Coruscant

[Coruscant | Imperial City | Mittlere Ebenen | kleine Plaza] Darth Draconis, Chiffith, Stormkommando Einheit von Major Vreid, Zug Coruscant Guards und Lady Kezia

Chiffiths Schmerzen gehörten zu den Schlimmsten, die er in seinem Leben je gefühlt hatte, obwohl er schon häufig verletzt worden war. Die Spitze des Lichtschwertes hatte mehrere Muskeln, Sehnen, Adern und Nerven nicht nur durchtrennt, sondern auch völlig verbrannt. Eine Mischung aus Taubheit und brennendem Schwerz ging von der Wunde aus, deren kauterisierte Ränder einen Tunnel durch den Körper des Lamproid bildeten. Doch während die massiven Verbrennungen ihm große Qualen bereiteten, retteten sie vermutlich auch sein Leben: Die meisten Gefäße waren verschlossen und es floss nur wenig Blut aus den armdicken Löchern in seinem Leib.

Die Taubheit seines Körpers und Geistes rührte nicht nur von der Schwertwunde und den durch die Schmerzen ausgeschütteten Hormonen her, sondern auch von dem zweifachen Würgeangriff, der ihn beide Male fast erstickt und ebenfalls viel Gewebe geschädigt hatte, und von zwei harten Stürzen auf den Asphalt, die er nicht hatte abfangen können. Doch im Großen und Ganzen war er ziemlich gut weggekommen. Seine zähe Haut und das darunter liegende, ebenso zähe Fett- und Muskelgewebe hatte verhindert, dass seine inneren Organe bei den Machtangriffen Schaden genommen hatten, und auch die Klinge hatte kein lebenswichtiges Körperteil verletzt. Dies wurde ihm bewusst, als er wieder zu Atem kam und die Benommenheit etwas nachließ.

Er versuchte, sich zu orientieren. Wie lange der Kampf zwischen Draconis und Kezia nun schon dauerte, wusste er nicht zu sagen; möglicherweise war er eine Weile weggetreten gewesen. Jedenfalls war das Gefecht noch nicht entschieden. Die beiden Sith tauschten in rascher Folge Hiebe und Machtangriffe aus und keiner schien dabei die Oberhand gewinnen zu können.

Chiffith richtete seinen Oberkörper auf. Sofort durchzuckte ihn eine Schmerzwelle von den beschädigten Muskeln an seinem Hals her, direkt gefolgt von einer noch stärkeren, deren Ursache weiter unten in der Schwertwunde lag. Ihm wurde übel, und er krümmte sich. Mit einem hässlichen Geräusch würgte er Teile seiner Mahlzeit wieder aus, große, unzerkaute Fleischbrocken seiner Beute in den Unteren Ebenen, die in einem Schwall aus Blut und Magensäften auf die Straße klatschten. Hechelnd rang er nach Luft und fühlte sich tatsächlich ein wenig erleichtert. Langsam und den Schwanz hinter sich her ziehend, kroch er auf die Kämpfenden zu, vorbei an menschlichen Soldaten, die ihre Waffen zwar im Anschlag hatten, aber bisher nicht in den heftigen Kampf zwischen den beiden Sith eingriffen und respektvollen Abstand zu den Lichtschwertern hielten.

Noch immer schlugen beide Kontrahenten aufeinander ein. Aber der Lamproid gewann den Eindruck, dass ihre Angriffe an Feinheit verloren und die Paraden hektischer wurden. Kräftige Hiebe waren an die Stelle tödlich-eleganter Stiche und Finten getreten. Offensichtlich waren beide Sith bereits etwas geschwächt von ihrem Kampf und dem Schaden, den sie sich gegenseitig bereits zugefügt haben mochten.

Er fragte sich, ob es ihm noch gelungen war, Kezia mit dem Giftstachel zu treffen, bevor oder während sie ihn mit dem Schwert durchbohrt hatte. Zwar konnte er durch ihre wehenden schwarzen Gewänder nicht ausmachen, ob sie eine charakteristische Verletzung trug, aber er spürte, dass sein Giftbeutel restlos entleert war. Vermutlich hatte er ihr eine Dosis injiziert, die genügt hätte, mehrere Menschen auf der Stelle zu töten. Doch die Sith-Inquisitorin kämpfte weiter und wirkte dabei nicht mehr erschöpft als ihr Widersacher. Möglich, dass das Gift verzögert wirkte und sie schon bald außer Gefecht setzen würde. Doch ebenso möglich war es, dass sie immun dagegen war oder gar verhindert hatte, dass das Gift überhaupt in ihr Blut eingedrungen war. So sehr es dem Lamproid auch missfiel: Seine Aufgabe war noch nicht erfüllt.

Chiffith war kaum in der Verfassung für einen Kampf. Aber Kezia war mit Draconis beschäftigt, und sie erweckte den Anschein, als nähme dieses zähe Ringen um Leben und Tod ihre ganze Aufmerksamkeit in Beschlag. Es galt, sich die Überzahl zunutze zu machen.

Der Lamproid atmete nochmals durch und bemühte sich, den Schmerz aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Wie schon in vergangenen Kämpfen, schüchterte ihn die erlittene Verletzung nicht ein, sondern schürte vielmehr seine Wut und stärkte ihn in seinem Entschluss, um jeden Preis zu gewinnen. Das kleine, finstere Ding in den Tiefen seines Unterbewusstseins, das er in der jüngeren Vergangenheit zu erwecken versucht hatte, flammte als kleine schwarze Flamme auf und nährte den Zorn auf Kezia, der es beinahe gelungen war, ihn zu vernichten. Es flüsterte ihm ein, den Schmerz willkommen zu heißen, und Chiffith folgte dieser Eingebung. Er zwang seinen Körper zu einer Bewegung, die weitere heiße Qual erzeugte, und spürte die belebende Wirkung, die von ihr ausging. Der Schmerz erzeugte in seinem ganzen Körper ein Prickeln, das die Taubheit aus seinen Gliedern vertrieb. Obwohl er durch die Wunden stark beeinträchtigt war, fühlte er sich lebendiger denn je.

So rasch, wie seine Muskelschäden und der Blutverlust es zuließen, kroch er auf die Fechter zu. Er war fest entschlossen, abermals in den Kampf einzugreifen. Und diesmal verspürte er überhaupt kein Bedürfnis, besondere Geschicklichkeit oder Raffinesse zur Schau zu stellen. Er wollte es nur zu einem raschen Ende bringen, mit aller rücksichtsloser Brutalität, die ihm zur Verfügung stand, und sei es auch auf Kosten seines Lebens, solange er nur wusste, dass er die Gegnerin mit in den Untergang riss.

Er ergriff die Gelegenheit, sobald sie kam. Indem Kezia Darth Draconis zwei Schritte zurückdrängte, gerieten beide Kämpfer in seine Reichweite. Während sie zu einem Schlag gegen den Widersacher ausholte, richtete er den Oberkörper hoch auf, und als sie zuschlug, tat er es ihr gleich.

Der lahme Schwanz mit dem giftlosen Stachel war ihm keine Hilfe mehr. Doch ein Lamproid besaß mehr als nur eine tödliche Waffe. Die Mundöffnung an seinem vorderen Kopfende war von gekrümmten, beweglichen Fängen gesäumt, spitz und scharf wie Dolche, und sein Maul triefte vor Speichel, der nicht weniger giftig als der Stachel war. Bisher hatte er dieses Ende seines Körpers aus Kezias Reichweite zu halten versucht, doch die Macht hatte diese Bemühung zunichte gemacht. Nun war es ihm gleich, ob sein Kopf ihrem Lichtschwert gefährlich nahe kam. Er "setzte alles auf eine Karte", auch wenn diese Redewendung aus dem Sabacc ihm ebenso wenig bekannt war wie das Spiel selbst. Den Schmerz ignorierend, den die schnelle Bewegung hervorrief, stieß er mit dem biegsamen Hals zu und versenkte die gifttropfenden Dorne tief in Kezias Waffenarm. Alleine ihr Aufschrei war schon alle Mühen und Risiken dieses Kampfes wert, und innerlich lachte Chiffith hämisch auf, als er ihr süßlich-bitteres Blut auf seiner Zunge schmeckte.


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- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House Hintereingang- Mit Cris -

Noa folgte Sheldon mit zusammen gebissenen Zähnen und zählte dabei schon die fünfte Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, die sie um des lieben Friedens Willen jedoch herunter schluckte. Für Noa bedeutete das eine wahre Heldentat, auch wenn Sheldon es für sich beanspruchte, den Helden zu mimen. Wenn er sie noch einmal wagen sollte, sie wie ein kleines Mädchen gegen die Wand zu drücken, würde sie ihm an die Kehle springen. Genügte es ihm nicht, dass sie ihm bereits großzügig die Führung überlassen hatte, weil er schließlich der Experte war? Offensichtlich nicht. Captain Cris Perfect musste zeigen, was er konnte. Noa hatte ihm einen giftigen Blick zugeworfen, während (und nachddem!) er sie zur Seite gedrückt hatte, allerdings war sie nicht sicher, ob er den verstanden oder überhaupt bemerkt hatte. Im nächsten Schritt hatte er einen der imperialen Wachposten ausgeschaltet. Er hatte schnell gehandelt und vor allem, was noch wichtiger war, lautlos. Noa hatte sein Manöver beeindruckt verfolgt. Er konnte was, das musste man ihm lassen. Nun, er war nicht umsonst ein Agent des Geheimdienstes, nicht wahr? Dort waren die Besten der Besten, oder so ähnlich, zumindest schaffte es niemand dorthin, der nicht ein bisschen was auf dem Kasten hatte. Bisher eher hinter ihm her getrottet, sah Noa an der Tür schließlich endlich eine Aufgabe für sich. Cris Sheldon mochte sein Handwerk verstehen, aber auch Noa war nicht ganz unnützlich. Die Widerstandskämpferin bückte sich, um sich die Sicherung an der Hintertür genauer anzusehen, wusste jedoch schon eine Sekunde später, dass sie mit den wenigen Hilfsmitteln, die sie in ihrer Tasche mit sich führte, nicht weit kommen würde. Es war immer eine shwierige Frage: wollte man viel mit sich herum schleppen und dadurch langsamer, ungelenker und lauter sein, oder ließ man den schweren Rucksack weg und hoffte, keine Ausrüstung zu gebrauchen? Noa hatte klar auf letzteres vertraut, was sich jetzt als Fehler erwies. Na toll. Sie richtete sich auf und überlegte, so ewas zu sagen wie „Dieses System ist zu komplex. Selbst mit dem besten Werkzeug der Galaxis könnte man hier nichts reißen.“, als hinter, als Antwort auf eine von Sheldons Bemerkungen, eine fremde Stimme ertönte.

„Das fragen wir uns auch.“

Lautete die Erwiderung auf den von ihrem Begleiter laut ausgesprochenen Gedanken, was sie überhaupt im Honey House hätten finden können.

„Keine Bewegung.“

Noa erstarrte, noch ehe sie den Fremden gesehen hatte und schwenkte ihren Blick auf Sheldons Gesicht hinüber, dessen Züge nichts Gutes verrieten. Langsam wandte Noa sich herum, die Hände leicht von ihrem Körper abgespreizt, wenn auch nicht erhoben. Was sie sah, waren ein Mensch und ein Twi'lek und eine Waffe, die auf den Geheimdienstagenten gerichtet war. Uh oh, das sah nicht gut aus.

“Immer schön ruhig Blut.“

Antwortete Noa patzig.

“Wie wäre es, wenn ihr erst mal eure Waffen weg steckt?“

Zwei gegen zwei, das ließ sich durchaus bewältigen, kalkulierte sie. Zu dumm nur, dass weder Noa noch Cris ihren Blaster gezogen hatten. Dadurch befanden sie sich deutlich im Nachteil. Sie musterte die beiden Fremden. Das waren keine Imperialen und dafür gab es drei gute Gründe: zum einen trugen sie keine Uniformen, zum anderen hätten Imperiale nicht mit einem Überfall gewartet, bis der CSF Soldat ausgeschaltet war und zu guter letzt hätten sie, wenn sie zum Imperium gehörten, längst geschossen. Aber wer waren sie dann und wo zum Teufel kamen sie so plötzlich her?

- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House Hintereingang- Mit Cris, Agent Janson Stars, Agent Canze’valarr -
 
¦¦ Coruscant ~ untere Ebenen ~ Katakomben ~ große Halle ¦¦ Shana ~ Arkon ~ Vorin ~ Atoras ~ Draugir ~ Mara ~ Sinoué & Zannah (tot)

Im Gegensatz zu ihr ergriff der Wolf (Draugir), der schließlich vortrat das Wort und versuchte tröstende Worte zu finden. Oder zumindest etwas, das dem nahe kam. Die blonde Jedi-Schülerin war unwillkürlich zurückgetreten als das fellige Wesen neben ihr auftauchte. Shana fand die Worte ziemlich hart, aber deshalb nicht weniger wahr. Unter den gegebenen Umständen mussten sie etwas finden, das Arkon zu einem gewissen Grad schnell wieder aufbaute. Dies schien dem Wolf eindeutig gelungen zu sein, sodass sie ihren Weg recht schnell fortsetzten. Ihr Mitpadawan übernahm wieder die Führung und leitete sie durch die unübersichtlichen Pfade des Untergrunds. War alles schon vergessen? Wieviel seiner wiedergewonnenen Fassung war gespielt? Ein gewisser Teil mit Sicherheit, doch war ihm im Moment bewusst, dass sie noch immer nicht in Sicherheit waren und ihren Weg fortsetzen mussten. Sie liefen und liefen, und mittlerweile fragte sie sich, wie lange das noch dauern sollte. Schon zu Beginn hatte sie Skepsis gehabt, wie weit sie ohne Schuhe kommen würde.

Würde sie sich die ganze Zeit über Teppichboden bewegen, wäre es unproblematisch gewesen, doch nach einigen Minuten geschah was für sie nur eine Frage der Zeit gewesen war. Sie trat auf etwas Scharfes, das ihre Fußsohle aufriss und eine Verletzung herbeiführte. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch nach wenigen Minuten wurden die Schmerzen einfach zu stark, vor allem, da sie sich noch weitere Male - auch an der anderen Fußsohle - verletzte. Mit einem leisen Schrei ließ sie sich zu Boden fallen und besah sich ihre Füße. In dem matten Licht war nicht allzu viel zu erkennen, aber das Blut war dann doch eindeutig zu erkennen. Toll, ganz toll! Niedergeschlagen informierte sie die anderen über ihre "Beschränkung" und wischte sich die Tränen ab. Genau wusste sie auch nicht, was sie nun erwartete, doch die Reaktionen fielen zurückhaltender aus als sie gehofft hatte. Sie konnte nicht mehr richtig laufen und die Jedi schauten sie an, als würde es sie nicht interessieren. Schließlich fanden sie dann aber doch eine befriedigende Lösung.

Die beiden männlichen Padawane, die sie noch nicht kannte, nahmen sie in die Mitte und trugen sie mehr oder weniger. Eine mehr als unangenehme Situation im doppelten Sinne, doch was sollte sie machen? Niemand hatte mal eben ein paar Ersatzschuhe ihrer Größe dabei und laufen ging einfach nicht mehr. Natürlich hätten sie die Leiche plündern und deren Schuhe nehmen können, doch dies war mehr als nicht akzeptabel für sie. So schlimm war es um sie noch nicht bestellt. Schon den Gedanken daran fand sie unwürdig und abstoßend. So blieb ihr also nichts anderes übrig als diese Schwäche zu zeigen und sich von dem Wolf tragen zu lassen, in dessen Nähe sie sich definitiv unwohl fühlte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fanden sie einen Ausgang und Helligkeit empfing sie, als sie aus den Katakomben traten. Gerade richtig für die nächste Shopping-Tour waren sie am Rand eines Marktes herausgekommen, dachte sich die erleichterte Padawan. Geistesgegenwärtig hatten die anderen rechtzeitig ihre Lichtschwerter ausgeschaltet und schnell wieder versteckt. Es sah so aus als wären sie erstmal aus dem Gröbsten heraus. Bis hierhin konnten ihnen die Truppen unmöglich gefolgt sein, es war jetzt nur noch möglich, dass mehr Patroullien in bestimmten Gebieten Ausschau hielten. Demnach hatten sie vielleicht ein paar Minuten Zeit. Zudem waren sie nun wieder in der Öffentlichkeit und gewisse Dingen mussten wieder angepasst werden. Deshalb wandte sich die 21-Jährige an die anderen und wies auf die offensichtlichen Schwachstellen ihrer Garderobe, bzw. nicht vorhandenen Garderobe hin. Wenn sie hier halbnackt herumlief - genau so wie sie im TV zu sehen gewesen war, dann fiel sie viel zu sehr auf und die ganze Flucht war umsonst gewesen. Nach kurzem hin- und her sah sich die junge Blondine (Mara) dazu bestimmt sich um die Angelegenheit zu kümmern. Hätte Markus ihr Zeug nicht in den Müll geworfen, hätte sie auch alles bezahlen können, doch so mussten die anderen erstmal für sie auslegen, aber dies schien kein Problem zu sein.

