[Medizinische Sektion des Geheimdienstzentrums] Sun Tsu
Langsam kam das Bewusstsein von Sun Tsu zurück, und so dauerte es auch einige Zeit, bis ihm klar wurde, dass er sich nicht im Aufwachraum befand, und sogar noch länger, bis er feststellte, dass er keinen Körper hatte.
Alles was er wahrnehmen konnte, waren verschwommene Sinneseindrücke, wie ein tiefes Brummen und irrlichternde Farben.
Was... Wo... Wie... Wo bin ich? Das ist NICHT der Ort, wo ich sein sollte!
Je mehr sein Verstand erwachte, desto intensiver wurden die Eindrücke, die ihn überfluteten. Während er wieder klar zu denken begann, wurde aus dem Brummen ein Rauschen und die Fraben tanzten immer schneller um ihn herum.
Irgendetwas scheint nicht so zu laufen, wie es sollte. Vielleicht ist es eine Fehlfunktion des Chips.
Möglicherweise ist es zu einer Störung der Datenübertragung gekommen, die dazu geführt hat, dass unkontrollierte Impulse von dem Implantat mein Nervensystem stören und den Input der Sinnesorgane überlagern, und wahrscheinlichauch noch die Leitungen zumperipheren Nervensystem.
Hm.... Das würde dann bedeuten, dass mein Bewusstsein in einer Art Scheinwelt steckt, die durch die Überlagerung ensteht. Aber wie komme ich hier raus?
Inzwischen waren die Eindrücke zu einer Kakophonie angewachsen, die schon fast schmerzhaft war.
Das ist kein gutes Zeichen! ich sollte besser schnell eine Lösung finden, bevor noch lebensnotwendige Gehirnfunkionen getsört werden.
Mal scharf nachdenken... Das Implantat sendet Impulse an mein Gehirn, was prinzipiell ganz genau das ist, was es auch tun sollte. Weiters sollte das ganze auch umgekehrt funktionieren, ich sollte ja auch Impulse an den Chip übermitteln. Wenn das auch funktioniert, habe ich noch eine Chance:
Ich kann durch gezielten Input den Chip unter Kontrolle bringen, und die Störimpulse beenden, es stellt sich nur die Frage wie.
Eigentlich war es erst für später vorgesehen, dass ich die Implantatkontrolle erlerne.
Jetzt muss ich mich als schneller Lerner erweisen oder sterben...
Obwohl ihn schmerzhafte Impulse stärker denn je durchströmten, kam es ihm fast so vor, als steckte ein Muster dahinter. Kam sein Gehirn mit der Reizüberflutung vielleicht besser zurecht und es konnte daraus Verwertbares erkennen.
Nach einiger Zeit der Orientierung, obwohl Sun Tsu nicht sagen konnte, wie schnell die Zeit wirklich verging, konnte er sogar eine Richtung ausmachen, aus der der Strom kommen zu schien.
Der mentale Platz, dem das Gehirn dem Chip zuweist? Wenn es mir gelingt, dort irgendetwas zu bewirken...
Doch wie bringe ich meinen Wahrnehmungsfokus dort hin?
Sun Tsu konzenrierte sich, so gut es bei dem Schmerzhintergrund möglich war, darauf, näher zur Quelle zu gelangen.
Und tatsächlich, langsam begann es ihm so vorzukommen, als würde er näher kommen und irgendwann wurde der imaginäre Punkt sichtbar und wuchs immer mehr.
Nach einer Zeitspanne, die ihm wie Äonen vorkam, war er schließlich an seinem Ziel angelangt: Ein konfuses Netzwerk aus leuchtenden und funkensprühenden Fäden, das kontinuierlich pulsierte.
Ja, das Ganze sieht irgenwie so aus, als würde eine Fehlfunktion vorliegen. Hoffentlich kann ich auch Einfluss darauf nehmen.
Und wieder begann er sich zu konzentrieren, diesmal auf einen der Fäden. Nach einem undefinierbar langen Moment verformte sich der Faden tatsächlich.
Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie das ganze Geflecht im Normalzustand aussehen sollte. Vielleicht ein geometrisches Muster?
Während er überlegte, was für ein Muster er probieren sollte, fiel ihm plötzlich auf, dass da noch etwas war. Mitten in dem Geflecht schien ein einzelner Punkt zu sein.
Ich denke die Fäden sollten alle auf diesen Punkt zentriert sein. Das könnte eine Verbindung zu den Sicherheitsroutinen oder zu den Signalmodulatoren darstellen. Es würde dann auch Sinn ergeben. Statt vom Modul kontrollierten Stimulus zu übermitteln, spielt die Schnittstelle zu meinem Nervensystem verrückt und gibt Zufallsimpulse ab. Wenn ich das system mental neu kalibriere, sollte das alles beheben...
Nach und nach zog Sun Tsu mit seinen Gedanken die Fäden in den leuchtenden Kern hinein. Es schien der richtige Weg zu sein, denn mit jedem verbundenen Faden wurde das schmerzhafte Rauschen weniger.
So kam Sun Tsu schließlich zum letzten Faden. Er zögerte einen Moment. Was würde dann passieren, wenn er den letzten Kontakt wiederherstellte? Doch am Ende tat er es doch.
Sofort wurde sein Bewusstsein von grellem Licht überflutet...
Im selben Moment öffnete Sun Tsu auf der medizinischen Station die Augen, die heller als jemals zuvor leuchteten...
[Medizinische Sektion des Geheimdienstzentrums] Sun Tsu