Alte Themen in modernem Gewand...

Laubi

heldenhafter Held
Ich habe mir gestern mal wieder "Romeo+Juliet" von Baz Luhrmann angesehen. Mir gefällt der Film richtig gut, vor allem auch, weil er es schafft das Alte Thema gut in das "hier und jetzt" zu transportieren. Die Schwerter wurden durch Schusswaffen ersetzt, die Leute fahren Autos, die großen Familien sind Konzern-Chefs etc. Und dazu aber die alten Texte von Shakespeare.

Jetzt habe ich mich gefragt, ob es so Ähnliches denn nochmal gibt, wo alte Stoffe ins Jetzt übertragen wurden? Weil wenns gut gemacht ist, dann funktioniert es auch, wie man auch dieses jahr bei der BBC-Serie "Sherlock" gesehen hat, wo man mit Sherlock Holmes Fälle im modernen London löst.

Außer "Sherlock" und "Romeo+Juliet" fällt mir nur noch die Serie "Jekyll" ein, wo das Thema von "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" in die heutige Zeit übertragen wurde. Was gibts denn sonst noch so an alten Geschichten im modernen Look? vorzugsweise natürlich "gute" Serien/Filme?
 
Also ich bin überhaupt kein Fan dieses In-die-Jetztzeit-Verlegens. Das Medium Film bietet uns doch in der Zeit vor und zurück zu reisen, warum sollte man es dann nicht nutzen? (Und ja, ich weiß, dass Filme die in der Gegenwart spielen günstiger zu produzieren sind.)
Darum kann ich mich auch nicht hat mit dem heutigen Theater anfreunden. Dort legt man überhaupt keinen Wert mehr auf einen historischen Hintergrund, und Romeo trägt Zylinder und Strapse und fiecht nicht mit dem Schwert, sondern mit einem Gummihühnschen.

Wobei ich den Film Dr. Jekyll und Ms. Hyde ganz lustig finde. Aber der hat glaube ich kaum noch was mit dem Orginal gemein.

Andererseit mag ich es, wenn der historische Hintergrund vertauscht wird, z.B. wie Akira Kurusawa „MacBeth“ in die Samuraizeit verlegt.
 
Als allererstes fällt mir da natürlich Der Schatz im All ein, diese 7-teilige Fernsehserie mit Anthony Quinn, Klaus Löwitsch und Ernest Borgnine.
O.K., die Serie ist von 1989 (Ausstrahlung BRD), aber dafür ist die Vorlage "Die Schatzinsel" doch um einiges älter, also sollte die Serie hier im Thread nicht fehlen, zumal ich sie damals zumindest auch richtig gut fand.

Hier gibt es einen Trailer: Der Schatz im All DVD - Kritik - Trailer - Film
 
Von Hamlet und Macbeth gibt es auch Verfilmungen mit modernen Kulissen und Requisiten. Romeo und Julia hat mir in der Beziehung aber am besten gefallen.

Conquistador schrieb:
Darum kann ich mich auch nicht hat mit dem heutigen Theater anfreunden. Dort legt man überhaupt keinen Wert mehr auf einen historischen Hintergrund, und Romeo trägt Zylinder und Strapse und fiecht nicht mit dem Schwert, sondern mit einem Gummihühnschen.

Um mal bei Shakespeare zu bleiben: Seine Stücke sind nicht historisch korrekt, die Bühne des englischen Renaissance Theaters war meist leer und die Kostüme waren zeitgenössisch. Deshalb finde ich es schon angebracht, dass man Shakespeare Stücke nicht haargenau wie zu seinen Lebzeiten inszeniert.
 
Als allererstes fällt mir da natürlich Der Schatz im All ein, diese 7-teilige Fernsehserie mit Anthony Quinn, Klaus Löwitsch und Ernest Borgnine.
O.K., die Serie ist von 1989 (Ausstrahlung BRD), aber dafür ist die Vorlage "Die Schatzinsel" doch um einiges älter, also sollte die Serie hier im Thread nicht fehlen, zumal ich sie damals zumindest auch richtig gut fand.

