Horatio
Gerissenster Strippenzieher der Galaxie
[: Bacrana-System | Bacrana | Amma :||: Stadtzentrum | Gebäude der Gewerkschaften | Salon :||: Horatio Kraym und zahlreiche Frachterkapitäne :]
In dem überschaubaren Salon hielt die aufgeheizte Stimme an. Zweifellos hatte Thyferras Governor, der auf Bacrana bloß zu Gast war, den Nerv seiner Zuhörerschaft getroffen. Denn noch immer hatte Horatio die eine oder andere Hand zu schütteln, zu lächeln und – ganz höflich – mit den Gratulanten ein paar Worte zu wechseln. Er scheute nicht die Nähe zum einfachen Volk, verhielt sich beinah wie ein Politiker demokratischer Systeme. Jedoch wurden die (hochrangigen) Posten der Verwaltung im Galaktischen Imperium eigentlich gar nicht durch gemeine Wahlen vergeben. Was trieb den Adligen also zu diesem Verhalten? Wandte er sich langsam doch dem demokratischen Prinzip zu? Schwor er der Autokratie ab? Nein, noch immer verteufelte er die Demokratie. Im Großen und Ganzen war es bloß der Zugang zum Lobbyismus, der ihn zu diesem „Bad“ in der Menge zwang. Horatio brauchte einflussreiche Kontakte, wollte er seine Konkurrenten im Kampf um mehr Macht ausstechen.
Umringt von mehreren Frachterkapitänen hatte sich der imperiale Verwalter von der kleinen Bühne entfernt. In der Hand hielt er noch immer das scheußliche Getränk, das man ihm gereicht hatte, und derweil sich der nächste Redner hinter dem Pult aufbaute, plauderte er im freundlichen Ton mit den Männern und Frauen, die „sein“ Bacta in den galaktischen Südwesten beförderten. Ihre einfache Art störte ihn dabei ungemein. Doch hatte er eine Wahl? Er brauchte die ganze Gewerkschaft sollten der Güterstrom auf der einen und der Geldstrom auf der anderen Seite nicht jäh versiegen. Seine Feinde – allen voran Olan Semur – hatten noch die eine oder andere Sache in der Hinterhand – da war sich der Governor sicher. „Aufmerksam“ hörte er den Frachterkapitänen zu, die ihm ihr Leid klagten, als sich auf einmal ein Journalist zu ihm durchkämpfte.
Der Journalist strahlte den nötigen Respekt aus, den man einem Mann wie Governor Horatio Kraym entgegenbringen musste, als er das Wort an ihn richtete: „Governor, Nejj Tannik vom 'Patriot' – dem auflagenstärksten Medium hier in der Expansionsregion. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich, damit ich Ihnen ein paar Fragen stellen darf?“ Gönnerhaft nickte ihm der adlige Verwalter zu. Etwas nervös fuhr sich der andere über die Lippen, bevor er seine erste Frage stellte: „Mr Kraym, bei Ihrer Ansprache vorhin kündigten Sie an, dass Sie Veränderungen angehen wollen, um die Lage für diese Herren und Damen hier zu verbessern. Wie gedenken Sie dies zu tun? Haben Sie schon Pläne?“
„Ich danke Ihnen für diese Frage, Mr Tannik“, entgegnete der Gefragte gelassen. Mit seinem Blick fixierte er den Journalisten förmlich. Seine Stimme klang überlegend als er fortfuhr: „Ja, ich plane die Modalitäten der momentanen Situation zu bessern. Zum einen sind diese ehrbaren Leute schon genügend Gefahren in ihrem Beruf ausgesetzt; zum anderen darf die imperiale Wirtschaft nach all den Gebietsabtretungen und Restriktionen, die uns der 'Vertrag von Umbara' am Ende auferlegt hat, nicht noch mehr ins Stocken kommen.“ Nickend pflichtete ihm sein Umfeld bei. „Meiner Meinung nach wird die Republik einem Aufstocken der militärischen Eskorte nicht zustimmen. Deshalb muss an dieser Stelle ein anderer Weg gegangen werden...“
Tannik warf fragend ein: „Der da wäre, Governor?“