Während Meister al Jevarin sich an Arkon wandte, verschwand die Ritterin zwischen den Ständen. So hatte die Corini-Tochter ein wenig Zeit nachzudenken. Was hatte sie sich bloß gedacht? Was hatte sich Markus bloß gedacht? Auch wenn sie mit soviel Brutalität nicht gerechnet hatte, hätte sie doch zumindest ihre Schuhe anlassen können, für den Fall dass sie doch irgendwie wegrennen mussten. Aber nein, sie hatte nur an die Scharade gedacht, und das es unrealistisch wäre, wenn sie nach den vielen Minuten mit "ihrem Freier" im Zimmer immer noch Schuhe anhätte. Sie waren davon ausgegangen, den Imperialen einfach ein gutes Schauspiel liefern zu müssen und damit dann aus dem Schneider zu sein. Tja, beim nächsten Mal würden sie es wohl besser wissen. Außerdem, was brachte es sich jetzt die ganze Zeit Vorwürfe zu machen? Sie konnte nichts Vergangenes verändern, nicht mal als Jedi, wenn sie denn eine wäre.

Inzwischen war Mara wieder zurückgekehrt und hatte einiges mitgebracht. Hey, super! Sogar etwas Neues für oben rum. Doch bevor sie zum Umziehen kam, packte das Mädchen/die Frau noch mehr Sachen aus und bedeutete ihr weiter sitzen zu bleiben. Hä? Was denn jetzt? Zu ihrer nicht gelinden Überraschung, wurde nun erstmal eine Versorgungspause eingelegt. Shana war davon ausgegangen, dass sie dafür keine Zeit hätten, doch offenbar gefielen ihrer Mit-Blondine ihre Füße genauso wenig wie ihr selbst. Sie mussten schlimm aussehen, vermutlich waren sie auch verdreckter und verunreinigter als gut für sie war. Deshalb ließ sich das Mädchen nicht beirren und fing an ihre Füße zumindest mit Wasser und einigen Wirkstoffen zu behandeln. Es war mehr als unangenehm und Shana musste sich wirklich zusammenreissen nicht loszuschreien. Doch das Brennen konnte nur heißen, dass etwas miteinander interagierte, im Allgemeinen war dies ein gutes Zeichen. Genauso war es, wenn Körperteile juckten. Dann wusste man, dass sie heilten. Zumindest war es der Trost, den sie sich selbst beschehrte.

Nachdem die Behandlung beendet war, konnten sie endlich zum Umziehen-Teil übergehen.
Meister al Jevarin drehte sich diskret um und wartete bis sie fertig waren. Mehr schlecht als recht quälte sich Shana in die Schuhe und stand auf um zu testen, inwieweit sie stehen konnte. Es tat sch.... weh, aber ihre Füße waren vorerst sauber und versorgt, sodass sie wieder ein Weilchen durchhalten sollte. Bereits von Ungeduld getrieben, fragte der Meister ob sie endlich weitergehen konnten. Tss, der tat ja so als hätten sie hier unnötig herumgetrödelt! Ihren Unmut verbergend, nickte sie nur und bestätigte ihm, dass es weitergehen konnte. Interessanterweise erwähnte der junge Mann der kaum älter als sie selbst sein konnte, dass er eine Nachricht erhalten hätte. Eine Mitteilung, die seiner Meinung nach von einem "Freund" stammte. Ob das so eine gute Idee war? Gerade in dem Moment, als die Not am größten war, wurde ihnen die Lösung auf einem Silbertablett präsentiert.

So etwas rief grundsätzlich immer erst einmal Misstrauen hervor, doch da sie nicht die Entscheidungsgewalt hatte, war es ihr eh nicht gegeben ihre Meinung zu äußern. Zudem musste sie in diesem Fall dem Urteil des Meisters vertrauen. Er bedachte die Gefahren indem er sich dafür entschied erst einmal alleine mit der Kontaktperson zu sprechen. Vermutlich war dies unter den Umständen noch eine der besten Varianten. Jedenfalls war es an der Zeit diesen Markt zu verlassen und sich getrennt auf den Weg in die mittleren Ebenen zu machen. Der Jedi schlug vor sich zu trennen und mit zwei Taxen zu besagten Koordinaten zu fahren. Sie blieb bei Mara, Sinoue und Arkon. Nun denn, sie entfernten sich vom Markt und liefen durch die Gassen bis ihnen endlich ein Gleiter in heller Farbe auffiel, auf der Oberseite das örtsübliche Symbol eines Personenfahrdienstes prangend. Sie sorgten dafür entsprechend wahrgenommen zu werden und stiegen ein.

Während der Fahrt wurde nicht allzu viel gesprochen, was Shana auch nicht sehr störte, denn sie war froh einfach sitzen und ihre Füße schonen zu können. Den sonst kaum merklichen Druck, den Schuhe ausübten, spürte sie momentan als leichten Schmerz. Doch er war auszuhalten. Die Minuten floßen zäh dahin, als würde jeder Moment der verstrich gegen sie arbeiten. Dies mochte aber auch nur ihr persönlicher Eindruck sein, denn mittlerweile spürte sie wie lang und ereignisreich dieser Tag gewesen war. Sie war völlig fertig, nervlich wie auch körperlich, und doch musste sie noch eine Weile durchhalten. Es war kaum zu glauben, dass sie vor vielleicht vier oder fünf Stunden noch mit Noa in einer Bar getanzt und Spaß gehabt hatte. Zumindest hatte sie eines inzwischen begriffen. Ihr altes Leben war defintiv vorbei. Der letzte Abend konnte getrost als letzter Abschied davon angesehen werden. Dieses Leben hatte nichts mehr mit ihr zu tun. Sie war jetzt eine Jedi ... genauer gesagt eine Schülerin, und hatte ganz andere Dinge mit denen es sich zu beschäftigen galt. Ja, manchmal war auch sie schwer von Begriff, wobei dies in ihrem Fall wohl eher mit mangelnder Einsicht oder der Unfähigkeit loszulassen zu tun hatte.

Wie auch immer, mittlerweile war das Taxi am Zielort angekommen und sie stiegen am Rande eines recht belebten Platzes aus. Die Luft hier "oben" war schon wieder wesentlich angenehmer und Shana hatte fast das Gefühl nach Stunden wieder durchatmen zu können - auch wenn dies nur ihr persönliches Empfinden sein mochte. Nach kurzem Suchen fanden sie auch die andere Gruppe wieder, doch bevor sie zusammentreffen konnten, verschwand Meister al Jevarin in der Menge und kämpfte sich auf die gegenüberliegende Seite des Platzes. Dort wo es scheinbar zu einem Einkaufszentrum oder so etwas ähnlichem ging. Alle anderen versuchten mehr oder weniger geschickt mit der Masse zu verschmelzen. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ auch die junge Blondine sich treiben, ohne die anderen aus den Augen zu verlieren. Was nicht schwierig war, denn die anderen wurden zum größten Teil in die gleiche Richtung gedrückt, weshalb sie letztlich an einer weniger drängenden Stelle landeten an der sich das Blondchen wieder an sie wandte. Sie hatte offenbar ein gutes Gefühl was das Treffen mit der unbekannten Person betraf. Shana hatte irgendwie den Sichtkontakt verloren, und das obwohl sie ein Stück größer war als die über ihr im Rang Stehende. Nun wie auch immer, es gab gute Neuigkeiten, warum also sich über unwichtige Dinge den Kopf zerbrechen? Shana nickte erleichtert.


"Das ist gut. Ich merke solangsam wie mich meine Kraft verlässt. Der Tag war in mehr als einer Hinsicht anstrengend."

Die Vorstellung ihre Füße hochlegen zu können und nicht mehr herumrennen zu müssen, war wahrhaft paradiesisch. Mit etwas Glück würde sie nur noch ein oder zwei Stunden durchhalten müssen. Diese Vermutung wurde schon im nächsten Augenblick zu einem gewissen Grade bestätigt, als sie das schon erwähnte Zeichen erhielten. Die beiden Blondinen setzten sich in Bewegung und auch die anderen ihrer Gruppe versammelten sich nach und nach abseits des Trubels in einer Seitengasse. Dort wurde ihnen die Kontaktperson in Form einer weiblichen Twi'lek (Miley) vorgestellt. Moment mal! Hatte sie diese Frau, bzw. Jedi nicht schon einmal gesehen? Im Honey House? Durchaus wahrscheinlich, doch für den Augenblick zählte eigentlich nur die Tatsache, dass es einen weiteren Unterschlupf für die Gesuchten gab. Shana begrüßte sie mit einem Nicken und setzte sich um ihre Sohlen zu schonen.

Apropos gesuchte Jedi!
Es wurden genau die beiden übrig gebliebenen Probleme zur Sprache gebracht. Markus und sie. Bei dem Gedanken wurde ihr ganz schwindlig. Sie hoffte so sehr dass Markus nichts passiert war. Doch es kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass sie keine Möglichkeit hatten mit ihm in Kontakt zu kommen, wenn er sein Com nicht wiederfand. Toll! Wenn sie sich richtig erinnerte hatte er es mitsamt aller anderen Sachen ganz einfach in den Müll geworfen. Oder hatte er sein Com behalten, genauso wie sein Lichtschwert? Schwer zu sagen, aber wäre es so, wäre er doch bereits hier angekommen. Oder nicht? Mara hatte schließlich einen interessanten Vorschlag, der ohne Kommunikationsmittel auskam und ihnen trotzdem die Möglichkeit gab etwas mehr zu erfahren.


Doch bevor sie über diese recht spekulative Idee weiter nachsinnen konnten, sprach sich Arkon vehement dagegen aus. Wenn sie ehrlich war, kapierte sie weder etwas davon was die Blonde gesagt hatte, noch worauf sich Arkon eigentlich bezog. Er war wohl doch wesentlich weiter als sie bisher angenommen hatte, wenn er von solchen Dingen sprach. Was er zu sagen hatte, klang nicht gerade positiv und Vertrauen-erweckend. Vielleicht sollten sie das doch lieber lassen. Im Prinzip war sie für alles zu haben dass ihrem Meister helfen konnte, doch sie musste sich auch eingestehen, dass sie noch nicht besonders weit in der Ausbildung war. Wie auch? Sie hatten vielleicht zwei Tage lang miteinander trainiert. Sie hatte es noch nicht einmal hinbekommen ihre Umgebung in ganzer Fülle zu spüren. Wie sollte sie da einen Jedi in einer Masse von Millionen über zig km Entfernung herausfühlen können. Und auch wenn sie gerade für sich selbst herausgefunden hatte, dass sie sich in ihn verliebt hatte, würde es mit Sicherheit nicht reichen. Bedauerlich, aber sie konnten für ihn im Moment wohl nicht allzu viel tun. Mit einem Räuspern ergriff sie das Wort.

"So sehr ich Markus helfen möchte, und so sehr mir der Gedanke nichts tun zu können missfällt, ich glaube es wäre tatsächlich keine gute Idee sich auf dieses recht waghalsige Experiment einzulassen. Natürlich habe ich mit ihm schon eine gewisse Verbindung, aber ... ich bin noch nicht soweit. Und die Möglichkeit in irgendeiner Weise "durchzuschmoren" klingt nicht gerade beruhigend. Wir sollten erstmal sehen, dass wir in Sicherheit kommen, und dann können wir uns überlegen was machbar ist um ihm zu helfen."

Es fiel ihr nicht schwer diese Entscheidung zu treffen, schon aufgrund der Ausführungen ihres Mitpadawans. Er wollte ihn mit Sicherheit genauso wenig im Stich lassen, doch sie mussten momentan an sich selbst und ihre Sicherheit denken. Aus diesem Grund hatte sich ihr Meister von ihnen getrennt. Alles wäre vergebens, wenn sie nun wieder alles riskierten. Was das andere anging, nämlich ihren ungewollten Ruhm durch ihren Auftritt im Honey House, machte sich Shana weniger Sorgen. Sie mussten nur darauf achten das sie sich beeilten und schnell entsprechende Vorkehrungen trafen. Genauer gesagt mussten sie einmal einkaufen gehen. Schon vorher hatte sich die attraktive Blondine gefragt was die Jedi eigentlich machten, wenn sie einmal entlarvt wurden und ihre Gesichter bekannt waren? Die Antwort und Lösung war so simpel wie sie nur sein konnte. Verkleiden. Sie wusste eigentlich schon genau was zu tun war.

"Tja, und bezüglich meiner ungewollten zwei Minuten Ruhm im HoloVid. Da brauchen wir uns keine allzu großen Gedanken machen. Ich brauche eine Perücke, einen Kapuzenpulli oder -overall und muss mich ein bisschen anders schminken. Schon werden mich ungefähr 98% der Leute nicht erkennen. Es gibt nur wenige die ein entsprechend ausgeprägtes Bildgedächtnis haben, und demnach Gesichter wieder erkennen können."

Shana zuckte mit den Achseln. Was sollte sie auch anderes dazu sagen. Notfalls musste sie eine Weile abtauchen, was gar nicht so problematisch war, das ihre Füße eh erstmal heilen mussten. Wie auch immer, sie schaute zum Jedi-Meister und zu der Twi'lek (Miley). Die Beiden wussten wie es weiterging, und sie würden wohl auch die nächsten Schritte entscheiden.

¦¦ Coruscant ~ mittlere Ebenen ~ Sektor F ~ Seitenstraße vom Einkaufszentrum ¦¦ Shana ~ Arkon ~ Vorin ~ Atoras ~ Draugir ~ Mara ~ Sinoué & Miley
 
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|| Coruscant ▫ mittlere Ebenen ▫ Sektor F ▫ Seitenstraße vom Einkaufszentrum || ▫ Vorin ▫ Miley ▫ Arkon ▫ Mara ▫ Sinoué ▫ Shana ▫ Draugir & Atoras

Kaum hatten sie sich in die Seitengasse verkrochen und beschlossen zu warten, ging das Gequatsche wieder los. Ja, natürlich hatte sie noch einige Sachverhalte die noch nicht gelöst waren, aber irgendwie ging ihm dies hier alles zu schnell. Kreative Vorschläge gab es, doch momentan waren sie nicht ausführbar. Insgesamt wurde jedoch alles gesagt was es zu sagen gab. Lediglich die Ausführungen über einen Auftritt von Shana verstand er nicht. Offenbar hatte er wieder irgendetwas nicht mitgekriegt. Na super! Schönen dank auch. Er hätte gerne mehr erfahren, doch hielten sie sich für seinen Geschmack schon wieder zu lange an diesem Ort auf. Zu viele verräterische Worte wurden gewechselt. Bestimmt konnten ihn die anderen über diese Sache mit Shana, die meinte sich lediglich verkleiden zu müssen, später noch aufklären.

Während sie darüber sinnierten, bzw. diskutierten wie sie am Besten Markus helfen konnten, machte sich der junge Meister Gedanken darüber, was mit Mara los war. Zwischenzeitlich hatte sie einen abwesenden Eindruck gemacht. Fast so, als würde sie mit den vielen Erlebnissen zu kämpfen haben. Er schaute mit entsprechend fragender Miene, doch seine Freundin ging nicht darauf ein. Wohl mochte auch dies zu einer aufgeschobenen Erklärung führen. Die Idee den anderen Meister über die Verbindung zu seiner Schülerin zu finden war interessant, aber doch zu unwägbar und unsicher. Was genau geschehen konnte, war nicht abzusehen, daher stimmte er mit den beiden Schülern überein. Solche Versuche konnte man unter anderen Umständen einmal durchführen, doch für den Augenblick waren sie zu gefährlich. Nach gut einer Minute des Nachdenkens - was noch einmal Zeit bedeutete, in der sie auf den letzten Mann warten konnten - traf Vorin die Entscheidung.


"Meiner Meinung nach wurde alles gesagt. Ich weiß zwar nicht von welchem HoloNet-Auftritt ihr sprecht, doch momentan sollten wir uns anderen Dingen zuerst widmen. Mittlerweile haben wir lange genug gewartet, ich denke noch länger zu verweilen bringt uns nur unnötig in Schwierigkeiten. Wir werden zu der Adresse fahren, um erstmal von der Bildfläche zu verschwinden. Da kannst Du Dich erstmal erholen Shana, und für eine gewisse Zeit untertauchen. Du sagst uns was Du brauchst, wir besorgen es Dir dann. Gleichzeitig können wir uns dort überlegen, wie wir Markus finden können. Wobei ich glaube, dass er einen Weg finden wird uns zu erreichen, ob nun mit eigenem Com oder einem neuen. Solange er sich an eine Nummer erinnert reicht das ja schon. Eure Sicherheit ist erstmal das Wichtigste. Also dann, auf geht's!"

Er schaute auf um sich zu vergewissern, ob jemand auf sie aufmerksam geworden war. Diesen Anschein hatte es nicht, sodass er sich an Miley wandte.

"Wie zuvor schlage ich vor, spalten wir uns in zwei Gruppen. Wir sollten einen Zwischenstopp einlegen und ein zweites Taxi nehmen, das uns dann in eine Straße in der Nähe fährt. Von dort an laufen wir dann zu Fuß. Miley führt eine Gruppe, die andere nimmt eine Wegbeschreibung mit. Miley fährt mit der ersten Gruppe vor und läuft einen etwas anderen Weg, damit es nicht so auffällt. Wir kommen dann etwas später und richten uns nach den Angaben. Ich glaube das kriegen wir noch gerade so hin."

