablenken konnte, wo sie war und unter welchen Bedingungen sie kämpfte. Velvela ‚dachte’ sich die Gesichter ihrer Gegner weg, für sie waren es immer und immer wieder Rag’ranar und Prando die sie erschlug, erstach oder was auch immer mit ihnen machte. Und wenn sie einmal nichts zu tun hatte, gestattete man den Gladiatoren wenigstens zu trainieren, auf das sich die Kämpfe auch weiter entwickelten und nicht immer gleich bleibend waren, was den beiden Warlords ja schnell missfallen könnte. Beide waren sie nicht nur schlichtweg Anführer großer Heere, sie selbst waren auch Kämpfer die nicht zu verachten waren, wenn nicht gar die Kämpfer der flachen Lande schlechthin, hatte ihr Vater einmal gesagt, bevor er starb. Aber mit einem wirklichen, echten Krieger der Berge könnten selbst sie es nicht aufnehmen, meinte er immer wieder. Was Velvela unbewusst sein Ziel gab, denn seit dem Tag an dem sie diesen Satz von ihrem Vater gehört hatte, fing sie an die Kämpfe zu nutzen, zu trainieren und darauf hin zu arbeiten, eines Tages über einen der beiden zu triumphieren. Denn aus der Gegend wo die beiden Brüder herkamen hatten sie auch den Leitsatz, behalte was du tötest mitgebracht. Deswegen brachte es einem jeden Gladiator den Besitz desjenigen ein, den sie besiegten. Würde Velvela über einen der Warlords siegen, würde alles über was er befehligt hatte, ihr gehören. Und eine Frau als Warlord war auf Rattatak auch schon lange keine Seltenheit mehr… man musste nur der entsprechend gute Kämpfer sein.
Ska’jiinto hatte sich geweigert eines Tages geweigert weiter zu kämpfen, geschweige denn auch nur zu trainieren und so war es passiert das er in der Arena unterlag. Velvela war ‚froh’, dass es ein schneller Tod war und es nicht sie war, die damals sein Gegner gewesen war. Doch die Trauer, dass sie nun allein, ohne Familie dastand. Jeder andere Sklave hatte irgendwen, nur sie nicht, nicht mehr. Allein war sie zwar noch lange nicht, aber die Art und Weise wie sie ihre Eltern verloren hatte, nagte schwer an ihr und es war Velvela nicht gerade ein leichtes, sich wieder auf das Überleben zu konzentrieren. Denn letzten Endes ging es einzig und allein darum, bis zu dem Tag, an dem ihr Vater in der Arena starb stimmte das auch. Doch nachdem sie die Trauer überwunden hatte, war es nicht mehr nur das Überleben um das es ihr ging, Velvela wollte Rache, dafür das ihr Vater hatte sterben müssen, stellvertretend dafür das ihre Mutter Rattatak wegen des Krieges verlassen hatte, waren Rag’ranar und Prando doch zwei der übelsten und kriegsfreudigsten Warlords die Rattatak je gesehen hatte. Nur einer der vielen Gründe Velvelas dem Treiben der Beiden ein Ende zu setzen. Bevor es soweit kommen konnte, kam es nach knapp 3 Jahren erneut zu einem Krieg, der sich dieses Mal gegen die beiden Brüder richtete, die in den vergangenen Jahren immer mehr und mehr geplündert und wahllose gebrandschatzt hatten. Und so war es nicht verwunderlich das die Missachtung vorher relativ sicherer Grenzen, schnell in weiterem Leid endete. Die Schlacht um die Feste war chaotisch, denn die zwei Brüder hatten zwar zusammen ein großes Heer und zusätzlich noch die gut gesicherte Festung, waren selbst gute Kämpfer, dafür aber umso schlechtere Taktiker. Zudem waren sie so leicht reizbar, das nur knapp zwei Wochen Verhöhnung durch die Belagerer reichten, um sie nach draußen zu locken.
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