§~ Coruscant ~ Untere Ebene ~vor Minas Appartment ~ mit sich selbst ~§
Tu es! Tu es! TU ES! JETZT! Nexus stand vor ihrem Apparment, aber er konnte sich nicht dazu durchringen. Du hast sie mal geliebt. Ja, aber jetzt nicht mehr. Es ist sowieso alles kaputt zwischen uns. Alles vergammelt und kaputt. Und tatsächlich hatte Nexus bei diesem Gedanken den Geruch von verdorbenem Essen in der Nase. Wieso konnte er sich nicht dazu durchringen? Warum war es so schwer, dieser Sache ein Ende zu bereiten. Es war ihm schon immer so verdammt schwer gefallen Dinge zun tun, etwas zu verändern, den ersten Schritt zu machen, etwas zu bewirken und nicht nur gewirkt zu werden. Oh ja, die Klappe hatte er immer gut aufreißen können, bei der ein oder anderen Gelegenheit, wenn mal wieder der Übermut aus ihm sprach. Reine Kompensation. Dabei hatte er sie auch kennengelernt. Oder besser gesagt sie ihn, denn er hatte schon lange vorher schmachtende Blicke nach ihr geworfen. Mina war ihr Name, und damals klang er wie "Göttin". Es war die Party eines Freundes gewesen. Den Freund kannte er heute nicht mehr, doch war er nun seit einem Jahr mit Mina liiert. Doch das war nun vorbei. Aber nur wenn er sich jetzt endlich durchringen würde diese verdammte ...
"Oh" sagte Mina, als sie sich überrascht Nexus gegenüber sah. Sie war im Begriff den Müll runter zu bringen. Nicht er hatte die Tür geöffnet, sondern sie. Der Beutel in ihrer Hand roch nach vergammeltem Essen.
"Nex, was machst du denn hier?" fragte sie, und Nexus wusste nicht, ob das erfreut oder genervt klang.
"Ich bin nur gerade hier ... ich wollte mit dir reden ..." sagte Nexus. Er fühlte wie ihm das Blut in die Ohren schoß. Seine Windungen rauchten und er fühlte sich wieder so unsicher und verletzlich wie bei ihrem Kennenlernen. Konnte er das tun, was er tun wollte, tun musste? Verdammt ja, er würde es tun. Doch noch nicht gleich.
"Ja Ok, warte hier oben, Scha... ich komme gleich wieder - bringe das hier nur schnell weg." erwiderte sie und gab ihm, kurz zögernd, einen Kuss auf die Wange. Sie hatte ihn seit über einem Monat nicht mehr geküsst. Schon garnicht auf den Mund. Wie konnten sie das noch eine Beziehung nennen?
Ohne etwas der bereits die Treppen hinunterlaufenden Mina zu erwidern, trat Nexus erstmal ein. Sie hatte ja nicht viel verändert, bemerkte er. Er glaubte sogar ein paar alte Pizzapackungen wiederzuerkennen, die schon vor Wochen da gelegen haben mussten. Nexus ging durch die kleine, unordentliche Wohnung und sein Blick blieb bei einer Fotografie hängen. Sie war in einem schäbigen Rahmen gefasst und die Scheibe hatte einen Sprung. Es zeigte ihn und Mina auf einem Jahrmarkt. Beide lachten darauf. Daneben stand ein Bild, auf dem sie sich küssten. Es war bei ihrem dreimonatigem Jubiläum. Er wandte den Blick ab und wartete darauf, dass Mina wiederkam.
Wäre ihre Beziehung weiterhin so gut verlaufen, wie in den ersten sechs Monaten, wie glücklich würden sie heute noch sein? Großer Gott, und wie er sie geliebt hatte. Aber hatte sie ihn jemals geliebt? Darauf fand er keine Antwort. Genaugenommen war sie noch kaputter als er. Das hatte er bei ihrem ersten richtigen Date nicht gewusst, aber später lernte er sie gut kennen, vielleicht besser als sie je jemand kennen gelernt hatte. Was er fand, war eine kleine dunkle Seele in ihrer hübschen Gestalt. Dennoch hatte er sich in sie verliebt und ein nicht geringer Teil in ihm, liebte sie immernoch.
