"Flummi-Yoda", oder Floda, wie ich ihn jetzt nenne, ist doch einfach nur eine überspitzte Kritik an der grundsätzlichen Idee, Yoda vom weisen, aber unbeweglichen Jedi-Meister zum Martial Arts-Hero mutieren zu lassen. Hat nichts mit unverdienter Kritik zu tun, denn manche Leute haben nun mal mit dem Konzept ein Problem und weisen mit dieser humoristischen Hyperbel sehr treffend darauf hin.
Tut mir leid, dass ich etwas verspätet auf diesen Punkt eingehe.
Martial Arts Hero? Weil er einige Male springt? Eine merkwürdige Ansicht. Und ich nehme mal an, dass nicht nur die Art, wie Yoda kämpft, gemeint ist, sondern auch die Tatsache, dass er überhaupt kämpft, stimmt's? Ich werde nie verstehen, warum manche glauben, Yoda würde dadurch abgewertet, dass er sich (wie jeder andere Jedi) verteidigen kann.
Ben ist in der OT nur ein netter alter Mann? Aber nein.
In ANH ist er ein ruhiger und gelassener Held, der in aussichtslosen Situationen (Kampf gegen Vader) noch unerschütterliche Zuversicht ausstrahlt und sich opfert. Noch tiefer wird seine Rolle dann in TESB und RotJ, wo wir erfahren, dass er Luke belogen und bei Anakins Ausbildung versagt hat. Außerdem ist er seinem ehemaligen Schüler gegenüber so kaltherzig, dass er nicht an eine mögliche Bekehrung glaubt und Vaders Vernichtung für die einzige Möglichkeit hält. Nix da mit alt und nett.
So simpel, wie du ihn hier zeichnest, ist sein OT-Charakter sicher nicht gestrickt und das weißt du auch.
Ruhig und gelassen zu sein, macht einen Charakter noch nicht tiefgründig. Ein Held zu sein, schon gar nicht. Da ist mehr notwendig. In ANH ist Obi-Wan tatsächlich nur der nette alte Mentor des Helden, wobei ihm im Vergleich zu Yoda oder z.B. Albus Dumbledore das gewisse Etwas fehlt. Dumbledore ist bereits in den ersten HP-Büchern, in denen auch er "nur" die Rolle des unfehlbren Mentor einnimmt, durch seine unterhaltsame, kauzige Art etwas besonderes. Bei Obi-Wan in ANH kann ich nichts besonderes feststellen. Er ist halt einfach da.
Dass er Luke belügt, wird ihm nicht als Fehler oder auch nur als fragwürdige Tat angerechnet. Luke macht ihm nur in TESB Vorwürfe, in ROTJ tischt Obi-Wan ihm eine (meiner Meinung nach lächerliche) Erklärung für sein Verhalten auf und schon ist die Sache gegessen. Es gibt kein "Tut mir leid, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt konnte, aber ich dachte, du seist noch nicht bereit, damit klarzukommen. Ich wollte nicht, dass du es auf diese Weise erfährst.", Obi-Wan glaubt das Richtige getan zu haben und Luke macht ihm fortan keine Vorwürfe mehr sondern gibt sich nach anfänglicher Skepsis ("Von einem gewissen Standpunkt aus?") damit zufrieden. Das Einzige, das Obi-Wan etwas Tiefe verleiht, ist seine Schuld wegen Vaders fehlgeschlagener Ausbildung und seine Angst, Luke auch noch an die "Dunkle Seite" zu verlieren. Beides spielt nur in einer einzigen Szene eine Rolle. Das reicht nicht. Und von Kaltherzigkeit kann ich bei ihm keine Anzeichen erkennen. Nur weil er glaubt, dass Vader verloren ist und nicht gerettet werden kann (was bei Vaders Verbrechen auch nachvollziehbar ist), unterstellst du ihm, er sei kaltherzig?
Nach fast zwei Dritteln der OT. Ein bisschen spät. Am Ende von TESB und in ROTJ ist Vader/Anakin ein sehr tiefgründiger Charakter, das kann man nicht bestreiten. Aber in ANH und dem Großteil von TESB? Fehlanzeige.
Kann ich jetzt auch nicht so zustimmen. In ANH wird erwähnt, dass die politische Lage nicht sehr entspannt ist und dass die Rebellion Sympathien im Senat genießt. Später wird der Senat selbst aufgelöst und allenthalben diskutieren die Gouverneure, wie sie vorgehen können, um die Galaxis in Zaum zu halten und auch von Leia hören wir, dass die Sternensysteme aufgrund der politischen Situation dem Imperium durch die Finger zu schlüpfen drohen.