Er grinste und reichte Miley sein Com, damit sie dort die Notizen machen konnte, die ihnen den Weg aufzeigten. Selbst wenn sie es nicht hinbekämen, wäre es sogar wahrscheinlich dass Draugir im Notfall trotzdem den Weg fände, einfach nur weil er die Fährte der anderen wittern würde. Zumindest konnte sich dies der 20-Jährige gut bei dem Wolfswesen vorstellen. Sehr nützlich geschärfte Sinne zu haben. Doch letzten Endes ging er nicht davon aus, darauf angewiesen zu sein. Nachdem Miley die Eintragungen gemacht hatte, bekam er sein Com wieder und studierte das Geschriebene. Ja, das sollte reichen. Mit Mara und Miley hatten die anderen genug Schutz und eine entsprechend Ortskundige. Er nickte Mara, Miley, Arkon, Shana und Sinoue zu.


"Also dann, bis später, seid vorsichtig."

Die Fünfer-Gruppe setzte sich in Bewegung, wobei Mara ihm einen letzten Blick zuwarf. Er lächelte ihr beruhigend zu und gab ihr einen leichten "liebkosenden" Stubs in der Macht. Ungeduldig beobachtete er wie die Jedi in der Masse verschwanden und schließlich aus seinem Blickfeld. Da waren sie plötzlich weg die Mädels. Wieviel Vorsprung sollte er der anderen Gruppe geben? Es sollten schon ein paar Minuten sein, sonst würden sie zu kurz hintereinander am Ziel ankommen. Aber deshalb mussten sie ja nicht hier herumstehen. Das Trio setzte sich ebenfalls in Bewegung und lief ein wenig durch die Straßen, wobei Vorin möglichst nicht so frequentierte wählte. Nach gut 15 Minuten entschied er, dass sie lange genug gewartet hatten, und fing an nach einem Taxi zu suchen. Er nannte einen Absetzpunkt, der zwischen hier und dem eigentlichen Ziel lag, immerhin hatte er vor mindestens einmal das Fahrzeug zu wechseln. Ob dies eine Rückverfolgung schwieriger machte, konnte er nicht sagen, doch dies war die allgemeine Meinung, was so etwas anging. Der sichere Hafen war also nicht mehr allzu weit entfernt. Zudem gab er dem Fahrer vor, nicht die bekannteste und gängigste Route zu nehmen. An den Hauptverbindungsstraßen konnten die Imperialen extra Sicherheitskontrollen positioniert haben, und diese zu umgehen wäre schon vorteilhaft. Mit zwiegespaltenem Geist blickte er nach draußen und studierte die vorbeiziehenden Gebäude, Fahrzeuge und Ansichten.

|| Coruscant ▫ mittlere Ebenen ▫ Sektor F ▫ Straße ▫ Taxi || ▫ Vorin ▫ Draugir & Atoras
 
[Coruscant, Untere Ebenen, verwaistes Vordach]- Commander Bosco Veantur

Auf einem schmutzigen Vordach am Rande irgendeines der etlichen wenig markanten Wolkenkratzer dieser Region Coruscants, über einer schlecht beleuchteten und kaum frequentierten Fußgängerquerung, lag Commander Bosco Veantur bäuchlings auf der Lauer, die Optik seines T-28 Scharfschützengewehres fest an das Visier des schwarzen Helmes seiner Rüstung gepresst. Im Blick – der Hintereingang des Honey House, jenes Etablissements also, aus denen ihm, seinen Männern und Commodore Kratas eine Gruppe Jedi und weiterer Feinde des Imperiums entkommen waren.

Die Verfolgungsjagd war schnell zu ende gewesen – Coruscants untere Ebenen waren ein wahres Labyrinth, in dem die Verfolgung einer sich schnell bewegenden Beute ohne präzise Ortskenntnis so gut wie unmöglich war. Schließlich hatte er seine Männer gesammelt – inklusive des Unglücklichen, den der Jedi im Transporter überwältigt, aber erstaunlicherweise am Leben gelassen hatte – und war zum Honey House zurückgekehrt. Keine Spur von Commodore Kratas oder ihrem Jäger – aber auch keine neuen Befehle. Also hatte er beschlossen, sich mit seinen Männern in der Nähe des Bordells in einem der etlichen verlassenen Bürokomplexe mit den Vorräten aus ihrem Gleiter – inklusive des Scharfschützengewehrs und neuer Bewaffnung für den Mann, den die Jedi entwaffnet hatten – einzurichten und das Etablissement im Auge zu behalten. Möglicherweise kehrten Mitglieder des Widerstands an den Ort des Geschehens zurück, in der Hoffnung, Gegenstände oder Informationen zu sichern, die das Imperium bei der Durchsuchung übersehen hatte. Commodore Kratas’ Worte hallten Veantur immer noch im Kopf - „Jeder imperiale Soldat ist dort zuständig, wo die Gesetze des Imperiums gebrochen werden, Commander“ hatte sie gesagt und damit klar gemacht, dass es ihr vollkommen egal war, ob irgendwelche Autoritäten die Einmischung einer formal der Flotte zugeteilten Einheit in die Belange der CSF und der Garnison auf Coruscant missbilligten. An diese Maßgabe gedachte er sich zu halten.

Während er durch die Zieloptik den in unregelmäßigen Abständen über den Vorplatz des Hintereingangs tigernden Beamten des CSF beobachtete, lauschte Veantur dem leisen Plätschern des einsetzenden Regens auf seiner schwarzen Kommandorüstung. Zwei seiner Männer behielten den Vordereingang im Auge – falls irgendein Widerstandskämpfer tatsächlich so leichtsinnig war, den offensichtlichen Weg zu gehen – der Rest hielt sich in Bereitschaft, wie in den letzten Tagen. Bisher war nicht geschehen und Veantur vermutete, dass auch die CSF ihre Männer in Kürze abziehen und aufhören würde, die Umgebung des Honey House intensiver zu bestreifen. Die Personaldecke des Imperiums auf Coruscant war auch ohne derartige Ressourcenbindung dünn genug.

Plötzlich entstand Bewegung vor dem Honey House – automatisch presste Veantur die Optik noch fester an das Visier und beobachtete angestrengt, wie der CSF-Beamte binnen weniger Sekunden hinterrücks angefallen, ausgeschaltet und in eine benachbarte Gasse gezerrt wurde. Wenig später erschienen zwei Gestalten auf dem Vorplatz und steuerten zielstrebig auf die versiegelte Hintereingangstür zu.


„Aktivität am Hintereingang. Bereit machen.“


Der Tod des Polizisten berührte Veantur wenig – der kurze, aber heftige Kampf war so plötzlich passiert, dass er kaum rechtzeitig hätte reagieren können. Im Nachhinein betrachtet hätte es die zweite Gestalt – eine Frau – zudem gewarnt, hätte er ihren Kameraden sofort erschossen.

„Zwei Verdächtige an der Versiegelung. Menschen – einer männlich, einer weiblich.“


Doch das war noch nicht alles – Veantur hatte schon den Befehl zum Zugriff erteilen wollen, als zwei weitere Gestalten sich den offenbar arglosen Menschen von hinten näherten und eine – ein dritter Mensch – sie mit einer Waffe bedrohte. Die letzte Gestalt war ein Twi’lek, unschwer zu erkennen an den widerlichen Kopftentakeln. Wer auch immer diese Neuankömmlinge waren – dem Imperium wohl gesonnen schienen auch sie nicht.


„Jetzt vier Verdächtige.“

Das Fadenkreuz des Scharfschützengewehrs ruhte jetzt akkurat auf dem tentakelversehrten Hinterkopf des Nichtmenschen. An diesem Abend würde es keine Gefangenen geben. Veanturs Zeigefinger spannte sich um den Abzug seiner Waffe. Noch ein wenig…

„Zugriff!“

[Coruscant, Untere Ebenen, verwaistes Vordach]- Commander Bosco Veantur
 
[Coruscant, Untere Ebenen, Hintereingang des Honey House]- Noa, Cris, Agent Janson Starrs, Agent Canze’valarr

Während Cris sich noch innerlich verfluchte, dass er sich wie ein blutiger Anfänger hinterrücks hatte überraschen lassen – zumindest hatte der Bewaffnete nicht sofort das Feuer auf ihn und Noa eröffnet – ging die Widerstandskämpferin mit dem feurigen Temperament voll in die Offensive. Im Stillen bewunderte Cris ihre Ruhe und den Mut, mit dem sie den beiden mit einem trotzigen Blick aus ihren schönen braunen Augen die Stirn bot. Er hätte durchaus andere, weniger heroische Reaktionen auf diese ungünstige Entwicklung der Ereignisse verstanden – doch Noa war offensichtlich nicht so leicht zu beeindrucken.


„Ganz ruhig, Süße“, entgegnete der Twi’lek auf die herausfordernden Worte Noas und trat nach einem Nicken seines Kumpanen auf Cris zu, augenscheinlich, um diesen zu untersuchen. Reflexartig spannten die Muskeln des ehemaligen Sturmtrupplers sich, doch dann war der Moment, die Initiative zu ergreifen auch schon vorbei und der Nichtmensch hatte sich mit einem triumphierenden Grinsen Cris’ Waffe geangelt.

„Ihr mischt euch hier in Dinge ein, von denen ihr vermutlich keine Ahnung habt“, sagte der Mensch mit der Waffe und gestikulierte mit dieser leicht in Richtung Noa, offenbar, um ihr klarzumachen, dass sie keine Dummheiten machen sollte, wenn der Twi’lek auch sie durchsuchte. Soweit Cris dessen nichtmenschliche Züge deuten konnte, würde ihm eine gründliche Leibesvisitation der Widerstandskämpferin weit mehr Spaß machen als seine eigene. Frustriert knirschte Cris mit den Zähnen – da hatte der großartige Captain Sheldon ja wirklich seinen Wert bewiesen.

Einen Moment lang schien die Welt plötzlich in gleißendes Licht zu explodieren – dann sackte der Twi’lek mit leblosen Augen vor Noa zusammen, als hätte ein Puppenspieler beschlossen, die Fäden seiner Marionette zu durchtrennen. Cris’ Gedanken rasten – Scharfschütze!

Während seine Instinkte das Kommando übernahmen und er Noa mit sich zu Boden riss, sodass er mehr als unsanft auf dem schmutzigen Boden und sie etwas komfortabler auf ihm landete, hatte der bewaffnete Mensch sich halb umgedreht – das rettete ihm vermutlich vorerst das Leben, da der nächste Schuss des unsichtbaren Schützen seinen Kopf verfehlte, sondern sich nur in die Schulter des Mannes bohrte. Mit einem Aufschrei ging er zu Boden, während zeitgleich der nächste Schuss des Scharfschützen knapp über Cris und Noa hinwegzuckte und die Versiegelung der Hintertür des Honey House in eine Portion Schlacke verwandelte – nicht ohne, dass jetzt vermutlich auch die imperialen Sicherheitsbehörden Bescheid wussten.

Dass selbige näher waren als ihm lieb sein konnte, musste Cris feststellen, als er mehrere schwarz gepanzerte Soldaten aus der Gasse kommen sah, durch die er und Noa den Vorplatz erreicht hatten. Womit er es verdient hatte, direkt in einen Trupp des Storm Commando zu laufen, wusste er allerdings nicht. Aufflammendes Mündungsfeuer unterband diesen kurzen Augenblick des Selbstmitleids.

Ihre Optionen waren begrenzt – die Flucht nach vorne war keine Möglichkeit und auch, wenn der Schuss des Scharfschützen die Tür zum Honey House geöffnet hatte, so war dieses doch eine Sackgasse. Selbst, wenn die Storm Commandos das Gebäude nicht umstellt hatten – wovon auszugehen war – würde es dank des nach der Zerstörung der Versiegelung zweifelsohne ausgelösten Alarms in Kürze vor CSF-Einheiten nur so wimmeln. Zudem auf dem Präsentierteller des Scharfschützen blieb eigentlich nur ein Weg – ins Innere des Gebäudes. In die Falle.

Erst, als das Aufheulen von Hubgeneratoren sich in das Stakkato der auf sie einprasselnden Schüsse mischte, bemerkte Cris den kleinen, blinkenden Gegenstand in der blutverschmierten Hand des Unbekannten, der sich mit Mühe weiter in den Eingang zurückgezogen hatte. Wenige Sekunden später tauchte plötzlich aus einer der Schluchten über ihnen ein offener Gleiter auf und absorbierte mit seiner Karosserie die letzte Salve der anrückenden Soldaten, die ihr Ziel mit Sicherheit nicht verfehlt hätte. Am Steuer saß indes kein Wesen aus Fleisch und Blut – sondern ein Droide.

Cris erkannte, dass das ihre letzte Chance war – der Unbekannte hatte seine Kräfte offenbar aufgebraucht und schien ohnmächtig. Hastig klaubte Cris seine Waffe aus den toten Händen des Twi’lek und versuchte dann, den Bewusstlosen in ihre Rettungsmöglichkeit zu hieven.


Noa!“, rief er der Widerstandskämpferin über den Lärm hinzu, ohne darüber nachzudenken unter Verwendung ihres Vornamens.

„Können Sie fliegen? Ich glaube, wir brauchen etwas mehr Können als das einer Blechbüchse…“

Von irgendwo näherten sich Sirenen. Die Zeit wurde knapp.

[Coruscant, Untere Ebenen, Hintereingang des Honey House]- Noa, Cris, Agent Janson Starrs (bewusstlos), Storm Commandos (im Anmarsch)
 
- Coruscant – Untere Ebenen – Honey House Hintereingang – Mit Cris, Agent Janson Starrs (bewusstlos), Storm Commandos (im Anmarsch) –

Alles geschah blitzschnell. Der Twi’lek, soeben hatte er sie noch „Süße“ genannt, fiel in sich zusammen wie eine leere Hülle. Noas Reaktion ließ zu wünschen übrig. Sie starrte auf die leblose Gestalt, die zu ihren Füßen lag, fehlte sich zu bewegen oder in Deckung zu gehen und wurde urplötzlich von Cris Sheldon zu Boden gerissen, der sie geistesgegenwärtig gepackt und mit sich gezogen hatte. Noa stolperte über die Leiche des Nichtmenschen, verlor das Gleichgewicht und fiel genau auf Sheldon, der mit einem harten Aufprall auf dem Steinboden landete, die Journalistin über sich. Noas Schrei war halb erstickt. Ihre Haare, die sich unordentlich über ihr Gesicht gelegt hatten, nahmen ihr die Sicht.

“Sheldon, was geht hier…“

Versuchte sie sich an einer Frage, als sie den Kopf hob und einen Trupp mit dunklen Panzern ausgestatteter Soldaten auf sie zu stürmen sah. Den Gefangenen in der Gasse blieben nur Sekunden, um zu reagieren. Noa rollte sich von Sheldon hinunter, zog ihre Waffe, hievte sich auf alle viere und presste sich dann dicht an die Außenwand des Bordells. Schüsse krachten über ihr gegen die Fassade. Bastarde! Sie sah den Gleiter erst, als er sich genau in ihr Blickfeld schob, kurz nachdem sie verzweifelt versucht hatte das Feuer der Imperialen zu erwidern. Der Himmel wusste, wo die Soldaten her gekommen waren. Dabei waren sie so vorsichtig gewesen! Sheldons Ruf hörte sie, als er bereits den bewusstlosen Menschen, der sie kurz zuvor noch mit seinem nichtmenschlichen Kollegen gestellt hatte, in den Gleiter zerrte. Ohne zu überlegen sprang Noa in das Gefährt. Wem auch immer der Gleiter gehörte und wer auch immer dieser Ohnmächtige war: dies war die einzige Fluchtmöglichkeit, die sie hatten und die würden sie nutzen. Mit roher Gewalt stieß Noa Chanelle Cortina den Droiden, der hinter dem Steuer hockte, bei Seite.

“Platz da!“

Bellte sie energisch und erhöhte den Energieschub. Jetzt kam es auf Sekunden an. Ein Blick über ihre Schulter bestätigte ihr, dass Sheldon an Bord war. Die Beine des Bewusstlosen, den er mit sich gezogen hatte, baumelten noch in der Luft. Noas Blick flog nach vorne. Der Repulsorantrieb röhrte laut auf, Funken sprührten, als die Karosserie wiederholt von Blasterschüssen getroffen wurde. Dann setzte sich der Gleiter in Bewegung, schwerfällig zunächst, bis er zischend davon schoss.

“Festhalten!“

Rief Noa laut und nahm eine scharfe Kurve. Der Gleiter bremste scharf ab, schwank herum und ging direkt wieder auf volle Geschwindigkeit. Zeit, in den Rückspiegel zu schauen, hatte Noa nicht. Hätte sie es getan, hätte sie sehen können, wie das Honey House hinter ihnen kleiner wurde. Das Gefährt mit den drei Humanoiden an Bord schoss kontinuierlich in die Höhe. Um Tarnung bemüht schaltete Noa jegliche Beleuchtung ab.

“Alles okay da hinten?“

Wollte sie wissen. Der Pilotendroide, hilflos neben ihr auf der Seite liegend, piepte anklagend. Aus der Dunkelheit hinten ihnen heulte es laut auf. Geschwind hefteten sich Noas Augen nun doch in den Rückspiegel. Zwei leuchtend rote Punkte glitzerten ihr bestialisch entgegen.