Hier gibt es einen Trailer: Der Schatz im All DVD - Kritik - Trailer - Film

in dem Zusammenhang fällt mir dann auch noch Disney's "Der Schatzplanet" ein :kaw:
 
Um mal bei Shakespeare zu bleiben: Seine Stücke sind nicht historisch korrekt, die Bühne des englischen Renaissance Theaters war meist leer und die Kostüme waren zeitgenössisch. Deshalb finde ich es schon angebracht, dass man Shakespeare Stücke nicht haargenau wie zu seinen Lebzeiten inszeniert.

Naja, das mag aber daran gelegen haben, dass die Menschen der Renaissance keine (visuelle) Vorstellung vom alten Rom, oder von Schottland zur Zeit der Wikingerüberfälle hatten. Wissenschaften wie die Archäologie steckten noch in den Kinderschuhen, von geschichtlicher Rekonstruktion ganz zu schweigen.
Außerdem meinte ich nicht, dass die Kostüme wie zu Shakespeares Zeiten aussehen sollen, sondern dem historische Hintergrund entsprechend (also Toga bei Julius Cäsar usw.).
Und das fikive Werke nicht immer korrekt sind versteht sich ja von selbst ;).
Natürlich gilt das nicht nur für Shakespeare, sondern für jedes Stück.
 
Oh ja, diese Art von Filmen mag ich auch sehr gerne.
Romeo + Juliet ist wirklich ein Meiserwerk, nicht nur was die Integration einer alten Liebesgeschichte in eine fiktive, moderne amerikanische Metropole betrifft, sondern auch sämtliche anderen künstlerischen Aspekte des Films. Sowohl der Schnitt, als auch die Kamera-Führung und ganz vorne weg die Musik beeindrucken hier einfach und harmonieren teils prächtig mit den uralten Texten.

Das so etwas schon häufiger funktioniert hat sieht man an den kommerziellen Erfolgen mancher Formate.
"Die Geister die ich rief" ist auch nichts anderes, als Charles Dicken's "Christmas Carol" in die moderne (naja 20. Jahrhundert ^^) Zeit übertragen, genauso wie "Eiskalte Engel" auf dem Roman "Gefährliche Liebschaften" basiert, dessen Handlung im 18. Jahrhundert spielt.
Nicht zuletzt ist auch "Cast Away" die moderne Variante von "Robinson Crusoe" und "A.I." die Science Fiction Version von "Pinocchio" und wenn ich schon soweit aushole, dann ist "Avatar" die Science Fiction Version von "Pocahontas" - alles Alter Stoff - schon hundert Mal dagewesen in neuer Verpackung. Macht sich immer gut ^^
 
Auf modernisierte Klassiker reagiere ich meist naserümpfend. Themen wie z.B. Jekyll und Hyde oder Sherlock Holmes gehören für mich in ihr Zeitalter. Holmes ohne Deerstalker-Hut geht einfach nicht.

Romeo+Juliet ist meiner Meinung nach ein Antibeispiel, ich fand den Film wirklich schlecht. Zu bunt, zu schrill, bei dem Film wäre ich definitiv aus dem Kino gegangen. Überzeugen konnte mich hingegen Eiskalte Engel, die moderne Variante von Gefährliche Liebschaften (Les Liaisons dangereuses). Den Film fand ich um längen besser als die über den grünen Klee gelobte und wirklich grottenschlechte Verfilmung mit John Malkovich. Die beste Verfilmung ist allerdings Valmont von Milos Forman.

Andererseit mag ich es, wenn der historische Hintergrund vertauscht wird, z.B. wie Akira Kurusawa „MacBeth“ in die Samuraizeit verlegt.

Das finde ich auch wesentlich interessanter. Die verschiedenen Interpretationen von z.B. Kurosawas Yojimbo haben einige gute Filme ergeben.
 