Der einzige Unterschied hier ist lediglich, dass ANH den Schwerpunkt auf die Action legt, statt diese im Grunde ohnehin uninteressant anzusehenden Szenen auch noch optisch umzusetzen. Zum Glück! Denn die Senatsszenen in TPM und AotC stachen vor allem durch ihren hohen Langeweile-Faktor hervor.
Du sagst es doch, der Schwerpunkt liegt auf der Action. Die politische Handlung in ANH ist nicht sehr umfangreich. Nur bei der Beratung auf dem Todesstern ist sie wirklich vorhanden. Dass politische Szenen uninteressant sein sollen, sehe ich ganz anders. Gerade die Senatsszenen in TPM und AOTC sind doch alles andere als uninteressant und langweilig. Ich liebe es einfach, wie Palpatine hier meisterhaft alle für seine Zwecke missbraucht. Der Sturz von Valorum beispielsweise ist eine Szene, in der Palpatines Genie und Hinterhältigkeit sehr gut zur Geltung kommen. Und da die PT in den letzten Jahren der Republik spielt, war eine politische Handlung sowieso unverzichtbar. Außerdem bin ich ehrlich gesagt froh darüber, dass TPM kein pausenloses Actionspektakel wie ANH ist.
Sowas Ähnliches habe ich schon ein paar Jahre vor der PT gesehen, in "König der Löwen".
Das war etwas vollkommen anderes. Die Hyänen waren keine wirkliche Bedrohung für die Löwen und schon gar keine, die es nur dank Scar gab (anderes als die Separatistenbewegung, die ohne Palpatine und Dooku nie existiert hätte). Scar wurde nicht zum König, da man es aufgrund einer Bedrohung (die ja gar nicht vorhanden war) für nötig hielt, sondern weil er nach Mufasa und Simba der nächste in der Thronfolge war. Und zwei
verfeindete Seiten gleichzeitig kontrolliert hat er nie. Im selben Moment, in dem er zum König wird, tauchen die Hyänen auch schon auf und Scar vereint die beiden Rassen miteinander. Palpatine ist hingegen gleichzeitig Oberster Kanzler der Republik und geheimes Oberhaupt der Separatisten, der Anführer zweier Parteien, die miteinander im Krieg liegen.
Hier haben sicherlich ein paar historische Beispiele als Vorlage gedient. Beim Bürgerkrieg aus ANH hingegen war es eher die patriotische und idealisierte Darstellung eines derartigen Konflikts.
Das eine ist in seiner Umsetzung märchenhaft, das andere eher realistisch, aber wirklich innovativ sind beide nicht, da in der Menschheitsgeschichte schon oft gesehen.
Ich habe nicht behauptet, dass es so etwas in der Realität nie gegeben hätte. Aber eine solche Geschichte in einer mystisch angehauchten und märchenhaften Welt wie der SW-Galaxie zu erzählen, ist innovativ. Die OT verband Mystik und Science Fiction, die PT geht noch weiter und ergänzt Elemente aus griechischen Tragödien und der realen Politik. Diese Kombination gibt es sonst fast nirgendwo (wenn überhaupt). Es gibt viele Geschichten über Fantasiewelten und Märchenhelden
oder politische Intrigen und tragische Schicksale. Aber beides zusammen gibt es nicht oft. Die Jedi, deren Untergang unrühmlich und unheldenhaft ist, sind keine realitätsnahen Personen (Soldaten, Agenten, Politiker), die man oft in Fiktionen so sterben sieht, sondern Märchenhelden. Und dass Märchenhelden unrühmlich und realistisch sterben und daran auch noch teilweise mitschuld sind, gibt es nicht oft.
Dass Star Wars sich vom einstigen heldenhaften Märchen zum eher realistisch Epos entwickelt hat, mag einer vielleicht innovativ nennen. Ich nenne es eher eine Veränderung, die einfach mit dem Zeitgeist gekommen ist und der nicht wirklich Star Wars oder George Lucas zugrunde liegt.
Der klassische Heldentod wäre das OT-Niveau gewesen, weil OT eben märchenhaft konzipiert ist. Während die PT eher zumindest versucht, realitätsnäher zu sein und zu wirken. Daher ist es auch hier nicht verwunderlich, dass die Geschichte, die voll von Meuterei und Dolchstößen in den Rücken ist, auch hier als effektive Vorlage diente.