“Oh shit.“

Es war noch nicht vorbei, natürlich war es das nicht. Das hier war das Imperium. Eine Erschütterung durchfuhr den Gleiter, gefolgt von einem grellen Blitz, der über ihre Köpfe hinweg zuckte. Die Häuserschluchten, durch die sie entlang flogen, wurden schmaler – ein Zeichen, dass sie die Unteren Ebenen hinter sich ließen und sich auf bestem Wege zur Oberfläche befanden. Genau dort mussten sie hin. Wenn sie ihre Verfolger irgendwo abschütteln wollten, dann im dichten Verkehr des städtischen Verkehrschaos im Kern von Coruscant City. Der Regen, der im unteren Coruscant noch eine dünne Konsistenz gehabt hatte, hatte sich inzwischen stärker zu forcieren begonnen. Dampfende Wolken stiegen von den ersten niedrigen Dächern auf, die an ihnen vorbei zogen. Eine weitere Blastersalve traf den Gleiter und Noas Hände wurden für eine Sekunde vom Steuer gerissen. Schwer atmend fing sie das Gefährt ab, ehe es sich um sich selbst drehte, verlor dabei jedoch an Schub und konnte auf einmal die klaren Umrisse des sie verfolgenden Speeders im Rückspiegel ausmachen. Dann waren sie dort: die Oberen Ebenen. Regen prasselte überraschend stark auf sie nieder und trübte ihre Sicht. Noa steuerte einfach geradeaus und legte den Energieschub einmal mehr auf volle Dröhnung. Dichter Nebel hatte sich über die Stadt gesenkt. Von überall her blinkte und blitzte es: die roten Rücklichter der Stadtgleiter, die bunten Leuchtreklamen der Läden und natürlich die erhellten Fenster aller Gebäude um sie herum. Ihre Verfolger saßen ihnen noch immer dicht im Nacken.

“Wollen wir mal sehen, wie lange noch…“

Murmelte sie, bog an der nächsten Ecke so plötzlich ab wie möglich und durchfuhr eine Seitenstraße, die in einem gelblich beleuchteten Tunnel mündete. Dort überholte sie mehrere andere Gleiter und wechselte die Spur. Lautes, entnervtes Hupen, begleitete sie. Sich jetzt schon in Sicherheit zu wägen, war allerdings ein riskantes Unterfangen. Als sie den Tunnel verließen, verließ Noa erneut die reguläre Strecke. Diese Route hatte sie mit ihrem Speederbike schon ettliche Male genommen, sich hier mit Leandro illegale Rennen geliefert und dafür auch schon einmal einen Strafzettel kassiert. Dieses Training sollte ihr jetzt zu Gute kommen. Erst nach einigen weiteren Manövern und mehreren Blicken über ihre Schulter kam Noa zu dem Schluss, dass sie die Imperialen nicht mehr sehen konnte. Vorsichtig schaltete die Widerstandskämpferin das Licht des Gleiters wieder an und reihte sich in den stockenden Feierabendverkehr.

“Alle noch an Bord?“

Fragte sie nach hinten und wischte sich Regenwasser aus den Augen.

“Sheldon, wo zum Teufel sollen wir hin?“

- Coruscant – City – Gleiter – Mit Cris, Agent Janson Starrs (bewusstlos), Pilotendroide –
 
[Coruscant, Untere Ebenen, Hintereingang des Honey House]- Noa, Cris, Agent Janson Starrs (bewusstlos), Storm Commandos (im Anmarsch)

Noas energische Aufforderung an den sehr rudimentär wirkenden Pilotendroiden, ihr aus dem Weg zu gehen, war die einzige Warnung. Cris hatte es gerade geschafft, denn Bewusstlosen auf die Rückbank des Gleiters zu verfrachten, als die Widerstandskämpferin die Aggregate mit Vollschub zum Leben erweckte und kurz darauf eine halsbrecherische Kurve fuhr. Mühsam klammerte der ehemalige Sturmtruppler sich an einem Haltegriff innerhalb des Gleiters, seine Waffe purzelte dabei in den Fußraum, und versuchte mit der anderen Hand, ihren Schicksalsgenossen stabil zu halten. Selten hatte er erlebt, dass eine Blasterwunde so sehr blutete wie jene, die der unbekannte Scharfschütze dem Menschen an der Schulter zugefügt hatte – jede Farbe schien aus dessen Gesicht gewichen.

„Wir leben“, entgegnete er auf Noas hektische Erkundigung, um sie nicht länger als nötig von der heiklen Aufgabe, den Gleiter durch die Unteren Ebenen zu manövrieren, abzulenken und bückte sich dann, um seine Waffe aufzuheben. Dabei fiel sein Blick auf ein rotes Köfferchen, das unter dem Sitz befestigt war – offensichtlich ein Erste Hilfe-Kit. Ohne zu zögern öffnete Cris es, fand mit der Erfahrung eines Soldaten sofort die passenden Verbände für die Wunde des anderen Menschen und begann, diesen notdürftig zu versorgen. Zwar hatte dieser Noa und ihn – eigentlich hauptsächlich ihn – zuvor noch mit einer Waffe bedroht, doch auf wen auch immer ein imperialer Heckenschütze das Feuer eröffnete, den würde er zunächst vorsichtig als Freund betrachten. Der bewusstlose Mann war vermutlich ohnehin kaum in der Lage, irgendetwas anzustellen, geschweige denn, ihnen Schaden zuzufügen.

Gerade, als er den Verband zufriedenstellend auf der Wunde angebracht hatte, zuckte ein gewaltiger Blasterblitz über seinem Kopf hinweg – so dicht, dass er meinte, die Hitze im Gesicht spüren zu können. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass es mehrere Speeder Bikes und ein Polizeigleiter – vermutlich bemannt mit CSF-Beamten – waren, die sich an ihre Fersen geheftete hatten, obwohl Noa die Weitsicht besessen hatte, sämtliche Lichter ihres Gleiters zu dimmen.

Fluchend brachte Cris seine Waffe in Anschlag, doch kurz darauf gerieten sie so heftig ins Schlingern, dass diese fast den Weg zurück in die Unteren Ebenen angetreten hätte und sein Schuss das Ziel meilenweit verfehlte. Auch, als Noa es mit einer bemerkenswerten Demonstration ihrer Fähigkeiten schaffte, wieder die Kontrolle über das angeschossene Fahrzeug zu erlangen, musste er sich eingestehen, dass er bei voller Fahrt und angesichts des stärker werdenden Regens höchstens ins Blaue, aber nicht gezielt schießen konnte. Als einziger Lichtblick blieb ihm, dass der Fahrer eines Speeder Bikes sich möglicherweise auch von ungezielten Schüssen beeindrucken ließ, versuchte auszuweichen und als Folge einen fatalen Fahrfehler beging. Möglicherweise. Die wenigen Schüsse, die Cris in der Lage war, abzugeben, richteten jedenfalls nichts aus.

Dann waren sie plötzlich im dichten Verkehr – und im dichten Regen. Mit einer resignierenden Handbewegung sicherte Cris seine Waffe und legte sie zwischen sich und den Verwundeten auf die Rückbank. Spätestens hier war die Gefahr real, Zivilisten im erheblichen Maße in Mitleidenschaft zu ziehen – dazu war er nicht bereit. Seine Schießkünste hatten ihnen ohnehin kaum weitergeholfen – Noas unglaubliches Talent am Steuer des Gleiters war es, das sie überhaupt so weit hatte kommen lassen.

Als sich plötzlich eine Hand um seinen Oberarm krallte, zuckte Cris wirklich zusammen. Es war der vermeintlich Bewusstlose, der ihn mit offenem Mund anstarrte als wäre er direkt aus dem Grab entstiegen und offenbar mit letzter Kraft versuchte, ihm etwas zu sagen. Geistesgegenwärtig beugte Cris sich vor und konnte über den Fahrtwind, die – tatsächlich leiser werdenden! – Sirenen ihrer Verfolger und das Hupen anderer Verkehrsteilnehmer gerade so die Worte des Mannes verstehen:


„Manarai-Sektor… Megablock 123…. Block 56… Ebene 167… Duro Agricultural Imports… sicher…“

Dann sank er wieder in sich zusammen – diese kurze Botschaft musste ihn den Rest seiner wiedererlangten Kräfte gekostet haben. Aber Cris hatte jetzt etwas – eine Adresse. „Sicher“ war das Attribut gewesen, mit dem der Unbekannte sie versehen hatte. Aller Wahrscheinlichkeit meinte er damit Sicherheit vor dem Imperium. Und aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie dort antworten bekommen.

Blinzelnd musste Cris feststellen, dass sie nicht mehr im wilden Zickzackkurs unterwegs waren und dass Scheinwerfer und Positionsleuchten des Gleiters wieder brannten – sie hatten es geschafft. Oder besser: Noa hatte es geschafft. Und jetzt saß sie hinter dem Steuer des Gleiters, als hätten sie einen Ferienausflug auf Alderaan hinter sich. Natürlich war sie dabei so durchnässt wegen des Regens wie Cris selbst und ihr Haar hing ihr in feuchten Strähnen vermutlich über das ganze Gesicht. Warum fiel ihm ausgerechnet jetzt auf, wie schön es aussah?

Er räusperte sich. Hatte sie ihm eine Frage gestellt?


„Ähm… Manarai-Sektor“, antwortete er hastig.

„Megablock 123, Block 56, Ebene 167. Sollte ein Bürokomplex sein. Ich glaube, dort werden wir Antworten finden…“


Kurz fiel sein Blick auf den Namenlosen, dessen Brust sich immer noch regelmäßig hob und senkte. Stand nur zu hoffen, dass dort angemessene medizinische Versorgung zur Verfügung stehen würde und er es bis dahin überlebte.

Jetzt, da das Adrenalin aus seinem Blutkreislauf wich, fiel Cris auf, wie kalt es war, wenn man sich vollkommen durchnässt dem Fahrtwind des coruscantischen Stadtverkehrs auslieferte. Noa durfte es da nicht anders gehen – eher schlimmer, schließlich war sie doch zierlicher als er selbst. Eine kurze weitere Durchsuchung des Stauraumes unter der Rückbank förderte tatsächlich zwei Decken zu Tage – eine legte Cris über den Verletzten, die andere, nachdem er sich zwischen Fahrer- und Beifahrersitz vorgebeugt hatte, um Noas Schultern, darauf bedacht, sie nicht beim Fahren zu behindern.

„Danke“, sagte er leise, aus einem plötzlichen Impuls heraus.

„Ohne Sie hätten wir es nicht geschafft. Ich…“

Abrupt verstummte er. Dafür, sich für sein eigenes Versagen zu entschuldigen, war später noch Zeit.

„Danke.“


Das indignierte Binärquietschen des Pilotendroiden ließ ihn diesen auf dem Beifahrersitz aufrichten, bevor Cris selbst wieder wie ein Sack auf die Rückbank plumpste und er schweigend den zäh dahin fließenden Feierabendverkehr betrachtete. Zumindest schien in diesem Moment die Wolkendecke aufzubrechen…

[Coruscant, City, Feierabendverkehr, Gleiter]- Noa, Cris, Janson Stars (bewusstlos), Pilotendroide
 
Zuletzt bearbeitet:
- Coruscant – City – Gleiter – Mit Cris, Agent Janson Starrs (bewusstlos), Pilotendroide –

Der Manarai Sektor lag nicht gerade um die Ecke. Auf der einen Seite war das gut. Je weiter sie fuhren und so länger sie noch unterwegs waren, desto eher würde das Gefühl aufkommen, dass sie ihre Verfolger wirklich abgehängt hatten und sicher waren. Auf der anderen Seite wäre ein näher liegendes Ziel komfortabler gewesen. Noa konnte sich definitiv besseres vorstellen, als bei strömendem Regen auf Coruscant unterwegs zu sein. Sie war jetzt schon klitschnass. Na ja, schlimmer konnte es vermutlich nicht mehr werden, zumindest nicht was das anging.

“Manarai Sektor, also gut.“

Noa nickte, orientierte sich und wechselte die Verkehrslinie. Je schneller sie aus dem Sektor heraus kamen, in dem sie sich augenblicklich befanden, desto besser. Eine Bewegung in ihrem rechten Augenwinkel veranlasste sie, sich halb umzudrehen und sie nahm Sheldon wahr, der plötzlich direkt neben ihr aufgetaucht war und ihr eine Decke über die Schultern legte. Überrascht blitzelte Noa.

“Oh... danke sehr.“

Brachte sie heraus, sah ihn verdutzt an, riss ihren Blick los, um im dichten Verkehr keinen Auffahrunfall zu verursachen (was ihrer Gesamtsituation nicht geholfen hätte), und richtete dann ihre Aufmerksamkeit erneut auf ihn, als er sich seinerseits bei ihr bedankte und dabei durch und durch ernst, ja fast andenklich, wirkte. Noas Kehle war plötzlich trocken. Eine passende Erwiderung wollte ihr nicht einfallen und ehe sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, verschwand Sheldon wieder auf die Rückbank des Fahrzeugs, vermutlich um sich um den Verwundeten zu kümmern. Noa konnte dem Fremden nicht mehr als einen flüchtigen Blick widmen, ehe sie sich wieder auf die Gleiter vor ihr konzentrieren musste, aber vermutlich war auch sein Zustand ein weiterer Grund dafür, warum es besser war, so schnell wie möglich irgendwo unterzukommen. Noa Chanelle Cortina zog sich die Decke ein wenig enger um die Schultern. Sie half zumindest, sie etwas vor dem Fahrtwind zu schützen. Dass Sheldon sie ihr gegeben hatte war wirklich nett gewesen. Säße sie auf ihrem Speederbike, hätte sie jetzt das in ihrem Helm integrierte Musiktool aktiviert. Der Gleiter besaß zwar ebenfalls eine Radioeinheit, unter den gegebenen Umständen war das jedoch eher weniger angemessen. Immer wieder schaute Noa in den Rückspiegel, doch es war nichts ungewöhnliches hinter ihnen zu erkennen. Ein paarmal erschreckte sie sich zwar ein bisschen, weil sie geglaubt hatte, ihre Verfolger wären wieder aufgetaucht, doch das stellte sich jedes Mal als Täuschung heraus. Sie hatten die Imperialen abgehängt und dabei blieb es glückerlicherweise. Ebenfalls positiv war, dass das Verkehrschaos nicht so schlimm war, wie es im ersten Moment gewirkt hatte und sie letzten Endes recht zügig – für Coruscants Verhältnisse zumindest – voran kamen und irgendwann war dann auch der Manarai Sektor erreicht. Von dort an griff Noa zur weiteren Zielfindung auf die Hilfe des Pilotendroiden zurück, dem sie das Ziel nannte und der keine Schwierigkeiten zu haben schien, die Adresse mit seinem Navigationssystem ausfindig zu machen. Er führte den Gleiter in eine weniger verkehrstragende Gegend, was vermutlich an der inzwischen recht fortgeschrittenen Uhrzeit lag, vorbei an hohen Bürogebäuden und Verwaltungskomplexen, bis er schließlich die Geschwindigkeit verlangsamte und in eine Tiefgarage einbog. Noa sah an dem hohen Gebäude empor, das an ihr vorüber glitt, bis es für eine Sekunde lang dunkel wurde, ehe der Droide die weiten Scheinwerfer des Gleiters aktivierte. Vorsichtig schaute Noa von links nach rechts.

“Was sagten Sie, finden wir hier, Sheldon?“

Fragte Noa, ohne sich umzudrehen. Der Manarai Sektor, ein Bürokomplex, eine Tiefgarage... was kam als nächstes und überhaupt...

“Woher hatten Sie noch gleich diese Adresse?“

Der Droide stellte den Gleiter in einer Parkbucht ab und Noa hörte, wie der Antrieb sich abschaltete. Sie waren am Ziel. Und jetzt?

"Wie geht es ihm?"

Wollte sie wissen, schob sich an dem Pilotensitz vorbei und zu Cris Sheldon und dem namenlosen Fremden, der noch immer bewusstlos war, inzwischen jedoch einen Verband um seine Wunde trug, auch wenn dieser in Wasser und Blut getränkt war.

"Er braucht unbedingt medizinische Versorung."

Stellte Noa fest, auch wenn Sheldon das sehr wohl selbst wusste.

"Wo genau sind wir hier?"

Kaum hatte sie diese Frage stellte, öffnete sich, als wäre dies das Stichwort gewesen, auf der andere Seite der unbeleuchteten Tiefgarage, die einzig durch die Lichter des Gleiters erhellt wurde, eine stählerne Tür. Antworten, erinnerte Noa sich. Das war es gewesen, was Sheldon gesagt hatte, würden sie hier finden.

- Coruscant – City – Gleiter – Mit Cris, Agent Janson Starrs (bewusstlos), Pilotendroide –
 
[Coruscant, City, Verkehr, Gleiter]- Noa, Cris, Janson Starr (bewusstlos), Pilotendroide

Der Regen hörte irgendwann auf, auch wenn Cris das Gefühl hatte, dass ihre derzeitige Route sie länger unterhalb des Unwetters hielt als mögliche andere, doch der kühle Fahrtwind, und das durch den Anbruch der Nacht fehlende Sonnenlicht, ließen die Fahrt auf der Rückbank nicht unbedingt zu einer gemütlichen Veranstaltung. Immerhin wurde nicht mehr auf sie geschossen… doch jedes Mal, wenn Cris den Puls des Bewusstlosen überprüfte, schien dieser schwächer zu werden. Sein Schicksal hing indes von der Dauer ihrer Reise ab – es gab nichts mehr, was Cris mit seinen beschränkten Mitteln und Kenntnissen für ihn hätte tun können.

