Tagespolitik allgemein

Wenn die Friedensverhandlungen ernst gemeint sind, dürfte die Alarmbereitschaft dazu dienen zu zeigen, wie stark man ist, um als Überlegener Verhandlungspartner zu agieren.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Abtretung der östlichen Gebiete gefordert wird. Bestenfalls die vertragliche und vom Westen anerkannte Vereinbarung, dass die Ukraine neutral bleibt und niemals der EU oder Nato beitreten wird. Vielleicht noch mit Neuwahlen der Regierung, so dass man dem Volk berichten kann, dass die bösen Nazis nicht mehr an der Macht sind. Obwohl selbst das würde einen Gesichtsverlust für Putin bedeuten. Ich würde da eher auf die angesprochene Abtretung oder ein Referendum wetten (dessen Ausgang natürlich klar ist).

Ebenso realistisch ist sicher auch, dass solche Verhandlungen nur stattfinden, um Zeit zu schinden, damit Nachschub an die Front gebracht werden kann.
 
Glaube ich nicht. Putin ist außenpolitisch vollkommen verbrannt. Bis auf Belarus, Syrien, Nordkorea, ein paar der Turkstaaten und vielleicht noch China hat der Mann keine Verbündeten mehr, geschweige denn irgendeinen Vertrauensvorschuss zu erwarten.

Und diese Nationen Vertrauen sich natürlich auch untereinander nicht und Freunde sind das bei weitem ja auch nicht. Also steht Russland ja im Grunde genommen am Ende doch alleine auf weiter Flur.
 
Auch wenn es ein normaler Vorgang ist, und auch in den letzten Jahrzehnten oft vorgekommen ist soll es trotzdem erwähnt werden.
Russland hat seine Atomwaffentruppen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
 
In den letzten Tagen gab's in den sozialen Medien ja schon einiges an russischem Kriegsgerät zu sehen. Das Meiste davon ist wirklich alt. In einem Video, das ich gesehen habe, klettert ein Ukrainer auf einen verlassenen russischen BMP und wundert sich darüber dass die Russen noch größeren Schrott einsetzen müssen als man selbst hat. Also entweder stimmt es tatsächlich dass Putin darauf gehofft hat dass die Ukraine schnell aufgibt oder, was man oft liesst, dass die Russen erstmal den alten Kram an die Front schicken, damit die Ukrainer ihre modernen Panzerabwehrwaffen verballern um dann die modernen Fahrzeuge nachzuschicken.

Von dem Geld wird erstmal viel für die Bereitstellung der eigentlich geplanten Einsatzhöhe draufgehen nehme ich an. Vor allem richtiges Kampfgerät wie der Leopard 2A5 (oder ist man schon bei 6) ist eher bedingt Einsatzfähig.

Die sind schon bei 2A7. https://www.kmweg.de/systeme-produkte/kettenfahrzeuge/kampfpanzer/leopard-2-a7/
 
Glaube ich nicht. Putin ist außenpolitisch vollkommen verbrannt. Bis auf Belarus, Syrien, Nordkorea, ein paar der Turkstaaten und vielleicht noch China hat der Mann keine Verbündeten mehr, geschweige denn irgendeinen Vertrauensvorschuss zu erwarten.
Und das ist eine der großen Fragen die mich seit Tagen schon beschäftigt: Wie erwartet er da wieder rauszukommen?
Garnicht, er sucht gerade nach Lösungen, die nicht vorgesehen waren.
Putin hat sich schlichtweg verschätzt. Was die EU und die Nato angeht, hat er sicher niemals mit so einer rasanten und geschlossenen Reaktion gerechnet und sucht jetzt dringend ein Ruderboot, mit dem er mächtig zurückrudern hat. Er verhandelt einen Frieden mit der Ukraine die den Besitz der Ostukraine vorsieht und hat dann genug Material, damit der eigene Propagandapparat einen Sieg verkaufen kann.

Die Drohung mit Atomwaffen spricht für mich dafür. Er stärkt seine Verhandlungsposition und sucht nach einem Hebel, um nicht ganz die Kontrolle zu verlieren.
 
Zum Flugzeugträgerthema: JH wird sich da vielleicht erinnern, aber wir haben vor einigen Jahren im Militärgeschichte-Thread schon mal darüber diskutiert, warum vor allem Deutschland keine Flugzeugträger braucht. Um es kurz zu erklären: Einsatztaktisch macht es wenig Sinn. Mit modernen Kampfflugzeugen und Land und Seegestützten Anti-Schiff-Raketen (Bspw. die Harpoon), die nahezu jeden strategischen Punkt in Nord- und Ostsee und theoretisch auch in der Barentssee erreichen können, braucht es keine überteuerten schwimmenden Flughäfen, die schwer zu verteidigen sind. Es hat schon seine Gründe warum auch keine CBG der Navy hier stationiert ist.
Deutlich schlauer wäre es vor allem bei der Marinepolitik einen gemeinsamen europäischen Weg einzuschlagen, das nur am Rande.

