Corellia-System - Weltraum - an Bord des SSD "Event Horizon" - alleine in irgendeiner Verladehalle in Meditation vertieft
Die Macht, das Leben pulsierte um ihn herum. Anfangs blieb es ein zögerliches Flüstern um Tylaar herum, unfähig durch das Metall und die Drähte des Schiffrumpfes zu dringen. Aber mit jeder Minute, in der Tylaar sich mit der Macht verband, ihr Ganzes zu erfassen versuchte, wurde das Wispern deutlicher.
Seine Augen waren geschlossen, doch selbst so konnte er "sehen". Der Padawan hatte einmal gehört, dass wahre Jedi nicht einmal das Augenlicht benötigten, denn jedes Leben, jeder Aspekt hallte in der Macht wider. Langsam begann er zu begreifen. Die Schotts, die Wände, jede physische Grenze, die ihn umgab, verschwamm, trat in den Hintergrund, während er das Leben zu spüren begann. Er "hörte" einen Mann, der einige Räume weiter in Gedanken einen defekten Nahrungskonverter auseinander nahm. Über den Korridor schlenderte jemand, der sich fragte, wann er Frau und Kind wohl wieder zu Gesicht bekam. Dieses Schiff war so voller Eindrücke und Gedanken und mit jedem Moment wurden sie für Tylaar deutlicher.
Er fühlte die lebendige Macht.
Zeit wurde nebensächlich, als Tylaar Zaith in die Macht vertieft in dieser Lagerhalle saß. Für ihn schien es, als verweilte er im Moment, als stünde die Uhr still. Ihn umgaben Gefühle, Ängste, Hoffnungen, Gedanken von so vielen Lebewesen, Menschen und Nichtmenschen gleichermaßen. Sie alle waren Teil der Macht, durch sie verbunden und ebenso wenig verloren, wie Tylaar es zu Beginn seiner zweiten Ausbildung auf Corellia befürchtet hatte. Niemand ist wirklich alleine, wenn er der Macht gewahr wird.
Tylaar war ohne Angst in diesen Minuten, Stunden. Er akzeptierte nicht nur, was er war und fühlte, er empfing es mit offenem Geist. Was hinter ihm lag, wurde plötzlich nebensächlich, denn die Gegenwart und das, was vor ihm lag, bedurfte seiner ganzen Kraft.
'Du bist mit ihr verbunden, Jedi. Spürst jede Phaser des Lebens dort draußen. Aber dein Blick darf nicht nur auf dem Hier und Jetzt liegen. Sei dir deines Weges bewusst ...'
Tylaars Geist verließ die "Event Horizon" und ihre Seelen. Er trieb durch Zeit und Raum, erhaschte kurze Blicke auf fremde Sternensysteme und kurze Echos in der Macht. Er sah Dinge und Orte, die er vor Jahren einmal sein Leben berührt hatten. Noch immer hinterließen sie Spuren in seinem Geist, die er selbst aus Lichtjahren von Entfernung fühlen konnte. Und dann befand er sich an einem Ort, den er vor fast zwölf Jahren das letzte Mal besucht hatte. Überall um ihn funkelte es an dieser dunklen Kaverne. Nie erlöschendes Licht erfüllte ihn und trieb die Schwärze zurück. Es waren Kristalle, die er sah. Kristalle in einer sehr bekannten Höhle auf Dantooine. Aber unaufhörlich ging sein Blick zielstrebig auf einen Punkt. In Tylaars Geist manifestierte sich ein fast erschreckend genaues Bild: zwei Kristalle lagen dort im Felsen vertieft. Selbst über diese Distanz spürte der Padawan die Verbundenheit mit diesen beiden. Violett der eine, tief gelb, fast orange der andere. Ihre Präsenz pulsierte in der Macht und hinterließen bereits jetzt ihre Spuren bei Tylaar.
'Dorthin musst du gehen, Jedi, und dich deiner Angst stellen. Sie warten auf dich.'
Doch noch immer spürte er keine Furcht. Die Macht ließ ihn etwas sehen. Der Macht musste er vertrauen. Doch wieder verschwamm die Vision und machte dem Gesicht einer jungen Frau Platz. Dunkle Haare, ein ebenmäßiges Gesicht, schön aber kalt wie ein Wintermorgen. Er kannte sie nicht, doch als sich vor das Gesicht der Frau eine rot schimmernde Lichtschwertklinge schob, verstand der Padawan. Ihr Blick durchdrang Tylaar, ließ ihn begreifen, warum er sie sah.
'Ihr wirst du dich stellen. Ihr und deinem eigenen Ich. Dort wirst du deinen Weg ebnen. Zum Guten oder zum Vertrauten ... Jedi.'
Als Tylaar schließlich wieder die Augen öffnete, fühlte er sich ... gefestigter als zuvor. Trotz der letzten, beunruhigenden Bilder in seiner Meditation, war seine Bindung zur Macht doch noch immer stark. Vielleicht hatte er wieder gelernt, den Wegen der Macht zu trauen. Seinen eigenen Wegen, ob zurück- oder vor ihm liegend. Denn jetzt wusste er, was ihn erwartete. Er musste nach Dantooine und diese beiden Kristalle finden. Und dann, eines Tages, würde er sich dieser mysteriösen Frau stellen und sein Schicksal ein für allemal bestimmen. Die Wahl lag bei ihm.
Langsam richtete er sich wieder auf. Noch immer konnte er die Präsenzen in der Macht spüren, die ihn auf der Horizon umgaben, auch wenn sie jetzt wieder nur ein Flüstern waren. Er würde seiner Meisterin davon erzählen, was geschehen war und vielleicht wäre Tionne auch etwas wohler zu Mute, wenn sie genauer wüsste, was vor ihrem Padawan lag. Denn zwangsläufig wäre dies für eine Zeitlang auch ihr Weg.
Aber etwas sagte Tylaar, dass sie sich nicht fürchten mussten ...
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