Als sie schließlich wieder tiefer sanken ertappte er sich dabei, minutenlang das faszinierende Spiel von Noas Haaren zu betrachten, die der Wind in chaotischen, unvorhersehbaren, aber seltsam ästhetischen Mustern hin und her peitschte. Ab und an gelang es ihn, einen Blick auf ihre Augen zu erhaschen, wann immer sie – vermutlich, um nach Verfolgern Ausschau zu halten – einen Blick in den Rückspiegel warf. Schlussendlich musste er sich dazu zwingen, den Blick abzuwenden. Bisher hatte er keine der großen Erwartungen, die andere in ihn gesetzt hatten und wegen derer sie sich – wie im Büro ihres Bruders – recht vorgeführt vorkommen musste, bestätigt. Sein Ansehen in ihren Augen derzeit dürfte sich irgendwo zwischen einer kowakianischen Affeneidechse und einem imperialen Steuereintreiber bewegen. Wenigstens war das immer noch ein Fortschritt gegenüber der Situation, in der sie ihn für einen Mörder im Auftrag des Imperiums gehalten hatte.

Seine trübsinnigen Gedanken wurden erst wieder durchbrochen, als sie plötzlich von einem der Gebäude verschluckt wurden, da der Droide den Gleiter in eine schlecht – oder besser: gar nicht – beleuchtete Garage lenkte. Einziges Licht spendete der Scheinwerfer des Gleiters und als Noa ihren Katalog an Fragen vorbrachte, musste Cris zugeben, dass sie zurecht ein paar Antworten von ihm einforderte.


„Die Adresse hat mir unser Freund hier gegeben…“, sagte Cris vorsichtig.

„Er meinte, hier wäre es… sicher. Wir müssen in die Büros von Duro Agricultural Imports.“

Der Puls der dritten Person im Gleiter war jedenfalls so gut wie verschwunden. Auch wenn sie damit das offensichtliche aussprach – Noas Einschätzung des Zustandes des Bewusstlosen hätte treffender nicht sein können. Bevor Cris allerdings die Chance bekam, zu antworten, öffnete sich am Ende der Garage eine schwere Stahltür – und das erste, was Cris im durch den Gleiter erzeugten Licht erkennen konnte, waren Waffen. Es dauerte keine fünf Sekunden, ehe auch er seine Waffe auf die drei hervortretenden Gestalten – zwei Menschen und einen Duros – gerichtet hatte. Das Klicken des Sicherungshebels an der SSK-7 war deutlich zu hören.

„Waffe weg, Mensch“, forderte der Duros ihn auf. Der Nichtmensch und seine beiden menschlichen Begleiter waren ebenfalls mit schweren Blasterpistolen bewaffnet. Zwei davon waren auf Cris gerichtet, eine auf Noa. Neben der Widerstandskämpferin gab der Droide ein schüchtern klingendes Piepsen von sich.

„Keine Chance“, entgegnete Cris grimmig. Es fehlte noch zu ihrem Glück, dass sie beide jetzt tatsächlich irgendeiner Verbrecherbande, den Schlägern eines Hutts oder Söldnern in die Hände gelaufen waren. Vielleicht waren Feinde des Imperiums doch nicht automatisch Freunde.

„Du, Frau – raus aus dem Gleiter. Oder wir ziehen deinen Kadaver vom Steuer.“

Einer der Menschen näherte sich der Fahrertür, hielt jedoch in der Bewegung inne, als Cris’ Blaster nicht mehr auf den Duros, sondern auf ihn zielte.

„Vorsicht. Ohne sie wäre euer Freund hier wohl kaum noch am Leben…“ Cris deutete mit einem knappen Kopfnicken in Richtung des Bewusstlosen.

„Und wenn er nicht sterben soll, sollten wir diese Situation schnellstmöglich auflösen.“

Stars!“, entfuhr es dem Menschen, auf den Cris zielte, der als einziger in der Lage war, die Gestalt neben dem ehemaligen Sturmtruppler zu erkennen.

„Maul halten!“, fuhr der Duros ihm über den Mund und nutzte die Gunst des Augenblicks, um ein paar schnelle Schritte auf den Gleiter zuzumachen.

„Waffe runter!“, wiederholte der Nichtmensch mit schneidender Stimme.

„Ich sage es nicht noch einmal.“

Frustriert presste Cris die Lippen aufeinander. Selbst wenn er jetzt dem Mann bei Noa ein feinsäuberliches Loch in die Stirn brannte, würden der zweite und der Duros erst ihn und dann Noa erledigen. Geholfen wäre damit niemand – also ließ der ehemalige Sturmtruppler seine Waffe langsam sinken, woraufhin der Duros sie ihm in einer fließenden Bewegung abnahm.

„Bringt Stars zu Doc“, wies der Nichtmensch seine beiden Begleiter daraufhin an, welche dieser Aufforderung prompt Folge leisteten und den Bewusstlosen von der Rückbank aus der Stahltür hinaus trugen. Immerhin für ihn war jetzt also gesorgt.

„Könnten Sie uns jetzt verraten, was hier los ist? Arbeiten Sie für Duro Agricultural Imports?“

Der Duros starrte Cris ein paar Herzschläge lang schweigend an, doch er konnte beim besten Willen nichts aus der Mimik des Nichtmenschen lesen – höchstens, dass dieser über irgendetwas nachdachte.

„Aussteigen. Beide.“

Cris gehorchte und sah aus dem Augenwinkel, dass Noa es ihm gleich tat. Dem Duros schien das jedoch nicht schnell genug zu gehen – ungeduldig gestikulierte er mit dem Blaster.

„Gehen Sie vor.“

Auf die Anweisungen des bewaffneten Nichtmenschen hin folgten Cris und Noa dem Korridor hinter der Stahltür, der schließlich in einer Art Treppenhaus mündete. Den ebenfalls vorhandenen Lift schien ihr Begleiter zu verschmähen, da er sie anwies, über die Treppe aufwärts zu gehen. Im nächsten Stockwerk zweigten wieder einige Korridore – die jetzt schon eher nach Bürogebäude aussahen – vom Treppenhaus ab, doch es war kein Büro, in das der Duros sie verfrachtete, sondern ein kleiner, fensterloser Raum, mit einer von der Decke baumelnden Leuchteinheit und einer schmalen Pritsche. Nach einem letzten Stoß mit der Mündung seiner Waffe verschloss der Nichtmensch die Tür hinter ihnen – und mit einem schnappenden Geräusch wurde sie verschlossen. Sie waren gefangen.

Mit einem tiefen Seufzer setzte Cris sich auf die wackelige Pritsche und presste die Handflächen gegen sein Gesicht. Noa jetzt in die Augen zu sehen wollte er um jeden Preis vermeiden – die darin liegende Enttäuschung wäre vermutlich mehr, als er an diesem fürchterlichen Tag ertragen konnte.


[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Hinterzimmer von Duro Agricultural Imports, provisorische Zelle]- Noa, Cris
 
- Coruscant - Mittlere Ebenen – Bürokomplex - Hinterzimmer von Duro Agricultural Imports - provisorische Zelle – Mit Cris -

Duro Agricultural Imports. Ein toller Ort war das hier. Wahnsinnig toll. Besonders gut gefiel ihr die geschlossene Tür, hinter die man sie geworfen hatte. Was glaubten die Typen, wer sie waren? Was glaubten sie, wer Noa und Sheldon waren? Eine Art Schwerverbrecher? Komplizen des Imperiums? Ja, genau, deswegen hatten sie sich auch von CSF-Soldaten und einem Storm Commando jagen lassen! Noa Chanelle Cortina griff in ihre Jackentasche und holte ihr Kom hervor. Sie hatte keine Ahnung, wer die Leute dort draußen waren, doch sie wusste zumindest, wo sie war. Wütend hieb sie auf die Tasten ihres Kommunikators, um eine Verbindung nach draußen herzustellen. Peinlich genug, dass sie sich selbst in diese Situation gebracht hatten, aber das würde sie nicht daran hindern, sich hier heraus holen zu lassen. Sie würde Pablo kontaktieren, ihm sagen, wo sie sich befanden und darauf warten, dass er jemanden vorbei schickte, der diese ganze Meute dort draußen ausräucherte! Es war noch gar nicht so lange her, als sie das letzte Mal in einer Zelle gesessen hatte und sie hatte nicht vor, diese Erfahrung über einen längeren Zeitraum hinweg zu wiederholen. Das Kommlink in Noas Hand summte. Mit zusammen gezogenen Brauen las Noa die Statusmeldung des Geräts.

“Kein Empfang.“

Las sie ärgerlich, presste die Lippen aufeinander und ließ den Kommunikator wieder in ihre Tasche zurück gleiten. Man hatte also gut vorgesorgt. Die in der Umgebung befindlichen Kanäle waren gestört und für sie der Kontakt nach draußen gesperrt. Zum Donnerwetter nochmal, das konnte doch nicht sein! Wütend trat Noa gegen die Tür.

“HEY!!!“

Rief sie laut, in der Hoffnung, dass jemand sie hören würde. Irgendeiner von diesen Typen musste sich doch in der Nähe befinden.

“Macht gefälligst diese verdammte Tür auf!“

Das war wirklich fabelhaft gelaufen. Womit hatten Noa und Cris das verdient? Sie hatten einen von deren Männern gerettet, oder nicht? Diesen Stars oder wie er hieß. Hätte Sheldon ihn nicht in den Gleiter gezerrt, wäre er vor dem Honey House verblutet. Bestenfalls hätte das Imperium Gnade gezeigt und ihm noch einen Kopfschuss verpasst, um es schnell zu beenden. Da hätte er aber schon großes Glück haben müssen. Wozu sperrte man sie jetzt also ein? Ungeduldig tigerte Noa von einer Wand der winzige Zelle zur anderen. Sie brauchte nur wenige Schritte, um den Raum zu durchqueren. Immer wieder warf sie kurze Blicke in Sheldons Richtung. Der Geheimdienstagent saß schweigend auf der einzigen Pritsche in dem ansonsten nackten Raum. Hatte er auch etwas zu sagen? Anscheinend nicht. In Gedanken ließ sie noch einmal die letzten zehn Minuten Revue passieren. Als Kollegen eines Verwundeten, den sie aus den Klauen des Imperiums gerettet hatten, hätten sich der Duros und seine zwei menschlichen Kumpanen durchaus dankbarer zeigen können. Es ärgerte Noa noch immer, dass sie und Sheldon sich überhaupt hatten entwaffnen lassen, doch leider war ihnen nicht viel anderes übrig geblieben. Zumindest einem von ihnen hätten diese Idioten da draußen vermutlich den Schädel zersprengt, wenn sie es gewagt hätten Widerstand zu leisten. Dafür waren sie nun gemeinsam gefangen. Aber ob das unbedingt so viel positiver war?

“Hier drin ist es kalt!“

Ließ Noa etwaige Zuhörer auf der anderen Seite der Tür wissen und hämmerte noch einmal gegen eben diese.

“Und im Übrigen will ich mit eurem Boss reden!“

Der letzte Schlag, den sie der Tür verpasste, traf sie selbst ungünstig. Schmerzend rieb sich die Journalistin den Handballen.

“Das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt.“

Sagte sie, leiser diesmal, mehr resignierend und nur an Sheldon gewandt.

- Coruscant - Mittlere Ebenen – Bürokomplex - Hinterzimmer von Duro Agricultural Imports - provisorische Zelle – Mit Cris -
 
.:: Coruscant | Untere Ebenen | Abfallgruben ::.


Es stellte sich als schwieriger heraus, als er gedacht hatte, aus den Abfallgruben wieder rauszukommen, doch letztendlich war es ihm gelungen und er konnte endlich wieder richtig durchatmen, ohne Angst haben zu müssen, dabei zu ersticken oder sich zu vergiften. Es dauerte einige Minuten, bis er wieder an etwas anderes denken konnte, als sich auszuruhen. Dafür hatte er sich einen abgelegenen Ort in den Straßen der Untersten Ebenen Coruscants ausgesucht, wo ihn niemand stören würde. Mit geschlossenen Augen saß er gegen einen Betonpfeiler gelehnt auf dem Boden. Sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig und war das einzige Anzeichen dafür, dass er noch lebte. Seine Kleidung war vollkommen verdreckt und er stank vermutlich zehn Meter gegen den Wind noch nach Klärschlamm, obwohl das meiste mittlerweile wieder getrocknet sein musste und er die Krusten nur noch abzuklopfen brauchte.
Neben dem Corellianer lag ein Rucksack, der ebenfalls schonmal bessere Tage gesehen haben musste und auf seinem Schoß hatte er eine weitere Tasche, die er mit den Armen fest umschlungen hielt. Auf diese Gegenstände musste es jemand abgesehen haben... Ein Wesen näherte sich! Der Jedi spürte seine Anwesenheit als Kribbeln in der Brust und das obwohl er doch so k.o. von der ganzen Bergungsaktion war.

Das nagetierähnliche Wesen, das wohl der Spezies der Ranater angehörte, witterte den Gestank des Menschen, doch ließ es sich nicht davon abhalten, sich ihm weiter zu nähern. Es war neugierig und wollte unbedingt die Taschen des Mannes an sich nehmen. In seinem Zustand würde er wahrscheinlich gar nicht bemerken, was da gerade vor sich ging, so dachte der kleine, schwarz befellte Ranater zumindest. Kaum streckte es seine Pfoten nach dem Rucksack aus, schnellte Marks rechte Hand nach vorne und griff nach einem der dünnen Ärmchen und das ohne die Augen zu öffnen.


"Das würde ich besser lassen!!"

, sagte der Jedi-Meister mit ruhiger und doch fester Stimme und übertönte damit das hektische, gar panische Fiepen des Nagetiers. Ob es ihn überhaupt verstanden hatte, war fragwürdig. Endlich hob der Corellianer seine Lider und sah das Wesen vor sich an. Es sah wirklich wie ein Nagetier aus, nur größer. Allerdings schien es aufrecht auf zwei Beinen gehen zu können, was jedoch keineswegs auf eine höhere Intelligenz hindeuten musste. Mark lockerte seinen Griff und riet dem Wesen mit erhobener Stimme, zu verschwinden. Ob es an seinem Ton oder tatsächlich an den Worten lag, die er wählte, war schleierhaft, jedoch wirkte eines der beiden Komponenten und der Ranater floh. Markus sah ihm kurz hinterher, fragte sich, ob er zu grob war, kam jedoch zu dem Schluss, dass es in dem Moment und an diesem Ort nicht anders gegangen wäre. Er konnte nicht immer daran festhalten, dass Jedi Diplomaten und immer friedfertig waren...

Irgendwann fühlte er sich bereit dazu, seinen Rucksack zu durchsuchen, ob noch alles da war. Die paar Kleidungsstücke, die er gepackt hatte, den Allzweckgürtel mit Atemgerät, Blaster, Comlink... es fehlte nichts und der Stoff hatte soweit hergehalten, dass die Siffe noch nicht durchgesickert war. Er hätte sich sofort umziehen können, aber gegen den Gestank hätte es wohl nicht sehr viel gebracht, denn das Zeug schien sich glatt in seine Haut eingefressen zu haben. Mark hoffte inständig, dass ihm die Haare nicht ausfallen würden!
Endlich fiel seine Aufmerksamkeit direkt auf den kleinen Kommunikator. Das Gerät schien einige Nachrichten für ihn bereit zu halten - Zwei um genau zu sein. Eine musste von Vorin gekommen sein, die andere von einer Maklerin oder ähnlichem? Dafür hatte er keine Erklärung, wobei es sich um Freunde der Jedi handeln konnte, aber nicht musste. Mark beschloss, auf erstere Nachricht zu antworten.



~~~ Verschlüsselte Com-Nachricht ~~~
~~~~ Empfänger: VaJ ~~~~

Geehrter Kollege,
ich lasse meine Unpünktlichkeit entschuldigen. Es gab unvorhergesehene Probleme in der Produktion,
die jedoch umgangen werden konnten. Ich hoffe, die Päckchen mit den Waren "Nokra" und "Anahs" sind dennoch rechtzeitig und unbeschadet eingetroffen.
Vielleicht wäre es möglich, mich nach Ankunft von der Geschäftsreise abzuholen?