Von dem Geld wird erstmal viel für die Bereitstellung der eigentlich geplanten Einsatzhöhe draufgehen nehme ich an. Vor allem richtiges Kampfgerät wie der Leopard 2A5 (oder ist man schon bei 6) ist eher bedingt Einsatzfähig. Außerdem wird es eine generelle Umstellung der Strategie geben müssen. Zum Beispiel hat die BW lange Zeit darauf gesetzt, der Roten Armee die effektiven Anti-Tank-Hubschrauber BO-105 gegenüberzusetzen. Die wurden aber gestrichen und Stattdessen wurde mit dem Tiger zwar ein vorzüglicher All-round Kampfhubschrauber angeschafft, der aber nicht in den Massen wie die BO-105 und nicht in dem Maße "einfach" ausgeführt ist. Aber auch die Tiger sind ja nur bedingt Einsatzbereit. Deutsche Rüstungstechnik braucht sich eigentlich gar nicht zu verstecken und ich muss auch mal einen Stein für sie brechen. Der Leopard gilt bis heute als einer der besten MBTs der Welt und ist absolut ebenbürtig mit den modernsten Ausführungen des M1 Abrams. Ebenso der Tiger, der dem amerikanischen Apache auch in wenig nachsteht. Auch die Panzerhaubitze 2000 ist ein absolut modernes und Leistungsfähiges Waffensystem! Das Problem liegt eher in der Logistik und Instandhaltung. Jedes Ersatzteil geht erstmal durch 5 Beschaffungsstäbe und und und. Da werden die Amerikaner immer für ihre scheinbare Verschwendung an Material in den Teilstreitkräften belächelt, aber wenn halt was gebraucht wird haben die es gleich 10x rumfliegen. Jetzt gleich wieder nach neuen Waffen zu schreien ist also eher naja ich sage mal Symbolpolitik. Das schöne ist auch: Da solche Projekte über Jahre oder Jahrzehnte angelegt sind muss dann das nächste oder übernächste Kabinett erst die Kostenexplosion ausbaden.
Einzig wo eine Modernisierung denkbar wäre, wäre die Luftwaffe. Hier wird ja schon länger geplant die Eurofighter und Tornados durch neue Systeme zu ersetzen. Aber auch hier finde ich persönlich den Eurofighter besser als seinen Ruf. Die könnten es auch (Gut gewartet und Bewaffnet) mit den russichen Fliegern aufnehmen.
Es steht aber zu befürchten, dass genau diese Beschaffungs- und Symbolpolitik weiter stattfinden wird. Freuen wird das dann vor allem die Firma McKinsey :confuse:

Das mit dem Flugzeugträger war ein Scherz. Sofern sich der politische Eifer zur Verteidigung der Demokratie nicht auf Taiwan ausdehnt, macht ein Flugzeugträger vor allem als Symbol bzw. zur Machtprojektion Sinn. Schiffe sind ohnehin nicht mal eben gebaut, selbst wenn morgen der Auftrag erteilt wird. Da sprechen wir von Jahren Vorlaufzeit, vor allem bei allem oberhalb von Patrouillenbooten. Selbiges gilt z.B. für FCAS oder MGCS, bei deren Realisierung nach jetziger Planung im besten Fall (!) ein hypothetisches Kabinett Scholz IV im Amt wäre.

Was ansteht, ist eine Sondierung mit der Industrie, damit überhaupt klar ist, was diese kurzfristig liefern kann. Ich vermute, da wird es vor allem um Munitionsvorräte und Ersatzteile im großen Stil gehen. Da diese nach einigen Schätzungen nur für einen (!) statt 30 Tage (NATO-Soll) reichen soll, wäre das kein kleiner Posten, aber ich unterstelle, dass diese deutlich schneller produziert und ausgeliefert werden kann als z.B. Kampfflugzeuge oder Landfahrzeuge.

Bei der Hardware lassen sich Systeme wie die bewaffnete Heron-Drohne oder Loitering Weapons sicher kurzfristig beschaffen, darüber hinaus im nächsten Jahr/Jahren die schon länger gehandelten Lose GTK Boxer oder Puma. MBDA hat seinen Betrieb wg. mangelnder Erfolgsaussichten leider bereits umstrukturiert, aber das bis vor kurzem angebotene System zur taktischen Luftabwehr ist vielleicht wieder auf dem Plan, alleine um der BW endlich effektiven Schutz vor z.B. Drohnen bereitzustellen und weil es relativ ausgereifte Komponenten verwendet. Spätestens der Bergkarabachkonflikt hat gezeigt, wie entscheidend diese System sein können, mal ganz abgesehen von den lange etablierten Bedrohungen durch Hubschrauber und Kampflugzeuge.