Ein weiterer Grund dafür, dass die PT, insbesondere für SW-Verhältnisse innovativ ist. Realitätsnahe Geschichten, besonders, was den Tod von Helden angeht, sind gar nicht so häufig. In vielen Fiktionen sterben zwar Good Guys, für gewöhnlich allerdings auf recht heldenhafte Weise. Besonders Hauptcharaktere kommen normalerweise um, weil sie ihr Leben opfern (ich sage nicht, dass das schlecht ist, aber innovativ ist es halt nicht). In der PT gibt es keine solchen Hauptcharakter-Toden. Qui-Gon stirbt, weil Maul ihn einfach überwindet und besiegt, Shmi wird entführt und zu Tode gefoltert, Mace stirbt (?) durch Anakins Verrat. Gerade der Tod des Letzteren zeigt, dass die PT für eine moderne Fiktion ungewöhnlich ist. Mace ist vollkommen wehrlos als Palpatine ihn mit seinen Blitzen angreift und schreit auch noch vor Schmerz und Entsetzen. Kein sehr ruhmreicher Tod.
Wirklich innovativ sind beide Trilogien nicht, da sie sich auf Konzepte stützen, dort aber nicht viel Neues bieten. Wie gesagt ist die PT in ihrer Machart einfach anders, nämlich eher realismus-orientiert; aber dass gerade dort dann wieder ein Gut gegen Böse-Klischee wie ein auserwählter Held zu finden ist, strotzt nicht gerade vor Innovation.
Inwiefern ist Anakins Schicksal als der Auserwählte ein Klischee? So oft gibt es das gar nicht mal. Außerdem (und das ist das Entscheidende) wird gerade dieses "Klischee" hier auf eine Art und Weise benutzt, die sehr innovativ ist. Auserwählte Helden gibt es öftersmal (als Klischee würde ich trotzdem nicht bezeichnen), aber wie oft kommt es vor, dass der Hauptbösewicht eben diesen Auserwählten unter seine Kontrolle bringt? Dass der große Hoffnungsträger selbst zu der Bedrohung wird, die er abwenden sollte? Dass die mächtigste Waffe des Guten zur Waffe des Bösen wird und das genaue Gegenteil von dem bewirkt, das in der Prophezeiung angekündigt wurde. Das ist nicht der klassische und schon gar nicht der klischeehafte Weg eines Helden. Andere Auswerwählte haben zwar mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, machen Fehler, zwiefeln an ihrer Bestimmung und ihren Fähigkeiten. Aber sie kommen nie ganz von ihrem Weg ab und erreichen schließlich ihr Ziel. Gerade deswegen ist die PT innovativ. Anakin ist kein Harry Potter, er ist das Gegenteil.
Im Endeffekt würde ich also sagen, dass beide Trilogien in unterschiedliche Kategorien fallen, und sich dort jeweils an bekannten Elementen bedienen. Innovation spüre ich da in keinem der beiden Fälle wirklich, sodass es letztendlich nur auf den Geschmack ankommt: ob man Star Wars lieber als Märchen oder als realitätsorientiertes Werk hat. Bei mir ist es das Märchen, drum finde ich die Polit-Szenen der PT öde und die magisch angehauchten Märchenmomente gut.
Magische Momente gibt es in der PT auch (und meiner Meinung nach sogar mehr).
Zum Schluss möchte ich allerdings noch eine Lanze für die OT, die du ja ebenfalls als nicht innovativ bezeichnest, brechen. Ihre Handlung ist zwar nicht originell, wohl aber ihr Konzept. Klassische Elemente (Edle Ritter, gefangene Prinzessinen) mit futuristischen und mystischen zu vereinen, war eine bahnbrechende Neuerung. Neben den Effekten wohl der Grund dafür, dass ANH so erfolgreich war. Ritter kannte man, Sciene Fiction ebenfalls und Übernatürliches auch. Aber Ritter mit übernatürlichen Kräften im Weltraum? Das war etwas neues. Daher finde ich, dass du beide Trilogien in Sachen Innovation unterschätzt. Denn gerade Innovation ist doch eine der großen Stärken von Star Wars. Bekannte Elemente aus unterschiedlichsten Fiktionen wurden geschickt miteinander kombiniert und mit neuen Ideen verfeinert. Altes wurde auf neue Weise genutzt und Neues hinzugefügt. Das nenne ich innovativ.