Mit freundlichen Grüßen,
Jonas Phoenix

~~~ Nachricht Ende ~~~​


Jetzt ging es nur noch darum, dass Vorin die Nachricht richtig deutete und somit auch die Namen der beiden Padawane, die Mark so als Beweis für seine Identität eingebaut hatte. Die verschlüsselten Koordinaten, die er mitschickte, würden den anderen Jedi-Meister in die Unteren Ebenen bringen, abgelegen genug, damit Marks Gestank und vor Dreck strozende Erscheinung niemandem Auffallen würde.


.:: Coruscant | Untere Ebenen | abgelegene Straße ::.
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Hinterzimmer der Duro Agricultural Import, provisorische Zelle]- Noa, Cris

Es schmerzte ein wenig, als Cris seine Hände langsam über sein Gesicht und schließlich durch seine Haare fahren ließ, wobei er seiner Frustration entsprechend Druck ausübte. Immerhin erinnerte ihn der Schmerz daran, dass er nicht träumte – wobei es vermutlich fast vorzuziehen gewesen wäre, aus diesem Alptraum irgendwann schweißgebadet wieder aufzuwachen. Die Frage war nur, wann er dann aufwachen würde – zu welchem Zeitpunkt genau hatte der Alptraum begonnen?

Er hob seinen Blick erst, als ihm auffiel, wie Noa in ihrer Tasche herumwühlte – niemand hatte sie ihr, und damit das Comlink, das sich im Inneren befand, abgenommen. Aus gutem Grund, wie sich herausstellte – ob aufgrund der sie umgebenden Gebäudemaße oder eines Störsenders, das Gerät konnte keine Verbindung herstellen und zerstörte damit jede zart aufkeimende Hoffnung, dieser ungünstigen Situation doch noch durch eigene Handlungen eine positive Wendungen zu verliehen. Resigniert schloss Cris die Augen. Es wäre auch zu schön gewesen…

Noa reagierte auf diese Enttäuschung anders – Cris zuckte leicht zusammen und wäre fast von der Pritsche aufgesprungen, als die Widerstandskämpferin das erste Mal gegen die Tür trat und damit begann, ihre Häscher anzuschreien. Natürlich hatte die an niemand speziellen gerichtete Aufforderung, die Tür zu öffnen, keinerlei Erfolg, weswegen sie nach einer Runde durch die beengte Zelle fortfuhr, die absolut unbeeindruckte Tür weiter körperlich zu bearbeiten.


„Hey…“, entfuhr es Cris, doch sie hörte ihn nicht. Die Unbekannten stattdessen weiter wegen der Kälte innerhalb des Raumes verfluchend, ließ Noa ihre Hand das letzte Mal auf das beständige Material krachen und schien dieses Mal weniger Glück zu haben, was deren Unversehrtheit anging. Cris machte zwei schnelle Schritte auf sie zu, legte ihr die Hände auf die Schultern und dirigierte sie sanft in die Mitte der Zelle, weg von der Tür.

„Ich auch nicht…“, erwiderte er leise auf ihre Aussage, dass sie sich die Entwicklung der Dinge anders vorgestellt hatte, und setzte sich dann mit ihr auf die schmale Pritsche, die gerade so für sie beide ausreichte.

„Wir denken uns schon irgendwas aus…“

Vorsichtig nahm er ihre beeinträchtigte Hand mit der seinen und warf einen kurzen Blick darauf. Vermutlich nur eine leichte Prellung, nichts ernstes…


„Ihre Hände werden Sie jedenfalls noch brauchen.“

So filigran, so zart… kein Wunder, dass sie den Gleiter mit dem Geschick eines Podrace-Champions geflogen hatte. Zu spät dämmerte ihm, dass er nicht unbedingt eine plausible Ausrede dafür hatte, ihre Handfläche sanft mit seinem Daumen zu massieren, und räusperte sich.

„Sieht… sieht aus, als wäre nichts gebrochen. Glück gehabt.“

Sehr schnell hatte er seine Hände wieder zu sich zurückgezogen und erhob sich – um sicher zu gehen – von der Pritsche, um nun seinerseits durch den kleinen Raum zu tigern. Das dauerte indes nicht lange – da sich in diesem Moment das Schloss der Tür mit einem Schnappen öffnete und der Duros von eben – zumindest glaubte Cris, dass er es war, da für ihn tatsächlich alle Duros gleich aussahen – in Begleitung eines Menschen eintrat. Wenigstens hatten sie ihre Waffen dieses Mal nicht gezogen.


„Kommen Sie mit. Und machen Sie keine Dummheiten.“

Da die Waffen der beiden Unbekannten hübsch sichtbar in Holstern hingen und in wenigen Sekunden einsatzbereit sein konnten, machte Cris sich tatsächlich keinerlei Illusionen darüber, dass „Dummheiten“ sie irgendwie weiterbringen würden. Das hier war das Terrain der Unbekannten, von denen sich vermutlich mehr als nur diese beiden im Umkreis befinden mussten. Keine guten Aussichten also.

So folgte er dem Duros fügsam und stellte erleichtert fest, dass auch Noa keine Anstalten machte, irgendetwas zu versuchen. Der Mensch ging hinter ihnen, als sie dem Korridor vor der Zelle folgten und schließlich links in ein Büro eintraten, in dem hinter einem wenig imposanten Schreibtisch ein weiterer Duros auf sie wartete. Langsam kam Cris der Verdacht, dass sie es tatsächlich mit Duro Agricultural Imports zu tun hatten – das dann allerdings eine Firma mit einer sehr aggressiven und gut ausgerüsteten Sicherheitsabteilung sein musste.


„Setzen Sie sich“, instruierte der wartende Duros Noa und ihn und deutete dabei auf die beiden Stühle.

„Danke, Zhug, Anders, das wäre alles.“

Nach einem kurzen Zögern entfernten ihre beiden Bewacher sich und Cris setzte sich, mit einer gehörigen Portion Misstrauen, auf den dargebotenen Stuhl. Die riesigen, roten Augen des Nichtmenschen musterten erst ihn und dann Noa ausgiebig.

„Also schön. Ich muss Ihnen denke ich nicht erst erzählen, dass wir hier für gewöhnlich keine… Gäste empfangen. Aber ich sehe mich gezwungen, zu honorieren, dass Sie einen meiner Männer bei sich hatten. Ich nehme an, der Twi’lek, der bei ihm war, ist tot?“

Kaum hatte Cris langsam genickt, für der Duros fort:

„Ich weiß nicht, was Sie an dem Ort gesucht haben, an dem Sie auf die beiden getroffen sind, aber ich nehme an, das Imperium ist verantwortlich für das, was danach passiert ist. Daraus schließe ich, dass Sie – wie wir – keine Freunde des Imperiums sind. Die Frage ist nur: wer sind Sie?“

Jetzt fixierte der Duros Noa.

„Warum fangen Sie nicht an?“

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Büros von Duro Agricultural Imports]- Noa, Cris, Major Gar Tacema
 
- Coruscant - Mittlere Ebenen – Bürokomplex - Hinterzimmer von Duro Agricultural Imports - provisorische Zelle – Mit Cris -

Cris Sheldon
war gar nich schlecht darin, erhitzte Gemüter zu beruhigen. Er schob Noa zu der Pritsche hinüber, auf der er selbst gesessen hatte, während sie in Richtung der für sie unsichtbaren Fremden gebrüllt hatte, und drückte sie darauf. Leicht widerwillig, aber auch nicht motiviert, gegen ihren weit und breit einzigen Verbündeten Widerstand zu leisten, setzte Noa sich hin. Genervt stieß sie die Luft aus. Sie waren hierher gekommen, weil sie ein Versteck gesucht hatten und nicht, um in einem Piratennest herum zu stochern. Sie hatte keine Ahnung, wer diese Typen waren, die sie hier fest hielten, aber Piratenabschaum traf es vermutlich am besten: Piraten, Banditen, was auch immer. Außerdem hatte sie Juckreiz unterm Fuß und das machte es auch nicht besser. Sheldon besah sich unterdessen ihre Hand – auffällig lange, wie ihr schien. Was hatte sie da, was so interessant war? Warzen? Genau in dem Moment, in dem er seine Untersuchung beendete, entschied Noa sich, ihm ihre Finger zu entziehen. Es war nichts gebrochen, diagnostizierte Dr. Neunmalklug.

“Natürlich nicht.“

Erwiderte Noa zänkig.

“Man haut mit der Hand gegen die Tür, es tut weh, aber das geht auch wieder vorbei. Problem gelöst.“

Belehrte sie ihn undankbar. Nicht, dass sie seine Sorge nicht zu schätzen wusste. Noa starrte geradeaus auf die Tür vor ihr. Okay, vielleicht wusste sie sie wirklich nicht zu schätzen, aber sie war eben auch völlig unbegründet. Er hatte doch nur wieder einen Grund gesucht, ihr seine vielfertigen Kenntnisse unter die Nase zu reiben. Captain Cris Perfect war geschult in Sachen Medizin. Hurra!

Als die Tür sich ein paar Momente später öffnete, war es Cris gewesen, der seine Kreise durch den kleinen Raum gezogen hatte. Noa war auf den Beinen, noch bevor der Duro, der sie abholte, dazu auffordern konnte, ihm zu folgen. Natürlich riet er ihnen, keine Dummheiten zu machen. Noa verzog ihr Gesicht. Wie sollten sie auch, ohne Waffen? Ihr Ziel war ein Büro in dem – Überraschung – ein weiterer Duro auf sie wartete, dabei hatte Noa eigentlich damit gerechnet, dass der Firmenname nur ein Deckmantel war. Man wies Sheldon und Noa zwei Stühle zu und sie nahmen auf den Besucherplätzen vor einem großen Schreibtisch Platz. Der Duro kam direkt zur Sache. Sheldons erste Hilfe an seinem Kollegen nahm er zur Kenntnis. Besonders dankbar wirkte er in Noas Augen jedoch nicht. Auch, dass der Twi'lek tot war, nahm er eher sachlich zur Kenntnis. Wahrscheinlich war der nur ein niederer Bandit gewesen. Einer, der auf der Leiter noch weit nach oben hätte klettern müssen, um auch nur ansatzweise wichtig zu werden. Wichtig war hingegen, zumindest für den Duro, wer Sheldon und Noa waren und was sie am Hintereingang des Honey House getrieben hatten. Genau das fragte er sie und sah Noa dabei ziemlich direkt an. Auch das noch.


“Keine Chance.“

Platzte Noa heraus, als er sie aufforderte, den Anfang zu machen. Er wollte, dass sie ihm sagte, wer sie war? Pah, den Versuch konnte er sich auf seinen haarlosen Schädel schmieren! Von ihr würde er gar nichts erfahren. Tatsächlich hatte sie gerade eine temporäre Amnesie erlitten. Was für ein Pech!

“Warum fangen Sie nicht selbst an?“

Drehte sie den Spieß stattdessen um, was vermutlich unklug, ihr in dem Moment jedoch egal war.

“Und nur für's Protokoll: wir wären dreimal so schnell vom Fleck gekommen, wenn wir ihren Freund nicht mit aufgeladen hätten.“

Noa lehnte sich zurück.

“Ja, das Imperium hatte seine dreckigen Finger im Spiel. Was wollen Sie sonst noch wissen? Mir sagt das alles, was ich wissen muss.“

Stellte sie klar und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Von ihr erfuhren die nichts, so lange sie nicht wusste, wer die waren. Gar nichts. Absolut nichts. Niente.

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[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Büros von Duro Agricultural Imports]- Noa, Cris, Major Gar Tacema

Cris warf einen vorsichtigen Blick auf Noa, deren bemerkenswertes Temperament in diesem Moment ein neues Opfer gefunden habe. Seine Wangen brannten immer noch ein wenig ob der schroffen Zurechtweisung, die sie ihm hatte zuteil werden lassen, kurz bevor sie abgeholt worden waren. Fairerweise musste er sich eingestehen, dass seine Gedanken sich zu der Zeit tatsächlich mitnichten ausschließlich um ihre kleine Verletzung gedreht hatten – aber woher hätte sie das wissen sollen? Vielleicht hatte sie es gespürt. Auf jeden Fall hatte Noa Chanelle Cortina ein Gespür dafür, ihn in seinen eigenen Augen wie ein kompletter Trottel dastehen zu lassen.

Mit einem unhörbaren Seufzer konzentrierte sich Cris wieder auf den Duros. Bei einem Menschen hätte er vermutlich beobachten können, die der Kopf bei jedem der unbedachten Worte Noas roter anlief, doch der Nichtmensch blieb von der Tirade der Widerstandskämpferin vollkommen unbeeindruckt. Cris hoffte nur, dass er sich nicht dazu entschied, ihr körperliche Gewalt anzutun – in diesem Fall würde Cris tätig werden müssen und vermutlich von Blasterschüssen durchsiebt m Boden enden.


„Sie verbessern Ihre Situation nicht unbedingt, wissen Sie?“, sagte der Duros schließlich, nachdem eine peinliche Pause entstanden war.

„Man könnte meinen, dass es Ihrem Begleiter gelungen ist, Sie zu beruhigen.“

Am liebsten hätte Cris die Hände vor dem Gesicht zusammengeschlagen. Großartig – in ihrer „Zelle“ war irgendwo eine versteckte Kamera gewesen, die die kleine Szene zwischen ihnen minutiös aufgezeichnet und übertragen hatte. Diese Erkenntnis wurde Noas Laune natürlich schlagartig verbessern – tatsächlich rechnete er sekündlich mit ihrem nächsten Ausbruch.


„Im Gegensatz zu Ihnen scheint der sich wenigstens beherrschen zu können. Vielleicht ist er auch etwas kooperativer damit, uns ein wenig Informationen zukommen zu lassen? Einen Namen zum Beispiel?“

Cris beeilte sich, es Noa gleichzutun und die Arme vor der Brust zu verschränken, wenngleich er nicht glaubte, dass es ihm gelang, so bewundernswertes, widerspenstiges Feuer in seine Augen zu bekommen wie sie es an den Tag legte. Seltsam – während seine Wertschätzung für die Widerständlerin kontinuierlich anstieg, könnte er schwören, dass bei ihr genau das Gegenteil der Fall war.


„Bedaure“, sagte er schließlich.

„Aber Sie werden verstehen, dass Vertrauen auf Coruscant seltener ist als ein sauberes Fleckchen. Sie mögen zwar Feinde des Imperiums sein, aber aus welchen Motiven und ob diese Motive mit den unseren übereinstimmen weiß ich erst, wenn Sie es mir sagen.“

Hoffentlich war Noa damit zufrieden. Er glaubte jedenfalls nicht, dass es viel half, wenn er den Duros anschrie oder sonst wie weiteres Missfallen seitens des Nichtmenschen erregte.


„Ich glaube, unsere und Ihre Motive sind identisch… Captain Sheldon.“

Jetzt zuckte Cris wirklich zusammen – nicht nur wegen der Nennung seines Namens, sondern auch, weil sie ihn nennende Stimme nicht vom Duros, sondern von hinter Noa und ihm gekommen war. Wie von der Bohrratte gebissen fuhr der ehemalige Sturmtruppler in seinem Stuhl herum – und seine Kinnlade klappte ihm herunter.

„S… Selby?“

Der ehemalige Pilot der Queen of Blades, der da hinter ihnen stand und irgendwie lautlos das Büro betreten hatte, lachte sein typisches Lachen, das Cris sofort in alte Zeiten zurückversetzte. In glücklichere Zeiten... ohne Coruscant… und mit Akemi

„Major Tacema, ich denke, das können wir tatsächlich als einen Erfolg verbuchen: das Auffinden von Captain Cris Sheldon.“

Bei Selbys Worten hatte der Duros sich halb aus seinem Stuhl erhoben und schien Cris jetzt noch intensiver zu mustern.


„Sheldon? Captain Sheldon? Sind Sie sicher, Agent Selby?“

„So sicher wie ich meine eigene Mutter erkennen würde.“

Wieder dieses auf Anhieb sympathische, fast beruhigende Lachen.

„Es ist lange her, Captain.“

„Ja…“, antwortete Cris langsam. „Ja, das ist es.“

Sein Blick orientierte sich vorsichtig in Richtung Noa. Was mochte sie davon halten, jetzt, da klar schien, dass sie die Behandlung der letzten Stunden niemand anderem zu verdanken hatten als dem Geheimdienst der Neuen Republik? Er konnte vermutlich froh sein, wenn sie überhaupt noch mit ihm redete – hoffentlich war sie nicht der Ansicht, dass er von Anfang an Bescheid gewusst hatte.


„Wie Sie sehen, Lady, sind Sie unter Freunden… das heißt, wenn Sie Captain Sheldon als Freund betrachten“, richtete Selby das Wort dann auch gleich an die Widerstandskämpferin.

„Darf ich also nach dem passenden Namen zu diesem bezaubernden Gesicht fragen?“

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Büros von Duro Agricultural Imports]- Noa, Cris, Major Gar Tacema, Agent Barad Selby
 
- Coruscant - Mittlere Ebenen - Büros von Duro Agricultural Imports - Mit Cris, Major Tacema, Selby -

Die Worte des Duros waren an Noa abgeprallt wie an beinhartem Durastahl. Es interessierte sie nicht, was er sagte, so lange es nicht in direktem Zusammenhang mit einer Entschuldigung oder einer Freilassung stand. Sie wollte raus aus diesen Büros, am besten nach Hause und sie würde den Teufel tun und ihm auch nur die winzigste Information über die Defender geben. Dass Cris Sheldon mal wieder die Vorbildfunktion schlechthin übernahm und sein beherrschtes Verhalten lobend erwähnt wurde, veranlasste Noa lediglich zu einem herabschätzigen Zucken ihrer Augenbrauen. Wer hatte anderes erwartet? Neben ihm musste doch jeder, der auch nur ein Fünkchen Eigensinnigkeit zu bieten hatte, absolut unprofessionell erscheinen. Und außerdem war ihr auch das egal. Sehr zu ihrer Genugtuung ging es Sheldon da offenbar ähnlich. Er verschränkte seine Arme vor der Brust, so wie Noa es bereits vor gemacht hatte, und weigerte sich ebenso entschieden, auch nur eine einzige wertvolle Information preis zu geben. Zufrieden begegnete Noa dem Blick des Duros. Ha, damit hatte er wohl nicht gerechnet! Cris Sheldon konnte sich zwar diplomatischer ausdrücken als Noa, aber das bedeutete nicht, dass er schneller bereit war, seine Geheimnisse auszuplaudern (abgesehen von der winzigen Tatsache, dass er Noa bereits nach fünf Minuten erzählt hatte, dass er ein ehemaliger Elitesoldat des Imperiums war... was in diesem Fall allerdings keine Rolle spielte).