Der Leopard 2 A7A1 (mit APS Trophy) könnte von einem Randphänomen mit 17 Exemplaren der neue Standard in den nächsten Jahren werden, andere System lassen sich ebenfalls aufrüsten/modernisieren, ohne dass gleich ein völlig neues Muster über Jahre entwickelt werden muss. Die langen R&D-Phasen von komplexen Waffensystem zwingen das BMVg zu marktverfügbaren Lösungen, ohne das ein Flickenteppich entsteht -> wenn sie das Geld in den nächsten Jahren u.a. auch für neue System ausgeben möchten. Miteinbeziehen werden muss natürlich, dass die zuletzt vereinbarten Verträge unter der Prämisse geschlossen wurden, dass Frieden herrsche und die BW entlang haushaltspolitischer Prioritäten planen muss. Da wird sich möglicherweise etwas tun, von heute auf morgen geht's aber trotzdem nicht.

Es steht und fällt mindestens genauso viel mit den Prozessen innerhalb der Bundeswehr und des BMVg, wenn es um die Beschaffung geht*, davor noch die konzeptionelle Frage nach dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr an sich. Da müssen sie ganz schnell ran und ich hoffe, dass sich nach dem heutigen Tag auch etwas tut. Nicht, dass es in den letzten Jahren nicht auch positive Beispiele wie den Airbus Helicopters H145M für das KSK oder die Ausschreibung der F126 gab. Dem gegenüber stehen die tragischen Geschichten des G36-Ersatzes oder das politisch motivierte Herumgeeier um die Tornado-Nachfolge.

*Lambrecht hat eine Modifizierung des Vergaberechts angekündigt, just dass ich diese Zeilen schriebe.
 
Es gibt ein dramatisches Problem: Stahl ist knapp. Und zwar seit Monaten.

Das hat dazu geführt, dass die Preise von so manchem Enderzeugnis in den letzten 24 Monaten auf 250% gestiegen sind bei gleichzeitiger Verzehnfachung der Lieferzeit in den schlimmsten Fällen. Das sorgt in der Branche der Büro- und Betriebseinrichtung, in der ich tätig bin, schon seit längerem für Kopfzerbrechen und vielen unzufriedenen Kunden.

Und auch in anderen Branchen ist Rohstoffmangel sowie die Nichtverfügbarkeit von Überseecontainern und der Mangel diverser Mikrochips ein gravierendes Problem.

Der Zeitpunkt für eine Aufrüstung könnte materiallogistisch wirklich nicht schlechter sein.
 
Als weiteres "entscheidendes Signal zur Sicherstellung einer wirksamen militärischen Abschreckungsfähigkeit Deutschlands" wird momentan auch wieder verstärkt über eine Rückkehr zur Wehrpflicht nachgedacht:
https://www.kreiszeitung.de/politik/ukraine-krieg-kommt-die-wehrpflicht-wieder-zurueck-91375826.html

Für wie realistisch (und sinnvoll) haltet ihr das?

Zitiert wird hier ein Oppositionspolitiker aus Niedersachsen. Macht aber eine gute Schlagzeile.

Wenn man bedenkt, was innerhalb von 48 Stunden auf links gedreht wurde, weiß man nicht, was morgen kommt. Die Wehrpflicht ist ein heißes Eisen, ich sehe aber nicht, dass die Koalition eine Wiedereinführung in nächster Zeit bzw. überhaupt jemals umsetzen möchte. Im Wesentlichen hängt das m.E. von der weiteren Entwicklung des Konfliktes ab, kurzfristig ist es schon organisatorisch vermutlich gar nicht möglich, von der konkreten Ausgestaltung mal abgesehen.
 
Wenn man bedenkt, was innerhalb von 48 Stunden auf links gedreht wurde, weiß man nicht, was morgen kommt.

Ja, das ist teilweise richtiggehend surreal. Aus dem Grund finde ich es auch schwer einzuschätzen, mit welchen gesellschaftlichen Veränderungen wir in naher Zukunft rechnen müssen. Dass solche Konflikte immer auch eine Eigendynamik entwickeln, die globale Ausmaße annehmen und zu gravierenden Umwälzungen führen kann, ist ja nichts Neues. Ich glaub, da gibt's sogar einen eigenen Namen für..."Schlafwandelsyndrom", oder so ähnlich ^^ (Die Hoffnung, morgen aufzuwachen und festzustellen, immer noch in derselben Welt zu leben wie vor 4 Tagen, hab ich zwischenzeitich allerdings eh schon begraben...)