„Ich gedenke in diesem Fall die Sector Ranger mehr in die Pflicht zu nehmen“, antwortete Horatio mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ja, ich weiß. Diese Forderung gehört nicht wirklich zu meinem Bereich. Jedoch muss jemand den ersten Schritt gehen – und die Sektorsicherheitskräfte sind da ein perfekter Ansatzpunkt. Immerhin gehört die Verbrecherjagd zu ihrem originären Aufgabengebiet.“ Erneut pflichtete ihm sein Umfeld mit einem schweigenden Nicken bei. „Darüber hinaus bestünde natürlich noch die Möglichkeit, dass man private Sicherheitsfirmen ins Boot holt. Soweit ich weiß, hat LMC ein sehr gutes Standbein hier im Brak-Sektor. Jedoch könnten Zuschläge auch an andere Firmen vergeben werden. Das müsste dann ein eigener 'Sicherheitsgipfel' klären.“
Einen Moment Schweigen. Eifrig notierte sich der Journalist ein paar Sachen. Dann sagte er: „Es ist ein bisschen erstaunlich, Sir. Bislang kennt man Sie eher für Ihre wirtschaftspolitischen Fähigkeiten – darum hat man Sie ja auch – an der Seite von Sector Adjutant Aldine – nach Umbara mitgenommen. Und nun wenden Sie sich tatsächlich der Sicherheitspolitik zu? Mit Verlaub, Governor, aber ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich beim Lesen Ihres Werdegangs irgendeine militärische Karriere gesehen hätte.“
„Sie haben Recht, Mr Tannik“, gestand Horatio in einem Tonfall, der ein bisschen jovial klang. Eine entschuldigende Geste folgte. „Während meiner Zeit auf Coruscant dürfte ich wohl eher durch meine fiskal- und wirtschaftspolitische Agenda aufgefallen sein. Ich muss Sie in dem Fall wohl nicht an die Steueranpassung oder die Grundsicherung der kleineren Unternehmen erinnern.“ Er nickte nun selbst, genehmigte sich einen Schluck von dem scheußlichen Getränk und fuhr dann fort: „Doch die Sicherheitspolitik ist trotzdem kein Neuland für mich. Denn um eine funktionierende Wirtschaft zu garantieren, braucht es Ordnung und Sicherheit. So stockte zum Beispiel ich damals die 'Coruscant Guards' mit mehr Rekruten und neuer Ausrüstung aus. Unter meiner Federführung konnte außerdem eine Militäroffensive im gewaltigen Industriegebiet 'The Works' gestartet werden, die am Ende zur Festnahme einer stattlichen Zahl führender Köpfe der einstigen Widerstandsbewegung führte. Und in jüngster Vergangenheit initiierte man auf meine eigene Weisung hin, dass nach der Attentatsserie auf Thyferra die Täter und deren Kollaborateure geschnappt werden.“ Ein Schmunzeln huschte ihm über das Gesicht. „Sie sehen also, Mr Tannik. Letztendlich fühle ich selbst in diesem Bereich schon ein bisschen 'heimisch'. Und genau aus diesem Grund hoffe ich, dass ich allein mit meiner Intention genug bewegen kann.“
Beifall folgte. Jedoch galt dieser Applaus nicht dem feisten Redner auf der Bühne, der ganz verdutzt seine Rede unterbrach und zu der Gruppe sah, sondern dem adligen Imperialen in dessen Mitte. Der Governor hatte den Journalisten ausgestochen. Obwohl Horatio zum Ende hin natürlich jede Menge „Selbstbeweihräucherung“ betrieben hatte, schien sein derzeitiges Umfeld damit keinerlei Problem damit zu haben. Rasch tauschte er noch ein paar freundliche Floskeln mit Nejj Tannik aus, dann ließ er den anderen hinter sich. Es galt stattdessen lieber noch mehr Hände zu schütteln. Jedoch hatte er kaum ein paar Schritte getan, da drang schon die nächste unbekannte Person zu ihm vor. Dieses Mal handelte es sich um einen Bediensteten, der ihn darüber informierte, dass draußen eine Limousine – mit einem wichtigen Passagier – auf ihn warte. Dysart? Dieser Name kam ihm sogleich in den Sinn.