Sie hatte ihm einen vielsagenden Blick zugeworfen. Er hatte sie schon auf einigen Partys gesehen, doch sie hatte ihn wohl an diesem Abend das erste Mal bemerkt. Sie war zu ihm herübergeschritten, hatte ihm ein paar süße Worte ins Ohr gehaucht und er hatte seinem Glück garnicht fassen können. Sie waren im Bett gelandet und er hatte eine der Besten seiner ohnehin wenigen sexuellen Abenteuer erlebt. Dann war es nicht bei dem einen Mal geblieben und sie verabredeten sich öfter miteinander. Aus der vermeintlich Unnahbaren war schließlich seine feste Freundin geworden. Und dann waren sie sogar zusammengezogen. Vielleicht hatte sie ihn sogar nochmehr gebraucht als er sie. Nexus hatte schnell gemerkt, dass etwas nicht mit ihr in Ordung war. Boarderlinesyndrom nannte man es. Er war zwar Rettungssanitäter, doch damit kannte er sich nicht aus. Sie hatte sich manchmal geschnitten, spät Nachts, wenn sie geglaubt hatte, er würde schlafen. Doch hatte er ihre stummen Tränen dennoch gehört. Doch letztendlich sollte es nichtmal bei den Schnitten bleiben. In den letzten Monaten hatte sich ein dunkle Wand zwischen sie geschoben. Erst hatte er keine Erklärung dafür finden können und sie war jeden Gesprächen darüber ausgewichen. Doch die Zärtlichkeiten ließen nach und er konnte sie nicht mehr so oft sehen wie früher. Sie war plötzlich dauernd unterwegs. Dann hörte er Gerüchte von Leuten, Freunden und Anderen, die sich in verborgener Häme verpflichtet fühlten ihm Sachen zu erzählen, Sachen über Mina. Das sie ihn betrogen hatte überraschte ihn nichtmal mehr, als sie sich nun schonbald ihrem Einjährigen näherten. Die ersten Wochen mit dem Wissen zogen schemenhaft an ihm vorbei und er schrieb noch schlechter als sonst. Er hatte sich nichts anmerken lassen, auch wenn es zusehens in ihm kochte. Doch kein hitziges Kochen. Ein eisiges Kochen. Schlussendlich hatte es in der Erkenntnis gemündet, die Beziehung beenden zu müssen, sonst würde er daran zerbrechen. Und deshalb war er gekommen. Und nun kam Mina auch wieder die Treppe hoch und in ihre Wohnung zurück. Sie schloss die Tür hinter sich.
Sie hat dich betrogen, sagte er sich. Tu es jetzt, du Feigling. Er rang um Worte. Sie ging an ihm vorbei und kramte irgendetwas rum. Schmale Linien aus Schorf zierten ihre Arme. Ab und zu schaute sie zu ihm rüber, genau wissend, dass er etwas sagen wollte, doch helfen würde sie ihm nicht. Ihre Augen zeigten bald mehr als nur Langeweile. Es war eher Desinteresse, mit dem sie ihren Freund ansah.
Sie hatte sich im Laufe des Jahres kaum verändert. Sie sah eigentlich noch immer so umwerfend aus wie damals. Die Haare so schwarz wie Ebenholz, die Haut so weiß wie der Schnee. Sie hatte zierliche Hände und war nicht groß gewachsen. Eine feine Ader zierte, immer gut sichtbar, ihre Schläfe und gab ihr eine lebendige und verhöngsnisvolle Ausstrahlung zugleich. Ihre Lippen trugen diesen ihm mittlerweile so zuwider gewordenen grauen Lippenstifft. Doch ihr Stil hatte immer etwas Eigenes gehabt, etwas das sie von allen anderen Frauen unterschied. Es machte sie einzigartig. An diesem Abend trug sie nur eine Unterhose und ein Unterhemd, so wie an den meisten Abenden. Gegen seinen Willen beobachtete er ihre Bewegungen, sah wie sich die kleinen Brüste durch den Stoff abzeichneten und wie ihr wohlgeformter Po die enge Hose ausfüllte. Und obwohl sie noch immer sehr attraktiv war, verspürte er kein Verlangen mehr nach ihr. Mit der Wärme und dem Vertrauen, war auch die Lust gegangen. Nexus schluckte schwer, doch sprach er endlich.
"Du ... du hast was mit deinen Haaren gemacht, hmm?" sagte er, noch immer ein Kratzen in der Stimme.
"Ja, schön, dass es dir auffällt."
"Ich fand die ... ähm die welligen Haare standen dir besser ..."
"Findest du?" fragte sie, doch klang es eher wie eine Feststellung.
"Du könntest auch mal was, an deinem Stil verändern." sagte sie.
"... wie? Was hast du gesagt?"
"Ich sagte, du könntest auch mal was an deinem Stil machen. Irgendwas verändern mein ich."
"Was meinst du?"
"Naja keine Ahnung, denk dir eben was aus, mein Gott. Dir wird schonmal was einf-"
"Das wars!" sagte er plötzlich.
"Wie "das wars!" ... was meinst du?"
"Ich meine ...", sprach Nexus nun etwas lauter, " ich meine damit, das es zwischen uns vorbei es. Das wars ..." Er lief nun Kreuz und quer durch das Zimmer, nicht im Stande an einem Fleck stehen zu bleiben. Sie bewegte sich nicht, blieb stehen wo sie war.
"Ach ja?"
"Ja, das wars."
"Meinst du? Das glaube ich nicht." sagte Mina und ihre Miene war undurchschaubar. Sie jagte Nexus eine Gänsehaut ein. Keine Regung war in ihrem Gesicht.
"Du machst nicht mit mir Schluss, das kannst du garnicht."
"Und wieso kann ich das nicht? Bin ich dein Besitz? Kannst du über mich bestimmen oder was?" rief er nun fast.
