Adoptionen finde ich gut und problemlos, solange sie nicht einen anderen Kulturkreis betreffen. Nicht, dass ich was gegen Kinder aus der dritten Welt hätte, aber es ist eben schon ein ganz grosser Eingriff ins Persönlichkeitsrechts des Kindes, wenn man es aus seinem angestammten Umfeld reisst, um es dann in einem völlig anderen Kulturkreis aufwachsen zu lassen. Auch, weil die Gesellschaft noch lange nicht so abgeklärt ist, einen Menschen mit anderer Hautfarbe in ihrer Mitte zu dulden.
Was ich nicht gut finde: Adotionen von Kindern, die quasi über den Geldsäckel ablaufen. Dass es immer noch Menschenhändler gibt, die Kinder aus der 3. Welt gegen harte Devisen an wohlhabende Eltern verschachern, ist meiner Meinung nach pervers. Das gleiche gilt für Leihmutterschaften, die nur aus kommerziellen Gründen zustande kommen.
Wenn Adoptiveltern ihre angenommenen Kinder frühzeitig mit den Fakten vertraut machen, sehe ich keine Probleme. Geschieht das nicht, kann ich die Aufregung voll verstehen. Meine Schwester hat auch ein sog. Kuckucksei in die Ehe mitgebracht. Einer meiner Neffen weiss nicht, dass er nicht der Sohn seines Vaters ist. Ich habe meiner Familie schon oft den Vorwurf gemacht, dass es falsch ist, diesen Umstand todzuschweigen. Denn, wie hier schon richtig gesagt wurde, die Vergangenheit holt einem immer wieder ein. Ich bedaure sehr, dass meine Schwester und ihr Mann bislang nicht den Mut gefunden haben, für Klarheit zu sorgen.
Ein anderer Fall, der mir im Zusammenhang mit Adoptionen bemerkenswert erscheint, weil er mich über all die Jahre immer wieder beschäftigt hat.
Als ich noch im Gospelchor gesungen habe, hatte ich mal eine Sängerkollegin, die keine richtigen Eltern mehr hatte, im Babyalter adoptiert worden war. Das besondere an ihr war, dass sie nicht wusste, aus welchem Teil der Erde sie ursprünglich stammt. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht, obwohl die junge Frau, wie sie selber immer wieder sagte, keine Probleme mit der unbekannten Herkunft hatte.
Nicht zu wissen, woher man kommt, ob man Afrikaner, Ozeanier oder Amerikaner ist, stelle ich mir ziemlich krass vor. Klar spielt Nationalität fürs Menschsein eigentlich nur eine nebensächliche Rolle. Ich denke aber, dass es schon ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, wenn man weiss: "Das ist meine Heimat, da komme ich her..."
Gruss, Bea