Unaufhörlich prasselte Regen auf die betonierte Erde nieder. Horatio war inzwischen der Meinung, dass Bacrana überhaupt nicht im Besitz einer „Wetterkontrollstation“ war – oder irgendeine Lobby ausreichend Einfluss besaß, um gegen deren Einsatz zu agieren. Noch unter einem roten Baldachin stehend seufzte der Governor, rückte seine graue Uniform zu Recht und ließ danach seinen Blick zu dem gepanzerten Landspeeder wandern, der vor dem Gebäudeeingang auf ihn wartete. Kurz darauf stieg der Chauffeur, ein schlaksiger Kerl, aus, ging schnell zur Tür der Rückbank und öffnete diese anschließend. Grimmig schaute der Bedienstete drein. Möglicherweise hätte er sich auch lieber eine regenfreie Nacht gewünscht. Noch einmal straffte der Verwalter seine Uniform und trat dann unter dem Vordach hervor. Der Chauffeur begrüßte ihn mit einem stummen Nicken, bevor Horatio bei der Rückbank einstieg – um sogleich in Larissa Dysarts Gesicht zu blicken.
Sie wirkte professionell wie immer als sie im sachlichen Ton zu ihm sagte: „Ich hoffe, der Abend ist zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen, Governor Kraym.“
„Es ist zwar eigentlich noch zu früh, um ein vorläufiges Resümee zu ziehen...“, begann Horatio fast im selben Tonfall. „... aber der erste Schritt dürfte gemacht sein. Sie wissen ja, werte Kollegin, gute Kontakt zahlen sich früher oder später aus.“
Er deutete ein Schmunzeln an, während sich die Limousine in Bewegung setzte. Die Hauptstadt des Planeten, Amma, gehörte zu den Metropolen, die scheinbar nie schliefen. So konnte man selbst um diese Uhrzeit – trotz Dunkelheit und Regenwetter – sehen wie die Bürger der Stadt auf den riesigen Bürgersteigen ihres Weges gingen. Der Landspeeder fädelte sich recht zügig in den Verkehr ein und beschleunigte anschließend. Bevor Bacranas Governor das Gespräch fortführte, nutzte Horatio den Moment, um seine Kollegin noch einmal ganz genau in Augenschein zu nehmen. Eine schöne Frau, die zudem klug und kultiviert war, war sie – da bestand kein Zweifel. Trotzdem verspürte der adlige Imperiale im Hinblick auf sie keinerlei Interesse, das über den beruflichen Bereich irgendwie hinaus ging. Wie lang war seine letzte Affäre inzwischen her? Monate! Nein, nicht einmal dieser Umstand ließ ihn bei Larissa Dysart auf andere Gedanken kommen. Und sie enttäuschte ihn nicht.
