Projekt Star Wars

Wenn etwas so offensichtlich / selbstverständlich falsch ist wie Rassismus, fühlt man selten den Drang, sich dagegen auszusprechen. Denn es ist ja alles klar. Die Rassisten hingegen "müssen" (bzw. wollen) ihre Weltanschauung ständig herausposaunen, weil sie sich gegenüber der Gesellschaft durchsetzen "müssen". Daher haben die auch immer einen Spruch parat, während wir uns erstmal was einfallen lassen müssen.

Zudem eignen sich rassistische (und ähnliche) Parolen besser dazu, sie rauszubrüllen als vernünftige Aussagen. Daher hört man rassistische Äußerungen öfter als eindeutig tolerante oder anti-rassistische Äußerungen. Darum ist es ganz gut, dass so ein Tag mal einen Anlass gibt, das für uns selbstverständliche zu sagen: Rassismus ist irrational und zerstörerisch und kann einer Gesellschaft daher nur schaden.

Nach außen hin rassistisch/intolerant zu sein ist - meiner Meinung nach - eine bewusste Entscheidung und gehört in die Kategorie Faulheit, Bequemlichkeit und vllt noch Ignoranz. Denn nicht rassistisch sein kann anstrengend sein, wenn man all die Vorurteile, Stereotypen und Klischees auch dann nicht ernst nimmt, wenn man sich in einer Ausnahmesituation befindet. Da muss man schon Arbeit rein stecken...

Über offenen Fremdenhass müssen wir nicht diskutieren; da sind sich alle zivilisierten Menschen einig. Ich möchte den Tag zum Anlass nehmen, um auch weniger deutliche, aber genauso schädliche Formen von Rassismus anzuprangern. Jede Kategorisierung nach Herkunft und Hautfarbe ist grundsätzlich falsch, und in diese Falle gehen häufig auch diejenigen, die mit bester Absicht gegen Rassismus eintreten wollen..

So ist zum Beispiel die Forderung nach "mehr schwarzen Filmrollen" oder die stolze Betonung, dass man in einem Verein/Betrieb/Freundeskreis auch Syrer, Deutschtürken oder andere ethnische Minderheiten integriert, auch ein Ausdruck davon, dass man die Menschen zuerst als Mitglieder ihrer "Rasse" sieht. Völlig besiegt haben wir unseren latenten Alltagsrassismus erst, wenn diese Frage gar keine Rolle mehr spielt.

Wenn ich mir allein vor Augen führe, wie oft ich darüber diskutiert habe, dass Menschen nicht in Rassen zu unterteilen sind, bekomme ich das kalte Grausen. Scheinbar ist aber auch diese antiquierte Denke immer noch weit verbreitet.

Bei uns haben das zumindest schon einige verstanden. In den USA beispielsweise ist die völlig unwissenschaftliche, diskriminierende Aufteilung in Rassen (wobei so ziemlich jeder als schwarz zählt, der nicht zu hundert Prozent europäische Vorfahren hat) selbst von staatlicher Seite vorgesehen und leider alltägliche Normalität. Da braucht man sich über gesellschaftliche Verwerfungen nicht zu wundern.

Es gibt auch "positiven Rassismus". So bekommt ein schwarzer Schauspieler eine Rolle als Drogenboss NICHT, damit dem Studio nicht Rassismus vorgeworfen wird (Marius Jung ist das so passiert)
Wir haben da noch viel Weg vor uns. Und Frage: sind Sprüche wie "Inselaffen" (nach dem brexit wieder oft gehört) auch schon rassistisch?

Klar sind sie das. Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen: Selbst die durchweg positive Feststellung, dass man Engländer mag, wäre schon rassistisch, weil verallgemeindernd nach der Herkunft/Nationalität. Niemand kann alle Engländer mögen, und schon gar nicht deshalb, weil sie Engländer sind. (Engländer sind hier nur ein Beispiel, gilt genauso für jede anderen Nationalität.)

Wobei eine Nationalität keine Rasse ist (bzw. nicht das, was man in Bezug auf Menschen üblicherweise als "Rasse" bezeichnet). Aber was auch immer das richtige Wort ist, im Prinzip ist die Beleidigung einer ganzen Gruppe ohne Ansehen der Individuen immer falsch, würde ich sagen.

Ich würde aber nicht so weit gehen, es "Rasissmus (oder wie auch immer)" zu nennen, wenn jemand sagt, er mag Engländer. Das muss ja nicht heißen, dass derjenige wirklich aussagen will, dass alle Engländer gleich sind, sondern es kann einfach eine vereinfachte Aussage sein um es sich zu ersparen zu sagen: "Ausgehend von dem, was ich über Engländer weiß und von den Engländern, die ich kenne, ...

haben die meisten einige Eigenschaften, die ich mag und die man bei den Deutschen deutlich seltener finde - ausgehend von dem, was ich über Deutsche weiß und von den Deutschen, die ich kenne." Es ist einfach umständlich und darum setzt man voraus, dass der Andere sich denken kann, was man meint und kürzt es ab. Wenn jemand sagt, er mag Pizza, geht man ja auch nicht davon aus, dass er damit sagen ...

wolle, dass alle Pizzen gleich schmecken, bzw. dass er jede nur erdenkliche Pizza mögen würde, unabhängig vom individuellen Belag. Auch wenn einer sagt, dass er seine Familie mag, gehen wir nicht davon aus, dass er keinen einzigen Verwandten hat, den er nicht mag. Und selbst wenn man sagt, dass man eine bestimmte Person mag, würde wohl keiner annehmen, dass das heißen soll, man mag alles an ihr.

In dem Moment wenn du sagst, du magst (hier beliebige Nationalität einsetzen), dann verallgemeinerst du anhand der Herkunft und Volkszugehörigkeit. Dann misst du nicht an bestimmten Verhaltensweisen oder Charakterzügen, sondern daran, welche Nationalität auf seinem Ausweis steht, und steckst ihn in eine Schublade. Eine relativ harmlose Form von Rassismus, aber dennoch: Rassismus.

Aber wäre es auch noch Rassismus, wenn man sagt, dass man Engländer mag und alle anderen Nationalitäten ebenso? Auch in diesem Fall hätte ich auf Grund der Herkunft verallgemeinert, jedoch würde das diskriminierende Element wegfallen.

Wenn du damit im Grunde sagst, dass du alle Menschen magst, dann hast du den Rassismus hinter dir gelassen. Dann musst du dir nur noch den Vorwurf der Heuchelei gefallen lassen, denn ich kaufe niemandem ab, dass er wirklich alle Leute lieb hat.