Also ich finde persönlich diese Transportierung ins Hier und Jetzt großartig, zumindest wenn ich mir den Film Romeo und Julia ansehe. Der Kritik gegenüber dem Theater schließe ich mich an, dieses moderne Theater mit seinen ach so tiefsinnigen Interpretationen auf im Grunde leeren Bühnen, mit Straßenkleidung usw. usf. kann ich nicht ausstehen. Hier zeigt sich aber eben der Vorteil des Films, er kann viel mehr anstellen als das Theater und es macht auch seltener den Anschein einer verschworenen, elitären gemeinschaft die meinen die Weisheit für sich gepachtet zuhaben.
Alle paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte einen Stoff umzuwandeln (auch im Theater) finde ich gar nicht schlecht und bei Filmen im speziellen ist mir noch nichts negatives aufgefallen. Solang die Originale nicht vergessen werden, kann man von mir aus die nächsten tausend Jahre so weitermachen.
 
Ein aktuellerer Beitrag ist Jack Black als moderner Gulliver in "Gullivers Reisen" (Kinostart: Februar 2011). Mal sehen, was da rauskommt. Ansonsten fällt mir neben "Romeo + Juliet" (stark: Pete Postlethwaite als Pater Lorenzo!) und "Hook" (mehr oder weniger eine Neuauflage) noch passend zur Jahreszeit "Die Geister, die ich rief" mit Bill Murray ein, der die Scrooge-Geschichte in die Neuzeit versetzt. Dann gibt es natürlich noch zahlreiche Filme, die sich an älteren Sagen oder Märchen anlehnen wie z.B. "A.I." oder "Avatar".
 
Hmm, interessantes Thema. Einerseits gefallen mir einige wenige Neuinterpretationen wie Romeo and Juliet, aber anderseits stehe ich dem kritisch gegenüber, warum muß man unbedingt alte Kost neu aufwärmen ?
Ein Negativbeispiel aus meiner Sicht ist hier Avatar...der Film ist technisch gesehen ( Effekte etc. ) ohne Frage Top, aber die Story hat mich doch zu sehr an "Der mit dem Wolf tanzt" erinnert.

Ich denke ich bin da eher spontan und entscheide von Fall zu Fall ( siehe obige Beispiele ).
 
Die Romeo und Julia-Verfilmung finde ich ebenfalls sehr genial umgesetzt, wie auch Akira Kurosawas Adaptionen von Macbeth und King Lear. Eine weitere schöne Umsetzung ist imo 'Oh Brother where art thou', die auf der Odyssee von Homer basiert und die Story in die Südstaaten der 1930er transportiert.

Ich kann mich sehr dunkel an einen Science-Fiction-Film namens The Pod oder so erinnern, der in einer Rettungskapsel spielt. Soll auch auf einer Erzählung oder Film basieren, der eigentlich wann anders spielt - aus der Erinnerung heraus fand ich diesen Film ziemlich gut, auch wenn ich die Vorlage nicht kenne.
 
Es ist allerdings in meinen Augen ein großer Unterschied, ob ein Filmemacher ein Werk mit unveränderten Dialogen und den gleichen Charakteren einfach in eine andere Zeit verlegt, oder eben wie im Fall von "Avatar" eine bekannte Story lose neu interpretiert und die Aussage dahinter beibehält.

Von ersterem bin ich kein großer Fan, denn es geht nie um das eigentliche Setting, sondern immer um die Charaktere. Da kann ich mir dann auch gleich das Original antun.
Eine sehr lose Anlehnung gefällt mir da schon besser, denn so werden u.U. neue Aspekte der Geschichte beleuchtet, die im Original nicht im Mittelpunkt standen. Finde ich auch den weitaus kreativeren Ansatz.
 
Wenn die Geschichte zeitlos ist, ist es kein Problem. Vieles was wir heute als ganz besonders toll, neu und innovativ empfinden wurde schon vor Jahrhunderten erdacht und einfach nur neu interpretiert. Geschichten die nicht zeitlos sind funktionieren schlicht auch einfach nicht. Jack the Ripper funktioniert imho einfach nur in einem viktorianischen Setting. Man kann die Geschichte zwar modern interpretieren und inszenieren aber dann ist es halt Serienkiller XY aber eben nicht Jack the Ripper.
 