Denn als nächstes sagte sie: „Ich glaube, dass Moff Ranier hinter unserem Vorhaben steht. Mein Vertrauen in seine Exzellenz ist aufrichtig gegeben, doch habe ich es mir nicht nehmen lassen meine eigenen Quellen anzuzapfen.“ Ihre Stimme klang sachlich, leidenschaftslos. Sie musterte ihn ganz genau – das konnte er „spüren“. „Ein wirklich eindeutiges Bild hat sich nicht ergeben, vielmehr sind zusätzliche Fragen dazugekommen, welche die Karten jedoch gehörig durchmischen, ohne dass es Sector Adjutant Aldine mitbekommt. Fragen bei denen ich hoffe auf ihren Wissensschatz zurückzugreifen.“
„Sie sollten sich in diesem Fall auch nicht zu sicher sein, Larissa“, entgegnete der Governor. „Durch Jarrde besteht ein deutliches Ungleichgewicht. Bacrana könnte mit Fondors Hilfe eine Kleinst- oder gar Mittelwerftwelt werden. Die Rüstungsindustrie erholt sich – und Ranier könnte auf diese Weise seine Position im Sechzehnten Supersektor festigen oder gar ausbauen.“ Aufgrund der ungünstigen Lage hasste Horatio diese „Tatsachen“. Gegen Rhenya Aldine konnte er hier, auf Bacrana, bloß mit einer gehörigen Portion an Glück gewinnen. „Doch ich habe Sie gerade unterbrochen. Fahren Sie also ruhig fort.“
Nein, leicht war die derzeitige Situation für Thyferras amtierenden Verwalter nicht. Stadd hatte sich nämlich auf zwei Arten abgesichert. Entweder bekam er durch die tapanische Sector Adjutant einen Zugang zu Ranier oder durch Horatio Kraym. Sie trumpfte dabei mit einer Kooperation der Werften Fondors – in Form einer ehrgeizigen Kuati und deren fondoranischen Untergeben – auf sowie einer Verbesserung der geheimdienstlichen Ressourcen, während er nur mit dem Bacta locken konnte. Es frustrierte ihn. Denn bevor er überhaupt richtig die Kontrolle über das Monopol übernehmen konnte, da hatte ihn Aldine überraschend in diese „Arena“ geschleift. Möglicherweise hatte sie die Gefahr schon beim Rückflug von Umbara gespürt und anschließend alle Hebel in Bewegung gesetzt. Mehr instinktiv als kontrolliert verzog der Governor kurz das Gesicht bei diesem Gedanken. Übertölpelte ihn am Ende tatsächlich diese Frau? Er musste seine Kollegin.
Dysart fuhr fort: „Mein Instinkt sagt mir, dass Ranier Aldine womöglich nur in Sicherheit wiegen will. Vermutlich wegen einer Angelegenheit im Sektor Fondor. Wenn etwas zu Hause die Position Aldines schwächt oder er gar ein Druckmittel hat oder findet, kann Ranier ihr hier die Konditionen diktieren. Allerdings bleibt das bisher nur eine Theorie, solange bis wir eine Verbindung nachweisen können oder die Weichen entsprechend stellen. Etwas das in unser beider Interesse ist. Daher würde ich gerne wissen inwiefern Sie informiert sind, ob die Rolle der Sector Adjutant in irgendeiner Weise gefährdet ist? Oder wo sie Verwundbarkeiten hat? Inwiefern sie sich konkret einmischen will und mit welcher Rechtfertigung?“
„Es ist so wie ich es bisher gesagt habe“, antwortete Horatio. „Letztendlich steht Nicadamus Stadd höchstpersönlich hinter diesen Bemühungen. Sie ist sein Günstling und nachdem nun ein Getreuer Marriks den Fünften Supersektor (den Tiefenkern) verwaltet, muss sich der Alte nach einer neuen Möglichkeit umsehen, um seine Position im Rat auf Bastion zu sichern. Dabei scheint er offenbar Ihren Moff Ranier als potenziellen Kandidaten zu sehen...“ Kurz ließ er seinen Blick zum Fenster schweifen, kehrte mit seiner Aufmerksamkeit aber nach ein, zwei Wimpernschlägen wieder zurück. „Schmutzige Wäsche ist mir im Bezug auf Aldine nicht bekannt. Sie rechnet sich wohl aus, dass sie durch ihre Arbeit (und ihre Treue) früher oder später die Kontrolle über den Tapani-Sektor bekommt – und so die großen Häuser dort aussticht. Ich glaube nicht, dass man diese Motivation tatsächlich brechen kann. Man kann sie bloß für sich verwenden...“