Die Wehrpflicht ist ein heißes Eisen, ich sehe aber nicht, dass die Koalition eine Wiedereinführung in nächster Zeit bzw. überhaupt jemals umsetzen möchte.

War das nicht sogar in den Jahren zuvor immer wieder mal (Sreit)thema?
Soweit ich weiß, sind vor allem die Grünen und SPD gegen eine Wehrpflicht (gewesen) - angesichts der 180° Wende, die sich gerade durch so ziemlich alle Parteien zieht (die Linke mal ausgenommen, die steht irgendwie völlig am Rand und singt ihr eigenes Lied), würde mich ein Richtungswechsel in diesem Punkt auch nicht mehr wirklich schocken.

Im Wesentlichen hängt das m.E. von der weiteren Entwicklung des Konfliktes ab, kurzfristig ist es schon organisatorisch vermutlich gar nicht möglich, von der konkreten Ausgestaltung mal abgesehen.

Dazu fehlt mir ehrlich gesagt auch jede Vorstellung, daher die Frage, wie realistisch ein solches Vorhaben überhaupt ist.
 
Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird von den weiteren Entwicklungen abhängen. Sollte Russland dauerhaft aggressiv auftreten, wird es auch wieder eine Wehrpflicht geben, um auf die notwendige Anzahl an Soldaten zu kommen. Die Einführung der Wehrpflicht war in den 1950er Jahren auch einen größeren Bedarf an Soldaten geschuldet. Eine Wiedereinführung benötigt allerdings Zeit. Aktuell existiert nicht mehr eine entsprechende Infrastruktur für bedeutend mehr Soldaten. Ich habe meinen Wehrdienst 1991 angetreten. Seitdem ist die Bundeswehr um 300000 Soldaten geschrumpft. Es würden heute schon alleine die Kasernen fehlen. Zahlreiche Bundeswehrkasernen von damals wurden im Laufe der Zeit in Nutzung von Wohnraum umgewidmet.
 
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Die Drohung mit Atomwaffen spricht für mich dafür. Er stärkt seine Verhandlungsposition und sucht nach einem Hebel, um nicht ganz die Kontrolle zu verlieren.

Die Drohung mit Atomwaffen spricht vor allem dafür, dass er sie durchaus auch einsetzen würde. Wie gesagt, ich sehe hier keine Hiroshima-Gefahr aber durchaus die Möglichkeit von nuklearen Sprengköpfen.
Von den Friedensverhandlungen erwarte ich ehrlich gesagt überhaupt nichts. Ob die Ukraine sich auf den kleinsten Nenner einigt und die Donbass-Regiom abgibt? Schwierig, eher nicht. Und Putin wird schon Schwierigkeiten haben, seine Reinigung der Ukraine auch nur bei den kleinsten Zugeständnissen aufrecht zu erhalten. Das ist eben das Problem, wenn man mit Lügen einen Krieg beginnt..

Ich habe die letzten Tage viel mit Freunden aus Russland gesprochen und da ist mir wieder aufgefallen, dass westliche Medien die Macht der russischen Propaganda doch noch ziemlich unterschätzen. Es gibt eben sehr viele Russen, die nur an diese Friedensmission glauben.

Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird von den weiteren Entwicklungen abhängen

Die Wiederaufnahme der Wehrpflicht wird nicht kommen, da bin ich mir fast schon sicher.
 
Die EU liefert Kampfflugzeuge an die Ukraine, die Meldungen über eine schwere russisch-belorussische Offensive am heutigen Tag verdichten sich. Es wird viel spekuliert, mehr wissen wir wohl in einigen Stunden.

Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, die MiGs (?) offiziell anzumelden, da wäre eine Black Op vielleicht besser gewesen. Kann aber auch wieder nur Kalkül sein, um die Russen abzuschrecken und den Ukrainern wichtige Stunden zu verschaffen.

Hoffentlich ist von Kyiv morgen noch etwas übrig :-/
 
Ich hab ne Frage an diejenigen mit medizinischen Detailkenntnissen. Unter welche Voraussetzungen blinzelt man so häufig, wie Putin es im folgenden Clip tut?


Ich zähle in den 48 Sekunden mind. 69 (!) Blinzler und dafür musste ich schon die Abspielgeschwindigkeit auf das Minimum reduzieren. Das ist doch kein normales Verhalten mehr?!?
 
Dieses übertriebene Blinzeln bei öffentlichen Reden machen aber einige Menschen. Keine Ahnung worauf das zurückzuführen ist. Da gibt es viele Ursachen. In Filmen blinzeln Schauspieler kaum, die trainieren sich das Blinzeln regelrecht ab!
 
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