Bei Noa Chanelle Cortina war es nichts Außergewöhnliches, wenn ihre Stimmung sich innerhalb kürzester Zeit änderte. Sie erlebte ein Hoch, fiel in ein Tief und kletterte nur wenig später hinauf in eine positive Stimmung. Von Natur aus launisch war ihre Umgebung ihre Stimmungsschwankungen gewohnt und zumeist rutschte Noa in eines der verschiedenen Extreme - extrem aufgebracht, extrem traurig, extrem fröhlich und manchmal auch extrem verwirrt. Letzteres war sie, als eine weitere Person das Büro hinter ihnen betrat und Sheldons Namen mit einer Selbstverständlichkeit aussprach, als hätte er erwartet ihn hier zu treffen oder als wären sie alte Freunde. Noas Blick wanderte von einem zum anderen, während sie dem Wortwechsel zwischen dem blonden Sunnyboy und dem unfreundlichen Duros - Major Tacema, wie sie nun lernte - verfolgte. Major? Mooooment. Hatte sie was verpasst?


"Ähm."

Doch Noa kam nicht dazu, etwas zu sagen. Cris Sheldon und der Neue wechselten einen langen Blick und Agent Selby - das war der Name des Blondgelockten - zeigte ein breites Grinsen. Major, Agent, Captain. In Noas Kopf griff ein Zahnrad in das andere, während sie überlegte und die verschiedenen Bilder aneinander fügte. Es war jedoch erst, als der Fremde sie direkt ansprach, dass es in ihrem Kopf "klick" machte. Unter Freunden seien sie, sagte er - unter Freunden, sofern sie ein Freund Captain Sheldons war. Dies war keine Piratenbande, in deren Arme sie gelaufen waren, realisierte Noa. Dies war der Geheimdienst der Neuen Republik. Ihr Körper entspannte sich merklich, als die Erkenntnis, mit wem sie es zu tun hatten, klarer wurde. Man würde ihr nicht innerhalb der nächsten Minuten eine Papiertüte über den Kopf stülpen und sie erschießen. Glück gehabt. Wenn man denn von Glück sprechen konnte. Bisher war die Behandlung, die man ihnen zuteil hatte werden lassen, äußerst grob gewesen und nichts, wofür Noa dankbar war. Ihr Blick traf den des fremden Agenten, der Sheldon allem Anschein nach tatsächlich von früher kannte und der nun wissen wollte, ob er nach ihrem Namen fragen durfte. Noa betrachtete ihn von oben herab - und das, obwohl sie, da sie noch immer auf dem ihr zu gewiesenen Stuhl saß, eigentlich zu ihm aufsah.

"Sie dürfen - nicht."

Antwortete sie entschieden und erhob sich, um auf einer Augenhöhe mit ihm zu sein - fast jedenfalls, da er einige wenige Zentimeter größer war als sie. Noa starrte ihn an. Seinen schmierigen Tonfall konnte er sich bei ihr sparen. Bezauberndes Gesicht? Dass sie nicht lachte! Mit solchen billigen Floskeln hatte bei ihr noch keiner punkten können. Demonstrativ sah Noa an sich herunter.

"Ich bin triefend nass."

Machte sie ihn auf ihren Zustand aufmerksam.

"Wenn Sie sich unbedingt einschmeicheln wollen, besorgen Sie mir besser eine Decke oder einen Trockner, anstatt mich mit leeren Sprüchen zu belästigen."

Noch vor zwei Minuten war sie nicht unbedingt in der Position gewesen Forderungen zu stellen - und genau genommen war sie es jetzt vermutlich auch noch nicht - dennoch hatte sich das Blatt bereits wesentlich gewendet. Was für ein Zufall, dass sie ausgerechnet in eine geheime Geheimdienstzelle des Geheimdienstes geraten waren! Wie hoch standen rein rechnerisch wohl die Chancen, dass so etwas passierte? Noa, im gedanklichen Gespräch mit sich selbst, schüttelte den Kopf. Sie hatten einen wahren Volltreffer gelandet: kein Ergebnis beim Honey House, aber dafür eine Entdeckung, die umso wichtiger für sie sein konnte.

"Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, dass wir auf der gleichen Seite stehen."

Schob sie noch hinterher, freundlicher diesmal, und warf auch dem Duros bei diesen Worten einen Blick zu.

"Aber das wird Ihnen Captain Sheldon sicher gerne bestätigen."

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[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Büros von Duro Agricultural Imports]- Noa, Cris, Major Gar Tacema, Agent Barad Selby

Cris konnte sich den Anflug eines Grinsens nicht verkneifen, als Noa auf das spielerische Hofieren Selbys genau so reagierte, wie es ihrem hitzigen Naturell entsprach und den Agenten des Geheimdienstes auf eine Art anblaffte, die einen schüchternen Menschen zum sofortigen Rückzug und einen Macho zu einer gewalttätigen Reaktion veranlasst hätte. Selby indes war keines von beiden – und sein Lächeln wurde breiter, statt in sich zusammenzusacken.

„Vorsicht, Captain, diese liebliche Rose hat ein paar Dornen.“

Freundschaftlich klopfte er Cris auf die Schulter, bevor er den Kopf vor Noa neigte.


„Ich eile, meine Liebe, ich eile.“

Und dann war er aus dem Büro verschwunden, einen immer noch schmunzelnden Cris, eine vermutlich verdatterte Noa und einen Major Tacema zurücklassend, dessen säuerliche Duros-Mimik alles bedeuten konnte.

„Ist Agent Selby immer so gewesen, Captain?“, erkundigte der Nichtmensch sich schließlich und sorgte dafür, dass Cris sich wieder zusammenriss.

„Oh ja… Sir.“ Er musste sich wohl an die Tatsache gewöhnen, dass dieser Duros von jetzt an sein unmittelbarer Vorgesetzter war – falls es ihm nicht sogar einfiel, die Abwesenheit des ehemaligen Sturmtrupplers mit Konsequenzen zu ahnden.

Tacema schien indes für den Moment seine Fingerspitzen zu betrachten, bevor er unvermittelt in die Schublade seines Schreibtisches griff und ihnen zwei Gegenstände reichte – ihre Waffen.

„Also schön, Sheldon. Wenn Sie sich für Ihre Begleiterin verbürgen, akzeptiere ich das. Ich kenne Ihren Ruf. Unkonventionell… aber nicht unerfolgreich.“

„Danke, Sir.“


Der Major winkte ab.

„Danken Sie mir noch nicht.“

Ein weiterer Gegenstand wurde über den Tisch gereicht – ein Holster, das am Oberschenkel befestigt werden konnte.

„Sie wollen die Kanone wohl kaum im Hosenbund tragen, oder?“

„Natürlich nicht, Sir.“

„Gut.“

Tacemas undurchdringliches Gesicht richtete sich wieder auf Noa.

„Dann können Sie mir doch jetzt endlich den Namen dieser jungen Dame verraten, oder?“

Sachte schüttelte Cris mit dem Kopf. Wenn er etwas über Noa gelernt hatte in der kurzen Zeit, die sie nun miteinander verbracht hatten, dann, dass sie es wirklich nicht mochte, wenn Sachen über ihren Kopf hinweg geschahen. Besonders dann nicht, wenn sie sie unmittelbar betrafen.


„Wenn sie Ihnen ihren Namen nennen will, soll sie das tun. Aber ich werde ihr diese Entscheidung nicht abnehmen.“

Rasch hob Cris eine Hand, bevor Tacema etwas sagen konnte.

„Lassen Sie es mich so formulieren, Major: es gibt Gruppen hier auf Coruscant, die mit all ihrer Kraft gegen das Imperium kämpfen. Ich kann mir vorstellen, dass viele von ihnen enttäuscht über den Mangel an Unterstützung durch die Republik sind und es sich erst genau überlegen wollen, bevor sie sich einer ihrer Institutionen zu sehr anvertrauen.“


Für einen Moment schien die Temperatur im Raum auf Eiseskälte zu sinken.


„Darüber sprechen wir noch, Captain.“

Wie immer war es Selby, der die Stimmung wieder aufhellte, als er auf diese fast als Drohung deutbare Bemerkung des Majors hin in den Raum platzte – im Arm eine große, äußerst kuschelig wirkende Decke. Und etwas, das wie ein kabelloser Fön aussah.

Übertrieben theatralisch legte der Agent Noa die Decke um die Schulter und reichte ihr dann mit einer tiefen Verbeugung das fönartige Gerät.


„Sie haben Glück, Teuerste… ich hätte erst nicht gedacht, dass ein bescheidenes Safehouse für die Bedürfnisse einer Dame ausgestattet ist.“

Der Blick des Agenten wanderte zwischen Cris und Tacema hin und her, die sich bis zu seiner Ankunft finster angestarrt hatten.

„Hab ich was verpasst?“

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Wieder einmal wurde nicht viel gesprochen. Wie konnten sie auch, wenn sie nicht mit Sicherheit ausschließen konnten, dass der Fahrer etwas mitbekam, das nicht für seine Ohren bestimmt war? Demnächst sollten sie darauf achten Robotaxen zu bekommen, aber hier und heute hatten sie nicht den Luxus gehabt auf ein entsprechendes zu warten. Es musste nur schnell gehen. Vorin wollte sich erst einmal ein wenig in den mittleren Ebenen aufhalten, um dann später mit dem zweiten Taxi steil nach unten abzutauchen. Wenn man aus dem Fenster sah, dann wirkte Coruscant ganz geschäftig, unbehelligt von den "kleinen" Geschehnissen, die ein jeder auf diesem Planeten erlebte. Nichts konnte diesem Monstrum etwas anhaben. Es walzte sich durch die Zeit und würde in seinen Grundfesten vermutlich nicht erschüttert werden können. Doch wenn man genauer hinsah und auch auf die Details achtete, zeigten sich die Schwachstellen, die Fehler, die dieses System zusammenhielten. Es herrschte Krieg. Nicht sichtbar, und möglichst verborgen vor dem normalen Bürger, aber doch eindeutig existent.

Der junge Jedi-Meister fragte sich, wie lange dieser Friede hier oben vorherrschen würde, oder ob nach genügend Ereignissen doch Veränderungen möglich waren? Das Imperium verstand sich wahrlich meisterlich darauf die Wahrheit zu verschleiern und zu verdrehen, doch am Ende mussten die Leute doch mal aufwachen und hinsehen. Man konnte schließlich nicht ewig so tun als würde einen dies alles nicht angehen oder interessieren. Doch da waren die meisten "intelligenten" Wesen gleich. Solange es sie nicht direkt betraf, hielt man sich lieber aus allem raus. Konnte er es diesen Leuten vorwerfen? Eigentlich nicht, denn Furcht und Angst waren etwas Natürliches das zum Leben gehörte. Dieser Gefühle konnte er nicht einfach hinfortzaubern. Sie konnten nur mit dem Arbeiten was sie hatten, und das waren diejenigen, die sich aus der Furcht nichts machten, oder unabhängig davon einfach genug hatten. Zudem gab es natürlich auch solche, die nichts mehr zu verlieren hatten, oder denen einfach alles egal war. Die Beweggründe waren ihm auch nicht so wichtig, die Jedi und der Widerstand konnten über jeden dankbar sein, der sie unterstützte. Die Gründe waren egal, solange diese Leute sich nicht zu Verrätern entwickelten.

War es ein solcher, der ihnen die imperialen Truppen auf den Hals gehetzt hatte? Es würde ihn schon interessieren, wie es dazu gekommen war, dass sie aufgeflogen waren. Vielleicht ließ es sich ja ermitteln. Jetzt allerdings war es erstmal wichtiger, die Padawane an einen sicheren Ort zu bringen und den neuen Unterschlupf zu beziehen. Dabei hatte die Wohn- und Wirkungsstättenbeschaffung auf seiner Liste gestanden, sobald er dazu Zeit gefunden hätte. Offensichtlich war er nicht schnell genug gewesen. Zu ihrem Glück hatten andere in der Hinsicht schon vorgesorgt, sonst hätten sie jetzt wirklich ein großes Problem gehabt. Nun hatten sie mehrere Kleine, die es auch erstmal abzuarbeiten galt. Doch eins nach dem anderen. Nachdem das Taxi seiner Meinung nach weit genug gefahren war, ließ er es stoppen und die Drei verließen den Gleiter. Vielleicht ließ sich nun ein Robotaxi auftreiben. Er hatte sie auf einem nicht ganz so belebten Boulevard aussteigen lassen und dirigierte sie erst einmal zu einer Seitengasse. Von dort ausgehend bogen sie ein paar Mal im beliebigen Rhythmus rechts und links ab, bis sie zur nächsten größen Promenade kamen. An der Straßenecke ließ er die beiden erstmal warten.


"Ich werde uns das nächste Taxi besorgen. Wartet kurz hier, es sollte nur wenige Minuten dauern." Beim Losgehen merkte er sich die Straßenecke und machte sich auf die Suche nach einem frei fahren Taxi, einem entsprechenden Stand oder einem Infoterminal, welches ihm eine passende Hotline aufzeigen konnte. Der 20-Jährige wanderte ein Stück die Meile entlang, wobei ihm bei den vielen Schaufenstern und Reklamehologrammen einfiel, dass sie bald auch noch mehrere Dinge einkaufen mussten. Aber das musste auf später verschoben werden. Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis eine der Bedinungen eingetreten war, die ihm Hilfe versprach. Mehrere Taxen parkten an einer beleuchteten Säule und warteten auf ausreichend vorhandene Kundschaft. Zielstrebig führten seine Füße ihn zu einem der Gefährte, wobei er nach einem nicht lebendigem Fahrer suchte. Leider hatte er dieses Glück nicht ... nun dann würde er eben mit dem Vorlieb nehmen, dass er bekam. Nachdem er eingestiegen war, begrüßte er erstmal den Fahrer. Was war das? Ein Togruta? Waren das nicht diese Clownköpfe?

"Guten Tag, Sie sind frei, richtig?"
"Natürlich." , kam die offensichtliche Antwort.
"Super, dann können Sie schon einmal wenden. Wir holen noch zwei weitere Fahrgäste hier in der Nähe ab, dann geht's sofort weiter." Vorin nannte die Kreuzung, bei der die beiden Padawane hoffentlich noch warteten, und lehnte sich zurück. Nach ein paar Sekunden waren sie dann auch schon an dem Aufgabelungsort und Vorin ließ den Fahrer anhalten.

Fröhlich rief er den beiden entgegen und winkte sie gleichzeitig herbei.

"Ah, da seid ihr ja schon. Super, steigt ein." Wieder einmal tat er so als würde er mit seinen Freunden irgendwohin wollen, und hätte sie nur abgeholt. Als nächstes nannte er den Zielpunkt, der laut Miley in der Nähe der Wohnungen lag, die von den Jedi gemietet worden waren.

"Sie fahren doch nach unten, oder?" Vermutlich wäre es besser gewesen, die Frage auszulassen, denn sofort sah der Fahrzeugführer die Möglichkeit noch am Preis zu schrauben.
"Na ja, also für die Gegend will ich 'nen Zwanziger extra." Vorin riss entsetzt die Augen auf, wobei der Großteil davon gespielt war.
"Zwanzig Credits. Das ist ja fast nochmal soviel wie die Fahrt selbst kostet! Sagen wir fünf würde ich nochmal springen lassen, wenn's denn sein muss." So schnell gab der Togruta natürlich nicht auf.
"Wir einigen uns auf zehn und wir sind im Geschäft." Vorin musste innerlich lachen. Wer wenig hatte, musste wirklich um jedes bisschen feilschen und kämpfen. Dennoch war es ziemlich unverschämt einfach mehr zu verlangen, nur weil man überhaupt gefragt hatte.

"Warum auf einmal zehn? Hallo? Sie können doch nicht einfach die Regeln ändern. Ich glaube ich habe mal etwas von Beförderungspflicht gehört!"
"In diesen unsicheren Zeiten ist jede Fahrt in diesen Ebenen eine Gefahr. Eigentlich müsste ich den Fahrgästen soviel Zuschlag aufbrummen, dass ich das Risiko eines Fahrzeugschadens kompensieren kann. Und insgesamt ist es in letzter Zeit immer gefährlicher geworden. Nicht Jeder fährt einfach so da runter."

Grundsätzlich hatte der Mann nicht unrecht, wobei die unteren Ebenen von Coruscant in der ganzen Galaxis als Ort bekannt waren, der mit Vorsicht zu geniessen war und eine Menge Gefahren barg.
"Fahren Sie!" , brummelte er in Richtung der Fahrerkabine. Wegen solchen Peanuts wollte er jetzt nicht streiten und einfach nur am Ziel ankommen. Dennoch und unabhängig davon dass er Jedi war, wollte er sich nicht abzocken lassen. Allerdings, wer hatte schon jemals von geizigen Jedi gehört? Im Endeffekt hätte er auch einfach einen Hunderter durch den Schlitz stecken können, aber irgendwo musste man es auch nicht übertreiben. Großzügig konnte er sich bei Trinkgeld immer noch zeigen. Wie auch immer. Sie waren nun auf der letzten Etappe und sanken Stück für Stück hinab in die unteren und dunkleren Bereiche des Planeten.