In dem überschaubaren Salon hielt die aufgeheizte Stimme an. Zweifellos hatte Thyferras Governor, der auf Bacrana bloß zu Gast war, den Nerv seiner Zuhörerschaft getroffen. Denn noch immer hatte Horatio die eine oder andere Hand zu schütteln, zu lächeln und – ganz höflich – mit den Gratulanten ein paar Worte zu wechseln. Er scheute nicht die Nähe zum einfachen Volk, verhielt sich beinah wie ein Politiker demokratischer Systeme. Jedoch wurden die (hochrangigen) Posten der Verwaltung im Galaktischen Imperium eigentlich gar nicht durch gemeine Wahlen vergeben. Was trieb den Adligen also zu diesem Verhalten? Wandte er sich langsam doch dem demokratischen Prinzip zu? Schwor er der Autokratie ab? Nein, noch immer verteufelte er die Demokratie. Im Großen und Ganzen war es bloß der Zugang zum Lobbyismus, der ihn zu diesem „Bad“ in der Menge zwang. Horatio brauchte einflussreiche Kontakte, wollte er seine Konkurrenten im Kampf um mehr Macht ausstechen.
Umringt von mehreren Frachterkapitänen hatte sich der imperiale Verwalter von der kleinen Bühne entfernt. In der Hand hielt er noch immer das scheußliche Getränk, das man ihm gereicht hatte, und derweil sich der nächste Redner hinter dem Pult aufbaute, plauderte er im freundlichen Ton mit den Männern und Frauen, die „sein“ Bacta in den galaktischen Südwesten beförderten. Ihre einfache Art störte ihn dabei ungemein. Doch hatte er eine Wahl? Er brauchte die ganze Gewerkschaft sollten der Güterstrom auf der einen und der Geldstrom auf der anderen Seite nicht jäh versiegen. Seine Feinde – allen voran Olan Semur – hatten noch die eine oder andere Sache in der Hinterhand – da war sich der Governor sicher. „Aufmerksam“ hörte er den Frachterkapitänen zu, die ihm ihr Leid klagten, als sich auf einmal ein Journalist zu ihm durchkämpfte.
Der Journalist strahlte den nötigen Respekt aus, den man einem Mann wie Governor Horatio Kraym entgegenbringen musste, als er das Wort an ihn richtete: „Governor, Nejj Tannik vom 'Patriot' – dem auflagenstärksten Medium hier in der Expansionsregion. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich, damit ich Ihnen ein paar Fragen stellen darf?“ Gönnerhaft nickte ihm der adlige Verwalter zu. Etwas nervös fuhr sich der andere über die Lippen, bevor er seine erste Frage stellte: „Mr Kraym, bei Ihrer Ansprache vorhin kündigten Sie an, dass Sie Veränderungen angehen wollen, um die Lage für diese Herren und Damen hier zu verbessern. Wie gedenken Sie dies zu tun? Haben Sie schon Pläne?“
„Ich danke Ihnen für diese Frage, Mr Tannik“, entgegnete der Gefragte gelassen. Mit seinem Blick fixierte er den Journalisten förmlich. Seine Stimme klang überlegend als er fortfuhr: „Ja, ich plane die Modalitäten der momentanen Situation zu bessern. Zum einen sind diese ehrbaren Leute schon genügend Gefahren in ihrem Beruf ausgesetzt; zum anderen darf die imperiale Wirtschaft nach all den Gebietsabtretungen und Restriktionen, die uns der 'Vertrag von Umbara' am Ende auferlegt hat, nicht noch mehr ins Stocken kommen.“ Nickend pflichtete ihm sein Umfeld bei. „Meiner Meinung nach wird die Republik einem Aufstocken der militärischen Eskorte nicht zustimmen. Deshalb muss an dieser Stelle ein anderer Weg gegangen werden...“
Tannik warf fragend ein: „Der da wäre, Governor?“