Der moderne "Hamlet" mit Ethan Hawke als Hamlet und Bill Murray als Polonius :-)braue) ist wirklich sehr interessant, allerdings für mein Empfinden zu stark textlich eingekürzt. Da favorisiere ich die komplette Verfilmung von und mit Kenneth Brannagh mit Kate Winslet als Ophelia, welche übrigens vom Setting her ins Ende des 19. Jahrhunderts verlegt ist. Als Verlegung in die Jetztzeit hat Brannagh übrigens vorher einen schönen Film namens "Ein Winternachtstraum" gedreht, der die Erlebnisse einer heutigen Theatergruppe thematisiert, die gegen alle Wiederstände eine Hamlet-Inszenierung auf die Beine stellen wollen (viele der Darsteller aus seiner späteren "Hamlet"-Mammutproduktion waren auch hier schon dabei).
1959 wurde in Deutschland übrigens schonmal eine damals zeitgenössische Filmversion von Hamlet gemacht: "Der Rest ist Schweigen" mit Hardy Krüger als Hamlet (bzw. John H. Claudius, wie die Rolle in diesem Film heißt). Da wird das ganze in die deutsche Nachkriegszeit versetzt und *Hamlet* ist der Erbe einer Bergbaufirma im Ruhrpott.

Man sieht, ich bin hier thematisch sehr vorgeprägt... *g*
 
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Sie könnten denke ich mal Dracula wieder neu auflegen. Vampirfilme in der Jetztzeit gibt es zwar schon einige, aber die Geschichte von Dracula habe ich bisher noch in keiner guten Umsetzung in der Neuzeit erlebt. Wes Cravens Dracula ist zwar ziemlich gut, aber es ist einfach nicht Bram Stockers Geschichte.
Auch wenn der Vampire Dracula in einigen Filmen mitspielt die in der Neuzeit spielen, so gab es bisher davon noch keine direkte Umsetzung.
Dabei könnte die ursprüngliche Geschichte auch heute noch sehr gut funktionieren
 
Dracula paßt meiner Meinung nach besser in seine Zeit, überhaupt machen sich Vampire im 19. Jahrhundert (o.ä.) besser. Mit Vampiren in der Neuzeit kann ich meistens nichts anfangen, auch wenn es ein paar gute Genrebeiträge ("Brennen muß Salem" z.B.) gibt. Ein Dracula in der heutigen Zeit müßte auf jeden Fall ein richtiger Vampir sein, nicht dieses Kleinmädchen-Vampirgedöns, das bei Sonnenlicht herumläuft und Blut möglichst nur noch aus dem Beutel trinkt.

Vor dem modernern Dracula müßte es erst mal einen ordentlich umgesetzten klassischen Dracula geben. Es gibt zwar ein paar gute Draculafilme, aber der Roman wurde noch nie wirklich optimal umgesetzt.
 
Vor dem modernern Dracula müßte es erst mal einen ordentlich umgesetzten klassischen Dracula geben. Es gibt zwar ein paar gute Draculafilme, aber der Roman wurde noch nie wirklich optimal umgesetzt.

Würde ich jetzt nicht sagen. Bram Stockers Dracula (1992) war doch schon mal eine ziemlich getreue Buchumsetzung. Der mit Lee war aber allerdings nicht gerade Buchgetreu und der mit Lugosi verliert nach etwa 40 Minuten die Spannung.
Dafür gefallen mir Nosferatu (1922) und auch die Neufassung Phantom der Nacht (1979) mit Kinski sehr gut. Sind aber beides vorallem Kunstfilme und Werner Herzog Film setzt die Dracula Geschichte auch nicht so gut um.

Trotzdem sollten sie mal Dracula, möglichst originallgetreu in die Neuzeit hohlen.
Vampire in Brooklyn (1995) mit Eddy Murphie ist ja auch ziemlich witzig, wobei, war es da überhaupt Dracula ? Naja, jedenfalls wie Wes Cravens Version nicht sehr buchgetreu.
 
Eine der Verfilmungen, die sich recht genau an Bram Stokers Werk hält ist übrigens "Nachts, wenn Dracula erwacht" (El Conde Dracula) aus dem Jahr 1970 von - Achtung - Jess Franco. :konfus:

Condedracula.jpg


C.
 
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