Ich sehe Ben in der OT aber auch nicht als eine so eindimensionale Figur, wie sie hier beschrieben wird. Schon alleine durch seine Offenbarungen in Episode V und VI wird er zu einer sehr komplexen Figur, auch wenn sich hier der Zuschauer die meisten Gedanken selber machen muß und es ihm nicht auf der Leinwand präsentiert wird.
Deshalb halte ich ihn ja für nicht besonders tiefgründig. Wir hören zwar, was er alles erlebt hat, aber die Auswirkungen davon auf ihn sehen wir kaum. Es ist nicht genug, einen Charakter schwierige Dinge erleben zu lassen, sie müssen sich auch auf ihn auswirken. In der PT tun sie das: Wir sehen, wie überfordert Obi-Wan ist, welche Fehler er macht, wie für ihn mit Anakins Verrat eine Welt zusammenbricht, welche Qualen es ihm bereitet, gegen seinen Bruder zu kämpfen. In der OT hingegen rechtfertigt er seine Lügen. Sie werden nicht als Fehler zugegeben und behandelt. Außerdem erzählt er einfach nur, wie er bei Anakins Ausbildung versagt hat. Seine Schuldgefühle, seine Trauer und Enttäuschung und seine Sorge um Luke werden nur angedeutet.
Ewan McGregor hat in AOTC und ROTS wirklich alles rausgeholt, was er aus der Rolle rausholen konnte.
Das würde ich eher über Sir Alec Guiness und seine Rolle in der OT sagen. Ein großartiger Schauspieler wurde verschwendet. In der PT wurden die Schauspieler besser genutzt. Sie wurden nicht übermäßig gefordert, aber auch nicht unterfordert.
Aber Obi-Wan hat allein in ANH mehr Tiefe als in den kompletten PT zusammen.
Obi-Wan hat in ANH Tiefe?
Wenn ein Charakter gar keine Tiefe hat, dann Padmé. Tiefe hat nur ihr Kleiderschrank. "Bist Du ein Engel", will Anakin in TPM wissen, und wenn Lucas ihr noch Flügel verpaßt hätte, wäre sie einer gewesen. Padmé ist übertrieben herzensgut wie 99% aller deutschen Volksmusikanten, sonst nichts. Sie will den Frieden, sie ist zu jedem nett, wahrscheinlich hat sie auf Naboo sogar Frösche und Gungans über die Straße getragen und letztendlich stirbt sie an gebrochenem Herzen, weil ihr Anakin böse geworden ist. Das ist nicht nur im Bezug auf Leias Aussage in der OT geradezu peinlich, sondern auch noch ekelhaft verkitscht. Da hat ja sogar Binks mehr Tiefe...
Übertrieben herzengsgut? Sie will nur das Beste für ihr Volk, das ist nicht übertrieben. Und sie ist mehr als "nur" ein guter Mensch. Sie geht ausgerechnet mit dem Hoffnungsträger der Jedi eine verbotenene Beziehung ein. Die Regeln des Jedi-Ordens in Bezug auf Gefühle sind zwar unsinnig, aber dennoch sind es Regeln, die Padme wissentlich bricht. Das ist moralisch nicht verwerflich, aber doch fragwürdig. Lange ringt sie mit sich, ist sich unsicher, ob sie Anakin tatsächlich liebt. Dann im Angesicht des Todes gibt sie es endlich zu. Doch nachdem Anakin grausame Verbrechen begangen hat (nicht das Tuskenmassaker, das war nicht wirklich ein Verbrechen), ist sie durch ihre Liebe so sehr geblendet, dass sie trotzdem mit ihm zusammen sein will. Blind läuft sie in ihr Verderben, da sie viel zu spät erkennt, dass Anakin auch vor ihr nicht mehr halt macht. Und schließlich stirbt sie an ihrer Trauer, obwohl sie gerade zwei Kinder zur Welt gebracht hat. ( Für diese "Schwäche" wird sie ja von einigen Fans heftig kritisiert.) Wie passen diese Dinge mit der ach so fehlerlosen Padme, von der du redest, zusammen?
Vergleich mal Leia, die in der gesamten OT fast gar keine Wandlung durchmacht, damit. Und Leia ist nichtmal eine flache, aber herzensgute Person, wie du es Padme unterstellst. Viel schlimmer: Sie ist eine bösartige Göre. Das ist sie zu Beginn der OT und bleibt sie bis zum Schluss. Nur ihre Beziehung zum ebenfalls platten Han ändert sich im Verlauf der Trilogie immer mehr. Da braucht Padme keinen Vergleich zu scheuen.