„Ich gedenke in diesem Fall die Sector Ranger mehr in die Pflicht zu nehmen“, antwortete Horatio mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ja, ich weiß. Diese Forderung gehört nicht wirklich zu meinem Bereich. Jedoch muss jemand den ersten Schritt gehen – und die Sektorsicherheitskräfte sind da ein perfekter Ansatzpunkt. Immerhin gehört die Verbrecherjagd zu ihrem originären Aufgabengebiet.“ Erneut pflichtete ihm sein Umfeld mit einem schweigenden Nicken bei. „Darüber hinaus bestünde natürlich noch die Möglichkeit, dass man private Sicherheitsfirmen ins Boot holt. Soweit ich weiß, hat LMC ein sehr gutes Standbein hier im Brak-Sektor. Jedoch könnten Zuschläge auch an andere Firmen vergeben werden. Das müsste dann ein eigener 'Sicherheitsgipfel' klären.“
Einen Moment Schweigen. Eifrig notierte sich der Journalist ein paar Sachen. Dann sagte er: „Es ist ein bisschen erstaunlich, Sir. Bislang kennt man Sie eher für Ihre wirtschaftspolitischen Fähigkeiten – darum hat man Sie ja auch – an der Seite von Sector Adjutant Aldine – nach Umbara mitgenommen. Und nun wenden Sie sich tatsächlich der Sicherheitspolitik zu? Mit Verlaub, Governor, aber ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich beim Lesen Ihres Werdegangs irgendeine militärische Karriere gesehen hätte.“
„Sie haben Recht, Mr Tannik“, gestand Horatio in einem Tonfall, der ein bisschen jovial klang. Eine entschuldigende Geste folgte. „Während meiner Zeit auf Coruscant dürfte ich wohl eher durch meine fiskal- und wirtschaftspolitische Agenda aufgefallen sein. Ich muss Sie in dem Fall wohl nicht an die Steueranpassung oder die Grundsicherung der kleineren Unternehmen erinnern.“ Er nickte nun selbst, genehmigte sich einen Schluck von dem scheußlichen Getränk und fuhr dann fort: „Doch die Sicherheitspolitik ist trotzdem kein Neuland für mich. Denn um eine funktionierende Wirtschaft zu garantieren, braucht es Ordnung und Sicherheit. So stockte zum Beispiel ich damals die 'Coruscant Guards' mit mehr Rekruten und neuer Ausrüstung aus. Unter meiner Federführung konnte außerdem eine Militäroffensive im gewaltigen Industriegebiet 'The Works' gestartet werden, die am Ende zur Festnahme einer stattlichen Zahl führender Köpfe der einstigen Widerstandsbewegung führte. Und in jüngster Vergangenheit initiierte man auf meine eigene Weisung hin, dass nach der Attentatsserie auf Thyferra die Täter und deren Kollaborateure geschnappt werden.“ Ein Schmunzeln huschte ihm über das Gesicht. „Sie sehen also, Mr Tannik. Letztendlich fühle ich selbst in diesem Bereich schon ein bisschen 'heimisch'. Und genau aus diesem Grund hoffe ich, dass ich allein mit meiner Intention genug bewegen kann.“
Beifall folgte. Jedoch galt dieser Applaus nicht dem feisten Redner auf der Bühne, der ganz verdutzt seine Rede unterbrach und zu der Gruppe sah, sondern dem adligen Imperialen in dessen Mitte. Der Governor hatte den Journalisten ausgestochen. Obwohl Horatio zum Ende hin natürlich jede Menge „Selbstbeweihräucherung“ betrieben hatte, schien sein derzeitiges Umfeld damit keinerlei Problem damit zu haben. Rasch tauschte er noch ein paar freundliche Floskeln mit Nejj Tannik aus, dann ließ er den anderen hinter sich. Es galt stattdessen lieber noch mehr Hände zu schütteln. Jedoch hatte er kaum ein paar Schritte getan, da drang schon die nächste unbekannte Person zu ihm vor. Dieses Mal handelte es sich um einen Bediensteten, der ihn darüber informierte, dass draußen eine Limousine – mit einem wichtigen Passagier – auf ihn warte. Dysart? Dieser Name kam ihm sogleich in den Sinn.