Nach gut einer halben Stunde waren sie endlich da und vom lang ersehnten Ruheort nicht mehr weit entfernt. Er gab noch einmal ein vernünftiges Trinkgeld und wartete bis das Taxi sich wieder auf den Weg gemacht hatte. Als nächstes wurde die Wegbeschreibung der Twi'lek noch einmal zu Rate gezogen, damit sie die letzten Straßenzüge zu Fuß zurücklegen konnten und sich nicht sonstwie verliefen. Obwohl sie sich wieder in den unteren Ebenen befanden, war es hier nicht ganz so schlimm, wie im anderen Sektor. Das lag wohl daran, dass hier große Wohnblocks lagen und man sich zumindest um ein Mindestmaß an Sauberkeit und Wohnlichkeit bemühte. Zwar gab es auch hier ein paar Gestalten, denen man lieber besser nicht alleine über den Weg lief, doch zu dritt waren sie sicher genug um nicht von irgendwem behelligt zu werden. Der Meister war recht zufrieden mit dem was er sah. Sie versteckten sich mitten in der Masse und vielleicht würde dieser Unterschlupf nicht so schnell auffliegen. Sie mussten sich dennoch weiterhin Mühe geben und klug handeln. Und besser früher als später nach wiederum einer dritten Alternative suchen, denn auch hier konnte ihnen ein Missgeschick passieren und ein erneuter "Umzug" nötig sein.

Bevor sie sich auf die letzte Etappe ihres Weges machen konnten, meldete sich ein heute viel genutztes Gerät in Vorins Jackentasche. Sein Com! Huh, wer konnte es diesmal sein? Wenn die Macht mit ihnen war, konnte es sich nur um Markus handeln, ansonsten wäre es vermutlich ein eher nicht so gutes Zeichen. Um dies herauszufinden sollte er erstmal nachsehen. Die Nachricht kam von einem Jonas Phoenix, kein Name der ihm irgendwie geläufig war, doch die Message war mehr als klar. Der Absender bezog sich auf Shana und Arkon und nannte auch sonst alles, was zur Situation des anderen Meisters passte. Sehr gut, damit hatten sie auch den Letzten endlich ausfindig gemacht, bzw. konnten mit Sicherheit sagen, dass er insoweit in Ordnung war noch Nachrichten schreiben zu können.


"Das letzte Mitglied unserer Gruppe ist nun auch wieder aufgetaucht. Sobald wir angekommen sind, werde ich alles vorbereiten ihn abzuholen."

Mit einer gewissen Beschwingtheit liefen sie, bzw. lief zumindest er noch gute fünfzehn Minuten, bis sie schließlich an der Hauszeile 2P-R vorbei kamen und auf den genannten Gebäudekomplex zuhielten. Der Wohnungsteil S lag ganz vorne an der Straße sodass sie gleich an der Fronttür klingeln konnten. Dann war sein Plan eigentlich gar nicht Mal so verkehrt gewesen, die anderen vorfahren zu lassen, wobei er an die Problematik des Türöffnens gar nicht gedacht hatte. Heute konnten sich einige Dinge also auch noch zum Guten wenden. Nach ein paar Sekunden, in denen Vorin schon Zweifel kamen, ob sie vielleicht doch falsch sein könnten, ertönte ein Türgeräusch und Draugir drückte die Tür auf. Ein sehr langer Gang empfing sie, der sowohl nach links als auch nach rechts führte. In der Mitte eröffnete sich die Wahl einen Turbolift zu wählen, oder durch eine Tür zu gehen, hinter der sich vermutlich das Treppenhaus verbarg. Da in der Adresse die Zahl 11 zu lesen war, entschied er sich für einen der Turbolifte. Gut eine Minute später waren sie im elften Stock und bereits auf der Suche nach Wohnungstür M. Diesmal war Atoras derjenige mit dem schnellsten Blick und klopfte an der hoffentlich richtigen Tür an. Dies hätte er vermutlich nicht gebraucht, denn einen Sekundenbruchteil später wurde ihnen die Tür bereits geöffnet. Vermutlich hatten die anderen sie von innerhalb bereits gespürt. Vorin fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, dass alle anwesend waren. Während er eintrat, lösten sich seine Gesichtszüge zu einem erleichterten Lächeln auf.

"Schön, ihr seid alle da und in Ordnung. Außerdem hat sich der letzte verlorene Sohn gemeldet." Den beiden Padawanen eine hoffnungsvolle Neuigkeit bringen zu können, war schon angenehm. Arkon und Shana hatten sich sicher schon Sorgen gemacht. Jetzt konnte diese auch endlich wieder zerstreut werden.

|| Coruscant ▫ untere Ebenen ▫ Gebäudeblock ▫ Wohnung Nr. 2S11M || ▫ Vorin ▫ Mara ▫ Sinoue ▫ Arkon ▫ Shana ▫ Miley ▫ Draugir & Atoras
 
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- Coruscant - Mittlere Ebenen - Büros von Duros Agricultural Imports - Mit Cris, Major Tacema, Selby -

Noa verdrehte die Augen. Sie hatte ja nichts gegen Komplimente, absolut nicht. Sie bedauerte sogar, dass sie viel zu selten welche bekam. Jesper machte Cloé ständig Komplimente. So war das, wenn man in einer Beziehung war – in einer gut funktionierenden Beziehung, jedenfalls. Als Single sah das ganz anders aus, zumindest bei Noa. Das kam wahrscheinlich daher, dass sie nicht wimpernklimpernd durch die Gegend rannte und Miniröcke trug, die gerade mal so breit waren wie ein Gürtel. So tickten Männer doch. Denen brauchte man nur viel nackte Haut zu zeigen und schon wurde man überschüttet mit Nettigkeiten. Und wenn eine Frau wie Noa dann doch mal ein Kompliment bekam, dann waren es meist so übertriebene Schleimereien, angefangen von einem „bezaubernden Gesicht“, das man angeblich besaß, bis hin zu einer „lieblichen Rose mit Dornen“, die man verkörperte. Wer dachte sich so einen Unsinn eigentlich aus? Noa Chanelle Cortina sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, als sie Selby hinterher sah, wie er das Büro verließ, um ihr tatsächlich eine Decke zu holen. Hmm, immerhin. Zumindest klopfte er nicht nur Sprüche, sondern tat was für sein Geld. Das war eine positive Überraschung, die sogleich von der nächsten gefolgt wurde, als Noa und Sheldon ihre Waffen zurück erhielten. Damit war ihre Vertrauenswürdigkeit wohl endgültig wieder hergestellt. Noa überprüfte die Energiezelle ihres Blasters - sie war nicht so blauäugig, sich eine nichtfunktionierende Waffe aushändigen zu lassen – und stellte fest, dass alles wie gewohnt in Ordnung war. Wunderbar. Sie steckte die Waffe gerade weg, als der Duros Sheldon nach ihrem Namen fragte. Er wandte sich nicht direkt an sie, nachdem sie ihm bereits beim ersten Mal eine Antwort verweigert hatte, sondern an seinen Mitarbeiter. Captain Cris Sheldon war wohl jetzt einer seiner Männer. Noa hielt die Luft an, ohne es zu bemerken. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sheldon gegenüber seinem neuen Vorgesetzten seine Klappe halten würde, war nicht besonders hoch – dachte Noa jedenfalls und war umso erstaunter, als er den Kopf schüttelte und Major Tacema zu verstehen gab, dass er keine Informationen preis geben konnte, die nicht die seinen preis zu geben waren. Über den abweisenden Tonfall des Duros hinweg, warf Noa Sheldon einen dankbaren Blick zu. Es hätte ihr gar nicht so sehr viel aus gemacht, hätte er ihren Namen genannt. Doch jetzt, wo er es nicht getan und den Major damit sogar scheinbar verärgert hatte, war sie froh, dass er so reagiert hatte, wie er es getan hatte. Er hatte ihr, in gewisser Weise, den Rücken frei gehalten, genau so, wie er es versprochen hatte.

Noa war nicht sicher, ob sie noch etwas sagen sollte. Jetzt, wo Sheldon für sie in die Bresche gesprungen war, würde sie dem Duros ihren Namen auf keinen Fall mehr nennen. Einen Moment überlegte sie, ob sie ihn bitten sollte, ihre eine störungsfreie Frequenz zu nennen, damit sie Pablo oder ihren Vater kontaktieren konnte, um zu fragen, wie sie sich verhalten sollte. Diesen Gedanken verwarf sie jedoch sofort wieder. Wer konnte ihr schon versichern, dass der Geheimdienst sich nicht in ihre Verbindung einhacken und ihren Gesprächspartner orten würde? Bevor sie nicht wusste, wie weit sie gehen durfte – und selbst konnte sie das nicht entscheiden – konnte sie kein Risiko eingehen, die Defender zu verraten.

Mit einer flauschigen Decke und sogar einem Fön beladen, feierte Agent Selby schließlich seine Rückkehr. Besonders bei dem Anblick des Föns merkte Noa, dass sie ihm nun – trotz aller übertriebenen Äußerungen von seiner Seite – nun doch dankbar war. Nur zu gern nahm sie die Decke entgegen und wickelte sich darin ein.


“Oh, das tut gut.“

Sagte sie, an niemand bestimmten gerichtet, nahm auch den Fön entgegen und sah den blonden Agenten dann doch direkt an.

“Tja, da muss ich mich wohl bedanken. Sie haben ja wirklich keine Mühen gescheut.“

Sie deutete fragend in Richtung der Tür.

“Wo kann ich mich kurz trocknen?“

Wollte sie wissen und bekam, von einem bisher noch namenlosen Duros, der in einer Ecke gestanden hatte, eine Tür gezeigt. Noa wechselte einen kurzen Blick mit Sheldon und verschwand dann in einem unscheinbaren Büro, wo sie sogleich den Fön einschaltete. Die heiße Luft fühlte sich wunderbar auf ihrem nassen Kopf an. Dies war also eine Zelle des republikanischen Geheimdienstes, dachte Noa und trocknete ihre Haare. Wie ging es jetzt weiter? Sie würde Pablo umgehend Bericht erstatten. Möglicherweise war Grant an einem direkten Kontakt ineressiert. Sheldon konnte als Schnittstelle fungieren. Mit den Jedi arbeiteten sie bereits zusammnen. Dies konnte ein weiterer Schritt sein, um die Republik direkt zu unterstützen. Noa föhnte ihre Haare kopfüber, bließ heiße Luft in den Ausschnitt ihres Pullovers und wartete, bis ihre Haare zum größten Teil trocken waren. Dann schlang sie sich wieder die Decke um die Schultern. Sie hätte sich auch gerne umgezogen, aber da sie keine Ersatzklamotten dabei hatte, musste es auch so gehen. Als sie wieder in Major Tacemas Büro zurück kehrte, war die Situation beinahe unverändert, nur, dass in ihrer Abwesenheit über Dinge gesprochen worden war, die sie nichts angingen. Das war offensichtlich, aber natürlich auch nachvollziehbar.

“So, ich denke, wir sollten die uns gewährte Gastfreundschaft wohl nicht länger als notwendig in Anspruch nehmen.“

Sagte Noa und suchte Sheldons Blick.

“Oder gibt es noch etwas zu besprechen?“

Fragte sie ihn. Sie hatte nicht so recht eine Ahnung, wie der Plan für ihn aussah. Bisher hatte der Geheimdienst anscheinend – das hatte der kurze Wortwechsel zwischen Tacema und Selby ergeben – eine Suchaktion für Sheldon in die Wege geleitet. Wie ging es also weiter, jetzt, da er gefunden war?

- Coruscant - Mittlere Ebenen - Büros von Duros Agricultural Imports - Mit Cris, Major Tacema, Selby -
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Büros von Duro Agricultural Imports]- Noa, Cris, Major Gar Tacema, Agent Barad Selby

Er wusste nicht, warum, aber Cris hatte das Gefühl, dass er mit seinem überraschend resoluten Verhalten Major Tacema gegenüber ein paar dringend benötigte Punkte auf seinem Konto gesammelt hatte. So deutete er jedenfalls den Gesichtsausdruck der Widerstandskämpferin, bevor sie mit der von Selby herangebrachten Decke und dem Fön das Büro des Majors verließ – ob tatsächlich nur, um sich in aller Ruhe zu trocknen, oder weil sie instinktiv spürte, dass die Geheimdienstoffiziere Interna zu besprechen hatten, blieb unklar. Tacema jedenfalls zögerte nicht lange, nachdem die Tür des Büros sich hinter Noa geschlossen hatte.

„Sie haben also Kontakt zu einer der Widerstandsgruppen aufgebaut, Captain“, sagte der Major gedehnt.

„Keine Sorge, ich werde ihnen den Namen und den Ort des Hauptquartiers nicht rauspressen. Vermutlich kennen wir ihn ohnehin schon…“

„Dann frage ich mich, warum wir nicht tätig werden… Sir. Die Position des Imperiums auf Coruscant scheint sich in letzter Zeit erheblich zu verschlechtern – und das Imperium hatte Coruscant noch nie sonderlich fest im Griff, wenn man von den oberen Hunderttausend absieht.“

Tacemas längliche Finger schienen in einer Art bizarren Tanz miteinander verstrickt, während der Nichtmensch sich augenscheinlich eine Antwort zurechtlegte.


„Ich habe meine Befehle, Sheldon. Das Direktorium – und auch der Kommandostab der Neuen Republik – setzt andere Prioritäten derzeit. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen… das lässt Ihre Freigabe nicht zu. Fakt ist, dass wir derzeit auf Coruscant dazu angehalten sind, unsere unabhängigen Zellen zu konsolidieren, damit wir bereit sind, wenn Coruscant erst ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Eine zu enge Zusammenarbeit mit den Widerstandsgruppen würde unsere Strukturen zu sehr exponieren.“

„Da draußen sterben jeden Tag Wesen im Kampf gegen das Imperium…“, erwiderte Cris leise.

„Denken Sie, das weiß ich nicht?“

Mit überraschender Heftigkeit krachte Tacemas Faust auf den Schreibtisch.


Andrews ist hier auf Coruscant verschollen, Sheldon, Vermutlich tot. Ich kann es mir beim besten Willen nicht leisten, auch noch klare Anweisungen des Direktoriums zu ignorieren.“

„Das können Sie wohl nicht.“

Langsam schüttelte Cris den Kopf. Die Unterstützung für die Widerstandsgruppen würde es also nicht geben – die zersplitterten Grüppchen würden weiter auf eigenen Faust gegen das Imperium kämpfen, mit vereinzelter Hilfe der Jedi, und dabei im Laufe der Monate vermutlich systematisch ausgedünnt, bis irgendein Bürokrat oder politischer Entscheidungsträger es für opportun erachtete, sich Coruscants anzunehmen. Cris wusste sehr wohl, dass die geostrategische Lage Coruscants mitnichten einen direkten Angriff zu diesem Zeitpunkt möglich machte – doch das Zersetzen der imperialen Herrschaft von Innen war auf wenigen anderen Planeten so effektiv möglich.

„Hören Sie, Sheldon…“, sagte Tacema, dem das eingetretene Schweigen offenbar unangenehm geworden war.

„Sie können weiterhin bei dieser spezifischen Widerstandsgruppe blieben. Ohne konkrete Befehle. Setzen Sie uns… einfach regelmäßig in Kenntnis über Dinge, die Sie für wichtig für den Geheimdienst halten. Hierauf finden Sie Wege und Protokolle, mit uns in Kontakt zu treten.“

Der Duros schob eine Datenkarte über den Schreibtisch.

„Außerdem wird Agent Selby Sie begleiten. Mir scheint, dass Sie in der Vergangenheit bereits ein gutes Team gewesen sind.“

„Wie in den alten Zeiten, Captain“, meldete Selby sich zu Wort, der dem Gespräch bis zu diesem Zeitpunkt lautlos gelauscht hatte.

Dann kehrte Noa zurück und stellte mit bemerkenswerter Auffassungsgabe fest, dass es für sie und Cris vermutlich an der Zeit war, zu verschwinden. Auf ihren fragenden Blick nickte Cris leicht.


„Alles was zu sagen war, wurde gesagt. Ich habe die Möglichkeit, den Major zu kontakieren. Alles Weitere sollten wir… mit den maßgeblichen Personen besprechen.“

Natürlich meinte er damit Noas Bruder Pablo und den Anführer der Defender – diesen General Grant – doch auch diese Namen wollte er in Gegenwart des Majors nicht offen aussprechen.

Selby kommt mit uns.“

Der erwähnte Agent lächelte Noa fröhlich an.


„Sie werden noch dahinter kommen, dass ich nicht nur zum Deckentragen tauge, Teuerste.“

„Warum machen Sie nicht einfach schon einen Gleiter klar, Selby?“, sagte Cris schnell, bevor Noa sich zu einer Antwort hinreißen lassen konnte. Mit einem wissenden Schmunzeln entfernte der Agent sich nach einer leichten Neigung seines Kopfes. Nun blieb Cris nur noch, sich von Tacema abzumelden.

„Major.“


„Viel Glück, Captain“, erwiderte der Duros.

„Und auch Ihnen“, fügte er in Noas Richtung hinzu.

Dann verließen die beiden Tacemas Büro und gingen durch den Korridor zurück in die Richtung, in der sie nach Cris’ Gedächtnis an der Garage ankommen würden. Kurz bevor sie das erste Treppenhaus erreichten, blieb Cris jedoch stehen und legte Noa eine Hand auf die Schulter.

„Alles in Ordnung?“


[Coruscant, Mittlere Ebenen, Bürokomplex, Büros von Duro Agricultural Imports, Korridor]- Noa, Cris]
 
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