"Nein, du machst nicht mit mir Schluss ... du kleiner ******.", schrie sie ihn an. "Mit MIR machst DU nicht schluss, verstanden? Geh ins Schlafzimmer, dann besorg ichs dir mal wieder richtig, dann weißt du warum du mich nicht verlassen kannst! Ich bin das beste was dir je passiert ist! Alles klar? Du kannst mich doch garnicht verlassen! Wenn dann verlasse ich dich! Also geh jetzt und zieh dich schonmal aus."
"Nein ... seit Wochen fässt du mich nicht an und jetzt sollen wir wieder ... miteinander schlafen und - und dann ist alles gut? Ich glaube nicht!"
"Geh!" brüllte sie und zeigte auf das Schlafzimmer. In ihren Augen lag etwas Bedrohliches.
"Nein Mina!" rief Nexus und machte einen Schritt auf sie zu. Er fasste sich selbst am Kragen und zerrte daran, als wäre es ein Strick.
"Glaubst du ich bin dein Hündchen, dem du an der Leine zerren kannst und dass Männchen macht, wenn du es befiehlst? Hälst du mich für eine Marionette? Wieso konnte ich erst jetzt diesen Schritt tun? Lag es daran, dass ich einfach nur zu schwach war, oder dass du einfach zu finster und erschreckend geworden bist?"
zischte Nexus und langsam versagte ihm die Stimme.
"Ich verschwinde!" sagte er. Dann schlug sie ihm ins Gesicht. Nicht mit der flachen Hand, sondern mit der geballten Faust versetze sie ihm einen Hieb. Sie war nicht unbedingt sehr kräftig, doch es reichte aus, dass Nexus stolperte und zu Boden fiel. Er saß gegen die Spüle gelehnt auf dem Boden, hielt sich das Kinn und sah zu Mina auf, darauf gefasst, die nächsten Schläge zu empfangen. Doch Mina stand über ihm, die Arme schlaff an ihrem Körper hängend, und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ihn herunter. Ihr Gesicht war verzerrt, eine entsetzliche Fratze. Darin kämpfte die Fassungslosigkeit über den Schlag, dem sie ihm versetzt hatte, gegen die fürchterliche Wut auf Nexus. Einige Sekunden vergingen, während keiner etwas sprach. Dann stand Nexus ohne ein Wort auf und ging zur Tür.
Plötzlich fiel ihm Mina um vor die Füße und schlang die Arme um seine Hüften.
"ES TUT MIR LEID! DAS WOLLTE ICH NICHT! TUT MIR LEID! VERZEIH MIR! BITTE! BITTE! BITTE GEH NICHT! DAS WOLLT ICH NICHT!", schrie Mina. Ein Heulkrampf schüttelte sie am ganzen Körper. Sie presste ihren Kopf in seinem Schoß und die Träne tropften auf den grauen Teppich.
"Verzeih mir bitte! Bitte! Es tut mir so leid! Das wollte ich wirklich nicht, Schatz! Bitte, Nex, ich machs wieder gut! Ich schwöre dir! Ich machs wieder ungeschehen, versprochen!", sagte sie, nun mit einem verzweifelt monotonem Singsang. Sie zog das Hemd über ihren Kopf und entblößte ihren Oberkörper.
"Ich machs wieder gut! Ich machs wieder gut! Nex Schatz, ich machs wieder gut!", wiederholte sie immer wieder.
Doch Nexus wandt sich wieder ab und öffnete die Tür. Doch sie war schneller. Sie warf sich gegen die Tür, sodass sie wieder ins Schloss fiel, sprang ihn, die Arme um den Hals schlingend, an und verschränkte hinter seinem Rücken die Beine. Sie drückte ihm ihre Lippen überall aufs Gesicht und versiegelte mit ihnen seine Lippen, drückte feste, lieblose Küsse auf Nexus Mund, während dieser sich dagegen zu währen versuchte. Sie raubte ihm den Atem, doch ließ ihr Druck nicht nach. Ihr Kuss war so fordernd und grob, ja brutal, als wollte sie ihn verschlingen. Er stämmte seine Arme gegen ihren ganz und gar an ihn geklammerten Leib und versuchte sie loszuwerden, von sich wegzudrücken, sie wegzuschleudern. Als sie eine Hand aus der krampfhaften Umklammerung löste, um seine Hose zu öffnen, konnte er sie von sich reißen. Er stieß sie von sich weg und Mina landete hart auf dem Boden. Kurz starrten sich beide wieder an, die Augen weit aufgerissen, dann ergriff Nexus die Flucht. Er sprang zur Tür, riss sie auf und randte hinaus, die Treppe herunter. Er lief so schnell wie er konnte. Hinter sich hörte er Mina entsetzlich Weinen und Schreien und Wüten und Betteln. Als er einen Kilometer zwischen sich und sie gebracht hatte, weinte er den restlichen Weg zu sich nach Haus.
§~ Coruscant ~ Untere Ebene ~auf dem Weg zu seinem Appartement~ mit sich selbst ~§