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Unaufhörlich prasselte Regen auf die betonierte Erde nieder. Horatio war inzwischen der Meinung, dass Bacrana überhaupt nicht im Besitz einer „Wetterkontrollstation“ war – oder irgendeine Lobby ausreichend Einfluss besaß, um gegen deren Einsatz zu agieren. Noch unter einem roten Baldachin stehend seufzte der Governor, rückte seine graue Uniform zu Recht und ließ danach seinen Blick zu dem gepanzerten Landspeeder wandern, der vor dem Gebäudeeingang auf ihn wartete. Kurz darauf stieg der Chauffeur, ein schlaksiger Kerl, aus, ging schnell zur Tür der Rückbank und öffnete diese anschließend. Grimmig schaute der Bedienstete drein. Möglicherweise hätte er sich auch lieber eine regenfreie Nacht gewünscht. Noch einmal straffte der Verwalter seine Uniform und trat dann unter dem Vordach hervor. Der Chauffeur begrüßte ihn mit einem stummen Nicken, bevor Horatio bei der Rückbank einstieg – um sogleich in Larissa Dysarts Gesicht zu blicken.
Sie wirkte professionell wie immer als sie im sachlichen Ton zu ihm sagte: „Ich hoffe, der Abend ist zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen, Governor Kraym.“
„Es ist zwar eigentlich noch zu früh, um ein vorläufiges Resümee zu ziehen...“, begann Horatio fast im selben Tonfall. „... aber der erste Schritt dürfte gemacht sein. Sie wissen ja, werte Kollegin, gute Kontakt zahlen sich früher oder später aus.“
Er deutete ein Schmunzeln an, während sich die Limousine in Bewegung setzte. Die Hauptstadt des Planeten, Amma, gehörte zu den Metropolen, die scheinbar nie schliefen. So konnte man selbst um diese Uhrzeit – trotz Dunkelheit und Regenwetter – sehen wie die Bürger der Stadt auf den riesigen Bürgersteigen ihres Weges gingen. Der Landspeeder fädelte sich recht zügig in den Verkehr ein und beschleunigte anschließend. Bevor Bacranas Governor das Gespräch fortführte, nutzte Horatio den Moment, um seine Kollegin noch einmal ganz genau in Augenschein zu nehmen. Eine schöne Frau, die zudem klug und kultiviert war, war sie – da bestand kein Zweifel. Trotzdem verspürte der adlige Imperiale im Hinblick auf sie keinerlei Interesse, das über den beruflichen Bereich irgendwie hinaus ging. Wie lang war seine letzte Affäre inzwischen her? Monate! Nein, nicht einmal dieser Umstand ließ ihn bei Larissa Dysart auf andere Gedanken kommen. Und sie enttäuschte ihn nicht.
Denn als nächstes sagte sie: „Ich glaube, dass Moff Ranier hinter unserem Vorhaben steht. Mein Vertrauen in seine Exzellenz ist aufrichtig gegeben, doch habe ich es mir nicht nehmen lassen meine eigenen Quellen anzuzapfen.“ Ihre Stimme klang sachlich, leidenschaftslos. Sie musterte ihn ganz genau – das konnte er „spüren“. „Ein wirklich eindeutiges Bild hat sich nicht ergeben, vielmehr sind zusätzliche Fragen dazugekommen, welche die Karten jedoch gehörig durchmischen, ohne dass es Sector Adjutant Aldine mitbekommt. Fragen bei denen ich hoffe auf ihren Wissensschatz zurückzugreifen.“
„Sie sollten sich in diesem Fall auch nicht zu sicher sein, Larissa“, entgegnete der Governor. „Durch Jarrde besteht ein deutliches Ungleichgewicht. Bacrana könnte mit Fondors Hilfe eine Kleinst- oder gar Mittelwerftwelt werden. Die Rüstungsindustrie erholt sich – und Ranier könnte auf diese Weise seine Position im Sechzehnten Supersektor festigen oder gar ausbauen.“ Aufgrund der ungünstigen Lage hasste Horatio diese „Tatsachen“. Gegen Rhenya Aldine konnte er hier, auf Bacrana, bloß mit einer gehörigen Portion an Glück gewinnen. „Doch ich habe Sie gerade unterbrochen. Fahren Sie also ruhig fort.“
Nein, leicht war die derzeitige Situation für Thyferras amtierenden Verwalter nicht. Stadd hatte sich nämlich auf zwei Arten abgesichert. Entweder bekam er durch die tapanische Sector Adjutant einen Zugang zu Ranier oder durch Horatio Kraym. Sie trumpfte dabei mit einer Kooperation der Werften Fondors – in Form einer ehrgeizigen Kuati und deren fondoranischen Untergeben – auf sowie einer Verbesserung der geheimdienstlichen Ressourcen, während er nur mit dem Bacta locken konnte. Es frustrierte ihn. Denn bevor er überhaupt richtig die Kontrolle über das Monopol übernehmen konnte, da hatte ihn Aldine überraschend in diese „Arena“ geschleift. Möglicherweise hatte sie die Gefahr schon beim Rückflug von Umbara gespürt und anschließend alle Hebel in Bewegung gesetzt. Mehr instinktiv als kontrolliert verzog der Governor kurz das Gesicht bei diesem Gedanken. Übertölpelte ihn am Ende tatsächlich diese Frau? Er musste seine Kollegin.
Dysart fuhr fort: „Mein Instinkt sagt mir, dass Ranier Aldine womöglich nur in Sicherheit wiegen will. Vermutlich wegen einer Angelegenheit im Sektor Fondor. Wenn etwas zu Hause die Position Aldines schwächt oder er gar ein Druckmittel hat oder findet, kann Ranier ihr hier die Konditionen diktieren. Allerdings bleibt das bisher nur eine Theorie, solange bis wir eine Verbindung nachweisen können oder die Weichen entsprechend stellen. Etwas das in unser beider Interesse ist. Daher würde ich gerne wissen inwiefern Sie informiert sind, ob die Rolle der Sector Adjutant in irgendeiner Weise gefährdet ist? Oder wo sie Verwundbarkeiten hat? Inwiefern sie sich konkret einmischen will und mit welcher Rechtfertigung?“
„Es ist so wie ich es bisher gesagt habe“, antwortete Horatio. „Letztendlich steht Nicadamus Stadd höchstpersönlich hinter diesen Bemühungen. Sie ist sein Günstling und nachdem nun ein Getreuer Marriks den Fünften Supersektor (den Tiefenkern) verwaltet, muss sich der Alte nach einer neuen Möglichkeit umsehen, um seine Position im Rat auf Bastion zu sichern. Dabei scheint er offenbar Ihren Moff Ranier als potenziellen Kandidaten zu sehen...“ Kurz ließ er seinen Blick zum Fenster schweifen, kehrte mit seiner Aufmerksamkeit aber nach ein, zwei Wimpernschlägen wieder zurück. „Schmutzige Wäsche ist mir im Bezug auf Aldine nicht bekannt. Sie rechnet sich wohl aus, dass sie durch ihre Arbeit (und ihre Treue) früher oder später die Kontrolle über den Tapani-Sektor bekommt – und so die großen Häuser dort aussticht. Ich glaube nicht, dass man diese Motivation tatsächlich brechen kann. Man kann sie bloß für sich verwenden...“
[: Bacrana-System | Bacrana | Amma :||: Stadtzentrum | Straßen :||: Limousine | Rückbank :||: Horatio Kraym und Governor Dysart :]